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DR. WINCENTY RACZKOWSKI Das östliche Hinterpommern und ...

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<strong>DR</strong>. <strong>WINCENTY</strong> <strong>RACZKOWSKI</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung nach 1945<br />

Tymień/ Timmenhagen 1999<br />

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Vorwort<br />

Die vorliegende Abhandlung ist Teil eines größeren Vorhabens, das die Wirtschaftsgeschichte<br />

des <strong>östliche</strong>n <strong>Hinterpommern</strong>s von der Urzeit bis in die Gegenwart behandeln wird. Um eine<br />

aktuelle Informationslńcke zu schließen, entschloß ich mich, den Text über die wirtschaftliche<br />

Entwicklung im <strong>östliche</strong>n <strong>Hinterpommern</strong> nach 1945 als ersten Teil dieses Vorhabens zu<br />

vollenden. Ein Auszug aus diesem Teil wurde im Sammelband „ Pommern zwischen Zäsur<br />

<strong>und</strong> Kontinuität“ von B. Becker <strong>und</strong> K.T. Inachin im T. Helms Verlag, Schwerin, 1999,<br />

veröffentlicht. Dies war mir nur möglich durch fre<strong>und</strong>liche Hilfe der Ernst Moritz Arndt<br />

Universität in Greifswald, insbesondere seitens Prof. Dr. Werner Buchholz vom Historischem<br />

Institut, dem mein besonderer Dank gilt.<br />

Dr. Wincenty Raczkowski<br />

Tymień/ Timmenhagen im Juli 1999<br />

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Vorwort<br />

I. Einführung.<br />

Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung nach 1945<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

II. Ausgewählte äußerliche Einflüsse auf die Wirtschaft Ostpommerns<br />

II.1. Die Zugehörigkeit Ostpommerns zu polnischenVerwaltungseinheiten,<br />

II.2. Die Wirtschaftssysteme der Nachkriegszeit in Polen <strong>und</strong> ihr Einfluß auf die<br />

Wirtschaft Ostpommerns,<br />

III. Ostpommern in den ersten Nachkriegsjahren (1945-1949)<br />

III.0 Einführung,<br />

III.1. Die Bestandaufnahme,<br />

III.2. Die Verhinderung weiterer Verluste,<br />

III.3. Die Wiederaufnahme des Wirtschaftslebens.<br />

IV. Entwicklungsprobleme der Landwirtschaft Ostpommerns<br />

IV.1. Probleme der Neubesiedlung in den Landgemeinden,<br />

IV.2. Die Neuordnung der Landwirtschaft,<br />

IV.3. Der Übergang zur Marktwirtschaft <strong>und</strong> seine Konsequenzen für die<br />

Landwirtschaft.<br />

V. Die Forstwirtschaft<br />

VI. Die Fischerei.<br />

VII. Der Industrialisierungsprozeß in Ostpommern (1950-1975)<br />

VIII. <strong>Das</strong> Handwerk<br />

IX. <strong>Das</strong> Bauwesen<br />

X. Veränderungen im Verkehrswesen Ostpommerns<br />

XI. Probleme der städtischen Entwicklung Ostpommerns<br />

XII. Zusammenfassung<br />

XIII. Beilage<br />

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I. Einführung<br />

Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

Jede Abhandlung bedingt ihre räumliche, zeitliche <strong>und</strong> thematische Begrenzung.<br />

In diesem Falle bezieht sich die<br />

- räumliche auf den <strong>östliche</strong>n Teil von <strong>Hinterpommern</strong>,<br />

- die thematische auf die wirtschaftliche Entwicklung in dieser Region <strong>und</strong><br />

- die zeitliche auf den Zeitraum von März 1945 bis in die Gegenwart.<br />

Außerdem sollte ihre Zielstellung klar umrissen werden.<br />

I.1. Der Begriff "<strong>östliche</strong>r Teil von <strong>Hinterpommern</strong>"<br />

Gegenstand der Abhandlung ist ein Teil jener Kulturlandschaft, die, zwischen Rügen<br />

<strong>und</strong> Leba gelegen, als Pommern bezeichnet wird. Die Oder teilt dieses Gebiet in Vor-<br />

<strong>und</strong> <strong>Hinterpommern</strong>. [1] <strong>Hinterpommern</strong> teilte sich vor 1945 verwaltungsgemäß in die<br />

Regierungsbezirke Stettin <strong>und</strong> Köslin auf. Diese Abhandlung bezieht sich auf das Gebiet<br />

des ehemaligen Regierungsbezirkes Köslin in seinen Grenzen nach dem Stande Oktober<br />

1938 <strong>und</strong> bemüht sich, die wirtschaftliche Entwicklung auf diesem Gebiete nach 1945<br />

darzustellen.<br />

Um jedoch die Umschreibung "<strong>östliche</strong>r Teil von <strong>Hinterpommern</strong>" im Text zu<br />

vermeiden, wurde als gewisser Arbeitsbegriff die Formulierung "Ostpommern"<br />

angewandt, unter der stets das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Köslin<br />

verstanden werden sollte. Die Bezeichnung "Ostpommern" wird hier nicht in jenem geo-<br />

politischem Sinne gebraucht wie sie zur NS-Zeit angewandt wurde sondern in<br />

demselben Sinne wie sie von M. Wehrmann angewendet wurde, der <strong>Hinterpommern</strong> in<br />

Mittel- <strong>und</strong> Ostpommern (östlich der Persante) aufgeteilt sah. [5]<br />

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Warum habe ich Ostpommern zum Gegenstand dieser Abhandlung gemacht, <strong>und</strong> nicht<br />

<strong>Hinterpommern</strong>? Weil <strong>Hinterpommern</strong> u.a. die Stadt Stettin <strong>und</strong> ihren Einzugsbereich<br />

umfaßt. In der bisherigen wirtschaftlichen Entwicklung Pommerns besaß Stettin immer<br />

eine außergewöhnliche Bedeutung <strong>und</strong> vereinigte auf sich den Großteil des<br />

wirtschaftlichen Potentials Pommerns überhaupt. Die Problematik Stettins würde in<br />

einer Abhandlung über <strong>Hinterpommern</strong> absoluten Vorrang haben. Aber in einiger<br />

Entfernung von Stettin nehmen seine "Anzugskräfte" ab, <strong>und</strong> es verbleibt die<br />

wirtschaftliche Eigenständigkeit jener, peripheren gegenüber Stettin, Gebiete, die sich in<br />

ihrer, überwiegend agrarischen Struktur widerspiegelt <strong>und</strong> die ich als Ostpommern<br />

bezeichne. Ostpommern entwickelt sich wirtschaftlich seit Jahrh<strong>und</strong>erten im "Schatten"<br />

dreier Agglomerationen, nämlich Stettin, Danzig <strong>und</strong> Posen.<br />

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Es ist wie ein "Fluch" für Ostpommern, daß es gegen die Anziehungskraft jener<br />

natürlichen Ballungsgebiete nie aufkam, nicht aufkommt <strong>und</strong> wahrscheinlich nie<br />

aufkommen wird. Und darum habe ich als Gegenstand meiner Untersuchungen<br />

Ostpommern gewählt: die Region , die mit sich selber fertig werden muß.<br />

Seit Ostpommern 1945 in das polnische Staatsgebiet übernommen <strong>und</strong> in seine<br />

Verwaltungsgebiete eingegliedert wurde, heißt Pommern - Pomorze, <strong>Hinterpommern</strong> -<br />

Pomorze Zachodnie <strong>und</strong> Ostpommern - Pomorze Srodkowe.<br />

Nach 1945 wurden die ehemaligen deutschen Gebiete, die an Polen fielen, in<br />

Wojewodschaften aufgeteilt. Die ehemaligen Kreise Ostpommerns wurden zwar<br />

einbehalten, wechselten jedoch, des öfteren ihre Zugehörigkeit zu verschiedenen<br />

Wojewodschaften.<br />

Alle Ortsnamen <strong>und</strong> geografischen Bezeichnungen wurden 1945 ins polnische geändert:<br />

[2]<br />

- manchmal wurde die deutsche Bezeichnung wörtlich ins Polnische übernommen wie<br />

z.B. Kujan-Kujan, Bonin-Bonin, Rega-Rega,<br />

- öfters wurden phonetisch beinahe identische Bezeichnungen eingeführt wie z.B.<br />

Bütow-Bytów, Zetthun-Cetuü, Zanow-Sianów,<br />

- seltener waren Namensänderungen, die phonetisch anders klangen, aber den Sinn der<br />

Bezeichnung wiedergaben wie z.B. Neustettin-Szczecinek, Bauernhufen-Chłopy,<br />

- wo es nur irgend Ansätze dafür gab, kehrte man zu den historisch belegten<br />

polnischen Ortsnamen zurück, wie z.B. Człuchów-Schlochau-Człuchów, Bobolice-<br />

Bublitz-Bobolice, Kołobrzeg-Kolberg-Kołobrzeg.<br />

Im Text werden alle Orts- <strong>und</strong> geographischen Bezeichnungen, soweit sie eine deutsche<br />

Bezeichnung hatten, in der deutschen Sprache angeführt. [3] Im Anhang befindet sich<br />

eine Aufstellung dieser Bezeichnungen in deutsch <strong>und</strong> polnisch.<br />

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I.2. Der Begriff der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

Als wirtschaftliche Entwicklung im Sinne dieser Abhandlung versteht man den<br />

zeitlichen Ablauf von menschlichen Aktivitäten, deren Ziel es ist, materielle Werte <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen herzustellen. Die Ergebnisse dieser Aktivitäten sind mit dem Brutto<br />

Inland Produkt gleichzusetzen. Daraus ergibt sich der Umfang jener<br />

Wirtschaftsbereiche, die mit dem Begriff der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

zusammenhängen:<br />

- die Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,<br />

- die Industrie <strong>und</strong> das Handwerk,<br />

- das Fischereiwesen,<br />

- das Transportwesen,<br />

- das Bauwesen,<br />

- die technischen, städtischen Infrastrukturen (z.B. Wasser- <strong>und</strong> Gasversorgung,<br />

Abwasser- <strong>und</strong> Abfallentsorgung).<br />

In diesem Sinne muß auch die wirtschaftliche Entwicklung eines Gebietes nicht immer,<br />

<strong>und</strong> nicht ausschließlich, als eine positive Bewegung vestanden werden. Der zeitliche<br />

Verlauf kann durchaus fortschrittliche, stagnierende <strong>und</strong> rückgängige Aspekte<br />

aufweisen. Die wirtschaftliche Entwicklung ist im allgemeinen keine aufwärtsgerichtete<br />

Gerade, sondern eher das Abbild einer Fiebertabelle.<br />

I.3. Der Begriff der zeitlichen Begrenzung<br />

Wirtschaftliche Aktivitäten in einer begrenzten Region erfolgen im Zeitablauf. Der<br />

Zeitraum März 1945 - 1995 wurde aus folgenden Erwägungen gewählt:<br />

1) die Festlegung des Beginns des ausgewählten Zeitraums auf März 1945 erfolgte auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Tatsache, daß ab diesem Datum Ostpommern formell in das polnische<br />

Staatsgebiet einbezogen wurde. [4]<br />

2) der ausgewählte Zeitraum endet mit dem Jahre 1995, weil damit 50 Jahre nach<br />

Kriegsende vergangen sind.<br />

3) maßgebende Veränderungen in Wirtschaftsbereichen lassen sich erst in längeren<br />

Zeiträumen feststellen <strong>und</strong> belegen. Aus dieser Sicht ist der Zeitraum von 50 Jahren eher<br />

ein Minimum an Zeitablauf.<br />

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I.4. Zielsetzung<br />

Diese Abhandlung ist ein Versuch der Darstellung der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

Ostpommerns als Teil des polnischen Staates nach 1945 bis in die Gegenwart.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung Ostpommerns vor 1945 , <strong>und</strong> besonders vor 1939, ist<br />

bisher in der deutschsprachigen Fachliteratur vielseitig analysiert <strong>und</strong> beschrieben<br />

worden. Der Zeitraum nach 1945 ist jedoch in der Fachliteratur in nur sehr begrenztem<br />

Ausmaße der wirtschaftlichen Entwicklung Pommerns gewidmet, wobei<br />

ostpommersche Probleme nur in Bruchstücken Darstellung fanden, <strong>und</strong> das aus<br />

folgenden Gründen:<br />

– zum ersten ist es die sprachliche Barriere die den Zugang zu polnischen Quellen <strong>und</strong><br />

ihre Verwertung erschwert,<br />

– zweitens betreffen statistische Angaben überwiegend <strong>Hinterpommern</strong> als solches <strong>und</strong><br />

erlauben selten den Einblick in kleinere Verwaltungseinheiten (Wojewodschaften,<br />

Kreise),<br />

– drittens war in der ehemaligen D<strong>DR</strong> eine wissenschaftliche Beschäftigung schon<br />

allein mit dem Begriff "Pommern" verpönt,<br />

– <strong>und</strong> letztens war auch vor der Wende in Deutschland selbst das Interesse nach dem<br />

"verlorenem" Pommern ziemlich gering.<br />

Erst als nach der Wende, in immer größerem Umfange, ehemalige vertriebene<br />

Pommern Heimatbesuche machten <strong>und</strong> sich bei dieser Gelegenheit persönlich davon<br />

überzeugen konnten, daß Pommern beileib nach 1945 nicht "abgebrannt" war, wuchs<br />

das Interesse nicht nur für die nachkriegliche Vergangenheit, sondern auch für die<br />

potentiellen Entwicklungsmöglichkeiten nicht nur Pommerns überhaupt, sondern auch<br />

insbesondere Ostpommerns.<br />

Was soll diese Arbeit sein? Ein Handbuch über die wirtschaftliche Entwicklung<br />

Ostpommerns, das außer den wichtigsten Kennziffern, auch die Hintergründe dafür<br />

angibt, warum sie sich so, <strong>und</strong> nicht anders, gestaltete. Es soll :<br />

- weder eine Geschichte Ostpommerns über die letzten 50 Jahren sein,<br />

- noch ein Adressenbuch, in dem alle Unternehmen zu finden sind, die nach<br />

Kriegsende in Ostpommern bestanden,<br />

- aber auch keine Heimatchronik.<br />

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Vielleicht könnte sie Wege weisen, die wirtschaftliche Entwicklung anderer, ehemals<br />

deutscher Gebiete Polens nach dem Kriege darzustellen.<br />

Ziel der Abhandlung ist es allen an Ostpommern Interessierten, Vertriebenen <strong>und</strong> ihren<br />

Nachkommen, Mitgliedern der Landsmanschaft Pommern <strong>und</strong> vor allem<br />

Geschäftsleuten, die sich in Ostpommern wirtschaftlich betätigen wollen, einen Einblick<br />

zu gewähren, was in den letzten 50 Jahren dort geschah <strong>und</strong> aus welchen Gründen. Da<br />

es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Polen (mit Pommern <strong>und</strong> Ostpommern) zur<br />

Europäischen Gemeinschaft gehören wird, wäre es gut zu wissen, was auf uns zukommt.<br />

Diese Abhandlung vesteht sich auch als Beitrag zur gegenseitigen besseren<br />

Verständigung zwischen den ehemaligen <strong>und</strong> heutigen Bewohnern Ostpommerns <strong>und</strong><br />

bemüht sich, eine Informationslücke auszufüllen.<br />

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[1] Fenske, H.: Die Verwaltung Pommerns 1815 -1945, Veröffentlichungen der<br />

Historischen Kommission für Pommern, Reihe V: Forschungen zur pommerschen<br />

Geschichte, Band 26, Böhlau Verlag, Köln 1993.<br />

[2] Mazurkiewicz,M.: Zmiany w nazewnictwie miejscowości Pomorza Zachodniego po<br />

1945 r. (cz.II, woj. koszalińskie) wraz z indeksem nazw przejściowych dla całego<br />

Pomorza Zachodniego, Stettin 1972 (Veränderungen in der Bennennung<br />

Hinterpommerscher Orte nach 1945 (Teil II, Wojewodschaft Köslin) mitsamt dem Index<br />

von zeitweiligen Namen fńr ganz <strong>Hinterpommern</strong>).<br />

[3] gemäß Information des "Sekretariates der Ständigen Konferenz der Kultusminister<br />

der Länder der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland" Aktenzeichen IV B - 1221-53 vom<br />

26.6.1992.<br />

[4] Uchwała Rady Ministrów z dnia 14 marca 1945 r. (Beschluß des polnischen<br />

Ministerates vom 14.März 1945).<br />

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[5] Wehrmann,M., Geschichte von Pommern, Wńrzburg 1919, Reprint 1982.<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

II. Ausgewählte äußerliche Einflüsse auf die Wirtschaft Ostpommerns<br />

Die Wirtschaft einer Region im Rahmen des gesamten Staatsgebietes entwickelt sich unter dem<br />

Einfluß äußerlicher <strong>und</strong> innerlicher Entscheidungen. Zu den äußerlichen Entscheidungen, die Einfluß<br />

auf die wirtschaftliche Entwicklung Ostpommerns nach dem Kriege im Rahmen des polnischen<br />

Staatsgebietes hatten, gehören u.a.:<br />

− die wechselnde Zugehörigkeit zu den größeren Verwaltungseinheiten,<br />

− die verschiedenen Wirtschaftssysteme, unter denen die wirtschaftliche Entwicklung erfolgte.<br />

Diese äußerlichen, also von der Wirtschaft vor Ort unabhängigen Entscheidungen hatten sowohl<br />

negative wie auch positive Einflüsse. Im folgenden sollen diese äußerlichen Einflüsse näher<br />

besprochen werden.<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

II. Ausgewählte äußerliche Einflüsse auf die Wirtschaft Ostpommerns<br />

II.1. Die Zugehörigkeit Ostpommerns zu polnischen Verwaltungseinheiten<br />

Der Kampf um Ostpommern begann Anfang Januar 1945 mit der Einnahme Flatows <strong>und</strong> endete am<br />

18. März mit dem Fall von Kolberg. [1]<br />

Am 14. März 1945 wurden die ehemaligen deutschen Ostgebiete durch Beschluß des polnischen<br />

Ministerrates in das polnische Verwaltungswesen eingegliedert. <strong>Hinterpommern</strong> bildete den III. Okręg<br />

Pomorze Zachodnie (III. Bezirk <strong>Hinterpommern</strong>) der sich in obwody aufteilte. Im Gegensatz zu den ,<br />

in Polen üblichen, Bezeichnungen für Kreise (powiat) wurde hier die Bezeichnung "obwód" etwa<br />

"Distrikt" angewandt <strong>und</strong> statt der Bezeichnung "województwo" benutzte man den Begriff "okręg",<br />

also Bezirk. Diese Abweichungen sollten die anderen Kompetenzen von Kreis- <strong>und</strong> Bezirksvorsteher,<br />

als allgemein in Polen üblich, unterstreichen. [2] Danach wurden am 17. März die polnischen<br />

Truppeneinheiten angewiesen, provisorische Verwaltungseinheiten hinter der Frontlinie zu bilden. [3]<br />

Zu jener Zeit gehörten alle Kreise Ostpommerns zum III. Verwaltungsbezirk "Okręg III Pomorze<br />

Zachodnie", der das ehemalige <strong>Hinterpommern</strong> im Ganzen umfaßte. [4]<br />

Von der Zentralverwaltung wurden sog. Einsatzgruppen in die neuen Gebiete entsandt, die die<br />

eigentlichen Verwaltungsbehörden schaffen sollten.<br />

Die erste solcher Gruppen reiste am 18.4.45 nach Ostpommern an, <strong>und</strong> bis zum 9.5.45 waren in allen<br />

ehemaligen Kreisen Ostpommerns solche Gruppen tätig. [5] Als vorläufige Vertreter der polnischen<br />

Verwaltung sollten sie kontinuierlich Orte <strong>und</strong> wirtschaftliche Unternehmen von den jeweiligen<br />

sowjetischen Ortskommandanten übernehmen <strong>und</strong> durch Polen verwalten lassen. Die Übergabe der<br />

einzelnen Ortschaften durch die sowjetischen Besatzungstruppen an Vertreter der polnischen<br />

Verwaltung zog sich jedoch in die Länge, <strong>und</strong> bis Juli 1945 wurden nur 40 Orte von über 300<br />

übernommen. [1]<br />

Am 7. Juli 1945 wurde Ostpommern durch Anordnung des Regierungsbeauftragten für den Bezirk<br />

Pomorze Zachodnie in neue Verwaltungsgebiete eingeteilt: [5]<br />

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− die Kreise Bütow, Rummelsburg, Schlawe <strong>und</strong> Stolp fielen zum Bezirk Danzig,<br />

− die Kreise Flatow <strong>und</strong> Schlochau wurden zur Wojewodschaft Pomorze mit Sitz in Bromberg<br />

überwiesen,<br />

– alle anderen Kreise verblieben im Bezirk Pomorze Zachodnie, der seien Sitz nacheinander in<br />

Schneidemühl, Stargard, Köslin (vom 25.5.45 bis 17.2.46) <strong>und</strong> endlich in Stettin hatte.<br />

Am 29. Mai 1946 wurde die Województwo Szczecin einberufen <strong>und</strong> von da an wurden die Begriffe<br />

"Okręg" <strong>und</strong> "obwód" nicht mehr angewendet. So wie in ganz Polen war nun wieder die Rede von<br />

Województwo <strong>und</strong> powiat. Ganz Ostpommern wurde einheitlich (mit Lauenburg, Bütow, Stolp,<br />

Rummelsburg, Schlochau <strong>und</strong> Flatow) der Wojewodschaft Stettin zugeordnet. [6].<br />

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Im Juni 1950 wurde im Rahmen einer Verwaltungsreform in ganz Polen die selbständige<br />

Wojewodschaft Köslin einberufen. [7],<br />

Zu jener Zeit war der Gebietsumfang der einzelnen Kreise weitgehend identisch wie zur Vorkriegszeit.<br />

/Tab. 1/ Die einzige Änderung bestand darin, daß der ehemalige Stadtkreis Kolberg <strong>und</strong> Landkreis<br />

Kolberg/Körlin in einen einheitlichen Landkreis Kolberg zusammengelegt wurden. Am 1.10.1954<br />

wurde aus Gebietsteilen der bisherigen Kreise Belgard <strong>und</strong> Kolberg der neue Kreis Schievelbein<br />

einberufen. [8] Bis 1954 bestanden in den einzelnen Kreisen 121 Gemeinden, die nun in 282 kleinere<br />

Verwaltungseinheiten, gromady = Dorfgemeinschaften, aufgeteilt wurden. Da diese<br />

Verwaltungseinheiten wirtschaftlich viel zu schwach waren, um gemeinsame Lokalprobleme zu lösen,<br />

wurde ihre Anzahl kontinuierlich zwischen 1955 bis 1958 auf letztlich 120 begrenzt. [4]<br />

Am 1.1.1973 wurden im Rahmen einer weiteren Verwaltungsreform [9] die bisherigen 120<br />

Dorfgemeinschaften durch 89 Gemeinden ersetzt, was mit etlichen Veränderungen verb<strong>und</strong>en war, die<br />

den Gebietsumfang der einzelnen Kreise (außer den mit der Erstellung des Kreises Schievelbein<br />

verb<strong>und</strong>enen) betrafen: /Tab. 4/<br />

− um mehr als 100 km2 vergrößerten sich die Kreise Bütow, Köslin Land, Rummelsburg, Dramburg<br />

<strong>und</strong> Flatow,<br />

− um mehr als 100 km2 verkleinerten sich die Kreise Schlawe, Stolp Land, Schlochau <strong>und</strong> Deutsch-<br />

Krone.<br />

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<strong>Das</strong> Gebiet der Wojewodschaft Köslin wurde im Rahmen einer weiterenVerwaltungsreform im Juni<br />

1975 unter drei Wojewodschaften aufgeteilt: [10],<br />

− es enstand die selbständige Wojewodschaft Stolp mit den Kreisen Bütow, Schlochau, Rummelsburg,<br />

Lauenburg, Schlawe <strong>und</strong> Stolp,<br />

− die bisherige Wojewodschaft Köslin behielt die Kreise Belgard, Schievelbein, Dramburg, Kolberg,<br />

Neustettin <strong>und</strong> Köslin,<br />

− die Kreise Deutsch-Krone <strong>und</strong> Flatow wurden der neuen Wojewodschaft Schneidemühl zugeteilt.<br />

Zum gleichen Zeitpunkt wurden die bisherigen Kreise als Verwaltungseinheiten abgeschafft. Als<br />

niedrigste Verwaltungseinheit blieben die Gemeinden bestehen.<br />

Bei der Neueinteilung wurden: gravierende Fehler begangen so verblieb beispielsweise Rügenwalde in<br />

der Woj. Köslin, während Schlawe der Woj. Stolp zugeordnet wurde.<br />

Jedoch nicht alle Verwaltungsaufgaben ließen sich auf Gemeinde- oder Wojewodschaftbasis lösen.<br />

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<strong>Das</strong> zeigte sich besonders im Gerichts- <strong>und</strong> Postwesen, wie auch in den Tätigungsbereichen von<br />

Verkehrs- <strong>und</strong> Arbeitsämtern wie auch Versicherungsunternehmen. Filialen dieser Strukturen ließen<br />

sich im Laufe der Zeit in allen ehemaligen Kreisstädten nieder. Diese Tendenz wurde auch von der<br />

staatlichen Verwaltung letztlich anerkannt <strong>und</strong> durch die Berufung von sog. urzędy rejonowe =<br />

Gebietsämtern geregelt. Dies sind jedoch keine selbstständigen Kreisämter, sondern nur<br />

Niederlassungen der Wojewodschaftsverwaltung, <strong>und</strong> nur vor ihr sind sie verantwortlich. Diese<br />

Bezirksämter wurden in allen ehemaligen Kreisstädten lokalisiert <strong>und</strong> trugen dazu in gewissem Sinne<br />

bei, 1975 verlorene Verwaltungsfunktionen als städtische Entwicklungsfaktoren zu reaktivieren. In<br />

einzelnen Fällen entstanden auch Verwaltungseinheiten, die mehrere Wojewodschaften betreuen, wie<br />

z.B.:<br />

− die AWRSP (Agencja Własności Rolnej Skarbu Paüstwa = Agentur für das landwirtschaftliche<br />

Eigentum des Fiskus), eine der Treuhand ähnlichen Verwaltungseinheit mit Sitz in Köslin, verwaltet<br />

ehemalige staatliche Güter in den beiden Wojewodschaften Köslin <strong>und</strong> Stolp.<br />

− die Stromversorgung dieser beiden Wojewodschaften erfolgt über eine Zentrale mit Sitz in Stolp.<br />

Der Wechsel der Verwaltungszugehörigkeit Ostpommerns hatte weitreichenden Einfluß auf das<br />

wirtschaftliche Leben dieser Region:<br />

1. Im Zeitraum des Jahres 1945 lag die Verwaltung dieser Gebiete in gewissem Maße<br />

ausschließlich in den Händen sowjetischer Ortskommandanten.<br />

2. Da bis zum Potsdammer Treffen die politische Zukunft <strong>Hinterpommern</strong>s ungewiß war (es<br />

gab ja Vorschläge, nach denen ganz Ostpommern zur SBZ gehören sollte) [11], wurden alle<br />

wirtschaftlichen Anlagen <strong>und</strong> Kapazitäten in erster Linie durch die Besatzungsmacht<br />

genutzt, die in vielen Fällen die Demontage von Industrie- <strong>und</strong> infrastrukturellen Anlagen<br />

(z.B. Bahngleisen) als sogenannte Reparationslieferungen vollzug, bevor sie den polnischen<br />

Behörden übergeben wurden.<br />

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3. Im Zeitraum der Zugehörigkeit Ostpommerns zu verschiedenen Wojewodschaften lag dieses<br />

Gebiet außerhalb des direkten Interessenbereiches derer Verwaltungen. So hatten z.B. die<br />

Probleme der Neubesiedlung von Stettin selbst <strong>und</strong> seines eigenen Einzugsgebietes (mit Stargard)<br />

Vorrang vor den Belangen der peripher gelegenen Ostgebiete dieser Wojewodschaft.<br />

4. Erst mit der Berufung der selbständigen Wojewodschaft Köslin entstanden Möglichkeiten, die<br />

Bedürfnisse dieser Region gegenüber der Zentralverwaltung kompetent zu vertreten <strong>und</strong> eine<br />

rationelle Bewirtschaftung der einzelnen Kreise, Orte <strong>und</strong> Wirtschaftsbereiche zu beginnen.<br />

5. Der Zerfall der bisherigen Wojewodschaft Köslin in zwei kleinere hatte besonders für die<br />

"neue" Wojewodschaft Stolp vorerst negative Ergebnisse:<br />

− erstens mußte eine neue Verwaltungsmannschaft erstellt werden, die sich ihre eigenen Prioritäten<br />

schuf (die oft von den bisherigen "Kösliner" abwich), was eine Verlangsamung der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung nach sich zog, <strong>und</strong><br />

− weitens legte man größeren Wert auf die Belange der Stadt Stolp selbst, was eine Konzentrierung<br />

von Investitionsmitteln in dieser Stadt nach sich zog, die dann für andere Orte nicht mehr zur<br />

Verfügung standen.<br />

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5. Der Verzicht auf die bisherigen Kreise als Verwaltungseinheiten verminderte den Einfluß <strong>und</strong> die<br />

Bedeutung bisheriger Kreisstädte in ihrem natürlichem Umfeld <strong>und</strong> stellte einen Verlust wichtiger<br />

Impulse ihrer weiteren Entwicklung dar.<br />

Die wechselnde Zugehörigkeit Ostpommerns zu den größeren polnischen Verwaltungseinheiten hatte<br />

also großen Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region in der Nachkriegszeit.<br />

Im Zuge einer Neuregelung der administrativen Aufteilung Polens nach der Wende wurde<br />

Ostpommern so wie etwa 1946 dreigeteilt.<br />

Quellenhinweise:<br />

Zurück<br />

[1] Źródła do dziejów Ziemi Koszalińskiej w latach 1945-1950 [Quellen zur Geschichte des Kösliner<br />

Landes in den Jahren 1945-1950], Koszaliński Ośrodek Naukowo-Badawczy, Köslin 1976.<br />

[2] Uchwała Rady Ministrów z dnia 14.marca 1945 r. [Beschluß des polnischen Ministerrates vom<br />

14.3.1945].<br />

[3] Rozkaz dzienny dowódcy I Armii Wojska Polskiego Nr.012 z 17.3.1945 [Tagesbefehl des<br />

Befehlshabers der I Armee der Polnischen Streitkräfte Nr. 012 vom 17.3.1945].<br />

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[4] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volks Polen], Wydawnictwo Poznańskie,<br />

Posen 1975.<br />

[5] Podziały administracyjne Pomorza Zachodniego w latach 1800-1970 [Die Verwaltungseinteilung<br />

<strong>Hinterpommern</strong>s in den Jahren 1800-1970], Instytut Zachodnio-Pomorski, Stettin 1970.<br />

[6] Rozporządzenie Rady Ministrów z 29.5.1946 r. o tymczasowym podziale administracyjnym Ziem<br />

Odzyskanych. [Erlaß des polnischen Ministerrates vom 29.5.1946 über die vorläufige<br />

verwaltungsmäßige Aufteilung der Wiedergewonnenen Gebiete], Dziennik Urzędowy RP, 1946, nr. 28,<br />

poz. 177.<br />

[7] Ustawa z 28.6.1950 r. o zmianach w podziale administracyjnym państwa. [Gesetz vom 28.6.1950<br />

über die Verwaltungsaufteilung des Staates], Dziennik Urzędowy RP, 1950 Nr. 28 poz. 255.<br />

[8] Rozporządzenie Rady Ministrów z 11.8.1954 r. [Erlaß des polnischen Ministerrates vom<br />

11.8.1954], Dziennik Urzędowy RP, 1954, nr. 49, poz. 238.<br />

[9] Ustawa o zmianie Konstytucji PRL i o zmianie ustawy o radach narodowych z 22.11.1973 r.<br />

[Gesetz vom 22.11.1973 über Änderungen des Gr<strong>und</strong>gesetzes der VRP <strong>und</strong> des Gesetzes über die<br />

Volksräte].<br />

[10] Ustawa z 28.5.1975 r. o dwustopniowym podziale administracyjnym Państwa oraz o zmianach<br />

ustawy o radach narodowych [Gesetz vom 28.5.1975 über die zweistufige Verwaltungseinteilung des<br />

Staates <strong>und</strong> über Veränderungen des Gesetzes über die Volksräte].<br />

[11] Neuhoff, W.: Die drei Großen "waren der Ansicht". Die Pommersche Zeitung, Folge 6/95.<br />

[12] Polityka Nr. 11 vom 16.3.1996.<br />

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II.2.<br />

Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

II. Ausgewählte äußerliche Einflüsse auf die Wirtschaft Ostpommerns<br />

Die Wirtschaftssysteme der Nachkriegszeit in Polen <strong>und</strong> ihr Einfluß auf die<br />

Wirtschaft Ostpommerns<br />

Im Zeitraum von 1944 bis in die Gegenwart wurden in Polen, <strong>und</strong> damit auch in Ostpommern, drei<br />

verschiedene Wirtschaftssysteme angewandt:<br />

1. die Zwangswirtschaft,<br />

2. die Planwirtschaft,<br />

3. die freie Marktwirtschaft.<br />

1. Die Zwangswirtschaft war Konsequenz der Kriegsereignisse. Ihr Ziel war es, möglichst schnell<br />

<strong>und</strong> unter Nutzung aller zur Verfügung stehenden Mittel die direkten Kriegsfolgen zu beseitigen <strong>und</strong><br />

die Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen.Dazu bediente sich dieses System vorwiegend<br />

unbürokratischer Methoden, die sich stark an militärische Befehlsanordnungen lehnte <strong>und</strong> den Einsatz<br />

von Arbeitskräften, die Versorgung von Betrieben <strong>und</strong> den Absatz ihrer Produkte reglementierte. Jede<br />

Methode, die das Systemziel zu sichern schien, war einsatzwert. In gewissem Sinne war es auch eine<br />

Fortsetzung der Kriegswirtschaft, die in den Jahren 1941-1945 die Wirtschaft Ostpommerns<br />

bestimmte.<br />

Was die Zwangswirtschaft in Ostpommern von den übrigen polnischen Gebieten unterscheidet, war die<br />

Fortsetzung von Zwangsarbeit unter geänderten Vorzeichen: waren es bis März 1945 ausländische<br />

Fremdarbeiter <strong>und</strong> Kriegsgefangene, so wurden danach bis in die 50er Jahre Deutsche als<br />

Zwangsarbeiter eingesetzt, denn in der großräumigen Landwirtschaft war die Versorgung von Vieh <strong>und</strong><br />

die Bestellung der Landflächen ohne den Zwangseinsatz deutscher Arbeitskrfte über lange Zeit<br />

unmöglich. Deshalb wurde vielen Deutschen die Ausreise verweigert, obwohl andere zu Tausenden im<br />

selben Zeitraum vertrieben wurden.<br />

Nach polnischen Angaben betrug die Anzahl der in Ostpommern verbliebenen Deutschen im : [1]<br />

−Juni 1945 375.000 Personen,<br />

−Dezember 1945 339.600 "<br />

−Februar 1946 342.000 "<br />

−Dezember 1948 22.000 "<br />

Von diesen 22 Tsd. Deutschen wurden 98 % auf dem Lande eingesetzt.<br />

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In Ostpommern dauerte die Periode der Zwangswirtschaft von März 1945 bis Anfang 1947, als<br />

stufenweise die Planwirtschaft eingeführt wurde. Jedoch wurden Elemente der Zwangswirtschaft auch<br />

in späteren nachfolgenden Systemen angewandt,so z.B.<br />

− wurden die Zwangsabgaben in natura der landwirtschaftlichen Betriebe erst 1975, während der<br />

Planwirtschaft, abgeschafft,<br />

− wurden Lebensmittelkarten wieder 1982, nach Ausruf des Kriegszustandes 1981, eingeführt,<br />

− bestand die Arbeitsverpflichtung für Schulabgänger bis 1989.<br />

2. Die Planwirtschaft begann in Polen <strong>und</strong> damit auch in Ostpommern, Anfang 1947, als der<br />

sogenannte Dreijahresplan 1947-1949 eingeführt wurde <strong>und</strong> dauerte formell bis 1989 an, als sie von<br />

der freien Marktwirtschaft abgelöst wurde.<br />

Die Planwirtschaft sah ihre wesentlichen Ziele in:<br />

− der Deckung des gesellschaftlichen Bedarfs, unter dem besonders der gemeinsame Konsum<br />

mehr als der individuelle Konsum beachtet wurde,<br />

− der Bilanz zwischen Nachfrage <strong>und</strong> Angebot aufgr<strong>und</strong> vorgeschriebener Normen,<br />

− dem Übergang von Produktionsmitteln von Privat- in Staats- oder Volkseigentum.<br />

Natürlich unterlag der Begriff Planwirtschaft <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Methoden zur Erreichung<br />

ihrer Ziele im Verlaufe der Zeit Veränderungen.<br />

In den Jahren bis etwa 1965 überwog eine dogmatische Auslegung der Ziele <strong>und</strong> der Einsatz von<br />

zwangswirtschaftlichen Methoden wie z.B.:<br />

− willkürliche Erhöhung von technischen Arbeitsnormen, was u.a. zum bekannten Posener<br />

Aufstand im Juni 1956 führte,<br />

− Zwangsbekenntnisse von Bauern zum Eintritt in eine LPG, durch Androhung von direkter<br />

Lebensgefahr, was nach Aufdeckung der sog. Greifenberger Vorfälle zu politischen Eingeständnissen<br />

führte.<br />

Im Zeitraum zwischen 1957-1970 wurden die Ziele der Planwirtschaft pragmatischer ausgelegt. Ein<br />

Beispiel dafür war die gr<strong>und</strong>sätzliche Bereitschaft, die unbeliebten LPG's aufzulösen, wenn sich die<br />

Mitglieder dazu entschlossen.<br />

Es wurden jedoch in weit größerem Ausmaße als bisher bürokratische Methoden eingesetzt. Nach<br />

1970 wurden in immer größerem Ausmaße reformistische Tendenzen merkbar, deren Ziel es war:<br />

− innerhalb der sozialistischen Planwirtschaft eine begrenzteMarktwirtschaft zuzulassen,<br />

− den Spielraum der Mitverwaltung von Belegschaften in VE Betrieben zu vergrößern,<br />

− wirtschaftliche Entscheidungen im Kosten/Nutzen Vergleich zu treffen.<br />

Diese Bestrebungen wurden zeitlich durch die Einführung des Kriegszustandes unterbrochen, jedoch<br />

nach 1985 kontinuiert <strong>und</strong> endeten 1988 mit der Befreiung der Preise für landwirtschaftliche Produkte<br />

<strong>und</strong> industrielle Waren für die Landwirtschaft.<br />

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3. Die Marktwirtschaft wurde in Polen <strong>und</strong> damit auch in Ostpommern, Anfang 1990 proklamiert.<br />

Verschiedene Elemente wurden jedoch schon während der Planwirtschaft eingeführt. Obwohl eine<br />

"soziale" Markwirtschaft angestrebt wurde, wurde tatsächlich eine "reine" Marktwirtschaft mit sehr<br />

dogmatischer Auslegung praktiziert. Ihre Ziele sieht sie in der ausschließlichen Anwendung der<br />

Gesetze von Nachfrage <strong>und</strong> Angebot <strong>und</strong> Kosten/Nutzen Vergleich in der wirtschaftlichen Praxis<br />

durch, im Prinzip, private Wirtschaftseinheiten. <strong>Das</strong> bedingte die Privatisierung der Wirtschaft im<br />

allgemeinen.<br />

Die Marktwirtschaft wurde praktisch in Polen über Nacht eingeführt, indem ab den 1.1.1990 die<br />

Bankzinsen der Inflationsrate angepaßt wurden ohne Rücksicht auf vorher abgeschlossene<br />

Kreditverträge. Auch wurde mit sofortiger Wirkung der eingeschränkte Devisenkurs eingeführt. Die<br />

bisher obligatorische Durchführung von Import- <strong>und</strong> Exportgeschäften ausschließlich über staatliche<br />

Außenhandelsorganisationen wurde aufgehoben <strong>und</strong> jeder Wirtschaftseinheit gestattet, Im- <strong>und</strong><br />

Exportgerschäfte zu tätigen. Dies führte in ganz Polen zu:<br />

− plötzlichem Verlust von Kreditwürdigkeit der Mehrzahl aller Unternehmen, die aus ihren<br />

Einkommen nicht mehr die fälligen Kreditraten zahlen konnten <strong>und</strong> somit in die sog. Kreditfalle fielen,<br />

was kurzfristig in den Konkurs führte,<br />

− enormen Absatzschwierigkeiten, da es keine Übergangszeit gab, um sich den gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

veränderten Zuständen anzupassen, die durch die Auflösung des RGW <strong>und</strong> der D<strong>DR</strong> entstanden,<br />

− Bemühungen um eine möglichst schnelle Privatisierung von staatlichen Unternehmen, die<br />

jedoch, wegen Androhung oder Eintritt des Konkurses oft zu Schleuderpreisen verkauft wurden.<br />

-------------------------------------------------------<br />

Zurück<br />

[1] Koszalińskie w Polsce Ludowej [ <strong>Das</strong> Kösliner Land in Volks Polen ], Wydawnictwo Poznańskie,<br />

Posen 1975.<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

III.Ostpommern in den ersten Nachkriegsjahren (1945-1949)<br />

1. Einführung<br />

In den Jahren 1945-1949 entwickelte sich die Wirtschaft Ostpommerns unter verschiedenen<br />

Systemvorraussetzungen:<br />

– 1945 bis 1946 war es die Kriegswirtschaft, die durch Einsetzung militärischer<br />

Macht- <strong>und</strong> Verwaltungsmittel vorgesetzte Ergebnisse erreichbar machen wollte,<br />

– im Jahre 1947 wurde mit dem Dreijahresplan (1947-1949) in Polen die<br />

Planwirtschaft eingeführt, die jedoch in Ostpommern aufgr<strong>und</strong> der gegebenen Zustände<br />

nicht voll zum Einsatz kam.<br />

Die Belegung wirtschaftlicher Betätigungen zu dieser Zeit ist sehr schwierig. Im Zeitraum<br />

1945-1949 wurden ausschließlich Statistische Jahrbücher für ganz Polen herausgegeben, die<br />

nur in wenigen Bereichen Angaben für die einzelnen Wojewodschaften enthielten.<br />

Zahlenangaben, die sich auf die einzelnen Kreise bezogen, waren überhaupt nicht zugänglich.<br />

Da Ostpommern zu dieser Zeit verschiedenen Wojewodschaften zugehörte, konnten diese<br />

Jahrbücher nicht verwendet werden. Nur in vereinzelten Fällen war es möglich, aus ihnen<br />

Zahlenmaterial zu entnehmen, wie z.B. Angaben über die Seefischerei <strong>und</strong> Hafenumschläge,<br />

die in Statistischen Jahrbüchern namentlich für Kolberg, Rügenwalde <strong>und</strong> Stolpmünde<br />

ausgewiesen wurden. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e sind im Text statistische Angaben sehr spärlich<br />

vorhanden <strong>und</strong> wurden fast ausschließlich publizistischen Werken entnommen, die wiederum<br />

auf interne Zahlenbelege von Verwaltungsorganen basierten.<br />

Die wichtigsten wirtschaftlichen Probleme der polnischen Verwaltungsorgane nach<br />

Beendigung der Kriegshandlungen bestanden darin:<br />

1. eine Bestandsaufnahme des übernommenen wirtschaftlichen Potentials aufzustellen,<br />

2. weitere Verluste am Wirtschaftspotential, durch Demontage <strong>und</strong> Raub, weitgehend zu<br />

verhindern oder zu verringern.<br />

3. alle wirtschaftlichen Einrichtungen so weit wie möglich wieder instand zu setzen <strong>und</strong> ihre<br />

Weiterführung aufzunehmen.<br />

Zurück<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

Ostpommern in den ersten Nachkriegsjahren (1945-1949)<br />

III.1. Die Bestandsaufnahme<br />

Während der dreimonatigen Kämpfe um Ostpommern <strong>und</strong> in der direkt nachfolgenden Zeit<br />

entstanden in Ostpommern im Bereichseines wirtschaftlichen Potentials Verluste materieller<br />

Güter. Die Gründe dafür waren objektiver <strong>und</strong> subjektiver Art.<br />

Aus objektiven Gründen:<br />

– kam es aufgr<strong>und</strong> von Wettereinwirkungen auf nicht entsprechend geschützte<br />

Bauwerke zu Zerstörungssymptomen,<br />

– verrosteten, ungenügend konservierte Maschinen <strong>und</strong> Anlagen,<br />

– wurden durch kriegsbedingte Rohrbrüche usw. weitere Schäden verursacht.<br />

Der Großteil von Verlusten an Gütern nach Beendigung der direkten Kriegshandlungen ist<br />

jedoch auf subjektive Gründe zurückzuführen:<br />

– so brachen fast pausenlos unkontrolierte Brände in Orten <strong>und</strong> Wäldern aus, die<br />

entweder vorsätzlich gelegt wurden oder fahrlässig entstanden,<br />

– in vielen Fällen wurden Güter, insbesondere Hausrat, mutwillig vernichtet,<br />

– bei Plünderungen, wie es nach Frontabzug überall vorkommt, besonders unter<br />

Alkoholeinfluß, wurde oftmals von Waffen (z.B.Handgranaten) Gebrauch gemacht, was<br />

zu böswilligen Zerstörungen führte, [1]<br />

– Einwohner, der direkt an Pommern grenzenden polnischen Gebiete, kamen<br />

scharenweise, um herrenloses Gut (insbesondere Vieh, Landmaschinen <strong>und</strong> Hausrat) an<br />

sich zu nehmen <strong>und</strong> in ihre Heimatorte zu bringen. [1]<br />

Im zweiten Halbjahr 1945 mehrten sich gezielte "Hamsterreisen" von unternehmerischen<br />

Leuten aus ganz Polen in die ehemals deutschen Gebiete, die ebenfalls herrenloses Gut in die<br />

polnischen Großstädte brachten, um sie dort zu Wucherpreisen abzusetzen. Immer mehr<br />

"Abgesandte" polnischer Betriebe aus Zentralpolen versuchten in Ostpommern Motore,<br />

Transmissionsbänder, Maschinen <strong>und</strong> gesuchte Produkte aufzutreiben <strong>und</strong> wegzuführen. [1]<br />

Auf diese Art <strong>und</strong> Weise verlor die Wirtschaft Ostpommerns in kurzer Zeit beträchtliche<br />

Güterbestände, die vor Ort die Kriegseinwirkungen verhältnismßig schadlos überstanden<br />

hatten.<br />

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Diese Vorgänge, denen man kaum Einhalt gebieten konnte, hatten verschiedene Hintergründe:<br />

– da war erstmal ein gewisses Rachegefühl unter den russischen Soldaten <strong>und</strong> Polen,<br />

das sich gegen jeden Deutschen, als kollektive Schuldner, richtete <strong>und</strong> das sich nicht<br />

nur in Gewalttätigkeiten gegenüber einzelnen Personen, sondern auch gegen ihr<br />

materielles Gut richtete,<br />

– dazu kam das Bedürfnis Polens, sich für von Deutschen erfahrenen Schaden, nicht<br />

nur moralischer <strong>und</strong> körperlicher, sondern auch materieller Art im Alleingang, hier <strong>und</strong><br />

jetzt, zu entschädigen,<br />

– in vielen Fällen war es aber auch Habgier <strong>und</strong> Raub, ohne daß der Täter größeren<br />

