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1964 - RDB Recklinghausen

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<strong>1964</strong><br />

Chronik<br />

General<br />

Blumenthal<br />

Blumenthal / Haard<br />

1997<br />

Der Steinkohlenbergbau sieht sich nun klar den Folgen der durchschlagenden Absatzkrise<br />

gegenüber.Seit 1957/58 sind bereits 37 Großschachtanlagen mit einer Förderung von rund 18<br />

Mio t und 131 Kleinzechen mit einer Produktion von 6,5 Mio t stillgelegt worden. Es waren<br />

etwa 73.000 Arbeitskräfte betroffen - 53.000 davon allein im Ruhrgebiet. Die Entwicklung<br />

nimmt dramatische Formen an, als nun der Rationalisierungsverband am 31.Oktober <strong>1964</strong><br />

nicht weniger als 31 Großschachtanlagen und 20 kleinere Bergwerke mit einem<br />

Fördervolumen von insgesamt 26 Mio t zur Stillegung anmeldet. Allein im Essener Raum<br />

betrifft das über 10.000 Bergleute der Anlagen Victoria-Mathias, Helene, Langenprahm,<br />

Friedrich-Joachim und Amalie.<br />

Jetzt greift die Bundesregierung massiv ein und versucht, die Einfuhren von Mineralöl unter<br />

Kontrolle zu bekommen. Sie zwingt die Ölgesellschaften, den Heizölverkauf nur noch im<br />

Rahmen der vorgegebenen Steigerungsraten zu erweitern und macht Rohöl- und<br />

Heizölimporte sowie den Bau von Raffinerien und Erdölleitungen genehmigungspflichtig.<br />

Bestehende Genehmigungen werden verkürzt. Der Ölhandel muß Mindestvorräte anlegen.<br />

Der Bau von Kohlekraftwerken wird unterstützt. Ab <strong>1964</strong> dürfen neue kohlebefeuerte Anlagen,<br />

sofern sie mindestens 10 Jahre lang Steinkohle der Europäischen Gemeinschaft einsetzen,<br />

45% steuerfreie Rücklagen bilden und diese später erfolgsneutral auflösen.<br />

Der Bergbau kann im laufenden Jahr von all diesen Maßnahmen nicht mehr profitieren.<br />

Erstmals seit 1959 muß wieder eine größere Menge der geförderten Kohle - 4 Mio t - auf<br />

Halde genommen werden. Das Heizöl steigert seinen Marktanteil auf 21,3%. Eine Erhöhung<br />

des Kohlepreises um mehr als 4% erweist sich als unumgänglich, worauf auch die<br />

Stromerzeuger Preiserhöhungen anmelden und die Hüttenunternehmen verstärkt um den<br />

Bezug billiger Kokskohle aus Drittländern bemüht sind.<br />

Die Mineralölgesellschaften erhöhen die Einfuhren um 28% auf fast 52 Mio t und senken ihre<br />

Verkaufspreise.<br />

Auch die Bergwerksgesellschaft Hibernia muß dem Absatzrückgang bei der Kohle und dem<br />

Preisverfall beim Heizöl durch Umsatzeinbußen Rechnung tragen. Die Bergwerke Shamrock<br />

und Waltrop werden beim Rationalisierungsverband vorsorglich zur Stillegung angemeldet. Die<br />

nachfolgende interne Untersuchung führt zu einem umfangreichen Investitions- und<br />

Rationalisierungsprogramm. Danach wird das Bergwerk Waltrop unter Zurückziehung der<br />

Stillegungsanzeige weiterbetrieben. Die Anlagen unter und über Tage sollen eine umfassende<br />

Modernisierung erfahren. Dagegen soll das Grubenfeld Shamrock, das wegen seiner<br />

schwierigen geologischen Verhältnisse für einen mechanisierten Abbau nur bedingt geeignet<br />

ist, in absehbarer Zeit stillgelegt werden.<br />

Am 01. August scheidet der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates der Hibernia, Fritz<br />

