Die Passung in der Kommunikation
Die Passung in der Kommunikation
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MASTER’s THESIS<br />
<strong>Die</strong> <strong>Passung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />
Das Konzept <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> zur Vergrößerung geme<strong>in</strong>samer Verständnisräume <strong>in</strong><br />
Autor: Michael Herdlitzka<br />
Coach<strong>in</strong>g und lösungsorientiertem Management<br />
zur Erlangung des akademischen Grades<br />
Master <strong>in</strong> Coach<strong>in</strong>g<br />
im Studiengang<br />
„Coach<strong>in</strong>g und lösungsorientiertes Management“<br />
an <strong>der</strong> PEF Privatuniversität für Management<br />
Betreuer: Univ.-Prof. (PEF) Mag. Dr. Günter Lueger<br />
................................................. ...............................................<br />
Univ.-Prof. (PEF) Dr. Peter Heimerl<br />
Ort und Tag <strong>der</strong> Abgabe Wissenschaftliche Leitung<br />
- I -
Name: Michael Herdlitzka, MBA, MAS, MTD<br />
Geburtsdatum: 31. Mai 1957<br />
Eidesstattliche Erklärung<br />
Ich versichere hiermit,<br />
1. dass ich die vorliegende Master’s Thesis selbstständig verfasst, an<strong>der</strong>e als die<br />
angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst ke<strong>in</strong>er<br />
unerlaubten Hilfe bedient habe, und<br />
2. dass ich diese Master’s Thesis bisher we<strong>der</strong> im Inland noch im Ausland <strong>in</strong> ir-<br />
gende<strong>in</strong>er Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.<br />
3. dass dieses Exemplar mit <strong>der</strong> beurteilten Arbeit übere<strong>in</strong>stimmt.<br />
_____________________ ________________________<br />
Ort, Datum Unterschrift<br />
- II -
Kurzzusammenfassung:<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Passung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>“ ist auf den geme<strong>in</strong>samen Zugew<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />
höheren Ebene des gegenseitigen Verständnisses aller Gesprächspartner ausgerichtet.<br />
Basierend auf e<strong>in</strong>er ganzen Reihe führen<strong>der</strong> Theorien und Modelle <strong>der</strong><br />
<strong>Kommunikation</strong> kann man erwarten, dass dieser Verständnis-Zugew<strong>in</strong>n am besten<br />
durch das Konzept „HAUE“ (Haltung <strong>der</strong> Wertschätzung – Aktives Zuhören –<br />
Unterschiede herausarbeiten und für – Erlebbarkeit <strong>der</strong>selben sorgen) erreicht<br />
werden kann. <strong>Kommunikation</strong>sangebote aller Art sollten nicht „vorgefertigt“ angeboten<br />
werden, weil dadurch e<strong>in</strong>e bestimmte Interpretation durch den Gesprächspartner<br />
vorweg genommen wird. Statt dessen ist es hilfreicher, sich <strong>der</strong> <strong>Passung</strong><br />
des jeweiligen <strong>Kommunikation</strong>sangebotes zu versichern, welche sich aus <strong>der</strong> unvore<strong>in</strong>genommenen<br />
Interpretation durch den Gesprächspartner ergibt. <strong>Die</strong>s gilt<br />
auch für bestimmte Methoden professioneller <strong>Kommunikation</strong> (wie z.B. Skalierungen<br />
im Coach<strong>in</strong>g).<br />
Schlagworte (m<strong>in</strong>d. 3, max. 6):<br />
<strong>Kommunikation</strong>, Verständnis, <strong>Passung</strong>, Coach<strong>in</strong>g, Skalierungen<br />
Abstract:<br />
“The Fit <strong>in</strong> Communications” aims at the common ga<strong>in</strong> of a higher level of mutual<br />
un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g of all communicat<strong>in</strong>g parties. Based on a whole range of lead<strong>in</strong>g<br />
theories and models of communication this ga<strong>in</strong> can be best expected through the<br />
concept of “ELDE” (attitude of esteem – active listen<strong>in</strong>g – compil<strong>in</strong>g differences<br />
and translate them <strong>in</strong>to a – sensual experience). Communicative offers should<br />
never be made <strong>in</strong> a “prefabricated” way as this presumes a certa<strong>in</strong> <strong>in</strong>terpretation<br />
by the other party. It turns out more helpful to assure the fitt<strong>in</strong>g of the offer <strong>in</strong>stead.<br />
Then one can expect a more unprejudiced <strong>in</strong>terpretation by the other<br />
party. This applies also to certa<strong>in</strong> methods <strong>in</strong> professional communication, e.g.<br />
scal<strong>in</strong>g questions <strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g.<br />
Keywords (at least 3, max. 6):<br />
communication, un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g, fit, coach<strong>in</strong>g, scal<strong>in</strong>g<br />
- III -
Inhaltsverzeichnis<br />
1 THEMENSTELLUNG 1<br />
1.1 AUSGANGSSITUATION 1<br />
1.2 FORSCHUNGSFRAGE(N) 2<br />
1.3 BASIS DES GEGENWÄRTIGEN WISSENSSTANDES 4<br />
2 GRUNDLAGEN DER KOMMUNIKATION 6<br />
2.1 AUSGANGSSITUATION 6<br />
2.2 EIN „GESAMTMODELL“ DER KOMMUNIKATION 9<br />
2.2.1 Das Modell im Überblick 10<br />
2.2.2 TA - Transaktionsanalyse 12<br />
2.2.3 NLP – Neuro-l<strong>in</strong>guistisches Programmieren 15<br />
2.2.4 4 S / 4 O – Vier Seiten / Vier Ohren 17<br />
2.2.5 SCM – The Strategic Communication Model 19<br />
2.2.6 5 PA – <strong>Die</strong> fünf pragmatischen Axiome 21<br />
2.2.7 GFK – Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> 23<br />
2.3 „BESONDERE“ ANWENDUNGSFÄLLE BZW. SITUATIONEN 25<br />
2.3.1 <strong>Kommunikation</strong> <strong>in</strong> Gruppen: TZI – Themenzentrierte Interaktion 26<br />
2.3.2 Verhandlung und Konflikt: HK – Harvard-Konzept 30<br />
2.3.3 Strukturierte Konfliktbehandlung: Mediation 32<br />
2.3.4 <strong>Kommunikation</strong> im Kundengespräch: Verkaufstechnik 35<br />
2.4 ZUSAMMENFASSUNG 39<br />
- IV -
3 „PROFESSIONELLE“ KOMMUNIKATION 44<br />
3.1 MEDIEN UND JOURNALISTEN 44<br />
3.2 WERBUNG UND MARKTKOMMUNIKATION 47<br />
3.3 PUBLIC RELATIONS 48<br />
3.4 FÜHRUNGSKRÄFTE 49<br />
3.5 PROFESSIONELLE HILFE 51<br />
3.5.1 <strong>Die</strong> Be-rater, Advisors o<strong>der</strong> „B<strong>in</strong>destrich-Coaches“ 52<br />
3.5.2 Counselors und Coaches 53<br />
3.5.2.1 Vorgehensweise im Coach<strong>in</strong>g 54<br />
3.5.2.2 Ausgewählte Methoden im Coach<strong>in</strong>g 59<br />
4 DAS KONZEPT DER PASSUNG 64<br />
4.1 VON DEN EIGENSCHAFTEN ZUM VERHALTEN 65<br />
4.2 VOM FÜHRUNGSSTIL ZU FÜHRUNGSROLLEN 66<br />
4.3 VON DER EVOLUTION ZUM WIRTSCHAFTSKONTEXT 69<br />
4.4 IMPLIKATIONEN FÜR DEN COACH 75<br />
5 EXPERTEN-INTERVIEWS 77<br />
5.1 VORGEHENSWEISE 79<br />
5.2 AUSWERTUNG 81<br />
5.2.1 E<strong>in</strong>satz von Skalierungen 82<br />
5.2.2 Spezielle Anlässe und Zielsetzungen 82<br />
5.2.3 Nutzen für die Klienten 83<br />
5.2.4 Nutzen für den Coach 84<br />
- V -
5.2.5 „Ungewöhnliche“ Reaktionen 84<br />
5.2.6 Verständnisprobleme für die Aufgabenstellung 85<br />
5.2.7 Interventionen zur Verständnissicherung 86<br />
5.2.8 „Sonstige“ Verständnisprobleme 87<br />
5.3 DISKUSSION 88<br />
5.3.1 <strong>Kommunikation</strong>sregeln 89<br />
5.3.2 „Fit“ für den Gesprächspartner und die Situation 90<br />
5.3.3 Skalierungen s<strong>in</strong>d (oft) hilfreich 90<br />
5.3.4 Schluss 91<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS 92<br />
LITERATURVERZEICHNIS 93<br />
INTERNETQUELLEN 97<br />
ANHANG 1 98<br />
ANHANG 2 99<br />
- VI -
VORWORT:<br />
Vieles zum Thema „passen<strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>“ hat sich im Laufe me<strong>in</strong>er bisheri-<br />
gen Ausbildung und beruflichen Stationen „angesammelt“, um sich irgendwann <strong>in</strong><br />
gesammelter Schriftform zu „entladen“. Dankbar für die Gelegenheit ist die ge-<br />
genständliche Arbeit ke<strong>in</strong>e bloße „Pflichterfüllung“ son<strong>der</strong>n – mehr als je zuvor –<br />
ambitionierte Aufgabe mit wesentlich mehr subjektiver Bedeutung als dem bloßen<br />
Bestehen e<strong>in</strong>er Prüfung.<br />
Aus Gründen <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit – und zugegebenermaßen aus persönli-<br />
cher Abneigung gegen allzu viel „political correctness“ verwende ich im laufenden<br />
Text nur die jeweils männliche Form und unterlasse sämtliche sprachlichen Ver-<br />
renkungen mit diversen Klammer-, Schrägstrich- und / o<strong>der</strong> B<strong>in</strong>destrichorgien<br />
ebenso wie die noch viel schlimmeren Großbuchstaben mitten im Wort. Der<br />
männlichen Form gebe ich aus alter Gewohnheit und <strong>der</strong> zumeist größeren Präg-<br />
nanz den Vorzug, ke<strong>in</strong>esfalls aus Missachtung des Weiblichen, dessen seien alle<br />
potenziellen LeserInnen versichert.<br />
DANKSAGUNG:<br />
Allen bedeutenden Lehrern <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>, vor allem jenen, welchen ich per-<br />
sönlich begegnen durfte wie Paul Watzlawick, Marshall Rosenberg und John<br />
Gr<strong>in</strong><strong>der</strong> danke ich für die beflügelnde Inspiration, welche sie durch ihre Werke,<br />
vor allem aber durch ihre bee<strong>in</strong>druckend Persönlichkeit ausstrahlen. In diese<br />
Reihe möchte ich auch me<strong>in</strong>en Betreuer, Günter Lueger aufnehmen, welcher ei-<br />
nen e<strong>in</strong>zigartigen Lehrgang und e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende Bewegung <strong>in</strong>s Leben geru-<br />
fen hat. Dadurch durfte ich weitere herausragende Experten persönlich kennen<br />
lernen, stellvertretend möchte ich hier anführen Gunther Schmidt, He<strong>in</strong>z Stahl,<br />
Peter Szabo, Matthias Varga von Kibed und nicht zuletzt Insoo Kim Berg.<br />
- VII -
1 Themenstellung<br />
1.1 Ausgangssituation<br />
In <strong>der</strong> (sozialwissenschaftlich def<strong>in</strong>ierten) <strong>Kommunikation</strong> geht man vom M<strong>in</strong>i-<br />
malerfor<strong>der</strong>nis für e<strong>in</strong>en gelungenen, „passenden“ <strong>Kommunikation</strong>svorgang<br />
von e<strong>in</strong>em geschlossenen Kreislauf (welcher im ersten theoretischen Teil noch<br />
detailliert erörtert werden wird) zwischen Sen<strong>der</strong> und Empfänger, so dass es zu<br />
e<strong>in</strong>em Feedback und damit erhöhtem Verständnis zwischen beiden kommen<br />
kann, aus. <strong>Die</strong>ses Feedback bewirkt gegenseitig bessere Kenntnis des jewei-<br />
ligen <strong>Kommunikation</strong>skontextes. <strong>Die</strong> sche<strong>in</strong>bar so objektive Aussage „draußen<br />
hat es heute 20 Grad“ ist zwar physikalisch überprüfbar, sagt aber noch nichts<br />
über subjektive Bef<strong>in</strong>dlichkeiten. <strong>Die</strong> (nach dem Modell <strong>der</strong> „GFK“ bereits „ge-<br />
walttätige“) Aussage „draußen ist es heute warm“ ist zwar vollkommen subjek-<br />
tiv, ersche<strong>in</strong>t aber auf den ersten Blick genau so „objektiv“ konstruiert wie die<br />
vorige.<br />
E<strong>in</strong> (speziell <strong>in</strong> Coach<strong>in</strong>g- o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en „professionellen“ <strong>Kommunikation</strong>ssitu-<br />
ationen) Mittel zur Verknüpfung objektiver (besser: <strong>in</strong>tersubjektiver 1 ) und sub-<br />
jektiver Wirklichkeiten ist die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Skala. Auch wenn diese Skalie-<br />
rung auf die subjektive Empf<strong>in</strong>dung des Gegenübers e<strong>in</strong>geht („Wie warm emp-<br />
f<strong>in</strong>den Sie es heute auf e<strong>in</strong>er Skala zwischen 1 und 10?“), so entsteht doch<br />
e<strong>in</strong>e Art von Sche<strong>in</strong>-Objektivität. Dass „1“ wenig und „10“ viel bedeutet, dass<br />
die Abstände zwischen den Skalenwerten gleich s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>iges mehr wird<br />
(manchmal) unreflektiert als „gegeben“ und von allen gleich <strong>in</strong>terpretiert ange-<br />
nommen. H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong>e möglicherweise kulturell o<strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuell präfor-<br />
mierte E<strong>in</strong>stellung – e<strong>in</strong> nicht leicht zu entdeckendes, möglicherweise auf<br />
Coach- wie auf Klientenseite vorhandenes Vorurteil – gegenüber dem gewähl-<br />
ten Skalentypus. Im oben genannten Beispiel mit den „20 Grad“ wird noch<br />
ke<strong>in</strong>e Rücksicht darauf genommen, dass e<strong>in</strong> <strong>Kommunikation</strong>steilnehmer mögli-<br />
1 http://de.wikipedia.org/wiki/Intersubjektivit%C3%A4t ,06-2007<br />
- 1 -
cherweise <strong>in</strong> Celsius, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aber <strong>in</strong> Fahrenheit (o<strong>der</strong> Kelv<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />
auch gänzlich ungeläufigen Skala) „denkt“, o<strong>der</strong> noch schlimmer, „fühlt“. E<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>verständnis über Art und Eigenschaften <strong>der</strong> verwendeten Skala sollte also,<br />
zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> „heiklen“ Fällen, hergestellt werden.<br />
Hier kommt das Konzept <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> zur Anwendung. Es erfolgt die Nach-<br />
frage „und wie passt das für Sie?“, worauf man erst e<strong>in</strong> „gültiges“ Feedback<br />
darüber erhält, wie viel an relativer Wärme als subjektiv „passend“, also ange-<br />
nehm empfunden wird. Wie nötig die erhöhte Sensibilität gegenüber solchen<br />
„Fits“ und noch mehr gegenüber möglichen „Misfits“ ist, zeigt das folgende Bei-<br />
spiel aus <strong>der</strong> Praxis. E<strong>in</strong>e überaus erfahrene und kommunikativ ebenso gebil-<br />
dete wie e<strong>in</strong>fühlsame Mediator<strong>in</strong> pflegt ihren Klienten rout<strong>in</strong>emäßig (sic!) e<strong>in</strong>e<br />
100-teilige Skala anzubieten, weil sie ihrer Erfahrung nach mit den Prozentan-<br />
gaben <strong>der</strong> Klienten die treffgenauesten Schätzungen erhält. In betrieblichen<br />
Kontexten gehört es zu ihren Methoden, vor und nach Interventionen nach <strong>der</strong><br />
„Betriebstemperatur“ <strong>der</strong> betreffenden organisatorischen E<strong>in</strong>heit zu fragen.<br />
Auch dabei bietet sie die Prozentskala an (!), <strong>in</strong> ihrer Logik (welche den Klien-<br />
ten natürlich mitgeteilt wird) versteht sie dabei niedrige Werte als „unange-<br />
nehm und konfliktreich“, hohe Werte als „angenehm und konfliktarm“. Obwohl<br />
die meisten Klienten <strong>der</strong> „gewohnten“ Prozentlogik vermutlich ohne weiteres<br />
folgen können, ist es leicht vorzustellen, dass für manche e<strong>in</strong>e „hohe Betriebs-<br />
temperatur“ als ke<strong>in</strong>esfalls angenehm aufzufassen ist. Es liegt sogar auf <strong>der</strong><br />
Hand, dass oftmals die gegenteilige Vorstellung „hoher Wert = heiß = konflikt-<br />
beladen“ überwiegen wird. Auch von erfahrenen, professionellen Kommunika-<br />
toren werden also manchmal geme<strong>in</strong>same Verständnisräume vorausgesetzt,<br />
wo sie def<strong>in</strong>itiv (noch) nicht vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />
1.2 Forschungsfrage(n)<br />
Im Rahmen dieser Arbeit soll dargestellt werden, welche Auswirkungen (<strong>in</strong><br />
Form vermehrten geme<strong>in</strong>samen, bzw. gegenseitigen Verständnisgew<strong>in</strong>ns) von<br />
- 2 -
<strong>der</strong> Anwendung des Konzepts <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> im Rahmen von unterschiedlichen<br />
<strong>Kommunikation</strong>ssituationen, vor allem <strong>in</strong> typischen Coach<strong>in</strong>ggesprächen, vor<br />
allem an Hand von Skalierungsfragen zu erwarten s<strong>in</strong>d. Dazu ist e<strong>in</strong>e relativ<br />
breit angelegte theoretische Analyse <strong>der</strong> Basisliteratur zu den Grundlagen <strong>der</strong><br />
<strong>Kommunikation</strong>, dem bevorzugt untersuchten Sett<strong>in</strong>g „Coach<strong>in</strong>g“ und dem be-<br />
vorzugt untersuchten Instrument „Skalierung“, sowie e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong>e Be-<br />
trachtung des Konzepts <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> notwendig. <strong>Die</strong>s alles wird im H<strong>in</strong>blick auf<br />
e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen Bezugsrahmen, auf die Bedürfnisse von Organisationen<br />
und <strong>der</strong> dar<strong>in</strong> arbeitenden Menschen, untersucht. Allfällige Unterscheidungs-<br />
merkmale, vor allem aber die verb<strong>in</strong>denden Geme<strong>in</strong>samkeiten führen<strong>der</strong> Theo-<br />
rien und Modelle zur <strong>Kommunikation</strong> s<strong>in</strong>d zu erheben. <strong>Die</strong> wesentlichen Theo-<br />
rieaspekte, welche zum „Gel<strong>in</strong>gen“ e<strong>in</strong>es <strong>Kommunikation</strong>svorgangs beitragen,<br />
s<strong>in</strong>d theoretisch zu erarbeiten und Anhaltspunkte für die Rolle <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> <strong>in</strong><br />
gelungenen <strong>Kommunikation</strong>svorgängen s<strong>in</strong>d festzuhalten.<br />
E<strong>in</strong>e Abgrenzung, was im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> gegenständlichen Arbeit unter „professio-<br />
neller <strong>Kommunikation</strong>“ (Coach<strong>in</strong>g und lösungsorientiertes Management) zu<br />
verstehen ist und was nicht, ist zu treffen. Empirisch unterstützt soll durch die<br />
Arbeit geklärt werden, ob und <strong>in</strong>wieweit die Anwendung des Konzepts <strong>der</strong> Pas-<br />
sung zu verbessertem „Rapport“ führt, zu erhöhtem gegenseitigem Verständnis<br />
und damit zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>sgesamt höheren Niveau an „gelungener“ Kommunika-<br />
tion. Wobei wir unter „gelungener <strong>Kommunikation</strong>“ das Entstehen e<strong>in</strong>es im<br />
Vergleich zu vorher vergrößerten geme<strong>in</strong>samen Verständnisraums verstehen<br />
wollen. (Indem beispielsweise das „Missverständnis Celsius – Fahrenheit“ aus-<br />
geräumt wurde)<br />
Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressant ist es zu erheben, ob erfahrene Coaches diese erhöhte<br />
Sensibilität für die <strong>Passung</strong> ohneh<strong>in</strong> bereits besitzen, o<strong>der</strong> ob auch diesen<br />
„Missverständisse“ durchaus geläufig s<strong>in</strong>d. Dazu wird e<strong>in</strong>e (kle<strong>in</strong>e) qualitative<br />
Studie mittels halb-standardisierter Experten-Interviews bei erfahrenen Coa-<br />
ches durchgeführt, um <strong>der</strong>en praktische Anwendungserfahrungen als weitere<br />
Informationsquelle zu erschließen. Da <strong>in</strong> <strong>der</strong> qualitativen Datenerhebung selbst<br />
- 3 -
das Konzept <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> (vom erfahrenen Interviewer s<strong>in</strong>d die Fragen dem<br />
Verständnis des Respondenten und dem Gesprächsverlauf ständig anzupas-<br />
sen!) e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle 2 spielt, ergibt sich die Wahl dieser Methode quasi<br />
„von selbst“. E<strong>in</strong> sekundärer Nutzen würde sich aus <strong>der</strong> Abgrenzung ergeben,<br />
ob und unter welchen Umständen (k)e<strong>in</strong> erhöhter Nutzen im S<strong>in</strong>ne zusätzlichen<br />
Informationsgew<strong>in</strong>ns durch die Anwendung des Konzepts <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> ent-<br />
steht. Gerade die „Sammlung“ anekdotischer Berichte wie das o.a. Beispiel von<br />
<strong>der</strong> „Betriebstemperatur“ würde aber aufzeigen, wann und unter welchen Um-<br />
ständen die Gefahr e<strong>in</strong>es Misfits besteht und e<strong>in</strong>e zusätzliche <strong>Passung</strong>sab-<br />
frage angezeigt wäre.<br />
1.3 Basis des gegenwärtigen Wissensstandes<br />
Als „State of the Art“ wird die Standardliteratur zur <strong>Kommunikation</strong> angesehen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e soll das Modell <strong>der</strong> „sektoralen Spezialisierung“ des Autors als<br />
Ausgangspunkt dienen. Demnach können zur Erklärung <strong>der</strong> Phänomene im<br />
<strong>Kommunikation</strong>skreislauf <strong>in</strong> bestimmten Sektoren bestimmte Theorien und Mo-<br />
delle den am besten passenden Nutzen stiften. Namentlich geht es dabei um:<br />
� 5 pragmatische Axiome nach Watzlawick<br />
� GFK (Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong>)nach Rosenberg<br />
� TA (Transaktionsanalyse) nach Harris & Berne<br />
� NLP (Neuro-l<strong>in</strong>guistisches Programmieren) nach Bandler & Gr<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
� 4 Seiten <strong>der</strong> Nachricht / 4 Ohren des Empfängers nach Schulz v. Thun<br />
� SCM (Strategic Communication Model) nach O’Hair & Friedrich<br />
Des weiteren werden spezielle <strong>Kommunikation</strong>ssituationen kurz beleuchtet:<br />
2 Bortz, Jürgen & Dör<strong>in</strong>g, Nicola: Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschafter; Spr<strong>in</strong>ger,<br />
Berl<strong>in</strong> 2002<br />
- 4 -
� Spezialfall „<strong>Kommunikation</strong> <strong>in</strong> Gruppen“: TZI (Themenzentrierte Interak-<br />
tion) nach Cohn<br />
� Spezialfall „<strong>Kommunikation</strong> <strong>in</strong> Verhandlungen“: HK (Harvard-Konzept)<br />
nach Fisher<br />
� Spezialfall „<strong>Kommunikation</strong> im Konflikt“: Mediation<br />
� Spezialfall „<strong>Kommunikation</strong> im Kundengespräch“: Verkaufstechnik (z.B.<br />
SE 4 © nach Herdlitzka)<br />
Nicht berücksichtigt s<strong>in</strong>d die zahlreichen aus <strong>der</strong> Philosophie und Soziologie<br />
stammenden <strong>Kommunikation</strong>stheorien, aus welchen sich aber nach unserer<br />
Auffassung kaum „alltagstaugliche“ Handlungsanleitungen herleiten lassen.<br />
Zur näheren Def<strong>in</strong>ition des eigentlichen Untersuchungsgegenstands dient aus-<br />
gewählte Standardliteratur bezüglich Coach<strong>in</strong>g, beson<strong>der</strong>s die Darstellung des<br />
lösungsfokussierten Kurzzeitcoach<strong>in</strong>gs nach de Shazer.<br />
Als Basis für die zu untersuchende Methodik nach dem Konzept <strong>der</strong> <strong>Passung</strong><br />
dient ausgewählte Literatur zum „Fit-Konzept“ nach Lueger.<br />
- 5 -
2 Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />
2.1 Ausgangssituation<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kommunikation</strong>sforschung stammt ursprünglich aus <strong>der</strong> physikalischen In-<br />
formationstheorie. <strong>Die</strong> Zielsetzung war dort, die Phänomene technischer Über-<br />
tragung von Information – genau genommen von Daten - zu untersuchen. Das<br />
daraus entwickelte Regelkreismodell (Sen<strong>der</strong>-Empfänger-Modell) wurde später<br />
für die Sozialwissenschaften angepasst.<br />
In jedem <strong>Kommunikation</strong>svorgang gibt es e<strong>in</strong>en Sen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en bestimmten<br />
Inhalt codiert, also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e übertragungsfähige Form br<strong>in</strong>gt. <strong>Die</strong>ser Inhalt wird<br />
dann auf e<strong>in</strong>em bestimmten Weg zu e<strong>in</strong>em Empfänger übertragen, <strong>der</strong> den In-<br />
halt wie<strong>der</strong> decodiert, das heißt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e für ihn lesbare Form br<strong>in</strong>gt. In umge-<br />
kehrter Richtung erfolgt dann die Rückmeldung, und erst wenn durch den<br />
Schluss des Kreises e<strong>in</strong> gegenseitiges Verständnis hergestellt wurde, spricht<br />
man von erfolgreicher <strong>Kommunikation</strong>. Das bloße Absenden e<strong>in</strong>er Nachricht ist<br />
also noch ke<strong>in</strong>e <strong>Kommunikation</strong> im eigentlichen S<strong>in</strong>ne.<br />
