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Aktuelles 4-00.pm6 - Hartmann

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WUND<br />

FORUM Ausgabe<br />

TITELTHEMA<br />

ANTISEPTIKA<br />

BEI INFIZIERTEN<br />

WUNDEN<br />

FORSCHUNG<br />

Bedeutung von Sauerstoff<br />

in der Genese und Therapie<br />

chronischer Wunden<br />

KASUISTIK<br />

TenderWet in der<br />

klinischen Anwendung<br />

PRAXISWISSEN<br />

Der Wundverband –<br />

entscheidende Therapiemaßnahme<br />

Direktbeschallung von Ulcera cruris<br />

mit niederfrequentem Ultraschall<br />

2/2001<br />

ISSN 0945–6015<br />

B 30725 F


Inhalt<br />

AKTUELLES<br />

Infektionsschutzgesetz (IfSG)<br />

seit 1.1.2001 in Kraft .......................... 4<br />

Buchtipp............................................ 5<br />

Termine .............................................. 6<br />

Kurzmeldungen ................................. 6<br />

Rechtsprechung:<br />

Wundversorgung und die<br />

Sicherung ihrer Qualität ..................... 7<br />

TITELTHEMA<br />

Die infizierte Wunde –<br />

Therapieempfehlungen zum<br />

Einsatz von Antiseptika ................... 10<br />

FORSCHUNG<br />

Bedeutung von Sauerstoff<br />

in der Genese und Therapie<br />

chronischer Wunden ....................... 16<br />

KASUISTIK<br />

TenderWet in der<br />

klinischen Anwendung .................... 20<br />

PRAXISWISSEN<br />

Fremdblutübertragungen<br />

in der operativen Medizin –<br />

aktueller Status ................................ 24<br />

Direktbeschallung von<br />

Ulcera cruris mit niederfrequentem<br />

Ultraschall .................... 26<br />

Der Wundverband –<br />

eine entscheidende<br />

Therapiemaßnahme ........................ 28<br />

Leitfaden für Autoren ....................... 34<br />

Impressum ...................................... 34<br />

Titelbild:<br />

Makrophage attackiert<br />

Escherichia coli-Bakterien.<br />

Editorial<br />

Verehrte Leserinnen und Leser,<br />

da wurde sie im Jahre 1994 nun endlich gegründet,<br />

die Gesellschaft, die alle an der Wundbehandlung<br />

und Wundheilung Interessierten zusammenbringen<br />

sollte: die Deutsche Gesellschaft für Wundbehandlung<br />

e. V., kurz DGfW.<br />

PD Dr. med. habil. Karl Maria Sedlarik war der erste<br />

Präsident, Dr. med. Wim Fleischmann und Friedmar<br />

Zimpfer als Vertreter der Mitglieder aus der Pflege<br />

fungierten als Vizepräsidenten, und die PAUL HART-<br />

MANN AG sorgte als Geburtshelfer für die notwendige<br />

Anschubfinanzierung.<br />

Richtig in die Vollen ging es dann ab 1996, als der<br />

Ulmer Chirurg Prof. Dr. med. Heinz Gerngroß als neuer Präsident das Ruder bei<br />

der DGfW übernahm. Mit seiner durchaus unkonventionellen Truppe begeisterter<br />

Wundbehandler aus dem Umfeld des Ulmer Bundeswehrkrankenhauses stellte<br />

er Beachtliches auf die Beine. Da gab es jährlich den viel beachteten DGfW-<br />

Kongress, die eigene Zeitschrift, die neue Geschäftsstelle, die DGfW-Wundsprechstunde<br />

und jede Menge weiterer Aktivitäten. Die Mitgliederzahl wuchs<br />

kontinuierlich, und im so genannten Förderkreis ist inzwischen alles vertreten, was<br />

auf Industrieseite in der Wundbehandlung Rang und Namen hat. Die DGfW hat<br />

sich also als stabile und feste Größe etabliert – sollte man meinen.<br />

Doch seit einigen Wochen rumort es heftig im Verein. Der alte Geschäftsführer<br />

ist nicht mehr im Amt, es wird von Budgetproblemen gesprochen und von Differenzen<br />

im Bereich der ärztlichen und pflegerischen Interessen. Wir vom Wund-<br />

Forum bedauern die in der DGfW entstandene Verunsicherung sehr und appellieren<br />

deshalb an alle Mitglieder und Freunde der Gesellschaft, bei der Hauptversammlung<br />

anlässlich des 5. DGfW-Kongresses im Juni zusammenzustehen und<br />

gemeinsam für das weitere erfolgreiche Wirken der Deutschen Gesellschaft für<br />

Wundbehandlung zu kämpfen.<br />

Es wäre wirklich schade, wenn das verflixte siebte Jahr auch in diesem Fall<br />

seine Spuren hinterlassen würde.<br />

Kurt Röthel<br />

Marketingdirektor der PAUL HARTMANN AG<br />

WundForum INTERN<br />

PS: Auch dieses Jahr gibt es einen aktualisierten CD-ROM-Sammelband aller bisher<br />

erschienenen Ausgaben des HARTMANN WundForum. Detaillierte Informationen<br />

dazu finden Sie auf Seite 34.<br />

HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

3


AKTUELLES<br />

Infektionsschutzgesetz<br />

(IfSG) seit 1.1.2001 in Kraft<br />

Interview mit Prof. Dr. med. Jürgen Großer,<br />

Arzt für Hygiene und Umweltmedizin<br />

Im Interesse einer effektiveren Infektionsepidemiologie<br />

wurde über Jahre<br />

das neue Infektionsschutzgesetz erarbeitet.<br />

Danach besteht unter anderem<br />

für Krankenhäuser und Einrichtungen<br />

für ambulantes Operieren ab dem<br />

01.01.2001 die Verpflichtung zur<br />

gezielten Erfassung und Bewertung<br />

bestimmter nosokomialer Infektionen<br />

(Surveillance) sowie zur Erfassung von<br />

Erregern mit besonderen Resistenzen<br />

und Multiresistenzen. Das HARTMANN<br />

WundForum befragte zu diesem Gesetz<br />

Prof. Dr. med. Jürgen Großer.<br />

WundForum: Am 1. Januar dieses<br />

Jahres trat das neue Infektionsschutzgesetz<br />

in Kraft. Worin bestehen Unterschiede<br />

zum bisher gültigen Bundesseuchengesetz?<br />

Prof. Großer: Diese sind grundsätzlicher<br />

Art. Mit dem Gesetz zur Verhütung<br />

und Bekämpfung von Infektionskrankheiten<br />

beim Menschen, kurz Infektionsschutzgesetz<br />

– IfSG, wird das Recht<br />

auf dem Gebiet der übertragbaren<br />

Krankheiten für Deutschland völlig neu<br />

gestaltet, in einem einheitlichen Regelwerk<br />

zusammengefasst und fortgeschrittenen<br />

internationalen Maßstäben<br />

angepasst. Außer dem Bundesseuchengesetz<br />

treten übrigens das Gesetz<br />

zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten<br />

mit Verordnungen, weitere<br />

bisher gesondert geregelte Meldepflichten,<br />

z. B. für das enteropathische<br />

hämolytische-urämische Syndrom<br />

(HUS), für Infektionen durch<br />

enterohämorrhagische Escherichia coli<br />

(EHEC) und humane spongiforme Enzephalopathien,<br />

sowie die Laborberichtsverordnung<br />

außer Kraft.<br />

Wundforum: Welche Neuregelungen<br />

sind von breiterem Interesse?<br />

Prof. Großer: Neu ist zum Beispiel,<br />

dass in einem der 77 Paragraphen<br />

(§ 3) die Information der Allgemeinheit<br />

über die Gefahren übertragbarer<br />

Krankheiten und die Möglichkeiten zu<br />

4 HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

deren Prävention zur öffentlichen Aufgabe<br />

erklärt werden. Prävention ist ein<br />

Leitgedanke des Gesetzes. Wesentlich<br />

erweitert wurden die Begriffsbestimmungen<br />

(§ 2), bisher 5, jetzt 14.<br />

Sie umfassen nun auch Begriffe<br />

wie Infektion, nosokomiale Infektion,<br />

Schutzimpfungen und andere Maßnahmen<br />

der spezifischen Prophylaxe,<br />

Impfschaden oder Sentinel-Erhebung.<br />

Ausführlich werden die zentrale Verantwortung<br />

des Robert Koch-Institutes,<br />

das Bund-Länder-Informationsverfahren,<br />

die Rolle der Gesundheitsämter,<br />

aber auch das Zusammenwirken mit<br />

der Weltgesundheitsorganisation, der<br />

Kommission der Europäischen Union<br />

und den Mitgliedsstaaten geregelt.<br />

WundForum: In welcher Weise wurden<br />

die Meldepflichten verändert?<br />

Prof. Großer: Im Meldewesen wird<br />

nun zwischen meldepflichtigen Krankheiten<br />

(§ 6) und meldepflichtigen<br />

Nachweisen von Krankheitserregern<br />

(§ 7) unterschieden. Die Pflicht der<br />

Ärzte zur namentlichen Meldung bei<br />

Verdacht, Erkrankung und Tod wurde<br />

auf 14 Erkrankungen konzentriert.<br />

Prof. Dr. med. Jürgen Großer ist Arzt<br />

für Hygiene und Umweltmedizin.<br />

Er war in die Beratung der Gesetzentwürfe<br />

zum Infektionsschutzgesetz<br />

einbezogen und ist Mitglied der Vertreterveranstaltung<br />

der Landesärztekammer<br />

Pfalz.<br />

Darunter als häufiger vorkommend<br />

die akuten Virushepatitiden, HUS, die<br />

Masern (endlich!), die Meningokokken-<br />

Meningitis oder -Sepsis und Typhus /<br />

Paratyphus. In diese Aufzählung gehören<br />

auch Cholera, Diphtherie, Milzbrand,<br />

Pest und Tollwut, Krankheiten<br />

mit denen in Deutschland eher selten<br />

zu rechnen ist.<br />

Zu melden sind künftig ferner<br />

behandlungsbedürftige Tuberkulosen<br />

auch ohne Erregernachweis, sog. Lebensmittelvergiftungen,<br />

der Verdacht<br />

auf eine über das übliche Maß hinausgehende<br />

Impfreaktion, Verletzungen<br />

oder Kontakt durch bzw. zu tollwutkranken,<br />

tollwutverdächtigen und ansteckungsverdächtigen<br />

Tieren, bedrohliche<br />

und zusammengehörige gleichartige<br />

Erkrankungen, die eine Gefahr<br />

für die Allgemeinheit darstellen könnten,<br />

wenn Personen mit einer behandlungsbedürftigen<br />

Tuberkulose die Behandlung<br />

verweigern oder abbrechen<br />

und das gehäufte Auftreten von nosokomialen<br />

Infektionen, bei denen ein epidemiologischer<br />

Zusammenhang wahrscheinlich<br />

ist oder vermutet wird.<br />

Völlig neu und gewissermaßen<br />

Schwerpunkt ist künftig die sehr differenzierte<br />

Meldung des Nachweises<br />

von 53 Krankheitserregern, davon 47<br />

namentlich sowie nichtnamentlich Treponema<br />

pallidum, HIV, Echinococcus<br />

sp., Plasmodium sp. und bei konnatalen<br />

Infektionen Rubellaviren und Toxoplasma<br />

gondii. Von den Clostridien ist<br />

Cl. botulinum oder Toxinnachweis meldepflichtig,<br />

nicht mehr Gasbrand und<br />

Tetanus.<br />

WundForum: Welche Bedeutung wird<br />

in dem neuen Gesetz den aktiven<br />

Schutzimpfungen beigemessen?<br />

Prof. Großer: Die Impfprävention<br />

spielt weiter eine herausragende Rolle.<br />

Neu ist die Festlegung, dass künftig<br />

das Bundesministerium für Gesundheit<br />

bestimmte Schutzimpfungen durch<br />

Rechtsverordnung zu Pflichtleistungen<br />

der gesetzlichen Krankenkassen erklären<br />

kann. Im § 34 (11) wurde festgelegt,<br />

dass bei Erstaufnahme in die<br />

erste Schulklasse das Gesundheitsamt<br />

oder ein von ihm beauftragter Arzt den<br />

Impfstatus der Kinder zu erheben und<br />

die Daten über die oberste Landesgesundheitsbehörde<br />

an das Robert<br />

Koch-Institut zu übermitteln hat. Das<br />

könnte zu genaueren Daten über die<br />

reale Impfsituation bei Vorschulkindern<br />

führen.


Leider konnte sich der Gesetzgeber<br />

erneut nicht zu einer weiteren Verbesserung<br />

der Organisation des Impfwesens<br />

nach bekannten Vorbildern<br />

entschließen, nicht einmal zu der vorgeschlagenen,<br />

sicher bescheidenen<br />

Umbenennung der Impfempfehlungen<br />

in Impfprogramme. Wie andere Kommissionen<br />

ist jetzt die Ständige Impfkommission,<br />

die STIKO, beim Robert<br />

Koch-Institut gesetzlich verankert. Das<br />

gilt auch hinsichtlich der Kommission<br />

für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention.<br />

WundForum: Welche Festlegungen<br />

enthält das Infektionsschutzgesetz zu<br />

den nosokomialen Infektionen?<br />

Prof. Großer: § 23 verpflichtet die Leiter<br />

von Krankenhäusern und von Einrichtungen<br />

zum ambulanten Operieren<br />

vom Robert Koch-Institut festgelegte<br />

nosokomiale Infektionen und das Auftreten<br />

von resistenten Krankheitserregern<br />

aufzuzeichnen und zu bewerten.<br />

Im Vordergrund werden dabei die<br />

device-assoziierten nosokomialen Infektionen<br />

und Wundinfektionen stehen.<br />

Diese Erfassungen sind als innerbetriebliche<br />

Qualitätskontrolle gedacht<br />

und nicht weiter zu melden.<br />

Wundforum: Im IfSG ist erstmalig in<br />

einem Gesetz der Begriff Hygieneplan<br />

zu finden. Was ergibt sich daraus?<br />

Prof. Großer: § 36 sieht vor, dass Gemeinschaftseinrichtungen,<br />

solche für<br />

Kinder aber auch für alle Arten von<br />

Gesundheitseinrichtungen, Alten- und<br />

Pflegeheime bis zu Obdachlosenunterkünften<br />

und anderen Gemeinschaftsunterkünften,<br />

in Hygieneplänen ihre<br />

innerbetriebliche Verfahrensweisen zur<br />

Infektionshygiene festzulegen haben.<br />

Dies setzt eine Analyse der Gefährdungen<br />

in diesen Bereichen voraus.<br />

Darauf aufbauend sollten in Abhängigkeit<br />

von Größe und Struktur der<br />

jeweiligen Einrichtung Festlegungen zu<br />

hygienischen Schwerpunkten z. B. zur<br />

Händehygiene, zur Hautdesinfektion,<br />

zu Flächenreinigung bzw. -desinfektion,<br />

zu anderen Desinfektions- und zu<br />

Sterilisationsmaßnahmen, zu aktiven<br />

Schutzimpfungen, zum Umgang mit<br />

Wäsche, zur Hygiene in Gemeinschaftsküche,<br />

zur Organisation der<br />

Hygienearbeit, zu Schulungsmaßnahmen<br />

u.v.a.m. getroffen werden. Das<br />

Thema wird künftig zu vertiefen sein.<br />

Einheitliche Vorgaben gibt es nicht<br />

und sind auch nur schwer vorstellbar.<br />

Gebraucht werden mehr Hygienestan-<br />

dards. Ein Schwerpunkt ist dabei<br />

sicher die zum Teil sehr angespannte<br />

Lage in Alten- und Pflegeheimen. Der<br />

ÖGD von Mecklenburg-Vorpommern<br />

hat dazu im vergangenen Jahr mit<br />

umfangreichen Hygienegrundsätzen<br />

einen hervorragenden Beitrag geliefert.<br />

WundForum: Welche weiteren<br />

Schwerpunkte sehen Sie im neuen<br />

Gesetz?<br />

Prof. Großer: Ein solcher bleiben die<br />

Kindereinrichtungen (§§ 33 bis 36).<br />

Ausführlich wird die Hygiene des Wassers<br />

(§§ 37 bis 41) behandelt. Das gilt<br />

auch für die gesundheitlichen Anforderungen<br />

an das Personal beim Umgang<br />

mit Lebensmitteln (§§ 42 und 43). Die<br />

Tätigkeits- und Beschäftigungsverbote<br />

wurden präzisiert. Die Pflicht zur Belehrung<br />

durch die Gesundheitsämter wurde<br />

beibehalten, die ohnehin unsinnige<br />

einmalige Stuhluntersuchung aufgegeben.<br />

WundForum: Worauf kommt es bei<br />

der Umsetzung des IfSG nach Ihrer<br />

Auffassung jetzt besonders an?<br />

Prof. Großer: Der Aufbau einer effektiveren<br />

Infektionsepidemiologie erfordert<br />

jetzt vor allem zweierlei: Erstens eine<br />

wesentlich höhere Melde-Disziplin<br />

durch Ärzte nach § 6. Diese sind dazu<br />

immer zuerst verpflichtet. Die bisherigen<br />

Ergebnisse können nicht befriedigen.<br />

Wegen der Verschiebung des<br />

Schwerpunktes der Meldungen auf<br />

Erregernachweise muss zum Zweiten<br />

künftig, und auch das wieder durch<br />

Ärzte, viel häufiger und qualifiziert<br />

Material zu virologischer, bakteriologischer,<br />

mykologischer und protozoologischer<br />

Diagnostik an Laboratorien eingesandt<br />

werden. Es sei daran erinnert,<br />

dass diese Untersuchungen unter eine<br />

Ausschlussziffer für den EBM fallen<br />

und nicht budgetiert sind. Der Arzt, der<br />

nun häufiger Material zu mikrobiologischer<br />

Diagnostik einsendet, hat also<br />

keine wirtschaftlichen Nachteile zu erwarten.<br />

Insgesamt wird die Erfüllung<br />

des neuen IfSG mit Leben einen längeren<br />

Zeitraum in Anspruch nehmen.<br />

WundForum: He r Prof. Großer, wir<br />

danken Ihnen für die Beantwortung der<br />

Fragen.<br />

Das Gespräch führte Hardy-Thorsten<br />

Panknin, Berlin.<br />

Weitere Informationen zum Infektionsschutzgesetz<br />

siehe Bundesgesundheitsblatt<br />

(2000) 43:835-915.<br />

BUCHTIPP<br />

AKTUELLES<br />

Fritz Bittig<br />

Bildatlas der<br />

Medizinischen Fußpflege<br />

Die Füße spielen eine wichtige<br />

Rolle in unserem Leben – und dennoch<br />

werden sie erstaunlich oft vernachlässigt,<br />

was ernsthafte Erkrankungen<br />

zur Folge haben kann.<br />

Der Physiotherapeut und medizinische<br />

Fußpfleger Fritz Bittig stellt<br />

in diesem Bildatlas die verschiedenen<br />

Krankheitsbilder und Behandlungsmöglichkeiten<br />

vor. Besonders<br />

weist er auf die Bedeutung der<br />

medizinischen Fußpflege bei Gefäß-<br />

und Stoffwechselerkrankungen<br />

wie z. B. Diabetes mellitus hin.<br />

Immerhin geht ein erheblicher Teil<br />

der Fußamputationen bei Diabetikern<br />

auf nicht rechtzeitig behandelte<br />

Fußläsionen zurück.<br />

Schritt für Schritt werden auch<br />

anschaulich Spezialtechniken wie<br />

Nagelprothetik, Orthonyxie und<br />

Orthesenherstellung erläutert. Weitere<br />

wichtige Themen sind Spezialverbände<br />

sowie der Umgang mit<br />

Diabetikern und Problempatienten,<br />

die nur in Zusammenarbeit mit<br />

dem Arzt behandelt werden dürfen.<br />

Und viele eindrucksvolle Vorher-Nachher-Fotos<br />

belegen, welche<br />

Erfolge durch die Anwendung<br />

fußpflegerischer Techniken möglich<br />

sind.<br />

Das Fachbuch dürfte so für Podologen<br />

und medizinische Fußpfleger<br />

vom Berufsanfänger bis zum<br />

Spezialisten einen wertvollen Ratgeber<br />

darstellen.<br />

Hippokrates Verlag Stuttgart, 2001,<br />

200 Seiten mit zahlreichen Farbfotos,<br />

DM 99,– ISBN 3-7773-1451-X<br />

HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

5


AKTUELLES<br />

VIDEOTIPP<br />

Franz Daschner<br />

Die wichtigsten Hygienemaßnahmen<br />

bei MRSA<br />

Methicillin resistente Staphylococcus<br />

aureus (MRSA) wurden<br />

erstmals in den 60er-Jahren isoliert<br />

und haben sich seitdem weltweit<br />

verbreitet. Deutschland nimmt im<br />

Moment mit 15,2% einen Mittelplatz<br />

ein, jedoch steigt die MRSA-<br />

Häufigkeit in den letzten Jahren<br />

kontinuierlich an. Dies erfordert<br />

dringend gemeinsame Anstrengungen,<br />

um das Infektionsproblem<br />

zu beherrschen.<br />

Obwohl es nach wie vor keine<br />

einheitliche Meinung gibt, welche<br />

Maßnahmen zur Verhinderung der<br />

Ausbreitung von MRSA nötig oder<br />

sinnvoll sind, können z. T. Evidenzbasierte<br />

Empfehlungen gegeben<br />

werden. Prof. Dr. F. Daschner,<br />

Freiburg, und Prof. Dr. H. Rüden,<br />

Berlin, stellen die wichtigsten Maßnahmen<br />

in einem didaktisch sehr<br />

gut aufbereiteten Video dar. Es beinhaltet<br />

Epidemiologie, Screening<br />

bei Patienten und Personal, Isolierung,<br />

Desinfektionsmaßnahmen,<br />

Therapie sowie die neuesten nationalen<br />

und internationalen Empfehlungen.<br />

Als VHS-Video oder CD-ROM mit<br />

MPEG-Video, Laufzeit 13 Minuten,<br />

Preis Video oder CD-ROM jeweils<br />

mit Broschüre DM 98,–; zu bestellen<br />

beim Institut für Umweltmedizin<br />

und Krankenhaushygiene, Sekretariat<br />

Prof. Dr. F. Daschner, Hugstetter<br />

Straße 55, 79106 Freiburg, Fax:<br />

0761-270 5485<br />

6 HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

Termine<br />

Kongresse und<br />

Fortbildung im<br />

Sommer 2001<br />

42. Österreichischer Chirurgenkongress<br />

Graz, 14.-16.6.2001, Grazer Congress<br />

Auskunft: Universitätsklinik für Chirurgie<br />

Graz, Univ. Prof. Dr. Karlheinz<br />

Tscheliessnigg, Auenbruggerplatz 29,<br />

A-8036 Graz (Österreich), Tel.:<br />

+43-316-385-2730, Fax: +43-316-385-<br />

2107, E-Mail: karlheinz.tscheliessnigg<br />

@kfunigraz.ac.at, Website: http://www.<br />

chirurgie-kongress.at<br />

Workshop Diabetischer Fuß<br />

für Ärzte und Schulungspersonal<br />

Bad Mergentheim, 7.7.2001,<br />

Diabetes-Zentrum<br />

Auskunft: Diabetes Akademie Bad Mergentheim<br />

e. V., Ursula Zeller, Geschäftsstellenleiterin,Theodor-Klotzbücher-Str.<br />

12, 97980 Bad Mergentheim,<br />

Tel.: 07931-8015, Fax: 07931-7750,<br />

E-Mail: diabetes.akademie@diabeteszentrum.de,<br />

Website: www.diabeteszentrum.de<br />

Wound Care in Context Conference &<br />

11 th ETRS Annual Conference<br />

Cardiff, 2.-4.9. und 5.-8.9.2001<br />

Cardiff International Arena, Wales, UK<br />

Leitung: Prof. Keith Harding<br />

Auskunft: The Conference Office,<br />

EMAP Healthcare Events, Greater London<br />

House, Hampstead Road, London<br />

NW1 7EJ, Tel.: +44-20-7874-0294, Fax:<br />

+44-20-7874-0298, E-Mail: healthcare.<br />

conference@emap.com<br />

5. Niedersächsisches Symposium<br />

für Pflegeberufe im Operationsdienst<br />

Braunschweig, 19.-20.9.2001,<br />

Stadthalle Braunschweig<br />

Auskunft: Braunschweiger Studieninstitut<br />

für Gesundheitspflege, Rita Reise,<br />

Ludolfstraße 2, 38104 Braunschweig,<br />

Tel.: 0531-360735, Fax: 0531-363191,<br />

E-Mail: BSG.Reise@t-online.de<br />

32. Jahreskongress der Vereinigung<br />

der deutschen plastischen Chirurgen &<br />

6. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft<br />

für ästhetisch-plastische Chirurgen<br />

Frankfurt/M., 27.-30.9.2001, Alte Oper<br />

Auskunft: P & R Kongresse GmbH,<br />

Bleibtreustraße 12 A, 10623 Berlin, Tel.:<br />

030-8851-027, Fax: 030-8851-029, E-<br />

Mail: info@pr-kongresse.de, Website:<br />

www.pr-kongresse.de<br />

Produktinformationen<br />

Neu: Peha-haft für<br />

Finger- und Zehenverbände<br />

Sichere Verbandfixierungen an Fingern<br />

und Zehen oder auch an schmalen<br />

Gelenken von Babys und Kleinkindern<br />

waren bisher nie einfach zu<br />

bewerkstelligen, weil – von Stülpverbänden<br />

einmal abgesehen – passende<br />

Fixierbinden nicht zur Verfügung standen.<br />

Nun aber gibt es die bewährte<br />

kohäsive Fixierbinde Peha-haft in der<br />

ideal passenden Breite von 2,5 cm.<br />

Damit ist Schluss mit umständlichem<br />

Zurechtschneiden von breiten Binden<br />

und rutschenden Verbandfixierungen.<br />

Die vielen Vorteile von Peha-haft sind<br />

bekannt: Mit ihrem zweifachen Hafteffekt<br />

ist sie einfach und ohne komplizierte<br />

Verbandtechniken anzulegen,<br />

hält ohne zu rutschen und schnürt<br />

nicht ein. Im Hinblick auf Zehenverbände<br />

ist außerdem ganz wichtig, dass<br />

sich Peha-haft praktisch ohne Zug und<br />

Druck anlegen lässt. Denn bei den<br />

häufig ischämisch bedingten Zehenläsionen,<br />

z. B. infolge von Diabetes<br />

oder arterieller Verschlusskrankheit,<br />

darf eine Verbandfixierung keinen<br />

Druck ausüben, damit die gestörte<br />

Durchblutungssituation nicht noch weiter<br />

beeinträchtigt wird.<br />

Peha-haft, 2,5 cm breit, 4 m lang,<br />

steht in Packungen zu 8 Stück zur Verfügung.


