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Leseprobe "Die Sprache des Vertrauens" - Ambition Verlag

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Bibliografische Information der<br />

Deutschen Nationalbibliothek<br />

<strong>Die</strong> Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publika tion in der<br />

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind<br />

im Internet über<br />

http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

ISBN 978-3-942821-16-2<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.<br />

Kein Teil <strong>des</strong> Werkes darf ohne schriftliche Einwilligung <strong>des</strong> <strong>Verlag</strong>es<br />

in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren),<br />

auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung, reproduziert<br />

oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt<br />

oder verbreitet werden.<br />

<strong>Verlag</strong> und Autor machen darauf aufmerksam, dass die im vorliegenden<br />

Buch genannten Namen, Marken und Produktbezeichnungen in<br />

der Regel namens- und markenrechtlichem Schutz unterliegen. Trotz<br />

größter Sorgfalt bei der Veröffentlichung können Fehler im Text nicht<br />

ausgeschlossen werden. <strong>Verlag</strong> und Autor übernehmen <strong>des</strong>halb für<br />

fehlerhafte Angaben und deren Folgen keine Haftung. Sie sind dennoch<br />

dankbar für Verbesserungsvorschläge und Korrekturen.<br />

Original edition: The Language of Trust.<br />

Selling Ideas in a World of Skeptics<br />

© 2010 by Van Kampen Investor Services Inc.<br />

All rights reserved including the right of reproduction in whole or<br />

in part in any form.<br />

This edition published by arrangement with Prentice Hall Press,<br />

a member of Penguin Group (USA) Inc.<br />

© für die deutsche Ausgabe: ambition <strong>Verlag</strong> GmbH 2012<br />

www.ambition-verlag.de<br />

Aus dem Amerikanischen von Sabine Schilasky<br />

Lektorat: concepts4u, München<br />

Satz & Layout: bora-dtp, München<br />

Umschlaggestaltung: Vierthaler&Braun, München<br />

Druck und Bindung: Westermann Zwickau GmbH<br />

Printed in Germany


Inhalt<br />

Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Willkommen im Club der Skeptiker! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1 <strong>Die</strong> neue <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> Vertrauens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

1.1 Das Ende <strong>des</strong> Vertrauens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

1.2 Am Anfang ist immer das Wort . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

2 <strong>Die</strong> vier Grundlagen glaubwürdiger<br />

Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

2.1 Seien Sie persönlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

2.2 Seien Sie verständlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

2.3 Seien Sie positiv! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />

2.4 Seien Sie plausibel! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />

3 <strong>Die</strong> neue Sprachordnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128<br />

3.1 Kein Gespräch ohne Zuhörer: Erst Aufmerksamkeit<br />

wecken, dann diskutieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133<br />

3.2 Es geht nicht um Sie: Stellen Sie die Interessen Ihrer<br />

Zuhörer über Ihre eigenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148<br />

3.3 Das habe ich nicht gemeint: Erst der Zusammenhang,<br />

dann die Details . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169<br />

4 Das Medium und die Botschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196<br />

4.1 <strong>Die</strong> <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> Vertrauens in einer digitalen Welt . . 199<br />

4.2 <strong>Die</strong> Anti-Vertrauensgesetze: 20 verbotene Sätze . . . . 215<br />

Epilog: Ein neues Zeitalter <strong>des</strong> Vertrauens einläuten . . . . . . . 228<br />

