Der Markt für UnterhaltUngs- elektronik in DeUtschlanD
Der Markt für UnterhaltUngs- elektronik in DeUtschlanD
Der Markt für UnterhaltUngs- elektronik in DeUtschlanD
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Center for Scenario<br />
Plann<strong>in</strong>g<br />
Roland BeRgeR<br />
ReSeaRCh Unit<br />
<strong>Der</strong> <strong>Markt</strong> <strong>für</strong> <strong>UnterhaltUngs</strong><strong>elektronik</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>DeUtschlanD</strong><br />
szenarien als Basis <strong>für</strong> erfolgreiche Wachstumsstrategien
InhaltsverzeIchnIs<br />
1. vorwort 2<br />
2. executive summary 3<br />
3. entwicklungen <strong>in</strong> der Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> – e<strong>in</strong> Industrieüberblick 6<br />
3.1 Größe und Struktur der Branche 6<br />
3.2 Produkte und Wettbewerb 7<br />
3.3 Vertriebskanäle 9<br />
3.4 Konsumenten 10<br />
4. szenarien <strong>für</strong> den deutschen <strong>Markt</strong> <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
im Jahr 2016 12<br />
4.1 Szenarien im Detail 12<br />
4.2 Handel 2.0 12<br />
4.3 Schlussverkauf 14<br />
4.4 "Service ist geil" 16<br />
4.5 App Store 18<br />
5. Implikationen <strong>für</strong> hersteller und händler von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> 20<br />
5.1 Implikationen <strong>für</strong> Hersteller 20<br />
5.2 Implikationen <strong>für</strong> Händler 21<br />
6. Methodik 23<br />
7. Quellenverzeichnis 26<br />
8. Kontakt 27<br />
9. hhl center for scenario Plann<strong>in</strong>g 28<br />
10. Firmenportrait roland Berger strategy consultants 28<br />
1
2<br />
2<br />
1. vorwort<br />
<strong>Der</strong> <strong>Markt</strong> <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> ist wieder <strong>in</strong> Bewegung. Das wirkt sich jedoch nicht<br />
stimulierend auf se<strong>in</strong>e Größe oder se<strong>in</strong> aktuelles Wachstum aus. Es s<strong>in</strong>d die Parameter<br />
se<strong>in</strong>es Bed<strong>in</strong>gungsgefüges, die sich ändern.<br />
<strong>Der</strong> Gesamtmarkt ist deutlich volatiler geworden und es ist kaum noch zu prognostizieren,<br />
wie er sich entwickeln könnte. Anzahl und Auswirkungen von Krisen rund um den Erdball<br />
nehmen zu, die Ursachen s<strong>in</strong>d vielschichtig. E<strong>in</strong>es <strong>in</strong>des ist gewiss: Sie alle wirken sich<br />
auf den <strong>Markt</strong> <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> aus. <strong>Der</strong> harte weltweite Preiswettbewerb zw<strong>in</strong>gt<br />
Hersteller dazu, Skaleneffekte nachhaltig zu nutzen und Wirtschaftlichkeit und hohe Innovations<strong>in</strong>vestitionen<br />
mit Differenzierung zu verb<strong>in</strong>den.<br />
Die Konstellation der Wettbewerber verändert sich nachhaltig. Nach der Ära der Europäer,<br />
nach der der Japaner dom<strong>in</strong>ieren aktuell die Koreaner den <strong>Markt</strong>. Ch<strong>in</strong>esische Unternehmen<br />
schicken sich an, auch weltweit aktiver zu werden. Vor allem s<strong>in</strong>d es neue, aus<br />
verwandten Märkten stammende Akteure, die die Regeln dieses traditionellen <strong>Markt</strong>es<br />
verändern. Neue Geschäftsmodelle s<strong>in</strong>d am Start.<br />
Auch auf der Handelsseite geschieht etwas. <strong>Der</strong> langjährige Trend zu den auf Kosten des<br />
traditionellen Handels wachsenden Großflächen ist durch e<strong>in</strong>en neuen Trend abgelöst<br />
worden. Onl<strong>in</strong>ehändler und <strong>in</strong>novative traditionelle Händler mit Onl<strong>in</strong>eauftritt gew<strong>in</strong>nen<br />
<strong>Markt</strong>anteile. Auch Hersteller wagen die direkte Distribution.<br />
In e<strong>in</strong>em solchen Umfeld gilt es, gewappnet zu se<strong>in</strong> <strong>für</strong> unabsehbare Entwicklungen und<br />
Trends. Sie bieten viele Chancen der Differenzierung und damit auch künftig e<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />
<strong>für</strong> nachhaltiges und profitables Wachstum. Wer allerd<strong>in</strong>gs abwartet, was passiert,<br />
wer reagiert, statt zu agieren, der wird es <strong>in</strong> Zukunft schwerer haben und Platz machen<br />
müssen. Deshalb möchten wir mit dieser Studie Handelsunternehmen und Herstellern<br />
Anregungen und Denkanstöße geben, wie sie mit diesen Herausforderungen erfolgreich<br />
umgehen können. Wir nutzen da<strong>für</strong> die Szenariotechnik, die hervorragend geeignet ist,<br />
diese Aufgabe zu erfüllen.<br />
Prof. Dr. torsten wulf Dr. Björn re<strong>in</strong>eke<br />
Akademischer Direktor Partner<br />
Center for Scenario Plann<strong>in</strong>g Roland Berger Strategy Consultants<br />
Handelshochschule Leipzig (HHL)
2. execUtIve sUMMary<br />
"Geiz ist Geil" 1) – dieser Werbeslogan e<strong>in</strong>es führenden deutschen Händlers <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
hat jahrelang das <strong>Markt</strong>geschehen bestimmt. Stationäre Händler erfreuten<br />
sich kont<strong>in</strong>uierlich steigender Umsätze und e<strong>in</strong>kaufswilliger Konsumenten. Die Hersteller<br />
von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> h<strong>in</strong>gegen waren e<strong>in</strong>er steigenden <strong>Markt</strong>macht der Händler<br />
ausgesetzt, die ihre Margen stark unter Druck setzte.<br />
Trotz dieser unterschiedlichen Positionen <strong>in</strong>nerhalb des deutschen <strong>Markt</strong>es <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
gibt es verschiedene Unsicherheitsfaktoren, die alle <strong>Markt</strong>teilnehmer <strong>in</strong><br />
gleichem Umfang treffen: Die Wachstumsraten werden volatiler, das Verhalten der Konsumenten<br />
unberechenbarer und die Anforderungen an <strong>Markt</strong>teilnehmer komplexer. Zu den<br />
Herausforderungen an die Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> zählen u.a. mögliche Veränderungen im<br />
Kaufverhalten der Kunden, die unsichere Akzeptanz von Innovationen sowie e<strong>in</strong>e mögliche<br />
radikale Veränderung der bestehenden Wertschöpfungskette. Diese Beispiele künftiger<br />
E<strong>in</strong>flussfaktoren verdeutlichen, wie notwendig e<strong>in</strong>e flexible strategische Planung <strong>für</strong> die<br />
e<strong>in</strong>zelnen <strong>Markt</strong>teilnehmer ist.<br />
Die vorliegende Studie wurde erstellt, um die oben genannten Herausforderungen erfolgreich<br />
zu meistern und Manager <strong>in</strong>nerhalb der Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> bei ihrer strategischen<br />
Planung zu unterstützen. In dieser Studie wurde erstmals der geme<strong>in</strong>sam von der<br />
Handelshochschule Leipzig (HHL) und Roland Berger Strategy Consultants entwickelte<br />
Ansatz der szenariobasierten strategischen Planung auf den deutschen <strong>Markt</strong> <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
angewendet. Unsere Szenarien basieren auf umfangreichen Recherchen,<br />
Expertenworkshops und e<strong>in</strong>er Umfrage unter verschiedenen <strong>Markt</strong>teilnehmern <strong>in</strong><br />
der Unterhaltungs<strong>elektronik</strong>. Diese Vorgehensweise stellt sicher, dass alle relevanten<br />
Trends und E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>in</strong> die Szenarien e<strong>in</strong>geflossen s<strong>in</strong>d, und bürgt <strong>für</strong> die hohe<br />
Qualität der Studie.<br />
Die vier von uns entwickelten Szenarien basieren auf zwei Kernunsicherheiten. Diese<br />
wurden durch e<strong>in</strong>e Umfrage identifiziert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Szenarioworkshop mit Industrieexperten<br />
validiert. Diese zwei Kernunsicherheiten <strong>für</strong> die Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
bestehen <strong>in</strong><br />
> der Veränderung der Branchenstruktur und<br />
> der Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Auf der Basis dieser Kernunsicherheiten sowie weiterer Trends und E<strong>in</strong>flussfaktoren haben<br />
wir vier plausible Zukunftsszenarien <strong>für</strong> die Entwicklung des deutschen <strong>Markt</strong>es <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
von heute bis zum Jahr 2016 erstellt:<br />
3
4<br />
4<br />
handel 2.0 beschreibt e<strong>in</strong>e Zukunft, <strong>in</strong> der Samsung, LG und Sony den Massenmarkt <strong>für</strong><br />
Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> dom<strong>in</strong>ieren und der traditionelle Handel zunehmend unter Druck<br />
gerät. Konsumenten <strong>in</strong>vestieren überproportional viel Geld <strong>in</strong> Elektronikprodukte und s<strong>in</strong>d<br />
sehr qualitätsorientiert. Die Hersteller haben ihre Verhandlungsmacht <strong>in</strong>nerhalb des <strong>Markt</strong>es<br />
erheblich stärken können, seitdem sie mit Flagship-Stores <strong>in</strong> den Handel e<strong>in</strong>getreten<br />
s<strong>in</strong>d. Zielgruppenorientierte Handelsplattformen haben die <strong>Markt</strong>dom<strong>in</strong>anz der Hersteller<br />
auf Kosten der traditionellen und der Onl<strong>in</strong>ehändler befestigt.<br />
schlussverkauf zeichnet sich durch e<strong>in</strong>en harten Preiskampf sowohl im E<strong>in</strong>zelhandel als<br />
auch bei den Herstellern aus. E<strong>in</strong>e negative Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
hat dazu geführt, dass der E<strong>in</strong>zelhandel von Discountern und preisgünstigen<br />
Onl<strong>in</strong>ehändlern dom<strong>in</strong>iert wird. Deutsche Hersteller von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> s<strong>in</strong>d vom<br />
<strong>Markt</strong> verschwunden, weil Kunden die angestrebten Differenzierungsstrategien nicht angenommen<br />
haben und nur auf den Preis achten. Handel und Hersteller haben ke<strong>in</strong>en Weg<br />
gefunden, die Abwärtsspirale der Preise zu stoppen. E<strong>in</strong> Ende der Konsolidierungswelle<br />
ist nicht abzusehen.<br />
"service ist geil" ist e<strong>in</strong> Szenario, <strong>in</strong> dem differenziert auftretende Hersteller und Händler<br />
den <strong>Markt</strong> <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> dom<strong>in</strong>ieren. Die Hersteller haben es nicht geschafft,<br />
die <strong>Markt</strong>macht der traditionellen Händler zu brechen. Im Gegenteil, die Konsolidierung<br />
auf Herstellerseite hat zu e<strong>in</strong>er erhöhten Verhandlungsmacht der Händler geführt. Kunden<br />
<strong>in</strong>vestieren aufgrund positiver wirtschaftlicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungen stark <strong>in</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
und verlangen e<strong>in</strong> hohes Maß an Service und Beratung. Auf diese Bedürfnisse<br />
können nur Fachhändler und spezialisierte Anbieter von Inhalten bzw. Hersteller<br />
e<strong>in</strong>gehen.<br />
app store beschreibt e<strong>in</strong>e Zukunftswelt, <strong>in</strong> der der Verkauf von Inhalten den <strong>Markt</strong> <strong>für</strong><br />
Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> beherrschen. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage<br />
nutzen Kunden sehr stark Vergleichsplattformen, wenn sie Hardware kaufen wollen. Dies<br />
setzt sowohl den traditionellen E<strong>in</strong>zelhandel als auch die großen Handelsmarken unter<br />
Druck. Onl<strong>in</strong>ehändler und Anbieter von Inhalten profitieren von diesem veränderten Kundenverhalten.<br />
Kunden s<strong>in</strong>d bereit, <strong>für</strong> gute Inhalte Geld auszugeben. Elektronische Geräte<br />
h<strong>in</strong>gegen haben den Charakter e<strong>in</strong>er Standardware angenommen, bei der alle Hersteller<br />
als austauschbar angesehen werden. Die Marke zählt nichts mehr. Auf diese Entwicklung<br />
haben die Hersteller von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> ke<strong>in</strong>e Antwort gefunden.