Rechtsprechung<br />

Wundversorgung<br />

und die Sicherung<br />

ihrer Qualität<br />

Der medizinische Fortschritt hat uns<br />

neben dem Aspekt einer Lebensverlängerung<br />

zahlreiche Erleichterungen<br />

wie nicht zuletzt einen zeitlich kürzeren<br />

Heilverlauf und die Reduzierung mit<br />

therapeutischen Maßnahmen verbundener<br />

Schmerzen beschert, was zumindest<br />

früher u. a. bei einem Verbandwechsel<br />

unvermeidbar erschien. Im<br />

Bereich des Wundmanagements sind<br />

die feuchte Wundversorgung und bei<br />

entsprechender Indikation eingesetzte<br />

Hydrokolloidverbände Meilensteine auf<br />

dem Weg des Fortschritts.<br />

KOSTEN ALS BLOCKADE DES<br />

FORTSCHRITTS?<br />

Neue therapeutische Erkenntnisse<br />

stehen heute nicht allein auf dem Prüfstand<br />

medizinischen Wissens. Oft erscheint<br />

die – zuweilen nur oberflächlich<br />

und nicht in der Gesamtschau – betrachtete<br />

Kostenschiene als Blockade<br />

medizinischen Fortschritts. Gewiss, die<br />

Budgetverantwortlichkeit trifft Ärzte im<br />

niedergelassenen und stationären Bereich<br />

zugleich; ohne ein kostenorientiertes<br />

Qualitätsmanagement ist der<br />

Versorgungsauftrag nach Vorgabe des<br />

im Sozialgesetzbuch normierten Wirtschaftlichkeitsgebots<br />

nicht zu erbringen.<br />

Doch die Kostenfrage darf nicht<br />

reduziert werden auf den Einzelpreis<br />

einer Therapie oder gar eines einzelnen<br />

Medizinprodukts z. B. aus der<br />

Sparte der therapeutisch im Einzelfall<br />

angezeigten Wundversorgungssysteme.<br />

Schließlich geht es bei der therapeutischen<br />

Entscheidung um mehr als<br />

nur um einen einzelnen geldwerten<br />

Faktor: Im Vordergrund stehen der Patient<br />

und nicht zuletzt das medizinische<br />

Ethos – ganz zu schweigen von der<br />

haftungsrechtlichen Verantwortung im<br />

Schadensfalle.<br />

Mit verfassungsrechtlichem Rang<br />

sind in § 823 des bürgerlichen Gesetzbuchs<br />

die absoluten Rechte eines jeden<br />

Menschen und Bürgers entsprechend<br />

ihrer Wertigkeit ordnungspolitisch<br />

nach der ihnen zukommenden<br />

Rangfolge aufgeführt. Danach kommt<br />

dem Recht auf Leben, Körper und Gesundheit<br />

der höchste Wert zu. Sportlich<br />

betrachtet sind dies die Medaillenränge.<br />

Die von uns allen zu Recht hoch<br />

geschätzte und nur im Einzelfall bei<br />

speziellen Interessenkonflikten mit richterlicher<br />

Überprüfung einschränkbare,<br />

im Kern jedoch unantastbare Freiheit<br />

belegt den undankbaren vierten Platz.<br />

Die in der Praxis so oft zitierte Kostenproblematik<br />

als Ausfluss des Vermögensrechts<br />

folgt statistisch betrachtet<br />

unter „ferner liefen“ am Schluss des<br />

Feldes. Schon diese formaljuristische<br />

Betrachtung sollte Indiz dafür sein,<br />

dass das Argument Kosten in keinem<br />

Fall obsiegen darf, wenn es entsprechend<br />

der Indikation um den Einsatz<br />

effizienterer therapeutischer Methoden<br />

zum Schutze und zum Nutzen des Patienten<br />

geht.<br />

QUALITÄTSSICHERUNG ALS<br />

NORMATIVE VORGABE<br />

In der aktualisierten Fassung des<br />

Sozialgesetzbuchs V heißt es in Festlegung<br />

des therapeutisch einzuhaltenden<br />

Qualitätsanspruchs für die Versorgung<br />

eines jeden Patienten u. a.:<br />

§ 135 a<br />

Verpflichtung zur Qualitätssicherung<br />

(1) Die Leistungserbringer sind zur<br />

Sicherung und Weiterentwicklung der<br />

Qualität der von ihnen erbrachten Leistungen<br />

verpflichtet. Die Leistungen<br />

müssen dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse entsprechen<br />

und in der fachlich gebotenen<br />

Qualität erbracht werden.<br />

(2) Vertragsärzte, zugelassene Krankenhäuser<br />

sowie Erbringer von Vorsorgeleistungen<br />

oder Rehabilitationsmaßnahmen<br />

sind nach Maßgabe der §§<br />

136 a, 136 b, 137 und 137 d verpflichtet,<br />

sich an einrichtungsübergreifenden<br />

Maßnahmen der Qualitätssicherung zu<br />

beteiligen, die insbesondere zum Ziel<br />

haben, die Ergebnisqualität zu verbessern.<br />

Zugelassene Krankenhäuser,<br />

stationäre Vorsorgeeinrichtungen und<br />

stationäre Rehabilitationseinrichtungen<br />

sind nach Maßgabe der §§ 137 und<br />

137 d verpflichtet, einrichtungsintern<br />

ein Qualitätsmanagement einzuführen<br />

und weiterzuentwickeln.<br />

Diese gesetzliche Vorgabe ist nicht<br />

etwa nur ein gewünschtes Leitbild,<br />

nach dem zu streben ist; Qualitätssicherung<br />

in der normierten Definition ist<br />

therapeutische Pflicht und damit ein<br />

nicht zur Disposition stehender Ver-<br />

AKTUELLES<br />

tragsbestandteil jeder medizinischen<br />

Versorgung. So hat schon in den Siebzigerjahren<br />

der Bundesgerichtshof als<br />

höchstes deutsches Zivilgericht formuliert,<br />

dass der Patientenanspruch auf<br />

eine sichere Versorgung nach den aktuellen<br />

Erkenntnissen der Wissenschaft<br />

stets zu gewährleisten sei. Die Sorgfaltspflicht<br />

und zugleich die haftungsrechtliche<br />

Verantwortung eines jeden<br />

Arztes und seiner im Versorgungsteam<br />

stehenden ärztlichen und nicht-ärztlichen<br />

Mitarbeiter bemisst sich nach<br />

diesem aktuellen Erkenntnisstand der<br />

medizinischen Wissenschaft. Ärzte,<br />

Pflegepersonal und medizinische Einrichtungen<br />

sind in erster Linie dem Patienten<br />

und ihrem beruflichen Ethos<br />

verpflichtet. So gilt es in der medizinischen<br />

Versorgung ausnahmslos, dem<br />

Patienten den optimalen therapeutischen<br />

Nutzen bei minimalen Belastungen<br />

zu gewährleisten. In Bezug auf die<br />

moderne Wundversorgung beinhaltet<br />

dies u. a.:<br />

� die Gefahr einer Sekundärinfektion<br />

auf das unvermeidbare Restrisiko zu<br />

minimieren,<br />

� jegliche mit physischer und psychischer<br />

Belastung verbundene Heilungsverzögerung<br />

auszuschließen,<br />

� unnötige Schmerzen etwa beim Verbandwechsel<br />

zu vermeiden.<br />

Mit dieser Zielsetzung verpflichtet der<br />

Gesetzgeber alle therapeutisch Verantwortlichen<br />

wie in § 135 a SGB V angeführt<br />

zu einrichtungsübergreifenden<br />

Maßnahmen der Qualitätssicherung.<br />

Wenn weitergehend zur Aufrechterhaltung<br />

der Behandlungsqualität nach<br />

den aktuellen Erkenntnissen für Krankenhäuser,<br />

stationäre Vorsorgeeinrichtungen<br />

und stationäre Rehabilitationseinrichtungen<br />

ein Qualitätsmanagement<br />

einzuführen und weiterzuentwickeln<br />

ist, entbindet dies nicht etwa den<br />

niedergelassenen Arzt und/oder therapeutisch<br />

verantwortliche Mitarbeiter<br />

sonstiger medizinischer Dienste von<br />

der ständigen Beobachtung und notwendigen<br />

Umsetzung neuer therapeutischer<br />

Erkenntnisse entsprechend<br />

dem aktuellen Wissensstand. Nach<br />

einem als allgemeine Pflicht zum Qualitätsmanagement<br />

zu verstehenden<br />

Gebot der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs<br />

entspricht es der<br />

rechtlichen Verpflichtung insbesondere<br />

des Arztes, aber auch des verantwortlich<br />

handelnden Pflegepersonals, sich<br />

über neue Erkenntnisse – und das<br />

HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

7


AKTUELLES<br />

auch bei der Wundversorgung – bis zur<br />

Grenze des Zumutbaren fortzubilden.<br />

UMSETZEN THERAPEUTISCHER<br />

ERKENNTNISSE ZUR SCHADENABWEHR<br />

UND ZUM NUTZEN DES PATIENTEN OHNE<br />

SACHFREMDE ZWÄNGE<br />

Die rechtlichen und ethischen Zielvorstellungen<br />

stimmen sicher ohne Dissens<br />

bei Therapeuten, Patienten und<br />

Juristen überein. Es soll schon mangels<br />

fachlicher Kompetenz eines Juristen<br />

davon abgesehen werden, an dieser<br />

Stelle einzelne aktuelle therapeutische<br />

Erkenntnisse darzustellen oder zu<br />

diskutieren. Für das Thema Wundversorgung<br />

sei auf das umfangreiche und<br />

im Wesentlichen einheitliche Spektrum<br />

der Veröffentlichungen in den Fachzeitschriften<br />

wie der hier vorliegenden<br />

Ausgabe verwiesen.<br />

Vielleicht hilft es und gilt es zur<br />

Durchsetzung dieser im therapeutischen<br />

Wissen des Arztes und seiner<br />

Assistenzkräfte stehenden Grundsätze,<br />

auf den rechtlichen Hintergrund einer<br />

abgesicherten aktuellen Versorgung<br />

hinzuweisen:<br />

So gilt es im Schadensfall – sei es<br />

bei einer Sekundärinfektion, einer Heilungsverzögerung<br />

oder bei einer unnötigen<br />

Schmerzbelastung infolge des<br />

Einsatzes eines nach aktuellem Wissensstand<br />

und Patienteninteresse nicht<br />

optimal geeigneten Wundversorgungssystems<br />

– haftungsrechtlich:<br />

Wer grundlos von aktuellen Standardmethoden<br />

zur Bekämpfung möglicher<br />

bekannter Risiken abweicht, muss<br />

Schadenersatzansprüche und die Folgen<br />

einer Beweislastumkehr im Schadensfall<br />

fürchten.<br />

Es ist ein rechtlich verpflichtendes<br />

Gebot der Sorgfalt mit zivilrechtlichen<br />

Sanktionen im Schadensfall (Schadenersatz<br />

und Schmerzensgeld), in der<br />

Wundversorgung wie im gesamten therapeutischen<br />

Spektrum der medizinischen<br />

Versorgung nachweislich stets<br />

die den Patienten am wenigsten belastenden<br />

und für den Heilerfolg am ehesten<br />

effizienten Methoden anzuwenden.<br />

So wird der Arzt in aller Regel einen<br />

im Schadensfall zum Regress führenden<br />

Behandlungsfehler begehen,<br />

wenn er unter mehreren Alternativen<br />

die risikoreichere wählt – unabhängig<br />

davon, dass er bei dieser Auswahl – erfolge<br />

sie aus Kosten- und Budgetgründen<br />

oder nicht – in der Pflicht stünde,<br />

seinen Patienten über eine mögliche<br />

8 HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

Risikoerhöhung aufzuklären. Ohne hier<br />

weiter die Folgen einer unterlassenen<br />

pflichtgemäßen Aufklärung darstellen<br />

zu wollen, dürfte die Einwilligung eines<br />

Patienten in eine vermeidbare Risikoerhöhung<br />

wohl nicht zu erlangen sein.<br />

Hans-Werner Röhlig, Oberhausen<br />

Produktinformationen<br />

HARTMANN Auto-<br />

Verbandkasten in<br />

modernem Design<br />

Das Mitführen eines Autoverbandkastens<br />

ist Pflicht, aber es ist keine<br />

Pflicht, dass alle Kästen gleich langweilig<br />

aussehen müssen. Und so wurde<br />

der HARTMANN Auto-Verbandkasten<br />

außen und innen neu gestaltet.<br />

Ein eisblaues Kunststoffbehältnis<br />

mit harmonisch abgerundeten Ecken<br />

Der neue HARTMANN<br />

Auto-Verbandkasten:<br />

außen modernes Design<br />

und innen nie mehr Chaos<br />

durch perfekte Anordnung,<br />

unten die neuen Kissen<br />

und Taschen.<br />

macht aus dem Kasten optisch nahezu<br />

ein Designerstück. Es ist besonders<br />

bruchsicher und temperaturbeständig<br />

von -25 bis 90 °C, passt in jede Standardhalterung<br />

und lässt sich mühelos<br />

mit einer Hand öffnen.<br />

Gleich beim Öffnen des Verbandkastens<br />

liegt dann der Inhalt übersichtlich<br />

geordnet in zwei folienverschweißten<br />

Hälften bereit. Die Orientierung ist dabei<br />

ganz einfach, sodass auch im<br />

Ernstfall, wenn der Laienhelfer normalerweise<br />

aufgeregt ist, das Benötigte<br />

schnell und sicher gefunden werden<br />

kann. Denn klare Piktogramme zeigen,<br />

wo was zu finden ist, und kurze Hinweistexte<br />

erläutern, was wozu verwendet<br />

wird: Die eine Hälfte enthält alle<br />

sterilen Verbandstoffe, die direkt mit<br />

der Wunde in Berührung kommen, wie<br />

Wundschnellverbände, Verbandpäckchen,<br />

Verbandtücher und Kompressen.<br />

Die andere Hälfte enthält Material<br />

zur Verbandfixierung wie Heftpflaster<br />

und Fixierbinden sowie andere nichtsterile<br />

Teile, z. B. die vorgeschriebene<br />

Rettungsdecke, eine Schere und Einmalhandschuhe.<br />

Beide Hälften sind<br />

sicher am Boden bzw. Deckel des Kastens<br />

befestigt, sodass sie beim Aufklappen<br />

immer gleich ordentlich bereitliegen<br />

und nicht herausfallen können.<br />

So herrscht immer perfekte Ordnung.<br />

Selbstverständlich entsprechen Kasten<br />

und Inhaltsteile der vorgeschriebenen<br />

Norm DIN 13164.<br />

Auch die Auto-Verbandkissen und<br />

-Verbandtaschen erhielten ein neues<br />

„Outfit“ aus einem strapazierfähigen<br />

dunkelblauen Nylongewebe, das von<br />

-25 bis 90 °C temperaturbeständig ist.<br />

In beiden Behältnissen befindet sich<br />

der nach DIN 13164 vorgeschriebene<br />

Inhalt.<br />

Des Weiteren steht eine COMBI<br />

Auto-Verbandtasche zur Verfügung,<br />

die die gesetzlich vorgeschriebene<br />

Erste-Hilfe-Ausrüstung sowie das Euro-<br />

Warndreieck enthält. Auch sie ist aus<br />

strapazierfähigem Nylongewebe und<br />

bietet durch die Unterteilung in zwei<br />

Fächer, jeweils mit separatem Reißverschluss,<br />

direkten Zugriff zu dem, was<br />

gerade benötigt wird: oben die Erste-<br />

Hilfe-Ausrüstung, unten das Warndreieck.<br />

Ob Kasten, Tasche oder Kissen:<br />

Erhältlich ist das Erste-Hilfe-Sortiment<br />

von HARTMANN in Verbrauchermärkten,<br />

im Kfz-Zubehörhandel und in der<br />

Apotheke.


HARTMANN intern<br />

HARTMANN-Gruppe<br />

erweitert ihr<br />

internationales<br />

Engagement<br />

Aktuell ist die HARTMANN-Gruppe<br />

jetzt in 24 Ländern mit Tochtergesellschaften<br />

vertreten – darunter sind seit<br />

Beginn dieses Jahres auch Tochtergesellschaften<br />

in den USA und in Südafrika.<br />

Die PAUL HARTMANN Corp. in<br />

Libertyville, Illinois, US-Tochtergesellschaft<br />

der Heidenheimer PAUL HART-<br />

MANN AG, kauft rückwirkend zum<br />

1. Januar 2001 die Conco Medical<br />

Company in Rock Hill bei Charlotte,<br />

South Carolina. Conco war bislang im<br />

Besitz der Familie Braun, deren Angehörige<br />

auch zu 40% an der HART-<br />

MANN-Tochter Karl Otto Braun (KOB),<br />

Wolfstein, beteiligt sind.<br />

Conco Medical Company stellt mit<br />

über 200 Mitarbeitern in einer eigenen<br />

Band- und Breitweberei Binden für den<br />

BUCHTIPP<br />

Hans Lippert<br />

Wundatlas –<br />

Wunde, Wundbehandlung<br />

und Wundheilung<br />

Das große Thema „Wunde“ berührt<br />

alle praktischen Disziplinen der Medizin<br />

und Pflege, hat aber in Lehre und<br />

Ausbildung keineswegs die Bedeutung<br />

erreicht, die ihm eigentlich zukommen<br />

sollte. Nicht selten führen<br />

unzureichende Kenntnisse zu Kompli-<br />

gesamten US-amerikanischen<br />

Markt her, die bisher<br />

über ein Netz von<br />

freien Handelsvertretern<br />

vertrieben wurden. Nach<br />

einer Sortimentsausweitung<br />

auf interaktive<br />

Wundauflagen von<br />

HARTMANN Anfang dieses<br />

Jahres wird die neue<br />

HARTMANN-Conco nun<br />

auch einen eigenen Medicalvertrieb<br />

aufbauen.<br />

Ziel der Akquisition<br />

durch die PAUL HART-<br />

MANN Corp., deren Aufgabe primär in<br />

der Koordination des US-Geschäfts<br />

liegt, ist eine Stärkung des Marktzuganges<br />

im Medicalbereich, insbesondere<br />

in den Produktsegmenten Wundbehandlung,<br />

Binden und Pflaster. Der<br />

Vertrieb von Inkontinenzprodukten in<br />

den USA erfolgt über ein Partnerunternehmen.<br />

Am 1. März 2001 hat die PAUL HART-<br />

MANN AG 70% der Anteile an ihrem<br />

bisherigen Distributeur in Südafrika,<br />

der Vitamed Ltd. in Sandton bei Johannesburg<br />

(Bild), übernommen. 30% verbleiben<br />

im Besitz des südafrikanischen<br />

Managements.<br />

kationen, die den Heilerfolg in Frage<br />

stellen.<br />

Der vorliegende „Wundatlas“ könnte<br />

dabei helfen, eine sachgemäße<br />

Wundbehandlung zu praktizieren.<br />

Hans Lippert und seine Mitarbeiter<br />

haben sich besonders darauf konzentriert,<br />

sowohl aktuelles Basiswissen<br />

als auch die einzelnen Wundtherapien<br />

in komprimierter, übersichtlicher<br />

Form darzustellen. Eine sehr gute<br />

Bilddokumentation unterstützt diese<br />

Diktion.<br />

Im Detail behandelt der Wundatlas<br />

folgende Themen:<br />

� Grundlagen zu Wundarten und<br />

Physiologie der Wundheilung<br />

� Störfaktoren der Wundheilung und<br />

Wundkomplikationen mit Klinik und<br />

Therapie<br />

� Prinzipien der operativen Wundversorgung,<br />

z. B. provisorische und<br />

definitive Wundversorgung<br />

� Lokalbehandlung sekundär heilender<br />

Wunden, z. B. Débridement,<br />

AKTUELLES<br />

Die neu gegründete HARTMANN-Vitamed<br />

Ltd. ist eine Vertriebsgesellschaft<br />

mit einer Produktionseinheit für OP-Produkte<br />

und andere medizinische Bedarfsgüter.<br />

Das Unternehmen beschäftigt<br />

165 Mitarbeiter. Es vertreibt das<br />

komplette HARTMANN-Sortiment, hat<br />

jedoch einen Schwerpunkt bei Inkontinenzprodukten<br />

und Verbandstoffen.<br />

Ziel der Akquisition ist eine Stärkung<br />

der Marktposition im gesamten südlichen<br />

Afrika. Damit hat HARTMANN<br />

nach der Gründung der Tochtergesellschaft<br />

in Ägypten im August letzten<br />

Jahres einen zweiten wesentlichen<br />

Schritt getan.<br />

enzymatische, biologische und<br />

physikalische Wundreinigung, Antibiotika<br />

und Antiseptika, Wundauflagen,<br />

Sauerstoffbehandlung<br />

� Pathogenese und Therapie spezieller<br />

Infektionen, z. B. aerobe und<br />

anaerobe Infektionen, septische<br />

Allgemeininfektionen<br />

� Pathogenese und Therapie der Verbrennung<br />

� Pathogenese und Therapie chronischer<br />

Wunden, z. B. Dekubitus,<br />

Ulcera cruris, diabetische Ulcerationen<br />

� Wundbehandlung und Qualitätssicherung<br />

mit Verband und Verbandwechsel,<br />

Wundbeurteilung<br />

und Wunddokumentation<br />

Barth Verlag in MVH Medizinverlage<br />

Heidelberg, Heidelberg 2001, 174<br />

Seiten mit zahlreichen Farbfotos und<br />

Tabellen, DM 179,–, ISBN 3-8304-<br />

5012-5<br />

HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

9


TITELTHEMA<br />

Die infizierte Wunde –<br />

Therapieempfehlungen zum<br />

Einsatz von Antiseptika<br />

M. Bischoff, A. Beck<br />

Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie<br />

der Universitätsklinik Ulm<br />

EINLEITUNG<br />

Antiseptika werden in der offenen<br />

Wundbehandlung großzügig bei allen<br />

Formen von Wundheilungsstörungen<br />

eingesetzt. Ihr Einsatz sollte aber auf<br />

das Stadium der Wundinfektion begrenzt<br />

bleiben. Allerdings gewinnt ihr<br />

Einsatz durch das vermehrte Auftreten<br />

von Problemkeimen wie MRSA oder<br />

MRSE und deren anzustrebender Eradikation<br />

in letzter Zeit deutlich an Interesse.<br />

Voraussetzung für den lokalen<br />

Einsatz ist die genaue Kenntnis der<br />

verschiedenen Wundantiseptika und<br />

deren Wirkungsweise. Diese Arbeit soll<br />

einen Überblick über die gebräuchlichsten<br />

Antiseptika geben und leitet<br />

daraus praktische Anwendungsempfehlungen<br />

ab.<br />

PROBLEMSTELLUNG WUNDANTISEPTIK<br />

Die Wundinfektion ist die folgenschwerste<br />

Störung der Wundheilung.<br />

Sie wird durch Mikroorganismen –<br />

überwiegend Bakterien – verursacht,<br />

die in die Wunde eindringen, sich dort<br />

vermehren und dabei schädigende<br />

Toxine erzeugen. Das Infektionsgeschehen<br />

ist zumeist örtlich begrenzt<br />

10 HARTMANN WundForum 2/2001<br />

und führt durch Gewebszerstörungen<br />

mit Nekrosenbildung zu unterschiedlich<br />

schweren Wundheilungsstörungen.<br />

Jede Wundinfektion kann sich<br />

aber auch systemisch bis hin zur akut<br />

lebensbedrohlichen Sepsis ausweiten.<br />

Was Fäulnis und Eiterung der Wunde<br />

verursacht und wie dies zu bekämpfen<br />

ist, zählt zu den ältesten medizinischen<br />

Aufgaben und Herausforderungen.<br />

Insbesondere in der griechischen<br />

Medizin, in den Schriften Hippokrates,<br />

finden sich hierzu bereits gute Vorstellungen<br />

über das Wesen der Fäulnisprozesse,<br />

was dem Chirurgen der Antike<br />

als Konsequenz „peinliche Sauberkeit“<br />

bei der Wundbehandlung als<br />

Pflicht auferlegt.<br />

Als Vorläufer eines antiseptischen<br />

Wundverbandes könnten durchaus die<br />

mit starkem Rotwein getränkten Leinenkompressen<br />

bezeichnet werden.<br />

Das Gebot der Sauberkeit bei der<br />

Wundbehandlung geriet dann allerdings<br />

über viele Jahrhunderte hinweg<br />

in Vergessenheit, wie auch seit Galen<br />

die Auffassung „pus bonum et laudabile“<br />

die Wundbehandlung dominierte<br />

und Entwicklungen blockierte.<br />

Jospeh Lister kämpfte<br />

mit großem persönlichen<br />

Engagement für die Verbreitung<br />

seiner antiseptischen<br />

Methoden. In Deutschland<br />

erfuhr er dabei Unterstützung<br />

durch Paul <strong>Hartmann</strong><br />

sen., der bereits 1874 nach<br />

detaillierten Anweisungen<br />

von Lister die Fertigung der<br />

Carbolgaze aufnahm.<br />

Erst weit in der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

konnte die verhängnisvolle<br />

Stagnation überwunden werden. Basierend<br />

auf den Arbeiten des französischen<br />

Chemikers Louis Pasteur zum<br />

Prozess der Gärung entwickelte der<br />

englische Arzt Joseph Lister 1867<br />

seinen Karbolsäure-Verband zur Vernichtung<br />

von bereits in die Wunde<br />

eingedrungenen Keimen. Lister ebnete<br />

damit der „Antiseptik“, der Keimvernichtung<br />

mit Hilfe chemischer Substanzen,<br />

den Weg. Sie stellt bis heute eine<br />

unverzichtbare Maßnahme im Kampf<br />

gegen Wundinfektionen dar.<br />

Daran änderte letztlich auch die Entdeckung<br />

der Antibiotika nichts. Wenngleich<br />

diese vorübergehend die Bedeutung<br />

von Antiseptika minderten,<br />

trug gerade die breite und oft unkritische<br />

Anwendung der Antibiotika dazu<br />

bei, neue, schwerwiegende Probleme<br />

aufzuwerfen. Es kam weltweit zur<br />

Entwicklung antibiotikaresistenter Bakterienstämme,<br />

die die Grenzen der<br />

Wunderwaffe Antibiotikum deutlich<br />

machten und das Interesse an den Antiseptika<br />

neu belebten.<br />

Nach allgemeiner Definition besteht<br />

die prophylaktische/therapeutische<br />

Zielsetzung der Antiseptik darin, Mikroorganismen<br />

mit Hilfe lokal wirkender<br />

chemischer Substanzen (als Antiseptika<br />

oder auch als „Antiinfektiva“ bezeichnet)<br />

abzutöten bzw. zu inaktivieren<br />

oder in ihrer Vermehrung zu hemmen.<br />

Applikationsorte sind mögliche Eintrittspforten<br />

für Erreger bzw. manifeste<br />

Infektionsherde<br />

� auf der Körperoberfläche (Haut,<br />

Schleimhaut, Wunden),<br />

� in Körperhöhlen (Punktionen, Katheter),<br />

� auf chirurgisch freigelegten bzw. eröffneten<br />

Arealen.<br />

Entsprechend den Anwendungsbereichen<br />

stehen Haut-, Schleimhaut- und<br />

Wundantiseptika zur Verfügung. Thema<br />

dieser Arbeit ist die Wundantiseptik,<br />

die hierbei zum Einsatz kommenden<br />

Antiseptika sowie deren Anwendungsproblematik.<br />

Denn auch wenn heute<br />

weniger aggressive Antiseptika verfügbar<br />

sind, ist deren Anwendung auf<br />

Wundflächen immer noch mit bestimmten<br />

Risiken belastet, die die Wundheilung<br />

erheblich stören können. Eine<br />

sachgerecht durchgeführte Antiseptik<br />

setzt in diesem Sinne einige grundlegende<br />

Kenntnisse voraus.