Über die Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233<br />

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235<br />

5


Dank<br />

F<br />

ür die Idee und die Umsetzung danke ich Gary, Scott und<br />

Dave. Und meinem Kollegen Lee Carter danke ich dafür,<br />

dass er uns auf den Weg schickte, der am Ende zu diesem<br />

Buch geführt hat.<br />

Den Erzählstil und die Erkenntnisse verdanken wir Mike<br />

Phifer und Jennifer Gilbert, die im Schweiße ihres Angesichts<br />

wesentlich dazu beitrugen, dass wir stolz auf dieses Werk sind.<br />

Meinem gesamten Team bei Maslansky, Luntz & Partners<br />

danke ich für seine aufopfernde Mitarbeit und das Engagement,<br />

mit dem es die Arbeit leistete, ohne die dieses Buch<br />

nicht denkbar wäre. Und natürlich auch dafür, dass es uns in<br />

guten und nicht ganz so guten Zeiten bei der Stange hielt.<br />

Ich danke Frank Luntz, der mich in die Welt der <strong>Sprache</strong><br />

einführte und mir zeigte, welche Macht <strong>Sprache</strong> besitzen<br />

kann.<br />

Was die Veröffentlichung und die Werbung anbelangt, gilt<br />

unser Dank unseren Verlegern John Duff und Maria Gagliano,<br />

der Literaturagentin Diana Finch und dem Team von<br />

Prentice Hall Press und Penguin.<br />

Und für ihre ausnahmslos liebevolle Inspiration und Motivation<br />

danke ich Susi, Morgan und Max.<br />

6


Willkommen im<br />

Club der Skeptiker!<br />

S<br />

chließen Sie die Augen – bildlich gemeint, versteht sich.<br />

Nun stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder Ihnen<br />

glaubt. Stellen Sie sich vor, Sie brauchten weder PR-Agenturen<br />

noch Kommunikationsteams für Krisenmanagement,<br />

weil Sie, sollte etwas Übles passieren, einfach da rausgehen<br />

und den Leuten eine vernünftige Erklärung liefern könnten.<br />

Und die Leute würden Ihnen glauben. Stellen Sie sich<br />

vor, Sie könnten den Menschen Was-auch-immer verkaufen,<br />

ohne dass Ihnen jede Menge Einwände, Fragen und<br />

fragwürdige Informationen aus negativen Produktbewertungen<br />

oder von erklärten Kritikern entgegenwehen. Stellen<br />

Sie sich eine Welt vor, in der Ihnen jeder zunächst einmal<br />

wohlwollend unterstellt, die Wahrheit zu sagen. Eine<br />

Welt ohne Skeptiker.<br />

Okay, und jetzt wachen Sie auf!<br />

Es mag ja lustig sein, sich eine Welt auszumalen, in der<br />

Skepsis Fiktion ist und Vertrauen einfach mal verschenkt<br />

wird, nur nützt es uns nichts. So gut wie jeder, der Ideen verkaufen<br />

muss – sei es im Zusammenhang mit Produkten, Marken,<br />

irgendeinem Anliegen oder sich selbst –, steht morgens<br />

mit dem Gefühl auf, dass die Hälfte der Leute, die er überzeugen<br />

muss, ihm nicht vertraut, während die andere Hälfte<br />

nicht einmal hören will, was er zu sagen hat. Sind unsere Absichten<br />

lauter, werden wir angezweifelt. Sind unsere Produkte<br />

gut, vermuten alle irgendwo einen Haken. Erzählen wir ihnen<br />

eine positive Geschichte, denken sie, dass wir etwas verbergen.<br />

Und arbeiten wir zufällig für ein großes Unternehmen,<br />

nehmen sowieso alle an, dass wir auf ihre Kosten Gewinne<br />

machen wollen. Einen Vertrauensvorschuss gibt es nirgends;<br />

dafür mehr Skepsis denn je.<br />

Kurz gesagt: Das Vertrauen ist gestorben.<br />

7


<strong>Die</strong>se Behauptung mag gewagt anmuten, doch ich glaube,<br />

dass der Vertrauensverlust der Grund ist, weshalb unser<br />

öffentlicher Diskurs, unsere Unternehmenskommunikation<br />

und unsere traditionellen Verkaufstechniken mehr oder minder<br />

den Bach runtergegangen sind. Ich kann nicht einmal sagen,<br />

wann genau das geschehen ist, weil es keinen festen Zeitpunkt<br />

gab. Unsere Erfahrungen haben uns im Laufe der Jahre<br />

schlicht misstrauischer gegenüber allem und jedem gemacht.<br />

Wir vertrauen nicht mehr darauf, dass die Regierung für uns<br />

sorgt. Wir vertrauen nicht mehr darauf, dass Firmen uns gut<br />

behandeln. Wir trauen einander nicht mehr zu, die Verantwortung<br />

für uns zu übernehmen. Wir vertrauen ja nicht einmal<br />

mehr darauf, dass unsere eigene Familie für uns da ist.<br />

Natürlich existieren zu all diesen Behauptungen Ausnahmen,<br />

dennoch lässt sich die Tendenz nicht leugnen: Mit dem Vertrauen<br />

geht es in Amerika wie überall auf der Welt bergab.<br />

Wir leben heute in einem Zeitalter <strong>des</strong> Misstrauens.<br />

Insgesamt kann man sagen, dass Firmen und Verkäufer<br />

heute allesamt das Ansehen von windigen Gebrauchtwagenhändlern<br />

genießen. Sprechen wir über unsere Produkte,<br />

unsere soziale Verantwortung als Unternehmer oder unsere<br />

Haltung zu wichtigen politischen Fragen, unterstellen uns die<br />

meisten Leute Eigennutz. Für sie steht fest, dass wir unsere<br />

eigenen Interessen über ihre stellen, dass wir zu viel versprechen<br />

und zu wenig halten oder dass wir Statistiken schönen.<br />

<strong>Die</strong> Kritiker – angefangen bei den Medien über die Blogger<br />

bis hin zu ehemaligen Kunden – bringen ihre negativen<br />

Einschätzungen zusehends stimmgewaltiger und mit größerer<br />

Reichweite vor. Für Sie und Ihre Verbündeten wird es<br />

schwierig, dagegenzuhalten. <strong>Die</strong> Verbraucher trauen Ihnen<br />

nicht, also suchen sie sich ihre Fakten selbst. Sie holen Meinungen<br />

anderer ein, wenden sich – real und virtuell – an ihresgleichen,<br />

um deren Ansichten über Ihre Produkte oder Ihre<br />

Haltung zu erfahren. <strong>Die</strong>ses Zeitalter <strong>des</strong> Misstrauens ist mit<br />

