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Geoökologische Feldmethoden Standortansprache

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TECHNISCHE UNIVERSITÄT BRAUNSCHWEIG<br />

Institut für Geoökologie, Abt. Bodenkunde und Bodenphysik<br />

<strong>Geoökologische</strong> <strong>Feldmethoden</strong><br />

<strong>Standortansprache</strong><br />

für Studierende der Geoökologie<br />

4. Semester<br />

W. Durner<br />

Braunschweig, April 2007


ii Ringinfiltration<br />

Durner, W. (2007): <strong>Standortansprache</strong>. Skript. Institut für Geoökologie, Abteilung Bodenkunde und<br />

Bodenphysik, TU Braunschweig, 11 Seiten.


1 Einleitung<br />

Im Rahmen der <strong>Geoökologische</strong>n <strong>Feldmethoden</strong> werden Sie an einem Geländetag am<br />

Standort Schunterau, in Braunschweig, Messungen zur Bestimmung von Größen des<br />

Bodenwasserhaushaltes durchführen. Die Versuchsfläche befindet sich auf einem ehemaligen<br />

Industriestandort.<br />

Zur Messung der hydraulischen Leitfähigkeit von Böden werden zwei Feld-Messverfahren in<br />

Form von Infiltrationsversuchen angewandt. Die Messungen werden ergänzt durch<br />

Aufnahmen des oberflächennahen Wassergehalts mit der TDR-Messtechnik und durch die<br />

Aufnahme von Messprofilen zur Erkundung des Untergrundes mit Hilfe geophysikalischer<br />

Methoden.<br />

Es werden vier Gruppen gebildet, die im Laufe des Tages alle Versuche an verschiedenen<br />

Teilgebieten des Standortes durchführen.


4 Ringinfiltration<br />

2 Standortbeschreibung<br />

Die Untersuchungen sollen in der Nähe des Zusammenflusses zwischen Schunter und Wabe<br />

stattfinden. Abb. 1 zeigt eine Luftbildaufnahme des Standortes. Es handelt sich um eine<br />

Brachfläche im unmittelbaren und angrenzenden Auenbereich. Vermutlich handelt es sich um<br />

eine ehemals teilweise bebaute Fläche, die nach der Räumung nun der natürlichen Sukzession<br />

unterliegt. Wir erwarten einen lockeren, stark von verschiedenen Gräsern durchwurzelten<br />

Boden. Die Vegetation besteht vor allem aus Süßgräsern, Brennesseln und Taubnesseln.<br />

Vereinzelt kommen junge Birken, Weissdorn, Rosenbüsche und Flieder vor.<br />

Zwischen den Gruppen sollen offensichtlich unterschiedliche Bereiche des Standortes, die in<br />

sich eine gewisse Homogenität aufweisen, ausgewiesen und in Hinblick auf Standort-<br />

eigenschaften, vegetation und Böden charakterisiert werden.<br />

Abb. 1: Luftaufnahme des Untersuchungsgebietes. Es wird im Norden und Nordwesten<br />

begrenzt durch den Fuß-Verbindungsweg zwischen Ottenroder Straße und Kehrbeeke,<br />

im Süden durch die Schunter, und am östlichen Rand durch eine Bahntrasse. Am<br />

oberen Bildrand ist das Gebäude der Diakonie Braunschweig zu erkennen.


Bodenansprache (Texturbestimmung) 5<br />

3 Bodenansprache (Texturbestimmung)<br />

Im Rahmen der Feldmethoen haben Sie bereits gelernt, wie Bodenaufnahmen gemacht<br />

werden. Für die bodenhydrologischen Untersuchungen sollen Sie, basierend auf einem<br />

Pürckhauereinschlag sowie auf einer kleinen Profilgrube, eine rdimentäre Bodenaufnahme<br />

machen und insbesondere für das untersuchte Bodenprofil mit Hilfe der Fingerprobe die<br />

Textur bestimmen. Sie benötigen diese Information unter anderem für die Abschätzung der<br />

hydraulischen Eigenschaften mit dem Neuronale Netz-Programm ROSETTA (im Rahmen der<br />

LV Modellierung II im sechsten Semester). Den Skelettanteil (in Gew. %) bestimmen Sie<br />

nach Schätzung im Gelände sowie über die Siebung des Bodens. Grundlage der Fingerprobe<br />

bilden die Ausführungen in der Bodenkundlichen Kartieranleitung (AG Boden, 1994; Kapitel<br />