Dahlmann, aus den Diensten der IG Bergbau und Energie, wo er 2. Vorsitzender war, aus.<br />

Als stellvertretende Mitglieder werden die Herren Willy Schürmann (am 13.07.) sowie Dr. Hans<br />

Dieter Köster und Hanns Joachim Riedel (am 01.10.) in den Vorstand berufen. Dr.Dr.e.h.<br />

Ermbrecht Rindtorff verläßt den Vorstand am 31. Dezember.<br />

79


80<br />

Jahresübersicht <strong>1964</strong><br />

Kohlenförderung ges. tvF 1.613.710<br />

Tagesförderung tvF/d 6.183<br />

Leistung tvF/MS i.d. Gewinnung 15,192<br />

unter Tage 2,668<br />

gesamt 2,382<br />

Belegschaft Arbeiter unter Tage 2.612<br />

über Tage 707<br />

Angestellte 376<br />

Belegschaft gesamt 3.695<br />

Anzahl der Gewinnungsbetriebe 10,8<br />

Förderung je Abbaubetriebspunkt tvF/d 558<br />

Bergeanteil i.d. Rohförderung % 28,34<br />

Mittlerer Abbaufortschritt m/d 1,41<br />

Selbstkosten unter Tage DM/tvF 39,16<br />

über Tage DM/tvF 7,26<br />

Betriebskosten DM/tvF 51,16<br />

Kalk. Gesamtselbstkosten DM/tvF 59,37<br />

Kalk. Betriebsergebnis DM/tvF -2,67<br />

Vollhauerdurchschnittslohn DM/MS 36,09<br />

Unfälle unter Tage je 100.000 verf. Schichten 115<br />

Tödliche Unfälle 5<br />

Für das Bergwerk General Blumenthal<br />

fällt nun die Entscheidung über die<br />

weitere Zukunft: Im Grubenfeld<br />

Shamrock wird noch bis zur<br />

Fertigstellung einer Verbundanlage<br />

General Blumenthal/Shamrock Kohle<br />

abgebaut. Die in Schollen<br />

anstehenden steilgelagerten Vorräte<br />

auf Shamrock sind wirtschaftlich nicht<br />

gewinnbar. Im Gegensatz dazu sind im<br />

Grubenfeld General Blumenthal die<br />

zumeist flachgelagerten Flöze wenig<br />

gestört und bieten ausgezeichnete<br />

Chancen für einen mechanisierten<br />

Abbau über eine Dauer von mehr als<br />

einem halben Jahrhundert.<br />

Der Förderschacht 6 des Bergwerks<br />

General Blumenthal aber ist überaltert<br />

und hat mit einem Fördervolumen von<br />

etwa 6.500 tvF je Tag seine<br />

Leistungsgrenze erreicht. Seine<br />

Dampffördermaschinen stammen aus<br />

den Jahren 1907 und 1911 und hätten<br />

in nächster Zeit ersetzt werden<br />

müssen. Da die Kapazitäten in der<br />

Hauptstrecken- und Schachtförderung<br />

ausgefahren sind und Bunker fehlen,<br />

können Förderspitzen in den einzelnen<br />

Abbaurevieren nicht aufgefangen<br />

werden.<br />

Leistungs- und Förderabfall in der Gewinnung und ein erheblicher Schichtenaufwand in den<br />

rückwärtigen Diensten sind die Folge. Auch die Aufbereitungsanlage ist abgewirtschaftet und<br />

nicht in der Lage, eine höhere Förderung durchzusetzen. Das Bergwerk Shamrock 3/4<br />

hingegen verfügt über eine neue, leistungsfähige Aufbereitung und einen modernen<br />

Zentralschacht. So sollen die Tagesanlagen des Bergwerks Shamrock 3/4 weiter genutzt<br />

werden. Unter Tage wird eine etwa 9 km lange Strecke beide Bergwerke verbinden. Die<br />

gleiche Teufe der Hauptfördersohlen erleichtert die Aufgabe. Die Auffahrung ist umgehend in<br />