Abbildung 1: Zukunftsszenarien <strong>für</strong> den <strong>Markt</strong> <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Negative<br />
Entwicklung der<br />
wirtschaftlichen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Verstärkte Veränderung der<br />
Branchenstruktur<br />
App Store<br />
Handel 2.0<br />
Neue Wettbewerber, die verstärkt Produzenten drängen verstärkt <strong>in</strong><br />
Inhalte anbieten treten <strong>in</strong> den den Handel, wobei die Grenzen<br />
<strong>Markt</strong>. Produzenten und Händler zwischen direktem und <strong>in</strong>direktem<br />
s<strong>in</strong>d stark konzentriert. Kunden<br />
setzen auf das Internet und<br />
Vertrieb verschwimmen.<br />
Konsumenten werden immer Positive<br />
Selbstbedienung <strong>in</strong>dividueller Entwicklung der<br />
Schlussverkauf<br />
Extrem preisbewusste Kunden<br />
setzen handel und Hersteller unter<br />
Druck, was zu e<strong>in</strong>em starken<br />
Verdrängungswettbewerb führt,<br />
den vor allem kle<strong>in</strong>e Spieler nicht<br />
überleben<br />
Ger<strong>in</strong>gere Veränderung<br />
der Branchenstruktur<br />
"Service ist geil"<br />
Hersteller bedienen den <strong>Markt</strong><br />
über den starken Handel, der sich<br />
auf den Massenmarkt konzentriert.<br />
Konsumenten nutzen das<br />
Internet, der stationäre Handel<br />
dom<strong>in</strong>iert jedoch<br />
wirtschaftlichen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Jedes dieser Szenarien beschreibt e<strong>in</strong>e mögliche künftige Entwicklung des deutschen<br />
<strong>Markt</strong>es <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> <strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren. Die Szenarien s<strong>in</strong>d nicht<br />
dazu gedacht, die Zukunft vorauszusagen. Sie sollen lediglich das Denken öffnen und<br />
dabei helfen, mögliche Gefahren und Möglichkeiten frühzeitig zu erkennen. Auf der Basis<br />
dieser Szenarien können deutsche Hersteller und Händler von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> gezielt<br />
Strategien entwickeln und Handlungsmaßnahmen ableiten, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em komplexen<br />
<strong>Markt</strong>umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
5
6<br />
6<br />
3. entwIcKlUngen In <strong>Der</strong> <strong>UnterhaltUngs</strong>eleKtronIK –<br />
eIn InDUstrIeüBerBlIcK<br />
3.1 größe und struktur der Branche<br />
<strong>Der</strong> deutsche <strong>Markt</strong> <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong>/Consumer Electronics (CE) steht<br />
auch 2011 auf e<strong>in</strong>em soliden Fundament und behauptet se<strong>in</strong>en Platz als größter und<br />
wichtigster Ländermarkt der EU. Im Gegensatz zum gesamteuropäischen <strong>Markt</strong>, <strong>in</strong> dem<br />
die Umsätze wegen der Wirtschaftskrise 2010 um 7 Prozent e<strong>in</strong>gebrochen s<strong>in</strong>d, ist der<br />
<strong>Markt</strong> hierzulande um 6 Prozent auf 25,8 Milliarden Euro (siehe Abbildung 2) gewachsen<br />
und wird 2011 mehr als 26 Milliarden Euro erreichen. Se<strong>in</strong>e absolute Größe machen ihn<br />
zu e<strong>in</strong>em wichtigen Zielmarkt <strong>für</strong> alle bedeutenden <strong>in</strong>ternationalen Unternehmen der<br />
Branche. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund gew<strong>in</strong>nen die Trends, die hier zu beobachten s<strong>in</strong>d,<br />
an Gewicht.<br />
Das wichtigste Teilsegment <strong>in</strong> der Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> bilden die Flachbildfernseher<br />
und diese stehen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e beispiellose Erfolgsgeschichte: Mehr als 9,3 Millionen Fernsehgeräte<br />
wurden im Jahr 2010 an Endkunden ausgeliefert – fast jeder vierte Haushalt<br />
erneuerte damit se<strong>in</strong>en Bestand. Besonders stark steigt <strong>in</strong> Deutschland die Nachfrage<br />
nach digitalen Set-Top-Boxen und Blu-ray-Playern.<br />
Abbildung 2: Umsatzentwicklung des deutschen Unterhaltungs<strong>elektronik</strong>marktes<br />
2006-2011 [Mio. EUR]<br />
22.400<br />
22.900<br />
CAGR: 3%<br />
23.800<br />
24.305<br />
25.807<br />
26.320-<br />
26.580<br />
2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
Quelle: Roland Berger Strategy Consultants Schätzung<br />
<strong>Der</strong> starke Wettbewerbsdruck mit zahlreichen Marken und Firmen hat e<strong>in</strong> stark fragmentiertes<br />
wettbewerbsumfeld erzeugt, <strong>in</strong> dem ke<strong>in</strong> Unternehmen nachhaltig hohe <strong>Markt</strong>anteile<br />
halten kann. Nicht e<strong>in</strong>mal die großen <strong>Markt</strong>akteure Samsung, Sony und LG konnten<br />
ihre führende Position im Beobachtungszeitraum unangefochten behaupten und unterlagen<br />
starken Schwankungen. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass im Vergleich zu anderen<br />
Branchen zwar e<strong>in</strong> hoher Anteil mult<strong>in</strong>ationaler, aber nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Anteil nationaler<br />
<strong>Markt</strong>teilnehmer zu verzeichnen ist.
Auch die vertriebskanalseite <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> ist e<strong>in</strong>em starken strukturellen<br />
Wandel unterworfen. <strong>Der</strong> klassische Fachhandel, der noch bis vor kurzem der dom<strong>in</strong>ierende<br />
Vertriebskanal war, wird durch das Wachstum der Elektrofachmärkte und des Internets<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bedeutung zurückgedrängt. Große Onl<strong>in</strong>ehändler und Hersteller mit Direktvertrieb<br />
haben sich e<strong>in</strong>en beachtlichen Anteil an der Vermarktung gesichert: Tendenz steigend.<br />
2011 ist der deutsche Konsument vernetzt wie nie zuvor. Die Kaufabwicklung <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
im Internet stellt <strong>für</strong> viele Verbraucher ke<strong>in</strong>e Hürde mehr dar. Das<br />
Internet hat stattdessen als neutrale Informationsquelle an Bedeutung gewonnen, weil<br />
hier Empfehlungen und Bewertungen anderer Konsumenten zu Produkten und Marken<br />
gefunden werden können. Das Internet hat stattdessen als neutrale Informationsquelle<br />
an Bedeutung gewonnen, weil hier Empfehlungen und Bewertungen anderer Konsumenten<br />
zu Produkten und Marken gefunden werden können. Folgerichtig steigt die Zahl der<br />
Konsumenten, die mit der Abwicklung im Internet vollkommen oder sehr zufrieden ist.<br />
3.2 Produkte und wettbewerb<br />
Die 2011 <strong>in</strong> Deutschland neu e<strong>in</strong>geführten Produkte s<strong>in</strong>d stark durch die Trends der<br />
letzten Jahre geprägt:<br />
> Konvergenz: Die Konvergenz der Technologien und damit auch der verbundenen E<strong>in</strong>zelmärkte<br />
hat sich <strong>in</strong>sbesondere im TV-Bereich rasch entwickelt. E<strong>in</strong> Internetzugang ist<br />
heute bereits selbstverständlich. TV-Geräte mit Internetanschluss als Medienzentrale<br />
s<strong>in</strong>d ebenfalls bereits verfügbar. Und schon bald werden Videokonferenzen und normale<br />
Telekommunikation über den Fernseher abgewickelt werden können.<br />
> reduktion der Komplexität: Die Benutzerfreundlichkeit der Geräte verbessert sich<br />
<strong>in</strong>sgesamt, auch wenn noch lange nicht alle Anbieter die Bedeutung dieser Nutzeranforderung<br />
verstanden haben. Software bzw. das User<strong>in</strong>terface s<strong>in</strong>d deswegen immer noch<br />
e<strong>in</strong> Mittel der Differenzierung. So können Inhalte und neue Services angeboten werden<br />
ohne dass die Komplexität <strong>in</strong> der Bedienung der Geräte steigt. Apple hat es vorgemacht.<br />
> "smarte" Mobilität und Flexibilität: Portable und vernetzte Endgeräte erlauben es,<br />
immer und überall mediale Inhalte abzurufen. Das wird <strong>in</strong> absehbarer Zeit den Konsum<br />
von Inhalten über das TV-Gerät verändern.<br />
> Interaktivität: Über geme<strong>in</strong>same Netzstandards können Geräte verschiedener Kategorien<br />
mite<strong>in</strong>ander verbunden werden, Daten senden und empfangen. Dokumente<br />
oder Fotos können <strong>in</strong> der Cloud abgelegt, geteilt und bearbeitet werden und zwar auf<br />
Fernsehgeräten, auf Mobiltelefonen oder auf Tablets<br />
> Personalisierung: <strong>Der</strong> Wunsch. Form, Farbe und Inhalte selbst zu gestalten, bestimmt<br />
das Nutzungsverhalten der Konsumenten.<br />
> zunehmender e<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>novativer technologien: Die Geschw<strong>in</strong>digkeit, mit der die<br />
große Innovation des 3D-TV e<strong>in</strong>geführt wurde, kann als S<strong>in</strong>nbild <strong>für</strong> das hohe Innovationstempo<br />
<strong>in</strong> der Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> gelten. Es ist nicht zu erwarten, dass es sich<br />
<strong>in</strong> nächster Zeit verlangsamen wird. Vor allem NFC-Technologien (near field communication)<br />
werden neue <strong>in</strong>novative Anwendungen wie z.B. mobiles Bezahlen, Ticket<strong>in</strong>g oder<br />
elektronische Reiseführer <strong>in</strong>itiieren.<br />
7
8<br />
8<br />
Besonders aus den Trends zu Konvergenz und Mobilität folgt, dass sich das Medienverhalten<br />
nicht nur <strong>in</strong> Deutschland rasant ändern wird. Nicht mehr das Fernsehgerät<br />
wird im Zentrum des Medienkonsums stehen, sondern e<strong>in</strong>e Reihe von Geräten, die sich<br />
synchronisieren lassen. Die großen koreanischen Konzerne bauen auf eigene Standards<br />
und Medienportale. Kle<strong>in</strong>e <strong>Markt</strong>akteure schließen sich zusammen, um <strong>in</strong> Konsortien<br />
entsprechende Angebote aufbauen zu können. Ke<strong>in</strong> Anbieter wird es sich jedoch langfristig<br />
leisten können, se<strong>in</strong>e Produkte gegenüber e<strong>in</strong>em größeren, markenübergreifenden<br />
Netzwerk abzuschotten.<br />
Flachbildfernseher stehen <strong>in</strong>zwischen <strong>für</strong> fast die hälfte des gesamtumsatzes des<br />
deutschen Unterhaltungs<strong>elektronik</strong>marktes. Analoge Technologien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland<br />
fast ganz verschwunden. Ende April 2012 wird der letzte analoge Transmitter abgeschaltet.<br />
Die neuen digitalen Produkte setzen ihren Siegeszug fort. Auf der Basis e<strong>in</strong>er deutlich<br />
verbesserten Vernetzbarkeit sowie häufig mit Inhalten und <strong>in</strong>teraktiven Services verbunden<br />
werden Anwendungen geschaffen, deren Nutzwert stark wächst. Fernsehgeräte mit digitalen<br />
Programmzeitschriften lassen sich per Knopfdruck <strong>für</strong> Aufnahmen programmieren.<br />
Aufnahmen lassen sich komfortabel auf DVDs brennen.<br />
Dass die neuen Geräte teilweise immer schwieriger zu bedienen s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong>e Tatsache,<br />
die den Herstellern Möglichkeiten zur Differenzierung bietet. Auch gutes Produktdesign<br />
ist heute noch nicht Standard. Allerd<strong>in</strong>gs gilt ebenso: Gutes Design ist ke<strong>in</strong>e Frage des<br />
Preises mehr. Aggressivere Werbung sorgt da<strong>für</strong>, dass technikorientierte Verbraucher die<br />
Innovationen testen und ihnen so den Weg <strong>in</strong> den <strong>Markt</strong> ebnen.<br />
Abbildung 3: Anteil der Warengruppen am deutschen <strong>Markt</strong> 2010 [%]<br />
Informationstechnologie<br />
24%<br />
24%<br />
3% Satellite/Set-Top-Boxen<br />
2% Video Total<br />
Telekommunikation<br />
18%<br />
7%<br />
1% Camcorder<br />
Digital Cameras<br />
7%<br />
2% Foto Zubehör<br />
2% 3% Home Audio Total<br />
Videogames<br />
3% 3% 1%<br />
Record<strong>in</strong>g Media Personal Audio Total<br />
Automultimedia Audio/Video Zubehör<br />
Quelle: Roland Berger Strategy Consultants Schätzung<br />
Die Digitalisierung der Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> hat auch die Wettbewerbslandschaft nachhaltig<br />
verändert. Während <strong>in</strong> den 1980er Jahren europäische Unternehmen wie Grundig,<br />
Philips, Loewe, Bang & Olufsen, Blaupunkt und andere noch sehr präsent waren, haben<br />
<strong>in</strong> den 1990er Jahren japanische Hersteller die <strong>Markt</strong>führerschaft übernommen.<br />
TV
Design, Technologieführerschaft und Innovationen, die Gattungsbegriffe hervorbrachten,<br />
haben Unternehmen wie Sony groß gemacht. Seit der Jahrtausendwende dom<strong>in</strong>ieren<br />
große globale Hersteller aus Korea wie Samsung oder LG die Märkte. Und die ch<strong>in</strong>esischen<br />
Unternehmen stehen <strong>in</strong> den Startlöchern. Größe spielt e<strong>in</strong>e Rolle, Skaleneffekte<br />
s<strong>in</strong>d nur weltweit zu err<strong>in</strong>gen. Europäische Firmen können hier schon seit Jahren nicht<br />
mehr mithalten und s<strong>in</strong>d zu Nischenanbietern geschrumpft, aufgekauft worden oder<br />
