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COSTRUIRE PONTI Wege zu Beethoven

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<strong>COSTRUIRE</strong> <strong>PONTI</strong><br />

<strong>Wege</strong> <strong>zu</strong> <strong>Beethoven</strong><br />

Verehrtes Publikum!<br />

Im Namen aller mitwirkenden Künstlerinnen und Künstler heißen wir Sie bei diesem<br />

Konzertzyklus im geschichtsträchtigen Wiener Ehrbar Saal sehr herzlich willkommen.<br />

Die Wiederbelebung dieser historisch so wertvollen Spielstätte ist uns ein besonderes Anliegen.<br />

Kaum ein anderer Saal in Wien verfügt über eine derart außergewöhnliche Akustik und<br />

besondere Atmosphäre, dennoch ist er vielen musikinteressierten Menschen noch immer kein<br />

Begriff.<br />

Die großzügige Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Bank Austria hat es uns ermöglicht, einen Konzertzyklus<br />

ganz speziell für diesen Saal und seine besonderen Qualitäten <strong>zu</strong> entwerfen. <strong>COSTRUIRE</strong><br />

<strong>PONTI</strong> möchte anhand ausgewählter Themen Verbindungen und Beziehungen zwischen<br />

gesprochenem Wort und Musik herstellen und bietet Ihnen an fünf Abenden die Gelegenheit,<br />

das komplette Schaffen Ludwig van <strong>Beethoven</strong>s für Violine und Klavier beziehungsweise<br />

Violoncello und Klavier <strong>zu</strong> erleben.<br />

Wir wünschen Ihnen eindrucksreiche Abende im Wiener Ehrbar Saal und freuen uns über Ihr<br />

Interesse und Ihren Besuch.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Wien<br />

Ehrbar Saal<br />

17. Jänner bis<br />

31. Jänner 2012<br />

Christian Altenburger August Schmölzer


MYTHOS 17. Jänner 2012, 19.30 Uhr<br />

Sonate für Klavier und Violine D-Dur, op. 12/1<br />

Allegro con brio<br />

Tema con Variazioni<br />

Rondo. Allegro<br />

Über Prometheus<br />

Sonate für Klavier und Violine Es-Dur, op. 12/3<br />

Allegro con spirito<br />

Adagio con molt’ espressione<br />

Rondo . Allegro molto<br />

- Pause -<br />

Giacomo Leopardi: Die Wette des Prometheus<br />

Sonate für Klavier und Violoncello A-Dur, op. 69<br />

Allegro ma non tanto<br />

Scherzo. Allegro molto<br />

Adagio cantabile – Allegro vivace<br />

Jasminka Stancul Klavier<br />

Christian Altenburger Violine<br />

Reinhard Latzko Violoncello<br />

Maria Happel Rezitation<br />

August Schmölzer Rezitation<br />

MYTHOS<br />

Insgesamt zehn Violinsonaten hat Ludwig van <strong>Beethoven</strong> geschrieben. Sie entstanden in einem Zeitraum<br />

von fünfzehn Jahren und spiegeln – anders als die Klavier- und die Cellosonaten – nur einen Teil des<br />

Schaffensweges des Komponisten wider. Obwohl alle Sonaten in ihren Bezeichnungen das Klavier<br />

voranstellen, eine Tradition, der sich auch <strong>Beethoven</strong> noch verbunden fühlt, herrscht in den Violinsonaten<br />

eine besondere Partnerschaftlichkeit der Instrumente vor, die eine neue Perspektive auf die Gattung der<br />

Streichersonate wirft und die Entwicklung der Sonate bis weit ins 19. Jahrhundert prägt. Die Sonaten op.<br />

12, von denen zwei an diesem Abend <strong>zu</strong> hören sind, entstanden 1797/98 in Wien. <strong>Beethoven</strong> war damals<br />

schon gut ins Wiener Musikleben eingeführt und galt als „musikalisches Genie“. Obwohl als Pianist<br />

bereits berühmt, nahm <strong>Beethoven</strong>, der auch Bratsche spielte, in Wien bei Krumpholtz Geigenunterricht.<br />

Die Violinsonaten von Mozart kannte <strong>Beethoven</strong> noch aus seiner Bonner Zeit und sie übten eine große<br />

Wirkung auf ihn aus. Die Violinsonaten op. 12, <strong>Beethoven</strong>s erste Sonaten für Klavier und Violine sind zwar<br />

äußerlich noch ganz der Tradition verpflichtet, lassen aber den <strong>zu</strong>künftigen Geist <strong>Beethoven</strong>s erkennen.<br />

Die Sonaten sind Antonio Salieri gewidmet, bei dem er Kompositionsunterricht nahm, und zeigen eine<br />

große Nähe <strong>zu</strong>r 1799 entstandenen 1. Symphonie.<br />

Das Motto Mythos, das den ersten Abend des <strong>Beethoven</strong>-Zyklus begleitet, erinnert sowohl an den<br />

Mythos <strong>Beethoven</strong>, der unter den modernen Mythen eine besondere Position einnimmt, als auch an<br />

