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Pflegerische Arbeit mit psychisch kranken Menschen FB 5.3 Pflege ...

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<strong>FB</strong> <strong>5.3</strong><br />

<strong><strong>Pflege</strong>rische</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>psychisch</strong><br />

<strong>kranken</strong> <strong>Menschen</strong><br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 1<br />

Lerneinheit IVa.1<br />

<strong>Pflege</strong> <strong>psychisch</strong> kranker und/<br />

oder abhängiger Patienten<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 2


28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 3<br />

Leitgedanke<br />

Wie tickt die Psychiatrie und<br />

Psychotherapie und wie können<br />

Sie <strong>psychisch</strong> kranke <strong>Menschen</strong><br />

professionell pflegen<br />

(Wie arbeiten wir ‚konkret‘<br />

stationär, teilstationär, ambulant;<br />

was sind günstige und ungünstige<br />

Verhaltensweisen, …)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 4


28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 5<br />

Schlaglichter / Fakten<br />

Epidemiologie psychiatrischer<br />

Erkrankungen (WHO 2003):<br />

• Angst- und Zwangsstörungen:<br />

400 Millionen<br />

• Depressionen: 340 Millionen<br />

• Alkoholabhängigkeit: 288<br />

Millionen<br />

• Persönlichkeitsstörungen: 250<br />

Millionen<br />

• Schizophrenie: 45 Millionen<br />

• Demenz: 29 Millionen<br />

• Suizidversuche: 20 Millionen<br />

• Suizide: 1 Million<br />

12-Monats-Prävalenzen<br />

<strong>psychisch</strong>er Störungen in<br />

Deutschland (Ausschnitt):<br />

• Psychosen (einschließlich<br />

Schizophrenie): 2,6%<br />

• Affektive Störungen: 11,9%<br />

• Angststörungen: 14,5%<br />

• Substanzstörungen: 7,2%<br />

• Somatoforme Störungen: 11%<br />

• Gesamt: 31,1% (der Patienten<br />

von Allgemeinärzten habe eine<br />

<strong>psychisch</strong>e Erkrankung)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 6


Schlaglichter / Fakten<br />

Die häufigsten psychiatrischen Erkrankungen in der Primärversorgung der<br />

Bundesrepublik Deutschland (Anteil psychiatrischer Patienten in der Praxis von<br />

Allgemeinärzten)<br />

• Depression, akut: 8,6%<br />

• generalisierte Angsterkrankung: 8,5%<br />

• Neurasthenie ‚Nervenschwäche‘: 7,5%<br />

• Alkoholabhängigkeit: 6,3%<br />

• Somatisierungsstörung: 2,1 %<br />

• Agoraphobie (Angst bzw. ein starkes Unwohlsein an bestimmten Orten, die aus diesem Grunde<br />

gemieden werden), akut:1,6%<br />

• Panikstörung: akut: 1,3%<br />

• Dysthymie, akut: 0,7%<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 7<br />

Schlaglichter / Fakten<br />

In Deutschland wurden im Jahr 2006 in der stationären<br />

Erwachsenenpsychiatrie 730.920 Fälle <strong>mit</strong> einer<br />

durchschnittlichen Verweildauer von 24,2 Tagen behandelt.<br />

In der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie waren es<br />

39.415 Fälle <strong>mit</strong> einer durchschnittlichen Verweildauer von<br />

42,5 Tagen.<br />

Hinzu kommen 91.527 Fälle der teilstationären Behandlung in den Fachabteilungen für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie, 12.037 Fälle der teilstationären Behandlung in<br />

Fachabteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie vor- und nachstationäre<br />

Behandlungen durch diese Fachabteilungen der Krankenhäuser.<br />

(Statistisches Bundesamt 2008)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 8


Schlaglichter / Fakten<br />

• Direkte Kosten <strong>psychisch</strong>er Krankheiten in<br />

Deutschland: ca. 23 Milliarden Euro (= ca. 10%<br />

aller Krankheitskosten, Platz 4)<br />

• Im Jahr 2020: Major Depression Platz 2 der<br />

Rangfolge der 15 Hauptursachen für verlorene<br />

Lebensjahre durch Behinderung oder Tod<br />

(weltweit)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 9<br />

Begriffe ‚Gesundheit‘ und ‚Psychische Störungen‘<br />

WHO: "Die Gesundheit ist der Zustand vollständigen<br />

körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht<br />

nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen."<br />

Psychische Störungen können definiert werden als Beeinträchtigungen des<br />

Erlebens und Verhaltens, die <strong>mit</strong> Belastungen und Leid verbunden sind<br />

(Saß/Wittchen/Zaudig 1996, Bastine 1998, Sauter et al. 2004, WHO 2007). Was<br />

als <strong>psychisch</strong>e Störung verstanden wird ist abhängig von soziokulturellen<br />

Normen und unterliegt der Definitionsmacht psychiatrischer Fachgremien,<br />

welche die aktuellen Klassifikationssysteme wie die ICD-10 (WHO 2007) oder das<br />

DSM- IV (Saß/Wittchen/Zaudig, 1996) auf der Basis wissenschaftlicher<br />

Erkenntnis erarbeiten.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 10


Normen<br />

Begriffe „Normal“, „Ver-rückt“ – Abgrenzung - Eigene Haltung<br />

• Statistische Norm = Maßstab sind Durchschnittswerte<br />

• Soziale Norm = Maßstab sind die geltenden gesellschaftlichen<br />

(Verhaltens-)Normen<br />

• Funktionale Norm = Maßstab ist die Funktionalität (Hoher Stellenwert!)<br />

• Subjektive Norm = Maßstab ist der individuelle Ausgangszustand (z.B. der<br />

persönliche Leidensdruck)<br />

• Ethische Norm = Maßstab ist das als allgemeingültig postulierte gute und<br />

richtige Handeln<br />

• Ideale Norm = Maßstab ist der als allgemeingültig postulierte, moralisch<br />

weltanschaulich begründete Zustand der Vollkommenheit<br />

• weitere Normen, z.B. kulturelle Norm, usw.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 11<br />

Beispiel IQ<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 12


Abweichung von der statistischen Norm<br />

• bestimmte Merkmale von Personen kann man messen (z.B. Intelligenz, Schüchternheit,<br />

Depressivität, latente u. akute Suizidalität usw.). Der Wert vieler Testverfahren, besonders<br />

IQ-Tests ist äußerst zweifelhaft, die "gemessenen" Qualitäten sind oft nicht quantifizierbar<br />

• für messbare Merkmale kann die Häufigkeitsverteilung der Merkmalsausprägungen<br />

(Intensität) in der Bevölkerung er<strong>mit</strong>telt werden<br />

• "Normal sein" in Bezug auf eine statistische Verteilung bedeutet in der Regel keine große<br />

Abweichung vom Durchschnitt haben oder Zugehörigkeit zu den <strong>mit</strong>tleren 50 % der<br />

Verteilung<br />

• Personen <strong>mit</strong> extremeren Merkmalsausprägungen wären im rein statistischen (nicht im<br />

wertenden) Sinne normabweichend<br />

• Eine rein statistische Definition für abweichendes Verhalten oder <strong>psychisch</strong>e Gestörtheit ist<br />

nicht möglich. Je nach Merkmal wird eine starke Abweichung von der Norm als erwünscht<br />

und ungestört oder als unerwünscht, hinderlich und gestört bewertet.<br />

• Eher erwünschte Normabweichungen: hohe Intelligenz, hohe sportliche Fähigkeiten,<br />

geringe Aggressivität<br />

• Als gestört geltende Normabweichungen: extrem geringe Intelligenz (geistige Behinderung:<br />

IQ < 70), extrem hohe Aggressivität<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 13<br />

Abweichung von der sozialen Norm<br />

• Abweichendes oder als gestört klassifiziertes Verhalten widerspricht in<br />

manchen Fällen sozialen bzw. kulturellen Normen. So fällt ein Mensch<br />

<strong>mit</strong> einer Manie möglicherweise dadurch auf, dass er völlig fremde<br />

