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Diven setzen auf Sennheiser und Neumann

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Stereo- <strong>und</strong> Surro<strong>und</strong>-Mikrofonverfahren ( II )<br />

Im zweiten Teil unserer Reihe dreht sich alles um die Mikrofonpositionierung. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

gilt: „Probieren ist besser als fest platzieren!“ Gerade bei Aufnahmen in<br />

akustisch interessanter Umgebung gilt dieser Gr<strong>und</strong>satz. Ein zweiter Punkt: Je mehr<br />

Mikrofone benutzt werden, desto mehr Probleme können <strong>auf</strong>tauchen. So schmilzt bei<br />

Polymikrofonie schnell die gute Stereobasis zusammen, da der natürliche Hallanteil<br />

schwindet.<br />

Einzelmikrofone für Soloabnahmen<br />

Hier verwendet man am häufigsten gute Studiomikrofone mit Doppelmembran,<br />

die sich zwischen Kugel, breiter Niere, Niere, Superniere <strong>und</strong> Acht umschalten lassen.<br />

Man kann <strong>auf</strong> diese Art sehr schnell den Klang der Aufnahme beeinflussen – das schafft<br />

selbst in der heutigen Zeit kein Audioprozessor! Besonders elegant geht dies mit dem<br />

MKH 80 oder MKH 800, da bei diesen Mikrofonen Ausgangspegel, Tiefenabsenkung<br />

(Nahbesprechungseffekt) <strong>und</strong> Höhenanhebung (Diffusfeldkorrektur) beeinflusst werden<br />

können.<br />

Bei Gesang sollte immer mit Windschutz gearbeitet werden, es sei denn, der Solist<br />

hat sehr viel Mikrofondisziplin. Faustformel für gute Aufnahmen: Das Mikrofon etwa<br />

50 cm vom M<strong>und</strong> entfernt platzieren <strong>und</strong> nicht über einen Notenständer oder Ähnliches<br />

hängen, sonst drohen Reflexionen <strong>und</strong> Auslöschungen. Mehrere Solisten werden<br />

über einzelne Mikrofone oder über ein Mikrofonpaar in Stereoanordnung abgenommen.<br />

Bei Instrumentalsolisten hängt die Mikrofonposition von der Abstrahlcharakteristik<br />

des Instruments ab. Auch hier gilt: Je näher das Mikrofon am Instrument steht,<br />

desto größer sollte die Disziplin des Vortragenden sein, denn spieltypische Geräusche<br />

(Anblasen, Streichen, Tasten- oder Klappenmechanik) sind eher hörbar.<br />

Zweikanal-Stereofonie<br />

Da die Reproduktion von purer Akustik wieder <strong>auf</strong> dem Vormarsch ist, hier einige<br />

schon fast in Vergessenheit geratene Mikrofon<strong>auf</strong>stellungen, die eine Raumabbildung<br />

ermöglichen, die mit keinem Prozessor erzielt werden kann.<br />

Der Decca-Baum<br />

Drei Mikrofone (MKH 20; Kugel)<br />

werden wie <strong>auf</strong> dem Foto angeordnet,<br />

vor den Klangkörper gesetzt <strong>und</strong><br />

eingepegelt. Mit der mittleren, vorderen<br />

Kugel lässt sich dadurch ein korrelierender<br />

Raumanteil zu Groß-AB mischen.<br />

Diese Anordnung wird häufig bei der<br />

Aufnahme von Blasorchestern, Big-<br />

Bands oder Jazzformationen unter Live-<br />

Bedingungen eingesetzt.<br />

Natürlicher Hall<br />

Soll der (akustisch gute) Raum mehr mit einbezogen werden, lässt sich durch einen<br />

kleinen akustischen Trick eine natürliche Verzögerung erzeugen: Vom Hauptmikrofon<br />

– in AB- oder XY-Position betrieben – wird in einer Entfernung von etwa 6 m oder<br />

weniger eine zusätzliche AB-Anordnung mit Kugeln gestellt. Dies ergibt eine natürliche<br />

Verzögerung unter 20 ms, es lassen sich so am Pult sehr gute, stereophone Hallanteile<br />

zur direkten Aufnahme hinzumischen. Weiter als 6 m sollte diese Anordnung allerdings<br />

nicht vom Hauptmikrofon entfernt sein, sonst entsteht ein unnatürliches „Flatterecho“<br />

