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03 F A M I L I E N F O R S C H U N G
D R A H E I M
aus M e w e, Kreis Marienwerder in Westpreußen
Recherchen zur Übersiedlung
der Familie Friedrich Wilhelm Draheim/Marie Helene, geborene Behrendt, von
Westpreußen nach Brandenburg und Berlin 1919/1921
Geschichtlicher Hintergrund für die Aussiedlung
• Im Versailler Friedensvertrag vom 28.06.1919 wurde Westpreußen westlich der Weichsel, ohne
Abstimmung durch die Bevölkerung, Polen zugesprochen. Es entstand der so genannte Korridor, der
Ostpreußen und Danzig vom Deutschen Staatsgebiet abtrennte. Der östlich der Weichsel gelegen Teil
Westpreußens, das Gebiet Marienwerder, wurde als Regierungsbezirk der Provinz Ostpreußen
zugeschlagen. In diesem Gebiet wurde am 11.07.1920 eine Volksabstimmung durchgeführt. 92,3% der
Bevölkerung stimmten für den Verbleib bei Deutschland.
• Der Friedensvertrag von Riga vom 18.03.1921 regelte endgültig die Grenzen Polens gegenüber
Deutschland und zu den Staaten der Sowjetunion.
• Die westlich der Wechsel lebenden Deutschen konnten bzw mussten für Polen optieren und damit
polnische Staatsbürger werden. Vor diesem Hintergrund haben große Teile der deutschen Bevölkerung,
ihre Heimat verlassen und sind in das Deutsche Reich ausgesiedelt. So auch die Familie Friedrich
Wilhelm Draheim.
Genealogische Daten der Familie Friedrich Wilhelm Draheim
Ehefrau Bertha Emilie, geborene Willer, + 01.04.1908:
• Emil Friedrich, * 23.10.1900 in Gluckau, Kreis Danziger Höhe, Ausreise etwa 1919 nach Nowawes
• Johanna Ida, * 04.08.1902 in Rauden, Kreis Marienwerder, angemeldet am 01.10.1921* in Criewen
• Johannes Paul, * 06.08.1902 in Rauden, + 10.08.1903 in Rauden (zweitgeborener Zwilling mit Johanna)
• Frieda Bertha, * 24.05.1904 in Gluckau, Kreis Danziger Höhe, Ausreise etwa 1921 nach Berlin
• Erich Rudolph, * 04.12.1906 in Gremblin, Kreis Marienwerder, Datum der vor der Aussiedlung beschafften
Geburtsurkunde vom StA Rauden: 10.03.1921, Ausreise Mitte 1921 nach Flemsdorf
Ehefrau Marie Helene, geborene Behrendt, + 16.02.1962:
• Walter Ernst, * 23.01.1910 in Gremblin, Kreis Marienwerder, Ausreise Mitte 1921 nach Flemsdorf
• Hedwig Anna, * 29.12.1912 in Klein Falkenau, Kreis Dirschau, Datum der vor der Aussiedlung
beschafften Geburtsurkunde vom StA Klein Falkenau: 10.03.1921, Ausreise Mitte 1921 nach Flemsdorf
• Herbert Paul, * 14.04.1915 in Alt Mösland, Kreis Dirschau, Ausreise Mitte 1921 nach Flemsdorf
* = Es handelt sich um das Ummeldedatum von Stolpe, Kreis Angermünde nach Criewen.
Rekonstruktion der Wanderungsbewegung zur Aussiedlung
Das letzte bekannte Dokument der Familie vor ihrer Aussiedlung aus Westpreußen ist die Konfirmationsurkunde
von Erich Rudolph Draheim. Er wurde am 19.09.1920, in der Evangelischen Kirche zu Swaroschin, Kreis
Dirschau, konfirmiert. Swaroschin - und nicht der langjährige Wohnort Gremblin, Kreis Marienwerder - war also der
letzte Wohnort der Familie vor ihrer Aussiedlung in das Deutsche Reich.
Swaroschin wurde beherrscht von dem Gut Boyzenburg dessen letzter deutscher Besitzer von 1904 bis 1945 Erik
Freiherr von Paleske war. 1939, nach Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in den ‚Korridor’, wurde das Dorf in
Paleskendorf umbenannt. Es gab eine zweiklassige Volksschule und eine evangelische Kirche. 1944 waren 630
Einwohner registriert. Möglicherweise bestand in Swaroschin ein Aussiedlerlager der neuen polnischen
Verwaltung. Es ist nicht gelungen das Ausbürgerungsdokument der polnischen Verwaltung ausfindig zu machen.
