Hans Lemberger „Ich war hungrig und ihr habt ... - Pfarrei Patersdorf
Hans Lemberger „Ich war hungrig und ihr habt ... - Pfarrei Patersdorf
Hans Lemberger „Ich war hungrig und ihr habt ... - Pfarrei Patersdorf
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<strong>Hans</strong> <strong>Lemberger</strong><br />
1<br />
„Ich <strong>war</strong> <strong>hungrig</strong> <strong>und</strong> <strong>ihr</strong> <strong>habt</strong> mir zu essen gegeben“<br />
Aufrüttelnder Gottesdienst in der Pfarrkriche St. Martin zu Misereor<br />
Dekanat Viechtach/<strong>Patersdorf</strong>. Eindrucksvoll <strong>und</strong> nachhaltig wirkte der Gottesdienst zum Misereor-Sonntag in der Pfarrkirche St.<br />
Martin in <strong>Patersdorf</strong>. Am Altar standen Misereor-Hauptgeschäftsführer Professor Dr. Josef Sayer, Seelsorgeamtsleiter<br />
Domkapitular Peter Hubbauer, Pater Philip <strong>und</strong> der Missionssprecher im Dekanat Diakon Sepp Schlecht aus Bodenmais. Als Gäste<br />
<strong>war</strong>en anwesend die Geschäftsführerin von Misereor Bayern Eva-Maria Heerde-Hinojosa <strong>und</strong> Weltkirchenreferent Hagen Horoba.<br />
Organisiert wurde der Tag vom Ausschuss Mission-Entwicklung-Frieden des Dekanates zusammen mit dem der <strong>Pfarrei</strong> <strong>Patersdorf</strong>.<br />
Der Jugendchor unter Leitung von Martha Wittenzellner sang schmissige moderne Kirchenlieder. Das Familiengottesdienstteam<br />
mit Kindern gestaltete die Kyrierufe, die Fürbitten <strong>und</strong> Kinder brachten die Opfergaben an den Altar.<br />
Missionssprecher <strong>und</strong> Initiator des Hungermarsches Diakon Sepp Schlecht begrüßte alle Anwesenden <strong>und</strong> erinnerte, dass der<br />
Hunger- oder Solidaritätsmarsch bereits seit 15 Jahren am Misereor-Sonntag stattfindet. Dank sagte er dem Auschuss Mission-<br />
Entwicklung-Frieden in <strong>Patersdorf</strong> für die Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung. Misereor-Chef Dr. Josef Sayer hatte in seiner Predigt<br />
sofort einen guten Draht zu den Zuhörern. Humorvoll <strong>und</strong> positiv denkend<br />
überzeugte er die Erwachsenen. Liebevoll wandte er sich an die Kinder.<br />
Früher sei es ein Spruch gewesen: „Du kommst in den Himmel, wenn du<br />
fromm bist!“ Gemeint <strong>war</strong>, dass man seine Gebete verrichtet, die zehn<br />
Gebote <strong>und</strong> die fünf Kirchengebote genau befolgt. Dagegen brachte Jesus<br />
die Befreiung des Christen: Ich <strong>war</strong> <strong>hungrig</strong>, ich <strong>war</strong> durstig, ich <strong>war</strong> fremd<br />
<strong>und</strong> obdachlos, ich <strong>war</strong> nackt, ich <strong>war</strong> krank, ich <strong>war</strong> im Gefängnis. Der<br />
Glaube sei für den Menschen positiv <strong>und</strong> befreiend. Er sei keine<br />
Verbotsreligion. Beispielhaft erläuterte er einen Teil des Hungertuches. Ein<br />
beladener Kleinlaster fährt Früchte vom Feld zu den Verbrauchern. In den<br />
Ländern mit großem Hunger leben viele Kleinbauern. Diese besitzen aber zu<br />
kleine Ländereien. Konzerne drängen auf die Felder, kaufen diese auf,<br />
roden Tropenwälder <strong>und</strong> bauen Getreide für Bioethanol an. Europäische<br />
Konzerne holen sich die erforderlichen EU-Siegel durch Bestechung. Ohne
unsere Hilfe, können die Armen nicht leben, sie werden immer ärmer. Wenn wir diesen Menschen helfen zur Selbsthilfe, dann<br />
erfüllen wir die Forderung Jesu: „Und <strong>ihr</strong> <strong>habt</strong> mir zu essen gegeben!“<br />