<strong>Menschen</strong> ohne sozial üblichen Anlass beschenkt, umarmt und ihnen evtl.<br />

sogar sexuellen Kontakt anbietet. Auch Schizophrene können <strong>mit</strong>unter<br />

unübliches, normverletzendes Verhalten zeigen (bspw. bei schönem<br />

Hochsommerwetter <strong>mit</strong> Gummistiefeln, Plastikmantel und Regenhaube<br />

herumlaufen und zufällig vorbeikommende Passanten lautstark und<br />

eindringlich vor gefährlichen Strahlen und bösen Mächten warnen).<br />

• Aber: Kriminelle Handlungen und Prostitution verletzen ebenso soziale<br />

Normen, werden jedoch nicht ohne weiteres als <strong>psychisch</strong> gestörtes<br />

Verhalten gewertet.<br />

• Andererseits verletzt eine depressive oder hochängstliche Person in vielen<br />

Fällen keine soziale Norm und würde dennoch als erheblich gestört<br />

betrachtet werden.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 14


Persönlicher Leidensdruck<br />

• Angst-, Zwangstörungen und Depression sind wie viele andere<br />

<strong>psychisch</strong>e Störungen <strong>mit</strong> subjektivem Leid/ Qual verbunden.<br />

Persönliches Leid entsteht aber auch durch Überschuldung,<br />

Hunger oder den Tod eines Angehörigen. In diesen Fällen<br />

spräche man nicht von einer <strong>psychisch</strong>en Störung oder<br />

abnormem Verhalten.<br />

• Es gibt auch als <strong>psychisch</strong> gestört bewertete Zustände, bei<br />

denen der Betroffene weder subjektives Leid empfindet noch<br />

sich <strong>psychisch</strong> krank fühlt (manche Fälle von Manie, isolierten<br />

wahnhaften Überzeugungen und dissozialer<br />

Persönlichkeitsstörung).<br />

• Das Ausmaß an Leid ist außerdem subjektiv, kaum<br />

konsensuell definierbar.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 15<br />

Störungsbegriff<br />

Psychische Störung<br />

• klinisch bedeutsames Erlebens- und Verhaltensmuster (Schwere)<br />

• aktuelles Leiden oder Behinderung oder Beeinträchtigung der Fähigkeit,<br />

Entwicklungsaufgaben zu bewältigen oder signifikant erhöhtes Risiko für Tod,<br />

Schmerz, Siechtum oder Verlust von Freiheit<br />

Behandlungsbedürftigkeit<br />

• Krankheitswertigkeit (= deutliche Einschränkung der normalen Lebensführung,<br />

der individuellen Leistung und/oder der sozialen Aktivitäten und Beziehungen)<br />

• Vorhandensein einer Behandlungsmethode, die (wissenschaftlich belegt) eine<br />

Besserung oder Heilung wahrscheinlich macht<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 16


Psychiatrie<br />

(griechisch: psyche = Seele, iatros = Arzt, iatreía = das Heilen)<br />

ist das Gebiet der Medizin, das sich <strong>mit</strong> der Diagnostik, Therapie und Prävention der<br />

<strong>psychisch</strong>en Krankheiten befasst.<br />

Unter <strong>psychisch</strong>en Krankheiten versteht man Erkrankungen, deren Symptome und<br />

Zeichen sich im <strong>psychisch</strong>en Bereich (Bewusstsein, Orientierung, Wahrnehmung,<br />

Denken, Gedächtnis, Affektivität, Antrieb, Verhalten = <strong>psychisch</strong>e<br />

Elementarfunktionen) äußern.<br />

Es gibt <strong>psychisch</strong>e Krankheiten, welche eine diagnostizierbare körperliche Ursache<br />

haben. Ebenso gibt es <strong>psychisch</strong>e Krankheiten, deren Ursachen nur unvollständig<br />

bekannt sind. Ein Teil der <strong>psychisch</strong>en Erkrankungen und Störungen ist vorwiegend<br />

biologisch bedingt, ein anderer Teil beruht auf komplexen Wechselwirkungen zwischen<br />

biologischen und psychosozialen Faktoren. (Insgesamt: Biopsychosozialer Ansatz)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 17<br />

… und Psychotherapie<br />

„Psychotherapie ist ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess zur<br />

Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem<br />

Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für<br />

behandlungsbedürftig gehalten werden, <strong>mit</strong> psychologischen Mitteln (durch<br />

Kommunikation) meist verbal aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach<br />

Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder<br />

Strukturänderung der Persönlichkeit) <strong>mit</strong>tels lehrbarer Techniken auf der Basis einer<br />

Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens.“<br />

Hans Strotzka (Hrsg.): Psychotherapie. München 1978, 2. Auflage, S. 4<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 18


Psychotherapie (im engeren Sinn)<br />

• In Deutschland ist die Psychotherapie streng reglementiert und stark an<br />

die ärztliche Versorgung gekoppelt. Außer Ärzten dürfen – im<br />

eingeschränkten Ausmaß – nur Psychologen und Heilpraktiker<br />

psychotherapeutisch arbeiten.<br />

• In Österreich besteht keine Beschränkung auf spezifische Quellberufe,<br />

wie Arzt oder Psychologe. Es sind auch Krankenpfleger, Soziologen,<br />

Publizisten, Ehe- und Familienberater, Pädagogen, Philosophen,<br />

Theologen und Sozialarbeiter zur Ausbildung zugelassen.<br />

• Die anerkannten Verfahren in Deutschland sind im wesentlichen drei,<br />

die im Einzel- und im Gruppensetting für Erwachsene und auch für Kinder<br />

und Jugendliche angeboten werden dürfen: Tiefenpsychologisch<br />

fundierte Psychotherapie als Kurztherapie, Fokaltherapie oder<br />

dynamische Psychotherapie, Analytische Psychotherapie nach Sigmund<br />

Freud, C.G. Jung oder Alfred Adler, sowie Verhaltenstherapie <strong>mit</strong><br />

verschiedenen Schwerpunkten.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 19<br />

Historische Entwicklung der Psychiatrie<br />

• gesondertes Skript<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 20


Angebote Standardversorgungsgebiet<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 21<br />

Diagnostik: Der <strong>psychisch</strong>e Befund: Struktur und<br />

Dokumentation der speziellen Anamnese<br />

1. Bewusstsein und Orientierung<br />

2. Aufmerksamkeit und Gedächtnis<br />

3. Affektivität (einschl. Ängste und Zwänge)<br />

4. Verhalten, Antrieb, Psychomotorik<br />

5. formales Denken<br />

6. inhaltliches Denken<br />

7. Icherleben<br />

8. Wahrnehmung<br />

9. Vegetativum 1<br />

10. Selbst- und Fremdgefährdung<br />

1 Über das vegetative Nervensystem werden zur<br />

Aufrechterhaltung der inneren Homöostase die<br />

lebenswichtigen Funktionen („Vitalfunktionen“) wie<br />

Herzschlag, Atmung, Blutdruck, Verdauung und<br />

Stoffwechsel kontrolliert. Auch andere Organe oder<br />

Organsysteme werden vom vegetativen<br />

Nervensystem innerviert, so beispielsweise die<br />

Sexualorgane, endokrine und exokrine Organe wie<br />

die Schweißdrüsen, das Blutgefäßsystem (Blutdruck)<br />

oder die inneren Augenmuskeln (Pupillenreaktion).<br />

11. Besonderheiten (z.B. Minderbegabung; Sucht; auffälliges<br />

Äußeres, z.B. Kleidung)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 22


Der psychopathologische Normalbefund<br />

• Der Patient/die Patientin ist wach (hat keine Vigilanzstörungen), örtlich, zeitlich,<br />

zur Person und Situation voll orientiert (1).<br />

• Auffassung, Konzentration, Merkfähigkeit und Gedächtnis sind nicht beeinträchtigt<br />

(2).<br />

• Die Stimmungslage ist ausgeglichen, die affektive Schwingungsfähigkeit ist voll<br />

erhalten; es bestehen keine Ängste, Phobien, Zwänge (3).<br />

• Das Verhalten ist sozial und situativ adäquat, keine Beeinträchtigungen von<br />

Antrieb oder Psychomotorik (4).<br />

• Der formale Gedankengang ist geordnet (5).<br />

• Es fallen keine inhaltlichen Denkstörungen oder Störungen des Icherlebens oder<br />

der Wahrnehmung auf (6,7,8).<br />

• Es bestehen keine vegetativen Störungen oder Schmerzempfindungen (9).<br />

• Es liegen keine Hinweise auf Fremd- oder Selbstgefährdung vor (10).<br />

• Das Intelligenzniveau wird als durchschnittlich eingeschätzt ohne Hinweise auf<br />