Das tatsächlich vergrößerte o<strong>der</strong> gar neue geme<strong>in</strong>same Verständnis bedarf<br />
des <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>spsychologie so genannten „dialogischen Drei-<br />
schritts 3 “.<br />
� Dabei wird zunächst vom „Sen<strong>der</strong>“ e<strong>in</strong>e Äußerung – das „Interpretan-<br />
dum – unterbreitet.<br />
� <strong>Die</strong>se wird vom „Empfänger“ <strong>in</strong>terpretiert und paraphrasierend zurückge-<br />
spiegelt.<br />
� <strong>Die</strong>se Interpretation wird nun vom ursprünglichen Sen<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weise<br />
qualifiziert, dass sie entwe<strong>der</strong> angenommen (Verständnis) o<strong>der</strong> abge-<br />
3 Galliker, Mark & Weimer, Daniel: Psychologie <strong>der</strong> Verständigung, E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die kommunikative Praxis;<br />
Kohlhammer, Stuttgart 2006<br />
- 6 -
wiesen (ke<strong>in</strong> Verständnis) wird. Auch die Abweisung stellt jedoch e<strong>in</strong>e<br />
Vergrößerung des geme<strong>in</strong>samen Verständnisraumes dar – die neue Er-<br />
kenntnis lautet ja zum<strong>in</strong>dest „so nicht“.<br />
<strong>Die</strong> folgende Abbildung zeigt schematisch den Ablauf des Dreischrittes und<br />
das – durch die spiralige Anordnung symbolisierte – geme<strong>in</strong>same Fortschreiten<br />
zu immer höheren Niveaus des Verständnisses.<br />
Abb. 1: Der dialogische Dreischritt, aus Galliker & Weimer 2006<br />
<strong>Die</strong>ser Dreischritt wird <strong>in</strong> realen <strong>Kommunikation</strong>ssituationen selten vollständig<br />
ausgeführt. <strong>Die</strong> re<strong>in</strong> verbal übermittelten Inhalte werden – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> face-to-<br />
face Situationen – durch paral<strong>in</strong>guale (z.B. stimmliche) und non-verbale Zu-<br />
- 7 -
satz<strong>in</strong>formationen wesentlich angereichert. Dadurch kann über weite Strecken<br />
e<strong>in</strong>es Gesprächs e<strong>in</strong>e gegenseitige Sicherung des Verständnisses (<strong>der</strong> „Rap-<br />
port“) hergestellt werden, ohne dass die drei Schritte erkennbar und vollständig<br />
ausgeführt werden. Sollte jedoch e<strong>in</strong>e unklare Situation e<strong>in</strong>treten, empfiehlt<br />
sich die bewusste, e<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> mehrmalige komplette Ausführung des dialogi-<br />
schen Dreischritts um wie<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same „Pace“ e<strong>in</strong>schwenken zu<br />
können.<br />
Dazu ist e<strong>in</strong>e Verständigung auf zwei Ebenen notwendig:<br />
� Es muss e<strong>in</strong>e Verständigung über die Bedeutung hergestellt werden.<br />
Der ursprüngliche Sen<strong>der</strong> muss sicherstellen, dass <strong>der</strong> Empfänger die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Aussage <strong>in</strong> gleicher o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest sehr ähnlicher<br />
Weise verstanden hat wie er selbst.<br />
� Dann erst kann e<strong>in</strong>e Verständigung über den S<strong>in</strong>n entstehen. Der<br />
Empfänger gibt zu verstehen, ob er das mit den Worten „eigentlich Ge-<br />
me<strong>in</strong>te“ akzeptieren kann o<strong>der</strong> will. <strong>Die</strong>se Aussage ist selbst wie<strong>der</strong>um<br />
e<strong>in</strong> Interpretandum, welches vom ursprünglichen Sen<strong>der</strong> – dem nun-<br />
mehrigen Empfänger – zu <strong>in</strong>terpretieren und zurückzuspiegeln ist. Erst<br />
die Qualifikation des Rückgespiegelten durch den neuen Sen<strong>der</strong> gibt<br />
Auskunft über das „wirkliche Gel<strong>in</strong>gen“ des <strong>Kommunikation</strong>svorgangs.<br />
Alle<strong>in</strong>e die Komplexität des bisher Dargelegten lässt das Zustandekommen<br />
gelungener <strong>Kommunikation</strong> als eher seltenen Ausnahmefall ersche<strong>in</strong>en. Dabei<br />
s<strong>in</strong>d noch gar nicht sämtliche Phänomene, welche durch die im folgenden dar-<br />
gelegten Theorien und Modelle zur <strong>Kommunikation</strong> aufgezeigt werden, berück-<br />
sichtigt. <strong>Die</strong> daher nur allzu verständliche tägliche Praxis des ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-vor-<br />
bei-Redens und -Schreibens wird bestens illustriert durch die Aussage von<br />
Steve de Shazer: „Verständnis gibt es nicht. Es gibt nur nützliche und weniger<br />
nützliche Missverständnisse.“<br />
- 8 -
Durch die Betrachtung <strong>der</strong> Rückkoppelung zwischen Sen<strong>der</strong> und Empfänger ist<br />
die <strong>Kommunikation</strong>swissenschaft „pr<strong>in</strong>zipiell systemisch“. Durch den Begrün<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Systemtheorie Niklas Luhmann selbst wurden „<strong>Kommunikation</strong>en“ - nicht<br />
Gruppen o<strong>der</strong> Individuen - als die kle<strong>in</strong>sten, unteilbaren Elemente von Syste-<br />
men bezeichnet.<br />
<strong>Die</strong> Sozialwissenschaften haben zahlreiche Theorien und Modelle zur Kommu-<br />
nikation entwickelt. <strong>Die</strong> meisten davon stammen aus Ansätzen <strong>der</strong> Psychothe-<br />
rapie und s<strong>in</strong>d daher mehr o<strong>der</strong> weniger auf bestimmte E<strong>in</strong>satzgebiete speziali-<br />
siert. Erst ganz wenige Konzepte beschäftigen sich auf wissenschaftlicher Ba-<br />
sis mit den Phänomenen <strong>der</strong> betrieblichen (=<strong>in</strong>ternen) und <strong>der</strong> Unternehmens-<br />
kommunikation (=externe). Das folgende „Modell <strong>der</strong> sektoralen Spezialisie-<br />
rung“ nach Herdlitzka versucht, e<strong>in</strong>en Gesamtüberblick über die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommu-<br />
nikationsforschung wesentlichen Theorien und Modelle zu geben.<br />
2.2 E<strong>in</strong> „Gesamtmodell“ <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />
Im Modell <strong>der</strong> „sektoralen Spezialisierung 4 “ wird versucht, die wesentlichsten<br />
Theorien, Modelle und Konzepte h<strong>in</strong>sichtlich ihres Spezialisierungsgrades den<br />
Abschnitten (=Sektoren) des <strong>Kommunikation</strong>sregelkreises (=sozusagen e<strong>in</strong><br />
Spiralumgang des dialogischen Dreischrittes) zur besseren Übersicht und zum<br />
leichteren Verständnis zuzuordnen. <strong>Die</strong>s bedeutet nicht, dass die genannten<br />
Konzepte nicht auch bedeutsame Erklärungen zu an<strong>der</strong>en Abschnitten des<br />
Regelkreises liefern können. Im Gegenteil, sämtliche <strong>der</strong> vorgestellten Modelle<br />
stellen <strong>in</strong> gewisser Weise mehr o<strong>der</strong> weniger Universalitätsansprüche. <strong>Die</strong>se<br />
mögen großteils auch durchaus zurecht bestehen. Trotzdem o<strong>der</strong> gerade des-<br />
halb ist <strong>der</strong> Autor überzeugt, dass von manchen Modellen an bestimmten Stel-<br />
len im <strong>Kommunikation</strong>sregelkreis e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s hoher Erklärungswert für die<br />
4 Herdlitzka, Michael R.: Sem<strong>in</strong>arskriptum „Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>“; verum GMBH Selbstverlag, Klagenfurt<br />
2004; bzw. „Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong> – Verständnisfragen zwischen den Geschlechtern“; Projektarbeit -<br />
Sem<strong>in</strong>ardesign, Management Akademie <strong>der</strong> Universität Salzburg 2001<br />
- 9 -
möglichen Störungen und <strong>der</strong>en Behebung ausgeht. Nur dieser als beson<strong>der</strong>s<br />
hoch e<strong>in</strong>geschätzte Erklärungswert wird für den Überblick verwendet. Es muss<br />
bewusst se<strong>in</strong>, dass daher alle zitierten Modelle nur auszugsweise und damit<br />
stark verkürzt wie<strong>der</strong>gegeben werden.<br />
2.2.1 Das Modell im Überblick<br />
<strong>Die</strong> folgende Abbildung zeigt e<strong>in</strong>en grafischen Gesamtüberblick über die Zu-<br />
ordnung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen <strong>Kommunikation</strong>smodelle zu den Sektoren des Kommu-<br />
nikationsregelkreises.<br />
Abb. 2: Das Modell <strong>der</strong> sektoralen Spezialisierung, aus Herdlitzka 2004<br />
- 10 -
Legende – die Kurzbezeichnungen <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>smodelle und <strong>der</strong>en<br />
spezialisierte, sektorale Bedeutung im Uhrzeigers<strong>in</strong>n:<br />
� TA = Transaktionsanalyse nach Berne & Harris, zur Erklärung <strong>der</strong><br />
psychodynamischen Struktur bei Sen<strong>der</strong> und Empfänger und <strong>der</strong> da-<br />
durch bed<strong>in</strong>gten <strong>Kommunikation</strong>smuster<br />
� NLP = Neuro-l<strong>in</strong>guistisches Programmieren nach Bandler & Gr<strong>in</strong><strong>der</strong>, zur<br />
Erläuterung <strong>der</strong> Codierung von Botschaften im Vokabular <strong>der</strong> bevorzug-<br />
ten S<strong>in</strong>neskanäle<br />
� 4 S = <strong>Die</strong> vier Seiten e<strong>in</strong>er Nachricht nach Schulz von Thun, zur<br />
Verdeutlichung <strong>der</strong> nicht-<strong>in</strong>haltlichen Aspekte <strong>in</strong> Nachrichten<br />
� SCM = Strategic Communication Model nach O’Hair & Friedrich, zur<br />
Sensibilisierung für die Wahl des situativ optimal geeigneten Übertra-<br />
gungskanals<br />
� 4 O = <strong>Die</strong> vier Ohren des Empfängers nach Schulz von Thun, zum<br />
Bewusstmachen <strong>der</strong> für die e<strong>in</strong>zelnen Nachrichtenaspekte <strong>in</strong>ter- und<br />
<strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuell unterschiedlichen Sensibilität des Empfängers<br />
Legende – die im Zentrum des Regelkreises stehenden, quasi „übergeordne-<br />
ten“ (im S<strong>in</strong>ne von „überall relevanten“) Kurzbezeichnungen <strong>der</strong> Kommunikati-<br />
onsmodelle und <strong>der</strong>en Erklärungsanteil<br />
� 5 PA = <strong>Die</strong> fünf pragmatischen Axiome nach Watzlawick, zum besseren<br />
Verständnis, wie leicht und wie oft es zum „Rauschen“ <strong>in</strong> Kommunikati-<br />
onsvorgängen kommen kann und – ressourcenorientiert gedacht – wie<br />
e<strong>in</strong>fach es wäre, durch Berücksichtigung e<strong>in</strong>iger e<strong>in</strong>facher Grundregeln<br />
deutlich rauschärmere <strong>Kommunikation</strong> zu erhalten<br />
� GFK = Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> nach Rosenberg, zum Verständnis<br />
<strong>der</strong> wichtigsten Verhaltensweisen, um zum Gel<strong>in</strong>gen des erfolgreichen<br />
Schließens <strong>der</strong> Feedbackschleifen beizutragen<br />
- 11 -
<strong>Die</strong>sen „Komplett-Regelkreis“ mit den angeführten Erklärungsmodellen, bzw.<br />
den entsprechenden Ausschnitten daraus, kann man sich situationsspezifisch<br />
e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> bestimmte <strong>Kommunikation</strong>skontexte mit „beson<strong>der</strong>en Eigen-<br />
schaften“ vorstellen. Wie bereits e<strong>in</strong>gangs erwähnt, werden auch e<strong>in</strong>ige dieser<br />
beson<strong>der</strong>en Situationen – welche aber im betrieblichen Alltag häufig und auch<br />
aus dem privaten Alltag nicht wegzudenken s<strong>in</strong>d – beschrieben und mit zusätz-<br />
lichen erklärungsrelevanten Informationen aus diesbezüglich noch weiterge-<br />
hend spezialisierten <strong>Kommunikation</strong>smodellen versehen. Nochmals im Spe-<br />
ziellen:<br />
� Spezialfall „<strong>Kommunikation</strong> <strong>in</strong> Gruppen“: TZI (Themenzentrierte Interak-<br />
tion) nach Cohn<br />
� Spezialfall „<strong>Kommunikation</strong> <strong>in</strong> Verhandlungen“: HK (Harvard-Konzept)<br />
nach Fisher<br />
� Spezialfall „<strong>Kommunikation</strong> im Konflikt“: Mediation<br />
� Spezialfall „<strong>Kommunikation</strong> im Kundengespräch“: Verkaufstechnik (z.B.<br />
SE 4 © nach Herdlitzka)<br />
2.2.2 TA - Transaktionsanalyse<br />
E<strong>in</strong> gutes Modell für das Verständnis <strong>der</strong> Struktur e<strong>in</strong>es Sen<strong>der</strong>s und / o<strong>der</strong><br />
Empfängers bietet die von Eric Berne und Thomas Harris begründete Transak-<br />
tionsanalyse 5 . <strong>Die</strong>se psychoanalytisch fundierte (wer würde nicht Sigmund<br />
Freud’s <strong>in</strong>nere Zustände „Über-Ich, Ich und Es“ wie<strong>der</strong> erkennen?), aber trotz-<br />
dem systemisch orientierte Theorie 6 (denn im Mittelpunkt stehen nicht die<br />
Individuen und <strong>der</strong>en Strukturen, son<strong>der</strong>n die „Transaktionen“ zwischen den<br />
Individuen, bzw. <strong>der</strong>en jeweiligen Ich-Zuständen) geht von e<strong>in</strong>er dreigeteilten<br />
Persönlichkeitsstruktur aus:<br />
� Eltern – Ich<br />
5 Harris, Thomas A.: Ich b<strong>in</strong> o.k. – Du bist o.k., E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Transaktionsanalyse; Rowohlt, Hamburg 1975<br />
6 Berne, Eric: <strong>Die</strong> Spiele <strong>der</strong> Erwachsenen, Psychologie <strong>der</strong> menschlichen Beziehungen; Rowohlt, Hamburg 1970<br />
- 12 -
� Erwachsenen – Ich<br />
� K<strong>in</strong>d – Ich<br />
Im Eltern-Ich s<strong>in</strong>d die erlernten, durch die jeweilige Gesellschaft „vorgegeben“<br />
Ansichten und E<strong>in</strong>stellungen repräsentiert. Im K<strong>in</strong>d-Ich drücken sich die unmit-<br />
telbaren, persönlichen Bedürfnisse des E<strong>in</strong>zelnen aus. Das Erwachsenen-Ich<br />
schafft den aktuellen Ausgleich aller E<strong>in</strong>flüsse und wählt die adäquate Reak-<br />
tion situationsspezifisch aus. <strong>Die</strong> drei Ich-Zustände variieren <strong>in</strong> ihrer Ausprä-<br />
gung <strong>in</strong>ter- und <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuell laufend, e<strong>in</strong>e „erfolgreiche“ <strong>Kommunikation</strong><br />
kann auf Dauer im S<strong>in</strong>ne des Modells („symmetrisch“) nur zwischen zwei<br />
gleichberechtigten Erwachsenen-Ichs stattf<strong>in</strong>den („Ich b<strong>in</strong> o.k., Du bist o.k.“).<br />
Auch „komplementäre“ <strong>Kommunikation</strong>smuster (z.B. zwischen Eltern- und K<strong>in</strong>d-<br />
Ich) können von Dauer se<strong>in</strong>, führen aber bei lang andauern<strong>der</strong> Verfestigung<br />
wegen <strong>der</strong> Asymmetrie zu psycho- (patho-) logischen Symptomen. Selbstver-<br />
ständlich hat wie <strong>der</strong> Therapeut auch <strong>der</strong> Coach auf sich verfestigende, kom-<br />
plementäre <strong>Kommunikation</strong>smuster – wie sie bei Übertragungsphänomenen<br />
typisch s<strong>in</strong>d – zu achten. Solche können nicht nur zur vom Klienten „mitge-<br />
brachten“ Symptomatik gehören, son<strong>der</strong>n sich auch nur allzu leicht zwischen<br />
Coach und Klient ausprägen. Im H<strong>in</strong>blick auf den Untersuchungsgegenstand<br />
könnte e<strong>in</strong> Coach, welcher beson<strong>der</strong>s selbstbewusst „die richtige“ Skala an-<br />
bietet, bereits deshalb leicht <strong>in</strong> die Position des Eltern-Ich (aus Sicht des<br />
Klienten) geraten.<br />
Noch weitaus eher alltagsrelevant s<strong>in</strong>d aber „gekreuzte“ <strong>Kommunikation</strong>smus-<br />
ter. <strong>Die</strong>s ist z.B. dann <strong>der</strong> Fall, wenn <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> se<strong>in</strong>er Auffassung nach e<strong>in</strong>e<br />
Botschaft von Erwachsenem-Ich zu Erwachsenem-Ich abschickt, beim Emp-<br />
fänger jedoch e<strong>in</strong>e asymmetrische Empf<strong>in</strong>dung auslöst und e<strong>in</strong>e Reaktion von<br />
dessen K<strong>in</strong>d-Ich zum Erwachsenen-Ich des Sen<strong>der</strong>s erfolgt. Das beson<strong>der</strong>s<br />
Tückische an solchen gekreuzten Reaktionen besteht dar<strong>in</strong>, dass sich die Ver-<br />
ständigung <strong>in</strong>haltlich (<strong>der</strong> Bedeutung nach) über längere Zeit auf durchaus ho-<br />
- 13 -
hem Niveau abspielen kann, die Verständigung auf <strong>der</strong> Beziehungsebene (dem<br />
S<strong>in</strong>n nach) aber von Anfang an gestört verläuft. <strong>Die</strong> schematische Darstellung<br />
sämtlicher möglicher <strong>Kommunikation</strong>smuster ersche<strong>in</strong>t auf den ersten Blick<br />
wenig übersichtlich, verhilft aber nach etwas „E<strong>in</strong>gewöhnungszeit“ oft zu e<strong>in</strong>em<br />
raschen und treffgenauen Überblick <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität <strong>der</strong> konkreten Situation.<br />
Abb. 3: Das komplette Beziehungs-Geflecht, aus Berne 1970<br />
Legende:<br />
� EL = Eltern – Ich<br />
- 14 -
� ER = Erwachsenen – Ich<br />
� K = K<strong>in</strong>d – Ich<br />
2.2.3 NLP – Neuro-l<strong>in</strong>guistisches Programmieren<br />
Ebenfalls aus ursprünglich therapeutischer Richtung stammt das von Richard<br />
Bandler und John Gr<strong>in</strong><strong>der</strong> entwickelte Konzept des Neurol<strong>in</strong>guistischen Pro-<br />
grammierens 7 . Dar<strong>in</strong> wird – unter an<strong>der</strong>em – wohl begründet postuliert, dass es<br />
<strong>in</strong>dividuell unterschiedliche Bevorzugungen bestimmter S<strong>in</strong>neskanäle gibt.<br />
<strong>Die</strong>se Bevorzugungen wirken sich nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung, son<strong>der</strong>n<br />
auch notwendigerweise im <strong>Kommunikation</strong>sverhalten 8 aus. In diesem Wissen<br />
kann man sich für die Ausdrucksweisen sensibilisieren, welche Indikatoren für<br />
die Bevorzugung e<strong>in</strong>zelner S<strong>in</strong>neskanäle darstellen, und damit zu e<strong>in</strong>em erfolg-<br />
reicheren Kommunikator werden, vor allem, was die Codierung <strong>der</strong> eigenen<br />
Botschaften betrifft.<br />
Denn wenn e<strong>in</strong>em bewusst ist, auf welchen S<strong>in</strong>neskanälen <strong>der</strong> Gesprächspart-<br />
ner bevorzugt kommuniziert und daher auch <strong>in</strong> aller Regel schneller verständ-<br />
nisbereit ist, kann man ihm beson<strong>der</strong>s bedeutungsvolle Inhalte – zum<strong>in</strong>dest<br />
zusätzlich – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprache dieses S<strong>in</strong>neskanals (z.B. „das sieht man doch“,<br />
„man muss nur genau h<strong>in</strong>hören“, „packen wir’s an“, „da konnte man den Braten<br />
doch riechen“) anbieten o<strong>der</strong> diese untermauern. <strong>Die</strong> Vorstellung, dass für ei-<br />
nen ganz stark den akustischen S<strong>in</strong>neskanal bevorzugenden Klienten vielleicht<br />
e<strong>in</strong>e Tonleiter die „ideale Skala“ darstellen könnte, sollte zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e Über-<br />
legung wert se<strong>in</strong>.<br />
7 Gr<strong>in</strong><strong>der</strong>, John & Bostic St. Clair, Carmen: Sem<strong>in</strong>ar Handout + DVD „Intensive Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Summer Workshop“; Quantum<br />
Leap, Scotts Valley 2004<br />
8 Sawizki, Egon R.: NLP im Alltag, E<strong>in</strong>führung, Technik, Übungen; Gabal, Offenbach 1996<br />
- 15 -
Natürlich besteht auch hier die Gefahr aller Typologien. Kaum jemals wird man<br />
auf e<strong>in</strong> Individuum treffen, welches ausschließlich o<strong>der</strong> auch nur ganz stark<br />
überwiegend auf e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> S<strong>in</strong>neskanäle<br />
� visuell / optisch<br />
� akustisch / auditiv<br />
� k<strong>in</strong>ästhetisch / motorisch<br />
� olfaktorisch<br />
� gustatorisch<br />
sozusagen „fixiert“ ist. In <strong>der</strong> realen Praxis werden Menschen wohl immer<br />
„Mischtypen“ se<strong>in</strong> und mal den e<strong>in</strong>en, mal den an<strong>der</strong>en S<strong>in</strong>neskanal nutzen<br />
o<strong>der</strong> verstärkt e<strong>in</strong>setzen. Speziell als Coach sollte man aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>,<br />
möglichst bewusst auf <strong>der</strong>artige Phänomene zu achten und sich vor allem auch<br />
<strong>der</strong> eigenen Präferenzen bewusst se<strong>in</strong>, um diese gegebenenfalls – vorüberge-<br />
hend – aufgeben zu können, wenn die Situation es erfor<strong>der</strong>t.<br />
Auch aus <strong>der</strong> Lerntheorie 9 – besser: den Lerntheorien – ergibt sich, dass Ler-<br />
nen, an<strong>der</strong>s ausgedrückt, Verän<strong>der</strong>ung durch <strong>Kommunikation</strong>, freudvoller er-<br />
lebt wird und wirksamer ist, wenn möglichst viele S<strong>in</strong>neskanäle angesprochen<br />
werden und auf die <strong>in</strong>dividuellen Eigenarten <strong>der</strong> Lern- und Verän<strong>der</strong>ungsbe-<br />
reitschaft e<strong>in</strong>gegangen wird. <strong>Die</strong>s ersche<strong>in</strong>t umso wichtiger, als <strong>in</strong> Verände-<br />
rungsprozessen immer mit Wi<strong>der</strong>ständen zu rechnen ist. Daher ist dem im<br />
Coach<strong>in</strong>g, welches ja stets Verän<strong>der</strong>ungsarbeit bedeutet, beson<strong>der</strong>er Stellen-<br />
wert e<strong>in</strong>zuräumen. <strong>Die</strong> Lern-, sprich Verän<strong>der</strong>ungsarbeit wirkt am besten, wenn<br />
<strong>der</strong> Prozess „Spaß“ macht und primär nicht als „Arbeit“ bzw. nicht mit dem er-<br />
for<strong>der</strong>lichen Aufwand verbunden erlebt wird.<br />
9 Herdlitzka, Michael R.: Lernen – Last o<strong>der</strong> Lust?, Betriebliche Bildung zwischen „lebenslänglichem Druck“ und<br />
freudvoller Entwicklung persönlicher Potenziale; Master’s Thesis – Diplomarbeit, University of Salzburg Management<br />
Bus<strong>in</strong>ess School, 2005<br />
- 16 -
2.2.4 4 S / 4 O – <strong>Die</strong> vier Seiten e<strong>in</strong>er Nachricht / <strong>Die</strong> vier Ohren des<br />
Empfängers<br />
Friedemann Schulz von Thun 10 hat überzeugend dargelegt, dass je<strong>der</strong><br />
<strong>Kommunikation</strong>s<strong>in</strong>halt m<strong>in</strong>destens vier Aspekte, die vier Seiten e<strong>in</strong>er Nachricht<br />
<strong>in</strong> unterschiedlicher Ausprägung <strong>in</strong> sich trägt:<br />
� Sachaspekt<br />
� Selbstoffenbarungsaspekt<br />
� Appellaspekt<br />
� Beziehungsaspekt<br />
Das <strong>in</strong>zwischen weltberühmte Beispiel „da vorne ist grün“ zeigt nicht nur, son-<br />
<strong>der</strong>n lässt e<strong>in</strong>en sehr gut Situationen aus eigenem Erleben nachempf<strong>in</strong>den,<br />
was e<strong>in</strong>e so „simple und harmlose“ Botschaft auslösen kann, je nachdem, wel-<br />
cher Aspekt <strong>der</strong> Botschaft im Vor<strong>der</strong>grund steht.<br />
Der <strong>in</strong>haltlich-sachliche Aspekt bezieht sich auf den Sachgehalt <strong>der</strong> Botschaft<br />
im engeren S<strong>in</strong>ne. Der Aspekt <strong>der</strong> Selbstoffenbarung gibt Auskunft über die<br />
Bef<strong>in</strong>dlichkeit des Sen<strong>der</strong>s. Der Auffor<strong>der</strong>ungs- o<strong>der</strong> Appellaspekt soll e<strong>in</strong>e Re-<br />
aktion auf Empfängerseite auslösen. Der Beziehungsaspekt def<strong>in</strong>iert, <strong>in</strong> wel-<br />
cher Beziehungsdynamik Sen<strong>der</strong> und Empfänger aus Sen<strong>der</strong>sicht (!) sich be-<br />
f<strong>in</strong>den. Der Empfänger hat h<strong>in</strong>gegen unterschiedlich weit geöffnete „vier Oh-<br />
ren“, welche auf e<strong>in</strong>zelne Nachrichtenaspekte mehr o<strong>der</strong> weniger sensibel rea-<br />
gieren. Auch dieses Modell ist sehr stark psychologisch ausgerichtet und zeigt<br />
– analog zu den S<strong>in</strong>neskanälen im NLP – die <strong>in</strong>ter- und <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuell wech-<br />