<strong>Beethoven</strong>s Beschäftigung mit Mythen. Schon <strong>zu</strong> <strong>Beethoven</strong>s Lebzeiten setzt eine Mythisierung ein,<br />

die den Komponisten als siegreichen Helden über das Schicksal zeichnet. Sein Leiden, die Taubheit, die<br />

unglückliche Liebe, die gesundheitlichen Probleme und die Überwindung all dessen durch die Musik<br />

schaffen den klassischen Künstlermythos schlechthin und führen <strong>zu</strong> einer untrennbaren Verbindung von<br />

Leben und Werk. Die Texte des heutigen Abends beleuchten den Mythos des Prometheus, der zweifellos als<br />

der Symbolmythos der Aufklärung bezeichnet werden kann und zahlreiche berühmte Dichter, unter ihnen<br />

Johann Wolfgang von Goethe, <strong>zu</strong>r Verarbeitung und Neudeutung bewegte. Gleich nach der Komposition<br />

seiner 1. Symphonie begann <strong>Beethoven</strong>s Beschäftigung mit dem Prometheus. Gut möglich, dass der viel<br />

beschworene „prometheische Schöpfergeist“ den Komponisten, der seine eigene Mythisierung durchaus<br />

unterstützte, besonders faszinierte.<br />

Die Cellosonate op. 69 zählt <strong>zu</strong>r mittleren Schaffensperiode <strong>Beethoven</strong>s und entstand 1807/08, in der<br />

Zeit, in der <strong>Beethoven</strong> auch an seiner 6. Symphonie, der Pastorale, schrieb. Sie ist die dritte Cellosonate<br />

des Komponisten, aber im Grunde die erste, die das Cello <strong>zu</strong>m wirklich gleichberechtigten Solopartner<br />

des Klaviers erhebt – was durch eine kleine Solokadenz im 1. Satz unterstrichen wird. Gewidmet hat<br />

<strong>Beethoven</strong> diese Sonate seinem treuen Freund und hervorragendem Cellisten Freiherr Ignaz von<br />

Gleichenstein. <strong>Beethoven</strong>s Ringen um die verschiedenen Register des Cellos neben einem ausgewogenen<br />

Klaviersatz wird durch zahlreiche Korrekturen im Autograph belegt.


IRGENDWO AUSSER DER WELT 18. Jänner 2012, 19.30 Uhr<br />

Sonate für Klavier und Violine A-Dur, op. 12/2<br />

Allegro vivace<br />

Andante, più tosto Allegretto<br />

Allegro piacevole<br />

Charles Baudelaire: Irgendwo außer der Welt<br />

Sonate für Klavier und Violoncello C-Dur, op. 102/1<br />

Andante – Allegro vivace<br />

Adagio – Tempo d’Andante – Allegro vivace<br />

- Pause -<br />

Hermann Harry Schmitz: Wie es kompliziert war, bis ich in die Sommerfrische kam<br />

Sonate für Klavier und Violine F-Dur, op. 24<br />

Allegro<br />

Adagio molto espressivo<br />

Scherzo. Allegro molto<br />

Rondo. Allegro ma non troppo<br />

Jasminka Stancul Klavier<br />

Christian Altenburger Violine<br />

Reinhard Latzko Violoncello<br />

Maria Happel Rezitation<br />

August Schmölzer Rezitation<br />

IRGENDWO AUSSER DER WELT<br />

An diesem zweiten Abend des Zyklus werden Sonaten aus sehr unterschiedlichen Schaffensperioden<br />

einander gegenüber gestellt: die frühe Violinsonate op. 12/2, entstanden 1797/98, die 1800 komponierte<br />

Frühlingssonate und eine der beiden letzten Cellosonaten des Komponisten (op. 102/1), die an der<br />

Schwelle <strong>zu</strong>m Spätwerk steht und mit 1815 datiert ist.<br />

Die Violinsonate op. 12/2, deren Schwesternsonaten am Abend <strong>zu</strong>vor erklungen sind, ist ebenso wie<br />

diese dreisätzig, mit einem Allegrosatz am Beginn und einem Rondosatz am Schluss, und zeigt ihre<br />

Identität und Eigenheit besonders im mittleren langsamen Satz, in dem <strong>Beethoven</strong> die Zuhörer in eine<br />

„Welt des lyrischen Innehaltens“ (Zitat Dieter Rexroth) führt.<br />

Im starken Kontrast da<strong>zu</strong> erklingt die Sonate für Klavier und Violoncello op. 102/1. Sie gehört „ganz<br />

gewiß <strong>zu</strong> dem Ungewöhnlichsten und Sonderbarsten“, was jemals komponiert wurde, wie ein Rezensent<br />

der Uraufführung schreibt, und wird bis heute <strong>zu</strong> den sperrigsten Werken des Komponisten gerechnet.<br />

Während <strong>Beethoven</strong> sich in seinen frühen Cellosonaten eher scheute, dem Cello melodiöse Kantilenen<br />

<strong>zu</strong> schreiben, so scheint er in den Sonaten op. 102 diese kompositorischen Schwierigkeiten gänzlich<br />

überwunden <strong>zu</strong> haben, wie man im langsamen Satz dieser Sonate besonders gut hört.<br />