<strong>und</strong> langzeitigen Nutzen davon hatte.<br />

Alle wirtschaftlichen Betriebe (Landgüter, Industrie- <strong>und</strong> Gewerbebetriebe) wurden sofort<br />

nach Beendigung der Kriegshandlungen von sowjetischen Einheiten besetzt, die sie für<br />

Verpflegungszwecke ihrer Truppen nutzten. Anträge polnischer Verwaltungsbeauftragter um<br />

Übergabe vereinzelter Objekte wurden oft abgeschlagen. [1]<br />

Erst nach formeller Übernahme der einzelnen Ortschaften <strong>und</strong> größerer Betriebe durch<br />

Vertreter der polnischen Verwaltung von den sowjetischen Besatzungsbehörden konnte eine<br />

Bilanz dessen, was übernommen wurde, aufgestellt werden. In diesem Bereich stehen nur<br />

ausschließlich polnische Angaben zur Verfügung.<br />

Unter den Industrieanlagen wurde der allgemeine Verlust des Potentials auf etwa 70 % des<br />

Vorkriegsstandes geschätzt. [2] Einzelne Beispiele illustrieren diese allgemeinen Angaben:<br />

– so wurden die Verluste in der holzverarbeitenden Industrie u.a. aufgr<strong>und</strong> der<br />

Zerstörungen in den ehemaligen Papierfabriken in Köslin <strong>und</strong> Hammerstein auf 60%<br />

geschätzt, [2]<br />

– so waren die Gebäude der Zündholzfabrik in Zanow nur in etwa 30 % zerstört,<br />

jedoch fehlte die maschinelle Ausrüstung, [3]<br />

– in der Stolper Landmaschinenfabrik waren die Gebäude in etwa 20 %<br />

beschädigt, die technischen Anlagen in 40 %, <strong>und</strong> der Maschinenpark fehlte entweder<br />

ganz oder war stark beschädigt, [3]<br />

– in der ländlichen Kleinindustrie betrugen die Verluste etwa 60 % u.a. Waren 192<br />

Brennereien zerstört. [2]<br />

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In der Landwirtschaft stellte man fest: [6]<br />

– eine Beschädigung der bäuerlichen Gebäude im Umfang von etwa 25 %,<br />

– daß r<strong>und</strong> 50 % des Bestandes von landwirtschaftlichen Maschinen nicht vorhanden war<br />

- der Bestand an Vieh bei etwa 10 % des Vorkriegsstandes lag,<br />

– r<strong>und</strong> 600 Meliorationsanlagen zerstört waren, darunter 39 Pumpstationen,was zur<br />

völligen Überflutung von 15.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche führte.<br />

In den Wäldern brachen immer wieder lokale Brände aus. Die Waldwege waren teilweise<br />

vermient. Kriegsmaterial, u.a. größere Munitionslager, lagerten herrenlos herum <strong>und</strong><br />

gefährdeten die Aufnahme normaler Förstertätigkeiten. Es gab keine Unterlagen, die für eine<br />

rationelle Nutzung der Wälder benötigt wurden.<br />

Im Transportwesen waren über 80 % der Brücken gesprengt <strong>und</strong> besonders die Zufahrtstraßen<br />

zu den größeren Orten durch Panzersperren oder Barrikaden unpassierbar gemacht. Etwa 300<br />

km Eisenbahnlinien wurden gänzlich (Kleinbahnen nach Pollnow, Bublitz <strong>und</strong> Baldenburg)<br />

oder teilweise (z.B. ein von zwei Schienensträngen der Linie Belgard-Stargard) abgebaut.<br />

Kraft- <strong>und</strong> Schienenfahrzeuge wurden im Verlauf der Kriegshandlungen in den Westen<br />

zurückgezogen. Die Hafenanlagen in Kolberg, Rügenwalde <strong>und</strong> Stolpmünde waren von See<br />

aus durch Versenkungen unzugänglich gemacht worden, die Landausstattung war zerstört.<br />

Überlandleitungen der Telefonzentralen waren zu 69 % gekappt.<br />

In den Städten Ostpommerns betrugen die Kriegsschäden im allgemeinen r<strong>und</strong> 40 % der<br />

Bausubstanz. In Einzelfällen lag die Zerstörungsrate noch höher (über 80 %) wie z.B. in<br />

Kolberg, Pollnow, Bublitz <strong>und</strong> Baldenburg. In den Städten lagerten 5 Millionen m3<br />

Trümmerschutt. [2]<br />

Des weiteren wurde festgestellt :<br />

– den Verlust von etwa 25 % (62.000 Wohnräume) der Wohnungssubstanz. [2] So<br />

betrug z.B. die Wohnsubstanz in Stolp im Jahre 1939: 43.354 Wohnräume, während es<br />

1945 nur noch 35.593 waren,<br />

– bedeutende Beschädigungen der Gaswerke in Kolberg, Körlin, Deutsch-Krone <strong>und</strong><br />

Falkenburg, sowie der Wasser-, Abwasser-, Gas- <strong>und</strong> Stromleitungen in allen Städten,<br />

die damit ausgestattet waren.<br />

Es sei in diesen Ausführungen dahingestellt, wie es zu diesen Vernichtungen <strong>und</strong><br />

Zerstörungen kam. Den größten Anteil daran hatten, wie z.B. in Kolberg, bestimmt die<br />

direkten Kriegseinwirkungen.<br />

Einen weiteren Anteil daran hatten Brandschatzungen gleich nach dem Fall eines Ortes wie<br />

z.B. in Bublitz.<br />

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Doch gehen hier die Meinungen, selbst bei Augenzeugen unter den Vertriebenen, manchmal<br />

weit auseinander: so soll Köslin ohne Kampf eingenommen worden sein, <strong>und</strong> erst nach<br />

Einstellung der direkten Gefechte teilweise wurden Brände gelegt. Andere Augenzeugen<br />

behaupten, Köslin hätte schon vor seiner Einnahme gebrannt. [4]<br />

Zurück<br />

-----------------------------------------------------------------------------------<br />

[1] }Źródła do dziejów Ziemi Koszalińskiej w latach 1945-1950 [Quellen zur Geschichte des<br />

Kösliner Landes in den Jahren 1945-1950], Koszaliński Ośrodek Naukowo-Badawczy, Köslin<br />

1976.<br />

[2] Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie , Posen 1966.<br />

[3] SIMP - 35 lat na Pomorzu Środkowym [SIMP = Stowarzyszenie Inüynierów Mechaników<br />

Polskich = Verband polnischer Mechaniker Ingenieure - 35 Jahre in Ostpommern], OW SIMP,<br />

Köslin 1989 r.<br />

[4] Schulz ,H. P.: "Die Stadt brannte bereits lichterloh" in: Die Pommersche Zeitung, Folge<br />

12/95 vom 25.3.1995.<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

Ostpommern in den ersten Nachkriegsjahren (1945-1949)<br />

III.2. Die Verhinderung weiterer Verluste<br />

Einen gewissen <strong>und</strong> bestimmt nicht kleinen Einfluß hatte auf diese Vorgänge die politisch<br />

labile Lage in bezug auf Ostpommern:<br />

– wie schon erwähnt, beabsichtigte man, Ostpommern als SBZ zu betrachten. So<br />

wurden von den russischen Besatzungseinheiten Demontagen von Industrie- <strong>und</strong><br />

Verkehrsanlagen aus Reparationsansprüchen durchgeführt. Von Seiten vieler Deutschen<br />

wurde immer wieder die Überzeugung demonstriert, daß die sowjetische <strong>und</strong> polnische<br />

Besatzung schnell beedet sein würde: "Unser Glück dauerte 4 ½ Jahre, aber Euer wird in<br />

3 Monaten beendet sein". [1] In der Umgebung von Rügenwalde verhinderten deutsche<br />

Dorf- <strong>und</strong> Gemeindevorsteher die Besetzung freier Gehöfte durch Polen. [1] Diese<br />

Vorgänge verunsicherten viele Neusiedler, die sich nach einiger Zeit wieder<br />

zurückzogen.<br />

– wie ebenfalls schon erwähnt wurde, zog sich die formelle Übernahme der<br />

Ortschaften durch die polnische Verwaltung bedeutend in die Länge. <strong>Das</strong> führte oftmals<br />

zu vorsätzlichen Zerstörungen <strong>und</strong> Raubabbau, ehe das übernommene Gut gesichert<br />

werden konnte. Im Juli 1945 wurden viele Landgüter geplündert, weil man sie nicht<br />

besetzen konnte. [1]<br />

– von Anfang an bestand unter der in Ostpommern angesiedelten polnischen<br />

Bevölkerung andauernde Unsicherheit über das Verbleiben der ehemaligen deutschen<br />

Ostgebiete im polnischen Staatsbereich. Da ja die Mehrzahl der Ansiedler aus den noch<br />

heute zu Polen gehörenden Gebieten kam, wurde vieles Gut, besonders aus der<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> dem handwerklichem Gewerbe, möglichst schnell in polnische<br />

Gebiete gebracht, um da die wirtschaftlichen Zustände zu verbessern. In gewissem<br />

Sinne war das auch eine Art von Gerechtigkeit, indem man auf diesem Wege versuchte,<br />

Kriegsverluste durch die Deutschen gut zu machen.<br />

Nach der formellen Übernahme von wirtschaftlichen Bestandteilen durch die polnische<br />

Verwaltung, begann sie weiteren Verlusten im wirtschaftlichen Potential Ostpommerns<br />

entgegen zu wirken.<br />

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Die Ausmaße dieser "wirtschaftlichen Plünderung" waren so groß <strong>und</strong> beeinträchtigten die<br />

Wiederbelebung der Ostpommerschen Wirtschaft derart, daß im Februar 1946 das damalige<br />

Ministerium der wiedergewonnenen Gebiete (MZO= Ministerstwo Ziem Odzyskanych) ein<br />

Verbot zur Ausführung von Gütern jeder Art aus diesen Gebieten, also auch aus Ostpommern,<br />

ausgab. Aus verständlichen Gründen war jedoch seine Einhaltung sehr lückenhaft. [1]<br />

In vielen Fällen nahmen korrumpierte Vertreter der Streitkräfte <strong>und</strong> Verwaltung an diesen<br />

"Streifzügen" teil oder ermöglichten, trotz bestehender Verbote, die Ausfuhr dieser Güter. [1]<br />

Entgegen von Vermutungen, die Polen hätten sich in Ostpommern nach 1945 in "warme<br />

Nester gesetzt", sah die Wirklichkeit ziemlich anders aus. Ostpommern war tatsächlich in<br />

vielen Fällen "abgebrandt".<br />

-----------------------------------------<br />

Zurück<br />

[1] }Źródła do dziejów Ziemi Koszalińskiej w latach 1945-1950 [Quellen zur Geschichte des<br />

Kösliner Landes in den Jahren 1945-1950], Koszaliński Ośrodek Naukowo-Badawczy, Köslin<br />

1976.<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

Ostpommern in den ersten Nachkriegsjahren (1945-1949)<br />

III.3. Die Wiederaufnahme des Wirtschaftslebens<br />

Die Umstände der Wiederbelebung des Wirtschaftslebens Ostpommerns waren äußerst<br />

schwer. Die bisherige Bevölkerung war entweder vor der Front geflohen, blieb teilweise<br />

außerhalb ihrer bisherigen Wohnsitze zurück oder wurde zu Zwangsarbeiten eingesetzt, die<br />

nicht immer der Berufsausbildung entsprachen, was die Wiederaufnahme von wirtschaftlichen<br />

Betätigungen erschwerte. Nach Übernahme der Verwaltung durch polnische Behörden,<br />

begann die gezielte Vertreibung der deutschen Bevölkerung, was weiterhin Fachkräfte der<br />

Wirtschaft entzog.<br />

Die Wiederbesiedlung Ostpommerns war eines der größten Probleme der ersten<br />

Nachkriegsjahre. Die Neuansiedlung polnischer Bevölkerung ging langsam voran. So standen<br />

u.a. im Küstengebiet die Bauernhöfe größtenteils leer [1]. Die erste Einwohnerzählung fand<br />

im Juni 1945 statt. Nach ihren Ergebnissen lebten in Ostpommern 415,7 Tsd. Personen, davon<br />

40,7 Tsd. Polen. [2] In den einzelnen Orten überwog noch die deutsche Bevölkerung. Im<br />

Kreis Kolberg/Körlin befanden sich z.B. im Juni 1945 44.000 Deutsche <strong>und</strong> 150 Polen. [1]<br />

Auf einer Zusammenkunft im April 1945 von Dorfschulzen,Gemeindevorstehern <strong>und</strong><br />

Bürgermeistern im Kreise Neustettin waren von den 48 Anwesenden: 32 Deutsche, 1<br />

Franzose, 1 Ukrainer <strong>und</strong> 14 Polen. [1] Am Ende des Jahres 1945 zählte man 541,3 Tsd.<br />

Einwohner davon 201,7 Polen. [2] Die Einwohnerzählung vom 14.2.1946 ergab eine<br />

Einwohneranzahl von 585,0 Tsd. Personen, davon in den Städten 157,9 <strong>und</strong> auf dem Lande<br />

427,1 Tsd. Personen. <strong>Das</strong> ergab eine Siedlunsgdichte von 33,2 Personen je 100 km2. [2]<br />

Für die Wiederaufnahme wirtschaftlicher Aktivitäten fehlten alle schriftlichen Unterlagen<br />

technischer <strong>und</strong> technologischer Art, was die Aufnahme <strong>und</strong> den normalen Verlauf der<br />

Produktionsvorgänge erschwerte. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e mußten u.a. auch verschiedene Betriebe<br />

eingestellt werden, die man vordem instand setzte wie z.B. eine Dachpappenfabrik in Bütow<br />

(1948), drei Ziegeleien in Köslin (1949), sowie Gerbereien in Bärwalde, Kallies <strong>und</strong><br />

Falkenburg. [3] Die Stromversorgung unterlag öfteren Störungen.<br />

In vielen Betrieben war der Maschinenpark dezimiert.<br />

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Man bemühte sich dem auf verschiedene Art <strong>und</strong> Weise nachzuhelfen: in den Stolper<br />

Möbelfabriken setzte man Maschinen aus Stettiner Vororten ein, <strong>und</strong> für die Zündholzfabrik<br />

in Zanow fand man Maschinen in Niederschlesien.<br />

Schrottplätze in den Städten wurden zu "F<strong>und</strong>gruben" für fehlendes Inventar. [3] Wenn der<br />

Maschinenpark im großen Ganzen vorhanden war, so fehlte es an Motoren <strong>und</strong> Hilfsmitteln<br />

wie Transmissionsbändern, Schmierfett usw. Kaum wieder Instand gesetzt mußte die<br />

Seifenfabrik in Köslin schließen, weil es an Hilfsmaterialien fehlte. [3]<br />

<strong>Das</strong> schon vordem erwähnte Ausfuhrverbot von Gütern hatte jedoch auch manchmal<br />

unerwartet negative Auswirkungen für die Wiederaufnahme der lokalen Wirtschaft: so<br />

mußten 1947 die Ziegeleien in Dramburg, Virchow <strong>und</strong> Falkenburg ihre Produktion<br />

einstellen, weil man wegen des Ausfuhrverbotes die gefertigten Ziegeln nicht versenden<br />

konnte <strong>und</strong> wegen zu hoher Fertiggutbestände in finanzielle Schwierigkeiten geriet. [3]<br />

Die Wiederbelebung des Wirtschaftslebens Ostpommerns war weitgehend auch vom Einsatz<br />

von Fachkräften abhängig:<br />

– so wurde im April 1945 berichtet, daß : "die Brennereien kaum zerstört seien, große<br />

Vorräte von Kartoffeln vorhanden sind, aber keine Fachkräfte sind, um sie zu betreiben".<br />

[3]<br />

– viele polnische Fachkräfte kamen mehrnmals zum Einsatz in verschiedenen<br />

Betrieben wie z.B. Ing. Jerzy Piekutowski der, im Mai 1945 zuerst eine Fahrzeugfabrik<br />

in Köslin wieder in Betrieb brachte, um danach im Juni 1945 die Wiederinstandsetzung<br />

der Kommunalbetriebe zu leiten. [3]<br />

– in großem Ausmaße wurden deutsche Fachkräfte bei der Wiederaufnahme der<br />

Produktion nicht nur in der Landwirtschaft eingesetzt, aber auch z.B. in der<br />

Flachsrösterei in Köslin im Oktober 1945. Etwa 100 Deutsche führten unter polnischer<br />

Aufsicht den Bahnverkehr bis 1946. [1]<br />

In erster Linie wurden kleinere Gewerbebetriebe, besonders im Bereich der täglichen<br />

Versorgung der Bevölkerung (Bäckereien, Schlächtereien <strong>und</strong> Kommunalbetriebe) wieder<br />

hergestellt. Im April 1945 wurde u.a. der Betrieb in 12 Mühlen im Kreis Bütow<br />

aufgenommen. [1] So hatten schon im Juli 1945: 84 Bäckereien,12 Schlächtereien <strong>und</strong> 20<br />

Lebensmittelgeschäfte, zum Großteil in Privatbesitz, ihre Tätigkeit aufgenommen. [2] Im Juli<br />

1945 nahmen auch 198 Kleinbetriebe der Industrie wieder ihre Arbeit auf, darunter waren: [2]<br />

112 Betriebe der Lebensmittelherstellung,<br />

16 Betriebe der Energieversorgung,<br />

34 Betriebe aus der Metallbranche.<br />

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Unter diesen Betrieben waren u.a. auch:<br />

- eine staatliche Klosettdeckelfabrik (!) in Schloppe,<br />

- eine staatliche Kisten- <strong>und</strong> Fässerfabrik in Schievelbein,<br />

- die staatliche Parkettfabrik in Belgard,<br />

- eine staatliche Tran(!)- <strong>und</strong> Konservenfabrik in Köslin.<br />

Große Probleme waren mit der Einbringung der Ernte 1945 verb<strong>und</strong>en. So waren im August<br />

1945 etwa 80 % des Getreides gemäht, aber nur 30 % eingefahren. [1]<br />

Im Verlauf des Jahres 1946 nahmen ihre Produktion wieder auf:<br />

- die Essigfabrik in Schievelbein.<br />

- Konservenhersteller in Kolberg <strong>und</strong> Stolpmünde,<br />

- in der Textilindustrie wurde die Herstellung von Decken in Bublitz <strong>und</strong> Tuche in<br />

Dramburg ,<strong>und</strong> Ratzebuhr aufgenommen,<br />

- eine Landmaschinenfabrik <strong>und</strong> eine Möbelfabrik in Stolp.<br />

Im Jahre 1946 gab es schon r<strong>und</strong> 300 Handwerksbetriebe, die 1.200 Personen beschäftigten.<br />

[2]<br />

Aber nicht alle Versuche, ehemalige Industriebetriebe wieder herzustellen, gelangen, das<br />

betraf insbesondere z.B. alle beiden ehemaligen Kachelfabriken in Belgard. Auch in<br />

Textilbetrieben in Dramburg <strong>und</strong> Rummelsburg mußte die Produktion eingestellt werden. Ihr<br />

Maschinenpark wurde nach Falkenburg gebracht. Aus Rummelsburg wurde eine wieder<br />

instandgesetzteSchreinerei nach Stolp für die dortigen Möbelfabriken verlegt. Im Jahre 1948<br />

wurde die bereits aufgenommene Produktion in der Rügenwalder Werft eingestellt. [3]<br />

<strong>Das</strong> Tempo der Wiederaufnahme der Industrieproduktion ist aus folgenden Angaben<br />

ersichtbar: [2]<br />

1946 1949<br />

------------------------------------------------------------------------<br />

Produzierende Industriebetriebe 454 737<br />

Anzahl der Beschäftigten 7.013 18.431<br />

davon entfielen auf die<br />

Industriezweige:<br />

- Lebensmittel 5.975<br />

- Holz 5.555<br />

- Textil 2.836<br />

- Maschinenbau 1.245<br />

- Baumaterialien 448<br />

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- Transportmittel 437<br />

- Energie 426<br />

---------------------------------------------------------------<br />

Ende 1949 waren im, weitgehend privaten, Handwerk 3.740 Personen beschäftigt. [2]<br />

In der Landwirtschaft wurden Versuche einer Bodenreform aufgenommen, sie mit der<br />

Neubesiedlung zu verbinden. Im Juli 1945 konnten Güter nicht parzelliert werden, da die<br />

Neusiedler vorwiegend leerstehende Bauerngehöfte bevorzugten <strong>und</strong> kein Bedarf an Gutsland<br />

bestand. [1] Erst 1946 wurden 89 Güter zur Aufteilung bestimmt, davon jedoch nur 58<br />

tatsächlich parzelliert. Auf ihnen wurden 951 Familien angesiedelt. 1947 wuchs die Anzahl<br />

der aufzulösenden Güter auf 179, wobei man dazu überging, ganze Gruppen anzusiedeln, also<br />

die Güter nicht in Bauernhöfe aufzuteilen, sondern sie durch Genossenschaften bewirtschaften<br />

zu lassen. So entstanden 41 Genossenschaften <strong>und</strong> 138 Parzellationsgruppen. [4] Der Rest,<br />

der nicht aufgeteilten Güter, wurde dann 1948 vom Staat übernommen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e<br />

kam es auch zu keiner größeren Auswirkung der sog. Bodenreform, wie sie in anderen Teilen<br />

Polens eintrat.<br />

Die Güter der ehemaligen Großbesitzer wurden als Staatseigentum behandelt unter<br />

wechselnden Bezeichnungen:<br />

UZ - Urzędy Ziemskie (Landämter) - 1945-1947<br />

PNZ - Państwowe Nieruchomości Ziemskie (Staatliche Landwirtschaftliche Liegenschaften)<br />

-1948-1949<br />

Am Anfang setzte man, oft willkürlich, 2-8 Vorwerke <strong>und</strong> Güter als sog. Klucze (Schlüssel)<br />

zusammen, später wurden die Großbetriebe in sog. Zespoły (Gruppen) eingeteilt.<br />

Ein für sich bedeutendes Kapitel war der Zustand <strong>und</strong> die zukünftige Nutzung der vielen<br />

Herrenhäuser der ehemaligen Großgr<strong>und</strong>besitzer. Die angesiedelte polnische Bevölkerung hatte zu<br />

diesen Gebäuden keine positive emotionelle Verbindung. Aus ideologischen Gründen (sie wurden<br />

als Brutnester kapitalistischen Ausbeuter <strong>und</strong> militaristischer, preußischer Junker angeprangert)<br />

unterstanden sie keinem besonderem Schutze von seiten der Bevölkerung wie auch der Behörden.<br />

Unter den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen verloren sie ihre ehemaligen Funktionen.<br />

Als Verwaltungssitz der nun staatlichen Güter waren sie zu groß, um optimal ausgenutzt zu werden.<br />

Der notwendige Aufwand von Konservierungs- <strong>und</strong> Heizkosten überstieg die reellen<br />

Möglichkeiten. Eine Aufteilung in Wohnräume für mehrere Familien war entweder aus baulichen<br />

Gründen nicht möglich oder hätte Unsummen gefordert. Aus diesen Gründen wurden diese<br />

Bauwerke teils als Verwaltungssitz, teils als Wohnräume genutzt <strong>und</strong> verfielen im Laufe der Zeit<br />

mangels Obhut bis zum Verlust ihrer Substanz.<br />

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Im Verlauf der 50er Jahre wurden viele von ihnen abgebaut, weil sie als Ruinen ohnehin kein<br />

Schmuck der Landschaft waren. Mit ihnen verfielen auch die gewöhnlich um sie bestehenden<br />

Parkanlagen. Nur in wenigen Fällen, wo sich eine neue Nutzungsform fand, blieben Herrenhäuser<br />

bestehen <strong>und</strong> wurden, manchmal mit großem Aufwand, in gutem Zustand gehalten wie z.B. in:<br />

– Warzin, wo im ehemalige Sitz des Fürsten von Bismarck eine Forstschule<br />

eingerichtet wurde,<br />

– Wusseken bei Köslin, wo das Herrenhaus als Ferienheim der Bezirksverwaltung<br />

umgebaut wurde <strong>und</strong> später, in den 70er Jahren Stätte alljährlicher Künstlertreffen war,<br />

– Nassow, wo das Herrenhaus als Schulungszentrum der Wojewodschaftverwaltung<br />

eingerichtet wurde.<br />

Um 1949 begannen die ersten Versuche, die bisher in Privatbesitz verbleibenden, Bauernhöfe in<br />

Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG's, auf polnisch Rolnicze Spółdzielnie<br />

Produkcyjne) zusammen zu führen. Ende 1949 entstanden die ersten neun LPG's in Ostpommern.<br />

[2] Über die ersten Ergebnisse der Landwirtschaft nach 1945 sind verläßliche Angaben erst für<br />

1947 vorhanden. [2] Danach verteilte sich die Landwirtschaftliche Anbaufläche wie folgt:<br />

Getreide 62,0 %<br />

Kartoffeln 12,5 %<br />

Industriepflanzen 3,4 %<br />

Futterpflanzen 12,2 %<br />

Die Erträge in Doppelzentner pro Hektar erreichten bei:<br />

Getreide 6,3<br />

Kartoffeln 100,0<br />

Zuckerrüben 124,0<br />

Raps 5,0<br />

Heu 18,0<br />

Langsam wurden die Viehbestände, unter Beihilfe der UNRRA, aufgestockt. [2]<br />

-------------------------------------------------------------------<br />

Viehart : Bestand in Tausend im Jahre<br />

1945 1947 1949<br />

-------------------------------------------------------------------<br />

Rinder 15,5 71,1 139,2<br />

Schweine 18,4 141,0 286,2<br />

Schafe 3,3 41,7 85,9<br />

Pferde 13,3 47,5 73,2<br />

-------------------------------------------------------------------<br />

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In den ersten Nachkriegsjahren war der Bedarf an Bau- <strong>und</strong> Grubenholz besonders akut. Um<br />

den Bedarf zu decken, wurden die ostpommerschen Wälder besonders dazu herangezogen.<br />

Die Holzgewinnung erfolgte unter sehr primitiven Bedingungen: nur 5 % der Fällungen<br />

erfolgten unter Einsatz von Motorsägen, <strong>und</strong> der Abtransport erfolgte in 85 % durch<br />

Gespanne. [2]<br />

Im Transportwesen wurden bis 1949 die wichtigsten Brücken, mit Beihilfe von Pioniereinheiten,<br />

wieder aufgebaut <strong>und</strong> alle Hindernisse auf den Landstraßen entfernt. Außer den Armeeeinheiten<br />

hatten zivile Unternehmen kaum Kraftfahrzeuge zur Verfügung. Erst nach 1947 kamen immer mehr<br />

Kraftfahrzeuge, aus dem Demobil, vorzüglich bei staatlichen Einrichtungen zum Einsatz. Im<br />

allgemeinen verlief der Transport jedoch mittels Pferdegespanne.Um die Versorgung zu sichern,<br />

wurden die Bahnlinien in Nord-Südrichtung ziemlich schnell wieder instand gesetzt. Der Verlauf<br />

dieser 1945 aufgenommenen Verbindungen führte z.B. auf Umwegen von Belgard über Stargard<br />

nach Schneidemühl. [1] Jedoch erst im Verlaufe des Jahres 1948 verkehrten die Eisenbahnen wieder<br />

fahrplanmäßig teilweise unter Einsatz deutscher Eisenbahner. [3] Aus wahrscheinlich<br />

Reparationsgründen wurden r<strong>und</strong> 300 km Schienenstränge, besonders der Kleinbahnen, demontiert<br />

<strong>und</strong> entführt. Die eigentlichen Gründe dafür <strong>und</strong> Umstände, unter denen dies erfolgte, sind bis heute<br />

nicht ganz aufgeklärt. Auf diese Weise verloren den Anschluß an das Eisenbahnnetz, <strong>und</strong> damit<br />

wichtige Wirtschaftsimpulse, die Städte Bublitz, Pollnow, Bärwalde <strong>und</strong> Baldenburg.<br />

Die Wiederaufnahme des Seegütertransportes in den Ostpommerschen Häfen erfolgte: [5]<br />

– am 17. Juni 1947 in Stolpmünde, durch m/s Viscan aus Schweden. Dieser Hafen mit<br />

Beckentiefe von 5-6 m hatte 2430 m befestigte Anlegekais <strong>und</strong> Getreidespeicher von 16<br />

Tsd. Tonnen Ladevermögen.<br />

– Im Januar 1948 in Rügenwalde, mit s/s Helene aus Dänemark. Hier betrug die Tiefe des<br />

Hafenbeckens 5,5 m, die Länge der Anlegekais 1162 m <strong>und</strong> das Lagervermögen der<br />

Getreidespeicher 18 Tsd. t.<br />

– Am 20. März 1948 in Kolberg. <strong>Das</strong> Hafenbecken hatte eine Tiefe von 4 m. Die<br />

Anlegekais zogen sich über 2790 m.<br />

Es folgte ein stetiger Anstieg der Anzahl von abgefertigten Schiffen <strong>und</strong> des Volumens der<br />

Güterumschläge. [2] Die Anzahl der abgefertigten Schiffe betrug:<br />

in 1948 1950<br />

--------------------------------------------------<br />

Kolberg 521 546<br />

Rügenwalde 666 179<br />

Stolpmünde 1.035 511<br />

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Die Umschläge betrugen: (in Tausend Tonnen)<br />

1948 1950<br />

----------------------------------------------------<br />

Kolberg 170,2 135,3<br />

Rügenwalde 148,9 32,7<br />

Stolpmünde 435,6 168,7<br />

---------------------------------------------------<br />

Zusammen 754,7 336,7<br />

---------------------------------------------------<br />

Damit überschritten die Umschläge aus dem Jahre 1948 weit die Ergebnisse aus dem Jahre<br />

1938 (532,6 Tsd. t) [3] <strong>und</strong> erstellten somit praktische Hinweise über die potentiellen<br />

Umschlagraten für die einzelnen Häfen:<br />

Kolberg um 200 Tsd.t<br />

Rügenwalde um 150 " "<br />

Stolpmünde um 450 " "<br />

Die Umschläge in Kolberg betrugen z.B. 1949: 390,3 Tsd. t, davon waren:(in Tsd. t) [6]<br />

Kohle <strong>und</strong> Koks 360,6<br />

Getreide 26,1<br />

Kleingüter 3,6<br />

Der Großteil der Umschläge war der Export polnischer Kohle nach Skandinavien. Die<br />

Hafenwirtschaft war der einzige Wirtschaftsbereich Ostpommerns, der in den ersten<br />

Nachkriegsjahren wieder komplett hergestellt wurde <strong>und</strong> sogar Vorkriegsergebnisse übertraf.<br />

Diese Werte wurden jedoch nach 1950 nie mehr erreicht.<br />

Im Bereich des Kommunalwesens wurden bis 1949 23.000 Wohnräume überholt <strong>und</strong> in<br />

15.000 weiteren größere Überholungen durchgeführt. [2] In den 18 Städten, die<br />

Wasserleitungsnetze hatten, wurden sie wieder in Betrieb genommen. Von den 15 Gaswerken<br />

wurden bis 1949 10 in Betrieb genommen. Die Versorgung mit Gas war schwierig <strong>und</strong> öfters<br />

unterbrochen, weil es an laufender Versorgung mit Kohle fehlte. [2] In Stolp wurde der<br />

Straßenbahnverkehr auf 6 km Strecke aufgenommen. [7]<br />

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Zusammenfassung:<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung Ostpommerns in den ersten Nachkriegsjahren (1945-1949)<br />

hatte folgende Bilanz zu verzeichnen:<br />

1. Eine fast vollständige Auswechslung der bisherigen durch eine, aus verschiedentlichen<br />

Kulturlandschaften stammenden, neuen Bevölkerung. Von der im Dezember 1948 erfaßten<br />

Einwohnerzahl von 496,9 Tsd. Personen entfielen nur 22,8 Tsd. auf Deutsche. Die<br />

Bevölkerungsdichte zählte mit 29 Personen je km2 zu den niedrigsten in Polen. [2]<br />

2. Große, in Zahlen unausdrückbare, Verluste an materiellen Gütern durch willkürliche<br />

Zerstörungen oder Transfer außerhalb Ostpommerns.<br />

3. Sicherung der täglichen Ver- <strong>und</strong> Entsorgung für die Bevölkerung <strong>und</strong><br />

Wirtschaftsunternehmen auf niedrigem Niveau.<br />

4. <strong>Das</strong> eigentliche Ziel des Dreijahresplanes (1947-1949), den Vorkriegsstand in der<br />

Industrieproduktion wieder zu erreichen, wurde in Ostpommern nicht erfüllt. In der<br />

Holzindustrie erreichte man etwa 50 %, in der Textilindustrie knapp 40 % <strong>und</strong> in der Metall-<br />

<strong>und</strong> Baumaterialienindustrie je 30 % des Vorkriegsniveau. [3]<br />

5. Wiederaufnahme des Güterumschlages in den kleinen Häfen mit hohen<br />

Zuwachsraten, aber kurzer Zeitdauer.<br />

Zurück<br />

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[1] }Źródła do dziejów Ziemi Koszalińskiej w latach 1945-1950 [Quellen zur Geschichte des<br />

Kösliner Landes in den Jahren 1945-1950], Koszaliński Ośrodek Naukowo-Badawczy, Köslin<br />

1976.<br />

[2] Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie , Posen 1966.<br />

[3] SIMP - 35 lat na Pomorzu Środkowym [SIMP = Stowarzyszenie Inüynierów Mechaników<br />

Polskich = Verband polnischer Mechaniker Ingenieure - 35 Jahre in Ostpommern], OW SIMP,<br />

Köslin 1989 r.<br />

[4] Koszalińskie, rozwój województwa w Polsce Ludowej [Kösliner Land, die Entwicklung<br />

der Wojewodschaft in Volkspolen], Warschau, 1970.<br />

[5] Fenger, J., Małe porty Pomorza Zachodniego, ich znaczenie i rozwój [Die kleinen Häfen<br />

<strong>Hinterpommern</strong>s, ihre Bedeutung <strong>und</strong> Entwicklung], in: Rocznik Informator Pomorza<br />

Zachodniego 45-48, Stettin 1948.<br />

[6] Rocznik statystyczny gospodarki morskiej 1945-1968 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Seewirtschaft 1945-1968], Warschau 1969.<br />

[7] Rocznik statystyczny 1955 [Statistisches Jahrbuch 1955], GUS, Warschau, 1955.<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

IV. Entwicklungsprobleme der Landwirtschaft Ostpommerns<br />

IV. 1. Einführung<br />

Die landwirtschaftliche Nutzung der natürlichen Resourcen Ostpommerns war schon<br />

immer der bedeutendste lokale Wirtschaftsbereich. Nach Stabilisierung des<br />

Wirtschaftslebens in den ersten Nachkriegsjahren begann die Normalisierung auch in<br />

diesem Bereiche. Eine rationelle Landwirtschaft in Ostpommern forderte einen gewissen<br />

Bestand an Arbeitskräften <strong>und</strong> ihren vernünftigen Einsatz. <strong>Das</strong> war nach 1945 nur durch<br />

eine Neubesiedlung in den Landgemeinden <strong>und</strong> eine Neuordnung der<br />

landwirtschaftlichen Nutzung zu erreichen.<br />

Im Verlaufe der Zeit änderten sich die politischen Bedingungen, unter denen sich die<br />

Landwirtschaft Ostpommerns entwickelte. Die Auslegung politischer Dogmen wurde<br />

mit der Zeit immer liberaler. <strong>Das</strong> bedeutete für die Landwirtschaft mehr Freiraum für<br />

eine rationelle <strong>und</strong> nicht von oben angeordnete Entwicklung. In den Jahren 1950-1955,<br />

während des 6-Jahresplanes, wurde die Kollektivierung im bäuerlichen Bereich massiv<br />

vorangetrieben <strong>und</strong> die Sachabgaben rigoros eingetrieben. Bemerkenswert ist jedoch,<br />

das die Bauernschaft, im Gegensatz zu anderen sozialistischen Ländern, nie völlig<br />

aufgehoben wurde. Die Neubesiedlung stand mit der Abwerbung von Arbeitskräften für<br />

die Investitionsvorhaben in Zentralpolen im Widerspruch. Konsequent wurde jedoch an<br />

der Minimalisierung von Investitionsvorhaben festgehalten, was den<br />

Mechanisierungsprozeß in der Landwirtschaft verzögerte. In den Jahren 1956-1970<br />

verzichtete man auf die forcierte Bildung von LPG zugunsten "feinerer" Methoden der<br />

Kollektivierung. Nun hatte auch die Neubesiedlung bessere Chancen als zuvor. In der<br />

Landwirtschaft überhaupt bemühte man sich um die Ausnutzung aller extensiven<br />

Reserven. In den Jahren 1970-1975 wurde schrittweise die Kosten/Nutzen Rechnung<br />

eingeführt, was zu Konzentrationsprozessen in der Landwirtschaft führte aber auch eine<br />

intensivere Bewirtschaftung erzwang.<br />

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In den 80er Jahren ist ein deutlicher Trend zur Spezialisierung zu verzeichnen, sowohl<br />

im bäuerlichen als auch im großräumlichen Bereich. In den 90er Jahren kommt es zum<br />

kompletten Zerfall der großräumlichen Landwirtschaft, dessen wirtschaftspolitische<br />

Gründe bisher nicht aufgeklärt wurden. Damit beginnt für Ostpommern ein neuer<br />

Prozeß der Neuordnung in der Landwirtschaft, der bislang weder vorprogrammiert noch<br />

abgeschlossen ist.<br />

Zurück<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

IV.Entwicklungsprobleme der Landwirtschaft Ostpommerns<br />

IV.2. Probleme der Neubesiedlung in den Landgemeinden<br />

Die Voraussetzung für eine rationelle Nutzung der landwirtschaftlichen Gegebenheiten<br />

Ostpommerns war die Verfügung über eine genügende Anzahl von Arbeitskrften. Nach der<br />

Vertreibung des Großteils der deutschen Bevölkerung mußte sie durch polnische Arbeitskräfte<br />

ersetzt werden. Man war also an einer möglichst raschen <strong>und</strong> umfassenden Besiedlungspolitik<br />

interessiert. Diese Politik stand jedoch im Gegensatz zum sog. 6-Jahresplan (1950-1955). Sein<br />

Ziel war der schnelle Ausbau der Schwerindustrie in Polen. Die Kosten dieser<br />

Industrialisierung hatte die Landwirtschaft zu tragen. <strong>Das</strong> erfolgte in vielfacher Weise:<br />

– durch Anwerbung von Arbeitskräften aus dem ländlichem Bereich, die an den<br />

vorgesehenen Standorten neuer Industrievorhaben in Wohnheimen untergebracht<br />

wurden <strong>und</strong> in schnellen Berufsschulungen angelernt wurden,<br />

– durch Sicherstellung der Versorgung mit Landprodukten durch eine erhöhte <strong>und</strong><br />

kleinlich eingezogene Sachabgabe von allen Landwirtschaftlichen Betrieben,<br />

– durch vorsätzlich hoch kalkulierte Absatzpreise für Industrieprodukte für die<br />

Landwirtschaft bei gleichzeitig kaum kostendeckenden Aufkaufpreisen für<br />

Landwirtschaftliche Produkte,<br />

- durch Minimalisierung von Investitionsmitteln für die Landwirtschaft,<br />

– durch verstärkten Druck auf die Einzelbauern, sich zur Kollektivierung der bäuerlichen<br />

Landwirtschaft zu entscheiden, da qualifiziertes Saatgut <strong>und</strong> Landmaschinen nur in<br />

begrenzten Mengen bereitstanden, die effektiv besser im großräumlichen Einsatz zu<br />

nutzen waren.<br />

Dem Einfluß dieser Entscheidungen auf die ostpommersche Landwirtschaft sind die<br />

folgenden Abschnitte gewidmet. Die ersten polnischen Neusiedler waren polnische<br />

Zwangsarbeiter, die nach der Eroberung von Orten <strong>und</strong> Betrieben die Freiheit zurück erhielten<br />

<strong>und</strong> sich hier, aus den verschiedensten persönlichen Gründen, niederließen, statt sich in ihre<br />

Heimatsorte zu begeben. Eine andere Kategorie polnischer Neusiedler waren polnische<br />

Kriegsgefangenen, die aus den Kriegsgefangenenlagern freigelassen wurden.<br />

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Aufgr<strong>und</strong> der schwierigen allgemeinen Umständen <strong>und</strong> Transportmöglichkeiten verblieben<br />

auch sie für längere Zeit vor Ort. Nicht alle Neusiedler, die aus den zentralpolnischen<br />

Gebieten hierher kamen, meldeten sich bei den zugehörigen Behörden. Manchmal war die<br />

Anzahl der nicht angemeldeten höher als der legal anwesenden. [1] Die Gründe dafür waren<br />

vieler Art:<br />

– Personen aus Zentralpolen, die nach Ostpommern kamen, waren sich immer einig, ob<br />

sie ihren ständigen Wohnsitz hier wählen wollten, <strong>und</strong> wenn ja, zogen sie von Ort zu<br />

Ort, um eventuelle bessere Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnisse zu orten,<br />

– viele ehemaligen Angehörige der polnischen Widerstandsbewegung AK (Armia<br />

Krajowa = Landwehr), die von den neuen Machthabern delegalisiert <strong>und</strong> deren<br />

Mitglieder verfolgt wurden, setzen sich aus Zentralpolen nach Ostpommern ab, um da<br />

"ein neues Leben" aufzubauen. So waren in den ersten Monaten <strong>und</strong> Jahren die<br />

Einwohnerzahlen sehr variabel.<br />

<strong>Das</strong> Jahr 1948 kann als das Datum einer verhältnismäßigen Stabilisierung der Bevölkerung<br />

angesehen werden, was Rückschlüsse auf ihre ehemaligen Wohnsitze erlaubt. Danach waren<br />

496,9 Tsd. Personen für den ständigen Aufenthalt angemeldet, <strong>und</strong> 19,3 Tsd. Personen waren<br />

als zeitweilig angemeldet. [2] Von den 496,9 Tsd. Personen waren 473,7 Polen, 22,8 Deutsche<br />

<strong>und</strong> 0,4 Tsd. anderer Nationalitäten. [2]<br />

Von den 473,7 Tsd. Polen waren: (in Tsd. Personen) [2]<br />

– 15,6 sog. Autochtonen, also Deutsche, die für Polen optierten oder keine<br />

Ausreisegenehmigung erhielten <strong>und</strong> "eingepolt" wurden.<br />

– 296,3 Neusiedler aus strikt polnischen Bezirken, besonders aus der Umgebung von<br />

Bromberg, Posen, Gnesen <strong>und</strong> Kielce,<br />

– 92,1 sog. Repatrianten, besonders aus den an die SU abgetretenen, ostpolnischen<br />

Gebieten,<br />

– 18,3 sog. Reemigranten, also Personen polnischer Abstammung, die aus dem westlichen<br />

Ausland, besonders aus Frankreich <strong>und</strong> dem Ruhrgebiet, nach Polen zurückkamen,<br />

- 51,4 Kinder unter 4 Jahren.<br />

Diese Zahlen belegen, daß die These, die ehemaligen deutschen Ostgebiete wären Polen nötig<br />

gewesen, um seine Umsiedler aus den ehemaligen ostpolnischen Gebieten da unterzubringen,<br />

wenigstens auf Ostpommern nicht zutreffend war.<br />

Jedoch blieben weite Landgebiete noch verhältnismäßig dünn besiedelt. So betrug die<br />

Besiedlungsdichte im Jahre 1950 nur 29 Personen pro km2 <strong>und</strong> im Raum Rummelsburg waren<br />

es sogar nur 19. [2] Viele Bauernhöfe, besonders im Küstenbereich waren noch unbesetzt, <strong>und</strong><br />

in den Staatsgütern <strong>und</strong> der Forstwirtschaft mangelte es an Arbeitskräften.<br />

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So mußten z.B. über viele Jahre etwa 3.000 Waldarbeiter jährlich zum zeitweiligem Einsatz<br />

für die Holzgewinnung aus Polen eingeführt werden [3] Für den Zwangseinsatz deutscher<br />

Landarbeiter auf den Staatsgütern (der Tatsache war) fehlen jegliche polnische statistischen<br />

Angaben. Da es jedoch bis 1958 in Ostpommern in verschiedenen Dörfern Schulen mit<br />

deutscher Unterrichtssprache gab <strong>und</strong> eine Zeitung in deutscher Sprache "Der PGR Arbeiter"<br />

vertrieben wurde, (deren Redaktion sich in Köslin befand) ist anzunehmen, daß sich immerhin<br />

noch tausende Deutsche in Ostpommern befinden mußten, für die es sich lohnte, Schulen zu<br />

unterhalten <strong>und</strong> eine Zeitung herauszugeben. Nach polnischen Angaben verließen zwischen<br />

1950 <strong>und</strong> 1956 im Rahmen der Familienzusammenführung 25.000 Personen Ostpommern. [5]<br />

Daraus kann man die Schlußfolgerung ziehen, daß ein Großteil dieser Personen zu den<br />

zurückgehaltenen Zwangsarbeitern gehörte. Deswegen lief die Werbung um Ansiedler in den<br />

zentralpolnischen Bezirken weiterhin auf Hochtouren. Man lockte mit wartenden Bauernhöfen<br />

besonders die Besitzlosen, ehemaligen Landarbeiter, aber auch die Bauernjugend aus den<br />

Südgebieten Polens, an. Die Bodenreform brachte in den Gebieten Zentralpolens nur<br />

verhältnismäßig bescheidene Ergebnisse, weil die aufgeteilten Gutsflächen keinen großen<br />

Zuwachs der Bauernflächen ermöglichten.<br />

Diese Bemühungen trafen jedoch auf widersprüchliche Tendenzen von seiten der Beauftragten<br />

zur Durchführung der Industrialisierungsprozesse <strong>und</strong> Großbauern (sog. Kulaken) in<br />

Zentralpolen. <strong>Das</strong> führte in Ostpommern zu widersprüchlichen Tendenzen:<br />

Zum einen war man bemüht, die Neubesiedlung im landwirtschaftlichen Bereich weiter zu<br />

führen <strong>und</strong> entsandte Werber nach Zentralpolen, die auch "Erk<strong>und</strong>igungsreisen" nach<br />

Ostpommern für Interessenten durchführten,<br />

Zum anderen mußte man sich damit abfassen, daß Werber aus Industriebetrieben, besonders<br />

aus oberschlesischen Kohlgruben, einen Großteil Jugendlicher von Ostpommern nach<br />

Südpolen lockten.<br />

Auch gab es viele Fälle, in denen Großbauern in Zentralpolen vorsätzlich Umsiedlungswillige<br />

einschüchterten, um ihre billigen Arbeitskräfte nicht zu verlieren. Diese Bemühungen<br />

schwächten ab je mehr Großbauern in die LPG einbezogen wurden. Durch die unbeständige<br />

politische Lage Ostpommerns im Bewußtsein seiner augenblicklichen Bewohner (massive<br />

Berichte der Medien über Revanchismus seitens der Vertriebenenorganisationen in<br />

Deutschland, Anerkennung der Oder/Neiße Grenze nur durch die D<strong>DR</strong> usw.) scheuten viele<br />

Siedlungswillige ihre Niederlassung in Ostpommern <strong>und</strong> auch die Mehrzahl der schon in<br />

Ostpommern seßhaften Bauern investierte praktisch nicht in Land <strong>und</strong> Gebäude. Der<br />