keinem anderen vergleichbar, denn nie war es so leicht wie<br />

heute, sich seine eigene Skepsis bestätigen zu lassen. Unsere<br />

8


digitale Beschallung mit Rund-um-die-Uhr-Nachrichten und<br />

dem allgegenwärtigen Internet erschwert unsere Arbeit als<br />

Vermittler in bisher ungekanntem Maße.<br />

Für mich dreht sich alles um <strong>Sprache</strong>, folglich dürfte es<br />

nicht verwundern, wenn ich sage, dass <strong>Sprache</strong> maßgeblich<br />

am Vertrauensverlust und der zunehmenden Skepsis beteiligt<br />

ist. Und <strong>des</strong>halb kann sie auch entscheidend zur Lösung <strong>des</strong><br />

Problems beitragen. Solange es menschliche Kommunikation<br />

gibt, funktioniert sie nach dem Prinzip Versuch und Irrtum.<br />

Es existieren keine allgemeingültigen Regeln für <strong>Sprache</strong>, wie<br />

man sie in der Mathematik, Physik, Chemie und den anderen<br />

„exakten Wissenschaften“ kennt.<br />

<strong>Sprache</strong> ist eine Kunst. Und auch wenn wir sie alle immerfort<br />

üben, bleibt sie doch eine Kunst. Wir schaffen Satzbauund<br />

Grammatikregeln, um <strong>Sprache</strong> effizient, beherrschbar<br />

und sinnvoll zu machen. Doch diese Regeln variieren zwischen<br />

unterschiedlichen <strong>Sprache</strong>n erheblich (sprechen Engländer<br />

von einem „blauen Auto“ (blue car), heißt es bei Franzosen<br />

„Auto blau“ (voiture bleu), weil wir es sind, die diesen<br />

Regeln ihre Bedeutung verleihen.<br />

Entsprechend ist <strong>Sprache</strong> immerfort Manipulationen ausgesetzt.<br />

Leute spielen mit <strong>Sprache</strong>, orientieren sich an den Reaktionen<br />

ihres Gegenübers und nutzen sie zu ihrem Vorteil.<br />

Und im Gegensatz zu vielen anderen Kunstformen ist <strong>Sprache</strong><br />

in unserem Alltag extrem nützlich. Wir gebrauchen (und<br />

missbrauchen) sie schon, seit wir auf zwei Beinen laufen.<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, dass <strong>Sprache</strong> bereits ziemlich lange als Manipulationsinstrument<br />

eingesetzt wird, ist nicht unerheblich. In<br />

der gesamten Menschheitsgeschichte wurde sie benutzt, um<br />

andere zu versklaven, zu erobern, zu unterdrücken und sogar<br />

auszulöschen. Andererseits wurde <strong>Sprache</strong> ebenfalls verwendet,<br />

um für genau diese Untaten Abbitte zu leisten. Plato,<br />

der so manches über <strong>Sprache</strong> wusste, sagte: „Rhetorik ist die<br />

Kunst, das Denken anderer zu beherrschen.“ Das Problem<br />

einer solchen Rhetorik besteht darin, dass sie sich, salopp ausgedrückt,<br />

selbst in den Schwanz beißt.<br />

9


Im 21. Jahrhundert firmiert Rhetorik unter der Bezeichnung<br />

„Spin“ als griffiger Ausdruck für veranschaulichende<br />

Übertreibung. Es gibt eine ganze Branche, die dem Spin huldigt,<br />

und ungeachtet <strong>des</strong> jeweils amtierenden Regierungschefs<br />

ist die erste Adresse für alle Spin-Gläubigen die Pennsylvania<br />

Avenue 1600: das Weiße Haus. In diesem Buch geht es ausdrücklich<br />

nicht um Spin.<br />

<strong>Sprache</strong> für eine effektive und glaubwürdige Kommunikation<br />

einzusetzen hat nichts mit Spin zu tun. Ein bestimmtes<br />

Wort oder eine bestimmte Wendung zu benutzen, um etwas<br />

zu erklären, ist nicht dasselbe wie Spin. Eine Idee oder ein<br />

Produkt in eine Geschichte zu verpacken, die Interesse weckt,<br />

ist nicht Spin. Fakten, Zahlen und Argumente für das Publikum<br />

in einen Zusammenhang zu stellen hat nichts mit Spin zu<br />

tun. Das Publikum zu verstehen und es direkt anzusprechen<br />

ist etwas anderes als Spin. Zu sagen: „Kommt darauf an, was<br />

das Wort ‚ist‘ ist“, 1 stellt nicht Spin dar.<br />

Nun ja, zugegeben, beim letzten Beispiel könnte es sich<br />

doch um Spin handeln. Aber gewiss ist Ihnen jetzt klar, was<br />

gemeint ist.<br />

In diesem Buch geht es nicht darum, wie Sie Botschaften<br />

hinreichend übertreiben oder beschönigen, um Leute zu täuschen.<br />

Eine schlechte Firma wird auch mit noch so viel linguistischer<br />

Massage nicht zu einer guten und eine böse Absicht<br />

lässt sich mit keinerlei Schönfärberei in eine lautere verwandeln.<br />

Fraglos lassen sich derlei Methoden anwenden, um noch<br />

die größte Schweinerei schönzureden; und viele Leute lassen<br />

sich oft und gern zum Narren halten. Doch wer Vertrauen<br />

aufbauen will, sollte seine Worte auf seine Taten abstimmen.<br />

Lässt sich die <strong>Sprache</strong> nicht mit dem Verhalten in Einklang<br />