Minderbegabung, keine Hinweise auf süchtiges Verhalten (11).<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 23<br />

Weitere Diagnostik<br />

• Umfangreiche Anamnese (ausführliche Befragung des Patienten) hinsichtlich:<br />

– Beschwerden und deren Beginn und Verlauf<br />

– psychosozialer Umstände<br />

– bekannter aktueller und früherer Krankheiten/Behandlungen<br />

– Einnahme von Medikamenten und Rausch-/Genuss<strong>mit</strong>teln<br />

– <strong>psychisch</strong>er Erkrankungen in der Familie<br />

– wenn möglich eine Fremdanamnese (Befragung von Angehörigen oder Freunden des Patienten, um Auskünfte über<br />

den Patienten, sein Verhalten oder Verhaltensänderungen zu erhalten)<br />

• Medizinisch-körperliche Untersuchung <strong>mit</strong> ausführlicher neurologischer Untersuchung<br />

– Laborbefunde (Untersuchung von Blutwerten zum Ausschluss von Stoffwechselstörungen, die <strong>psychisch</strong>e Störungen<br />

verursachen können)<br />

– Ableitung der Hirnströme (EEG)<br />

– meistens auch ein EKG<br />

– Bildgebende Untersuchungen (Computertomografie und eventuell zusätzlich MRT des Kopfes)<br />

• Zusätzlich werden manchmal herangezogen:<br />

– Labor-Screening nach Hinweisen auf Einnehme von Drogen, Medikamenten und toxischen Substanzen<br />

– Psychologische Tests<br />

– Hirnleistungstests (Gedächtnis, Denkvermögen) und Intelligenztests<br />

– Persönlichkeitstests<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 24


Kapitel V ICD 10 – Diagnosegruppen F00 – F99<br />

Psychische und Verhaltensstörungen<br />

• F00-F09 Organische, einschließlich symptomatischer <strong>psychisch</strong>er<br />

Störungen<br />

• F10-F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope<br />

Substanzen<br />

• F20-F29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen<br />

• F30-F39 Affektive Störungen<br />

• F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen<br />

• F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten <strong>mit</strong> körperlichen Störungen und<br />

Faktoren<br />

• F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen<br />

• F70-F79 Intelligenzstörung<br />

• F80-F89 Entwicklungsstörungen<br />

• F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen <strong>mit</strong> Beginn in der Kindheit<br />

und Jugend<br />

• F99-F99 Nicht näher bezeichnete <strong>psychisch</strong>e Störungen<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 25<br />

Kapitel V ICD 10 – Diagnosegruppen F00 – F99<br />

Psychische und Verhaltensstörungen<br />

• F00-F09 Organische, einschließlich symptomatischer <strong>psychisch</strong>er Störungen<br />

(z.B. Demenz bei Alzheimer-Krankheit)<br />

• F10-F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen<br />

(z.B. Alkohol, Opioide, Cannabinoide, Kokain, Tabak)<br />

• F20-F29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen (z.B. Paranoide<br />

Schizophrenie, Schizoaffektive Störungen)<br />

• F30-F39 Affektive Störungen (z.B. Manien, Bipolare affektive Störungen,<br />

Depressive Störungen)<br />

• F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (z.B. Phobien,<br />

Angststörungen, Zwangsstörungen, Akute Belastungsreaktion, Dissoziative<br />

Störungen, Somatoforme Störungen)<br />

• F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten <strong>mit</strong> körperlichen Störungen und Faktoren<br />

(z.B. Essstörungen, Nichtorganische Schlafstörungen, Sexuelle<br />

Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder<br />

Krankheit)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 26


Kapitel V ICD 10 – Diagnosegruppen F00 – F99<br />

Psychische und Verhaltensstörungen<br />

• F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (z.B.<br />

Paranoide, Schizoide, Dissoziale, Emotional instabile,<br />

Histrionische, Anankastische (zwanghafte), Ängstliche<br />

(vermeidende), Abhängige (asthenische)<br />

Persönlichkeitsstörung)<br />

• F70-F79 Intelligenzstörung (Grade Intelligenzminderung)<br />

• F80-F89 Entwicklungsstörungen (z.B. Lese- und<br />

Rechtschreibstörung, Motorische Funktionsstörungen,<br />

Asperger-Syndrom)<br />

• F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen <strong>mit</strong> Beginn in<br />

der Kindheit und Jugend (z.B. Hyperkinetische Störungen,<br />

Störung des Sozialverhaltens)<br />

• F99-F99 Nicht näher bezeichnete <strong>psychisch</strong>e Störungen<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 27<br />

Krankheitsfolgen<br />

• Aktivitäten des täglichen Lebens (ATLs)<br />

• Die Internationale Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung und<br />

Gesundheit (ICF) und der Mini-ICF-APP (Mini-<br />

ICF-Rating für Aktivitäts- und<br />

Partizipationsstörungen bei <strong>psychisch</strong>en<br />

Erkrankungen)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 28


Aktivitäten des täglichen Lebens - ATLs<br />

• Für Sicherheit sorgen<br />

• Atmen<br />

• Wach sein und schlafen<br />

• Sich waschen und kleiden<br />

• Sich bewegen<br />

• Essen und Trinken<br />

• Körpertemperatur<br />

regulieren<br />

• Ausscheiden<br />

• Kommunizieren<br />

• Sich als Mann oder Frau<br />

fühlen<br />

• Sich beschäftigen<br />

• Sinn finden<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 29<br />

Mini-ICF-APP Fähigkeitsbereiche /<br />

Rating-Dimensionen<br />

• Fähigkeit zur Anpassung an Regeln und Routinen<br />

• Fähigkeit zur Planung und Strukturierung von Aufgaben<br />

• Flexibilität und Umstellungsfähigkeit<br />

• Fachliche Kompetenz<br />

• Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit<br />

• Durchhaltefähigkeit<br />

• Selbstbehauptungsfähigkeit<br />

• Kontaktfähigkeit zu Dritten<br />

• Gruppenfähigkeit<br />

• Fähigkeit zu familiären bzw. intimen Beziehungen<br />

• Fähigkeit zu Spontan-Aktivitäten<br />

• Fähigkeit zur Selbstpflege<br />

• Verkehrsfähigkeit<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 30


Mini-ICF-APP Fähigkeitsbereiche /<br />

Ausmaß-Rating<br />

• 0: keine Beeinträchtigung<br />

– Der Proband entspricht den Normerwartungen bzgl. seiner Referenzgruppe.<br />

• 1: leichte Beeinträchtigung<br />

– Es bestehen einige leichtere Schwierigkeiten oder Probleme, die<br />

beschriebenen Fähigkeiten / Aktivitäten auszuüben. Es resultieren daraus<br />

keine wesentlichen negativen Konsequenzen.<br />

• 2: <strong>mit</strong>telgradige Beeinträchtigung<br />

– Im Vergleich zur Referenzgruppe bestehen deutliche Probleme die<br />

beschriebenen Fähigkeiten / Aktivitäten auszuüben. Dies hat negative<br />

Auswirkungen bzw. negative Konsequenzen für den Probanden oder andere.<br />

• 3: schwere Beeinträchtigung<br />

– Der Proband ist wesentlich eingeschränkt in der Ausübung der beschriebenen<br />

Fähigkeiten/Aktivitäten. Er kann Rollenerwartungen in wesentlichen Teilen<br />

nicht mehr gerecht werden. Er benötigt teilweise Unterstützung von Dritten.<br />

• 4: vollständige Beeinträchtigung<br />

– Der Proband ist nicht in der Lage die beschriebenen Fähigkeiten/Aktivitäten<br />

auszuüben. Sie müssen durch Dritte übernommen werden.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 31<br />

Leitfaden zur Qualitätsbeurteilung in Psychiatrischen<br />

Kliniken - 1996 - (Auszug)<br />

Qualitätsanforderungen (Fachlicher Konsens auf breiter Basis):<br />

• Behandlungsziele<br />

– Verminderung psychopathologischer Symptomatik<br />

– Förderung von Verantwortungsfähigkeit,<br />

Krankheitsverständnis und Compliance<br />

– Förderung der sozialen Integration<br />

• Vorrangige Absichten<br />

• Mittel/Organisation<br />

• Optimale Nutzung der Ressourcen<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 32


