In der Begegnung zum Selbst - Schloss Glarisegg
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3 Xxxxxxxxxx | Xxxxxxxxxx Tattva Viveka 35<br />
Prozess«. Das ist ein Übungsfeld für die<br />
Authentizität. Wertvoll ist an diesem<br />
Prozess, sich bewusst zu machen, dass<br />
es normal ist und dazugehört, wenn mal<br />
Schwierigkeiten auftreten. Dass es eben<br />
nicht darum geht, dass jedes Treff en<br />
schön sein muss. Das ist ein unheimlicher<br />
Druck und Fehlglaube: Man muss zusammenkommen<br />
und sich immer toll fühlen.<br />
Aber alleine fühle ich mich ja auch nicht<br />
immer gut. Das gilt es mal auszuhalten.<br />
Zu spüren, dass es gut tut, zusammenzusitzen,<br />
ohne Wollen, ohne Vorstellungen.<br />
Es kommen dann aus <strong>der</strong> Stille heraus<br />
die natürlichen, echten Impulse. Zum<br />
Beispiel, dass jemand spricht o<strong>der</strong> etwas<br />
geschieht.<br />
TV: Was heißt »aus <strong>der</strong> Stille heraus«?<br />
Stefanie Blau: <strong>In</strong> diesem Prozess nach<br />
Scott-Peck erkennt man an, dass diese<br />
Stille dazugehört, dass sie wohltuend<br />
ist. Man kann also ganz lange still sein.<br />
Oft meint man ja, direkt auf Aussagen<br />
antworten zu müssen. Jemand hat etwas<br />
gesagt, das berührt, und dann kommt sofort<br />
jemand mit einem Kommentar. Das<br />
kann verletzend sein o<strong>der</strong> es einfach wegnehmen.<br />
<strong>In</strong> <strong>der</strong> Stille wirkt etwas, das hat<br />
Energie. Es wirkt das Dritte, das Göttliche.<br />
Das hat ganz viel mit Spiritualität<br />
zu tun. Das ist vielleicht <strong>der</strong> gemeinsame<br />
Nenner für unsere Spiritualität hier.<br />
Wir sind gemeinsam im Raum und<br />
es ist still. Das ist wun<strong>der</strong>bar. Ich habe<br />
in Gemeinschaft oft das Gefühl: »Jetzt<br />
muss doch jemand etwas sagen.« Wenn<br />
man sich davon lösen kann und es ist in<br />
Ordnung, wenn alle still sind, ist das sehr<br />
wohltuend. Jenseits von einem echten Impuls,<br />
solange <strong>der</strong> nicht da ist, muss nichts<br />
passieren. <strong>Selbst</strong> eine Betretenheit, wenn<br />
sie echt ist, hat auch etwas Großes, etwas<br />
Wohltuendes. Man sollte das nicht zurechtbiegen.<br />
Es muss nicht peinlich sein.<br />
Im Speisesaal werden nur vegetarische, kontrolliert-biologische Speisen angeboten.<br />
Ein betretenes Schweigen ist es, wenn es<br />
nichts zu sagen gibt, man aber denkt: Das<br />
darf doch nicht sein. Hier ist es an<strong>der</strong>s:<br />
Es gibt nichts zu sagen und es ist natürlich.<br />
Niemand muss die Situation retten.<br />
Dann kommt das An<strong>der</strong>e meistens, es<br />
än<strong>der</strong>t sich, man kann etwas Neues zulassen.<br />
Das ist eines <strong>der</strong> Dinge, um die es<br />
geht, die ich so schwierig zu beschreiben<br />
fi nde. Wir haben hier keinen Guru. Wir<br />
vertreten nicht nur eine Philosophie o<strong>der</strong><br />
eine Religion und sind doch eine spirituelle<br />
Gemeinschaft. Der eine nennt das<br />
Göttliche »das Dritte«, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e »die<br />
Quelle«. Diese Off enheit empfi nde ich als<br />
zeitgemäß. Die verschiedenen Wege treffen<br />
sich. Einzelne Menschen gehen sehr<br />
konsequent ihre Wege, aber auch die Anerkennung<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Wege erhält<br />
ihren Raum.<br />
TV: Das ist ganz wichtig. Diese lineareindimensionalen<br />
Bewegungen führen eben<br />
zu Dogmatismus, zur Ausgrenzung des An<strong>der</strong>sartigen,<br />
des Fremden. Das ist das Alte.<br />
Aber heute empfi nde ich, dass es einen Aufbruch<br />
gibt, dass <strong>In</strong>tegration statt fi ndet.<br />
Stefanie Blau: Es geht aber auch hier<br />
darum, nicht in ein Pseudo-Verhalten zu<br />
kommen, in eine totale Beliebigkeit. Ich<br />
lese grade ein Buch von Marcel Geisser:<br />
Die Buddhas <strong>der</strong> Zukunft. Es geht um einen<br />
buddhistischen Weg, <strong>der</strong> Autor sagt<br />
aber auch: Im Kern des Buddhismus ist<br />
die Off enheit, die <strong>Selbst</strong>kritik drin. Wenn<br />
ich in diesem Zusammenhang noch mal<br />
zu Scott-Peck zurückkommen darf, denn<br />
die Pseudo-Gemeinschaft defi niert sich<br />
mit dem Credo: »Wir sind ja alle gleich.<br />
Alles ist eins. Du bist ja genau so wie ich,<br />
Wir sind eine sehr undogmatische Gemeinschaft –<br />
manche sehen das als Schwäche. Wir respektieren<br />
sehr stark individuelle Entscheidungen.<br />
deshalb verstehen wir uns so gut.« Das<br />
mündet oft im Chaos, im Streit. Und<br />
dann stellt sich die Frage, trennt man sich<br />
ober bleibt man am Ball und nimmt das<br />
ganze Chaos auf sich, entleert sich und<br />
sagt plötzlich: »Ich, aua!«<br />
Es ist oft so, es tut erst mal weh. Wir<br />
sind eben doch nicht gleich, ich bin eben<br />
doch allein auf <strong>der</strong> Welt, wir haben eben<br />
doch unterschiedliche Bedürfnisse. Das