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Erklärungen zu den Richtlinien Die Geschütze: Allgemeine - smkv.ch

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<strong>Erklärungen</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> <strong>Ri<strong>ch</strong>tlinien</strong><br />

<strong>Die</strong> neuen 'te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> relevanten' <strong>Ri<strong>ch</strong>tlinien</strong> bezwecken eine Verbesserung der historis<strong>ch</strong>en<br />

Vorbildtreue, der Si<strong>ch</strong>erheit und sollen glei<strong>ch</strong>zeitig ermögli<strong>ch</strong>en dass alle gegenwärtig<br />

vorhan<strong>den</strong>en Modellkanonen s<strong>ch</strong>iessen können. Zu diesem Zweck wur<strong>den</strong><br />

drei te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>ützklassen ges<strong>ch</strong>affen und die Handhabung <strong>den</strong> historis<strong>ch</strong>en<br />

Tatsa<strong>ch</strong>en angepasst. <strong>Die</strong> wi<strong>ch</strong>tigsten Punkte des neuen Reglements sollen hier kurz<br />

kommentiert wer<strong>den</strong> um die relevanten Zusammenhänge und Ursa<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong> begrün<strong>den</strong>.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>:<br />

1.1 <strong>Die</strong> kleinsten Lang-<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> die im 17-19. Jahrhundert verwendet wur<strong>den</strong>,<br />

ist der ¼ Pfünder mit einem Kaliber von etwa 32 mm. Mir s<strong>ch</strong>eint dieses Kaliber ein<br />

zweckmässiges te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>es Kriterium und klare Trennung <strong>zu</strong> sein, zwis<strong>ch</strong>en einer<br />

'ri<strong>ch</strong>tigen' Kanone und einer Modellkanone.<br />

1.2 In Klasse 1 können au<strong>ch</strong> historis<strong>ch</strong>e gezogene Vorder- und Hinterlader und<br />

andere Ges<strong>ch</strong>ütztypen gebaut und verwendet wer<strong>den</strong>, do<strong>ch</strong> sie müssen ohne Ausnahme<br />

einen Glattrohrlauf haben. Das 'eins<strong>ch</strong>üssig' bezieht si<strong>ch</strong> auf das Wiederladung<br />

des glei<strong>ch</strong>en Laufes. Theoretis<strong>ch</strong> ist also au<strong>ch</strong> eine mehrläufige historis<strong>ch</strong>e<br />

Kanone <strong>den</strong>kbar deren Läufe aber einzeln gezündet wer<strong>den</strong> müssen.<br />

1.3 Kommerzielles S<strong>ch</strong>warzpulver hat eine konstantere Herstellungsqualität und<br />

damit au<strong>ch</strong> ein kleineres Si<strong>ch</strong>erheitsrisikos in der Verbrennung und Verwendung. Als<br />

Ges<strong>ch</strong>osse sind gegenwärtig nur runde Bleikugeln für alle Modellges<strong>ch</strong>ütze erlaubt.<br />

Zei<strong>ch</strong>nung: Ein wiederkehrendes Problem in der Kommunikation in allen Berei<strong>ch</strong>en<br />

sind unqualifizierte "Fa<strong>ch</strong>ausdrücke" und Unkenntnis der korrekten Terminologie. <strong>Die</strong><br />

Zei<strong>ch</strong>nung stellt ein holländis<strong>ch</strong>er kurzen 6 Pfünder Mod. 1773 dar, mit der korrekten<br />

Bezei<strong>ch</strong>nung der Teile wie sie für die meisten Kanonen und <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n in der deuts<strong>ch</strong>en<br />

Spra<strong>ch</strong>e verwendet wer<strong>den</strong>.<br />

<strong>Allgemeine</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Spezifikationen<br />

<strong>Die</strong> neuen <strong>Ri<strong>ch</strong>tlinien</strong> bezwecken die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Si<strong>ch</strong>erheit aller <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>, die Einhaltung<br />

der gesetzli<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften und verglei<strong>ch</strong>bare Wettkampfbedingungen innerhalb<br />

jeder Klasse.<br />

2.1 Bes<strong>ch</strong>uss: <strong>Die</strong> Diskussionen über <strong>den</strong> Bes<strong>ch</strong>uss von Kanonen sind bekannt<br />

und es besteht kein Zweifel, das die meisten Kanoniere ihr Ges<strong>ch</strong>ütz ebenso gut bes<strong>ch</strong>iessen<br />

können wie eine Amtsstelle. Sol<strong>ch</strong>e Argumente gehen jedo<strong>ch</strong> am Kern<br />

des Problems vorbei. Das S<strong>ch</strong>iessen mit S<strong>ch</strong>warzpulver Feuerwaffen hat Risiken und<br />

deshalb sollen alle S<strong>ch</strong>ützen und au<strong>ch</strong> alle Kanoniere versi<strong>ch</strong>ert sein. Wenn je ein<br />

Unfall passieren sollte, dann wird der angebli<strong>ch</strong>e Mangel an Si<strong>ch</strong>erheit dur<strong>ch</strong> ungeprüfte<br />

Kanonen <strong>zu</strong>m unvermeidli<strong>ch</strong>en Fokuspunkt aller Argumente au<strong>ch</strong> ohne geborstenes<br />

Ges<strong>ch</strong>ütz. Als Kanonier und als Verband lassen offiziell als si<strong>ch</strong>er zertifiziertes<br />

Ges<strong>ch</strong>ütz alle übrigen Si<strong>ch</strong>erheitsbestimmungen und deren Befolgung über<br />

alle Zweifel ers<strong>ch</strong>einen. Es ist sonst ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> die Ernsthaftigkeit und Relevanz<br />

unserer Si<strong>ch</strong>erheitsbestimmungen erfolgrei<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> verteidigen, wenn auf die amtli<strong>ch</strong>e<br />

Zertifizierung der grössten und wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>sten Gefahrenquelle verzi<strong>ch</strong>tet wird. In<br />

1


der juristis<strong>ch</strong>en Praxis gilt au<strong>ch</strong> eine Kanone immer als s<strong>ch</strong>uldhaftes und fahrlässiges<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsrisiko solange eine neutrale, amtli<strong>ch</strong>e Drittpartei ni<strong>ch</strong>t das Gegenteil bewiesen<br />

und zertifiziert hat. Alle andere 'Beweise' wer<strong>den</strong> juristis<strong>ch</strong> nur als Parteibehauptung<br />

des Bes<strong>ch</strong>uldigten interpretiert wer<strong>den</strong>. Aus diesen versi<strong>ch</strong>erungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

und juristis<strong>ch</strong>en Überlegungen heraus, ist der amtli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>uss aller Kanonen<br />

von grösster Wi<strong>ch</strong>tigkeit. <strong>Die</strong> Hilfsbereits<strong>ch</strong>aft und Gutmütigkeit eines Kanonier-<br />

Kollegen der ein Ges<strong>ch</strong>ütz bes<strong>ch</strong>iesst ist deshalb keine Si<strong>ch</strong>erheits-Garantie sondern<br />

nur die Übernahme einer unkalkulierbaren Verantwortung die im Ernstfall lei<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>m<br />

persönli<strong>ch</strong>en Bankrott oder gar einer Strafanklage führen kann. Au<strong>ch</strong> aus diesen<br />

Grün<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> kommerzielle, privat hergestellte S<strong>ch</strong>weizers Waffen im Ausland<br />

geprüft und im Ausland sind nur amtli<strong>ch</strong> geprüfte Waffen <strong>zu</strong>r Verwendung <strong>zu</strong>gelassen.<br />

2.2 Kaliber: <strong>Die</strong> allgemeine Festlegung des maximalen Kalibers auf 22 mm hat<br />

keine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> relevante Gründe sondern bezweckt die Reduktion von Lärm und<br />

mögli<strong>ch</strong>en Ziels<strong>ch</strong>ä<strong>den</strong>. Das maximale Modellkanonen-Kaliber von weniger als 32<br />

mm ist eine historis<strong>ch</strong> begründete Unters<strong>ch</strong>eidung die ni<strong>ch</strong>t <strong>den</strong> Zweck hat einem<br />

'lauten' Modell-Kanonier <strong>den</strong> Spass <strong>zu</strong> verderben. Das maximal empfohlene Kaliber<br />

von 22 mm wird s<strong>ch</strong>on heute aus finanziellem Eigennutz nur sehr selten errei<strong>ch</strong>t weil<br />

es keine sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>vollziehbaren Gründe für die finanzielle Vers<strong>ch</strong>wendung gibt,<br />

die ein Kaliber von 22 mm unweigerli<strong>ch</strong> mit si<strong>ch</strong> bringen muss. Das Minimum Kaliber<br />

von 8 mm ermögli<strong>ch</strong>t <strong>den</strong> Bau von kleineren Modellen und verhindert glei<strong>ch</strong>zeitig mit<br />

<strong>den</strong> andern Spezifikationen "Gewehrläufe" und "Wasserrohre" auf Artillerielafetten.<br />

2.3 Ges<strong>ch</strong>ützlänge: <strong>Die</strong> maximale Länge einer Modellkanone von 80 cm gemäss<br />

altem Reglement hat keine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tfertigung. <strong>Die</strong> Länge ergibt si<strong>ch</strong> im neuen<br />

Reglement dur<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> relevante Eckpunkte die <strong>zu</strong>dem eine flexiblere Wahlfreiheit<br />

der Modelle gestatten. Ein normales Modell von 22mm Kaliber könnte mit<br />

max. 35 Kaliberlängen der Seele eine Seelenlänge von 77 cm errei<strong>ch</strong>en, do<strong>ch</strong> es<br />

würde einiges über 60 kg wiegen und damit die alleinige Handhabung verunmögli<strong>ch</strong>en.<br />

Eine burgundis<strong>ch</strong>e Felds<strong>ch</strong>lange mit 35 Kaliberlängen und glei<strong>ch</strong>em Kaliber<br />

dürfte jedo<strong>ch</strong> um einiges unter 60 kg Gewi<strong>ch</strong>t kommen. Es wäre mögli<strong>ch</strong> mit Klasse 1<br />

ein no<strong>ch</strong> etwas längeres Ges<strong>ch</strong>ütz <strong>zu</strong> bauen aber die s<strong>ch</strong>iessen<strong>den</strong> 'Wasserrohre'<br />

wer<strong>den</strong> dur<strong>ch</strong> diese Eckwerte vermie<strong>den</strong> und die historis<strong>ch</strong>e Vorbildtreue bewahrt.<br />

2.4 Einsatzläufe: Sind eine logis<strong>ch</strong>e Kompromisslösung <strong>zu</strong>r Verkleinerung des<br />

Kalibers aber meiner Meinung na<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t empfehlenswert für eine Vorderladerkanone.<br />

Sie komplizieren die Herstellung und Reinigung der Kanone und es fehlen historis<strong>ch</strong>e<br />

Erfahrungswerte um ein Si<strong>ch</strong>erheitsrisiko aus<strong>zu</strong>s<strong>ch</strong>liessen.<br />

2.5 Rohrdur<strong>ch</strong>messer bei Zündlo<strong>ch</strong>: <strong>Die</strong> grösste Belastung des Ges<strong>ch</strong>ützrohres<br />

beim Bes<strong>ch</strong>uss und Verwendung ist in der Nähe des Zündlo<strong>ch</strong>s. <strong>Die</strong>se Metalldicke<br />

um die Seele an dieser Stelle wel<strong>ch</strong>e <strong>den</strong> äusserli<strong>ch</strong>er Rohrdur<strong>ch</strong>messer bestimmt,<br />

ist für gewöhnli<strong>ch</strong> der Ausgangspunkt für alle anderen Rohrdur<strong>ch</strong>messer des Ges<strong>ch</strong>ützrohres.<br />

Obwohl es historis<strong>ch</strong>e <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> mit weniger Metalldicke für lei<strong>ch</strong>tere<br />

Ges<strong>ch</strong>osse oder reduzierte Ladung gab, muss aus Si<strong>ch</strong>erheitsgrün<strong>den</strong> dieser Rohrdur<strong>ch</strong>messer<br />

ein absolutes Minimum von 3.0 Kalibern, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Einsatzlauf,<br />

errei<strong>ch</strong>en. <strong>Die</strong>ser 3.0 Kaliber beziehen si<strong>ch</strong> auf mas<strong>ch</strong>inell gefertigte Stahl, Messing<br />

oder Bronze <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>. Sie sind ein historis<strong>ch</strong>er Erfahrungswert von normalen,<br />

s<strong>ch</strong>weren, gegossenen Bronzeges<strong>ch</strong>ützen. Gegossene Eisenges<strong>ch</strong>ütze haben je<br />

na<strong>ch</strong> Kaliber Werte zwis<strong>ch</strong>en 3.2 bis 3.8 Kaliber Rohrdur<strong>ch</strong>messer. Es sind keine<br />

2


wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> verifizierten Verglei<strong>ch</strong>stests bekannt über das heute bessere Ges<strong>ch</strong>ützmaterial<br />

und besserem S<strong>ch</strong>warzpulver <strong>zu</strong>sammen mit s<strong>ch</strong>wereren Bleiges<strong>ch</strong>ossen.<br />

Deshalb wird für gegossene Eisen und Bronze Rohre ein Minimum von<br />

3.2 Kalibern Rohrdur<strong>ch</strong>messer empfohlen. Es sind au<strong>ch</strong> keine Belastungstests bis<br />

<strong>zu</strong>r Zerstörung des Rohres aus vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>en Ges<strong>ch</strong>ützmaterialien bekannt. <strong>Die</strong><br />

angegebenen Werte sind deshalb keine Garantie aber do<strong>ch</strong> eine sehr gut fundierte<br />

S<strong>ch</strong>ät<strong>zu</strong>ng na<strong>ch</strong> historis<strong>ch</strong>en Tatsa<strong>ch</strong>en und gegenwärtiger Praxis au<strong>ch</strong> im Verglei<strong>ch</strong><br />

<strong>zu</strong> <strong>den</strong> Anforderungen der amtli<strong>ch</strong>en Prüfstellen.<br />

2.7 Zündlo<strong>ch</strong>: Der maximale Dur<strong>ch</strong>messer des Zündkanals entspri<strong>ch</strong>t der gemeldeten<br />

akzeptierten Praxis des Bes<strong>ch</strong>uss-Amtes für Repliken in Originalgrösse und<br />

Ges<strong>ch</strong>ützmodelle. Im Verglei<strong>ch</strong>en mit dem Original sind 2 mm für Modelle meist<br />