Umbruch kam erst mit der Unterzeichnung des Vertrages zwischen der BRD <strong>und</strong> der VRP<br />

vom 7. Dezember 1970. [4]<br />

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Von da an wuchs die Bereitschaft nicht nur der Bauern in Ostpommern, diese Region als<br />

endgültige "neue" Heimat anzuerkennen. Auch wuchs danach die Bereitschaft staatlicher<br />

Organe in Ostpommern zu investieren.<br />

Aber bis es soweit kam, blieb es bei einem absoluten Bevölkerungsrückgang der<br />

Ostpommerschen Landbevölkerung von 385.000 im Jahre 1953 auf 369.100 im Jahre 1954<br />

sowie von 385.200 im Jahre 1956 auf 381.700 im Jahre 1957. [2] In den Jahren 1951-60<br />

verließen r<strong>und</strong> 50 Tsd. Personen die Landgemeinden Ostpommerns <strong>und</strong> zogen in die Städte<br />

dieser Region. [5] Damit zeigte sich, daß die sogenannte "Landflucht" kein ausschließliches<br />

Problem kapitalistischer Wirtschaftssysteme war sondern auch im Sozialismus hervortrat.<br />

Diese Tendenz setzte sich in den kommenden Jahren weiter fort. Im Zeitraum von 1957 bis<br />

1975 betrug der Bevölkerungsverlust Ostpommerns überhaupt 26.500 Personen, während er<br />

im Bereich der Landbevölkerung 141.600 Personen betrug. [3] Ostpommern blieb, wie auch<br />

zu Vorkriegszeiten, ein Gebiet der "Land- <strong>und</strong> Ostflucht".<br />

Mit Beginn der 60er Jahre wurden die Werbungen um Umsiedler nach Ostpommern<br />

weitgehend eingestellt, während die Abwerbung in die Industriegebiete weiter geführt wurde.<br />

So wurde die Zahl der Landbevölkerung um 1939 mit etwa 545.000 Personen nach 1945 nie<br />

wieder erreicht. Sie pendelte sich im Bereich von 400.000 Personen ein.<br />

=======================================<br />

Die Anzahl der Bevölkerung<br />

in den Landgemeinden Ostpommerns [8]<br />

----------------------------------------------<br />

Jahr Anzahl in Tsd. Personen<br />

----------------------------------------------<br />

1939: 545,5<br />

1975: 417,3<br />

1992: 437,6<br />

1994: 441,0<br />

===========================<br />

Einen Überblick über die Einwohnerzahl in den einzelnen Kreisen im Zeitvergleich 1939-<br />

1973 erlaubt Tab. 4. Im Jahrzehnt 1950-1960 ging dadurch die Anzahl der in der<br />

Landwirtschaft beschäftigten von 159.900 auf 140.800 Personen zurück. (2) <strong>Das</strong> bedingte die<br />

Vorantreibung von Mechanisierungsprozessen in der Landwirtschaft. So wuchs die Anzahl<br />

von Traktoren von 4.867 (1960) auf 15.837 (1973) [2] .<br />

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============================================<br />

Die Anzahl von Zugkräften in der Landwirtschaft 1975<br />

(in Zugeinheiten pro 100 ha LNF) [6]<br />

--------------------------------------------------------------------------<br />

überhaupt Pferde Mechanische<br />

kräfte Zugkräfte<br />

--------------------------------------------------------------------------<br />

in Ostpommern 20,7 4.0 16,7<br />

in Polen 23,4 9,6 13,6<br />

in der Woj. Szczecin22,4 3,8 18,6<br />

=============================================<br />

In diesem Vergleich war die Situation in Ostpommern bedeutend besser als durchschnittlich in<br />

Polen. Wenn, bei einer deutlich niedrigen Bevölkerung in den Landgemeinden, dennoch die<br />

Ergebnisse der Landwirtschaft das Vorkriegsniveau überschritten, zeugt das einerseits von der<br />

Anpassung der"neuen" Landbevölkerung an die natürlichen, lokalen Gegebenheiten, <strong>und</strong><br />

andererseits vom technischem Fortschritt in der Landwirtschaft, der einen bemerkenswerten<br />

Zuwachs der Produktivität per capita ermöglichte. Außerdem liegt die Vermutung nahe, daß<br />

dies auch ein Beweis sein könnte, welche Reserven noch in der ostpommerschen<br />

Landwirtschaft stecken.<br />

-------------------------------------<br />

Zurück<br />

[1] Żródła do dziejów Ziemi Koszalińskiej w latach 1945-1950 [Quellen zur Geschichte des<br />

Kösliner Landes in den Jahren 1945-1950], Koszaliński Ośrodek Naukowo-Badawczy, Köslin<br />

1976.<br />

[2] Koszalińskie w Polsce Ludowej [ <strong>Das</strong> Kösliner Land in Volks Polen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975.<br />

[3] Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20er Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1966.<br />

[4] Vertrag vom 7.12.1970 zwischen der BRD <strong>und</strong> VRP über die Gr<strong>und</strong>lagen ihrer<br />

gegenseitigen Beziehungen.<br />

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[5] Koszalińskie, rozwój województwa w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land <strong>und</strong> seine<br />

Entwicklung in Volkspolen, Warschau 1970.<br />

[6] Rocznik statystyczny województw 1976 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1976], Warschau 1976.<br />

[7] Statistik des Deutschen Reiches 1940/1943.<br />

Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20er Jahren der VRP], Wydawnictwo<br />

Poznańskie, Posen 1966.<br />

Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Stolp für 1993], WUS, Stolp 1993.<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin für 1993], WUS, Köslin 1993.<br />

Rocznik statystyczny województwa pilskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaft<br />

Schneidemühl 1994] WUS, Schneidemühl 1994.<br />

[8] Statistik des Deutschen Reiches 1940/1943.<br />

Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20er Jahren der VRP], Wydawnictwo<br />

Poznańskie, Posen 1966.<br />

Rocznik statystyczny Województw 1995 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften 1995],<br />

GUS, Warschau 1995.<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

IV.Entwicklungsprobleme der Landwirtschaft Ostpommerns<br />

IV.3. Die Neuordnung der Landwirtschaft 1950-1989<br />

Als Neuordnung war die rationelle Organisation des landwirtschaftlichen<br />

Produktionsprozesses zu verstehen, die im wesentlichen folgende Probleme umfaßte:<br />

1. Entscheidungen über die Agrarstruktur. d.h. über die Aufteilung der<br />

landwirtschaftlichen Nutzfläche in den klein- <strong>und</strong> großräumlichen Bereichen,<br />

2. organisatorische Entscheidungen über die Wirtschaftsführung im großräumlichen<br />

Bereich,<br />

3. die, wenigstens teilweise, Ersetzung fehlender Arbeitskräfte durch die Mechanisierung<br />

von Feldarbeiten. <strong>Das</strong> erforderte die Bildung straff organisierter Mechanisierungszentren im<br />

ländlichen Gebiet.<br />

Diese Neuordnung verlief unter unterschiedlichen Voraussetzungen.<br />

IV.3.1. Die Aufteilung der landwirtschaftlichen Nutzfläche<br />

Die gr<strong>und</strong>sätzliche Entscheidung über die angestrebte Agrarstruktur blieb bis 1989 die<br />

folgende: ausgehend von der bestehenden Agrarstruktur im Jahre 1950 sollte sie in absehbarer<br />

Zeit zugunsten der großräumlichen verändert werden durch :<br />

– Kollektivisierungsmaánahmen der Bauernschaft,<br />

– Übernahme von Althöfen durch die Staatsgüter,<br />

– Bewirtschaftung von Reservenflächen durch die Staatsgüter.<br />

Letztliches Ziel war eine allgemeine Verstaatlichung der Landwirtschaft überhaupt.<br />

========================================================<br />

Die Agrarstruktur der ostpommerschen Landwirtschaft im Jahre 1954 [1]<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Flächengröße Anteil der Betriebe Anteil an der landw. Nutzfläche<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

bis 20 ha 97,8 % 40,0 %<br />

20-500 ha 0,2 % 2,0 %<br />

über 500 ha 2,0 % 58,0 %<br />

========================================================<br />

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Die Verwirklichung dieser Ziele verlief unterschiedlich:<br />

– sehr progressiv in den Jahren 1950-1956 <strong>und</strong><br />

– liberaler in den folgenden Jahren, wurde jedoch konsequent, unter Nutzung aller<br />

möglichen Formen, vorangetrieben.<br />

Nach 1989 wurde als Ziel die Privatisierung der Landwirtschaft als solche anvisiert, jedoch<br />

fehlt es bis jetzt an klaren Entscheidungen wie sich die künftige Agrarstruktur entwickeln<br />

sollte, besonders was den Bereich der großräumigen Landwirtschaft betrifft. Im bäuerlichen<br />

Bereich ist man überzeugt davon, daß kleine Bauernhöfe bis 10 ha bei reiner<br />

Pflanzenproduktion keine Überlebungschancen haben. [2] Bauernhöfe im Bereich zwischen<br />

30-50 ha könnten in normalen Jahren Gewinne einwirtschaften. [2]. Als wünschenswert<br />

werden größere Bauernhöfe um die 100 ha angesehen, die bei intensiver spezialisierter<br />

Produktion die bestehendenArbeitskräftereserven in den Landgemeinden wieder in den<br />

Produktionsbereich einbeziehen könnten. [3]<br />

IV. 3. 2. Die organisatorischen Entscheidungen in der großräumlichen Landwirtschaft<br />

Die organisatorische Stabilisierung der großräumlichen Landwirtschaft beruhte weitgehend<br />

auf einer zeitlich ablaufenden Konzentration. Im Jahre 1952 wurden die bisherigen einzelnen<br />

PGR in Zespoły (Gruppen) zusammengeschlossen. Bis 1955 entstanden 83 solcher Zespoły,<br />

die 712 einzelne PGR umfaßten. Sie wurden sehr strikte <strong>und</strong> zentralistisch durch Zjednoczenia<br />

(Verbände) gesteuert, die ihren Sitz in Köslin, Schlawe, Stolp, Polzin, Neustettin <strong>und</strong> Deutsch-<br />

Krone hatten. [4] Diese Lösung hatte jedoch negative Auswirkungen auf die<br />

landwirtschaftliche Produktion in den einzelnen Betrieben, weil sie in ihrer Iniative zu sehr<br />

begrenzt waren <strong>und</strong> die Zjednoczenia viel Fehlentscheidungen brachten. Um den Betrieben<br />

eine mehr den verschiedenen natürlichen Voraussetzungen angepaßte Bewirtschaftung zu<br />

ermöglichen, wurden diese Zjednoczenia 1957 aufgelöst <strong>und</strong> eine neue Verwaltungsstruktur<br />

eingeführt:<br />

– die unterste Stufe in Form von Zespoły wurde einbehalten<br />

– die Zjednoczenia wurden aufgelöst. An ihrer Stelle traten ZO (Zarządy Okręgowe =<br />

Bezirksvorstände) in Köslin, Stolp <strong>und</strong> Neustettin,<br />

– die oberste Stufe wurde der WZ PGR (Wojewódzki Zarząd Państwowych Gospodarstw<br />

Rolnych = Wojewodschaftsvorstand der Staatlichen Landwirtschaftlichen Betriebe) in<br />

Köslin. Aber schon 1958 wurde die nächste Veränderung eingeführt:<br />

– die Zespoły wurden aufgelöst. Es wurden größere Einzelbetriebe geschaffen. Um 1960<br />

verringerte sich die Anzahl selbständiger Betriebe von 712 auf 539. [4]<br />

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– in den Kreisstädten wurden Inspektorate geschaffen, die die einzelnen Betriebe im<br />

Kreise steuerten,<br />

– in Köslin wurde als oberste Stufe die WZ PGR (Wojewódzkie Zjednoczenie PGR =<br />

Wojewodschaftsverband der PGR) eingesetzt.<br />

Nach <strong>und</strong> nach wurden bis 1970 die Inspektorate abgeschafft <strong>und</strong> die Konzentration der<br />

einzelnen Betriebe beschleunigt. Dies erfolgte in folgenden Richtungen:<br />

– die Zusammenschließung von bisher einzelnen Betrieben in größere Einheiten. So<br />

wuchs die durchschnittliche Fläche eines PGR Betriebes 460 ha (1960) auf 1500 ha<br />

(1970) bis auf 6.000 ha (1973). [4] In den 70er Jahren wurden im Prinzip alle bisher<br />

selbständigen PGR Betriebe zu Kombinaten zusammengeschlossen, die als größere<br />

Wirtschaftseinheiten eine bessere Nutzung <strong>und</strong> Mechanisierung ermöglichen sollten.<br />

Die größten Kombinate entstanden in Groß Rambin <strong>und</strong> Pflugrade. Zu dieser Zeit<br />

wurden auch riesige Zuchteinheiten gebaut wie z.B. Ställe für 36 Tsd. Mastschweine in<br />

Simmatzig oder 6 Tsd. in Bärwalde. In Zitzewitz wurde ein Kuhstall für 1.000 Kühe<br />

erbaut.<br />

– durch die Spezialisierung einiger PGR Betriebe in verschiedenen Richtungen. So<br />

wurden u.a.:<br />

– etliche PGR im KPHRiN (Koszalińskie Przedsiębiorstwo Produkcji Roślin i<br />

Nasion = Kösliner Unternehmen für Pflanzen- <strong>und</strong> Samenherstellung)<br />

zusammengefaßt <strong>und</strong> stellten für die Landwirtschaft jährlich etwa 550 Tsd. t<br />

Saatkartoffeln, 150 Tsd. t Saatgetreide <strong>und</strong> 30 Tsd. t Futtersamen zur Verfügung.<br />

[4]<br />

– aus ehemaligen PGR wissenschaftliche Landbetriebe geschaffen wie z.B. das<br />

Kartoffelforschungs Institut in Bonin bei Köslin <strong>und</strong> das Versuchsinstitut für<br />

Gartenbau in Amalienhof,<br />

– 15 PGR als POHZ (Państwowe Ośrodki Hodowli Zarodowej = Staatliche<br />

Tierzucht Zentren) spezialisiert, die für die Landwirtschaft jährlich r<strong>und</strong> 300<br />

Stück Zuchtrinder, 1000 Stück Zuchtschweine <strong>und</strong> 200 Zuchtschafe zuwiesen.<br />

[4]<br />

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=====================================<br />

Zuchtrollenbestände 1954<br />

in Ostpommerschen Zuchtgütern<br />

----------------------------------------------------------------<br />

Beschreibung Anzahl<br />

----------------------------------------------------------------<br />

Hengste 249<br />

Stuten 1.064<br />

Zuchtbullen 516<br />

Kühe 1.773<br />

Zuchteber 296<br />

Zuchtsauen 612<br />

Schafböcke 102<br />

Mutterschafe 1.079<br />

IV. 3. 3. Die Neuordnung im bäuerlichen Bereich der Landwirtschaft<br />

Neusiedler, die sich in nach 1945 in Bauernhöfen niederließen, bildeten den bäuerlichen<br />

Bereich der ostpommerschen Landwirtschaft der Nachkriegsjahre. Im Jahre 1950 betrug die<br />

Anzahl der einzelbäuerlichen Betriebe 58.313, die r<strong>und</strong> 400.000 ha landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche bewirtschafteten. (4) Der eigentliche Sinn der landwirtschaftlichen Politik im<br />

realen Sozialismus Polens lag in der totalen Veränderung der rechtlichen <strong>und</strong> faktischen<br />

Eigentumsverhältnisse. Ziel dieser Politik war es, das private Eigentum schrittweise über<br />

verschiedene Formen der Kooperation in gesellschaftliches <strong>und</strong> danach in staatliches<br />

umzuwandeln. Diese Bemühungen trafen bei den Einzelbauern in ganz Polen natürlich auf<br />

Widerstand, da viele von ihnen erst vor kurzem durch die Bodenreform selbständige Bauern<br />

wurden <strong>und</strong> sich prinzipiell im Vergleich zu ihren bisherigen Lebensbedingungen<br />

verbesserten. Dieser Widerstand wurde auf verschiedene Art <strong>und</strong> Weise gebrochen. In<br />

Ostpommern verlief dieser Prozeß unter anderen Bedingungen als im sog. Zentralpolen.<br />

Erstens waren die auf ehemaligen deutschen Bauernhöfen angesiedelten Bauernfamilien sehr<br />

schwach in emotioneller Hinsicht mit Land <strong>und</strong> Hof verb<strong>und</strong>en, was im allgemeinen die<br />

Entscheidung zugunsten kollektiver Formen erleichterte.<br />

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Zweitens war in den ersten Nachkriegsjahren die Integrität <strong>und</strong> politische Aufklärung der<br />

Bauernschicht ziemlich niedrig, so daß keine übergreifende Meinungsschichten entstanden,<br />

die einen organisierten Widerstand bilden konnten.<br />

Drittens war die Versorgung der privaten Landwirtschaft sehr begrenzt <strong>und</strong> die steuerlichen<br />

Auflagen <strong>und</strong> sachlichen Abgaben so belastend, so daß viele Bauern keine reellen<br />

Zukunftschancen für sich sahen.<br />

Dies alles begünstigte die außergewöhnlich rapide Entwicklung von SP [Spółdzielnia<br />

Produkcyjna = Produktionsgenossenschaft, die mit dem Begriff LPG zu D<strong>DR</strong>-Zeiten<br />

gleichzustellen ist], wie sie aus den nachstehenden Zahlen ersichtlich ist: [5]<br />

Jahr Anzahl der SP<br />

-----------------------------------<br />

1949 9<br />

1950 188<br />

1956 625<br />

-----------------------------------<br />

Zu diesem Höhepunkt in der Entwicklung der SP wirtschafteten 11.000 Mitglieder, die<br />

zusammen mit den arbeitsfähigen Familienmitgliedern r<strong>und</strong> 20.000 Landarbeiter stellten auf<br />

113.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche .[5]<br />

Von der Größenordnung ergab sich folgende Struktur der SP<br />

im Jahre 1954: [6]<br />

bis 100 ha 17,7%<br />

100-200ha 47,0<br />

200-300 21,5<br />

300-500 12,0<br />

über 500 ha 1,8<br />

Im Jahre 1956 hatten die SP einen beträchtlichen Anteil an der landwirtschaftlichen<br />

Produktion, die im einzelnen 13,1 % an der landw. Nutzfläche <strong>und</strong> am allgemeinen Bestand<br />

von:<br />

Rinder 13,1%<br />

Schweinen 10,7%<br />

Schafen 20,8%<br />

betrugen. [6]<br />

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Nach der politischen Wende, die im Oktober 1956 eintrat, <strong>und</strong> u.a. den politischen Verzicht<br />

auf radikales Vorgehen in der Kollektivierung der Einzelbauern brachte, löste sich die<br />

Mehrzahl der SP in Kürze auf. In einzelen Fällen, besonders da wo sich Leute zusammen<br />

fanden, die gewillt waren, tatsächlich freiwillig auf größerem Areal zu wirtschaften, erhielt<br />

sich die SP auch weiterhin, wenn auch in weitaus kleineren Ausmaßen: [7]<br />

------------------------------------------------<br />

Landw. Nutzfläche<br />

von SP in den Jahren in tausend ha<br />

------------------------------------------------<br />

1975 4,3<br />

1980 19,5<br />

1988 22,5<br />

------------------------------------------------<br />

Die politische Wende brachte nach 1956 etliche Vergünstigungen für die freie Bauernschaft:<br />

– die zugelassene Größenordnung von Bauernbetrieben wurde auf 10 ha, für<br />

Zuchtbetriebe auf 20 ha herauf gesetzt,<br />

– die Bauern wurden auf dem von ihnen bisher bewirtschafteten Lande als Eigentümer<br />

bestätigt,<br />

– die Pflichtabgaben in Milch wurden aufgehoben,<br />

– die Pflichtabgaben in Getreide <strong>und</strong> Fleisch wurden nicht mehr rigoros eingetrieben.<br />

Nach Auflösung der Mehrzahl der SP wurde das ehemals zusammengelegte Bauernland neu<br />

aufgeteilt, was in vielen Fällen eine Neuvermessung <strong>und</strong> Verteilung von Landflächen<br />

erforderte. In den 60er Jahren mehrten sich Praktiken, in denen ältere Bauern, deren<br />

Nachwuchs in die Städte abgewandert war, ihre Gehöfte dem Staat verschrieben, wofür sie<br />

eine geringe Rente erhielten <strong>und</strong> das Gehöft weiter benutzen konnten. In den Jahren 1966-<br />

1970 wurden vom Staat 4.652 Bauernbetriebe mit r<strong>und</strong> 40.000 ha landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche übernommen. [4] In vielen Fällen wurde ein Teil dieser Flächen den Staatsgütern<br />

zugeordnet, zum Großteil vergrößerten sie den Anteil am PFZ (Państwowy F<strong>und</strong>usz Ziemi =<br />

Staatliche Landreserve), das kurzfristig verpachtet wurde.<br />

Trotz der politischen Wende 1956 blieb jedoch der Drang zur Kollektivierung der freien<br />

Bauernschaft erhalten. Es änderten sich nur die Formen des Vorgehens. Es begann mit der<br />

Einführung der sog. KR (Kółka Rolnicze = Bauernzirkel). Ihr Sinn war es gemeinschaftlich:<br />

– Land aus dem PFZ zu bewirtschaften�<br />

– <strong>und</strong> Maschinen anzukaufen <strong>und</strong> sie unter sich zu nutzen,<br />

– Schädlingsschutz- <strong>und</strong> andere chemische Mittel kollektiv anzuwenden.<br />

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Um die Zusammenschließung von Bauern in solchen Zirkeln zu fördern, wurden staatliche<br />

Zuwendungen nicht den einzelnen Bauern, sondern nur gegründeten Zirkeln zur Verfügung<br />

gestellt.Die Anzahl der Bauernzirkel wuchs ständig <strong>und</strong> betrug: [4]<br />

1958 234<br />

1966 910<br />

1970 1.058<br />

Nebenbei gründete man verschiedene Zweckverbände in Form von Wasser- <strong>und</strong><br />

Grünlandgenossenschaften sowie Verbände von Rinder-<strong>und</strong> Schweinezüchter sowie Anbauern<br />

von Industriepflanzen wie Flachs, Raps <strong>und</strong> Zuckerrüben.<br />

Der nächste Schritt war die Empfehlung zum Zusammenschluß mehrerer KR zu SKR<br />

(Spółdzielnia Kółek Rolniczych = Genossenschaft von Bauernzirkeln). Es stellte sich nämlich<br />

heraus, daß nur größere Einheiten effektiv wirtschaften konnten. So konnten außer der Saison<br />

Dienstleistungen für außer der Landwirtschaft tätige Betriebe geleistet werden. In vielen<br />

Fällen engagierte man sich schnell in Transport- <strong>und</strong> Bauleistungen, da sie bessere Gewinne<br />

abwarfen als reine landwirtschaftliche Dienste.<br />

IV. 3 4.. Die Mechanisierung der Landwirtschaft<br />

Um die Mechanisierung der Feldarbeiten in der Landwirtschaft abzusichern, wurden<br />

Maßnahmen getroffen, die einerseits die Kollektivierung im bäuerlichen Bereich vorantreiben<br />

sollten <strong>und</strong> andererseits den stetigen Arbeitskräftemangel in den PGR abhelfen sollten.<br />

Für den Bedarf von Mechanisierung im bäuerlichen Bereich wurden seit 1953 POM<br />

(Państwowe Ośrodki Mechanizacji = Staatliche Mechanisierungs Zentren ) organisiert, die<br />

1955 die Anzahl von 23 erreichten. Sie unterhielten 1.480 Traktoren <strong>und</strong> 3.400 verschiedene<br />

Landmaschinen. [5] Für die Standorte, in denen diese Betriebe errichtet wurden, Kleinstädte<br />

wie z.B. Körlin oder Gemeindedörfer wie z.B. Glowitz, war es eine Stärkung ihrer<br />

wirtschaftlichen Struktur <strong>und</strong> Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze außer der Landwirtschaft.<br />

Die Leistungen der POM für die SP wurden in eigenartiger Form, denn mit Sachabgaben von<br />

Getreide oder Milch beglichen, von denen noch zusätzlich die Hälfte auf die obligatorischen<br />

Pflichtabgaben angerechnet wurden. <strong>Das</strong> war für die SP eine außerordentliche Begünstigung.<br />

Die POM verloren dabei gleich zweimal:<br />

– erstens, weil die Preise für ihre Dienstleistungen vorsätzlich nicht kostendeckend<br />

kalkuliert waren. So wurden den SP im Schnitt beim Pflügen 150 zl je Hektar<br />

angerechnet, während die Selbstkosten 240 zl je ha betrugen. [5]<br />

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– zweitens, weil sie keine Geldeinnahmen machten, sondern erst über die staatlichen<br />

Verwaltungsstellen den Gegenwert für die von den SP gelieferten Sachwerte erhielten.<br />

Nach der allgemeinen Auflösung der SP mußten sich auch die POM den veränderten Zuständen anpassen.<br />

Alle stellten sich um <strong>und</strong> anstatt einfacher Feldarbeiten spezialisierten sie sich in der Anwendung von<br />

chemischen Mitteln der Schädlingsbekämpfung usw. Viele befaßten sich ausschließlich mit der<br />

Überholung von Traktoren <strong>und</strong> landwirtschaftlicher Maschinen der Staatsgüter, was letztlich auch<br />

Ausdruck im Wechsel ihrer Benennung fand: ZNMR (Zakłady Naprawcze Mechanizacji Rolnictwa =<br />

Reparaturbetrieb für landwirtschaftliche Mechanisation).<br />

Im Bereich der PGR wurde die Mechanisierung in den einzelnen Betrieben durchgeführt. Seit<br />

1976 erfolgte die Getreideernte in den PGR ausschließlich mit Mähdreschern.<br />

IV. 3. 5. Die Ergebnisse der Landwirtschaft<br />

Die Struktur der Anbauflächen der Pflanzenproduktion paßte sich im Verlauf der Jahre den<br />

natürlichen Gegebenheiten Ostpommerns an.<br />

==========================================================<br />

Die Anbaustruktur der ostpommerschen Landwirtschaft im Zeitverlauf [8]<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

im Jahre :<br />

Bezeichnung 1947 1955 1963 1973 1988<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Getreide 62,0 59,2 53.7 52,1 51,8<br />

Kartoffeln 12,5 13,6 19,1 15,1 9,6<br />

Industriepflanzen 3,4 3,7 3,8 4,0 5,9<br />

Futterpflanzen 12,2 14,2 19,4 24,0 32,7<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Durch den verstärkten Einsatz von Kunstdünger von 40,2 kg/ha (1950) [5] auf 187 kg/ha<br />

(1973) [9] <strong>und</strong> Bereitstellung von qualifiziertem Saatgut gelang es, die Hektarerträge<br />

bedeutend zu verbessern.<br />

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=====================================================<br />

Die Hektarerträge in der ostpommerschen Landwirtschaft (in dz/ha) [10]<br />

--------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Im Jahre:<br />

Bezeichnung 1950 1963 1973 1988 1994<br />

--------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Getreide 12,7 14,1 26,6 30,8 34,7<br />

Kartoffeln 137,0 183,0 209,0 200.0 123,0<br />

Raps 7,0 10,2 20,3 23,2 12,6<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Trotzdem war die Futterversorgung für die Viehzucht nicht immer gesichert. In den Jahren<br />

1958-1963 betrug die durchschnittliche Fehlquote in Futtereinheiten 15 % <strong>und</strong> im Eiweiß 23<br />

% des Bedarfs. [5]<br />

Im Zeitraum 1950-1973 entwickelte sich die Viehzucht ziemlich dynamisch.<br />

==================================<br />

Der Viehbestand in der ostpommerschen<br />

Landwirtschaft im Zeitverlauf (in Tsd Stck) [4]<br />

---------------------------------------------------------<br />

im Jahre<br />

Bezeichnung 1950 1960 1973<br />

---------------------------------------------------------<br />

Rinder 201,6 291,3 471,1<br />

davon Kühe 113,0 170,8 178,1<br />

Schweine 286,0 417,9 670,9<br />

Schafe 86,4 186,6 137,5<br />

Pferde 77,3 80,7 50,6<br />

---------------------------------------------------------<br />

In der ostpommerschen Rinderzucht stellte man sich mehr auf die Zucht von Fleischvieh als<br />

auf Milchvieh ein. Der Zuwachs von Pferden 1950/1960 war durch die wachsende<br />

Anbaufläche <strong>und</strong> ungenügende Mechanisierung von Feldarbeiten nötig. Der Abbau der<br />

Schafzucht 1960/1973 war durch fallende Preise bedingt.<br />

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=================================<br />

Der Viehbestand je 100 ha LNF [11]<br />

---------------------------------------------------------<br />

im Jahre:<br />

Bezeichnung 1963 1973 1988<br />

---------------------------------------------------------<br />

Rinder 33,1 54,2 49,8<br />

davon Kühe 19,4 20,5 17,7<br />

Schweine 47,4 77,1 121,5<br />

Schafe 21,1 15,8 24,6<br />

Pferde 9,1 5,8 1,5<br />

---------------------------------------------------------<br />

Bis zur politischen, <strong>und</strong> damit auch wirtschaftlichen Wende, verzeichnete die ostpommersche<br />

Landwirtschaft ein stetiges Wachstum in den wichtigsten Produktionsbereichen.<br />

----------------------<br />

Zurück<br />

[1] Rocznik statystyczny 1955 [ Statistisches Jahrbuch 1955], GUS, Warschau 1955.<br />

[2] Głos Koszaliński, 2.6.95.<br />

[3] Glos Koszaliński, 4.7.95.<br />

[4] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975.<br />

[5] Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1966.<br />

[6] Rocznik statystyczny 1959 [Statistisches Jahrbuch 1959], GUS, Warschau 1955.<br />

[7] GUS, Rocznik statystyczny województw 1976 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1976], GUS, Warschau 1976.<br />

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GUS, Rocznik statystyczny województw 1988 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1988], GUS, Warschau, 1988.<br />

[8] Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1966.<br />

Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975.<br />

[9] Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1974 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin für 1974], WUS, Köslin 1974.<br />

[10 Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1966.<br />

Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975.<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1974 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin für 1974], WUS, Köslin 1974.<br />

GUS, Rocznik statystyczny województw 1988 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1988], GUS, Warschau 1988.<br />

[11] Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1966.<br />

Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975.<br />

GUS, Rocznik statystyczny województw 1988 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1988], GUS, Warschau 1988.<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

IV. Entwicklungsprobleme der Landwirtschaft Ostpommerns<br />

IV.4. Der Übergang zur Marktwirtschaft <strong>und</strong> seine Konsequenzen für die<br />

Landwirtschaft<br />

Die Landwirtschaft war der erste Wirtschaftszweig in Polen, der schon 1988 in die freie<br />

Marktwirtschaft überwiesen wurde. Es begann mit der sogenannten "Befreiung" der Preise für<br />

Produkte der Landwirtschaft <strong>und</strong> der Industrie, die für die Landwirtschaft bestimmt waren. Von da<br />

an diktierten Nachfrage <strong>und</strong> Angebot die Preise in diesen Sparten, während in den übrigen<br />

Wirtschaftsbereichen bis Ende 1989 "feste" Preise wirkten.<br />

Mit Wirkung vom 1.1.1990 schufen drei zentrale Entscheidungen den eigentlichen Übergang<br />

zur Marktwirtschaft in ganz Polen:<br />

1. wurde die Einstellung jeglicher staatlicher Zuwendungen für wirtschaftliche<br />

Unternehmen gleich welcher Art beschlossen.<br />

2. wurden die Bankzinsen der Inflationsrate angeglichen <strong>und</strong> bisherige ausstehende<br />

Kreditsummen in neuer Höhe verzinst,<br />

3. wurde der Wille deklariert, alle bisher staatlichen wirtschaftlichen Unternehmen zu<br />

privatisieren. Diese Entscheidungen wurden jedoch teilweise untergangen. So wurden zwar<br />

die staatlichen Zuwendungen für die Landwirtschaft sofort <strong>und</strong> konsequent eingestellt, doch<br />

für die Schwerindustrie fortgesetzt.<br />

Der Privatisierungsprozeß der Staatsgüter wurde sofort eingeführt, während er in den übrigen<br />

Wirtschaftsbereichen bis jetzt noch weitgehend in Konzepten steckt. Der Verdacht liegt nahe,<br />

daß man aus doktrinären politischen Gründen den Untergang der bisher staatlichen<br />

Landwirtschaft vorsätzlich wollte, ohne Rücksicht auf die damit verb<strong>und</strong>enen Konsequenzen:<br />

1. den Rückgang in der Herstellung von Landwirtschaftlichen Produkten wegen<br />

mangelnder Produktionsmittel,<br />

2. die Arbeitslosigkeit der bisherigen Belegschaften wegen Entfall ihrer Arbeitsplätze<br />

durch den Konkurs der Betriebe,<br />

3. den Wertverlust von Land <strong>und</strong> Gebäuden.<br />

4.<br />

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Auf einmal, ohne eine noch so kurze Übergangszeit, sollten diese Güter sich in der freien<br />

Marktwirtschaft bewähren. <strong>Das</strong> schafften nur die wenigsten, denn:<br />

– Industrieprodukte für die Landwirtschaft, insbesondere Treibstoffe, Kunstdünger <strong>und</strong><br />

Landmaschinen wurden über Nacht um das vielfache teurer,<br />

– landwirtschaftliche Produkte wurden schwer absetzbar, <strong>und</strong> wenn schon dann nur zu<br />

nicht kostendeckenden Preisen, da Billigimporte aus dem Ausland, die schrumpfende<br />

Kaufkraft im Lande wie auch der Verlust der bisherigen Absatzmärkte in den<br />

ehemaligen Ostblockstaaten, mitsamt der D<strong>DR</strong>, die Nachfrage rapid begrenzten, <strong>und</strong><br />

damit die Preise fielen. "Polen öffnete einseitig seine Grenzen für hochsubventionierte<br />

Lebensmittel aus der EG <strong>und</strong> den USA, während Europa sich gleichzeitig gegen<br />

polnische Importe abschottete". [10] In einer so monokulturellen Region wie<br />

Ostpommern bedeutete das den Kollaps in der Landwirtschaft.<br />

In dieser Situation war der "Kreuzweg" der Staatsgüter eigentlich vorprogrammiert:<br />

1. da die Einnahmen die Kosten nicht deckten, sperrte die Bank die Konten, denn 87 %<br />

der Betriebe verlor die Kreditwürdigkeit, weil die Verschuldung etwa 140 % des<br />

Umlaufvermögens betrug. [12]<br />

2. um Löhne weiter zu zahlen <strong>und</strong> Mittel für die laufende Unterhaltung von Land <strong>und</strong><br />

Vieh zu erhalten, setzte man die laufenden Produkte auf Barzahlung ab,<br />

3. danach wurden schrittweise Vieh <strong>und</strong> Maschinen verkauft <strong>und</strong> der Konkurs wurde<br />

angemeldet. Im Januar 1992 waren 46 Betriebe mit 113 Tsd. ha LNF vom Konkurs bedroht,<br />

deren Verschuldung bei 320 NLP (NLP = neuer polnischer Zloty) pro ha lag gegenüber einem<br />

Umlaufvermögen von 120 NLP je ha. [12]<br />

4. die Restbestände der jeweiligen Güter wurden von einer der Treuhand ähnlichen<br />

Organisation AWRSP (Agencja Własności Rolnej Skarbu Państwa = Agentur für<br />

Landwirtschaftliches Eigentum des Fiskus) übernommen.<br />

Etwa 20.000 Gutsarbeiter wurden auf einen Schlag entlassen, die auf dem plattem Lande<br />

praktisch keine Möglichkeit hatten, einen neuen Arbeitsplatz zu finden <strong>und</strong> nach anderthalb<br />

Jahren den Anspruch auf eine Sozialunterstützung verloren.<br />

Heute mehren sich die Stimmen aus den Reihen der verantwortlichen Politiker, daß man<br />

voreilig <strong>und</strong> ungerecht gehandelt habe. Die Konsequenzen fremder Entscheidungen trägt<br />

jedoch Pommern, wie schon oft in der Vergangenheit ...<br />

Die AWRSP, die ihren Sitz in Köslin hat, übernahm in Ostpommern 86 ehemalige Staatsgüter,<br />

darunter sechs Zuchtbetriebe in den Wojewodschaften Köslin <strong>und</strong> Stolp. [12] Dahinter<br />

standen immerhin 457,4 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, das war ein Anteil von 55,5 %<br />

der allgemeinen landwirtschaftlichen Nutzfläche (NL).<br />

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Außerdem wurden 353 Verwertungsbetriebe wie z.B. 95 Brennereien, 15 Schlachthäuser <strong>und</strong><br />

Metzgereien, 75 Futtermisch- <strong>und</strong> Produktionsanlagen, Trocken- <strong>und</strong> Futteranlagen,<br />

Grünfuttertrockenanlagen, Sägewerke usw. übernommen, die vordem knapp 13.000 Leute<br />

beschäftigten sowie r<strong>und</strong> 28.000 Wohneinheiten. [1] Außerdem übernahm die AWRSP etwa<br />

21.000 ha Reserveland <strong>und</strong> kleinere Flächen aus anderen Beständen. Alles in allem übernahm<br />

die AWRSP 478,4 Tsd. ha Land <strong>und</strong> Boden. Die Aufgabe der AWRSP war <strong>und</strong> ist, für dieses<br />

landwirtschaftliche Potential eine neue Anwendung zu finden. Dafür wurden folgende<br />

Richtlinien entwickelt:<br />

1. In erster Linie solle man alles Übernommene privatisieren, d.h. dafür einen Käufer<br />

finden. Prinzipiell war man überzeugt davon, daß sich viele Einzelbauern dafür interessieren<br />

würden, ihren Landbesitz durch Ankäufe zu vergrößern.<br />

2. Falls kein Käufer sich finde, solle man soviel wie möglich Pächter finden, die das<br />

ganze Gut oder einen Betriebsteil dessen in längere Pacht, eventuell mit Erstkaufanrecht,<br />

übernehmen, indem sie Land <strong>und</strong> Gebäude pachten <strong>und</strong> den Rest (Vieh, Maschinen, Bestände<br />

usw.) kaufen.<br />

3. Was keinen Käufer oder Pächter findet, solle durch Verwalter der AWRSP (gewöhnlich<br />

ist es der bisherige Direktor, der nun im Alleingang ohne Mitspracherecht eines Betriebsrates<br />

usw. den Betrieb leitet) möglichst kostendeckend als sog. Gospodarstwo Skarbowe<br />

(Fiskuslandgut) weitergeführt werden, bis sich eine andere Lösung finde.<br />

Bis 1994 ergaben sich folgende Ergebnisse: (in Tsd. ha) [1]<br />

insgesammt wurden übernommen 478,4<br />

davon wurden:<br />

– verkauft 8,4<br />

– verpachtet 255,0�<br />

– in eigener Verwaltung 196,7<br />

– andere Verwendung 2,1<br />

Verkauft wurden nur 1,75 % der übernommenen Fläche. Warum blieben die erwarteten Käufer<br />

aus? Weil erstens die Einzelbauern das nötige Kapital nicht besaßen. Nach 4 Jahren wuchs die<br />

durchschnittliche Größe eines Bauernanwesens in Ostpommern von 10 auf 11 ha. Und das,<br />

obwohl der Hektarpreis umgerechnet etwa 750 DM beträgt, während er in der Posener<br />

Gegend um 2.500 DM pendelt. Jene, die das Kapital wohl hätten, erwarteten, daß sie dafür<br />

höhere Renditen realisieren als in der Landwirtschaft. Wie sollte es auch anders sein, wenn die<br />

Bankzinsen für gewährte Kredite in der gleichen Größenordnung rangieren, ob es sich nun um<br />

Unternehmen im Handel oder in der Landwirtschaft handelt.<br />

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Bestimmt würden sich Kapitalträger aus dem Ausland finden, aber denen ist ja praktisch der<br />

Erwerb von Land <strong>und</strong> Boden durch bürokratische Anordnungen verbaut.<br />

Pächter fanden sich für 255 Tsd. ha, das entspricht einem Anteil von etwa 34 % der zur Verfügung<br />

stehenden Fläche. Pachtverträge werden auf Dauer von mindestens 3 Jahren angeboten unter<br />

Zusicherung des Erstkaufrechtes. So enstanden r<strong>und</strong> 300 neue Landbetriebe. Unter den Pächtern<br />

sind polnische wie auch ausländische Bürger. In der Wojewodschaft Stolp gibt es bereits 15<br />

Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung, von denen das größte eine deutsch-polnische<br />

joint-ventures auf über 2.000 ha wirtschaftet. [2] Ein paar Beispiele: [3]<br />

– In Tychow (Schlawe) pachtete die GmbH "ALWA" 1.200 ha Land <strong>und</strong> produziert dazu noch<br />

Holzpaletten.Da muß man zusätzliche Arbeitskräfte anfahren, weil alle die vor Ort arbeiten<br />

wollten, diese auch fanden.<br />

– Eine GmbH aus Warschau betreibt bei Schmolzin auf 400 ha Grünland eine ganzjährige Zucht<br />

von 180 Kühen auf "freier Bahn".<br />

– In Lupow <strong>und</strong> Poganitz (im Stolper Raum) spezialisiert sich eine ausländische<br />

Betriebsgemeinschaft auf den Anbau von Kartoffeln für die Pommes frittes Fabrik in Lauenburg<br />

– Ein Warschauer "Austeiger" pachtete 200 ha um Pottangow.<br />

– Im Umkreis von Rummelsburg mehren sich Pachtgüter, die von deutschen oder deutsch-<br />

polnischen Firmen (Joint-ventures) geführt werden.<br />

– Bei Schievelbein hat sich eine schwedische Firma Polarica etabliert, die auf 80 ha intensiv<br />

Beerenfrüchte anbaut <strong>und</strong> verwertet.<br />

Oft jedoch ist die Pacht nur ein Vorwand, um an Bankkredite heran zu kommen. Nach deren Erhalt<br />

verschwindet der Pächter <strong>und</strong> gibt dasLandgut auf. Nicht immer werden privatisierte Güter intensiv<br />

genutzt:<br />

– Im ehemaligen staatlichen Landbetrieb in Streckenthin, der privatisiert wurde, wurden erstmal<br />

1.000 ha brachgelegt, <strong>und</strong> von den Wiesen wurde das Heu nicht einmal gemäht.Von den<br />

ehemals 420 Beschäftigten, haben jetzt nur noch 30 einen Arbeitsplatz. [4]<br />

– Im Stolper Wusseken verkaufte der Pächter einen Teil des Vieh- <strong>und</strong> Maschinenbestandes, den<br />

er übernommen hatte <strong>und</strong> ist mit der Pacht im Rückstand.<br />

In den privatisierten Landbetrieben wird nach Vorsätzen gewirtschaftet, die mit dem<br />

Arbeitsrecht kollidieren. Arbeiter werden nur auf Zeit angestellt, so z.B. nur für die jeweilige<br />

Feld- <strong>und</strong> Erntearbeiten. Fest angestellt werden nur diejenigen, die zur Tierversorgung<br />

unablässig sind. Arbeitskleidung, Unfallverhütung usw. sind Vokabeln, die nicht mehr im<br />

Gebrauch sind.<br />

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Im Verlauf der bisherigen Privatisierung der ehemaligen Staatsgüter ausgeblieben sind<br />

Anwärter, auf die man besonders zählte, nämlich die ehemaligen, heute arbeitslosen<br />

Gutsarbeiter, von denen man hoffte, sie würden sich zu Genossenschaften zusammenschließen<br />

<strong>und</strong> ihre ehemaligen "Werkstätten" wenigstens pachten, um so ihren Lebensunterhalt zu<br />

sichern, anstatt von der Arbeitslosenunterstützung, oder auch ihre Verluste, von der Hand in<br />

den M<strong>und</strong> zu leben. Aber auch diese Rechnung ging nicht auf, weil es nicht nur am Kapital<br />

fehlte. Es fehlte <strong>und</strong> fehlt an Persönlichkeiten, die das Wissen, den Mut <strong>und</strong> die<br />

Führungsqualitäten haben, die so ein "Sprung ins tiefe Wasser" erfordert.<br />

So haben also r<strong>und</strong> 200.000 ha noch keinen neuen Besitzer oder Pächter gef<strong>und</strong>en. Sie werden<br />

durch die AWRSP selbst, über eingesetzte Verwalter in Form der sogenannten Gospodarstw<br />

Rolnych Skarbu PaÜstwa (Landbetriebe des Fiskus) verwaltet <strong>und</strong> bestellt. Die Möglichkeiten<br />

für eine rationelle Nutzung dieser Flächen sind jedoch ungeheuer begrenzt, da es am nötigen<br />

Kapital fehlt.<br />

Die AWRSP übernahm aber auch viele der bisher genutzten ehemaligen Herrenhäuser, in<br />

denen außer den Gutsverwaltungen auch soziale Anlagen (Kinderkrippen, Kindergärten,<br />

ärztliche Betreuungsstätten, Bibliotheken u.ä. Einrichtungen) untergebracht waren. Nach der<br />

Wende wurden staatliche Zuwendungen für den Unterhalt dieser sozialen Einrichtungen<br />

gestrichen <strong>und</strong> die Güter selbst hatten keine Möglichkeiten, ihre weitere Fortführung zu<br />

finanzieren. So verloren diese Bauwerke zum zweiten Male nach 1945 ihre veränderten<br />

gesellschaftlichen Funktionen. Da die AWRSP weder finanzielle Mittel noch technische<br />

Voraussetzungen zur Betreuung dieser Objekte besaß, wurden viele<br />

dieser Gebäude geplündert, verfielen <strong>und</strong> sind heute, wenn überhaupt, nur noch mit großem<br />

Aufwand<br />

eventuell aufzubauen. Versuche, solche aufgegebene Gebäude an private Interessenten zu<br />

versteigern, scheitern meistens aus diesem Gr<strong>und</strong>e. So wurde u.a. das ehemalige Herrenhaus<br />

mit Parkanlage in Neuhof (mit Eintrag ins Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Denkmalschutzregister) für etwa<br />

umgerechnet 172.000 DM zum Kauf angeboten. Es mehrten sich auch Vorfälle, in denen zwar<br />

ehemalige Herrenhäuser neue Besitzer fanden, die sie aber, nach drastischer Überschätzung<br />

des Sachwertes durch gefällige Sachverständige, als Sicherheit für einen Bankkredit benutzten<br />

<strong>und</strong> dann das Geld für andere Zwecke verfremdete. Die Bank blieb mit dem Gebäude auf der<br />

Strecke, während der Besitzer sich nie mehr sehen ließ. So verfielen weiterhin mehrere<br />

Herrenhäuser trotz ihrer Privatisierung. Diese Situation ist nicht nur für Ostpommern typisch,<br />

denn wie aus Pressemeldungen hervorgeht, sind r<strong>und</strong> 70 % aller Herrenhäuser im heutigen<br />

Polen, die den Krieg <strong>und</strong> die 50 Jahre Nachkriegszeit überstanden hatten, erst in den letzten<br />

fünf Jahren zugr<strong>und</strong>e gegangen. [6]<br />

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Ein anderes Kapitel für sich ist die gestörte Versorgung mit Wärme, Strom <strong>und</strong> Wasser der<br />

Wohnanlagen, die zu den ehemaligen Staatsgütern gehörten. Nachdem viele Güter von der<br />

AWRSP übernommen wurden, hatte diese weder die Mittel noch die Möglichkeiten, diese<br />