Leitfaden zur Qualitätsbeurteilung in Psychiatrischen<br />

Kliniken - 1996 - (Auszug)<br />

Qualitätsanforderungen (Fachlicher Konsens auf breiter Basis):<br />

• Behandlungsziele<br />

• Vorrangige Absichten<br />

• Mittel/Organisation<br />

– Orientierung der Behandlung am Individuum<br />

– Beziehungsorientierte Behandlung<br />

– Transparenz der Behandlungs- und <strong>Pflege</strong>planung und – durchführung<br />

– Mehrdimensionales Krankheitskonzept<br />

– Methodisch-wissenschaftliche Orientierung<br />

– Integration der verschiedenen Therapieverfahren und – angebote; Multiprofessionelle<br />

Behandlung<br />

– Außenorientierung: Vernetzung psychosozialer Hilfen und Ver<strong>mit</strong>tlung nichtpsychiatrischer<br />

Hilfen<br />

– Nachrangigkeit stationärer Hilfen<br />

– Angemessene Dokumentation<br />

– Reflexion<br />

• Optimale Nutzung der Ressourcen<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 33<br />

Denkmodelle Psychotherapie<br />

• Paradigma der Klassischen Psychoanalyse (Freud)<br />

– Analytische Psychologie (Jung)<br />

– Individualpsychologie (Adler)<br />

• Humanistisches Paradigma<br />

– Gesprächspsychotherapie (Rogers)<br />

– Gestalttherapie (Perls)<br />

• Kognitiv-behaviorales Paradigma<br />

– Kognitive Verhaltenstherapie (z.B. Wolpe, Bandura,<br />

Beck, Ellis u.v.a.)<br />

– Dritte Welle : z.B. DBT (Linehan), Schematherapie<br />

(Young) u.a.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 34


Medikamentöse Therapie<br />

Psychopharmaka<br />

• Neuroleptika<br />

• Antidepressiva<br />

• Hypnotika und Sedativa<br />

• Phasenprophylaktika<br />

• Psychostimulantien<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 35<br />

Psych-PV (1991): Regelaufgaben <strong>Pflege</strong>personal (Auszug)<br />

• Psychiatrische <strong>Pflege</strong> (Einzelfallbezogene Behandlung und Betreuung)<br />

– Fortwährende Betreuung und ständige Beobachtung von Kranken <strong>mit</strong> der jeweils im <strong>Pflege</strong>plan<br />

vorgesehenen Intensität; tageweise Einzelbetreuung in Krisensituationen; Krisenintervention in<br />

Gefährdungssituationen<br />

– Entlastende und orientierungsgebende Gesprächskontakte; Gespräche <strong>mit</strong> Angehörigen; Anlaufstelle für<br />

Patienten, Angehörige und andere außenstehende Personen, einschl. telefonischer Kontakte<br />

– Trainingsmaßnahmen im Rahmen des <strong>Pflege</strong>prozesses und Mithilfe bei der Bewältigung des Tagesablaufes<br />

– Mitwirkung bei Einzel- und Familientherapien<br />

– Begleitung bei Hausbesuchen, Vorstellungsterminen in sonstigen Einrichtungen und Institutionen<br />

– Maßnahmen im Zusammenhang <strong>mit</strong> Aufnahme, Verlegung und Entlassung<br />

– Mitwirkung an speziellen psychotherapeutischen Maßnahmen<br />

– Hilfe beim Umgang <strong>mit</strong> persönlichem Eigentum<br />

• Psychiatrische <strong>Pflege</strong> (Gruppenbezogene Behandlung und Betreuung)<br />

– Durchführung von Stationsversammlungen, einschließlich „Morgenrunden“<br />

– Training lebenspraktischer Fähigkeiten, Sozialtraining, Aktivitätsgruppen im Rahmen des therapeutischen<br />

Stationsmillieus; Planung, Gestaltung u. Durchführung von Aktivitäten außerhalb der Station (z.B.<br />

Spaziergänge, Ausflüge, Freizeitangebote)<br />

– Mitwirken in speziellen Therapiegruppen (z.B. Gesprächspsychotherapie, Rollenspiel, Bewegungstherapie,<br />

Beschäftigungstherapie)<br />

A1-Patient: 342 Minuten PP pro Patient und Woche = 48,9 Minuten pro 14-Stunden-Tag = 14,7<br />

Stunden PP pro 18 Pat. pro 14-Stunden-Tag; Umsetzungsgrad bundesweit: ca. 90% aktuell<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 36


OPS 2014 (Auszug)<br />

• Durchführung einer wöchentlichen multiprofessionellen<br />

Teambesprechung zur Beratung des weiteren Behandlungsverlaufs<br />

(bei Aufenthalten von mehr als 6 Tagen)<br />

• Die Behandlung erfolgt als ärztlich indizierte Diagnostik und<br />

Therapie im therapeutischen Milieu <strong>mit</strong> Bezug auf das<br />

Lebensumfeld oder im Lebensumfeld des Patienten<br />

• Die Anwendung von Therapieverfahren erfolgt in individuell auf den<br />

Patienten abgestimmten Kombinationen und Dosierungen<br />

• Als Einzeltherapie gilt eine zusammenhängende Therapie von<br />

mindestens 25 Minuten. Dies entspricht einer Therapieeinheit.<br />

Gruppentherapien dauern ebenfalls mindestens 25 Minuten.<br />

• Bei Gruppentherapien ist die Gruppengröße auf maximal 18<br />

Patienten begrenzt. Bei einer Gruppenpsychotherapie <strong>mit</strong> 13 bis 18<br />

Patienten sind 2 ärztliche oder psychologische Therapeuten<br />

erforderlich.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 37<br />

OPS 2014 (9-60, Auszug)<br />

Als angewandte Verfahren der ärztlichen und psychologischen<br />

Berufsgruppen gelten folgende Verfahren oder im Aufwand vergleichbare<br />

Verfahren:<br />

• Supportive Einzelgespräche<br />

• Einzelpsychotherapie<br />

• Gruppenpsychotherapie, Psychoedukation<br />

• Angehörigengespräche (z.B. Psychoedukation,<br />

Angehörigengruppen, Gespräche <strong>mit</strong> Betreuern)<br />

• Gespräche <strong>mit</strong> Richtern oder Behördenvertretern<br />

• Somato-psychosomatisches ärztliches Gespräch<br />

• Aufklärung, Complianceförderung und Monitoring im<br />

Rahmen der ärztlich indizierten Psychopharmakotherapie<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc.<br />

38


OPS 2014 (9-60, Auszug)<br />

Als angewandte Verfahren der Spezialtherapeuten und<br />

<strong>Pflege</strong>fachpersonen gelten folgende Verfahren oder im Aufwand<br />

vergleichbare Verfahren:<br />

• Bezugstherapeutengespräche, supportive<br />

Einzelgespräche<br />

• Behandlung und spezielle Interventionen durch<br />

<strong>Pflege</strong>fachpersonen (z.B. alltagsbezogenes Training,<br />

Aktivierungsbehandlung)<br />

• Ergotherapeutische Behandlungsverfahren<br />

• Physiotherapeutische Behandlungsverfahren<br />

• Spezielle psychosoziale Interventionen (z.B.<br />

Selbstsicherheitstraining, soziales Kompetenztraining)<br />

• Kreativtherapien (z.B. Tanztherapie, Kunsttherapie,<br />

Musiktherapie)<br />

• Gespräche <strong>mit</strong> Behördenvertretern<br />

• Angehörigengespräche, Gespräche <strong>mit</strong> Betreuern<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 39<br />