selnde Bevorzugung bestimmter Aspekte <strong>der</strong> wahrgenommenen Botschaft.<br />
<strong>Die</strong> folgende Abbildung verdeutlicht die Zusammenhänge und unterschiedli-<br />
chen Aspekte <strong>der</strong> „vier Seiten“.<br />
10 Schulz von Thun, Friedemann: Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> reden, Allgeme<strong>in</strong>e Psychologie <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>, Band 1 – 3; Rowohlt,<br />
Hamburg 1981<br />
- 17 -
Abb. 4: <strong>Die</strong> vier Aspekte e<strong>in</strong>er Nachricht, aus Schulz von Thun 1981<br />
<strong>Die</strong> folgende Abbildung verdeutlicht das Konzept <strong>der</strong> „vier Ohren“.<br />
Abb. 5: <strong>Die</strong> vier Ohren des Empfängers, aus Schulz von Thun 1981<br />
- 18 -
Auch für die Coach<strong>in</strong>gsituation besteht hohe Relevanz. <strong>Die</strong> Analogie zu den<br />
bevorzugten S<strong>in</strong>neskanälen des NLP-Modells erklärt sich zu e<strong>in</strong>em guten Teil<br />
selbst. Der erfolgreiche Coach wird sich die <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische „Schieflage“ je<strong>der</strong><br />
<strong>Kommunikation</strong> stets vergegenwärtigen. Als quasi „Weiterentwicklung“ des<br />
zweiten Axioms von Paul Watzlawick führen uns die Modelle Schulz von Thuns<br />
vor Augen, dass drei Aspekte <strong>der</strong> Nachricht, bzw. <strong>der</strong>en Empfang die Bezie-<br />
hungsebene def<strong>in</strong>ieren, während „nur“ e<strong>in</strong> Aspekt sich mit dem „eigentlichen“<br />
Inhalt beschäftigt.<br />
2.2.5 SCM – The Strategic Communication Model<br />
Das strategische <strong>Kommunikation</strong>smodell von Dan O’Hair und Gustav W. Fried-<br />
rich ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wenigen Modelle, welche sich speziell mit <strong>Kommunikation</strong>s-<br />
vorgängen <strong>in</strong> Organisationen 11 beschäftigen. Dar<strong>in</strong> wird beson<strong>der</strong>s auf die<br />
Frage <strong>der</strong> Wahl des dem <strong>Kommunikation</strong>sziel optimal angepassten Übertra-<br />
gungskanals e<strong>in</strong>gegangen. Es soll immer jener Kanal e<strong>in</strong>gesetzt werden, wel-<br />
cher das Angstniveau auf Empfängerseite zu reduzieren vermag. Dazu muss<br />
zuerst e<strong>in</strong> solches Ziel klar ausformuliert se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e umfassende Kenntnis <strong>der</strong><br />
situationalen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (sowohl auf Sen<strong>der</strong>, als auch auf Empfän-<br />
gerseite und im relevanten Umfeld) sollte gegeben se<strong>in</strong> und die sozialen Kom-<br />
petenzen <strong>der</strong> Kommunikatoren müssen entsprechend hoch entwickelt se<strong>in</strong>. Im<br />
realen <strong>Kommunikation</strong>salltag <strong>der</strong> meisten Organisationen ist das Angst erzeu-<br />
gende Potential gerade <strong>der</strong> „wichtigen“ <strong>Kommunikation</strong>svorgänge nicht e<strong>in</strong>mal<br />
bewusst – e<strong>in</strong> untrügliches Zeichen für mangelnden Dialog. E<strong>in</strong> zielgerichteter,<br />
konstruktiver Umgang damit ist dadurch von vorne here<strong>in</strong> ausgeschlossen.<br />
Manchmal wird aber – noch schlimmer – die Angst erzeugende Wirkung be-<br />
wusst e<strong>in</strong>gesetzt, entwe<strong>der</strong> um <strong>der</strong> eigenen Position mehr durchsetzende Wir-<br />
kung zu verleihen o<strong>der</strong> um schlicht „Ruhe zu haben“.<br />
11 O’Hair, Dan & Friedrich, Gustav W.: Strategic Communication <strong>in</strong> Bus<strong>in</strong>ess and the Professions; Houghton Miffl<strong>in</strong>,<br />
Boston 1992<br />
- 19 -
<strong>Die</strong> folgende Abbildung stellt die schematische Übersicht über die Wirkungs-<br />
weise des Modells <strong>der</strong> strategischen <strong>Kommunikation</strong> und die E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> den<br />
betrieblichen Kontext dar.<br />
Abb. 6: Das strategische <strong>Kommunikation</strong>smodell, aus O’Hair & Friedrich 1992<br />
Es ist davon auszugehen, dass die Angstreduktion auch <strong>in</strong> außerbetrieblichen<br />
Situationen <strong>in</strong> erheblichem Maße zu positiverer <strong>Kommunikation</strong> beitragen<br />
- 20 -
könnte. Dass dies auch im Coach<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Fall ist, kann mit Sicherheit ange-<br />
nommen werden. <strong>Die</strong>ses Bewusstse<strong>in</strong> darf aber bei Coaches – und an<strong>der</strong>en<br />
professionellen Kommunikatoren – vorausgesetzt werden.<br />
Über die Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Übertragungskanälen<br />
nachzudenken, <strong>der</strong>en Unterschiede (!) zu reflektieren, sich die jeweiligen Aus-<br />
wirkungen auf die Empfänger und die Gesamtsituation vorzustellen brächte<br />
e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> gutes Stück weiter auf dem Weg zur Verwirklichung professioneller<br />
Unternehmenskommunikation.<br />
2.2.6 5 PA – <strong>Die</strong> fûnf pragmatischen Axiome<br />
In Europa, beson<strong>der</strong>s im deutschen Sprachraum, erlebte das Thema Kommu-<br />
nikation e<strong>in</strong>e signifikante Aktualität durch die fünf pragmatischen Axiome 12 von<br />
Paul Watzlawick.<br />
� Man kann nicht nicht kommunizieren<br />
� Jede <strong>Kommunikation</strong> verläuft auf e<strong>in</strong>er Inhalts- und e<strong>in</strong>er Beziehungs-<br />
ebene<br />
� Der Inhalt wird <strong>in</strong>dividuell <strong>in</strong>terpunktiert<br />
� Es gibt digitale und analoge <strong>Kommunikation</strong>sformen<br />
� Es gibt symmetrische und komplementäre <strong>Kommunikation</strong>sformen<br />
Das erste davon besagt, dass jedwedes Verhalten e<strong>in</strong>en <strong>Kommunikation</strong>svor-<br />
gang auslöst. Das zweite Axiom postuliert wie schon von Schulz von Thun be-<br />
kannt, dass <strong>der</strong> Sachaspekt nur e<strong>in</strong>en – kle<strong>in</strong>en – Teil <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />
ausmacht. Der überwiegende Teil bezieht sich auf den Beziehungsaspekt und<br />
wird nonverbal übertragen. Der Satz von <strong>der</strong> subjektiven Interpunktion zeigt<br />
auf, dass <strong>der</strong> „objektiv“ gleiche Sachverhalt von Sen<strong>der</strong> und Empfänger ganz<br />
12 Watzlawick, Paul & Beav<strong>in</strong>, Janet D. & Jackson, Don D.: Menschliche <strong>Kommunikation</strong>, Formen, Störungen,<br />
Paradoxien; Huber, Bern 2000<br />
- 21 -
unterschiedlich <strong>in</strong>terpretiert werden kann. Der Ausdruck Interpunktion, also<br />
Zeichensetzung, bedeutet, dass die Ursache solch unterschiedlicher Interpre-<br />
tationen auf verschiedenes Erleben des Zeitverlaufes (Henne – Ei) zurück-<br />
zuführen ist. Das Axiom über digitale und analoge <strong>Kommunikation</strong>sformen zeigt<br />
den umgangssprachlich leicht nachvollziehbaren Unterschied zwischen<br />
„Schwarz-Weiß-Malerei“ und „zahlreichen Schattierungen“ auf. Der Lehrsatz<br />
über symmetrische und komplementäre <strong>Kommunikation</strong> zeigt, dass gleichartige<br />
Verhaltensmuster gesucht und als „unkompliziert“ empfunden werden. Gerade<br />
Unterschiede und Gegensätze schaffen aber Ergänzungen, welche im kon-<br />
struktiven Zusammenwirken e<strong>in</strong> „größeres Ganzes“ ergeben. E<strong>in</strong>e bewegliche,<br />
anpassungsfähige Organisation sollte also gezielt e<strong>in</strong> ausgewogenes Maß an<br />
„unbequemer“ komplementärer <strong>Kommunikation</strong> anstreben. Alle fünf Axiome<br />
bieten, vor allem, wo <strong>der</strong>en Bedeutung nicht beachtet wird, wun<strong>der</strong>bare Erklä-<br />
rungen für das so verbreitete „Rauschen“, also die Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommuni-<br />
kation und stammen wie<strong>der</strong>um aus <strong>der</strong> Psychotherapie.<br />
Im Coach<strong>in</strong>g muss man natürlich an möglichst „rauscharmer“ <strong>Kommunikation</strong><br />
<strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Fähigkeit dazu darf man wie<strong>der</strong>um bei den meisten Coa-<br />
ches voraussetzen. Trotzdem kann man von Watzlawick auch im Coach<strong>in</strong>g<br />
sehr viel lernen. <strong>Die</strong> „Weitergabe“ <strong>der</strong> kommunikativen Fähigkeiten an den<br />
Klienten könnte an Hand <strong>der</strong> pragmatischen Axiome am leichtesten gel<strong>in</strong>gen.<br />
Das erste Axiom macht deutlich, dass <strong>Kommunikation</strong> nicht „verweigert“ wer-<br />
den kann. Das zweite Axiom, welches sich auf die „Zweigleisigkeit“ <strong>der</strong> Kom-<br />
munikation auf Inhalts- und Beziehungsebene bezieht, wirkt simpler als die ver-<br />
gleichbaren, davon abgeleiteten Konzepte und sollten daher für Laien leichter<br />
nachvollziehbar se<strong>in</strong>. Das dritte Axiom von <strong>der</strong> „Interpunktion“ legt elegant den<br />
Grundste<strong>in</strong> für zahlreiche, e<strong>in</strong>leuchtende Beispiele <strong>der</strong> täglichen Praxis, wo e<strong>in</strong><br />
und <strong>der</strong>selbe Satz durch verschiedene Setzung <strong>der</strong> Satzzeichen unterschiedli-<br />
che Bedeutungen bekommen kann. <strong>Die</strong> Axiome vier und fünf s<strong>in</strong>d möglicher-<br />
weise für Laien schon wie<strong>der</strong> etwas komplex, aber alle<strong>in</strong>e durch die Lenkung<br />
erhöhter Aufmerksamkeit auf die drei vorgenannten wird sich das Kommunika-<br />
tionsverhalten „durchschnittlicher“ Klienten signifikant verbessern lassen. <strong>Die</strong><br />
- 22 -
vom vierten Axiom nahe gelegte Unterschiedsbildung (viele Grauwerte statt nur<br />
schwarz o<strong>der</strong> weiß) ist Basis e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> entscheidendsten „Eckpfeiler“ unseres<br />
später dargelegten „Basismodells <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>“ und speziell im profes-<br />
sionellen Kontext beson<strong>der</strong>s wichtig. Sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Coach-Klientenbeziehung,<br />
als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Weitergabe“ <strong>der</strong> Fähigkeit zur Unterschiedsbildung an das<br />
Klientensystem dürfte mehr analoge als digitale <strong>Kommunikation</strong> zu den wich-<br />
tigsten „Wirkfaktoren“ gelungener <strong>Kommunikation</strong> gehören. Auch im fünften<br />
Axiom geht es um Unterschiede – um die möglichen Bereicherungen und damit<br />
Ressourcen (!), welche durch komplementäre <strong>Kommunikation</strong> im Vergleich zur<br />
„bequemen“ parallelen erlebt und gefunden werden können. <strong>Die</strong> „Anleitung<br />
zum Unglücklichse<strong>in</strong> 13 “ sollte Pflichtlektüre für jeden Coach und vor allem<br />
Klienten se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> „paradoxe Intervention 14 “ ist <strong>in</strong> erfahrenen Händen e<strong>in</strong><br />
machtvolles Instrument, gehört aber nur am Rande zu unserem Thema. Nicht<br />
zuletzt lassen sich auf Watzlawicks Grundlagen hervorragende Anleitungen<br />
dar<strong>in</strong> gew<strong>in</strong>nen, den Klienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konstruktion neuer, passen<strong>der</strong>er (!) Wirk-<br />
lichkeiten 15 zu unterstützen.<br />
2.2.7 GFK – Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong><br />
<strong>Die</strong> gelungene Rückkopplung, welche nicht nur <strong>in</strong>haltlich, son<strong>der</strong>n auch h<strong>in</strong>-<br />
sichtlich <strong>der</strong> Beziehung positiv glückt, ist am besten durch die gewaltfreie<br />
<strong>Kommunikation</strong> 16 nach Marshall Rosenberg zu erreichen. <strong>Die</strong>ses ebenfalls psy-<br />
chotherapeutisch fundierte Modell wird neuerd<strong>in</strong>gs treffen<strong>der</strong> als e<strong>in</strong>fühlende,<br />
noch besser als wertschätzende <strong>Kommunikation</strong> bezeichnet. Gefor<strong>der</strong>t wird die<br />
Trennung und separate Ansprache von<br />
� Beobachtungen (und Bewertungen)<br />
13 Watzlawick, Paul: Anleitung zum Unglücklichse<strong>in</strong>; Piper, München 1992<br />
14 Watzlawick, Paul & Weakland, John W. & Fisch, Richard: Lösungen, Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels;<br />
Hans Huber, Bern 1979<br />
15 Watzlawick, Paul: Wie wirklich ist die Wirklichkeit?, Wahn, Täuschung, Verstehen; Piper, München 1986<br />
16 Rosenberg, Marshall B.: Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong>, Aufrichtig und e<strong>in</strong>fühlsam mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sprechen, Neue Wege <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Mediation und im Umgang mit Konflikten; Junfermann, Pa<strong>der</strong>born 2003<br />
- 23 -
� Bef<strong>in</strong>dlichkeiten<br />
� Bedürfnissen<br />
� Bitten<br />
Von diesem Modell mit den For<strong>der</strong>ungen, von sich selbst, den eigenen Bef<strong>in</strong>d-<br />
lichkeiten und Bedürfnissen zu sprechen, stammt auch die auch aus <strong>der</strong> bellet-<br />
ristischen „Ratgeber-Literatur“ bekannte Formel <strong>der</strong> „Ich-Botschaften“ anstelle<br />
von „Du-Botschaften“. <strong>Die</strong>sen Grundsatz sollte man beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Formu-<br />
lierung von den Bitten beachten, um nicht den vorher erzielten Teilerfolg (durch<br />
die getrennte Behandlung von Beobachtungen, Bef<strong>in</strong>dlichen und Bedürfnissen)<br />
im letzten Schritt unwirksam zu machen o<strong>der</strong> gar <strong>in</strong>s Gegenteil zu verkehren.<br />
<strong>Die</strong> grundlegende Fähigkeit zum re<strong>in</strong>en Beobachten, ohne die Beobachtung<br />
gleich erklären, also bewerten zu wollen, ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> grundlegendsten „Basis-<br />
qualifikationen“ erfolgreicher Kommunikatoren. <strong>Die</strong> Verwechslung und / o<strong>der</strong><br />
Vermischung von <strong>der</strong> Beobachtung e<strong>in</strong>es Verhaltens und <strong>der</strong> Erklärung / Inter-<br />
pretation / Bewertung davon ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> häufigsten und auch schwerwie-<br />
gendsten Quellen für Missverständnisse. <strong>Die</strong> Fähigkeit ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ethologie es-<br />
sentiell, ebenso <strong>in</strong> <strong>der</strong> vergleichenden Anthropologie und auch Ethnologie,<br />
aber <strong>in</strong> den Sozialwissenschaften vergleichsweise unterrepräsentiert. Erst ganz<br />
wenige Autoren, wie etwa Fritz Simon, weisen auf die beson<strong>der</strong>e Wichtigkeit<br />
h<strong>in</strong>.<br />
Wenn Gefühle o<strong>der</strong> Bedürfnisse so bedeutend s<strong>in</strong>d, dass sie erhebliche Ener-<br />
gien b<strong>in</strong>den, sollen sie <strong>in</strong> konkrete Bitten zur Verbesserung <strong>der</strong> Bedürfnissitua-<br />
tion umformuliert werden. Entscheidend ist, dass alle <strong>Kommunikation</strong>steilneh-<br />
mer die ausgesprochene Verantwortung für die eigenen Wahrnehmungen und<br />
Bef<strong>in</strong>dlichkeiten übernehmen. Dadurch können „Projektionen“ (im psychologi-<br />
schen S<strong>in</strong>ne) weitgehend vermieden werden und die Sachaspekte werden<br />
durch verdeckte Motive weniger überlagert. Durch e<strong>in</strong>fühlendes Kommunikati-<br />
onsverhalten entsteht e<strong>in</strong>e wesentlich tragfähigere Vertrauensbasis und die<br />
darauf aufbauende Beziehungsqualität ermöglicht es allen Beteiligten, sich of-<br />
fener und freier e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />
- 24 -
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass a priori ke<strong>in</strong>e „gewalttätigen“ Kommuni-<br />
kationsangebote gemacht werden. Wie im bereits e<strong>in</strong>gangs erwähnten Beispiel<br />
gezeigt, ist die an sich harmlose Äußerung „heute ist es warm draußen“ poten-<br />
ziell gewalttätig im Rosenberg’schen S<strong>in</strong>ne, weil e<strong>in</strong>e Interpretation durch den<br />
Empfänger bereits vorweg genommen und diesem <strong>in</strong> den Mund gelegt wird. Ist<br />
die Angelegenheit wichtig genug, kann mit Wi<strong>der</strong>stand und e<strong>in</strong>er Zurückwei-<br />
sung gerechnet werden („20 Grad ist doch nicht warm!“) – immerh<strong>in</strong>. Wird die<br />
Angelegenheit als nicht so wichtig e<strong>in</strong>geschätzt o<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Gesprächspartner<br />
sehr zurückhaltend, besteht das Missverständnis o<strong>der</strong> gar Missverhältnis fort.<br />
Für den Coach wäre natürlich die Unterbreitung gewalttätiger <strong>Kommunikation</strong>s-<br />
angebote fatal, daher kann <strong>in</strong> gerade dieser Profession die Bedeutung <strong>der</strong> GFK<br />
nicht hoch genug e<strong>in</strong>geschätzt werden. Im H<strong>in</strong>blick auf unseren Untersu-<br />
chungsgegenstand halten wir die Möglichkeit, dass e<strong>in</strong> unreflektiertes Skalie-<br />
rungsangebot bereits im Rosenberg’schen S<strong>in</strong>ne „gewalttätig“ se<strong>in</strong> kann,<br />
nochmals fest. Gewalttätige <strong>Kommunikation</strong> schafft immer e<strong>in</strong> quasi – Faktum,<br />
etwas Unverän<strong>der</strong>liches, beseitigt also (Quellen für) Unterschiede und führt<br />
somit zum Gegenteil dessen, was durch die „professionelle“ <strong>Kommunikation</strong><br />
angestrebt wird.<br />
2.3 „Beson<strong>der</strong>e“ Anwendungsfälle bzw. Situationen<br />
Es folgt e<strong>in</strong> Überblick über e<strong>in</strong>ige Modelle, welche mehr o<strong>der</strong> weniger auf den<br />
vorgenannten Theorien und Konzepten aufbauen, d.h. diese gewissermaßen<br />
voraussetzen, und sich mit <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>in</strong> jeweils „beson<strong>der</strong>en“ Situati-<br />
onen befassen. Im S<strong>in</strong>ne unseres „Gesamtmodells“ verfahren wir analog. Wir<br />
setzen die grundsätzliche Gültigkeit, bzw. Anwendbarkeit des Vorgenannten<br />
voraus und weisen im Folgenden nur auf gewisse zusätzliche o<strong>der</strong> abwei-<br />
chende Aspekte h<strong>in</strong>, welche durch die beson<strong>der</strong>en Umstände <strong>der</strong> betreffenden<br />
Situation bed<strong>in</strong>gt werden.<br />
- 25 -
Viele H<strong>in</strong>weise, welche sich aus diesen Modellen ergeben, s<strong>in</strong>d im H<strong>in</strong>blick auf<br />
unser Gesamtmodell durchaus auf an<strong>der</strong>e Situationen übertragbar. Es sche<strong>in</strong>t<br />
im Wesen <strong>der</strong> Entwicklung von Modellen <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong> zu liegen, dass<br />
man s<strong>in</strong>nvolle und generalisierbare Erkenntnisse generiert, dabei aber vor dem<br />
H<strong>in</strong>tergrund ganz bestimmter Voraussetzungen zu e<strong>in</strong>em oft etwas e<strong>in</strong>ge-<br />
schränkten Blickw<strong>in</strong>kel gelangt. <strong>Die</strong> anschließenden Generalisierungen fallen<br />
dann manches Mal etwas gar zu universell aus. Wir hoffen, mit unserer quasi<br />
vorweg genommenen Generalisierung e<strong>in</strong>en partiellen Ausgleich zu dieser<br />
Tendenz schaffen zu können.<br />
2.3.1 <strong>Kommunikation</strong> <strong>in</strong> Gruppen: TZI – Themenzentrierte Interaktion<br />
<strong>Die</strong>ses von Ruth Cohn entwickelte Modell <strong>der</strong> themenzentrierten Interaktion 17<br />
ist für den „Spezialfall Gruppe“ beson<strong>der</strong>s gut geeignet. Das Dreieck „Ich (als<br />
Individuum) – Wir (die Gruppe mit allen Beziehungsdynamiken) – Es (das ver-<br />
b<strong>in</strong>dende Gruppenthema)“ stellt im situationalen Kontext („Globe“) die Basis<br />
für die Betrachtung <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>svorgänge <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Gruppe dar.<br />
Für die Betrachtung – und dem professionellen Kommunikator zur Steuerung –<br />
<strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>in</strong> Gruppen ist beson<strong>der</strong>s das Wissen hilfreich, dass ja je-<br />
des Individuum <strong>der</strong> Gruppe über diese drei Pole verfügt. Je nachdem, mit wel-<br />
cher Intensität die Individuen den e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Pol „<strong>in</strong>s Zentrum“ des<br />
„geme<strong>in</strong>samen Gruppen-Globes“ rücken, ergeben sich völlig unterschiedliche<br />
Arten von Gruppen mit jeweils adäquaten <strong>Kommunikation</strong>smustern. Dem Un-<br />
bedarften mag das Verhalten <strong>in</strong> Gruppen als gänzlich undurchschaubar er-<br />
sche<strong>in</strong>en. Dem TZI-Sensibilisierten wird vieles schnell verständlich, wenn er<br />
erkennt, dass er im e<strong>in</strong>en Fall e<strong>in</strong>e bloß zufällige Menge (bei allen Individuen<br />
<strong>der</strong> Ich-Pol o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> jeweils an<strong>der</strong>er im Zentrum), im an<strong>der</strong>en Fall e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>-<br />
17 Cohn, Ruth: Von <strong>der</strong> Psychoanalyse zur themenzentrierten Interaktion: Von <strong>der</strong> Behandlung e<strong>in</strong>zelner zu e<strong>in</strong>er<br />
Pädagogik für alle; Klett-Cotta., Stuttgart 1991<br />
- 26 -
schaft (bei allen Individuen <strong>der</strong> Wir-Pol im Zentrum) o<strong>der</strong> im dritten Fall e<strong>in</strong><br />
Team (bei allen Individuen <strong>der</strong> Sach-Pol im Zentrum) vor sich hat.<br />
<strong>Die</strong> folgende Abbildung zeigt schematisch das TZI-Dreieck:<br />
Abb. 7: Sach-, Ich-, und Wir- Pol des TZI-Dreiecks, aus Stangl’s Arbeitsblätter<br />
Sollte <strong>der</strong> Coach – was <strong>in</strong> <strong>der</strong> betrieblichen Praxis oft <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong> wird – mit<br />
<strong>der</strong> Aufgabe konfrontiert se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Team zu formen, f<strong>in</strong>det er auf diese Weise<br />
schnell Anhaltspunkte, wie die Gruppenmitglie<strong>der</strong> am besten unterstützt wer-<br />
den können, ihren „Sach-Pol“ <strong>in</strong>s Zentrum zu rücken.<br />
<strong>Die</strong> psychotherapeutische Verwurzelung zeigt sich <strong>in</strong> den <strong>Kommunikation</strong>sre-<br />
geln, welche auf e<strong>in</strong>e Stärkung des Selbst abzielen („Sei De<strong>in</strong> eigener Chair-<br />
- 27 -
man“). Bei e<strong>in</strong>igen <strong>der</strong> – im folgenden weitgehend wörtlich wie<strong>der</strong>gegebenen –<br />
<strong>Kommunikation</strong>sregeln 18 wird relativ rasch die „Verwandtschaft“ zu den „Re-<br />
geln“ <strong>der</strong> bereits im vorigen vorgestellten <strong>Kommunikation</strong>smodelle deutlich. An-<br />
<strong>der</strong>e dieser Regeln wirken bereits <strong>der</strong>art „allgeme<strong>in</strong> bekannt“ und „gepflegten<br />
Umgangsformen“ zuzurechnen, dass sie eher dem Elmayer als <strong>der</strong> TZI ent-<br />
nommen zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en.<br />
� Sei De<strong>in</strong> eigener Chairman. <strong>Die</strong>s bedeutet soviel wie "übernimm die<br />
Verantwortung für Dich selbst". Bestimme wann und was Du sagen willst<br />
und bestimme De<strong>in</strong> eigenes Vorgehen im Blick auf die Arbeit, die<br />
Gruppe und alles, was für Dich wichtig ist. Nimm De<strong>in</strong>e Ideen, Gedan-<br />
ken, Wünsche und Gefühle wichtig und wähle aus, was Du den an<strong>der</strong>en<br />
anbieten kannst und um was Du bitten möchtest.<br />
� Störungen angemessen Raum geben. Schmerzen, Abneigung o<strong>der</strong><br />
Vorurteile können unter Umständen <strong>der</strong> aktuellen Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grup-<br />
pen ebenso im Wege stehen wie große Freude, denn sie schwächen<br />