Anlagen zu unterhalten. Es kam deswegen zu folgenden Problemen:<br />

1.Die AWRSP war nicht daran interessiert, die übernommenen Wohnanlagen mit beinahe<br />

28.000Wohnungen weiterhin zu unterhalten sowie auch eventuelle künftige Käufer von<br />

Land <strong>und</strong> Boden. So wurden die einzelnen Wohnungen an ihre augenblickliche Mieter zum<br />

Kauf angeboten. Obwohl die Kaufbedingungen ausgesprochen annehmbar waren, konnten<br />

viele Mieter das Angebot nicht nutzen, weil sie nicht mal die geringen Mittel hatten, die<br />

dazu erforderlich waren. So wurden bis Juni 1994 nur nicht ganze 8.500 Wohnungen für<br />

etwa 70 % ihres Wertes tatsächlich verkauft. [7] Da wo die Mehrzahl der Wohnungen<br />

verkauft wurde, bildeten sich Wohnungsgenossenschaften, die sich nun u.a. mit dem Erhalt<br />

der Substanz <strong>und</strong> ihrer Ver- <strong>und</strong> Entsorgung beschäftigten.<br />

2.Da jedoch solche Wohnungsgenossenschaften erst nach einiger Zeit entstanden, kam es in<br />

der Zwischenzeit, <strong>und</strong> das dauerte manchmal 1-2 Jahre, zu Vorfällen, in denen die Versorgung<br />

von Wohnanlagen mit Wasser, Strom <strong>und</strong> Wärme nicht gesichert war, da der bisherige<br />

Vermittler (das Staatsgut) aufgelöst wurde, folglich keine Mittel zur Verfügung standen, um<br />

die laufenden Stromkosten zu bezahlen <strong>und</strong> den Unterhalt lokaler Wasser- <strong>und</strong> Heizwerke<br />

abzusichern. So wurden die Wohnanlagen im ehemaligem Staatsgut in Schwellin im Winter<br />

1993/94 nicht beheizt. In vielen Fällen verzichteten Mieter auf die Zentralheizung <strong>und</strong> bauten<br />

auf Etagen- oder Ofenheizungen um.<br />

All diese Vorkomnisse wirkten sich negativ auf die ostpommersche Landwirtschaft aus.<br />

Die Landwirtschaft Ostpommerns hat im Zeitraum von 1988 bis 1995 ihren Zustand enorm<br />

verschlechtert: [ 5 ]<br />

– Der Anteil von Investitionen in der Landwirtschaft fiel von 21,3 % im Jahre 1985 auf 4,4 % im<br />

Jahre 1990 mit weiterer Tendenz zum Fallen, obwohl keine konkreten Zahlen veröffentlicht<br />

wurden.<br />

– <strong>Das</strong> Areal von Brach- <strong>und</strong> Ödland wächst. Waren es 1990 noch 5.300 ha, was 1,3 % des<br />

Ackerlandes entsprach, sind es 1994 schon 104.600 ha di. 32,3 % geworden.<br />

– Die Anwendung von Kunstdünger ging im gleichen Zeitraum von 246 kg/ha auf 106 kg/ha<br />

zurück, was die Bodenqualität zusätzlich verschlechterte.<br />

– Wurden 1990 über 10.000 Tonnen qualifiziertes Saatgut gekauft, so blieben es 1993 nur noch<br />

etwa 3.000 Tonnen.<br />

– Befand sich die Woj. Köslin noch 1990 im Hektarertrag von Getreide auf dem 12.-15. Platz in<br />

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Polen <strong>und</strong> in der Düngungsrate auf dem 6.-8. Platz, so fiel sie 1993 bei Getreide auf den 45.<br />

Platz <strong>und</strong> im Düngerniveau auf den 40. Platz.<br />

– Die Getreidernte fiel von 626.000 Tonnen im Jahre 1990 auf 374.000 Tonnen im Jahre 1993.<br />

Vergleichbar fiel die Kartoffelernte von 544.000 auf 292.000 Tonnen, <strong>und</strong> an Raps wurden statt<br />

51.000 nur noch 16.000 Tonnen eingefahren.<br />

– Der Rindviehbestand verminderte sich in diesen Jahren von 182.000 auf 90.000 Stück, <strong>und</strong> der<br />

Schweinebestand fiel von 527.000 auf 311.000 Stück. [9 ]<br />

==============================<br />

Viehbestand auf je 100 ha [11]<br />

--------------------------------------------------<br />

1990 1994<br />

--------------------------------------------------<br />

Rinder 46,1 20,2<br />

Schweine 133,2 72,7<br />

=============================<br />

Einig ist man sich in den Wojewodschaftsverwaltungen darüber, daß etwa 40.000 ha<br />

bisheriger landwirtschaftlicher Nutzfläche aufgeforstet werden sollen. Man kehrt also dahin<br />

zurück, was vorherige Generationen in Ostpommern schon seit langem wußten: was das 5.<br />

Korn nicht erbringt - gehört dem Wald.<br />

Klar ist auch, daß die Mehrzahl der bisherigen Einzelbauernhöfe in Ostpommern mit<br />

durchschnittlich 11 ha Land in der freien Marktwirtschaft keine Chancen hat. Reiner<br />

Pflanzenanbau bei Gehöften unter 10 ha ist kostendeckend nicht zu halten. Nur Gehöfte mit<br />

über 40 ha können mit Gewinn bewirtschaftet werden. Es fehlt aber am Eigenkapital zum<br />

Ankauf von Erde zu den aktuellen Bedingungen von Bankkrediten.<br />

In der freien Marktwirtschaft verzeichnet die ostpommersche Landwirtschaft ausgesprochen<br />

negative Tendenzen.<br />

IV. 5. Zusammenfassung<br />

Die ostpommersche Landwirtschaft verzeichnete während der Planwirtschaft stetige Zuwachsraten.<br />

Der Gr<strong>und</strong> dafür war eine politische Einstellung:<br />

– man wollte beweisen, daß Ostpommern wirtschaftlich keine Rückgänge zu verzeichnen hatte,<br />

im Gegenteil, daß alle natürlichen Ressourcen der Landwirtschaft voll genutzt wurden,<br />

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– die Produktion von Nahrungsmitteln hatte für den Erhalt des inneren Friedens eine große<br />

Bedeutung. Daraus resultierte eine weitgehende Versorgung der ostpommerschen<br />

Landwirtschaft mit materiellen Gütern, die ihre Entwicklung begünstigten. Nach der politischen<br />

Wende entfielen diese Gründe <strong>und</strong> damit auch die materiellen Begünstigungen der<br />

ostpommerschen Landwirtschaft. Als Resultat erfolgte der Zerfall der großräumlichen<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> ein allgemeiner Rückgang in allen Bereichen ihrer Produktion.<br />

Zurück<br />

----------------------------------------------------------------------<br />

[1] Rocznik statystyczny Województw 1995 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1995], GUS, Warschau 1995.<br />

Rocznik statystyczny województwa pilskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaft<br />

Schneidemühl 1994], WUS, Schneidemühl 1994.<br />

[2] Głos Koszaliński, 1.10.95.<br />

[3] Głos Koszaliński 4.12.94.<br />

[4] Głos Koszaliński, 28.11.95.<br />

[5] Głos Koszaliński, 25.4.95.<br />

[6] Kurier Szczeciński, 5.9.95.<br />

[7] Głos Koszaliński, 4.7.94.<br />

[8] Głos Koszaliński, 9.6.94.<br />

[9] Głos Koszaliński, 28.7.95.<br />

[10] Die Zeit vom 3.11.95.<br />

[11] Rocznik statystyczny województw 1995 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

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1995], GUS, Warschau, 1995<br />

[12] Zur Eigentumsgestaltung in staatlichen Landwirtschaftsbetrieben in Polen, F. Ebert<br />

Stiftung in Polen, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialpolitik Band 28, Warschau 1992<br />

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V. Die Forstwirtschaft<br />

Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

Für die Forstwirtschaft wurde nach 1945 eine Bezirksverwaltung, DOLP (Dyrekcja<br />

Okręgowa Lasów Państwowych = Bezirksdirektion der Staatsforste) mit Sitz in<br />

Neustettin, einberufen, der ein Netz von 84 Oberförstereien unterstand. Nach der Wende<br />

wurde sie in <strong>DR</strong>LP (Dyrekcja Regionalna Lasów Państwowych = Regionale Direktion<br />

der Staatsforste) umgenannt. Diese Verwaltungsstruktur ist eine der ältesten im<br />

Nachkriegsostpommern, die verschiedene administrative Neuordnungen, kaum<br />

verändert, überstanden hat.<br />

In den Jahren 1956-67 wurde durch die DOLP in Neustettin eine umfassende<br />

Neuaufnahme der Waldgebiete <strong>und</strong> des Forstzustandes angefertigt. [1] Sie wurde<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die rationelle Verwaltung der Waldbestände.<br />

=======================<br />

Der Waldbestand Ostpommerns<br />

im Jahre: (in Tsd. ha) [2]<br />

=======================<br />

1954 553,7<br />

1970 685,5<br />

1994 780,0<br />

=======================<br />

Die Bewaldung betrug von 37,2 % (1954) bis r<strong>und</strong> 40 % (1988) bei etwa 28 % in Polen.<br />

[2] Einen höheren Bewaldungsgrad hatten 1988 in Polen nur noch die Wojewodschaften<br />

Grünberg, Landsberg, Krosno <strong>und</strong> Nowy Säcz. [3]<br />

Die größten Waldgebiete befinden sich im Kreis Deutsch-Krone (100,4 Tsd. ha) die<br />

kleinsten im Kreise Kolberg ( 14 Tsd.ha).<br />

R<strong>und</strong> 99 % aller Waldflächen waren <strong>und</strong> blieben Staatsforsten, die von 84<br />

Oberförstereien bewirtschaftet werden. [4]<br />

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==========================================<br />

Die Altersstruktur der Forsten Ostpommerns im Jahre: [5]<br />

1954 1988<br />

----------------------------------------------------------------------<br />

Bäume bis zu 40 Jahren 15 % 40 %<br />

"zwischen 41-60 Jahren 26 % 17 %<br />

" " 61-80 29 % 15 %<br />

"über 81 Jahre 30 % 28 %<br />

==========================================<br />

Es ist eine deutliche Verjüngerung der Waldbestände zu verzeichnen als Konsequenz der<br />

stetigen Holzgewinnung <strong>und</strong> Aufforstungen.<br />

Von den Waldbeständen entfielen 1954 etwa 87 % auf Nadelbäume. Dieser Anteil ging<br />

bis 1988 auf 80% zurück, mit wachsender Tendenz, da man mehr Mischwald als<br />

Einheitswald anlegt. [5] Man bemüht sich, im Laufe der Zeit die Artenstruktur der<br />

Wälder in Anteile von 70 % Kiefer, 20 %Buche <strong>und</strong> 10 % Eiche umzuwandeln <strong>und</strong> den<br />

Anteil von Fichten (die im Rahmen einer sog. Fichtenmode im XIX. Jh. besonders in<br />

Ostpommern eingeführt wurden, aber sich der Umwelt nicht anpaßten) zu verringern.<br />

In bezug auf ihre wirtschaftliche Bedeutung wurden die Wälder in drei Gruppen<br />

eingeteilt: [1]<br />

1. in die Gruppe der Schutzwälder, unter denen noch zu unterscheiden sind:<br />

- Bodenschutzwälder in Gebieten mit hohem Neigungsgrad wie z.B. in der Umgebung<br />

von Bublitz oder Baldenburg,<br />

- Wasserschutzwälder im Umkreis von z.B. Falkenburg oder Pollnow,-<br />

- Klimaschutzwälder in direkter Nachbarschaft von Kurorten wie Kolberg <strong>und</strong> Bad<br />

Polzin. [6]<br />

2. in die Gruppe der Naturschutzwälder, die folgende Gebiete umfaßt:<br />

- die Waldbestände von 4,5 Tsd. ha im SöowiÜski Naturpark, die unter strenger Schutz<br />

stehen,<br />

- 5 Waldreserviere im Umfang von insgesamt 141 ha,<br />

- geschützte Waldgebiete: 91,8 Tsd. ha<br />

3. in die Gruppe von Wirtschaftswäldern, die etwa 78 % des Waldbestandes<br />

umfaßt, in der die eigentliche Holzgewinnung erfolgt.<br />

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Die Holzgewinnung erfolgte im Umfang von etwa 1,5 Mil. m3 jährlich.<br />

===========================<br />

Die Holzgewinnung in Ostpommern<br />

in den Jahren: (in Tsd.m3) [2]<br />

---------------------------------------------<br />

1955 1,579<br />

1970 1.252<br />

1993 1.666<br />

===========================<br />

Die wirtschaftlich vertragbare Holzgewinnung wurde 1956 auf jährlich 1.091 Mil. m3<br />

festgelegt. Bis zur Wende überstieg der Ausschlag den sogenannten Etat (d.i. die<br />

zulässige Ausschlagmenge im Vergleich zur Zuwachsmenge) um 500.000 m3 jährlich<br />

im Durchschnitt. So z.B.wurde im Zeitraum 1956-1960 7,5 Mio. m3 Holz geschlagen<br />

im Vergleich zum Etat von 5,4 Mio. m3. [7] Leider wurde <strong>und</strong> wird das gewonnene<br />

Holz nur zu einem kleinem Teil (etwa 30 %) in Ostpommern selbst verarbeitet.<br />

<strong>Das</strong> Aufforsten von Kahlschlägen erfolgte in den Jahren 1952-62 auf einer Fläche von<br />

90 Tsd. ha <strong>und</strong> wurde kontinuierlich fortgesetzt mit 14,7 (1965), 8,7 Tsd. ha (1973) <strong>und</strong><br />

4,9 Tsd. ha (1993). [2] Im Laufe der Neuordnung der Landwirtschaft nach 1989 ist die<br />

Aufforstung von etwa 40 Tsd. ha ehemaliger landwirtschaftlicher Nutzfläche<br />

vorgesehen.<br />

Die Mechanisierung von Forstarbeiten war weit vorangegangen <strong>und</strong> umfaßte 1973: [1]<br />

96,8 % des Fällens,<br />

85,5 % des Entästens,<br />

95,0 % des Zuschneidens,<br />

80,4 % des Abtransportes.<br />

Die Forstwirtschaft Ostpommerns ist einer der wenigsten Wirtschaftsbereiche, der nach<br />

dem Kriege in hohem Grade rationell bewirtschaftet wurde. Auf Gr<strong>und</strong> sorgfältiger<br />

Untersuchungen, die verschiedenen Gebiete (Vorschriften, Methoden der Aufforstung<br />

<strong>und</strong> Holzgewinnung usw.) der Forstwirtschaft umfaßten, wurde der RDLP von dem<br />

Forest Stewardship Council ein Zertifikat über die umweltfre<strong>und</strong>liche Bewirtschaftung<br />

der ostpommerschen Wälder erteilt. [8]<br />

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Abgesehen von der Holzgewinnung umfaßt die Forstwirtschaft noch den<br />

Wildtierbestand <strong>und</strong> die Gewinnung von Waldprodukten. In den Wäldern Ostpommerns<br />

kommen Hirsche (etwa 17 % des Landesbestandes), Rehe (7 %), Wildschweine (11 %)<br />

<strong>und</strong> andere Arten (Hasen, Füchse, Fasane <strong>und</strong> Rebhühner) vor. [1] Jägervereinigungen<br />

betreuen den Wildbestand <strong>und</strong> führen u.a. auch für Ausländer sog. Devisenjagden durch.<br />

Andere Waldprodukte, die kontinuierlich gewonnen werden, sind: Harz, Gerberlohe,<br />

teerhaltiges Knorrholz, Beerenfrüchte (etwa 4 Tsd. t Blaubeeren jährlich), Pilze (r<strong>und</strong> 3<br />

Tsd. t), Heilpflanzen <strong>und</strong> Kräuter sowie Schnecken. [1]<br />

----------------------------------------------------------<br />

Zurück<br />

[1] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975.<br />

[2] ] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975.<br />

Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1966.<br />

Rocznik statystyczny Województw 1995 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1995], GUS, Warschau 1995.<br />

Rocznik statystyczny województwa pilskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Schneidemühl 1994], WUS, Schneidemühl, 1994.<br />

[3] GUS, Rocznik statystyczny województw 1988, Warschau, 1988.<br />

[4] Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Stolp für 1993], WUS, Stolp 1993.<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin für 1993], WUS, Köslin1993.<br />

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Rocznik statystyczny województwa pilskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Schneidemühl 1994], WUS, Schneidemühl 1994.<br />

[5] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975.<br />

GUS, Rocznik statystyczny województw 1988, Warschau 1988.<br />

[6] M. Menka, Zmiany powierchni lesnej i lesistości w województwie koszalińskim<br />

[Veränderungen der Forstfläche <strong>und</strong> der Bewaldung in der Wojewodschaft Köslin],<br />

KoszaliÜskie Studia i Materiaöy 1/83].<br />

[7] J. Macichowski, Leśne obrachunki na pniu [Forstabrechnungen am Stamm], Zapiski<br />

Koszalińskie 5(13), 1963.<br />

[8] Głos Pomorza vom 13.6.96.<br />

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VI.Die Fischerei<br />

Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

Ostpommern besitzt eine Vielzahl an Seen. Allein die Anzahl von Seen mit über 100 ha<br />

Fläche beträgt 67, <strong>und</strong> auf ihnen kann praktisch die Binnenfischerei betrieben werden. Die<br />

156 km lange Küste Ostpommerns ermöglicht auch die Ostseefischerei, die folgende<br />

Fanggründe benutzt:<br />

- die küstennahen Fanggründe bei Kolberg, Sorenbohm, Groß Möllen, Stolpmünde, Rowe <strong>und</strong><br />

Leba gelegen, bei denen in etwa 10 Seemeilen Entfernung <strong>und</strong> bei durchschnittlichen Tiefen<br />

bis zu 20 m Dorsch, Hering, Fl<strong>und</strong>ern aber vorzüglich Lachs <strong>und</strong> Aale gefangen werden,<br />

- die Fanggründe der Hochseefischerei: Kolberg I, II <strong>und</strong> III, Rügenwalde, das Bornholmer<br />

Deep, die Stolper <strong>und</strong> Mittel Bank, Jackow, Stolpmünde, die Leba <strong>und</strong> Stolper Rinne, wo in<br />

Tiefen bis zwischen 20 <strong>und</strong> 80 m Dorsch, Hering, Sprotten <strong>und</strong> Fl<strong>und</strong>ern gefangen werden.<br />

Diese natürlichen Voraussetzungen für die Fischerei in Ostpommern wurden auch nach 1945<br />

durch die Binnen- <strong>und</strong> Hochseefischerei genutzt.<br />

VI.1. Die Binnenfischerei<br />

Im Jahre 1955 betrug die gesamte Fläche der Seengewässer, auf denen tatsächlich<br />

Binnenfischerei betrieben wurde, 42,6 Tsd. ha. <strong>Das</strong> Ergebnis wurde mit 1.268 Tonnen<br />

Süßwasserfischen beziffert. Im Jahre 1981 bestanden neun Fischzuchtanlagen mit 180 ha<br />

Zuchtteichen. [1] Im Vergleich zur Ostseefischerei hatte die Binnenfischerei keine größere<br />

wirtschaftliche Bedeutung für Ostpommern, außer daß sie fast ausschließlich die Zucht <strong>und</strong><br />

Aussetzung von Zuchtmaterial edler Fischarten (Aal, Lachs <strong>und</strong> Karpfen) betrieb.<br />

Sogar die obligatorischen Karpfen für die polnischen Weihnachtstische in Ostpommern<br />

wurden alljährlich, besonders aus Niederschlesien, eingeführt. Nach der Wende wurde<br />

der Großteil der einzelnen Seen, auf denen rationelle Fischerei möglich ist, von der AWRSP<br />

übernommen <strong>und</strong> an private Betreiber verpachtet.<br />

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Die größten Seen wie z.B. der Jam<strong>und</strong>er-,<br />

Buckow-, Lebasee usw. verbleiben weiterhin unter der Aufsicht <strong>und</strong> Bewirtschaftung von<br />

Fischereiunternehmen.<br />

Im einzelnen wurden bis März 1996 folgende Ergebnisse erreicht: [8]<br />

===========================================<br />

Bezeichnung Seeflächen Zuchtteiche<br />

------------------------------------------------------------------------<br />

von der AWRSP übernommen: 34 559 393<br />

davon:<br />

Privatisiert/verkauft 0 0<br />

verpachtet 33 628 304<br />

in Verwaltung 804 72<br />

============================================<br />

Der Gr<strong>und</strong> dafür, daß sich keine Käufer fanden, liegt darin, daß die einst staatlichen<br />

Fischereibetriebe sich in der ersten Zeit nach der Wende dadurch vor dem Konkurs "retteten",<br />

indem sie ihre Ausgaben für die Bereicherung der Seen mit Zuchtfischen wie z.B. Aal, Hechte<br />

<strong>und</strong> Zander drastisch kürzten. So sind in der Mehrzahl in den Seen bis zu 90 % Plötze <strong>und</strong><br />

Blei vorhanden, für die auf dem Markt keine Nachfrage besteht. Die verpachteten Seen <strong>und</strong><br />

Teiche wurden im Prinzip an sog. Belegschaftsgenossenschaften in Form einer GmbH<br />

vergeben, die die Gegebenheiten der Gewässer genaustens kennen <strong>und</strong> langsam wieder an den<br />

Aufbau der Fischvorhaben herangehen. Dies ist um so schwieriger, da in der Zwischenzeit der<br />

Fischraub in solchem Maße zugenommen hat, daß angenommen wird, daß etwa 30-50 % der<br />

Fischfänge überhaupt auf illegale Weise getätigt wird.<br />

VI.2.Die Ostseefischerei<br />

Die Ostseefischerei ist in allen Orten entlang der ostpommerschen Küste beheimatet. Sie wird<br />

als Küstenfischerei (bis etwa drei Seemeilen weit) fast ausschließlich von Einzelfischern, <strong>und</strong><br />

als Hochseefischerei von staatlichen <strong>und</strong> genossenschaftlichen Fischfangunternehmen<br />

betrieben. Die Fangergebnisse der in Ostpommeren ansässigen Ostseefischerei betrugen: (in<br />

Tsd. Tonnen) [2]<br />

1950 8,8<br />

1960 24,5<br />

1973 71,4<br />

1985 53,5<br />

1992 27,6<br />

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Der Anteil an den Fischfängen des Jahres 1961 betrug für: [3]<br />

staatliche Unternehmen 82,0 %<br />

genossenschaftliche Unternehmen 11,9 %<br />

Privatfischer 6,1 %<br />

VI.2.1. Die Küstenfischerei<br />

Die strandnahe Küstenfischerei wird fast ausschließlich durch private Fischer betrieben, die in<br />

den drei Häfen Kolberg, Rügenwalde, Stolpmünde, den ausschließlichen Fischerhäfen Rowe<br />

<strong>und</strong> Leba <strong>und</strong> den vielen Fischerorten wie: (von Westen gen Osten) Kolberger Deep, Gribow,<br />

Bodenhagen, Henkenhagen, Funkenhagen, Bornhagen, Sorenbohm, Bauernhufen, Klein <strong>und</strong><br />

Groß Möllen, Nest, Neuwasser, Jershöft ansässig sind. Mit Ausnahme der Handels- <strong>und</strong><br />

Fischerhäfen bestanden in den Fischerorten nur primitive Aufzüge für die Boote auf den<br />

Strand <strong>und</strong> Schuppen für die zeitweilige Aufbewahrung von Netzen <strong>und</strong> Erträgen. Im Jahre<br />

1958 beschäftigten sich mit der Küstenfischerei 87 Fischer, die 32 Kutter besaßen <strong>und</strong> 123<br />

Tonnen Fische erbrachten. In den nächsten Jahren erweiterte sich die Anzahl der Privatfischer<br />

<strong>und</strong> ihrer Fahrzeuge: [4]<br />

=========================<br />

Bezeichnung 1960 1973<br />

------------------------------------------<br />

Privatfischer 260 449<br />

Private:<br />

Kutter 0 33<br />

Motorboote 63 103<br />

------------------------------------------<br />

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<strong>Das</strong> wirkte sich auch auf das Wachstum der Erträge aus: (in Tonnen) [4]<br />

Bezeichnung 1960 1973<br />

---------------------------------------------------------<br />

Fischerträge insg. 779 5.200<br />

davon:<br />

Dorsch 429 3.345<br />

Hering 211 631<br />

Scholle <strong>und</strong> Fl<strong>und</strong>ern 81 1.169<br />

Lachs 24 7<br />

Sprotten 18 1<br />

---------------------------------------------------------<br />

Die weitere Veredlung der Fischerträge fand nur durch Räuchern statt, deren Umfang 1960:<br />

76 <strong>und</strong> 1973: 1.179 Tonnen betrug. [4] Über die räumliche Verteilung der privaten<br />

Küstenfischerei informieren folgende Angaben aus dem Jahre 1973: [4]<br />

Bezeichnung/Kreise Kolberg Köslin Schlawe Stolp<br />

-----------------------------------------------------------------------------------<br />

Fischkutter 15 - 3 15<br />

Motorboote 37 27 25 14<br />

Fischer 182 69 87 111<br />

-----------------------------------------------------------------------------------<br />

Negativ auf die private Küstenfischerei wirkte sich das Fehlen von Kühlanlagen aus, so daß<br />

viele Fänge, besonders in der Sommerzeit, verdarben, wenn die Abnehmer nicht<br />

termingerecht kamen.<br />

Während des Zeitraumes 1950-1970 bestand ein Verbot, gefangene Fische direkt vom Boot<br />

an die Bevölkerung oder Feriengäste zu verkaufen. Alle Fänge mußten an die Handelszentrale<br />

"Centrala Rybna" (Fischzentrale) abgeliefert werden. Nach 1970 wurden diese Auflagen<br />

langsam abgebaut, was dann mehr Anwärter zur Fischerei brachte. Nach dem Übergang zur<br />

Marktwirtschaft wirkten sich die Konsequenzen negativ auf die private Fischerei aus.<br />

Wachsende Treibstoff- <strong>und</strong> Netzpreise <strong>und</strong> Preise für Boote <strong>und</strong> Motoren, die nicht zu<br />

erwirtschaften sind, bei sinkenden Marktpreisen für Fisch, der ohnehin keine große Nachfrage<br />

in der polnischen Bevölkerung hervorruft, führten zu einer andauernden Stagnation.<br />

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Es mehren sich in der neusten Zeit Beispiele, daß sich mehrere Fischer zusammenschließen,<br />

um sich einen gebrauchten Kutter zu kaufen <strong>und</strong> ihn gemeinsam zu nutzen. Der Betrieb<br />

solcher veralteten Kutter ist mit hoher Lebensgefahr verb<strong>und</strong>en. Im März 1996 versank ein 35<br />

Jahre alter Kutter, weil er auf hoher See plötzlich <strong>und</strong>icht wurde <strong>und</strong> riß zwei Fischer mit sich<br />

in die Tiefe. [5]<br />

VI.2.2. Die Hochseefischerei<br />

Die Ostseefischerei, als Hochseefischerei, wurde durch staatliche <strong>und</strong> genossenschaftliche<br />

Fischereiunternehmen betrieben, die ihren Sitz in den drei "Kleinen Häfen" hatten. In den drei<br />

Häfen gehörten 1965 zur technischen Ausstattung der Seefischerei: [3]<br />

Stolpmünde Rügenwalde Kolberg<br />

Kaianlagen 700 900 860 m<br />

Hafentiefe 6 5 5m<br />

Hallenfläche 2,1 2,3 3,7 m2<br />

Lagerflächen 3,8 1,5 3,5 m2<br />

Eisproduktion 39 20 46 t/Tag<br />

Kühlräume 320 100 2600 m2<br />

Netzlager 940 720 3600 m2<br />

Zu den staatlichen Fischereiunternehmen PPiUR (Przedsiębiorstwo Połowów i Usług<br />

Rybackich = Fischfang <strong>und</strong> Fischereidienstleistungsbetrieb) gehörten: [6]<br />

========================================<br />

PPiUR Standort Beschäftigte<br />

1960 1973 1981<br />

-------------------------------------------------------------------<br />

"Barka" Kolberg 235 362 402<br />

"Kuter" Rügenwalde 210 331 407<br />

"Korab" Stolpmünde 198 330 453<br />

------------------------------------------------------------------<br />

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Die genossenschaftlichen Fischereiunternehmen SPPM (Spódzielnia Pracy Robołówstwa<br />

Morskiego = Seefischerei-Produktionsgenossenschaft) waren: [6]<br />

======================================<br />

SPPM Standort Beschäftigte<br />

1960 1973 1981<br />

---------------------------------------------------------------<br />

Baötyk Kolberg 75 56 91<br />

Öawica Rügenwalde 25 -<br />

Öoso+ Stolpmünde 34 35 127<br />

Jesiotr Leba 17 91 -<br />

--------------------------------------------------------------<br />

Die Ausstattung mit Fischereifahrzeugen stellte sich wie folgend da: [4]<br />

Bezeichnung 1958 1973<br />

--------------------------------------------------------<br />

Fischerkutter insgesamt 199 174<br />

- davon:<br />

in PPiUR 112 156<br />

in SPRM 87 18<br />

Motorboote nur in SPRM 33 38<br />

--------------------------------------------------------<br />

In den letzten zehn Jahren wurden die Fangmöglichkeiten durch die Limite in der<br />

Ostseefischerei sehr begrenzt. In vielen Fällen setzte man die Fänge nicht in polnischen Häfen<br />

an Land, sondern verkaufte sie besonders in Bornholm an dänische Abnehmer unter Angabe<br />

fiktiver Kutternummern. Außerdem wurde der Treibstoff daselbst erworben, weil er dort<br />

billiger als in polnischen Häfen war.<br />

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Der Anteil der ostpommerschen Hochseefischerei an den globalen Fischfangerträgen Polens<br />

auf der Ostsee betrug bei den: [3]<br />

-------------------------------------------------------------<br />

Staatlichen Genossenschaftlichen<br />

Unternehmen Unternehmen<br />

-------------------------------------------------------------<br />

1957 49,8 11,0<br />

1965 62,0 16,4<br />

-------------------------------------------------------------<br />

Die Artenstruktur der Fänge umfaßte: (in Tsd. Tonnen): [4]<br />

Bezeichnung 1960 1973<br />

---------------------------------------------<br />

Dorsch 12,5 20,1<br />

Hering 9,1 26,9<br />

Sprotten 2,5 22,7<br />

Schollen,Fl<strong>und</strong>ern 0,3 1,5<br />

---------------------------------------------<br />

In allen staatlichen <strong>und</strong> genossenschaftlichen Fischereiunternehmen bestanden Betriebsteile,<br />

die sich mit der weiteren Verarbeitung der Fischerträge befaßten.<br />

Verarbeitungsarten der Fischfänge ( in Tsd. t) [2]<br />

Bezeichnung 1960 1973 1985 1992<br />

----------------------------------------------------------------<br />

Eingesalzen 2,0 0,8 4,9 5,8<br />

geräuchert 1,3 3,6 3,7 3,3<br />

mariniert 0,1 3,2 8,1 16,4<br />

konserven 1,3 4,0 1,9 4,3<br />

----------------------------------------------------------------<br />

Nach dem Übergang in die Marktwirtschaft ergaben sich verschiedene Tendenzen:<br />

Da 50 % aller Fischerkutter über 25 Jahre alt sind, sollten sie durch neuere ersetzt werden.<br />

<strong>Das</strong> war doch aufgr<strong>und</strong> der enorm gestiegenen Preisen nicht möglich. [7]<br />

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Im Laufe der Zeit wurden fast alle Fischerkutter der ehemaligen staatlichen<br />

Fischereiunternehmen an private Fischer verkauft, <strong>und</strong> das nicht nur hölzerne, sondern auch<br />

moderne, aus den 80 Jahren stammende, Heckkuter. Alle Unternehmen dieser Art trennten<br />

sich auch noch von unnötigen Gebäuden <strong>und</strong> Geländen. Aus dem Erlös wurden zum Großteil<br />

die fälligen Schulden beglichen. [9 ]<br />

Verschiedene Fischereiunternehmen wie z.B. "BARKA" in Kolberg <strong>und</strong> "KORAB" in<br />

Stolpmünde zogen sich fast völlig aus der Fischverarbeitung zurück. Nur im Betrieb "Kuter"<br />

in Rügenwalde konnte die Fischverwertung wie bisher fortgesetzt werden, da sich ein<br />

ständiger, deutscher, Abnehmer fand. [9]<br />

Im Raum Kolberg ließen sich neue Fischveredlungsbetriebe nieder z.B. in Quetzin <strong>und</strong><br />

Degow, die den Rohfisch importieren <strong>und</strong> ihn nicht von den lokalen Fischern abnehmen.<br />

VI.3.Zusammenfassung:<br />

Die Fischerei, einer der natürlichsten Wirtschaftsbereiche Ostpommerns, sowohl als Binnen-,<br />

Küsten- oder Hochseefischerei, deren Höhepunkt in der Entwicklung in die 70er Jahre fällt,<br />

verliert nach 1990 zunehmend an Bedeutung als Beschäftigungs- <strong>und</strong> Produktionsbereich<br />

Ostpommerns.<br />

------------------------------------------------------------<br />

Zurück<br />

[1] Koszalińskie, rozwój wojewódtztwa w Polsce Ludowej [Kösliner Land, die Entwicklung<br />

der Wojewodschaft in Volkspolen], Warschau 1970.<br />

[2] Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1974 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Kslin 1974], WUS, Köslin 1974 ;<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1994], Köslin 1994.<br />

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[3] Domagała, C., Morski przemysł rybny Środkowego Wybrzeża [Die Seefischindustrie der<br />

mittleren Ostseeküste], Zapiski Koszalińskie Nr.1/29, 1967, Köslin 1967.<br />

[4] Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1974 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1974], WUS, Köslin 1974.<br />

[5] Głos Koszalińskie z 2.4.1996.<br />

[6] Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1974 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1974], WUS, Köslin 1974 ;<br />

Koszalińskie, rozwój województwa w Polsce Ludowej [Kösliner Land, die Entwicklung<br />

der Wojewodschaft in Volks Polen], Warschau 1970.<br />

[7] Głos Koszaliński vom 28.6.1995.<br />

[8] Przegląd Tygodniowy vom 4.6.96<br />

[9] Głos Koszaliński vom 16.7.96<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

VII. Der Industrialisierungsprozess in Ostpommern ( 1950 -1975 )<br />

VII.1. Einführung<br />

Mit der Einberufung der Wojewodschaft Köslin wurde u.a. auch die Industrie in der<br />

Region neu geordnet. <strong>Das</strong> Gewerbe <strong>und</strong> die Industrie teilten sich je nach<br />

Eigentumsverhältnis, Wichtigskeitsgrad <strong>und</strong> Verwaltungszugehörigkeit auf.<br />

Industriebetriebe, die entscheidenden Einfluß auf die Versorgung der Bevölkerung oder<br />

anderer wichtiger Wirtschaftszweige im Lande hatten <strong>und</strong> zum Teil auf Import von<br />

Rohstoffen angewiesen waren, wurden zentral verwaltet. Alle anderen Betriebe, deren<br />

Versorgung <strong>und</strong> Absatz auf lokaler Basis erfolgten, unterlagen der lokalen Verwaltung.<br />

Die Aufteilung in lokal- <strong>und</strong> zentralverwaltete Industriebetriebe war nicht unbedingt von<br />

ihrer Größenordnung abhängig.<br />

Als lokale Verwaltung waren die Wojewodschaftsbehörden verantwortlich. Die allgemeine<br />

Aufsicht <strong>und</strong> Koordination führte die Abteilung Industrie in der Wojewodschaftsverwaltung,<br />

derer Lokalinstanzen Referate bei den Kreisbehörden waren. <strong>Das</strong> private Handwerk <strong>und</strong><br />

Gewerbe wurde durch Cechy = Zünfte betreut. <strong>Das</strong> genossenschaftliche Handwerk, Gewerbe<br />

<strong>und</strong> Lokalindustrie unterlagen den jeweiligen genossenschaftlichen<br />

Wojewodschaftsverbänden:<br />

WZSP (Wojewódzki Związek Spółdzielczości Pracy = Wojewodschaftsverband der<br />

Gewerbegenossenschaften),<br />

WZSI (Wojewódzki Związek der Invalidengenossenschaften).<br />

Die Verwaltungseinheiten für die volkseigene Lokalindustrie waren<br />

Wojewodschaftsdirektionen:<br />

WZPTMB (Wojewódzkie Zjednoczenie Państwowych Przedsiębiorstw Przemysłu<br />

Terenowego Materiałów Budowlanych = Wojewodschaftsverband staatlicher Betriebe der<br />

lokalen Baumaterialien Industrie),<br />

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WZPPPT (Wojewódzkie Zjednoczenie Państwowych Przedsiębiorstw Przemysłu Terenowego<br />

= Wojewodschaftsverband staatlicher Betriebe der Lokalindustrie).<br />

Die zentralverwalteten Industriebetriebe unterstanden anfangs Centralnym Zarządom<br />

(Zentralverwaltung), dann Zjednoczeniom (Vereinigungen), die ihre eigene<br />

Brancheninterne Politik verfolgten <strong>und</strong> sich kaum von den Lokalbehörden beeinflussen<br />

ließen. Vielfach wechselten die einzelnen Betriebe im Verlauf der Zeit ihre<br />

Zugehörigkeit. So wechselte der Schiffsausstattungsbetrieb "SEZAMOR" in Stolp im<br />

Zeitraum von 1945 bis 1958 sechsmal seine vorgesetzte Verwaltungsbehörde. [2] Unter<br />

den damaligen Umständen des Zu- <strong>und</strong> Verteilungssystems bekam jeder Betrieb seine<br />

Aufgaben detailliert <strong>und</strong> verbindlich vorgeschrieben, deren Nichteinhaltung mit<br />

Strafverfolgung der Direktion geahndet wurde - wenigstens bis 1956. Daraus resultierte<br />

eine allgemeine Tendenz zur quantitativen Erfüllung der Aufgaben, während die<br />

qualitative Seite der Planerfüllung, u.a. die Kostenrechnung, Nebensache wurde. Diese<br />

Situation führte weitgehend zur Resignation der Selbstfinanzierung von<br />

Entwicklungsvorhaben in den Betrieben. Über die Art <strong>und</strong> Weise von Investitionen<br />

entschieden ja sowieso die vorgesetzten Instanzen. Der Zeitabschnitt von 1950 bis 1955<br />

war die Zeit des sog. 6-Jahresplanes, der "die F<strong>und</strong>amente des Sozialismus" legen sollte.<br />

Hauptziel dieses Planes war der Aus- <strong>und</strong> Aufbau der Schwerindustrie in Polen. Bei<br />

dieser Konzeption gab es für Ostpommern keine speziellen Aufgaben <strong>und</strong> damit auch<br />

keine besonderen finanzielle Zuweisungen. Die größten Investitionsvorhaben wurden<br />

weit ab von Pommern realisiert. So betrug der Anteil Ostpommerns an den<br />

Investitionsausgaben Polens in den Jahren 1951-1955 1,8 %, 1956-1960: 1,6 % <strong>und</strong><br />

1961-1965: 1,9 % <strong>und</strong> gehörte damit zu den niedrigsten im Lande. [1] Für Ostpommern<br />

bedeutete das wirtschaftliche Stagnation, Abwerbung junger Arbeitskräfte zu den<br />

"Baustellen des Sozialismus" <strong>und</strong> Ausbeutung der Landwirtschaft. Erst nach dem<br />

politischem Wechsel im Verlauf der sog. Oktober-Vorfälle wurde das bisher stark<br />

zentralistische Wirtschaftssystem etwas gelockert. In der Wojewodschaftsverwaltung<br />

war man sich im klaren darüber, soviel wie möglich neue Arbeitsplätze außerhalb der<br />

Landwirtschaft zu schaffen, um dem enormen Bevölkerungszuwachs, besonders in den<br />

Kleinstädten, Existenzmöglichkeiten zu bieten <strong>und</strong> ihre Abwanderung, wenn nicht ganz,<br />

so doch in großem Maße zu stoppen. Hierzu war besonders der Ausbau der Industrie<br />

geeignet.<br />

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VII.2. Die Methoden des Industrialisierungsprozesses<br />

<strong>Das</strong> Bewußtsein der lokalen Behörden, daß Ostpommern für längere Zeit sich nur am Rande<br />

des Interesses Zentraler Verwaltungseinheiten befinden würde, schlug sich in einer bewußt<br />

defensiven Wirtschaftspolitik nieder. Anstatt durch intensive Versuche die Aufmerksamkeit<br />

Warschaus auf Ostpommern zu lenken, begann man mit einer standortorientierten Politik, die<br />

es zentralen Investoren erleichtern sollte, hier zu investieren, bei Minimalisierung eventueller<br />

Belastungen der Umwelt. Als erstes setzte man den Akzent auf die Ausnutzung schon<br />

bestehender Kapazitäten, um so Argumente für den Ausbau bestehender Betriebe zu schaffen.<br />

So erweiterte man z.B. die Produktion von Tonziegelsteinen in den Jahren 1958 bis 1960 von<br />

30,7 Mil. Stck. auf 63,4 Mil. Stck., <strong>und</strong> die Produktion von Kalksandziegeln vermehrte sich<br />

im gleichen Zeitraum von 2,9 auf 41,4 Mil. Stck. [2] Damit waren in den, noch aus der<br />

Vorkriegszeit stammenden, Ziegeleibetrieben die Reserven praktisch ausgeschöpft. Der mit<br />

dem 6-Jahresplan verb<strong>und</strong>ene Bedarf an Ziegelsteinen konnte trotz zügiger Verladung von<br />

Trümmerziegeln aus Kolberg, Belgard, Köslin, Schlawe <strong>und</strong> Stolp durch eine Delegatur des<br />

Warschauers Betriebes (Warszawskie Przedsiębiorstwo Produkcji Cegły Odzyskowej =<br />

Warschauer Betrieb für Trümmerziegelgewinnung) aus Ostpommern nicht gedeckt werden.<br />

So kam es zu größeren Investitionen in der Baumaterialienindustrie. Daraus resultierte der<br />

rationelle Vorschlag über neue Investitionen in der Baumaterialienindustrie. Eine andere<br />

Methode bestand darin, daß die Lokalbehörden zerstörte Industrieobjekte aus der<br />

Vorkriegszeit, nach ihrer Enttrümmerung <strong>und</strong> Aufräumung, zum Aufbau an Investoren aus der<br />

zentralen Wirtschaftsverwaltung zur Verfügung stellten. So enstanden Außenstellen von<br />

Betrieben, die ihren eigentlichen Firmensitz außerhalb Ostpommerns hatten wie z.B.:<br />

– der Betrieb "RAWAR" in Belgard <strong>und</strong> "ELWA" in Kolberg,<br />

– die ehemaligen Papierfabriken in Hammermühle <strong>und</strong> Rathsdamnitz, die als Gerbereien<br />

aufgebaut wurden,<br />

– die ehemalige Konfektionsbetrieb <strong>und</strong> heutige Lederkonfektionsbetrieb in Rummelsburg.<br />

Eine andere Methode lag darin, kleinere lokalverwaltete Betriebe auf bestimmte Art zu<br />

spezialisieren <strong>und</strong> dann zentralgelenkten Betrieben in Polen als Zulieferer anzubieten,<br />

die dann im eigenem Interesse diese "Zulieferer" bis zu ihrer Selbständigkeit weiter<br />

entwickelten. So entstand z.B.:<br />

– aus einem Konglomerat von 4 ehemaligen Autowerkstätten aus der Vorkriegszeit<br />

in<br />

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– Köslin ein hochspezialisierter Maschinenbaubetrieb, der Hebebühnen für ganz<br />

Polen <strong>und</strong> in beträchtlichem Anteil für den Export produziert.<br />

– In Stolp wurde 1960 durch Ministerratbeschluß das Stolper Zentrum der<br />

Möbelindustrie einberufen. Der ehemaligen Möbelfabrik C. Becker, die 1947<br />

wieder ihre Produktion aufnahm, wurden Möbelwerkstätten der Lokalindustrie<br />

<strong>und</strong> der Produktionsgenossenschaft "Dąb" (Eiche) angegliedert. Mit der Zeit<br />

entstanden Filialen dieses Möbelcenters in Bütow, Schlochau, Rummelsburg,<br />

Rügenwalde, Dramburg, Belgard <strong>und</strong> Köslin. Die letztere verselbständigte sich<br />

dann mit der Zeit <strong>und</strong> bildete die Möbelfabrik Köslin mit Filiale in Dramburg.<br />

Eine weitere Methode bestand darin, zentralen Verwaltungsstellen Angebote zur<br />

Errichtung neuer Außenstellen bereits bestehender Betriebe zu machen. Diese Methode<br />

nutzte die seit 1960 befürwortete zentrale Anweisung zur Deglomeration größerer<br />

Ballungsgebiete. Diese Anweisung sah vor, Betriebe, die nicht unbedingt im jeweiligen<br />

Ballungsgebiet unentbehrlich waren, in andere Gebiete umzusiedeln. Den Anstoß dazu<br />

gaben Schwierigkeiten in der Beschaffung von Arbeitskräften in Zentralpolen <strong>und</strong> das<br />

Auftreten von Wachstumsgrenzen in der lokalen Infrastruktur. Da in den sog. polnischen<br />

Westgebieten aus dieser Sicht größere Reserven an Arbeitskräften vorhanden waren, für<br />

die man keine neuen Wohnräume bauen mußte <strong>und</strong> auch die lokale Infrastruktur nicht<br />

ausgenutzt war, wurde die Deglomerationpolitik von der Zentralverwaltung angeordnet<br />

<strong>und</strong> begünstigt. Unter Berücksichtigung dieser Anweisung begannen die<br />

ostpommerschen Behörden innerpolnischen Unternehmen Angebote zur Übersiedlung<br />

von ganzen Betriebsteilen oder die Verlegung von Fertigungsbereichen nach<br />

Ostpommern. Insbesondere betraf das Produktionsbereiche, die standortlich ungeb<strong>und</strong>en<br />

waren. Diese Angebote bestanden aus detaillierten Angaben über die vorgeschlagenen<br />

Standorte, Parzellengröße, Tragfähigkeit des Bodens, Zugang zur lokalen technischen<br />

Infrastruktur (Straßen- <strong>und</strong> Schienennetz, Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsmöglichkeiten mit<br />

Strom, Wasser <strong>und</strong> Arbeitskräften usw.).<br />

So entstanden u. a.:<br />

- der Werkzeugbetrieb "VIS" in Köslin als Filiale des Warschauer Betriebes<br />

"Świerczewski" in Warschau,<br />

- der "KABLOSPRZĘT" in Schlochau als Filiale eines Unternehmens in Ożarów.<br />

Mit der Zeit wurden diese Filialen selbständige Betriebe.<br />

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Positive Ergebnisse, die mit Angeboten im Rahmen der Deglomeration gemacht<br />

wurden, ermutigten die Verwaltungsbehörden Ostpommerns, ebenfalls Angebote zur<br />

Standortwahl von neu zu errichteten Industrievorhaben zu machen. Industrielle<br />

Vorhaben in Zentralpolen waren meistens mit einem zusätzlichen Aufwand an Mitteln<br />

verb<strong>und</strong>en, um die technische Infrastruktur herzustellen <strong>und</strong> für die benötigten<br />

Arbeitskräfte die Wohnungen zu bauen. <strong>Das</strong> erhöhte bedeutend die Investitionskosten.<br />