Wie aus seiner Biographie hinlänglich bekannt, wird <strong>Beethoven</strong> <strong>zu</strong> einem der unruhigsten Geister<br />

unter den Komponisten gezählt, was durch seine zahlreichen Wohnungswechsel und Umzüge bestens<br />

dokumentiert ist. So hat er in seinen 35 Wiener Jahren mindestens 29 Wohnungen an 26 verschiedenen<br />

Adressen bewohnt. Wie <strong>zu</strong> seiner Zeit üblich, gab <strong>Beethoven</strong> in den Sommermonaten das Quartier in Wien<br />

auf und begab sich <strong>zu</strong>m Sommeraufenthalt die in die nähere Umgebung. Im Laufe seines Lebens und mit<br />

<strong>zu</strong>nehmender Unpässlichkeit verlegte er seine Sommerfrische immer mehr in Kurorte mit Heilbädern wie<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel nach Baden bei Wien.<br />

Diese biographischen Fakten <strong>zu</strong>m Anlass nehmend, beschäftigen sich die Texte dieses Konzerts mit<br />

dem Thema Sommerfrische und den teilweise humorvollen Tücken derselben und wollen anregen, die<br />

Sommeraufenthalte des Komponisten aus verschiedenen Perspektiven <strong>zu</strong> betrachten.<br />

Die Violinsonate op. 24, in der Literatur immer wieder auch als Frühlingssonate bezeichnet, steht beinahe<br />

dialektisch <strong>zu</strong> der in unmittelbarer zeitlicher Nachbarschaft entstandenen Sonate op. 23, die das darauf<br />

folgende Konzert eröffnen wird. An Hegels Phänomenologie des Geistes anknüpfend und dabei die Theorie<br />

von These und Antithese verfolgend, steht die Sonate op. 24 mit ihrer aufgeheiterten, frühlingshaften<br />

Stimmung ganz im Gegensatz <strong>zu</strong>m tragischen Tonfall des a-moll von op. 23. Generell vollzog sich in<br />

der Zeit um 1800 in musikalischer Hinsicht ein absoluter Paradigmenwechsel, der sowohl vom alten<br />

Haydn mit seinem Spätwerk als auch vom jungen <strong>Beethoven</strong> vorangetrieben wurde, der in der Sonate<br />

op. 24 seinen symphonischen Anspruch manifestierte und sich von der konzertanten Dreisätzigkeit <strong>zu</strong>r<br />

symphonischen Viersätzigkeit hin entwickelte.


UNERFÜLLTE LIEBE 25. Jänner 2012, 19.30 Uhr<br />

Sonate für Klavier und Violine a-moll, op. 23<br />

Presto<br />

Andante scherzoso, più Allegretto<br />

Allegro molto<br />

Über die unerfüllte Liebe<br />

Sonate für Klavier und Violoncello D-Dur, op. 102/2<br />

Allegro con brio<br />

Adagio con molto sentimento d’affetto – attacca:<br />

Allegro – Allegro fugato<br />

- Pause -<br />

Knut Hamsun: Du wirst keinen finden, der so lieb <strong>zu</strong> dir ist, wie ich es wäre<br />

Sonate für Klavier und Violine c-moll, op. 30/2<br />

Allegro con brio<br />

Adagio cantabile<br />

Scherzo. Allegro<br />

Finale. Allegro<br />

Oliver Triendl Klavier<br />

Christian Altenburger Violine<br />

Reinhard Latzko Violoncello<br />

Maria Happel Rezitation<br />

August Schmölzer Rezitation<br />

UNERFÜLLTE LIEBE<br />

So wie die beiden Violinsonaten, die das dritte Konzert einrahmen, in ihrer Grundstimmung dunkle, ja<br />

beinahe düstere Schattierungen aufweisen, so führt auch das Thema des Abends in ein tragisches Kapitel<br />

von <strong>Beethoven</strong>s Biographie: seine unerfüllte Liebe <strong>zu</strong>r „unsterblichen Geliebten“, von der wir bis heute<br />

zwar nicht wissen, wer sie gewesen ist, der wir aber eines der berühmtesten Schriftstücke <strong>Beethoven</strong>s<br />

verdanken. Der Brief an die unsterbliche Geliebte, den <strong>Beethoven</strong> niemals abschickte und 25 Jahre bei<br />

sich verwahrte, gibt immer noch Rätsel auf. Gesichert scheint, dass es sich um eine Dame aus der höheren<br />

Gesellschaft handelte, mit der eine Verbindung ausgeschlossen schien. <strong>Beethoven</strong> war nie verheiratet.<br />

Neben seiner Ertaubung zählt seine unglückliche Liebesbeziehung sicher <strong>zu</strong> einem der markantesten<br />

Aspekte seiner Biographie. Grund genug, sich der sehnsuchtsvollen, unerfüllten Liebe an diesem Abend<br />

auch literarisch <strong>zu</strong> nähern.<br />

Während die Violinsonate op. 23, die das Konzert eröffnet, in der Beliebtheit des Publikums oft hinter<br />

ihrer Schwesternsonate, der am 18. Jänner erklungenen Frühlingssonate, rangiert, so bewertet die<br />

<strong>Beethoven</strong>literatur die Sonate op. 23 ganz anders. Von „Feuer“ und einer „Meisterschaft in der Behandlung“<br />

ist die Rede, von einem „wichtigen Beitrag <strong>zu</strong>r Charakterisierung von <strong>Beethoven</strong>s Seelenleben“, der so viel<br />

mehr <strong>Beethoven</strong>sches enthalte als die so beliebte und oft gespielte Frühlingssonate.<br />