unterschwellig die Konzentration auf das eigentliche Vorhaben. Deshalb:<br />
Unterbrich das Gespräch, wenn Du nicht wirklich teilnehmen kannst,<br />
wenn Du gelangweilt, ärgerlich o<strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Grund unkon-<br />
zentriert bist. <strong>Die</strong> Gruppe weiß dann, was <strong>in</strong> Dir vorgeht und welchen<br />
Anteil sie daran hat. Werden Störungen nicht beachtet, so kann dies<br />
schwerwiegende Folgen haben, weil das Lernen o<strong>der</strong> die Arbeit be- o<strong>der</strong><br />
sogar verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. <strong>Die</strong> Gruppe kann Störungen zwar ignorieren,<br />
wirksam s<strong>in</strong>d sie trotzdem. E<strong>in</strong>e Gruppe, die die Störungen ihrer Mitglie-<br />
<strong>der</strong> bearbeitet, gew<strong>in</strong>nt die sche<strong>in</strong>bar verlorene Zeit durch <strong>in</strong>tensivere<br />
und konzentriertere Arbeit zurück.<br />
� Vertritt Dich selbst <strong>in</strong> De<strong>in</strong>en Aussagen: Sprich per "ich" und nicht<br />
per "man" o<strong>der</strong> per "wir". <strong>Die</strong> verallgeme<strong>in</strong>ernden Redewendungen<br />
wie z.B. "je<strong>der</strong> weiß", "man sagt", "wir alle wollen" usw. s<strong>in</strong>d häufig per-<br />
sönliche Versteckspiele; <strong>der</strong> Sprecher übernimmt nicht die volle Verant-<br />
18 http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/TZIRegeln.shtml ,06-2007<br />
- 28 -
wortung für das, was er sagt. Er versteckt sich h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Me<strong>in</strong>ung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er behaupteten Mehrheit um sich und an<strong>der</strong>e zu über-<br />
zeugen.<br />
� Stelle möglichst nur Informationsfragen. Informationsfragen s<strong>in</strong>d nö-<br />
tig, um etwas zu verstehen. Fragen, die ke<strong>in</strong> wirkliches Verlangen nach<br />
Information ausdrücken, s<strong>in</strong>d unecht. Ausweichende Antworten o<strong>der</strong><br />
Gegenfragen s<strong>in</strong>d die Folge, es kommt zum Interview, statt zum Dialog.<br />
Wenn anstelle von Fragen Aussagen treten, <strong>in</strong>spiriert das zu weiteren<br />
Interaktionen. Versuche also, eigene Erfahrungen und Gedanken anzu-<br />
sprechen.<br />
� Seitengespräche haben Vorrang. Sie stören und s<strong>in</strong>d zugleich meist<br />
wichtig, sonst würden sie nicht geschehen. Wenn Teilnehmer Seitenge-<br />
spräche führen, so s<strong>in</strong>d sie mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit stark beteiligt<br />
o<strong>der</strong> gar nicht. Es kann se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> Gruppenmitglied etwas sagen will,<br />
was ihm wichtig ist, aber gegen schnellere Sprecher nicht ankommt und<br />
Hilfe braucht, um sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe zu exponieren.<br />
� Nur e<strong>in</strong>er zur gleichen Zeit. Niemand kann mehr als e<strong>in</strong>er Äußerung<br />
zur gleichen Zeit zuhören. Damit man sich auf verbale Interaktionen<br />
konzentrieren kann, müssen sie nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> erfolgen. Sofern mehr als<br />
e<strong>in</strong>er gleichzeitig reden wollen, verständigt man sich <strong>in</strong> Stichworten über<br />
das, was gesagt werden soll, und über die Reihenfolge <strong>der</strong> Sprecher.<br />
� Sei authentisch und selektiv <strong>in</strong> De<strong>in</strong>er <strong>Kommunikation</strong>. Mache Dir<br />
bewusst, was Du denkst und fühlst, und wähle aus, was Du sagst<br />
und tust. Authentisch se<strong>in</strong> heißt, Kontakt zu den eigenen Gedanken<br />
und Gefühlen zu haben, die Auskunft darüber geben, was ich jetzt brau-<br />
che, wünsche o<strong>der</strong> tun sollte. Wähle aus, was Du davon den an<strong>der</strong>en<br />
sagen o<strong>der</strong> zumuten willst. Alles, was Du sagst, sollte wahr se<strong>in</strong>, aber<br />
nicht alles, was wahr ist, muss gesagt werden.<br />
� Beachte die Signale De<strong>in</strong>es Körpers und achte auf solche Signale<br />
auch bei den An<strong>der</strong>en. Wer die Sprache se<strong>in</strong>es Körpers kennt, ver-<br />
steht, wie Gedanken und Aussagen von bestimmten Körpergefühlen be-<br />
- 29 -
gleitet werden und wie diese ihrerseits e<strong>in</strong>e Aussage machen. Auf die<br />
Sprache des Körpers zu achten, verschafft wichtige zusätzliche Informa-<br />
tionen über das Gesprochene und Gehörte h<strong>in</strong>aus. Körpersprache sig-<br />
nalisiert Emotionen sehr deutlich und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel eher als sie ausge-<br />
sprochen werden.<br />
� Sprich De<strong>in</strong>e persönlichen Reaktionen aus und stelle Interpretatio-<br />
nen so lange wie möglich zurück. S<strong>in</strong>d Interpretationen <strong>in</strong>adäquat<br />
ausgedrückt, so erregen sie Abwehr und verlangsamen o<strong>der</strong> unterbre-<br />
chen den Gruppenprozess. Direkte persönliche Reaktionen aber, also<br />
Gedanken und Gefühle, die das Gehörte bei Dir auslösen, führen immer<br />
zu weiteren Aktivitäten und för<strong>der</strong>n die spontane Interaktion.<br />
2.3.2 <strong>Kommunikation</strong> <strong>in</strong> Verhandlung und Konflikt: HK – Harvard-Konzept<br />
E<strong>in</strong> wichtiges <strong>Kommunikation</strong>skonzept, speziell für Verhandlungssituationen<br />
und generell schwierige Situationen mit hohem Konfliktpotenzial, ist das von<br />
Roger Fisher publizierte Harvard-Konzept 19 . Im Konfliktmanagement bildet es<br />
die Grundlage für e<strong>in</strong>e Reihe von Methoden <strong>der</strong> Mediation und an<strong>der</strong>er Kon-<br />
fliktbewältigungsstrategien. <strong>Die</strong> sehr übersichtlich und leicht nachvollziehbar<br />
empfohlene Vorgehensweise beruht auf grundlegenden und daher beson<strong>der</strong>s<br />
wichtigen, zahlreiche positive „Nebenwirkungen“ nach sich ziehende Unter-<br />
schiedsbildungen.<br />
Das sehr e<strong>in</strong>fache Basiskonzept beruht auf vier Verhaltensregeln 20 , welche <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> folgenden Abbildung übersichtlich dargestellt s<strong>in</strong>d.<br />
19 Fisher, Roger & Ury, William & Patton, Bruce: Gett<strong>in</strong>g To Yes, Negotiat<strong>in</strong>g an agreement without giv<strong>in</strong>g <strong>in</strong>: The secret to<br />
successful negotiation; Random House, London 2004<br />
20 http://www.iemw.tuwien.ac.at/schawarz/Harvard_Verhandeln/sld002.htm ,06-2007<br />
- 30 -
Abb. 8: <strong>Die</strong> vier Grundpr<strong>in</strong>zipien des Harvard-Konzepts, aus Schawarz<br />
Aus diesem Verhalten kann man „erfolgreiches“ Verhandeln sowohl für den<br />
„Teilnehmer“, als auch für den vermittelnden Mo<strong>der</strong>ator / Mediator ableiten.<br />
Wie<strong>der</strong>um zeigt sich die „Verwandtschaft“ zu bereits Bekanntem, bzw. erkennt<br />
man sehr leicht die Grundlage, wie wir gleich zeigen werden, für das noch<br />
deutlich strukturierte Verfahren zur Konfliktbearbeitung, <strong>der</strong> Mediation. Auch im<br />
Coach<strong>in</strong>g haben sich die Vorgehensweisen „Trennen von Sachthemen und<br />
persönlichen Emotionen“, „Trennen von Positionen und Interessen“ sowie<br />
„Entwickeln von Optionen“ etabliert. E<strong>in</strong>e Skalierung könnte demnach ebenfalls<br />
als Versuch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung „neutraler“, bzw. leichter nachvollziehbarer Beurtei-<br />
lungskriterien <strong>in</strong>terpretiert werden.<br />
- 31 -
2.3.3 Strukturierte Konfliktbehandlung: Mediation<br />
<strong>Die</strong> strukturierteste Form <strong>der</strong> Konfliktbehandlung, zum Teil auch gesetzlich ge-<br />
regelt und deshalb möglicherweise zu konkreten, juristisch relevanten Ergeb-<br />
nissen führend, ist die Mediation 21 . Dabei handelt es sich im wesentlichen um –<br />
salopp gesprochen – das gleichzeitige Coach<strong>in</strong>g <strong>der</strong> am Konfliktgeschehen<br />
beteiligten Parteien. <strong>Die</strong> „Verwandtschaft“ zum Coach<strong>in</strong>g ist deshalb beson<strong>der</strong>s<br />
ausgeprägt und die gesetzlichen Regelungen verlangen e<strong>in</strong>en expliziten Bezug<br />
zum theoretischen Unterbau. Aus diesem Bezug werden die Verweise auf (fast)<br />
alle <strong>der</strong> im vorigen erläuterten Theorien, Konzepte und Modelle <strong>der</strong> Kommuni-<br />
kation ersichtlich, zum Teil <strong>in</strong> größerer Deutlichkeit, als dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> „re<strong>in</strong>en“<br />
Coach<strong>in</strong>gliteratur oft <strong>der</strong> Fall ist. E<strong>in</strong> zusätzliches theoretisches Fundament be-<br />
steht im Modell <strong>der</strong> Konflikteskalation 22 nach Glasl, welches e<strong>in</strong>e gute Unter-<br />
scheidbarkeit zwischen mediierbaren und nicht mehr mediierbaren Konflikten<br />
bietet. <strong>Die</strong>se Unterscheidbarkeit, sowie die E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> neun Eskalations-<br />
stufen bezieht sich zwar auf diverse <strong>Kommunikation</strong>sphänomene, bietet aber<br />
wenig bis gar ke<strong>in</strong>e konkreten Handlungsempfehlungen <strong>in</strong> Bezug auf die Kom-<br />
munikation und wird daher auch von uns nicht als <strong>Kommunikation</strong>smodell im<br />
engeren S<strong>in</strong>ne angesehen.<br />
<strong>Die</strong> Methodenvielfalt ist ebenso groß und thematisch sehr ähnlich wie im Coa-<br />
ch<strong>in</strong>g, <strong>der</strong> logisch und zeitlich strukturierte Ablauf – zu welchem <strong>der</strong> Mediator,<br />
wenn er im Rahmen e<strong>in</strong>es gesetzlich geregelten Auftrages handelt, verpflichtet<br />
ist – bildet jedoch die Grundlage für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt weitaus größere Ähnlich-<br />
keit <strong>der</strong> Arbeitsweise unter den Mediatoren, als dies unter den Coaches ver-<br />
mutlich je <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong> wird. Den besten und am leichtesten merkbaren Über-<br />
21 http://de.wikipedia.org/wiki/Mediation ,06-2007<br />
22 Glasl, Friedrich: Konfliktmanagement. E<strong>in</strong> Handbuch für Führungskräfte und Berater. Haupt, Bern und Freies<br />
Geistesleben, Stuttgart 1997<br />
- 32 -
lick über den strukturellen Aufbau e<strong>in</strong>er Mediation liefert das „Modell<br />
ALPHA 23 “. <strong>Die</strong>ses besteht aus den folgenden Phasen:<br />
� Auftragsklärung: Zunächst werden die Parteien über das<br />
Mediationsverfahren, die Rolle und Haltung des Mediators <strong>in</strong>formiert, für<br />
die Konfliktvermittlung wird e<strong>in</strong>e Mediationsvere<strong>in</strong>barung abgeschlossen<br />
und das weitere Vorgehen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt. Besagte Me-<br />
diationsvere<strong>in</strong>barung ist <strong>der</strong> so genannte „äußere“ Auftrag, welcher den<br />
rechtlichen Rahmen und nicht zuletzt die Bezahlung des Mediators ab-<br />
steckt. Mit den konkret an <strong>der</strong> Mediation teilnehmenden Personen ist<br />
aber auch <strong>der</strong> „<strong>in</strong>nere“ Auftrag zu klären und <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Zielvere<strong>in</strong>ba-<br />
rung festzuhalten.<br />
� Liste <strong>der</strong> Themen: Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> zweiten Phase stellen die Parteien<br />
ihre Streitpunkte und Anliegen im Zusammenhang dar, sodass die The-<br />
men und Konfliktfel<strong>der</strong> gesammelt und für die weitere Bearbeitung<br />
strukturiert werden können. Im Idealfall entsteht <strong>in</strong> dieser Phase bereits<br />
e<strong>in</strong>e zeitlich und möglicherweise sogar <strong>in</strong>haltlich priorisierte Themen-<br />
liste.<br />
� Positionen verflüssigen und Interessen erkunden: In <strong>der</strong> Exploration<br />
genannten dritten, zeitlich umfangreichsten Phase wird den Konfliktpar-<br />
teien die Möglichkeit gegeben, ihre Sicht des Konflikts zu jedem The-<br />
menpunkt umfassend darzustellen. Informationen, Daten und Wahrneh-<br />
mungen werden ausgetauscht, bevor auf die unterschiedlichen und ge-<br />
me<strong>in</strong>samen Wünsche, Bedürfnisse und Interessen <strong>der</strong> Parteien vertieft<br />
e<strong>in</strong>gegangen und damit <strong>der</strong> Konflikt umfassend erhellt werden kann.<br />
Dabei kommen neben den Positionen <strong>der</strong> Konfliktparteien <strong>der</strong>en H<strong>in</strong>ter-<br />
gründe, Ziele, Interessen, und – je nach Ausrichtung und Ausbildung<br />
des Mediators – Emotionen und Identitätsaspekte (Rollen, Selbstbild)<br />
zum Vorsche<strong>in</strong>. Speziell <strong>in</strong> dieser Phase wird die Abhängigkeit <strong>der</strong> Er-<br />
folgswahrsche<strong>in</strong>lichkeit von <strong>der</strong> Coach<strong>in</strong>gkompetenz des Mediators evi-<br />
23 v. Hertel, Anita: Professionelle Konfliktlösung. Führen mit Mediationskompetenz. Campus Verlag, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
2003<br />
- 33 -
dent. Verständnis (mit allen von de Shazer verdeutlichten E<strong>in</strong>schrän-<br />
kungen) <strong>der</strong> Bedeutung und dem S<strong>in</strong>n nach ist nicht nur zwischen dem<br />
Mediator und allen Konfliktparteien, son<strong>der</strong>n sukzessive auch zwischen<br />
letzteren herzustellen. Unter diesem Gesichtspunkt könnte man die Me-<br />
diation sogar als die „hohe Schule“ <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>skompetenz ver-<br />
stehen.<br />
� Heureka – Lösungsoptionen suchen und f<strong>in</strong>den: Es beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e<br />
kreative Phase <strong>der</strong> Ideenf<strong>in</strong>dung, um unterschiedliche Lösungsoptionen<br />
(Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g) zu entwickeln. In diese Phase gehört auch die<br />
Bewertung <strong>der</strong> Optionen, die Entscheidung im Wege von Konsens sowie<br />
die Vorbereitung e<strong>in</strong>er verb<strong>in</strong>dlichen Abschlussvere<strong>in</strong>barung, <strong>in</strong> welcher<br />
W<strong>in</strong>-W<strong>in</strong>-Ergebnisse konkretisiert und formuliert werden. Manche Auto-<br />
ren empfehlen zudem Maßnahmen, um den Praxistransfer wahrsche<strong>in</strong>li-<br />
cher zu machen und damit 'Rückfälle' <strong>in</strong> konfliktuöse Situationen ger<strong>in</strong>-<br />
gere Folgen nach sich ziehen. Auch diese Phase zeigt wegen <strong>der</strong> aus-<br />
geprägten Ressourcenorientierung und dem Eröffnen weiterer Hand-<br />
lungsoptionen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Schritten e<strong>in</strong>e außerordentlich hohe Aff<strong>in</strong>ität<br />
zum Coach<strong>in</strong>g.<br />
� Abschlussvere<strong>in</strong>barung: Hierbei regeln die Konfliktparteien unter <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>ierenden Anleitung des Mediators <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er (am besten schriftli-<br />
chen) Abschlussvere<strong>in</strong>barung die zukünftigen Modalitäten <strong>der</strong> Koopera-<br />
tion o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest <strong>der</strong> weiter bestehenden Berührungspunkte. So wer-<br />
den im Laufe e<strong>in</strong>er Mediation aus den Konfliktparteien eventuell Perso-<br />
nen, die wie<strong>der</strong> kooperativer mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> umgehen können. Ohne zu-<br />
m<strong>in</strong>dest ansatzweise geme<strong>in</strong>same Interessen ist aber das Unterfangen<br />
e<strong>in</strong>er Mediation weitgehend aussichtslos. Auch hier<strong>in</strong> besteht e<strong>in</strong>e Ana-<br />
logie zum Coach<strong>in</strong>g, wo ja ohne eigenes Entwicklungsziel des Klienten<br />
und e<strong>in</strong>em daraus resultierenden „<strong>in</strong>neren Auftrag“ für den Coach<br />
ebenfalls ke<strong>in</strong> „Ergebnis“ erwartet werden kann.<br />
- 34 -
Es gibt zahlreiche an<strong>der</strong>e Grundstrukturen <strong>der</strong> Mediation, auch solche mit mehr<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s bezeichneten Phasen, im wesentlichen ist die fünf-Phasen-Struk-<br />
tur aber immer erkennbar.<br />
Der enge Verwandtschaftsgrad zum Coach<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>sichtlich des theoretischen<br />
Unterbaus wie auch <strong>der</strong> Methodik lassen den Schluss zu, dass Beispiele – wie<br />
anfangs bezüglich <strong>der</strong> Skalierung – analog verwendet werden können, ja mit-<br />
unter sogar ohne weiteres übertragbar se<strong>in</strong> dürften. Dass neben all dem bisher<br />
Gesagten auch Überlegungen zur Gestaltung des Sett<strong>in</strong>gs 24 e<strong>in</strong> signifikantes<br />
Erfolgskriterium s<strong>in</strong>d, liegt auf <strong>der</strong> Hand.<br />
2.3.4 <strong>Kommunikation</strong> im Kundengespräch: Verkaufstechnik<br />
<strong>Die</strong> direkte Kundenkommunikation stellt e<strong>in</strong>en Spezialfall dar und unterliegt ei-<br />
genen Gesetzmäßigkeiten. Das Modell <strong>der</strong> situativen Strukturierung des Kun-<br />
dengesprächs 25 bietet e<strong>in</strong>e Orientierungshilfe für solche Situationen, stellt<br />
aber natürlich nur e<strong>in</strong> Beispiel für die zahllosen Konzepte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verkaufstech-<br />
nik dar. Trotz unzähliger Unterschiede und Abweichungen f<strong>in</strong>den sich doch<br />
e<strong>in</strong>ige wesentliche Grundannahmen bei e<strong>in</strong>er qualifizierten Mehrheit solcher<br />
Konzepte.<br />
Für den Coach ist die Beschäftigung mit diesem Thema doppelt <strong>in</strong>teressant.<br />
Zum e<strong>in</strong>en ist es branchenüblich und wird auch von kompetenter Seite 26 den<br />
Verkäufern empfohlen, nicht nur regelmäßig zu „tra<strong>in</strong>ieren“, son<strong>der</strong>n sich auch<br />
im S<strong>in</strong>ne größeren <strong>Kommunikation</strong>serfolges gezielt coachen zu lassen. Dabei<br />
wird „Coach<strong>in</strong>g“ zwar durchaus kontroversiell verstanden, dass die Kommuni-<br />
24 Ernst, Johannes & Herdlitzka, Michael R.: Mediation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betriebsübergabe. E<strong>in</strong> Anwendungsbeispiel;<br />
Abschlussarbeit Lehrgang „Wirtschaftsmediation“; <strong>in</strong>cite Institute for Consultants and IT Experts, Wien 2007<br />
25 Herdlitzka, Michael R.: SE 4 © , Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmodell zur situativen Strukturierung des Kundengespräches; verum GMBH<br />
Selbstverlag, Klagenfurt 1990<br />
26 Heiman, Stephen E. & Sanchez, Diane: The New Strategic Sell<strong>in</strong>g. The unique sales system proven successful by the<br />
word’s best companies; Warner, New York 1998<br />
- 35 -
kationsfähigkeit aber im Vor<strong>der</strong>grund zu stehen hat, ist unbestritten. Zum ande-<br />
ren bietet das Kundengespräch e<strong>in</strong>en – mit wenigen Ausnahmen – <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>si-<br />
schen Gradmesser für den „Erfolg“ <strong>der</strong> stattgefundenen <strong>Kommunikation</strong>: den<br />
getätigten Abschluss. Es ist allerd<strong>in</strong>gs zu beachten, dass dieser Gradmesser<br />
immer mittelbarer und schwieriger <strong>in</strong>terpretierbar wird, je komplexer (etwa im<br />
Anlagenbau) o<strong>der</strong> je immaterieller (<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nstleistung) <strong>der</strong> Gegenstand <strong>der</strong><br />
Kundenbeziehung ist.<br />
E<strong>in</strong> Kundengespräch verläuft <strong>in</strong> vier klar unterscheidbaren Phasen, welche je-<br />
doch Schleifen o<strong>der</strong> Verzweigungen bilden können und nicht immer <strong>in</strong> streng<br />
<strong>der</strong>selben Reihenfolge ablaufen. Schleifen und / o<strong>der</strong> Verzweigungen können<br />
durchaus mehrmals h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auftreten, „Rücksprünge“ treten manchmal<br />
„spontan“ auf, s<strong>in</strong>d aber gelegentlich auch auf e<strong>in</strong>e ganz wesentliche, absichts-<br />
volle Intervention zurückzuführen. Dennoch lassen sich die Phasen relativ<br />
deutlich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden, und zwar an Hand bestimmter typischer<br />
<strong>Kommunikation</strong>smuster. Dem „Verkäufer“ fällt es dann, wenn er e<strong>in</strong>e gut<br />
abgesicherte Annahme darüber treffen kann, <strong>in</strong> welcher Phase sich das Ge-<br />
spräch gerade bef<strong>in</strong>det, wesentlich leichter, die „passenden“ Interventionen<br />
auszusuchen. <strong>Die</strong> gleiche Intervention kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht passenden Phase<br />
nichts o<strong>der</strong> gar Wi<strong>der</strong>stand bewirken, während sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> passenden Phase<br />
positiv zu e<strong>in</strong>em erfolgreichen Gesprächsverlauf beiträgt.<br />
<strong>Die</strong> Begriffe s<strong>in</strong>d zwar im Verkauf nicht üblich, es ist aber offensichtlich, dass<br />
e<strong>in</strong> Verkäufer umso erfolgreicher agieren kann, je besser er „Rapport“ zum<br />
Kunden herstellen und das Gespräch durch „Pac<strong>in</strong>g“ und „Lead<strong>in</strong>g“ gestaltend<br />
steuern kann.<br />
Daher darf man die folgende Abbildung ke<strong>in</strong>esfalls im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er unumstößli-<br />
chen Regel auffassen.<br />
- 36 -
Abb. 9: <strong>Die</strong> vier Phasen des Kundengespräches, aus Herdlitzka 1990<br />
In <strong>der</strong> Eröffnungsphase geht es um die Herstellung e<strong>in</strong>er tragfähigen Kommu-<br />
nikationsbeziehung, dies alle<strong>in</strong>e verlangt eigentlich danach, dass Verkäufer<br />
bestens ausgebildete, professionelle Kommunikatoren se<strong>in</strong> müssten. In <strong>der</strong><br />
Erkennensphase sollen die „wahren“ Kundenbedürfnisse erhoben und die<br />
Kundenreaktionen 27 sicher klassifiziert werden. Nur dann kann man auf diese<br />
auch adäquat reagieren. Viele Verkäufer bilden geradezu hervorragende „Stu-<br />
dienobjekte“, s<strong>in</strong>d sie doch – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> <strong>der</strong> weniger gut ausgebildeten<br />
Masse – wahre Meister im „gewalttätigen“ Kommunizieren und im Vorausset-<br />
zen e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Verständnisses, ohne auch nur den Versuch zu star-<br />
ten, sich des Kundenverständnisses zu versichern.<br />
27 Heiman, Stephen E. & Sanchez, Diane: The New Conceptual Sell<strong>in</strong>g. The most effective and proven method for faceto-face<br />
sales plann<strong>in</strong>g; Warner, New York 1999<br />
- 37 -
In <strong>der</strong> folgenden Abbildung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Zusammenhänge und Klassifikations-<br />
kriterien für die wichtigsten Kundenreaktionen zu sehen.<br />
Abb. 10: <strong>Die</strong> Klassifikation <strong>der</strong> wichtigsten Kundenreaktionen, aus Herdlitzka<br />
1990<br />
Alle<strong>in</strong>e die Unterscheidung <strong>der</strong> Kundenbef<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> den Dimensionen „Inte-<br />
resse“ und „Verständnis“ zeigt die Verwandtschaft zu den – im materiellen<br />
S<strong>in</strong>ne – weniger zielorientierten <strong>Kommunikation</strong>smodellen. Interesse bezeich-<br />
net <strong>in</strong> diesem Zusammenhang das Ausmaß <strong>der</strong> auch (!) emotionalen Aufmerk-<br />
samkeit, welche <strong>der</strong> „Kunde“ dem Gegenstand entgegen br<strong>in</strong>gt. Verständnis<br />
bedeutet <strong>in</strong> diesem Kontext, <strong>in</strong> welchem Ausmaß <strong>der</strong> Kunde auch (!) über fach-<br />