In dieser Situation versprachen die Angebote der ostpommerschen Verwaltung eine<br />

wesentlich preiswertere Lösung.<br />

Bei diesen Angeboten bediente man sich der rationellen Argumentation gegenüber der<br />

Zentralverwaltung, lokale Rohstoffe vor Ort zu " veredelen " <strong>und</strong> erst die Endprodukte in die<br />

Absatzgebiete zu versenden. Auf diese Weise kam es z.B zum Bau<br />

- der Schuhfabrik in Stolp�<br />

- der Milchpulverfabriken in Neustettin <strong>und</strong> Belgard,<br />

- der Span- <strong>und</strong> Faserplattenwerke in Körlin <strong>und</strong> Neustettin,<br />

- des Kühlhauses in Köslin,<br />

- des Pumpspeicherwerkes in Sydow.<br />

Auch hier wurden nicht alle Angebote akzeptiert. So kam es z.B. nicht zum Bau:<br />

– einer großen Kfz-Reifenfabrik in Stolp, die aus politischen Gründen (550. Jahrestag<br />

der Schlacht bei Tannenberg) 1960 nach Allenstein verlegt wurde, wo sie heute noch<br />

besteht,<br />

– einer Glashütte <strong>und</strong> Keramikfabrik,<br />

– einer chemischen Fabrik zur Ausnutzung von Kienholz für die Herstellung von<br />

Terpentin <strong>und</strong> Kolophonium, nachdem der einzige Betrieb dieser Art, noch aus der<br />

Vorkriegszeit, in Betkenhammer in den 60er Jahren abbrannte.<br />

Dafür konnte man jedoch den Bau einer Abschrottungswerft auf dem Jam<strong>und</strong>ersee<br />

verhindern unter Hinweis auf die ungeheure Belastung der Umwelt, die damit<br />

verb<strong>und</strong>en wäre.<br />

Natürlich setzte man je nach Bedarf mehrere Methoden gleichzeitig ein.<br />

So fand den Jahren 1950-1975 in Ostpommern ein gezielter Industrialisierungsprozeß<br />

statt. Die Anzahl der Beschäftigten in Industriebetrieben wuchs von 18,4 Tsd. (1950) auf<br />

69,3 Tsd. Personen (1973) [2]. Im Vergleich zur Vorkriegssituation (1938 = 36,8 Tsd.)<br />

war der Zuwachs mehr als das doppelte. Dabei sollte man noch berücksichtigen, daß die<br />

neuen Arbeitsplätze in der Industrie eine bessere Ausstattung <strong>und</strong> höhere Produktivität<br />

besaßen als in der Vorkriegszeit.<br />

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Im Jahre 1963 erreichte Ostpommern wieder die ehemalige Anzahl der Beschäftigten in<br />

der Industrie, <strong>und</strong> einige Industriezweige hatten zu dieser Zeit den Vorkriegsstand<br />

beträchtlich überschritten.<br />

Industriebeschäftigte 1938/1963 [2]<br />

Bezeichnung Stand 1938 Stand 1963<br />

Beschäftigte insgesamt 36,8 37,4<br />

Davon in der<br />

Holzindustrie 5,6 7,9<br />

Metallindustrie 4,3 6,1<br />

Textilindustrie 0,7 2,8<br />

Wenn man bedenkt, daß trotz aller Rückstände Polens in der Entwicklung neuzeitlicher<br />

Technologien in der Nachkriegszeit dennoch effektivere Industrieanlagen als vor dem<br />

Kriege aufgebaut wurden, dann stellte dieses Produktionspotential aus dem Jahre 1963<br />

ein doch höheres dar als 1938.<br />

VII.3. Die Lebensmittelindustrie<br />

In diesem Bereich war die Bindung zur lokalen Rohstoffbasis außerordentlich stark. Die<br />

Entwicklung ging in zwei Richtungen:<br />

1. größtmögliche Veredlung von Tierprodukten der Landwirtschaft (Milch, Fleisch)<br />

<strong>und</strong> Fischereierzeugnissen,<br />

2. lokale Erfassung, Lagerung <strong>und</strong> Verarbeitung von Produkten der<br />

Pflanzenproduktion in der Landwirtschaft.<br />

Zur Veredlung von Tierprodukten wurden die Kapazitäten in folgenden<br />

Produktionsbereichen ausgebaut:<br />

VII.3.1. Milchverwertung:<br />

Es wurden als völlig neue Betriebe die Milchpulverfabriken in Neustettin <strong>und</strong> Belgard<br />

erbaut <strong>und</strong> die Großmolkereien in Köslin <strong>und</strong> Stolp weit ausgebaut.<br />

Die Herstellung von Butter wuchs von 3,6 Tsd. t im Jahre 1970 auf 6,2 Tsd. t im Jahre<br />

1975. [3]<br />

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Außerdem wurde das Netz der Anliefererstellen <strong>und</strong> lokalen Molkereien ausgebaut.<br />

Leider wurde die ehemalige Produktion des Camembertkäse, als "Stolper Jungchen"<br />

bekannt, nicht aufgenommen. Die Herstellung von Butter, als synthetische Kennziffer<br />

betrachtet, wuchs von 2,7 Tsd. Tonnen im Jahre 1955 auf 6,6 im Jahre 1973. [4]<br />

VII.3.2. Fleischverwertung:<br />

In Köslin <strong>und</strong> Stolp wurden völlig neue Schlachthäuser <strong>und</strong><br />

Fleischverarbeitungsbetriebe gebaut. Damit erweiterten sich die<br />

Produktionsmöglichkeiten von Schlachtfleisch von 30,5 Tsd. t (1970) auf 67,3 Tsd.t<br />

(1975) <strong>und</strong> Fleischwaren von 11,1 Tsd. t (1970) auf 19,9 Tsd. t (1975). [3]<br />

In Schlawe wurde die Verwertung von Geflügel wieder reaktiviert. Es kam jedoch nicht<br />

mehr zur ehemals bekannten Herstellung von Gänseleberpasteten <strong>und</strong> gespickten<br />

Gänsebrüsten. <strong>Das</strong> Volumen von Schlachtfleisch stieg von 22,2 Tsd. Tonnen im Jahre<br />

1960 auf 50,6 im Jahre 1973. [5]<br />

Zur Verwertung von Viehfleisch nach Notschlachtungen wurde durch die Firma<br />

BACUTIL ein größeres Werk in Deutsch-Krone errichtet.<br />

VII.3.3. Fischverwertung:<br />

Kühl- <strong>und</strong> Verwertungsanlagen wurden in Kolberg, Rügenwalde <strong>und</strong> Stolpmünde erbaut<br />

u. a.<br />

– Kühlhaus, Eisfabrik, Fischmehlfabrik <strong>und</strong> Produktionshalle im VEB "Barka" <strong>und</strong><br />

PG "Bałtyk" in Kolberg,<br />

– Produktionshallen beim VEB "Kuter" <strong>und</strong> PG "Ławica" in Rügenwalde.<br />

– Der VEB"Korab" in Stolpmünde baute ein Kühlhaus, Eisfabrik <strong>und</strong><br />

Produktionshallen.<br />

<strong>Das</strong> so erstellte Produktionspotential erlaubte eine Verdopplung der Herstellung von<br />

Fischwaren. Bemerkenswerte Ergebnisse im Vergleich zu den Nachbarregionen wurden<br />

nur im Bereich der natürlichen Veredlung (räuchern, marinieren) erreicht. Die<br />

Produktion von Fischmehl belief sich 1965 auf 60 t pro Tag. [6]<br />

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====================================================<br />

Der Anteil Ostpommerns an den Arten der Fischveredlung<br />

in Nordpolen 1975 (in %%) [6]<br />

----------------------------------------------------------------------------------------<br />

Konserven Geräuchert Mariniert<br />

----------------------------------------------------------------------------------------<br />

Ostpommern 5,1 25,1 30,0<br />

Woj. Szczecin 37,4 18,3 47,3<br />

Woj. GdaÜsk 57,5 56,6 22,7<br />

----------------------------------------------------------------------------------------<br />

Zusammen 100,0 100,0 100,0<br />

----------------------------------------------------------------------------------------<br />

VII.3.4. Getreideverarbeitung:<br />

Für die Lagerung der Getreideernten wurden die Kapazitäten der Getreidesilos durch<br />

den Bau neuer Lagerhäuser in Deutsch-Krone, Schlochau, Gudenhagen <strong>und</strong> Jeseritz<br />

bedeutend erhöht.<br />

Die Mühlenerzeugnisse betrugen 1970: 79,4 <strong>und</strong> 1975: 111,1 Tsd. t. [7] In Gudenhagen<br />

wurde außerdem eine Großmühle erbaut, die Mehl, Grütze, Grieß <strong>und</strong> Nudeln für ganz<br />

Polen produziert. Bei größeren Staatsgütern wurden Anlagen für die Herstellung von<br />

Kraftfuttermitteln für den Eigenbedarf <strong>und</strong> die umliegenden kleineren Güter <strong>und</strong> Bauern<br />

geschaffen.<br />

VII.3.5. Kartoffelverarbeitung:<br />

In diesem Bereich wurden die Produktionskapazitäten der Betriebe in Janikow <strong>und</strong> Stolp<br />

ausgebaut <strong>und</strong> die Produktion von Kartoffelflocken aufgenommen. Außerdem wurden<br />

die vielen lokalen Brennereien ausgenutzt. In den Jahren 1960-1973 verdoppelte sich die<br />

Herstellung von reinem Spiritus <strong>und</strong> betrug 1973 r<strong>und</strong> 19 Tsd. Hl. [5]<br />

VII.3.6. Kühllagerung:<br />

Der Bau eines größeren Kühlhauses in Köslin ermöglichte eine noch weitergehende<br />

Verwertung von Milch-, Fleisch- <strong>und</strong> Pflanzenprodukten zu Endprodukten. Um sich die<br />

Zulieferung von frischem Obst <strong>und</strong> Gemüse zu sichern, legte die Kühlhausverwaltung<br />

kompakte Gartenkomplexe von etwa 80 ha r<strong>und</strong> um Köslin an (der Grüne Ring). [8]<br />

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Die Anbaufläche von Beeren- <strong>und</strong> Kernobsten wuchs von 700 ha (1966) auf 1.200 ha<br />

(1972), auf denen nach einheitlicher Anpflanzung von Obstbäumen (Pflaumen, Äpfel),<br />

Obststräuchern (Stachelbeeren, Himbeeren usw.) <strong>und</strong> Erdbeerpflanzen ihre Betreuung<br />

<strong>und</strong> Ernte durch Familienteams erfolgten.<br />

VII.3.7. Brauereien:<br />

Obwohl auch in den Ausbau der Brauereien in Köslin, Stolp, Bad Polzin <strong>und</strong> Neustettin<br />

investiert wurde, blieb das erzeugte Bier (1960 = 266,8, 1973 = 410,8 Tsd. hl) [5]<br />

qualitativ unter den Erwartungen der Konsumenten.<br />

VII.4. Die anderen Industriezweige<br />

VII.4.1. Die Holzindustrie<br />

begrenzte sich bis etwa Ende der 50er Jahre mit dem aus der Vorkriegszeit<br />

übernommenen Potential:<br />

28 größere Sägewerke, ziemlich gleichmäßig über Ostpommern verstreut, kleinere<br />

Möbelfabriken mit Manufakturcharakter in den Kreisstädten, eine kleine Tekturfabrik in<br />

Tarnowke <strong>und</strong> die Zündholzfabrik in Zanow. In den 60er Jahren begann eine größere<br />

Entwicklung. Man war darauf bedacht, den Bereich der sek<strong>und</strong>ären Verarbeitung von<br />

Holz weiter auszubauen, da er bisher kaum 10% der R<strong>und</strong>holzmenge überschritt. Die<br />

größte Investition in der Holzindustrie wurde das enorme Sägewerk nach schwedischer<br />

Lizenz in Schlawe mit etwa 200 Tsd m3 Jahresproduktion. [9]<br />

Es wurden in Neustettin eine Spanplattenfabrik <strong>und</strong> in Körlin eine Faserplattenfabrik<br />

errichtet. In Köslin <strong>und</strong> Stolp wurden die Möbelfabriken ausgebaut. Die Kösliner<br />

Möbelfabrik besaß in den 80er Jahren fünf Betriebsteile: in Köslin selbst wurden<br />

Möbelwände hergestellt, in Belgard <strong>und</strong> Schievelbein: Tapeziermöbel, in Dramburg <strong>und</strong><br />

Rügenwalde: Küchenmöbel. Außerdem entstand In Köslin noch eine Fabrik für<br />

Schulmöbel.<br />

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========================================<br />

Produkte der Holzindustrie im Zeitvergleich [5]<br />

========================================<br />

Bezeichnung Maßeinheit 1960 1973<br />

-------------------------------------------------------------------<br />

Schnittholz Tsd. m3 381,2 502,6<br />

Spanplatten Tsd. m2 - 5.605<br />

Faserplatten " - 2.863<br />

Möbel Tsd. Kpl. 7.7 47.8<br />

Zündhölzer Tsd. Kisten 100,3 118,2<br />

Tektur Tsd. Tonnen 7,9 8,6<br />

--------------------------------------------------------------------<br />

Bei der Herstellung von Schnittholz aus Nadelholz betrug der Anteil an der<br />

Landesproduktion 3 % (1975) <strong>und</strong> bei Laubholz 7 %.<br />

================================================<br />

Strukturelle Angaben zur Holzindustrie 1973 [10]<br />

================================================<br />

Bezeichnug Anzahl der Anteil an der<br />

Betriebe Beschäftigten Gesamtproduktion<br />

--------------------------------------------------------------------------------<br />

Sägewerke 39 3.352 43,6 %<br />

Plattenwerke 2 635 10,0 %<br />

Bauzimmereien 65 461 5,7 %<br />

Möbelhersteller 45 3.614 30,1 %<br />

Holzverpackungen 10 688 2,7 %<br />

Zündhölzerherst. 1 603 4,2 %<br />

Andere 6 840 3,7 %<br />

---------------------------------------------------------------------------------<br />

Zusammen 168 10.193 100,0 %<br />

---------------------------------------------------------------------------------<br />

Die Möbelindustrie hatte 1975 einen 3 %igen Anteil an der Landesproduktion. [7]<br />

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VII.4.2. Die Baumaterialienindustrie<br />

wurde stark ausgebaut. Man wollte damit folgende Probleme lösen:<br />

– eine bessere Nutzung der natürlichen Ressourcen Ostpommerns,<br />

– Schaffung von neuen Arbeitsplätzen außerhalb der Landwirtschaft, besonders in<br />

kleinen Orten,<br />

– Versorgung des lokalen Bauwesens mit Baustoffen aus der Eigenproduktion.<br />

Es wurden neue Produktionskapazitäten geschaffen:<br />

– in der Rotziegelindustrie in Damsdorf, Pollnow, Pennekow, Kallies, Kotuń<br />

Falkenburg <strong>und</strong> Virchow,<br />

– in der Kalksandsteinindustrie in Stolp, Luckwitz, Deutsch-Krone <strong>und</strong> Klein<br />

Butzig. Die Produktion von gebrannten Ziegelsteinen wuchs von 63,4 Mio. Stck.<br />

(1960) auf 92,5 (1973), während die Herstellung von Kalksandziegeln in diesen<br />

Jahren stabil bei 41 Mio. Stck blieb. [5]<br />

– in der Betonteileindustrie in Kallies, Jastrow, Hammerstein <strong>und</strong> Rudolfswalde.<br />

Diese Betonwerke fertigten Fertigteile für die örtlichen Baubetriebe. <strong>Das</strong> Werk in<br />

Jastrow spezialisierte sich in der Belieferung des Landbaus.<br />

Für den steigenden Bedarf des Bauwesens wurde in den 70er Jahren mehr als 100 Tsd. t<br />

Kies aus dem Meeresgr<strong>und</strong> im Raum der Stolper Rinne <strong>und</strong> der Kösliner Bucht<br />

gefördert. [11]<br />

VII.4.3. Die Textilindustrie,<br />

eine der traditionsreichen Produktionsformen Ostpommerns, wurde durch den Bau von<br />

neuen Betrieben in Bublitz (Wolldecken), Schievelbein (REGA) <strong>und</strong> Kolberg<br />

(WENEDA) (Strickwaren) <strong>und</strong> Ausbau der Werke in Falkenburg <strong>und</strong> Ratzeburg auf das<br />

doppelte des bisherigen Potentials erweitert. Die Herstellung von Textilien wuchs von<br />

1,6 Mil. lfd. m (1960) auf 3,2 (1975). [12]<br />

VII.4.4. Die Chemieindustrie,<br />

vor dem Kriege durch Seifenhersteller geprägt, wurde um neue Betriebe bereichert:<br />

– Lack- <strong>und</strong> Farbenbetriebe in Belgard, Deutsch-Krone <strong>und</strong> Schievelbein, die ihre<br />

Produktion von 771 Tonnen (1960) auf Tonnen (1973) steigern konnten. [5]<br />

– eine Invalidenproduktionsgenossenschaft in Belgard begann mit der industriellen<br />

Fertigung von Kerzen <strong>und</strong> anderen Beleuchtungsartikeln aus Stearin.<br />

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Die 1960 weit vorgeschrittenen Standortstudien für den Bau eines großen<br />

Autoreifenwerkes in Stolp wurden aus politischen Gründen rapid abgebrochen.<strong>Das</strong><br />

Werkwurde später bei Allenstein errichtet.<br />

VII.4.5. Mit den Branchen Elektronik <strong>und</strong> Elektrotechnik<br />

entstanden neue Industriezweige in Ostpommern. Der weitaus größte <strong>und</strong> bedeutenste<br />

Betrieb war das 1967 in betrieb genommene Halbleiterwerk "KAZEL" in Koszalin, das<br />

u.a. Dioden- <strong>und</strong> Halbleiterelemente <strong>und</strong> Quarzresonatoren herstellte. In Kolberg wurde<br />

die Herstellung von Kondensatoren im Werk "ELWA" aufgenommen, in Belgard<br />

produzierte man Radioantennen <strong>und</strong> Radarteile im Werk "RAWAR" <strong>und</strong> in Tempelburg<br />

befaßte sich das Werk "TELCZA" mit der Herstellung von Einzelteilen für die<br />

Teletechnik <strong>und</strong> Radiohersteller. In Neustettin wurde ein neues Werk "A-22" errichtet,<br />

das sich mit der Herstellung von elektrotechnischem Kleinteilen (Stromschnüre,<br />

Stromdosen u.ä.) befaßte. In Schlochau entstand das Werk "KABLOSPRZĘT" für die<br />

Herstellung von Maschinen zur Kabelfabrikation, das in späteren Jahren die Herstellung<br />

von thermischen Schutzhüllen einführte.<br />

VII.4.6. In der Metall- <strong>und</strong> Maschinenbauindustrie<br />

wurden besonders viele neue Betriebe von Gr<strong>und</strong> aufgebaut:<br />

– in Köslin: das Lampenmaschinenwerk, das Werkzeugwerk "VIS"<br />

(Gewindeschneider), das Werk "TEPRO", das sich mit der Fertigung von<br />

Vakuumpumpen einen Namen machte, die Baumaschinenfabrik "FUB"<br />

(Hebebühnen auf fahrbaren Untersätzen) <strong>und</strong> das Werk "KWCS" (Koszalińska<br />

Wytwórnia Części Samochodowych = Kösliner Herstellerwerk für Kfz-Teile), das<br />

sich in der Herstellung von Bremstrommeln für LKW (dazu wurde die<br />

Vorkriegsgießerei bedeutend erweitert) <strong>und</strong> elektrische Reifenpumpen für Pkw<br />

spezialisierte.<br />

– in Stolp: das Reparaturwerk für Autobusse aus ganz Polen "KAPENA", der<br />

Zuliefererbetrieb (u.a. Ankerketten) für die Werften SZSO (Słupskie Zakłady<br />

Sprzętu Okrętowego = Stolper Schiffsausstattungs Werke), das<br />

Landmaschinenbauwerk "FAMROL" SFMR (Słupskie Zakłady Maszyn<br />

Rolniczych = Stolper Landmaschinenwerke) <strong>und</strong> das Werk SZML (Słupskie<br />

Zakłady Maszyn Leśnictwa = Stolper Maschinenwerk für die Forstwirtschaft).<br />

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– In Bütow wurde das Werk "ELMOR" in Betrieb genommen, das<br />

Stahlkonstruktionen für Schiffswerften herstellte. Ebenfalls in Bütow installierte<br />

sich ein neuer Betrieb "ZAGOD", der korbförmige Einsätze aus plastgeschützten<br />

Draht für Kühlschränkehersteller <strong>und</strong> andere Abnehmer aus dem Verkaufsbereich<br />

herstellte.<br />

– In Lauenburg entstanden die Werke ZAWN "ZWAR" (Zakłady Aparatury<br />

Wysokiego Napięcia = Hochspannungs Apparaturen Werk") <strong>und</strong> "ZREMB", das<br />

Maschinen für das Bauwesen herstellte.<br />

– In Bublitz <strong>und</strong> Lauenburg wurden Betriebe für die Ausstattung von Viehställen<br />

eröffnet "MEPROZET".<br />

– In Bad Polzin nahm der Betrieb "SPOMASZ" die Herstellung von kleineren<br />

Maschinenkomplexen für die Lebensmittelindustrie auf.<br />

– In Jeseritz wurde das Werk SFMB (Słupskie Zakłady Maszyn Budowlanych =<br />

Stolper Baumaschinenwerk) eingerichtet, das Aufzüge für das Bauwesen<br />

produzierte.<br />

– In Bärwalde (AUTOSAN) <strong>und</strong> Zanow entstanden Betriebe zur Herstellung von<br />

Anhängern, anfangs für den Pferdeantrieb, danach für Kfz.<br />

Umfangreiche Um- <strong>und</strong> Ausbauten erfolgten in der Stolpmünder Werft, die 1951 die<br />

Herstellung von Rettungsbooten für alle in polnischen Werften Schiffe aufnahm. In<br />

dieser Spezialisierung wurden im Laufe der Zeit sowohl die Konstruktionen (feuerfest,<br />

unversinkbar, angetrieben) wie auch die Materialien (Holz seit 1951, Aluminium seit<br />

1957, Kunststoff seit 1960) verbessert.<br />

Im Jahre 1970 wurde die Produktion von Stahlkuttern aufgenommen, die 1975 in die<br />

Serienproduktion aufgenommen wurden. Die Beschäftigtenzahl wuchs von 220<br />

Personen (1956) auf 1.474 (1975). Projekte für einen weiteren Ausbau zwecks<br />

Aufnahme der Produktion von Frachtschiffen bis 100.000 DWT wurden abgebrochen.<br />

In der Metall- <strong>und</strong> Maschinenbauindustrie wuchs die Produktion von 141,6 Tsd. t (1970)<br />

auf 324,6 Tsd. t (1975). [7]<br />

VII.4.7. Die Lederindustrie<br />

entstand als ein neuer Industriezweig völlig planmäßig:<br />

– Es begann mit dem Aufbau der ehemaligen Papierfabrik in Hammermühle als<br />

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– Großgerberei zur Deckung des Bedarfs damaliger Schuhhersteller in Polen an<br />

Weichleder. In Kürze erfolgte der weitere Ausbau zur Herstellung von Hartleder<br />

für Schuhsohlen.<br />

– Auf der Basis dieser neuerrichteten Gerbereien <strong>und</strong> der noch aus der Vorkriegszeit<br />

stammenden Gerberei in Belgard begann man mit dem Bau einer lokalen<br />

Schuhfabrik in Stolp "ALKA" mit einem Potential von 5,5 Mio. Paar jährlich.<br />

=========================================<br />

Produkte der Lederindustrie im Zeitvergleich [7]<br />

=========================================<br />

Bezeichnung Maßeinheit 1960 1973<br />

-----------------------------------------------------------<br />

Hartleder Tsd. Tonnen 1,4 4,7<br />

Weichleder Tsd. m2 0,4 2,4<br />

Lederschuhe Tsd. Paar 37 5.160<br />

---------------------------------------------------------------------<br />

Die Schuhproduktion erreichte 1975 4 % der Landesproduktion. [7]<br />

– Danach begann der Aufbau der auch ehemaligen Papierfabrik in Rathsdamnitz als<br />

Gerberei für Konfektionsleder<br />

– Und als Abschluß wurde im ehemaligem Konfektionsbetrieb in Rummelsburg ein<br />

Werk zur Herstellung von Lederkonfektion (Handschuhe, Lederjacken <strong>und</strong><br />

Mäntel) eingerichtet.<br />

So enstand in Polen der drittgrößte (nach Kraków <strong>und</strong> Radom) regionale Komplex der<br />

Lederindustrie. [13]<br />

VII.4.8. Im Energiewesen<br />

wurden die Vorkriegsanlagen (Stromwerke, Verteileranlagen, Transformatoranlagen)<br />

den veränderten Bedürfnissen angepaßt. Die sog. Überlandzentrale in Belgard <strong>und</strong> das<br />

Gleichstromwerk in Kolberg wurden aufgegeben. In ihnen fanden Industriebetriebe<br />

(RAWAR <strong>und</strong> MARONA) ihren Sitz.<br />

Eine absolute Neuanlage war das Pumpenspeicherwerk in Sydow. Eine aus den 20er<br />

Jahren stammende Studie wurde 1962 als Bauprojekt ausgearbeitet <strong>und</strong> 1970 realisiert.<br />

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Dieses Werk verbindet über einem 2 km langen Kanal <strong>und</strong> drei Röhren von 5 m<br />

Durchmesser den obengeliegenden Kaminsee (160 m ü. Msp.) mit dem Niedersee (80 m<br />

ü. Msp). <strong>Das</strong> 80 m herunterstürzende Wasser betreibt 3 Turbinen von je 50 MW<br />

Leistung. <strong>Das</strong> ermöglicht in Bedarfssituationen eine augenblickliche Stromherstellung<br />

<strong>und</strong> seine Übergabe an das zentrale Stromversorgungsnetz, ohne die Anlaufzeit, die<br />

dafür herkömmliche Kraftwerke benötigen. Während der Nachtzeit, in der gewöhnlich<br />

die Nachfrage nach Stromversorgung stark sinkt, zapft das Werk aus dem<br />

Versorgungsnetz selber Strom <strong>und</strong> betreibt damit die Turbinen, die jetzt als Motoren das<br />

Wasser vom Niedersee in den Kaminsee zurückpumpen.<br />

Die Stromerzeugung wuchs in Ostpommern von 68,5 (1960) auf 320,3 Mil. KWh<br />

(1973) jährlich. [10]<br />

VII.4.9. Aus den übrigen Industriezweigen<br />

verdienen erwähnt zu werden:<br />

– das neuerbaute Torfwerk in Neu Valm, das Torftöpfe für den Garten- <strong>und</strong><br />

Gärtnerbereich herstellte,<br />

– die Weihnachtsschmuckfabrik in Köslin mit ihrer Außenstelle in Rügenwalde.<br />

Die Industrie war der Wirtschaftsbereich Ostpommerns, der in den Jahren 1950-1975<br />

die größten Entwicklungsraten aufwies. Der Anteil Ostpommerns am Industrievolumen<br />

Polens wuchs dadurch von 0,8 % (1949) auf 1,3 % (1973). [10] Im Jahre 1973 war der<br />

Wert der gesamten ostpommerschen Industrieproduktion (unter Verwendung fester<br />

Preise) dreimal so hoch wie 1960. Vom Wert dieser Produktion (13.302 Mil. Zö.)<br />

entfielen auf Industriebetriebe:<br />

– des Staates 65,8 %<br />

– der Genossenschaften 31,0 %<br />

– Privatpersonen 3,2 %<br />

Von dieser Produktion entfielen 46 % auf die Belieferung des Binnenmarktes Polens, 48<br />

% ging an Kooperanten (Endprodukthersteller), <strong>und</strong> 6 % der Produktion wurde<br />

exportiert. [10]<br />

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==========================================<br />

Angaben über die innere Struktur <strong>und</strong><br />

dynamische Entwicklung von<br />

Industriezweigen Ostpommerns [10]<br />

==========================================<br />

Bezeichnung der Industriezweige Anteil Dynamik<br />

in %% (1970 = 100)<br />

(1973)<br />

----------------------------------------------------------------------<br />

Treibstoff <strong>und</strong> Energie 1,4 302,6<br />

Metall 3,3 165,9<br />

Maschinenbau 4,5 138,5<br />

Transportmittel 10,1 144,3<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik 4,7 187,7<br />

Chemie 1,8 182,9<br />

Baumaterialien 3,0 127,4<br />

Holz <strong>und</strong> Papier 14,6 125,4<br />

Textil <strong>und</strong> Konfektion 6,0 137,3<br />

Leder 9,7 139,5<br />

Lebensmittel 32,3 140,7<br />

Futtermittel 6,8 153,9<br />

andere 1,8 158,1<br />

----------------------------------------------------------------------<br />

Die Anzahl der Beschäftigten in der Ostpommerschen Industrie wuchs von 18,4 Tsd.<br />

Personen (1950) auf 33,2 (1960), 56,7 (1970) bis zu 69,3 (1973). [10]<br />

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==========================================<br />

Anzahl der Beschäftigten in der Industrie Ostpommerns<br />

im Zeitvergleich (in Tsd. Personen) [10]<br />

==========================================<br />

Industriezweig 1958 1973<br />

----------------------------------------------------------------------<br />

Treibstoff <strong>und</strong> Energieindustrie 0,2 2,3<br />

Elektro- <strong>und</strong> Maschinenindustrie 1,3 17,9<br />

Holz- <strong>und</strong> Papierindustrie 1,6 10,5<br />

Leichtindustrie 3,2 14,7<br />

Lebensmittelindustrie 3,0 15,9<br />

Baumaterialienindustrie 1,3 3,3<br />

----------------------------------------------------------------------<br />

Diese Entwicklung war jedoch weitgehend extensiver Natur.<br />

==========================================================<br />

<strong>Das</strong> durchschnittliche jährliche Wachstum in der Industrie in den Jahren [10]<br />

==========================================================<br />

Bezeichnung: in Polen in Ostpommern<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Globalprodukt 10,5 % 12,6 %<br />

Beschäftigten-Anzahl 3,1 % 5,8 %<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Durch die Entwicklung der Industrie in Ostpommern enstanden neben den bisherigen<br />

Industriestandorten Köslin, Stolp, Kolberg, Belgard, Neustettin, Dramburg, Stolpmünde<br />

<strong>und</strong> Deutsch-Krone verhältnismäßig größere Industrieorte wie Hammermühle,<br />

Rathsdamnitz, Körlin, Jeseritz, Bärwalde, Kallies, Jastrow <strong>und</strong> Lauenburg.<br />

VII.5. Die Industrie Ostpommerns nach 1975<br />

Mit dem Jahre 1975 endete die Industrialisierungsphase Ostpommerns, nicht etwa weil<br />

es keine weiteren Bedürfnisse oder Vorschläge gab, sondern weil es an Mitteln dafür<br />

fehlte.<br />

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Die Zeit zur Rückzahlung der ausländischen Kredite war gekommen, <strong>und</strong> das bedeutete<br />

einschneidende Begrenzungen nicht nur im Investitionsbereich. Durch die Vergrößerung<br />

der Anzahl von Wojewodschaften von 17 auf 49 verkleinerte sich dementsprechend die<br />

Anzahl der bisher von den lokalen Behörden gesteuerten Betriebe der Lokalindustrie<br />

(Przemysł terenowy). Es wurde also umorganisiert. Nicht nur einzelne Betriebe wie z.B.<br />

die Deckenfabrik in Bublitz, die Möbelfabrik in Stolp oder die Pferdewagen- <strong>und</strong><br />

Anhängerfabrik in Zanow, sondern auch ganze Industriezweige wie alle<br />

Baumaterialienbetriebe, die der WZPTMB unterstanden, wurden der zentralen<br />

Verwaltung unterstellt, die sie an verschiedene zentral gesteuerte Betriebe weitergab. In<br />

manchen Fällen wie z.B. der Metall-Genossenschaft in Rummelsburg wurde dies auf<br />

Wunsch der Belegschaft vollzogen, die sich einer Autoteilefabrik in Dirschau<br />

anschließen wollte, die versprach, in den Betriebsteil in Rummelsburg zu investieren<br />

<strong>und</strong> für Aufträge zu sorgen. Nicht immer wurden die übernommenen Betriebe weiter<br />

geführt, sei es weil ihre Ausstattung im Vergleich zu den zentral geleiteten Betrieben<br />

veraltert war, sei es weil man wegen der weiteren Entfernung zwischen Betriebsteil <strong>und</strong><br />

Direktion nicht immer bereit war, dies zu akzeptieren. Zum Ende der 70er Jahre gewann<br />

immer mehr an Bedeutung Probleme der effektiveren Wirtschaft, da die zur Verfügung<br />

stehenden Mittel immer spärlicher wurden. Die bisher bestehenden Reserven von<br />

Arbeitskräften waren ausgeschöpft (was keine Erhöhung der Schichtarbeit <strong>und</strong> damit<br />

besserer Ausnutzung des Produktionspotentials hätte ermöglichen können), die<br />

Energieversorgung war im Engpaß (was die Kontinuität der Produktionsprozesse<br />

belastete), die Versorgung mit Rohstoffen <strong>und</strong> Teilkomponenten schwankte (was zu<br />

Ausfällen führte <strong>und</strong> keine Steigerung des Produktionsvolumens erlaubte), <strong>und</strong> es gab<br />

nicht genügend Mittel <strong>und</strong> Produkte, um nicht mal die direkte Reproduktion der<br />

Produktionsgüter zu durchführen. <strong>Das</strong> war u.a. der Gr<strong>und</strong> für Anfänge der sog.<br />

Wirtschaftsreform im Rahmen welcher auch 1976 in Ostpommern die sog. WOG (WOG<br />

= Wielkie Organizacje Gospodarcze = Große Wirtschaftsorganisationen) eingeführt<br />

wurden. Zwar waren sie im Vergleich zu solchen in Zentral- oder Südpolen mehr zu<br />

klein als zu groß, aber Ansätze für eine rationelle Konzentration waren durchaus<br />

vorhanden. Diese WOG, die sich durch vertragliche Bindungen mit Zulieferern <strong>und</strong><br />

Abnehmern schrittweise zu marktgerechten Impulsen nähern sollten, wurden jedoch in<br />

kurzer Zeit durch sog. Orientierungskennziffern (wskaüniki orientacyjne), die<br />

tatsächlich verbindlichen Charakter besaßen <strong>und</strong> die bald auf 100 anwuchsen<br />

"entmündigt" <strong>und</strong> wieder "gesteuert".<br />

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Erst im Jahre 1982, als die erste Etappe der Wirtschaftsreform proklamiert wurde,<br />

konnten sich die Betriebe auch Ostpommerns erst langsam auf parametrische Signale<br />

einstellen. Als erstes begann man die Produktivität der Arbeit zuerhöhen. In der<br />

Holzindustrie erreichte man bei einer Steigerung der Beschäftigtenanzahl um 0,6 %<br />

Zuwächse in der Herstellung von Faserplatten um 7 % <strong>und</strong> Spanplatten um 50 % (!). Im<br />

Christbaumschmuckwerk in Köslin wurde eine automatische Einheit entwickelt, die 15<br />

Arbeitsplätze einsparte. [2] In der Baumaterialienindustrie fiel die Beschäftigtenanzahl<br />

um 4 %, jedoch wuchs die Herstellung von Brandziegeln um 2 %. In den Jahren 1980-<br />

85 wuchs die Arbeitsproduktivität in der Holzindustrie um 10,3 %,<br />

Lebensmittelindustrie um 12,9 % <strong>und</strong> Elektro-Maschinenindustrie um 26,8 %. [2] Die<br />

Gründe dafür waren Modernisierungsmaßnahmen im Produktionspotential, Aufnahme<br />

komplizierterer, arbeitsintensiverer <strong>und</strong> verbrauchsärmerer Produkte. Als Beispiele<br />

können genannt werden: [2]<br />

– Im Kabelmaschinenwerk in Schlochau wurde die Herstellung von<br />

Schichtverbinder aufgenommen, die 35 % weniger Material <strong>und</strong> 25 % weniger<br />

Arbeitszeit brauchten.<br />

– In der Landmaschinenfabrik FAMAROL in Stolp modernisierte man die<br />

erworbene Lizenz für Zuckerrübenernter <strong>und</strong> sparte etwa 30 % Materialverbrauch<br />

ein.<br />

– In der Vakuumfabrik TEPRO in Köslin wurden vier Typen Pumpen konstruiert,<br />

die um die Hälfte leichter waren <strong>und</strong> den besten Entwicklungen anderer<br />

Produzenten nicht nachstanden.<br />

Diese Modernisierungsmaßnahmen wurden ohne Unterbrechung der bestehenden<br />

Produktion durchgeführt wie z.B. im LKW-Teile-Werk KWCS oder Großmolkerei in<br />

Köslin. Einige der von den zentralen Unternehmen übernommenen Betriebe konnten<br />

sich im Rahmen größerer Entscheidungsfreiheiten besser profilieren wie z.B. die<br />

Vakuumpumpenfabrik TEPRO in Köslin oder ELWA in Kolberg. Es kamen auch<br />

modernere Maschinen wie numerisch gesteuerte Werkbänke zum Einsatz.<br />

In den Jahren 1983-86 wendet man sich den Problemen der alternativen<br />

Energieerzeugung zu <strong>und</strong> projektiert den Umbau von Wassermühlen in Körlin, Köslin,<br />

Pollnow <strong>und</strong> Rügenwalde. Die erste Windmühle zur Stromgewinnung wurde 1985 bei<br />

Zanow errichtet.<br />

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Es folgten weitere in Nedlin <strong>und</strong> Stolpmünde. Versuche alternative Energiehersteller in<br />

Form von Kernkraftwerken, für die man Standorte am Vittelsee <strong>und</strong> im Raum Deutsch-<br />

Krone wählte, wurden durch den konsequenten Widerstand von Umweltschützern<br />

fehlgeschlagen. Der schon weitgehend fortgeschrittene Bau einer KKW in Zarnowiec<br />

bei Lauenburg wurde ebenfalls gestoppt ohne Rücksicht auf die bisherigen Kosten.<br />

Während in den ersten beiden Fällen sich daraus für die Wirtschaft Ostpommerns keine<br />

negativen Konsequenzen ergaben, wurde die weitere städtische Entwicklung<br />

Lauenburgs durch den KKW-Stopp ernsthaft bedroht: das Nachfolgeprogramm im<br />

Wohnunsgbau, der erhoffte Ausbau von Fernheizkapazitäten usw. blieben aus. Sehr<br />

positiv äußerten sich die in den 80er Jahren durchgeführten Tiefbohrungen zur<br />

Erk<strong>und</strong>igung der Erdschätze Ostpommerns. Bei Körlin wurde Erdöl <strong>und</strong> Erdgas<br />

gef<strong>und</strong>en. Die Förderung von Erdöl betrug nicht ganz 20 Tsd. t 1975. Danach wurden<br />

größere Gasvorkommen in Virchow, im Raum Kolberg <strong>und</strong> Belgard <strong>und</strong> bei Lauenburg<br />

geortet <strong>und</strong> im Laufe der Jahre in Betrieb genommen. [14] Weitere Bohrungen erfolgen<br />

am Dolgensee bei Baldenburg. [15]<br />

Um wenigstens teilweise die Mittel für unumgängliche Modernisierungsmaßnahmen zu<br />

erwirtschaften, steigern die Industriebetriebe Ostpommerns ihre Exporte. So wurde z.B.<br />

ein neuer Kühltunnel im Kühlhaus in Köslin durch den Export von Frischobstprodukten<br />

einer Saison abgezahlt. Diese Mittel jedoch reichten nicht aus, die andauernde<br />

Dekapitalisierung der Produktionsmittel aufzuhalten. Die Veraltung von<br />

Produktionsmitteln in der ostpommerschen Industrie wuchs von 36 % auf 42 % <strong>und</strong> war<br />

besonders groß in der Holzindustrie, wo der Wert sich von 22,5 % auf 44,5 %, also um<br />

ganze 22 Prozentpunkte steigerte. [2] Im Zeitraum 1975-1988 kann man, was die<br />

Situation in der Industrie Ostpommerns betrifft, Etappen einer sichtbaren Entwicklung<br />

(1975-1978 <strong>und</strong> 1982-1985) wie auch eines Rückganges (1979-1981 <strong>und</strong> 1985-1988)<br />

beobachten.<br />

Mit der Wende zur freien Marktwirtschaft kamen auf die ostpommersche Industrie sehr<br />

negative Tendenzen zu:<br />

– Erstens wurden alle Preise "befreit", was eine spontane Anhöhung aller Preise für<br />

Rohstoffe, Komponenten <strong>und</strong> Nebenkosten (Energiemedien, Dienstleistungen<br />

usw.) zur Folge hatte. Eine Anpassung dieser Preise an die Realitäten dauerte etwa<br />

ein Jahr. Viele Betriebe konnten diese Zeit nicht durchhalten <strong>und</strong> die hohen<br />

Kosten verkraften.<br />

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– Zweitens riß der Absatz ab. Zum Teil wegen des Zerfalls des RGW, zum Teil<br />

wegen Auflösung bisheriger Abnehmer, zum Teil weil bei kostendeckenden<br />

Preisen das Produkt nicht absetzbar war.<br />

– Drittens wurden die Bankzinsen der Inflation angepaßt. Die Inflation betrug,<br />

berechnet nach dem Wechselkurs für den US-$ im Juni 1989 = 850 Zö. <strong>und</strong> im<br />

Januar 1990 = 9.000 Zö., über 1.000 % (!). Die Bankzinsen betrugen zeitweise 40<br />

% monatlich.<br />

Die schrumpfenden Einnahmen erlaubten es nicht, laufende Kredite zurückzuzahlen<br />

(Kreditfalle). <strong>Das</strong> wiederum führte zum Verfall der Zahlungsmoral. Man begann,<br />

Dienstleistungen (Strom, Rohstoffe usw.) <strong>und</strong> obligatorische Abgaben (Steuern,<br />

Sozialversicherung) nicht zu begleichen. <strong>Das</strong> führte zum umgreifenden Verlust von<br />

Kreditwürdigkeit <strong>und</strong> Liqidität. Zu allererst verringerte man die Produktionskapazität<br />

durch Massenentlassungen. Gab es 1988 noch knapp 3.000 freie Arbeitsplätze, so gab es<br />

1989 schon 40.000 Arbeitslose <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 120.000 Arbeitslose 1993. Die<br />

Arbeitslosenquote wuchs auf 29,7 % bei 13 % im Lande <strong>und</strong> 12 % in der Woj. Szczecin.<br />

Ostpommern belegte ständig den 2. oder 3. Platz in dieser Konkurrenz. In Bärwalde <strong>und</strong><br />

ähnlichen Orten beträgt die Quote über 40%. [16]<br />

Da die Bankkonten gesperrt wurden, bemühte man sich, Produkte zu Barpreisen zu<br />

verkaufen, dann wurde die Ausstattung verkauft <strong>und</strong> der Konkurs angemeldet. Anfangs<br />

versuchten kleinere Betriebsteile, sich von den durch Konkurs bedrohten<br />

"Mutterfirmen" zu trennen. So trennte sich der Betriebsteil Dramburg der Kösliner<br />

Möbelfabrik im Jahre 1991, was jedoch seinen eigenen Konkurs nur auf 1993 aufschob.<br />

[17]<br />

Bisher sehr selten sind Beispiele von Neugründungen größerer Unternehmen in der<br />

Industrie wie die Pommes frites Fabrik in Lauenburg (200.000 t Kartoffelverbrauch)<br />

oder ein Holzwerk in Körlin durch die dänische Firmengruppe Nordisk, das 8-9 Tsd. m3<br />

jährlich verarbeiten soll. [18]<br />

Seltene Beispiele von Neubauten gibt es im Stolper Stadteil Kobylnica, wo der Konzern<br />

Nestle einen neuen Milchverwertungsbetrieb aufbaut <strong>und</strong> die Schieder Möbel Holding<br />

eine neue Möbelfabrik baut. [19] Neugebaute Betriebe von polnischen "Einsteigern" wie<br />

z.B. der Konfektionsbetrieb SIGMA oder Fleischverarbeitungswerk LANGE in Köslin<br />

enden mit Überforderung durch die Kreditschulden <strong>und</strong> dem Konkurs. [20]<br />

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Unter den Neugründungen überwiegen kleine Betriebe im sog. Veredlungsbereich,<br />

besonders in der Konfektion <strong>und</strong> in der einfachen Holzverarbeitung ( z.B.<br />

Palettenherstellung).<br />

Für das gestoppte KKW bei Lauenburg wurde das Konzept entwickelt, auf der Basis der<br />

dort georteten Erdgasvorkommen ein Gasheizwerk zur Stromerzeugung zu bauen.<br />

Unter Berücksichtigung des Privatisierungsgesetzes vom 13.7.90 begannen sich die<br />

Industriebetriebe zu reorganisieren.<br />

– Einige Betriebe wurden von polnischen Firmen aufgekauft wie z.B.: Der<br />

ehemalige Elektroteile Betrieb POLAM in Neustettin wurde von dem polnischem<br />

Elektrokonzern ELEKTRIM aufgekauft<strong>und</strong> wird unter dem Namen ELDA<br />

weitergeführt. [21]<br />

– Ausländische Firmen kauften Anteile wie z.B.:<br />

– Die Ost Commerz Holding kaufte Anteile der Süßwarenfabrik<br />

POMORZANKA in Stolp. [22]<br />

– Die deutsche Gruppe KRONOSPAN kaufte kontinuierlich Anteile der<br />

Spanplattenfabrik POLSPAN in Neustettin auf, bis sie alleinige Inhaberin<br />

wurde. [19]<br />

– Die S. H. Schieder Möbel Holding GmbH kaufte im Mai 1994 über 90 %<br />

der Anteile an der Stolper Möbelfabrik <strong>und</strong> betreibt die Herstellung in fünf<br />

Produktionsstätten: drei in Stolp, <strong>und</strong> je eine in Lauenburg <strong>und</strong><br />

Rummelsburg. [32]<br />

– Oder übernahmen gleich ganze Betriebe wie z.B. die joint venture ALWA<br />

in Tychow bei Schlawe, die die ehemalige Traktorenstation in Schlawe<br />

übernahm, um in ihr Heizkessel zu produzieren. [23]�<br />

– Viele Betriebe nutzten die Möglichkeit, die Firma von einer<br />

Genossenschaft der Belegschaftsmitglieder in Leasing zu nehmen. Nach<br />

gewisser Zeit, in der Leasingraten gezahlt werden, geht der Betrieb dann<br />

für den Restpreis als Eigentum an die Genossenschaft. Paradebeispiele<br />

sind u.a.:<br />

– der Torfverwertungsbetrieb in Neu Valm, [24]<br />

– der Textilbetrieb REGATEX in Schievelbein. [25]<br />

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– <strong>Das</strong> MEPROZET Werk in Lauenburg wurde erst dem Wojewoda<br />

unterstellt, dann von der Stadtverwaltung übernommen, die es dann in<br />

Leasing an die Belegschaft vergab. So wurde eines der drei dieser Art von<br />

ehemals 19 im Lande gerettet.[26]<br />

Nur in wenigen Fällen gelang es, eine rein polnische GmbH zur Rettung größerer<br />

staatlicher Betriebe zu gründen. Solch ein Sonderfall kam für die Gerberei SKOTAWA<br />

in Hammermühle zustande. Diese Gerberei war so verschuldet, daß die Schulden<br />

dreimal den Marktwert des Betriebes übertrafen. Diese größte Gerberei in Polen, mit<br />

westlicher Technologie ausgestattet, konnte ihre Kapazität nur zu 80 % ausnutzen, da<br />

durch den Rückgang der Viehzucht innerhalb von zwei Jahren die Preise für Rinder- <strong>und</strong><br />