5.8.14.2), die nachfolgend rezitiert sind. Auslassungen sind durch „[...]“ angezeigt,<br />

Einfügungen sind kursiv gesetzt.<br />

3.1 Bodenart 1<br />

„Mit der Bodenart wird die Korngrößenzusammensetzung des mineralischen Bodenmaterials<br />

gekennzeichnet. Die Korngrößenanteile werden im Labor nach DIN 19683 Teil 2<br />

(Dispergierung mit Natriumpyrophosphat und Humuszerstörung) festgestellt. Im Gelände<br />

bestimmt man die Bodenart durch die Fingerprobe und nach sichtbaren Merkmalen [...].<br />

Kornfraktionen<br />

Bei der Kennzeichnung der Bodenart wird zwischen den Kornfraktionen des Feinbodens<br />

(Korndurchmesser < 2 mm) und des Grobbodens (∅ > 2 mm) unterschieden. Häufig wird für<br />

Grobboden synonym der Begriff Bodenskelett verwendet.<br />

Definition der Bodenarten des Feinbodens<br />

Für die Definition der einzelnen Bodenarten des Feinbodens sind die drei Fraktionen Sand,<br />

Schluff und Ton maßgebend. Nach dem Vorherrschen der einen oder anderen Fraktion<br />

werden Sande, Schluffe und Tone unterschieden. Hinzu kommen [...] die Lehme als Sand-<br />

Schluff-Tongemische, die in ihren Eigenschaften zwischen den drei erstgenannten<br />

1 Der Text dieses Kapitels ist ein wortgetreuer Auszug aus Bodenk. Kartieranleitung, AG Boden, 1994, Kap.<br />

5.8.2.14.


6 Ringinfiltration<br />

Bodenarten stehen. Die Bezeichnung "Lehm" wird nur für Dreikorngemenge verwendet, bei<br />

denen die Fraktionen Sand, Schluff und Ton in deutlich erkennbaren und fühlbaren<br />

Gemengeanteilen auftreten.<br />

Die Bodenarten werden eingeteilt in Bodenartenhauptgruppen, Bodenartengruppen, und<br />

-untergruppen. Die Bodenartenuntergruppen, ihre Kurzzeichen und die Grenzwerte ihrer<br />

Fraktionsanteile werden in Tabelle 26 [in AG Boden(1994); Im Skript: Tab. 1] und in einem<br />

rechtwinkligen Dreiecksdiagramm (Abb. 2) dargestellt.<br />

Aus dem Diagramm kann bei bekannten prozentualen Anteilen der Kornfraktionen Schluff<br />

und Ton die entsprechende Bodenart ermittelt werden.<br />

Die Kurzzeichen der Bodenartenuntergruppen bestehen aus einem Großbuchstaben und einem<br />

nachgestellten Kleinbuchstaben sowie meist einer Kennziffer (2 = schwach, 3 = mittel, 4 =<br />

stark) bzw. einem zweiten Kleinbuchstaben.<br />

Tab. 1: Kornfraktionen des Feinbodens (Faksimile der Tab. 24 aus AG Boden, 1994).


Bodenansprache (Texturbestimmung) 7<br />

Abb. 2: Diagramm der Bodenartenuntergruppen des Feinbodens (aus AG Boden, 1994).<br />

3.2 Bodenartenansprache im Gelände<br />

Die Bestimmung der Bodenartenuntergruppe des mineralischen Feinbodens im Gelände<br />

erfolgt durch die Fingerprobe. Das Bodenmaterial wird dabei zwischen Daumen und<br />

Zeigefinger gerieben und geknetet. Körnigkeit, Bindigkeit und Formbarkeit des Materials<br />

können mit ausreichender Sicherheit am schwach feuchten Bodenmaterial festgestellt werden.<br />

Tabelle 1.2 und 1.3 geben die Definition der Bindigkeits- und Formbarkeitsstufen. Die<br />

Bodenartenuntergruppen des Feinbodens können nach Tabelle 29 der Kartieranleitung (=Tab.<br />

1.4) bestimmt werden. Die Mitnahme von Wasser zum Befeuchten trockener Böden ist<br />

zweckmäßig. Hinweise auf weitere fühl- und sichtbare Merkmale sowie Eigenschaften der<br />

Fraktionen des Feinbodens bei unterschiedlichen Mengenanteilen gibt ebenfalls Tabelle 29.<br />

Für die Unterteilung der Sandfraktion können Messlupen verwendet werden.