liche, <strong>in</strong>haltliche Expertise verfügt. Wie bereits erwähnt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> passenden E<strong>in</strong>-<br />
stellung auf den Kunden scheidet sich die Spreu vom Weizen.<br />
- 38 -
In <strong>der</strong> Erklärungsphase f<strong>in</strong>det <strong>der</strong> Abgleich zwischen angebotenen Leistungen<br />
und nachgefragten Bedürfnissen, e<strong>in</strong> „Verkaufsgespräch“ im engeren S<strong>in</strong>ne,<br />
statt. Der Erfolg <strong>in</strong> dieser Phase hängt <strong>in</strong> vielen Fällen von Vorbereitungsarbei-<br />
ten, welche lange vor dem Gespräch durchgeführt werden mussten, ab. Ge-<br />
nauso entscheidend ist das adäquate E<strong>in</strong>gehen auf die Kundenreaktionen. <strong>Die</strong><br />
Phase Erledigen dient <strong>der</strong> Herstellung e<strong>in</strong>er konkreten Vere<strong>in</strong>barung und <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong>selben.<br />
2.4 Zusammenfassung<br />
Von e<strong>in</strong>er Dame wurde ich e<strong>in</strong>mal während e<strong>in</strong>es Sem<strong>in</strong>ars darauf angespro-<br />
chen, ob ich sozusagen an e<strong>in</strong>er „Weltformel“ <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong> arbeite. Wis-<br />
send, dass dieser Anspruch natürlich gerade unter e<strong>in</strong>em wissenschaftlichen<br />
Blickw<strong>in</strong>kel betrachtet nicht erfüllt werden kann, geht es doch um e<strong>in</strong>e Art „Ge-<br />
samtbild“ <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>(-swissenschaft) und die davon abzuleitenden Er-<br />
kenntnisse für die Praxis, z.B. im Coach<strong>in</strong>g bzw. <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Art <strong>der</strong> „professione-<br />
len“ <strong>Kommunikation</strong>, aber auch dort, wo das Gel<strong>in</strong>gen geme<strong>in</strong>samen Verständ-<br />
nisgew<strong>in</strong>ns im Vor<strong>der</strong>grund steht. Dem Hl. Benedikt wird als Succus se<strong>in</strong>er<br />
umfangreichen Ordensregel die folgende „Konzentration auf das Wesentliche“<br />
zugeschrieben.<br />
� Man muss zuhören können<br />
� Man muss unterscheiden können<br />
� Man muss dienen wollen<br />
<strong>Die</strong>se e<strong>in</strong>fachen For<strong>der</strong>ungen erfüllen me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach recht weitgehend<br />
die Ansprüche an die „Weltformel“. Nicht zufällig wird die „Benediktusregel“<br />
auch heute noch immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Managementsem<strong>in</strong>aren 28 als – teilweise, die<br />
vollständige Ordensregel umfasst immerh<strong>in</strong> 75 Kapitel – durchaus nachah-<br />
28 http://www.mc-kaernten.at/nachlese_15012004.html ,06-2007<br />
- 39 -
menswert zitiert. In dieser Zusammenfassung wollen wir kurz versuchen, die<br />
wesentlichen Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>der</strong> vorgenannten Theorien, Konzepte und<br />
Modelle herauszufiltern und diese dann, wenn schon nicht als „Weltformel“, so<br />
doch als unser „Basiskonzept“ <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong> auffassen.<br />
Das „zuhören Können“ steckt als wichtige soziale Grundkompetenz <strong>in</strong> allen Mo-<br />
dellen, wenn vielleicht auch nicht immer so explizit ersichtlich wie beispiels-<br />
weise bei Ruth Cohn. Dass man mit Oberflächlichkeit nicht weit kommen wird,<br />
wenn es um das „Gel<strong>in</strong>gen“ von <strong>Kommunikation</strong>svorgängen geht, liegt auf <strong>der</strong><br />
Hand. Im nachfolgenden Teil, welcher sich wesentlich detaillierter mit Coach<strong>in</strong>g<br />
ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzt, wird davon noch die Rede se<strong>in</strong>.<br />
Noch offensichtlicher f<strong>in</strong>det sich das „dienen Wollen“ als wertschätzende<br />
Grundhaltung <strong>in</strong> allen wesentlichen Modellen, speziell wo sie von Carl Ro-<br />
gers 29 <strong>in</strong>spiriert s<strong>in</strong>d. Dass man jemandem schwer helfen kann, wenn man nicht<br />
aufrichtig an se<strong>in</strong>em Wohlergehen <strong>in</strong>teressiert ist, leuchtet unmittelbar e<strong>in</strong>.<br />
Auch von <strong>der</strong> wertschätzenden Grundhaltung wird im speziellen Coach<strong>in</strong>g-Teil<br />
noch vieles zu lesen se<strong>in</strong>.<br />
An dieser Stelle wollen wir daher mit etwas mehr Tiefgang das „unterscheiden<br />
Können“ beleuchten. <strong>Die</strong>se zutiefst lösungs- weil unterschiedsorientierte Fähig-<br />
keit sche<strong>in</strong>t tatsächlich e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> entscheidenden Fähigkeiten auf dem Weg zu<br />
erfolgreicher <strong>Kommunikation</strong> zu se<strong>in</strong>. Nicht nur Gregory Bateson hat uns auf<br />
den „Unterschied, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Unterschied macht“ h<strong>in</strong>gewiesen. Angefangen bei<br />
Paul Watzlawick, welcher zum<strong>in</strong>dest das „unterscheiden Können“ von Inhalts-<br />
und Beziehungsebene und die unterschiedliche Interpunktion „objektiv“ glei-<br />
cher Sachverhalte durch verschieden Personen, sowie die unterschiedsreiche,<br />
analoge gegenüber <strong>der</strong> digitalen <strong>Kommunikation</strong>sform nahe legt, werden wir<br />
bei Friedemann Schulz von Thun zu noch fe<strong>in</strong>erer Unterscheidung <strong>der</strong> vier<br />
29 Rogers, Carl R.: Therapeut und Klient. Grundlagen <strong>der</strong> Gesprächspsychotherapie; K<strong>in</strong>dler, München 1981<br />
- 40 -
Nachrichtenaspekte, und dies sowohl auf Sen<strong>der</strong>- wie auf Empfängerseite an-<br />
geregt. <strong>Die</strong> Transaktionsanalyse zeigt uns, dass <strong>in</strong> vielen Fällen die Unter-<br />
scheidung zwischen den drei Ich-Zuständen überaus hilfreich se<strong>in</strong> kann, ja<br />
notwendig ist. In NLP-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs wird uns die Sensibilität beigebracht, zwischen<br />
den <strong>in</strong>dividuell zur Codierung und Decodierung bevorzugten S<strong>in</strong>neskanälen<br />
bzw. <strong>der</strong>en „Sprache“ zu unterscheiden. Das strategische <strong>Kommunikation</strong>smo-<br />
dell mahnt uns, je nach Zielsetzung und Angstniveau (!) <strong>der</strong> Empfänger zwi-<br />
schen geeigneten und weniger geeigneten Übertragungswegen zu unterschei-<br />
den. Marshall Rosenberg zeigt uns die Wichtigkeit, zwischen Beobachtungen<br />
und den dadurch <strong>in</strong> uns ausgelösten Bef<strong>in</strong>dlichkeiten zu unterscheiden. Roger<br />
Fisher for<strong>der</strong>t, Menschen (bzw. <strong>der</strong>en emotionale Bedürfnisse, gleichzeitig e<strong>in</strong><br />
weiterer Beleg für die Wichtigkeit des „zuhören Könnens“) von Sachthemen,<br />
und noch deutlicher Positionen von den dah<strong>in</strong>ter liegenden Interessen zu<br />
unterscheiden. Im Kundengespräch s<strong>in</strong>d wir gefor<strong>der</strong>t, Kundenreaktionen klar<br />
vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden und klar zuordnen zu können. Nicht nur im Kun-<br />
dengespräch wird die Unterscheidung <strong>der</strong> Merkmale „Interesse“ (an <strong>der</strong> Sache)<br />
und „Verständnis“ (für die Sache) hilfreich se<strong>in</strong> können. Und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediation<br />
besteht die zeitlich meist umfangreichste Phase – ganz klar vom Harvard-Kon-<br />
zept abgeleitet – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterscheidung von Positionen und Interessen, sowie<br />
von emotionalen und Sachthemen.<br />
Nicht zu vernachlässigen s<strong>in</strong>d auch die zahlreichen Unterschiede zwischen<br />
„weiblicher“ und „männlicher“ <strong>Kommunikation</strong> 30 . Bei Männern s<strong>in</strong>d häufig die<br />
nicht-sachlichen Aspekte von Mitteilungen subjektiv deutlich ger<strong>in</strong>ger gewichtet<br />
und s<strong>in</strong>d daher auch wesentlich schwieriger bewusst zu machen. Bei Frauen<br />
kann man oft e<strong>in</strong> sehr viel sensibleres „Beziehungs-Ohr“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Decodierung<br />
von Mitteilungen feststellen. Damit haben wir nur zwei relativ rasch auffallende<br />
Unterscheidungsmerkmale genannt, es kann daher oft s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Un-<br />
terscheidung zu treffen, je nachdem, ob e<strong>in</strong>e Mitteilung von Mann zu Mann, von<br />
Mann zu Frau, von Frau zu Frau o<strong>der</strong> von Frau zu Mann ergeht. Letztlich nicht<br />
30 Herdlitzka, 2001<br />
- 41 -
vergessen werden darf <strong>der</strong> schon ganz grundsätzliche Unterschied zwischen<br />
dem Bedeutungs- und dem S<strong>in</strong>nverständnis.<br />
Zum Abschluss des ersten Teils halten wir fest, dass wir uns <strong>in</strong> unserem Basis-<br />
konzept <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong> ruhigen Gewissens dem Hl. Benedikt anschließen<br />
können. Ich versteige mich nicht dazu, die vielen Arten möglicher o<strong>der</strong> notwen-<br />
diger, <strong>in</strong> jedem Fall hilfreicher Unterschiedsbildungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art Rangreihe<br />
nach Wichtigkeit br<strong>in</strong>gen zu wollen. Welche Unterschiedsbildung man <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
jeweiligen Situation aufgreift, mag <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Methodik und vor allem <strong>der</strong> <strong>in</strong>tuitiven Sensibilität se<strong>in</strong>. Ich b<strong>in</strong> zutiefst davon<br />
überzeugt, dass jedes Gespräch, ob „professionell“ o<strong>der</strong> nicht, klären<strong>der</strong>, hilf-<br />
reicher und somit „erfolgreicher“ verläuft, wenn man nur irgendwo (!) beg<strong>in</strong>nt,<br />
an den Unterschieden zu arbeiten und diese als Ressource begreift.<br />
Me<strong>in</strong>em Verständnis nach würde ich versuchen, den Unterschied zwischen In-<br />
halts- und Beziehungsebene <strong>in</strong> die Haltung weitgehend zu ver<strong>in</strong>nerlichen und<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis vor allem die Unterscheidung von Positionen und eigentlichen<br />
Interessen mit beson<strong>der</strong>er Gewichtung zu betrachten. Vor allem sehe ich aber<br />
die Notwendigkeit, die Fähigkeit zu tra<strong>in</strong>ieren, Beobachtungen von Bewertun-<br />
gen sicher zu trennen. Vielleicht, aber dies ist e<strong>in</strong>e Hypothese, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
an<strong>der</strong>en Studie zu erörtern wäre, steigt <strong>der</strong> Bedarf an professioneller, unter-<br />
schiedsorientierter <strong>Kommunikation</strong> so merklich an, weil <strong>in</strong> unserer Gesellschaft<br />
durch f<strong>in</strong>stere – wenn auch manchmal ungewollte – Komplizenschaft von Politik<br />
und Medien Unterschiede systematisch <strong>in</strong> ihrer Bedeutung herabgesetzt, ver-<br />
heimlicht o<strong>der</strong> verleugnet werden. Umso wichtiger sche<strong>in</strong>t es zu werden, dass<br />
zum<strong>in</strong>dest Therapeuten, Coaches, Mediatoren, Supervisoren, Berater und<br />
Tra<strong>in</strong>er Unterschiede erkennen und – vor allem – erlebbar machen. <strong>Die</strong>ses<br />
„erlebbar machen“ möchte ich daher als e<strong>in</strong>zige Ergänzung dem Modell des Hl.<br />
Benedikt h<strong>in</strong>zufügen und im H<strong>in</strong>blick auf unseren engeren Untersuchungsge-<br />
genstand darauf verweisen, dass Skalierungen <strong>in</strong> den obgenannten Sett<strong>in</strong>gs<br />
überaus probate Instrumente zu eben diesem Vorhaben darstellen.<br />
- 42 -
Abschließend sei hier nochmals unser „Basiskonzept“ <strong>der</strong> (professionellen)<br />
<strong>Kommunikation</strong>, „<strong>Kommunikation</strong>, die passt“, zusammengefasst:<br />
� E<strong>in</strong>e wertschätzende Grundhaltung, welche den Gesprächspartner als<br />
wertvollen, mit zahlreichen Ressourcen ausgestatteten Menschen be-<br />
greift, dem Respekt und Anerkennung zu erweisen ist und dem Hilfe-<br />
stellung am besten nicht durch „autoritäre“ Ratschläge, son<strong>der</strong>n durch<br />
empathische Hilfe zur Selbsthilfe geleistet wird.<br />
� <strong>Die</strong> Fähigkeit und Geduld (!) zum aktiven Zuhören, um Ansatzpunkte<br />
für mögliche Unterschiedsbildungen, Bedürfnisse und Interessen entde-<br />
cken zu können.<br />
� <strong>Die</strong> methodische Vielfalt, möglichst zahlreiche Unterschiedsbildungen<br />
herausarbeiten zu können, vorrangig solche<br />
o zwischen sachlicher und emotionaler Ebene<br />
o zwischen Beobachtungen und Interpretationen<br />
o zwischen Positionen und Interessen<br />
� <strong>Die</strong> Fähigkeit und das E<strong>in</strong>fühlungsvermögen, die Unterschiede auch <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e erlebbare Form übersetzen zu können.<br />
Zur besseren Merkbarkeit möge uns e<strong>in</strong>e vielleicht auch hier hilfreiche para-<br />
doxe Intervention <strong>in</strong> Form des folgenden Anagramms dienen:<br />
� H – Haltung <strong>der</strong> Wertschätzung<br />
� A – aktives Zuhören<br />
� U – Unterschiede bilden und<br />
� E – erlebbar machen<br />
- 43 -
3 „Professionelle“ <strong>Kommunikation</strong><br />
Zahlreiche Berufsgruppen heften sich ihre Professionalität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunika-<br />
tion auf die Fahnen. Schon aus dem vorigen Kapitel ist deutlich geworden,<br />
dass wir uns vorrangig mit dialogisch (und unterschieds-) orientierten, an <strong>der</strong><br />
Vergrößerung geme<strong>in</strong>samer Verständnisräume <strong>in</strong>teressierten Kommunikati-<br />
onsformen beschäftigen. Zur Übersicht und auch zur Abgrenzung betrachten<br />
wir im folgenden aber auch an<strong>der</strong>e, professionelle Kommunikatoren.<br />
3.1 Medien und Journalisten<br />
Das Fach, welches die Vertreter dieser Berufsgruppen zumeist als ihre Be-<br />
rufsausbildung betrachten, nennt sich „Publizistik und <strong>Kommunikation</strong>swissen-<br />
schaft“. In den praktischen Auswirkungen <strong>der</strong> Berufsausübung sehen wir uns<br />
aber – aus unserer Sicht – mit nur sehr wenig „professionellen“ Kommunikati-<br />
onsanteilen konfrontiert. Zeitungsartikel, Radio- und Fernsehsendungen s<strong>in</strong>d<br />
per se nicht dialogisch orientiert, son<strong>der</strong>n werden dem Publikum „vorgesetzt“,<br />
dessen Reaktionen werden gar nicht o<strong>der</strong> sehr verspätet (<strong>in</strong> Form von Leser-,<br />
Hörer- bzw. Seherbefragungen) erhoben. Es existieren zwar auch hier unter-<br />
schiedsbasierte Handlungsanleitungen 31 , (z.B. Trennung von Informationen<br />
und Me<strong>in</strong>ungen) diese werden aber zusehends weniger beachtet. Der Exis-<br />
tenzkampf zwischen diesen zumeist als Wirtschaftsbetrieben organisierten E<strong>in</strong>-<br />
heiten sche<strong>in</strong>t so stark zu se<strong>in</strong>, dass ethische, moralische und im kommunikati-<br />
ven S<strong>in</strong>n „hygienische“ Verhaltensweisen unter die Rä<strong>der</strong> kommen.<br />
Daher erlebt man zumeist ke<strong>in</strong>en dialogischen Verständnisaufbau, son<strong>der</strong>n<br />
den Empfängern wird – ganz und gar nicht „gewaltfrei“ – e<strong>in</strong> fertiges Konzept<br />
dessen vorgesetzt, was diese „zu verstehen haben“. Wird dieser Vorgang oft<br />
genug und von genügend „Gleichges<strong>in</strong>nten“ wie<strong>der</strong>holt, wird – <strong>in</strong>folge sozialen<br />
31 http://de.wikipedia.org/wiki/Journalismus ,06-2007<br />
- 44 -
Drucks 32 – das „gewünschte“ Ergebnis tatsächlich erzielt. In <strong>der</strong> Folge kann<br />
man solch globalisierte Massenphänomene wie die „Bestrebungen zum Klima-<br />
schutz“, <strong>der</strong>en „objektive“ Grundlagen zweifelhaft (es ist das Wetter nicht auf<br />
drei Tage bestimmt vorhersagbar, wie soll das Klima auf fünfzig Jahre und<br />
mehr bee<strong>in</strong>flusst werden?) bis offenkundig uns<strong>in</strong>nig (etwa die CO2-Debatte)<br />
s<strong>in</strong>d, beobachten. Auf diese Weise entsteht tatsächlich e<strong>in</strong> Höchstmaß an „ge-<br />
me<strong>in</strong>samen Verständnisräumen“, welche allerd<strong>in</strong>gs auf ganz und gar nicht dia-<br />
logische, nicht wertschätzende, nicht gewaltfreie und letztlich auf Empfänger-<br />
seite nicht kognitive Art erzeugt werden. Das Gespenstische daran ist, dass<br />
auch Wissenschaftler (div. „Klimaforscher“) nicht vor <strong>der</strong> Wirkung dieser Me-<br />
chanismen gefeit s<strong>in</strong>d und zu willfährigen Verstärkern des Phänomens ge-<br />
macht werden.<br />
Dort wo die dialogischen Voraussetzungen weit besser wären, etwa <strong>in</strong> Inter-<br />
views, werden die daraus erwachsenden Chancen immer öfter nicht nur nicht<br />
genutzt, son<strong>der</strong>n sogar gezielt missachtet. Das „Aufdecken“, das an-die-Öffent-<br />
lichkeit-Zerren br<strong>in</strong>gt offensichtlich mehr „Quoten“ als das Verfügbarmachen<br />
von Information 33 , welche erst aus geme<strong>in</strong>samem Verständnis über Daten her-<br />
vorgeht. Der Aufdecker weiß schon im vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, welche Daten (nicht Informa-<br />
tionen!) die „richtigen“ wären und legt se<strong>in</strong>e Gesprächsführung so an, dass<br />
eben jene zu Tage treten. Man ist dem Gesprächsergebnis gegenüber nicht<br />
offen, son<strong>der</strong>n kennt bereits die Ecke, <strong>in</strong> welche das „Opfer“, <strong>der</strong> Interviewpart-<br />
ner, zu drängen ist. Persönlichkeiten, welche dieses Spiel durchschauen und<br />
vielleicht sogar selbst die noch begabteren Manipulatoren s<strong>in</strong>d, werden zu-<br />
nächst unverhohlen bewun<strong>der</strong>t, bald aber (aus Sicherheitsgründen?) dämoni-<br />
siert und später totgeschwiegen. <strong>Die</strong> österreichische Außenm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Ursula<br />
Plassnik wurde während <strong>der</strong> österreichischen EU-Ratspräsidentschaft mit dem<br />
unverhohlenen Ziel <strong>in</strong>terviewt, „aufzudecken, dass <strong>der</strong> Ratsvorsitz zu ke<strong>in</strong>erlei<br />
Ergebnissen geführt“ habe. Sie blieb völlig sachlich und versuchte durch Ge-<br />
32 http://de.wikipedia.org/wiki/E<strong>in</strong>stellung_(Psychologie) ,06-2007<br />
33 Stahl, He<strong>in</strong>z K.: Erkenntnistheorie, Skriptum zum Lehrgang “Master <strong>in</strong> Coach<strong>in</strong>g”; PEF Privatuniversität für<br />
Management, Wien 2006<br />
- 45 -
genfragen (!) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dialog darüber e<strong>in</strong>zutreten, wie es denn aus Sicht <strong>der</strong><br />
Interviewer „an<strong>der</strong>s o<strong>der</strong> besser“ gewesen wäre, vorzugehen. <strong>Die</strong> Journalisten<br />
waren verblüfft, ja entsetzt und wiesen dieses empörende Ans<strong>in</strong>nen zurück mit<br />
dem H<strong>in</strong>weis, dass es „ihre Aufgabe nicht sei, sich Gedanken zu machen.“ <strong>Die</strong><br />
ihrerseits entlarvten Möchtegern-Entlarver vermieden daraufh<strong>in</strong> viele Monate<br />
lang so gut wie jede Berichterstattung über die Außenm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>.<br />
Natürlich gibt es auch seriöse Journalisten, aber diese bilden nur e<strong>in</strong>e<br />
(schrumpfende) M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit und sie werden wegen ihrer ger<strong>in</strong>gen „Lautstärke“<br />
immer weniger gehört. <strong>Die</strong> – politisch außerdem höchst erwünschte – Gleich-<br />
schaltung <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>stellungen und im Denken durch die genau genommen<br />
totalitäre Macht <strong>der</strong> Medien ist auch e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> zentralen Themen unserer <strong>der</strong>-<br />
zeitigen Gesellschaftsordnung. Wie Umberto Eco es richtig erwähnt, wäre die<br />
Wie<strong>der</strong>belebung unseres zentralen gesellschaftlichen Erbes, <strong>der</strong> Fähigkeit zur<br />
Unterscheidung 34 (!), von allerhöchster Dr<strong>in</strong>glichkeit. <strong>Die</strong>se Fähigkeit, soweit<br />
überhaupt noch vorhanden, wird aber aufs heftigste bekämpft. Das uns ver-<br />
sprochene Paradies hat „politisch korrekt“ e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Gleichheit, <strong>der</strong> Unter-<br />
schiedslosigkeit zu se<strong>in</strong>. Das ist beson<strong>der</strong>s schade, weil „uns die Geschichte<br />
lehrt, dass uns die Geschichte nichts lehrt“, wie schon Mahatma Gandhi fest-<br />
stellen musste und weil die „Massen“ eben nicht zum „Edlen“ taugen. „Der Ge-<br />
me<strong>in</strong>e strebt nach Gleichheit, nur <strong>der</strong> Edle strebt nach Harmonie“ hätte uns<br />
Konfuzius lehren können.<br />
Aus dieser Ecke werden wir also ke<strong>in</strong>e Unterstützung unserer Anliegen zu er-<br />
warten haben. Aus unserer Sicht beobachten wir dort Manipulation <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>kul-<br />
tur, das Gegenteil „gelungener <strong>Kommunikation</strong>“, wie wir sie verstehen wollen.<br />
Wie bereits erwähnt liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zunahme solcher Ersche<strong>in</strong>ungen möglicher-<br />
weise die Ursache für den steigenden Bedarf an „professioneller Kommunika-<br />
tion“ <strong>in</strong> unserem S<strong>in</strong>ne.<br />
34 Eco, Umberto: Im Krebsgang voran. Heiße Kriege und medialer Populismus; Hanser, München 2007<br />
- 46 -
3.2 Werbung und Marktkommunikation<br />
Werbefachleute bezeichnen sich üblicherweise sehr gerne als „Kommunikati-<br />
onsprofis“. Im Gegensatz zu den Journalisten s<strong>in</strong>d sie sich <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />
des Dialogaufbaus immerh<strong>in</strong> bewusst. Auch wo <strong>der</strong> Dialog nicht o<strong>der</strong> nur<br />
schwierig herzustellen ist, wird er zum<strong>in</strong>dest gesucht. „Direct Market<strong>in</strong>g 35 “ heißt<br />
das Schlagwort, wo dem Konsumenten durch e<strong>in</strong>e ganze Kaskade verschiede-<br />
ner <strong>Kommunikation</strong>smittel zum<strong>in</strong>dest teilweise e<strong>in</strong>e annähernd gleichberech-<br />
tigte Me<strong>in</strong>ungsäußerung ermöglicht, ja nahe gelegt wird. Sogar vor <strong>der</strong> eigentli-<br />
chen „Bewerbung“ f<strong>in</strong>det <strong>in</strong>sofern bereits e<strong>in</strong>e Art Dialog statt, als ja e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zel-<br />
ner Konsument persönlich und namentlich anzusprechen ist. Natürlich ist auch<br />
hier die ursprüngliche Absicht nicht ergebnisoffen, das eigene Produkt soll ja<br />
gekauft werden. Aber im Gegensatz zu den Medien ist dem Konsumenten dies<br />
zum<strong>in</strong>dest zum Teil bewusst und er glaubt <strong>der</strong> Werbung merklich weniger als<br />
<strong>der</strong> Politik o<strong>der</strong> den Redakteuren.<br />
Der wachsende Wettbewerbsdruck sorgt auch für die immer stärker ausge-<br />
prägte Notwendigkeit, „sich zu unterscheiden“. In <strong>der</strong> Fachsprache bedeutet<br />
„Segmentierung 36 “, dass den Konsumenten gezielt unterschiedsorientierte (!)<br />
Daten angeboten werden. Durchaus zweischneidig, denn die Absicht ist auch<br />
hier nicht ergebnisoffen, die Konsumenten <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Segments sollen<br />
sich ja (aus Kostengründen) möglichst nicht unterscheiden, aber sie werden<br />
doch <strong>in</strong> erheblichem Maße dazu angeregt, wenigstens auf Unterscheidungs-<br />
merkmale gegenüber den Konkurrenzprodukten zu achten.<br />
Solcherart bef<strong>in</strong>den wir die „professionelle“ <strong>Kommunikation</strong> zu Werbezwecken<br />