Dass die Sonate op. 23 in <strong>Beethoven</strong>s Werk eine Sonderstellung einnimmt, beweist die Tatsache, dass<br />

im Sonatensatz der Durchführung weitaus mehr Raum gegeben wird als der Exposition. Eine formale<br />

Disposition, auf die der Komponist erst wieder in der 3. Symphonie, der Eroica, und in einem der<br />

Rasumowsky-Quartette (op. 59/1) <strong>zu</strong>rückkommt.<br />

Wie bereits anhand der Geschwistersonate, die ebenfalls im zweiten Konzert erklang, ausgeführt,<br />

konfrontiert die letzte aller Cellosonaten <strong>Beethoven</strong>s, die Sonate op. 102/2, die Interpreten mit enormen<br />

spieltechnischen und musikalischen Herausforderungen. Es sei das „Beinahe-Unmögliche“ (Zitat<br />

Hermann Danuser), was der Komponist den Musikern abverlange. Die Sonate leitet direkt ins Spätwerk<br />

des Komponisten über und enthält im dritten und letzten Satz die erste der großen Schlussfugen des<br />

späten <strong>Beethoven</strong>, dessen kompositorischen Wagnissen seine Zeitgenossen völlig verständnislos<br />

gegenüberstehen mussten. Die Sonaten op. 102 sind die spätest komponierten Repräsentanten der<br />

Klavierkammermusik im beethovenschen Werk.<br />

Die Violinsonate op. 30/2, die das dritte Konzert beschließt und die mit ihren vier Sätzen die größte des<br />

Sonaten-Trios op. 30 ist, kommt nicht umhin, mit einem weiteren wichtigen Schriftstück <strong>Beethoven</strong>s in<br />

Verbindung gebracht <strong>zu</strong> werden: mit dem Heiligenstädter Testament. Dieses Schreiben, ein Aufschrei des<br />

<strong>zu</strong>tiefst unglücklichen Komponisten an seine Brüder, ist Verzweiflung, Kampf und Wehren gegen die nicht<br />

auf<strong>zu</strong>haltende Taubheit. Die 1802 entstandene Sonate mit ihrer tragischen Grundtonart c-moll ist das<br />

einzige Werk aus dieser Zeit, das einen Einblick in das Seelenleben des Komponisten gestattet.


MUSIK UND GEHIRN 26. Jänner 2012, 19.30 Uhr<br />

Sonate für Klavier und Violoncello F-Dur, op. 5/1<br />

Adagio sostenuto – Allegro<br />

Rondo. Allegro vivace<br />

Harold Klawans: Die Musik macht die Runde - Aber wo kommt sie herein?<br />

Sonate für Klavier und Violine A-Dur, op. 30/1<br />

Allegro<br />

Adagio molto espressivo<br />

Allegretto con Variazioni<br />

- Pause -<br />

Sonate für Klavier und Violine G-Dur, op. 96<br />

Allegro moderato<br />

Adagio espressivo<br />

Scherzo. Allegro<br />

Poco Allegretto – Adagio – Allegro<br />

Oliver Triendl Klavier<br />

Reinhard Latzko Violoncello<br />

Christian Altenburger Violine<br />

Maria Happel Rezitation<br />

August Schmölzer Rezitation<br />

MUSIK UND GEHIRN<br />

Die fünf Cellosonaten <strong>Beethoven</strong>s, die aus allen drei großen Schaffensperioden – der frühen, mittleren<br />

und späten – stammen, geben einen hervorragenden Gesamtblick auf das Kammermusikwerk des<br />

Komponisten. Die 1796 in Berlin unter großem Zeitdruck entstandenen Cellosonaten op. 5 sind<br />

überhaupt die ersten Klavierduos von <strong>Beethoven</strong>. Gewidmet sind sie dem Cello spielenden König Friedrich<br />

Wilhelm II, dem schon Haydn und Mozart Streichquartette gewidmet hatten. Er beschäftigte an seinem<br />

Hof die Cellisten Duport, das berühmte Brüderpaar, als Musiker und Lehrer. Gemeinsam mit Jean-Louis<br />

Duport hob <strong>Beethoven</strong>, der damals bereits als Klaviervirtuose gefeiert wurde und vor allem mit seinen<br />

Improvisationen glänzte, seine Sonaten op. 5 aus der Taufe und erhielt dafür vom König eine goldene<br />

mit Louis d‘ors gefüllte Dose, die laut <strong>Beethoven</strong> „von der Art sei, wie sie den Gesandten wohl gegeben<br />

werde“.<br />

Bereits im Konzert am Tag <strong>zu</strong>vor ist die große Violinsonate op. 30/2 in c-moll <strong>zu</strong> hören gewesen. Sie bildet<br />

mit den beiden sie umrahmenden und in Dur stehenden Schwesternsonaten eine formale Einheit, ähnlich<br />

den im gleichen Zeitraum entstandenen Klaviersonaten op. 31. Die Sonate op. 30/1, die in diesem vierten<br />