verschwunden. E<strong>in</strong>e Analyse der Wettbewerbslandschaft der letzten drei Jahrzehnte<br />
<strong>in</strong> Deutschland hat ergeben, dass zwei Kategorien von Unternehmen besonders erfolgreich<br />
s<strong>in</strong>d:<br />
1. Unternehmen, deren <strong>Markt</strong>e<strong>in</strong>tritt auf <strong>in</strong>novativen Produkten und Services basiert,<br />
2. etablierte Unternehmen, die ihre <strong>Markt</strong>stellung mithilfe wettbewerbsfähiger Geschäftsmodelle<br />
behaupten.<br />
Zur ersten Kategorie gehört e<strong>in</strong> Unternehmen wie Apple, dem <strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit der<br />
E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den deutschen <strong>Markt</strong> gelang, auf dem es sich schnell etablieren und e<strong>in</strong>e führende<br />
Position err<strong>in</strong>gen konnte, und das schließlich 2008 sogar zum <strong>Markt</strong>führer avancierte.<br />
Zur ersten Kategorie gehört auch Sonos, e<strong>in</strong> Anbieter von Audionetzwerkkomponenten.<br />
In kurzer Zeit hat sich das Unternehmen über besonders e<strong>in</strong>fache Plug-and-play-Lösungen<br />
e<strong>in</strong>en beachtlichen <strong>Markt</strong>erfolg erarbeitet. Zubehöranbieter wie Hama bieten ebenfalls<br />
zunehmend e<strong>in</strong>fache Lösungen und Integrationshilfen an.<br />
Die zweite Kategorie umfasst e<strong>in</strong>e Firma wie Sony, die ihre führende Stellung auf dem<br />
deutschen <strong>Markt</strong> seit mehr als drei Jahrzehnten behauptet, auch wenn sie die <strong>Markt</strong>führerschaft<br />
<strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>gebüßt hat und sich ihre <strong>Markt</strong>position bis 2018 weiter<br />
verschlechtern dürfte.<br />
3.3 vertriebskanäle<br />
<strong>Der</strong> onl<strong>in</strong>evertrieb gew<strong>in</strong>nt weiter an Bedeutung und etabliert sich fest als wichtiger<br />
vertriebskanal. <strong>Der</strong> anteil der <strong>in</strong>sgesamt über das Internet vertriebenen Produkte ist<br />
von 14 Prozent im Jahr 2006 auf 21 Prozent im Jahr 2010 gestiegen (siehe abbildung<br />
4). Die deutsche vertriebslandschaft <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> wird sich auch <strong>in</strong><br />
den kommenden Jahren weiter verändern, vorangetrieben durch das Internet.<br />
Die meisten deutschen Kunden kaufen ihre Unterhaltungs<strong>elektronik</strong>-Produkte immer noch<br />
traditionell <strong>in</strong> den Elektrofachmärkten, wobei Elektronik- und Haushaltsgerätefachhändler<br />
auch im Jahr 2010 beliebt waren. Große Ketten wie die Metro-AG-Töchter Media <strong>Markt</strong><br />
und Saturn sowie Abnehmergruppen wie Expert, Euronics und EP: ElectronicPartner s<strong>in</strong>d<br />
hier führend. Alle diese Händler testen aktuell Onl<strong>in</strong>eangebote.<br />
Re<strong>in</strong>e Onl<strong>in</strong>ehändler wie Amazon und eBay s<strong>in</strong>d bereits seit Jahren aktiv, werden aber<br />
durch die großen Hersteller noch nicht direkt beliefert. Dies hemmt noch das Wachstum<br />
des Onl<strong>in</strong>ekanals.<br />
Händler mit Mischwarensortiment, hauptsächlich Kaufhäuser, leiden unter dem Wettbewerb<br />
seitens anderer Kanäle, und Discounter konnten ihren Anteil im Jahr 2010 nicht<br />
steigern, weil das Angebot an Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> bei ihnen saisonal und somit<br />
wachstumsbeschränkt ist.<br />
9
10 10<br />
So dom<strong>in</strong>ierte e<strong>in</strong>e Handvoll großer Elektronikketten 2010 den E<strong>in</strong>zelhandel. Obwohl sie<br />
nur 5 Prozent der Filialen betrieben – wobei die Mehrheit der Filialen <strong>in</strong> diesem <strong>Markt</strong><br />
unabhängig agiert – erzielten die großen Ketten über 65 Prozent des Gesamtumsatzes.<br />
Die Gew<strong>in</strong>ner der starken Nachfrage nach Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> die<br />
beiden großen Ketten Media <strong>Markt</strong> und Saturn. Zusammen stehen sie <strong>für</strong> 45 Prozent<br />
des <strong>Markt</strong>umsatzes, was sie ihrer breit gefächerten Produktpalette, wettbewerbsfähigen<br />
Preisstrategien und großzügigen Umtauschregelungen verdanken. Ob der Siegeszug der<br />
Elektrofachmärkte ungebremst weitergeht, darf bezweifelt werden. <strong>Der</strong> E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Onl<strong>in</strong>egeschäft<br />
verzögert sich weiter, Konsumenten glauben der proklamierten Preisführerschaft<br />
nicht mehr une<strong>in</strong>geschränkt und e<strong>in</strong>e zunehmende Anzahl markengebundener Promotoren<br />
lässt nicht gerade den E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er neutralen Beratung durch den Handel entstehen.<br />
Gleichzeitig kann der traditionelle Fachhandel se<strong>in</strong>e Stärken wieder ausspielen. E<strong>in</strong>e neue<br />
Generation von Unternehmern setzt auf die Nähe zum Endverbraucher durch <strong>in</strong>nerstädtische<br />
Lagen, gute Beratung und e<strong>in</strong> breites Spektrum der Kundendienstleistungen.<br />
Abbildung 4: <strong>Markt</strong>anteilsentwicklung deutscher Vertriebskanäle 2006-2010 [%]<br />
20,0 16,0 18,0 18,0 19,0<br />
47,0<br />
3.4 Konsumenten<br />
49,0 47,0 48,0 49,0<br />
14,0<br />
6,0<br />
13,0<br />
15,0<br />
6,0<br />
14,0<br />
18,0<br />
6,0<br />
11,0<br />
20,0<br />
5,0<br />
9,0<br />
21,0<br />
4,0<br />
7,0<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
Quelle: Roland Berger Strategy Consultants Schätzung<br />
Traditioneller<br />
Fachhandel<br />
Elektronikfachmärkte<br />
Internet/E-Händler<br />
Verbrauchermärkte<br />
Sonstige<br />
wegen der ger<strong>in</strong>gen auswirkungen der wirtschaftskrise <strong>in</strong> Deutschland blieben<br />
die verbraucherausgaben 2010 und 2011 relativ stabil. 2010 wurde der <strong>Markt</strong> <strong>für</strong><br />
Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> stärker von anderen trends und entwicklungen bee<strong>in</strong>flusst<br />
als durch e<strong>in</strong> anderes verbraucherverhalten.<br />
Jedoch wirkt sich die Inflation zunehmend negativ auf das verbrauchervertrauen aus.<br />
Da die Preise <strong>für</strong> Produkte anderer Sparten wie Lebensmittel, Energie oder Benz<strong>in</strong> steigen,<br />
s<strong>in</strong>d die Verbraucher bei ihren Ausgaben <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> zurückhaltend.<br />
Im Wettbewerb um die Verbraucherausgaben liegen Unterhaltungs<strong>elektronik</strong>-Produkte<br />
zwar h<strong>in</strong>ter Reisen, aber noch vor den großen Haushaltsgeräten. Auch wenn der <strong>Markt</strong> <strong>für</strong><br />
hochpreisige Produkte davon nicht direkt betroffen ist, kann e<strong>in</strong> direkter Zusammenhang<br />
zwischen wirtschaftlicher Prosperität und Ausgaben <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> konstatiert<br />
werden.
Die Kaufentscheidung der Konsumenten wird immer häufiger durch Informationen<br />
aus dem Internet bee<strong>in</strong>flusst. Wurden zunächst nur die Internetseiten der Hersteller als<br />
wichtige Informationsquellen <strong>für</strong> Produkte und Services genutzt, begann mit dem Aufbau<br />
herstellerübergreifender Produktdatenbanken auch <strong>für</strong> die Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> das<br />
Web 2.0. Testberichte der großen Stiftungen, Benutzerbewertungen bei Händlern und vor<br />
allem die unabhängigen Elektronik-Blogs bestimmen heute die Informationsaufnahme<br />
und damit die Markenwahrnehmung der Konsumenten.<br />
zu den wichtigsten Kaufkriterien der deutschen Konsumenten zählt die e<strong>in</strong>fachheit<br />
bzw. Benutzerfreundlichkeit der endgeräte (siehe Abbildung 5).<br />
Abbildung 5: Kaufkriterien deutscher Konsumenten<br />
von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> 2011 [Rank<strong>in</strong>g]<br />
E<strong>in</strong>fachheit<br />
1,5<br />
Preis<br />
1,5<br />
Energieverbrauch<br />
1,7<br />
Bildschirmgröße<br />
1,8<br />
Design<br />
2,2<br />
HDTV-fähig HDTV fähig<br />
2,3<br />
Umweltfreundlich<br />
2,3<br />
USB-Anschlüsse<br />
2,6<br />
Marke<br />
2,6<br />
Digitale Bildspeicherkapazität 2,9<br />
Internetanschluss 3,3<br />
1 = sehr wichtig, 2 = wichtig, 3 = weniger wichtig, 4 = unwichtig<br />
Quelle: Roland Berger Strategy Consultants Schätzung<br />
Männer Frauen<br />
1,4<br />
1,4<br />
1,7<br />
1,9<br />
2,3<br />
Die Herausforderung <strong>für</strong> die Hersteller besteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er möglichst e<strong>in</strong>fachen, <strong>für</strong> den<br />
Konsumenten verständlichen Bedienung der Geräte und Software. Den Kunden mit e<strong>in</strong>er<br />
e<strong>in</strong>fachen und präzisen anleitung durch die Installation und den gebrauch se<strong>in</strong>es geräts<br />
zu führen, ist <strong>für</strong> viele hersteller von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> immer noch e<strong>in</strong>e<br />
echte hürde. Bemerkenswerterweise achteten 2011 immer mehr Deutsche auf ihren<br />
energieverbrauch im allgeme<strong>in</strong>en und den ihrer Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> im speziellen.<br />
E<strong>in</strong> energieffizientes Gesamtsortiment anzubieten, ist <strong>für</strong> alle Hersteller mittlerweile<br />
zur conditio s<strong>in</strong>e qua non geworden. Niemand kann mehr die gängigen Standards ignorieren.<br />
Auch Händler forcieren dieses Thema, das damit im Massenmarkt angekommen ist.<br />
2,1<br />
3,0<br />
3,0<br />
2,9<br />
3,3<br />
3,6<br />
11
12 12<br />
4. szenarIen Für Den DeUtschen MarKt Für <strong>UnterhaltUngs</strong>eleKtronIK<br />
IM Jahr 2016<br />
4.1 szenarien im Detail<br />
Nachfolgend stellen wir 4 Szenarien vor, die wir an den beiden Achsen "Wirtschaftliche<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen" und "Veränderung der Branchenstruktur" orientiert haben.<br />
Abbildung 6: Zukunftsszenarien <strong>für</strong> den <strong>Markt</strong> <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Negative<br />
Entwicklung der<br />
wirtschaftlichen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
4.2 handel 2.0<br />
Verstärkte Veränderung der<br />
Branchenstruktur<br />
App Store<br />
Handel 2.0<br />
Neue Wettbewerber, die verstärkt Produzenten drängen verstärkt <strong>in</strong><br />
Inhalte anbieten treten <strong>in</strong> den den Handel, wobei die Grenzen<br />
<strong>Markt</strong>. Produzenten und Händler zwischen direktem und <strong>in</strong>direktem<br />
s<strong>in</strong>d stark konzentriert. Kunden<br />
setzen auf das Internet und<br />
Vertrieb verschwimmen.<br />
Konsumenten werden immer Positive<br />
Selbstbedienung <strong>in</strong>dividueller Entwicklung der<br />
Schlussverkauf<br />
Extrem preisbewusste Kunden<br />
setzen handel und Hersteller unter<br />
Druck, was zu e<strong>in</strong>em starken<br />
Verdrängungswettbewerb führt,<br />
den vor allem kle<strong>in</strong>e Spieler nicht<br />
überleben<br />
Ger<strong>in</strong>gere Veränderung<br />
der Branchenstruktur<br />
"Service ist geil"<br />
Hersteller bedienen den <strong>Markt</strong><br />
über den starken Handel, der sich<br />
auf den Massenmarkt konzentriert.<br />
Konsumenten nutzen das<br />
Internet, der stationäre Handel<br />
dom<strong>in</strong>iert jedoch<br />
wirtschaftlichen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
30.08.2016: Samsung, LG und e<strong>in</strong> ch<strong>in</strong>esisches Unternehmen dom<strong>in</strong>ieren den Massenmarkt<br />
<strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> und erzielen Rekordgew<strong>in</strong>ne. <strong>Der</strong> traditionelle Handel<br />
gerät zunehmend unter Druck.<br />
Durch den nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre ist die Nachfrage nach<br />
Konsumgütern kont<strong>in</strong>uierlich gestiegen. Im europäischen Vergleich ist speziell der deutsche<br />
<strong>Markt</strong> sehr attraktiv. Das Konsumklima, das durch die europäische und amerikanische<br />
Schuldenkrise noch vor e<strong>in</strong>igen Jahren angeschlagen war, hat im letzten Monat mit<br />
e<strong>in</strong>em Wert von 6,8 e<strong>in</strong>en neuen Höchststand erreicht. E<strong>in</strong> wesentlicher Grund hier<strong>für</strong> ist<br />
der wieder erstarkte Euro. Durch ihn können besonders asiatische Konsumgüter zu sehr<br />
attraktiven Preisen importiert und im europäischen <strong>Markt</strong> verkauft werden.<br />
Es profitieren jedoch nicht alle <strong>Markt</strong>teilnehmer von dieser positiven wirtschaftlichen Entwicklung.<br />
In den letzten 3 Jahren hat sich die Wettbewerbslandschaft im Bereich der Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
durch den E<strong>in</strong>tritt von Herstellern <strong>in</strong> den Handel komplett verändert.