8 Ringinfiltration<br />

Tab. 2: Definition der Bindigkeitsstufen (aus Bodenkundl. Kartieranleitung, AG Boden, 1994)<br />

Kennzeichnung<br />

der Stufen<br />

Zusammenhalt der<br />

Bodenprobe<br />

Bezeichnung/Kennzeichnung<br />

0 kein sofort<br />

zerbröselt/zerbricht<br />

1 sehr gering sehr leicht<br />

2 gering leicht<br />

3 mittel nicht<br />

4 stark nicht<br />

5 sehr stark nicht<br />

Tab. 3: Definition der Formbarkeitsstufen (aus Bodenkundl. Kartieranleitung, AG Boden,<br />

1994).<br />

Ausrollbarkeit: Bewertung der Ausrollbarkeit einer Probe bis auf halbe<br />

Bleistiftstärke<br />

0 Probe nicht ausrollbar; zerbröckelt beim Versuch<br />

1 nicht auf halbe Bleistiftstärke ausrollbar, da die Probe<br />

vorher reißt und bricht<br />

2 Ausrollen auf halbe Bleistiftstärke schwierig, da die Probe<br />

starke Neigung zum Reißen und Brechen aufweist<br />

3 ohne größere Schwierigkeiten auf halbe Bleistiftstärke<br />

ausrollbar, da die Probe nur noch schwach reißt oder<br />

bricht<br />

4 leicht auf halbe Bleistiftstärke ausrollbar, da die Probe<br />

nicht reißt oder bricht<br />

5 auf dünner als halbe Bleistiftstärke ausrollbar


Bodenansprache (Texturbestimmung) 9<br />

Tab. 4: Schlüssel zur Bestimmung der Bodenarten des Feinbodens im Gelände mittels<br />

Fingerprobe (Faksimile der Tabelle 29 der Bodenkundlichen Kartieranleitung)


10 Ringinfiltration<br />

Tab. 4 – Fortsetzung.


Literatur 11<br />

4 Aufgaben<br />

Für die Standorte des Praktikum sollen folgende Untersuchungen erfolgen:<br />

1. Einmessung und allgemeine Charakterisierung<br />

• Stecken Sie ein Gebiet ab, in dem Sie mit ihrer Gruppe ihre Untersuchungen<br />

durchführen wollen<br />

• Ermitteln Sie die allgemeinen Standorteigenschaften ihres Teilgebietes (Klima,<br />

Vegetation, Bewirtschaftung, Exposition, Bodentyp, Wasserversorgung,<br />

Luftversorgung, Nährstoffversorgung)<br />

2. Profilansprache ca. 0-20 cm<br />

• Erstellung eines kleinen oberflächennahen Profils<br />

• Einteilung des Profils in Horizonte<br />

• Ansprache der Humusform<br />

• Ansprache der einzelnen Horizonte (Bodenart, Bodenstruktur, Bodenfeuchte,<br />

Bodendichte, Bodenfarbe, Humusgehalt).<br />

3. Profilansprache ca. 20-100 cm<br />

• Pürckhauerbeprobung bis ca. 100 cm Tiefe<br />

• Einteilung des Profils in Horizonte<br />

• Ansprache der einzelnen Horizonte<br />

• Bestimmung der Bodenart der Horizonte mit Fingerprobe<br />

4. Fingerprobe zur Körnungsbestimmung<br />

• Stellen Sie die Bodenunterart nach Tabelle 29 der Bodenkundlichen<br />

Kartieranleitung fest (z.B. Su2).<br />

• Lesen Sie aus dem Körnungsdreieck für die bestimmte Bodenart die<br />

Zusammensetzung in den Grundkörnungen Sand (%), Schluff (%), und Ton<br />

(%) ab. Geben sie sinnvolle Bandbreiten für diese Anteile an.<br />

5 Literatur<br />

AG Boden. 1994. Bodenkundliche Kartieranleitung, 4. Auflage. Schweizerbart'sche<br />

Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.

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