Angriff zu nehmen.<br />

Durch diesen Verbund wird es möglich, die Förderung aus den Blumenthal-Feldern gemäß der<br />

Planung auf 9.000 bis 10.000 tvF je Tag zu erhöhen und die Kohle auf Shamrock 3/4 zu Tage<br />

zu heben und aufzubereiten.<br />

Der Presse gegenüber hält sich der Vorstand noch bedeckt. So erklärt Bergass. a.D. Hawner<br />

am 27. Dezember, daß die Entscheidung, ob General Blumenthal zu einer<br />

Zentralschachtanlage ausgebaut werden oder aber ein Verbund mit dem Bergwerk Shamrock<br />

erfolgen soll, erst für Anfang 1965 zu erwarten sei. Das Bergwerk General Blumenthal sei eine<br />

Perle, die noch in der Muschel liege. Es sei an der Zeit, diese Muschel aufzubrechen.<br />

Das Bergwerk General Blumenthal indessen bereitet sich auf den Abbau der Flöze Karl 1,<br />

Dickebank, Wasserfall und Sonnenschein in den C-Feldern vor. Da der Schacht 3 bei 2 oder 3<br />

in den C-Feldern gleichzeitig laufenden Streben die erforderliche Wettermenge nicht bringen<br />

kann, muß ein neuer Einziehschacht vom Tage geteuft werden - der Schacht General<br />

Blumenthal 8. Bereits 1957 fand eine erste Begehung des späteren Schachtgeländes durch<br />

die Herren Bergwerksdirektor Kegel, Betriebsdirektor Weber, Markscheider Riedel und<br />

Wirtschaftsing. Wunsch statt. Ausgewählt wurde der Bereich zwischen der ehemaligen Ewald-<br />

Bahn und dem Silvert-Bach.


Ein Jahr später werden mit dem Vorstand Fragen der Großausrichtung und des Abteufens<br />

geklärt. Nach dem Erwerb des Grundstücks wird dann am 30. Januar 1960 der einen Monat<br />

vorher eingereichte Rahmenbetriebsplan vom Oberbergamt Dortmund zugelassen. Ab Ende<br />

März 1960 bringt die Firma C. Deilmann Bergbau GmbH, Bentheim, eine<br />

Untersuchungsbohrung bis auf eine Teufe von 601,7 m nieder. Diese zeigt, daß die Schichten<br />

des Turon bei 457 m Teufe beginnen. Der geplante Schacht muß also zumindest bis zu<br />

diesem Niveau im Gefrierverfahren niedergebracht werden. Die geologische Abteilung der<br />

Westfälischen Berggewerkschaftskasse in Bochum begleitet die Bohrarbeiten. Frau Dr. Dora<br />

Wolanski und Herr Dr. Schöne-Warnefeld werten die Ergebnisse aus. Obwohl der<br />

Schachtansatzpunkt im wasserreichsten Gebiet der gesamten Umgebung liegt, kann man sich<br />

zu einer Verlegung nicht entschließen. Dennoch wird die Deutsche Schachtbau- und<br />

Tiefbaugesellschaft in Lingen beauftragt, drei Bohrungen zur Ermittlung der Wasserzuläufe zu<br />

erstellen. Seit dem 17. April laufen die Vorbereitungsarbeiten für das Abteufen. Die Firma<br />

Gewerkschaft Walter, Essen, erhält den Auftrag für das Abteufen des Schachtes. Diese<br />

überträgt ihrerseits einen Teil der Aufgaben an die Firma Heitkamp in Wanne-Eickel. Im<br />

August ist das Gefriermaschinenhaus fertig. Der Kranz der Gefrierbohrlöcher wird erstellt und<br />

am 13. Oktober beginnt man mit der Herstellung des Frostkörpers. Etwa 50.000 m3 <strong>1964</strong><br />