überdimensioniert, das ist eine praktis<strong>ch</strong>e Notwendigkeit und damit verbun<strong>den</strong> ist<br />

au<strong>ch</strong> ein Si<strong>ch</strong>erheitsproblem. Der Ausstoss aus dem Zündkanal bei der S<strong>ch</strong>usslösung<br />

hat grosse und fast immer unters<strong>ch</strong>ätzte Kraft, die lei<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>m Verlust eines Auges<br />

führen kann. Wenn etwas ni<strong>ch</strong>t funktioniert, ist das darüber beugen um <strong>zu</strong> sehen<br />

warum es ni<strong>ch</strong>t funktioniert, eine instinktive mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Reaktion. Au<strong>ch</strong> deshalb sind<br />

Brille oder S<strong>ch</strong>utzbrillen dringend <strong>zu</strong> empfehlen und Teil der Si<strong>ch</strong>erheitsvors<strong>ch</strong>riften.<br />

2.8 Gewi<strong>ch</strong>t: Modelle die ein Gewi<strong>ch</strong>t von 50-60 kg errei<strong>ch</strong>en sind hö<strong>ch</strong>st unhandli<strong>ch</strong><br />

und ein ständiges Problem das ein kräftiger Mann gerade no<strong>ch</strong> alleine tragen<br />

kann. Es ist ein Gewi<strong>ch</strong>t das weit über der maximalen Belastung liegt die von<br />

Versi<strong>ch</strong>erungen und SUVA erlaubt sind. Ein historis<strong>ch</strong> proportioniertes Modell von 35<br />

kg ist bereits ein grosses aber für eine Einzelperson no<strong>ch</strong> bedienbares Modell.<br />

2.9 Putzs<strong>ch</strong>raube: Sie hat kein historis<strong>ch</strong>es Vorbild, sie ist ein Si<strong>ch</strong>erheitsrisiko<br />

und dient vor allem als Beruhigungsmittel für heutige Kanoniere mit Modellen von<br />

Vorderlader-<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n. Ladefehler und Zündversagen sind bei Modellges<strong>ch</strong>ützen<br />

<strong>zu</strong> einem gravieren<strong>den</strong> Problem gewor<strong>den</strong> weil sie ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> historis<strong>ch</strong>em Vorbild<br />

gela<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong> Ladung und Ges<strong>ch</strong>oss hinten hinaus <strong>zu</strong> stossen ist da bedeutend<br />

lei<strong>ch</strong>ter als diese von der Mündung her hinaus <strong>zu</strong> ziehen. Nur für die Reinigung<br />

der Rohre ist der alleinige Zugang von der Mündung her völlig ausrei<strong>ch</strong>end <strong>zu</strong>mal die<br />

meisten Modelle aus rostfreien Metallen gebaut sind. Überdies wer<strong>den</strong> heute starke<br />

Pulverlösemittel verwendet wie sie historis<strong>ch</strong> nie in Gebrau<strong>ch</strong> waren. Das Reinigungsproblem<br />

kann au<strong>ch</strong> erlei<strong>ch</strong>tert wer<strong>den</strong> mit einem gerundeten Übergang von der<br />

Seelenwand <strong>zu</strong>m gera<strong>den</strong> Seelenbo<strong>den</strong> ohne s<strong>ch</strong>arfe Ecke, wie das bei historis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n für Jahrhunderte der Fall war.<br />

2.10 Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Kommission: Viellei<strong>ch</strong>t das grösste Problem bei S<strong>ch</strong>iessanlässen<br />

ist das te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e 'Niemandsland'. <strong>Die</strong> vorges<strong>ch</strong>lagene te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Kommission<br />

überwa<strong>ch</strong>t im Rahmen der <strong>Ri<strong>ch</strong>tlinien</strong> die klaren te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Grenzen und Regel<br />

aller <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> und Ihre Einteilung in die entspre<strong>ch</strong>ende Ges<strong>ch</strong>ützklasse. Sie soll<br />

überdies der kompetente und definitive Anspre<strong>ch</strong>partner für alle Mitglieder und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Probleme des SMKV sein. Sie soll auf Anfrage hin au<strong>ch</strong> Mitglieder beim Bau<br />

eines <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s beraten um unnötige Kosten <strong>zu</strong> vermei<strong>den</strong>. Sie erfüllt ihre Aufgabe<br />

im te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>/historis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong> als delegierte Sub-Kommission des Vorstandes<br />

und im weiteren Sinne der Generalversammlung.<br />

3


<strong>Die</strong> Ges<strong>ch</strong>ützklassen:<br />

Ges<strong>ch</strong>ützklassen sind eine Klassifizierung von s<strong>ch</strong>iessen<strong>den</strong> Ges<strong>ch</strong>ützmodellen innerhalb<br />

definierten Rahmenbedingungen na<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en / historis<strong>ch</strong>en Kriterien.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> jeder Klasse haben verglei<strong>ch</strong>bare te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Vorausset<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong><br />

Verwendung um einen fairen Wettkampf innerhalb der Klasse <strong>zu</strong> ermögli<strong>ch</strong>en. <strong>Die</strong><br />

<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> einer Klasse wer<strong>den</strong> deshalb ni<strong>ch</strong>t gegen die <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> einer andern<br />

Klasse um die glei<strong>ch</strong>e Auszei<strong>ch</strong>nung s<strong>ch</strong>iessen. Ob die Seelenlänge oder Kaliber<br />

von Modellkanonen mit S<strong>ch</strong>warzpulver auf S<strong>ch</strong>ussdistanzen bis 50 m eine bemerkbare<br />

ballistis<strong>ch</strong>e Bedeutung <strong>zu</strong>kommt ist sehr fragli<strong>ch</strong>. Gegenwärtig feuern alle <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong><br />

mit etwa glei<strong>ch</strong>er Erhöhung auf die Distanzen 25m und 50 m. <strong>Die</strong> Ges<strong>ch</strong>ützlänge<br />

ist deshalb kein Klassenkriterium. <strong>Die</strong> geringere Trefferquote auf 50 Meter<br />

muss na<strong>ch</strong> gegenwärtigen Erkenntnissen primär Zielfehlern <strong>zu</strong>ges<strong>ch</strong>rieben wer<strong>den</strong>.<br />

Verifizierte Tests oder diesbezügli<strong>ch</strong>e wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Werte für Kanonen sind keine<br />

bekannt. Jeder Kanonier hat somit die Mögli<strong>ch</strong>keit na<strong>ch</strong> eigenem Ermessen,<br />

Glauben oder Überzeugung die Länge und Kaliber seines <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s im Rahmen<br />

der bestehen<strong>den</strong> <strong>Ri<strong>ch</strong>tlinien</strong> selbst <strong>zu</strong> wählen und mit seinem Ges<strong>ch</strong>ütz an der 25 m<br />

und 50 m S<strong>ch</strong>iessdisziplinen teilnehmen.<br />

3.0 Klasse 1, (Königsklasse):<br />

Das massstabgetreue Modell einer existieren<strong>den</strong> Originalkanone ist sowohl historis<strong>ch</strong><br />

als au<strong>ch</strong> handwerkli<strong>ch</strong> das vollkommenste und optimale Errei<strong>ch</strong>bare mit historis<strong>ch</strong>en<br />

Ges<strong>ch</strong>ützmodellen im Sinne unserer Statuten. <strong>Die</strong>se Klasse stellt au<strong>ch</strong> die<br />

hö<strong>ch</strong>sten Anforderungen an <strong>den</strong> Kanonier bezügli<strong>ch</strong> individueller Anpassung und<br />

Vertrautheit mit der historis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>iesskunst. <strong>Die</strong> <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> der Klasse 1 und ihre<br />

erfolgrei<strong>ch</strong>e Verwendung sind deshalb der Kern der SMKV Ziele und Absi<strong>ch</strong>ten. Mit<br />

glei<strong>ch</strong>en Mitteln und auf glei<strong>ch</strong>e Weise dasselbe <strong>zu</strong> errei<strong>ch</strong>en wie ein zeitgenössis<strong>ch</strong>er<br />

Kanonier, das ist die wahre Herausforderung die es <strong>zu</strong> meistern gilt in jeder<br />

Vereinigung mit einem historis<strong>ch</strong>en Anspru<strong>ch</strong>.<br />

3.1 Kaliber: <strong>Die</strong> Wahl des Kalibers ist dur<strong>ch</strong> die Massstabstreue und die <strong>Ri<strong>ch</strong>tlinien</strong><br />

bes<strong>ch</strong>ränkt. Das Kaliber soll so weit als mögli<strong>ch</strong> dem Massstab entspre<strong>ch</strong>en<br />

do<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>zeitig ein geringeres Kaliber von 22mm oder no<strong>ch</strong> weniger ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Um trotz dieser Kaliber-Empfehlung au<strong>ch</strong> eine mögli<strong>ch</strong>st proportionale Seelenlänge<br />

<strong>zu</strong> bewahren, muss der Rohrdur<strong>ch</strong>messer beim Zündlo<strong>ch</strong> aus Si<strong>ch</strong>erheitsgrün<strong>den</strong><br />

mindestens 3.0 Kaliber betragen. Glei<strong>ch</strong>zeitig darf er 4.6 Kaliber ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>reiten<br />

um Kaliberlängen von Gewehrläufen <strong>zu</strong> vermei<strong>den</strong>. Aus optis<strong>ch</strong>en und praktis<strong>ch</strong>en<br />

Grün<strong>den</strong> sollte die Mündung als Tri<strong>ch</strong>ter von einem halben Kaliber Tiefe geformt<br />

wer<strong>den</strong>. Der grösste Dur<strong>ch</strong>messer des Tri<strong>ch</strong>ters bei der Mündungsflä<strong>ch</strong>e entspri<strong>ch</strong>t<br />

dem massstabgetreuen Kaliber des Originals mit einer gera<strong>den</strong> Verengung bis <strong>zu</strong>m<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Kaliber des Modells. <strong>Die</strong> Platzierung, Zentrierung und Einführung von<br />

Ladung, S<strong>ch</strong>usspflaster und Ges<strong>ch</strong>oss wird dadur<strong>ch</strong> erlei<strong>ch</strong>tert und zeitli<strong>ch</strong> verkürzt.<br />

3.3 Andere Ges<strong>ch</strong>ütztypen: Es ist in jedem Falle sehr wüns<strong>ch</strong>enswert eine mögli<strong>ch</strong>st<br />

grosse Anzahl vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>er Ges<strong>ch</strong>ütztypen in Verwendung <strong>zu</strong> sehen und jeder<br />

Kanonier soll die Mögli<strong>ch</strong>keit haben mit einem aussergewöhnli<strong>ch</strong>en Modell gemäss<br />

Reglement <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>iessen. Einige <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> mit Kammern wie das Einhorn,<br />

Granatenges<strong>ch</strong>ütze, Drakes und lange Haubitzen könnten sogar ohne Kammern gebohrt<br />

wer<strong>den</strong> und dürften ohne weiteres mit normalen Kanonen auf die übli<strong>ch</strong>en Distanzen<br />

mithalten können. Dasselbe gilt für historis<strong>ch</strong>e Hinterlader. Au<strong>ch</strong> Carrona<strong>den</strong><br />

und kurze Haubitzen sind interessante Modelle die si<strong>ch</strong>er auf 25 m wettbewerbsfähig<br />

sind und bei Bedarf könnte immer no<strong>ch</strong> eine separate Klasse eingeri<strong>ch</strong>tet wer<strong>den</strong>.<br />

4


Selbst Mörser konnten historis<strong>ch</strong> wiederholt dokumentiert, im Fla<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>uss verwendet<br />

wer<strong>den</strong> au<strong>ch</strong> wenn i<strong>ch</strong> da persönli<strong>ch</strong> einige Zweifel <strong>zu</strong>r Treffsi<strong>ch</strong>erheit habe. Auf je<strong>den</strong><br />

Fall sollte der Kanonier die kreative Mögli<strong>ch</strong>keit haben si<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> entfalten und etwas<br />

Neues <strong>zu</strong> versu<strong>ch</strong>en, Klasse 1 vers<strong>ch</strong>afft diese Mögli<strong>ch</strong>keit. Es wäre dabei empfehlenswert<br />

ein geplantes Ges<strong>ch</strong>ütz dieser Art im Voraus mit der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Kommission<br />

<strong>zu</strong> diskutieren.<br />

3.7 Prämierung: <strong>Die</strong> erfolgrei<strong>ch</strong> erfüllten <strong>zu</strong>sätzli<strong>ch</strong>en Anforderungen die das<br />

massstabgetreues Modell eines Originalges<strong>ch</strong>ützes mit Lafette mit si<strong>ch</strong> bringt, ist in<br />

jeder Hinsi<strong>ch</strong>t ein Erfolg der einen Kanonier mit Stolz erfüllen kann und dementspre<strong>ch</strong>end<br />

gewürdigt wer<strong>den</strong> sollte. Abgesehen von einer unfallfreien S<strong>ch</strong>iesstätigkeit<br />

gibt es ni<strong>ch</strong>ts was <strong>den</strong> Ruf der Ernsthaftigkeit, Professionalität und Vorbildsfunktion<br />

des SMKV mehr fördern und betonen könnte, als exakte massstabgetreues Modelle.<br />

Allein s<strong>ch</strong>on der Vors<strong>ch</strong>lag <strong>zu</strong> Prämierung ist eine verdiente Anerkennung und der<br />

Wettbewerb um <strong>den</strong> ersten Platz in dieser Prämierung ist ni<strong>ch</strong>t nur der Kamerads<strong>ch</strong>aft<br />

und Zusammenarbeit förderli<strong>ch</strong>, sondern au<strong>ch</strong> <strong>den</strong> Zielen des SMKV.<br />

4.0 Klasse 2, (Freie Kanonen):<br />

<strong>Die</strong> Modellkanonen dieser Klasse sind mehrheitli<strong>ch</strong> das Ergebnis eines gravieren<strong>den</strong><br />

Mangels an erhältli<strong>ch</strong>en Informationen über historis<strong>ch</strong>e Artillerie. Sol<strong>ch</strong>e Modelle haben<br />

auf Grund von Illustrationen ohne Dimensionen die ungefähren Proportionen und<br />

Eigens<strong>ch</strong>aften von historis<strong>ch</strong>en Modellkanonen im Sinne der Statuten. <strong>Die</strong> <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong><br />

dieser Klasse wer<strong>den</strong> deshalb definiert mit te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Spezifikationen von beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />

Bandbreite für 'normale' europäis<strong>ch</strong>e Kanonen von Mitte 16. bis 19. Jahrhunderts<br />

wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> auf über 600 ausgemessene Originalkanonen stützt. Bei dieser<br />

Gelegenheit muss au<strong>ch</strong> erwähnt wer<strong>den</strong> das die Bezei<strong>ch</strong>nungen 'S<strong>ch</strong>iffskanone',<br />