Die ehemals dom<strong>in</strong>ierenden E<strong>in</strong>zelhändler haben ihre Verhandlungsmacht gegenüber den<br />
wichtigen asiatischen Herstellern mittlerweile verloren. LG und Samsung konnten viele<br />
ihrer Konkurrenten mit ihren <strong>in</strong>tegrierten Wertschöpfungsketten aus dem <strong>Markt</strong> drängen<br />
und kontrollieren mit e<strong>in</strong>em <strong>Markt</strong>anteil von 50-60 Prozent den Weltmarkt. Nun starten sie<br />
mit aller Macht ihren E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Vertrieb. Anstatt dazu den klassischen E<strong>in</strong>zelhandel zu<br />
nutzen, vertreiben sie ihre Produkte heute zunehmend <strong>in</strong> eigenen Geschäften (Flagship-<br />
Stores) und über das Internet.<br />
Auch Onl<strong>in</strong>ehändler wie Amazon, eBay oder Conrad können sich dieser Entwicklung nicht<br />
entziehen. Besonders LG hat mit se<strong>in</strong>er "Best-Price-Garantie" den Preisvorteil des Direktvertriebs<br />
weitestgehend aufgehoben. Darüber h<strong>in</strong>aus bieten sowohl Samsung als auch LG<br />
eigene Onl<strong>in</strong>eshops, die viele Kunden durch ihren Aufbau und ihren Onl<strong>in</strong>ekundenservice<br />
begeistern.<br />
E<strong>in</strong>en Boom haben h<strong>in</strong>gegen Anbieter erlebt, die neue Lösungen <strong>für</strong> die zunehmend<br />
komplexeren Probleme und Bedürfnisse der Konsumenten entwickelt haben. Sie operieren<br />
erfolgreich <strong>in</strong> Nischen des <strong>Markt</strong>es und setzen auf zielgruppenspezifische, ganzheitliche<br />
Beratung sowie Anwendungen und Inhalte.<br />
<strong>Der</strong> Absatz von Apps <strong>für</strong> mobile Endgeräte setzt se<strong>in</strong> rasantes Wachstum weiter fort.<br />
Hiervon profitieren jedoch hauptsächlich Apple, Samsung und LG, die mediale Inhalte<br />
über ihre eigenen Onl<strong>in</strong>eplattformen vertreiben. <strong>Der</strong> Handel ist <strong>in</strong> diesem wichtigen Produktsegment<br />
auch weiterh<strong>in</strong> aus der Wertschöpfungskette ausgeschlossen. Digitale, über<br />
das Internet abrufbare Inhalte und Anwendungen spielen auch im Bereich Fernsehen und<br />
Musik e<strong>in</strong>e zunehmend wichtige Rolle. Das von Time Warner und Samsung entwickelte<br />
"Home Enterta<strong>in</strong>ment Center" zum Beispiel ermöglicht es se<strong>in</strong>en Kunden, Musik, Filme<br />
und Serien je nach Bedarf zu e<strong>in</strong>em monatlichen Festpreis abzurufen. Zusätzlich erlaubt<br />
der personalisierte Zugang über den Fernseher, Waren e<strong>in</strong>zukaufen, Videokonferenzen<br />
abzuhalten oder e<strong>in</strong>e Pizza bei e<strong>in</strong>em lokalen Anbieter zu ordern.<br />
Auch das Start-up "Personal Shopp<strong>in</strong>g" ist e<strong>in</strong> gutes Beispiel <strong>für</strong> die Entwicklung zielgruppenorientierter<br />
Serviceleistungen. Es bietet se<strong>in</strong>en Kunden e<strong>in</strong>en persönlichen Assistenten,<br />
der den gesamten Kaufprozess begleitet und auch den Aufbau und die Installation<br />
der immer komplexeren Home-Enterta<strong>in</strong>ment-Systeme übernimmt. Diese Dienstleistung<br />
ist besonders bei der kaufkräftigen Zielgruppe 50+ sehr beliebt.<br />
"Personal Shopp<strong>in</strong>g" bedient die neuen Bedürfnisse der Kunden. Die früher hauptsächlich<br />
preisorientierten Konsumenten haben durch die stark gestiegene Kaufkraft verstärkt e<strong>in</strong><br />
Bedürfnis nach <strong>in</strong>dividuellem Service entwickelt und schätzen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges und <strong>in</strong>spirierendes<br />
E<strong>in</strong>kaufserlebnis. <strong>Der</strong> traditionell wichtige Preis steht nur noch auf Platz 4 der<br />
wichtigsten Verkaufsargumente bei Konsumenten im Segment Unterhaltungs<strong>elektronik</strong>.<br />
Kunden möchten sich beim E<strong>in</strong>kaufen wohlfühlen und die Produkte erleben und ausprobieren<br />
können. Dies ermöglichen vor allem die neuen Flagship-Stores der Hersteller.<br />
Die Handelslandschaft im Segment Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
rasant verändert. Manche Experten bezeichnen diese Entwicklung <strong>in</strong> Anlehnung an die<br />
Internetwirtschaft als "Handel 2.0". Profiteure dieser neuen Welt s<strong>in</strong>d die Kunden.<br />
13
14 14<br />
Abbildung 7: <strong>Markt</strong>übersicht Szenario 1 – "Handel 2.0"<br />
Wirtschaftliche Kennzahlen<br />
<strong>für</strong> Deutschland im Jahr 2016<br />
> Konsumklima (GfK-Index): 6,8<br />
> BIP-Wachstum: 3%<br />
4.3 schlussverkauf<br />
<strong>Markt</strong>anteilsentwicklung deutscher<br />
Vertriebskanäle 2016 [%]<br />
Flagship-Stores 0%<br />
Traditioneller Fachhandel 19%<br />
Elektronikfachmärkte<br />
Internet/E-Händler<br />
Verbrauchermärkte<br />
Sonstiges<br />
Kurzbeschreibung des Szenarios<br />
> Hersteller von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> und zielgruppenorientierte Formate dom<strong>in</strong>ieren den Handel<br />
> Starke Erholung der wirtschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
> Rasantes Wachstum von Inhalteanbietern bei Umsatz und Rendite<br />
> Stagnation bei traditionellen Händlern und Elektronikfachmärkten<br />
30.08.2016: <strong>Der</strong> Preiskampf im Elektronike<strong>in</strong>zelhandel führt zu weiteren Insolvenzen<br />
bei kle<strong>in</strong>en Händlern und Herstellern. Europäische Hersteller gibt es nicht mehr.<br />
<strong>Der</strong> seit Jahren andauernde Konzentrationsprozess im Elektronike<strong>in</strong>zelhandel hat auch <strong>in</strong><br />
diesem Jahr besonders die Discounter wie Aldi und Lidl sowie Onl<strong>in</strong>eanbieter begünstigt.<br />
Vor allem Amazon konnte se<strong>in</strong>en <strong>Markt</strong>anteil erneut deutlich steigern und veröffentlichte<br />
kürzlich Rekordzahlen <strong>für</strong> Umsatz und Gew<strong>in</strong>n. In e<strong>in</strong>em vom Preis dom<strong>in</strong>ierten <strong>Markt</strong>umfeld<br />
mussten sich kle<strong>in</strong>ere Händler zurückziehen.<br />
Den Hauptgrund <strong>für</strong> den verstärkten Preiswettbewerb sehen Branchenanalysten vor allem<br />
<strong>in</strong> dem schwachen Konsumklima, das durch die schlechte wirtschaftliche Entwicklung der<br />
letzten Jahre kont<strong>in</strong>uierlich zurückgegangen ist. Die anhaltende Schuldenkrise, die 2010<br />
begann, erreichte 2012 durch die Herabstufung wichtiger europäischer Länder und der<br />
USA durch die Rat<strong>in</strong>gagentur Standard and Poor's e<strong>in</strong>e neue Qualität.<br />
Das neue AA+-Rat<strong>in</strong>g mit negativer Tendenz <strong>für</strong> die größte Volkswirtschaft der Welt hatte<br />
Signalwirkung. Die Regierungen waren zunehmend gezwungen, ihr eigenes Defizit abzubauen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus floss viel Geld <strong>in</strong> die Rettung angeschlagener Staaten. Die hieraus<br />
resultierenden Steuererhöhungen und staatlichen Ausgabenkürzungen führten über die<br />
letzten 5 Jahre zu e<strong>in</strong>em massiven E<strong>in</strong>bruch des Konsumklimas <strong>in</strong> Europa und Deutschland.<br />
49%<br />
9%<br />
16%<br />
45%<br />
21% 22%<br />
7%<br />
4%<br />
4%<br />
4%<br />
2010 2016
Diese Entwicklung hat besonders Samsung und LG getroffen. Ihr Versuch, sich im Wettbewerb<br />
durch Differenzierung und Service zu positionieren, endete nach anfänglichen<br />
Erfolgen mit schweren f<strong>in</strong>anziellen Verlusten. Ihre Differenzierungsstrategie wurde von<br />
den Konsumenten nicht angenommen. Für sie zählt <strong>in</strong> dem heutigen wirtschaftlich sehr<br />
schweren Umfeld nur der Preis.<br />
<strong>Der</strong> aktuell schwache Konsum und der ungewisse wirtschaftliche Ausblick haben im<br />
Elektronike<strong>in</strong>zelhandel e<strong>in</strong>e Welle von Insolvenzen ausgelöst. Viele kle<strong>in</strong>e und auf Service<br />
spezialisierte Anbieter konnten die ständig s<strong>in</strong>kenden Preise nicht mehr anbieten. Auch<br />
größere Handelsketten wie Pro<strong>Markt</strong> waren zu Fusionen gezwungen, <strong>in</strong> deren Rahmen das<br />
Filialnetz oft deutlich reduziert wurde. Media <strong>Markt</strong> und Saturn h<strong>in</strong>gegen können noch<br />
heute von dem Image profitieren, das sie über die letzten Jahre aufgebaut haben. "Geiz<br />
ist geil" ist das Motto, das viele Konsumenten mit ihnen assoziieren und ihnen deshalb<br />
die Treue halten. Aber auch <strong>für</strong> diese Handelsketten wird es zunehmend schwerer, gegen<br />
die transparente Onl<strong>in</strong>ekonkurrenz zu bestehen. E<strong>in</strong> Ende der Konsolidierungen ist nicht<br />
abzusehen.<br />
Profiteure der Kaufzurückhaltung s<strong>in</strong>d vor allem Aldi und Amazon. Sie setzen den stationären<br />
E<strong>in</strong>zelhandel durch ihre niedrige Kostenbasis und die angebotene Preistransparenz<br />
unter Druck. Die von Aldi vertriebenen Medion-Produkte beispielsweise wurden gegen den<br />
<strong>Markt</strong>trend deutlich stärker nachgefragt. Die Produkte wurden auch nach der Übernahme<br />
durch Lenovo weiterh<strong>in</strong> unter dem bekannten Markennamen verkauft. Das Unternehmen<br />
konnte se<strong>in</strong>en Umsatz <strong>in</strong> den letzten 3 Jahren um jeweils über 5 Prozent steigern. Auch<br />
Amazon etabliert sich zunehmend als die zentrale Referenz <strong>für</strong> Kunden. Hier f<strong>in</strong>den sie<br />
fast alle Produkte und können die Preise und Leistungsmerkmale bequem vergleichen.<br />
Die zahlreichen Anbieter von Inhalten und mobilen Apps konnten die hohen Wachstumsraten,<br />
die sie noch im Jahr 2011 und 2012 verbuchen konnten, nicht lange aufrechterhalten.<br />
Das Kostenbewusstse<strong>in</strong> der Konsumenten hat <strong>in</strong> den vergangenen Jahren zu e<strong>in</strong>em<br />
starken Umsatzrückgang bei diesen Anbietern geführt. Kunden sparen zuerst bei teuren<br />
Apps, die pro Download im Durchschnitt 3 Euro kosten. Das hat viele Experten sehr<br />
überrascht. <strong>Der</strong> Versuch, den Kundennutzen noch stärker als bisher <strong>in</strong> den Vordergrund<br />
zu stellen und den Mehrwert <strong>für</strong> die Kunden stärker herauszustellen, war bislang nicht<br />
erfolgreich.<br />
Über alle Produktkategorien h<strong>in</strong>weg verlangen Kunden noch stärker als <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />
niedrige Preise. <strong>Der</strong> Preis ist bei Weitem das wichtigste Kaufkriterium <strong>für</strong> Elektronikprodukte.<br />
Auch Produkte, die wie das iPhone ihre "coolness" als Rechtfertigung hoher<br />
Preise zu vermarkten versuchen, müssen sich dieser Entwicklung beugen. Die Konsumenten<br />
von heute vergleichen Produkte und vor allem Preise <strong>in</strong>tensiv, bevor sie e<strong>in</strong>e Kaufentscheidung<br />
treffen.<br />
15
16 16<br />
Abbildung 8: <strong>Markt</strong>übersicht Szenario 2 – "Schlussverkauf"<br />
Wirtschaftliche Kennzahlen<br />