Konzert erklingt, macht vor allem in den melodiösen Verschränkungen des ersten Satzes deutlich, wie<br />

polyphon, wie gleichwertig <strong>Beethoven</strong> beide Duopartner behandelt. In ihr sind die letzten historischen<br />

Spuren einer violinbegleitenden Sonatenform getilgt.<br />

<strong>Beethoven</strong>s letzte Violinsonate op. 96 entstand im Jahr der 7. und 8. Symphonie 1812 und lässt sich<br />

mit keiner seiner früheren Sonaten vergleichen. Der beseelte Dialog des ersten Satzes, der durch seine<br />

verhaltene Dynamik so ganz untypisch für die Eröffnungssätze des Komponisten ist, macht bereits<br />

deutlich, dass die Sonate op. 96, die der Geiger Carl Flesch einmal als die „undankbarste“ unter<br />

allen Violinsonaten <strong>Beethoven</strong>s beschrieb, einen inneren Beziehungsreichtum zwischen den beiden<br />

Instrumenten aufweist, den sonst wenige Werke dieser Gattung besitzen. Ihr Entstehen wird mit dem<br />

Aufenthalt des Violinvirtuosen Pierre Rode in Wien in Verbindung gebracht. Allerdings ohne ihm gewidmet<br />

<strong>zu</strong> sein, da <strong>Beethoven</strong> von seinem Spiel letztendlich enttäuscht war.<br />

Das Motto dieses Abends, Musik und Gehirn, ist mit Sicherheit das, welches am weitesten von <strong>Beethoven</strong><br />

weg-, dafür aber nahe <strong>zu</strong>r Musik hinführt. Es ist an<strong>zu</strong>nehmen, dass sich <strong>Beethoven</strong>, der trotz geringer<br />

schulischer Bildung ein umfassend interessierter und von lebenslangem Bildungshunger getriebener<br />

Geist war, mit den neuesten Forschungen <strong>zu</strong>r Entstehung und Wirkung von Musik im menschlichen<br />

Gehirn intensiv auseinander gesetzt hätte.


TEMPERAMENTE 31. Jänner 2012, 19.30 Uhr<br />

Sonate für Klavier und Violine G-Dur, op. 30/3<br />

Allegro assai<br />

Tempo di Minuetto<br />

Allegro vivace<br />

August von Kotzebue: Die schlaue Witwe<br />

Sonate für Klavier und Violoncello g-moll, op. 5/2<br />

Adagio sostenuto ed espressivo - Allegro molto più tosto presto<br />

Rondo. Allegro<br />

- Pause -<br />

Sonate für Klavier und Violine A-Dur, op. 47, Kreutzer-Sonate<br />

Adagio sostenuto – Presto<br />

Andante con Variazioni<br />

Presto<br />

Jasminka Stancul Klavier<br />

Christian Altenburger Violine<br />

Reinhard Latzko Violoncello<br />

Maria Happel Rezitation<br />

August Schmölzer Rezitation<br />

Dramaturgie: Angelika Messner<br />

TEMPERAMENTE<br />

Die Violinsonate op. 30/3, die das letzte Konzert eröffnet, entstand 1802 und ist Zar Alexander I. von<br />

Russland gewidmet. Nachdem Aufführungstantiemen <strong>zu</strong> <strong>Beethoven</strong>s Zeit etwas gänzlich Unbekanntes<br />

waren, konnte der Komponist hoffen, vom Widmungsträger mit einem Geldgeschenk bedacht <strong>zu</strong> werden.<br />

Zar Alexander reagierte jedoch auf die ihm <strong>zu</strong>gedachte Widmung überhaupt nicht, was <strong>Beethoven</strong><br />

sehr verärgerte. Erst 12 Jahre später, als der Zar 1814/15 beim Wiener Kongress in Wien weilte, sorgte<br />

seine Ehefrau Elisabeth Alekiewna dafür, dass <strong>Beethoven</strong> mit einem nachträglichen Ehrensold von 100<br />

Dukaten für op. 30 bedacht wurde, was der Komponist später mit großer Genugtuung erzählte. Durch<br />

ihren heiteren Gestus bietet die Sonate op. 30/3 einen Gegensatz <strong>zu</strong>m großen, viersätzigen mittleren<br />

Werk, der Sonate in c-moll op. 30/2, und führt <strong>zu</strong>r positiven Grundstimmung der ersten Sonate aus<br />

op. 30 <strong>zu</strong>rück. August Ferdinand von Kotzebue (1761 – 1819), dessen Einakter Die schlaue Witwe<br />

oder Die Temperamente den Zyklus literarisch beschließt, war der erfolgreichste und meistgespielte<br />

Bühnenautor <strong>zu</strong> <strong>Beethoven</strong>s Zeit, dessen Stücke sogar Goethe inszenierte. Im Jahr 1812 komponierte<br />