bringen, entsteht auch kein Vertrauen. Statt<strong>des</strong>sen wird sie<br />

zum Fundament für Skepsis.<br />

In diesem Buch geht es darum, wie <strong>Sprache</strong> so eingesetzt<br />

wird, dass sie der Skepsis in einer Spin-überfrachteten Welt<br />

entgegenwirkt. Wir befassen uns mit Situationen, in denen<br />

Sie etwas Lohnenswertes vermitteln möchten, jedoch Mühe<br />

10


haben, sich Gehör zu verschaffen. Und wir geben Ihnen die<br />

Instrumente an die Hand, um mittels <strong>Sprache</strong> Vertrauen aufzubauen<br />

oder wiederherzustellen, wenn Sie Fakten, Vorgehensweisen<br />

und Erfahrungen auf Ihrer Seite verbuchen können,<br />

Sie es aber partout nicht über die letzte Hürde schaffen:<br />

die Akzeptanz.<br />

Für wen ist dieses Buch<br />

<strong>Die</strong> allerorten wütende Skepsis ist kein esoterischer Firlefanz.<br />

In unserem Privat- wie Arbeitsleben wirkt sie verblüffend<br />

stark. Wir misstrauen dem Vertreter, der behauptet, dass sein<br />

Produkt besser sei als das der Konkurrenz. Wir sind skeptisch,<br />

wenn uns ein Kunde sagt, er wolle „noch einmal in Ruhe<br />

nachdenken“ und sich wieder bei uns melden. Wir trauen dem<br />

Manager nicht, der uns versichert, unser Job sei sicher und wir<br />

hätten durchaus Zukunft in der Firma. Und wir glauben dem<br />

Bewerber nicht so recht, der uns zu erklären versucht, warum<br />

er der ideale Kandidat für die Stelle bei uns ist. Wir misstrauen<br />

dem Unternehmen, das behauptet, ihm liege an den Kunden<br />

oder an der Umwelt. Wir misstrauen CEOs, Politikern und<br />

den Versprechen, die sie abgeben. Wir sind auch dem Blogger<br />

gegenüber skeptisch, der selbige CEOs und Politiker angreift.<br />

Wir trauen den professionellen Produkttestern nicht, weil sie<br />

auf den Gehaltslisten der Herstellerfirmen stehen könnten.<br />

Wir hegen unsere Zweifel gegenüber den Kundenrezensionen,<br />

weil wir keine Ahnung haben, wer der Schreibende ist<br />

oder warum wir ihm vertrauen sollten. Und beim kleinsten<br />

Informationsbrocken, der Zweifel zulässt, werden wir schnell<br />

einmal misstrauisch, was unsere persönlichen Beziehungen<br />

angeht.<br />

Hat diese Skepsis erst einmal Einzug gehalten, lässt sie<br />

sich nur extrem schwer überwinden. Richtiges Verhalten hilft.<br />

Doch wurde man von den Skeptikern abgewiesen oder für<br />

11


unglaubwürdig erklärt, werden sie unser Verhalten eher nicht<br />

zur Kenntnis nehmen oder es zumin<strong>des</strong>t nicht als richtig würdigen.<br />

Ich hoffe, dass dieses Buch für jeden interessant ist, der<br />

eine entscheidende Botschaft vermitteln will. Eventuell<br />

finden Sie hier Beispiele, die sich direkt auf Ihre Branche<br />

oder Ihre Situation beziehen. Oder auch nicht. Wenn wir<br />

eines inzwischen gelernt haben, dann, dass Menschen letztlich<br />

immer Menschen bleiben – will heißen: Das Phänomen<br />

Skepsis ist überall dasselbe, egal welches Publikum, welche<br />

Themen oder welche Branchen man vor sich hat. Ebenso<br />

stimmen die Reaktionen auf unterschiedliche Kommunikationsansätze<br />

überein. Meinen Recherchen in annähernd<br />

30 Ländern zufolge kann ich behaupten, dass Skepsis auch<br />

auf sämtlichen Märkten herrscht. In der Vehemenz variiert<br />

sie zwischen „überaus skeptisch“ in Großbritannien und<br />

„offen für Botschaften“ in Schwellenländern wie Indien;<br />

auch die Meinungen über Themen von Umweltschutz über<br />

Werbung bis hin zum Aktienmarkt driften weit auseinander.<br />

Doch die Herangehensweisen, mit denen die Öffentlichkeit<br />

gewonnen und Vertrauen aufgebaut wird, sind verblüffend<br />

ähnlich. Ich hoffe, dass jeder Leser in diesem Buch<br />

Tipps findet, die er auf seine jeweilige Situation anwenden<br />

kann. Und am Ende hat hoffentlich jeder eine klarere Vorstellung<br />

und einige Ideen, wie man diese Prinzipien in die<br />

Tat umsetzt.<br />

<strong>Die</strong>ses Buch ist für jeden, der in einem Meer von Skepsis<br />

navigieren muss, um Ideen, Produkte, <strong>Die</strong>nstleistungen oder<br />