Deckgebirge sind von 9 Grad auf -15 Grad Celsius abzukühlen. Das ist bis zum 18. Dezember<br />

geschehen. Die Abteufarbeiten beginnen am 01. Dezember mit einem Bagger, dessen Wirken<br />

die erste Kalksandsteinschicht ein Ende setzt. Bis Ende des Jahres steht die Fördermaschine.<br />

Die Heizanlagen sowie Kauen und ein Teil der Bürobaracken werden in Betrieb genommen.<br />

Am Ende des Jahres sind 13,55 m geteuft.<br />

Das Bergwerk bringt seine Förderung im Berichtsjahr<br />

vor allem aus den Flözen Karl, Hugo, Katharina,<br />

Zollverein 1 und Röttgersbank sowie aus den<br />

steilgelagerten Betrieben der Flöze Dickebank und<br />

Sonnenschein.<br />

In der flachen Lagerung läuft ein Streb in Flöz<br />

Zollverein 4 an und wird nach nur 3 Monaten wieder<br />

gestundet.<br />

Aus vollmechanisierten Betrieben kommen nun schon<br />

77,33% der Gesamtförderung.<br />

In Flöz Karl 2 wird ein weiterer Streb mit dem<br />

Rahmenausbau der Firma Hemscheidt ausgerüstet.<br />

Erstmals steht die zentrale Pumpstation nicht im<br />

Bereich des Strebeingangs, sondern etwa 400 m<br />

zurück in der Bandstrecke. Erfolgreich ist der Einsatz<br />

eines überschweren Hobelkörpers im gleichen Streb,<br />

der nun das Klettern des Gewinnungsgerätes auf<br />

einen harten Liegendpacken verhindert.<br />

Mit den durch eine elektro-hydraulische Beienmatik<br />

angetriebenen Rammanlagen stellt sich eine neue<br />

Generation der Gewinnungsgeräte für die steile<br />

Lagerung vor. Es werden 3 dieser Anlagen beschafft<br />

und kommen in den Streben Röttgersbank und<br />

Wilhelm (Blindschacht 88) sowie Wilhelm<br />

(Blindschacht 77) zum Einsatz. Diese nun<br />

hochmechanisierten Steilstreben bringen jeweils eine<br />

tägliche Förderung von mehr als 1.200 tvF. Auch sind<br />

die Bergleute in diesen Betrieben mit ihren hohen<br />

Gedingelöhnen recht zufrieden.<br />

Die ersten als Kurvenförderer konzipierten<br />

Stegkettenförderer des Typs EKF 0, -geliefert von der<br />

Firma Halbach und Braun-, erscheinen unter Tage.<br />

Anlegung von Lehrlingen<br />

Ausbildung von Lehrlingen<br />

81


82<br />

Die DEMAG-Vortriebsmaschine VS 1 (Nashorn) fährt ein Aufhauen in Flöz Dickebank im 5.<br />

Querschlag unterhalb der 3. Sohle auf.<br />

Im Flözberg Röttgersbank westlich des 3. Querschlages läuft eine neuartige Schrapperwinde<br />

mit innenliegenden hydraulischen Trommelbremsen.<br />

Der Einbau einer Bandraffanlage der Firma Eickhoff in der Bandstrecke des Flözes Dickebank<br />

(Rev. 9) ermöglicht es, ein 1.000 m langes Band mit nur einem Antrieb zu betreiben.<br />

Das Bestreben, den Bergleuten lange Fußwege auch in gleislosen Strecken zu ersparen, führt<br />

zur Einführung der Fahrt auf den vorhandenen Förderbändern. Besondere<br />

Sicherheitsmaßnahmen sind vor allem an den Auf- und Absteigestellen zu treffen, bis in den<br />

Bandstrecken der Streben in den Flözen Karl 2 (Rev. 13) und Dickebank (Rev. 9) die<br />

Bandfahrt freigegeben werden kann.<br />

Erstmals wird auch in der 6. Richtstrecke auf der 3. Sohle eine Einschienenhängebahn zur<br />