<strong>Beethoven</strong> anlässlich der Eröffnung des neuen Opernhauses in Pest die Musik <strong>zu</strong> Kotzebues Die Ruinen<br />

von Athen op. 113 sowie <strong>zu</strong> König Stephan op. 117. Das Motto Temperamente verweist einerseits auf<br />

die <strong>zu</strong> <strong>Beethoven</strong>s Zeit immer noch gültige Lehre von den vier menschlichen Temperamenten und<br />

andererseits – mit etwas Augenzwinkern – auf <strong>Beethoven</strong>s sprichwörtliches Temperament, das durch<br />

zahlreiche Anekdoten seines Lebens überliefert ist.<br />

Die Cellosonate op. 5/2, wie bereits im Text <strong>zu</strong>m Konzert am 26. Jänner erwähnt, zählt <strong>zu</strong> den beiden<br />

ersten Cellosonaten <strong>Beethoven</strong>s, die beide aus zwei schnellen Sätzen mit jeweils langsamen Einleitungen<br />

bestehen. Durch die stark verbesserte Basssonorität des Hammerklaviers wurde gerade <strong>zu</strong> <strong>Beethoven</strong>s<br />

Zeit das Cello aus seiner harmonietragenden Rolle befreit. <strong>Beethoven</strong> erfasste die neuen technischen<br />

Möglichkeiten und entwickelte das Instrument in Richtung Melodieträger - eine Rolle, die das Cello in der<br />

romantischen Literatur vollends übernahm.<br />

Mit der Violinsonate op. 47, der Kreutzer-Sonate, wird der fünfteilige <strong>Beethoven</strong>-Zyklus beschlossen.<br />

In der dem Geiger Rodolphe Kreutzer gewidmeten Sonate, die dieser aber wahrscheinlich nie gespielt<br />

hat, bricht <strong>Beethoven</strong> mit sämtlichen Konventionen und wendet sich bewusst gegen die Tradition. Die<br />

Irritation seiner Zeitgenossen war beträchtlich. So wurde in einer Rezension von 1805 von „ästhetischem<br />

oder artistischem Terrorismus“ gesprochen. <strong>Beethoven</strong> sei „auf´s willkürlichste“ verfahren, um „nur<br />

immer ganz anders <strong>zu</strong> seyn, wie andre Leute“. Vor allem der erste Satz, der durch seinen konzertanten<br />

Stil eine Mittelstellung zwischen den Gattungen der Sonate und des Konzerts einnimmt, muss provoziert<br />

haben. Mit der Länge von knapp 600 Takten weist er schon formal über alle Vorgängersonaten hinaus<br />

und übertrifft diese auch durch seine vielfältigen Brüche und gewagten harmonischen Wendungen.<br />

Die 1802/1803 komponierte Sonate hat <strong>Beethoven</strong> wahrscheinlich gemeinsam mit dem mulattischen<br />

Geiger George Polgreen Bridgetower im Rahmen eines Konzerts beim Fürsten Lichnowsky uraufgeführt.


MITWIRKENDE<br />

Christian Altenburger, Violine<br />

Christian Altenburger studierte an der Musikuniversität seiner Heimatstadt Wien<br />

und bei Dorothy DeLay an der Juilliard School New York. Mit 19 Jahren debütierte<br />

er als Solist im Wiener Musikverein. Rasch folgten Engagements bei internationalen<br />

Spitzenorchestern unter Dirigenten wie Claudio Abbado, James Levine, Lorin<br />

Maazel und Zubin Mehta. Neben seiner solistischen Tätigkeit entwickelte sich die<br />

Kammermusik <strong>zu</strong> einem besonderen Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit.<br />

Christian Altenburger konzertiert nicht nur leidenschaftlich gerne mit Kollegen und Freunden wie<br />

Bruno Canino, Patrick Demenga, Heinz Holliger, Nobuko Imai, Kim Kashkashian und Melvyn Tan,<br />

sondern engagiert sich auch bei der Planung profilierter Programme. Von 1999-2005 fungierte<br />

er gemeinsam mit der Schauspielerin Julia Stemberger als künstlerischer Leiter des Festivals<br />

Mondseetage. Seit 2003 obliegt ihm die künstlerische Leitung des Kammermusikfestivals<br />

Schwäbischer Frühling, und seit 2006 ist er künstlerischer Leiter des Musikfestivals Loisiarte. Seit<br />

2001 ist Christian Altenburger als Professor an der Musikuniversität Wien tätig.<br />

(www.christian-altenburger.at)<br />

Maria Happel, Rezitation<br />

Geboren im Spessart in Deutschland, absolvierte Maria Happel ihre<br />

Schauspielausbildung in Hamburg. Seit 1992 ist sie Ensemblemitglied des<br />

Burgtheaters in Wien. Maria Happel arbeitete mit Regisseuren wie Ruth Berghaus,<br />

Klaus Maria Brandauer, Adolf Dresen, Achim Freyer, Matthias Hartmann, Claus<br />

Peymann, Werner Schröter und Philipp Tiedemann. Regelmäßig inszeniert Maria<br />

Happel selber, unter anderem bei den Festspielen in Reichenau. Ihr vielseitiges<br />

Repertoire erstreckt sich von der Polly Peachum aus der Dreigroschenoper über das Salerl in Johann<br />

Nepomuk Nestroys Zu ebener Erde und erster Stock bis <strong>zu</strong> Véronique Houillé in Yasmina Rezas Der<br />

Gott des Gemetzels. Maria Happel erhielt 1999 die Kainz- Medaille, wurde 2003 mit dem Nestroy-<br />