<strong>in</strong> unserem S<strong>in</strong>ne auch nicht als professionell, immerh<strong>in</strong> entdecken wir bedeut-<br />
same Ähnlichkeiten und Parallelen. Auf Grund des öffentlichkeitswirksamen<br />
Gewichts <strong>der</strong> Werbemechanismen könnte man optimistisch von e<strong>in</strong>em gewis-<br />
35 http://de.wikipedia.org/wiki/Direktmarket<strong>in</strong>g ,06-2007<br />
36 http://de.wikipedia.org/wiki/Marktsegmentierung ,06-2007<br />
- 47 -
sen Gegengewicht zur Medienkommunikation sprechen. Erstaunlich ist die Er-<br />
kenntnis, dass dem Phänomen „Wettbewerbsdruck“ im Falle <strong>der</strong> Werbung mit<br />
Segmentierung, also Unterschiedsbildung begegnet wird, im Falle <strong>der</strong> Medien<br />
mit dem krassen Gegenteil.<br />
3.3 Public Relations<br />
Der schwergängige deutsche Begriff Öffentlichkeitsarbeit 37 bezeichnet sozusa-<br />
gen das Gegenteil des Journalismus, als versuchte „Manipulation <strong>der</strong> Manipu-<br />
latoren“ e<strong>in</strong>e Manipulation höherer Ordnung, sozusagen. <strong>Die</strong> Ziele wären ja<br />
noch ganz <strong>in</strong> Ordnung, nämlich das Erreichen e<strong>in</strong>er Berichterstattung über das<br />
eigene Anliegen und diese sollte nach Möglichkeit positiv gefärbt se<strong>in</strong>. Viele<br />
Organisationen, vor allem solche, welche über <strong>in</strong> unserem S<strong>in</strong>ne professionelle<br />
Kommunikatoren <strong>in</strong> ihren Reihen verfügen, bemühen sich auch redlich, diese<br />
Form <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>flussung <strong>in</strong> möglichst offener, dialogischer, durchaus wertschät-<br />
zen<strong>der</strong> Form auszuüben. Gerade die „<strong>in</strong>neren Gesetze“ <strong>der</strong> Zielgruppe bed<strong>in</strong>-<br />
gen aber, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis die besten Erfolge erzielbar s<strong>in</strong>d, wenn man sich –<br />
ganz zielgruppengerecht – genau dieser <strong>in</strong>neren Gesetze bedient.<br />
Dass daher – um e<strong>in</strong> aktuelles und e<strong>in</strong>drucksvolles Beispiel zu nennen – die<br />
Diskussion um den „Fe<strong>in</strong>staub“ auf e<strong>in</strong>e (<strong>in</strong> nur sehr beschränktem Umfang<br />
offen gelegte) Initiative <strong>der</strong> M<strong>in</strong>eralölwirtschaft zurück geht, ist nicht <strong>in</strong>s Be-<br />
wusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> beteiligten Journalisten, Politiker und noch weniger <strong>der</strong> Öffent-<br />
lichkeit gedrungen. Als <strong>der</strong> <strong>Die</strong>selkraftstoff wegen se<strong>in</strong>er höheren Energie-<br />
dichte, somit Sparsamkeit und obendre<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geren Besteuerung allzu beliebt<br />
wurde, musste die M<strong>in</strong>eralölwirtschaft gegensteuern. Raff<strong>in</strong>erien lassen sich<br />
(heutzutage) nämlich nur ökonomisch betreiben, wenn die erzeugten Mengen<br />
von <strong>Die</strong>sel und an<strong>der</strong>en Kraftstoffarten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em stabilen und ausgewogenen<br />
Verhältnis stehen. Wird e<strong>in</strong>e Kraftstoffart allzu beliebt, geraten die Verhältnisse<br />
37 http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffentlichkeitsarbeit ,06-2007<br />
- 48 -
aus dem Gleichgewicht und die Konzerne müssen etwas unternehmen. <strong>Die</strong><br />
sicherlich millionenschweren Investitionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e „raff<strong>in</strong>iert“ angelegte P.R.-<br />
Kampagne zur „Schädlichkeit des <strong>Die</strong>sels“ waren sicher weitaus kostengünsti-<br />
ger als e<strong>in</strong>e technische Umgestaltung <strong>der</strong> Raff<strong>in</strong>erieprozesse gewesen wäre.<br />
<strong>Die</strong> Erfolge s<strong>in</strong>d frappierend, <strong>der</strong> Anteil des <strong>Die</strong>selkraftstoffes geht zurück (statt<br />
dessen wird mehr des ohneh<strong>in</strong> umsatzträchtigeren Superbenz<strong>in</strong>s verkauft),<br />
Journalisten wie Politiker s<strong>in</strong>d überzeugt, für e<strong>in</strong>e „gute Sache“ tätig zu se<strong>in</strong>,<br />
letztere s<strong>in</strong>d im ureigensten Interesse beson<strong>der</strong>s willfährig und e<strong>in</strong>mal mehr als<br />
„nützliche Idioten“ am Werk, wenn sie die Steuern auf <strong>Die</strong>sel deutlich mehr er-<br />
höhen als auf an<strong>der</strong>e Kraftstoffe und die Konsumenten haben e<strong>in</strong> beruhigtes<br />
Gewissen. Vere<strong>in</strong>zelt tauchten verstörende Fakten auf, wie z.B., dass e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>-<br />
zige W<strong>in</strong>terwoche Splittstreuung mehr Fe<strong>in</strong>staub erzeugt als <strong>der</strong> gesamte Ver-<br />
kehr für den Rest des Jahres. Aber im <strong>in</strong>szenierten „Massenkonzert“ gehen<br />
solche Nachrichten e<strong>in</strong>fach unter.<br />
<strong>Die</strong>s alles funktioniert ungeheuer professionell, <strong>in</strong> unserer Betrachtung können<br />
wir aber nur zu ähnlichen Schlüssen wie bezüglich <strong>der</strong> Medien gelangen: <strong>Die</strong>se<br />
Art professioneller <strong>Kommunikation</strong> ist ziemlich genau das Gegenteil dessen,<br />
was wir darunter verstehen möchten.<br />
3.4 Führungskräfte<br />
Mehr und mehr erkennen die leitenden Mitarbeiter von Organisationen, dass<br />
die „soft skills“ mehr Gewicht gegenüber den “harten“ Fachkenntnissen be-<br />
kommen sollten, dass Führende und Geführte <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Beziehungsnetzwerk 38 aus<br />
wechselseitigen Bedürfnissen und sich daraus ergebenden Abhängigkeiten<br />
e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d und dass sich daher e<strong>in</strong>e mehr dialogisch als autoritär orien-<br />
tierte Führungskultur 39 sozial und wirtschaftlich bewährt. Dabei s<strong>in</strong>d sie durch-<br />
38 Qu<strong>in</strong>n, Robert E. & Faerman, Sue R. & Thompson, Michael P. & McGrath, Michael R.: Becom<strong>in</strong>g A Master Manager.<br />
A Competency Framework; Wiley & Sons, New York 1990<br />
39 Smeltzer, Larry L. & Leonard, Donald J.: Managerial Communication. Strategies and Applications; Irw<strong>in</strong>, Boston 1994<br />
- 49 -
aus gewillt, sich mehr und mehr „unsere“ Methoden professioneller Kommuni-<br />
kation anzueignen. Noch f<strong>in</strong>den die „soft skills“ ke<strong>in</strong>e dem wahren Wert ent-<br />
sprechende (also eigentlich gar ke<strong>in</strong>e) Entsprechung <strong>in</strong> den Bilanzen, daran<br />
erkennt man, dass unsere Gesellschaft e<strong>in</strong>fach noch nicht so weit ist, aber im-<br />
merh<strong>in</strong> gibt es Signale zur „öffentlichen“ Anerkennung wenigstens auf <strong>in</strong>direk-<br />
tem Wege. Im Rahmen <strong>der</strong> so genannten „Basel II“ Richtl<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d die Bank<strong>in</strong>-<br />
stitute dazu angehalten, bei <strong>der</strong> Bewertung ihrer Schuldner dem Bereich <strong>der</strong><br />
„soft facts“ e<strong>in</strong>e zahlenmäßige, damit also wirtschaftlich „reale“ Bedeutung 40<br />
beizumessen.<br />
Noch bezieht sich (vor allem im deutschen Sprachraum) <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>us „Unter-<br />
nehmenskommunikation“ auf die „externe“, also nach außen gerichtete Kom-<br />
munikation von Organisationen. <strong>Die</strong>se ist – falls überhaupt präsent – nicht im<br />
gesamten Unternehmen „gelebt“, was logisch und wünschenswert wäre, son-<br />
<strong>der</strong>n zumeist an e<strong>in</strong>e Stabstelle delegiert (woraus sich die nicht-Funktionalität<br />
relativ deutlich ergibt), dort ist real <strong>in</strong> den allermeisten Fällen e<strong>in</strong>e „P.R.-Assis-<br />
tent<strong>in</strong>“ tätig, welche dem Vorstand jene Mitteilungen aufbereitet, <strong>der</strong>en Weiter-<br />
gabe an die Öffentlichkeit beim besten Willen nicht länger zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist.<br />
Relativ getrennt davon (ebenfalls hauptsächlich im deutschen Sprachraum)<br />
betrachtet man die „betriebliche <strong>Kommunikation</strong>“, als die <strong>in</strong>terne, und <strong>der</strong>en<br />
Wahrnehmung als bedeutsam 41 wächst.<br />
<strong>Die</strong> volle Integration <strong>der</strong> gesamten (<strong>in</strong>ternen und externen) Unternehmens-<br />
kommunikation steckt noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>schuhen. Deren Zusammenhänge mit<br />
<strong>der</strong> generellen Unternehmensentwicklung 42 und den sich daraus ergebenden<br />
nachhaltigen (!) Steuerungsmöglichkeiten s<strong>in</strong>d daher noch kaum bewusst.<br />
Trotzdem können wir im Rahmen unserer Übersicht e<strong>in</strong>e hohe Aff<strong>in</strong>ität zwi-<br />
40 http://www.basel-ii.co.at/<strong>in</strong>dex.php?option=com_content&task=view&id=138&Itemid=51 ,06-2007<br />
41 Deibl, Maria: <strong>Kommunikation</strong> im Betrieb; L<strong>in</strong>de, Wien 1995<br />
42 Herdlitzka, Michael R.: The Interdependence of Communicational Behaviour and Organisational Life Cycle<br />
Stages; Master’s Thesis, City University, Bellevue (Seattle) 1995<br />
- 50 -
schen den Zielsetzungen fortschrittlicher Führungskräfte und unserer Auffas-<br />
sung von professioneller <strong>Kommunikation</strong> attestieren. Nicht zuletzt s<strong>in</strong>d ja die<br />
letztgenannten unsere wichtigsten Auftraggeber, es sollte uns daher bewusst<br />
se<strong>in</strong>, dass „unsere Ziele“ möglicherweise stark von „<strong>der</strong>en Zielen“ bee<strong>in</strong>flusst<br />
s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong>se Wechselwirkungen näher zu untersuchen wäre aber bereits wie-<br />
<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e lohnende Aufgabe e<strong>in</strong>er weiteren Studie.<br />
3.5 Professionelle Hilfe<br />
E<strong>in</strong>e ganze Reihe von Berufsgruppen hat sich h<strong>in</strong>gegen dem wachsenden Be-<br />
darf an – <strong>der</strong> bereits zum geflügelten Wort gewordenen – professioneller Hilfe<br />
gewidmet. Therapeuten, Psychologen, Psycho-soziale Berater, Supervisoren,<br />
Coaches, Tra<strong>in</strong>er, Prozessbegleiter, Persönlichkeitsentwickler, diese Aufzäh-<br />
lung ist noch bei weitem nicht vollständig. Wir wollen hier ke<strong>in</strong>e weitergehende<br />
Aufsplitterung vornehmen, son<strong>der</strong>n werfen sie zunächst alle <strong>in</strong> „unseren“ Topf<br />
<strong>der</strong> professionellen Kommunikatoren, so wie wir es zu verstehen gedenken. E<strong>in</strong><br />
weitgehendes, gegenseitiges Verständnis auf Bedeutungs- und S<strong>in</strong>nebene, <strong>der</strong><br />
„Rapport 43 “ (e<strong>in</strong> ebenfalls aus <strong>der</strong> Therapie entlehnter Begriff) ist unbed<strong>in</strong>gte<br />
Voraussetzung für e<strong>in</strong>e wirksame Beziehung zwischen Coach und Klient und<br />
damit diese Beziehung für den Klienten sich hilfreich auswirken kann. Aller-<br />
d<strong>in</strong>gs ist e<strong>in</strong>e bedeutsame Unterscheidung auch <strong>in</strong>nerhalb dieser für unser<br />
Thema beson<strong>der</strong>s relevanten Berufsgruppen vorzunehmen – wir sollten zwi-<br />
schen den „Counselors“ und den „Advisors“ unterscheiden 44 , weniger prägnant,<br />
aber auf Deutsch auch Prozessberater vs. Fachberater.<br />
43 Schmidt-Tanger, Mart<strong>in</strong>a: Gekonnt coachen. Präzision und Pro-vocation im Coach<strong>in</strong>g; Junfermann, Pa<strong>der</strong>born 2004<br />
44 Janes, Alfred: Sem<strong>in</strong>arskriptum „Beratungsvorhaben prozesshaft gestalten“; Lehrgang „GCP – General Consult<strong>in</strong>g<br />
Programme“; <strong>in</strong>cite, Hernste<strong>in</strong> / Wien 2003<br />
- 51 -
3.5.1 <strong>Die</strong> Be-rater, Advisors o<strong>der</strong> „B<strong>in</strong>destrich-Coaches“<br />
Gerade im Coach<strong>in</strong>g war während <strong>der</strong> letzten Jahre e<strong>in</strong>e wahre Inflation an Be-<br />
zeichnungen und den dazugehörigen Spezialisten zu bemerken. Angefangen<br />
bei allerlei sportlichen Modeersche<strong>in</strong>ungen („Nordic-Walk<strong>in</strong>g-Coach“) über<br />
sehr persönliche Themen („Beziehungs-Coach“) und die berufliche Seite („Job-<br />
Coach“) bis h<strong>in</strong> zu esoterischen Bereichen („Astrologie-Coach“) wird alles und<br />
jedes gecoacht. Viele dieser Beratungen verlaufen nach Art <strong>der</strong> „Ratgeber-Lite-<br />
ratur“ und s<strong>in</strong>d ebenfalls nicht <strong>in</strong> unserem S<strong>in</strong>ne als professionell e<strong>in</strong>zustufen.<br />
Der simple Grund ist zumeist, dass <strong>der</strong> sich als „Ratgeber“ verstehende Coach<br />
aus <strong>der</strong> Haltung <strong>der</strong> Überlegenheit, des Expertenwissens agiert und dieses Be-<br />
ziehungsgefälle zum Gecoachten als wirksamen Teil <strong>der</strong> Kooperation betrach-<br />
tet. Auch die vorh<strong>in</strong> erwähnten Berufsgruppen wie Politiker, Journalisten, etc.<br />
werden im H<strong>in</strong>blick auf die dem Berufsbild entsprechenden Fähigkeiten „pro-<br />
fessionell gecoacht“.<br />
Wir dürfen aber an dieser Stelle nicht die Notwendigkeit und auch absolute Se-<br />
riosität <strong>der</strong> Fachberatung im klassischen S<strong>in</strong>ne verschweigen. Selbst <strong>in</strong> unse-<br />
rem S<strong>in</strong>ne bestausgebildete und auch im S<strong>in</strong>n des Hl. Benedikt absolut „dienen<br />
wollende“ Psychologen können z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krisen<strong>in</strong>tervention nicht an<strong>der</strong>s, als<br />
sehr direktiv und bestimmt nicht nur Ratschläge, ja be<strong>in</strong>ahe „Befehle“ zu ertei-<br />
len. Anwälte, Steuerberater, betriebswirtschaftlich orientierte Unternehmensbe-<br />
rater, Fachtra<strong>in</strong>er, auch Ärzte und Angehörige an<strong>der</strong>er psychosozialer Berufe<br />
und Lehrer werden ja gerade wegen ihrer Fachkenntnis konsultiert. Sie s<strong>in</strong>d<br />
aufgerufen, ihr Expertenwissen e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, werden aber durch ihre Haltung<br />
und ganz <strong>in</strong> unserem S<strong>in</strong>ne professionelle <strong>Kommunikation</strong>sfähigkeit – so sie<br />
darüber verfügen – e<strong>in</strong> entstehendes Beziehungsgefälle eher zu verkle<strong>in</strong>ern<br />
trachten und längerfristig die nicht-mehr-Notwendigkeit ihres Expertentums<br />
verfolgen. All diese geben auf Grund ihrer Rolle Ratschläge, konkrete Hand-<br />
lungsempfehlungen und werden manchmal auch durchaus sehr direktiv agie-<br />
ren, um Schlimmes zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Sie s<strong>in</strong>d daher eben „Advisors“, ke<strong>in</strong>e Coa-<br />
ches <strong>in</strong> unserem engeren S<strong>in</strong>ne, aber doch eng Verbündete auf „unserem“<br />
- 52 -
Feld <strong>der</strong> professionellen <strong>Kommunikation</strong>. Sie werden selbst an Unterschieden<br />
<strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong> und ihre Klienten dah<strong>in</strong>gehend sensibilisieren. Ihre Methoden<br />
werden sich oft und <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht nicht von den „unseren“ unterscheiden.<br />
3.5.2 Counselors und Coaches<br />
Genau diese Berufsgruppen bilden sozusagen die „Kernzielgruppe“ unserer<br />
Betrachtungen. Ihren Kennzeichen und Methoden müssen wir daher im folgen-<br />
den etwas mehr Raum e<strong>in</strong>räumen, obwohl wir ja die Merkmale <strong>der</strong> professio-<br />
nellen <strong>Kommunikation</strong>sfähigkeit bereits im 1. Teil vorweg genommen haben.<br />
Wie die „eigentliche“ Berufsbezeichnung auch immer lauten mag, wir werden<br />
im folgenden unserem Untersuchungsgegenstand gemäß von „Coaches“ spre-<br />
chen. E<strong>in</strong>e „Def<strong>in</strong>ition“ von Coach<strong>in</strong>g könnte bestenfalls e<strong>in</strong>e von unzähligen<br />
möglichen se<strong>in</strong>, deshalb sei hier an Hand <strong>der</strong> folgenden Merkmale 45 versucht<br />
festzuhalten, worüber weitgehende E<strong>in</strong>igkeit herrscht, auch über viele „Schu-<br />
len“ und / o<strong>der</strong> Berufsverbände h<strong>in</strong>weg.<br />
� Coach<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktiver, personenzentrierter Vorgang <strong>der</strong><br />
Prozessberatung. „Interaktiv“ bedeutet hierbei <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße,<br />
dass möglichst ke<strong>in</strong> Autoritätsgefälle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beratungsbeziehung auf-<br />
kommen soll. Der Coach liefert ke<strong>in</strong>e Lösungsvorschläge (zum<strong>in</strong>dest<br />
nicht <strong>in</strong> „endgültiger“ Form), son<strong>der</strong>n för<strong>der</strong>t den Prozess <strong>der</strong> Lösungs-<br />
f<strong>in</strong>dung durch den Gecoachten.<br />
� <strong>Die</strong> Beratungsbeziehung beruht auf Freiwilligkeit und Vertrauen. Voraus-<br />
setzung dafür ist gegenseitige Akzeptanz – welche ihrerseits e<strong>in</strong> weitge-<br />
hendes gegenseitiges Verständnis auf <strong>der</strong> Bedeutungs- und S<strong>in</strong>nebene<br />
voraussetzt. Wir haben uns bisher darauf verständigt, dass dieses Ver-<br />
ständnis nicht nur, aber wohl am besten durch „professionelle Kommuni-<br />
kation“ hergestellt werden kann.<br />
45 Rauen, Christopher: Coach<strong>in</strong>g. Praxis <strong>der</strong> Personalpsychologie; Hogrefe, Gött<strong>in</strong>gen 2003<br />
- 53 -
� Coach<strong>in</strong>g setzt auf transparente Interventionen und gibt „Hilfe zur<br />
Selbsthilfe“, <strong>in</strong>dem Selbstreflexion, -bewusstse<strong>in</strong> und -verantwortung<br />
geför<strong>der</strong>t werden.<br />
� Coach<strong>in</strong>g beruht theoriegeleitet auf Konzepten, welche <strong>in</strong> sich logisch<br />
geschlossen s<strong>in</strong>d und auch „anerkannt“ s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem Maße, als die Erklä-<br />
rung von Wirkzusammenhängen als Basis für die Auswahl <strong>der</strong> Methoden<br />
und Interventionen auch von Vertretern an<strong>der</strong>er „Schulen“ nachvollzo-<br />
gen werden können. Wünschenswert ist daher e<strong>in</strong>e spezielle Ausbildung<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „psychologischen“ Basisqualifikation, aber auch e<strong>in</strong>e sol-<br />
che, die e<strong>in</strong>e Anschlussfähigkeit an das Beratungsumfeld (z.B. Be-<br />
triebswirtschaft) ermöglicht. An<strong>der</strong>s ausgedrückt sollen Coaches über<br />
e<strong>in</strong>e hohe „Schnittfeldqualifikation“ verfügen.<br />
� Seriöses Coach<strong>in</strong>g wird deshalb auch vorzugsweise erkennbar e<strong>in</strong>er be-<br />
stimmten Zielgruppe angeboten. Das Angebot ist wegen <strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n-<br />
den Selbstverantwortung <strong>der</strong> Gecoachten auch immer zeitlich begrenzt.<br />
3.5.2.1 Vorgehensweise im Coach<strong>in</strong>g<br />
M<strong>in</strong>destens so zahlreich wie die im zweiten Kapitel erörterten <strong>Kommunikation</strong>s-<br />
modelle s<strong>in</strong>d auch die „Schulen“ im Coach<strong>in</strong>g. Es kommen sogar noch die von<br />
den e<strong>in</strong>zelnen psychotherapeutischen Schulen hergeleiteten Coach<strong>in</strong>g-Mo-<br />
delle h<strong>in</strong>zu, sowie e<strong>in</strong>ige weitere, welche ihrerseits aus spezifischen Anwen-<br />
dungsfällen entstanden s<strong>in</strong>d. An dieser Stelle sei als Beispiel das GROW-Mo-<br />
dell von John Whitmore erwähnt, welches ursprünglich speziell für das <strong>in</strong>terne<br />
Coach<strong>in</strong>g von Mitarbeitern durch Vorgesetzte 46 konzipiert war. Das „Angebot“<br />
ist schier unerschöpflich, auch wenn wir nur den engsten Kreis <strong>der</strong> <strong>in</strong> unserem<br />
S<strong>in</strong>ne auf „professioneller <strong>Kommunikation</strong>“ aufbauenden Schulen betrachten<br />
wollen.<br />
46 http://www.coach<strong>in</strong>g-magaz<strong>in</strong>.de/artikel/nelhiebel_walter_-_mitarbeitercoach<strong>in</strong>g.doc ,06-2007<br />
- 54 -
<strong>Die</strong> e<strong>in</strong>gehende Untersuchung aller Unterschiede (!) und Fe<strong>in</strong>heiten dieser<br />
Schulen bedürfte e<strong>in</strong>er Studie, welche über den von uns hier angestrebten<br />
Umfang weit h<strong>in</strong>ausgeht. Grob vere<strong>in</strong>fachend dürfen wir aber von e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>rei-<br />
chend großen Ähnlichkeit aller seriösen, professionellen Schulen ausgehen,<br />
zum<strong>in</strong>dest was die wesentlichen Grundannahmen und methodischen Eckpfei-<br />
ler angeht.<br />
<strong>Die</strong>s gilt sogar – vielleicht mit gewissen E<strong>in</strong>schränkungen – für das auf <strong>der</strong><br />
klassischen Psychoanalyse basierende „psychodynamische Coach<strong>in</strong>g 47 “. Hier<br />
wird die Vergangenheits-, Problem- und Strukturorientierung etwas stärker<br />
ausgeprägt se<strong>in</strong> als <strong>in</strong> den von vornehere<strong>in</strong> kurzfristiger angelegten, zukunfts-<br />
und lösungsorientierten Schulen. In den verhaltenstherapeutisch ausgerichte-<br />
ten Schulen wird <strong>in</strong> Bezug auf Coach<strong>in</strong>g (und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) meist von „kognitiv-ver-<br />
haltenstherapeutischem Lernen 48 “ gesprochen, was wie<strong>der</strong>um den Grundsät-<br />
zen <strong>der</strong> Freiwilligkeit und Gleichberechtigung <strong>der</strong> Klienten entgegen kommt.<br />
Wenn wir uns im Folgenden auf den „lösungsorientierten Ansatz 49 “, welcher<br />
se<strong>in</strong>en Ursprung <strong>in</strong> <strong>der</strong> systemischen Kurzzeit-Familientherapie hat, beschrän-<br />
ken, s<strong>in</strong>d wir uns bewusst, dass wir damit nur e<strong>in</strong>en w<strong>in</strong>zigen Ausschnitt aus all<br />
<strong>der</strong> Vielfalt an möglichen Blickw<strong>in</strong>keln, Schwerpunkten und methodischen An-<br />
sätzen, betrachten. Jedoch s<strong>in</strong>d zahlreiche Ähnlichkeiten und Überschneidun-<br />
gen gegeben, so dass wir mit unserem engeren Untersuchungsgegenstand<br />
das Phänomen Coach<strong>in</strong>g trotzdem e<strong>in</strong>igermaßen ruhigen Gewissens als h<strong>in</strong>-<br />
reichend abgedeckt betrachten dürfen, wie wir ja auch schon im H<strong>in</strong>blick auf<br />
„professionelle <strong>Kommunikation</strong>“ e<strong>in</strong>en sehr engen Ausschnitt unserer Betrach-<br />
tung gewählt haben.<br />
47 West-Leuer, Beate & Sies, Claudia: Coach<strong>in</strong>g – E<strong>in</strong> Kursbuch fûr die psychodynamische Beratung; Klett-Cotta,<br />
Stuttgart 2003<br />
48 Pf<strong>in</strong>gsten, Ulrich & H<strong>in</strong>sch, Rüdiger & Bauer, Mathilde & Weigelt Manfred & Jürgens, Barbara: Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
sozialer Kompetenzen. Grundlagen, Durchführung, Materialien; Beltz, We<strong>in</strong>heim 1991<br />
49 de Shazer, Steve: Das Spiel mit Unterschieden. Wie therapeutische Lösungen lösen; Carl-Auer, Heidelberg 2006<br />
- 55 -
Coach<strong>in</strong>g setzt vor allem bei <strong>der</strong> Wahrnehmung 50 <strong>der</strong> Klienten von ihrer Situa-<br />
tion, ihrem Umfeld und den dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gebetteten Beziehungen an. Schon Robert<br />
Mills Gagne beschreibt als die wichtigste Aufgabe e<strong>in</strong>es „Lehrers“ (und wir er-<br />
lauben uns den Analogieschluss auf den Coach) die Begleitung im Verände-<br />