(Garagenhof-Effekt). Hervorragend lässt sich diese Technik bei Aufzeichnungen<br />

in Kirchen anwenden, da dort in der Regel genug Platz vorhanden ist. Daher ist sie<br />

prädestiniert für Kirchen-, Orgel- <strong>und</strong> Barockmusik.<br />

Das „Straus-Paket“<br />

Diese nach einem Tonmeister benannte AB-Anordnung, die aus zwei Kugeln<br />

(MKH 20) <strong>und</strong> zwei Nieren (MKH 40) jeweils direkt übereinander besteht, ermöglicht<br />

das Aufnehmen von Direktschall (Niere) <strong>und</strong> Diffusschall (Kugel) <strong>und</strong> deren Mischung.<br />

Ideal für Klavier <strong>und</strong> kleine Ensembles in Kammermusiksälen.<br />

Die gekreuzte Acht<br />

Hierbei handelt es sich um eine der interessantesten, aber auch „gefährlichsten“<br />

Stereoanordnungen aus den 30er Jahren. Es werden dabei zwei Achterkapseln<br />

ENGINEERING BASICS<br />

(MKH 30) gekreuzt in XY-Technik<br />

betrieben (siehe Zeichnung). Das<br />

Ergebnis ist eine sehr gute räumliche<br />

Abbildung ohne L<strong>auf</strong>zeiten in Bereich I.<br />

Hinzu kommt, dass die Raumanteile des<br />

hinteren Raumes (Bereich III) in die Basis<br />

„geklappt“ werden, wodurch sich der<br />

Raum sozusagen „hinter dem Orchester“<br />

öffnet (Vorsicht bei „lautem“ Publikum!).<br />

Eine Gefahr stellt die Korrelation durch<br />

die verteilten Polaritäten der Achter-<br />

Charakteristiken dar, denn alle Anteile<br />

des seitlichen Raumschalls werden<br />

nichtkorrelierend zum Klangbild addiert.<br />

Die gesamte Anordnung hat – <strong>auf</strong> Mono<br />

geschaltet – die Wirkung einer Acht.<br />

Diese Technik<br />

lässt sich für<br />

praktisch alle<br />

Aufnahmesituationenanwenden,<br />

wenn<br />

dar<strong>auf</strong> geachtet<br />

wird, dass<br />

möglichst wenigNutzsignalanteile<br />

in die<br />

Bereiche II <strong>und</strong><br />

Bereich IV<br />

Bereich I<br />

+ +<br />

Mikro 1<br />

Mikro 2<br />

– –<br />

Bereich III<br />

IV geraten <strong>und</strong> Raumanteile vorwiegend<br />

aus Richtung der Schallquelle <strong>und</strong><br />

von hinten kommen.<br />

Trennkörper-Stereofonie<br />

Diese Anordnung ist ideal für Ambiente,<br />

O-Töne oder Hörspiele, am bekanntesten<br />

ist die Kunstkopfstereofonie.<br />

Der Kunstkopf ist eine „Erfindung“ aus<br />

den 30er Jahren (Eugen Beyer, Georg<br />

<strong>Neumann</strong>) <strong>und</strong> wurde damals für<br />

Forschungszwecke benutzt. Wiederentdeckt<br />

wurde er gegen Ende der 70er, als<br />

man „Stoff“ für das bewusste Hören<br />

mit offenen Kopfhörern (<strong>Sennheiser</strong><br />

HD 414) brauchte. Es gab Hörspielproduktionen,<br />

die über das richtige<br />

Equipment – nämlich den Kopfhörer –<br />

abgespielt sehr eindrucksvoll waren.<br />

Nachteil: Über Lautsprecher waren die<br />

Hörspiele kein besonderer Genuss.<br />

Abhilfe schuf eine Firma, die Mikrofone<br />

in eine Kegelkugel einbaute, wobei<br />

die Membranen mit der Kugeloberfläche<br />

abschlossen. Diese sogenannte „spezielle<br />

Grenzfläche“ schuf Kompatibilität zwischen<br />

Kopfhörer- <strong>und</strong> Lautsprecherwiedergabe.<br />

Wer nun ein solches Mikrofon<br />

nicht besitzt, kann Folgendes machen: Neben<br />

eine Badezimmerleuchte (kugelr<strong>und</strong>,<br />

aus Glas, siehe So<strong>und</strong>ings 1/2002) setzt<br />

man zwei Kugelmikrofone MKH 20 – der<br />

Effekt ist erstaunlich!<br />

so<strong>und</strong>ings 2/02 25<br />

Bereich II

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