'Feldkanone', 'Festungskanone' etc., einen Verwendungszweck bes<strong>ch</strong>reibt und ni<strong>ch</strong>t<br />

primär ein Ges<strong>ch</strong>ütztyp weil fast alle Ges<strong>ch</strong>ützrohre während ihrer <strong>Die</strong>nstzeit für zwei<br />

oder no<strong>ch</strong> mehr vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e Verwendungszwecke eingesetzt waren.<br />

4.1 Rohrdur<strong>ch</strong>messer bei Zündlo<strong>ch</strong>: Wie bereits in Art. 2.5 erklärt muss der<br />

Rohrdur<strong>ch</strong>messer beim Zündlo<strong>ch</strong> mindestens 3.0 Kaliber betragen. Weil in der Zeit<br />

vom 15. – 19. Jahrhundert au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e Sorten von S<strong>ch</strong>warzpulver in<br />

gebrau<strong>ch</strong> waren muss diese te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Bandbreite no<strong>ch</strong> grosszügiger sein. Der<br />

maximale Rohrdur<strong>ch</strong>messer beim Zündlo<strong>ch</strong> von 5.4 Kalibern für Klasse 2 berücksi<strong>ch</strong>tig<br />

diese Kriterien und ermögli<strong>ch</strong>t ein Mindestmass an korrekten Proportionen und<br />

Ähnli<strong>ch</strong>keit <strong>zu</strong> historis<strong>ch</strong>en Vorbildern im Sinne der Statuten<br />

4.3 Mündungskopf: Der Mündungskopfes mit seinem grösseren Dur<strong>ch</strong>messer ist<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> eine notwendige Verstärkung der Seelenwand gegen <strong>den</strong> massiven<br />

Druckabfalls am Ende der Seele und <strong>den</strong> S<strong>ch</strong>wingungen des Rohres dur<strong>ch</strong> die<br />

s<strong>ch</strong>lagende Kugel. <strong>Die</strong>se Verstärkung der Mündung wurde für <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> hinter<br />

Stückpforten mögli<strong>ch</strong>st klein gehalten, bei Feldges<strong>ch</strong>ützen ist sie meist etwas grösser.<br />

Bei der grossen Mehrheit aller gemessenen Originalges<strong>ch</strong>ützen liegt diese Verstärkung<br />

oder Dur<strong>ch</strong>messer des Mündungskopfes bei 60-70% des Dur<strong>ch</strong>messers<br />

des Bo<strong>den</strong>rings.<br />

4.4 – 4.6 <strong>Die</strong> Zapfen der vorhan<strong>den</strong>en Ges<strong>ch</strong>ützmodelle sind fast ausnahmslos<br />

<strong>zu</strong> lang und <strong>zu</strong> dünn. Sie müssen das Gewi<strong>ch</strong>t der Kanone (bis <strong>zu</strong> 5 t) tragen und die<br />

Energie der S<strong>ch</strong>usslösung, die Inertia und das Gewi<strong>ch</strong>t (bis ca. 1 t) der Lafette absorbieren.<br />

Aus diesem Grunde haben die Zapfen eine Länge und Dicke von etwa<br />

5


einem (original) Kaliber oder (Original) Kugeldur<strong>ch</strong>messer bei allen <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n. <strong>Die</strong><br />

Zapfen haben überdies einen ents<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong><strong>den</strong> Einfluss auf das Ges<strong>ch</strong>ützverhalten<br />

und damit auf die Leistung und Präzision der Kanone. <strong>Die</strong> Zapfen müssen si<strong>ch</strong> deshalb<br />

frei und ohne Widerstand in der Zapfenpfanne drehen und dürfen ni<strong>ch</strong>t 'kleben'.<br />

4.9 Vorbildna<strong>ch</strong>weis: Der Na<strong>ch</strong>weis für die Qualität und Authentizität eines Ges<strong>ch</strong>ützmodells<br />

geht immer <strong>zu</strong> Last des Kanoniers. Für die Königsklasse sind dies alle<br />

detaillierten Dimensionen für je<strong>den</strong> Teil des <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s, Bilder und mögli<strong>ch</strong>erweise<br />

der Aufenthaltsort des <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s <strong>zu</strong>r Zeit seiner Erfassung oder der Dokumente mit<br />

allen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Massen der glei<strong>ch</strong>en Qualität. Für die 2. Klasse genügen Bilder,<br />

Fotos oder Zei<strong>ch</strong>nungen aus einer historis<strong>ch</strong> authentis<strong>ch</strong>er Quelle mit <strong>zu</strong>mindest <strong>den</strong><br />

Hauptdimensionen wie Länge, Kaliber, usw. wobei das Rohr in etwa ähnli<strong>ch</strong>en Proportionen<br />

und Aussehen gemäss Bild gefertigt sein sollte. Modelle der 3. Klasse haben<br />

und erfordern keinen Vorbildsna<strong>ch</strong>weis.<br />

5.0 Klasse 3, (Feuerrohre):<br />

Eine Anzahl unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Motive und Ursa<strong>ch</strong>en liess sol<strong>ch</strong>er Feuerrohre entstehen<br />

wel<strong>ch</strong>e zwar die ballistis<strong>ch</strong>en Eigens<strong>ch</strong>aften von Langges<strong>ch</strong>ützen erfüllen do<strong>ch</strong><br />

weitgehend keine äusserli<strong>ch</strong>e Proportionen, Eigens<strong>ch</strong>aften und Aussehen von historis<strong>ch</strong>en<br />

Langges<strong>ch</strong>ützen aufweisen. <strong>Die</strong> Klasse 3 ist damit ein notwendiges Sammelbecken<br />

für <strong>den</strong> hoffentli<strong>ch</strong> kurzfristigen Aufenthalt von Rohren wel<strong>ch</strong>e die Anforderungen<br />

von Klasse 1 & 2 ni<strong>ch</strong>t erfüllen. <strong>Die</strong> Klasse garantiert glei<strong>ch</strong>zeitig dass jeder<br />

Kanonier mit seinem Ges<strong>ch</strong>ütz s<strong>ch</strong>iessen kann solange es die minimalen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Anforderungen bezügli<strong>ch</strong> Si<strong>ch</strong>erheit erfüllt. Als eine Art Übergangsklasse hat<br />

der Kanonier die Zeit für eine Abänderung oder Ersatz seines Rohres und erlaubt<br />

sofortige aktive Teilnahme von neuen Mitgliedern deren <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zertifiziert<br />

wer<strong>den</strong> konnten. Der Verbleib in Klasse 3 untersteht keiner zeitli<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>ränkung.<br />

5.1 <strong>Die</strong>se Rohre müssen als ein Minimum die '<strong>Allgemeine</strong>n te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Spezifikationen'<br />

erfüllen. Es ist wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> das si<strong>ch</strong> in dieser Gruppe Rohre mit sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Eigens<strong>ch</strong>aften befin<strong>den</strong> die einen fairen Wettkampf unter<br />

verglei<strong>ch</strong>baren Bedingungen in Frage stellen. Es liegt deshalb im Ermessen des einzelnen<br />

Kanoniers <strong>den</strong> Aufenthalt seines <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s in dieser Klasse auf eine minimale<br />

Zeitdauer <strong>zu</strong> bes<strong>ch</strong>ränken.<br />

5.2 Rohrlänge: 'Feuerrohre' haben die ballistis<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aft und Aussehen von<br />

Langges<strong>ch</strong>ützen. Aus diesen Grün<strong>den</strong> muss die Seele der Rohre mindesten eine<br />

Länge von 15 Kalibern errei<strong>ch</strong>en und diese Seele muss über ihre gesamte Länge<br />

zylindris<strong>ch</strong> gebohrt sein.<br />

Lafetten:<br />

Historis<strong>ch</strong> waren Lafetten ein Gebrau<strong>ch</strong>sartikel der aus logistis<strong>ch</strong>en Grün<strong>den</strong> seit<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts langsam standardisiert wurde und sie unterlagen einem<br />

primären Kriterium, entweder war sie funktionstaugli<strong>ch</strong> oder ni<strong>ch</strong>t. Weil Funktionstaugli<strong>ch</strong>keit<br />

eine Frage der Verwendung und subjektiver Interpretation ist, war die<br />

Konstruktions-Philosophie von Lafetten sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> in <strong>den</strong> vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>en<br />

Ländern und Zeitperio<strong>den</strong>. Deshalb sind au<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>e 'historis<strong>ch</strong> Korrekte' Lafetten<br />

für das glei<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>ütz mögli<strong>ch</strong> solange die Konstruktionsteile und das Lafettenmaterial<br />

von zeitgenössis<strong>ch</strong>em Aussehen sind. Ein weiteres Kriterium für eine<br />

6


gute Lafette na<strong>ch</strong> historis<strong>ch</strong>em Vorbild ist eine Lafette die im Original ihren Zweck im<br />

Einsatz hätte erfüllen können. Es ist deshalb sehr empfehlenswert Zei<strong>ch</strong>nungen oder<br />

Pläne einer dokumentierten historis<strong>ch</strong>en Lafette als Vorbild für alle Klassen <strong>zu</strong> nehmen.<br />

Wesentli<strong>ch</strong> für die Prämierung einer massstabgetreuen Lafette wer<strong>den</strong> die historis<strong>ch</strong>e<br />

Vorbildtreue der Konstruktion, der historis<strong>ch</strong> korrekte Erhöhungs-<br />

Me<strong>ch</strong>anismus <strong>zu</strong>m passen<strong>den</strong> Ges<strong>ch</strong>ützrohr, die Details der Bes<strong>ch</strong>läge und die Räder<br />

sein.<br />

Festungs- und Marinelafetten: <strong>Die</strong> 1. Zei<strong>ch</strong>nung stellt eine ausgemessene original<br />

32 Pfünder englis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>iffs- oder Festungslafette um das Jahr 1850 dar. Es ist eine<br />

offene Lafette, das heisst ohne Bo<strong>den</strong> zwis<strong>ch</strong>en <strong>den</strong> Wän<strong>den</strong> wie das um das Jahr<br />

1750 und später übli<strong>ch</strong> wurde. Weil S<strong>ch</strong>iffs- und Festungsartillerie unter <strong>den</strong> glei<strong>ch</strong><br />

engen Platzverhältnissen verwendet wur<strong>den</strong> sind sie au<strong>ch</strong> meistens von glei<strong>ch</strong>er<br />

Konstruktion. Ein Unters<strong>ch</strong>ied besteht eigentli<strong>ch</strong> nur mit <strong>den</strong> 4 Blockrädern. Bei diesem<br />

Beispiel als Festungslafette bestehen sie aus Gusseisen und waren früher aus<br />

Holz mit einem starken, an <strong>den</strong> Aussenseiten lei<strong>ch</strong>t abgerundeten Eisenreifen. Als<br />

S<strong>ch</strong>iffslafette sind die Blockräder ohne Eisenreifen mit lei<strong>ch</strong>t gerundeten Aussenkanten<br />

des Holzes. <strong>Die</strong>se Art Lafetten sind au<strong>ch</strong> als 'stehende Lafetten' bekannt und die<br />

Räder auf unges<strong>ch</strong>mierten A<strong>ch</strong>sen dienen ni<strong>ch</strong>t nur der Bewegung des <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s<br />

sondern au<strong>ch</strong> dem Absorbieren des Rückstosses.<br />

Das 2. Beispiel einer offenen englis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>iffs- und Festungslafette hat als Bremsblock-Lafette<br />

keine Hinterräder wodur<strong>ch</strong> der Rücklauf no<strong>ch</strong> stärker abgebremst wird.<br />

Es ist die offizielle Zei<strong>ch</strong>nung der neuen Lafetten für ein 68 Pfünder oder 10 Zoll<br />

Granaten-<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> von 4 - 5 t Gewi<strong>ch</strong>t für das englis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>uls<strong>ch</strong>iff der Marine<br />

Artillerie H.M.S. Excellent um das Jahr 1834. <strong>Die</strong>se Art Lafette wurde ebenfalls seit<br />

dem früher 18. Jahrhundert in Festungen und Positionen verwendet. Bei diesem Beispiel<br />

sind die Vorderräder jedo<strong>ch</strong> aus Holz wie das bei der Marine übli<strong>ch</strong> war. Dur<strong>ch</strong><br />

Niederdrücken des Rollkuhfusses wurde der Hinterteil der Lafette angehoben um das<br />

Ges<strong>ch</strong>ütz <strong>zu</strong> bewegen. Sehr ähnli<strong>ch</strong>e Lafetten aber au<strong>ch</strong> in vielen Variationen wur<strong>den</strong><br />

<strong>zu</strong>erst in der Küsten- und später au<strong>ch</strong> in der Festungs- und Marineartillerie auf<br />

Rahmen montiert um als Pivot- oder Rahmenlafetten ein ras<strong>ch</strong>es Seitenri<strong>ch</strong>ten <strong>zu</strong><br />

ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Feldlafetten: <strong>Die</strong> Wandlafette wurde Mitte des 16. Jahrhunderts eingeführt und<br />

dur<strong>ch</strong>lief viele Modifikationen bis sie im Jahre 1765 von Gribeauval mit weiteren Modifikationen<br />

und mit einer Munitionskiste ausgerüstet, in allen Teilen standardisiert<br />

und berühmt wurde. In der entspre<strong>ch</strong>en<strong>den</strong> Rubrik ist die Zei<strong>ch</strong>nung des S<strong>ch</strong>rauben<br />

Ri<strong>ch</strong>tkeils wie er mindestens seit dem frühen 18. Jahrhundert in Deuts<strong>ch</strong>land und in<br />

ähnli<strong>ch</strong>er Form anfängli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> von Gribeauval verwendet wurde. Das 2. Beispiel ist<br />

eine S<strong>ch</strong>wanzlafette. Sie wurde Mitte des 18. Jahrhundert bei der lei<strong>ch</strong>ten Artillerie<br />

verwendet und ab dem Jahre 1778 in England beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> weiter entwickelt, weiter<br />

modifiziert im Jahre 1788 und im Jahre 1795 als offizielle englis<strong>ch</strong>en Lafette für die<br />

Pferdeartillerie eingeführt. Sie war lei<strong>ch</strong>ter als die Wandlafette und erlaubte einen<br />

engeren Drehkreis beim Fahren. Alle diese Lafetten wer<strong>den</strong> als 'fahrende Lafetten'<br />

bezei<strong>ch</strong>net, die Mobilität der Feldartillerie unter allen Bedingungen war das wi<strong>ch</strong>tigste<br />

Kriterium <strong>zu</strong>r Taugli<strong>ch</strong>keit. <strong>Die</strong> S<strong>ch</strong>wanzlafette wurde s<strong>ch</strong>on bald in andern europäis<strong>ch</strong>en<br />