<strong>für</strong> Deutschland im Jahr 2016<br />
> Konsumklima (GfK-Index): 4,4<br />
> BIP-Wachstum: 0%<br />
Kurzbeschreibung des Szenarios<br />
4.4 "service ist geil”<br />
<strong>Markt</strong>anteilsentwicklung deutscher<br />
Vertriebskanäle 2016 [%]<br />
Flagship-Stores 0% 2%<br />
Traditioneller Fachhandel 19%<br />
9%<br />
Elektronikfachmärkte<br />
> Onl<strong>in</strong>ehändler wachsen rasant, während traditionelle Fachhändler konstant <strong>Markt</strong>anteile verlieren<br />
> Negative Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
> Massenhersteller von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> dom<strong>in</strong>ieren den <strong>Markt</strong><br />
> Wachstum bei Anbietern von Inhalten stagniert<br />
30.08.2016: Media <strong>Markt</strong> und Conrad lassen Onl<strong>in</strong>ekonkurrenz weit h<strong>in</strong>ter sich.<br />
Das hohe Wirtschaftswachstum der letzten Jahre <strong>in</strong> Deutschland hat das Konsumklima,<br />
das durch die europäische und amerikanische Schuldenkrise noch vor e<strong>in</strong>igen Jahren angeschlagen<br />
war, heute auf e<strong>in</strong>en neuen Rekordwert gehoben. <strong>Der</strong> starke Euro trägt hierzu<br />
maßgeblich bei, da asiatische Konsumgüter zu sehr attraktiven Preisen importiert werden<br />
können. Deutschland ist der attraktivste <strong>Markt</strong> <strong>in</strong> Europa.<br />
Die Konsumenten, die dank des anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwungs so viel Geld<br />
<strong>in</strong> Elektronikprodukte <strong>in</strong>vestieren wie nie zuvor, s<strong>in</strong>d sehr qualitätsorientiert und setzen<br />
auf e<strong>in</strong>e gute ausführliche Beratung. Darüber h<strong>in</strong>aus fragen sie auch immer stärker zusätzliche<br />
Serviceleistungen nach, die ihr gewachsenes Individualitätsbedürfnis befriedigen.<br />
E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges und <strong>in</strong>spirierendes E<strong>in</strong>kaufserlebnis ist <strong>für</strong> sie <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong> wichtiger<br />
Kaufanreiz geworden. Ihnen genügen die Bilder, die ihnen die Onl<strong>in</strong>ehändler bieten,<br />
nicht mehr. Sie wollen die Produkte, die sie <strong>in</strong>teressieren, auch mit ihren S<strong>in</strong>nen erleben.<br />
Auf Seite der Hersteller hat der seit 2011 andauernde Konsolidierungsprozess e<strong>in</strong>en<br />
zunehmenden Preiswettwerb auf dem Weltmarkt ausgelöst. Anders als von vielen erwartet<br />
führte der Prozess jedoch nicht zu e<strong>in</strong>er marktbeherrschenden Stellung weniger Anbieter.<br />
Vielmehr ist e<strong>in</strong> langjähriger, <strong>in</strong>tensiver Preiskampf gegen den Handel entstanden, <strong>in</strong><br />
dem die vier großen asiatischen Anbieter LG, Samsung, Sony und TPV Technology um die<br />
globale Vorherrschaft r<strong>in</strong>gen. Neben niedrigen Preisen versuchen sich die Hersteller im<br />
Wettbewerb mit immer neuen Produkten zu behaupten, die an die gestiegenen Kundenbedürfnisse<br />
angepasst s<strong>in</strong>d. Besonders Samsung und LG nehmen bei Qualität und Kundennutzen<br />
mittlerweile weltweit e<strong>in</strong>e Vorreiterstellung e<strong>in</strong>. <strong>Der</strong> Fernseher hat damit den PC als<br />
Steuerzentrale <strong>für</strong> Kommunikation und Internetanwendungen abgelöst.<br />
49%<br />
49%<br />
Internet/E-Händler 21% 34%<br />
Verbrauchermärkte<br />
Sonstiges<br />
7%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
2010 2016
<strong>Der</strong> Nutznießer des Kampfes der Hersteller um die Vorherrschaft am <strong>Markt</strong> ist e<strong>in</strong>deutig<br />
der Handel. Fachhändler und Handelsketten haben sich als der wichtigste Absatzkanal <strong>für</strong><br />
Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> behauptet und spielen diese Position auch gegenüber den Herstellern<br />
aus. Sie konzentrieren sich auf verschiedene Segmente des <strong>Markt</strong>es. Fachhändler<br />
wie ElectronicPartner oder Expert mit ihrer großen örtlichen Nähe haben ihr Beratungsangebot<br />
verstärkt und wachsen seit Jahren zweistellig.<br />
Media <strong>Markt</strong> und Saturn konnten auch <strong>in</strong> diesem Jahr ihre Spitzenposition im Elektronike<strong>in</strong>zelhandel<br />
weiter ausbauen und Umsatz und Gew<strong>in</strong>n erneut deutlich steigern. <strong>Der</strong><br />
Umbau des Markenkerns der beiden Handelsketten verlief <strong>in</strong> den letzten Jahren sehr<br />
erfolgreich. Besonders Saturn bietet heute durch se<strong>in</strong>e neuen Erlebnisstores und <strong>in</strong>dividuellere<br />
Beratung <strong>für</strong> viele Kunden e<strong>in</strong>e echte Alternative zum Fachhändler. Das neue Motto<br />
"Service ist geil" unterstreicht dies.<br />
Bei Onl<strong>in</strong>eanbietern wie Amazon stagniert h<strong>in</strong>gegen der Umsatz im Bereich Unterhaltungs<strong>elektronik</strong>.<br />
Ihre Entwicklung h<strong>in</strong>kt der des Gesamtmarkts h<strong>in</strong>terher. <strong>Der</strong> Grund hier<strong>für</strong> lässt<br />
sich aus dem veränderten Konsumverhalten ableiten. Kunden nutzen Onl<strong>in</strong>eanbieter zwar<br />
weiterh<strong>in</strong>, um sich e<strong>in</strong>en groben Überblick über das Angebot und die Preisunterschiede<br />
bei Produkten zu verschaffen, kaufen aber im stationären E<strong>in</strong>zelhandel.<br />
Auch die Anbieter von Inhalten setzen ihr Wachstum fort. Vor allem Apps s<strong>in</strong>d nach wie<br />
vor gefragt und verbuchen seit Jahren e<strong>in</strong> solides Wachstum. Neben Spielen und anderen<br />
Anwendungsprogrammen haben sich <strong>in</strong> den letzten Jahren auch zunehmend Service-Apps<br />
verschiedener E<strong>in</strong>zelhändler durchgesetzt, über die Kunden auch von zu Hause aus die<br />
Dienste der Händler <strong>in</strong> Anspruch nehmen können. Saturn zum Beispiel wickelt mittlerweile<br />
15 Prozent se<strong>in</strong>es Kundenservices über solche Programme ab.<br />
Abbildung 9: <strong>Markt</strong>übersicht Szenario 3 – "Service ist geil"<br />
Wirtschaftliche Kennzahlen<br />
<strong>für</strong> Deutschland im Jahr 2016<br />
> Konsumklima (GfK-Index): 5,8<br />
> BIP-Wachstum: 2%<br />
Kurzbeschreibung des Szenarios<br />
<strong>Markt</strong>anteilsentwicklung deutscher<br />
Vertriebskanäle 2016 [%]<br />
Flagship-Stores 0% 2%<br />
Traditioneller Fachhandel 19%<br />
22%<br />
Elektronikfachmärkte<br />
> Trad. Fachhändler und Elektronikfachmärkte dom<strong>in</strong>ieren mit starken Serviceleistungen den Handel<br />
> Positive Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
> Hersteller bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiven Preiskampf mit dem Handel<br />
> Konstantes Wachstum bei Anbietern von Inhalten<br />
49%<br />
50%<br />
Internet/E-Händler<br />
Verbrauchermärkte<br />
Sonstiges<br />
21%<br />
4%<br />
7%<br />
20%<br />
4%<br />
2%<br />
2010 2016<br />
17
18 18<br />
4.5 app store<br />
30.08.2016: Die Umsätze <strong>für</strong> Inhalte überholen <strong>in</strong> Deutschland erstmals die <strong>für</strong><br />
Hardware im Elektronikbereich. Anbieter von Inhalten und Onl<strong>in</strong>eplattformen machen<br />
erstmals mehr Umsatz als der traditionelle Elektronike<strong>in</strong>zelhandel. Damit hat sich die<br />
Handelslandschaft <strong>in</strong> Deutschland zu e<strong>in</strong>er preisgetriebenen, onl<strong>in</strong>e- und Self-Serviceorientierten<br />
Welt entwickelt.<br />
Das anhaltend niedrige Konsumklima hat sich auch im letzten Quartal erneut leicht<br />
verschlechtert. Die europäische und amerikanische Schuldenkrise, die seit 2012 zu e<strong>in</strong>er<br />
deutlichen Abschwächung des Wirtschaftswachstums geführt hat, wird von vielen Experten<br />
als Hauptursache <strong>für</strong> diese Entwicklung gesehen. Nach der Rat<strong>in</strong>gherabstufung der USA,<br />
Spaniens und Italiens haben alle westlichen Regierungen weitgehende Sparprogramme<br />
angekündigt. Diese umfassten sowohl Steuererhöhungen als auch Kürzungen bei den<br />
Sozialausgaben.<br />
Deutschland wurde von dieser Entwicklung besonders hart getroffen. Viele Konsumenten<br />
reagierten mit e<strong>in</strong>er spürbaren Kaufzurückhaltung und e<strong>in</strong>er stark zunehmenden Preisorientierung.<br />
Für viele ersetzen die onl<strong>in</strong>e vertriebenen Inhalte <strong>für</strong> alle Produktgruppen<br />
von Handy bis Heimk<strong>in</strong>o das K<strong>in</strong>o oder die physische Blu-Ray Disc. Unterhaltung wird von<br />
vielen Konsumenten gerade <strong>in</strong> diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten als wichtig bewertet.<br />
Für sie hat die Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> mittlerweile nur noch den Charakter e<strong>in</strong>er<br />
funktionalen und standardisierten Wiedergabeplattform <strong>für</strong> die von ihnen nachgefragten<br />
Inhalte. Wenn sie neue Geräte kaufen wollen, nutzen sie Vergleichsplattformen im Internet,<br />
um sich zu orientieren. Dieses hybride Konsumentenverhalten führt dazu, dass Kunden lieber<br />
bei ihrem Fernseher oder Handy sparen und sich stattdessen e<strong>in</strong> Enterta<strong>in</strong>mentpaket<br />
kaufen, mit dem sie unbegrenzt auf Inhalte wie Serien oder Spiele zugreifen können.<br />
Diese Entwicklung hat die Struktur der dom<strong>in</strong>anten Umsatztreiber im Bereich Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
dramatisch verändert. Die meisten Hersteller haben sich komplett aus<br />
dem Direktvertrieb zurückgezogen. Ihre Versuche, sich durch erweiterten Service und das<br />
Kauferlebnis zu differenzieren, schlugen fehl, weil damit der vorherrschenden Preisorientierung<br />
der Kunden nicht entsprochen werden konnte. Vor allem Samsung musste schwere<br />
Verluste h<strong>in</strong>nehmen. <strong>Der</strong> <strong>Markt</strong>führer startete 2012 e<strong>in</strong> eigenes Vertriebsnetz <strong>in</strong> Europa<br />
und eröffnete unter anderem Flagship-Stores <strong>in</strong> München, Düsseldorf und Hamburg. Die<br />
auf Service ausgelegte Differenzierungsstrategie wurde von den Konsumenten jedoch<br />
nicht angenommen. Die Kunden kauften lieber onl<strong>in</strong>e. Seit 2014 setzen alle großen Hersteller<br />
wieder auf den <strong>in</strong>direkten Vertrieb über E<strong>in</strong>zelhandelspartner und Onl<strong>in</strong>ehändler.<br />
Auch der stationäre E<strong>in</strong>zelhandel hat mit der Konsumzurückhaltung im Bereich Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
zu kämpfen. Margenstarke Produkte werden kaum noch verkauft. Die<br />
beiden großen Handelsketten Media <strong>Markt</strong> und Saturn können zwar dank ihrer großen<br />
Verhandlungsmacht gegenüber Herstellern auch <strong>in</strong> diesem Jahr noch e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges<br />
Gew<strong>in</strong>nwachstum verbuchen, der Umsatz stagniert jedoch schon seit Jahren.