Nach dem Gottesdienst wurde vor dem Rathaus ein Coffee Stop eröffnet. Kostenlos gab es Kaffe aus Transfair-Bohnen. Weiter<br />
wurden Transfair-Waren wie Kaffee, Schokolade <strong>und</strong> Kekse zum Kauf angeboten. Im Pfarrheim St. Martin werden die „Dritte-Welt-<br />
Produkte an gewissen Sonntagen angeboten.<br />
Hungersuppe <strong>und</strong> Misereor-Aktion 2011<br />
Die Ehrengäste, Missionssprecher <strong>und</strong><br />
Interessierten am Hilfswerk wurden zum Stehempfang mit<br />
Kaffee, Leitungswasser <strong>und</strong> zu einer Fastensuppe gebeten.<br />
Diese schackhafte Suppe wurde von Christl Saller <strong>und</strong><br />
Edeltraud Leidl in der Gastroküche des Gasthofes<br />
Kargl zubereitet. „Über das<br />
Mahl“ spielte Engl auf seinem<br />
Akordeon. Alle Sprecher<br />
würdigten die hohen<br />
Verdienste des Diakons Sepp<br />
Schlecht. Der<br />
Solidaritätsmarsch wäre ohne<br />
ihn nicht denkbar. Der Sprecher des Pfarrgemeinderates <strong>Patersdorf</strong>, <strong>Hans</strong>-Dieter Wittenzellner<br />
begrüßte eine Reihe von Persönlichkeiten <strong>und</strong> bedankte sich zugleich, dass diese zentrale<br />
Veranstaltung nach <strong>Patersdorf</strong> verlegt wurde. Als Präsent überreichte er den Ehrengästen das<br />
Buch über das 600-jährige Jubiläum der <strong>Pfarrei</strong> <strong>Patersdorf</strong>.<br />
2<br />
Bürgermeister Willi Dietl freute sich über die Wahl von <strong>Patersdorf</strong><br />
als zentralen Ort für den Hungermarsch. Zugleich dankte er <strong>Hans</strong>-<br />
Dieter Wittenzellner für seine Einsatzbereitschaft für diese Veranstaltung.<br />
Domkapitular Peter Hubbauer überbrachte die Grüße des Diözesanbischofes Gerhard Ludwig Müller.<br />
Dabei betonte er die persönliche Fre<strong>und</strong>schaft zwischen Professor Sayer <strong>und</strong> Bischof Gerhard<br />
Ludwig Müller. Die Diözese bedachte das Dekanat Viechtach mit der Durchführung dieser Aufgabe.<br />
Wohl auch deshalb, weil Diakon Sepp Schlecht lange Jahre zum Hungermarsch <strong>und</strong> zur Hilfe für<br />
Arme in der Welt einlud. Weiter brachte er einen Obolus für Misereor von Bischof Gerhard Ludwig<br />
Müller mit.<br />
Professor Dr. Josef Sayer bekannte sich zu seiner Fre<strong>und</strong>schaft zu Bischof Gerhard Ludwig. Als interessantes Detail führte er an,<br />
dass dieser jüngst ein erstaunliches Buch über die Befreiungstheologie eines Gustavo Gutiérrez herausbrachte <strong>und</strong> diese<br />
theologisch gesehen positiv beurteilte. Anschließend steuerte der Professor<br />
seine Zuhörer in das ferne Land Peru. 17 Jahre lang arbeitete er dort für die<br />
Ärmsten der Armen. In der Erzdiözese Cusco lebte er mit ihnen in einer<br />
Baracke aus geflochtenen Schilfmatten <strong>und</strong> einem Wellblechdach auf einer<br />
Fläche von sechs mal drei Quadratmetern <strong>und</strong> teilte im „Slum“ Freud <strong>und</strong> Leid.<br />
Die kriegerischen Auseinandersetzungen brachten es mit sich, dass viele<br />
Landbewohner auf Versprechungen hin in die Städte zogen. Sie wollten neue<br />
Lebenschancen <strong>und</strong> landeten dann in den Slums der Großstädte. Ihre Umwelt<br />
<strong>war</strong> „Steine, Staub <strong>und</strong> Sand“. An konkret<br />
erlebten Beispielen erläuterte er hautnah die<br />
auftauchenden Probleme, wie<br />
Familienstreitigkeiten, das Leben in den kleinen <strong>und</strong> durchsichtigen Hütten, keine Toiletten <strong>und</strong> kein<br />
Wasser, keine Straße, keine Müllabfuhr. Ein Raum mit 20 000 Einwohnern hatte keinen Arzt, keine<br />