Schweinehäute um 450 % stiegen. [13]<br />

Eine andere Möglichkeit war der Verkauf von Schulden an einen sog. strategischen<br />

Investor, so kaufte z.B. die Stettiner Werft 80 % der Schulden der Stolpmünder Werft<br />

auf <strong>und</strong> ermöglichte so ihr Weiterbestehen. [27]<br />

Eine weitere Möglichkeit war es, eine GmbH mit ausländischer Beteiligung (joint<br />

venture) zu gründen, in der der ausländische Teilhaber das nörtige know how <strong>und</strong><br />

Kapital vermittelte. So privatisierten sich u.a:<br />

– die Kösliner Brauerei BROK in Zusammenarbeit mit der Holsten Brauerei AG aus<br />

Hamburg. [19]<br />

– Ein anderes Elektroteilewerk in Neustettin ist zu 80 % der Anteile im Besitz des<br />

finnischen Konzerns Ahlstrom. [28]<br />

Andere Betriebe kämpften um ihr Überleben auf verschiedene Art <strong>und</strong> Weise so z.B.<br />

verkaufte die Landmaschinenfabrik FAMAROL in Stolp ihr Arbeiterhotel, eine<br />

Ferienanlage <strong>und</strong> einen Teil ihrer Magazine, entließ 1991 etwa 45 % der Belegschaft<br />

<strong>und</strong> suchte den Vergleich mit den Gläubigern. Ein Teil der Schulden wurde storniert, der<br />

Rest soll in Raten bis 1998 abgezahlt werden. Dieses Vorgehen sicherte der Firma das<br />

weitere Bestehen. [29]<br />

All diese Konsequenzen der freien Marktwirtschaft hatten bisher für die ostpommersche<br />

Industrie insgesammt negative Auswirkungen.<br />

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=========================================<br />

Beschäftigtenzahl in der ostpommerschen Industrie<br />

in den Jahren 1988-1993 [30]<br />

=========================================<br />

Bezeichnung 1988 1993<br />

---------------------------------------------------------------------<br />

Insgesamt 62,1 45,3<br />

davon in den Industriezweigen<br />

Energie 2,2 1,3<br />

Elektro-Metal 18,0 15,4<br />

Chemie 1,0 1,9<br />

� Baumaterialien 2,6 2,0<br />

�Holz 8,1 9,0<br />

�Leicht 13,6 9,9<br />

�Lebensmittel 13,5 15,7<br />

==========================================<br />

In den wichtigsten Industriezweigen ist der Rückgang in verschiedenen Produktgruppen<br />

noch weit größer: [30]<br />

Schnittholz von 501 dam3 (1988) auf 364 (1992)<br />

Schlachtvieh von 85,5 Tsd. t auf 37,3 Tsd. t<br />

Butter von 7,5 Tsd. t auf 3,3 Tsd. t<br />

Schuhe von 5,7 Mio.Paar auf 1,5 Mio.Paar<br />

Spanplatten von 192,5 dam3 auf 136,3 dam3<br />

Nur bei Erdgas konnte Fortschritt vermerkt werden von 22,9 Mio. m3 ( 1975) auf 182,3<br />

Mio. m3 (1992).<br />

Die Auflösung vieler, besonders kleinerer Betriebe, hatte für viele Orte sehr negative<br />

Auswirkungen. Dies sei am Beispiel der Gerberei SKOTAWA in Rathsdamnitz erklärt:<br />

– Für die Gerberei war eine Abwasserkläranlage unbedingt notwendig. Dafür mußte<br />

ein Kredit aufgenommen werden, für den der Gemeindevorstand von Ratsdamnitz<br />

die Bürgschaft leistete. Die erbaute <strong>und</strong> in Betrieb genommene Kläranlage<br />

versorgte natürlich auch einen Teil der Einwohner des Ortes selbst <strong>und</strong> hielt das<br />

Wasser der Stolpe reiner.<br />

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– Nachdem die Gerberei in den Konkurs gegangen war, forderte die Bank den<br />

Restkredit von der Gemeinde ein, die natürlich keine Mittel dafür hat. Weder die<br />

Gerberei noch die Gemeinde haben außerdem die Mittel, um die Kläranlage weiter<br />

zu betreiben.<br />

– Ebenso ist die Lage mit der weiteren Betreibung der Wasserversorgungsanlage<br />

<strong>und</strong> der Mülldeponie, die weder die Gerberei noch die Gemeinde imstande sind<br />

weiter zu führen.<br />

– Von den ehemals 400 Mitarbeitern sind über 90 % arbeitslos, wodurch die<br />

Arbeitslosenquote in diesem Orte bei etwa 45 % liegt. Diejenigen, die noch<br />

arbeiten, verzichten auf Teile ihres Lohnes, um noch möglichst lange den<br />

Arbeitsplatz zu erhalten.<br />

– Der Syndikus verkauft nach <strong>und</strong> nach den Maschinenpark <strong>und</strong> andere<br />

Ausstattungsteile; der Rest findet keinen Käufer. [31]<br />

Ähnliche Vorkommnisse ergaben sich z.B. in Tempelburg, Falkenburg, Ratzeburg,<br />

Bublitz usw., wo die in Konkurs gegangenen Betriebe die einzigen Arbeitgeber für die<br />

Bevölkerung waren.<br />

Zurück<br />

------------------------------------------------------------<br />

[1] Szulc, J., Z problemów dekapitalizacji majątku trwałego [Über Probleme der<br />

Dekapitalisation von Anlagekapital], Zapiski Koszalińskie Nr. 3/31 1967.<br />

[2] SIMP - 35 lat na Pomorzu Środkowym [SIMP = Stowarzyszenie Inżynierów<br />

Mechaników Polskich = Verband polnischer Mechaniker Ingenieure - 35 Jahre in<br />

Ostpommern], OW SIMP, Köslin 1989 r.<br />

[3] Rocznik statystyczny województw 1978 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1978], GUS, Warschau 1978.<br />

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[4] Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1974 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1974], WUS, Koszalin 1974 <strong>und</strong> Rocznik statystyczny 1959<br />

[Statitsisches Jahrbuch 1959], GUS, Warschau, 1959.<br />

[5] Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1974, [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1974], WUS, Köslin 1974.<br />

[6] Domagała, C., Morski przemysł rybny Środkowego Wybrzeża, Zapiski KoszaliÜskie<br />

Nr.1/29, 1967, Köslin 1967.<br />

[7] Rocznik statystyczny województw 1976 r. [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1976], GUS, Warschau, 1976.<br />

[8] Głos Koszaliński, 22.4.1995.<br />

[9] Głos Koszaliński, 20.4.95.<br />

[10] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975.<br />

[11] Głos Koszaliński, 12.1.95.<br />

[12] Rocznik statystyczny województw 1976 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1976], GUS, Warszawa 1976<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1974 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1974], WUS, Koszalin, 1974.<br />

[13] Głos Koszaliński,, 13.5.95.<br />

[14] Głos Koszaliński, 3.1.96.<br />

[15] Głos Koszaliński, 7.2.96.<br />

[16] Rocznik Statystyczny 1994 r. [Statistisches Jahrbuch 1994], GUS, Warschau, 1994<br />

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[17] Głos Koszaliński,, 15.5.95.<br />

[18] Głos Koszaliński, 17.7.95.<br />

[19] Głos Koszaliński, 12.11.95.<br />

[20] Głos Koszaliński, 13.4.96<br />

[21] Głos Koszaliński, 26.7.95.<br />

[22] Głos Koszaliński, 17.12.94.<br />

[23] Głos Koszaliński, 20.2.96.<br />

[24] Głos Koszaliński, 24.8.95.<br />

[25] Głos Koszaliński, 8.2.96.<br />

[26] Głos Koszaliński, 5.12.95.<br />

[27] Głos Koszaliński, 30.5.95.<br />

[28] Głos Koszaliński, 21.8.95.<br />

[29] Głos Koszaliński, 5.3.96.<br />

[30] Rocznik statystyczny województw 1988 r.[Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1988], GUS, Warschau, 1988 :<br />

Roczniki statystyczne województwa koszalińskiego i słupskiego za 1992 r. [Statistische<br />

Jahrbücher der Wojewodschaften Köslin <strong>und</strong> Stolp 1992].<br />

[31] Głos Koszaliński, 27.7.95.<br />

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[32] Głos Koszaliński, 11.6.96.<br />

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VIII. <strong>Das</strong> Handwerk<br />

Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

Mit Beginn des 6-Jahresplanes begann 1950 im Rahmen der sog. Schlacht um den<br />

Handel eine Diskriminierungskampagne gegen das private Handwerk. Der eigentliche<br />

Gr<strong>und</strong> dafür war, qualifizierte Fachleute für den Einsatz in den staatlichen Betrieben zu<br />

gewinnen. Öffentlich jedoch beschuldigte man das private Handwerk der Unehrlichkeit<br />

im Steuerzahlen. Durch massive <strong>und</strong> willkürliche sog. domiary (Steuererhöhung) preßte<br />

man viele Handwerker in den Bankrott. Bemerkenswert sei, daß, entgegen anderen<br />

Gepflogenheiten in den übrigen sozialistischen Staaten, in Polen das private Handwerk<br />

nie vollständig aufgelöst wurde. Erst nach der politischen Wende im Jahre 1956 erhielt<br />

das private Handwerk wieder größeren Spielraum, den es auch sofort nutzte. [1]<br />

==============================================<br />

Die Entwicklung von handwerklichen Werkstätten <strong>und</strong><br />

Beschäftigten im privaten Handwerk<br />

==============================================<br />

Bezeichnung 1950 1960 1973 1988 1993<br />

-----------------------------------------------------------------------------<br />

private:<br />

Werkstätten 3.233 2.670 4.206 5.009 8.994<br />

Handwerker 8.082 4.332 9.454 10.749 26.985<br />

==============================================<br />

Von den Handwerksbetrieben im Jahre 1993 entfielen beinahe 9 Tsd. auf industrielle<br />

Dienstleistungen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 4 Tsd. auf das Baugewerbe. Den rasanten Aufschwung des<br />

Handwerks begünstigten verschiedene Tendenzen: [2]<br />

– die schnelle Verbreitung von Radioempfängern von 33 Tsd.(1950) auf 245 Tsd.<br />

(1993), Fernsehern von 62 (1960) bis 228 Tsd.(1993) <strong>und</strong> technischen<br />

Hausgeräten,<br />

- das Anwachsen der Anzahl von PKW von r<strong>und</strong> 800 (1955) auf 125 Tsd. (1993) ,<br />

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- die wachsende Nachfrage beim Bau von Einfamilienhäusern.<br />

Die Verbilligung <strong>und</strong> das erweiterte Angebot von Bekleidungs- <strong>und</strong> Schuhwaren<br />

verminderten die Nachfrage nach handwerklichen Dienstleistungen im Bereich der<br />

Schuster <strong>und</strong> Schneider. Die Mechanisierung der Landarbeiten brachte einen enormen<br />

Rückgang der Pferdezahl ( von 77,3 Tsd. im Jahre 1950 auf 11,2 Tsd. 1988) [3] mit sich<br />

<strong>und</strong> damit auch die Einstellung von Schmiede- <strong>und</strong> Stellmacherwerkstätten. Mit der im<br />

Mittelalter so weit verbreiteten Bernsteinschleiferei beschäftigt sich nur noch eine<br />

Werkstatt in Treten bei Rummelsburg.<br />

Die Handwerker waren bis 1990 in obligatorischen Zünften organisiert. Ab diesem<br />

Zeitpunkt jedoch ist die Zugehörigkeit nicht mehr verbindlich.<br />

Zurück<br />

----------------------------------------------------------<br />

[1] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie, Poznań 1975.<br />

Rocznik statystyczny województw 1974 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1974], Warschau, 1974.<br />

Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Stolp für 1993], WUS, Stolp, 1993,<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin für 1993], WUS, Köslin, 1993.<br />

[2] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie, Poznań 1975<br />

Rocznik statystyczny województw 1976 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1976], Warschau, 1976.<br />

Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Stolp für 1993], WUS, Stolp, 1993,<br />

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Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Koszalin für 1993], WUS, Köslin, 1993.<br />

[3] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen, 1975.<br />

Rocznik statystyczny województw 1988 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1988], Warschau, 1988.<br />

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IX. <strong>Das</strong> Bauwesen<br />

Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

Im Bauwesen herrschte in den Jahren nach 1950 das Prinzip der territorialen<br />

Selbstversorgung. Jede Wojewodschaft mußte ihr eigenes Baupotential im Hoch- <strong>und</strong><br />

Tiefbau erstellen. Ausgenommen waren spezielle Baubereiche (z.B.<br />

Telekommunikationsbau, Wasserbau, Bahnbau etc.), für die es in einer Wojewodschaft<br />

keine kontinuierliche Beschäftigung gab. Investitionen, die Hoch- oder<br />

Tiefbaukapazitäten benötigten, wurden nur dann genehmigt, wenn die betreffende<br />

Wojewodchaft beweisen konnte, daß das eigene Baupotential diese Vorhaben decken<br />

würde. War dies nicht der Fall, wurde generell keine Bauerlaubnis erteilt. Dies bewirkte,<br />

daß jede Wojewodschaftsverwaltung daran interessiert war, das eigene Baupotential so<br />

hoch wie möglich zu steigern. Fehlte die "Bedeckung", wurden alle noch so dringliche<br />

<strong>und</strong> abgesicherte Vorhaben gestrichen bis die Bilanz stimmte. Zu diesem Zwecke<br />

wurden in jeder Wojewodschaft WKRRBM (Wojewódzka Komisja Rozdziału Robót<br />

Budowlano-Montażowych = Wojewodschaftsausschüsse für die Verteilung von Bau-<br />

<strong>und</strong> Montagearbeiten) eingerichtet.<br />

Auch in Ostpommern wurde ab 1950 ein wojewodschaftseigenes Baupotential<br />

geschaffen. Um 1950 entstand die Bauvereinigung WZPBT (Wojewódzkie<br />

Zjednoczenie Przedsiębiorstw Budownictwa Terenowego = Wojewodschaftsvereinigung<br />

lokaler Baubetriebe), die in allen Kreisstädten Betriebe für den Hochbau erstellte. Da<br />

diese Betriebe alle Aufgaben nicht erfüllen konnten, wurde umorganisiert:<br />

– Die bisherigen Kreisbaubetriebe in Köslin <strong>und</strong> Kolberg wurden 1961 der<br />

Zentralverwaltung überwiesen, die in der KZB (Koszalińskie Zjednoczenie<br />

Budownictwa = Kösliner Bauvereinigung) zusammengefaßt wurden.<br />

– Im Verlauf des Jahres 1963 kamen zur KZB noch die Kreisbetriebe in Stolp,<br />

Neustettin <strong>und</strong> Deutsch-Krone hinzu.<br />

– Die übrigen Kreisbetriebe wurden dem ZBRol. (Zjednoczenie Budownictwa<br />

Rolniczego = Vereinigung des Landbaus) unterstellt.<br />

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Die KZB wie auch die ZBRol. bauten die Kapazitäten dieser Betriebe aus <strong>und</strong><br />

errichteten außerdem neue Betriebe im Bereich:<br />

– Industriebau KPBP (Koszalińskie Przedsiębiorstwo Budownictwa Przemysłowego<br />

"Przemysłówka" = Kösliner Unternehmen für Industriebau),<br />

– Tiefbau z.B. KPRI ((Koszalińskie Przedsiębiorstwo Robót Inżynieryjnych =<br />

Kösliner Unternehmen für Ingenieurbau),<br />

– Bauinstallationen, z.B. KPIB ((Koszalińskie Przedsiębiorstwo Instalacji<br />

Budowlanych = Kösliner Unternehmen für Bauinstallationen),<br />

– Baugeräte <strong>und</strong> Bautransport,. KPTSB "Transbud" ((Koszalińskie Przedsiębiorstwo<br />

Transportowo-Sprzętowe "Transbud" = Kösliner Unternehmen für Bautransport<br />

<strong>und</strong> -maschinen "Transbud"), die mit den dazugehörigen Werkstätten der hinteren<br />

Dienste das Gebiet der ganzen Wojewodschaft betreuten.<br />

Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich im Bereich der Bauprojektierung. Im Jahre<br />

1953 wurde die bisherige Außenstelle des Stettiner Bauprojektbüros "Miastoprojekt"<br />

(Stadtprojektierung) selbständig. Danach enstand 1961 das Projektbüro "Inwestprojekt"<br />

für den Genossenschaftlichen Wohnungsbau, <strong>und</strong> 1964 das Projektbüro WBPBW<br />

(Wojewódzkie Biuro Projektowania Budownictwa Rolniczego = Wojewodschafts-<br />

Projektbüro für den Landbau).<br />

Um das Baupotential zusätzlich durch Typisierung <strong>und</strong> Vorfertigung zu vergrößern,<br />

wurden im Wohnungs- <strong>und</strong> Sozialeinrichtungenbau typisierte Bauprojekte realisiert.<br />

Mittelpunkt kleinerer Wohnsiedlungen, besonders in den Kreisstädten, wurden die sog.<br />

Korpale, kompakte Wohnhäuser mit eingebautem Heizwerk für die umliegenden<br />

Wohnhäuser, die ihren Namen von dem Projektanten Ing. Korpal erhielten.<br />

In Köslin, Stolp <strong>und</strong> Zanow entstanden in den 60er Jahren Wohnhäuser aus Gußbeton.<br />

Später begann die Ära der sog. Großziegel, Betonelemente mit Freiräumen. Seit 1963<br />

wurde mit Wandplatten gebaut, die in freistehenden sog. Batterieformen gegossen<br />

wurden. Danach wurden ab 1965 ganze Bauplattensysteme eingeführt: WPP, OWT <strong>und</strong><br />

WK-70.<br />

In den 70 Jahren wurden dann Bauplattenwerke in Köslin, Kolberg <strong>und</strong> Stolp gebaut.<br />

Der Mechanisierungsstand der Bauarbeiten blieb verhältnismäßig niedrig <strong>und</strong> betraf<br />

vorwiegend: Betonmischer, den vertikalen Transport, maschinelles Tünchen von Innen-<br />

<strong>und</strong> Außenwänden sowie Aushebearbeiten.<br />

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Der horizontale Transport wurde allgemein durch Menschenkraft betätigt.<br />

Jedes dieser Bauunternehmen investierte <strong>und</strong> unterhielt zusätzlich Anlagen im sozialen<br />

Umfeld wie z.B. Bauarbeiterunterkünfte, betriebliche Wohnobjekte, Kantinen <strong>und</strong><br />

Freizeiträume, Ferienobjekte usw. Auf diese Weise wurde speziell das<br />

Wohnungsbaupotential erweitert, das jährlich 2,1 Tsd. Wohnräumen (1956) bis auf 19,1<br />

Tsd. Wohnräume (1975) übergab. [1]<br />

Als weitere Beispiele mögen folgende Städte gelten, in denen die Anzahl der<br />

übergebenen Wohnräume wie folgt stieg: [2]<br />

-----------------------------------------------<br />

1950-55 1956-1960<br />

-----------------------------------------------<br />

Kolberg 597 1.888<br />

Köslin 1.280 3.388<br />

Stolp 414 1.077<br />

-----------------------------------------------<br />

Die Entwicklung des Baupotentials verdeutlichen folgende Angaben: (in Mil. zl) [3]<br />

===========================================<br />

Bezeichnung 1965 1973<br />

------------------------------------------------------------------------<br />

Produktion insgesamt 1.748 4.957<br />

davon:<br />

reine Bau- <strong>und</strong> Montagearbeiten 1.303 3.504<br />

Hilfsproduktion (Schreinerei usw.) 220 745<br />

hintere Dienste (Branchentransport) 223 707<br />

----------------------------------------------------------------------<br />

Von der Gesamtproduktion betrug der Anteil der zentralverwalteten Baubetriebe jeweils<br />

r<strong>und</strong> 75 %. Einen Einblick in die Aufteilung des Baupotentials nach den wichtigsten<br />

Baubereichen ermöglichen folgende Angaben für das Jahr 1973: [1]<br />

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davon:<br />

===========================================<br />

Bezeichnung Wert in Mil. zl Anteil in %%<br />

-----------------------------------------------------------------------<br />

Reine Bauproduktion 3.504 100,0<br />

Hochbau 1.299 37,1<br />

davon Wohnbau 913 70,3<br />

Industriebau 644 18,3<br />

Tiefbau 545 15,2<br />

Land- <strong>und</strong> Forstbau 835 23,8<br />

-----------------------------------------------------------------------<br />

Zur Bewältigung der Bauvorhaben benötigte das Bauwesen der Wojewodschaft<br />

zusätzliche "Importe" von Kapazitäten, die vor Ort nicht vorhanden waren z.B. im<br />

Bereich des Meeresbaus (Strandbefestigungen, Hafenanlagenbau), Kühlinstallationen,<br />

im Fernmeldewesen u.ä.. Andererseits wurden auch lokale Potentiale "exportiert", um<br />

z.B. mit eigenen Mitteln Ferienheime im Süden Polens zu errichten. Im Jahre 1973<br />

betrug der Import von Baukapazitäten 504 Mil. zö., <strong>und</strong> der Export 46 Mil. zl. Eine<br />

Beurteilung von vergleichbaren Ergebnissen des Bauwesens ermöglichen Angaben über<br />

die Kubatur überwiesener Bauvorhaben ( in Tsd. m3): [1]<br />

================================<br />

Bezeichnung 1960 1973<br />

-----------------------------------------------------<br />

Übergebene Kubatur<br />

insgesamt 969 3.673<br />

davon im Bereich:<br />

Wohnungsbau 751 1.315<br />

�Industriebau 111 469<br />

�Landbau 201 1.133<br />

�Handelsobjekte 46 222<br />

�Komunalwirtschaft 436 1.062<br />

-----------------------------------------------------<br />

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Im Zeitraum zwischen 1950 bis 1975 wurden im staatlichen Bauwesen r<strong>und</strong> 20.000<br />

neue Arbeitsplätze geschaffen. Parallel zum staatlichem Bauwesen entwickelte sich<br />

auch das private Bauwesen, das natürlich geringere Dimensionen aufwies: (in Tsd. m3)<br />

[1]<br />

==============================================<br />

Bezeichnung 1965 1973<br />

-----------------------------------------------------------------------------<br />

Fertiggestellte Objekte 363 673<br />

davon im :<br />

�Wohnungsbau 60 217<br />

�Gewerbebau (Werkstätten, Ställe u.ä.) 303 456<br />

�davon auf dem Lande 227 409<br />

----------------------------------------------------------------------------<br />

Daraus ist erkennlich, daß in den Städten der private Wohnungsbau überwog, während<br />

auf dem Lande primär in Gewerbeobjekte (sprich Ställe, Scheunen etc.) investiert<br />

wurde.<br />

An Wohnräumen wurde im privaten Wohnungsbau übergeben: [1]<br />

1960-1965 747<br />

1966-1970 1.491<br />

1971-1973 1.403<br />

<strong>Das</strong> private Bauwesen stützte sich prinzipiell auf Eigenleistungen der Bauherren<br />

(mitsamt ihrer Familienangehörigen) <strong>und</strong> den Einsatz von Bauarbeitern während ihrer<br />

Freizeit.<br />

Nach 1975 wurde das Bauwesen umgeordnet <strong>und</strong> den neuen Verwaltungsverhältnissen<br />

angepaßt. Aus den Außenstellen der Tiefbaubetriebe KPRI, KPIB <strong>und</strong> Transbud in Stolp<br />

<strong>und</strong> Deutsch-Krone entwickelten sich eigenständige Betriebe für den lokalen Bedarf.<br />

Manchmal jedoch überwogen Eigeninteressen rationelles Verhalten: So bestanden die<br />

ersten Maßnahmen der Schneidemühler Wojewodschaftsverwaltung darin, das größere<br />

Bauunternehmen WPB (Wałeckie Przedsiębiorstwo Budowlane = Deutsch-Kroner<br />

Bauunternehmen) dem kleinerem PIB (Pilskie Przedsiębiorstwo Budowlane =<br />

Schneidemühler Bauunternehmen) einzuverleiben <strong>und</strong> die erste praktische Handlung der<br />

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"neuen" Vorgesetzten bestand darin, die bessere Büroausstattung nach Schneidemühl zu<br />

überweisen.<br />

Nach dem Januar 1990 wurde die Bauwirtschaft außerordentlich hart betroffen:<br />

– Erstens unterlag sie denselben Bedingungen, die zur Kreditfalle wie in anderen<br />

Betrieben führten.<br />

– Zweitens waren plötzlich Bauherren mittellos <strong>und</strong> konnten die laufenden<br />

Rechnungen den Baubetrieben nicht begleichen.<br />

– Drittens trat durch die Freigabe der Preise eine allgemeine Verteuerung von<br />

Baumaterialien ein, die durch Anhebung der Baupreise erst viel später möglich<br />

war.<br />

– Viertens wurden alle staatlichen Investitionen im Bereich des Wohnungsbaus <strong>und</strong><br />

sozialen Vorhaben ab sofort gestrichen.<br />

Die Reaktionen darauf waren verschieden:<br />

– Die Mehrzahl von Bauten im sozialen Bereich wurde kurzfristig geschlossen <strong>und</strong><br />

harrt seitdem auf ihr weiteres Schicksal. <strong>Das</strong> betraf z.B. das für 600 Betten<br />

projektierte neue Bezirkskrankenhaus in Köslin, das in etwa 40 % im Rohbau<br />

erstellt wie eine Ruine über der Stadt thront <strong>und</strong> die Stadthalle in Kolberg, die<br />

zwar unter Dach <strong>und</strong> Fach, jedoch auf den Ausbau <strong>und</strong> die Übergabe vergeblich<br />

wartet, obschon beide Objekte eigentlich unentbehrlich erschienen. Eigenbauten<br />

der Baufirmen, wie ein eigenes neues Verwaltungsgebäude für das Kösliner<br />

Baukombinat oder Werkstätten für den Industriebau in Köslin wurden ebenfalls<br />

angehalten <strong>und</strong> warten bis heute auf die Wiederaufnahme.<br />

– Bauunternehmen, die im Landbau tätig waren, mußten überhaupt aufgegeben<br />

werden, da durch die Auflösung der staatlichen Güter kein weiterer Bedarf an<br />

Bauvorhaben bestand. In diesem Bereich wurden besonders viele kleinere<br />

Bauvorhaben wie Wohnhäuser <strong>und</strong> Ställe auf dem Lande vom Baustopp betroffen.<br />

Bis heute sucht man für sie neue Besitzer, die sie weiterführen könnten.<br />

– Die Bauunternehmen versuchten, sich von ihren sozialen Anlagen zu trennen <strong>und</strong><br />

veräußerten ihren Maschinenpark ehe sie aufgelöst wurden.<br />

Nur in wenigen Fällen wie z.B. in Neustettin <strong>und</strong> Kolberg konnten sich die ehemaligen<br />

größeren Bauunternehmen halten. An ihre Stelle traten kleine private Baufirmen, die im<br />

Subunternehmenverfahren erst imstande sind, größere Vorhaben zu bewältigen.<br />

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Diese größeren Vorhaben blieben jedoch aus. Begrenzte Finanzierungsmöglichkeiten bei<br />

Bauherren <strong>und</strong> Bauunternehmen bewirken, daß die eigentliche Bautätigkeit fast nur<br />

Generalüberholungen schon bestehender Objekte betrifft oder den Bau kleinerer neuer<br />

Objekte.<br />

Typische Bauvorhaben wurden Hotelerneuerungen wie z.B. in Köslin <strong>und</strong> Kolberg,<br />

Anpassung bestehender Räumlichkeiten für Banken oder Bau von Eigenheimen <strong>und</strong><br />

einzelnen Wohnhäusern. Eine besondere Ausnahme in ganz Ostpommern ist <strong>und</strong> bleibt<br />

vorläufig der konzentrierte Wiederaufbau der Altstadt in Kolberg, der ausschließlich<br />

durch Eigenkapital der künftigen Mieter finanziert wird, die aus gehobenen Schichten<br />

außerhalb Kolbergs stammen <strong>und</strong> darin eine Kapitalanlage sehen.<br />

Versuche, kleinere Baubetriebe im Rahmen einer Holding zu größeren Einheiten<br />

zusammenzuschließen wie z.B. in Köslin die Holding "Arbet", endeten als kriminelle<br />

Fälle.<br />

Den Rückgang im Bauwesen illustrieren folgende Zahlen:<br />

– Die Anzahl der Bauarbeiter ging von etwa 30 Tsd. (1987) auf knapp 12 Tsd.<br />

(1993) zurück [RSWoj88 + 190].<br />

– Der Wert der reinen Bauproduktion betrug im Jahre 1992 nur noch 58 % des<br />

Wertes von 1975 [188].<br />

– Die Kubatur übergebener Objekte verminderte sich von 3,2 Mio. m3 (1979) auf<br />

1,4 Mio. m3 (1992) [ps94+rsw k,s 92].<br />

– Wurden im Jahre 1979 noch r<strong>und</strong> 15 Tsd. Wohnräume übergeben, so waren es<br />

1993 nur noch r<strong>und</strong> 5 Tsd. [rs94].<br />

Bemerkenswert sind jedoch Beispiele neuer Initiativen im Bauwesen:<br />

– Es entstehen immer mehr kleinere Betriebe, die sich mit der Herstellung von<br />

Fenstern <strong>und</strong> Türen aus Kunststoffen auf Lizenzvergaben deutscher Hersteller<br />

befassen wie z.B. die Firma "Dźwigbet" <strong>und</strong> "Uniplast" in Köslin oder "Turplast"<br />

in Tempelburg.<br />

– Es mehren sich Beispiele, in denen Bauteile für Einfamilienhäuser auf Bestellung<br />

deutscher Firmen in Ostpommern hergestellt <strong>und</strong> mit Einsatz polnischer<br />

Bauarbeiter in Deutschland eingebaut werden.<br />

– In Köslin <strong>und</strong> Stolp entstanden mit know-how <strong>und</strong> Kapital westlicher<br />

Unternehmen Betriebe zur Herstellung von Styropor..<br />

– In den größeren Städten enststehen Baumärkte wie z.B. KPPD in Neustettin oder<br />

"Westprofil" in Stolp, die alle nötigen Bau- <strong>und</strong> Ausstattungsmaterialien anbieten.<br />

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IX.1. Zusammenfassung:<br />

<strong>Das</strong> Bauwesen in Ostpommern hatte nach 1945 drei wichtige Funktionen erfüllt :<br />

– Es ermöglichte den Aufbau von Produktionsstätten in allen Wirtschaftsbereichen<br />

mit etwa r<strong>und</strong> 200 Tsd. neuen Arbeitsplätzen.<br />

– Es ermöglichte den Ausbau der städtischen Bausubstanz für r<strong>und</strong> 300 Tsd.<br />

Stadteinwohner, d.h. um über 200 Tsd. Wohnzimmer in den Jahren 1960-1978.<br />

– Es ermöglichte Bereitstellung von 30 Tsd. kapitalgeringen Arbeitsplätzen durch<br />

Landbaubetriebe vorwiegend in Kleinstädten <strong>und</strong> Landorten wie auch in den<br />

größeren Städten der Region.<br />

Nach dem Übergang in die Marktwirtschaft paßte sich das Bauwesen der verminderten<br />

Nachfrage an <strong>und</strong> teilte sich in kleinere, flexibler reagierende Unternehmen auf.<br />

---------------------------------------------------------<br />

Zurück<br />

[1] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen, 1975.<br />

[2] Rocznik statystyczny województw 1974 r. [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1974], GUS, Warschau, 1974.<br />

[3] Rocznik statystyczny województw 1988 r. [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1988], GUS, Warschau, 1988<br />

Rocznik Statystyczny 1994 r. [Statistisches Jahrbuch 1994], GUS, Warschau, 1994.<br />

[4] Rocznik Statystyczny 1994 r. [Statistisches Jahrbuch 1994], GUS, Warschau, 1994<br />

Roczniki statystyczne województwa koszalińskiego i słupskiego za 1992 r. [Statistische<br />

Jahrbücher der Wojewodschaften Köslin <strong>und</strong> Stolp 1992].<br />

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[5] Rocznik Statystyczny 1994 r. [Statistisches Jahrbuch 1994], GUS, Warschau, 1994<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

X. Veränderungen im Verkehrswesen Ostpommerns<br />

X. 1. Die Richtungsveränderungen der Hauptwirtschaftswege<br />

Nach 1945 verlegten sich die Hauptrichtungen der Verkehrsverbindungen Ostpommerns von<br />

der Ost-West-Achse (Ostpommern - Westdeutschland) auf die Nord-Süd-Achse (Ostpommern<br />

- Südpolen). Im Prinzip blieben jedoch die Entfernungen Ostpommerns von den<br />

Absatzgebieten für landwirtschaftliche Produkte <strong>und</strong> die Einkaufgebiete von Industriewaren<br />

die gleichen. Denn die Ballungsgebiete von Stettin <strong>und</strong> Danzig kooperierten wegen der<br />

besseren Transportverbindungen eher mit den Agrar- <strong>und</strong> Industriegebieten in Südpolen als<br />

mit Ostpommern. Für Ostpommern lagen die Herkunftsgebiete für Industriewaren <strong>und</strong><br />

Absatzgebiete für landwirtschaftliche Erzeugnisse weiterhin in mindestens 500 km<br />

Entfernung. Während der Planwirtschaft wurden letztlich die Kooperanten für Ostpommern<br />

aus zentraler Sicht geordert, was nicht immer mit wirtschaftlicher Effektivität zusammenhing.<br />

Damit ergaben sich für die wirtschaftliche Entwicklung Ostpommerns nach 1945 folgende<br />

Konsequenzen: <strong>Das</strong> Schienen- <strong>und</strong> Straßennetz blieb weitgehend der Ost-West Achse<br />

angepaßt, was erhebliche Schwierigkeiten in der Abwicklung des Transportwesens mit sich<br />

brachte. Die durch die periphere Lage Ostpommerns bedingte Verteuerung des Absatzes <strong>und</strong><br />

der Versorgung bleibt auch unter geänderten Bedingungen bestehen.<br />

2. Wesentliche Veränderungen in den Hauptverkehrszweigen<br />

Die wesentlichsten Veränderungen in den Hauptverkehrszweigen nach 1945 entstanden<br />

hauptsächlich in den Bereichen, in denen die Kapitalanlage bedeutend niedriger war als im<br />

Straßen- <strong>und</strong> Schienenbau. Der technische Fortschritt in der Telekomunikation nach 1945<br />

ermöglichte besondere Veränderungen, die nicht an Vorkriegszustände anknüpfen konnte.<br />

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Der L a n d v e r k e h r hatte <strong>und</strong> hat für Ostpommern eine besondere Bedeutung im<br />

Hinblick auf seine dünne Siedlungsdichte <strong>und</strong> größere Entfernungen zwischen den einzelnen<br />

Orten.<br />

Der S t r a ß e n v e r k e h r mit seinem Straßennetz umfaßte in Ostpommern, nach der<br />

Instandsetzung in den ersten Nachkriegsjahren, im Jahre 1960 6.737 km, wovon 2.380 km,<br />

was 35 % entsprach, eine verbesserte Fahrbahn besaßen. [1]<br />

<strong>Das</strong> Straßennetz entsprach im großen Ganzen den Vorkriegszuständen. Während in den ersten<br />

zehn Nachkriegsjahren nur die allernötigsten Unterhaltungsarbeiten verrichtet wurden, kam es<br />

in den Jahren zwischen 1955 <strong>und</strong> 1973 zur Erweiterung des Straßennetzes um etwa 39 km. [1]<br />

Es waren hauptsächlich Ortsumgehungen, die den Fernverkehr aus den Städten entfernten wie<br />

z.B. in Köslin, Neustettin, Bad Polzin, Belgard, Bublitz, Ratzebuhr <strong>und</strong> Stolp. In vielen Fällen<br />

wurden dazu Überbrückungen gebaut, um Kreuzungen von Straßen- <strong>und</strong> Bahnverkehr zu<br />

vermeiden wie z.B. in Belgard <strong>und</strong> Stolp, oder neue Straßenverläufe zu ermöglichen wie z.B.<br />

in Köslin. Aber auch in einigen Dörfern wurden Umgehungen gebaut, um den Fernverkehr<br />

umzuleiten wie z.B. in Lottin bei Neustettin oder Goldbeck bei Bublitz. Auf Umgangsstraßen<br />

warten noch Malchow, Zanow, Körlin, Schlawe <strong>und</strong> Lauenburg. [2] Außerdem wurden<br />

Zufahrten zu neuen Industriebetrieben gebaut. Es wurden r<strong>und</strong> 3.000 km Landstraßen mit<br />

verbesserter Oberfläche versehen. Die Zufahrt zu allen Städten <strong>und</strong> Gemeinden erfolgte über<br />

asphaltierte Straßen, alle Dörfer wurden über befestigte Straßen, manchmal noch mit der<br />

"Pferdespur" versehen, erreichbar. Echte Landwege wurden selten.<br />

Die wichtigsten Überlandstraßen wie Stettin - Köslin - Stolp- Danzig (E 52), Kolberg –<br />

Belgard – Deutsch Krone - Posen (E 285), Köslin - Neustettin - Schneidemühl - Bromberg (E<br />

155), Köslin – Bublitz - Thorn - Warschau (E 50) <strong>und</strong> Stolp - Graudenz - Warschau (E 294)<br />

wurden zu Schnellstraßen ausgebaut.<br />

Im Jahre 1995 wurden Verkehrszählungen auf den meistfrequentierten Abschnitten der<br />

Überlandstrecken durchgeführt, die folgende Werte ergaben: [2]<br />

Der Abschnitt Köslin - Güdenhagen verzeichnete außer der Saison etwa 9 Tsd. Fahrzeuge<br />

täglich. Im Juli 95 waren es r<strong>und</strong> 17 Tsd.<br />

Die Strecke Kolberg - Henkenhagen verzeichnete 4.600 Fahrzeuge täglich mit einem<br />

Wachstum von LKW über 20 %.<br />

Neustettin passierten täglich 7400 Fahrzeuge, darunter 960 LKW, Belgard 5.700.<br />

Auf der Strecke zwischen Köslin <strong>und</strong> Zanow fuhren täglich 8.400 Fahrzeuge.<br />

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Über 4 Tsd. Fahrzeuge benutzten die landschaftlich schöne Strecke zwischen Bad Polzin <strong>und</strong><br />

Tempelburg.<br />

Kallies, an der Strecke Stettin - Bromberg gelegen, durchfahren täglich 850 LKW, was einem<br />

Zuwachs von 40 % entsprach.<br />

In Köslin wuchs die Durchfahrt von LKW um 33 % = 920 täglich.<br />

Diese enorme Belastung des Wegenetzes bedarf besonderer Mittel für seinen Unterhalt. Nach<br />

der Wende 1989 jedoch wurden die Mittel für den Unterhalt des Straßennetzes drastisch<br />

gekürzt. Theoretisch gesehen beträgt die Nutzzeit eines Straßenbelages etwa 12-16 Jahre. Die<br />

ältesten Beläge stammen vor 26 Jahren. Mit den Mitteln der 90er Jahre wird die Rotation auf<br />

etwa 100 Jahre verlängert. Von den r<strong>und</strong> 700 Brücken, von denen der Großteil noch aus<br />

Vorkriegszeit stammt, sind 300 überholungsfällig, abgesehen davon, daß ihre Belastbarkeit<br />

auf völlig andere Transportmittel ausgelegt war. [3]<br />

Der Personenverkehr beruhte Anfang der 50er Jahre weitgehend auf dem staatlichem<br />

Kraftverkehr PKS (Państwowa Komunikacja Samochodowa = Staatlicher Kraftverkehr), der<br />

seinen Sitz in Köslin hatte mit Außenstellen in allen Kreisstädten. Der PKS baute sein<br />

Liniennetz stetig aus <strong>und</strong> erreichte dadurch jeden Ort.<br />

Im Personennahverkehr wurden befördert (in Mio. Passagiere): [4]<br />

1960 5,5<br />

1970 24,0<br />

1973 46,2<br />

1988 64,9<br />

bei einer durchschnittlichen Entfernung von 20 km, was die Bezeichnung "Nahverkehr"<br />

zusätzlich beweist. (5)<br />

Der Personenfernverkehr wird durch dieselben staatlichen PKS-Unternehmen betrieben, die<br />

auch den Nahverkehr betreiben. Sie verbinden Köslin <strong>und</strong> Stolp sowie einige andere Städte<br />

wie z.B. Stolpmünde, Kolberg, in direkten Linienfahrten mit Großstädten wie z.B. [6] von<br />

Köslin nach Warschau, Hirschberg, Grünberg, Allenstein, Gdingen, Swinemünde, von<br />

Kolberg nach Posen, Pöock, Danzig, Gdingen, Swinemünde <strong>und</strong> Stettin, von Stolp nach<br />

Warschau, Łódź, Breslau, Danzig, Gdingen <strong>und</strong> Stettin, von Schlochau nach Posen, Danzig<br />

<strong>und</strong> Bromberg, von Neustettin nach Bromberg, von Schievelbein nach Częstochowa. Dabei<br />

werden auch Städte, die an den Hauptverkehrstrecken zu diesen Zielen liegen wie z.B. Bad<br />

Polzin oder Lauenburg, mit erfaßt.<br />

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In der letzten Zeit mehren sich Einsätze des Kraftverkehrs auf Linien, die bisher durch die<br />

Bahn betrieben wurden, <strong>und</strong> aus Kostengründen aufgegeben wurden. Dies betrifft u.a.die<br />

Strecken: [23]<br />

von Falkenburg über Virchow nach Pr. Friedland <strong>und</strong> weiter bis Kallies,<br />

Falkenburg – Arnswalde,<br />

Bad Polzin - Schievelbein,<br />

Bad Polzin - Gramentz.<br />

Die steigende Anzahl von privaten PKWs erleichterte zunehmend Reisen über längere<br />

Strecken, doch blieb der Alltagsverkehr in großem Ausmaße bei dem Busverkehr, besonders<br />

was den Pendlerverkehr zu <strong>und</strong> von den Arbeitsplätzen betraf. [7]<br />

==========================================<br />

Bezeichnung 1955 1960 1973 1975 1992<br />

----------------------------------------------------------------------<br />

Anzahl von<br />

Pkw 0,8 2.5 18.7 21,3 125,5<br />

LKW 1,6 2.9 9.5 11,2 29,6<br />

----------------------------------------------------------------------<br />

Der Zuwachs an Autobussen von 214(1960) auf 1.017 (1973)ist im Zusammenhang mit<br />

Bemühungen vieler Industrie- <strong>und</strong> Baubetriebe zu verstehen, die, besonders bei Schichtarbeit,<br />

ihre Belegschaften unabhängig vom Linienverkehr des PKS transportieren wollten. Diese<br />

Betriebsbusse wurden auch immer öfter für Wochenendfahrten der Belegschaft zu<br />

Freizeitorten, Pilzesammeln usw. eingesetzt Der Straßengüterverkehr wurde im Prinzip durch<br />

drei verschiedene Transportunternehmen durchgeführt:<br />

1. durch den Liniengütertransport der PKS,<br />

2. durch den Branchentransport wie etwa die Transportbetriebe für das Bauwesen<br />

"TRANSBUD" oder PTHW (Przedsiębiorstwo Transportu Handlu Wewnętrznego =<br />

Transportbetrieb des Binnenhandels),<br />

3. durch den betriebseigenen Transport der einzelnen Betriebe, der statistisch nicht<br />

erfaßt<br />

wurde.<br />

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Der Gütertransport im Straßenverkehr hatte folgenden Umfang: ( in Mio.Tonnen) [8]<br />

1960 = 6,5<br />

1970 = 24,0<br />

1992 = 725,0<br />

Der S c h i e n e n v e r k e h r verfügt über ein Schienennetz, das im Jahre 1950 weiterhin,<br />

wie auch vor dem Kriege, aus eingleisigen Linien bestand, die 89 % ausmachten. Die<br />

Bestandaufnahme der betriebenen Schienenwege Ostpommerns im Jahre 1960 ergab folgende<br />

Werte: (9) Gesamtlänge: 1.376 km<br />

davon:<br />

Normalspur: 1.187 km<br />

Schmalspur: 189 km<br />

Jedoch verminderten sich kontinuierlich Strecken, die nicht befahren wurden in den Jahren<br />

1960-1973 um:<br />

33 km auf den Normalspurgleisen<br />

37 km auf den Schmalspurgleisen [10]<br />

Seit 1990 mehrt sich die Anzahl von Linien, deren Betrieb durch die Bahnverwaltung<br />

eingestellt wird, weil die Einnahmen nicht kostendeckend sind wie z.B.<br />

Gramenz - Bad Polzin,<br />

Schievelbein - Falkenburg<br />

Bad Polzin - Schievelbein,<br />

Falkenburg - Arnswalde.<br />

Die Gründe dafür waren vielseitig u.a.:<br />

a) Der Nahtransport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen <strong>und</strong> Industriewaren von <strong>und</strong> zu<br />

den Großgütern, der vor dem Kriege über die Kleinbahnen erfolgte, wurde durch den<br />

LKW-Transport abgelöst.<br />

b) Der Pendlerverkehr stieg überhaupt auf den Busbetrieb über. Nur noch 8 % der Pendler<br />

blieben 1973 bei der Bahn. [9]<br />

c) <strong>Das</strong> immer enger werdende Netz des Kfz-Nahverkehrs ließ immer mehr Passagiere auf die<br />

Kfz-Busse umsteigen. Die Länge der betriebenen Buslinien wuchs ständig.<br />

d) Der deutliche Zuwachstrend beim Einsatz von PKWs verminderte in gewissem Ausmaße<br />

die Nachfrage im Nah- <strong>und</strong> Fernverkehr der Eisenbahn.<br />

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Im Personentransport im Bahnverkehr wurden im Bereich Ostpommerns:<br />

1960 10,7 Millionen Passagiere<br />

1970 13,9 " "<br />

befördert. (9)<br />

Der Bahnpersonentransport wird in großem Ausmaße für Fernfahrten benutzt mit<br />

Schwerpunkt in der An- <strong>und</strong> Abfahrt von Touristen <strong>und</strong> Kurgästen.<br />

<strong>Das</strong> Transportvolumen des Schienengüterverkehr Ostpommerns zeigt beachtliche<br />

Zuwachsraten: (in Tausend Tonnen): [9]<br />

1960: 3.169<br />

1973: 6.435<br />

obwohl besonders nach 1950 ein Großteil der Warentransporte durch den wachsenden<br />

Autotransport erfolgte. All diese Angaben zeugen von einem deutlichen Wachstum der<br />

lokalen Wirtschaft im Zeitraum von 1950 bis 1975.<br />

Im Laufe der wirtschaftlichen Entwicklung Ostpommerns veränderte sich seine<br />

Gütertransportbilanz, die auf Schienenwegen verlief, von einer "Import" zu einer "Export"<br />

Region was folgende Zahlen illustrieren: ( in Tsd. Tonnen) [11]<br />

==========================================================<br />

Bezeichnung 1960 1973 1988<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Gütertransport innerhalb Ostpommerns 691 1.001.<br />