Viele kle<strong>in</strong>ere Fachhändler mussten Insolvenz anmelden. Sie konnten im Preiswettbewerb<br />
nicht mehr bestehen. Diese Entwicklung stellt die Händler vor große Herausforderungen,<br />
denn sie partizipieren nicht an den Umsätzen mit den Inhalten.<br />
Das Geschäft mit der Hardware unter dem Diktum des Preiskampfes dom<strong>in</strong>ieren der<br />
Discounter Aldi und Onl<strong>in</strong>ehändler wie Amazon. Aldi ist durch den Vertrieb von Medion-<br />
Produkten gemessen am Umsatz zur Nummer zwei <strong>in</strong> Deutschland aufgestiegen und lockt<br />
mit immer neuen Aktionen die Kunden <strong>in</strong> die Märkte. Onl<strong>in</strong>ehändler s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen<br />
bei allen Zielgruppen erfolgreich, die höchsten Zuwächse erzielen sie derzeit mit dem<br />
Segment 50+.<br />
Die großen Gew<strong>in</strong>ner im Bereich Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> s<strong>in</strong>d wie auch <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren die Anbieter von Inhalten. Ihr Wachstum hat selbst Branchenkenner überrascht.<br />
<strong>Der</strong> größte Anbieter, iTunes, konnte se<strong>in</strong>en Umsatz im letzten Jahr erneut um über<br />
30 Prozent steigern. Auch die Plattformen von Samsung, Google und LG wiesen ähnliche<br />
Wachstumsraten auf. Alle Hersteller vertreiben ihre Anwendungen und Inhalte mittlerweile<br />
direkt über das Internet. <strong>Der</strong> klassische E<strong>in</strong>zelhandel bleibt außen vor.<br />
Abbildung 10: <strong>Markt</strong>übersicht Szenario 4 – "App Store"<br />
Wirtschaftliche Kennzahlen<br />
<strong>für</strong> Deutschland im Jahr 2016<br />
> Konsumklima (GfK-Index): 5,0<br />
> BIP-Wachstum: 0,8%<br />
Kurzbeschreibung des Szenarios<br />
<strong>Markt</strong>anteilsentwicklung deutscher<br />
Vertriebskanäle 2016 [%]<br />
Flagship-Stores 0% 1%<br />
Traditioneller Fachhandel 19% 15%<br />
Elektronikfachmärkte<br />
> Geräte <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> s<strong>in</strong>d Massenware ohne Differenzierungsnutzen<br />
> Das Wirtschaftswachstum <strong>in</strong> Deutschland stagniert<br />
> <strong>Der</strong> Handel wächst stark im Bereich von direkten Vertriebskanälen<br />
> Anbieter von Inhalten dom<strong>in</strong>ieren den <strong>Markt</strong> <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong><br />
49%<br />
45%<br />
Internet/E-Händler 21% 29%<br />
Verbrauchermärkte<br />
Sonstiges<br />
7%<br />
4%<br />
4%<br />
6%<br />
2010 2016<br />
19
20 20<br />
5. IMPlIKatIonen Für hersteller UnD hänDler von<br />
<strong>UnterhaltUngs</strong>eleKtronIK<br />
Die vier dargestellten Szenarien beschreiben jeweils unterschiedliche, aber mögliche<br />
Zustände des deutschen <strong>Markt</strong>es <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> im Jahr 2016. Wir können<br />
die Zukunft e<strong>in</strong>es so volatilen <strong>Markt</strong>es natürlich nicht vorhersagen. Stattdessen wollen wir<br />
Denkanstöße <strong>für</strong> Hersteller wie <strong>für</strong> Händler geben, sich auf mögliche Chancen und Herausforderungen<br />
vorzubereiten. In diesem Kapitel zeigen wir daher e<strong>in</strong>ige Implikationen <strong>für</strong><br />
Hersteller und Händler von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> auf und leiten generische Strategieempfehlungen<br />
ab. Detaillierte Empfehlungen erfordern dagegen selbstverständlich immer<br />
die Analyse der spezifischen Situation e<strong>in</strong>es konkreten Unternehmens.<br />
5.1 Implikationen <strong>für</strong> hersteller<br />
Für die Hersteller von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> lassen sich aus den vier aufgezeigten<br />
Szenarien zwei Trends ableiten: Fernsehgeräte entwickeln sich zum standardisierten<br />
Massenprodukt, zusatzfunktionen und Inhalte (Zugang zu Enterta<strong>in</strong>ment- sowie<br />
Serviceportalen) werden zu Differenzierungskriterien. Darauf basierende Empfehlungen<br />
besitzen <strong>in</strong> jedem Szenario Gültigkeit, variieren jedoch nach Herstellergröße. Im Nachfolgenden<br />
werden die Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> große und mittelgroße Akteure sowie<br />
Spezialisten erläutert:<br />
große akteure<br />
Design und <strong>in</strong>novative Technologien stellen langfristig ke<strong>in</strong>e Umsatzwachstumstreiber<br />
dar. Für nachhaltiges Umsatzwachstum müssen neue erlösquellen erschlossen werden.<br />
Eigene Plattformen <strong>für</strong> Inhalte (Filme, Serien, Spiele, Musik, E-Books) und Onl<strong>in</strong>e-Serviceplattformen<br />
(z. B. Zugang zu Onl<strong>in</strong>eshops) eröffnen neue Umsatzpotenziale. Um maximale<br />
Effekte erzielen zu können, muss die Benutzerfreundlichkeit deutlich gesteigert werden.<br />
Durch eigene Plattformen wird die Kundenb<strong>in</strong>dung verstärkt. Mit zunehmender Konvergenz<br />
und Kompatibilität (bspw. mit Smartphones, Tablet-PCs) lassen sich synergien erzielen.<br />
Große Unternehmen mit umfassendem Produktportfolio (LG, Samsung, Sony) werden sich<br />
zu voll <strong>in</strong>tegrierten medialen Enterta<strong>in</strong>mentanbietern entwickeln.<br />
Mittelgroße akteure<br />
Mittelgroße Unternehmen (Philips, Sharp) geraten unter akuten Handlungsdruck und<br />
haben drei Handlungsmöglichkeiten:<br />
> Konsolidierung und Aufstieg zum großen <strong>Markt</strong>teilnehmer durch Fusionen und Akquisitionen<br />
und Weiterentwicklung zum voll <strong>in</strong>tegrierten medialen Enterta<strong>in</strong>mentanbieter<br />
> Fokussierung auf <strong>Markt</strong>nischen und Entwicklung zum Spezialisten – die restlichen<br />
Geschäftsbereiche werden abgestoßen<br />
> <strong>Markt</strong>ausstieg und Fokussierung auf andere Geschäftsbereiche
spezialisten<br />
Spezialisten mit schlankem Produktportfolio (Loewe, Bang & Olufsen, Metz, Grundig)<br />
können langfristig ihre Premiumpositionierung über Design und Usability/Nutzerführung<br />
nicht aufrechterhalten. Um Umsatz und Wachstum sicherzustellen, müssen sie neue<br />
erlösquellen erschließen. Dies kann entweder durch gezielte sortimentserweiterung<br />
um margenstarke Produkte, z.B. im Bereich licht/Beleuchtung oder audiomöbel<br />
oder durch Kooperationen mit unabhängigen anbietern von Inhalten erfolgen. Kooperationen<br />
mit Enterta<strong>in</strong>mentportalen <strong>für</strong> Musik, Filme Serien, E-Books bzw. Serviceportalen<br />
mit Angeboten regionaler Dienstleister stellen neue Erlösquellen <strong>für</strong> Hersteller dar. Sie<br />
erlauben aber auch, sich gegenüber den großen weltweit agierenden Unternehmen zu<br />
differenzieren, die zwar eigene Enterta<strong>in</strong>mentportale aufsetzen werden, aber beim<br />
Service mit regionalen Angeboten im Nachteil s<strong>in</strong>d.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus lassen sich szenariospezifische und von der Unternehmensgröße<br />
unabhängige Handlungsempfehlungen ableiten:<br />
> handel 2.0 – den Direktvertrieb (onl<strong>in</strong>e und offl<strong>in</strong>e) auf- bzw. ausbauen, um <strong>Markt</strong>-<br />
an-teile zu halten bzw. gew<strong>in</strong>nen<br />
> schlussverkauf – e<strong>in</strong>e klassische betriebswirtschaftliche Strategie umsetzen, um hohe<br />
Skaleneffekte zu erzielen, und e<strong>in</strong> konsequentes Kostenmanagement verfolgen<br />
> "service ist geil" – Hersteller mit Direktvertrieb starten e<strong>in</strong>e Service<strong>in</strong>itiative, um nicht<br />
<strong>Markt</strong>anteile an Wettbewerber zu verlieren, die Produkte über den E<strong>in</strong>zelhandel absetzen<br />
und dabei hochwertigen Service anbieten<br />
> app store – e<strong>in</strong> Angebot von Enterta<strong>in</strong>mentplattformen bzw. der Zugang zu Enterta<strong>in</strong>mentplattformen<br />
über Fernsehgeräte ist <strong>für</strong> den Geräteabsatz zw<strong>in</strong>gend erforderlich<br />
5.2 Implikationen <strong>für</strong> händler<br />
Händlern von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> empfehlen wir, sich szenariounabhängig starke<br />
Kompetenzen im Bereich Multi-channel retail<strong>in</strong>g aufzubauen. Unabhängig davon, ob<br />
und welches der vier skizzierten Szenarios e<strong>in</strong>tritt, werden Kunden verstärkt Waren onl<strong>in</strong>e,<br />
aber auch weiterh<strong>in</strong> per Telefon oder im stationären Handel e<strong>in</strong>kaufen. Dabei ist ihnen<br />
vor allem e<strong>in</strong>e hohe Preistransparenz wichtig. <strong>Der</strong> Kunde möchte wissen, was e<strong>in</strong>en<br />
ggf. höheren Preis rechtfertigt. Bei sowohl transparenten, qualitativ guten und <strong>in</strong>tensiven<br />
Beratungs- als auch Serviceleistungen ist er da<strong>für</strong> zu zahlen bereit. Gerade stationäre<br />
Händler unterschätzen die Bedeutung des Internets nicht nur als Vertriebs-, sondern auch<br />
als Informationskanal. Kunden werden sich <strong>in</strong> Zukunft verstärkt onl<strong>in</strong>e über Produkte<br />
<strong>in</strong>formieren und bevorzugen hier Handelsmarken mit e<strong>in</strong>em hohen Bekanntheits- und<br />
Vertrauensgrad. Dies bietet Händlern e<strong>in</strong>e Chance, sowohl beim Onl<strong>in</strong>e-, als auch beim<br />
stationären Handel zu wachsen.<br />
21
22 22<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus müssen Händler stärker nach Kundengruppen differenzieren. Vor allem<br />
ältere Kundengruppen, die wenig preissensibel s<strong>in</strong>d, fühlen sich sowohl von den vielen<br />
Herstellern als auch zahlreichen Vertriebswegen <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> verunsichert.<br />
Diese strategisch noch unterbesetzte Nische kann künftiges Umsatzwachstum stimulieren.<br />
Selbstverständlich sollten Händler nicht ihre Verkaufs- und Serviceleistungen vernachlässigen,<br />
sondern bei Backoffice und zentralen Prozessen effizienter werden. Hier empfiehlt<br />
sich e<strong>in</strong>e gute Telefon- bzw. Onl<strong>in</strong>eberatung, wie sie <strong>in</strong> anderen Branchen wie etwa<br />
der Versicherungswirtschaft üblich ist. Zusätzlich bietet e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes Onl<strong>in</strong>e-offl<strong>in</strong>e-<br />
Geschäftsmodell weitere Differenzierungsmöglichkeiten, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> Kunde z. B. se<strong>in</strong>e<br />