Ländern adoptiert, <strong>zu</strong>erst bei der Feldartillerie, dann au<strong>ch</strong> für die Belagerungsartillerie<br />

und in der S<strong>ch</strong>weiz mit Ord. 1826. Sie wurde <strong>zu</strong>letzt in Ble<strong>ch</strong> gebaut<br />

und erst na<strong>ch</strong> dem 1 Weltkrieg langsam dur<strong>ch</strong> Spreizlafetten ersetzt wel<strong>ch</strong>e mehr<br />

Erhöhung und seitli<strong>ch</strong>e Stabilität erlaubten.<br />

7


Zielhilfen<br />

Das Ri<strong>ch</strong>ten und Zielen mit Kanonen verursa<strong>ch</strong>t Probleme für moderne S<strong>ch</strong>ützen<br />

deren Ri<strong>ch</strong>tverständnis und –Logik auf Gewehrvisiere und Präzisionswaffen für<br />

Punktziele fixiert sind. Visier na<strong>ch</strong> heutigen Vorstellungen von Höhen- und Seitenri<strong>ch</strong>tung<br />

mit der glei<strong>ch</strong>en Visierlinie kamen jedo<strong>ch</strong> erst mit gezogenen Hinterladerkanonen<br />

um das Jahr 1860 langsam in Gebrau<strong>ch</strong>. Vorher beruhte die historis<strong>ch</strong>e Zielerfassung<br />

von Vorderladern auf zwei separate Ri<strong>ch</strong>tvorgänge mit der Seitenri<strong>ch</strong>tung<br />

als Ausgangspunkt.<br />

<strong>Die</strong> Hoffnung und Absi<strong>ch</strong>t genau <strong>zu</strong> treffen wurde au<strong>ch</strong> historis<strong>ch</strong> gepflegt, do<strong>ch</strong> mit<br />

allgemein mässigem Erfolge auf Punktziele, das war te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> mit einer run<strong>den</strong> Kugel<br />

und dem damaligen grossem Spiel au<strong>ch</strong> kaum errei<strong>ch</strong>bar. Wenn die Seitenri<strong>ch</strong>tung<br />

stimmte, konnte au<strong>ch</strong> ein <strong>zu</strong> kurzer S<strong>ch</strong>uss eine verheerende Wirkung haben.<br />

Das ist der Hintergrund <strong>zu</strong>r systematis<strong>ch</strong> Entwicklung des taktis<strong>ch</strong>en Rico<strong>ch</strong>et-<br />

Feuers dur<strong>ch</strong> Vauban in Frankrei<strong>ch</strong> seit dem Jahre 1697, wel<strong>ch</strong>e bald au<strong>ch</strong> von andern<br />

Ländern übernommen wurde. <strong>Die</strong> zwingende Notwendigkeit mit grösserer Erhöhung<br />

Punktziele <strong>zu</strong> treffen, war ebenfalls bes<strong>ch</strong>ränkt. In der Feldartillerie begann<br />

die Feuereröffnung meist über der Kerns<strong>ch</strong>ussweite und bei hastig aufgefahrenen<br />

<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>, die ni<strong>ch</strong>t in der genauen Horizontalen stan<strong>den</strong> und bei jedem S<strong>ch</strong>uss<br />

au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> völlig aus der Ri<strong>ch</strong>tung kamen, war eine genaue Höhenri<strong>ch</strong>tung eher eine<br />

Glücksa<strong>ch</strong>e. Bei der Belagerungs- und Positionsartillerie hatte man genügend Zeit<br />

Positionen vor<strong>zu</strong>bereiten, <strong>zu</strong> beziehen und si<strong>ch</strong> ein<strong>zu</strong>s<strong>ch</strong>iessen, bei der Marine Artillerie<br />

waren die S<strong>ch</strong>ussdistanzen meist unter der Kerns<strong>ch</strong>ussweite und die Ges<strong>ch</strong>ützplattform<br />

bewegli<strong>ch</strong>. Was Punktziele betraf wurde jedo<strong>ch</strong> von einem tü<strong>ch</strong>tigen Kanonier<br />

erwartet, dass er bei 2. oder 3. S<strong>ch</strong>uss sein Ziel traf.<br />

7.2 Seitenri<strong>ch</strong>ten: <strong>Die</strong> historis<strong>ch</strong>e Visierlinie verlief über die vertikal hö<strong>ch</strong>sten<br />

Punkte des <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s vom Bo<strong>den</strong>ring <strong>zu</strong>m Mündungskopf, in der Vertikalen genau<br />

parallel <strong>zu</strong>r unsi<strong>ch</strong>tbaren Seelena<strong>ch</strong>se. <strong>Die</strong> historis<strong>ch</strong>en Indizien für das permanente<br />

oder temporäre Markieren dieser Visierlinie als Ri<strong>ch</strong>thilfe auf der Aussenseite des<br />

<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s gehen <strong>zu</strong>rück ins 16. Jahrhundert. Der einzige Nutzen dieser Visierlinie<br />

und Markierungen war die Seitenri<strong>ch</strong>tung des <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s.<br />

7.4 Erstaunli<strong>ch</strong>erweise gab es zwar einige systematis<strong>ch</strong> angebra<strong>ch</strong>te permanente<br />

Seitenri<strong>ch</strong>tmarkierungen meist vorne an <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n, do<strong>ch</strong> nur in wenigen Ländern<br />

und relativ spät. I<strong>ch</strong> habe kaum je eine Seitenri<strong>ch</strong>tmarkierungen bei frühen französis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n gefun<strong>den</strong>, trotzdem wur<strong>den</strong> sie im Jahre 1732 abges<strong>ch</strong>afft und<br />

erst 1765 wieder eingeführt. Englis<strong>ch</strong>e Bronzeges<strong>ch</strong>ütze hatten ab etwa 1740 eine<br />

vordere Seitenmarkierung und etwa drei Jahrzehnte später wur<strong>den</strong> sie dur<strong>ch</strong> eine<br />

Kerbe vorne und hinten bei Bronze- und Eisenges<strong>ch</strong>ützen ersetzt. <strong>Die</strong>se Kerbe hätte<br />

bei älteren <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n allerdings au<strong>ch</strong> einige Jahrzehnte na<strong>ch</strong> Indienststellung des<br />

<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s angebra<strong>ch</strong>t wer<strong>den</strong> können. Ein Korn und Kimme als Seitenri<strong>ch</strong>tmarkierung<br />

kam in England erst na<strong>ch</strong> dem Jahre 1870 in Gebrau<strong>ch</strong>. In Frankrei<strong>ch</strong> und bei<br />

Berner <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n tau<strong>ch</strong>ten sie teilweise bereits um das Jahr 1765 auf. In <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong><br />

bes<strong>ch</strong>ränkten sie diese Markierungen auf ein Korn mit <strong>den</strong> Feldges<strong>ch</strong>ützen<br />

Mod. 1773 während die zweite Markierung hinten, au<strong>ch</strong> bei Eisenges<strong>ch</strong>ützen,<br />

erst in <strong>den</strong> 1840er Jahren vermehrt auftau<strong>ch</strong>te.<br />

Von praktis<strong>ch</strong>er Bedeutung war die Linie des Metalls über <strong>den</strong> hö<strong>ch</strong>sten vertikalen<br />

Rohrdur<strong>ch</strong>messer hinten und vorne am Rohr weil sie ein genaues Ausri<strong>ch</strong>ten des<br />

<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s auf das Ziel ermögli<strong>ch</strong>te. Dur<strong>ch</strong> die konis<strong>ch</strong>e Form des Rohres ist die<br />

8


Linie des Metalls bei einem historis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>ütz ni<strong>ch</strong>t parallel <strong>zu</strong> Seelena<strong>ch</strong>se. Bei<br />

einer horizontalen Visierlinie über das Metall hat das Ges<strong>ch</strong>ütz in Wirkli<strong>ch</strong>keit eine<br />

Elevation von 1° - 2½° Grad, es s<strong>ch</strong>iesst also weiter als bei einer 0° Grad Kerns<strong>ch</strong>ussweite.<br />

Dem Vernehmen na<strong>ch</strong> wurde deshalb in Frankrei<strong>ch</strong> die Linie des Metalls<br />

als Kerns<strong>ch</strong>ussweite bezei<strong>ch</strong>net und einige Indizien spre<strong>ch</strong>en dafür, dass dies<br />

au<strong>ch</strong> der Fall in andern Ländern war bevor im 17. Jahrhundert die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Betra<strong>ch</strong>tungsweise aller Dinge au<strong>ch</strong> bei der Artillerie begann und so nebenbei <strong>den</strong><br />

Mystis<strong>ch</strong>en Ruf der Bü<strong>ch</strong>senmeister untergruben. <strong>Die</strong> Kerns<strong>ch</strong>ussweite kann natürli<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> mit der Lademenge bei Originalges<strong>ch</strong>ützen und Ges<strong>ch</strong>ützmodellen verkürzt<br />

oder bes<strong>ch</strong>ränkt verlängert wer<strong>den</strong>. Neben allen damaligen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

brau<strong>ch</strong>te der historis<strong>ch</strong>e Kanonier jedo<strong>ch</strong> vor allem Erfahrung und etwas Glück.<br />

7.5 Stangenvisier: Na<strong>ch</strong> etwa dem Jahre 1765 kamen in einigen Ländern langsam<br />

zentrale 'Stangenvisiere' in Gebrau<strong>ch</strong> die zwar Visiere genannt wur<strong>den</strong>, in Wirkli<strong>ch</strong>keit<br />

aber nur eine in der Höhe verstellbare Seitenri<strong>ch</strong>tmarkierung sind für S<strong>ch</strong>ussdistanzen<br />

über der Kerns<strong>ch</strong>ussweite und der Visierlinie über das Metall. <strong>Die</strong>se 'Stangen'<br />

wur<strong>den</strong> bald mit eingravierten S<strong>ch</strong>ussdistanzen versehen wel<strong>ch</strong>e in der Praxis<br />

ges<strong>ch</strong>ätzt wer<strong>den</strong> musste. Damit konnte der notwendige Elevationswinkel gemäss<br />

S<strong>ch</strong>usstabelle eingestellt wer<strong>den</strong> na<strong>ch</strong>dem die Seitenri<strong>ch</strong>tung bestimmt war, weil der<br />

Kopf der Kanone je na<strong>ch</strong> Position der Kanone, die Si<strong>ch</strong>t auf das Ziel verdeckte. Abgesehen<br />

vom Wuns<strong>ch</strong> der Vorbildtreue, sind Stangenvisiere für Modellkanonen nutzlos<br />

weil die S<strong>ch</strong>ussdistanzen <strong>zu</strong> gering sind obwohl <strong>zu</strong>mindest das Gehäuse am Ges<strong>ch</strong>ütz<br />

natürli<strong>ch</strong> vorhan<strong>den</strong> sein muss.<br />

Elevation: <strong>Die</strong> Absi<strong>ch</strong>t auf grosse Distanzen mögli<strong>ch</strong>st sofort und präzise <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>iessen<br />

war ein besonderes Anliegen für die Küstenartillerie und in weiterem Sinne au<strong>ch</strong><br />

der Belagerungs- und Positionsartillerie. Das erforderte genau symmetris<strong>ch</strong>e Lafettenrädern,<br />

Zapfenlagern und die horizontale Zapfena<strong>ch</strong>se als Grundbedingungen<br />

<strong>zu</strong>m Aufbau einer präzisen Höhenri<strong>ch</strong>tung. Sie begann mit der Ausgangslage der<br />

Kerns<strong>ch</strong>ussweite. <strong>Die</strong>se Horizontale wurde theoretis<strong>ch</strong> mit Hilfe eines unpraktis<strong>ch</strong>en<br />

Quadranten ermittelt oder in der Praxis bis gut ins 19. Jahrhundert hinein mit einem<br />

so genannten 'Kampfstück'. Für genaue Höhenri<strong>ch</strong>tung war aber au<strong>ch</strong> die genau horizontale<br />

Position der Lafettenräder auf einem horizontalen Bo<strong>den</strong> eine Vorausset<strong>zu</strong>ng.<br />

Im Felde war es deshalb eine taktis<strong>ch</strong>er Notwendigkeit bei der Positionsartillerie,<br />

horizontale Ges<strong>ch</strong>ützplattformen <strong>zu</strong> bauen. Weil die Horizontale sol<strong>ch</strong>er Plattformen<br />

dur<strong>ch</strong> <strong>den</strong> Bau oder andauernder Verwendung aus der horizontalen geraten<br />

konnte, markierte der gewissenhafte Kanonier in jedem Fall die Position der Lafettenräder<br />

auf der Plattform. (14.3).<br />

7.4 Permanente Markierungen: <strong>Die</strong>se seitli<strong>ch</strong>e Markierung der Seelena<strong>ch</strong>se<br />

wurde gerade bei einigen englis<strong>ch</strong>en <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n na<strong>ch</strong> etwa dem Jahr 1780 permanent<br />

markiert, um die Verwendung des praktis<strong>ch</strong>en 'Kampfstückes' weitgehend <strong>zu</strong><br />

erübrigen. Auf diese 0° Grad Position der Kerns<strong>ch</strong>ussweite als Ausgangspunkt wur<strong>den</strong><br />

die S<strong>ch</strong>usstabellen mit S<strong>ch</strong>ussdistanzen und Elevationsgra<strong>den</strong> aufgebaut. Mit<br />

Hilfe des Quadranten konnte dem Rohr die passende Elevation für eine bekannte<br />

S<strong>ch</strong>ussdistanz gegeben wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong> 0° Grad Kerns<strong>ch</strong>ussweite war jedo<strong>ch</strong> eine theoretis<strong>ch</strong>e<br />

Grundlage in Verbindung mit der S<strong>ch</strong>usstabelle und s<strong>ch</strong>ulmässigem S<strong>ch</strong>iessen,<br />

weil die si<strong>ch</strong>tbare Visierlinie des <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s über die Linie des Metalls entweder<br />

deutli<strong>ch</strong> unter das Ziel zeigte oder bei grösserer Erhöhung der Ges<strong>ch</strong>ützkopf das<br />

Ziel verdeckte.<br />

9


7.6 Das Kampfstück: Der etwas unglückli<strong>ch</strong>e Name wurde vom Französis<strong>ch</strong>en<br />

ins Englis<strong>ch</strong>e und dann in die deuts<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e übersetzt. Das Kampfstück auf dem<br />

Mündungskopf verlegt die unsi<strong>ch</strong>tbare Seelena<strong>ch</strong>se horizontal genau parallel und<br />

si<strong>ch</strong>tbar auf die Aussenseite des Rohres. Es ist <strong>den</strong>kbar, wenn historis<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

erwiesen, dass au<strong>ch</strong> niedrigeren Kampfstücke verwendet wur<strong>den</strong> um ein genaues<br />