OPS 2014 (9-60, Auszug)<br />

Als angewandte Verfahren der Spezialtherapeuten und<br />

<strong>Pflege</strong>fachpersonen gelten folgende Verfahren oder im Aufwand<br />

vergleichbare Verfahren:<br />

• Physio- oder Bewegungstherapie (z.B. Sporttherapie)<br />

• Sensorisch fokussierte Therapien (z.B. Genussgruppe,<br />

Snoezelen)<br />

• Entspannungsverfahren (z.B. progressive<br />

Muskelrelaxation nach Jacobson, autogenes Training oder<br />

psychophysiologische Techniken wie Biofeedback)<br />

• Logopädie (z.B. bei Schluckstörungen)<br />

• Übende Verfahren und Hilfekoordination zur<br />

Reintegration in den individuellen psychosozialen<br />

Lebensraum<br />

• Beratung, Adhärenz-Förderung und Monitoring im<br />

Rahmen der ärztlich indizierten Psychopharmakotherapie<br />

• Psychoedukation<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 40


Aufgaben und Tätigkeiten von<br />

<strong>Pflege</strong>nden in der Psychiatrie<br />

Ergebnis: Matrix Tätigkeitskategorien (Schoppmann 2008)<br />

Milieugestaltung X X X<br />

Interdisziplinäre Zusammenarbeit X X<br />

Medizinische Betreuung X X<br />

<strong>Pflege</strong>situationen gestalten X X X<br />

Geplante <strong>Pflege</strong>interventionen X X X<br />

Zusammenarbeit <strong>mit</strong> anderen Stationen<br />

und Einrichtungen<br />

Dokumentation und Information<br />

X<br />

Das Ganze im Blick haben<br />

Lehren und Lernen X X<br />

Beziehungsgestaltung Reflexion Humor<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 41<br />

Das Ausmaß der Realitätsbezugsstörung,<br />

der Beziehungsstörung und der<br />

emotionalen Verfassung sind wesentlicher<br />

Anhalt für die Gestaltung meiner <strong>Arbeit</strong><br />

bezogen auf die Bewältigung von Krankheit<br />

und Alltag.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 42


Wochenplan einer psychiatrischen Station in Deutschland (Grundgerüst 2009), VD 23 Tage<br />

Uhrzeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

07:00 Uhr Wecken Wecken Wecken Wecken Wecken<br />

07:30 Uhr Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück<br />

08:00 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

09:00 Uhr Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde<br />

09:15 Uhr Therapien u.a. Therapien u.a. Therapien u.a. Therapien u.a. Therapien u.a.<br />

12:00 Uhr Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen<br />

12:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

14:00 Uhr Therapien u.a. Therapien u.a. Therapien u.a. Therapien u.a. Therapien u.a.<br />

18:00 Uhr Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen<br />

18:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

22:00 Uhr Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente<br />

Besuchszeiten üblicherweise nach Ende der Therapieangebote; Sa/So keine bzw. kaum Therapieangebote<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 43<br />

Wochenplan einer Patientin <strong>mit</strong> Borderline-Störung (Grundgerüst 2009)<br />

Uhrzeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

07:00 Uhr Wecken Wecken Wecken Wecken Wecken<br />

07:30 Uhr Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück<br />

08:00 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

09:00 Uhr Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde<br />

09:15 Uhr Visite Einzeltherapie Mototherapie Einzeltherapie Visite<br />

10:30 Uhr Ergotherapie Kunsttherapie Ergotherapie<br />

12:00 Uhr Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen<br />

12:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

14:00 Uhr Skillstraining Kunsttherapie Musiktherapie Mototherapie Musiktherapie<br />

15:30 Uhr Bezugspflege GSK Kochgruppe Bezugspflege Kaffeetrinken<br />

18:00 Uhr Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen<br />

18:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

22:00 Uhr Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente<br />

Besuchszeiten üblicherweise nach Ende der Therapieangebote; Sa/So keine bzw. kaum Therapieangebote<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 44


Wochenplan eines Patienten <strong>mit</strong> Schwerer depressiver Episode (Grundgerüst 2009)<br />

Uhrzeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

07:00 Uhr Wecken Wecken Wecken Wecken Wecken<br />

07:30 Uhr Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück<br />

08:00 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

09:00 Uhr Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde<br />

09:15 Uhr Visite Einzeltherapie Mototherapie Einzeltherapie Visite<br />

10:30 Uhr Ergotherapie Kunsttherapie Ergotherapie<br />

12:00 Uhr Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen<br />

12:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

14:00 Uhr Genussgruppe Kunsttherapie Musiktherapie Mototherapie Musiktherapie<br />

15:30 Uhr Bezugspflege GSK Kochgruppe Bezugspflege Kaffeetrinken<br />

18:00 Uhr Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen<br />

18:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

22:00 Uhr Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente<br />

Besuchszeiten üblicherweise nach Ende der Therapieangebote; Sa/So keine bzw. kaum Therapieangebote<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 45<br />

Wochenplan eines Patienten <strong>mit</strong> Paranoider Schizophrenie (Grundgerüst 2009)<br />

Uhrzeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

07:00 Uhr Wecken Wecken Wecken Wecken Wecken<br />

07:30 Uhr Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück<br />

08:00 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

09:00 Uhr Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde<br />

09:15 Uhr Visite Einzeltherapie Mototherapie Einzeltherapie Visite<br />

10:30 Uhr Ergotherapie Alltagstraining Ergotherapie<br />

12:00 Uhr Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen<br />

12:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

14:00 Uhr Psy.edukation Adherence-Th. Musiktherapie Mototherapie Musiktherapie<br />

15:30 Uhr Bezugspflege GSK Kochgruppe Bezugspflege Kaffeetrinken<br />

18:00 Uhr Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen<br />

18:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

22:00 Uhr Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente<br />

Besuchszeiten üblicherweise nach Ende der Therapieangebote; Sa/So keine bzw. kaum Therapieangebote<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 46


Beispiel: Wochenplan einer Patientin / eines Patienten der stationären Psychiatrie<br />

Uhrzeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

07:00 Uhr Wecken Wecken Wecken Wecken Wecken<br />

07:30 Uhr Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück<br />

08:00 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

09:00 Uhr Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde Morgenrunde<br />

09:15 Uhr Visite Mototherapie Einzelgespräch Visite<br />

10:30 Uhr Ergotherapie Alltagstraining Ergotherapie<br />

12:00 Uhr Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen<br />

12:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

14:00 Uhr Psy.edukation Kunsttherapie Musiktherapie Mototherapie Musiktherapie<br />

15:30 Uhr Bezugspflege GSK Kochgruppe Bezugspflege Kaffeetrinken<br />

18:00 Uhr Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen<br />

18:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

22:00 Uhr Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente<br />

Besuchszeiten üblicherweise nach Ende der Therapieangebote; Sa/So keine bzw. kaum Therapieangebote<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 47<br />

Wochenplan einer psychiatrischen Station in Deutschland (Grundgerüst 2020 ), VD 14 Tage <br />

Uhrzeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

07:00 Uhr Wecken Wecken Wecken Wecken Wecken<br />

07:30 Uhr Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück<br />

08:00 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

09:00 Uhr Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

12:00 Uhr Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen<br />

12:30 Uhr Medikamente/ Medikamente/ Medikamente/ Medikamente/ Medikamente/<br />

RR/P<br />

RR/P Matrix<br />

RR/P<br />

RR/P<br />

RR/P<br />

14:00 Uhr Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

18:00 Uhr Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen<br />

18:30 Uhr Medikamente/<br />

RR/P<br />

19:00 Uhr Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

Medikamente/<br />

RR/P<br />

Therapieneinh.<br />

im 25-min-Takt<br />

22:00 Uhr Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente Medikamente<br />

Besuchszeiten üblicherweise nach Ende der Therapieangebote; Therapieeinheiten auch Sa/So<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 48


„Eine Vorstellung, die das Handeln psychiatrisch<br />

Tätiger beherrscht, ist die des Systematischen. Bei<br />

der Medikamentenvergabe, der Anwendung von<br />

Psychotherapie, der Einhaltung von Stationsplänen und<br />

anderen Regeln. Das geht so weit, dass nur, wenn<br />

Systematisches vorliegt von „echt“ gesprochen<br />

wird: „echte“ Psychotherapie. Und viele, vor allem<br />

Geldgeber und andere auf Kontrolle Angewiesene,<br />

lassen sich davon blenden.“<br />

(Dörner et al. 2004)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 49<br />

Beziehungspflege<br />

„Wir beschreiben psychiatrische <strong>Pflege</strong> als<br />

Beziehungspflege. Psychische Störungen sind<br />

immer auch Beziehungsstörungen im Sinne der<br />

Störung oder Andersartigkeit der Beziehung zu<br />

sich selbst, zu anderen <strong>Menschen</strong> und/oder zur<br />

Umwelt. Psychiatrische <strong>Pflege</strong> hat so<strong>mit</strong><br />

diese Beziehungen und die Gestaltung der<br />

Umgebung, der Lebensweise und des<br />

Alltags zum Gegenstand.“<br />

(Schmidt-Rüther 1990, zitiert in: Schröck 1991)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 50


