PDF Download - Heimatmuseum Seelze
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Die 50er Jahre in <strong>Seelze</strong><br />
Aufbruch und<br />
Modernisierung<br />
<strong>Seelze</strong><br />
Der <strong>Seelze</strong>r Chronist Heinrich<br />
Wittmeyer hat von Juni 1948 bis<br />
kurz vor seinem Tod (August 1952)<br />
tagebuchartige Kurznotizen aufgeschrieben<br />
über Ereignisse in <strong>Seelze</strong>,<br />
die ihm bemerkenswert erschienen.<br />
Einige ältere <strong>Seelze</strong>rinnen und<br />
<strong>Seelze</strong>r haben im Frühjahr 2004 nach<br />
ausführlichen Gesprächen und intensiver<br />
Erinnerungsarbeit die knappen<br />
Notizen Wittmeyers ergänzt. Weitere<br />
Ergänzungen, insbesondere für die<br />
Zeit nach Wittmeyers Tod, basieren auf<br />
Unterlagen des Stadtarchivs <strong>Seelze</strong>.<br />
Wohnungsnot und Baracken<br />
Baracken (primitive Holzbauten) und<br />
Nissenhütten (ein Halbrund aus Wellblech<br />
als Dach und Seitenwände mit<br />
zumeist gemauerten Giebelwänden,<br />
benannt nach dem Konstrukteur)<br />
wurden in und nach dem 2. Weltkrieg<br />
geschaffen für die Unterbringung von<br />
Millionen von Menschen: für Kriegsgefangene,<br />
Flüchtlinge, Zwangarbeiter,<br />
Ausgebombte und Vertriebene. Auch<br />
in <strong>Seelze</strong> gab es solche Behelfsbauten,<br />
die zum Teil nur wenig besser waren als<br />
Zeltlager.<br />
Ein Zeichen der Besserung der Lage in<br />
Deutschland und eben auch in <strong>Seelze</strong><br />
war es, Baracken abreißen und statt<br />
dessen menschenwürdige Wohnungen<br />
zur Verfügung stellen zu können, die<br />
nach den damaligen Verhältnissen<br />
und Ansprüchen für eine fünfköpfige<br />
Familie allerdings höchsten 50 qm<br />
hatten.<br />
Baracke (Nissenhütte) Am Isenbrink, Blick von der Südstraße<br />
Das „Franzosenlager“ gegenüber dem Alten Krug; rechts das Haus Helmerding<br />
Ecke Goethestraße.<br />
Für <strong>Seelze</strong> berichtet der Chronist<br />
Wittmeyer u.a., dass zwei Baracken<br />
(die „Westbaracken“, eine aus Holz,<br />
eine massiv gebaut) westlich der<br />
chemischen Fabrik bereits im Krieg<br />
für Zwangsarbeiter der chemischen<br />
Fabrik errichtet worden waren. Eine<br />
dritte Baracke kam nun hinzu. Nach<br />
dem Kriege wohnten in jeder Baracke<br />
18 Familien in je zwei Räumen (Küche<br />
und Kammer). Eine weitere Baracke<br />
(die „Ostbaracke“) liegt zwischen der<br />
Chemischen und der Bremerstraße.<br />
Sie wurde der Gemeinde <strong>Seelze</strong><br />
unentgeltlich von der Firma Riedel-de<br />
Haën überlassen. Hier wohnten zehn<br />
Familien.<br />
Dem Alten Krug gegenüber standen<br />
vier Baracken. Dort war im Krieg das<br />
„Franzosenlager“ gewesen. Es gab<br />
eine kleine Wachbaracke links zur<br />
Schule hin, die später von der Familie<br />
Merten, Flüchtlingen aus dem Osten,<br />
bewohnt wurde. Nach rechts hin<br />
(zur Goethestraße, Eckhaus damals<br />
Korbflechterei Helmerding), war die<br />
große Baracke für die Gefangenen.<br />
Das Ganze war mit einem hohen Zaun<br />
umgeben. Die Gefangenen wurden<br />
morgens zur Zimmerei Krull oder zur<br />
Asbestfabrik Büchtmann geführt.<br />
30 Die 50er Jahre in <strong>Seelze</strong>