DIE WUNDINFEKTION –<br />

ERKENNEN UND BEHANDELN<br />

Das Infektionsmanagement in der<br />

Praxis scheint von zwei grundsätzlichen<br />

Problemen geprägt zu sein: Zum<br />

einen werden aus Angst vor Infektionen<br />

antiseptische Substanzen und auch<br />

Antibiotika unkritisch lokal appliziert,<br />

zum anderen werden Infektionen nicht<br />

selten zu spät erkannt.<br />

Wunden sind niemals steril. Dies bedeutet<br />

jedoch nicht, dass sie infiziert<br />

sind. Bei jeder Erörterung einer bakteriellen<br />

Präsenz muss klar zwischen Kontamination<br />

und Infektion unterschieden<br />

werden.<br />

Kontamination bedeutet das bloße<br />

Vorhandensein von Bakterien auf der<br />

Wunde, ohne dass diese sich vermehren.<br />

Zu einer klinischen Infektion<br />

kommt es erst, wenn Bakterien tiefer in<br />

die Wunde und das umgebende Gewebe<br />

eindringen, sich vermehren und<br />

durch ihre Toxine Entzündungsreaktionen<br />

hervorrufen. Diese sind durch die<br />

klassischen Merkmale Rötung, Schwellung<br />

(Ödembildung), Überwärmung,<br />

Schmerz und Funktionsbeeinträchtigungen<br />

gekennzeichnet. Charakteristisch<br />

sind außerdem vermehrte Sekretion<br />

und je nach vorherrschendem<br />

Erregertyp eine mitunter starke Geruchsentwicklung,<br />

z. B. süßlich riechend<br />

bei Pseudomonas- oder fäkulent<br />

riechend bei E. coli-Infektionen.<br />

Messungen an standardisierten Proben<br />

haben nachgewiesen, dass 10 4<br />

pyogene Streptokokken pro mm 3 bzw.<br />

10 5 -10 6 Staphylococcie aurei pro mm 3<br />

vorhanden sein müssen, um eine<br />

Wundinfektion zu erzeugen. Eine Zahl<br />

von 10 5 Keimen pro mm 3 Gewebe kann<br />

somit als Richtschnur für eine therapiebedürftige<br />

Infektion gelten (Niedner,<br />

1993).<br />

Bei der Anfertigung des Wundabstriches<br />

ist die richtige Technik für das zuverlässige<br />

Ergebnis entscheidend. Die<br />

Abstriche sind aus der Tiefe der Wunde<br />

und von den Wundrändern zu entnehmen,<br />

da sich die Infektionserreger<br />

an dieser Stelle konzentrieren.<br />

Für die Beurteilung der Infektionsgefährdung<br />

als Basis für das weitere<br />

Vorgehen sind darüber hinaus folgende<br />

Kriterien von entscheidender Bedeutung:<br />

Wundentstehung, Ausmaß der Verschmutzung<br />

und Zustand der Wunde: So<br />

sind z. B. alle Wunden, die durch äußere<br />

Gewalteinwirkung entstanden sind,<br />

1 2 3<br />

4 5<br />

wie z. B. Stich-, Quetsch- und Pfählungswunden,<br />

generell als infiziert einzustufen,<br />

da mit dem die Verletzung<br />

verursachenden Gegenstand immer<br />

Keime in die Wunde gelangen. Das<br />

Gleiche gilt für Bisswunden, da mit<br />

dem Speichel von Tier und Mensch zumeist<br />

sehr virulente Keime übertragen<br />

werden. Des Weiteren stellt alles nekrotische<br />

Gewebe – egal welcher Ursache<br />

– einen idealen Nährboden für Bakterien<br />

dar.<br />

Durchblutungssituation der Wunde: Die<br />

für die lokale Abwehr und Antikörperbildung<br />

wichtigen Zellen sowie der zur<br />

Phagozytose benötigte Sauerstoff können<br />

nur bei ausreichender Perfusion in<br />

das Wundgebiet gebracht werden,<br />

ebenso ggf. systemisch verabreichte<br />

Antibiotika.<br />

Lokalisation der Wunde: Die einzelnen<br />

Körperregionen weisen sowohl eine<br />

unterschiedliche Durchblutung als auch<br />

eine unterschiedlich hohe Keimbelastung<br />

auf, so z. B. sind Wunden im Analbereich<br />

wie Dekubiti oder Fisteln stark<br />

durch Sekundärinfektionen gefährdet.<br />

Alter der Wunde: Grundsätzlich ist die<br />

frische Wunde in hohem Maße infektionsgefährdet.<br />

Mit zunehmender Organisation<br />

der körpereigenen Immunabwehr<br />

verringert sich die Infektionsgefährdung,<br />

sodass eine Wunde mit gut<br />

vaskularisiertem Granulationsgewebe<br />

TITELTHEMA<br />

Typische Erreger für<br />

Wundinfektionen<br />

Abb. 1:<br />

Escherichia coli<br />

Abb. 2:<br />

Stapyhlococcus aureus<br />

Abb. 3:<br />

Staphylococcus<br />

epidermidis<br />

Abb. 4:<br />

Pseudomonas aeruginosa<br />

Abb. 5:<br />

Candida albicans<br />

den Erregern bereits erheblichen Widerstand<br />

entgegensetzen kann. Auch<br />

ältere chronische Wunden zeigen erfahrungsgemäß<br />

eine eher geringe Infektanfälligkeit.<br />

Allgemeinzustand und Immunitätslage<br />

des Patienten: Wie schnell sich in Abhängigkeit<br />

vom Wundzustand die körpereigenen<br />

Abwehrmechanismen organisieren<br />

können, ist wiederum abhängig<br />

vom allgemeinen Immunstatus<br />

des betroffenen Organismus. Ein bereits<br />

geschwächtes Immunsystem, ein<br />

reduzierter Allgemeinzustand, Stoffwechselerkrankungen,<br />

maligne Tumoren,<br />

hohes Alter, Mangelernährung<br />

usw. haben immer auch negative Auswirkungen<br />

auf die Immunantwort.<br />

Ziel der Behandlung einer Wundinfektion<br />

ist, die Anzahl der Bakterien so<br />

stark zu vermindern, dass zwischen<br />

Immunabwehr und Keimen wieder ein<br />

Gleichgewicht hergestellt wird bzw.<br />

dass sich Keime erst gar nicht vermehren<br />

und die Kontamination in<br />

eine Infektion übergeht. Die wichtigsten<br />

Maßnahmen hierzu sind:<br />

� wundsituationsabhängig ein ausreichendes<br />

Débridement bzw. eine<br />

chirurgische Wundrevision zur Entfernung<br />

von Nekrosen, Belägen, zerstörter<br />

Strukturen, eingedrungener<br />

Fremdkörper usw. sowie die Sicherung/Wiederherstellung<br />

einer best-<br />

HARTMANN WundForum 2/2001<br />

11


TITELTHEMA<br />

möglichen Perfusion im Wundgebiet<br />

(Anmerkung: Diese Maßnahmen<br />

können auch nicht durch die perfekteste<br />

Wundantiseptik ersetzt werden),<br />

� eine lokale, antiseptische Wundbehandlung,<br />

� eine sachgerechte Verbandbehandlung<br />

im Sinne der fortführenden<br />

Wundreinigung und als Schutz vor<br />

Sekundärinfektionen sowie<br />

� eventuell eine systemische Antibiotikagabe<br />

nach vorheriger Keim- und<br />

Resistenzbestimmung.<br />

Eine Behandlung mit lokalen Antibiotika<br />

ist hingegen strikt abzulehnen. Die<br />

Gründe hierfür liegen in der Selektion<br />

resistenter Keime, einer Sensibilisierung<br />

des Patienten und dadurch dem<br />

Verlust eines potenziellen Antibiotikums<br />

für die systemische Therapie sowie<br />

in der Gefahr der Superinfektion mit<br />

Pilzen.<br />

Beachtenswert ist auch die Tatsache,<br />

dass die Abtötung der Bakterien<br />

durch die Antibiotika in der Regel eine<br />

aktive Stoffwechselleistung der Bakterien<br />

voraussetzt und damit eigentlich ein<br />

passiver Wirkungsmechanismus vorliegt,<br />

während die Antiseptika relativ<br />

unabhängig von der Stoffwechseloder<br />

Zellteilungsaktivität schnell einwirken<br />

und damit einen aktiven Wirkungsmechanismus<br />

darstellen.<br />

Fällt die Entscheidung zur Wundantiseptik,<br />

z. B. aus prophylaktischen<br />

Gründen im Rahmen der Primärversorgung<br />

verschmutzter kontaminierter<br />

Wunden oder aus therapeutischen<br />

Gründen bei klinisch manifester Infektion,<br />

gilt es in jedem Fall, das am besten<br />

geeignetste Wundantiseptikum<br />

auszuwählen. Folgende Grundanforderungen<br />

sollten dabei durch das Präparat<br />

erfüllt sein:<br />

� sichere keimabtötende (mikrobiozide)<br />

bzw. inaktivierende Wirksamkeit<br />

gegen ein breites Spektrum an Mikroorganismen,<br />

� kein Eiweißfehler, d. h. kein Wirkungsverlust<br />

des Antiseptikums unter<br />

Belastung mit Eiweißen (da das<br />

Antiseptikum bei der offenen Wundbehandlung<br />

immer in Kontakt mit Eiweißen,<br />

z. B. in Blut und Wundsekret,<br />

steht, ist diesem Punkt besondere<br />

Aufmerksamkeit zu schenken),<br />

� schneller Wirkungseintritt,<br />

� keine mikrobielle Resistenzentwicklung<br />

oder Wirkungslücken,<br />

� keine Schmerzen verursachend,<br />

12 HARTMANN WundForum 2/2001<br />

� bestmögliche Zell- und Gewebeverträglichkeit,<br />

toxikologische Unbedenklichkeit<br />

und<br />

� einfache Anwendung und Aufbewahrung.<br />

Eine risikominimierte Anwendung von<br />

Antibiotika auf offenen Wundflächen<br />

setzt also immer zuerst voraus, dass<br />

der Anwender über die speziellen Eigenschaften<br />

der gewählten Substanz<br />

und insbesondere deren Auswirkungen<br />

auf die immunologisch aktiven Zellen<br />

gründlich informiert ist (Tab. 1).<br />

Im Allgemeinen gilt, dass sich die<br />

Behandlung mit Antiseptika so kurz wie<br />

möglich gestalten sollte. Antiseptika<br />

sind abzusetzen, sobald die klinischen<br />

Zeichen der Infektion abklingen (z. B.<br />

nachlassende Sekretion und Schwellung).<br />

Der Behandlungsfortschritt bzw.<br />

-erfolg ist täglich sorgfältig zu bewerten<br />

und ggf. durch eine mikrobiologische<br />

Diagnostik nachzuweisen.<br />

Nicht selten ist in der Praxis zu beobachten,<br />

dass die antiseptische Behandlung<br />

vor allem bei chronischen<br />

Wunden ohne Berücksichtigung etwaiger<br />

Therapieerfolge über Wochen und<br />

Monate unkritisch fortgesetzt wird.<br />

Während im Stadium der Infektion die<br />

Störungen der sensiblen Wundheilungsvorgänge<br />

durch die relativ zelltoxischen<br />

Antiseptika zu vernachlässigen<br />

sind, da sie durch die Bakterien<br />

bereits massiv gestört sind, birgt<br />

der Langzeitgebrauch ein erhebliches<br />

Schädigungspozential in sich. Die unerwünschten<br />

Wirkungen der Substanzen<br />

verstärken die schlechte Heilungstendenz<br />

chronischer Wunden signifikant,<br />

können aber auch Kontaktallergien<br />

und Resistenzentwicklungen auslösen.<br />

Hinzu kommt, dass die Langzeitanwendung<br />

von Antiseptika oft als eine<br />

ausreichende und sichere Wundbehandlungsmethode<br />

eingeschätzt wird,<br />

sodass nichts unternommen wird, die<br />

eigentlichen Ursachen der schlechten<br />

Wundheilung zu diagnostizieren und zu<br />

behandeln.<br />

FÜR DIE WUNDBEHANDLUNG (BEDINGT)<br />

GEEIGNETE ANTISEPTIKA<br />

Alkohole<br />

Die einzigen Antiseptika, die zuverlässig<br />

wirken und bei denen auch in<br />

absehbarer Zeit nicht mit einem Wirkungsverlust<br />

oder einer Resistenzbildung<br />

zu rechnen ist, sind die alkoholischen<br />

Desinfektionspräparate (Etha-<br />

nol, Propanole). Ein weiterer großer Vorteil<br />

ist ihr schneller Wirkungseintritt (30<br />

Sekunden). Problematisch sind aber<br />

das starke Brennen beim Einwirken auf<br />

die Wundfläche sowie die Wundheilungshemmung<br />

bei längerer Anwendung,<br />

sodass sie zur Wundantiseptik<br />

nur im Ausnahmefall in Betracht kommen.<br />

Ihre Anwendung bleibt in der<br />

Regel auf die intakte Haut und anästhesierte<br />

Wunden beschränkt.<br />

Chlorhaltige Antiseptika<br />

Chlorhaltige Antiseptika, wie z. B.<br />

das Chloramin T (Tosylchloramid) lassen<br />

eine Resistenzentwicklung nicht<br />

erwarten und können so eine sichere<br />

Desinfektion des Wundgebietes erreichen.<br />

Die Wirkung beruht auf einer<br />

Dissoziation von Chlor in Wasser zu<br />

Salzsäure und unterchloriger Säure<br />

(Gottardi, 1992). Diese hypochlorige<br />

Säure hat nun das Bestreben, atomaren<br />

Sauerstoff abzugeben, der als<br />

„naszierender Sauerstoff” bezeichnet<br />

wird, der organisches Material sofort<br />

oxidiert und deshalb bakterizid wirkt.<br />

Der Vorteil dieses Antiseptikums ist,<br />

dass es das Chlor wesentlich langsamer<br />

abgibt als z. B. Chlorkalk oder<br />

Chlorgas, welches zur Trinkwasserdesinfektion<br />

eingesetzt wird. Dadurch<br />

greift es das infizierte Gewebe und die<br />

intakte Haut kaum an, wie experimentell<br />

gezeigt werden konnte (Niedner,<br />

1993; Effenberger, 1988).<br />

Die Konzentration beträgt in der<br />

Wundbehandlung für das Chloramin T<br />

0,2%. Ein weiterer Vorteil von Chloramin<br />

T ist die geringe Hemmung der<br />

Granulationsgewebsbildung (Niedner,<br />

1993) sowie die Tatsache, dass es gerade<br />

bei sehr geruchsintensiven Wunden<br />

für eine deutliche Verbesserung<br />

der olfaktorischen Belastung sorgt und<br />

damit eine Erhöhung des Komforts für<br />

Patient und Personal ermöglicht.<br />

Octenisept<br />

Das Antiseptikum Octenisept wirkt<br />

als kationenaktive Substanz an der<br />

Zellmembran und führt damit zur Zerstörung<br />

der Zellfunktion. Es besteht<br />

zum einen aus Octenidin in 0,1%iger<br />

Konzentration und 2%igem Phenoxyethanol.<br />

Der Wirkungseintritt erfolgt<br />

in ca. 1 Minute. Resistenzen sind bisher<br />

nicht beschrieben, obwohl bekannt<br />

ist, dass die Antiseptika-Resistenz bei<br />

kationenaktiven Substanzen über ein<br />

Gen (qac-A) erfolgt. Auch qac-A-tra-


AUSGEWÄHLTE CHARAKTERISTIKA VON ANTISEPTIKA (TAB. 1)<br />

Resistenzen Eiweißfehler Vorteil Nachteil<br />

Akridine keine beschrieben negativ gute Penetration, potenziell mutagen<br />

preisgünstig<br />

Alkohole keine negativ schneller Wirkungseintritt starkes Brennen bei Applikation<br />

Chloramin T keine positiv gut verträglich, preisgüns- Eiweißfehler<br />

tig, Geruchsverbesserung<br />

Polyhexanid keine negativ beste Gewebeverträglichkeit Preis, Herstellung, Lagerung<br />

Mercuchrom Staphylokokken positiv adstringierend enthält Quecksilber<br />

PVP-Jod (10%) Staph., Pseudom. positiv preisgünstig Jodresorption, Resistenzen<br />

TITELTHEMA<br />

Taurolin keine negativ Steigerung der Bakterizidie lange Einwirkzeit, verlängerte Sekretion<br />

in Blut, Serum und Eiter bei Kollagen als Trägersubstanz<br />

Octenisept keine negativ gut verträglich, einfache noch wenig Erfahrungen bei<br />