sich selbst einem Publikum zu verkaufen, das nichts davon<br />

hören will.<br />

<strong>Die</strong>ses Buch richtet sich an:<br />

• Unternehmenssprecher, die der Öffentlichkeit ein strittiges<br />

Thema vermitteln, ein PR-Desaster nach einem Firmenskandal<br />

ausbügeln oder sonst eine heikle Situation bewältigen<br />

müssen.<br />

12


• Vertreter, die ihre Kunden besser verstehen und zu ihnen<br />

durchdringen möchten.<br />

• Manager, die das Vertrauen ihrer Mitarbeiter gewinnen<br />

und deren Arbeitsmoral oder Motivation verbessern wollen.<br />

• Verkäufer, die bessere Umsatzzahlen für ihre Produkte<br />

erreichen wollen (außer Sie arbeiten bei einer Firma wie<br />

Apple, denn dort haben Sie ein Produkt, das sich prima<br />

selbst verkauft).<br />

• Angestellte und Arbeitsuchende, die sich und ihre Leistungen<br />

fortwährend selbst verkaufen und andere beeindrucken<br />

müssen.<br />

Für manche von Ihnen wird die Lektüre bedeuten, dass wir<br />

Ihre bisherigen Sprachgewohnheiten in ihren Grundfesten<br />

erschüttern. Wir erkunden, welche Worte benutzt und welche<br />

verworfen werden sollten, und geben Ihnen neue Sprachmuster<br />

an die Hand, mit denen Sie Ihre Botschaft vermitteln<br />

können. Vor allem aber liefern wir Ihnen Beispiele aus der realen<br />

Welt – von der Politik bis zur Finanzwirtschaft –, anhand<br />

derer Sie erkennen, wie Menschen heute auf das reagieren,<br />

was gesagt wird, und darauf, wie es gesagt wird. Erlernen Sie<br />

eine neue <strong>Sprache</strong>, denn nur diese hilft Ihnen, in einer Zeit<br />

<strong>des</strong> Misstrauens Beziehungen zu Leuten aufzubauen, die Sie<br />

überzeugen, umstimmen oder als Kunden gewinnen wollen.<br />

Forschung ist die Grundlage<br />

aller Erkenntnis<br />

<strong>Die</strong>ses Buch basiert auf einer einzigartigen Kombination<br />

quantitativer und qualitativer Erforschung von gesellschaftlichen<br />

Trends und individuellen Neigungen. Außerdem gründet<br />

es auf Tausenden von „Instant Response“-Sitzungen (Erklärung<br />

folgt), Gruppendiskussionen und Umfragen, die eine<br />

13


erstaunliche Übereinstimmung ergaben, was menschliche<br />

Reaktionen auf Kommunikationsweisen betrifft – und zwar<br />

weitestgehend unabhängig davon, wo und was gefragt wird.<br />

Meine Firma spezialisiert sich auf die Wirkung von<br />

<strong>Sprache</strong> und darauf, wie wir sie effektiver einsetzen können.<br />

Bei unseren Tests konzentrieren wir uns vornehmlich<br />

auf emotionale Reaktionen statt rationaler, weil wir immer<br />

wieder erleben, dass Menschen zunächst mit ihrem Herzen<br />

auf Botschaften reagieren und danach erst mit ihrem Verstand.<br />

Wir haben in so gut wie jedem Wirtschaftsbereich<br />

recherchiert – vom Gesundheitswesen über Technologie<br />

bis hin zur Lebensmittelindustrie, von Bauunternehmen bis<br />

zu Kosmetikherstellern. Und wir haben eine große Bandbreite<br />

an Themen angesprochen, weil wir erklären wollten,<br />

wie Menschen auf Veränderungen in der Besteuerung, Gesetzgebung<br />

und bei Imageproblemen reagieren. Bei allen<br />

Befragungen probierten wir unterschiedliche Botschaften<br />

aus, um herauszufinden, welche funktionieren und warum.<br />

Und weil ein Großteil unserer Recherchen ergab, dass man<br />

zunächst einmal Vertrauen aufbauen muss, wenn man eine<br />

Idee vermitteln will, habe ich unsere Erkenntnisse in diesem<br />

Buch zusammengetragen.<br />

Fassen Sie den Knopf nicht an!<br />

Falls Sie schon einmal eine Diskussion von US-Präsidentschaftskandidaten<br />

auf Nachrichtensendern wie CNN verfolgt haben,<br />

dürfte Ihnen eines unserer wichtigsten Arbeitsinstrumente bereits<br />

bekannt sein. <strong>Die</strong> Leute im Publikum halten ein Gerät in der<br />