Treffen auf Distanzen zwis<strong>ch</strong>en der 0° Grad Kerns<strong>ch</strong>ussweite und der Visierlinie über<br />

das Metall <strong>zu</strong> ermögli<strong>ch</strong>en. Es s<strong>ch</strong>eint somit au<strong>ch</strong> ein legitimes Mittel <strong>zu</strong>m Ri<strong>ch</strong>ten<br />

von Modellges<strong>ch</strong>ützen <strong>zu</strong> sein.<br />

Zei<strong>ch</strong>nung Kampfstück:<br />

<strong>Die</strong> Höhe des Kampstückes beträgt <strong>den</strong> halben Diameter Unters<strong>ch</strong>ied der Visierlinie<br />

zwis<strong>ch</strong>en Bo<strong>den</strong>ring und Mündung. Wenn der Bo<strong>den</strong>ring einen Dur<strong>ch</strong>messer von<br />

100 mm und der Kopf 80 mm hat, so wird das Kampfstück eine Höhe von 10 mm<br />

haben müssen für die Kerns<strong>ch</strong>ussweite. Immer vorausgesetzt dass die Ges<strong>ch</strong>üt<strong>zu</strong>nd<br />

Seelena<strong>ch</strong>se genau übereinstimmten was bei historis<strong>ch</strong>en, über <strong>den</strong> Kern gegossenen<br />

<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n, dur<strong>ch</strong>aus ni<strong>ch</strong>t immer der Fall war. Das Kampfstück bestand<br />

ursprüngli<strong>ch</strong> aus einem Stück Holz das über das Rohr gelegt wurde. Es kann natürli<strong>ch</strong><br />

in der ri<strong>ch</strong>tigen Höhe au<strong>ch</strong> an jedem andern Ort des Rohres von <strong>den</strong> Zapfen<br />

vorwärts liegen. Es würde ledigli<strong>ch</strong> die Visierlinie verkürzen und damit die Chancen<br />

eines Zielfehlers erhöhen.<br />

Zei<strong>ch</strong>nung: <strong>Die</strong> 1. Kanone zeigt die theoretis<strong>ch</strong> horizontale Visierlinie parallel <strong>zu</strong>r<br />

Seelena<strong>ch</strong>se ermittelt mit dem Kampfstück oder Quadrant und bekannt als die Kerns<strong>ch</strong>ussweite.<br />

<strong>Die</strong> offizielle Definition für diese Distanz liegt in der Annahme des gera<strong>den</strong><br />

Fluges des Ges<strong>ch</strong>osses für diese Distanz, in der Praxis ist es der 1. Eins<strong>ch</strong>lag<br />

der Kugel auf der glei<strong>ch</strong>en Ebene auf der das Ges<strong>ch</strong>ütz steht. Das Ziel für die erste<br />

Kanone steht somit in grösserer Entfernung als die Kerns<strong>ch</strong>ussweite. <strong>Die</strong> Erfahrung<br />

mit zylindris<strong>ch</strong>en verfäls<strong>ch</strong>ten Modellkanonen lassen die Visierlinie über das Metall<br />

parallel <strong>zu</strong> Flugbahn ers<strong>ch</strong>einen, bei konis<strong>ch</strong>en und authentis<strong>ch</strong>en <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n muss<br />

aus diesem Grunde unter die S<strong>ch</strong>eibe gezielt wer<strong>den</strong>.<br />

<strong>Die</strong> 2. Kanone zeigt die horizontale Visierlinie über die Linie des Metalls. Das Ges<strong>ch</strong>ütz<br />

hat etwas Erhöhung, das Ges<strong>ch</strong>oss steigt über die Visierlinie und kreuzt die<br />

Visierlinie wieder, idealerweise genau beim Punktziel ausserhalb der Kerns<strong>ch</strong>ussweite.<br />

Mit präziser Einstellung der Erhöhung bei glei<strong>ch</strong>er Ladung kann dies theoretis<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> bei einem historis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>ütz errei<strong>ch</strong>t wer<strong>den</strong>.<br />

<strong>Die</strong> 3. Kanone zeigt warum die Zielerfassung und Ri<strong>ch</strong>tvorgang mit Gewehren ni<strong>ch</strong>t<br />

direkt auf historis<strong>ch</strong>e Kanonen übertragen wer<strong>den</strong> kann. Weil die Zapfen der Drehpunkt<br />

sind und die Mündung die Visierlinie vom hintern Visier <strong>zu</strong>m Ziel dur<strong>ch</strong>bri<strong>ch</strong>t.<br />

Zu diesem Zweck wurde das Stangenvisier gebrau<strong>ch</strong>t um die hintere Seitenri<strong>ch</strong>tmarkierung<br />

und Anfang der Visierlinie über <strong>den</strong> Ges<strong>ch</strong>ützkopf <strong>zu</strong>m Ziel wieder her<strong>zu</strong>stellen.<br />

Wettkampf<br />

8.1 Wenig Bea<strong>ch</strong>tung <strong>zu</strong>r Frage des Ges<strong>ch</strong>ützgewi<strong>ch</strong>tes ist das Thema S<strong>ch</strong>iesstis<strong>ch</strong>e.<br />

Das maximale Gewi<strong>ch</strong>t von 60 kg rollt, stösst und wird beim La<strong>den</strong> mögli<strong>ch</strong>erweise<br />

no<strong>ch</strong> über die hintere Tis<strong>ch</strong>kante gekippt. Ni<strong>ch</strong>t alle S<strong>ch</strong>iesstis<strong>ch</strong>e oder deren<br />

Beine sind stark genug für diese Belastung. Beim <strong>zu</strong>künftigen Bau oder Reparaturen<br />

von Tis<strong>ch</strong>en sollte dies berücksi<strong>ch</strong>tigt wer<strong>den</strong>.<br />

10


8.3 <strong>Die</strong> starre Organisation na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>ützklasse auf dieselbe S<strong>ch</strong>ussdistanzmuss<br />

flexibler wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong> unbesetzten Ges<strong>ch</strong>ützstellungen während des Wettkampfes<br />

und wartende Kanoniere mit Kanonen einer andern Klasse für die glei<strong>ch</strong>e Disziplin<br />

sind <strong>zu</strong> vermei<strong>den</strong>. Wartende, frustrierte und unter Zeitdruck stehende Kanoniere<br />

sind der allgemeinen Disziplin, der Si<strong>ch</strong>erheit und dem Sport ni<strong>ch</strong>t förderli<strong>ch</strong>. Na<strong>ch</strong>dem<br />

der erste S<strong>ch</strong>uss bei einem S<strong>ch</strong>iessanlass gefallen ist, muss die Organisation<br />

ein pausenloses S<strong>ch</strong>iessen in der betreffen<strong>den</strong> S<strong>ch</strong>iessdisziplin au<strong>ch</strong> von <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Klasse glei<strong>ch</strong>zeitig ermögli<strong>ch</strong>en. Das Feuer einer S<strong>ch</strong>iessdisziplin<br />

wird fortgesetzt solange willige Kanoniere jeder Klasse für die jeweilige<br />

S<strong>ch</strong>iessdisziplin bereit stehen.<br />

Klassen-Zertifikat<br />

9.1 Eine Neuheit ist das Klassen-Zertifikat für die <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> aller Klassen damit<br />

Waffenkontrolleure und Stückmeister ni<strong>ch</strong>t eine praktis<strong>ch</strong> unerfüllbare Pfli<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>gemutet<br />

wer<strong>den</strong> muss. Sie sind gegenwärtig in einer Situation in der sie auf blossen<br />

Augens<strong>ch</strong>ein hin subjektive ents<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong> müssen ob ein Rohr oder Lafette einem historis<strong>ch</strong>en<br />

Vorbild entspre<strong>ch</strong>en, <strong>zu</strong>m Beispiel eine 'S<strong>ch</strong>iffskanone' sein soll oder aus<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsgrün<strong>den</strong> disqualifiziert wer<strong>den</strong> muss. Es ist dabei ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> im Gedränge<br />

warten<strong>den</strong> Kanonieren Rohre gewissenhaft aus<strong>zu</strong>messen um Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />

begrün<strong>den</strong> <strong>zu</strong> können. Eine sol<strong>ch</strong>e Situation ist immer eine rei<strong>ch</strong>e Quelle für<br />

Konfliktstoff und Streitigkeiten, genau das Gegenteil von <strong>den</strong> angestrebten Zielen.<br />

<strong>Die</strong> neuen <strong>Ri<strong>ch</strong>tlinien</strong> setzten klare Rahmenbedingungen für alle, der Verglei<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en<br />

Kanone und Zertifikat mit Bild kann in Sekun<strong>den</strong>s<strong>ch</strong>nelle dur<strong>ch</strong>geführt wer<strong>den</strong><br />

und löst damit alle Problem der bisherigen Waffenkontrolle.<br />

Wettkampf - Disziplinen<br />

10.1 Das no<strong>ch</strong> immer wiederkehrende vermis<strong>ch</strong>en von te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>ützklassen<br />

und S<strong>ch</strong>iessdisziplinen verursa<strong>ch</strong>t unnötige Probleme. Eine S<strong>ch</strong>iessdisziplin besteht<br />

aus <strong>den</strong> glei<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>eiben, mit der glei<strong>ch</strong>en Anzahl S<strong>ch</strong>üsse in derselben Zeit<br />

und glei<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>ussdistanz. Wel<strong>ch</strong>e <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> wel<strong>ch</strong>er te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Klasse <strong>zu</strong> wel<strong>ch</strong>er<br />

Zeit diese Disziplin s<strong>ch</strong>iessen, ist irrelevant. <strong>Die</strong> Verbindung zwis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>ützklasse<br />

und S<strong>ch</strong>iessdisziplin beginn erst mit dem Erstellen der Rangliste für<br />

jede Klasse und <strong>den</strong> Auszei<strong>ch</strong>nungen für jede Ges<strong>ch</strong>ützklasse und S<strong>ch</strong>ussdistanz.<br />

10.4 Pro Wettkampf sind im besten Falle die 25m und 50m Disziplin vorhan<strong>den</strong>. Mit<br />

s<strong>ch</strong>eint es angemessen einige <strong>zu</strong>sätzli<strong>ch</strong>e Wetts<strong>ch</strong>iessen mit einem anderen Programm<br />

am glei<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>iesstag <strong>zu</strong> ermögli<strong>ch</strong>en um die Attraktivität der Anlässe <strong>zu</strong><br />

steigern.<br />

Si<strong>ch</strong>erheit und Praxis:<br />

Ergebnislos untersu<strong>ch</strong>te Unfälle selbst bei <strong>den</strong> routinierten Beamten des Bes<strong>ch</strong>uss-<br />

Amtes, beweisen die Unbere<strong>ch</strong>enbarkeit von S<strong>ch</strong>warzpulver und sein vorhan<strong>den</strong>es<br />

Gefahrenpotential. Optimale Si<strong>ch</strong>erheit beginnt mit einem systematis<strong>ch</strong> aufgebautes<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsbewusstsein des Individuums auf Grund umfassender Kenntnisse der eigenen<br />

Handlungen und verwendeten Materials. <strong>Die</strong>se Kenntnisse verursa<strong>ch</strong>en ein<br />

'instinktiv' ri<strong>ch</strong>tiges und 'vernünftiges' Si<strong>ch</strong>erheitsverhalten das dur<strong>ch</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e<br />

Massnahmen geordnet, dur<strong>ch</strong> ein Reglement gestützt und dur<strong>ch</strong> Selbstdisziplin<br />

erhalten wird. Der praktis<strong>ch</strong>e Aufbau dieser Si<strong>ch</strong>erheitsstruktur beginnt mit <strong>den</strong> <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n,<br />

gefolgt von der organisatoris<strong>ch</strong>e Auslegeordnung am Platz des Ges<strong>ch</strong>ehens<br />

und s<strong>ch</strong>lussendli<strong>ch</strong> mit <strong>den</strong> disziplinierten Abläufen der Handhabung dieser<br />

<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>.<br />

11


<strong>Die</strong> heutigen Si<strong>ch</strong>erheitsbestimmungen im Kanonens<strong>ch</strong>iessen sind primär das summaris<strong>ch</strong>e<br />

Ergebnis der Erfahrungen von hunderttausen<strong>den</strong> von Artilleristen über<br />

Jahrhunderte hinweg unter allen er<strong>den</strong>kli<strong>ch</strong>en Bedingungen! Trotz gewisser Modifikationen<br />

und Anpassungen auf heutige Bedürfnisse, wer<strong>den</strong> diese historis<strong>ch</strong>en Si<strong>ch</strong>erheitsvors<strong>ch</strong>riften<br />

der Artillerie no<strong>ch</strong> heute bei allen S<strong>ch</strong>iessanlässen praktiziert ohne<br />

dass dieser Sa<strong>ch</strong>verhalt realisiert wird. Routine und alte Gewohnheiten ohne Begründung<br />

sind erwiesenermassen das grösste Si<strong>ch</strong>erheitsrisiko und Gefahr für <strong>den</strong><br />

Sport weshalb das 'was' und 'warum' erklärt wer<strong>den</strong> muss.<br />

<strong>Die</strong> Batterie:<br />

<strong>Die</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e Auslegeordnung bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> für unsere Zwecke auf die<br />

Feuerstellung der <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> in der Batterie. Sie wurde historis<strong>ch</strong> und au<strong>ch</strong> heute<br />

immer in drei separate Berei<strong>ch</strong>e und Si<strong>ch</strong>erheitslinien hintereinander geordnet. <strong>Die</strong><br />

Gründe sind operative Anforderungen do<strong>ch</strong> in erster Linie Si<strong>ch</strong>erheit, sei dies mit<br />

Modellges<strong>ch</strong>ützen im S<strong>ch</strong>ützenhaus, im Felde <strong>zu</strong>r napoleonis<strong>ch</strong>en Zeit oder im heutigen<br />

300 m S<strong>ch</strong>iessstand. <strong>Die</strong> erste Linie sind die Ges<strong>ch</strong>ützstellungen, die zweite<br />

Linie die Munitionskisten mit Bereits<strong>ch</strong>aftsmunition und die dritte Linie die übrige und<br />

ni<strong>ch</strong>t sofort benötigte Ausrüstung. <strong>Die</strong> erste und zweite Linie sind dabei besonders<br />

gefährdet dur<strong>ch</strong> Funkenflug aus Mündung und Zündlo<strong>ch</strong> aber au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es<br />