Personenbeförderung hergerichtet.<br />

Gondel für den<br />

Personentransport<br />

mit der<br />

Einschienenhängebahn<br />

In der horizontalen Ausrichtung wird auf der 7. Sohle der 9. Querschlag nach Süden<br />

weitergetrieben. Mit dem Ziel, wie bei der Verbindung des 3. und 5. Querschlages einen<br />

Kreisverkehr in der Förderung möglich zu machen, beginnt die Unternehmerfirma Grüttner im<br />

Januar mit der Weiterauffahrung der 2. Richtstrecke - als Gegenort zum 9. Querschlag nach<br />

Süden.<br />

Auf der 9. Sohle erfolgt im Mai aus dem Blindschacht 952 heraus die Auffahrung des 5.<br />

Querschlages in Richtung Schacht 2. Der Querschlag soll die Vorräte oberhalb der 9. Sohle<br />

aufschließen und eine Wetter-, später auch eine Förderverbindung zum Schacht 2 herstellen.<br />

Im Oktober wird der Transportberg Flöz Katharina im 3. Querschlag mit der 7. Sohle<br />

durchschlägig.<br />

Die Erstellung der neuen Bergebrechanlage auf der 7. Sohle vom 4. Querschlag aus wird<br />

forciert. Das ist nötig, weil die nunmehr 11 Jahre alte Brechanlage auf der 3. Sohle an Schacht<br />

7 weitgehend abgewirtschaftet ist und vom Maschinenrevier nur unter erheblichem<br />

Reparaturaufwand und hohen Kosten betriebsfähig erhalten wird. Der Leiter der<br />

Maschinenabteilung, Obersteiger Walter Pothmann, hält es sogar für fraglich, ob die Zeit bis<br />

zur Fertigstellung der neuen Anlage noch überbrückt werden kann.


<strong>1964</strong><br />

Nun werden im September die Erweiterungsarbeiten im Maschinenbereich in Angriff<br />

genommen. Die Kosten für die maschinelle Einrichtung und den elektrischen Teil des Objekts<br />

liegen bei etwa 1.100.000 DM. Den Auftrag erhält am 28. Oktober die Westfälische<br />

Maschinenbau AG in Unna. Die neue Brechanlage soll bei einschichtigem Betrieb stündlich<br />

250 t Berge durchsetzen.<br />

Der Umbau im Schacht 3 geht zügig voran. Auf der 7. Sohle werden das erweiterte Füllort<br />

angesetzt und der Seilfahrtskeller hergestellt.<br />

In der Nacht zum 29. August muß der Hauptförderschacht 6 stillgelegt werden. Die Kante<br />

eines auf der 7. Sohle aufgeschobenen Förderwagens hat eine herausragende<br />

Spurlattenschraube erfaßt. Beim Treiben werden auf einen Abschnitt von etwa 130 m<br />

Spurlatten und Einstriche herausgerissen, bis der Korb steht. Der Anschläger Willi Büttner<br />

beweist viel Mut, als er trotz der herabfallenden Teile das am Schacht angebrachte Notsignal<br />

betätigt. Menschen kommen nicht zu Schaden. Ab 07. September läuft die Förderung wieder.<br />

Betroffene Bergleute erhalten ein Überbrückungsgeld.<br />

Nach dem Auslaufen der Zollverein-Streben im Bereich Schacht 2 zwischen der 2. und der 5.<br />

Sohle kann der Schacht 2 die gesamte Seilfahrt der Anlage 1/2/6 und einen Teil der<br />

Materialförderung übernehmen. Das bedeutet dringend nötige Entlastung für den<br />

Förderschacht 6. Voraussetzung dafür ist neben der Einbindung der Hauptförderung zur 7.<br />