Lagerung, farblos, preisgünstig Kleinkindern und Säuglingen<br />

gende MRSA-Stämme waren hoch<br />

sensibel auf Octenisept. Der Eiweißfehler<br />

besteht auch bei diesem Antiseptikum,<br />

allerdings liegen hier noch keine<br />

genauen Literaturangaben vor. Eine<br />

Absorption von Octenidin bei lokaler<br />

Anwendung konnte nicht nachgewiesen<br />

werden, während das Phenoxyethanol<br />

sehr gut schon über die intakte<br />

Haut aufgenommen wird, zu<br />

Phenoxyessigsäure oxidiert wird und<br />

anschließend renal ausgeschieden<br />

wird.<br />

Entwickelt wurde das Octenisept<br />

ursprünglich als Schleimhautantiseptikum,<br />

wo es sich durch sehr gute Verträglichkeit<br />

und Wirksamkeit insbesondere<br />

in der Gynäkologie und Urologie<br />

auszeichnete (Enzelsberger et al.,<br />

1995). Für die Wundbehandlung ist es<br />

seit 1995 ausdrücklich zugelassen,<br />

weshalb langfristige Erfahrungswerte<br />

noch nicht zur Verfügung stehen. Unter<br />

Kosten-Wirksamkeits-Aspekten ist es<br />

als Mittel der Wahl bei der Schleimhautantisepsis<br />

anzusehen. Es ist zur Eradikation<br />

von MRSA-Wundinfektionen<br />

oder -kontaminationen sehr geeignet.<br />

Lavasept<br />

Das Lavasept besteht aus einem<br />

Biguanid (Polihexanid) als eigentlichem<br />

Desinfektionsmittel und einem<br />

Zusatz von Polyethylenglykol zur<br />

Reduktion der Oberflächenspannung.<br />

Die gebrauchsfertige Lösung hat einen<br />

0,2%igen Gehalt in Ringerlösung.<br />

Dieses Antiseptikum besticht durch<br />

das Fehlen von Substanzen, die heute<br />

einer kritischen Betrachtung unterliegen,<br />

wie z. B. Jod, Schwermetalle, PVP<br />

und Aldehyde. Die hervorragende Gewebeverträglichkeit<br />

wurde tierexperimentell<br />

eindrucksvoll dargelegt. Sogar<br />

an Zellkulturen von Fibroblasten fand<br />

sich nur eine geringe Wachstumsverlangsamung<br />

im Vergleich zu Ringerlösung<br />

(Kallenberger et al., 1991). Infolge<br />

des großen Biguanidmoleküls konnte<br />

eine toxische Anreicherung durch<br />

Resorption ausgeschlossen werden.<br />

Die erfolgreiche Anwendung wurde<br />

vor allem in der Schweiz dokumentiert<br />

(Roth et al., 1990; Pfister und Ochsner,<br />

1993; Wagner, 1995). Resistenzen gegen<br />

die wichtigsten Keime fanden sich<br />

bislang nicht. Es ist hervorragend geeignet<br />

bei häufigen und kontinuierlichen<br />

Spülbehandlungen aufgrund<br />

seiner geringen Toxizität und der fehlenden<br />

Resorption durch die Wundoberfläche.<br />

Es eignet sich ebenfalls<br />

sehr gut zur Dekontamination bei<br />

MRSA-Besiedelung, aber auch zur<br />

Eradikation aus dem Nasen-Rachen-<br />

Raum, weshalb es bei uns auch hier<br />

vermehrt zum Einsatz kommt, da zunehmend<br />

über Resistenzen gegenüber<br />

Mupirocin berichtet wird. Nachteilig ist,<br />

dass es selten zu anaphylaktischen<br />

Reaktionen bei lokaler Anwendung<br />

kommen kann (Olivieri et al., 1998).<br />

Taurolidin<br />

Das Chemotherapeutikum Taurolodin<br />

benötigt eine lange Wirkungszeit zur<br />

Entfaltung seiner desinfizierenden Wirkung<br />

(mindestens 30 Minuten). Ein gro-<br />

ßer Vorteil des Taurolidin ist jedoch das<br />

Fehlen eines Eiweißfehlers. Es entfaltet<br />

vielmehr erst durch die Anwesenheit<br />

von Proteinen seine Wirkung. Die bakterizide<br />

Wirkung steigt um das<br />

4-8-Fache in Anwesenheit von Blut,<br />

Serum, Nekrosen und Eiter (Blenkharn,<br />

1990). Resistenzen wurden bisher<br />

nicht beschrieben. Auch führt Taurolidin<br />

in einer Konzentration bis zu 2%<br />

nicht zu einer Schädigung an Fibroblastenkulturen<br />

(Zimmermann und<br />

Preac-Mursic, 1992). Das Taurolidin<br />

steht entweder als Verbund mit Kollagen,<br />

in einem Gel (Taurolin-Gel) oder in<br />

flüssiger Form zur Verfügung (Taurolin).<br />

Es liegen sehr gute Erfahrungen<br />

beim Einsatz von Spülbehandlungen<br />

(Pleuraempyem, Peritonitis) vor, bei denen<br />

der langen Einwirkzeit Rechnung<br />

getragen wird (Staubach und Bruch,<br />

1993; Billing et al., 1992; Bieselt, 1997).<br />

Akridinderivate<br />

Die Akridinderivate Chinosol und<br />

Rivanol in 0,1%iger Konzentration<br />

haben ein breites Wirkspektrum auf<br />

Bakterien und Pilze und gehören zu<br />

den ältesten noch heute eingesetzten<br />

Antiseptika. Die Anwendung erfolgt in<br />

Form eines feuchten Umschlages.<br />

Diese Umschläge kühlen Haut und<br />

Wunde über das Einwirken der Verdunstungskälte<br />

und empfehlen sich<br />

dadurch besonders für die stark infizierte,<br />

sezernierende Wundphase.<br />

Die lokale Anwendung als alleiniger<br />

Umschlag ohne offene Wundfläche,<br />

wie z. B. beim Erysipel oder bei ober-<br />

HARTMANN WundForum 2/2001<br />

13


TITELTHEMA<br />

GÜNSTIGE UND UNGÜNSTIGE KOMBINATIONEN<br />

BAKTERIEN/ANTISEPTIKUM (TAB. 2)<br />

Alkohol Rivanol Chlora- Lava- Octeni- PVP-Jod Mercumin<br />

T sept sept (10%) chrom<br />

MSSA + + – –<br />

MRSA + + + – –<br />

Staph. epi. + + + + – –<br />

Streptok. + +<br />

Pseudom. + + +<br />

E. coli + + +<br />

flächlichen Hautinfektionen, ist nicht<br />

empfehlenswert. Zum einen ist eine<br />

Penetration des Arzneistoffes in ausreichender<br />

Konzentration zum Infektionsherd<br />

nicht nachgewiesen und<br />

zum anderen erfordern solche Erkrankungen<br />

meist eine systemische Antibiose,<br />

die die eigentliche Therapie darstellt.<br />

Weitere Probleme stellen die kurze<br />

Haltbarkeit der angesetzten Lösungen<br />

von ca. 10 Tagen und die Verfärbung<br />

der Klinikwäsche dar, die bei Anwendung<br />

von anderen kühlenden Substanzen<br />

nicht anfallen. Für den unterstützenden<br />

Effekt der lokalen Kühlung<br />

eignet sich z. B. essigsaure Tonerde<br />

sehr gut.<br />

Zu beachten ist, dass Chinosol nicht<br />

zur Behandlung von Wunden, sondern<br />

nur auf intakter Haut zugelassen ist.<br />

Die Substanz führt zur Entfettung und<br />

Entquellung und damit zur Austrocknung<br />

von Haut und Wundoberfläche,<br />

weshalb sie aber gerade gegen den<br />

Feuchtkeim Pseudomonas geeignet<br />

ist. Resistenzen sind bisher bei dieser<br />

Anwendungsform nicht beschrieben<br />

worden.<br />

Das Chinosol wird im Gegensatz<br />

zum Rivanol häufiger in der Dermatologie<br />

angewandt, da es eine deutlich<br />

niedrigere Sensibilisierungsrate aufweist.<br />

Nachteilig ist, dass beide Wirkstoffe<br />

ein mutagenes Potenzial besitzen<br />

und deshalb in der Schwangerschaft<br />

nicht angewendet werden<br />

dürfen. Vorteilhaft sind der günstige<br />

Preis und die einfache Handhabung<br />

und Lagerung. Prinzipiell sollte bei den<br />

Akridinderivaten die Indikation streng<br />

gestellt werden, getreu dem Motto: Weniger<br />

ist mehr!<br />

14 HARTMANN WundForum 2/2001<br />

Mercuchrom<br />

Der Einsatz von Mercuchrom wird in<br />

der Literatur oft strikt abgelehnt, obwohl<br />

es noch häufig eingesetzt wird.<br />

Da ein gleichwertiger Ersatz nicht<br />

in Sicht ist, werden selbst im Internet<br />

„Hilferufe” gestartet mit der Frage nach<br />

einem alternativen Antiseptikum mit<br />

gleichwertiger adstringierender Wirkung.<br />

Die wundheilungshemmende<br />

und -störende Wirkung des Mercuchrom<br />

werden in der Diskussion immer<br />

wieder in den Vordergrund gestellt, obwohl<br />

es auch positive Mitteilungen gibt<br />

(Wilmanns, 1983).<br />

Der Vorteil dieses Antiseptikums liegt<br />

aber gerade in seiner stark adstringierenden<br />

Wirkung. Es ist damit für mumifizierte<br />

oder mumifizierende Wunden<br />

bzw. Gewebeanteile geeignet, da<br />

durch die starke Trocknung der Wundoberfläche<br />

die Wundfläche „gegerbt“<br />

wird. Dieser Effekt kann z. B. bei einer<br />

Gangrän bei AVK oder bei Infektionen/<br />

Kontaminationen mit dem Feuchtkeim<br />

Pseudomonas erwünscht sein. Eine<br />

übermäßige Resorption über die Haut<br />

kann aufgrund des gerbenden Effektes<br />

vernachlässigt werden.<br />

PVP-Jod<br />

Das häufig eingesetzte Polyvinylpyrrolidon-Jod<br />

(PVP-Jod) zeichnet sich<br />

durch seine fast unbegrenzte Anwendbarkeit<br />

hinsichtlich der Galenik aus.<br />

Es liegen sehr widersprüchliche Angaben<br />

bezüglich seiner desinfizierenden<br />

und wundheilungshemmenden Eigenschaften<br />

vor (Hagedorn et al., 1995;<br />

Kramer, 1994). Dies hat seinen Grund<br />

in den unterschiedlich angewandten<br />

Konzentrationen. Die meisten Präparate<br />

liegen in einer Konzentration von<br />

10% vor. Fest steht aber, dass PVP-Jod<br />

in einer Konzentration von 10% einen<br />

großen Eiweißfehler hat und nicht in der<br />

Lage ist, die schützende Schleimkapsel<br />

einiger Bakterien zu durchdringen.<br />

Zudem sind Resistenzen gegenüber<br />

den häufigsten Problemkeimen wie<br />

Staph. aureus epidermidis und gerade<br />

Pseudomonas aufgetreten (Römer et<br />

al., 1987; Sasatsu et al., 1994b).<br />

Eine sichere Antisepsis mit 10%iger<br />

PVP-Jod-Lösung ist aufgrund des Eiweißfehlers<br />

und der nötigen langen<br />

Einwirkzeit demzufolge fraglich (Grün<br />

1982). Der Wirkungsverlust von<br />

10%iger PVP-Jod-Lösung tritt auch bei<br />

Anwendung an einer Wundfläche zutage,<br />

wenn diese vorher mit einer Fettgaze<br />

behandelt wurde. In diesem Fall<br />

perlt die Lösung dann einfach auf der<br />

Wundfläche ab, es sei denn, das Fett<br />

wird mit einer alkoholischen Lösung<br />

entfernt.<br />

Die minimale Einwirkzeit zur Abtötung<br />

von Mikroorganismen beträgt<br />

5 Minuten, es kommt aber dann zu<br />

einer Hemmung der Granulationsgewebsbildung<br />

um ca. 50-60% (Kallenberger<br />

et al., 1991; Kramer et al., 1993).<br />

Auch der Einsatz handelsüblicher<br />

Salben, die einen PVP-Jod-Gehalt von<br />

10% besitzen, ist sehr fraglich. Es wird<br />

zwar noch häufig durchgeführt, hat<br />

aber unter der Maxime der modernen<br />

Wundbehandlung kaum noch einen<br />

Platz. Entweder ist eine Wunde infiziert<br />

– und dann sind andere Antiseptika<br />

indiziert – oder sie ist lediglich kontaminiert<br />

– dann braucht man auch kein<br />

Antiseptikum. Ein prophylaktischer Einsatz<br />

von jodhaltigen Präparaten ist<br />

nicht indiziert. Kontraindiziert ist die<br />

Anwendung auch bei Kleinkindern und<br />

Schwangeren. Der Einsatz in der<br />

Wundbehandlung muss deshalb überlegt<br />

vorgenommen werden.<br />

FÜR DIE WUNDBEHANDLUNG<br />

UNGEEIGNETE ANTISEPTIKA<br />

Der Einsatz von Wasserstoffperoxid<br />

in einer 3%igen Konzentration ist ebenfalls<br />

sehr gebräuchlich. Es ist durch die<br />

typische Schaumbildung gekennzeichnet,<br />

die durch die Freisetzung atomaren<br />

Sauerstoffes hervorgerufen wird,<br />

der durch die Reaktion insbesondere<br />

mit der Katalase von eiternden Wunden<br />

entsteht. Das Aufschäumen bedeutet<br />

aber auch die sofortige Inaktivierung<br />

des Wasserstoffperoxids. Eine<br />

desinfizierende Wirkung bei alleinigem


Einsatz ist auf Wundflächen durch die<br />

schnelle Inaktivierung deshalb nicht<br />

gegeben. Es ist lediglich zur Blutstillung<br />

(Einwirkzeit mind. 5 Minuten) bei<br />

diffusen Blutungen und bei anaeroben<br />

Infektionen (z. B. Gasbrand) indiziert.<br />

Zu beachten ist außerdem seine starke<br />

Aggressivität auf Fettgewebe mit nachfolgenden<br />

Nekrosen sowie die Gasbildung<br />

bei Anwendung zur Spülung<br />

von Fisteln. Aufgrund der faktisch fehlenden<br />

desinfizierenden Wirkung auf<br />

Wundflächen ist der Einsatz als Antiseptikum<br />

nicht nur fraglich, sondern<br />

obsolet.<br />

Das häufig eingesetzte Chlorhexidin<br />

ist als lokales Wundantiseptikum nicht<br />

geeignet (McLure und Gordon, 1992).<br />

Es stellt eigentlich nur in Verbindung<br />

mit einem Alkohol ein breit wirksames<br />

Antiseptikum dar. Zu beachten gilt,<br />

dass es zu einer deutlichen Wundheilungshemmung<br />

kommt und zudem<br />

sogar von einem anaphylaktischen<br />

Schock bei topischer Anwendung berichtet<br />

wurde (Harunki et al., 1992).<br />

Es ist nicht in der Lage, den Biofilm<br />

von Bakterien auf der Wundoberfläche<br />

ausreichend zu bekämpfen, was mit<br />

einem Wirkungsverlust verbunden ist<br />

(Jacquelin et al., 1992). Die Abtötungszeit<br />

für Staph. aureus beträgt 1,5 Minuten.<br />

Bei Antiseptika resistenten Staph.<br />

aureus wirkt Chlorhexidin überhaupt<br />

nicht mehr, auch eine Konzentrationssteigerung<br />

bringt keinen Erfolg (Sasatsu<br />

et al., 1994a). Zu dem Nachteil,<br />

dass es einen ausgeprägten Eiweißfehler<br />

hat, metabolisiert es zu Parachloranilin,<br />

welches als kanzerogen angesehen<br />

werden muss. Eine Anwendung<br />

von Chlorhexidin als alleinigem Wirkstoff<br />

in der Wundbehandlung ist deshalb<br />

heute als obsolet anzusehen.<br />

PHASENGERECHTER EINSATZ VON<br />

LOKALEN WUNDANTISEPTIKA<br />

Wie bereits erwähnt, erfordert die<br />

Behandlung der Wundinfektion primär<br />

ein radikales Débridement aller Nekrosen<br />

und Beläge. Häufig muss dies<br />

unter Narkose operativ erfolgen, weshalb<br />

ein phasengerechter Einsatz von<br />

Antiseptika bei Wundinfektionen die<br />

Einteilung in prä-, intra- und postoperativ<br />

erlaubt (Bischoff et al., 1998).<br />

In der präoperativen Phase sollten<br />

Substanzen zum Einsatz kommen, die<br />

entweder eine gute Penetration auch<br />

durch die intakte Haut haben, oder<br />

Substanzen, die über einen lokal küh-<br />

lenden Effekt verfügen. Hierfür eignen<br />

sich alkoholische Umschläge, die aber<br />

nur auf intakter Haut eingesetzt werden<br />

können, wie auch der kühlende Effekt<br />

nur sehr kurz anhält und zu einer starken<br />

Hautreaktion führen kann. Besser<br />

geeignet sind hier Umschläge mit essigsaurer<br />

Tonerde oder wässrige Rivanol-Umschläge<br />

bei stark sezernierenden<br />

Wunden mit Pseudomomas-Befall,<br />

die ebenfalls sehr gut kühlen und auch<br />

auf der Wundoberfläche keine Schmerzen<br />

bereiten.<br />

In der intraoperativen Phase, d. h.<br />

bei anästhesierten Wundflächen sind<br />

sämtliche handelsüblichen Desinfektionsmittel<br />

auf alkoholischer Basis, wie<br />

sie zur normalen Operationsvorbereitung<br />

eingesetzt werden, indiziert. Sie<br />

bestechen durch die kurze Einwirkzeit<br />

und die fehlende Resistenzentwicklung.<br />

Auch die Schleimkapseln einiger<br />

Bakterien werden effektiv angegriffen,<br />

wodurch in kurzer Zeit eine deutliche<br />

Keimreduktion erfolgt. Durch die<br />

schnelle Verflüchtigung des Alkohols<br />

ist eine Schädigung der sensiblen<br />

Wundheilungsvorgänge nicht anzunehmen.<br />

MIN. EINWIRKZEIT AUSGE-<br />

WÄHLTER ANTISEPTIKA (ABB. 1)<br />

Rivanol<br />

?<br />

Alkohol<br />

0,5 Minuten<br />

Octenisept<br />

0,5 Minuten<br />

Chloramin T<br />

1,5 Minuten<br />

Lavasept<br />

Mercuchrom<br />

PVP-Jod 10%<br />

2 Minuten<br />

2 Minuten<br />

5 Minuten<br />

TITELTHEMA<br />

In der postoperativen Phase ist ein<br />

differenzierter Einsatz notwendig. Die<br />

Applikation sollte schmerzfrei sein, die<br />

Wundheilungsprozesse nur wenig beeinflussen<br />

und auf den jeweiligen Keim<br />

abgestimmt sein, der nun nach Erhalt<br />

des Abstrichergebnisses bekannt ist.<br />

Die Tabelle 2 gibt einen Überblick über<br />

geeignete und ungeeignete Kombinationen<br />

zwischen Keim und Antiseptikum<br />

und erlaubt auch die Auswahl des<br />

geeignetsten Antiseptikums zur Eradikation<br />

von Problemkeimen.<br />

Die Abbildung 1 veranschaulicht die<br />

unterschiedlichen minimalen Einwirkzeiten<br />

der Antiseptika, die gerade bei<br />

Spülungen beachtet werden sollten.<br />

Anzumerken bleibt, dass alle angewandten<br />

Antiseptika an der Wundoberfläche<br />

immer eine mehr oder weniger<br />

ausgeprägte Nekrose setzen, dies<br />

aber im Stadium der Wundinfektion vernachlässigt<br />

werden kann. Unbestritten<br />

ist, und daran wird sich in Zukunft auch<br />

nichts ändern, dass die rechtzeitige Intervention<br />

mit radikalem Débridement<br />

aller Nekrosen und Beläge die wichtigste<br />

Maßnahme zur Beherrschung<br />

der Wundinfektion darstellt. Die lokale<br />

Anwendung von Antiseptika kann das<br />

notwendige Débridement nicht ersetzen,<br />

sondern lediglich unterstützen.<br />

Eine systemische Antibiose sollte in<br />

diesen Fällen immer eingesetzt werden,<br />

um eine Bakteriämie zu bekämpfen,<br />

da die körpereigenen, wundnahen<br />

Schutzmechanismen zusammengebrochen<br />

sind.<br />

Die Entwicklung der Antiseptika in<br />

der Behandlung der Wundinfektion und<br />

zur Eradikation von Problemkeimen ist<br />

noch nicht abgeschlossen, sodass mit<br />

Neuentwicklungen und Kombinationen<br />

in den nächsten Jahren zu rechnen ist.<br />

Dr. med. M. Bischoff<br />

Dr. med. A. Beck<br />

Hygiene-Beauftragte Ärzte der<br />

Abteilung für Unfall-, Hand- und<br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