Krankenschwester. Diebstähle <strong>war</strong>en an der Tagesordnung. Aber die Bewohner halfen zusammen<br />
<strong>und</strong> entwickelten Hilfsmodelle. Frauen wurden als Krankenhelfer geschult. Jeden Tag arbeiteten<br />
Männer zwei St<strong>und</strong>en lang, um den Tanklastern mit Wasser die Fahrt zu ermöglichen. In der Nacht<br />
schützten Anwohner <strong>ihr</strong>e Hütten. Diese Unterstützung führte zur Selbsthilfe. Alleine aber konnten<br />
diese Ärmsten die Probleme nicht schultern. Misereor half <strong>und</strong> hilft mit Kleindarlehen, um ein<br />
einigermaßen menschenwürdiges, freies Leben führen zu können.<br />
Wegen Zeitmangel fasste sich Eva-Maria Heerde-Hinojosa, die Leiterin der Misereor-<br />
Geschäftsstelle in München, kurz. Sie stellte <strong>ihr</strong>e Tätigkeitsschwerpunkte vor: Öffentlichkeitsarbeit,
Bildungsarbeit mit 40 Projekten <strong>und</strong> entwicklungspolitische Lobbyarbeit. „Vergelt’s Gott lieber Sepp Schlecht,“ dankte Hagen<br />
Horuba, der Referent für Weltkirche im Bistum Regensburg. Ebenso würdigte er die gute Organisation „in dem kleinen Dorf<br />
<strong>Patersdorf</strong>“. Weiter informierte er, dass der jetzige Hauptgeschäftsführer, Professor Dr. Josef Sayer im Dezember 70 Jahre alt<br />
werde <strong>und</strong> dann in den verdienten Ruhestand gehe.<br />
Gäste: Professor Dr. Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer Misereor, Domkapitular Peter Hubbauer, Seelsorgeamtsleiter der Diözese Regensburg,<br />
Dekan Josef Renner, Kollnburg, Pater Philip, Diakon Josef Schlecht, Eva-Maria Heerde-Hinojosa, Leiterin der Misereor-Geschäftsstelle München,<br />
Hagen Horuba, Weltkirche Referent der Diözese Regensburg, Diözesanstelle für Mission, Entwicklung <strong>und</strong> Frieden, Willi Dietl, 1. Bürgermeister der<br />
Gemeinde <strong>Patersdorf</strong>, Karl-Friedrich Engl, den Leiter des Ausschusses für Mission, Entwicklung <strong>und</strong> Frieden in <strong>Patersdorf</strong>, die weiteren Mitglieder<br />
des Pfarrgemeinderates <strong>Patersdorf</strong>, Christine Oswald als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Teisnach <strong>und</strong> Harald Gärber als Leiter des<br />
Ausschusses für Mission, Entwicklung <strong>und</strong> Frieden in Teisnach.<br />
Hungermarsch oder Solidaritätsmarsch – Staatsminister übernimmt die Schirmherrschaft<br />
Gut 130 Teilnehmer schrieben sich in die Teilnehmerliste ein <strong>und</strong> begaben sich nach einer kurzen Andacht in der Pfarrkirche St.<br />
Martin in <strong>Patersdorf</strong>. Diakon Sepp Schlecht verlas eine Grußbotschaft des Staatsministers Helmut Brunner, der die<br />
Schirmherrschaft übernahm. Unterhalb der <strong>Patersdorf</strong>er Grotte <strong>und</strong> vorbei an den Totenbrettern genossen die Teilnehmer den<br />
herrlichen Rückblick über den Friedhof auf den granitenen Kirchenturm der Kirche St. Martin. Unter die Fußgänger mischten sich<br />
auch Bürgermeister Michael Adam aus Bodenmais <strong>und</strong> die 2. Bürgermeister Markus Hauf aus Teisnach <strong>und</strong> Xaver Seidl aus<br />
<strong>Patersdorf</strong>. In Zuckenried trug Eva-Maria ein Quiz zu Misereor mit Schätzfragen vor. Im Spiel eins – zwei – oder drei mussten<br />
sich die Teilnehmer jeweils zu den möglichen Antworten örtlich gruppieren. Es machte echt viel Spaß. Weiter gab es<br />
Informationen über den Fairhandel in Deutschland <strong>und</strong> Bayern, über den Hagen Horoba in der Pfarrkirche Kaikenried informierte.<br />
3
Das Projekt „Waldgärten in Haiti pflanzen“ erläuterte Hagen Horoba oben am Hochfeld vor der Grotzkapelle. Weithin erschallte<br />