Sohle die Einrichtung einer Nebenförderung von der 7. zur 9. Sohle.<br />

Über Tage wird durch den<br />

Bau einer geschlossenen<br />

Mannschaftsbrücke eine<br />

direkte Verbindung vom<br />

Schacht 2 zur Kaue<br />

geschaffen, die die oft<br />

naßgeschwitzten Bergleute<br />

vor Unbilden der Witterung<br />

schützt.<br />

Für den Tagesschacht 5<br />

kommt im Berichtsjahr das<br />

Ende. Am 05. Februar 1904<br />

begann das Abteufen. Bei<br />

einer Teufe von 540 m<br />

stellte man zunächst die<br />

Arbeiten ein und setzte<br />

dann 1914 den Schacht nur<br />

in den Maßen eines<br />

Blindschachtes von etwa<br />

5,0 x 2,5 m auf die<br />

Mannschaftsbrücke von der Kaue zum Schacht 2<br />

Endteufe von 640,1 m bis<br />

zur 5. Sohle durch.<br />

Während der Zeit des Abbaus der Flammkohlenflöze im Westfeld des Bergwerks diente der<br />

Schacht 5 als Abwetterschacht. Da eine Wiederaufnahme des Abbaus in diesem Bereich<br />

ausgeschlossen werden kann, entschließt man sich, den Schacht abzuwerfen und nach<br />

Ausrauben des noch verwendbaren Materials zu verfüllen. Vom Kraftwerk Buer bezieht man<br />

dazu etwa 15.000 t Granulatasche, die nicht zusammenbackt und gegebenenfalls wieder<br />

abgezogen werden kann, falls der Schacht einst doch wieder gebraucht werden sollte. Das<br />

würde aktuell, wenn eines Tages der Abbau der Vorräte im Niveau der 9. Sohle, bis zu der der<br />

Schacht dann noch abgeteuft werden müßte - zweckmäßigerweise vom Bergwerk Schlägel<br />

und Eisen aus - zur Debatte stünde. "Wir wollen unseren Nachkommen die Arbeit möglichst<br />

bequem machen", so Bergwerksdirektor Nehrdich am 10. Juni anläßlich einer Jubilarfeier. Am<br />