Psychiatrische <strong>Pflege</strong><br />

Die Aufgabenschwerpunkte der <strong>Pflege</strong>personen in<br />

der psychiatrischen <strong>Pflege</strong> lassen sich ganz<br />

allgemein am ehesten <strong>mit</strong> ‚Beziehungs- und<br />

Milieugestaltung’ sowie <strong>mit</strong> ‚Alltags- und<br />

Krankheitsbewältigung’ bezeichnen. Die<br />

professionellen Tätigkeiten haben sich dabei an<br />

jedem <strong>psychisch</strong> erkrankten <strong>Menschen</strong> und seinem<br />

sozialen Umfeld individuell zu orientieren.<br />

(Schädle-Deininger 2008)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 51<br />

Kernkompetenz Beziehungsarbeit<br />

Nach Kirpal (2010) wird die<br />

Herausforderung für die psychiatrische<br />

<strong>Pflege</strong> im 21. Jahrhundert sein,<br />

„ihre Kernkompetenzen, allen voran die<br />

Beziehungsarbeit, auszubauen, weiter zu<br />

entwickeln und pflegewissenschaftlich zu<br />

untermauern.“ (Kirpal 2010, p. 7)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 52


Psychotherapie<br />

„Psychotherapie ist ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess<br />

zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in<br />

einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe)<br />

für behandlungsbedürftig gehalten werden, <strong>mit</strong> psychologischen Mitteln<br />

(durch Kommunikation) meist verbal aber auch averbal, in Richtung auf ein<br />

definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel<br />

(Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit)<br />

<strong>mit</strong>tels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und<br />

pathologischen Verhaltens.“<br />

Hans Strotzka (Hrsg.): Psychotherapie. München 1978, 2. Auflage, S. 4<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 53<br />

Denkmodelle Psychotherapie<br />

• Paradigma der Klassischen Psychoanalyse (Freud)<br />

– Analytische Psychologie (Jung)<br />

– Individualpsychologie (Adler)<br />

• Humanistisches Paradigma<br />

– Gesprächspsychotherapie (Rogers)<br />

– Gestalttherapie (Perls)<br />

• Kognitiv-behaviorales Paradigma<br />

– Kognitive Verhaltenstherapie (z.B. Wolpe, Bandura, Beck,<br />

Ellis u.v.a.)<br />

– Dritte Welle : z.B. DBT (Linehan), Schematherapie (Young)<br />

u.a.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 54


Klientenzentrierte (Gesprächs-)<br />

Psychotherapie n. Rogers<br />

Psychotherapie bedeutet in der Gesprächspsychotherapie die Behandlung von<br />

Inkongruenz durch die Beziehung <strong>mit</strong> dem Therapeuten, die eine Alternative<br />

zur ursprünglichen traumatisierenden Beziehung zwischen Bindungsperson<br />

und Kind darstellt. Diese Begegnung im Sinne der Begegnung zweier Personen<br />

<strong>mit</strong> je eigenem Selbstkonzept zielt auf eine vertiefte Selbstexploration des<br />

Klienten, die ihm hilft, seine organismischen Erfahrungen zu symbolisieren,<br />

sich ihnen zu öffnen und sie neu zu ordnen und zu bewerten.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 55<br />

Klientenzentrierte (Gesprächs-)<br />

Psychotherapie n. Rogers<br />

• Therapeutisches Agens ist die Anerkennung durch den Psychotherapeuten<br />

auf der Grundlage von:<br />

– einfühlendem Verstehen in den inneren Bezugsrahmen des Klienten<br />

(einschließlich der angemessenen Verbalisierung der verstandenen<br />

Erlebnisinhalte),<br />

– unbedingter Wertschätzung: (nondirektive) Klientenzentrierung und<br />

– eigener Selbstkongruenz<br />

• als notwendige und hinreichende Bedingungen, die<br />

– durch die nondirektive Haltung des Therapeuten zu realisieren sind.<br />

• Drei weitere Bedingungen:<br />

– Es besteht ein psychologischer Kontakt zwischen Klient und Therapeut.<br />

– Eine der beiden Personen (der Klient) befindet sich in einem Zustand der<br />

Inkongruenz.<br />

– Das therapeutische Angebot der Grundhaltungen muss vom Klienten<br />

zumindest im Ansatz wahrgenommen werden können.<br />

Wenn alle Bedingungen erfüllt sind, ist psychotherapeutische Veränderung möglich.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 56


Recovery-Modell (Elemente)<br />

„Wiedergesundung“ als persönlicher Prozess; In einigen Ländern Leitvorstellung für<br />

die staatliche Gesundheitspolitik in der psychiatrischen Versorgung.<br />

• Hoffnung<br />

• Festes Fundament<br />

• Unterstützende Beziehungen<br />

• Empowerment und Beteiligung<br />

• Bewältigungsstrategien<br />

• Bewältigung von Verlust<br />

• Bedeutung<br />

siehe auch: Salutogenese „Sense of Coherence“, Resilienz<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 57<br />

Aufgaben der <strong>Pflege</strong>nden bezüglich<br />

der Psychotherapie<br />

• Motivieren der PatientInnen<br />

• in begrenztem Rahmen informierende<br />

Gespräche<br />

• Wahrnehmung der Auswirkungen<br />

• Begleitung und Unterstützung, wenn die<br />

durch die Psychotherapie ausgelösten<br />

Prozesse sehr herausfordernd sind<br />

(Wolff et al. 2011)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 58


Spezielle Aufgaben der <strong>Pflege</strong><br />

bezüglich der Psychotherapie<br />

• Umsetzung verhaltenstherapeutischer<br />

Absprachen<br />

• eigenständige Durchführung von Therapien,<br />

Therapieschritten oder Trainings<br />

• Co-TherapeutInnen-Funktion<br />

(Wolff et al. 2011)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 59<br />

Fortgeschrittene <strong>Pflege</strong>praxis<br />

Verfahren Settings Konzepte<br />

• Patientenedukation /<br />

Psychoedukation<br />

• DBT (Dialektisch-<br />

Behaviorale Therapie)<br />

• Kognitive Verhaltenstherapie<br />

• Motivational Interviewing<br />

• Adherence Therapie<br />

• Familientherapie<br />

• Ambulatorien<br />

• Gerontologie, Sucht, und<br />

andere Spezialgebiete<br />

• Spitex Psy. <strong>Pflege</strong><br />

• Liaison Dienste<br />

• Forschung<br />

• Stabstellen<br />

• Ambulante Krisen<br />

• ACT (Assertive Community<br />

Treatment = aufsuchende und<br />

nachgehende Betreuung)<br />

• Casemanagement<br />

• Familienmanagement<br />

• Illenssmanagement<br />

• Ernährungsberatung<br />

• <strong>Pflege</strong>prozess<br />

• Triage<br />

• Angehörigenarbeit<br />

• Partizpation von Betroffenen<br />

• Recovery<br />

(vgl. AFG Psychiatrische <strong>Pflege</strong>, o.J.)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 60


Fortgeschrittene <strong>Pflege</strong>praxis<br />

Verfahren Settings Psychotherapeutische Konzepte<br />

Kompetenz als Merkmal<br />

• Patientenedukation /<br />

Psychoedukation<br />

• DBT (Dialektisch-<br />

Behaviorale Therapie)<br />

• Kognitive Verhaltenstherapie<br />

• Motivational Interviewing<br />

• Adherence Therapie<br />

• Familientherapie<br />

• Ambulatorien<br />

• Casemanagement<br />

• Gerontologie, Sucht, verstanden und • Familienmanagement<br />

als<br />

andere Spezialgebiete berufliche Handlungskompetenz<br />

• Illenssmanagement<br />

• Spitex Psy. <strong>Pflege</strong><br />

• Ernährungsberatung<br />

• = Liaison Fähigkeit Dienste (des Einzelnen), • <strong>Pflege</strong>prozess fachlich, methodisch,<br />

• Forschung<br />

sozial und persönlich psychotherapeutisch<br />

• Triage<br />

• Stabstellen<br />

• Angehörigenarbeit<br />

kompetent zu handeln<br />

• Ambulante Krisen<br />

• Partizpation von Betroffenen<br />

• ACT (Assertive Community • Recovery<br />

Treatment (als notwendig = aufsuchende wird eine und spezifische Weiterbildung<br />

nachgehende Betreuung) <strong>mit</strong> Fachvertiefung erachtet)<br />

(vgl. AFG Psychiatrische <strong>Pflege</strong>, o.J.)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 61<br />