der Universitätsklinik Ulm<br />

Steinhövelstraße 9<br />

89075 Ulm/Donau<br />

Literaturliste im Internet unter<br />

www.hartmann-online.com/shortcuts/<br />

literatur.htm oder bei der Redaktion<br />

HARTMANN WundForum 2/2001<br />

15


FORSCHUNG<br />

Bedeutung von Sauerstoff<br />

in der Genese und Therapie<br />

chronischer Wunden<br />

J. Dissemond<br />

Dermatologische Klinik und Poliklinik der Universität zu Essen<br />

(Direktor: Prof. Dr. med. Manfred Goos)<br />

EINLEITUNG<br />

Seit mehreren Jahrzehnten kann wissenschaftlich<br />

belegt werden, dass der<br />

molekulare Sauerstoff eine essenzielle<br />

Rolle in der Wundheilung spielt. Dennoch<br />

existieren bislang kaum Ansätze,<br />

die die Substitution von Sauerstoff oder<br />

die Elimination der aus der Ischämie<br />

oder Hypoxie resultierenden potenziell<br />

destruktiven Intermediärprodukte<br />

therapeutisch angehen. Dieser Übersichtsartikel<br />

soll aufzeigen, welche<br />

enorme Bedeutung dem molekularen<br />

Sauerstoff durch die Freisetzung reaktiver<br />

Sauerstoffspezies (ROS) in der<br />

Genese insbesondere chronischer<br />

Wunden zukommt und welche therapeutischen<br />

Optionen aktuell verfügbar<br />

sind, die direkt oder indirekt mit Sauerstoff<br />

in Zusammenhang stehen.<br />

SAUERSTOFF UND ORGANISMUS<br />

Menschliches Leben ist nur durch<br />

die Nutzung des atmosphärischen,<br />

molekularen Sauerstoffs (O 2) als Elektronenakzeptor<br />

im Rahmen energiereicher<br />

Oxidationen und durch den<br />

Schutz vor oxidativen Schäden möglich.<br />

Der menschliche Organismus oxidiert<br />

zur Entwicklung und Erhaltung<br />

seiner biologischen Strukturen und<br />

deren Funktionen in seinem Energiestoffwechsel<br />

permanent Nährstoffe. In<br />

Abwesenheit von Sauerstoff schalten<br />

humane Zellen auf einen anaeroben<br />

Metabolismus um, der weniger Energie<br />

liefert und Zellfunktionen dementsprechend<br />

lediglich über kürzere Zeitspannen<br />

aufrechterhalten kann.<br />

Die maximale chemische Sauerstoffbindungskapazität<br />

des Blutes kann mit<br />

Einbeziehung der Hüfner-Zahl errechnet<br />

werden. Somit bindet 1 g Hämoglobin<br />

maximal 1,34 ml Sauerstoff.<br />

Bei einem Hämoglobingehalt von 15 g/<br />

16 HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

dl Blut können also maximal 200 ml<br />

Sauerstoff/Liter Blut gebunden werden.<br />

Die Menge des im Blut bei normobaren<br />

Druckverhältnissen physikalisch<br />

gelösten Sauerstoffs ist mit 0,032% so<br />

gering, dass ihr physiologisch keinerlei<br />

Bedeutung zukommt. Die Sauerstoffsättigung<br />

des Hämoglobins beträgt in<br />

Arterien ca. 98%, in Venen ca. 73%,<br />

sodass etwa 25% des an Hämoglobin<br />

gebundenen Sauerstoffs im Laufe der<br />

Passage der Endstrombahn verbraucht<br />

wird.<br />

Die Sauerstoffversorgung von Zellen<br />

hängt von zahlreichen Faktoren ab.<br />

Unter dem Begriff „Gewebe-Sauerstoffperfusion“<br />

werden die Diffusionskapazität<br />

des Gewebes für Sauerstoff,<br />

der zelluläre Sauerstoffverbrauch und<br />

die Aktivität des Lungen- bzw. Herz-<br />

Kreislaufsystems zusammengefasst.<br />

Die Bestimmung kann beispielsweise<br />

durch direkte Messung im interstitiellen<br />

Gewebe unter Verwendung<br />

eines Tonometers invasiv erfolgen. Es<br />

stehen jedoch auch indirekte nichtinvasive<br />

Messungen unter Verwendung<br />

von Sensoren, die transcutan, konjunctival<br />

oder trans-serosal messen,<br />

zur Verfügung.<br />

Eine weitere indirekte Messmethode<br />

stellt die Erfassung des pH-Wertes der<br />

gastrointestinalen Mukosa dar, die auf<br />

dem Prinzip beruht, dass eine lokale<br />

Ischämie zur Entwicklung einer Azidose<br />

führt. Die Abschätzung des Sauerstoffpartialdrucks<br />

(pO 2) in Geweben<br />

kann aber auch nach dem Fick’schen<br />

Prinzip erfolgen, falls die Durchblutungsrate<br />

des Gewebes, der arterielle<br />

pO 2 und der Hämoglobingehalt des<br />

Blutes bekannt sind. Zellen können<br />

Sauerstoff kaum speichern, und im<br />

Falle einer Unterbrechung der Mikrozirkulation<br />

werden Zellfunktionen nur<br />

kurzfristig durch Nutzung von Adenosintriphosphat<br />

(ATP), Kreatinphosphat<br />

oder anaerober Glykolyse aufrechterhalten.<br />

Es entsteht eine metabolische,<br />

nicht respiratorische Azidose durch<br />

eine Erhöhung der Konzentration von<br />

Lactat mit einem Absinken des intrazellulären<br />

pH-Wertes.<br />

SAUERSTOFF UND WUNDE<br />

Wunden sind für den physiologischen<br />

Ablauf der Wundheilung auf<br />

eine ausreichende Perfusion und Versorgung<br />

mit Sauerstoff angewiesen.<br />

Als chronisch wird eine sekundär<br />

heilende Wunde bezeichnet, die trotz<br />

kausaler und sachgerechter lokaler<br />

Therapie innerhalb von acht Wochen<br />

keine Tendenz zur Heilung zeigt.<br />

Chronische Wunden weisen im Zentrum<br />

einen pO 2 von unter 20 mm Hg<br />

auf, aber auch in akuten chirurgischen<br />

Wunden wurde infolge von Gewebeund<br />

Gefäßschädigung eine Hypoxie<br />

beschrieben und Sauerstoffpartialdrücke<br />

von 0 bis 30 mm Hg gemessen.<br />

Es sind jedoch mindestens 35 mm Hg<br />

Sauerstoffpartialdruck für reparative<br />

Vorgänge der Wundheilung erforderlich,<br />

damit die an der Wundheilung<br />

beteiligten Zellen und Enzyme ihre<br />

Funktion vollständig erfüllen können.<br />

So ist beispielsweise für die Ausbildung<br />

der maximalen Reaktionsgeschwingkeit<br />

(Vmax) der Prolyl-Hydroxylase,<br />

die essenziell für eine Teilreaktion<br />

der Kollagensynthese ist, ein pO2<br />

von 50 bis 100 mm Hg notwendig. Darüber<br />

hinaus ist Sauerstoff notwendig,<br />

um die Quervernetzung der Kollagenketten<br />

zu gewährleisten, denn das<br />

hierfür erforderliche Enzym, die Lysinhydroxylase,<br />

benötigt molekularen<br />

Sauerstoff als Substrat.<br />

Voraussetzung für den physiologischen<br />

und nicht verzögerten Ablauf<br />

einer Wundheilung ist unter anderem<br />

die Beseitigung klinisch relevanter<br />

Wundinfektionen. Die Gewebshypoxie<br />

beeinträchtigt aber auch die Funktion<br />

von Leukozyten. Sowohl neutrophile<br />

Granulozyten als auch Makrophagen<br />

können neben der Fähigkeit zur Phagozytose<br />

nach Stimulation reaktive<br />

Sauerstoffspezies (ROS) als Mittel zur<br />

Zelllyse sezernieren und somit zu<br />

einem wesentlichen Bestandteil der<br />

Infektabwehr beitragen. Insbesondere<br />

anaerobe und fakultativ anaerobe Bakterien<br />

werden nach Verminderung der<br />

Infektabwehr weniger an ihrer Prolifera-


tion gehindert und können zu einer<br />

Wundinfektion führen und den Ablauf<br />

der Wundheilung zusätzlich behindern.<br />

Im Unterschied zu einer Wundkontamination<br />

spricht man von einem behandlungsbedürftigen<br />

Wundinfekt, wenn<br />

eine Keimzahl >10 5 /g Gewebe vorliegt.<br />

HYPERBARE OXYGENIERUNG<br />

Bei der hyperbaren Oxygenierung<br />

(HBO) handelt es sich um ein ambulant<br />

durchführbares Therapiekonzept, das<br />

durch die kurzzeitige intermittierende<br />

Erhöhung des Sauerstoffpartialdrucks<br />

im Blut zur Wiederherstellung von physiologischen<br />

Gewebssauerstoffwerten<br />

in hypoxischen Arealen führen soll.<br />

Gerade in den letzten Jahren hat sich<br />

die HBO durch die Erweiterung des<br />

Indikationsspektrums zu einer multidisziplinär<br />

genutzten Behandlungsmethode<br />

entwickelt. Nach Entwicklung der<br />

HBO um 1920 wurde diese Methode<br />

nahezu ausschließlich zur Therapie von<br />

Dekompressionserkrankungen eingesetzt,<br />

um 1960 erweiterte sich das Therapiespektrum<br />

auf die Behandlung von<br />

Gasbrand und andere foudroyant verlaufende<br />

anaerobe Infektionen. Erst in<br />

den letzten 10 Jahren zeigte sich die<br />

Wirksamkeit auch in der Therapie chronischer<br />

Wunden.<br />

Die Therapie der HBO wird in<br />

Deutschland überwiegend in großen<br />

hyperbaren Druckkammern in speziellen<br />

Zentren angeboten. Dort erfolgt die<br />

Applikation von 100% reinem Sauerstoff<br />

bei einem Umgebungsdruck von<br />

1,5 bis 3 bar in einer Überdruckkammer.<br />

Es kommt zu einem Anstieg des<br />

physikalisch gelösten Sauerstoffs im<br />

Blut von 0,032% auf bis zu 6 Vol.%.<br />

Gleichzeitig steigt der Perfusionsdruck,<br />

der für einen Anstieg des arteriovenösen<br />

Gradienten auf > 2000 mbar verantwortlich<br />

ist und somit einer Hypoxie<br />

durch Steigerung des Sauerstofftransportes<br />

und vermehrten Diffusion auf<br />

kapillärer Ebene der Endstrombahn<br />

entgegenwirkt. Es kommt entsprechend<br />

dem Henry-Dalton-Gesetz zu<br />

einer Verbesserung der druckabhängigen<br />

Löslichkeit des Sauerstoffs im<br />

Blut und somit zu einer Erhöhung der<br />

Sauerstoffspannung im Gewebe, da<br />

die Sauerstoffmenge, die in Lösung<br />

geht, direkt proportional zu dem über<br />

der Flüssigkeit herrschenden Partialdruck<br />

des Sauerstoffs ist.<br />

Als Wirkungen werden direkt bakterizide<br />

Effekte auf Anaerobier und<br />

Mehrpersonendruckkammer zur<br />

hyperbaren Oxygen-Therapie.<br />

In der Kammer herrscht ein Umgebungsdruck<br />

von 1,5 bis 3 bar.<br />

bakteriostatische Wirkungsweisen auf<br />

Pseudomonas, E. coli oder Staphylokokken<br />

beschrieben. Synergistische<br />

Effekte von zeitgleich eingesetzten<br />

Antibiotika, wie Cephalosporinen,<br />

Sulfonamiden, Quinolonen und Aminoglykosiden<br />

konnten beobachtet werden.<br />

Darüber hinaus kommt es zu einer<br />

Steigerung der Phagozytose durch<br />

Makrophagen und Leukozyten, zu<br />

einer Verbesserung der Mikrozirkulation,<br />

zu einer Steigerung der Syntheserate<br />

von Fibroblasten, Kollagensynthese<br />

und Angioneogenese. Insbesondere<br />

die Neovaskularisation benötigt<br />

intermittierende pO 2-Spiegel von >30<br />

bis 40 mm Hg. In Arealen ohne Hypoxie<br />

kommt es während der HBO zu<br />

einer Vasokonstriktion, die durch Abfall<br />

des hydrostatischen Drucks innerhalb<br />

der Kapillare zu einer Resorption interzelluärer<br />

Ödeme führt. Schließlich<br />

kommt es nach dem Diffusionsmodell<br />

von Krogh-Erlang durch die HBO<br />

zu einer Verlängerung der Diffusionsstrecke<br />

für Sauerstoff. Das ist insofern<br />

von entscheidender Bedeutung, da es<br />

insbesondere bei chronischen Wunden<br />

meist zu einer Abnahme der Kapillardichte<br />

kommt.<br />

Über die notwendige Anzahl der<br />

Applikationen der HBO werden 10 bis<br />

100 meist jedoch ca. 40 Sitzungen<br />

beschrieben, die in Intervallen beispielsweise<br />

einmal täglich, fünfmal<br />

wöchentlich jeweils für 60 bis 90 Minuten<br />

durchgeführt werden können.<br />

In Europa finden überwiegend Mehrpersonenkammersysteme<br />

mit 6 bis 24<br />

Sitzplätzen Verwendung. Der notwendige<br />

Überdruck kann mittels Pressluft<br />

erzeugt werden, der Sauerstoff wird<br />

über Masken oder Kopfzelte eingeatmet.<br />

Aus Gründen des Brandschut-<br />

FORSCHUNG<br />

zes darf in hyperbaren Druckkammern<br />

der Sauerstoffgehalt 23% nicht überschreiten.<br />

Im Gegensatz hierzu werden<br />

in den USA überwiegend Einzelplatzsysteme<br />

eingesetzt, bei denen der<br />

Patient keine Maske tragen muss,<br />

sondern sich auf einer Trage liegend in<br />

einer reinen Sauerstoffatmosphäre befindet.<br />

Die Kosten betragen pro Person<br />

und Sitzung bei Mehrpersonenkammersystemen<br />

ca. 400 DM, bei Einzelplatzsystemen<br />

ca. 750 DM.<br />

Als Nebenwirkungen wurden bei<br />

19% der Patienten leichte Druckausgleichsprobleme<br />

ohne gesundheitliche<br />

Beeinträchtigung beschrieben, 3% der<br />

Patienten wiesen ein reversibles Barotrauma<br />

des Ohres auf. Relative Kontraindikationen<br />

für die Anwendung der<br />

HBO stellen unter anderem Asthma<br />

bronchiale, Pneumothorax, Epilepsie<br />

oder Schwangerschaft dar.<br />

Trotz der guten Resultate, die durch<br />

die kosten- und zeitintensiven Therapie<br />

mit HBO erzielt werden konnten, ist es<br />

wichtig zu beachten, dass es sich bei<br />

der HBO ausschließlich um eine adjuvante<br />

Therapieform handelt, die weder<br />

eine kausale Therapie noch eine<br />

begleitende phasenadaptierte Lokaltherapie<br />

der chronischen Wunden ersetzt.<br />

Eine weitere neue Methode der<br />

Therapie von lokaler Hypoxie stellt die<br />

externe Applikation von sauerstoffbeladenem<br />

Hämoglobin dar, die seit<br />

wenigen Monaten in Deutschland kommerziell<br />

erhältlich ist. Zu diesem innovativen<br />

Verfahren liegen allerdings<br />

bislang kaum Berichte über den tatsächlichen<br />

Nutzen in der Behandlung<br />

chronischer Wunden vor.<br />

OXIDATIVER STRESS<br />

Sowohl durch physiologische Vorgänge<br />

als auch durch exogene Quellen<br />

ist der Mensch ständig der Generierung<br />

reaktiver Sauerstoffspezies<br />

(ROS) ausgesetzt, die physiologische<br />

Funktionen im Rahmen der Signaltransduktion<br />

oder der Kontrolle über das<br />

zelluläre Wachstum, aber ebenso<br />

toxische Wirkungen mit mutagenen<br />

DNS-Schädigungen, veränderter Genexpression<br />

und Zelltod entfalten können.<br />

Als ROS bezeichnet man alle Sauerstoffverbindungen,<br />

die eine größere<br />

Reaktivität als molekularer Sauerstoff<br />

besitzen wie beispielsweise der Singulett-Sauerstoff<br />

( 1 O2), das Superoxid-<br />

HARTMANN WundForum 2/2001<br />

17


FORSCHUNG<br />

Generierung und Detoxifikation<br />

reaktiver Sauerstoffspezies<br />

durch enzymatische Antioxidantien<br />

O2-• Superoxidanion<br />

SOD Superoxiddismutase<br />

H2O2 Wasserstoffperoxid<br />

H2O Wasser<br />

GPx Glutathionperoxidase<br />

OH Hydroxylradikal<br />

NO Stickstoffmonoxid<br />

NOS<br />

ONOO<br />

Stickstoffmonoxidsynthase<br />

- Peroxynitrit<br />

anion (O 2 - ), das Wasserstoffperoxid<br />

(H 2O 2) oder das Hydroxylradikal<br />

(OH ).<br />

Der menschliche Organismus verbraucht<br />

täglich etwa 250 g Sauerstoff,<br />

von dem 2 bis 5% in ROS umgewandelt<br />

werden. Durch die Entstehung von<br />

größeren Mengen ROS kann das<br />

körpereigene antioxidative System<br />

überfordert werden. Als Hinweis auf ein<br />

verändertes Verhältnis zwischen ROS<br />

und Antioxidantien können verschiedene<br />

Parameter wie freie Radikale, Abbauprodukte<br />

von Lipiden und DNA<br />

oder der antioxidative Redoxstatus<br />

gemessen werden. Es resultiert oxidativer<br />

Stress, der definiert ist als ein Missverhältnis<br />

zwischen dem Auftreten von<br />

ROS und antioxidativen Schutzmaßnahmen.<br />

Die Bedeutung von oxidativem Stress<br />

in der Genese chronischer Wunden<br />

beispielsweise durch Aufrechterhaltung<br />

eines potenziell zytotoxischen<br />

Wundmilieus ist bislang lediglich in Teilaspekten<br />

untersucht und verstanden<br />

worden. Eine chronische Wunde ist im<br />

Gegensatz zu einer akuten Wunde von<br />

dem perpetuierenden Ablauf der Entzündungsreaktion<br />

mit einer fortwährenden<br />

Aktivierung ROS generierender<br />

Granulozyten und Makrophagen gekennzeichnet.<br />

So konnte beispielsweise<br />

in vitro in einem Kokulturmodell<br />

für chronische Wunden ein direkter<br />

kausaler Zusammenhang von der Freisetzung<br />

von Superoxidanionen aus<br />

aktivierten neutrophilen Granulozyten<br />

zur Freisetzung der Kollagen abbauenden<br />

Matrix-Metalloproteinase-1 (MMP-<br />

1) aus dermalen humanen Fibroblasten<br />

gezeigt werden.<br />

Auf dem Boden einer chronischen<br />

Wunde kann sich aber auch als weitere<br />

Komplikation ein spinozelluläres Karzinom,<br />

das so genannte Marjolin-Ulkus,<br />

18 HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

NOS<br />

NO + O2 -•<br />

ONOO - H 2O 2<br />

OH<br />

SOD<br />

FE 2+<br />

FE 3+<br />

Katalase<br />

GPx<br />

H 2O<br />

entwickeln. Ein wesentlicher pathogenomischer<br />

Faktor kann dabei oxidativer<br />

Stress sein, da die Generierung von<br />

ROS zu direkten oxidativen, mutagenen<br />

Schäden an der DNA führen kann,<br />

die im Zusammenhang mit der Entwicklung<br />

maligner Tumoren gesehen<br />

werden können. ROS werden daher als<br />

komplette Karzinogene auf allen Stufen<br />

der Tumorentstehung bezeichnet.<br />

ENZYMATISCHE ANTIOXIDANTIEN<br />

Aerobe Zellen sind mit einer Vielzahl<br />

von primären und sekundären Schutzmechanismen<br />

gegenüber oxidativen<br />

Schäden ausgestattet. Antioxidative<br />

Mechanismen der Haut stehen im<br />

Dienste der Metabolisierung reaktiver<br />

Sauerstoffspezies (ROS). Sie sollen<br />

das für physiologische Funktionen essenzielle<br />

Gleichgewicht zwischen prooxidativen<br />

und antioxidativen Einflüssen<br />

gewährleisten. Die Gruppe der für<br />

den physiologischen Ablauf der Wundheilung<br />

relevanten enzymatischen Antioxidantien<br />

umfasst unter anderem<br />

Superoxiddismutasen, Glutathionperoxidasen<br />

sowie die Katalase.<br />

Das Substrat der 1969 von McCord<br />

und Fridovich entdeckten Superoxiddismutasen<br />

(SOD) ist das Superoxidanion.<br />

Die Superoxiddismutasen katalysieren<br />

die Reaktion des Superoxidanions<br />

(O 2 - ) zu Wassserstoffperoxid<br />

(H 2O 2) und molekularem Sauerstoff<br />

(O 2). In Eukaryonten existieren zwei<br />

intrazelluläre Formen der Superoxiddismutasen.<br />

Beide Formen stellen<br />

Metall-Protein-Komplexe dar, die sich<br />

durch das in ihrem Zentrum enthaltene<br />

Metallatom, ihr Molekulargewicht und<br />

die Lokalisation innerhalb der Zelle<br />

unterscheiden. Hierzu zählen die Cu 2+ /<br />

Zn 2+ -enthaltende dimere Cu/ZnSOD<br />

und die Mn 2+ -enthaltende tetramere<br />

MnSOD. Während die Cu/ZnSOD im<br />

Zytosol und Kern lokalisiert ist, befindet<br />

sich die MnSOD ausschließlich im Mitochondrium.<br />

Zu den Glutathionperoxidasen zählen<br />

unter anderem die klassische<br />

(GPx)- und die membranassoziierte<br />

Phospholipid-Hydroperoxid-Glutathion<br />

peroxidase (PHGPx) sowie im weiterem<br />

Sinne das komplexe Glutathion-abhängige<br />

System mit der Glutathionreduktase<br />

und der Glutathiontransferase.<br />

Beide Glutathion-Peroxidasen gehören<br />

zu der Familie der Selenoperoxidasen,<br />

die in ihrem aktiven Zentrum die ungewöhnliche<br />

Aminosäure Selenocystein<br />

besitzen.<br />

Das Substrat der Katalase ist das für<br />

die Zelle in hohen Konzentrationen<br />

toxische stabilste Intermediärprodukt<br />

der ROS, das Wasserstoffperoxid, das<br />

zu Wasser und Sauerstoff metabolisiert<br />

werden kann. Die Katalase ist ein in<br />

verschiedenen Isoformen vorkommendes,<br />

überwiegend in Peroxisomen<br />

lokalisiertes Enzym mit einem Häm als<br />

prosthetische Gruppe. Ihre Affinität<br />

zum Wasserstoffperoxid ist gegenüber<br />

ihrer enzymatischen Kapazität vergleichsweise<br />

gering. Auch wenn die<br />

Katalase erst dann, wenn die Kapazität<br />

der Glutathionperoxidasen zur Metabolisierung<br />

des Wasserstoffperoxids<br />

bei höheren oxidativen Belastungen<br />

erschöpft ist, eine antioxidative Rolle<br />

spielt, ist sie doch entscheidend für die<br />

Überlebensfähigkeit von Zellen.<br />

Die Generierung antioxidativer<br />

Enzyme stellt ein durch endogene und<br />

exogene Faktoren beeinflussbares<br />

System dar. Die für humane dermale<br />

Fibroblasten in vitro beschriebene<br />

Adaptation verschiedener enzymatischer<br />

Antioxidantien nach Durchführung<br />

von repetitivem oxidativem Stress<br />

konnte in ähnlicher Weise auch in vivo<br />

beobachtet werden. So kommt es bei<br />

haarlosen Mäusen nach wiederholter<br />

UV-Bestrahlung über einen Zeitraum<br />

von 6 Wochen zu einer koordinierten<br />

Steigerung der Enzyme SOD und GPx.<br />

Eine fehlerhafte oder ausbleibende<br />

Induktion antioxidativer Enzyme begünstigt<br />

die oxidative Schädigung<br />

zellulärer Strukturen, die direkt oder<br />

indirekt zur Entwicklung pathologischer<br />

Veränderungen besonders der zellulären<br />

Membranen und der mitochondrialen<br />

oder nukleären DNA führen<br />

können. Ein koordiniertes Zusammenwirken<br />

verschiedener antioxidativer<br />

Enzyme ist Voraussetzung für die


egelrechte Entgiftung reaktiver Sauerstoffspezies<br />

und verhindert die<br />

Akkumulation toxischer Intermediärprodukte.<br />

Eine potenziell protektive Wirkung<br />

kann bei Überexpression einzelner<br />

antioxidativer Enzyme häufig aber<br />

auch von Kombinationen mehrerer<br />

antioxidativer Enzyme in transformierten<br />

Zellen oder Organismen beobachtet<br />

werden. So konnte beispielsweise<br />

durch die kombinierte Überexpression<br />

von Cu/Zn-SOD und Katalase die<br />

Lebensspanne von Drosophila um<br />

30% verlängert werden. Verminderte<br />

Aktivitäten antioxidativer Enzyme sind<br />

in vielen Tumoren und chronischen<br />

Wunden gefunden worden.<br />

Interessanterweise sind beim Menschen<br />

die Gene antioxidativer Enzyme<br />

chromosomal oft in unmittelbarer örtlicher<br />

Nähe von Differenzierungsgenen<br />

lokalisiert, sodass sie durch diese<br />

topo-chemische Nachbarschaft in den<br />

genregulatorischen Einflussbereich<br />

von Promotor-, Enhancer- und/oder Silencer-Genen<br />

kommen können. Multivalente<br />

Induktoren der Genexpression<br />

für antioxidative Enzyme können somit<br />

eventuell einen Einfluss auf die Differenzierung<br />

eines lebenden Systems<br />

nehmen und umgekehrt.<br />

NICHT-ENZYMATISCHE ANTIOXIDANTIEN<br />

Nicht-enzymatische Antioxidantien<br />

umfassen eine stetig wachsende<br />

Anzahl unterschiedlichster Moleküle<br />

und Verbindungen wie beispielsweise<br />

die Vitamine A, E, C oder Carotinoide,<br />

bioorganische Moleküle des menschlichen<br />

Organismus wie Harnsäure,<br />

Glutathion-Derivate oder Transferrin<br />

und synthetische Radikalfänger wie<br />

Butylhydroxytoluen (BHT), Dimethylsulfoxid<br />

(DMSO) oder Enzym-Mimetika.<br />

Im Gegensatz zu den enzymatischen<br />

Antioxidantien werden nicht-enzymatische<br />

Antioxidantien durch das<br />

Abfangen von Radikalen immer auch<br />

selbst radikalisch.<br />

So konnte beispielsweise für den<br />

physiologischen Hauptgegenspieler<br />

der Lipidperoxidation, das fettlösliche<br />

α-Tocopherol (Vitamin E), gezeigt<br />

werden, dass radikalisch gewordenes<br />

α-Tocopherol durch Ascorbinsäure<br />

(Vitamin C) oder Glutathion wieder in<br />

seinen ursprünglichen stabilen Zustand<br />

überführt werden kann und erneut<br />

als Antioxidans zur Verfügung<br />

steht.<br />

Eine der wenigen, in der Therapie<br />

chronischer Wunden in vitro erfolgreich<br />

eingesetzter, indirekt antioxidativ wirkender<br />

Substanzen stellt der Eisen-<br />

Chelator Desferrioxamin (DFO) dar.<br />

Superoxidanionen (O 2 - ), die beispielsweise<br />

in chronischen Wunden durch<br />

aktivierte neutrophile Granulozyten freigesetzt<br />

werden, können durch die<br />

1930 erstmalig beschriebene Haber-<br />

Weiss-Reaktion Fe 3+ zu Fe 2+ reduzieren.<br />

Fe 2+ reagiert anschließend mit<br />

Wasserstoffperoxid (H 2O 2) in der bereits<br />

1894 von Fenton beschriebenen<br />

Reaktion zum Hydroxylradikal (OH ),<br />

dem reaktivsten aller ROS. Mit einer<br />

Reichweite von 0,5 bis 1,8 nm und<br />

einer Lebensdauer von 10 -9 Sekunden<br />

reagiert das Hydroxylradikal ausschließlich<br />

direkt am Ort seiner Entstehung.<br />

O 2 - + Fe 3+ ➔ O2 + Fe 2+<br />

(Haber-Weiss-Reaktion)<br />

H 2O 2 + Fe 2+ ➔ OH + Fe 3+<br />

(Fenton-Reaktion)<br />

Das an eine Gaze gekoppelte DFO<br />

ist nun in der Lage, Eisen effektiv zu<br />

chelatieren und somit nachgeschaltete<br />

potenziell zytotoxische Abläufe beispielsweise<br />

im Rahmen der Lipidperoxidation<br />

oder der Generierung von<br />

Matrix-Metalloproteinase-1 zu unterbinden.<br />

Nahrungsergänzungen beispielsweise<br />

durch „functional drinks“ oder Nährstoffe<br />

in Tablettenform haben zu einer<br />

Metamorphose vom Lebensmittel zum<br />

leistungssteigernden Therapeutikum<br />

geführt. Hierfür wurde die Bezeichnung<br />

Nutraceuticals geprägt, der die Begriffe<br />

„nutrient“ und „pharmaceutical“<br />

vereint. Zu den Bestandteilen dieser<br />

Nutraceuticals zählen neben Elektrolyten<br />

und Vitaminen auch zahlreiche<br />

Antioxidantien und in enzymatischen<br />

Antioxidantien enthaltene essenzielle<br />

Spurenelemente. Es gibt sowohl Hinweise<br />

auf die kurzfristige wie auch auf<br />

die langfristige protektive Wirkung der<br />

Ernährungsergänzung mit direkt oder<br />

indirekt den antioxidativen Redoxstaus<br />

unterstützenden Substanzen. Es existieren<br />

jedoch zahlreiche individuelle<br />

Unterschiede, mit einer Aktivitätsverminderung<br />

von Antioxidantien und steigendem<br />

zellulärem Gehalt an ROS mit<br />

zunehmendem Lebensalter bei gleichzeitiger<br />

Zunahme von DNA-Modifikationen,<br />

die beispielsweise für die Seneszenz<br />

und den verlangsamten Ablauf<br />

der Wundheilung im fortgeschrittenen<br />

FORSCHUNG<br />

Lebensalter einen Zusammenhang mit<br />

dem oxidativen Status vermuten lassen.<br />

In diesem Zusammenhang könnte<br />

auch eine Supplementierung von Antioxidantien<br />

oder den in enzymatischen<br />

Antioxidantien enthaltenen essenziellen<br />

Spurenelementen sinnvoll sein. Aber<br />

nur das fein abgestimmte Zusammenspiel<br />

aller Antioxidantien garantiert<br />

einen protektiven Effekt. Ansonsten<br />

können auch prooxidative Effekte bis<br />

hin zur Karzinogenese durch Substanzen<br />

wie beispielsweise Vitamin C oder<br />

β-Caroten und Vitamin A resultieren.<br />

Bevor also verbindliche Empfehlungen<br />

der nutritiven Substitution von Antioxidantien<br />

ausgesprochen werden<br />

können, sind sicherlich noch weitere<br />

klinische Studien notwendig. Die gegenwärtige<br />

Datenlage rechtfertigt die<br />

Applikation von Vitaminen oder Spurenelementen<br />

im Sinne einer Primäroder<br />

Sekundärprävention für chronische<br />

Wunden nicht.<br />

FAZIT<br />

Zusammenfassend kann festgehalten<br />

werden, dass molekularem Sauerstoff<br />

sowohl in der Genese als auch in<br />

der Therapie chronischer Wunden eine<br />

wesentliche Bedeutung zukommt. Obwohl<br />

zahlreiche Daten für die entscheidende<br />

Rolle von oxidativem Stress<br />

in der Genese chronischer Wunden<br />

vorliegen, existieren leider kaum therapeutische<br />

Optionen, die bereits heute<br />

einen sinnvollen praktischen Einsatz<br />

von topisch oder systemisch eingesetzten<br />

Antioxidantien in der Therapie<br />

chronischer Wunden ermöglichen würden.<br />

Demgegenüber hat sich die HBO<br />

als relativ neuer Bestandteil in der Therapie<br />

chronischer Wunden etablieren<br />

können. Lediglich der noch sehr hohe<br />

Kostenaufwand hat eine weitere Verbreitung<br />

verhindert. Mit zunehmender<br />

Akzeptanz der HBO als adjuvanter<br />

Therapieoption sollte aber auch dieser<br />

Kritikpunkt in Zukunft kein unüberwindliches<br />

Problem darstellen.<br />

Dr. med. J. Dissemond<br />

Dermatologische Klinik und Poliklinik<br />

der Universität zu Essen<br />

Hufelandstraße 55<br />

45147 Essen<br />

Literaturliste im Internet unter<br />

www.hartmann-online.com/shortcuts/<br />

literatur.htm oder bei der Redaktion<br />

HARTMANN WundForum 2/2001<br />

19


KASUISTIK<br />

TenderWet in der<br />

klinischen Anwendung<br />

M. Butcher 1) , P. Cooper 2) , D. Gray 2) , S. Stringfellow 2)<br />

1) Derriford Hospital, Plymouth, England<br />

2) Grampian University Hospital Trust, Aberdeen, Schottland<br />

In der klinischen Anwendung zeigt<br />

es sich immer wieder, dass sich mit<br />

dem Wundkissen TenderWet eine<br />

feuchte Wundbehandlung – insbesondere<br />

zur Wundreinigung – einfach und<br />

mit gutem Erfolg durchführen lässt.<br />

FALL 1: THERAPIE EINES FREIEN<br />

LI. UNTERARMLAPPENTRANSPLANTATS<br />

MIT TENDERWET 24<br />

Patient B. ist 28 Jahre alt und befand<br />

sich ursprünglich im Jahre 1999 wegen<br />

eines Rhabdomyosarkoms in Behandlung.<br />

Wie die Untersuchung damals ergab,<br />

erstreckte sich dieses auf den gesamten<br />

vorderen Anteil des Unterkiefers;<br />

die Geschwulst reichte von der<br />

rechten zur linken hinteren Prämolarregion,<br />

unter Einbeziehung der unteren<br />

Unterkieferkante. Nach Tumorexzision<br />

wurde der Defekt mit einer größeren<br />

Knochenplatte gedeckt, wobei ein dem<br />

Beckenkamm entnommenes Transplantat<br />

benutzt wurde. Patient B. mach-<br />

1a<br />

1c<br />

20 HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

te einen zufriedenstellenden, stetigen<br />

Fortschritt und blieb symptomfrei.<br />

Im Februar erhielt er eine adjuvante<br />

Chemotherapie, die er gut vertrug.<br />

Seine Behandlung endete im Juli 2000<br />

mit dem Abschluss des 8. Zyklus.<br />

Ursprünglich war eine Resektion mit<br />

Rekonstruktion der linken Unterkieferhälfte<br />

geplant. Als er sich im September<br />

2000 der Operation unterzog, wurde<br />

intraoperativ ein Wiederauftreten<br />

des Tumors festgestellt.<br />

Aufgrund dieses Rezidivs wurde<br />

Patient B. daher wieder im Oktober<br />

2000 zur Totalresektion der linken Unterkieferhälfte<br />

aufgenommen. Ein linksseitiger<br />

freier Unterarmlappen wurde<br />

zur Wiederherstellung der Kinnregion<br />

transplantiert .<br />

Die Entnahmestelle<br />

wurde mit einem Vollhautlappentransplantat<br />

versorgt.<br />

Die erste Nachuntersuchung erfolgte<br />

am 21.11.00. Danach wurde der Patient<br />

wieder ambulant untersucht. Hier-<br />

1b<br />

Fall 1, verschorftes<br />

Unterarmlappentransplantat<br />

Abb. 1a<br />

Zustand am 28.11.2000, Beginn<br />

der TenderWet-Behandlung.<br />

Abb. 1b<br />

5.12.2000, verminderter<br />

Schorfbelag.<br />

Abb. 1c<br />

12.12.2000, fast vollständig<br />

abgelöster Schorf.<br />

bei wurde eine Weichteilinfektion festgestellt.<br />

Der Patient klagte über erhebliche<br />

Schmerzen in der Wunde und<br />

dem die Wunde umgebenden Areal.<br />

Das Wundbett war mit trockenem,<br />

gelblichem Schorf bedeckt, der fest<br />

anhaftete und nur schwer durch scharfes<br />

Débridement zu beseitigen war.<br />

Die Wunde wurde täglich mit amorphem<br />

Hydrogel behandelt, um die<br />

Hydratation des trockenen Schorfs zu<br />

erleichtern und die Schmerzen zu lindern.<br />

2. Nachuntersuchung am 28.11.00:<br />

Bei dieser Nachuntersuchung (Abb.<br />

1a) war die Wunde mit nassem, gelblichem<br />

Schorf bedeckt, der dem Wundbett<br />

fest anhaftete. Wir versuchten, den<br />

Schorf mit TenderWet 24 abzulösen.<br />

Diese täglich zu wechselnden Wundkissen<br />

wurden zunächst sieben Tage<br />

lang verwendet.<br />

3. Nachuntersuchung am 05.12.00:<br />

Nach sieben Tagen der Behandlung<br />

mit TenderWet 24 wurde die Wunde in<br />

der Ambulanz erneut untersucht (Abb.<br />

1b). Sie wies Granulationsgewebe auf,<br />

und der Schorfbelag war vermindert.<br />

Auch wurde bemerkt, dass die Wunde<br />

Anzeichen überschießender Granulation<br />

aufwies. Wir beschlossen daher,<br />

die Behandlung mit TenderWet 24 für<br />

weitere sieben Tage fortzusetzen.<br />

4. Nachuntersuchung am 12.12.00:<br />

Die Wunde war frei von Schorf, doch<br />

zeigte sie auch hier wieder Anzeichen<br />

überschießender Granulation. Diese<br />

wurde mit steroidhaltiger Creme behandelt.<br />

Weitere monatliche Nachuntersuchungstermine<br />

wurden vereinbart.<br />

David G. Gray & Pam J. Cooper<br />

Clinical Nurse Specialists<br />

Department of Tissue Viability<br />

Grampian Universitiy Hospital Trust<br />

Aberdeen, Schottland<br />

FALL 2: DEHISZENTE MEDIANE<br />

ABDOMINALWUNDE<br />

Herr C. L. ist ein aktiver 83-jähriger<br />

Landwirt, der eine Schafszucht in der<br />

Nähe von Dartmoor leitet. Mit Übelkeit,<br />

Erbrechen und starken Leibschmerzen<br />

wurde der Patient notfallmäßig im Krankenhaus<br />

aufgenommen.<br />

Die Untersuchung ergab eine erhöhte<br />

Leukozytenzahl, Fieber von 40° C<br />

sowie eine ausgeprägte abdominale<br />

Abwehrspannung.


2a<br />

2d<br />

2b<br />

2e<br />

Da die weiterführende Untersuchung<br />

den Verdacht auf eine Darmperforation<br />

ergab, führten die Chirurgen eine<br />

Laparotomie mit medianer Abdominalschnittführung<br />

durch. Wie sich während<br />

der Operation herausstellte, fand<br />

sich bei Herrn C. L. ein geborstener,<br />

gangränöser Appendix mit Kontamination<br />

der Bauchhöhle, die zu einer Peritonitis<br />

geführt hatte.<br />

Herr C. L. ist generell ein recht fitter<br />

Patient. Zehn Jahre vor seiner Aufnahme<br />

unterzog er sich aufgrund bestehender<br />

Osteoarthritis einer erfolgreichen<br />

Hüftgelenksoperation. Er leidet<br />

an Vorhofflimmern, das durch Digoxingabe<br />

und den Gerinnungshemmer<br />

Warfarin unter gute Kontrolle gebracht<br />

ist.<br />

Postoperativ schien sich Herr C. L.<br />

gut zu erholen und begann frühzeitig<br />

mit der Mobilisation. Das intravenöse<br />

Breitbandspektrum-Antibiotikum wurde<br />

postoperativ für drei weitere Tage gegeben;<br />

sobald Darmgeräusche wieder<br />

hörbar waren, wurden Flüssigkeiten<br />

und feste Speisen erfolgreich wieder<br />

eingeführt. Die Bauchwunde wurde<br />

regelmäßig inspiziert, da diese entzündet<br />

zu sein schien und ein tingierter,<br />

seröser Ausfluss aus einem kleinen Bereich<br />

im Wundzentrum austrat.<br />

Danach war geplant, Herrn C. L. in<br />

ein kleineres Landkrankenhaus in der<br />

Nähe seines Wohnorts zu verlegen,<br />

doch begann sich der Wundzustand<br />

am achten postoperativen Tag, dem<br />

2c<br />

2f<br />

Vortag seiner geplanten Verlegung,<br />

dramatisch zu verschlechtern. Im mittleren<br />

Abschnitt der OP-Wunde kam es<br />

zur Nahtdehiszenz, und ein größeres<br />

Volumen faulig riechenden Exsudats<br />

mit Detritus entfloss der Wunde. Während<br />

der nächsten 24 Stunden öffnete<br />

sich die Wunde weiter, bis am 28.1.98<br />

die Naht über die ganze Länge zusammenbrach;<br />

dies führte zu einem 19 cm<br />

langen und 8 cm breiten Defekt (Abb.<br />

2a).<br />

Herrn C. L.s Verlegung wurde aufgeschoben,<br />

und das chirurgische Team<br />

wandte sich an die Abteilung „Tissue<br />

Viabilitiy Service“ mit der Bitte um klinische<br />

Visite zur Beurteilung der Wunde<br />

und Diskussion der therapeutischen<br />

Möglichkeiten.<br />

Eine dicke, dem Wundgrund fest anhaftende<br />

und übel riechende Schicht<br />

nekrotischen Materials erschwerte es,<br />

die volle Tiefe der Wunde zu ermitteln,<br />

doch schien diese bis hinab zur Rektusscheide<br />

zu reichen. Das Exsudatvolumen<br />

war mäßig bis groß und bestand<br />

aus Eiter und verflüssigtem Gewebe.<br />

Die periphere Gewebeentzündung<br />

war minimal und erstreckte sich<br />

auf ein Randgebiet von etwa 1 cm um<br />

die Wundränder herum an jener Stelle,<br />

an der die Wunde am weitesten klaffte.<br />

Trotz der Wundgröße klagte Herr C. L.<br />

über keine von der Wunde selbst herrührenden<br />

Schmerzen, sondern eher<br />

über ein generelles Unbehagen in der<br />

Bauchregion.<br />

KASUISTIK<br />

Fall 2, dehiszente mediale<br />

Abdominalwunde<br />

Abb. 2a<br />

Zustand der Wunde nach Dehiszenz.<br />

Abb. 2b<br />

28.1.98, Beginn der TenderWet-<br />

Behandlung.<br />

Abb. 2c<br />

Sekundärverband mit sterilen<br />

Mullkompressen und Fixiervlies.<br />

Abb. 2d<br />

Wundzustand zwei Tage nach<br />

Behandlungsbeginn mit bereits<br />

deutlicher Reduzierung der Beläge.<br />

Abb. 2e<br />

5.2.98, die Wunde ist nahezu sauber,<br />

die Bildung von Granulationsgewebe<br />

kommt voran.<br />

Abb. 2f<br />

Zustand der Wunde am 17.2.98<br />

mit gesunder Granulation, von<br />

den Wundrändern her beginnt die<br />

Epithelisierung.<br />

Mit dem Einverständnis der Chirurgen<br />

wurden die restlichen Hautnähte<br />

entfernt, da diese nicht länger die<br />

Wundränder adaptierten und das<br />

Wundmanagement zunehmend erschwerten.<br />

Die zu ergreifenden Wundbehandlungsmaßnahmen<br />

wurden wie<br />

folgt festgelegt: Beseitigung des nekrotischen<br />

Materials und Schorfs durch<br />

ein Wunddébridement, Geruchsverminderung<br />

und Stimulation der Granulation.<br />

Die Wahl der in Frage kommenden<br />

Produkte zur Wundbehandlung war in<br />

diesem Fall eingeschränkt. Enzymatische<br />

Präparate wurden zur Beschleunigung<br />

des Wunddébridements erwogen,<br />

diese waren jedoch aufgrund der<br />

bestehenden gerinnungshemmenden<br />

Therapie des Patienten kontraindiziert.<br />

Zwar hätten amorphe Hydrogele das<br />

für die Autolyse erforderliche feuchte<br />

Mikroklima schaffen können, doch hätten<br />

die großen Exsudatmengen und die<br />

auf das Gel einwirkende Gravität zweifellos<br />

Probleme verursacht. Exsudat<br />

und Gel wären zum Wundgrund hin<br />

gewandert, hätten zu Mazeration sowie<br />

Undichtigkeit des Verbandes geführt,<br />

während der obere Wundabschnitt<br />

zum Austrocknen und daher zur Behinderung<br />

der Wundheilung tendiert hätte.<br />

Auch wurde die Anwendung von Alginatverbänden<br />

in Betracht gezogen,<br />

doch fürchteten wir, dass die Exsudatbildung<br />

hier zu stark war, um diesen<br />

Verband kosteneffektiv zu machen.<br />

HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

21


KASUISTIK<br />

Wir fanden, dass die Wunde geeignet<br />

für die Behandlung mit TenderWet-<br />

Wundkissen sein könnte. Diese Entscheidung<br />

wurde mit dem Patienten<br />

und dem chirurgischen Team getroffen<br />

und die Zustimmung zur Behandlung<br />

gegeben.<br />

Behandlung mit TenderWet<br />

Die Behandlung wurde mit drei<br />

10 cm x 10 cm großen Wundkissen begonnen,<br />

die mit einem Gesamtvolumen<br />

Ringerlösung von 180 ml aktiviert wurden.<br />

Die Verbände wurden alle zwölf<br />

Stunden gewechselt. Die TenderWet-<br />

Wundkissen wurden durch zwei sterile<br />

Kompressen fixiert, um etwaiges überschüssiges<br />

Exsudat zu absorbieren;<br />

das ganze Areal wurde schließlich mit<br />

einem formadaptiven Fixiervlies abgedeckt<br />

(Abb. 2b/c).<br />

Die Wunde wurde am 30.1.98, also<br />

zwei Tage nach Beginn des Einsatzes<br />

der TenderWet-Wundkissen, erneut untersucht.<br />

Es wurde beobachtet, dass<br />

es zu einer beträchtlichen Verringerung<br />

der Dicke des Schorfbelags im<br />

Wundbett gekommen war; das eingangs<br />

beobachtete Volumen hatte sich<br />

um etwa 50% verringert. Granulationsgewebe<br />

war jetzt in einigen Bereichen<br />

der Wunde deutlich sichtbar, und das<br />

Exsudatniveau hatte stark abgenommen.<br />

Obwohl der störende Geruch<br />

noch immer merklich vorhanden war,<br />

fiel dieser nur beim Abnehmen des Verbandes<br />

auf und war nun deutlich weniger<br />

belästigend (Abb. 2d).<br />

Der Behandlungsplan blieb unverändert.<br />

Am 5.2.98 konnte nur eine isolierte,<br />

dünne Detritusschicht im Wundbett<br />

beobachtet werden. Granulationsgewebe<br />

ist hier innerhalb der ganzen<br />

Wunde deutlich sichtbar, und das<br />

Exsudatniveau ist zurückgegangen<br />

(Abb. 2e).<br />

Am 17.2.98 wurden keinerlei Anzeichen<br />

von zersetztem Gewebe in der<br />

Wunde gefunden. Das gesamte Wundbett<br />

ist hier von gesundem Granulationsgewebe<br />

bedeckt. Die Wundränder<br />

haben sich stabilisiert und weisen Anzeichen<br />

aktiver epidermaler Wanderung<br />

auf (Abb. 2f).<br />

In diesem Stadium wurde die Wundpflegestrategie<br />

auf Hydrosorb umgestellt.<br />

Dieser Gelverband war dazu<br />

imstande, das nun geringere Exsudatvolumen<br />

aufzunehmen sowie das notwendige,<br />

feuchte Mikroklima aufrechtzuerhalten<br />

und damit die weitere Gra-<br />

22 HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

nulation und Reepithelisierung zu fördern.<br />

Bald nach dem Zeitpunkt des Entstehens<br />

von Abb. 2f wurde Herrn C. L.<br />

unter Lokalanästhesie ein Spalthauttransplantat<br />

von seinem Oberschenkel<br />

entnommen. Dieses wurde im Sinne<br />

eines verzögerten Verfahrens auf das<br />

Wundbett transplantiert. Die Prozedur<br />

war zu 100% erfolgreich, das Transplantat<br />

wuchs vollständig an.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Während der Behandlung der<br />