Hand, mit dem sie ihre Reaktion auf das Gesagte übermitteln.<br />

<strong>Die</strong>se Messgeräte haben meist eine Skala von 0 bis 100 – von<br />

kompletter Ablehnung bis hin zu völliger Zustimmung. <strong>Die</strong> Zuschauer<br />

werden zu Beginn angewiesen, ihr Stimmungsbarometer<br />

auf den Wert 50 einzustellen (neutral) und dann nach oben<br />

oder unten zu drehen, je nachdem, wie sie das Gehörte bewerten.<br />

Anschließend werden die Wertungen zusammengefasst und<br />

oft sieht man noch während der Sendung die Auswertung der<br />

Publikumsmeinungen mitlaufen.<br />

14


Wir nutzen dieselbe Methode, um emotionale, spontane Reaktionen<br />

auf Botschaften zu testen. Bevor der Zuschauer überlegen<br />

kann, warum er eine bestimmte Aussage gut oder schlecht<br />

findet, hält er seine Reaktion auf das Gesagte fest. Auf diese<br />

Weise wissen wir, was die Leute empfinden, bevor sie uns erläutern,<br />

was sie denken. Ein weiterer wichtiger Aspekt <strong>des</strong> „Instant<br />

Response“-Tests besteht darin, dass er uns erlaubt, die Ergebnisse<br />

auf demografische Faktoren zu überprüfen. Während einer politischen<br />

Diskussion ist es beispielsweise nicht ungewöhnlich, dass<br />

verschiedenfarbige Linien im Meinungsdiagramm erscheinen,<br />

entweder nach Parteienvorliebe, nach Geschlecht oder nach<br />

beidem. <strong>Die</strong>se Linien spiegeln Trends und wahren zugleich die<br />

Anonymität <strong>des</strong> Einzelnen.<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer selbst sehen die Ergebnisse unter<strong>des</strong>sen nicht,<br />

denn sie sollen nicht durch die Gruppenreaktion beeinflusst werden.<br />

Wir zeigen sie allerdings oft einer zweiten Publikumsgruppe,<br />

die hinter den Teilnehmern auf der Bühne sitzt und so in den raren<br />

Genuss kommt, live mitzuverfolgen, was in den Zuschauern<br />

vorgeht. Hauptsächlich aber verraten uns die Daten, wie Leute<br />

auf das reagieren, was wir sagen.<br />

Ich genieße das Privileg, mit einer Gruppe von Ko autoren<br />

zu arbeiten, die es an vorderster Front mit heutigen Verbrauchern<br />

zu tun haben. Sie sind in einer Branche tätig, in<br />

der Vertrauen und Glaubwürdigkeit so ausschlaggebend sind<br />

wie in wohl kaum einer anderen: der Finanzdienstleistung.<br />

Tagtäglich gehen sie mit Leuten um, die sich um die Ersparnisse<br />

ihrer Kunden kümmern, daher wissen sie sehr gut, wie<br />

wichtig es ist, Vertrauen aufzubauen und welche Methoden<br />

funktionieren und welche nicht. Und auch wenn dieses Buch<br />

nicht von Finanzkommunikation handelt, stammen viele Beispiele<br />

aus der Altersvorsorge, weil wir nun einmal auf diesem<br />

Gebiet arbeiten. Genau genommen war es unsere gemeinsame<br />

Recherche in der Finanzdienstleistungsbranche, aus der dieses<br />

Buch hervorgegangen ist. Wir haben diesen Schwerpunkt<br />

nicht etwa gewählt, weil das Thema für viele Leser interessant<br />

ist. Vielmehr stellt die Altersvorsorge einen Bereich dar,<br />

15


in dem Vertreter und Firmensprecher mit einigen der größten<br />

Herausforderungen zu kämpfen haben.<br />

Und wir haben das Thema auch ausgesucht, weil Altersvorsorge<br />

ein Produkt ist, das sich selbst bewerben muss. Ein<br />

iPhone zu verkaufen ist nicht weiter schwierig. <strong>Die</strong> Dinger<br />