Fehlverhalten.<br />

13.1 <strong>Die</strong> klare Trennung dieser Si<strong>ch</strong>erheitslinie und Ihre Erhaltung <strong>zu</strong> jeder Zeit ist<br />

gerade für die Artillerie oberstes Gebot. <strong>Die</strong> Gefahren au<strong>ch</strong> ohne Feindeinwirkung,<br />

mit potentiell grossen Mengen von S<strong>ch</strong>warzpulver sind bei der Artillerie am grössten<br />

und dementspre<strong>ch</strong>end sind die Konsequenzen bei Unfällen. <strong>Die</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsbestimmungen<br />

für jede Linie sind kurz und selbsterklärend, ebenso die mögli<strong>ch</strong>en Gefahren<br />

bis und mit dem Stellungsbe<strong>zu</strong>g der <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>.<br />

Handhabung:<br />

<strong>Die</strong> geordneten Abläufe der Handhabung als au<strong>ch</strong> die Gefahren und Risikos sind für<br />

Original- und Modellkanonen grundsätzli<strong>ch</strong> die Glei<strong>ch</strong>en. Der Unters<strong>ch</strong>ied besteht<br />

nur in der Grösse der Ausrüstung und S<strong>ch</strong>warzpulvermengen. Da<strong>zu</strong> kommt bei Ges<strong>ch</strong>ützmodellen<br />

die angepasste und verbesserte Ladepraxis mit einer neu konzipierten<br />

Lades<strong>ch</strong>aufel für lose Treibladung. Sol<strong>ch</strong>e Verbesserungen neben mangelnder<br />

Erfahrung und Praxis verursa<strong>ch</strong>ten <strong>den</strong> langsamen Verlust der Kenntnisse und Ursa<strong>ch</strong>en<br />

von historis<strong>ch</strong>en Si<strong>ch</strong>erheitsgrundsätzen und damit au<strong>ch</strong> eine grösser wer<strong>den</strong>de<br />

Fehleins<strong>ch</strong>ät<strong>zu</strong>ng von Gefahren und Risiken. Für <strong>den</strong> si<strong>ch</strong>erheitsbewussten Kanonier<br />

müssen zwei elementare Regeln oberstes Gebot und allgegenwärtig sein. Bei<br />

S<strong>ch</strong>warzpulver nie etwas als 'si<strong>ch</strong>er' akzeptieren und jedes <strong>den</strong>kbare Risiko gar ni<strong>ch</strong>t<br />

erst eingehen. <strong>Die</strong> Zweite Regel betrifft Körper und Körperteile die nie oder nur für<br />

kurzmögli<strong>ch</strong>ste Zeit vor der Mündung und über dem Zündlo<strong>ch</strong> eines gela<strong>den</strong>en <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s<br />

exponieren wer<strong>den</strong> dürfen. Ein besonders stossender Frevel <strong>zu</strong> diesem<br />

Thema und die Quelle vieler Probleme ist die allgemeine Verwendung von S<strong>ch</strong>usspflastern<br />

die unter 15.11 erklärt wer<strong>den</strong>.<br />

15.1 Das La<strong>den</strong>: Frühe <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> wur<strong>den</strong> mit losem S<strong>ch</strong>warzpulver, offener Lades<strong>ch</strong>aufel<br />

und mit beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>em Si<strong>ch</strong>erheitsrisiko gela<strong>den</strong>. Um das Jahr 1490 kamen<br />

rapide vorbereitete Ladungen in ges<strong>ch</strong>lossene Kartus<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong>r Verwendung die<br />

eine dramatis<strong>ch</strong>e Verbesserung der Si<strong>ch</strong>erheit und erhöhte Feuerges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

bra<strong>ch</strong>te. Auf Grund der rauen Oberflä<strong>ch</strong>e von über <strong>den</strong> Kern gegossenen <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n<br />

wur<strong>den</strong> diese Kartus<strong>ch</strong>en no<strong>ch</strong> bis <strong>zu</strong>r ersten Einführung von solid gegossenen<br />

12


<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n seit <strong>den</strong> 1710er Jahren regelmässig mit der offenen Lades<strong>ch</strong>aufel unter<br />

das Zündlo<strong>ch</strong> eingeführt. Mit solid gegossenen und ausgebohrten <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n konnten<br />

au<strong>ch</strong> wei<strong>ch</strong>e Textil-Kartus<strong>ch</strong>e in die glatte Seele gelegt und mit dem Ansetzer<br />

unter das Zündlo<strong>ch</strong> gestossen wer<strong>den</strong>. Deshalb vers<strong>ch</strong>wand im Laufe des 18. Jahrhunderts<br />

die Lades<strong>ch</strong>aufel langsam von der mitgeführten Ladeausrüstung. Trotz der<br />

Vorteile bra<strong>ch</strong>te die Kartus<strong>ch</strong>e aber au<strong>ch</strong> neue Gefahren, nun flogen regelmässig<br />

glimmende Kartus<strong>ch</strong>enreste aus der Mündung die lei<strong>ch</strong>t Brände auf dem Felde oder<br />

gegneris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>iffe in Brand setzen konnten und damit die Batterie bis <strong>zu</strong> eigenen<br />

Verni<strong>ch</strong>tung gefähr<strong>den</strong> konnten. Eine permanente Gefahr bei jedem S<strong>ch</strong>uss waren<br />

no<strong>ch</strong> mehr die glimmende Kartus<strong>ch</strong>enreste die in der Seele <strong>zu</strong>rück bleiben konnten.<br />

Je na<strong>ch</strong> Position der Zündkanalöffnung in der Seele kann der Kartus<strong>ch</strong>enbo<strong>den</strong> bei<br />

jedem S<strong>ch</strong>uss glimmend am Seelenbo<strong>den</strong> kleben bleiben. Aus diesem Grunde gehört<br />

<strong>zu</strong> einem Vorderlader immer ein 'Auszieher' mit dem man keine Kugeln 'ziehen'<br />

konnte, aber sehr wohl Kartus<strong>ch</strong>enbö<strong>den</strong> und andern groben S<strong>ch</strong>mutz in der Seele<br />

entfernte. Für die kleineren und mögli<strong>ch</strong>erweise no<strong>ch</strong> glimmen<strong>den</strong> Kartus<strong>ch</strong>enreste<br />

an porösen Stellen und Vertiefungen der Seelenwand musste immer ein tropfnasser<br />

Wis<strong>ch</strong>er verwendet wer<strong>den</strong>. Ein ganz besonders gefährli<strong>ch</strong>er Gefahrenherd ist dabei<br />

die unsi<strong>ch</strong>tbare Eintrittsöffnung des Zündkanals in die Seele. Der mit Lammfell überzogene<br />

Kopf des Wis<strong>ch</strong>ers und ein Wassereimer (Kühleimer) unter der Mündung<br />

gehörten deshalb <strong>zu</strong>r minimalen Ausrüstung eines Vorderlader-<strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s. Ende<br />

des 18. Jahrhunderts wurde der Wis<strong>ch</strong>erkopf <strong>zu</strong>nehmend dur<strong>ch</strong> eine Bürste von etwas<br />

grösserem Dur<strong>ch</strong>messer ersetzt. Das dritte unerlässli<strong>ch</strong>e Werkzeug ist der Ansetzer<br />

oder Setzkolben mit dem <strong>zu</strong>erst die Ladung, dann der Vors<strong>ch</strong>lag oder Zwis<strong>ch</strong>enmittel,<br />

<strong>zu</strong>letzt die Kugel und speziell in der Marine no<strong>ch</strong> ein Vors<strong>ch</strong>lag auf die<br />

Kugel gesetzt wurde. Zwis<strong>ch</strong>enräume zwis<strong>ch</strong>en <strong>den</strong> Teilen der gesamten Ladung<br />

führten mit grosser Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit <strong>zu</strong>m Bersten des <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s. <strong>Die</strong> Pulverladung<br />

muss immer mit einem Vors<strong>ch</strong>lag ges<strong>ch</strong>ützt wer<strong>den</strong> um direkten Kontakt zwis<strong>ch</strong>en<br />

Ges<strong>ch</strong>oss und Ladung <strong>zu</strong> vermei<strong>den</strong>, dieser hat eine historis<strong>ch</strong> eine Länge<br />

von etwa ½ Kaliber. Beim heutigen La<strong>den</strong> von Modellges<strong>ch</strong>ützen ist die exzessive<br />

Gewaltanwendung auffallend. Es wird historis<strong>ch</strong> wiederholt betont, dass die Ladung<br />

mit 2-3 festen, aber beileibe ni<strong>ch</strong>t harten Stössen, na<strong>ch</strong> hinten gestossen wer<strong>den</strong><br />

soll. Zu fest gepresste Ladungen von S<strong>ch</strong>langenpulver des 16. Jahrhunderts zündeten<br />

nur s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t oder gar ni<strong>ch</strong>t. Beim späteren groben Kornpulver konnten die Körner<br />

zertrümmert wer<strong>den</strong> mit unbere<strong>ch</strong>enbaren Folgen. In <strong>den</strong> heutigen Tagen mit feinkörnigem<br />

Pulver wie Aubonne No. 2, treten neue Gefahren auf die unter 15.11, Abs.<br />

3 bes<strong>ch</strong>rieben wer<strong>den</strong>.<br />

15.2 Plastiksubstanzen als 'Kartus<strong>ch</strong>en' oder Vors<strong>ch</strong>lag s<strong>ch</strong>melzen in der Seele<br />

und Verursa<strong>ch</strong>en eine grobe Verunreinigung, damit gravierende Reinigungsprobleme<br />

und Gefahrenquellen. S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Erfahrungen wur<strong>den</strong> au<strong>ch</strong> mit Metallfolien gema<strong>ch</strong>t<br />

die ebenfalls gefährli<strong>ch</strong> heisse Rückstände verursa<strong>ch</strong>en können und deshalb allesamt<br />

<strong>zu</strong> vermei<strong>den</strong> sind.<br />

15.3 Ladegeräte: <strong>Die</strong> Ladegeräte müssen zweckmässig und mögli<strong>ch</strong>st lei<strong>ch</strong>t sein.<br />

Lades<strong>ch</strong>aufel und Ansetzer dürfen kein Material enthalten das Funken erzeugt und<br />

alle Geräte müssen der spezifis<strong>ch</strong>e Seele angepasst sein. Lei<strong>ch</strong>te Geräte sind lei<strong>ch</strong>ter<br />

<strong>zu</strong> handhaben bei originalen <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n und sie entwickeln weniger Wu<strong>ch</strong>t und<br />

verursa<strong>ch</strong>en damit au<strong>ch</strong> weniger S<strong>ch</strong>a<strong>den</strong> wenn sie unabsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> Ges<strong>ch</strong>ossen<br />

wer<strong>den</strong>. Der maximale Dur<strong>ch</strong>messer von Ansetzer und Lades<strong>ch</strong>aufel ist der Dur<strong>ch</strong>messer<br />

der Kugel oder etwas weniger. Der Dur<strong>ch</strong>messer des Lammfell-Wis<strong>ch</strong>ers<br />

entspri<strong>ch</strong>t etwas dem Kaliber, die Bürste hat einen lei<strong>ch</strong>t grösseren Dur<strong>ch</strong>messer,<br />

13


der des Ausziehers beträgt etwa ¾ Kalibers bis Kugel-Dur<strong>ch</strong>messer. Alle Geräte<br />

müssen si<strong>ch</strong> ohne Widerstand in die Seele einführen lassen. <strong>Die</strong> ges<strong>ch</strong>lossene Lades<strong>ch</strong>aufel<br />

oder Laderöhre für Modellges<strong>ch</strong>ütze hat kein historis<strong>ch</strong>es Vorbild, aber<br />

sie erbringt im Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t aller Faktoren eine Verbesserung der Si<strong>ch</strong>erheit.<br />

Eine weitere historis<strong>ch</strong> bestätigte Anpassung und speziell passend für Ladegeräte<br />

von Modellges<strong>ch</strong>ützen, ist eine Si<strong>ch</strong>erheitskonstruktion wodur<strong>ch</strong> Ladegeräte mögli<strong>ch</strong>st<br />

wenig Widerstand haben falls sie unabsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> Ges<strong>ch</strong>ossen wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong>se<br />

Si<strong>ch</strong>erheits-Konstruktion besteht in einem glatter Übergang vom Gerätekopf <strong>zu</strong>m<br />

Stiel und über die ganze Länge des Gerätes ohne Absätze, Ecken oder Kanten. Es<br />

dürfte <strong>den</strong> Unters<strong>ch</strong>ied bedeuten zwis<strong>ch</strong>en amputierten Fingern und lädierte, aber<br />

rettbaren Fingern. Ein weiterer heute kaum bemerkbarer aber historis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>erheitsaspekt<br />

ist die markierte Tiefe der Ladewerkzeuge. <strong>Die</strong> fehlende Markierung verursa<strong>ch</strong>t<br />

Unsi<strong>ch</strong>erheit und die 'Vorsi<strong>ch</strong>tsmassnahme' mit übermässig gewaltsamem<br />

Rammen, Klopfen und Hämmern der Ladung gegen <strong>den</strong> Seelenbo<strong>den</strong>. Wie mehrfa<strong>ch</strong><br />

beoba<strong>ch</strong>tet sogar mit dem Handballe auf <strong>den</strong> breiten Griff des Ansetzers mit<br />

dem Unterarm in direkter verlängerter Linie <strong>zu</strong>r Seelena<strong>ch</strong>se. Der Ladestock dürfte<br />

im Falle einer Frühzündung mit einiger Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit parallel <strong>zu</strong>m Ellenkno<strong>ch</strong>en<br />

<strong>den</strong> Unterarm dur<strong>ch</strong>queren und ganz oder zersplittert am Ellbogen <strong>den</strong> Arm verlassen.<br />

Was no<strong>ch</strong> vom Unterarm übrig bleibt, wird kaum wieder eine Kanone la<strong>den</strong> können.<br />

<strong>Die</strong> Ladung und Ges<strong>ch</strong>oss muss si<strong>ch</strong> ohne Kraftanstrengung in <strong>den</strong> Lauf s<strong>ch</strong>ieben<br />

lassen. Zwei Finger einer Hand von der Seite her für 3-5 Sekun<strong>den</strong> vor der Mündung<br />

wer<strong>den</strong> genügen um die Ladung ein<strong>zu</strong>führen damit sie mit dem Ansetzer ents<strong>ch</strong>lossen<br />

und zeitli<strong>ch</strong> kurzem Aufwand unter das Zündlo<strong>ch</strong> gestossen wer<strong>den</strong> kann.<br />

Zu diesem Zweck müssen alle Ladegeräte etwa 1 - 1½ Handbreiten länger als die<br />

Seele sein. Gemäss historis<strong>ch</strong>em Vorbild markiert der si<strong>ch</strong>erheitsbewusste Kanonier<br />

die <strong>zu</strong> errei<strong>ch</strong>ende maximale Tiefe des Ladegerätes am Stiel bündig mit der Mündungsflä<strong>ch</strong>e.<br />