Bauchwunde bewertete das Pflegepersonal<br />

den TenderWet-Verband als<br />

schnell und leicht anwend- und entfernbar.<br />

Die Wundkissen waren durchaus<br />

dazu imstande, die anfallenden<br />

Exsudatvolumina zu bewältigen. Die<br />

Verbände behielten das gesamte Exsudat,<br />

und es erübrigte sich, das Wundbett<br />

beim Verbandwechsel zu reinigen.<br />

Wie sich herausstellte, trat das Problem<br />

einer perifokalen Wundmazeration<br />

nicht auf. Sehr wichtig ist, dass der<br />

Patient das Tragen der Verbände als<br />

bequem empfand. Er war hierdurch in<br />

der Lage, während des gesamten Behandlungszeitraums<br />

mit seiner Mobilisation<br />

fortzufahren.<br />

Martyn Butcher<br />

Tissue Viabilitiy Clinical Nurse<br />

Specialist, Derriford Hospital<br />

Plymouth, England<br />

FALL 3: AMPUTATIONSWUNDE<br />

OBERHALB DES KNIES MIT<br />

POSTOPERATIVER DEHISZENZ<br />

Frau A. war eine 57-jährige Dame mit<br />

einer langen Geschichte von Adipositas<br />

und Atemlosigkeit, die Ursache<br />

einer Reihe kurzer Krankenhausaufnahmen<br />

zur Abklärung und Behandlung<br />

waren. Am 26.12.1999 wurde sie<br />

durch ihren Hausarzt als Notfall zur Untersuchung<br />

eines schmerzhaften rechten<br />

Beines aufgenommen. Während<br />

der vorhergehenden Tage hatte Frau A.<br />

selbst bei minimaler Anstrengung einen<br />

starken Schmerz entlang ihrer<br />

rechten Wade gespürt. Dieser wurde<br />

anfangs durch Ruhe gelindert. Bei der<br />

Untersuchung war ihr rechter Fuß taub,<br />

die Sensibilität verringert.<br />

Frau A. fühlte sich sehr unwohl und<br />

litt starke Schmerzen. Beide Füße waren<br />

kalt, verfärbt, ein eindrückbares<br />

Ödem war offensichtlich und die kapil-<br />

lare Wiederauffüllung der Fußzehen<br />

war recht träge. Am linken Bein ergab<br />

sich kein abnormer Befund.<br />

Am 1.1.2000 hatte sich der Zustand<br />

von Frau A.s rechtem Bein verschlechtert,<br />

der Unterschenkel war von der<br />

Wade abwärts verfärbt, am Vorfuß<br />

waren keine Pulse tastbar.<br />

Am 3.1.00 war das rechte Bein<br />

ischämisch, und die Gefäßchirurgen<br />

führten eine Amputation oberhalb des<br />

Knies durch.<br />

Nach der Operation, am 10.1.00,<br />

wurde der Verband mit physiologischer<br />

Kochsalzlösung durchtränkt. Die Wun-<br />

1g<br />

de war übel riechend und sonderte<br />

einen serös-purulenten Ausfluss ab.<br />

Sie wurde mit Betadine, Jelonet und<br />

Gaze versorgt und der Verband mit<br />

einem Filmverband fixiert. Trotz dieser<br />

Wundverbandstrategie verschlechterte<br />

sich der Wundzustand, und es kam zur<br />

Entwicklung von methicillinresistentem<br />

Staphylococcus aureus. Nach Diskussion<br />

mit dem Mikrobiologen wurde die<br />

Entscheidung getroffen, die Infektion<br />

nicht sofort aktiv zu behandeln, sondern<br />

den weiteren Verlauf zunächst beobachtend<br />

abzuwarten.<br />

Da kein weiterer chirurgischer Eingriff<br />

vorgesehen war, wurde am 24.<br />

1.00 beschlossen, Frau A. zwecks klinischer<br />

Beratung an die Abteilung „Tissue<br />

Viability Service“ zu überweisen.<br />

Behandlung<br />

Abb. 3a, 24.1.00: Bei der Aufnahmeuntersuchung<br />

war die Wunde übel riechend<br />

und enthielt größere Mengen<br />

abgestorbenen Gewebes. Die Nahtlinie<br />

war gespalten, die Wundränder<br />

klafften und waren erythematös. Bedingt<br />

durch das tägliche Abziehen der<br />

Filmverbände begann die Haut im<br />

Bereich der Wunde an Frau A.s Oberschenkel<br />

zusammenzubrechen, auch<br />

litt die Patientin unter zunehmend<br />

stärkeren Schmerzen beim Verbandwechsel.<br />

Es fiel ein mäßiges Exsudatvolumen<br />

an.<br />

Infolge des Ausmaßes der Wunde<br />

wurde gefordert, dass das auszuwählende<br />

Verbandprodukt zur Erfüllung<br />

folgender Aufgaben imstande sein<br />

sollte: Absorption des Exsudats, Entfernung<br />

der Beläge und Stimulation der<br />

Granulation. Daher entschieden wir<br />

uns, Frau A zunächst mit 24-stündig zu<br />

wechselnden TenderWet-Verbänden zu<br />

behandeln. Die TenderWet-Wundkissen<br />

wurden mit Lyofoam in situ gehalten


3a<br />

3b<br />

Fall 3, Amputationswunde mit<br />

postoperativer Dehiszenz<br />

Abb. 3a<br />

Aufnahmebefund am 24.1.00,<br />

Beginn der TenderWet-Behandlung.<br />

Abb. 3b<br />

31.1.00, das nekrotische Gewebe<br />

hat sich gut abgelöst.<br />

und mit einem Schlauchverband fixiert,<br />

der es ermöglichte, den Verband ohne<br />

Zuhilfenahme eines Heftpflasters zu sichern.<br />

Abb. 3b, 31.1.00: Das nekrotische<br />

Gewebe war fast völlig beseitigt, und<br />

auch die Beläge begannen, sich abzulösen.<br />

Das Erythem hatte sich geringfügig<br />

gebessert, doch blieb die Wunde<br />

übel riechend. Durch die vor jedem<br />

Verbandwechsel verabreichte Analgesie<br />

waren Frau A.s Schmerzen nun<br />

gut kontrolliert. Auch war die Exsudatbildung<br />

nun unter guter Kontrolle.<br />

Es fiel den Pflegekräften jedoch<br />

schwer, den Verband an seiner Stelle<br />

zu sichern. Dies war einerseits dadurch<br />

bedingt, dass es sich um eine<br />

Amputation oberhalb des Knies handelte,<br />

zum anderen aber auch durch<br />

Frau A.s Adipositas. Dieses Problem<br />

wurde jedoch schließlich durch die Benutzung<br />

von Einweg-Inkontinenzslips<br />

gelöst.<br />

Die Einweg-Slips ermöglichten die<br />

Sicherung des Verbandes ohne dabei<br />

die umgebende Haut zu verletzen.<br />

Stumpf und Verband wurden von der<br />

Hauptpartie der Slips überzogen, während<br />

die Beinpartien der Slips mittels<br />

eines Heftpflasters beiseite gehalten<br />

wurden.<br />

Abb. 3c, 7.2.00: Bei dieser Untersuchung<br />

wurde eine eindeutige Besse-<br />

3c<br />

3d<br />

Abb. 3c<br />

7.2.00, auch die Beläge sind<br />

nunmehr abgelöst, Granulationsgewebe<br />

ist sichtbar.<br />

Abb. 3d<br />

1.3.00, der Wundzustand hat<br />

sich unter der TenderWet-Behandlung<br />

weiter erheblich verbessert.<br />

rung festgestellt. Das nekrotische<br />

Gewebe war beseitigt, und die Beläge<br />

lösten sich weiter ab. Gesundes, rosiges<br />

Granulationsgewebe war deutlich<br />

sichtbar, und der zuvor so penetrante<br />

üble Geruch hatte sich gebessert. Die<br />

Behandlung mit TenderWet wurde fortgesetzt.<br />

Der Wundzustand besserte sich weiterhin<br />

drastisch, und der üble Geruch<br />

war nun weniger stark. Das Wundbett<br />

war rein, und Granulationsgewebe war<br />

sichtbar. Auch begannen die Wundränder,<br />

sich zu kontrahieren. Die Behandlung<br />

mit TenderWet wurde fortgesetzt.<br />

Abb. 3d, 1.3.00: Die Wundränder kontrahierten<br />

sich weiterhin, und im Wundgrund<br />

schritt die Granulation fort. Die<br />

umgebende Haut war rosig und gesund,<br />

das Erythem bildete sich zurück.<br />

Abb. 3e, 22.3.00: Die Granulation<br />

des Wundgrunds hatte nun fast die<br />

Wundränder erreicht.<br />

Nach gründlicher Untersuchung der<br />

Wunde wurde nun die derzeitige Behandlung<br />

aus folgenden Gründen geändert:<br />

Wie Abb. 3e zeigt, hatte sich<br />

die Wunde soweit kontrahiert, dass nur<br />

ein kleines granulierendes Areal zurückblieb,<br />

das sich auf die Hautfalten<br />

und -einziehungen des Stumpfes erstreckte.<br />

Um ein Mikroklima mit optimaler<br />

Heilwirkung zu schaffen und die<br />

Granulationsbildung anzuregen, wurde<br />

3e<br />

KASUISTIK<br />

3f<br />

Abb.<br />

1f<br />

3e<br />

22.3.00, die Granulation ist<br />

nun fast auf Wundrandniveau,<br />

die Behandlung wird auf eine<br />

Tamponade mit Alginaten umgestellt.<br />

Abb. 3f<br />

16.5.00, vollständige Heilung<br />

der Wunde.<br />

der Wundspalt mit einer Alginatschnur<br />

tamponiert und mit einem Lyofoam-<br />

Sekundärverband fixiert.<br />

Abb. 3f, 16.5.00: Die vollständige<br />

Heilung war nun erzielt, obwohl noch<br />

einige trockene Hautstellen vorhanden<br />

waren. Zum Feuchthalten dieser trockenen<br />

Areale wurde zweimal täglich<br />

eine Mischung von flüssigem Paraffin<br />

und weißem, weichem Paraffin im Verhältnis<br />

1:1 angewendet.<br />

Zusammenfassung<br />

Aufgrund des Gesamtzustands der<br />

Patientin wie auch der Wunde selbst<br />

galt es hier, eine Reihe komplexer<br />

Probleme zu lösen, wobei eine gute<br />

Reinigung der Wunde im Vordergrund<br />

stand. Des Weiteren umfassten die<br />

Maßnahmen die Pflege der Haut in<br />

der Stumpfregion und die Sicherung<br />

des Verbandes, ohne der umgebenden<br />

Haut Schaden zuzufügen.<br />

S. Stringfellow & Pam J. Cooper<br />

Clinical Nurse Specialists<br />

Department of Tissue Viability<br />

Crampian University Hospital Trust<br />

Aberdeen, Schottland<br />

Abstract eines Originalartikels<br />

in „British Journal of Nursing“<br />

(Beilage), 9, Heft 12, S. 30-36<br />

HARTMANN WundForum 2 /2001<br />

23


PRAXISWISSEN<br />

Fremdblutübertragungen<br />

in der operativen Medizin –<br />

aktueller Status<br />

H-Th. Panknin 1 , K. Schwemmle 2, H.-B. Reith 3<br />

1 Medizinjournalist, Berlin<br />

2 Klinik für Allgemein- und Thoraxchirurgie, Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

3 Chirurgische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg<br />

EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG<br />

Bluttransfusionen sind vor allem in<br />

der operativen Medizin, aber auch in<br />

den konservativen Fächern zum Ausgleich<br />

eines blutungsbedingten Volumenmangels<br />

und zur Behandlung<br />

schwerer Anämien unverzichtbar. Wir<br />

wissen aber, dass mit Fremdblut trotz<br />

aller im Transfusionsgesetz vorgeschriebenen<br />

Sicherheitsmaßnahmen<br />

Infektionserreger übertragen werden<br />

können, wenn auch das Risiko, zum<br />

Beispiel für eine Hepatitisinfektion,<br />

wesentlich reduziert werden konnte.<br />

Wegen der Möglichkeit von Nebenwirkungen<br />

ist man aber bestrebt, die Zahl<br />

von Fremdblutübertragungen zu reduzieren.<br />

Ein Zwang dazu besteht nicht zuletzt<br />

auch deshalb, weil vor allem in Urlaubszeiten<br />

der Blutbedarf das Angebot<br />

an Fremdblut übersteigt. Zwar<br />

konnte zum Beispiel der Blutspendedienst<br />

des Bayerischen Roten Kreuzes<br />

die Zahl entnommener Bluteinheiten<br />

von etwa 400.000 im Jahre 1980 auf<br />

etwa 500.000 im Jahre 1985 – also um<br />

etwa 20% in 5 Jahren – steigern, von<br />

1986 bis 1990 blieb aber die Zahl der<br />

Blutkonserven mit etwa 515.000 pro<br />

24 HARTMANN WundForum 2/2001<br />

Jahr konstant. Es lassen sich also nicht<br />

beliebig viele Blutspender rekrutieren.<br />

Viele scheiden auch deshalb aus, weil<br />

sie die Altersgrenze überschritten haben,<br />

krank geworden sind oder Medikamente<br />

einnehmen, die die Blutspende<br />

ausschließen. Durch jüngere Erstspender<br />

kann dieses Defizit nicht<br />

ausreichend ausgeglichen werden.<br />

Obwohl der intraoperative Blutverlust<br />

und damit die Zahl der notwendigen<br />

Transfusionen deutlich reduziert<br />

werden konnte, steigt der Blutbedarf<br />

immer mehr an: Durch ein verbessertes<br />

Rettungssystem erreichen<br />

Schwerstverletzte mit einem hohen<br />

Transfusionsbedarf, manchmal über<br />

50 Konserven, die Klinik. Die Nachfrage<br />

nach Fremdblut steigt außerdem<br />

wegen sehr ausgedehnter operativer<br />

Eingriffe und wegen der Notwendigkeit,<br />

Intensivpatienten mit Blut und Blutprodukten<br />

zu versorgen, an.<br />

Schließlich wurden durch den Druck<br />

einer wegen der HIV-Problematik verunsicherten<br />

und misstrauisch gewordenen<br />

Öffentlichkeit die Vorschriften für<br />

Herstellung und Vertrieb von Fremdblut<br />

verschärft und die Bereitschaft zur<br />

Blutspende nicht gerade begünstigt.<br />

RESTRISIKO TRANSFUSIONSASSOZIIERTER VIRUSINFEKTIONEN (TAB. 1)<br />

Restrisiko Spannweite<br />

Hepatitis C* ca. 1:100.000 ca. 1: 32.000 bis 1:300.000<br />

Hepatitis B ca. 1:200.000 ca. 1:130.000 bis 1:630.000<br />

HIV 1 und 2 ca. 1:1.900.000 ca. 1:700.000 bis 1:4.800.000<br />

Werte für Deutschland nach Glück et al. (1998)<br />

* Die Übertragungswahrscheinlichkeit für das Hepatitis C-Virus (HCV) ist durch den<br />

vorgeschriebenen direkten Virusnachweis (HCV-PCR-Screening) als sicher noch niedriger<br />

einzustufen (Prohaska, 2001).<br />

Auf verschiedenen Wegen versucht<br />

man daher, den Bedarf an Fremdblut<br />

zu senken.<br />

INDIKATION ZUR BLUTTRANSFUSION<br />

Die Entscheidung zur Transfusion<br />

sollte auf die Maxime ausgerichtet sein,<br />

„so viel wie nötig, aber auch so wenig<br />

wie möglich“.<br />

Eine Erythrozyten-Substitution bei<br />

einem Hämoglobinwert von über 8 g/dl<br />

ist oft und bei einem Wert von über<br />

10 g/dl immer unnötig.<br />

Bei Werten unter 7 g/dl sollte allerdings<br />

das Erythrozytendefizit ausgeglichen<br />

werden, auch wenn wir wissen,<br />

dass Patienten mit chronischer Blutung<br />

einen Hämoglobin-Gehalt von 3 g/dl<br />

und weniger tolerieren. Nach Spence<br />

et al. (1992) wird dann die Prognose<br />

der Patienten jedoch signifikant<br />

schlechter.<br />

Bei manchen Patienten<br />

kann sogar die Anhebung des Hämoglobins<br />

über 10 g/dl sinnvoll sein.<br />

Zwei neuere Arbeiten zeigten jedenfalls,<br />

dass die Mortalität von Kranken<br />

mit kardiovaskulären Erkrankungen<br />

dadurch gesenkt wird.<br />

ALTERNATIVE EIGENBLUTSPENDE<br />

Eine oft empfohlene Alternative für<br />

die Fremdblutspende (homologe Bluttransfusion)<br />

ist die Eigenblutspende<br />

(autologe Blutspende). Sie ist bei Patienten<br />

zu diskutieren, die sich einem<br />

elektiven Eingriff ohne Zeitdruck unterziehen<br />

müssen, bei dem erfahrungsgemäß<br />

mit größeren Blutverlusten zu<br />

rechnen ist. Dazu gehören orthopädische<br />

Eingriffe (Endoprothesen), ebenso<br />

die kardiovaskulären Operationen.<br />

Auch wenn mit der plastischen Chirurgie<br />

und bei gynäkologischen Operationen<br />

große Wundflächen gesetzt werden<br />

müssen, lässt sich wegen diffuser<br />

Blutungen ein größerer Blutverlust oft<br />

nicht vermeiden.<br />

Nach den Empfehlungen des ehemaligen<br />

Bundesgesundheitsamtes aus<br />

dem Jahre 1994 gilt als Richtschnur,<br />

dass bei planbaren Operationen, bei<br />

denen regelmäßig in mehr als 5-10%<br />

der Fälle Blut benötigt wird, eine Eigenblutspende<br />

in Betracht kommt und die<br />

Patienten entsprechend aufgeklärt werden<br />

müssen.<br />

Die Eigenblutspende ermöglicht<br />

eine sichere und risikoarme Blutübertragung.<br />

Die Infektionsgefahr für HIV,<br />

Hepatitis B und C, Cytomegalie ist<br />

nahezu ausgeschlossen. Unverträg-


lichkeitserscheinungen sind bei sachgemäßer<br />

Durchführung unwahrscheinlich.<br />

Darüber hinaus kann die Erythropoese<br />

durch die Blutentnahme stimuliert<br />

und ein intraoperativer Blutverlust<br />

zusammen mit der Retransfusion<br />

rascher kompensiert werden. Durch<br />

Eigenblutspenden werden auch ABO-<br />

Inkompatibilitäten ausgeschlossen. Hämolytische<br />

Reaktionen kommen dennoch<br />

vor und sie sollen nach amerikanischen<br />

Angaben in einer Häufigkeit<br />

von 1:250.000 letal verlaufen.<br />

Um einen Eisenmangel auszugleichen<br />

und die Blutbildung anzuregen,<br />

sollte spätestens ab der ersten Spende,<br />

besser eine Woche vorher, eine<br />

orale Eisenprophylaxe mit 300 mg<br />

Eisen-(II)-Sulfat pro Tag begonnen und<br />

bis zur Normalisierung des Blutbildes<br />

fortgesetzt werden.<br />

Für die Eigenblutspende eignen sich<br />

Patienten zwischen 14 und 65 Jahren.<br />

Sie müssen gesund und kreislaufstabil<br />

sein. Der Ausgangs-Hämoglobin-Wert<br />

darf 12 g/dl nicht unterschreiten. Die<br />

Zahl der Blutentnahmen (jeweils 450-<br />

500 ml) ergibt sich aus der Haltbarkeit<br />

der Konserven (35 Tage bei Vollblut<br />

und 49 Tage bei Erythrozytenkonzentraten),<br />

dem Hämoglobin-Gehalt bei<br />

der ersten Entnahme und der Dynamik<br />

des Hämoglobin-Anstiegs danach.<br />

Es muss sich außerdem um eine<br />

Operation handeln, die bis zu 7 Wochen<br />

verschoben werden kann. Tumoroperationen<br />

sind schon aus diesem<br />

Grund weniger für eine Eigenblutspende<br />

geeignet. Die Möglichkeit, dass<br />

Tumorzellen retransfundiert werden,<br />

spielt eine eher untergeordnete Rolle.<br />

Unter Beachtung dieser Voraussetzungen<br />

können in der Regel zwei bis<br />

drei Blutentnahmen innerhalb von 3-4<br />

Wochen und in einem Abstand von 4-7<br />

Tagen vorgenommen werden.<br />

Da die Bereitschaft zur Blutspende<br />

sinkt, der Blutbedarf<br />

aber immer mehr ansteigt,<br />

ist die Möglichkeit<br />

zur Eigenblutspende verstärkt<br />

in Betracht zu ziehen.<br />

Eine Spende von 500 ml senkt den<br />

Hämoglobingehalt um etwa 1,0-1,5 g/<br />

dl bzw. den Hämatokritwert um ca. 4%.<br />

Hämoglobin von 11 g/dl bzw. Hämatokrit<br />

von 34% sollten nicht unterschritten<br />

werden. Zwischen letzter Entnahme<br />

und Operation (Transfusionstermin)<br />

sollten mindestens 48 Stunden verstreichen.<br />

Für ältere Patienten ist nach der<br />

Transfusion eine mehrstündige Betreuung,<br />

z. B. durch Angehörige, notwendig.<br />

Der Patient muss außerdem informiert<br />

werden, dass trotz Retransfusion<br />

von Eigenblut die Übertragung von<br />

Fremdblut nicht ausgeschlossen ist,<br />

wenn ein unerwartet hoher Blutverlust<br />

entsteht.<br />

Als Kontraindikationen der autologen<br />

Blutentnahme gelten (Wissenschaftlicher<br />

Beirat der Bundesärztekammer,<br />

Paul-Ehrlich-Institut, 1996):<br />

� Akute Infektionen mit der Möglichkeit<br />

einer hämatogenen Streuung<br />

� Verdacht auf infektiöse Magen-<br />

Darm-Erkrankung<br />

� Akute Erkrankungen ungeklärter<br />

Genese<br />

� Frischer Herzinfarkt (


PRAXISWISSEN<br />

Direktbeschallung von<br />

Ulcera cruris mit niederfrequentem<br />

Ultraschall<br />

R. Niedner und D. Iliev<br />

Klinik für Dermatologie, Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam<br />

Im HARTMANN WundForum 1/2001<br />

wurde ausführlich über die subaquale<br />

niederfrequente Ultraschall-Therapie in<br />

der Wundbehandlung berichtet. Die<br />

unzweifelhaften Vorteile einer solchen<br />

Therapie sind aber – zumindest aus<br />

pflegerischer Sicht – mit nicht unerheblichen<br />

Nachteilen verbunden. Um<br />

nämlich eine subaquale Behandlung<br />

von Wunden durchführen zu können,<br />

ist ein ziemlicher Aufwand nötig: Bereitstellung<br />

einer Badewanne oder eines<br />

hohen Gefäßes (Bottich) für z. B. ein<br />

Bein, Entfernung des Wundverbandes,<br />

Transport des Patienten zum Bad, Aufsicht<br />

während der Ultraschallbehandlung,<br />

Rückführung des Patienten, Anlegen<br />

eines Verbandes, Säuberung der<br />

Badewanne (oder des Bottichs).<br />

Aus diesem Grunde war es uns<br />

wichtig, die Beschallungsart so weiterzuentwickeln,<br />

dass diese ohne besonderen<br />

Aufwand für Personal und Patient<br />

durchgeführt werden kann. Neben<br />

den spezifischen Effekten des niederfrequenten<br />

Ultraschalls im Gewebe<br />

sind bei der subaqualen Anwendung<br />

die mechanischen Einwirkungen auf<br />

die Wundoberfläche durch Oberflä-<br />

1 2<br />

26 HARTMANN WundForum 2/2001<br />

chenkavitation und Mikroströmung für<br />

die Anregung und Stimulation der Granulation<br />

und Epithelisierung verantwortlich.<br />

Aus der Überlegung heraus,<br />

dass sich diese Wirkungskomponenten<br />

auch im Exsudat ausbilden, wurde die<br />

Ankopplung nicht mehr subaqual im<br />

Wasserbad vorgenommen, sondern<br />

durch einen hydrophilen Verband hindurch.<br />

In concretu bestand das System nun<br />

aus dem geschlossenen Verbund:<br />

Schallkopf des Gerätes ultraPuls H* –<br />

Ultraschallgel – hydrophiler Wundverband<br />

(Hydrosorb von HARTMANN) –<br />

Wundsekret – Wundoberfläche. In einer<br />

Pilotstudie wurden insgesamt 6 Patienten<br />

mit chronischen Ulcera cruris mit<br />

dem ultraPuls H behandelt. Bei 5 Patienten<br />

handelte es sich um venöse und<br />

bei einer Patientin um gemischte arteriovenöse<br />

Ulcera cruris. Da die Patienten<br />

ausschließlich mit stark schmierig<br />

belegten Ulzerationen in die Klinik kamen,<br />

wurde der Einsatz der Direktbeschallung<br />

nach einer Reinigung der<br />

Ulzera mittels chirurgischem Débridement<br />

durch Einmalkürette und/oder<br />

mittels enzymatischer Wundreinigung<br />

mit Iruxol N begonnen. Diese Vorbehandlung<br />

erfolgte über 3 bis 7 Tage.<br />

Für die Direktbeschallung wurden ausschließlich<br />

solche Ulcera cruris ausgewählt,<br />

deren Größe nicht mehr als<br />

10 cm im Durchmesser betrug. Die<br />

Patienten wurden über die Therapie<br />

ausführlich aufgeklärt und nach ihrem<br />

Einverständnis behandelt.<br />

Die Ultraschalltherapie erfolgte täglich<br />

über einen Zeitraum von 12 bis 26<br />

Tagen im pulse-Modus bei POWER-<br />

Stufe 4, bei einer Behandlungszeit von<br />

jeweils 5 bzw. 6 Minuten. Als Ankopplungsmedium<br />

wurde neben dem Ultraschallgel<br />

der Hydrogelverband Hydrosorb<br />

eingesetzt, welcher mit oder ohne<br />

Kleberand nach Reinigung der Wunden<br />

mittels Umschlägen mit Kaliumpermanganatlösung<br />

frisch aufgebracht<br />

wurde. Nach der Beschallung wurde<br />

der Hydrogelverband bis zum Folgetag<br />

im Sinne der feuchten Wundbehandlung<br />

auf dem Ulkus belassen. Der<br />

leichte Andruck der Sonde erfolgte manuell<br />

durch die Patienten oder durch<br />

eine Mullbinde. Nach Einweisung von<br />

Patienten und Schwestern in das Therapieverfahren<br />

war eine dauerhafte<br />

Anwesenheit eines Arztes während<br />

der gesamten Therapiezeit nicht erforderlich.<br />

Eine Therapiekontrolle durch<br />

Schwester und/oder Arzt wurde aber<br />

zu Beginn der Behandlung bei jedem<br />

Patienten durchgeführt.<br />

Alle Patienten mit ausschließlich venösen<br />

Ulcera cruris wurden nach der<br />

Ultraschallbehandlung mit Pütter-Kurzzugverbänden<br />

bis zum Knie versorgt.<br />

Die Patientin mit gemischtem Ulcus<br />

cruris wurde zusätzlich mit Pentoxifyllin<br />

(Trental) in der Dosierung 2-mal tägl.<br />

400 mg behandelt. Bei einer anderen<br />

Patientin wurde ein entgleister Diabetes<br />

mellitus endokrinologisch einge-<br />

Anwendungsbeispiel der<br />

direkten suprakutanen<br />

Applikation<br />

Abb. 1:<br />

Mit Hydrogelverband Hydrosorb<br />

abgedeckte Wunde.<br />

Abb. 2:<br />

Auf den Hydrogelverband<br />

zentral über der Wunde<br />

aufgelegter Schallkopf.<br />

* Fa. Bandelin electronic, Berlin


stellt. Alle Patienten wurden physiotherapeutisch<br />

mitbetreut.<br />

Die Sonde und der Applikator des<br />

Ultraschallgerätes wurden bei parallelem<br />

Einsatz des Gerätes an mehreren<br />

Patienten nach jeder Behandlung gereinigt<br />

und mittels Propanol-Lösung<br />

(Sterillium) desinfiziert. Darüber hinaus<br />

erfolgte eine tägliche Reinigung. Die<br />

Kunststoffoberfläche wurde dabei nicht<br />

angegriffen.<br />

Die Ultraschalltherapie wurde von<br />

allen Patienten als sehr angenehm<br />

empfunden. Teilweise wurde ein leichtes<br />

Kribbeln beschrieben. Bei dem<br />

einmaligen, versehentlichen Einsatz in<br />

der POWER-Stufe 6 kam es nach einigen<br />

Minuten zu lokaler Erwärmung,<br />

ohne dass es dadurch jedoch zu<br />

einem sichtbar negativen Effekt auf die<br />

Wundheilung (thermischer Schaden)<br />

kam.<br />

Während des stationären Aufenthaltes<br />

der Patienten über einen Zeitraum<br />

von 15 bis 31 Tagen konnte eine vollständige<br />

Epithelisierung des Ulkus bei<br />

zwei und eine saubere Granulation sowie<br />

Ulkusverkleinerung bei vier Patienten<br />

erzielt werden. Bei den abgeheilten<br />

Ulzerationen handelte es sich in einem<br />

Fall um ein gemischtes arteriovenöses<br />

und im zweiten Fall um ein venöses<br />

Ulcus cruris.<br />

Die Direktbeschallung der Ulzera mit<br />

dem Ultraschall-Therapiegerät ultra-<br />

Puls H wurde von allen 6 Patienten gut<br />

vertragen und als ergänzende Maßnahme<br />

begrüßt. Es zeigten sich eine<br />

gute Wundreinigung, Granulationsanregung<br />

und Epithelisierung durch diese<br />

unterstützende Zusatzbehandlung<br />

der Ulcera cruris. Da es sich hier lediglich<br />

um eine Anwendungsbeobachtung<br />

handelt, kann kein validierter sicherer<br />

Zusammenhang zwischen der Ultraschallanwendung<br />

und der beschleunigten<br />

Granulation und Epithelisation<br />

belegt werden. Dies bleibt weiteren<br />

Studien mit größeren Patientenzahlen<br />

und dem Vergleich mit einer Kontrollgruppe<br />

vorbehalten. Ergänzend wäre<br />

eine Kosten-Nutzen-Rechnung unter<br />

dem Aspekt der optimalen Nutzung<br />

von Ressourcen im Gesundheitswesen<br />

sinnvoll.<br />

Als großer Vorteil der jetzt möglichen<br />

Direktbeschallung gegenüber der früheren<br />

Applikationstechnik im Wasserbad<br />

kann der hierdurch möglich gewordene<br />

Einsatz mit hochgelagerten Beinen<br />

bei chronisch venöser Insuffizienz<br />

WIRKUNGSKOMPONENTEN DER DIREKTEN SUPRAKUTANEN<br />

(NF) ULTRASCHALL-THERAPIE FÜR DIE WUNDBEHANDLUNG<br />

Ultraschall-Gel<br />

➀ ➁<br />

Schallkopf<br />

➂ ➃<br />

//////<br />

erachtet werden. Die Handhabung ist<br />

außerordentlich vereinfacht worden.<br />

Der für die subaquale Beschallung<br />

vorgesehene Handgriff ist für diese<br />

Beschallungsart ungeeignet. Für die<br />

Direktbeschallung wäre entweder ein<br />

robusterer Griff oder eine Arretierungsmöglichkeit<br />

mittels Gummiband oder<br />

auch ein Band mit Klettverschluss für<br />

jeden einzelnen Patienten denkbar.<br />

Eventuell wäre für den Einsatz bei<br />

Ulcera cruris eine leichte Krümmung<br />

des Ultraschallkopfes bzw. eine geeignete<br />

Vorlaufstrecke sinnvoll, um eine<br />

optimale Ankopplung bei schlanken<br />

Beinen (stärkere Krümmung) zu erreichen.<br />

Auch wäre eine größere Schallkopffläche<br />

wünschenswert, um so eine<br />

Behandlung größerer Ulzera ohne<br />

Positionsänderung des Schallkopfes<br />

möglich zu machen.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt wäre die<br />