Psychotherapie<br />

„Psychotherapie ist ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess<br />

zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in<br />

einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe)<br />

für behandlungsbedürftig gehalten werden, <strong>mit</strong> psychologischen Mitteln<br />

(durch Kommunikation) meist verbal aber auch averbal, in Richtung auf ein<br />

definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel<br />

(Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit)<br />

<strong>mit</strong>tels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und<br />

pathologischen Verhaltens.“<br />

Hans Strotzka (Hrsg.): Psychotherapie. München 1978, 2. Auflage, S. 4<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 62


Die gute alte Hildegard Peplau<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 63<br />

Die gute alte Hildegard Peplau<br />

Theorie der interpersonalen Beziehung in der <strong>Pflege</strong><br />

(Innerhalb der deutschsprachigen <strong>Pflege</strong>wissenschaft wird diese Theorie<br />

auch <strong>mit</strong> dem feststehenden Ausdruck Zwischenmenschliche Beziehungen in<br />

der <strong>Pflege</strong> bezeichnet.)<br />

Vier Schlüsselkonzepte:<br />

• Das Konzept der Wechselseitigkeit<br />

• Das Konzept der Phasenbezogenheit<br />

• Die Bedürfnisse und die Stufen der Angst<br />

• Das Konzept des interpersonalen Lernens<br />

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Die gute alte Hildegard Peplau<br />

Theorie der interpersonalen Beziehung in der <strong>Pflege</strong><br />

Die Theorie setzt den konzeptuellen Bezugsrahmen für die<br />

Psychodynamische <strong>Pflege</strong>, das der Peplauschen Theorie<br />

zugeordnete <strong>Pflege</strong>modell, welches vorrangig in der psychiatrischen<br />

<strong>Pflege</strong> eingesetzt wird.<br />

Ausgangspunkt der Theorie ist die Beziehung zwischen <strong>Pflege</strong>kraft<br />

und der gepflegten Person innerhalb einer <strong>Pflege</strong>situation, welche<br />

die alltäglichen Schwierigkeiten des Lebens widerspiegelt. Der<br />

Schwerpunkt liegt dabei auf der Interaktion zwischen den Beteiligten<br />

und der Bestimmung der dieser Beziehung zugrunde liegenden<br />

Strukturen. Diese Kenntnisse sollen die <strong>Pflege</strong>kraft in die Lage<br />

versetzen, die Interaktion so zu gestalten, dass sie für <strong>Pflege</strong>nden und<br />

Gepflegten zu einer Lernerfahrung wird.<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 65<br />

Das Lernen von Beziehungen<br />

Folgende Dimensionen (acht Phasen nach Erikson) bestimmen unsere Beziehungen<br />

und entsprechende Konflikte zu anderen <strong>Menschen</strong>:<br />

• Vertrauen versus Misstrauen<br />

• Autonomie versus Abhängigkeit<br />

• Initiative versus Schuldgefühl<br />

• Aktivität versus Passivität<br />

• Identität versus Rollendiffusion<br />

• Inti<strong>mit</strong>ät versus Isolation<br />

• Altruismus versus Egoismus<br />

• Integrität versus Verzweiflung<br />

Querverweis: Bindungstheorie nach Bowlby und Ainsworth<br />

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Das Lernen von Beziehungen<br />

Diese Dimensionen, die unsere Beziehungen zu anderen bestimmen,<br />

sind letztlich Gefühle, aber auch<br />

„gleichzeitig Weisen des Erfahrens, die der Introspektion<br />

zugänglich sind, Weisen des Verhaltens, die von anderen<br />

beobachtet werden können, und unbewusst innere<br />

Zustände, die durch Tests und Analyse bestimmbar<br />

sind.“<br />

(Erikson 1979, zitiert in: Schröck 1991)<br />

Schlüsselkonzepte der psychiatrischen Intervention<br />

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Wampold-Studie 2001<br />

• „Psychotherapie ist bemerkenswert wirksam“. Alle<br />

Psychotherapieverfahren haben eine absolute Effektstärke von 0.80, d.h.<br />

etwa 75% aller Patienten profitieren nachweislich von einer<br />

Psychotherapie.<br />

• Es hat sich gezeigt, dass es hinsichtlich der Wirksamkeit der<br />

unterschiedlichen Verfahren lediglich geringe, wenn nicht gar keine<br />

Unterschiede gibt. Die geringen Unterschiede im Outcome verschiedener<br />

Psychotherapieformen widerlegen, dass spezifische Interventionen die<br />

Wirksamkeit von Psychotherapie bedingen.<br />

• Die allen untersuchten Psychotherapien gemeinsamen, d.h. die<br />

generellen Wirkfaktoren machen rund 70 Prozent der<br />

Gesamtwirksamkeit aus.<br />

– Alle diese Befunde sind so eindeutig, dass Wampold feststellt, weitere<br />

„Ergebnisstudien sind einzuschränken“und der „(Forschungs)fokus ist auf<br />

Behandlungsaspekte zu legen, die die Wirkungen genereller Faktoren<br />

erklären können“<br />

(vgl. Piegler 2005)<br />

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Wampold-Studie 2001<br />

• Die spezifischen Wirkfaktoren der verschiedenen<br />

Psychotherapieformen machen höchstens 4 bis 8 Prozent<br />

der Gesamtwirksamkeit von Psychotherapie aus.<br />

– Kein einziger spezifischer Wirkfaktor, z.B. Hypnose, Biofeedback,<br />

systematische Desensibilisierung, psychoanalytische Deutung,<br />

Sitzungsfrequenz, die Befolgung einzelner Vorschriften von<br />

Therapiemanualen, die Bewegung des Fingers beim EMDR, weitere<br />

spezifische Interventionen bei Traumatherapien etc. sind<br />

unabdingbare Voraussetzung, um eine therapeutische Wirkung zu<br />

erzielen.<br />

• Der Wirksamkeitsrest von mindestens 22 Prozent ist<br />

wahrscheinlich überwiegend durch bisher unerforschte<br />

Therapeutenvariablen und durch spezifische Eigenschaften<br />

von Patienten bedingt.<br />

(vgl. Piegler 2005)<br />

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Wampold-Studie 2001<br />

• Die Wirksamkeitsunterschiede zwischen den verschiedenen Therapieverfahren<br />

sind deutlich geringer als die zwischen verschiedenen Therapeuten innerhalb ein<br />

und desselben Therapieverfahrens.<br />

– Dieser Befund falsifiziert die Spezifitätshypothese, er bestätigt die Äquivalenzhypothese<br />

und zeigt, dass die in etwa gleich wirksamen unterschiedlichen Behandlungsverfahren<br />

ihre Wirksamkeit nicht aus ihren spezifischen Interventionsformen beziehen, sondern<br />

aus der Realisierung genereller Wirkfaktoren und schließlich zeigt er auch, dass die<br />

Bedeutung der Therapeutenpersönlichkeit die des Verfahrens bei weitem übersteigt.<br />

– Die bisherige Annahme, dass die spezifischen Interventionen des jeweiligen<br />

Behandlungsansatzes notwendig sind, um Veränderungen in Richtung Heilung beim<br />

Patienten zu bewirken, ist nicht länger haltbar! „Die Ergebnisse der Studien ...<br />

vermochten es nicht, Belege für die Wirksamkeit (spezifischer Interventionen)<br />

aufzudecken. ... Selbst die spezifischen Interventionen des bekanntesten<br />

therapeutischen Ansatzes, der kognitiv-behavioralen Therapie, sind offensichtlich nicht<br />

für den Erfolg der Behandlung verantwortlich“<br />

(vgl. Piegler 2005)<br />

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Wampold-Studie 2001<br />

(vgl. Piegler 2005)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 71<br />