Damit wird sofort ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ob der Wis<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> <strong>den</strong> Seelenbo<strong>den</strong><br />

errei<strong>ch</strong>t hat und beim Ansetzer ob die Ladung und Kugel wirkli<strong>ch</strong> fest aber<br />

ohne Gewalt an <strong>den</strong> Seelenbo<strong>den</strong> gepresst sind.<br />

15.4 Ein heute völlig ignorierter Gefahrenherd betrifft die Reinigung der Ges<strong>ch</strong>ützseele.<br />

<strong>Die</strong> zerfressende Gaswirkung von S<strong>ch</strong>warzpulver auf Metalle ist mehr als genug<br />

bekannt und sie beginnt immer und besonders markant beim Eintritt des Zündkanals<br />

in die Seele. Es ist genau der Platz der si<strong>ch</strong> kaum inspizieren lässt und es ist<br />

au<strong>ch</strong> der Platz wo si<strong>ch</strong> am lei<strong>ch</strong>testen glimmende Überreste festsetzten können weil<br />

der entwei<strong>ch</strong>ende Druck der Entladung sie ins Zündlo<strong>ch</strong> drückt. Wie man ständig<br />

beoba<strong>ch</strong>ten kann, wird der trockene Wis<strong>ch</strong>er in die Seele gestossen und ein s<strong>ch</strong>arfer<br />

Gas- und Rau<strong>ch</strong>strahl zis<strong>ch</strong>t aus dem Zündlo<strong>ch</strong>. Es gibt keine bessere Methode um<br />

mögli<strong>ch</strong>erweise vorhan<strong>den</strong>e glimmende Überreste <strong>zu</strong> entfa<strong>ch</strong>en und zündfähig <strong>zu</strong><br />

ma<strong>ch</strong>en. Deshalb ist das 'Stoppen', das luftdi<strong>ch</strong>te Vers<strong>ch</strong>liessen, des Zündlo<strong>ch</strong>es bei<br />

der Reinigung der Seele oberstes Gebot um dieses Luftdur<strong>ch</strong><strong>zu</strong>g <strong>zu</strong> verhindern. Zu<br />

diesem Zweck gehörte ein 'Däumling' oder 'Fingerling' aus Leder <strong>zu</strong>r Standardausrüstung<br />

eines je<strong>den</strong> historis<strong>ch</strong>es <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s und Ges<strong>ch</strong>ützführers. Bei Modellkanonen<br />

ist die S<strong>ch</strong>ussfolge und Gasmenge jedo<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> gering um <strong>den</strong> Finger <strong>zu</strong> gefähr<strong>den</strong><br />

do<strong>ch</strong> die Gefahr bleibt. Na<strong>ch</strong> jedem S<strong>ch</strong>uss muss deshalb bei 'gestopptem'<br />

Zündlo<strong>ch</strong> mit einem tropfnassen Wis<strong>ch</strong>er die Seele bis na<strong>ch</strong> hinten ausgewis<strong>ch</strong>t wer<strong>den</strong>.<br />

Mit Errei<strong>ch</strong>en des Seelenbo<strong>den</strong>s wird der Wis<strong>ch</strong>er na<strong>ch</strong> einer Umdrehung <strong>zu</strong>rückgezogen<br />

wobei opportun au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einiges an Pulvers<strong>ch</strong>leim entfernt wird. Bei<br />

normaler S<strong>ch</strong>ussfolge wird die Feu<strong>ch</strong>tigkeit oder kleine Pfütz<strong>ch</strong>en auf der unteren<br />

Seelenwand die gegen Feu<strong>ch</strong>tigkeit imprägnierte oder gar lackierte Kartus<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t<br />

14


eeinträ<strong>ch</strong>tigen. Bei Modellges<strong>ch</strong>ützen wird es notwendig sein mit einem trockenen<br />

Lappen na<strong>ch</strong><strong>zu</strong>trocknen weil mit losem Pulver gela<strong>den</strong> wird. Das nasse Auswis<strong>ch</strong>en<br />

von Modellkanonen hat erfahrungsgemäss kein Ansteigen von Zündversagern sondern<br />

nur ein über längere Zeit saubere Seele verursa<strong>ch</strong>t. Das trocknen der Seele<br />

wird 40-60 Sekun<strong>den</strong> mehr Ladezeit erfordern aber au<strong>ch</strong> eine weitere Säuberung der<br />

Seele verursa<strong>ch</strong>en. <strong>Die</strong> meist ausgezei<strong>ch</strong>nete Qualität und Glätte der Ges<strong>ch</strong>ützseelen<br />

bei Modellkanonen hat das Risiko von Frühzündungen beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verringert,<br />

do<strong>ch</strong> es wäre verantwortungslos <strong>zu</strong> glauben, diese Gefahr sei ni<strong>ch</strong>t mehr vorhan<strong>den</strong>.<br />

15.11 S<strong>ch</strong>usspflaster waren nie Teil der historis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>iesskunst oder Praxis bei<br />

der Artillerie sondern nur mit gezogenen Handfeuerwaffen. Das mit einem S<strong>ch</strong>usspflaster<br />

stramm eingewickelte zylindris<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>oss wurde mit einiger Gewalt in die<br />

Seele der Handfeuerwaffen hineingetrieben damit der Drall der Züge in der Seele<br />

dur<strong>ch</strong> das Pflaster auf die Bleikugel übertragen wurde. Ein um seine eigene A<strong>ch</strong>se<br />

drehende Ges<strong>ch</strong>oss hat höhere Stabilität, damit bessere ausserballistis<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aften<br />

und deshalb au<strong>ch</strong> eine stark verbesserte Treffsi<strong>ch</strong>erheit. Sol<strong>ch</strong>e Verbesserungen<br />

wüns<strong>ch</strong>te man si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei der Artillerie do<strong>ch</strong> für gezogene Vorderlader Kanonen<br />

waren S<strong>ch</strong>usspflaster ni<strong>ch</strong>t anwendbar und deshalb musste das Warzenges<strong>ch</strong>osse<br />

erfun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Warum diese S<strong>ch</strong>usspflaster von Handfeuerwaffen für<br />

Modellkanonen einfa<strong>ch</strong> übernommen wur<strong>den</strong> ist logis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>vollziehbar. Nur<br />

Glattrohr-Ges<strong>ch</strong>ützseelen ohne Züge sind <strong>zu</strong>gelassen, es kann also kein Drall übertragen<br />

wer<strong>den</strong> und nur runde Kugeln wer<strong>den</strong> vers<strong>ch</strong>ossen die si<strong>ch</strong> ausserballistis<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t stabilisieren lassen. S<strong>ch</strong>usspflaster können also aus zwei Grün<strong>den</strong> ihren historis<strong>ch</strong>en<br />

Zweck und Funktion ni<strong>ch</strong>t erfüllen. Der einzige na<strong>ch</strong>vollziehbare wenn au<strong>ch</strong><br />

zweifelhafte Effekt von S<strong>ch</strong>usspflastern liegt in der Zentrierung des Ges<strong>ch</strong>osses im<br />

Zentrum der Seele während des La<strong>den</strong>s. <strong>Die</strong>ser Effekt oder Illusion wird jedo<strong>ch</strong> nur<br />

eine Realität wenn die Kugel immer im Zentrum des unbes<strong>ch</strong>ädigten Pflasters bleibt<br />

bis sie <strong>den</strong> Lauf verlässt, was erfahrungsgemäss ni<strong>ch</strong>t immer der Fall ist. Verifizierte<br />

praktis<strong>ch</strong>e Verglei<strong>ch</strong>stests oder wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> belegbare Tatsa<strong>ch</strong>en sind keine<br />

bekannt. Eigene Versu<strong>ch</strong>e ohne S<strong>ch</strong>usspflaster bei einem normalen S<strong>ch</strong>iessen ergaben<br />

keine bemerkbare Verminderung der Treffsi<strong>ch</strong>erheit. Allerdings sollen die fehlen<strong>den</strong><br />

S<strong>ch</strong>usspflaster eine gewisse Bleiablagerung in der Seele verursa<strong>ch</strong>t haben<br />

die si<strong>ch</strong> weniger lei<strong>ch</strong>t entfernen liess. Das heutige Spiel von ca. ½ mm bei Modellkanonen<br />

entspri<strong>ch</strong>t proportional etwa dem Spiel von Originalkanonen. Mit einer Verminderung<br />

dieses Spieles auf 1/10 bis 3/10 mm dank moderner Te<strong>ch</strong>nologie, würde<br />

si<strong>ch</strong> diese Bleiablagerungen mit Si<strong>ch</strong>erheit stark vermindern oder viellei<strong>ch</strong>t ganz<br />

vermei<strong>den</strong> lassen, abgesehen von der Steigerung der Flugbahn-Präzision. <strong>Die</strong> Reduktion<br />

des Spieles war übrigens für Jahrhunderte die historis<strong>ch</strong>e Massnahme um<br />

die Ges<strong>ch</strong>ützleistung <strong>zu</strong> verbessern.<br />

Für die mögli<strong>ch</strong>en aber ni<strong>ch</strong>t erwiesenen Vorteile von S<strong>ch</strong>usspflastern ist man gegenwärtig<br />

bereit eine ganze Reihe s<strong>ch</strong>werwiegende Na<strong>ch</strong>teile und Si<strong>ch</strong>erheitsrisiken<br />

in Kauf <strong>zu</strong> nehmen. Neben <strong>den</strong> ganzen Umtrieben der Bes<strong>ch</strong>affung sind diese<br />

S<strong>ch</strong>usspflaster die primäre Ursa<strong>ch</strong>e für die Notwendigkeit einer Putzs<strong>ch</strong>raube weil<br />

ein hinein gehämmertes Ges<strong>ch</strong>oss nur unter grössten S<strong>ch</strong>wierigkeiten und Zeitaufwand<br />

von der Mündung her entfernt wer<strong>den</strong> kann. Putzs<strong>ch</strong>rauben komplizieren und<br />

verteuern <strong>zu</strong>dem die Herstellung eines Ges<strong>ch</strong>ützmodells und verursa<strong>ch</strong>en einen<br />

Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> der Seelenwand die gemäss einiger europäis<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften verboten<br />

ist und ein si<strong>ch</strong>erheitsbewusster Artillerist auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> für das notwendige Zündlo<strong>ch</strong><br />

gestattet. Ein Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> der Seelenwand wird immer <strong>zu</strong>r Angriffsflä<strong>ch</strong>e von<br />

Metall zerfressen<strong>den</strong> Pulvergasen mit <strong>den</strong> bereits erwähnten erhöhten Risiken.<br />

15


Wirkli<strong>ch</strong> dramatis<strong>ch</strong> sind jedo<strong>ch</strong> die Unters<strong>ch</strong>iede in der Handhabung zwis<strong>ch</strong>en Gewehr<br />

und Kanone. Das Zündlo<strong>ch</strong> eines Gewehres ist s<strong>ch</strong>on von der Funktion her<br />

immer ges<strong>ch</strong>ützt, gesi<strong>ch</strong>ert oder gar bedeckt und es befindet si<strong>ch</strong> beim La<strong>den</strong> waagre<strong>ch</strong>t<br />

an einem ges<strong>ch</strong>ützten Ort etwa 30 cm über dem Bo<strong>den</strong> und oft au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>sätzli<strong>ch</strong><br />

abgedeckt dur<strong>ch</strong> die Beine des S<strong>ch</strong>ützen. Ein Ges<strong>ch</strong>ütz steht dagegen<br />

waagre<strong>ch</strong>t auf dem Bo<strong>den</strong> mit einem vertikalen, völlig offenen und unges<strong>ch</strong>ützten<br />

Zündlo<strong>ch</strong>. <strong>Die</strong> übertriebene Gewalt mit der Ladungen in die Seele gestossen wer<strong>den</strong>,<br />

drückt die Ladung von unten her bereits in das Zündlo<strong>ch</strong>. Dann folgt das La<strong>den</strong> des<br />

Ges<strong>ch</strong>osses mit S<strong>ch</strong>usspflaster das meist so stramm dimensioniert ist das keine Luft<br />

in der Seele am Ges<strong>ch</strong>oss vorbei aus der Mündung entwei<strong>ch</strong>en kann. <strong>Die</strong> komprimierte<br />

Luft drückt die Ladung weiter das Zündlo<strong>ch</strong> hinauf und es kann immer wieder<br />

beoba<strong>ch</strong>tet wer<strong>den</strong>, das si<strong>ch</strong> sogar die Pulverpfanne um das Zündlo<strong>ch</strong> mit dem Pulver<br />

der Ladung füllt während der Kanonier no<strong>ch</strong> immer am la<strong>den</strong> oder hämmern des<br />

Ges<strong>ch</strong>osses ist. So ein Ladevorgang dauert 15-40 Sekun<strong>den</strong> mit bei<strong>den</strong> Hän<strong>den</strong> vor<br />

der Mündung mit einer vollen Ladung unter dem Zündlo<strong>ch</strong> und unabsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> zündbereiter<br />

Pulverpfanne und Zündlo<strong>ch</strong>. Zur glei<strong>ch</strong>en Zeit s<strong>ch</strong>wirren glimmende Reste von<br />

Lunten und Bränder<strong>ch</strong>en von andern feuern<strong>den</strong> <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>n dur<strong>ch</strong> die Luft!! <strong>Die</strong><br />

Teppi<strong>ch</strong>e in <strong>den</strong> vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>en S<strong>ch</strong>ützenhäusern mit ihren zahllosen Brandlö<strong>ch</strong>ern<br />

sind eine Aussage die ni<strong>ch</strong>t deutli<strong>ch</strong>er sein könnte!! Je grösser der Kraftaufwand<br />

beim La<strong>den</strong> je grösser wer<strong>den</strong> logis<strong>ch</strong>erweise au<strong>ch</strong> die Gefahren für eine Frühzündung.<br />

Es ist s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t vorstellbar warum si<strong>ch</strong> das Pulver plötzli<strong>ch</strong> entzün<strong>den</strong> sollte,<br />

ebenso wie bei <strong>den</strong> meisten andern vors<strong>ch</strong>riftsmässigen Ladevorgängen die fast<br />

jährli<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> Handamputationen und Toten führen. Da<strong>zu</strong> kommen natürli<strong>ch</strong> wieder die<br />

glei<strong>ch</strong>en Gefahren wie mit der Verwendung von Kartus<strong>ch</strong>en <strong>den</strong>n längst ni<strong>ch</strong>t alle<br />

