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KLASS - Sächsisches Staatsministerium für Kultus

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Lehrer verdienen<br />

Anerkennung<br />

Sachsens <strong>Kultus</strong>minister roland Wöller über die Würdigung des Lehrer-<br />

berufs in der Gesellschaft, die bildungspolitische herausforderung der<br />

kommenden Jahre und seine eigene Schulzeit.<br />

das Gespräch führte Anja niemke, <strong>KLASS</strong>e-redaktion.<br />

= Bildungsthemen sind Dauerbrenner in<br />

den Medien. Was sind <strong>für</strong> Sie die wichtigsten<br />

Fragen der kommenden Zeit?<br />

Unser Ziel ist es, die Schüler zügig zu einem<br />

bestmöglichen Schulabschluss zu führen.<br />

Wir wollen genau wie die Eltern, dass die<br />

Kinder optimal gefördert werden, jeder<br />

Schüler nach seinen Voraussetzungen und<br />

Möglichkeiten. Genau das macht eine gute<br />

Schule aus. Ein Leitspruch sächsischer<br />

Bildungspolitik lautet deshalb: »Jeder<br />

zählt!« Wir wollen alle mitnehmen. Die<br />

demografische Entwicklung führt zu einer<br />

Halbierung der Schülerzahlen in Sachsen.<br />

Der Wirtschaft steht also immer weniger<br />

Nachwuchs zur Verfügung. Auch aus diesem<br />

Blickwinkel ist jeder Schüler ohne<br />

Abschluss einer zu viel.<br />

= Es gibt Bundesländer, die große Einstellungsoffensiven<br />

<strong>für</strong> Lehrer starten. Wie ist<br />

es um den Lehrernachwuchs in Sachsen<br />

bestellt?<br />

Zu Beginn des Schuljahres wurden circa<br />

330 Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen<br />

eingestellt. Derzeit haben wir an unseren<br />

Schulen keinen Lehrermangel. Die Unterrichtsversorgung<br />

ist in allen Fächern sichergestellt.<br />

Spätestens ab Mitte des nächsten<br />

Jahrzehnts hat aber auch Sachsen Bedarf<br />

an gut ausgebildeten Lehrern. Mir ist<br />

wichtig, schon jetzt Maßnahmen zu treffen,<br />

damit wir in einigen Jahren nicht mit anderen<br />

Bundesländern um Absolventen<br />

kämpfen müssen. Wir brauchen die Besten.<br />

So müssen wir mehr als bisher bei der<br />

Lehrerausbildung darauf achten, dass genügend<br />

und nicht am Bedarf vorbei ausgebildet<br />

wird. Natürlich weiß ich um die<br />

Autonomie der Universitäten und Hochschulen.<br />

Aber die Zukunftsaussichten eines<br />

Referendars mit der Fächerkombination<br />

Deutsch/Geschichte sind im Vergleich zu<br />

einem Latein­ oder Förderschullehrer einfach<br />

schlechter. Das müssen wir offen sagen.<br />

Prof. Dr. Roland Wöller, 38, ist seit Juni dieses<br />

Jahres sächsischer <strong>Kultus</strong>minister. Zuvor leitete<br />

er das Umweltressort.<br />

= Sie sind der Ansicht, Lehrer sei ein Vollzeitberuf.<br />

Was heißt das konkret <strong>für</strong> die<br />

sächsischen Lehrer?<br />

Perspektivisch sollte allen Lehrern in<br />

Sachsen wieder die Möglichkeit eröffnet<br />

werden, ihren Beruf in Vollzeitbeschäftigung<br />

auszuüben. Die mit den Grundschullehrern<br />

getroffene Vereinbarung zur<br />

schrittweisen Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung<br />

macht unsere Bestrebungen in<br />

diese Richtung deutlich. Die Reduzierung<br />

der Stunden war von Anfang an als eine<br />

zeitlich begrenzte Maßnahme angelegt und<br />

ist dem beispiellosen Schülerrückgang der<br />

vergangenen Jahre geschuldet.<br />

I n t e r V I e W<br />

= Umfragen zufolge rangiert der Lehrerberuf<br />

immer wieder im unteren Bereich des<br />

Ansehens. Was wollen Sie dagegen tun?<br />

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die<br />

Attraktivität und die Anerkennung des<br />

Lehrerberufs in der Gesellschaft zu erhöhen.<br />

Die hohe gesellschaftliche Verantwortung<br />

und das Engagement der Lehrkräfte zugunsten<br />

der jungen Generation müssen wir<br />

offensiv in die Öffentlichkeit tragen. Im<br />

Sinne einer »Werbung <strong>für</strong> den Lehrerberuf«<br />

sollten wir stärker die positiven Aspekte<br />

der flexiblen Arbeitszeitgestaltung und das<br />

hohe Maß an Eigenständigkeit in der Arbeitsorganisation<br />

gegenüber Berufsanfängern<br />

und Studieninteressenten darstellen.<br />

= Diese Ausgabe der <strong>KLASS</strong>= beschäftigt<br />

sich als Schwerpunkt mit kultureller Bildung.<br />

Schüler sollen verstärkt in Museen<br />

gehen. Was bringt das?<br />

Museen, aber auch Gedenkstätten, Archive<br />

oder Bibliotheken, bergen viele Schätze. Sie<br />

sind damit eine Art kulturelles Gedächtnis.<br />

Ein gut vorbereiteter Museumsbesuch gibt<br />

die Möglichkeit zum entdeckenden und<br />

erfahrungsgeleiteten Lernen. Auch <strong>für</strong> die<br />

Lehrer ist dies eine Bereicherung. Heranwachsende<br />

lernen in Museen nicht nur viel<br />

über die Geschichte – sie lernen auch viel<br />

über sich selbst. Diesen Wert kann Schule<br />

allein nicht vermitteln.<br />

= Noch eine persönliche Frage zum Abschluss.<br />

Wie sah denn Ihre Schulzeit aus<br />

und was hätten Sie damals gern geändert,<br />

wenn Sie in der Verantwortung eines <strong>Kultus</strong>ministers<br />

gestanden hätten?<br />

Ich bin später eingeschult worden und insofern<br />

ein »Nachzügler«. Durch gute Lehrer<br />

bin ich gefördert und gefordert worden.<br />

Da<strong>für</strong> bin ich dankbar. Als <strong>Kultus</strong>minister<br />

hätte ich die Bedeutung von Lehrern stärker<br />

betont, auch wenn ich das damals anders<br />

gesehen habe.=<br />

3/2008

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