Insofern fehlt das genaue Ausreisedatum. Aus den recherchierten Daten und der Beschaffung von
Geburtsurkunden im Frühjahr 1921 kann aber geschlossen werden, dass die Aussiedlung der noch verbliebenen
Familiemitglieder Mitte des Jahres 1921 erfolgte.
Nach den bisher recherchierten Daten und der geführten Gespräche ist sicher, dass die Familie nicht gleichzeitig
mit allen 7 Kindern Westpreußen verlassen hat. Danach sind
Stand: 15.02.2006
Recherchiert von Horst Draheim • E-Mail: horst.draheim@web.de

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• Emil Friedrich, 1919 bereits 18jährig, soll zuerst ausgereist sein um der drohenden Einberufung zur
polnischen Armee zu entgehen. Er ist entweder direkt oder über nicht bekannte Zwischenstationen in
Nowawes ansässig geworden. Das konkrete Anmeldedatum in Nowawes bei Potsdam, konnte noch nicht
recherchiert werden. Bereits 1925 steht er aber im Adressbuch von Nowawes, Vermutlich bestanden
nach Nowawes verwandtschaftliche Kontakte zu Max Draheim, Heilpraktiker, Mittelstr. 28. 1934 kam
noch eine Klara Draheim, Wichgrafstr. 28 hinzu. Er hat am 24.01.1924 in Nowawes geheiratet und bis zu
seinem Tod am 04.05.1980 in der Fritz-Zubeil-Str. 11, der früheren Husarenstr. mit seiner Frau gewohnt.
Die Ehe blieb kinderlos.
• Johanna Ida war vermutlich die Zweite, die Westpreußen verließ. Sie nahm eine Stellung im Haushalt
des Gutsbesitzers von Buch in Stolpe, Kreis Angermünde an. Sie wechselte von dort, laut dem
Melderegister des Landkreises Uckermark, am 01.10.1921 nach Criewen auf ein anderes Anwesen des
von Buch. Sie heiratete 1924 in Flemsdorf, Kreis Angermünde, Richard Munkelberg. Die Familie ließ sich
später in Criewen-Vorwerk nieder, wo er Pferdepfleger auf dem Gut derer von Arnim war. Johanna und
Flemsdorf waren vermutlich die Anlaufstelle der restlichen Familie, die bis Anfang 1925 in Flemsdorf ein
Haus bewohnte.
• Frieda Bertha hat bereits solo, entweder direkt von Westpreußen aus oder über die Zwischenstation
Flemsdorf, in Berlin eine 'Stellung' im Haushalt des Frauenarztes Dr. Erich Saling, heute Ulmenallee 18,
14050 Berlin angetreten. Sie tat es gemeinsam mit ihrer Cousine Emmi Schulz, später verheiratete
Poerschke, die ihrerseits bei einem Kinderarzt eine 'Stellung' antrat. Meldedaten sind unbekannt. Sie
heiratete 1934 Hans Matthusen. Die Familie lebte in Manschnow bei Gorgast/Küstriner Vorland, nach
1945 in Pevestorf bei Gartow/Schnackenburg und dann in Parral, Villa Bavaria/Chile.
• Erich Rudolph, zum Zeitpunkt des Übersiedlung nach Flemsdorf Mitte 1921, 14 Jahre alt, blieb er
zusammen mit seiner Stiefmutter Marie Helene und seien 3 Halbgeschwistern, Walter, Hedwig und
Herbert, bis zur Übersiedlung nach Berlin in Flemsdorf. Seine Schulzeit hat er vermutlich noch in
Swaroschin beendet. Dokumente zur Schulzeit sind nicht überliefert. Er wurde dort bereits am 19.09.1920
durch Pfarrverweser Falkenberg konfirmiert. Er heiratete 1932 Anna Johnson. Die Familie lebte in Berlin.
• Walter Ernst, zum Zeitpunkt des Umzuges nach Berlin im März 1925, 15 Jahre alt hat er seine Schulzeit
vermutlich in Flemsdorf beendet. Er wird dort auch konfirmiert worden sein. Archivalien zur Schulzeit und
zum Kirchenregister sind nicht überliefert. Er heiratete 1939 Gertrud Fiedler. Die Familie lebte in Berlin.