09. Dezember bringt ein Seilzug das Fördergerüst zum Fallen.<br />

83


84<br />

Beim Abteufen des Blindschachtes 751 sind<br />

im August die bergmännischen Arbeiten<br />

abgeschlossen.<br />

Der Blindschacht 331 soll vom Niveau Flöz<br />

Dickebank bis Flöz Sonnenschein<br />

weitergeteuft werden, um die Flöze Wasserfall<br />

und Sonnenschein aufzuschließen. Im<br />

März fällt der erste Abschlag.<br />

Die Gasabsaugung bringt im Berichtsjahr<br />

einen Gewinn von etwa 60.000 DM. Die<br />

Gaswirtschaft untersteht nun der<br />

Werksdirektion Energie, wie auch das<br />

Fernheizsystem, an das am 07. Dezember<br />

die Anlage 3/4 angeschlossen wird. Im<br />

Tagesbetrieb werden auf der Anlage 1/2/6 die<br />

werksinternen Straßen weiter ausgebaut.<br />

Hier beginnt man im Mai mit dem Abriß des<br />

alten Kesselhauses. Der Neubau des<br />

Gebäudes wird später einen Teil der<br />

Gasabsaugung und das Lager der<br />

Bohrabteilung aufnehmen. Der Holzplatz<br />

erhält eine neue Beleuchtungsanlage.<br />

Klimakammern verbessern die Arbeitsbedingungen<br />

der an Schacht 6 tätigen<br />

Fördermaschinisten.<br />

Auf Initiative der Westfälische Berggewerkschaftskasse<br />

erhalten französische<br />

Das fallende Fördergerüst des Schachtes 5<br />

Firmen die Möglichkeit, neue Verfahren zur<br />

Untersuchung oberflächennaher Schichten<br />

auf Wasserführung kennenzulernen. In dicht<br />

besiedelten Gebieten können Kenntnisse<br />

darüber wertvoll sein, aber auch beim<br />

Abteufen von Schächten. Die Versuche<br />

finden hinter Schacht 7 statt. Da die<br />

Meßgeräte gewisse Ähnlichkeit mit<br />

Geigerzählern haben, verbreitet sich das<br />

Gerücht, auf dem Gelände von General<br />

Blumenthal befänden sich radioaktive Stoffe<br />

oder es seien Schatzgräber am Werk.<br />

Natürlich ist die Presse sofort zur Stelle.<br />

Bergwerksdirektor<br />

Sachlage klar.<br />

Nehrdich stellt die<br />

Am 17. Februar protestiert die Belegschaft<br />

des Bergwerks gegen eine ab dem 01. Juli<br />

vorgesehene Mieterhöhung bei den<br />

Rechnungsführer Alfred Markötter sen.<br />

Werkswohnungen.<br />

Der Wohnungsbau läuft auf vollen Touren. Auf dem Kuniberg sind 60 Wohneinheiten im Bau.<br />

Am Schneewitchenring entstehen 56 Eigenheim-Wohneinheiten für Bergleute, von denen im<br />

Dezember 12 bezogen werden können. Auch für die Angestellten kann der Bedarf weiter<br />

reduziert werden. In der Sauerland- und Lipperlandstraße werden insgesamt 28 Wohnungen<br />

gebaut. Im Dezember können 12 Familien von Angestellten einziehen. An der<br />

Westerwaldstraße läuft der Bau von 12 Reiheneigenheimen.


<strong>1964</strong><br />

Für den Nachwuchs im Bergbau bringt das Jahr eine zusätzliche Aufstiegsmöglichkeit. Die<br />

Berggewerkschaftskasse Bochum gründet im März eine Fachschule für den<br />

Steinkohlenbergbau. Hier können Bergleute mit einer mindestens 4-jährigen Untertagepraxis<br />

in Abendschulkursen auf den Gebieten Bergbau-, Maschinen- oder Elektrotechnik in den<br />

Aufsichtsdienst überwechseln. Die Ausbildung ist auf 2 Semester angesetzt. Außerdem sollen<br />

die Bewerber vier Semester lang im wöchentlichen Wechsel zwischen Schule und Praxis<br />

ausgebildet werden. Vom Bergwerk General Blumenthal nehmen die ersten 6 Bergfachschüler<br />

dieses Angebot wahr.<br />

Das 1963 ins Leben gerufene Berufsfindungsjahr zeigt sich als Erfolg. Mehr als die Hälfte der<br />

Lehrlinge entschließt sich zu einer Ausbildung auf General Blumenthal, mehr als erwartet. Im<br />

Berichtsjahr läuft die Maßnahme mit 50 neuen Teilnehmern weiter. Der Vorstand genehmigt<br />

ein zusätzliches Jahr. Vier weitere Bergwerke im Ruhrgebiet übernehmen dieses<br />

Ausbildungssystem.<br />

Der ausgezeichnete Kenntnisstand der ausgebildeten Lehrlinge hat auch seinen Nachteil. Die<br />

umliegende Industrie wirbt kräftig ab - allen voran das Opel-Werk in Bochum, das hohe Löhne<br />

zahlt.<br />

Am 31. Juli geht der Tagesbetriebsführer Friedrich Rumberg in den Ruhestand. Erwin Löhken<br />

übernimmt ab dem 01. August die Leitung des Tagesbetriebes.<br />

An einem Magenleiden verstirbt am 23. November Rechnungsführer Alfred Markötter sen..<br />

Noch 1962 konnte er sein 40-jähriges Dienstjubiläum feiern. Nachfolger wird sein bisheriger<br />

Stellvertreter Josef Schardt.<br />

Dr.-Ing. Dietrich Ernst übergibt am 01. Dezember unter Beibehalt seines Geschäftsbereiches<br />

als Betriebsdirektor die Leitung der Stabsstelle an Dipl.-Ing. Dietrich Zimmermann. Die<br />

Abteilung Arbeitsplatzbewertung, Betriebsstudien und Gedingewesen liegt nun in den Händen<br />

von Fahrsteiger Josef Schmidt, der bis dahin in der Abteilung Mechanisierung tätig war.<br />