mitten im Wald ein Loblied, im Kanon angestimmt.<br />
128 aktive Mitmarschierer aus 21 verschiedenen <strong>Pfarrei</strong>en – jüngster Teilnehmer <strong>war</strong> sieben Wochen alt im Kinderwagen,<br />
ältester Teilnehmer 76 Jahre. Alle hatten echt Spaß. In lockerer Atmosphäre wurden unterwegs intensive Gespräche geführt. 30<br />
Leute begleiteten die Wanderer unterwegs, versorgten alle <strong>und</strong> gewährleisteten die Sicherheit (FFW Kaikenried, FFW Teisnach,<br />
Missionskreis Teisnach/<strong>Patersdorf</strong>, Gruppenleiter aus Ruhmannsfelden als Kleinbusfahrer). 14 Pfarrer <strong>und</strong> hauptamtlich<br />
pastorale Mitarbeiter <strong>war</strong>en beteiligt, Domkapitular Peter Hubbauer, Pfarrer Josef Schmaderer aus Bodenmais, Dekan Renner<br />
aus Kollnburg (hat 500 Euro gestiftet, konnte aber leider aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen nicht mitmarschieren!), die indischen<br />
Geistlichen Pater Philip aus <strong>Patersdorf</strong>, Pater Tomy aus Böbrach <strong>und</strong> Pater Dr. Bala Swamy Pamisetty aus March. Prodekan<br />
Josef Gallmeier aus Arnbruck <strong>und</strong> Pfarrer <strong>Hans</strong> Trescher empfingen die Engagierten in Teisnach. Ebenfalls kam Unterstützung<br />
von den Diakonen Josef Aigner <strong>und</strong> <strong>Hans</strong> Kollmer, sowie von Andrea Berger aus Falkenberg, die Tochter der Eheleute Schlecht,<br />
die dort Gemeindereferentin ist <strong>und</strong> auch den kleinen Lukas im Kinderwagerl mitfuhr.<br />
Pünktlich um 17 Uhr zogen die Teilnehmer in Teisnach ein. Die toll gestaltete Andacht als Dankandacht zum Hungertuch mit<br />
schönen rhythmischen Liedern hielt Pfarrer <strong>Hans</strong> Trescher. Dr. Sayer <strong>und</strong> Sepp Schlecht bedankten sich für die Begeisterung<br />
aller Beteiligten <strong>und</strong> solide Unterstützung. Anerkennung wurde ausgedrückt für die Organisatoren, insbesondere für Martha <strong>und</strong><br />
<strong>Hans</strong>-Dieter Wittenzellner, Missionssprecher Karl-Friedrich Engl (<strong>Patersdorf</strong>) <strong>und</strong> Harald Gärber (Teisnach), den beiden<br />
Missionsausschüssen, vor allem den Teisnachern für die w<strong>und</strong>erbare Verpflegungsstation mit Kaffee, Tee, Kuchen<br />
selbstgebackenen, fair gehandelten Leckerlis (Schoko, getrocknete Früchte usw.).<br />
Die Stimmung <strong>war</strong> einfach Klasse, dem Wetter angepasst. Die Gäste von Misereor aus Aachen, München <strong>und</strong> Regensburg<br />
<strong>war</strong>en begeistert <strong>und</strong> mit viel Engagement bei der Sache. Besonders Dr. Sayer lobte die Organisatoren in höchsten Tönen. Von<br />
unserer Gegend <strong>und</strong> der Landschaft hier schwärmte er.<br />
Bekanntgabe des Spendererlöses<br />
Domkapitular Peter Hubbauer übergab vom Bischof aus Regensburg pro Kilometer 100 Euro, also insgesamt einen Tausender.<br />
Die <strong>Patersdorf</strong>er spendeten <strong>ihr</strong>e Coffee-Stop Kasse mit 770 Euro noch dazu. Mit einigen Überweisungen auf unser<br />
Spendenkonto (<strong>Pfarrei</strong> Bodenmais, Sparkasse Regen, BLZ 741 514 50, Kontonummer 22 10 24 04) wurden knapp 4 500 Euro<br />
erwandert. Einige zugesagte Spenden sind noch ausstehend wie die Spende von Staatsminister Brunner <strong>und</strong> die Aufstockung<br />
durch die <strong>Pfarrei</strong> Teisnach, die Pfarrer Trescher angekündigte. Überwiesen wird diese Summe nun an das Misereorprojekt<br />
Waldgärten in Haiti.<br />
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