rungsprozess 51 (=Lernen) durch Unterstützung bei <strong>der</strong> Selbstwahrnehmung,<br />
um zu immer besser passenden (!) Zielsetzungen zu gelangen.<br />
<strong>Die</strong> folgende Abbildung zeigt den schematischen Ablauf und den E<strong>in</strong>griff durch<br />
den Lehrer / Coach.<br />
Abb. 11: Unterstützung durch den Coach im Zielsetzungsprozess, aus e<strong>in</strong>em<br />
Sem<strong>in</strong>ar des Autors für Sporttra<strong>in</strong>er 52<br />
50 Szabo, Peter: Coach<strong>in</strong>g – E<strong>in</strong>fûhrung <strong>in</strong> die lösungsorientierte Kurzzeitberatung; Sem<strong>in</strong>arskriptum Studiengang<br />
„Master <strong>in</strong> Coach<strong>in</strong>g“, PEF Privatuniversität für Management, Wien 2005<br />
51 Gagne, Robert M.: Conditions of Learn<strong>in</strong>g; Holt, R<strong>in</strong>ehart & W<strong>in</strong>ston, Orlando 1970<br />
52 Herdlitzka, Michael R.: Tra<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar „Sportpsychologie“; Sportakademie, Wien 2005<br />
- 56 -
In diesem Prozess soll <strong>der</strong> Lehrer / Coach vor allem die Rückkopplung zwi-<br />
schen Zielerreichung (o<strong>der</strong> dessen Verfehlung) und <strong>der</strong> daraus resultierenden<br />
Neufestsetzung des Anspruchsniveaus 53 unter Berücksichtigung des <strong>in</strong>dividuel-<br />
len und situationsspezifischen Attributionsstils 54 unterstützend begleiten. Dabei<br />
helfen beson<strong>der</strong>s Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgangssituation – unter bestimmten<br />
Umständen kann die volle Leistung leichter o<strong>der</strong> öfter erbracht werden als <strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>en Situationskonstellationen. Als beson<strong>der</strong>s bedeutsam und hilfreich für<br />
den „Klienten“ o<strong>der</strong> Schüler ist eben dessen verbesserte, „passen<strong>der</strong>e“ Selbst-<br />
wahrnehmung – <strong>in</strong> Relation zu den unterschiedlichen Ausgangssituationen –<br />
zu sehen. <strong>Die</strong>se äußert sich <strong>in</strong> realistischen Ausgangs-Normwerten, von wel-<br />
chen aus die neue Zielfestsetzung erfolgt. „Motivation“ und e<strong>in</strong> positives<br />
Selbstkonzept entstehen aus – nach zumutbarer Anstrengung – erreichten<br />
Zielen.<br />
In enger Analogie, trotzdem als Ergänzung zur Haltung unserer professionellen<br />
Kommunikatoren zeigt <strong>der</strong> Coach folgende Grundwerte se<strong>in</strong>er Haltung:<br />
� Er will zuhören und wahrnehmen<br />
� Er kann den eigenen Bezugsrahmen loslassen und auf Sichtweisen,<br />
Ziele, vor allem aber Ressourcen und Lösungen se<strong>in</strong>er Klienten fokus-<br />
sieren<br />
� Er betrachtet daher Klienten als Experten ihrer eigenen Lösungen und<br />
� för<strong>der</strong>t daher <strong>der</strong>en Unabhängigkeit und Eigen<strong>in</strong>itiative<br />
Auf dieser Lösungsebene f<strong>in</strong>den sich die <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Abbildung darge-<br />
stellten Wegpunkte auf dem Weg zur Lösung.<br />
53 http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE02/LEHRE/Anspruchsniveau.pdf<br />
54 We<strong>in</strong>er, Bernard: Motivationspsychologie; Beltz, Psychologie-Verl.-Union, We<strong>in</strong>heim 1994<br />
- 57 -
Abb. 12: Elemente <strong>der</strong> Lösungsf<strong>in</strong>dung, aus Szabo 2005<br />
„Probleme lösen“ bedeutet im Coach<strong>in</strong>g mehr als <strong>in</strong> jedem an<strong>der</strong>en Kontext<br />
„sich vom Problem lösen“ zu können. <strong>Die</strong> Hauptaufgabe des Coaches ist die<br />
Begleitung <strong>der</strong> Klienten von <strong>der</strong> Problemebene auf die Lösungsebene.<br />
Daraus ergeben sich auch schon die wichtigsten Stationen <strong>der</strong> grundsätzlichen<br />
Vorgehensweise im Coach<strong>in</strong>g, wobei die Reihenfolge, <strong>in</strong> welcher diese Statio-<br />
nen angesteuert werden, und die dazu verwendeten Methoden von Schule zu<br />
Schule, mitunter sogar von Coach zu Coach verschieden se<strong>in</strong> können, was<br />
aber je nach Situation ja auch sehr s<strong>in</strong>nvoll und hilfreich se<strong>in</strong> kann.<br />
� Das Ziel (die Ziele) gibt (geben) vor, was am Ende <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Sit-<br />
zung, aber auch am Ende des Prozesses erreicht werden soll<br />
- 58 -
� <strong>Die</strong> Lösung(en) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Vorwegnahme <strong>der</strong> „idealen“ Zukunft – wie<br />
wird es se<strong>in</strong>, wenn (zunächst hypothetisch) alles zufrieden stellend ge-<br />
löst werden konnte?<br />
� <strong>Die</strong> Vorboten geben Hilfestellung auf <strong>der</strong> Suche nach Unterschieden (!)<br />
– was funktioniert bereits, wann, unter welchen Umständen?<br />
� <strong>Die</strong> Ressourcen bezeichnen alles (vor allem die Fähigkeiten des Klien-<br />
ten), was <strong>der</strong> Zielerreichung dienlich se<strong>in</strong> kann<br />
� <strong>Die</strong> Skalen unterstützen die „Portionierung“ <strong>der</strong> Vorhaben, machen auch<br />
kle<strong>in</strong>e Unterschiede erlebbar (!) und helfen damit bei <strong>der</strong> konkreten Um-<br />
setzung <strong>der</strong> nächsten „kle<strong>in</strong>en Schritte“<br />
� Der Perspektivenwechsel lässt auf unterschiedliche Standpunkte<br />
fokussieren, was weitere Unterschiedsbildungen (!) ermöglicht und<br />
manchmal den Blick auf weitere Ressourcen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Lösungsoptio-<br />
nen lenkt<br />
E<strong>in</strong>ige Zusammenhänge <strong>der</strong> Stationen dieser pr<strong>in</strong>zipiellen Vorgehensweise zu<br />
bestimmten Methoden werden im nächsten Punkt dargelegt.<br />
3.5.2.2 Ausgewählte Methoden im Coach<strong>in</strong>g<br />
Im wesentlichen geht es um Fragen, welche <strong>der</strong> Coach dem Klienten stellt.<br />
Daran erkennt man am schnellsten den Unterschied zwischen den „Counse-<br />
lors“ und den „Advisors“. Letztere geben die Antworten auf die Fragen <strong>der</strong><br />
Klienten, während erstere mit wohl gezielten Fragen die Klienten unterstützen,<br />
<strong>der</strong>en eigene Antworten (!) zu f<strong>in</strong>den. Je nach Anwendungszweck und „Station“<br />
erweisen sich ganz an<strong>der</strong>e Arten von Fragen 55 als hilfreich. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong><br />
Fragetechniken geht noch mehr <strong>in</strong> die Legion als die Zahl <strong>der</strong> Coach<strong>in</strong>gschu-<br />
55 Tomm, Karl: <strong>Die</strong> Fragen des Beobachters. Schritte zu e<strong>in</strong>er Kybernetik zweiter Ordnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> systemischen Therapie;<br />
Carl-Auer, Heidelberg 2004<br />
- 59 -
len, daher werden wir hier wie<strong>der</strong>um nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausschnitt, welcher aber<br />
eng mit dem lösungsfokussierten Ansatz verknüpft ist, näher beleuchten.<br />
� <strong>Die</strong> positiven Aspekte statt <strong>der</strong> negativen, die vorhandenen Ressour-<br />
cen statt <strong>der</strong> Defizite sollen verstärkte Aufmerksamkeit erlangen. <strong>Die</strong><br />
Fragetechnik wurde hier bereits durch das Wörtchen „statt“ vorweg ge-<br />
nommen. Wenn Klienten beispielsweise ausführlich schil<strong>der</strong>n, was sie<br />
alles nicht möchten, bietet sich die Frage an, was sie statt dessen er-<br />
warten.<br />
� <strong>Die</strong> konkreten Handlungsaspekte bieten wichtigere Anhaltspunkte als<br />
allgeme<strong>in</strong>e Zustandsaspekte. <strong>Die</strong> Aussage „dann fühle ich mich immer<br />
so schlecht“ kann mit <strong>der</strong> Frage „was genau tun Sie dann?“ spezifiziert,<br />
konkretisiert und <strong>in</strong> konkretes Handeln übersetzt werden.<br />
� Der Zielzustand und konkrete Vorboten davon s<strong>in</strong>d zu erheben. Wie<br />
vorh<strong>in</strong> sollten sich die dazu dienenden Fragen auf konkretes Handeln<br />
des Klienten beziehen. „Woran würden Sie e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung bemerken<br />
und was werden Sie dann tun, bzw. was tun Sie dann gerade?“ könnten<br />
solche Beispiele se<strong>in</strong>. Zur Erleichterung, <strong>in</strong> diese Denkmuster e<strong>in</strong>zutre-<br />
ten können auch hypothetische Fragen beitragen: „Angenommen, Sie<br />
würden bereits … „<br />
� E<strong>in</strong>e ganz wesentliche Informationsquelle s<strong>in</strong>d die Ausnahmen. Der Fo-<br />
kus wird e<strong>in</strong>mal mehr auf die Unterschiede (!) gelegt, „wann war / ist es<br />
an<strong>der</strong>s?“ wäre e<strong>in</strong>e mögliche, passende Frage.<br />
� <strong>Die</strong> Ressourcen, also die verfügbaren Fähigkeiten und sonstigen Hilfs-<br />
mittel auf dem Weg zur Lösung verdienen beson<strong>der</strong>s viel Aufmerksam-<br />
keit. „Wie haben Sie das geschafft?“ ist e<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>e diesbezüg-<br />
lich hilfreiche Frage.<br />
� <strong>Die</strong> Unterstützung beim Perspektivenwechsel ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wesentlichs-<br />
ten, am meisten Verständnis för<strong>der</strong>nden Interventionen. <strong>Die</strong> systemisch-<br />
zirkuläre Fragetechnik führt den Klienten zu ganz unterschiedlichen<br />
Standpunkten und trägt damit zur Verflüssigung <strong>der</strong> bisherigen Denk-<br />
muster bei. „Wie würde Ihr Kollege darauf reagieren, wenn Ihr Chef die<br />
- 60 -
Frau X so behandelt … ?“ ist e<strong>in</strong> typisches Beispiel für diese Art von<br />
Fragen.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit mit Skalierungen 56 beg<strong>in</strong>nt zwar auch im Pr<strong>in</strong>zip mit e<strong>in</strong>er Frage,<br />
geht aber über e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Fragetechnik h<strong>in</strong>aus, weil gleich mehrere Zielsetzun-<br />
gen gleichzeitig damit verfolgbar s<strong>in</strong>d. Unterschiedsbildung, Konkretisierung,<br />
Bewusstmachen <strong>der</strong> nächsten Schritte, dies alles im Idealfall <strong>in</strong> visualisierter<br />
Form bietet <strong>in</strong> Summe mehr Möglichkeiten als e<strong>in</strong>e „re<strong>in</strong>e“ Fragetechnik. Der<br />
vielleicht größte Vorteil dieser Technik liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> be<strong>in</strong>ahe augenblicklichen<br />
Verflüssigung 57 von – vorher – sche<strong>in</strong>bar „festen“ Zuständen. Es gibt plötzlich<br />
ke<strong>in</strong> unumstößliches „Gut“ o<strong>der</strong> „Schlecht“ mehr, son<strong>der</strong>n die Skala visualisiert<br />
deutlich, dass es e<strong>in</strong>e Abstufung gibt, mit zahlreichen möglichen Ausprägun-<br />
gen zwischen den Polaritäten. Im H<strong>in</strong>blick auf unseren engeren Untersu-<br />
chungsgegenstand erwarten wir, dass schon alle<strong>in</strong>e deshalb unterschiedliche<br />
Skalentypen (z.B. „offene“, ohne festgelegte Endwerte, o<strong>der</strong> bildhafte, nicht-<br />
numerische bis h<strong>in</strong> zu den nach mehreren Dimensionen gleichzeitig abfragen-<br />
den Multi-Skalierungen) je nach Klient und Thema s<strong>in</strong>nvoller und hilfreicher <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Anwendung se<strong>in</strong> können als die stereotype Verwendung des immer glei-<br />
chen Skalentyps. Solche „Fe<strong>in</strong>heiten“ im Angebot von Methoden können sicher<br />
dazu beitragen, das Verständnisniveau zwischen Coach und Coachee im opti-<br />
malen Rapport-Bereich zwischen Prozess- und Autoritätsrapport zu halten.<br />
Nicht zuletzt bedeutet Flexibilität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl des Skalentypus zudem e<strong>in</strong>e<br />
Vermehrung <strong>der</strong> Optionen (!). Auch für den Coach selbst sollte dies im S<strong>in</strong>ne<br />
He<strong>in</strong>z von Foerster’s se<strong>in</strong>.<br />
Es folgt e<strong>in</strong> weitgehend wörtlich zitierter Ausschnitt aus dem o.a. Fachartikel<br />
von Peter Szabo, um die „sieben Pr<strong>in</strong>zipien erfolgreichen Skalierens“ zu ver-<br />
deutlichen.<br />
56 Szabo, Peter: Skalierungsfragen im Coach<strong>in</strong>g: E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches und wirksames Instrument für die Praxis;<br />
Fachartikel http://www.weiterbildungsforum.ch/de/pdf/Skaleboard-Artikel_D1.pdf ,06-2007<br />
57 Schmidt-Tanger, 2004<br />
- 61 -
� Fragen Sie zunächst um Erlaubnis, falls Sie ke<strong>in</strong>en ausdrücklichen<br />
Auftrag haben, Leistung und Lernen zu reflektieren. Wenn e<strong>in</strong>e Gruppe<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Person Ihre Unterstützung nicht beanspruchen will,<br />
respektieren Sie es. Fragen Sie stets: „Was wäre für Sie hilfreich?”<br />
� Markieren Sie e<strong>in</strong>en klaren Unterschied zwischen den normalen Ge-<br />
schäftsbesprechungen (mit <strong>in</strong>haltlichen Diskussionen, Zielvorgaben,<br />
Ratschlägen und Maßnahmen) und dem Rahmen des „Solution Surf<strong>in</strong>g“<br />
mit Skalen. Manchmal reicht alle<strong>in</strong> die Verwendung von Skalenfragen<br />
aus, um diesen Unterschied deutlichen zu machen. E<strong>in</strong> Skaleboard auf<br />
dem Tisch o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Skala auf den Flipchart gezeichnet können klare vi-<br />
suelle Signale se<strong>in</strong>, welche Ihrem Gesprächspartner helfen, vom Hand-<br />
lungsmodus <strong>in</strong> den Reflektionsmodus zu wechseln.<br />
� Fortschritte bei weichen Wirklichkeiten und <strong>der</strong>en <strong>in</strong>dividuelle E<strong>in</strong>schät-<br />
zung s<strong>in</strong>d überraschend subjektiv. Es bewährt sich, diese sehr persönli-<br />
chen E<strong>in</strong>schätzungen des Gegenübers als Gesprächsgrundlage anzu-<br />
nehmen. Statt auf Unterschiede zwischen Ihrer eigenen Sichtweise und<br />
<strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Person zu pochen, nutzen Sie die gege-<br />
benen Antworten Ihres Gesprächpartners. <strong>Die</strong>se bieten h<strong>in</strong>reichend<br />
Stoff für wirkungsvolle Skalenfragen.<br />
� Formulieren Sie Ihre Skalierungsfragen so, dass zunächst viel Informa-<br />
tion über vorhandene Stärken, über funktionierende Aspekte ent-<br />
steht. Er<strong>in</strong>nern Sie sich daran: über Lösungen zu reden, schafft Lösun-<br />
gen, und über Probleme und Defizite reden macht die Probleme größer.<br />
Fortschritte fallen leichter, wenn man herausf<strong>in</strong>det, worauf man bereits<br />
bauen kann, bevor man gleich auf die nächsten Verän<strong>der</strong>ungen abzielt.<br />
� <strong>Die</strong> absolute Höhe von e<strong>in</strong>zelnen Zahlenwerten ist weniger bedeutsam<br />
als die Unterschiede zwischen Zahlenwerten. <strong>Die</strong> Unterschiede zwi-<br />
schen dem, was Sie am Anfang taten, und dem was Sie jetzt bereits an-<br />
<strong>der</strong>s machen o<strong>der</strong> Unterschiede zwischen exzellenten Beispielen und<br />
nicht so exzellenten Beispielen o<strong>der</strong> auch Unterschiede zwischen dem,<br />
- 62 -
was Sie jetzt noch nicht tun, aber bei weiteren Fortschritten tun werden,<br />
liefern relevante Informationen über mögliche Lösungsansätze.<br />
� Skalierungsfragen können ungewöhnlich und schwierig se<strong>in</strong>, denn sie<br />
regen zu neuem Denken an. Geben Sie daher Ihrem Gegenüber genug<br />
Zeit zum Nachdenken. Stille ist die øheilige Lernzeit Ihres Partners’.<br />
Zählen Sie still bis zwanzig, während Sie auf e<strong>in</strong>e Antwort warten, und<br />
wenn Sie bei zwanzig s<strong>in</strong>d, fangen Sie mit Zählen von vorne an.<br />
� Wie verlockend es auch se<strong>in</strong> mag immer weiter auf Entdeckungsreisen<br />
zu gehen; zwölf M<strong>in</strong>uten mit Skalierungsfragen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel genug.<br />
Denn die gewonnenen Erkenntnisse müssen irgendwann verwertet und<br />
<strong>in</strong> die Tat umgesetzt werden. Machen Sie lieber e<strong>in</strong>en neuen Term<strong>in</strong><br />
aus, an welchem Sie dann fragen können, wie sich die Skalenwerte <strong>in</strong>-<br />
zwischen verbessert haben.<br />
Da eben mehrere Möglichkeiten und viele Ansatzpunkte geboten werden, s<strong>in</strong>d<br />
<strong>der</strong> „Fit“ zwischen dem Coach und dem Klienten, <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same Verständnis-<br />
raum über die Beziehung, die verwendeten Begriffe, die Zielsetzung, die Me-<br />
thoden und letztlich auch über Details <strong>der</strong> Methodik wie z.B. die Art <strong>der</strong> Skala<br />
selbst, von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. <strong>Die</strong>s ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Gründe, weshalb wir<br />
uns die Skalierungstechnik als Untersuchungsgegenstand im engeren S<strong>in</strong>ne<br />
gewählt haben. Auch wenn die o.a. Pr<strong>in</strong>zipien e<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>reichend sicheren, also<br />
für den Klienten hilfreichen Umgang mit dieser Methode signalisieren, werden<br />
wir im Folgenden untersuchen, ob noch weitere Voraussetzungen s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong><br />
können. An dieser Stelle sei nochmals kurz an das Beispiel mit <strong>der</strong> 100-teiligen<br />
Skala <strong>der</strong> „Betriebs-Klima-Temperatur“ er<strong>in</strong>nert.<br />
- 63 -
4 Das Konzept <strong>der</strong> <strong>Passung</strong><br />
Nicht erst durch den E<strong>in</strong>fluss des Konstruktivismus, aber beson<strong>der</strong>s durch die-<br />
sen und vor allem durch den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Systemtheorie begann man sich ver-<br />
mehrt damit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen, dass nicht die e<strong>in</strong>zelne Person „gut“ o<strong>der</strong><br />
„schlecht“ ist, son<strong>der</strong>n dass <strong>der</strong> persönliche Mix aus Eigenschaften, E<strong>in</strong>stellun-<br />
gen und Fähigkeiten zu bestimmten Aufgabenkonstellationen besser passt als<br />
zu an<strong>der</strong>en. Als die Personalwirtschaft entdeckte, dass die Psychologie hier<br />
wertvolle Beiträge (zur E<strong>in</strong>sparung <strong>der</strong> Kosten von „Fehlbesetzungen“) liefern<br />
kann, ward <strong>der</strong> „Eignungstest“ erfunden.<br />
Bis dah<strong>in</strong> wurden zwar auch manchmal „Tests“ verwendet, welche über die In-<br />
tuition und Expertise des Interviewers h<strong>in</strong>ausg<strong>in</strong>gen, aber gemessen wurde e<strong>in</strong><br />
statisches Konstrukt aus Eigenschaften und Fähigkeiten des Bewerbers, beide<br />
wurden als relativ stabil angesehen und die Bewerber demnach als „fähig“ o<strong>der</strong><br />
nicht e<strong>in</strong>gestuft. Durch die Erf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> „Eignung“ kam die Betrachtung <strong>der</strong><br />
konkreten Arbeitssituation <strong>in</strong>s Spiel und diese Eignung erstellte erstmals ke<strong>in</strong><br />
„absolutes“ Werturteil über e<strong>in</strong>en Bewerber, son<strong>der</strong>n setzte dessen Profil <strong>in</strong><br />
Relation zu den Aufgaben, welche von ihm erwartet würden. Zunächst g<strong>in</strong>g<br />
man auch dabei von zeitlich überdauernden Parametern, eben „Eigenschaften“<br />
und „Fähigkeiten“ aus, das „lebenslange Lernen“ 58 war noch nicht zum<br />
Betrachtungsgegenstand geworden und die Möglichkeit zur Verän<strong>der</strong>ung von<br />
Fähigkeiten drang noch nicht <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong>.<br />
Aber die „Eignung“ bereitete den Boden für die Wahrnehmung <strong>der</strong> Interdepen-<br />
denz und die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Umwelt führten schon bald zur Betrachtung<br />
e<strong>in</strong>er „neuen“ Fähigkeitsdimension: Der Fähigkeit zur Verän<strong>der</strong>ung. Das „Be-<br />
rufsleben“ war plötzlich nicht mehr homogen, son<strong>der</strong>n voller Unterschiede.<br />
58 Herdlitzka, Michael R.: Lernen – Last o<strong>der</strong> Lust? Betriebliche Bildung zwischen „lebenslänglichem Druck“ und<br />
freudvoller Entwicklung persönlicher Potentiale; Diplomarbeit, University of Salzburg Management Bus<strong>in</strong>ess School, 2005<br />
- 64 -
4.1 Von den Eigenschaften zum Verhalten<br />
Der Wandel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betrachtung von den „Fähigkeiten“ zur „Eignung“ und von<br />
den „Eigenschaften“ zum „Verhalten“ wurde ausgelöst durch die Erkenntnis<br />
„neuer“ Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt. Nicht nur durch „Modeersche<strong>in</strong>ungen“<br />
wie „Job Rotation“ und <strong>der</strong>gleichen, auch durch „schicksalhafte“ Verän<strong>der</strong>un-<br />
gen gelangte <strong>in</strong> den Betrieben <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Mitarbeiter plötzlich an ei-<br />
nen an<strong>der</strong>en Arbeitsplatz. Und Erstaunliches war zu beobachten. Überaus „fä-<br />
hige“ Mitarbeiter versagten auf e<strong>in</strong>mal, während an<strong>der</strong>e, die man eher nur aus<br />
„Verzweiflung“ als „Notnagel“ aufgenommen hatte, nun wie aus heiterem Him-<br />
mel Spitzenleistungen zeigten. <strong>Die</strong> Erkenntnis, dass es offenbar weniger auf<br />
„absolute“ Eigenschafts- und Fähigkeitsmuster ankam, son<strong>der</strong>n auf die „Eig-<br />
nung“ für bestimmte Aufgaben, löste heftige Entwicklungen im Personalwesen<br />
aus. Während <strong>in</strong> Zeiten des „hire and fire“ Personal hauptsächlich „verwaltet“<br />
wurde, kann man nun von <strong>der</strong> Geburtsstunde <strong>der</strong> Personalentwicklung spre-<br />
chen.<br />
Verän<strong>der</strong>ung war <strong>der</strong> Schlüsselbegriff und – vielleicht e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> positivsten E<strong>in</strong>-<br />
flüsse des Behaviourismus – das Verhalten wurde als Schlüssel zur Verände-<br />
rung begriffen. Aufbauend auf <strong>der</strong> „DISC“-Theorie 59 von William Marston ent-<br />
standen ganze Systeme von Analysen (<strong>der</strong> Begriff „Test“ wurde bewusst we-<br />
gen <strong>der</strong> Koppelung an die Messung „statischer“ Dimensionen vermieden) zur<br />
Sicherstellung <strong>der</strong> „Eignung“ bestimmter Kandidaten für bestimmte Aufgaben-<br />
bereiche, <strong>der</strong> „<strong>Passung</strong>“ bestimmter Verhaltensorientierungen und den situatio-<br />
nalen Anfor<strong>der</strong>ungen. <strong>Die</strong> Verhaltendimensionen<br />
� Dom<strong>in</strong>ance<br />
� Inducement (heute „Influence“)<br />
� Submission ( heute „Stead<strong>in</strong>ess“)<br />
� Compliance<br />
59 Marston, William M.: Emotions of Normal People; Routledge, Oxford 1999<br />
- 65 -
s<strong>in</strong>d zwar als zeitlich relativ stabil anzusehen, bezeichnen aber Tendenzen,<br />
sich <strong>in</strong> günstigen, wohl gesonnenen o<strong>der</strong> ungünstigen, unfreundlich gestimm-<br />
ten Umgebungen eher aktiv o<strong>der</strong> eher passiv zu verhalten. Das „Absolute“ an<br />
Eigenschaften ist also durch die E<strong>in</strong>flüsse <strong>der</strong> Situation relativiert, e<strong>in</strong>e „Ten-<br />
denz“ zeigt nur e<strong>in</strong>e im allgeme<strong>in</strong>en bevorzugte, aber eben ke<strong>in</strong>e „gewisse“<br />
Ausprägung.<br />
Dem wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis dieser Systeme Rechnung getragen, <strong>in</strong>dem – hier am<br />
Beispiel des „Thomas Systems“ 60 erläutert – zunächst e<strong>in</strong>e „Mitarbeiter-Arbeits-<br />
platz-Analyse“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weise erstellt wird, dass e<strong>in</strong>e Erhebung des „Soll-Profils“<br />