Theaterpreis als Beste Schauspielerin ausgezeichnet und 2004 vom ORF-Hörspiel <strong>zu</strong>r Schauspielerin<br />

des Jahres gewählt. Darüber hinaus ist Maria Happel auch in Film und Fernsehen <strong>zu</strong> sehen, unter<br />

anderem in der mit dem Grimme Preis 2011 ausgezeichneten TV-Serie Klimawechsel oder auch als<br />

Gerichtsmedizinerin in der SOKO Donau.<br />

Reinhard Latzko, Violoncello<br />

Der in Freising geborene Reinhard Latzko absolvierte seine Studien bei Jan<br />

Polasek, Martin Ostertag und Heinrich Schiff. Er gewann zahlreiche Preise und<br />

Auszeichnungen bei nationalen und internationalen Wettbewerben wie CIEM<br />

Geneve, Venezia. Von 1987-2003 war Reinhard Latzko erster Solocellist im<br />

Sinfonieorchester des Südwestfunks unter Michael Gielen.<br />

Als Solist spielte er unter anderem mit dem Basler Sinfonieorchester, dem Tonhalle-<br />

Orchester Zürich, dem Sinfonieorchester des Südwestrundfunks, der Deutschen<br />

Kammerphilharmonie unter Dirigenten wie Michael Gielen und Yuri Ahronowitsch. Gemeinsam mit<br />

Ernst Kovacic, Heinrich Schiff, Christian Tetzlaff, Gustav Rivinius und Christian Altenburger widmet<br />

er sich intensiv der Kammermusik. Seine rege Konzerttätigkeit führte ihn ins Wiener Konzerthaus,<br />

in den Wiener Musikverein, in die Berliner Philharmonie, in die Kölner Philharmonie sowie in das<br />

Palais des Beaux Arts Brüssel. Reinhard Latzko bestritt zahlreiche Uraufführungen. Von 1988-2005<br />

leitete er eine Klasse für Violoncello an der Musikakademie der Stadt Basel als Nachfolger von Boris<br />

Pergamenschikow. Seit 2003 ist Reinhard Latzko Professor für Violoncello an der Universität für<br />

Musik und darstellende Kunst in Wien. (www.reinhardlatzko.at)<br />

August Schmölzer, Rezitation<br />

August Schmölzer wurde 1958 als Bauernsohn in der Steiermark geboren<br />

und absolvierte nach seiner Ausbildung als Koch sein Schauspielstudium an<br />

der Kunstuniversität Graz. Erste Engagements führten ihn nach Heilbronn und<br />

ans Theater in der Josefstadt nach Wien. Seither war er u. a. am Bayerischen<br />

Staatsschauspiel, an den Münchner Kammerspielen, am Staatstheater Stuttgart<br />

und bei den Salzburger Festspielen <strong>zu</strong> sehen, wo er mit Regisseuren wie M. Kusej, P. Stein und O.<br />

Schenk <strong>zu</strong>sammenarbeitete. Neben der Theater und Fernseharbeit ist August Schmölzer immer<br />

wieder in Kinofilmen <strong>zu</strong> sehen, u. a. in O. Hirschbiegels Der Untergang, in B. Beresfords Bride of<br />

the Wind, in M. Glawoggers Nacktschnecken, in St. Spielbergs Schindlers Liste und in E. Scharangs<br />

In einem anderen Leben. 2007 war August Schmölzer für den Deutschen Fernsehpreis nominiert,<br />

2008 für den Bayrischen Fernsehpreis als Bester Schauspieler. 2010 erschien bei Styria das Buch<br />

Tor <strong>zu</strong>m Herzen, das den Weg der von ihm 2005 gegründeten Gustl58-Initiative <strong>zu</strong>r Herzensbildung<br />

beschreibt. 2011 erschien bei Styria das Buch Herzensbildung und in Zusammenarbeit mit dem<br />

Maler Gerald Brettschuh das Buch Von Ameis, Schwein und Wolf im M/N Verlag.<br />

(www.augustschmoelzer.com)


Jasminka Stancul, Klavier<br />

Seit dem Gewinn des 1. Preises beim Internationalen <strong>Beethoven</strong>-Wettbewerb<br />

in Wien konzertierte die Pianistin Jasminka Stancul weltweit mit namhaften<br />

Orchestern wie den Wiener Symphonikern, Mozarteum Orchester Salzburg, Orchestre<br />

de Paris, Orchestre Philharmonique de Luxembourg, St. Petersburg Philharmonie,<br />

den Nationalorchestern Polens, Sloweniens, Ungarns, Kroatiens und Estlands,<br />

dem Pittsburgh Symphony Orchestra, Los Angeles Philharmonic, Tokyo Symphony<br />

Orchestra u.v.m.<br />

Im Mozart-Jahr 2006 war sie mehrfach im Wiener Musikverein und im Großen Festspielhaus mit<br />

Mozart-Klavierkonzerten <strong>zu</strong> hören. Bereits im April 2005 gab sie ihr umjubeltes Rezital-Debüt im<br />

Brahms-Saal des Wiener Musikvereines.<br />

Jasminka Stancul hat mit vielen wichtigen Dirigenten gearbeitet, wie Alexeev, Baudo, Graf,<br />

