Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wie der H<strong>und</strong> zum Men schen kam<br />
vielen Gräbern dieser Zeit sind H<strong>und</strong>e mit bestattet,<br />
Seite an Seite mit ihren Herren. Gelegentlich geht<br />
die Liebe zum H<strong>und</strong> auch durch den Magen – aber<br />
als Fleischreserve nutzt man H<strong>und</strong>e wohl nur in<br />
Ausnahmesituationen.<br />
Kampfh<strong>und</strong>e im Zweistromland<br />
In Mesopotamien <strong>und</strong> Ägypten liegen die zarten<br />
Anfänge der H<strong>und</strong>ezucht: In diesen frühen Hochkulturen<br />
im vierten Jahrtausend v. Chr. ist die Jagd<br />
ein Luxus der Reichen <strong>und</strong> Vornehmen – sie sind es<br />
wohl auch, die als erste damit anfangen, H<strong>und</strong>e zu<br />
züchten. Einer der frühen Rasseh<strong>und</strong>e ist der so<br />
genannte Tesem, ein Windh<strong>und</strong>: hochbeinig, mit<br />
stehenden Ohren, schmaler Schnauze <strong>und</strong> kurzem<br />
Ringelschwanz. Der Tesem ist ideal bei Hetzjagden<br />
in offenem Gelände. Für die Jagd auf Löwen <strong>und</strong><br />
Wildschweine hält man schwere, große H<strong>und</strong>e,<br />
ähnlich den heutigen Mastiffs. Später werden<br />
diese H<strong>und</strong>e auch im Krieg eingesetzt, vor allem<br />
von Babyloniern <strong>und</strong> Assyrern. Unter ägyptischen<br />
Adeligen beschenkt man sich mit kleineren, in<br />
Rudeln gehaltenen Stöberh<strong>und</strong>en – ein nubischer<br />
Stamm soll Pharao Thutmoses III. (1512-1436 v.<br />
Chr.) eine ganze Meute solcher Jagdh<strong>und</strong>e als<br />
Geschenk übersandt haben. Als Palast- <strong>und</strong><br />
8<br />
Gesellschaftsh<strong>und</strong>e hält man die ersten deutlich<br />
unproportionierten H<strong>und</strong>e mit langem Rücken <strong>und</strong><br />
sehr kurzen Läufen.<br />
Schoßh<strong>und</strong>e im alten Rom<br />
Doch erst die Römer züchten in großem Stil allerlei<br />
Nutztiere <strong>und</strong> gelten als eigentliche Begründer der<br />
systematischen Rasseh<strong>und</strong>ezucht: auf unterschiedliches<br />
Wild spezialisierte Jagdh<strong>und</strong>e, schnelle, kräftige<br />
Hirtenh<strong>und</strong>e <strong>und</strong> schwere große Wachh<strong>und</strong>e zum<br />
Schutz von Haus, Hof <strong>und</strong> Familie. Im Krieg setzen<br />
die Römer keine H<strong>und</strong>e ein, doch an den Grenzen<br />
des Reiches hält man scharfe Wach- <strong>und</strong> Spürh<strong>und</strong>e<br />
zur Abschreckung. Das äußere Erscheinungsbild des<br />
H<strong>und</strong>es ist um die Zeitenwende so vielfältig wie nie<br />
zuvor; auf den Straßen des römischen Reiches der<br />
Kaiserzeit sind schon die meisten Formen heutiger<br />
H<strong>und</strong>e vertreten: mopsähnliche Tiere mit extrem verkürzten<br />
Schnauzen <strong>und</strong> starkem Unterbiss, oder<br />
Zwergh<strong>und</strong>e, die nicht größer sind als 20 bis 30 Zentimeter,<br />
manchmal sogar noch kleiner. Offenbar sind<br />
sie bei den Damen als Schoßh<strong>und</strong>e beliebt. Allerdings<br />
kann keine der heutigen H<strong>und</strong>erassen ihren<br />
Stammbaum bis in Kaiser Augustus’ Zeiten zurückverfolgen:<br />
Die meisten römischen H<strong>und</strong>erassen sterben<br />
mit dem Untergang des römischen Reiches aus.<br />
Vom Bullenbeißer zum Rasseh<strong>und</strong><br />
Die Entwicklung zum modernen Rasseh<strong>und</strong> beginnt<br />
in England. Am Hof des englischen Königs ist der<br />
Kampf von <strong>H<strong>und</strong>en</strong> gegen wilde Tiere – zunächst<br />
gegen Bären, später auch gegen Wölfe, Löwen oder<br />
Stiere – bereits im Mittelalter ein beliebter Zeitvertreib.<br />
Im 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wird daraus ein<br />
regelrechter Volkssport, besonders das sogenannte<br />
„Bullenbeißen“ ist beliebt. Spezielle Kampfh<strong>und</strong>e,<br />
Bulldogs, die sich in der Schnauze des Stieres festbeißen,<br />
werden zu diesem Zweck gezüchtet.<br />
Aggressivität, Kraft <strong>und</strong> Furchtlosigkeit sind die<br />
Kriterien der strengen Auslese. Bald lässt man, als<br />
billigere Alternative, auch H<strong>und</strong>e gegeneinander<br />
kämpfen. Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts werden die<br />
beliebten H<strong>und</strong>ekämpfe in England verboten. Doch<br />
die Leidenschaft der Briten für die H<strong>und</strong>ezucht lässt<br />
sich dadurch nicht bremsen. Statt auf Leistung setzt<br />
man jetzt auf äußere Merkmale. Immer mehr der<br />
alten H<strong>und</strong>eformen werden so zu neuen Rassen<br />
vereinheitlicht <strong>und</strong> veredelt. Die meisten der neuen<br />
Rassen gehen auf gebräuchliche Jagd- <strong>und</strong> Hüteh<strong>und</strong>e-Schläge<br />
zurück, nur wenige, etwa Pekinesen<br />
<strong>und</strong> Bernhardiner, lassen sich bis ins Mittelalter<br />
zurückverfolgen. 1879 findet in Newcastle die erste<br />
H<strong>und</strong>eausstellung statt – die moderne Rassezucht<br />
hat begonnen.<br />
Links:<br />
Erst nach der Eiszeit beginnt der H<strong>und</strong> seine Karriere als<br />
Jagdbegleiter des <strong>Menschen</strong><br />
Mitte:<br />
Kraftpakete im Einsatz gegen Raubtiere: Mastiffartige<br />
Kampfh<strong>und</strong>e wurden vor allem in Mesopotamien gehalten<br />
Rechts:<br />
Erst bei den Römern wird der H<strong>und</strong> im eigentlichen Sinn<br />
zum „Haustier“: Wachh<strong>und</strong>e zum Schutz von Haus <strong>und</strong> Hof<br />
waren weit verbreitet<br />
Die Rassezucht rein auf äußere Merkmale ist eine<br />
Erfindung des neunzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
9