Untersuchung des Einflusses des Hydrogels<br />

auf die Ultraschallausbreitung.<br />

Es sollten bei breiter Anwendung Empfehlungen<br />

bezüglich der Dicke des einzusetzenden<br />

Hydrogels und gegebenenfalls<br />

der Dosisanpassung erarbeitet<br />

werden. Auch der Einsatz weiterer Hydrogele<br />

außer dem angewandten Hydrosorb<br />

und deren Einfluss auf Absorption<br />

bzw. Reflexion des Ultraschalls<br />

könnte geprüft werden.<br />

Grundsätzlich ist mit dem ultraPuls<br />

H-Therapiegerät auch eine Heimbehandlung<br />

nach Schulung der Patienten<br />

➄<br />

PRAXISWISSEN<br />

Wasserbad<br />

Wundfläche<br />

Hydrokolloid- oder<br />

Hydrogelverband<br />

➀ mechanische Einwirkungen im Wundsekret durch Kavitation, Mikroströmungen und Scherkräfte<br />

➁ mechanische Einwirkungen auf die Wundoberfläche durch Oberflächenkavitation<br />

➂ mechanische Einwirkung auf das Gewebe durch „Mikromassage“<br />

➂ mechanisch-nervale Reizung und Beeinflussung von regulatorischen Prozessen<br />

➃ Auslösung und Beeinflussung verschiedener nicht-thermischer physiko-chemischer Prozesse<br />

und elektrischer Phänomene<br />

eventuell unter Hilfe einer Sozialstation<br />

möglich. Hierdurch könnte der Einsatz<br />

bereits bei Beginn der Ulzera nach<br />

Diagnostik der Ursache erfolgen und<br />

möglicherweise durch eine frühzeitige<br />

Behandlung das weitere Voranschreiten<br />

der Ulzeration bei entsprechender<br />

Begleittherapie verhindert werden. Für<br />

eine Heimbehandlung insbesondere<br />

älterer Patienten sollte eine bessere<br />

Kenntlichmachung der Ultraschallaustrittsseite<br />

des Schallkopfes erfolgen,<br />

da es bei einigen Patienten wiederholt<br />

zum Verwechseln der Schallkopfseite<br />

und „Behandlung“ mit der schwarzen,<br />

schalldichten Seite des Ultraschallkopfes<br />

kam.<br />

Das Ultraschall-Therapiegerät ultra-<br />

Puls H erwies sich im täglichen Einsatz<br />

als sehr robust. Es kam weder beim<br />

Einsatz im Wasserbad noch bei der<br />

Direktankopplung zu technischen Ausfällen.<br />

Da die Direktbeschallung kaum<br />

mehr Zeit und Personal bindet, ist der<br />

Einsatz auch in der dermatologischen<br />

Praxis möglich.<br />

Prof. Dr. med. habil. habil.<br />

Roland Niedner<br />

Klinik für Dermatologie<br />

Klinikum Ernst von Bergmann<br />

Charlottenstraße 72<br />

14467 Potsdam<br />

e-mail: rniedner@klinikumevb.de<br />

HARTMANN WundForum 2/2001<br />

27


PRAXISWISSEN<br />

Der Wundverband –<br />

eine entscheidende<br />

Therapiemaßnahme<br />

In der täglichen Praxis sieht man es<br />

immer wieder und auch so manche<br />

Standards deuten darauf hin: Der<br />

Wundverband hat im Gesamtkonzept<br />

Wundbehandlung einfach noch nicht<br />

den Stellenwert, der ihm eigentlich zukommen<br />

müsste. Häufig wird er eben<br />

doch nur als notwendiger Schutz der<br />

Wunde gesehen. Dass er aber weit reichende<br />

therapeutische Auswirkungen<br />

auf die Wundheilung haben kann,<br />

bleibt vielfach unberücksichtigt.<br />

Dabei scheint das Bewusstsein für<br />

den Wundverband als eine entscheidende<br />

Therapiemaßnahme im institutionellen<br />

wie im ambulanten Bereich<br />

gleich gut oder gleich dürftig ausgeprägt<br />

zu sein. Zu den Gründen hierfür<br />

gibt es derzeit keine aktuellen Umfragen,<br />

aber es kann angenommen werden,<br />

dass ältere Untersuchungen immer<br />

noch zutreffend sind. Dies würde<br />

bedeuten: Zum einen ist das theoretische<br />

und praktische Wissen über die<br />

Möglichkeiten der modernen Wundbehandlung<br />

weiterhin als eher mangelhaft<br />

einzustufen, was ein Festhalten an<br />

scheinbar bewährten, alten Methoden<br />

zur Folge hat. Zum anderen wird die<br />

Anwendung moderner Wundauflagen,<br />

deren spezifische Materialeigenschaften<br />

die Grundlage für die Therapiewirkung<br />

des Wundverbandes darstellen,<br />

durch die Meinung blockiert, diese Art<br />

der Wundbehandlung sei zu teuer. Eine<br />

differenzierte Betrachtungsweise und<br />

Kostenanalyse, die dieses Argument<br />

vor allem bei der Langzeitbehandlung<br />

chronischer Wunden schnell widerlegen<br />

würde, findet meist nicht statt.<br />

Eine Wunde, egal welcher Genese,<br />

ist für den betroffenen Patienten eine<br />

Erkrankung, bei der er Anspruch auf<br />

eine sachgerechte Therapie hat, die<br />

eine Heilung impliziert. In diesem Sinne<br />

ist es ethische Verpflichtung aller an<br />

der Wundbehandlung Beteiligten, neue<br />

Therapieoptionen zu prüfen und entsprechend<br />

anzuwenden.<br />

28 HARTMANN WundForum 2/2001<br />

THERAPEUTISCHE AUFGABEN<br />

DES WUNDVERBANDES<br />

Je nach ihrer Entstehung heilen<br />

Wunden primär oder sekundär. Die primär<br />

heilende Wunde stellt dabei wenig<br />

Anforderungen an die therapeutische<br />

Wirkung eines Wundverbandes. Sie ist<br />

durch Naht geschlossen, und die Heilung<br />

läuft quasi im Verborgenen ab.<br />

Dem Wundverband verbleiben die<br />

Aufgaben, eventuelle Sickerblutungen<br />

aufzunehmen und die Wunde vor mechanischen<br />

Irritationen und Sekundärinfektionen<br />

zu schützen, da die Naht<br />

eine Eintrittsstelle für Keime darstellt.<br />

Ganz anders sieht es hingegen bei<br />

der Sekundärheilung aus. Hier muss<br />

Granulationsgewebe zur Defektfüllung<br />

aufgebaut werden, das dann auch die<br />

Matrix darstellt für eine Spontanepithelisierung<br />

oder eine plastisch-chirurgische<br />

Deckung. Damit sich aber Granulationsgewebe<br />

ausbilden kann, muss<br />

die Wunde erst einmal sauber, infektfrei<br />

und gut durchblutet sein. All diese<br />

Vorgänge bzw. Wundheilungsphasen<br />

laufen dabei „offen“ ab, sodass hier<br />

die therapeutischen Wirkungen eines<br />

Wundverbandes dringend benötigt<br />

werden.<br />

Grundsätzlich können dabei bereits<br />

die Schutzfunktionen des Wundverbandes<br />

als therapeutisch angesehen<br />

werden. Denn der Verband übernimmt<br />

bei der „offenen“ Sekundärheilung<br />

interimsweise, bis die Wunde abgeheilt<br />

ist bzw. gedeckt wurde, wesentliche<br />

Aufgaben der intakten Haut. Werden<br />

diese nicht erbracht, ist ein gutes Heilungsergebnis<br />

nahezu unmöglich. Die<br />

Aufgaben bestehen im<br />

� Schutz vor mechanischer Irritation<br />

(Druck, Stoß, Scheuern) und vor Verschmutzung,<br />

� Schutz vor Sekundärinfektionen,<br />

� Schutz vor Austrocknung und Verlust<br />

von Körperflüssigkeiten (Elektrolytverlusten)<br />

sowie<br />

� Schutz vor Wärmeverlusten.<br />

Über den umfassenden Wundschutz<br />

hinaus kann der Wundverband aber<br />

auch aktiv das Heilungsgeschehen beeinflussen<br />

durch die Reinigung der<br />

Wunde, die Schaffung eines wundheilungsfördernden<br />

Mikroklimas und den<br />

Erhalt der Wundruhe.<br />

Aufgaben in der Reinigungsphase<br />

In jeder Wunde sammelt sich<br />

zunächst Exsudat, das mit Detritus,<br />

Schmutz, Bakterien und toxischen<br />

Stoffwechselprodukten durchsetzt ist.<br />

Bleiben größere Exsudatmengen auf<br />

der Wunde stehen, wird der Fortgang<br />

der Heilung sowohl mechanisch als<br />

auch biologisch behindert, die Infektionsgefahr<br />

wächst. Überschüssiges Exsudat<br />

muss deshalb durch den Wundverband<br />

abgesaugt werden. Des Weiteren<br />

lassen sich aber auch mit dem<br />

feuchten Wundverband Nekrosen und<br />

Beläge aufweichen und leichter ablösen.<br />

Insgesamt beschleunigt und unterstützt<br />

der Wundverband damit die Säuberung<br />

der Wunde, dient im Hinblick<br />

auf vorhandene pathogene Keime der<br />

Infektionsprophylaxe und schützt zugleich<br />

vor neuerlicher Kontamination.<br />

Aufgaben in der Granulationsphase<br />

Neben einer funktionierenden Mikrozirkulation<br />

ist ein ausgewogenes feuchtes<br />

Wundmilieu eine weitere wichtige<br />

Voraussetzung zum Aufbau von Granulationsgewebe.<br />

Dagegen wird die Heilung<br />

sowohl durch ein Austrocknen der<br />

Wunde als auch durch überschüssiges<br />

Sekret in ihrem Ablauf gestört.<br />

Eine entsprechende Regulierung der<br />

Wundfeuchtigkeit ist nur durch den<br />

Wundverband möglich: Er saugt überschüssiges<br />

Sekret ab, verhindert das<br />

Austrocknen der Wunde und führt ihr<br />

bei Bedarf auch dosiert Feuchtigkeit<br />

zu. Selbstverständlich müssen die<br />

dazu eingesetzten Wundauflagen über<br />

spezifische physikalische Eigenschaften<br />

verfügen, wenn sie diesen Aufgaben<br />

gerecht werden wollen. Hierbei<br />

bewähren sich vor allem die verschiedenen<br />

hydroaktiven Wundauflagen.<br />

Bedeutsam in dieser Phase ist auch<br />

der Schutz des Granulationsgewebes<br />

vor jeglicher Traumatisierung. Durch<br />

das eiweißreiche Sekret und die hohe<br />

Anzahl feinster Haarkapillaren neigt es<br />

vor allem außerordentlich zum Verkleben,<br />

weshalb die Wundauflage über<br />

atraumatische Eigenschaften verfügen


muss, d. h. sie darf nicht mit der<br />

Wunde verkleben. Andernfalls wird bei<br />

jedem Verbandwechsel das Granulationsgewebe<br />

durch Zellstripping geschädigt<br />

und die Wunde zumindest<br />

partiell wieder in die initiale Phase mit<br />

Entzündung zurückgeworfen.<br />

Darüber hinaus hat der Wundverband<br />

weiterhin die Funktion, für einen<br />

sicheren Infektionsschutz zu sorgen,<br />

wenngleich die Infektionsgefährdung<br />

proportional zu einem gut ausgebildeten<br />

Granulationsgewebe abnimmt.<br />

Aufgaben in der Epithelisierungsphase<br />

Eine feuchte Granulation auf Wundrandniveau<br />

ist die Vorbedingung für<br />

die abschließende Epithelisierung. Der<br />

Wundverband muss die Wunde deshalb<br />

weiterhin in ausgewogenem Maße<br />

feucht halten. Bleibt überschüssiges<br />

Sekret auf der Wunde stehen, schwimmen<br />

die Epithelzellen auf. Ist die Wunde<br />

zu trocken, bildet sich Schorf, der<br />

die Reepithelisierung beeinträchtigt,<br />

weil die Epithelzellen unter den Schorf<br />

kriechen müssen, was Zeit und Energie<br />

erfordert. Es werden also auch in dieser<br />

Phase wieder hydroaktive, atraumatische<br />

Wundauflagen benötigt, die<br />

die Wundfläche vor dem Austrocknen<br />

und die Epithelzellen vor dem Zellstripping<br />

beim Verbandwechsel schützen.<br />

ANFORDERUNGEN AN WUNDAUFLAGEN<br />

In welchem Maße der einzelne<br />

Wundverband den spezifischen Therapieaufgaben<br />

gerecht werden kann, ist<br />

abhängig von den Eigenschaften<br />

des verwendeten Materials. Fundierte<br />

Materialkenntnisse sind deshalb für<br />

den gezielten Einsatz der Wundauflagen<br />

unerlässlich. Grundsätzlich sind<br />

daher folgende Anforderungen an<br />

Wundauflagen zu beachten:<br />

Saugfähigkeit und Aufnahmekapazität<br />

Die definierte Saugfähigkeit einer<br />

Wundauflage ist eine ihrer wichtigsten<br />

Eigenschaften, um die Wunde durch<br />

Absaugen überschüssigen Exsudats<br />

zu säubern. Um eine Rekontamination<br />

zu verhindern, sollte das Exsudat dabei<br />

möglichst intrakapillar, also direkt<br />

in die Materialstruktur der Wundauflage<br />

aufgenommen und dort festgehalten<br />

werden.<br />

Textile Materialien wie Mullgewebe,<br />

Vliesstoffe, kombinierte Kompressen<br />

aus Vliesstoff mit Pulpfüllungen oder<br />

Schaumstoffkompressen verfügen über<br />

THERAPEUTISCHE AUFGABEN DES WUNDVERBANDES (TAB. 1)<br />

Primäre Wundheilung Sekundäre Wundheilung<br />

� Aufnahme eventueller Sickerblutungen<br />

� Schutz vor mechanischer Irritation<br />

(Druck, Stoß, Scheuern)<br />

� Schutz vor Sekundärinfektion<br />

eine hohe spontane Saugfähigkeit. Diese<br />

kann jedoch auch dazu führen, dass<br />

der Sekretfluss durch die Sogwirkung<br />

zu stark angeregt wird, wodurch die<br />

Gefahr einer Ödembildung gegeben<br />

ist. Des Weiteren wird das Exsudat<br />

bei textilen Materialien überwiegend<br />

interkapillar, also zwischen den Fasern<br />

aufgenommen, sodass ein sicherer<br />

Keimeinschluss mit Schutz vor Rekontamination<br />

nicht gewährleistet ist.<br />

Interaktive Wundauflagen für die<br />

feuchte Wundbehandlung wie Calciumalginat-Kompressen,<br />

Kompressen<br />

mit Supersaugstoff im Saugkissen sowie<br />

Hydrokolloid- oder Hydrogel-Verbände<br />

weisen dagegen Materialstrukturen<br />

auf, die eine intrakapillare Sekretaufnahme<br />

ermöglichen und so das<br />

keimbelastete Sekret zurückhalten. Der<br />

Grad ihrer Saugfähigkeit wird dabei bestimmt<br />

von der Art des Materials. So<br />

haben beispielsweise Calciumalginat-<br />

Kompressen eine höhere spontane<br />

Saugfähigkeit als Hydrogel-Kompressen,<br />

die dafür aber über einen langen<br />

Zeitraum hinweg Sekret aufnehmen<br />

können.<br />

Gaspermeabilität<br />

Eine weitere wichtige Aufgabe einer<br />

Wundauflage ist es, den Gasaustausch<br />

von Sauerstoff und Kohlendioxid sowie<br />

die Abgabe von Wasserdampf zu ermöglichen.<br />

Man geht davon aus, dass<br />

PRAXISWISSEN<br />

� Unterstützung körpereigener<br />

Wundreinigung durch Ablösen von<br />

Nekrosen/Belägen bzw. Absaugen<br />

von keimbelastetem Exsudat<br />

� Schutz vor Austrocknung und<br />

Elektrolytverlusten<br />

� Schaffung eines feuchten Wundmilieus<br />

zur Förderung von Granulations-<br />

und Epithelbildung<br />

� Schutz vor Sekundärinfektion<br />

� Schutz vor mechanischer Irritation<br />

� Schutz vor Wärmeverlusten<br />

ein kontinuierlicher Gasaustausch Auswirkungen<br />

auf die Konzentration des<br />

Sauerstoffs und des pH-Wertes in der<br />

Wunde hat und damit die zellulären Vorgänge<br />

beeinflusst. Insbesondere wird<br />

die Epithelisierung der Wunde durch<br />

die Verfügbarkeit von Sauerstoff, der<br />

sich im Wundsekret löst und direkt von<br />

den epidermalen Zellen verwertet wird,<br />

gefördert. Die Durchlässigkeit von<br />

Wundauflagen für Wasserdampf trägt<br />

dazu bei, das feuchte Wundmilieu auszubalancieren.<br />

Der Grad der Gas- und Wasserdampfdurchlässigkeit<br />

einer Wundauflage<br />

ist wiederum abhänig vom verwendeten<br />

Material. Er ist bei textilen<br />

und textilähnlichen Materialien wie<br />

Mull-, Vliesstoff- oder Calciumalginat-<br />

Kompressen höher als bei den synthetischen<br />

Materialien wie Hydrogelen<br />

oder Hydrokolloiden. Letztere erlauben<br />

jedoch ebenfalls in einem bestimmten<br />

Umfang den Gasaustausch, der sich<br />

mit zunehmender Sättigung durch aufgenommenes<br />

Wundsekret und der damit<br />

verbundenen Aufdehnung der Materialstrukturen<br />

sogar noch verstärkt,<br />

sodass sie als semipermeabel bezeichnet<br />

werden können.<br />

Die Gas- und Wasserdampfdurchlässigkeit<br />

einer Wundauflage wird in<br />

der Praxis auch als wichtiges Kriterium<br />

dafür angesehen, ob sie für die Anwendung<br />

bei infizierten Wunden geeignet<br />

HARTMANN WundForum 2/2001<br />

29


PRAXISWISSEN<br />

ist. Dabei gelten Wundauflagen aus<br />

textilen und textilähnlichen Materialien<br />

aufgrund ihrer hohen Durchlässigkeit<br />

als besser geeignet als semipermeable<br />

Systeme wie Hydrogele oder Hydrokolloide,<br />

die bei klinisch manifesten<br />

Infektionen vorsichtshalber immer noch<br />

als kontraindiziert eingestuft werden.<br />

Diese Einstufung ist auf Erfahrungen<br />

mit den früher üblichen, absolut luftdicht<br />

abschließenden Okklusivverbänden<br />

zurückzuführen, bei denen die Gefahr<br />

der Ausbildung feuchter Kammern<br />

und ein hohes Infektionsrisiko vor allem<br />

im Hinblick auf Anaerobier-Infektionen<br />

bestand.<br />

Moderne semipermeable Wundauflagen<br />

sind jedoch so konstruiert, dass<br />

dieses Gefahrenpotenzial entscheidend<br />

minimiert ist. Sie saugen keimbelastetes<br />

Sekret auf, sodass gefährliche<br />

Sekretstaus, die zur Bildung einer<br />

feuchten Kammer führen, erst gar nicht<br />

entstehen, wobei die Keime sicher in<br />

der Materialstruktur eingeschlossen<br />

werden. Zusätzlich trägt der in einem<br />

bestimmten Umfang mögliche Gasaustausch<br />

zum Ausbalancieren der Feuchtigkeit<br />

bei.<br />

Wundfreundlichkeit<br />

Eine nachteilige Eigenschaft textiler,<br />

saugender Verbandstoffe wie Mulloder<br />

Vliesstoffkompressen ist deren<br />

ausgeprägte Tendenz zum Verkleben<br />

mit der sezernierenden Wundfläche,<br />

wenn das aufgenommene Sekret im<br />

Verband eintrocknet und mit ihm eine<br />

starre Verbindung eingeht. Dies führt<br />

beim Wechseln des Verbandes dazu,<br />

dass mit dem eingetrockneten Sekret<br />

auch das darunter liegende, neu gebildete<br />

Gewebe mit abgerissen wird.<br />

Um diese Wundheilungsstörung zu<br />

vermeiden, müssen Wundauflagen<br />

über wundfreundliche oder so genannte<br />

„atraumatische“ Eigenschaften verfügen,<br />

d. h. sie dürfen auch bei längerer<br />

Anwendung auf sezernierenden<br />

Wunden nicht verkleben, damit beim<br />

Verbandwechsel keine neuen Wunden<br />

gesetzt werden. Gleichzeitig wird<br />

durch die atraumatischen Eigenschaften<br />

einer Wundauflage ein schmerzarmer<br />

Verbandwechsel ermöglicht.<br />

Bei textilen, saugenden Verbandstoffen<br />

werden atraumatische Eigenschaften<br />

durch wasserabweisende Imprägnierungen<br />

wie z. B. Salben (Salbenkompressen)<br />

oder Beschichtungen mit<br />

Gelen erreicht. Des Weiteren kann<br />

30 HARTMANN WundForum 2/2001<br />

durch die Verwendung hydrophober,<br />

nicht selbst saugender Fasern als<br />

Material für die wundnahe Schicht von<br />

Kompressen der Verklebungsgefahr<br />

entgegengewirkt werden. Wundfreundlich<br />

sind auch alle hydroaktiven Wundauflagen,<br />

die trotz ihrer Saugfähigkeit<br />

durch ihre spezifischen Materialstrukturen<br />

nicht mit der Wundfläche verkleben.<br />

Anwendungssicherheit<br />

Wundauflagen müssen sowohl mechanisch<br />

als auch biochemisch reizlos<br />

sein. Mechanische Reize sind vor allem<br />

Bewegungsreize und betreffen vorrangig<br />

Wundauflagen auf textiler Basis.<br />

Sie dürfen weder schrumpfen noch zu<br />

locker oder zu dünn verwebt sein, da<br />

zweidimensionale Bewegungsvorgänge<br />

auf der Wunde zur Reizsekretion<br />

führen.<br />

Die biochemische Reizlosigkeit bezieht<br />

sich auf ein mögliches Potenzial<br />

zellschädigender (zytotoxischer) und<br />

sensibilisierender Wirkung von Wundauflagen,<br />

wobei von dieser Problematik<br />

die traditionellen Wundverbände aus<br />

textilen Materialien und die neuen synthetischen<br />

Materialien gleichermaßen<br />

betroffen sind. Um Interferenzen auszuschließen,<br />

müssen sich Wundauflagen<br />

zudem neutral gegenüber anderen<br />

Substanzen verhalten, die zur lokalen<br />

Wundbehandlung eingesetzt werden.<br />

Sicherheit in der Anwendung bedeutet<br />

aber auch, dass eine Wundauflage<br />

einfach anzuwenden, gebrauchsgerecht<br />

verpackt und eindeutig gekennzeichnet<br />

ist. Selbstverständlich müssen<br />

alle Wundauflagen sterilisierbar<br />

sein bzw. bereits gebrauchsfertig sterilisiert<br />

bereitstehen.<br />

METHODEN DER WUNDBEHANDLUNG<br />

Je nach ihrem Zustand werden Wunden<br />

„trocken“ oder „feucht“ versorgt.<br />

Dabei beschränkt sich die „trockene<br />

Wundbehandlung“ unter Anwendung<br />

trockener Wundauflagen, wie z. B.<br />

Mullkompressen, heute auf folgende<br />

Indikationen:<br />

� Versorgung von Wunden im Rahmen<br />

der Ersten Hilfe und<br />

� Versorgung primär heilender, mit<br />

Naht verschlossener Wunden zur<br />

Aufnahme von Sickerblutungen, als<br />

Schutz vor Sekundärinfektion und als<br />

Polsterschutz gegen mechanische<br />

Irritationen.<br />

Eine Spezialindikation der trockenen<br />

Wundbehandlung stellt außerdem die<br />

Interimsdeckung von Brandwunden<br />

oder Konditionierung von Weichteildefekten<br />

mit synthetischen Hautersatzmaterialien<br />

dar.<br />

Weder trocken noch feucht sind Salbenkompressen,<br />

die zum Geschmeidighalten<br />

von Wundflächen eingesetzt<br />

werden. Da sie selbst durch die Salbenimprägnierung<br />

über keine Saugkraft<br />

verfügen, müssen sie mit saugenden,<br />

trockenen Wundauflagen zur<br />

Sekretaufnahme kombiniert werden.<br />

Bekannte Wundauflagen für die trockene<br />

Wundbehandlung sind Mull- und<br />

Vliesstoffkompressen sowie kombinierte<br />

Saugkompressen aus den verschiedensten<br />

Materialien (Tab. 2).<br />

Feuchte Wundbehandlung<br />

Auch wenn sie noch längst nicht in<br />

wünschenswertem Maße praktiziert<br />

wird, gilt heute die feuchte Wundbehandlung<br />

für alle sekundär heilenden<br />

Wunden als Standard. Insbesondere<br />

bewährt sie sich bei der Behandlung<br />

chronischer Problemwunden.<br />

Die feuchte Wundbehandlung (moist<br />

wound healing), die auf Arbeiten von<br />

G. D. Winter basiert (1962, Erstveröffentlichung<br />

in „Nature“) und deren wissenschaftliche<br />

Grundlagen in groben<br />

Zügen auch abgesichert wurden, hat<br />

ihre Auswirkungen auf alle Phasen der<br />

Wundheilung.<br />

In der Reinigungsphase weisen<br />

feuchte Wundverbände einen guten<br />

wundreinigenden Effekt auf und ermöglichen<br />

ein physikalisches Débridement,<br />

ohne Zellen zu schädigen. Des<br />

Weiteren kann durch das feuchte<br />

Wundmilieu eine Inaktivierung immunkompetenter<br />

Zellen vermieden werden<br />

(Seiler).<br />

In der Granulationsphase schaffen<br />

feuchte Wundverbände ein physiologisches<br />

Mikroklima, ähnlich einem Zellkulturmedium,<br />

das die Zellproliferation<br />

und damit die Ausbildung von Granulationsgewebe<br />

fördert. Nach Turner /<br />

Beatty et. al (1990) bewirkt die permanente<br />

Feuchttherapie eine signifikant<br />

schnellere Reduktion der Wundfläche<br />

und führt zu einer größeren Menge an<br />

Granulationsgewebe.<br />

In der Epithelisierungsphase verbessern<br />

sich unter feuchten Verbänden die<br />

Bedingungen für die Mitose und Migration<br />

von Epithelzellen. Dies führt in der<br />

Regel zu einer schnelleren Epithelisierung<br />

mit kosmetisch günstigeren Ergebnissen.