Gütertransport nach ausserhalb Ostpommerns 2.045 3.054 4.028<br />

Gütertransporte von außerhalb nach Ostpommern 2.478 5.434 7.315<br />

Saldo im Gütertransport + 414 + 2.380 - 3.287<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Der S e e v e r k e h r erfordert eine spezifische technische Infrastruktur, die in den drei<br />

ostpommerschen Häfen, Kolberg, Rügenwalde <strong>und</strong> Stolpmünde vorhanden ist.<br />

Alle diese Häfen besitzen:<br />

Leuchtürme,<br />

eine Warterede,<br />

laufend unterhaltene Einfahrten,<br />

Hafenbecken mit Anlegekais <strong>und</strong> Verladungsanlagen.<br />

Hafenbehörden <strong>und</strong> Zollämter,<br />

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Seenotrettungsdienste.<br />

Die technische Ausstattung dieser Häfen umfaßte 1950 u.a. [12]<br />

=================================<br />

Bezeichnung FahrwassertiefeKailänge<br />

in m in m<br />

-------------------------------------------------------<br />

in:<br />

Kolberg 5,2 255<br />

Rügenwalde 4,2 697<br />

Stolpmünde 5,0 186<br />

------------------------------------------------------<br />

Im Jahre 1970 wurden die Kailängen in Kolberg auf 940 m vergrößert. [13] <strong>Das</strong> erlaubt die<br />

Einfahrt von Schiffen bis etwa 300 NRT. <strong>Das</strong> bisher größte Schiff, das Kolberg anfuhr,<br />

hatte 366 NRT. [14] In den 70er Jahren endstand die Konzeption eines Seehafens unter<br />

Nutzung des Jam<strong>und</strong>ersees, die aber nie über das Stadium einer Standortstudie herauskam.<br />

Die Umschläge nach 1949 betrugen in den einzelnen Häfen: (in Tsd. t) [9]<br />

=====================================<br />

1950 1951 1952<br />

--------------------------------------------------------------<br />

Kolberg 135,3 123,6 5,8<br />

Rügenwalde 32,7 50,5 4,4<br />

Stolpmünde 168,7 218,0 114,6<br />

=====================================<br />

Aus politischen Gründen wurde 1952 der Seeverkehr in den ostpommerschen Häfen<br />

eingestellt, um so mehr, als in den Häfen von Stettin, Danzig <strong>und</strong> Gdynia die größten<br />

Zerstörungen behoben wurden <strong>und</strong> der "Notumschlag" in den ostpommerschen Häfen nicht<br />

mehr benötigt wurde.<br />

Die Wiederaufnahme des Seeverkehrs erfolgte dann im Mai 1960 mit dem Einlauf von m/s<br />

Barnhöft aus der D<strong>DR</strong> in den Kolberger Hafen.<br />

Die Umschläge in allen drei Häfen betrugen: (in Tausend Tonnen) [9]<br />

1960 69<br />

1965 168<br />

1970 134<br />

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Der Anteil der ostpommerschen Häfen an den Güterumschlägen aller polnischen Häfen betrug<br />

1960 0,3 % <strong>und</strong> stabilisierte sich nach 1965 auf 0,6 %. Nähere Angaben für die weiteren Jahre<br />

liegen nur für den Hafen in Kolberg vor. Danach liefen ihn an: [15]<br />

1960 = 141 Schiffe<br />

1968 = 326 Schiffe (davon 27 polnische)<br />

1970 = 209 Schiffe (davon 12 polnische)<br />

1975 = 364 Schiffe (134 polnische)<br />

1980 = 408 "<br />

Dies beweist, daß der Schiffsverkehr fast ausschließlich Auslandsverkehr war. Die<br />

Umschläge des Kolberger Hafens betrugen: (in Tsd. t) [16]<br />

1960 69<br />

1970 135<br />

1980 324<br />

1990 264<br />

1993 132<br />

1995 150<br />

Die Struktur der Umschläge stellte sich wie folgt dar: [17]<br />

===================================================<br />

1938 1965 1985 1993<br />

-------------------------------------------------------------------------------------<br />

Getreide 52,5 % 33,7 % 6,3 % 4,8 %<br />

andere Massengüter 42,0 % 19,0 % 6,0 % 4,5 %<br />

Kleingut 5,5 % 47,3 % 87,7 % 90,7 %<br />

-------------------------------------------------------------------------------------<br />

<strong>und</strong> belegte damit die kontinuierliche Verlagerung von dem Umschlag von Massengüter auf<br />

Kleingut.<br />

Die Gründe dafür waren u.a.:<br />

– die Umleitung polnischer Kohleexporte nach Stettin, wo die Verladungsanlagen<br />

entsprechend ausgebaut wurden,�<br />

– Richtungsänderung der Getreideüberschüsse, die nach dem Kriege in Nord/Süd<br />

Richtung verliefen,<br />

– Einsatz größerer Schiffe für den Massenguttransport, die die ostpommerschen<br />

Häfen nicht anlaufen können.<br />

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– vermehrter Einsatz im Seetransport von Containern für die in den<br />

ostpommerschen Häfen keine Verladungsanlagen bestehen,<br />

– zu umständliche Transportprobleme (Beladen beim Auslieferer, Ausladen aufs<br />

Schiff, Ausladen vom Schiff, Entladen beim Abnehmer) im Vergleich zum<br />

Landtransport.<br />

– kürzere Transportzeit auf dem Landwege (Stettin-Danzig) als in dieser Relation<br />

auf dem Seewege.<br />

Der Personenseeverkehr wurde in der Zeitperiode 1950-1975 nicht betrieben, ausgenommen<br />

von Tagesausflügen mit Flügelbooten von Kolberg nach Bornholm <strong>und</strong> einstündigen<br />

Ausfahrten aus den ostpommerschen Häfen bis etwa zwei Seemeilen ins Meer <strong>und</strong> zurück mit<br />

kleinen Schiffen der Stettiner Weißen Flotte. Diese Seeausflüge wurden mit der Einführung<br />

des Kriegszustandes eingestellt <strong>und</strong> erst wieder nach 1995 aufgenommen, indem die Besitzer<br />

von Fischerkuttern diese für den Passagierbetrieb umbauten. In Kolberg wurde sogar eine<br />

Vereinigung der Passagierschiffahrt gegründet.<br />

Die ostpommersche Reederei PZB (Polska Żegluga Bałtycka = Polnische Ostsee Schiffahrt)<br />

wurde 1976 mit Sitz in Kolberg ins Leben gerufen. Sie unterhielt anfangs 23 Schiffe mit<br />

insgesamt 44,6 Tsd. BRT oder 22,5 Tsd. NRT (u.a. Goplana, Krasnal, Nimfa, Świetlik,<br />

Rusałka, Hajnówka, Ruciane, Barlinek, Ina, Ner, Soła, Krutynia, Orla <strong>und</strong> Odra). [14] Es<br />

waren kleine Küstenschiffe (auch bekannt durch die Bezeichnung Kolmax) mit<br />

durchschnittlich 1000 DWT, die problemlos die kleinen Häfen anlaufen konnten. Die Flotte<br />

war schon von Beginn an veraltet, denn ihr durchschnittliches Alter übertraf 13 Jahre. Der<br />

Transportumfang der PZB war geringfügig <strong>und</strong> betrug etwa 850 Tsd. Tonnen jährlich. [14] Es<br />

überwogen Verbindungen im Ostseeraum, wovon der größte Anteil auf polnische Häfen<br />

entfiel. Über 90 % der verschifften Ladungen waren Stückgüter. Im Jahre 1977 ging man zu<br />

einer allgemeinen "Säuberung" der polnischen Seeschiffahrt über. Von da an betrieb die:<br />

PŻM (Polska Żegluga Morska = Polnische Seeschiffahrt) in Stettin dieoceanische<br />

Trampschiffahrt,<br />

PLO (Polskie Linie Oceaniczne = Polnische Ocean Linien) in Danzig den überseeischen<br />

Liniengüterverkehr, <strong>und</strong><br />

PŻB in Kolberg den Gütertrampverkehr sowie die Fährverbindungen im Ostseebereich.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> dieser Regelung übernahm die PŻB das Fährwesen von der PLO mit den Fähren<br />

Gryf, Skandynawia, Wawel, Wilanów <strong>und</strong> die Fährenterminale in Swinemünde <strong>und</strong> Danzig.<br />

1978 wurden von der Stettiner Werft für die P}B zwei neue Fähren übergeben: Silesia <strong>und</strong><br />

Pommerania.<br />

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Seit 1993 ist die PŻB eine Aktiengesellschaft mit einem Bestand von fünf<br />

Fähren, die drei Linien betreuen <strong>und</strong> neun Frachtschiffen, die im Gebiet der Ost- <strong>und</strong> Nordsee<br />

operieren. [24]<br />

Der F l u g v e r k e h r wurde verhältnismäßig spät aufgenommen. Durch die Einverleibung<br />

Ostpommerns in das polnische Staatsgebilde erhielten Verbindungen in Nord-Süd Richtung<br />

besondere Wichtigkeit, da sie aus der Sicht von Ostpommern jeweils über 500 km betrugen.<br />

Durch die Verstaatlichung größerer Betriebe war eine schnelle, unkomplizierte Verbindung<br />

nach Warschau, dem Standort wichtiger Verwaltungseinheiten unter dem zentralen<br />

Wirtschaftssystem, besonders erwünscht. Außerdem war der Austausch von Ferien- <strong>und</strong><br />

Kurgästen zwischen Bade- <strong>und</strong> Kurorten in Ostpommern für Bewohner besonders<br />

Oberschlesiens wie auch Feriengebieten <strong>und</strong> Kurorten in Südpolen für Bewohner<br />

Ostpommerns zu erleichtern. Die langen Bahnfahrtzeiten (zehn St<strong>und</strong>en von Köslin nach<br />

Warschau) waren nur durch den Einsatz von Flugzeugen zu unterbieten (1,5 Std. Flug + 1/2<br />

Std. Zufahrt).<br />

Während der Planwirtschaft, in der die Fahrkosten für den Benutzer staatlich bestimmt<br />

wurden, waren die Kosten für einen Flug von Köslin nach Warschau vergleichbar mit dem<br />

Preis für eine Fahrt im Schlafwagen I. Klasse. Wenn es auch im Verlaufe der Zeit zu<br />

Erhöhungen der Flugpreise kam, so glich die Zeitersparnis <strong>und</strong> der Komfort bei der Flugreise<br />

diesen Unterschied vollkommen aus. In Ostpommern war jedoch keine technische, zivile<br />

Infrastruktur vorhanden, um den zivilen Flugverkehr einzuführen. In dieser Situation war der<br />

einzige Ausweg, zu diesen Zielen militärische Anlagen zu benutzen, die nach dem Kriegsende<br />

hergestellt wurden u.a. in Rosnow bei Köslin <strong>und</strong> Rędzikowo bei Stolp. Nach jahrelangem<br />

Drängen der Wojewodschaftverwaltung wurde 1957 durch das staatliche<br />

Luftfahrtunternehmen LOT die erste Nachkriegsluftlinie Köslin-Warschau errichtet. Start <strong>und</strong><br />

Landung erfolgte auf dem Militärflughafen in Rosnow. Die Passagiere wurden mit LOT-<br />

Bussen von <strong>und</strong> nach Köslin gefahren. Im Jahre 1958 wurde der zivile Flugverkehr<br />

einstweilen eingestellt. Im Jahre 1965 wurde er erneut aufgenommen. Mit der Zeit kamen<br />

neue Verbindungen wie Köslin mit Kattowitz, Krakau, Breslau, Rzeszow <strong>und</strong> Częstochowa<br />

dazu.<br />

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Der zivile Luftverkehr von Köslin verzeichnete folgende Passagierzahlen (in Tausend): [18]<br />

1965 4,0<br />

1969 20,6<br />

1973 53,7<br />

1980 33,6<br />

1985 5,3<br />

1990 9,3<br />

Die Ergebnisse von 1973 wurden danach nie wieder erreicht. Nachdem auch die zivile<br />

Nutzung des Luftwaffenflughafens in RÄdzikowo zugelassen wurde, wurde auch die direkte<br />

Verbindung Stolp-Warschau hergestellt. Die Passagierzahlen für Stolp betrugen 1985 24,8<br />

<strong>und</strong> 1990 3,9 Tsd. Personen<br />

[19] Auf den jeweiligen Militärflughäfen wurden die nötigsten Einrichtungen für den zivilen<br />

Luftverkehr errichtet <strong>und</strong> mit der Zeit ausgebaut. Diese Flugverbindungen dienten nicht nur<br />

dem Passagierverkehr, sondern auch, obwohl in beschränktem Umfange, dem Gütertransport:<br />

so wurden z.B. Erdbeeren als Tafelobst nach Moskau geflogen <strong>und</strong> elektronische<br />

Komponenten des Kösliner Halbleiterwerks "KAZEL" ins Ausland exportiert.<br />

<strong>Das</strong> T e l e k o m u n i k a t i o n s w e s e n war <strong>und</strong> ist für Ostpommern in Bezug auf seine<br />

niedrige Besiedlungsdichte das effektivste Komunikationssystem.<br />

<strong>Das</strong> T e l e f o n n e t z wurde stetig ausgebaut: [20]<br />

================================<br />

Bezeichnung 1960 1975 1992<br />

-----------------------------------------------------<br />

Telefonabbonenten<br />

(in Tsd. Apparaten)<br />

insgesamt 14,3 35,8 105,8<br />

================================<br />

Dies ergab 1973 r<strong>und</strong> 40,6 Telefonapparate auf je 1.000 Einwohner bei einem<br />

Landesdurchschnitt von 34,4.<br />

Da bei telefonischen Verbindungen im Inland <strong>und</strong> besonders im Auslandsverkehr, mit langen<br />

Wartezeiten zu rechnen war <strong>und</strong> auch die Qualität der Verbindungen viele Wünsche offen<br />

ließ, war die t e l e g r a f i s c h e Kommunikation durch Einsatz von Telexanlagen der<br />

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sinnvollste Ausweg. Die Anzahl dieser Anlagen wuchs von 121 (1965) auf 379 (1973) <strong>und</strong><br />

befand sich ausschließlich in den Händen von Post- <strong>und</strong> Verwaltungsstellen <strong>und</strong> VEBetrieben.<br />

In den ersten Nachkriegsjahren bediente sich die Bevölkerung Ostpommerns im Hörfunk<br />

ausschließlich deutscher Radioapparate, die sich irgendwie noch erhielten. Erst zu Beginn der<br />

50er Jahre kamen Radiogeräte aus Tschechoslowakien <strong>und</strong> der Sowjetunion in den Handel,<br />

bis dann auch in Polen die Eigenproduktion aufgenommen wurde. Noch 1953, als die erste<br />

Außenstelle des polnischen R<strong>und</strong>funks in Köslin errichtet wurde, verbreitete sie ihr lokales<br />

Programm ausschließlich üper ein Netz von verdrahteten Lautsprechern, die man sich in die<br />

Wohnung stellen lassen konnte. Von den 1960 registrierten 120 Tsd. Radioabonnenten<br />

entfielen immerhin noch 26 Tsd. auf Lautsprecheranlagen. [1]<br />

Erst im Jahre 1953 wurde in Köslin der erste selbständige Sender mit 1 kW Stärke in Betrieb<br />

genommen, der auf Mittelwelle sendete. [1]<br />

Zum gleichen Zeitpunkt wurden in Köslin, Stolp <strong>und</strong> Neustettin Störanlagen in Betrieb<br />

genommen, die den Empfang westeuropäischer R<strong>und</strong>funksender, insbesondere Radio BBC<br />

oder Freies Europa, wenn nicht unmöglich so doch sehr schwierig machen sollten. Sie wurden<br />

erst 1956 im Verlaufe der sog. Oktobervorfälle außer Betrieb gesetzt.<br />

1957 wurde die Außenstelle zur R<strong>und</strong>funkanstalt erhoben, die z.B. 1963 jährlich 400 St<strong>und</strong>en<br />

Lokalprogramme <strong>und</strong> 15 St<strong>und</strong>en Sendungen für das Landesprogramm machte. [1]<br />

In den 70er Jahren wurden schrittweise lokale Verstärkeranlagen für den Empfang von UKW<br />

Sendern errichtet, die bald das ganze Gebiet Ostpommerns umfaßten. In Ostpommern werden<br />

folgende Programme des staatlichen, öffentlichen, polnischen R<strong>und</strong>funks "Polskie Radio"<br />

problemlos empfangen:<br />

Programm I auf Langwelle,<br />

Programm II auf Mittelwelle,<br />

Programm III <strong>und</strong> IV auf UKW.<br />

Kontinuierlich wuchs die Anzahl von R<strong>und</strong>funkabbonenten, was nicht unbedingt mit der<br />

Anzahl von Radiogeräten gleichzustellen ist, da Zweitgeräte, Koffer- <strong>und</strong> Autoradios keine<br />

besondere Zulassung benötigen. So entspricht die Anzahl der R<strong>und</strong>funkabbonenten etwa der<br />

Anzahl von Haushaltungen, in denen mindestens ein Radioempfänger in Betrieb ist.<br />

Die Anzahl der R<strong>und</strong>funkabbonenten betrug (in Tausend): [21]<br />

1950 73,5<br />

1960 120,0<br />

1975 183,2<br />

1992 245,3<br />

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Nach der Wende installierten sich in den größeren Städten Ostpommerns private, komerzielle<br />

Radiosender, die im UKW-Bereich:<br />

– Allpolnische Programme retransmitieren wie z.B. Radio RMF,<br />

– lokale Programme ausstrahlen wie z.B. Radio Północ, Radio Köslin,<br />

– Radio Bryza (Kolberg) usw.<br />

Mit Beginn der 60er Jahre wurde das F e r n s e h e n in Ostpommern möglich. Die<br />

Fernsehgeräte wurden insbesondere aus der ehem. D<strong>DR</strong> <strong>und</strong> CSSR eingeführt.Im Jahre 1960<br />

zählte man in ganz Ostpommern 62 Fernsehabbonennten. [1] Man empfing Programme aus<br />

dem nahegelegenen Bornholm.<br />

Die erste Möglichkeit, das polnische Fernsehprogramm zu empfangen, gab sich 1962, als auf<br />

dem Gollen eine Verstärker- <strong>und</strong> Sendeanlage aus spotanen Spenden der Bevölkerung <strong>und</strong><br />

Verwaltungsorganen für Köslin errichtet wurde, u.a. Im Jahre 1963 zog dann Stolp nach. [1]<br />

Die Anzahl der Fernsehgeräte nahm sprunghaft zu <strong>und</strong> betrug damals 14.100 Stück.<br />

Auf ähnliche Art <strong>und</strong> Weise entstand im Laufe der nächsten zwei Jahre ein Netz dieser<br />

Anlagen in ganz Ostpommern, das es 1964 ermöglichte, das polnische Fernsehen ohne<br />

technische Probleme auf etwa 70 % des Gebietes Ostpommerns zu empfangen. Zu diesem<br />

Zeitpunkt zählte man in Ostpommern 19.100 Fernsehgeräte. [10]<br />

Danach wuchs die Anzahl der Fernsehabonnenten stark an von (in Tsd.) 154,2 (1975) auf 229.<br />

(1992). [22]<br />

Nach der Wende kamen in immer größerem Ausmaße Satellitenanlagen zum Einsatz. In allen<br />

größeren Städten wurde das Kabelfernsehen eingeführt, das zum Teil auch wie z.B. TV Bryza<br />

eigene Lokalprogramme ausstrahlt.<br />

---------------------------------------------------------------<br />

Zurück<br />

[1] Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1966.<br />

[2] Głos Koszaliński, 23.3.96.<br />

[3] Głos Koszaliński, 27.11.95.<br />

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[4] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volks Polen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975<br />

GUS, Rocznik statystyczny województw 1988 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1988], Warschau, 1988.<br />

[5] GUS, Rocznik statystyczny województw 1988 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1988], Warschau, 1988.<br />

[6] Olczak, E., Problemy komunikacyjne województwa koszalińskiego<br />

[Kommunikationsporbleme der Wojewodschaft Köslin], Koszalińskie Studia i Materiały<br />

Nr. 2/74, Köslin,<br />

Głos Koszaliński 24.5.96.<br />

[7] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volks Polen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975<br />

GUS, Rocznik statystyczny województw 1988 [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1988], Warschau, 1988.<br />

Rocznik statystyczny województw 1976, Warschau, 1976<br />

Roczniki statystyczne województwa koszalińskiego i słupskiego za 1992 r. [Statistische<br />

Jahrbücher der Wojewodschaften Köslin <strong>und</strong> Stolp 1992].<br />

[8 Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volks Polen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975<br />

Roczniki statystyczne województwa koszalińskiego i słupskiego za 1992 r. [Statistische<br />

Jahrbücher der Wojewodschaften Köslin <strong>und</strong> Stolp 1992].<br />

[9] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volks Polen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975<br />

[10] Rocznik statystyczny województw 1974 r. [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1974] GUS, Warschau.<br />

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[11] Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1966.<br />

Rocznik statystyczny województw 1988 r. [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1988], GUS, Warschau.<br />

[12] Roczniki statystyczne województwa koszalińskiego i słupskiego za 1992 r. [Statistische<br />

Jahrbücher der Wojewodschaften Köslin <strong>und</strong> Stolp 1992].<br />

[13] Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1994], Köslin, 1994.<br />

[14] Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Stolp 1993], WUS, Stolp, 1993.<br />

[15 Roczniki statystyczne województwa koszalińskiego i słupskiego za 1992 r. [Statistische<br />

Jahrbücher der Wojewodschaften Köslin <strong>und</strong> Stolp 1992].<br />

[16] Rocznik Statystyczny 1993 r. [Statistisches Jahrbuch 1993], GUS, Warschau<br />

Rocznik statystyczny wojewodztw 1974 r. [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften<br />

1974], GUS, Warszawa<br />

Roczniki statystyczne województwa koszalińskiego i słupskiego za 1992 r. [Statistische<br />

Jahrbücher der Wojewodschaften Köslin <strong>und</strong> Stolp 1992].<br />

Rocznik Statystyczny 1994 r. (Statistisches Jahrbuch 1994,] GUS, Warschau, Głos<br />

Koszaliński vom 9.7.96.<br />

[17] Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1994], WUS, Köslin, 1994.<br />

[18] GUS, Rocznik statystyczny województw 1974, Warschau, 1974<br />

GUS, Rocznik statystyczny województw 1984, Warschau, 1984<br />

Rocznik statystyczny 1994 [Statistisches Jahrbuch 1994], GUS, Warschau, 1994.<br />

[19] Rocznik statystyczny 1994 [Statistisches Jahrbuch 1994], GUS, Warschau, 1994.<br />

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[20] GUS, Rocznik statystyczny województw 1974, Warschau, 1974<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1994], Koszalin 1994<br />

Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Stolp 1993], WUS, Stolp, 1994.<br />

[21] GUS, Rocznik statystyczny województw 1974, Warschau, 1974<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1994], Koszalin 1994<br />

Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Stolp 1993], WUS, Stolp, 1994<br />

Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volks Polen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen 1975<br />

[22] Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Köslin 1994], Koszalin 1994<br />

Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Stolp 1993].<br />

[23] Głos Koszaliński vom 29.5.96.<br />

[24] Głos Koszaliński vom 18.6.96.<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

XI. Probleme der städtischen Entwicklung Ostpommerns<br />

Aus formeller Sicht gab es 1939 in Ostpommern 34 Städte mit r<strong>und</strong> 317,7 Tsd.<br />

Einwohnern. Nach 1945 verlor Bublitz die Stadtrechte bis 1957 <strong>und</strong> Landeck 1973 auf<br />

weiteres. Die Stadtrechte wurden Stolpmünde 1945 <strong>und</strong> Hammermühle 1967<br />

zugestanden. Im Jahre 1993 bestanden auf demselbem Gebiete 35 Städte mit 609,3 Tsd.<br />

Einwohnern, was einem Zuwachs von 291,6 Tsd. entspricht d.i. um 92 %. Eine<br />

diesbezügliche Aufstellung enthält Tab. 1.<br />

Die Anzahl der Stadtbevölkerung wuchs nach 1945 stetig an. Nur in einem Falle (1950)<br />

verminderte sich kurzfristig der Anteil der Stadtbevölkerung.<br />

===================================================<br />

Die Einwohnerzahlen der Stadtbevölkerung ostpommerscher Städte [1]<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

Jahr Anzahl Anteil an der<br />

in Tsd. Gesamtbevölkerung<br />

Pers. in %%<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

1946 157,9 27,0<br />

1948 172,2 34,7<br />

1950 176,7 34,1<br />

1960 303,4 44,1<br />

1970 392,0 49,4<br />

1980 520,0 55,6<br />

1994 636,4 59,1<br />

====================================================<br />

Die Stadtbevölkerung hatte stets mehr Zuwachs als die Landbevölkerung zu<br />

verzeichnen.<br />

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====================================<br />

Bevölkerungszuwachs in Ostpommern [1]<br />

------------------------------------------------------------<br />

Zeitraum Zuwachs der Bevölkerung<br />

(in Tsd. Personen)<br />

------------------------------------------------------------<br />

in den in den<br />

Landgemeinden Städten<br />

------------------------------------------------------------<br />

1946-1950 - 86 + 19<br />

1951-1955 + 27 + 77<br />

1956-1960 + 6 + 50<br />

1961-1970 + 17 + 89<br />

1971-1980 + 15 + 128<br />

1981-1993 + 47 + 89<br />

====================================<br />

Nach 1950 begann ein stetiger Zuwachs der Städte auf Kosten des flachen Landes. Der<br />

Begriff "Landflucht" war also nicht nur auf "kapitalistische" Zustände begrenzt. Diese<br />

Tendenz resultierte Anfangs aus:<br />

- den schlechteren allgemeinen Lebensbedingungen auf dem Lande (in vielen Dörfern gab es<br />

keine Stromversorgung, die Vekehrsverbindungen waren unzureichend <strong>und</strong> kompliziert, die<br />

Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs unzureichend,<br />

- die Anfahrwege zu Schulen <strong>und</strong> anderen Sozialeinrichtungen zu weit usw.) im Vergleich zu<br />

den Städten,<br />

- der politischen Unsicherheit über die künftige Zugehörigkeit Ostpommerns zu Polen. Daraus<br />

resultierte wiederum die fehlende Bereitschaft zu umfangreichen Investitionen in Land <strong>und</strong><br />

Gehöfte auf dem Lande,<br />

– den schwierigen Verhältnissen der landwirtschaftlichen Produktion, besonders im Bereich<br />

der Eigenbauern, die bis 1956 einem psychischem, <strong>und</strong> teilweise auch physischem, Druck<br />

ausgeliefert waren, um kollektiven Formen beizutreten.<br />

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Begünstigt wurde dieser Trend von Landflucht durch zwei weitere Faktoren:<br />

- In den kleineren Städten bestanden tatsächliche Reserven in der Wohnsubstanz, die den<br />

Zuzug erleichterten.<br />

- Werber versprachen auf den Baustellen "des Sozialismus" in anderen Landesteilen bessere<br />

Lebenschancen als in Ostpommern, was bestimmt zutreffend war.<br />

Die Entwicklung der ostpommerschen Städte aus der Sicht ihrer Einwohnerzahlen verlief sehr<br />

differenziert:<br />

– Nur eine Stadt (Leba) zählte gleich nach dem Kriege mehr Einwohner als vor dem<br />

Kriege 1946: 2,8 Tsd. Einwohner gegenüber: 2,7 Tsd. im Jahre 1939. Jedoch<br />

schon 1950 ging die Einwohnerzahl auf 1,5 zurück.<br />

– Nach anfänglich hohen Einwohnerzahlen im Jahre 1946 fielen nach der<br />

Vertreibung der deutschen Einwohner die Zahlen regelmäßig. Im Jahre 1950 gab<br />

es nur 12 Städte mit höheren Einwohnerzahlen als 1946.<br />

– Bis 1960 erreichten 12 Städte die Einwohneranzahl aus dem Jahre 1939, bis 1970<br />

kamen weitere 7 dazu, 1978 erreichten diesen Stand weitere 4 Städte. Erst in den<br />

90er Jahren erreichten den Vorkriegsstand Kallies, Krojanke, Hammerstein <strong>und</strong><br />

Hammermühle.<br />

– Bis auf den heutigen Tag liegen die Einwohnerzahlen von Bublitz, Pollnow,<br />

Schloppe, Märkisch Friedland <strong>und</strong> Tütz unter dem Vorkriegsstand was auf die<br />

weitgehende Zerstörung der städlichen Substanz durch direkte <strong>und</strong> indirekte<br />

Kriegseinwirkungen zurück zu führen ist.<br />

In den 60er Jahren wurden die ostpommerschen Städte in Größen- <strong>und</strong> Funktionsgruppen<br />

eingeteilt. Man unterschied zwischen:<br />

– Kleinstädten mit bis zu 5 Tsd. Einwohnern,<br />

– Mittelstädten zwischen 5 <strong>und</strong> 10 Tsd. Einwohnern,<br />

– Großstädten mit über 10 Tsd. Einwohnern <strong>und</strong> mit überwiegend überlokalen<br />

Funktionen.<br />

Nach dieser Einteilung bezeichnete man:<br />

– Köslin, Stolp, Kolberg, Belgard, Neustettin <strong>und</strong> Deutsch-Krone als Großstädte mit<br />

überwiegend überlokalen Funktionen,<br />

– Bad Polzin als Mittelstadt mit überwiegend überlokalen Funktionen,<br />

– alle übrigen Kreisstädte als Mittelstädte mit begrenzt überlokalen Funktionen,<br />

– Zanow <strong>und</strong> Ratzeburg als Kleinstädte mit begrenzt überlokalen Funktionen.<br />

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Alle anderen Städte wurden in die Gruppe der Kleinstädte mit lokalen Funktionen<br />

zusammengefaßt. Unter ihnen waren 19 Kleinstädte, die keine wirtschaftlichen<br />

Entwicklungsmöglichkeiten besaßen.<br />

Im Zeitraum von 1966-70 bestanden da Arbeitskräftereserven in Höhe von r<strong>und</strong> 17 Tsd.<br />

Personen, für die jedoch Mittel zur Beschaffung von nur 11 Tsd. neuen Arbeitsplätzen<br />

zur Verfügung standen. Besonders hart wurden davon 11 Kleinstädte getroffen. [2]<br />

=================================================<br />

Kleinstädte mit Arbeitskräfteüberschuß in den Jahren 1966-70 [2]<br />

----------------------------------------------------------------------------------<br />

Stadt Arbeits Neue Arbeitsplätze<br />

kräfte entstanden in Form<br />

Überschuß von:<br />

----------------------------------------------------------------------------------<br />

Hammerstein 300 Betonwerk für Bahnbedarf<br />

Kallies 200 Betonwerk Prefabet<br />

Bublitz 200 Ausstattungswerk Prozamet<br />

Baldenburg 300 keine<br />

Pollnow 400 keine<br />

Bärwalde 200 Anhängerfabrik<br />

Tempelburg 300 Elektr. Werk Telcza<br />

Pr. Friedland 300 keine<br />

Tütz 200 keine<br />

Krojanke 300 keine<br />

Landeck 100 keine<br />

==================================================<br />

Die eigentliche wirtschaftliche Entwicklung der ostpommerschen Städte fand in<br />

wenigen von ihnen statt. <strong>Das</strong> betrifft vor allem die Städte, die sich schneller als im<br />

Durchschnitt entwickelten (über 92 % Einwohnerzuwachs) wie: Deutsch-Krone, Köslin,<br />

Neustettin, Schlochau, Stolp, Stolpmünde <strong>und</strong> Zanow. Diese 7 Städte vereinigen auf<br />

sich einen Zuwachs von 193,5 Tsd. Einwohnern d.i. 66,4 % des allgemeinen<br />

Bevölkerungszuwachses in allen Städten.<br />

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Wenn man zu dieser Gruppe noch Kolberg <strong>und</strong> Lauenburg hinzuzählt, die<br />

Bevölkerungszuwachs über 10 Tsd. Personen zu verzeichnen haben, zählt die Gruppe<br />

der Städte, die eine deutliche Entwicklung nach 1945 erfuhren, neun Städte. Die<br />

Entwicklung dieser Städte verlief nach einem Kreislaufmodell:<br />

– Es begann mit der Aufstellung neuer Arbeitsplätze.<br />

– Da gewöhnlich keine bedeutenden Reserven an Arbeitskräften vorhanden waren,<br />

wurden aus der näheren Umgebung Bewerber eingestellt, die entweder tagtäglich<br />

"pendelten" oder auch in Arbeiterhotels unterkamen, die jeder größere Betrieb<br />

unterhielt.<br />

– Nach gewisser Zeit (gewöhnlich nach 2-3 Jahren) hatte der Pendler oder<br />

Hotelbewohner das Anrecht auf eine Wohnung erworben.<br />

– Von Zeit zu Zeit wurde das Wohnungsbauprogramm vergrößert, um der<br />

"gerechten" Nachfrage nachzukommen.<br />

– <strong>Das</strong> vergrößerte den Bedarf an Arbeitskräften im Bauwesen.<br />

– Da jedoch städtische Arbeitskräfte nicht zur Verfügung standen, begann der<br />

Kreislauf von Neuem.<br />

Unter den 62 Städten, die 1988 in Polen bedeutende Pendlerzentren waren, befanden<br />

sich u.a.: [3]<br />

– Köslin, dessen Einzugsgebiet Bublitz, Pollnow, Zanow sowie die Gemeinden Alt<br />

Banzin, Biziker, Malchow, Manow, Groß Möllen, <strong>und</strong> Schwessin umfaßte,<br />

– Stolp mit dem Einzugsgebiet: Stolpmünde, Hammermühle, Damerow,<br />

Rathsdamnitz, Glowitz, Kublitz, Alt Kolziglow, Pustamin, Pottangow, Schmolzin<br />

<strong>und</strong> Treblin.<br />

Im Prinzip wuchs die Anzahl von Arbeitsplätzen in diesen Städten schneller als die<br />

Wohnungen <strong>und</strong> diese wieder schneller als die technische (Wasser-, Strom- <strong>und</strong><br />

Gasversorgung) <strong>und</strong> soziale (Bildungs-, Kultur- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsanlagen) Infrastruktur<br />

der Stadt. Daraus entstanden Engpässe in der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung der Stadtbevölkerung<br />

<strong>und</strong> eine Verschlechterung der Lebensverhältnisse. Außerdem entstanden so<br />

Wachstumsgrenzen, da entweder keine erschlossenen Stadtgebiete zur Verfügung<br />

standen oder die bestehenden Kommunalanlagen keine weiteren Abwässer u.ä.<br />

aufnehmen konnten. Untersuchungen, die für Köslin durchgeführt wurden, ergaben<br />

folgende Relationen für den Zeitraum von 1950 bis 1975: [4]<br />

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Zuwachs von Arbeitsplätzen um 537 %,<br />

Zuwachs von Wohnräumen um 386 %,<br />

Zuwachs von Wohnräumen auf je 1 km Wasserleitungen um 291%, <strong>und</strong> 176% auf je<br />

1 km Kanalisationsleitungen,<br />

Die Einwohnerzahl erhöhte sich auf je eine :<br />

Verkaufstelle um 165 %<br />

Dienstleistungsstelle um405 %<br />

Poliklinik um 132 %<br />

Gleichzeitig wurde die Kapazität der Abwasserkläranlage umdas zweifache<br />

überschritten. Die Kapazität der zentralen Heizwerke war um 20 % kleiner als der<br />

Bedarf. Die Rückstände im Ausbau der technischen Infrastruktur betrugen für Köslin im<br />

Jahre 1986 im Bereich des Heizwesens vier Jahre, in der Wasserversorgung drei Jahre<br />

<strong>und</strong> in der Abwasserentsorgung sieben Jahre durchschnittlicher Investitionsausgaben.<br />

[5]<br />

Der Wohnungsbau in den Städten wurde bis in die 60er Jahre weitgehend durch die<br />

Kommunen durch zentrale Zuweisungen realisiert. Seit 1957 wurde kontinuierlich auf<br />

den Bau durch Wohnungsbaugenossenschaften übergegangen, die seit den 70er Jahren<br />

den Großteil von Wohnbauten realisierten.<br />

Vom Wohnungsbestand in den ostpommerschen Städten im Jahre 1988 waren 33 %<br />

Eigentum der Wohnbaugenossenschaften. [6] Deutliche Anteile am Wohnbau<br />

finanzierten auch Großbetriebe <strong>und</strong> staatliche Einrichtungen wie Armee <strong>und</strong><br />

Verwaltung.<br />

==============================================<br />

Der Bestand an Wohnräumen in ostpomerschen Städten<br />

<strong>und</strong> die allgemeinen Wohnzustände [7]<br />

-------------------------------------------------------------------------------<br />

Bezeichnung 1950 1960 1970 1980 1994<br />

------------------------------------------------------------------------------<br />

Stadtbevölkerung<br />

(in Tsd.Pers.) 176,7 303,4 392,0 520,0 636,4<br />

Wohnräume (in Tsd) 158,8 222,9 292,8 520,0 630,0<br />

Wohnzustand<br />

(Pers/100 Wohnräume) 111 136 134 100 99<br />

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Die absoluten Zuwächse des Bestandes der Wohnräme veräderten sich im Zeitverlauf<br />

<strong>und</strong> betrugen:<br />

64 Tsd. 1950-1960),<br />

70 Tsd. (1961-1970),<br />

227 Tsd. (1971-1980),<br />

110 Tsd. (1981-1994).<br />

Die Gründe dafür sind, außer des Niederganges im Bauwesen nach der Wende, im Ansteigen<br />

von Abbrüchen im Wohnbestand zu suchen. Vorzüglich in Kleinstädten wie z.B. in<br />

Rügenwalde waren ganze Straßenzüge im Fachwerkverfahren gebaut. In Belgard wurden<br />

Wohnhäuser auf moorigem Gr<strong>und</strong> nur ungenügend f<strong>und</strong>amentiert. Dies führte zu<br />

unvermeidbaren Abbrüchen von relativ vielen Vorkriegswohnhäusern. Als Konsequenz der<br />

sog. Reserventhese wurden durch die Zentralverwaltung in unzureichendem Umfange die<br />

Mittel für die Unterhaltung von Wohnsubstanz zugeteilt. Im Jahre 1986 wurde für Köslin<br />

festgestellt, daß diese Zuwendungen seit 15 Jahren nicht mal die einfache Reproduktion der<br />

Wohnsubstanz erlaubten. [9] Außerdem wurden aus verkehrstechnischen Maßnahmen in<br />

Stolp, Köslin, Neustettin <strong>und</strong> anderen Städten Abbrüche von Wohnsubstanz unvermeidbar.<br />

Trotz allem jedoch hatte das keinen wesentlichen Einfluß auf die relativ guten<br />

Wohnverhältnisse.<br />

=========================================<br />

Die Wohnverhältnisse 1993 im regionalem Vergleich [10]<br />

--------------------------------------<br />

Gebiet Wohnfläche in m2<br />

pro Person<br />

--------------------------------------<br />

Polen 17,7<br />

Woj. Stettin 17,7<br />

Ostpommern 17,5<br />

======================<br />

Der individuelle Wohnungsbau hatte vor 1970 keine größere Bedeutung. Es fehlte am<br />

Kapital, Material <strong>und</strong> Baukapazität.<br />

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Einen gewissen Einfluß hatte außerdem die politische Ungeklärtheit. Erst nach der<br />

Unterzeichnung des Warschauer Vertrages stiegen die Zahlen des privaten<br />

Wohnungsbaus.<br />

Der eigentliche Umschwung kam kurz vor der Wende, wo z.B. in einem Jahre mehr<br />

Wohnräume übergeben wurden als vordem in fünf Jahren. Nach 1989 wurde der<br />

Wohungsbau durch Kommunen, Betriebe <strong>und</strong> Wohnungsbaugenossenschaften praktisch<br />

eingestellt.<br />

=============================<br />

Anzahl der übergebenen Wohnräume im<br />

privaten Wohnungsbau (in Tsd.) [8]<br />

------------------------------------------------<br />

Zeitraum Anzahl<br />

------------------------------------------------<br />

1960-65 0,7<br />

1966-70 1,5<br />

1971-75 3,4<br />

1988 4,3<br />

1993 6,4<br />

=============================<br />

Der Wohnbau wurde, um die Kapazität der Baubetriebe <strong>und</strong> erschlossene Flächen besser<br />

auszunutzen, im Prinzip in geschlossenen Siedlungen ausgeführt. <strong>Das</strong> betraf sogar<br />

Kleinstädte wie z.B. Zanow. In den Großstädten wurden ganze Stadtteile neu aufgebaut<br />

so z.B. die Nordstadt <strong>und</strong> die<br />

Siedlung "Zalesie" [Hinterm Walde] in Köslin, "Zatorze" [Hinter den Gleisen] in Stolp<br />

oder "Ogrody" [Gärten] in Kolberg. In den Neuhäusern wurden gr<strong>und</strong>sätzlich keine<br />

Nutzlokale eingebaut. Diese wurden in zentral gelegenen Handel- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsobjekten untergebracht. So machten diese Siedlungen mehr den Eindruck<br />

von "Schlafsiedlungen" <strong>und</strong> in vielen Fällen mußten die Einwohner zu Besorgungen in<br />

das Stadtzentrum fahren. Erst nach der Wende wurden Wohnräume, im Parterre gelegen,<br />

zu Läden umgebaut. Die nach 1990 errichteten Wohnhäuser besitzen fast alle im<br />

Erdgeschoß Nutzflächen.<br />

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Nach der Wende wurde der Wohnungsbau durch die Kommunen <strong>und</strong> Betriebe<br />

eingestellt, da er nicht mehr mit staatlichen Zuwendungen rechnen kann. Alle<br />

Wohnungsbauvorhaben müssen sich selbst finanzieren. Dies führte zu einem enormen<br />

Rückgang im Wohnungsbau.<br />

Die plötzliche Anhebung der Bankzinsen für ausstehende Kredite machte die pünktliche<br />

Zurückzahlung von Kapitalraten für den Großteil der Mieter neuer Wohnungen<br />

unmöglich. Die Mehrzahl von ihnen ist, mit den lawinenhaft anwachsenden<br />

Zinsrückständen, höher verschuldet als mit den Kapitalraten. Versuche des Staates, mit<br />

verschiedenen Arten von Hilfsleistungen die Abzahlungen zu ermöglichen, schlugen<br />

bisher fehl. Der heutige, begrenzte Wohnungsbau erfolgt ausschließlich mit privatem<br />

Kapital aus Vorauszahlungen kapitalkräftiger Privatpersonen.<br />

====================================<br />

Anzahl der jährlich übergebenen Wohnräume [11]<br />

------------------------------------------------------------<br />

Jahr Anzahl in Tsd.<br />

------------------------------------------------------------<br />

1975 19,1<br />

1994 6,7<br />

====================================<br />

Durch den Abriß alter Wohnsubstanz <strong>und</strong> den Bau von moderneren Wohnbauten<br />

verbesserte sich die technische Ausstattung der Wohnungen <strong>und</strong> damit die<br />

Lebensbedingungen für die Mieter.<br />

====================================<br />

Die technische Ausstattung der Wohnsubstanz [12]<br />

-------------------------------------------------------------<br />

Bezeichnung Anteil der ausgestatteten<br />

Wohnungen<br />

1939 1993<br />

------------------------------------------------------------<br />

Wasserversorgung 65 % 99 %<br />

WC 67 % 90 %<br />

Gasanschluss 38 % 75 %<br />

====================================<br />

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Die technische, städtische Infrastruktur war nach Kriegsende nicht in allen Städten<br />

vertreten.<br />

========================================<br />

Anzahl der Städte mit technischer Infrastruktur [13]<br />

------------------------------------------------------------------<br />

Bezeichnung 1939 1993<br />

------------------------------------------------------------------<br />

Anzahl der Städte überhaupt 34 35<br />

davon ausgestattet mit:<br />

Wasserwerken 18 35<br />

Kanalisationsnetze 20 32<br />

Abwasserkläranlagen 11<br />

Gaswerke 15 15<br />

========================================<br />

Außerdem war die Ausstattung sehr unterschiedlich:<br />

– Pollnow besaß zwar eine Wasserversorgung (teilweise über hölzerne<br />

Rohrleitungen)<br />

aber kein Kanalisationssystem ebenso wie in Pr. Friedland.<br />

– In Tempelburg, Bärwalde <strong>und</strong> Ratzeburg bestand nur ein beschränktes<br />

Kanalisationsnetz.<br />

Zu den bedeutendsten Investitionen im Bereich der kommunalen technischen<br />

Infrastruktur nach 1945 zählen:<br />

– der Bau von Tiefbrunnen <strong>und</strong> einer zweiröhrigen Wasserleitung von Brückenkrug<br />

über Köslin bis nach Groß Möllen zur Sicherung der Wasserversorgung,<br />

– der Bau neuer Abwasserkläranlagen für Köslin in Jam<strong>und</strong>, in Kolberg, Stolp,<br />

Neustettin, Rügenwalde, Dramburg, Bad Polzin, Bublitz, Pollnow, Hammermühle,<br />

Bärwalde, Kallies, Körlin, Schievelbein <strong>und</strong> Stolpmünde,<br />

– die Anlage von modernen Mülldeponien in Zanow (für Köslin) <strong>und</strong> Kolberg.<br />

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In vielen Fällen mitfinanzierten größere Betriebe den Bau <strong>und</strong> dem Ausbau von<br />

kommunaler technischer Infrastruktur wie z.B. die Gerberei in Hammermühle, die<br />

Fischereigenossenschaft "Łosoś" in Stolpmünde sowie Betriebe in Köslin <strong>und</strong> Stolp<br />

beim Bau von Abwasserkläranlagen. Um die benötigten Flächen für den Wohnungsbau<br />

zu erschließen, wurden kontinuierlich die kommunalen Netze ausgebaut.<br />

===================================<br />

Länge der kommunalen Netzwerke [14]<br />

---------------------------------------------------------<br />

Netzart 1950 1960 1975 1992<br />

---------------------------------------------------------<br />

Wasser 492 692 1.547 3.634<br />

Abwasser 390 441 634 1.068<br />

Gas . . 383 714<br />

===================================<br />

Die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Gas wurde erleichtert durch die Einführung<br />

von Flaschengas <strong>und</strong> die Aufdeckung bedeutender Erdgasvorkommen in Ostpommern.<br />

So wird z.B. Stolp über Rügenwalde <strong>und</strong> Stolpmünde mit Erdgas aus der Umgebung<br />

von Kolberg beliefert. [16]<br />

Dies erlaubte die Schließung alter Gaswerke wie auch in einzelnen Fällen die<br />

Umstellung von Heizanlagen von Kohle auf Gas <strong>und</strong> damit eine bemerkenswerte<br />

Verbesserung der Luftverhältnisse, die in Extremfällen Anlaß zu Besorgnis bereiteten. In<br />

den Kurstädten Kolberg wurde die zulässige Menge von Staub <strong>und</strong> Ruß dreimal <strong>und</strong> in<br />

Bad Polzin 3,5 mal überschritten. [15]<br />

-------------------------------------------------------------<br />

Zurück<br />

[1] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen, 1975.<br />

Rocznik statystyczny 1994 [Statistisches Jahrbuch 1994] GUS, Warschau, 1994,<br />

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Rocznik statystyczny województw 1988 i 1995 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1988 <strong>und</strong> 1995], GUS, Warschau, 1988.<br />

[2] W. Raczkowski, Aktywizacja gospodarcza - wczoraj, dziś, jutro [Wirtschaftliche<br />