Produkte onl<strong>in</strong>e kauft und bei Reklamationen Serviceleistungen offl<strong>in</strong>e nutzen kann.<br />
Spezifische Handlungsempfehlungen unterscheiden sich je nach Szenario zweifellos von<br />
Unternehmen zu Unternehmen und s<strong>in</strong>d von deren jeweiligen Kernkompetenzen abhängig.<br />
Im Szenario "Handel 2.0" lösen Produzenten durch eigene Handelsaktivitäten verstärkt<br />
etablierte Händler ab. Dies kann z. B. durch e<strong>in</strong>e enge B<strong>in</strong>dung des Kunden an den<br />
händler mithilfe von Kundenb<strong>in</strong>dungsprogrammen, hohen Serviceleistungen und e<strong>in</strong>er<br />
herstellerunabhängigen Beratung unterbunden werden. Vor allem im Falle des Szenarios<br />
"Service ist geil" kann der stationäre Handel durch starke Kompetenzen im Bereich<br />
Kundenservice und Beratung se<strong>in</strong>e Position gegenüber anderen Vertriebskanälen und<br />
den Herstellern behaupten. Diese Kompetenzen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Vergangenheit wegen des<br />
<strong>in</strong>tensiven Wettbewerbsumfelds und des hohen Drucks auf die Gew<strong>in</strong>nmargen stark<br />
vernachlässigt worden und müssen zum Teil neu aufgebaut werden.<br />
Im Szenario "Schlussverkauf" leiden sowohl Händler als auch Hersteller unter e<strong>in</strong>em<br />
schwachen wirtschaftlichen Umfeld, aber ebenso an e<strong>in</strong>er kaum veränderten Branchenstruktur.<br />
In diesem Szenario s<strong>in</strong>d klassische betriebswirtschaftliche strategien wie<br />
hohe Skaleneffekte, str<strong>in</strong>gentes Kostenmanagement und e<strong>in</strong> langer f<strong>in</strong>anzieller Atem<br />
gefragt. Das Szenario "App Store" bietet Händlern die Möglichkeit, sich als anbieter<br />
von Inhalten zu profilieren. Kunden fragen seltener nach spezifischen Geräten als nach<br />
Komplettsystemen <strong>für</strong> Unterhaltung. Händler können hier ihre eigene Plattform anbieten<br />
oder durch Plattformunabhängige Angebote punkten. Die Gefahr, e<strong>in</strong>e Entwicklung zu<br />
übersehen, <strong>in</strong> der technische Geräte an Bedeutung verlieren und Inhalte an Bedeutung<br />
gew<strong>in</strong>nen, ist <strong>für</strong> Händler größer als <strong>für</strong> Hersteller. Produzenten von Inhalten brauchen<br />
den Handel angesichts verschiedener verfügbarer Alternativen nicht als Vertriebskanal.<br />
Die Hersteller s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> den Gebrauch der Inhalte jedoch von Bedeutung.<br />
Die hier kurz skizzierte Kernstrategie sowie szenariospezifischen Handlungsempfehlungen<br />
<strong>für</strong> Hersteller und Händler von Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> verdeutlichen die hohe Dynamik<br />
und Möglichkeiten der Branche. Auch wenn detaillierte Strategien natürlich nur konkreten<br />
Unternehmen gelten können, weisen unsere Empfehlungen doch darauf h<strong>in</strong>, wie e<strong>in</strong>e<br />
positive Entwicklung des <strong>Markt</strong>es <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> <strong>in</strong> Deutschland erreicht<br />
werden kann. Denn e<strong>in</strong>es ist sicher: Nichts bleibt, wie es war.
6. MethoDIK<br />
Methodik szenariotechnik<br />
Unsere Szenariostudie <strong>für</strong> die Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> <strong>in</strong> Deutschland folgt dem szenariobasierten<br />
Ansatz der strategischen Planung, den wir <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Roland Berger<br />
Strategy Consultants entwickelt haben. <strong>Der</strong> Ansatz erlaubt, sowohl Szenarien zu erstellen<br />
als auch Szenarien <strong>in</strong> die strategische Planung von Unternehmen e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
<strong>Der</strong> szenariobasierte Ansatz der strategischen Planung umfasst sechs Prozessschritte. Für<br />
jeden dieser Schritte haben wir e<strong>in</strong> spezifisches Analyse<strong>in</strong>strument (Tool) entwickelt, das<br />
die Entwicklung von Szenarien und ihre Umsetzung <strong>in</strong> die strategische Planung erleichtert.<br />
Insgesamt ermöglicht der Ansatz es Führungskräften, verschiedene künftige Entwicklungsoptionen<br />
ihres Unternehmens bzw. ihrer Branchen zu planen. <strong>Der</strong> Ansatz bezieht die<br />
Perspektiven unterschiedlicher Stakeholder auf e<strong>in</strong>e Branche e<strong>in</strong> und erlaubt so e<strong>in</strong><br />
"Öffnen des Denkens" 2) .<br />
Abbildung 11: Ansatz der szenariobasierten strategischen Planung von HHL<br />
und Roland Berger<br />
Zieldef<strong>in</strong>ition<br />
Aufgabe: Kernfrage identifizieren und<br />
Analyserahmen festlegen<br />
Tool: Fram<strong>in</strong>g Checklist<br />
1<br />
Monitor<strong>in</strong>g<br />
Aufgabe: Entwicklungen<br />
beobachten und Annahmen<br />
h<strong>in</strong>terfragen<br />
Tool: Scenario Cockpit<br />
Wahrnehmungsanalyse<br />
Aufgabe: Annahmen und Denkmodelle identifizieren<br />
Tool: 360° Stakeholder Feedback<br />
Trend- und Unsicherheitsanalyse<br />
Aufgabe: Relevante Trends und Unsicherheiten<br />
2<br />
identifizieren und bewerten<br />
3 Tool: Impact/uncerta<strong>in</strong>ly Grid<br />
Accelerator: Existierende Szenariostudien<br />
(Szenariobibliothek)<br />
6<br />
4<br />
Szenarioentwicklung<br />
Aufgabe: Szenarien auf Basis von<br />
Kernunsicherheiten entwickeln<br />
5<br />
Strategiedef<strong>in</strong>ition<br />
Tool: Scenario Matrix<br />
Accelerator: Globale Szenarioexperten<br />
(Szenarionetzwerk)<br />
Aufgabe: Strategische Optionen und Maßnahmen ableiten<br />
Tool: Strategy Manual<br />
Accelerator: Analyse<strong>in</strong>strumente (Szenariobaukasten)<br />
anwendung <strong>für</strong> Industrieszenarien<br />
<strong>Der</strong> Ansatz der szenariobasierten strategischen Planung von HHL und Roland Berger wurde<br />
ursprünglich zur strategischen Planung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>zelne Unternehmen entwickelt. Er kann aber<br />
ebenso zur Erstellung von Szenarienstudien <strong>für</strong> e<strong>in</strong>zelne Industrien oder Regionen genutzt<br />
werden. Dazu werden lediglich die ersten fünf Schritte des Ansatzes angewendet. Im Folgenden<br />
beschreiben wir kurz diese fünf Schritte und ihre konkrete Anwendung im Rahmen<br />
unserer Szenariostudie <strong>für</strong> die Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> <strong>in</strong> Deutschland.<br />
23
24 24<br />
zieldef<strong>in</strong>ition<br />
Im ersten Schritt des Prozesses der szenariobasierten strategischen Planung ist es<br />
notwendig, Projektumfang und -umfeld zu def<strong>in</strong>ieren. Zu diesem Zweck haben wir die<br />
"Fram<strong>in</strong>g Checklist" entwickelt, mit deren Hilfe sowohl Ziel und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der<br />
Szenario-studie geklärt als auch die wesentlichen Anspruchsgruppen identifiziert wurden.<br />
Die "Fram<strong>in</strong>g Checklist" garantiert das gleiche Verständnis aller an der Szenariostudie<br />
beteiligten Personen über die Ziele und den Projektprozess. Als Ziel der Analyse wurde die<br />
Entwicklung von <strong>Markt</strong>szenarien <strong>für</strong> die Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> speziell <strong>in</strong> Deutschland<br />
bis 2016 def<strong>in</strong>iert. Als wichtige Anspruchsgruppen s<strong>in</strong>d Führungskräfte von Unternehmen<br />
der Branche, aber auch politische Entscheidungsträger, Forschungs<strong>in</strong>stitute und Branchenexperten<br />
identifiziert worden.<br />
wahrnehmungsanalyse<br />
Im zweiten Schritt haben wir das "360° Stakeholder Feedback" angewendet, um die<br />
Annahmen und Denkweisen der verschiedenen Anspruchsgruppen der Branche kennenzulernen<br />
und wichtige E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die künftige Entwicklung der Branche zu<br />
herauszuarbeiten. Zu diesem Zweck haben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweistufigen Befragungsprozess<br />
Führungskräfte von Herstellern und Händlern <strong>für</strong> Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> sowie Branchenexperten<br />
von Forschungse<strong>in</strong>richtungen, Regierungsstellen und Beratungsunternehmen<br />
um ihre E<strong>in</strong>schätzungen gebeten. Unser Ziel war es herauszuf<strong>in</strong>den, welche Faktoren die<br />
künftige Entwicklung der Branche <strong>in</strong> Deutschland bee<strong>in</strong>flussen können. Die E<strong>in</strong>schätzungen<br />
der unterschiedlichen Experten zu diesem Thema wurden verglichen.<br />
trend- und Unsicherheitsanalyse<br />
Im dritten Prozessschritt haben wir das "Impact/Uncerta<strong>in</strong>ty Grid" angewendet, um die im<br />
Rahmen der Wahrnehmungsanalyse identifizierten E<strong>in</strong>flussfaktoren nach dem Abgleich <strong>in</strong><br />
den bereits erwähnten Expertenworkshop als Trends, Kernunsicherheiten oder sekundäre<br />
Elemente zu klassifizieren (Abb. 12).<br />
Abbildung 12: Impact/uncerta<strong>in</strong>ty Grid<br />
Hoch<br />
E<strong>in</strong>fluss<br />
TRENDS<br />
Subventionen <strong>für</strong><br />
Verbraucher<br />
P<br />
Bedeutung von<br />
S<br />
Direktvertrieb Ec Ec<br />
T<br />
Umfassend<br />
En<br />
S<br />
<strong>in</strong>formierte Kunden<br />
T<br />
P<br />
KERNUNSICHERHEITEN<br />
Ec Konsumklima<br />
Connected Home<br />
T<br />
Ec<br />
T Produkt<strong>in</strong>novationen<br />
Ec<br />
S T En<br />
Verkürzte Produktlebenszyklen<br />
Ec<br />
S<br />
S<br />
T<br />
S<br />
Ec<br />
Energieeffiziente<br />
T Produkte<br />
P<br />
P Entwicklung<br />
politischer Krisen<br />
Gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung<br />
Technologieorientierung<br />
der Konsumenten<br />
T<br />
S<br />
Ec Preisvergleich über das Internet<br />
P<br />
En<br />
Steuerliche Entwicklung<br />
Ec<br />
Stabilität des Euro<br />
Ec Entwicklung von Logistik<br />
SEKUNDÄRE ELEMENTE<br />
Niedrig<br />
Niedrig Unsicherheit<br />
Hoch<br />
S Social T Technologie En Umwelt Ec Wirtschaft P Politik
E<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe der Workshops bestand <strong>in</strong> der Identifikation von Kernunsicherheiten,<br />
die e<strong>in</strong>e Grundlage der Szenarioerstellung im folgenden, vierten Prozessschritt bilden.<br />
Zu diesem Zweck haben wir e<strong>in</strong>zelne Unsicherheitsfaktoren jeweils zu zwei übergeordneten<br />
Kernunsicherheiten zusammengefasst, die auch Szenariodimensionen genannt werden.<br />