verkaufen sich quasi von allein. Aber versuchen Sie mal, ein<br />

Produkt an den Mann zu bringen, von dem 76 Prozent der<br />

Bevölkerung sagen, sie wüssten nichts darüber, es würde sie<br />

nicht interessieren oder sie mögen es nicht. Wie viele der Produkte<br />

und Themen, mit denen wir uns beschäftigen, leidet<br />

auch die Altersvorsorge an einem gewaltigen Glaubwürdigkeitsproblem.<br />

Rentenfonds sind missverständliche, extrem<br />

komplizierte Produkte, die jede Menge negativen Ballast<br />

mit sich herumschleppen. Entsprechend verkaufen sie sich<br />

schwer. Bedenkt man dann noch, dass diese Beteiligungen<br />

unter medialem Dauerbeschuss von Finanzanalysten stehen,<br />

erscheint es logisch, dass sie beinahe nicht an den Mann zu<br />

bringen sind. Und dennoch halten Investoren in den USA<br />

heute Rentenanteile im Wert von fast 1,5 Billionen Dollar. 2<br />

Letztlich geht es in diesem Buch darum, Menschen zu<br />

verstehen. Mir ist bewusst, dass man mit Büchern zu diesem<br />

Thema schon mehrere große Privatbibliotheken füllen könnte,<br />

aber ich habe bisher noch keines entdeckt, das <strong>Sprache</strong> –<br />

also bestimmte Wörter, Wendungen und Kommunikationsansätze<br />

– so in den Fokus rückt, wie wir es hier tun. Ich habe<br />

über Jahre hinweg mehrere Tausend Stunden damit verbracht,<br />

Leuten zuzuhören und ihre Reaktionen auf die unterschiedlichsten<br />

Themen zu beobachten. Ich fragte sie, warum sie so<br />

empfinden und reagieren, wie sie es taten, und versuchte zu<br />

begreifen, wie <strong>Sprache</strong> – vom simplen Wort bis hin zu komplexen<br />

Argumentationsführungen – ihre Wahrnehmung der<br />

Wirtschaft, der Politik oder auch ihrer unmittelbaren Nachbarn<br />

beeinflusst. <strong>Die</strong>ses Buch bildet die Quintessenz jener Erfahrungen.<br />

16


Warum sollten Sie einem Buch trauen,<br />

das von Vertrauen handelt<br />

<strong>Die</strong> einzigen mir bekannten Bücher, die je eine Chance hatten,<br />

Leben zu verändern, sind die großen Werke der Geschichte:<br />

jene Bücher, die unsere Art, zu denken, zu handeln und<br />

menschliches Erleben zu verstehen, revolutioniert haben. Zugegeben,<br />

dieses Buch wird keine solch umwälzende Wirkung<br />

haben. Auch wird es nicht zwangsläufig die Art verändern,<br />

wie Sie sämtliche Kommunikationsprobleme lösen, mit denen<br />

Sie heute oder künftig konfrontiert sind.<br />

Es bietet eine Reihe von klaren Prinzipien, basierend auf<br />

der neuesten Kultur- und Kommunikationsforschung, mit<br />

der ein hochmodernes Problem beleuchtet wird: wie man<br />

glaubwürdig und wirksam kommuniziert, wenn einem niemand<br />

trauen will.<br />

Wie ich gleich klarstellen möchte, beinhaltet dieses Buch<br />

keineswegs eine Sammlung meiner Ansichten und Überlegungen<br />

zu diesem Thema. Vielmehr finden Sie hier die Auswertungen<br />

zahlreicher Umfragen unter Wählern, Verbrauchern,<br />

Medienmitarbeitern, Angestellten, Aktionären und<br />

sogar Kongressmitgliedern. Sie alle haben wir gefragt, wie<br />

sie die allgegenwärtige Skepsis überwinden und effektiv neue<br />

Ideen oder Produkte bewerben. Und da sie uns gegenüber<br />

keine Verkaufsabsichten hatten, ließen sie uns freimütig an<br />

ihren Gedanken teilhaben. Ihre Reaktionen und Meinungen<br />

bieten einige verblüffende Erklärungen dafür, warum so manche<br />

Ansätze in der professionellen Kommunikation durch<br />

und durch falsch sind.<br />

Es gibt Leute, die Bücher über Prinzipien grundsätzlich<br />

infrage stellen, weil sich Prinzipien leicht widerlegen lassen.<br />

Dem stimme ich zu. Effektive Kommunikation steht und<br />

fällt mit dem Kontext und es gibt keine Richtlinien, die jederzeit<br />

und auf jede Situation anwendbar sind. Zum Beispiel<br />

lehnen wir in diesem Buch negative Botschaften ab, wissen<br />

17


aber durchaus, dass sie bisweilen ebenso gut funktionieren<br />

wie polarisierende <strong>Sprache</strong> oder extreme Versprechungen.<br />

Allerdings handelt es sich hierbei um Ausnahmen, nicht um<br />

die Regel. Hingegen fanden wir immer wieder bestätigt, dass<br />

die <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> Vertrauens zuverlässig hilft, ein skeptisches<br />