• Hedwig Anna, zum Zeitpunkt des Umzuges nach Berlin im März 1925, 12 Jahre alt, hat sie ihre Schulzeit
in Flemsdorf begonnen und in Berlin-Treptow, in der so genannten 'Roten Schule' Kiefholz- Ecke
Mosischstraße fortgesetzt und möglicherweise auch beendet. Archivalien zur Schulzeit sind nicht mehr
vorhanden. Sie wurde 14-jährig am 20.03.1927 in der Kirche Zum Vaterhaus, Baumschulenstr. 81-83 von
Pfarrer Ahlenstiel konfirmiert. Berichten zufolge soll sie aber auch noch in Berlin-Britz, also nach Ende
1928, dann schon 16 Jahre alt, zur Schule gegangen sein. Erfahrungsgemäß 'hinken' die eingetragenen
Meldedaten den tatsächlichen Zu- bzw Umzugsdaten hinterher. Vielleicht findet sich noch ein
Schulentlassungszeugnis! Sie heiratete 1934 Gerhard Lutz. Die Familie lebte in Berlin.
• Herbert Paul, zum Zeitpunkt des Umzuges nach Berlin im März 1925, 9 Jahre alt, hat seine Schulzeit in
Flemsdorf begonnen, in der 'Roten Schule' in Berlin-Treptow fortgesetzt und schließlich 1929 in Berlin-
Britz beendet. Archivalien zur Schulzeit sind nicht mehr vorhanden. Seine Konfirmation müsste in der
Dorfkirche Berlin-Britz gewesen sein. Die Konfirmationsregister aus dieser Zeit enthalten aber keinen
Namen Draheim. Er heiratete 1937 Gerda Strauch. Die Familie lebte in Berlin.
Zusammenfassung
Das Melderegister in Berlin weist die Daten wie folgt aus: Zuzug von Flemsdorf am 30.03.1925 nach Berlin-
Treptow, Dammweg, Kolonie Morgenrot, Laube 79. Umzug nach Berlin-Britz, Chausseestr.17 (Britzer Damm 183),
am 27.12.1928.
Das Koloniegelände wurde Ende 1928 durch den Bau der S-Bahn-Strecke Baumschulenweg-Köllnische Heide-
Sonnenallee (seinerzeit Kaiser-Friedrich-Str.) stark beeinträchtigt. Der Bahndamm kreuzt das Koloniegelände und
trennt einen Teil des Geländes vom Dammweg ab. Auch das Grundstück der 'Laube 79' fiel dem Bau des
Bahndammes zum Opfer. Das war sicherlich ein Grund für den Umzug nach Britz wo der Familienvater Friedrich
Wilhelm bereits zu einem früheren Zeitpunkt sein Schuhmachergeschäft betrieb.
In den 30er Jahren wurden Neubauten in dem Bereich errichtet. Nach 1945 lag das Gelände im späteren
Sperrstreifen der Sektorengrenze. Der beseitigte die letzten Reste der einstigen Laubenkolonie der 20er Jahre.
Stand: 15.02.2006
Recherchiert von Horst Draheim • E-Mail: horst.draheim@web.de

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Das Familienfoto zum 40. Geburtstag von Marie am 27.09.1925 stellt die Familie sehr fein gemacht vermutlich im
Garten ihrer Laube in der Kolonie Morgenrot dar. Möglich ist aber auch, dass das Foto im Garten des Hauses
Chausseestr. 17 aufgenommen worden war. Dort betrieb Friedrich Wilhelm Draheim schon seit einiger Zeit eine
Schuhmacherei.
Es fehlt nur Johanna, die an diesem Tag in Flemsdorf ihre erste Tochter Frieda zur Welt bringt. Deswegen steht
auf dem Tisch vor der Familie das Hochzeitsfoto von Richard und Johanna Munkelberg. Der auf dem
Familienfoto von 1925 zu bemerkende Habitus lässt bereits einen gewissen Wohlstand vermuten, den die
Schuhmacherei hergab
Ein Foto des Hauses aus 1952, kurz vor dessen Abriss, konnte im Heimatmuseum Neukölln beschafft werden.
Ende der Recherche!
Stand: 15.02.2006
Recherchiert von Horst Draheim • E-Mail: horst.draheim@web.de