Am 31. Dezember wird Betriebsführer Dr.-Ing. Ulrich Klinge zur Hauptverwaltung, Abt. Technik<br />

unter Tage, versetzt.<br />

Am 30. Juli verstirbt der seit August 1961 im Ruhestand lebende Obersteiger Franz Monieta.<br />

Im Juli besucht Bundesschatzminister Dr. Werner Dollinger in Begleitung von Herren seines<br />

Ministeriums und der VEBA Kraftwerke einige Chemiebetriebe und Bergwerke im Revier. Auch<br />

das Bergwerk General Blumenthal steht auf dem Programm. Seine Meinung: "Ein Minister<br />

muß von seinen Schätzen etwas mehr wissen als nur Aktenkenntnisse". Er fährt mit dem<br />

“Bereisungswagen” in den Zechenbahnhof ein und nutzt die Zeit, die zum Umspannen der<br />

Lokomotive nötig ist, zu einem Gespräch mit Vorstandsmitglied Bergass. a.D. Hawner,<br />

Bergwerksdirektor Nehrdich und dem Vorsitzenden des Betriebsrats, Kastner.<br />

Bundesschatzminister Dr. Dollinger<br />

besucht das Bergwerk.<br />

v.l.: Betriebsratsvorsitzender Kastner,<br />

Minister Dr. Dollinger, Bergwerksdirektor<br />

Nehrdich, Bergass. a.D. Hawner<br />

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86<br />

Der Oberbürgermeister der Stadt <strong>Recklinghausen</strong>, Heinrich Auge, informiert sich anläßlich<br />

einer Grubenfahrt mit den SPD-Kandidaten Frohne, Lichtenfeld und Masche über die Arbeit<br />

unter Tage. Bergwerksdirektor Nehrdich, Betriebsführer Spree und Betriebsratsvorsitzender<br />

Kastner begleiten den Besuch.<br />

Am 01. Mai feiert der Blumenthaler Werkschor unter Leitung von Studienrat Siegfried<br />

Jablonski sein 10-jähriges Bestehen. Bergwerksdirektor Nehrdich würdigt das Bestreben, das<br />

deutsche Liedgut zu pflegen. Der Vorsitzende des Blumenthaler Betriebsrates, Walter Kastner,<br />

bedankt sich für das Mitwirken des Chores bei Veranstaltungen des Bergwerks. Stadtdirektor<br />

Jäger übermittelt Grüße vom Rat und der Verwaltung der Stadt <strong>Recklinghausen</strong>. Der Chor hat<br />

oft bei Jubilarfeiern und anderen betrieblichen Veranstaltungen den festlichen Rahmen<br />

gegeben, aber auch bei Beerdigungen von Belegschaftsmitgliedern. Seit dem 01. Januar 1962<br />

ist er Mitglied des Deutschen Sängerbundes. Ein Treffen aller Hibernia-Chöre, an dem<br />

insgesamt über 700 Sänger teilnahmen, fand noch 1963 statt. Auch außerhalb des<br />

eigentlichen "Schachtsicherheitspfeilers" hat der nun etwa 50 Mann starke Chor in den<br />

vergangenen Jahren die Recklinghäuser Bürger mit seinem Gesang erfreut. Auch der Humor<br />

ist nie zu kurz gekommen. Am 20. Juli 1959 brachte die Recklinghäuser Zeitung das Bild eines<br />

"Adebar-Transports". Die Mitglieder des Chores erstanden damals einen Kinderwagen und<br />

brachten ihn traditionsgemäß zur Wohnung eines Sangesbruders, bei dem gerade Nachwuchs<br />

angekommen war. Ein Ständchen auf dem Marktplatz machte die Sache offiziell.<br />

Der Chronist erinnert sich noch gern daran, wenn sich zur Probe am Abend eines jeden<br />

Montags gegen Viertel vor acht im Rettungslager die Stimmen erhoben: "Grüß Gott, grüß Gott<br />

mit hellem Klang. Heil deutsches Wort und Sang".

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