Publikum zu gewinnen – sei es als Käufer, für eine Wahl oder<br />

als Unterstützer eines Anliegens.<br />

Sicher werden Einzelne dieses Buch besonders <strong>des</strong>halb in<br />

Zweifel ziehen, weil es vom CEO einer Firma kommt, die<br />

Frank Luntz gründete, der berühmte – und in manchen Kreisen<br />

berüchtigte – Meinungsforscher und „Spin Doctor“. Der<br />

Einwand ist vollkommen legitim. Wirkungsvolle Kommunikationstechniken<br />

können tatsächlich helfen, politische – und<br />

moralische – Ideen zu bewerben, egal wie stichhaltig sie uns<br />

erscheinen. Deshalb sind Kommunikatoren jedweder Couleur<br />

gut beraten, dieses Buch zu lesen, wenn sie ihre Botschaften<br />

einem skeptischen Publikum vermitteln wollen. Am Ende<br />

nämlich sind es die Zuhörer, die über das richten, was wir zu<br />

sagen haben. Es muss uns also gelingen, sie in einer Art und<br />

Weise zu erreichen, die sie glaubwürdig finden.<br />

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1<br />

<strong>Die</strong> neue <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong><br />

Vertrauens<br />

Das glaube ich nicht.<br />

Beweise es mir und ich werde es<br />

trotzdem nicht glauben.<br />

Douglas Adams, Autor von<br />

Per Anhalter durch die Galaxis<br />

D<br />

as ist die Welt, in der wir heute leben. Sie beschränkt sich<br />

weder auf eine bestimmte Branche noch auf ein Problem<br />

noch auf ein Unternehmen. Ebenso wenig ist sie geografisch<br />

begrenzt. Ich hatte mit Japanern zu tun, die Finanzdienstleistungen<br />

misstrauten, mit Chinesen, die am Umweltschutz<br />

zweifelten, mit Westeuropäern, die alternative Energien infrage<br />

stellten, und mit Brasilianern, welche die Gesundheitsvorsorge<br />

in Zweifel zogen. Überall und bei jedem Thema ist die<br />

Herausforderung dieselbe: Wie bringe ich Menschen dazu,<br />

mir zu glauben, solange Misstrauen gegenüber allem und jedem<br />

die Regel ist<br />

Viele denken, dieses Problem lasse sich rein rational lösen,<br />

indem sie die richtigen Fakten und Argumente vorbringen.<br />

Und gerade sie frustriert es besonders, wenn sie ihre Botschaft<br />

einfach nicht vermitteln können. Meiner Erfahrung nach ist<br />

eher eine emotionale als eine rationale Herangehensweise nötig.<br />

<strong>Die</strong> Leute müssen Ihnen glauben wollen, bevor sie Ihnen<br />

glauben können. Effektive Kommunikation steht und fällt<br />

damit, dass das Publikum sich Ihnen öffnet. Erst dann kann<br />

es Ihre Botschaft annehmen.<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> Vertrauens gründet auf der Überzeugung,<br />

dass Kommunikation die Einstellung von Menschen zu einem<br />

Thema oder einem Produkt verändern kann, selten jedoch<br />

deren Weltbild. Verkaufsgespräche sind zu kurz; politische<br />

Erklärungen beschränken sich oft auf Schlagwörter und<br />

Lieblingsthemen. Und die meisten Leute filtern automatisch<br />

Botschaften heraus, die sich nicht mit dem decken, was sie<br />

bereits glauben. Statt ihre Überzeugungen infrage zu stellen,<br />

versuchen wir lieber, ihnen unser Anliegen nahezubringen,<br />

ohne damit ihr Weltbild zu erschüttern. Mit anderen Worten:<br />

Wir müssen unsere Idee mit ihren Ansichten in Einklang<br />

bringen.<br />

Auf diese Art zu kommunizieren setzt voraus, dass wir begreifen,<br />

wie Skeptiker denken und welche Faktoren ihr Misstrauen<br />

befeuern. Um Skeptiker zu überzeugen, müssen wir<br />

zuerst einmal wissen, wie sie die Welt sehen, und diese Sicht<br />

als gültig akzeptieren. Nur so können wir ihre Aufmerksamkeit<br />

gewinnen und sie dazu bringen, dass sie uns zuhören. Teil<br />

1 erkundet die Wurzeln <strong>des</strong> Misstrauens und die Faktoren,<br />

die zum rasanten Anstieg der allgemeinen Skepsis in unserer<br />

Gesellschaft beigetragen haben. Außerdem wird besprochen,<br />

wie die zunehmende Skepsis unser Handeln beeinflusst und<br />

warum der verlorene Vertrauensvorschuss echte finanzielle<br />

Folgen für jede Form von Unternehmen hat. Und schließlich<br />

beschreibt das Kapitel, wie der Vertrauensverlust viele traditionelle<br />

Kommunikationsansätze auf den Kopf stellt.<br />

Danach legt Teil 2 die Grundlagen für eine <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong><br />

Vertrauens, indem es erläutert, was diese auszeichnet und wie<br />

Sie sie in einer ganzen Reihe von gängigen Situationen anwenden<br />

können. Ich werde darlegen, was diese <strong>Sprache</strong> von<br />

anderen Verkaufsansätzen und Arten der Problemkommunikation<br />

unterscheidet. Überdies skizziere ich im zweiten Kapitel<br />

die vier Grundsätze der glaubwürdigen Kommunikation:<br />

die Instrumente, die Sie brauchen, um Skepsis zu überwinden<br />

und Vertrauen aufzubauen.<br />

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