Die erste Szenariodimension umfasst die vier Unsicherheitsfaktoren "Entwicklung des<br />
wirtschaftlichen Umfelds", "Entwicklung der Steuern", "E<strong>in</strong>treten von politischen Krisen"<br />
sowie die "Stabilität des Euro". Diese Faktoren haben wir zur Szenariodimension "Entwicklung<br />
der wirtschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen" zusammengefasst. Die zweite Szenariodimension,<br />
"Veränderung der Branchenstruktur", umfasst die vier Unsicherheitsfaktoren<br />
"Konsumverhalten und Kaufbereitschaft", "Connected Home", "Anzahl und Frequenz der<br />
Produkt<strong>in</strong>novationen" und die "Bereitschaft, neue Technologien anzunehmen".<br />
szenarioentwicklung<br />
Im Mittelpunkt des vierten Prozessschritts stand die Entwicklung und Beschreibung der<br />
vier Szenarien. Da<strong>für</strong> haben wir die "Szenariomatrix" genutzt. Als Dimensionen der Szenariomatrix<br />
dienen die im vorangegangenen Schritt unseres Ansatzes identifizierten Szenariodimensionen.<br />
Für jede Szenariodimension werden zwei Extremwerte def<strong>in</strong>iert. Daraus<br />
resultiert e<strong>in</strong>e Matrix mit vier Quadranten, <strong>in</strong> denen jeweils e<strong>in</strong>es der vier Szenarien liegt.<br />
Für diese vier Szenarien wählten wir zunächst e<strong>in</strong>prägsame Namen. Darauf aufbauend<br />
wurden die Szenarien detailliert beschrieben. Als Grundlage <strong>für</strong> die Beschreibung der<br />
Szenarien diente das sogenannte E<strong>in</strong>flussdiagramm, das die Zusammenhänge zwischen<br />
Trends, kritischen Unsicherheiten und schließlich den Schlüsselunsicherheiten aufzeigt<br />
(Abbildung 13).<br />
Abbildung 13: Vere<strong>in</strong>fachtes E<strong>in</strong>flussdiagramm<br />
ZEIT<br />
<strong>Markt</strong>e<strong>in</strong>tritt neuer<br />
Wettbewerber<br />
Neuordnung der<br />
Wertschöpfungskette<br />
Entwicklung<br />
politischer Krisen<br />
Technologieorientierung<br />
der Konsumenten<br />
Veränderung der Branchenstruktur<br />
Gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung<br />
Umfassend<br />
<strong>in</strong>formierte Kunden Konsumklima<br />
Bedeutung von<br />
Direktvertrieb<br />
Stabilität des<br />
Euro<br />
Entwicklung der wirtschaftlichen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
25
26 26<br />
strategiedef<strong>in</strong>ition<br />
<strong>Der</strong> fünfte Prozessschritt zielt darauf ab, die entwickelten Szenarien <strong>in</strong> konkrete Strategien<br />
und Handlungspläne umzusetzen. Als Instrument zur Unterstützung dieses Prozessschrittes<br />
haben wir den Strategieleitfaden entwickelt.<br />
<strong>Der</strong> Strategieleitfaden sieht drei Schritte zur Umsetzung von Szenarien <strong>in</strong> konkrete Strategien<br />
vor – die Ableitung von spezifischen Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>zelne Szenarien,<br />
die Ableitung e<strong>in</strong>er Kernstrategie, die <strong>in</strong> jedem Szenario Gültigkeit besitzt, sowie die<br />
Bestimmung von szenariospezifischen Strategieoptionen. Im Rahmen unserer Szenariostudie<br />
<strong>für</strong> die Unterhaltungs<strong>elektronik</strong> <strong>in</strong> Deutschland wurden lediglich e<strong>in</strong>e Kernstrategie<br />
<strong>für</strong> Hersteller und Händler sowie e<strong>in</strong>ige szenariospezifische Handlungsempfehlungen kurz<br />
herausgearbeitet.<br />
Monitor<strong>in</strong>g<br />
<strong>Der</strong> sechste Prozessschritt konzentriert sich darauf, Umweltentwicklungen kont<strong>in</strong>uierlich<br />
zu beobachten und gegebenenfalls Strategieanpassungen auszulösen. Zu diesem Zweck<br />
nutzen wir das Szenario-Cockpit. Im Rahmen der vorliegenden Studie haben wir auf<br />
diesen Schritt verzichtet.<br />
7. QUellenverzeIchnIs<br />
1) Metro Group Jahresabschlussbericht (2006), Düsseldorf<br />
2) Wulf, Meissner, Stubner (2010): A scenario-based approach to strategic-plann<strong>in</strong>g –<br />
<strong>in</strong>tegrat<strong>in</strong>g plann<strong>in</strong>g and process perspective of strategy, im Druck
8. KontaKt<br />
hhl – handelshochschule leipzig (hhl)<br />
Center for Scenario Plann<strong>in</strong>g<br />
Jahnallee 59<br />
04109 Leipzig, Deutschland<br />
Prof. Dr. torsten wulf<br />
Akademischer Direktor<br />
Telefon: +49-341-9851895<br />
Fax: +49-341-9851899<br />
E-Mail: Torsten.wulf@hhl.de<br />
www.scenariomangement.de<br />
Dr. Philip Meissner<br />
Research Associate<br />
Telefon: +49-341-9851897<br />
Fax: +49-341-9851899<br />
E-Mail: Philip.meissner@hhl.de<br />
christian Brands, M.sc.<br />
Research Associate<br />
Telefon: +49-341-9851898<br />
Fax: +49-341-9851899<br />
E-Mail: Christian.brands@hhl.de<br />
Benedikt ernst, M.sc.<br />
Telefon: +49-341-9851895<br />
Fax: +49-341-9851899<br />
E-Mail: Benedikt.ernst@hhl.de<br />
roland Berger strategy consultants<br />
Mies-van-der-Rohe-Str. 6<br />
80807 München, Deutschland<br />
Dr. Börn re<strong>in</strong>eke<br />
Partner<br />
Telefon: +49-89-9230-8333<br />
Fax: +49-89-9230-8917<br />
E-Mail: Bjoern_Re<strong>in</strong>eke@de.rolandberger.com<br />
anthony yazitzis<br />
Project Manager<br />
Telefon: +49-89-9230-8317<br />
Fax: +49-89-9230-8917<br />
E-Mail: Anthony_Yazitzis@de.rolandberger.com<br />
Magdalena F<strong>in</strong>k<br />
Senior Consultant<br />
Telefon: +49-89-9230-8091<br />
Fax: +49-89-9230-8917<br />
E-Mail: Magdalena_F<strong>in</strong>k@de.rolandberger.com<br />
andrea F<strong>in</strong>ke<br />
Telefon: +49-89-9230-8582<br />
Fax: +49-89-9230-8917<br />
E-Mail: Andrea_F<strong>in</strong>ke@de.rolandberger.com<br />
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28 28<br />
9. hhl center For scenarIo PlannIng<br />
Das HHL Center for Scenario Plann<strong>in</strong>g wurde geme<strong>in</strong>sam von der Handelshochschule Leipzig (HHL) und<br />
Roland Berger Strategy Consultants gegründet. Es br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>ternationale Experten aus den Bereichen der<br />
strategischen Planung und Szenarioplanung sowohl aus der Wissenschaft als auch Praxis zusammen.<br />
Die Aktivitäten des Center fokussieren sich auf vier Bereiche:<br />
1. Forschung: Wir entwickeln neues Wissen zur Szenarioplanung und entwerfen neue Methoden und Werkzeuge<br />
zur strategischen Planung. Darüber h<strong>in</strong>aus forschen wir zu verhaltenswissenschaftlichen Aspekten der<br />
Szenarioplanung und entwerfen neue Szenarien <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl von Bereichen.<br />
2. teach<strong>in</strong>g: Wir unterrichten Szenarioplanung sowohl <strong>für</strong> Manager und strategische Planer im Rahmen von<br />
Schulungen <strong>für</strong> Führungskräfte, Workshops und Doktorandensem<strong>in</strong>aren als auch MBA-und M. Sc.-Studenten<br />
im Rahmen von Strategiekursen an der Handelshochschule Leipzig (HHL).<br />
3. consult<strong>in</strong>g: Wir beraten Unternehmen, öffentliche und zivile E<strong>in</strong>richtungen beim Aufbau von Strukturen zur<br />
Szenarioplanung. Dabei analysieren wir bestehende Planungsprozesse und erstellen effektive Methoden<br />
<strong>für</strong> die Kommunikation mit allen Stakeholdern <strong>in</strong> Phasen hoher Unsicherheit und Volatilität.<br />
4. network<strong>in</strong>g: Wir stellen e<strong>in</strong>e Plattform <strong>für</strong> Szenarioexperten aus der ganzen Welt zum Austausch von Ideen<br />
und neuen Konzepten der strategischen Planung zur Verfügung.<br />
Weitere Informationen zum Center f<strong>in</strong>den Sie unter www.scenariomanagement.de<br />
10. FIrMenPortraIt rolanD Berger strategy consUltants<br />
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist e<strong>in</strong>e der weltweit führenden Strategieberatungen.<br />
Mit 2.500 Mitarbeitern <strong>in</strong>sgesamt und 45 Büros <strong>in</strong> 33 Ländern s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> den global wichtigsten Märkten<br />
erfolgreich aktiv. Roland Berger Strategy Consultants berät <strong>in</strong>ternational führende Industrie- und Dienstleistungs-<br />
unternehmen sowie öffentliche Institutionen. Das Beratungsangebot umfasst alle Fragen strategischer<br />
Unternehmensführung – von der Ausrichtung bzw. E<strong>in</strong>führung neuer Geschäftsmodelle und -prozesse sowie<br />
Organisationsstrukturen bis h<strong>in</strong> zur Technologiestrategie.<br />
Roland Berger Strategy Consultants ist e<strong>in</strong>e unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund<br />
220 Partnern. Unsere Strategieberatung ist <strong>in</strong> globalen Kompetenzzentren organisiert. Industrie-Kompetenzzentren<br />
decken die großen Branchen ab, und funktionale Kompetenzzentren bieten Know-how zu übergreifenden<br />
methodischen Fragestellungen. Für jedes Beratungsprojekt wird <strong>in</strong>dividuell das beste <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Team<br />
aus Experten mit branchenspezifischem und funktionalem Know-how zusammengestellt.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit unseren Klienten entwickeln wir maßgeschneiderte, kreative Konzepte. Besonders wichtig<br />
ist uns die Begleitung der Umsetzungsphase. So schaffen wir echten Mehrwert <strong>für</strong> unsere Klienten. Unser<br />
Beratungsansatz gründet sich dabei <strong>in</strong>sbesondere auf die unternehmerische Persönlichkeit, die Integrität<br />
und die Individualität unserer Berater: "It's character that creates impact".<br />
Alle Mitarbeiter von Roland Berger Strategy Consultants s<strong>in</strong>d unseren drei Grundwerten –<br />
Excellence, Entrepreneurship und Partnership – verpflichtet.<br />
> entrepreneurship – Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> global erfolgreiches Netzwerk von Unternehmern,<br />
die pragmatische und umsetzbare Lösungen liefern.<br />
> Partnership – Wir setzen auf vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit<br />
<strong>in</strong> unserem Unternehmen und mit unseren Klienten.<br />
> excellence – Wir liefern exzellente Ergebnisse und entwickeln weltweit vorbildliche Ansätze.<br />
So schaffen wir messbar und nachhaltig Wert <strong>für</strong> unsere Klienten.
kontakt:<br />
Handelshochschule Leipzig (HHL)<br />
center for scenario Plann<strong>in</strong>g – roland Berger research Unit<br />
adresse: Jahnallee 59, 04109 leipzig<br />
tel.: +49 341 9851895, fax: +49 341 9851899<br />
e-Mail: management@hhl.de<br />
Webseite: www.scenariomanagement.de