WUNDAUFLAGEN FÜR DIE TROCKENE WUNDBEHANDLUNG (TAB. 2)<br />

Allgemein geben Patienten vielfach<br />

eine Schmerzlinderung durch die feuchte<br />

Wundbehandlung an. Da moderne<br />

Wundauflagen für die feuchte Wundbehandlung<br />

normalerweise nicht mit der<br />

Wunde verkleben, also über atraumatische<br />

Eigenschaften verfügen, ermöglichen<br />

sie zudem einen für den Patienten<br />

schmerzfreien wie auch atraumatischen<br />

Verbandwechsel. Das bedeutet,<br />

dass ein wundheilungsstörendes „Zellstripping“<br />

beim Verbandwechsel vermieden<br />

wird – die für die Heilung so<br />

wichtige Wundruhe bleibt erhalten.<br />

Der Erfolg der feuchten Wundbehandlung<br />

ist allerdings an eine entscheidende<br />

Voraussetzung gebunden:<br />

Die Wunde muss permanent, ohne Unterbrechung,<br />

in einem ausgewogenen<br />

Maße feucht gehalten werden. Trocknet<br />

sie zwischendurch aus, gehen Zellen<br />

zugrunde, neue Nekrosen entstehen<br />

und können im ungünstigsten Fall sogar<br />

zur Vertiefung der Wunde führen.<br />

Die einfachste Form des feuchten<br />

Wundverbandes stellen mit Ringerlösung<br />

getränkte Mullkompressen dar.<br />

Sie ist allerdings auch die problembeladenste,<br />

denn die Kompressen trocknen<br />

rasch aus und verkleben dann mit<br />

Zetuvit<br />

wundfreundliche Saugkompresse<br />

mit nicht verklebender<br />

Vliesumhüllung und Saugkörper<br />

aus Zellstoff-Flocken<br />

Cosmopor steril<br />

selbsthaftender Wundverband<br />

mit hydrophobem Micronetz als<br />

wundnahe Schicht, Saugkissen<br />

aus reiner Baumwolle, weiches<br />

Trägervlies mit hypoallergenem<br />

Polyacrylatkleber beschichtet<br />

Comprigel<br />

imprägnierte, nicht verklebende<br />

Gelkompresse mit integriertem<br />

Saugkörper aus Verbandwatte<br />

Atrauman<br />

wundfreundliches Salbenvlies<br />

aus hydrophobem Polyestertüll,<br />

imprägniert mit einer selbstemulgierenden,<br />

wirkstofffreien<br />

Salbenmasse<br />

sehr saugfähig, weich und drapierfähig, luftdurchlässig, gute<br />

Polsterwirkung; zur Versorgung von akuten, flächenhaften<br />

Wunden mit sehr starker Sekretion, guter Kontaminationsschutz<br />

durch integrierte, feuchtigkeitsabweisende Zellstoff-<br />

Lage, die dem Durchschlagen der Sekrete entgegenwirkt<br />

(steril und unsteril, 10x10, 10x20, 15x25, 20x20 und 20x40 cm)<br />

durch das hydrophobe Micronetz rasche Sekretweiterleitung in<br />

das Saugkissen, kein Verkleben, gute Saugkraft und Polsterwirkung,<br />

luft- und wasserdampfdurchlässig, sicher abschließende<br />

Klebezone; für die postoperative Wundversorgung, zur<br />

sterilen Versorgung von Bagatellverletzungen im Rahmen der<br />

Ersten Hilfe (7,2x5, 10x6, 15x6, 10x8, 15x8, 20x8, 20x20,<br />

25x10 und 35x10 cm)<br />

gut saugfähig, sekret- und luftdurchlässig, verklebt nicht mit<br />

der Wunde und hält die Wundränder geschmeidig, leicht kühlender,<br />

schmerzlindernder Effekt; zur Versorgung von akuten,<br />

kleineren, flächenhaften Wunden bzw. von Bagatellverletzungen<br />

(steril, 5x7,5, 10x10 und 10x20 cm)<br />

luft- und sekretdurchlässig, kein Verkleben mit der Wunde,<br />

durch selbstemulgierende Salbenmasse keine Rückstände auf<br />

der Wunde, wirkt nicht sensibilisierend; zum Geschmeidighalten<br />

von akuten und chronischen Wunden, insbesondere in der<br />

Dermatologie sowie bei haut- und medikamentenempfindlichen<br />

Patienten (steril, 5x5, 7,5x10 und 10x20 cm)<br />

der Wunde. Beim Verbandwechsel werden<br />

neu gebildete Zellen mit der Kompresse<br />

weggerissen, wobei auch ein<br />

vorheriges Befeuchten des eingetrockneten<br />

Verbandes die Zellen nicht wieder<br />

belebt. Ein permanentes Feuchthalten<br />

der Kompressen ist zudem zeitaufwendig<br />

und bedarf eines häufigen<br />

Verbandwechsels, was insbesondere<br />

im Bereich der ambulanten Wundversorgung<br />

schwer zu realisieren ist. Außerdem<br />

bedeuten häufige Verbandwechsel<br />

immer eine Störung der Wundruhe,<br />

auch verbunden mit der Gefahr<br />

einer Sekundärinfektion.<br />

Einen wesentlichen Fortschritt, nicht<br />

nur im Hinblick auf die Effizienz, sondern<br />

auch auch die praktische Durchführung<br />

der Feuchttherapie stellen die<br />

sog. hydroaktiven Wundauflagen dar.<br />

Hierzu zählen die Gel bildende Calciumalginatkompresse<br />

Sorbalgon, das<br />

Wundkissen TenderWet, der Hydrokolloidverband<br />

Hydrocoll und der Hydrogelverband<br />

Hydrosorb. Mit ihrer Hilfe<br />

lassen sich sekundär heilende Wunden<br />

problemlos feucht halten – Hydrosorb<br />

kann beispielsweise mehrere Tage auf<br />

der Wunde verbleiben. Darüber hinaus<br />

ist durch ihre differenzierten physika-<br />

PRAXISWISSEN<br />

lischen Wirkungsprinzipien sichergestellt,<br />

dass gezielt den Erfordernissen<br />

bei den unterschiedlichsten Wundzuständen<br />

Rechnung getragen werden<br />

kann. Allerdings setzt dies voraus,<br />

dass man sich mit den Produkteigenschaften<br />

auch auseinandersetzt, um<br />

die im Einzelfall am besten geeignetste<br />

Wundauflage anwenden zu können<br />

(Tab. 3).<br />

Zusammenfassend kann festgehalten<br />

werden, dass sich die feuchte<br />

Wundbehandlung grundsätzlich für folgende<br />

Zielsetzung eignet:<br />

� zur Reinigung sekundär heilender<br />

Wunden – ob akut oder chronisch,<br />

infiziert oder nicht infiziert – falls ein<br />

chirurgisches Débridement nicht<br />

möglich ist bzw. zur Fortführung der<br />

Wundreinigung nach einem Débridement;<br />

� zur Konditionierung von Wunden.<br />

d. h. zum Aufbau und zur Förderung<br />

von Granulationsgewebe bis zur<br />

Transplantationsreife bzw. bis zum<br />

Wundverschluss durch Spontanepithelisierung;<br />

� zur Spontanepithelisierung sowie zur<br />

Versorgung von Spalthautentnahmestellen.<br />

HARTMANN WundForum 2/2001<br />

31


PRAXISWISSEN<br />

WUNDAUFLAGEN FÜR DIE FEUCHTE WUNDBEHANDLUNG (TAB. 3)<br />

Wie überall gibt es jedoch auch hier<br />

Ausnahmen: Liegen Pseudomonas-<br />

Infektionen vor, erkennbar an der blaugrünen<br />

Verfärbung und dem typisch<br />

aromatischen Geruch, ist die feuchte<br />

Wundbehandlung kontraindiziert, da<br />

der Pseudomonas aeruginosa in feuchtem<br />

Milieu besonders gut gedeiht.<br />

Gegebenenfalls ist auch bei trockenen<br />

Nekrosen an den Zehen oder<br />

größeren Wundarealen beispielsweise<br />

bei pAVK eine trockene Wundbehandlung<br />

mit entsprechender Abpolsterung<br />

und Tieflagerung des Beines in Erwägung<br />

zu ziehen und die Demarkation<br />

(= körpereigene Abgrenzung abgestoßener<br />

Gewebeteile) abzuwarten.<br />

ANWENDUNGSTIPPS: WELCHE<br />

WUNDAUFLAGE FÜR WELCHE WUNDE?<br />

Nachfolgend sind einige Kriterien<br />

zusammengefasst, die bei der Wahl<br />

der richtigen Wundauflage hilfreich<br />

sein könnten.<br />

Tiefe, zerklüftete Wunden<br />

Damit eine Wundauflage überhaupt<br />

überschüssiges Exsudat absaugen<br />

32 HARTMANN WundForum 2/2001<br />

TenderWet 24<br />

Wundkissen mit Saug-Spülkörper<br />

aus superabsorbierendem<br />

Polyacrylat, wird vor der Anwendung<br />

mit Ringerlösung<br />

aktiviert, die im Austausch mit<br />

Wundsekreten an die Wunde<br />

abgegeben wird<br />

Sorbalgon<br />

tamponierbare, wirkstofffreie<br />

Calciumalginat-Kompresse,<br />

die sich bei Kontakt mit Wundsekreten<br />

in ein feuchtes Gel<br />

umwandelt<br />

Hydrosorb<br />

saugfähiger Hydrogel-Verband<br />

mit hohem Wasseranteil in der<br />

Gelstruktur, mit semipermeabler,<br />

keim- und wasserdichter<br />

Deckschicht, transparent<br />

Hydrocoll<br />

selbsthaftender, saugender<br />

Hydrokolloid-Verband, mit<br />

semipermeabler, keim- und<br />

wasserdichter Deckschicht<br />

durch kontinuierliche Zufuhr von Ringerlösung und gleichzeitigem<br />

Absaugen keimbelasteten Sekrets (= Spülwirkung)<br />

rasche Wundreinigung und Förderung der Proliferation der Gewebezellen;<br />

zur Behandlung chronischer und infizierter Wunden<br />

während der Reinigungsphase und zu Beginn der Granulationsphase<br />

(TenderWet, steril, ø 4, ø 5,5, 7,5x7,5 und 10x10<br />

cm; TenderWet 24, steril, ø 4, ø 5,5, 7,5x7,5 und 10x10 cm)<br />

hohe Saugkraft mit effizienter Reinigungswirkung, sicherer<br />

Keimeinschluss in die Gelstruktur, hält nach Gelumwandlung<br />

die Wunde feucht, fördert Granulation, kein Verkleben, ausgezeichnet<br />

tamponierbar; besonders geeignet zur Reinigung<br />

und Konditionierung tiefer und zerklüfteter, auch infizierter<br />

Wunden (Sorbalgon, steril, 5x5, 10x10 und 10x20 cm; Sorbalgon<br />

T Tamponadestreifen, steril, 1g/30 cm und 2g/30 cm)<br />

führt der Wunde von Anfang an Feuchtigkeit zu, ermöglicht<br />

durch Transparenz jederzeit ohne Verbandwechsel die Inspektion<br />

der Wunde (= hohe Wirtschaftlichkeit durch verlängerte<br />

Verbandwechselintervalle); ideal zum Feuchthalten von Granulation<br />

und Epithel im Anschluss an eine TenderWet- oder<br />

Sorbalgon-Therapie (Hydrosorb, steril, 5x7,5, 10x10 und<br />

20x20 cm, Hydrosorb comfort, steril, 4,5x6,5, 7,5x10,<br />

12,5x12,5, und 21,5x24 cm)<br />

durch besonders saugfähige Hydrokolloide auch für Wunden<br />

mit stärkerer Sekretion geeignet, verbessert Mikrozirkulation im<br />

Wundgebiet, fördert Granulation, kein Verkleben mit der Wunde;<br />

besonders geeignet zur Versorgung chronischer Wunden<br />

mit schlechter Heilungstendenz und langwierigem Granulationsaufbau<br />

(Hydrocoll, steril, 10x10, 15x15 und 20x20 cm;<br />

Hydrocoll sacral, steril, 15x18 cm; Hydrocoll concave, steril,<br />

6x14 cm; Hydrocoll thin, steril, 10x10 und 15x15 cm)<br />

bzw. den Wundgrund feucht halten<br />

kann, muss sie in engem Kontakt mit<br />

dem Wundgrund stehen. Dies ist normalerweise<br />

bei flächigen Wunden kein<br />

Problem, wohl aber bei tiefen und zerklüfteten<br />

Wunden. Solche Wunden, wie<br />

z. B. Abszessausschneidungen, débridierte<br />

akut traumatische oder chronische<br />

Wunden, tiefe Dekubiti usw., müssen<br />

deshalb tamponiert werden.<br />

Ein ideales Tamponadematerial sind<br />

hierzu die Calciumalginat-Kompressen<br />

bzw. -Tamponadestreifen Sorbalgon,<br />

die sowohl in der Reinigungs- als auch<br />

in der Granulationsphase indiziert sind.<br />

Sorbalgon wird trocken und locker in<br />

die Wunde eintamponiert. Durch den<br />

Kontakt mit Blut und Wundsekret quellen<br />

die Fasern und wandeln sich in ein<br />

feuchtes, saugfähiges Gel um, das die<br />

Wunde ausfüllt. Dadurch entsteht eine<br />

enge Adaption von Sorbalgon an die<br />

Wundflächen, sodass Sekret und Keime<br />

auch in der Tiefe der Wunde aufgenommen<br />

und sicher in der Gelstruktur<br />

eingeschlossen werden. Dies führt zu<br />

einer effizienten Keimreduzierung und<br />

hilft, eine Rekontamination zu vermei-<br />

den. Zugleich wird die Wunde feucht<br />

gehalten. Diese Effekte sind mit einer<br />

textilen Mulltamponade nicht zu erzielen.<br />

Beim Tamponieren von Wunden ist<br />

darauf zu achten, dass nicht zu fest<br />

tamponiert wird. Durch den Druck zu<br />

fester Tamponaden wird die Mikrozirkulation<br />

der Wundfläche und speziell des<br />

Granulationsgewebes beeinträchtigt.<br />

Als Folge zeigen sich weißliche,<br />

schmierige Beläge und erneut Nekrosen.<br />

Auch hier bewährt sich Sorbalgon,<br />

weil sich das weiche Fasermaterial problemlos<br />

tamponieren lässt.<br />

Wichtig ist außerdem, dass sich<br />

Tamponaden ohne Zellstripping und<br />

Schmerzen entfernen lassen, was<br />

ebenfalls mit Sorbalgon gewährleistet<br />

ist. Hingegen besteht bei Mulltamponaden<br />

immer das Problem der Verklebung<br />

mit Zellstripping und Schmerzen<br />

beim Verbandwechsel. Werden mit Salben<br />

imprägnierte Mulltamponaden eingesetzt,<br />

um dies auszuschalten, kann<br />

kein Wundsekret abgesaugt werden,<br />

da die Imprägnierung die Saugfähigkeit<br />

des Mullgewebes aufhebt. Dies


kann u. U. eine erhöhte Infektionsgefahr<br />

bedeuten, weil keimbelastetes<br />

Sekret in der Wunde bleibt.<br />

Ist bei klinisch manifest infizierten<br />

Wunden eine Lokalbehandlung mit Antiseptika<br />

erforderlich, kann Sorbalgon<br />

als Trägermedium eingesetzt werden.<br />

Von Vorteil ist hier wieder, dass das Antiseptikum<br />

durch die Wirkungsmechanismen<br />

von Sorbalgon bis in tiefste<br />

Wundbereiche eingebracht werden<br />

kann.<br />

Wie oft eine Sorbalgon-Tamponade<br />

gewechselt werden muss, ist abhängig<br />

von der Menge des anfallenden Wundsekretes.<br />

Bei stark sezernierenden<br />

und/oder infizierten Wunden kann dies<br />

in der Reinigungsphase 2x täglich erforderlich<br />

werden. Mit nachlassender<br />

Sekretion bzw. bei abgeklungener Infektion<br />

ist dann in der Regel ein 1- bis<br />

2-tägiger Verbandwechsel ausreichend.<br />

Da Sorbalgon zur Umwandlung von<br />

der trockenen Faser in ein hydrophiles<br />

Gel Wundsekret benötigt, kann es vorkommen,<br />

dass bei zu geringer Wundsekretion<br />

die Gelbildung nicht vollständig<br />

erfolgt. In solchen Fällem empfiehlt<br />

es sich, die Wunde vor dem Tamponieren<br />

mit Ringerlösung zu spülen. Die<br />

Ringerlösung kann aber auch direkt auf<br />

die Sorbalgon-Tamponade gegeben<br />

werden. Generell ist eine Wundspülung<br />

bei chronischen Wunden mit schlechter<br />

Heilungstendenz bei jedem Verbandwechsel<br />

zu empfehlen.<br />

Zur Fixierung der Sorbalgon-Tamponaden<br />

ist ein Sekundärverband zweckmäßig.<br />

Wenn die Wundränder intakt<br />

sind, können zur Abdeckung Mullkompressen<br />

oder Vliesstoffkompressen benutzt<br />

werden. Ist eine Verklebungsgefahr<br />

gegeben, sind hydrophobe, nicht<br />

verklebende Saugkompressen, wie<br />

z. B. Zetuvit, besser geeignet.<br />

Zur Fixierung des Sekundärverbandes<br />

bieten sich je nach Lokalisation<br />

der Wunde verschiedene Möglichkeiten<br />

an:<br />

� Fixierpflaster wie z. B. Omniplast<br />

oder die hypoallergenen Fixierpflaster<br />

Omnisilk und Omnimed,<br />

� eine vollflächige Abdeckung mit<br />

dem elastischen Fixiervlies Omnifix,<br />

� zirkuläre Fixierverbände mit der<br />

kohäsiv-elastischen Fixierbinde Pehahaft<br />

oder auch<br />

� Stülp- und Netzverbände mit Stülpa<br />

bzw. Stülpa fix.<br />

Liegt die Wunde in einem stark keimbelasteten<br />

Gebiet, wie z. B. im Anal-<br />

bereich, ist unbedingt für einen keimundurchlässigen<br />

Sekundärverband zu<br />

sorgen. Geeignet sind selbsthaftende,<br />

transparente Wundverbandfolien wie<br />

Hydrofilm oder selbsthaftende Hydrokolloidverbände<br />

wie Hydrocoll thin. Bei<br />

der Anwendung von Hydrocoll thin sind<br />

auch eventuell geschädigte Wundränder<br />

gut mitversorgt.<br />

Eine weitere Option, tiefe Wunden zu<br />

versorgen, ist eine Tamponade mit TenderWet.<br />

Das Wundkissen verfügt über<br />

eine spezielle Umhüllung, die ihm gewisse<br />

Tamponadeeigenschaften verleihen.<br />

Die Wunden dürfen aber in der<br />

Tiefe nicht zerklüftet sein, weil solche<br />

Bereiche mit TenderWet nicht ausgefüllt<br />

werden können.<br />

Flächige Wunden<br />

Zur Versorgung flächiger Wunden<br />

stehen mehrere Typen von Wundauflagen<br />

zur Verfügung, mit denen der<br />

erforderliche Kontakt zwischen Wundauflage<br />

und Wundgrund sichergestellt<br />

werden kann, sodass sich die Wahl der<br />

Wundauflage primär an den Anforderungen<br />

orientiert, die durch die<br />

jeweilige Wundheilungsphase vorgegeben<br />

sind.<br />

Für die Reinigungsphase bzw. beginnende<br />

Granulationsphase ist neben<br />

Sorbalgon, das in Kompressenform<br />

natürlich auch für flächige Wunden<br />

angewendet werden kann, vor allem<br />

TenderWet bzw. TenderWet 24 eine<br />

sehr effiziente Wundauflage.<br />

TenderWet ist eine mehrschichtige,<br />

kissenförmige Wundauflage mit einem<br />

Saug-Spülkörper aus superabsorbierendem<br />

Polyacrylat. Der Superabsorber<br />

wird vor der Anwendung mit einer<br />

entsprechenden Menge Ringerlösung<br />

aktiviert, die dann über 12 Stunden<br />

bzw. bei TenderWet 24 über 24 Stunden<br />

lang kontinuierlich an die Wunde<br />

abgegeben wird. Durch die permanente<br />

Zufuhr von Ringerlösung werden<br />

Nekrosen aktiv aufgeweicht und abgelöst.<br />

Gleichzeitig wird aber auch keimbelastetes<br />

Wundexsudat zuverlässig in<br />

den Saugkörper aufgenommen und<br />

gebunden: Die Wunde wird „gespült“<br />

und schnell gereinigt. TenderWet hat<br />

keine Kontraindikationen und kann<br />

auch bei infizierten Wunden angewendet<br />

werden.<br />

Die Fixierung von TenderWet erfolgt<br />

wie bei Sorbalgon bereits beschrieben.<br />

Der Verbandwechsel mit TenderWet erfolgt<br />

in der Regel zweimal täglich, also<br />

PRAXISWISSEN<br />

alle 12 Stunden. Bei Anwendung von<br />

TenderWet 24 kann das Wechselintervall<br />

auf 24 Stunden ausgedehnt werden.<br />

Eine weitere Alternative zur Wundversorgung<br />

in der Reinigungs- und<br />

Granulationsphase ist der selbsthaftende<br />

Hydrokolloid-Verband Hydrocoll,<br />

der ähnlich wie ein Pflaster auf die<br />

Wunde aufgelegt wird. Bei großflächigen<br />

Wunden kann Hydrocoll leicht<br />

überlappend appliziert werden. Gewechselt<br />

wird Hydrocoll, wenn sich<br />

eine Blase im Verband ausbildet. Dann<br />

nämlich sind die hydrokolloiden Anteile<br />

des Verbandes gesättigt. Bei nachlassender<br />

Sekretion und wenn keine<br />

Komplikationen erkennbar sind, kann<br />

Hydrocoll für mehrere Tage auf der<br />

Wunde verbleiben und braucht nicht –<br />

wie in der Praxis häufig zu beobachten<br />

ist – jeden Tag gewechselt zu werden.<br />

Weniger Verbandwechsel sind auch<br />

mit Hydrosorb möglich. Als ein Gelverband<br />

mit hohem Wasseraneil in der<br />

Gelstruktur eignet sich Hydrosorb bestens,<br />

Granulationsgewebe und junges<br />

Epithel feucht zu halten und zu schützen<br />

und ist damit die optimale Wundauflage<br />

zur phasengerechten Weiterbehandlung<br />

z. B. im Anschluss an eine<br />

TenderWet- oder Sorbalgon-Therapie.<br />

Durch die Transparenz von Hydrosorb<br />

kann die Wunde jederzeit ohne Verbandwechsel<br />

inspiziert werden. Dies<br />

gewährleistet die für die Heilung so<br />

wichtige Wundruhe sowie eine hohe<br />

Wirtschaftlichkeit durch die verlängerten<br />

Verbandwechselintervalle. Hydrosorb<br />

steht in zwei Ausführungen zur<br />

Verfügung, die beide über dasselbe<br />

physikalische Wirkungsprinzip verfügen,<br />

sich jedoch in ihrer Fixiermöglichkeit<br />

unterscheiden. Hydrosorb wird in<br />

der Regel mit einem Fixierverband,<br />

Fixierpflastern oder mit dem Kompressionsverband<br />

befestigt. Hydrosorb<br />

comfort ist dagegen bereits mit einer<br />

umlaufenden, hypoallergenen Klebefolie<br />

zur sicheren, keimdichten Fixierung<br />

ausgestattet. Zusammen mit der<br />

keim- und wasserdichten Oberfläche<br />

von Hydrosorb comfort vereinfacht<br />

dies vor allem die tägliche Hygiene.<br />

Detaillierte Informationen über alle<br />

beschriebenen Wundauflagen und<br />

Fixierhilfen finden Sie auch im Internet<br />

bei HARTMANN online unter der<br />

Adresse www.hartmann-online.com.<br />

HARTMANN WundForum 2/2001<br />

33


WundForum INTERN<br />

Leitfaden<br />

für Autoren<br />

Das HARTMANN WundForum soll<br />

den lebendigen Austausch an Erfahrungen<br />

und Wissen fördern. Deshalb<br />

steht es allen in der Wundbehandlung<br />

engagierten Wissenschaftlern, Ärzten<br />

und Fachpflegekräften zur Veröffentlichung<br />

entsprechender Arbeiten zur<br />

Verfügung. Mögliche Themen umfassen<br />

die Bereiche Kasuistik, Praxiswissen,<br />

Forschung usw.<br />

Die Entscheidung, welche Arbeiten<br />

zur Veröffentlichung angenommen werden,<br />

trifft der unabhängige medizinische<br />

Expertenbeirat.<br />

Nicht angenommene Arbeiten werden<br />

umgehend zurückgesandt, eine<br />

Haftung für die Manuskripte kann jedoch<br />

nicht übernommen werden. Für<br />

angenommene Arbeiten wird pro gedruckter<br />

Seite ein Honorar in Höhe von<br />

DM 250,– bezahlt. Damit erwirbt die<br />

PAUL HARTMANN AG das Recht der<br />

Veröffentlichung ohne jegliche zeitliche<br />

und räumliche Begrenzung.<br />

Sofern der oder die Autoren nicht<br />

über das uneingeschränkte Urheberrecht<br />

an der Arbeit verfügen, ist darauf<br />

bei der Einsendung hinzuweisen.<br />

MANUSKRIPTE<br />

Manuskripte können auf Papier oder<br />

bevorzugt als Diskette eingereicht werden.<br />

Dabei sind folgende Dateiformate<br />

möglich: Microsoft Word, Word für Win-<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

PAUL HARTMANN AG<br />

Postfach 1420, 89504 Heidenheim<br />

Telefon: 0 73 21 / 36 - 0<br />

Fax: 0 73 21 / 36 - 3637<br />

http:// www.hartmann-online.com<br />

Verantwortlich i. S. d. P.: Kurt Röthel<br />

Expertenbeirat: Dr. med. Andreas Gericke,<br />

Prof. Dr. med. Günter Germann, Friedhelm Lang,<br />

Prof. Dr. med. Hans Lippert, Dr. rer. nat. Klaus<br />

Schenck, Prof. Dr. med. Wolfgang Vanscheidt,<br />

Prof. Dr. med. Helmut Winter<br />

Redaktion:<br />

CMC Medical Information<br />

Weberstraße 8, 89522 Heidenheim<br />

Telefon: 0 73 21 / 93 98 - 0<br />

Fax: 0 73 21 / 93 98 - 20<br />

E-Mail: info@cmc-online.de<br />

34 HARTMANN WundForum 2/ 2001<br />

dows, Wordperfect, Windows Write<br />

oder 8-bit ASCII. Bitte legen Sie der<br />

Diskette einen Ausdruck des Manuskriptes<br />

bei.<br />

Bitte geben Sie neben Ihrem Namen<br />

auch eine Adresse und Telefonnummer<br />

an, unter der Sie tagsüber für eventuelle<br />

Rückfragen zu erreichen sind.<br />

ILLUSTRATIONEN<br />

Illustrationen können schwarz-weiß<br />

oder farbig als Papierbild oder Dia eingereicht<br />

werden. Bitte behalten Sie von<br />

allen Abbildungen ein Duplikat, da für<br />

eingesandtes Bildmaterial keine Haftung<br />

übernommen werden kann.<br />

Graphiken werden vom HARTMANN<br />

WundForum grundsätzlich neu erstellt.<br />

Bitte legen Sie eine übersichtliche und<br />

lesbare Vorlage der von Ihnen vorgesehenen<br />

Graphiken bei.<br />

LITERATUR<br />

Literaturverzeichnisse werden nicht<br />

mit abgedruckt, können jedoch bei der<br />

Redaktion auf Anfrage angefordert<br />

werden. Fügen Sie deshalb Ihrer Arbeit<br />

eine vollständige Literaturliste bei.<br />

KORREKTURABZÜGE<br />

Vor Drucklegung erhalten die Autoren<br />

einen Korrekturabzug ihrer Arbeit<br />

einschließlich der neu angefertigten<br />

Graphiken zur Überprüfung.<br />

Druck: C. F. Rees, 89520 Heidenheim<br />

Bildnachweise:<br />

argus / Andrews (S. 25), Martyn Butcher (S. 21),<br />

CNRI / Science Photo Library / Focus (S. 11), Pam<br />

J. Cooper (S. 23), David G. Gray (S. 20), James<br />

King-Holms / Science Photo Library / Focus<br />

(S. 17), Phototake / Mauritus (S. 1), R. Niedner<br />

(S. 26), alle anderen: PAUL HARTMANN AG<br />

Haftung:<br />

Eine Haftung für die Richtigkeit der Veröffentlichungen<br />

können Herausgeber und Redaktion<br />

trotz sorgfältiger Prüfung nicht übernehmen. Mit<br />

Namen gekennzeichnete Artikel geben die Meinung<br />

des Verfassers wieder, die nicht mit der des<br />

Herausgebers identisch sein muss. Eine Gewähr<br />

für Angaben über Dosierungsanweisungen und<br />

Applikationsformen kann nicht übernommen werden.<br />

Derartige Angaben müssen vom Absender<br />

im Einzelfall anhand anderer verbindlicher Quellen<br />

auf ihre Richtigkeit überprüft werden.<br />

SAMMELBAND „WUNDFORUM“<br />

1994 BIS 2000 AUF CD-ROM<br />

Wieder gibt es ein Update. Alle bisher<br />

erschienenen 28 Ausgaben<br />

des HARTMANN WundForum aus<br />

den Jahren 1994 bis 2000 sind<br />

jetzt als Sammelband auf CD-ROM<br />

erhältlich. Wie gewohnt, sind sämtliche<br />

Artikel im Originallayout als<br />

Adobe Acrobat-Dateien gespeichert<br />

und können mit Hilfe der<br />

übersichtlichen Inhaltsverzeichnisse<br />

schnell aufgerufen, angezeigt<br />

und auch ausgedruckt werden.<br />

Die CD-ROM kann kostenlos bei<br />

der PAUL HARTMANN AG, Aboservice<br />

WundForum, Postfach 1420,<br />

89504 Heidenheim, bestellt werden.<br />

Alle Artikel sind aber auch im Internet<br />

unter der Adresse http://www.<br />

hartmann-online.com verfügbar.<br />

Die nächste Ausgabe des<br />

HARTMANN WundForum<br />

erscheint im August 2001.<br />

Copyright:<br />

Alle Rechte, wie Nachdrucke, auch von Abbildungen,<br />

Vervielfältigungen jeder Art, Vortrag, Funk,<br />

Tonträger- und Fernsehsendungen sowie Speicherung<br />

in Datenverarbeitungsanlagen, auch auszugsweise<br />

oder in Übersetzungen, behält sich die<br />

PAUL HARTMANN AG vor.<br />

Aboservice:<br />

Bestellungen für ein kostenloses Abonnement<br />

richten Sie bitte an folgende Adresse:<br />

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Herr Nenad Milojevic<br />

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Tel.: 0 73 21 / 36 - 1324 · Fax: 0 73 21 / 36 - 3631<br />

Das HARTMANN WundForum<br />

erscheint viermal jährlich.<br />

ISSN 0945–6015, Ausgabe 2. Quartal 2001

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