S<strong>ch</strong>usspflaster liegen vollständig erhalten wenn au<strong>ch</strong> glimmend und rau<strong>ch</strong>end vor<br />

der Mündung im Gras. Handfeuerwaffen und Modellkanonen mögen das Kaliber gemeinsam<br />

haben do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts anderes. Über Handfeuerwaffen hört man viellei<strong>ch</strong>t von<br />

abges<strong>ch</strong>ossenen Ladestöcken und no<strong>ch</strong> seltener von Augenverlet<strong>zu</strong>ngen do<strong>ch</strong> nie<br />

von Frühzündungen, Gliedamputationen und Toten.<br />

Wenn die Verwendung von S<strong>ch</strong>usspflastern bei Modellkanonen s<strong>ch</strong>on die Realität<br />

der Praxis sein muss, so wird der si<strong>ch</strong>erheitsbewusste und erfahrene Kanonier si<strong>ch</strong><br />

<strong>zu</strong>mindest an die zwei Grundregeln seiner eigenen Si<strong>ch</strong>erheit erinnern. Bei<br />

S<strong>ch</strong>warzpulver nie etwas als 'si<strong>ch</strong>er' annehmen, jedes <strong>den</strong>kbare Risiko vermei<strong>den</strong><br />

und Körperteile nur für die kurzmögli<strong>ch</strong>ste Zeit vor der Mündung und über dem Zündlo<strong>ch</strong><br />

<strong>zu</strong> exponieren. Das präzise zentrieren einer 31 Gramm s<strong>ch</strong>weren Bleikugel in<br />

einer 18mm Seele erlaubt eine Dicke des S<strong>ch</strong>usspflasters das ni<strong>ch</strong>t mehr als ein<br />

lei<strong>ch</strong>tes Hereindrücken des Ges<strong>ch</strong>osses und S<strong>ch</strong>usspflasters mit einem einzelnen<br />

Finger für 2-3 Sekun<strong>den</strong> erfordert. Ein sol<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>usspflaster zentriert die Kugel<br />

no<strong>ch</strong> immer, lässt aber au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Luft dur<strong>ch</strong> um das Komprimieren der Luft hinter<br />

dem Ges<strong>ch</strong>oss <strong>zu</strong> minimieren. Das hineinhämmern des Ges<strong>ch</strong>osses ist in jedem Fall<br />

ein überflüssiger Unsinn der die Ladung ins Zündlo<strong>ch</strong> presst und das Körperrisikos<br />

massiv vergrössert. Jeder Kanonier muss si<strong>ch</strong> letztendli<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong> ob er viellei<strong>ch</strong>t<br />

etwas weniger präzise mit zwei ganzen Hän<strong>den</strong> s<strong>ch</strong>iessen will, bereit ist andere<br />

Wege <strong>zu</strong> fin<strong>den</strong> <strong>zu</strong>r viellei<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>en Steigerung der Treffsi<strong>ch</strong>erheit oder ohne<br />

Finger und Hände andern Kanonieren beim S<strong>ch</strong>iessen beoba<strong>ch</strong>ten will.<br />

16.3 Zündung der <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>: Der gefährli<strong>ch</strong>ste Platz für <strong>den</strong> Kanonier bei der<br />

S<strong>ch</strong>usslösung ist direkt hinter der Kanone oder seitli<strong>ch</strong> des Zündlo<strong>ch</strong>es in einem 90°<br />

Grad Winkel <strong>zu</strong>r Ges<strong>ch</strong>ütza<strong>ch</strong>se. Der si<strong>ch</strong>erste Platz ist hinter dem Zündlo<strong>ch</strong>, links<br />

und re<strong>ch</strong>ts in einem 45° Grad Winkel <strong>zu</strong>r Ges<strong>ch</strong>ütza<strong>ch</strong>se. In dieser Position befindet<br />

16


si<strong>ch</strong> die grösste Metallstärke zwis<strong>ch</strong>en Ladung und Kanonier, der Lärm ist am geringsten<br />

und der Kanonier hat die besten Chancen bei einem bersten<strong>den</strong> Ges<strong>ch</strong>ütz.<br />

Bei einem Originalges<strong>ch</strong>ütz muss dabei au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ausrei<strong>ch</strong>end <strong>zu</strong>rück gestan<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong> um Fussamputationen dur<strong>ch</strong> die <strong>zu</strong>rücklaufende Lafette <strong>zu</strong> vermei<strong>den</strong>. Mit<br />

der weit verbreiteten Verwendung von Putzs<strong>ch</strong>rauben gewinnt diese 45° Grad Position<br />

des stehen<strong>den</strong> Kanoniers no<strong>ch</strong> eine <strong>zu</strong>sätzli<strong>ch</strong>e Aktualität. Das über-das-<br />

Zündlo<strong>ch</strong>-beugen bei einem Zündversager um <strong>zu</strong> sehen warum es ni<strong>ch</strong>t funktioniert,<br />

ist eine instinktives Verhalten das ohne weiteres ein Auge kosten kann. Der Si<strong>ch</strong>erheitsbewusste<br />

Wo<strong>ch</strong>enend-Kanonier trägt deshalb immer eine Brille.<br />

16.4 Wartezeit: Zündversagen verursa<strong>ch</strong>en immer eine frustrierende und stressige<br />

Situation wenn ni<strong>ch</strong>ts passiert, die Zeit drängt und keine rationalen Ursa<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong> erkennen<br />

sind. Von besonderer Tücke und Gefährli<strong>ch</strong>keit sind in sol<strong>ch</strong>en Situationen<br />

auf dem Bo<strong>den</strong> stehende kleine Böller wel<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> die meisten Todesfälle verursa<strong>ch</strong>en.<br />

Gemäss Dokumentation und historis<strong>ch</strong>en Beri<strong>ch</strong>ten sind S<strong>ch</strong>warzpulver, Lunten<br />

und Zünds<strong>ch</strong>nüre bei kaltem oder feu<strong>ch</strong>tem Umfeld besonders anfällig für so genannten<br />

"Hang Fire" oder Zündverzögerung und <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> mit minimaler Si<strong>ch</strong>erheitstoleranz<br />

bersten ebenfalls lei<strong>ch</strong>ter. Zündversagen sind frustrierend und peinli<strong>ch</strong><br />

do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t alle s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Erfahrungen müssen selbst gema<strong>ch</strong>t wer<strong>den</strong>. Zwei unbequeme<br />

Minuten Wartezeit und etwas Wasser gehören au<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Erfahrungen von<br />

andern Kanonieren und sind weit angenehmer <strong>zu</strong> reinigen als eine Ges<strong>ch</strong>ützstellung<br />

na<strong>ch</strong> einem Unfall.<br />

17.6 Der Kanonier: Ein oder zwei mysteriöse Unfälle kamen in <strong>den</strong> letzten Jahren<br />

<strong>zu</strong> Kenntnis worüber die Untersu<strong>ch</strong>ungen als wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>ste Ursa<strong>ch</strong>e Frühzündung<br />

dur<strong>ch</strong> statis<strong>ch</strong>e Aufladung und na<strong>ch</strong>folgen<strong>den</strong> Funkensprung ergaben. Wie<br />

stark diese Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit ist lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bestimmen, do<strong>ch</strong> das Vermei<strong>den</strong><br />

von synthetis<strong>ch</strong>er Kleidung beim S<strong>ch</strong>iessen sollte eine akzeptierbare Vorsi<strong>ch</strong>tsmassnahme<br />

sein.<br />

Kanoniere und S<strong>ch</strong>warzpulver-S<strong>ch</strong>ützen die seit einigen Jahren s<strong>ch</strong>iessen und no<strong>ch</strong><br />

alle Finger haben sind immer 'Experten' und diese lassen si<strong>ch</strong> nur sehr s<strong>ch</strong>wer überzeugen<br />

das ihre Handhabung und Praxis no<strong>ch</strong> Raum für Verbesserungen <strong>zu</strong>r eigenen<br />

Si<strong>ch</strong>erheit haben. Si<strong>ch</strong>erheitsvors<strong>ch</strong>riften sollen keine S<strong>ch</strong>ikane sein sondern<br />

eine Stütze die <strong>zu</strong>sammen mit einigen Kenntnissen ein Si<strong>ch</strong>erheitsbewusstsein und<br />

ein Vermei<strong>den</strong> von Gefahren weitgehend <strong>zu</strong> einer automatis<strong>ch</strong>en Handlung wer<strong>den</strong><br />

lässt. Das Exerzieren und Drill bis <strong>zu</strong>r s<strong>ch</strong>lafwandleris<strong>ch</strong>en Tätigkeit im Militärdienst<br />

hat dieses primäre Ziel. Das ist keine Option für freiwillige Wo<strong>ch</strong>enend-Artilleristen<br />

und es verbleibt nur ein periodis<strong>ch</strong>es Dur<strong>ch</strong>lesen der Si<strong>ch</strong>erheitsbestimmungen, immer<br />

gepaart mit gesundem Mens<strong>ch</strong>enverstand. Als diesbezügli<strong>ch</strong>es Beispiel <strong>zu</strong> diesem<br />

Thema soll hier ein Unfall im November 1897 bei der St. Kilda Batterie, neben<br />

einem Vorort von Melbourne, dienen der im "Melbourne Argus" veröffentli<strong>ch</strong>t wurde.<br />

Zwei amtli<strong>ch</strong> beglaubigte Sa<strong>ch</strong>verständige, ein Artillerieinstruktor und ein Handwerker<br />

des Artilleriedepots hatten <strong>den</strong> Auftrag eine 'vernagelte' 32 Pfünder Glattrohr-<br />

Kanone wieder s<strong>ch</strong>ussfertig <strong>zu</strong> ma<strong>ch</strong>en. Es steckte ein abgebro<strong>ch</strong>ener Stahlstift im<br />

Zündlo<strong>ch</strong> des <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s. Zu diesem Zweck wurde das am Bo<strong>den</strong> liegende Ges<strong>ch</strong>ütz<br />

mit ¾ Pfund (340 g) und 4 Kugeln gela<strong>den</strong> und das Ges<strong>ch</strong>ütz mit einer Pulverspur<br />

von der Mündung her gezündet. <strong>Die</strong> Ladung sei so klein gewesen das die<br />

bei<strong>den</strong> Sa<strong>ch</strong>verständigen überhaupt keine Gefahr hätten erkennen können. Als die<br />

Ladung zündete flog eine Kugel über <strong>den</strong> Sand und deplazierte eine Anzahl Bausteine<br />

vom Säulenvorbau des Eingangs eines nahe stehen<strong>den</strong> Hauses. Eine zweite Ku-<br />

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gel flog am Haus vorbei, legte Teil des Zaunes nieder, errei<strong>ch</strong>te die nä<strong>ch</strong>ste Strasse<br />

wo ein Gartentor und Zaun demoliert wur<strong>den</strong>, dann weiter über <strong>den</strong> Hinterhof und<br />

hinein in die Was<strong>ch</strong>kü<strong>ch</strong>e wo die Kugel bei einem Heisswasserboiler <strong>zu</strong>r Ruhe kam.<br />

<strong>Die</strong> Wäs<strong>ch</strong>efrau sei mit dem S<strong>ch</strong>recken davon gekommen, eine Minute <strong>zu</strong>vor sei sie<br />

no<strong>ch</strong> in der Flugbahn der Kanonenkugel gestan<strong>den</strong>. <strong>Die</strong> andern zwei Kugeln ri<strong>ch</strong>teten<br />

keinen S<strong>ch</strong>a<strong>den</strong> an. <strong>Die</strong> bei<strong>den</strong> Sa<strong>ch</strong>verständigen seien bis <strong>zu</strong>r Untersu<strong>ch</strong>ung<br />

unter Arrest und wür<strong>den</strong> mögli<strong>ch</strong>erweise vor ein Kriegsgeri<strong>ch</strong>t gestellt wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong><br />

örtli<strong>ch</strong> gelten<strong>den</strong> Artillerievors<strong>ch</strong>riften <strong>zu</strong>r Reparatur eines vernagelten Zündlo<strong>ch</strong>es<br />

s<strong>ch</strong>rieben vor, eine Pulvermenge von halbem Kugelgewi<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> verwen<strong>den</strong>. Dann<br />

müsse eine Lunte von der Ladung <strong>zu</strong> Mündung gelegt wer<strong>den</strong> und vorsi<strong>ch</strong>tig zwei<br />

Kugeln gela<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> um das Ges<strong>ch</strong>ütz lei<strong>ch</strong>t und si<strong>ch</strong>er zün<strong>den</strong> <strong>zu</strong> können. Sei<br />

der Stift no<strong>ch</strong> immer im Zündlo<strong>ch</strong>, solle die glei<strong>ch</strong>e Prozedur wiederholt wer<strong>den</strong>.<br />

Dass die Mündung des <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong>s von <strong>den</strong> Häusern weg gedreht wer<strong>den</strong> musste<br />

auf Ri<strong>ch</strong>tung Sanddünen oder Meer, davon war in <strong>den</strong> offiziellen Instruktionen allerdings<br />

ni<strong>ch</strong>ts erwähnt.<br />

Bei dem vernagelte <strong>Ges<strong>ch</strong>ütze</strong> in einem Südaustralien das nie attackiert oder erobert<br />

wurde, dürfte es si<strong>ch</strong> um einen Vandalenakt gehandelt haben wodur<strong>ch</strong> die Anwendung<br />

dieser Vors<strong>ch</strong>riften au<strong>ch</strong> äusserst selten gewesen sein dürfte. <strong>Die</strong>se zitierten<br />

Vors<strong>ch</strong>riften werfen aber do<strong>ch</strong> einige Fragen auf. Mit der Einführung von Zylinderpulver<br />

gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Ges<strong>ch</strong>ützladung mehrheitli<strong>ch</strong> von<br />

50% Kugelgewi<strong>ch</strong>t auf 33% Kugelgewi<strong>ch</strong>t reduziert mit einer Prüfladung von etwa<br />

50% Kugelgewi<strong>ch</strong>t mit Vors<strong>ch</strong>lag und einem Ges<strong>ch</strong>oss. Im Jahre 1897 wurde also<br />

bereits seit 100 Jahren Zylinder-S<strong>ch</strong>warzpulver verwendet. <strong>Die</strong> Lademenge von halbem<br />

Ges<strong>ch</strong>ossgewi<strong>ch</strong>t mit zwei Kugeln gemäss Vors<strong>ch</strong>rift könnten sehr wohl selbst<br />

die s<strong>ch</strong>wersten 32 Pfünder jener Zeit <strong>zu</strong>m bersten gebra<strong>ch</strong>t haben. <strong>Die</strong> Frage stellt<br />

si<strong>ch</strong> deshalb ob diese Vors<strong>ch</strong>riften und Anweisungen mögli<strong>ch</strong>erweise no<strong>ch</strong> aus der<br />

Zeit vor dem Jahre 1790 abstammen als no<strong>ch</strong> das alte S<strong>ch</strong>iesspulver verwendet<br />

wurde.<br />

© Rudi Roth<br />

(Revidierte Erklärung vom 2. Juni 2011)<br />

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