Belebung - gestern, heute, morgen], Zapiski Koszalińskie Nr. 1/29, 1967.<br />

[3] GUS, Rejony intensywnych dojazdów do pracy [Gebiete intensiver Zufahrten zur<br />

Arbeit], Warschau, 1988.<br />

[4] W. Raczkowski, L-4 dla Koszalina [Krankenschein für Köslin], Pobrzeże Nr.11 1984<br />

r.<br />

[5] W. Raczkowski, Praktyczne Problemy odnowy wielorodzinnych zasobów<br />

mieszkaniowych miasta Koszalina [Praktische Probleme der Erneuerung von<br />

Mehrfamilien-Wohnhäusern der Stadt Köslin], TNOiK, Köslin, 1986.<br />

[6] Rocznik statystyczny województw 1988 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1988] GUS, Warschau, 1988.<br />

[7] Rocznik statystyczny województw 1988 i 1995 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1988 <strong>und</strong> 1995], GUS, Warschau,<br />

Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie, Posen, 1975.<br />

[8] Rocznik statystyczny województw 1988 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaften 1988] GUS, Warschau, 1988,<br />

Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie, Posen, 1975.<br />

Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Słupsk für 1993], WUS, Stolp, 1993,<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Koszalin für 1993], WUS, Köslin, 1993.<br />

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[9] W. Raczkowski, Praktyczne Probleme odnowy wielorodzinnych zasobów<br />

mieszkaniowych miasta Koszalina [Praktische Probleme der Erneuerung von<br />

Mehrfamilien-Wohnhäusern der Stadt Köslin], TNOiK, Köslin, 1986.<br />

[10] Mały rocznik statystyczny 1993 [Kleines statistisches Jahrbuch 1883], GUS,<br />

Warschau, 1993.<br />

[11] Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Söupsk für 1993], WUS, Stolp, 1993,<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Koszalin für 1993], WUS, Köslin, 1993,<br />

Rocznik statystyczny województwa pilskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Schneidemühl 1994] WUS, Schneidemühl, 1994.<br />

[12] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen, 1975,<br />

Rocznik statystyczny 1994 [Statistisches Jahrbuch 1994], GUS, Warschau, 1994.<br />

[13] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie; Posen, 1975,<br />

Rocznik statystyczny 1994 [Statistisches Jahrbuch 1994], GUS, Warschau, 1994.<br />

Rocznik statystyczny województwa pilskiego 1994 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Schneidemühl 1994], WUS, Schneidemühl, 1994.<br />

[14] Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen], Wydawnictwo<br />

Poznańskie, Posen, 1975,<br />

Rocznik statystyczny województwa słupskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Söupsk für 1993], WUS, Stolp, 1993,<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego 1993 [Statistisches Jahrbuch der<br />

Wojewodschaft Koszalin für 1993], WUS, Köslin, 1993.<br />

[15] SIMP - 35 lat na Pomorzu Środkowym [ 35 Jahre Verband polnischer Ingenieure<br />

Mechaniker in Ostpommern], OW SIMP, Köslin, 1989 r.<br />

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[16] Głos Koszaliński, 3.1.96 , Heute ist schönes Wetter. Morgen gehen wir in die<br />

Schule.<br />

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XII. Zusammenfassung<br />

Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

XII.1. Die Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung Ostpommerns unter den<br />

verschiedenen Wirtschaftssystemen der Nachkriegszeit<br />

Die Z w a n g s w i r t s c h a f t (1945-1949) ergab für Ostpommern mehr Verluste als<br />

Gewinne. Aus Willkür der übergeordneten Verwaltungseinheiten wurde vieles<br />

wirtschaftliches Potential in diezentralen Teile Polens transferiert. Viele wirtschaftliche Güter<br />

(Bauwerke <strong>und</strong> Maschinen) wurden teils mutwillig teils leichtsinnig beschädigt <strong>und</strong>/oder<br />

zerstört.<br />

Unter der P l a n w i r t s c h a f t (1950-1989) hatte Ostpommern mehr Profite als Verluste<br />

zu verzeichnen, da bis in die 80er Jahre wirtschaftliche Entscheidungen eher aus politischen,<br />

als aus ökonomischen Gründen gefällt wurden. Dadurch kam es zu einer höheren<br />

Investitionsbereitschaft von staatlichen <strong>und</strong> betrieblichen Stellen als erwartungsgemäß.<br />

Im Zeitraum 1981-1985, also während der durch den Kriegszustand entstandenen<br />

Wirtschaftskrise, betrugen die Investitionsausgaben immerhin noch 101,8 Einheiten in der<br />

Woj. Köslin <strong>und</strong> 96,8 Einheiten in der Woj. Stolp bei 99,4 Einheiten per capita in Polen. [1]<br />

Als weitere Beispiele dafür können folgende Zahlen zeugen: in den Jahren 1950 bis 1975<br />

wurden in Ostpommern über 160.000 neue Arbeitsplätze geschaffen <strong>und</strong> knapp 460.000 neue<br />

Wohnräume übergeben. [2]<br />

Zu den Verlusten zählen vorrangig Belastungen der Umwelt, besonders in der Verschmutzung<br />

von: [3]<br />

– Luft (bis zu 124 Tonnen pro qkm in Bad Polzin bei 40t/qkm/jährlich),<br />

– Boden bis zur notwendigen Rekultivierung von über 10.000 ha (u.a. in Form von<br />

Altlasten ehemaliger sowjetischer Militärübungsplätze),<br />

– Wasser bis zum Verlust der Reinheit aller größeren Flüsse <strong>und</strong> zeitweiliger<br />

Schließung von Badestränden.<br />

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Bisher hat Ostpommern während der f r e i e n M a r k t w i r t s c h a f t (nach 1989) sehr<br />

große Verluste hinnehmen müssen:<br />

– den Verlust von über 100.000 Arbeitsplätzen, der über Jahre zur höchsten<br />

Arbeitslosenrate um 27% führte (bei 13,6% in ganz Polen). [4]<br />

– einen drastischen Rückgang in der landwirtschaftlichen Produktion. So fiel der<br />

Wert der landwirtschaftlichen Produktion pro Hektar von 51,8 Einheiten im Jahre<br />

1987 auf Einheiten im Jahre 1991. Im Jahre 1994 wurden nur noch 51 % Getreide,<br />

66 % Kartoffeln <strong>und</strong> 67 % Raps dessen eingefahren, was 1990 geerntet wurde. [5]<br />

<strong>Das</strong> Areal von Brachland wuchs von r<strong>und</strong> 6.000 ha im Jahre 1990 bis auf über<br />

105.000 ha im Jahre 1994 <strong>und</strong> stellte ein Drittel des Ackerbodens! [6]<br />

– eine allgemeine Verarmung der Bevölkerung, von der über 35 % das soziale<br />

Einkommensminimum nicht erreichten. Im Jahre 1994 lebten r<strong>und</strong> 20 % aller<br />

Familien unter der Armutsgrenze, die der niedrigsten Rente entsprach. [7]<br />

Zu den Profiten der freien Marktwirtschaft gehören eine allgemeine Verbesserung der<br />

Umwelt in allen Bereichen, was jedoch auf die verminderte Anwendung von Chemikalien in<br />

der Landwirtschaft <strong>und</strong> geringerem Ausstoß von Ruß, Staub <strong>und</strong> Abfall als Effekt der<br />

zurückgegangenen Industrieproduktion zu werten ist.<br />

----------------------------------------------------------<br />

[1] Rocznik statystyczny województw [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften], 1988,<br />

GUS, Warschau.<br />

[2] Eigene Berechnungen des Autors unter Berücksichtigung von Koszalińskie w 20-leciu<br />

PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP], Wydawnictwo Poznańskie, Posen<br />

1966,<br />

Rocznik statystyczny województw [Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaften], 1988,<br />

GUS, Warschau.<br />

[3] SIMP - 35 lat na Pomorzu Środkowym [SIMP = Stowarzyszenie Inüynierów Mechaników<br />

Polskich = Verband polnischer Mechaniker Ingenieure - 35 Jahre in Ostpommern], OW<br />

SIMP, Köslin 1989 r.<br />

[4] GUS, Mały rocznik statystyczny 1993 [Kleines statistisches Jahrbuch 1993], Warszawa<br />

1993.<br />

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[5] Głos Koszaliński vom 24.6.1995.<br />

[6] Głos Koszaliński vom 25.4.95.<br />

[7] Polityka Nr. 36 vom 9.9.95<br />

XII.2. Perspektiven der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung Ostpommerns<br />

Hat Ostpommern eine Zukunft? Auf den ersten Blick leider nicht.<br />

Insbesondere wenn man den wirtschaftlichen Vergleich Ostpommerns mit der Woj. Szczecin<br />

<strong>und</strong> ganz<br />

Polen zieht: /Tab. 2/<br />

� So besitzt Ostpommern von 12 Indikatoren nur einen (Wohnzustände), in dem es besser<br />

steht als Polen <strong>und</strong> nur zwei (Beschäftigte, Schweinebestand), in denen es annähernd wie<br />

in Polen steht.<br />

� Besitzt es in nur zwei Fällen (Schweinebestand, Wohnzustände) bessere Werte als in der<br />

Woj. Szczecin.<br />

Besonders schwerwiegend sind die Situationen im Bereich der Arbeistlosigkeit, dem<br />

Durchschnittseinkommen, dem Wert der Industrieproduktion <strong>und</strong> der Landwirtschaft zu<br />

bewerten.<br />

Alle unternehmerischen Initiativen verlagern sich nach Stettin, Danzig <strong>und</strong> Posen. Die<br />

Euroregion<br />

Pommerania liegt in zu weiter Entfernung, um wirtschaftliche Entwicklungsimpulse zu<br />

vermitteln.<br />

Die weitere wirtschaftliche Entwicklung Ostpommerns hängt, so wie in ganz Polen, vom<br />

Zufluß von<br />

Kapital <strong>und</strong> dem Transfer moderner Technik <strong>und</strong> Technologien ab. Diese sind kaum in Polen<br />

zugänglich, also sollten sie importiert werden. Der Kapitalbedarf der polnischen Wirtschaft<br />

wird auf<br />

200-300 Mlrd. US $ geschätzt, wobei bisher nur 4,5 Mlrd. US $ tatsächlich investiert wurden.<br />

[1]<br />

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Die weitere Entwicklung Ostpommerns sollte nicht im Alleingang der einzelnen Orte, Städte<br />

oder<br />

Unternehmen erfolgen. Ansätze für eine gezielte Promotion sind schon vorhanden:<br />

� So haben sich sieben Wojewodschaften: Köslin, Stolp, Elbing, Allenstein, Thorn <strong>und</strong><br />

Suwalki zusammengeschlossen, um ein gemeinsames Restrukturierungsprogramm für ihre<br />

von der strukturellen Arbeistlosigkeit betroffenen Gebiete aufzustellen. [2]<br />

� Der Verband polnischer Ostseestädte <strong>und</strong> Gemeinden, dem auch Kolberg, Henkenhagen,<br />

Groß Bantzin, Groß Möllen, Buckow, Rügenwalde, Jershoft, Stolpmünde, Garder, Leba<br />

<strong>und</strong> Rowe angehören, plant seine wirtschaftlichen Entwicklunsgmöglichkeiten. [3]<br />

� Drei Gemeinden (Belgard, Tychow <strong>und</strong> Körlin) gründeten eine Bürgerinitiative zur<br />

Bekämpfung struktureller Arbeitslosigkeit. [4]<br />

Um diese public relation Vorhaben zu unterstützen, sollten die Komunikationsmöglichkeiten<br />

mit dem<br />

Westen verbessert werden. Auch hier sind praktische Ansätze bereits vorhanden. In Köslin<br />

betreibt die<br />

Technische Hochschule WSI (Wyüsza Szkoöa Inüynierska = Höhere Ingenieur Schule) ein<br />

Computernetz, das an das Internet angeschlossen wurde. [5]<br />

Die Wiederaufnahme des Flugverkehrs von Stolp ist schon gemachte Sache. In Köslin arbeitet<br />

man noch die Entscheidung aus, ob als Flughafen der militärische in Rosnow oder der eh.<br />

sowjetische in Bodenhagen in Frage kommt. [6]<br />

In weiterer Perspektive hat aber Ostpommern eine Zukunft durch eine besseren Nutzung<br />

seiner natürlichen Gegebenheiten, so z.B. durch die Einführung einer arbeitsintensiven<br />

Landwirtschaft (Ökonahrung). In dieser Hinsicht gibt es folgende Beispiele :<br />

� Die joint venture GONNE in Klein Gonne betreibt die Zucht von 14 Tsd. Kanichen. [2]<br />

� In Balfanz betreibt die joint venture BIZAROL eine große Gänsezucht.<br />

� Auf etwa 400 ha Weidland bei Schmolzin betreibt die joint venture TEXAS FARM eine<br />

intensive Rinderzucht mit 180 Stück speziellen Rindertyps r<strong>und</strong> ums Jahr auf freier Bahn.<br />

[7]<br />

Als ganz ausgefallene Idee sollte man jedoch den Vorschlag des eh. Wojewoden von Stolp<br />

betrachten,<br />

der vorschlug Öd- <strong>und</strong> Brachland zur Zucht von Rehwild einzusetzen.<br />

Den Einzelbauern könnte der Aufbau von Agrotouristik behilflich sein. Auch in dieser<br />

Beziehung gibt es schon 41 Bauernhöfe, die dafür vorbereitet <strong>und</strong> eingerichtet wurden. [3]<br />

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Wirtschaftliche Entwicklungsimpulse könnten auch vom Ausbau der bestehenden<br />

Kuranstalten (Thalassoteraphie, Sol- <strong>und</strong> Moorbäder) ausgehen. Der Verband polnischer<br />

Bäder, dem aus Ostpommern Bad Polzin, Kolberg, Henkenhagen, Großmöllen <strong>und</strong><br />

Stolpmünde angehören, koordiniert seine Vorhaben.[8]<br />

Der Ausbau von touristischen Attraktionen könnte ebenfalls wirtschaftliche Impulse auslösen.<br />

Im Gespräch sind:<br />

� die Ausbildung ehemaliger stillgelegter Gleisanlagen von Kleinbahnen wie z.B. Köslin -<br />

Rosnow - Groß Jestin (80 km) oder Bad Polzin-Falkenburg (30 km) als Wanderwege für<br />

Radfahrer, [10]<br />

� den Ausbau von Jachthäfen in Kolberg <strong>und</strong> Leba, [6]<br />

� die Einführung von etlichen umgebauten Fischkuttern als Kurzausflugsschiffe in Kolberg,<br />

Seebuckow <strong>und</strong> Stolpmünde, [2]<br />

� die Errichtung eines Skansen in Form einer eh. Saline in Kolberg. [11]<br />

Wünschenswert wäre ein höherer Veredlungsgrad von landwirtschaftlichen- <strong>und</strong><br />

Waldprodukten. So<br />

wird eine Rapsverarbeitungsfabrik (Kaltpressung für Speiseöl) im Stolper Raum erwogen. [6]<br />

Auch<br />

mehren sich Stimmen im Kösliner Raum, wieder den Anbau von Hopfen einzuführen. [12]<br />

Der Ausbau von Energieerzeugern könnte die wirtschaftliche Entwicklung Ostpommerns<br />

positiv beeinflussen. Man denke dabei an:<br />

� die weitere Ortung von Erdgasvorhaben bei Baldenburg, [13]<br />

� den Umbau des Hafens von Rügenwalde zur Aufnahme von Gastransportschiffen <strong>und</strong><br />

Umschlag von Flüssiggas, [14]<br />

� die Erstellung eines Erdgasheizwerkes zur Stromerzeugung auf der Basis des gestoppten<br />

Baus eines Kernkraftwerkes bei Lauenburg. [14]<br />

Es gibt also Ansätze einer weiteren positiven wirtschaftlichen Entwicklung Ostpommerns.<br />

Diese<br />

Zukunft hängt jedoch von politischen Entscheidungen ab, deren Zeitpunkt nur schwerlich zu<br />

bestimmen ist:<br />

� Die Aufnahme Polens <strong>und</strong> damit Ostpommerns in die EU würde Land <strong>und</strong> Bodenerwerb<br />

ermöglichen <strong>und</strong> damit mehr Anreiz bieten, in Ostpommern zu investieren.<br />

� Die bevorstehende Verwaltungsreform in Polen sieht vor, die bisherigen Wojewodschaften<br />

Koszalin <strong>und</strong> Słupsk aufzulösen <strong>und</strong> ihre Gebiete den Wojewodschaften Szczecin <strong>und</strong><br />

Gdańsk zu zu ordnen, also die Zustände vor 1950 zu errichten. {Karte XII} Dann würde<br />

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Ostpommern wieder zur jeweiligen Perepherie dieser Gebiete werden, was die künftige<br />

wirtschaftliche Entwicklung verzögern <strong>und</strong> erschweren könnte.<br />

----------------------------------------------------------------<br />

[1] Głoś Koszaliński, 30.9.95.<br />

[2] Głoś Koszaliński , 4.7.95.<br />

[3] Głoś Koszaliński, 10.9.95.<br />

[4] Głoś Koszaliński, 28.10.95.<br />

[5] Głoś Koszaliński, 23.2.96.<br />

[6] Głoś Koszaliński, 13.5.95.<br />

[7] Głoś Koszaliński, 16.1.96.<br />

[8] Głoś Koszaliński, 30.10.95.<br />

[9] Głoś Koszaliński, 22.4.95.<br />

[10] Głoś Koszaliński, 5.3.96.<br />

[11] Głoś Koszaliński, 15.1.96.<br />

[12] Głoś Koszaliński, 29.8.95.<br />

[13] Głoś Koszaliński, 7.2.96.<br />

Zurück<br />

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[14] Głoś Koszaliński, 13.4.96.<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

XIII. Beilage<br />

1. Aufstellung der im Text angeführten Ausdrücke <strong>und</strong> Abkürzungen<br />

in polnischer <strong>und</strong> deutscher Sprache,<br />

2. Aufstellung der Ortsnamen von Ostpommern.<br />

3. Die Einwohneranzahl in Ostpommern im Zeitvergleich<br />

4. Die Einwohnerzahlen in den Landgemeinden 1939 – 1973<br />

5. Kennziffern für die Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

Ostpommerns im Zeitraum der Jahre 1945 – 1950,<br />

6. Vergleich prägnanter wirtschaftlicher Kennziffern für Ostpommern<br />

mit der Situation in Polen im Jahre 1975<br />

Zurück<br />

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Dr. Wincenty Raczkowski<br />

<strong>Das</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Hinterpommern</strong><br />

<strong>und</strong> seine wirtschaftliche Entwicklung<br />

nach 1945<br />

Aufstellung der im Text angeführten Ausdrücke <strong>und</strong> Abkürzungen<br />

in polnischer <strong>und</strong> deutscher Sprache<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

AWRSP = Agencja Własności Rolnej Skarbu Państwa = Agentur für das<br />

landwirtschaftliche Eigentum des Fiskus<br />

BRD = B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Cechy = Zünfte<br />

Centralny Zarząd = Zentraler Vorstand<br />

CSSR = Cesko-slowenska socjalisticka republika = Tschechisch-slowakische<br />

Socjalistische Republik<br />

dam3 = Tsd. m3<br />

D<strong>DR</strong> = Deutsche Demokratische Republik<br />

DM = Deutsche Mark<br />

DOLP = Dyrekcja Okręgowa Lasów Państwowych = Bezirksdirektion der<br />

Staatsforste<br />

Domiary = hier Steuererhöhung<br />

<strong>DR</strong>LP = Dyrekcja Regionalna Lasów Państwowych = Regionale Direktion<br />

der Staatsforste<br />

DU = Dziennik Urzędowy = Gesetzblatt<br />

DWT = deadweight Tonnen<br />

Dz = Doppelzentner<br />

EG = Europäische Gemeinschaft (Union)<br />

eh. = ehemalig<br />

Gromada = Dorfgemeinschaft<br />

GmbH = Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />

GUS = Główny Urząd Statystyczny = Statistisches Hauptamt<br />

ha = Hektar<br />

"Inwestprojekt" = Projektbüro für den Genossenschaftlichen Wohnungsbau<br />

Kisten = Mengenmaß in der Zündholzindustrie<br />

KKW = Kernkraftwerk<br />

Klucze = Schlüssel<br />

km = Kilometer<br />

km2 = Quadratkilometer,<br />

KPBP = Koszalińskie Przedsiębiorstwo Budownictwa Przemysłowego<br />

"Przemysłówka" = Kösliner Unternehmen für Industriebau<br />

KPHRiN = Koszalińskie Przedsiębiorstwo Produkcji Roślin i Nasion = Kösliner<br />

Unternehmen für Pflanzen- <strong>und</strong> Saatgutherstellung<br />

KPIB = Koszalińskie Przedsiębiorstwo Robót Inżynieryjnych = Kösliner<br />

Unternehmen für Ingenieurbau<br />

KPTSB "Transbud" = Koszalińskie Przedsiębiorstwo Transportowo-Sprzętowe "Transbud"<br />

= Kösliner Unternehmen für Bautransport <strong>und</strong> -Maschinen<br />

"Transbud"<br />

KR = Kółka Rolnicze = Bauernzirkel<br />

kW = Kilowatt<br />

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kWh = Kilowattst<strong>und</strong>e<br />

KWCS = Koszalińska Wytwórnia Części Samochodowych = Kösliner<br />

Herstellerwerk für Kfz-Teile)<br />

KZB = Koszalińskie Zjednoczenie Budownictwa = Kösliner<br />

Bauvereinigung<br />

LKW = Lastkraftwagen<br />

LNF = Landwirtschaftliche Nutzfläche<br />

LPG = Landwirtschaftliche Produktions Gemeinschaft<br />

m = Meter<br />

m2 = Quadratmeter<br />

m3 = Kubikmeter<br />

"Miastoprojekt" = Projektbüro für Stadtprojektierung<br />

Mio = Millionen<br />

M. ü. Msp. = Meter über Meeresspiegel<br />

MW = Megawatt<br />

MZO = Ministerstwo Ziem Odzyskanych = Ministerium der<br />

Wiederbekommenen Gebiete<br />

Nr. = Nummer<br />

Obwód = Umkreis<br />

Okręg = Bezirk<br />

OW = Oddział Wojewódzki = Bezirksabteilung<br />

OWT = Bezeichnung für polnisches Plattenbausystem<br />

Pers. = Personen<br />

PFZ = Państwowy F<strong>und</strong>usz Ziemi = StaatlicheLandreserve<br />

PGR = Państwowe Gospodarstwo Rolne = Staatlicher<br />

Landwirtschaftsbetrieb<br />

PIB = Pilskie Przedsiębiorstwo Budowlane = Schneidemühler<br />

Bauunternehmen<br />

PKS = Państwowa Komunikacja Samochodowa = Staatlicher Kraftverkehr<br />

Pkw = Personenkraftwagen,<br />

PLN = nowy złoty polski, "neuer" polnischer zöoty (seit 1995)<br />

PNZ = Państwowe Nieruchomości Ziemskie = Staatliche Landimmobilien<br />

POHZ = Państwowy Ośrodek Hodowli Zarodowej = Staatliches Tierzucht<br />

Zentrum<br />

POM = Państwowe Ośrodki Mechanizacji = Staatliche Mechanisierungs<br />

Zentren<br />

Pomorze = Pommern<br />

Pomorze Nadwiślańskie = Weichselpommern<br />

Pomorze Środkowe = Ostpommern (wörtlich Mittelpommern)<br />

Pomorze Zachodnie = <strong>Hinterpommern</strong> (wörtlich Westpommern)<br />

Poz. = Position<br />

RGW = Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe<br />

PPiUR = Przedsiębiorstwo Połówów i Usług Rybackich = Fischfang <strong>und</strong><br />

Fischereidienstleistungs Betrieb<br />

PRL = Polska Rzeczypospolita Ludowa = Volksrepublik Polen<br />

PTHW = Przedsiębiorstwo Transportu Handlu Wewnętrznego =<br />

Transportbetrieb des Innenhandels<br />

PZB = Polska Żegluga Bałtycka= Polnische Ostsee Reederei<br />

RP = Rzeczypospolita Polska = Republik Polen<br />

SBZ = Sowjetisch Besetzte Zone<br />

SFMR = Słupskie Zakłady Maszyn Rolniczych = Stolper<br />

Landmaschinenwerke<br />

SIMP = Stowarzyszenie Inüynierów Mechaników Polskich = Verband<br />

polnischer Mechaniker Ingenieure<br />

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SFMB = Söupskie Zaköady Maszyn Budowlanych = Stolper<br />

Baumaschinenwerk<br />

SKR = Spółdzielnia Kółek Rolniczych = Genossenschaft von Bauernzirkeln<br />

Gospodarstwo Skarbowe = Staatslandgut<br />

sog. = sogenante<br />

SP = Spółdzielnia Produkcyjna = Produktionsgenossenschaft (in der<br />

Landwirtschaft)<br />

SPRM = Spódzielnia Pracy Robołówstwa Morskiego = Seefischerei<br />

Produktionsgenossenschaft<br />

Stck. = Stück<br />

Std. = St<strong>und</strong>e<br />

SZML = Słupskie Zakłady Maszyn Leśnictwa= Stolper Maschinenwerk für<br />

die Forstwirtschaft<br />

SZSO = Słupskie Zakłady Sprzętu Okrętowego = Stolper Schiffsausstattungs<br />

Werke<br />

T. = Tonnen<br />

Tab. = Tabelle<br />

TNOiK = Towarzystwo Naukowe Organizacji i Kierownictwa =<br />

Wissenschaftliche Gesellschaft für Organisation <strong>und</strong> Führung<br />

Tsd. = Tausend<br />

u.a. = unter anderem<br />

UNRAA = United Nation Relief and Rehabilitation Administration =<br />

Organisation der Vereinten Nationen für Hilfe <strong>und</strong> Aufbau<br />

UrzĘdy Rejonowe = Gebietsęmter<br />

USA = United States of America = Vereinigte Staaten von Amerika<br />

US $ = United States Dollar<br />

UZ = Urzędy Ziemskie = Landämter<br />

VEB = Volkseigener Betrieb<br />

VRP = Volksrepublik Polen<br />

Woj. = Wojewodschaft<br />

WPB = Wałeckie Przedsiębiorstwo Budowlane = Deutsch-Kroner<br />

Bauunternehmen<br />

WBPBW = Wojewódzkie Biuro Projektowania Budownictwa Rolniczego =<br />

Wojewodschafts Projektbüro für den Landbau<br />

WK-70 = Bezeichnung für polnisches Plattenbausystem<br />

WKRRBM = Wojewódzka Komisja Rozdziału Robót Budowlano-Montaüowych<br />

= Wojewodschafts Ausschuß für die Verteilung von Bau- <strong>und</strong><br />

Montagearbeiten<br />

WOG = Wielkie Organizacje Gospodarcze = Große<br />

Wirtschaftsorganisationen<br />

Woj. = Wojewodschaft<br />

Województwo = Wojewodschaft<br />

WPP = Bezeichnung für polnisches Plattenbausystem<br />

WPPCO = Warszawskie Przedsiębiorstwo Produkcji Cegły Odzyskowej =<br />

Warschauer Betrieb für Trümmerziegelgewinnung<br />

WSI = Wyüsza Szkoła Inżynierska = Hłhere Ingenieurschule<br />

wskazniki orientacyjne = Orientierungskennziffern<br />

WUS = Wojewódzki Urząd Statystyczny = Wojewodschaftsamt für Statistik<br />

WZ PGR = Wojewódzki Zarzęd Państwowych Gospodarstw Rolnych =<br />

Wojewodschaftsvorstand Staatlicher Landwirtschaftlicher Betriebe<br />

WZPBT = Wojewódzkie Zjednoczenie Przedsiębiorstw Budownictwa<br />

Terenowego = Wojewodschaftsvereinigung lokaler Baubetriebe<br />

WZPPPT = Wojewódzkie Zjednoczenie Państwowych Przedsiębiorstw<br />

Przemysłu Terenowego = Wojewodschaftsverband staatlicher<br />

Betriebe der Lokalindustrie<br />

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WZPTMB = Wojewódzkie Zjednoczenie Państwowych Przedsiębiorstw<br />

Przemysłu Terenowego Materiałów Budowlanych =<br />

Wojewodschaftsverband staatlicher Betriebe der lokalen<br />

Baumaterialien Industrie<br />

WZSI = Wojewódzki Związek Spółdzielczości Inwalidzkiej =<br />

Wojewodschaftsverband der Invalidengenossenschaften<br />

WZSP = Wojewódzki Związek Spółdzielczości Pracy =<br />

Wojewodschaftsverband der Gewerbegenossenschaften<br />

ZAWN = Zakłady Aparatury Wysokiego Napięcia = Hochspannungs-<br />

Apparaturen-Werk<br />

z.B. = zum Beispiel<br />

ZBRol. = Zjednoczenie Budownictwa Rolniczego = Vereinigung des<br />

Landbaus<br />

Zespoły = Gruppen<br />

Zjednoczenia = Verbęnde<br />

Zjednoczenie = Vereinigung<br />

zł = złoty, polnische Węhrungseinheit vor 1995, sog. "alter złoty"<br />

ZNMR = Zakłady Naprawcze Mechanizacji Rolnictwa = Reparaturbetrieb für<br />

landwirtschaftliche Mechanisation<br />

ZO = Zarządy Okręgowe = Bezirksvorstände<br />

Zurück<br />

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Arkusz1<br />

Aufstellung der Ortsnamen von Ostpommern<br />

Alfabetisch Deutsch Alfabetisch Polnisch<br />

Deutscher Name Polnischer Name Polnischer Name<br />

Alt Kolziglow Kołczygłowy Bagicz<br />

Amalienhof<br />

Dworek Barwice<br />

Baldenburg Biały Bór<br />

Będzino<br />

Balfanz Białowąs Białogard<br />

Balzin, Alt Będzino Białowąs<br />

Bärwalde<br />

Barwice Biały Bór<br />

Bauernhufen Chłopy<br />

Biesiekierz<br />

Belgard Białogard Bobolice<br />

Betkenhammer Ptusza Bonin<br />

Biziker Biesiekierz Borzytuchom<br />

Bodenhagen Bagicz Bukowo Morskie<br />

Bonin Bonin<br />

Bydgoszcz<br />

Borntuchen Borzytuchom<br />

Bytów<br />

Brom Berg Gołogóra Cetuń<br />

Bromberg Bydgoszcz Chłopy<br />

Brückenkrug Mostowo Chodzież<br />

Bublitz Bobolice Chwalim, Nowy<br />

Buckow Bukowo Morskie Cycewice<br />

Buckowsee jez. Bukowo Czajcze<br />

Bütow Bytów Czaplinek<br />

Damerow Dąbrówka, Czarna Czarne<br />

Damsdorf Niezabyszewo Człopa<br />

Danzig Gdańsk<br />

Człuchów<br />

Degow Dygowo Damnica<br />

Deutsch Krone Wałcz Darłowo<br />

Dolgen Dołgie<br />

Dąbrówka, Czarna<br />

Dolgensee jez. Dołgie Debrzno<br />

Dramburg Drawsko<br />

Dębnica Kaszubska<br />

Elbing Elbląg<br />

Dołgie<br />

Falkenburg Złocieniec<br />

Drawsko<br />

Flatow Złotów<br />

Dretyń<br />

Funkenhagen Gąski Dworek<br />

Garder Gardno Dygowo<br />

Gardersee jez. Gardno Dzwirzyno<br />

Gendarmenberg Chodzież<br />

Elbląg<br />

Glowitz Główczyce Gardno<br />

Gnesen<br />

Gniezno Gąski<br />

Goldbeck Głodowo<br />

Gdańsk<br />

Gollen Góra Chełmska<br />

Głodowo<br />

Gonne, Klein Gonne, Małe Główczyce<br />

Strona 1<br />

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Arkusz1<br />

Graudenz<br />

Grudziądz Gniezno<br />

Gribow Grzybowo Gołogóra<br />

Gruman Gronowo, Stare Gonne, Małe<br />

Grünberg Zielona Góra<br />

Gorzów<br />

Gudenhagen Mścice<br />

Gościno<br />

Hammermühle Kępice<br />

Góra Chełmska<br />

Hammerstein Czarne<br />

Górny Śląsk<br />

Hebrondamnitz Damnica Gronowo, Stare<br />

Henkenhagen Ustronie Morskie Grudziądz<br />

<strong>Hinterpommern</strong> Pomorze Zachodnie Grzybowo<br />

Hirschberg Jelenia Góra<br />

Jackowo<br />

Jam<strong>und</strong><br />

Jamno Jamno<br />

Jam<strong>und</strong>ersee jez. Jamno Janikowo<br />

Janikow Janikowo Jarosławiec<br />

Jastrow Jastrowie Jastrowie<br />

Jatzkow Jackowo<br />

Jelenia Góra<br />

Jershoft Jarosławiec jez. Bukowo<br />

Jeseritz Jezierzyce jez. Dołgie<br />

Jestin, Groß Gościno<br />

jez. Gardno<br />

Kallies Kalisz Pomorski jez. Jamno<br />

Karnewitz Karnieszewice jez. Kopań<br />

Kattun Kotuń jez. Łeba<br />

Kolberg Kołobrzeg<br />

Jezierzyce<br />

Kolberger Deep Dzwirzyno Kalisz Pomorski<br />

Körlin Karlino Karlino<br />

Köslin Koszalin<br />

Karnieszewice<br />

Kösliner Deep Czajcze<br />

Kępice<br />

Krojanke Krajenka Kobylnica<br />

Kublitz Kobylnica Kołczygłowy<br />

Kujan Kujan<br />

Kołobrzeg<br />

Landeck Lędyczek Korzybie<br />

Landsberg Gorzów<br />

Koszalin<br />

Lauenburg Lęborg Kotuń<br />

Leba Łeba Krajenka<br />

Lebafluss rz. Łeba Kujan<br />

Lebasee jez. Łeba Kukinia<br />

Lottin Lotyń Lęborg<br />

Luckwitz Łęknica Lędyczek<br />

Lupow Łupawa Lotyń<br />

Malchow Malechowo Łeba<br />

Manow Manowo Łęknica<br />

Märkisch Friedland Mirosławiec Łupawa<br />

Möllen, Groß Mielno<br />

Malechowo<br />

Möllen, Klein Mielenko Manowo<br />

Strona 2<br />

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Arkusz1<br />

Nassow Nosówko<br />

Miastko<br />

Nedlin Niedalino Mielenko<br />

Nest Uniesty Mielno<br />

Neudorf Nowęcin Mirosławiec<br />

Neustettin Szczecinek Mostowo<br />

Oberschlesien Górny Śląsk<br />

Mścice<br />

Oder Odra Niedalino<br />

Ostpommern Pomorze Środkowe Niezabyszewo<br />

Pflugrade Redło Nosówko<br />

Poganitz Poganice Nowęcin<br />

Polen Polska Odra<br />

Pollnow Polanów Okonek<br />

Polzin, Bad Połczyn Zdrój Osieki<br />

Pommern Pomorze Osława Dąbrowa<br />

Posen Poznań Piła<br />

Pottangow Potęgowo Poganice<br />

Preussisch Friedland Debrzno Polanów<br />

Pustamin Postomino Polska<br />

Quetzzin Kukinia Połczyn Zdrój<br />

Rambin, Groß Rąbino Pomorze<br />

Rathsdamnitz Dębnica Kaszubska Pomorze Przednie<br />

Ratzebuhr Okonek Pomorze Środkowe<br />

Regafluss rz. Rega Pomorze Zachodnie<br />

Rossnow Rosnowo Postomino<br />

Rowe Rowy Potęgowo<br />

Rudolfswalde Osława Dąbrowa Poznań<br />

Rügen Rugia Ptusza<br />

Rügenwalde Darłowo Rąbino<br />

Rummelsburg Miastko Redło<br />

Schievelbein Świdwin Rosnowo<br />

Schlawe Sławno Rowy<br />

Schlochau Człuchów Rugia<br />

Schloppe Człopa rz. Łeba<br />

Schmolzin Smołdzino rz. Rega<br />

Schneidemühl Piła Sarbinowo<br />

Schwellin Świelino Sianów<br />

Schwessin Świeszyno Sławno<br />

Sorenbohm Sarbinowo Słupsk<br />

Stargard Stargard Smołdzino<br />

Stettin Szczecin Stargard<br />

Stolp Słupsk Strzekęcino<br />

Stolpmünde Ustka Szczecin<br />

Streckenthin Strzekęcino Szczecinek<br />

Sydow Żydowo Świdwin<br />

Strona 3<br />

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Arkusz1<br />

Tarnowke Tarnówka Świelino<br />

Tempelburg Czaplinek Świeszyno<br />

Thorn Toruń Tarnówka<br />

Treten Dretyń Toruń<br />

Tütz Tuczno Tuczno<br />

Tychow Tychowo Tychowo<br />

Valm, Neu Chwalim, Nowy Uniesty<br />

Varzin Warcino Ustka<br />

Virchow Wierzchowo Ustronie Morskie<br />

Vittelsee jez. Kopań<br />

Wałcz<br />

Vorpommern Pomorze Przednie Warcino<br />

Warschau Warszawa Warszawa<br />

Wusseken Osieki Wierzchowo<br />

Zanow Sianów Zielona Góra<br />

Zetthun Cetuń Złocieniec<br />

Zitzewitz Cycewice Złotów<br />

Zollbrück<br />

Quellenhinweis:<br />

Korzybie Żydowo<br />

Mazurkiewicz, M, Zmiany w nazewnictwie miejscowości Pomorza Zachodniego po 1945 r.<br />

(cz.II, woj. koszalińskie) wraz z indeksem nazw przejściowych dla całego Pomorza Zachodniego,<br />

Stettin 1972 (Veränderungen in der Bennennung hinterpommerscher Orte nach 1945<br />

(Teil II, Wojewodschaft Köslin) mitsamt dem Index von zeitweiligen Namen für ganz <strong>Hinterpommern</strong>).<br />

Zurück<br />

Strona 4<br />

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Alfabetisch Polnisch<br />

Deutscher Name<br />

Bodenhagen<br />

Bärwalde<br />

Balzin, Alt<br />

Belgard<br />

Balfanz<br />

Baldenburg<br />

Biziker<br />

Bublitz<br />

Bonin<br />

Borntuchen<br />

Buckow<br />

Bromberg<br />

Bütow<br />

Zetthun<br />

Bauernhufen<br />

Gendarmenberg<br />

Valm, Neu<br />

Zitzewitz<br />

Kösliner Deep<br />

Tempelburg<br />

Hammerstein<br />

Schloppe<br />

Schlochau<br />

Hebrondamnitz<br />

Rügenwalde<br />

Damerow<br />

Preussisch Friedland<br />

Rathsdamnitz<br />

Dolgen<br />

Dramburg<br />

Treten<br />

Amalienhof<br />

Degow<br />

Kolberger Deep<br />

Elbing<br />

Garder<br />

Funkenhagen<br />

Danzig<br />

Goldbeck<br />

Glowitz<br />

Arkusz1<br />

Strona 5<br />

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Gnesen<br />

Brom Berg<br />

Gonne, Klein<br />

Landsberg<br />

Jestin, Groß<br />

Gollen<br />

Oberschlesien<br />

Gruman<br />

Graudenz<br />

Gribow<br />

Jatzkow<br />

Jam<strong>und</strong><br />

Janikow<br />

Jershoft<br />

Jastrow<br />

Hirschberg<br />

Buckowsee<br />

Dolgensee<br />

Gardersee<br />

Jam<strong>und</strong>ersee<br />

Vittelsee<br />

Lebasee<br />

Jeseritz<br />

Kallies<br />

Körlin<br />

Karnewitz<br />

Hammermühle<br />

Kublitz<br />

Alt Kolziglow<br />

Kolberg<br />

Zollbrück<br />

Köslin<br />

Kattun<br />

Krojanke<br />

Kujan<br />

Quetzzin<br />

Lauenburg<br />

Landeck<br />

Lottin<br />

Leba<br />

Luckwitz<br />

Lupow<br />

Malchow<br />

Manow<br />

Arkusz1<br />

Strona 6<br />

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Rummelsburg<br />

Möllen, Klein<br />

Möllen, Groß<br />

Märkisch Friedland<br />

Brückenkrug<br />

Gudenhagen<br />

Nedlin<br />

Damsdorf<br />

Nassow<br />

Neudorf<br />

Oder<br />

Ratzebuhr<br />

Wusseken<br />

Rudolfswalde<br />

Schneidemühl<br />

Poganitz<br />

Pollnow<br />

Polen<br />

Polzin, Bad<br />

Pommern<br />

Vorpommern<br />

Ostpommern<br />

<strong>Hinterpommern</strong><br />

Pustamin<br />

Pottangow<br />

Posen<br />

Betkenhammer<br />

Rambin, Groß<br />

Pflugrade<br />

Rossnow<br />

Rowe<br />

Rügen<br />

Lebafluss<br />

Regafluss<br />

Sorenbohm<br />

Zanow<br />

Schlawe<br />

Stolp<br />

Schmolzin<br />

Stargard<br />

Streckenthin<br />

Stettin<br />

Neustettin<br />

Schievelbein<br />

Arkusz1<br />

Strona 7<br />

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Schwellin<br />

Schwessin<br />

Tarnowke<br />

Thorn<br />

Tütz<br />

Tychow<br />

Nest<br />

Stolpmünde<br />

Henkenhagen<br />

Deutsch Krone<br />

Varzin<br />

Warschau<br />

Virchow<br />

Grünberg<br />

Falkenburg<br />

Flatow<br />

Sydow<br />

odniego po 1945 r.<br />

łego Pomorza Zachodniego,<br />

Orte nach 1945<br />

n für ganz <strong>Hinterpommern</strong>).<br />

Arkusz1<br />

Strona 8<br />

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Tabelle 6<br />

Arkusz1<br />

Die Einwohneranzahl in Ostpommern im Zeitvergleich<br />

==================================================<br />

Jahr Anzahl der Einwohner: ( in Tsd. Personen )<br />

in in<br />

Stadtgemei Landgemeind<br />

Insgesamt nden en<br />

1938 875,1 330 545<br />

1945 541,4 157,9 383,5<br />

1950 518,4 176,7 341,7<br />

1960 686,4 303,4 383<br />

1970 793,2 392 401,1<br />

1980 935,2 520 415,2<br />

1941 1076,8 636,4 440,4<br />

1945 541,4 383,5 157,9<br />

1950 518,4 341,7 176,7<br />

Zurück<br />

Quellenhinweise:<br />

Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1975.<br />

Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1966.<br />

Rocznik statystyczny województwa koszalińskiego<br />

[Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaft Köslin], 1974, 1992, 1994, WUS, Köslin.<br />

Rocznik statystyczny województwa pilskiego 1994<br />

[Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaft Schneidemühl 1994], WUS, Schneidemühl 1994.<br />

Rocznik statystyczny województwa słupskiego<br />

[Statistisches Jahrbuch der Wojewodschaft Stolp], 1993, WUS, Stolp.<br />

Strona 1<br />

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Arkusz1<br />

Die Einwohnerzahlen in den Landgemeinden<br />

Einwohnerzahl in Tsd. Dynamik<br />

KREIS 1939 1973 ( 1939= 100)<br />

Belgard 46,1 20,8 45%<br />

Kolberg 35,4 25,8 86%<br />

Schievelbein<br />

23,8<br />

Bütow 18,0 29,2 162%<br />

Deutsch Krone42,5<br />

31,7 75%<br />

Dramburg 27,0 18,7 69%<br />

Flatow 28,7 26,5 92%<br />

Köslin 40,6 40,6 100%<br />

Neustettin 57,6 38,7 67%<br />

Rummelsburg 32,2 25,1 78%<br />

Schlawe 56,6 36,3 64%<br />

Schlochau 37,6 29,5 78%<br />

Stolp 83,0 56,8 68%<br />

Zusammen: 505,3 403,5<br />

Zurück<br />

80%<br />

Quellenhinweise:<br />

Statistik des Deutschen Reiches 1940/43.<br />

Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Poznań 1975.<br />

Strona 1<br />

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Tabelle 1<br />

Arkusz1<br />

Kennziffern für die Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

Ostpommerns im Zeitraum der Jahre 1945 - 1950<br />

Bezeichnung Maßeinheit<br />

Fläche Tsd. km2<br />

Einwohner Tsd. Pers.<br />

1945 1950<br />

17.9 17,9<br />

541,4 518,4<br />

Stadtbevölkerung " 157,9 176,7<br />

Landbevölkerung<br />

Beschäftigte in der<br />

" 383,5 341,7<br />

Industrie<br />

" 7,2 18,4<br />

Hektarerträge Getreide dz/ha<br />

7,0 12,7<br />

Hektarerträge Kartoffeln " 50,0 137,0<br />

Hektarerträge Raps " 5,0 7,0<br />

Viehbestand: Rinder Tsd. Stck.<br />

19,0 201,6<br />

Viehbestand: Schweine " 18,4 286,0<br />

Viehbestand: Schafe " 3,3 86,4<br />

Viehbestand: Pferde " 13,3 77,3<br />

Zurück<br />

Quellenhinweise:<br />

Koszalińskie w Polsce Ludowej [<strong>Das</strong> Kösliner Land in Volkspolen],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1975.<br />

Koszalińskie w 20-leciu PRL [<strong>Das</strong> Kösliner Land in den 20 Jahren der VRP],<br />

Wydawnictwo Poznańskie, Posen 1966.<br />

Strona 1<br />

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Tabelle 2<br />

Arkusz1<br />

Vergleich prägnanter wirtschaftlicher Kennziffern für Ostpommern<br />

mit der Situation in Polen im Jahre 1975<br />

Bezeichnung Maßeinheit Polen Ostpommern Wojew. Stettin<br />

Siedlungsdichte<br />

Beschäftigte außer der<br />

Landwirtschaft auf 1.000<br />

Pers./km2 109 48 79<br />

Einwohner<br />

Pers/1000 E. 345 355 401<br />

Anteil der<br />

landwirtschaftlichen<br />

Bevölkerung<br />

Investitionsausgaben auf 1<br />

Einwohner Tsd.zl./E<br />

Anlagekapital auf 1<br />

Einwohner Tsd.zl./E<br />

Wert der Industrieproduktion<br />

auf 1 E. Tsd.zl./E<br />

Hektarerträge: Getreide dz/ha<br />

% 27,1 30,7 21,8<br />

15,5 17,3 33,5<br />

141,5 145,4 207,1<br />

51 26 54<br />

24,6 29,1 31,4<br />

Hektarerträge: Kartoffeln " 180 180 184<br />

Viehbestand: Rinder Stck/100 ha 69 62,2 65,6<br />

Viehbestand: Schweine " 110,9 90 97,1<br />

Verbrauch von: Kunstdünger kg/ha 181,9 244,5 279,1<br />

Verbrauch von: Kalkdünger " 120,8 150,6 223,7<br />

Betriebene Bahnlinien km/100 km2 8,5 9,9 11,7<br />

Befestigte Wege km/100 km2 45,6 47,5 65,1<br />

Einwohner auf Pkw Pers./Pkw 31,7 32,1 27,7<br />

Telefone Stck./1000 E. 42,9 47,5 65,1<br />

Wohnzustände<br />

Versorgung der Stadt-<br />

Pers./Wohnz. 1,21 1,13 1,15<br />

einwohner mit Wasser % 81,8 79 89,3<br />

Zurück<br />

Quellenhinweise:<br />

Rocznik statystyczny województw [Statistische Jahrbücher der Wojewodschaften],<br />

1976, GUS, Warschau<br />

Strona 1<br />

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