Horvat, Kobayashi, Kuhn, Luisi, Maazel, Ono, Rasilainen, Remmereit, Salonen, Sanderling, Saraste,<br />

Schirmer, Stein und Weil. Sie ist beim Klavier-Festival Ruhr, Schleswig-Holstein und dem Rheingau<br />

Musik Festival, Maggio Musicale Fiorentino, Settimane Musicale di Stresa, Wiener Musiksommer,<br />

Carinthischer Sommer und Radio France Montpellier aufgetreten. (www.stancul.com)<br />

Oliver Triendl, Klavier<br />

Oliver Triendl, Preisträger mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe,<br />

wurde 1970 in Mallersdorf in Bayern geboren und studierte bei Rainer Fuchs, Karl-<br />

Heinz Diehl, Eckart Besch, Gerhard Oppitz und Oleg Maisenberg. Solistisch arbeitete<br />

er mit zahlreichen renommierten Orchestern, beispielsweise den Bamberger<br />

Symphonikern, der NDR-Radio-Philharmonie, dem Münchner Rundfunkorchester<br />

und den Münchner Philharmonikern.<br />

Als leidenschaftlicher Kammermusiker konzertierte er mit Musikerkollegen wie Christian Altenburger,<br />

Eduard Brunner, David Geringas, Rainer Kussmaul, Lorin Maazel, Sabine und Wolfgang Meyer,<br />

Benjamin Schmid, Christian Tetzlaff, Antje Weithaas und anderen. Mit Daniel Gaede, Volker Jacobsen<br />

und Gustav Rivinius spielt er im Tammuz Piano Quartet. 2006 gründete er das Internationale<br />

Kammermusikfestival Fürstensaal Classix in Kempten/Allgäu. Er konzertiert erfolgreich auf Festivals<br />

und in zahlreichen Musikmetropolen Europas, Nord- und Südamerikas, in Südafrika und Asien. Mehr<br />

als 50 CD-Einspielungen belegen sein Engagement als Anwalt für selten gespieltes Repertoire aus<br />

Klassik und Romantik ebenso wie seinen Einsatz für zeitgenössische Werke.<br />

Über den Ehrbar Saal<br />

Hinter der historischen Fassade des Hauses<br />

Mühlgasse 28-30 in Wien Wieden versteckt<br />

sich einer der schönsten Konzertsäle<br />

der Stadt: der Ehrbar Saal. Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts heiratete der Fabrikant<br />

Friedrich Ehrbar die Witwe und Besitzerin<br />

einer Wiener Klavierfabrik und baute das<br />

Unternehmen <strong>zu</strong> einem der führenden<br />

der Monarchie aus. Darauf bedacht, der<br />

Konkurrenz, vor allem dem ebenfalls im<br />

4. Bezirk ansässigen Klavierbauer Ludwig<br />

Bösendorfer, immer einen Schritt voraus <strong>zu</strong> sein, führte Ehrbar nach einem Patent von Steinway & Sons<br />

einen gusseisernen Vollrahmen ein und wurde bald darauf <strong>zu</strong>m Hoflieferant ernannt.<br />

1867 gab Friedrich Ehrbar in seinem Wohnpalais dem Architekten Julius Schrittwieser den Auftrag<br />

<strong>zu</strong> einem am Baustil der italienischen Hochrenaissance orientierten Saal. Der Ehrbar Saal erwies sich<br />

aufgrund seiner akustischen Gegebenheiten und seiner Schönheit als idealer Konzertsaal und wurde bald<br />

<strong>zu</strong> einem der beliebtesten Aufführungsorte in Wien. Gustav Mahler, Johannes Brahms, Anton Bruckner<br />

und Max Reger traten hier auf. Im Jahr 1910 fand die Uraufführung von Arnold Schönbergs Gurreliedern<br />

statt, 1911 wurde eine Galerie <strong>zu</strong>gebaut.<br />

Im Ersten Weltkrieg wurde der Ehrbar Saal als Vorratsraum benutzt und diente als Fabriksraum und<br />

Magazin. 1934 bis 1938 fanden in ihm die mit Marcel Rubin verbundenen Konzerte Musik der Gegenwart<br />

statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg und einer zwischenzeitlichen Umfunktionierung als Tischlerei und<br />

Lazarett wurde der in den Original<strong>zu</strong>stand rückversetzte Saal durch ein Konzert der Wiener Philharmoniker<br />

im November 1946 unter Rudolf Moralt wiedereröffnet.<br />

In den folgenden zwanzig Jahren fanden im Ehrbar Saal viele Konzerte statt, dann entschwand dieser<br />

besondere Aufführungsort aus dem öffentlichen Blickfeld. Erst in den letzten Jahren werden vermehrt<br />

Aktivitäten gesetzt, den Ehrbar Saal wieder <strong>zu</strong> beleben. Mit <strong>COSTRUIRE</strong> <strong>PONTI</strong> und dem Zyklus <strong>Wege</strong> <strong>zu</strong><br />

<strong>Beethoven</strong> soll ein weiterer Schritt gesetzt werden, diesen wunderbaren Saal als das in den Mittelpunkt<br />

des Interesses <strong>zu</strong> rücken, was er ist: ein Juwel im Herzen der Wieden und einer der schönsten Säle Wiens.

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