Störungsbegriff<br />

Psychische Störung<br />

• klinisch bedeutsames Erlebens- und Verhaltensmuster (Schwere)<br />

• aktuelles Leiden oder Behinderung oder Beeinträchtigung der<br />

Fähigkeit, Entwicklungsaufgaben zu bewältigen oder signifikant erhöhtes<br />

Risiko für Tod, Schmerz, Siechtum oder Verlust von Freiheit<br />

Behandlungsbedürftigkeit<br />

• Krankheitswertigkeit (= deutliche Einschränkung der normalen<br />

Lebensführung, der individuellen Leistung und/oder der sozialen Aktivitäten<br />

und Beziehungen)<br />

• Vorhandensein einer Behandlungsmethode, die (wissenschaftlich<br />

belegt) eine Besserung oder Heilung wahrscheinlich macht<br />

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‚medical model‘<br />

• a) Der Patient (oder Klient) hat eine Krankheit (ein Problem, eine<br />

Beschwerde), deren Symptome als Zeichen einer zugrundeliegenden<br />

Störung gelesen und in eine diagnostische Taxonomie gruppiert werden<br />

kann;<br />

• b) die Krankheit wird durch eine psychologische Hypothese erklärt;<br />

• c) der "Mechanismus" der Veränderung oder Heilung wird dem speziellen<br />

psychotherapeutischen Ansatz zugerechnet und leitet sich aus der<br />

Hypothese ab;<br />

• d) jedem therapeutischen Ansatz eignen spezifische therapeutische<br />

Ingredienzien;<br />

• e) es gibt einen spezifischen Faktor des therapeutischen Ansatzes, der für<br />

eine spezielle Störung als wirksam identifiziert und letztlich in einer<br />

manualisierten Form beschrieben werden kann.<br />

(Wampold 2001)<br />

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‚contextual model‘<br />

• a) Psychotherapie wird als emotional hochbesetzte<br />

Beziehungsform angesehen, die eine hilfesuchende Person<br />

vertrauensvoll <strong>mit</strong> einem professionellen Therapeuten<br />

eingeht;<br />

• b) der Patient glaubt - und diese Überzeugung bzw. Hoffnung<br />

wird nicht zerstört -, dass der Therapeut tatsächlich hilfreich<br />

handelt;<br />

• c) es gibt eine Art Plan oder Schema, vielleicht sogar einen<br />

Mythos, der eine plausible Erklärung für die Probleme liefert<br />

und<br />

• d) schließlich eine Art Ritual oder Prozedur, sie zu bewältigen.<br />

(Wampold 2001)<br />

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Generelle (psychotherapeutische) Wirkfaktoren<br />

nach Rosenzweig<br />

• die Fähigkeit von Therapeuten, ihre Persönlichkeit zur Gestaltung des<br />

therapeutischen Prozesses zu nutzen,<br />

• Erschaffen und Aufrechterhalten einer emotional bedeutungsvollen und<br />

vertrauensvollen Beziehung (das „psychotherapeutische <strong>Arbeit</strong>sbündnis“),<br />

• das Bemühen des Therapeuten um bedingungslose Annahme des Patienten und<br />

lang anhaltende Empathie,<br />

• das Auflösen von Störungen in der therapeutischen Beziehung,<br />

• die Überzeugung des Therapeuten, dass seine Therapiekonzeption hilfreich ist<br />

(„die Allegianz“) und die entsprechende Erwartung des Patienten,<br />

• Formulieren konsistenter Interventionen gemäß einer Therapiekonzeption, einem<br />

Behandlungsplan bzw. -schema oder - mythos, der oder das eine plausible, wenn<br />

auch nicht notwendigerweise wahre Erklärung der Symptome des Patienten<br />

ermöglicht und aufzeigt, wie der Patient seine emotionalen Schwierigkeiten<br />

überwinden kann,<br />

• eine Vorgehensweise <strong>mit</strong> aktiver Teilnahme sowohl seitens des Patienten als auch<br />

des Therapeuten,<br />

• Bestehen eines gemeinsamen Weltbildes.<br />

Rosenzweig S (1936) Some Implicit Common Factors in Diverse Methods of Psychotherapy: At last the Dodo said,<br />

„Everybody has won and all must have prices.“ Am. J. of Orthopsychiatry, 6: 412-415; vgl. Ausführungen in Piegler 2005<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 75<br />

Unspezifische (psychotherapeutische)<br />

Wirkfaktoren<br />

• Verständnis<br />

• Respekt<br />

• Interesse<br />

• Ermutigung<br />

• Anerkennung<br />

• Vergebung<br />

• Wärme<br />

• Akzeptanz<br />

• Empathie<br />

• therapeutische<br />

Beziehung<br />

• Lösung von Problemen<br />

• Klärung<br />

(Bauer 1998, 1999)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 76


„Hilfen in der Krankheits- und Alltagsbewältigung<br />

sowie der Beziehungs- und Milieugestaltung sind in<br />

hohem Maße kontextgebunden und abhängig von der<br />

Persönlichkeit der zu <strong>Pflege</strong>nden, ihrem sozialen<br />

Umfeld und häufig auch durchführungsoffen und<br />

unspezifisch bezüglich ihrer Wirkfaktoren. Es<br />

handelt sich in der Regel um komplexe psychosoziale<br />

Interventionen, deren Ziel die Förderung der<br />

größtmöglichen Autonomie des Individuums trotz<br />

seiner Erkrankung ist.“<br />

(vgl. Schoppmann & Sch<strong>mit</strong>te 2011)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 77<br />

„Die Wirksamkeit dieser unspezifischen Faktoren<br />

bestätigt die Bedeutung der Beziehungspflege für<br />

die psychiatrische <strong>Pflege</strong>. Die Nähe dieser Faktoren<br />

zu den Caring-Dimensionen ist leicht zu erkennen.<br />

Daraus folgt, dass eine <strong>Pflege</strong>nde, die Caring als<br />

professionelle Haltung verinnerlicht hat,<br />

therapeutisch wirksam arbeitet und dadurch zur<br />

Heilung und Linderung der Gesundheitsprobleme<br />

beiträgt.“<br />

(Wolff et al. 2011)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 78


Caring-Dimensionen<br />

• Jemanden kennen<br />

• Sich einlassen<br />

• Sich sorgen um / sorgen<br />

für<br />

• Sich einfühlen<br />

• Präsent sein / da sein<br />

• Geduldig sein<br />

• Zuhören können<br />

• Bescheiden sein<br />

• Mutig sein<br />

• Vertrauen haben<br />

• Hoffnung haben<br />

• Ehrlich sein<br />

Schmidt 1994, 1996<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 79<br />

Die zwölf Schritte zum anderen<br />

• Ich muss die Begegnung wollen<br />

• Ich muss auf die Einzigartigkeit des anderen neugierig<br />

sein<br />

• Ich muss in dem allerelendsten, verzweifeltsten,<br />

kränksten, behindertsten oder bösesten <strong>Menschen</strong> den<br />

<strong>Menschen</strong> schlechthin sehen<br />

• Ich muss das von dir Gesagte respektieren<br />

• Ich muss die Wahrnehmungen anderer über dich und<br />

mich respektieren<br />

• Ich muss dich als Teil deiner materiellen und sozialen<br />

Welt sehen<br />

(Dörner 1989, zitiert in: Schröck 1991)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 80


Die zwölf Schritte zum anderen<br />

• Ich muss meine Ersatzfunktion erkennen und<br />

akzeptieren<br />

• Ich muss akzeptieren, dass du etwas anderes<br />

willst als ich und darf nicht der Faszination der<br />

Symptome erliegen<br />

• Ich sage nicht, ich verstehe dich<br />

• Ich will dich nicht ändern<br />

• Ich will nicht über deine Krankheit, sondern <strong>mit</strong><br />

dir sprechen<br />

• Ich will (darf) dich nicht nackt ausfragen<br />

(Dörner 1989, zitiert in: Schröck 1991)<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 81<br />

Die Qualität einer komplexen Behandlung von<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>psychisch</strong>en Erkrankungen ist direkt<br />

abhängig von der Anzahl und Qualifikation des<br />

therapeutischen und pflegerischen Personals. Dies ist<br />

der wesentliche „Wirkfaktor“ einer auf<br />

Beziehungskonstanz und Gespräche ausgerichteten<br />

Psychiatrie und Psychosomatik.<br />

DGPPN 2011<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 82


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

www.sch<strong>mit</strong>te.de<br />

Detaillierte Literaturangaben beim Verfasser!<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 83<br />

28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 84


28.11.2013 Holger Sch<strong>mit</strong>te, M.Sc. 85

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