für e<strong>in</strong>en ganz konkreten Arbeitsplatz mit allen wesentlichen Aufgabenberei-<br />
chen erfolgt. Dann können Kandidaten e<strong>in</strong>er „Verhaltens-Profil-Analyse“ unter-<br />
zogen werden. <strong>Die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> beiden Analysen werden abgeglichen und<br />
zeigen relativ konkret das Ausmaß <strong>der</strong> „<strong>Passung</strong>“ zwischen Kandidat und<br />
Stelle auf.<br />
4.2 Vom Führungsstil zu Führungsrollen<br />
Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Führung von Organisationen 61 bemerkt man den Wandel vom<br />
Unverän<strong>der</strong>lichen h<strong>in</strong> zum Verän<strong>der</strong>lichen, Situationsspezifischen. G<strong>in</strong>g man<br />
früher von den so genannten „Führungsstilen“ aus, so war damit jeweils e<strong>in</strong><br />
bestimmtes Muster aus Eigenschaften geme<strong>in</strong>t, über welches die entspre-<br />
chende Führungspersönlichkeit verfügte – diese Person „war eben so“. E<strong>in</strong><br />
„guter Führer“ war demnach „von Natur aus“ – denn führen konnte man damals<br />
noch nirgends lernen und auch heute ist dies eher immer noch die Regel – da-<br />
für „geschaffen“, e<strong>in</strong> Unternehmen zu leiten o<strong>der</strong> eben nicht. Wenn er über den<br />
„richtigen“ Stil verfügte, dann war ihm die erfolgreiche Führung zuzutrauen,<br />
60 Sem<strong>in</strong>arskriptum (ohne Autor) „Führungskräftetra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“; SLG Thomas International GmbH, Mödl<strong>in</strong>g 2001<br />
61 Blankmann, Hermann: Studienbrief „Unternehmensführung 2, Management“; HFH – University of Applied Sciences,<br />
Hamburg 2005<br />
- 66 -
und zwar immer, unabhängig vom Stand <strong>der</strong> Unternehmens- o<strong>der</strong> Marktent-<br />
wicklung.<br />
<strong>Die</strong> ursprünglichen Stile „autoritär, patriarchalisch, kooperativ, etc.“ s<strong>in</strong>d zum<br />
Allgeme<strong>in</strong>gut geworden und gelten auch heute noch als <strong>in</strong> weiten Kreisen be-<br />
kannt. E<strong>in</strong>e erste Aufweichung <strong>der</strong> „Unverän<strong>der</strong>lichkeit“ von Führungsstilen er-<br />
gab sich aus dem Auftauchen zahlloser weiterer Stile <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Lite-<br />
ratur, worauf „wie von selbst“ die Suche nach „<strong>Passung</strong>en“ für den e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Stil begann. Man begann die Stilrichtungen nach bestimmten Krite-<br />
rien, wie z.B. „sach- o<strong>der</strong> personenbezogen“ e<strong>in</strong>zuteilen und schuf damit die<br />
ersten Ansätze von Unterschiedsbildungen.<br />
Revolutionär erschienen die ersten „mehrdimensionalen“ Führungsmodelle,<br />
wie z.B. das „Grid-Modell“ nach Blake & Mouton, wobei erstmals<br />
Unterscheidungen im Führungsverhalten (!), und das gleich nach zwei Dimen-<br />
sionen gleichzeitig (!), eben nach Sach- und Personenorientierung, getroffen<br />
wurden. Bald kamen weitere Dimensionen h<strong>in</strong>zu, wie etwas die „Effektivität“ im<br />
„3-D-Modell“ nach Redd<strong>in</strong>, später <strong>der</strong> „Reifegrad“ <strong>der</strong> Mitarbeiter im „Glocken-<br />
kurven-Modell“ nach Hersey & Blanchard. Immer mehr Dimensionen kamen<br />
h<strong>in</strong>zu, was zwar <strong>der</strong> Realität durchaus angemessen war, die Modelle aber im-<br />
mer unanschaulicher und schwerer nachvollziehbar machte.<br />
Heutzutage gelten die so genannten „Kont<strong>in</strong>genz-Modelle“ als die fortschritt-<br />
lichsten. Auch hier werden – wenige – verschiedene Dimensionen als Hilfe zur<br />
Unterscheidbarkeit spezifischer Situationen verwendet. <strong>Die</strong> Verhaltensempfeh-<br />
lungen für die Führenden laufen darauf h<strong>in</strong>aus, <strong>in</strong> bestimmten Situationen be-<br />
stimmte, passende (!) Rollen e<strong>in</strong>zunehmen und dementsprechend ihr Verhalten<br />
stark steuern und abwandeln zu können. Nicht mehr die Persönlichkeit des<br />
Führers, se<strong>in</strong> „Stil“ bestimmt also das Verhalten, son<strong>der</strong>n die zielgerichtete,<br />
möglichst passgenaue E<strong>in</strong>stellung auf die jeweilige Situation, gemessen an den<br />
dem Modell entsprechenden Dimensionen, nach welchen Führungssituationen<br />
- 67 -
unterschieden und beschrieben werden. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> vielfältigsten und trotzdem<br />
übersichtlichsten Modelle sei hier beispielhaft erwähnt, das „Competency Fra-<br />
mework“ 62 , welches acht verschiedene Rollen e<strong>in</strong>er Führungspersönlichkeit<br />
nach den Dimensionen „Innen- vs. Außenorientierung“ und „Stabilität vs. Ent-<br />
wicklung“ unterscheidet.<br />
<strong>Die</strong> folgende Abbildung zeigt e<strong>in</strong>en schematischen Modellüberblick.<br />
Abb. 13: Rollen <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Führungssituation, aus e<strong>in</strong>er Vorle-<br />
sung des Autors für FH-Studenten 63<br />
62 Qu<strong>in</strong>n et al, 1990<br />
63 Herdlitzka, Michael R.: Vortragspräsentation „Unternehmensführung“; HFH – University for Applied Sciences,<br />
Hamburg / Klagenfurt 2005<br />
- 68 -
<strong>Die</strong> Führung sollte sich daher je nach Umständen schwerpunktmäßig, aber<br />
nicht ausschließlich, den Menschen, den Prozessen, den Zielen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ent-<br />
wicklung des Unternehmens widmen. Bei Betrachtung <strong>der</strong> Rollenmodelle wird<br />
ersichtlich, dass e<strong>in</strong> beständiger „Stil“ auf Dauer nicht zielführend se<strong>in</strong> kann,<br />
dass im Gegenteil sehr viel Flexibilität von den Führenden verlangt wird. Um<br />
als authentisch und nicht „sprunghaft“ erlebt zu werden, ist dennoch auch e<strong>in</strong><br />
Maß an Stabilität wichtig, welches den Geführten Sicherheit gibt. Kaum e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>zelner Mensch wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, 8 zum Teil sehr verschiedene Rollen<br />
gleich überzeugend zu verkörpern, denn „spielen“ darf es ja schon gar nicht<br />
se<strong>in</strong>. Idealerweise wird man also zusätzlich das Risiko e<strong>in</strong>gehen, sich mit kom-<br />
plementären Persönlichkeiten zu ergänzen, um bei Bedarf alle Sektoren gültig<br />
abdecken zu können. Wie „unbequem“ das se<strong>in</strong> kann, haben wir schon bei <strong>der</strong><br />
Betrachtung <strong>der</strong> „komplementären <strong>Kommunikation</strong>“ nach Watzlawick vorgeführt<br />
bekommen.<br />
Em<strong>in</strong>ent wichtig ist jedoch, dass die gewählte Führungsrolle zur entsprechen-<br />
den Situation auch wirklich passen (!) muss. All <strong>der</strong> Aufwand an Flexibilität, an<br />
Risiko, an Analysen (nicht zur Ursachen-, son<strong>der</strong>n zur Unterschiedsforschung)<br />
wäre ja nicht nur vergebens, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Zielsetzung sogar höchst abträglich,<br />
wenn sich dann erst recht e<strong>in</strong> „Misfit“ zwischen Führendem, den Geführten, <strong>der</strong><br />
Zielsetzung und den umgebenden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ergäbe.<br />
4.3 Von <strong>der</strong> Evolution zum Wirtschaftskontext<br />
Wir konnten im Rahmen e<strong>in</strong>es sehr kompakten historischen Abrisses zeigen,<br />
weshalb und wie sich die Konzepte von „absoluten, überdauernden“ Konstruk-<br />
ten h<strong>in</strong> zu „relativen, variablen“ entwickelt haben. <strong>Die</strong> Vorstellung von „richti-<br />
gen“ Fähigkeiten, Eigenschaften und Vorgehensweisen ist jener von „passen-<br />
dem“ Verhalten gewichen. Relativ neu h<strong>in</strong>zugekommen ist die Metapher <strong>der</strong><br />
Evolution und die adäquate Sprache von <strong>der</strong> (An-) <strong>Passung</strong>, von den Fits und<br />
- 69 -
Misfits, von <strong>der</strong> „driftenden“ Aneignung von Merkmalen, welche e<strong>in</strong> besser<br />
passendes Abbild von <strong>der</strong> jeweiligen Umwelt entstehen lassen.<br />
Um den Bezug zu dieser Metapher etwas zu präzisieren, wollen wir das evolu-<br />
tionäre Pr<strong>in</strong>zip ganz kurz vertiefen, hauptsächlich deshalb, weil kaum e<strong>in</strong> füh-<br />
ren<strong>der</strong> Wissenschaftler, ob absichtsvoll o<strong>der</strong> aus Ignoranz, so oft, so weitge-<br />
hend miss<strong>in</strong>terpretiert wurde wie Charles Darw<strong>in</strong>. Nicht e<strong>in</strong>mal das am häu-<br />
figsten verwendete Zitat vom „survival of the fittest“ stammt von ihm, son<strong>der</strong>n<br />
wurde ihm von se<strong>in</strong>em Zeitgenossen Herbert Spencer als quasi „Ultra-Kurz-Zu-<br />
sammenfassung“ des evolutionären Pr<strong>in</strong>zips im Rahmen e<strong>in</strong>es Vortrags <strong>in</strong> den<br />
Mund gelegt. Geme<strong>in</strong>t 64 s<strong>in</strong>d im wesentlichen zwei D<strong>in</strong>ge:<br />
� Organismen passen sich evolutionär (= <strong>in</strong> ganz kle<strong>in</strong>en Schritten über<br />
viele Generationen h<strong>in</strong>weg, über die Mechanismen Mutation und Selek-<br />
tion) an ihre Umwelt an, um dem Überleben <strong>der</strong> eigenen Art optimale<br />
Chancen bieten zu können.<br />
� Organismen, welche ke<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Anpassung an ihre Umwelt<br />
„schaffen“, werden durch an<strong>der</strong>e Arten (!) im betreffenden Lebensraum<br />
verdrängt.<br />
Ke<strong>in</strong>esfalls kann aus <strong>der</strong> orig<strong>in</strong>ären Evolutionslehre e<strong>in</strong>e Argumentation für das<br />
„Faustrecht“ abgeleitet werden. Wer „survival of the fittest“ mit „Überleben des<br />
Stärksten“ übersetzt, begeht e<strong>in</strong>en gleich zweifachen Irrtum. „Fit“ hat we<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Zeit noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Muttersprache von Charles Darw<strong>in</strong> je die Bedeutung im<br />
S<strong>in</strong>ne unseres heutigen Begriffs von <strong>der</strong> „Fitness“ besessen. Im evolutionären<br />
Zusammenhang überlebt ke<strong>in</strong>esfalls immer <strong>der</strong> „Stärkere“, schon gar nicht <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Form von Individuen, denn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evolutionslehre geht es um Arten. Es<br />
überlebt auch nicht – und hier hat Herbert Spencer den Grundste<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />
grundlegenden Missverständnis gelegt – die „am besten angepasste“ Art, son-<br />
<strong>der</strong>n <strong>der</strong> umgekehrte Schluss ist gültig: E<strong>in</strong>e nicht h<strong>in</strong>reichend angepasste Art<br />
64 Riedl, Rupert: <strong>Die</strong> Strategie <strong>der</strong> Genesis. Naturgeschichte <strong>der</strong> realen Welt; Piper, München 1986<br />
- 70 -
überlebt nicht. „H<strong>in</strong>reichend“ ist e<strong>in</strong> dehnbarer Begriff, aber im evolutionären<br />
S<strong>in</strong>ne ist darunter e<strong>in</strong> Grad <strong>der</strong> Anpassung zu verstehen, welcher gerade aus-<br />
reicht, um <strong>der</strong> eigenen Art das Überleben im betreffenden Lebensraum zu si-<br />
chern. Der Pfau lebt, obwohl er e<strong>in</strong> sehr schlechter Flieger und behäbiger Läu-<br />
fer ist. Der Säbelzahntiger ist ausgestorben, obwohl er e<strong>in</strong> überaus starkes,<br />
mächtiges und schnelles Tier war.<br />
Genau so sieht es auch – auf den wirtschaftlichen Kontext und auf Organisati-<br />
onen bezogen – Fritz Simon, wo er <strong>in</strong> weitreichen<strong>der</strong> Weise die biologischen<br />
Selektionskriterien nach Darw<strong>in</strong> mit den sozialen Selektionskriterien, welche<br />
auf die <strong>Kommunikation</strong>smechanismen wirken, vergleicht 65 . Dadurch ergibt sich<br />
die nicht zielgerichtete Selbstfortschreibung <strong>der</strong>artiger Systeme, wie sie bei-<br />
spielsweise auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Autopoiese“ nach Maturana (und Varela) beschrieben<br />
wurde. Fritz Simon weist ausdrücklich auf die notwendige <strong>Passung</strong> <strong>der</strong> Inter-<br />
ventionen (z.B. Metaphern, aber auch an<strong>der</strong>e Methoden) <strong>in</strong> professioneller Ge-<br />
sprächsführung h<strong>in</strong>.<br />
Auf „unsere“ wirtschaftsorientierte Sprache von den Fits und Misfits bezogen<br />
können wir ableiten, dass e<strong>in</strong>e „100 %-ige“ <strong>Passung</strong> unrealistisch zu erwarten,<br />
wie von <strong>der</strong> Natur vorgelebt auch sehr unökonomisch wäre. Es kann lediglich<br />
darum gehen, e<strong>in</strong> „potentiell tödliches“ Ausmaß an Misfits zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n – posi-<br />
tiv und ressourcenorientiert ausgedrückt – am besten durch Überlegungen zur<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Fits, aber nicht „um jeden Preis“. Das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong><br />
Natur ist sehr pragmatisch. <strong>Die</strong>s sche<strong>in</strong>t auch Steve de Shazer bewusst gewe-<br />
sen zu se<strong>in</strong>, als er behauptete: „You can know what is better without know<strong>in</strong>g<br />
what is good.“ Man kann die <strong>Passung</strong> verbessern, ohne im Detail zu analysie-<br />
ren, was alles „nicht passt“.<br />
65 Simon, Fritz B.: Geme<strong>in</strong>sam s<strong>in</strong>d wir blöd!? <strong>Die</strong> Intelligenz von Unternehmen, Managern und Märkten; Carl-Auer,<br />
Heidelberg 2006<br />
- 71 -
Hier kommt den Arbeiten von Günter Lueger e<strong>in</strong>e wahrlich pionierhafte Vorrei-<br />
terrolle 66 zu. Er lehrt uns nicht nur die – richtig verstandene – Metapher von <strong>der</strong><br />
Evolution, son<strong>der</strong>n zeigt auch gleich die Mittel zur Umsetzung im wirtschaftli-<br />
chen Kontext. Zahlreiche Instrumente <strong>der</strong> Personalentwicklung 67 , über die Ver-<br />
wendung e<strong>in</strong>er „an<strong>der</strong>en“ Art <strong>der</strong> Sprache bis h<strong>in</strong> zur Positionierung <strong>der</strong> Coa-<br />
ches 68 als beratende Unterstützung auf <strong>der</strong> Suche nach <strong>Passung</strong> wurden von<br />
ihm entwickelt. Und auch letzteren werden gleich die passenden (!) Werk-<br />
zeuge 69 zur Hand gegeben. Wir sehen uns das Konzept im folgenden etwas<br />
näher an.<br />
<strong>Die</strong> „klassischen“ Ansätze <strong>der</strong> Organisationsentwicklung (OE) und Personal-<br />
entwicklung (PE) konzentrieren sich jeweils auf nur e<strong>in</strong>en Aspekt, eben die Or-<br />
ganisationsstruktur und <strong>der</strong>en Abläufe, bzw. auf die Menschen, welche diese<br />
Strukturen und Abläufe mit Leben und Funktion erfüllen müssen. <strong>Die</strong> Frage,<br />
wie gut (o<strong>der</strong> schlecht) Mensch und Struktur zusammen passen, wurde bisher<br />
zu wenig oft gestellt. Dabei ist diese <strong>Passung</strong> sowohl von psychologischer (=<br />
„menschlicher“) Seite, wie auch von betriebswirtschaftlicher Seite her gesehen,<br />
für den nachhaltigen Erfolg ausschlaggebend. Menschen, welche <strong>in</strong> ihrer (Ar-<br />
beits-) Umgebung zu viele Misfits erleben, können nicht „glücklich“ se<strong>in</strong>, wer-<br />
den zunehmend demotiviert, irgendwann vielleicht sogar krank.<br />
Daraus ergibt sich – selbst bei „optimalen“ (?) Strukturen – e<strong>in</strong>e deutlich ver-<br />
m<strong>in</strong><strong>der</strong>te Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> gesamten Organisation, welche ja aus Struktu-<br />
ren und Menschen, respektive aus <strong>der</strong>en Interaktionen besteht. Dafür mangelt<br />
es nicht an Belegen, zahlreiche Untersuchungen zeigen die Zusammenhänge<br />
66 Lueger, Günter: Solution Focused Management: Towards a Theory of Positive Differences; Reihe „Solution Focused<br />
Management”, Hampp, München 2006<br />
67 Lueger, Günter: Solution-Focused Assessment. New Ways of Develop<strong>in</strong>g HR – Instruments; Proceed<strong>in</strong>gs of 5t h<br />
International Conference on Solution Focused Practise <strong>in</strong> Organisations, Wien 2006<br />
68 Lueger, Günter: Das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Evolution im Coach<strong>in</strong>g; Workshop Handout, acc Fachtagung Coach<strong>in</strong>g, Laxenburg<br />
2006<br />
69 Lueger, Günter: Lösungsorientierte <strong>Kommunikation</strong>. Wie aus Problemen Lösungen warden; Reihe „Manag<strong>in</strong>g for<br />
Solutions“, bisher unveröffentlicht, 2006<br />
- 72 -
zwischen Krankenständen, Identifikation mit dem Unternehmen, Verände-<br />
rungsbereitschaft und dem jeweiligen Grad an Fits bzw. Misfits. Nur bei guten<br />
Bed<strong>in</strong>gungen für diese Interaktionen, also – evolutionär ausgedrückt – bei zu-<br />
m<strong>in</strong>dest h<strong>in</strong>reichen<strong>der</strong> <strong>Passung</strong> kann man von <strong>der</strong> optimalen Leistungsfähigkeit<br />
(= wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit) <strong>der</strong> Organisation im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong>en Ziel-<br />
setzung ausgehen.<br />
Wie Günter Lueger gezeigt hat, s<strong>in</strong>d die „traditionellen“ Instrumente im Bereich<br />
des „Human Resource Management“ (HR) zumeist „e<strong>in</strong>äugig“ ausgelegt. <strong>Die</strong>se<br />
e<strong>in</strong>seitige Ausrichtung des entwe<strong>der</strong> „Kontextualisierens“ o<strong>der</strong> „Personalisie-<br />
rens“ kann mittels Fragen nach <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> korrigiert werden. Im lösungsori-<br />
entierten Vertrauen, dass „Klienten“ zugleich die Experten Ihrer Lösungen s<strong>in</strong>d,<br />
kann man also getrost diejenigen, welche Misfits orten, auch als wichtigste<br />
Ressourcen für Entwicklung besserer Fits betrachten. Lueger verfolgt dabei<br />
das relativ simple Konzept, die <strong>in</strong> OE und PE zahlreich vorhandenen Skalen<br />
(aus Umfragen, Betriebsklimabarometern, Studien zur Arbeitszufriedenheit,<br />
Qualitätsspiegeln, 360�-Feedback, etc.) mit e<strong>in</strong>er jeweils zweiten Skala, welche<br />
den Grad <strong>der</strong> erlebten <strong>Passung</strong> angibt, zu h<strong>in</strong>terlegen. <strong>Die</strong> implizite Erwartung,<br />
dass „nur <strong>der</strong> Höchstwert optimal se<strong>in</strong> kann“, wird dadurch erheblich relativiert<br />
und <strong>der</strong> Blick auf e<strong>in</strong>e neue Art von Erkenntnissen wird frei gegeben: Unter-<br />
schiede.<br />
Nicht die absoluten Werte, son<strong>der</strong>n die Unterschiede (welche <strong>in</strong> Bezug auf die<br />
<strong>Passung</strong> e<strong>in</strong>en Unterschied machen) s<strong>in</strong>d die entscheidenden Indikatoren.<br />
Fragen nach solchen Unterschieden, Fragen nach den Wechselwirkungen<br />
(zwischen Mensch und Mensch, zwischen Mensch und Struktur) helfen, den<br />
Fokus auf hilfreiche Ansatzpunkte zu richten. <strong>Die</strong> verwendete Sprache sollte<br />
daher auch <strong>in</strong> den Formulierungen auf die Wechselwirkungen e<strong>in</strong>gehen. „Ab-<br />
stimmen“, „koord<strong>in</strong>ieren“ s<strong>in</strong>d solche Worte, welche ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige „Wertung“<br />
vornehmen, son<strong>der</strong>n die Funktionalität aus <strong>der</strong> Wechselwirkung betonen. Da-<br />
- 73 -
mit wird <strong>der</strong> Übergang von mechanistisch-monokausalem zu systemisch-lö-<br />
sungsorientiertem Denken geför<strong>der</strong>t.<br />
<strong>Die</strong> hauptsächliche Zielsetzung von Lueger’s „zweiten Skalen“ ist die „Verflüs-<br />
sigung“ von bestehenden, oft sehr festgefahrenen, als „unverän<strong>der</strong>lich“ erleb-<br />
ten Wirklichkeitskonstruktionen. <strong>Die</strong> Fokussierung auf Unterschiede erfolgt da-<br />
bei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weise, dass „das nicht immer Gleiche“ daraufh<strong>in</strong> untersucht wird,<br />
„wann, unter welchen Umständen es besser passt“. Gerade kle<strong>in</strong>e Unter-<br />
schiede s<strong>in</strong>d dabei oft die wirksamsten Ansatzpunkte für Verän<strong>der</strong>ungen. <strong>Die</strong><br />
Evaluation dessen, was an<strong>der</strong>s ist, wenn es besser passt, schafft e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es<br />
Bewusstse<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en völlig an<strong>der</strong>en Zugang zu den – vorher – „unverän<strong>der</strong>li-<br />
chen Fakten“. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Grundpr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung passungsorientier-<br />
ter HR-Instrumente ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> Variation(en). Ke<strong>in</strong>e „absoluten“ Skalen-<br />
werte, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Bereich „von – bis“ wird stets kommuniziert, um eben die<br />
Variation <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung zu behalten.<br />
<strong>Die</strong> „Sprache“, welche die Orientierung an Unterschieden und an <strong>der</strong> <strong>Passung</strong><br />
am besten unterstützt, ist die „lösungsfokussierte“ Sprache, wie sie im Rahmen<br />
<strong>der</strong> „Kurzzeittherapie“, später Kurzzeitberatung nach Steve de Shazer entwi-<br />
ckelt wurde. Zur besseren Vorstellung seien hier nur e<strong>in</strong>ige Beispiele gebracht:<br />
� Wann, wodurch, unter welchen Umständen war / ist es besser?<br />
� Woran bemerken Sie, dass es besser ist?<br />
� Woran bemerken Ihre Kollegen / Vorgesetzte / Mitarbeiter, dass es bes-<br />
ser ist?<br />
� Was ist konkret an<strong>der</strong>s, wenn es besser ist?<br />
� Was hilft dabei, es besser zu machen?<br />
Hier sieht Lueger auch die Schnittstelle zwischen den wirtschaftlichen Anforde-<br />
rungen und <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nstleistung „Coach<strong>in</strong>g“. Coaches, vor allem solche mit lö-<br />
- 74 -
sungsorientierter Ausbildung und Arbeitsweise, beherrschen ja bereits die<br />
Sprache, welche das passungs- = lösungsorientierte Management am besten<br />
unterstützt. Sie sollten daher a priori sehr gut geeignet se<strong>in</strong>, die Entwicklung<br />
von passungsför<strong>der</strong>nden Instrumenten, <strong>der</strong>en Anwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis und<br />
auch die Umsetzung <strong>der</strong> daraus gewonnenen Erkenntnisse zu begleiten. <strong>Die</strong><br />
e<strong>in</strong>fache, aber sehr logisch begründete Formel „Misfit = Problem, Fit = Lösung“<br />
führt direkt zur Anwendung von lösungsorientiertem Management.<br />
4.4 Implikationen für den Coach<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf unseren engeren Untersuchungsgegenstand ergeben sich aus<br />
all dem für den Coach folgende Implikationen. Zusätzlich zu e<strong>in</strong>em „grundsätz-<br />
lich“ hohen Interesse an gelungener <strong>Kommunikation</strong> ist e<strong>in</strong>e erhöhte Sensibili-<br />
tät für Fragen nach <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> zu for<strong>der</strong>n. Vor allem bei lösungsorientierten<br />
Coaches wird diese Sensibilität hoch ausgeprägt se<strong>in</strong>, br<strong>in</strong>gt doch die lösungs-<br />
orientierte Methodik e<strong>in</strong>e ständige Suche nach hilfreichen Unterschieden mit<br />
sich.<br />
Trotzdem werden oft „bewährte, methodenkonforme“, damit aber manchmal<br />
potentiell „stereotype“ Instrumente e<strong>in</strong>gesetzt. Das Beispiel mit <strong>der</strong> „100-teili-<br />
gen Skala für das Betriebsklima“ sei uns Warnung – o<strong>der</strong> auch nicht. Bei e<strong>in</strong>er<br />
Mehrzahl <strong>der</strong> Klienten mag e<strong>in</strong>e „h<strong>in</strong>reichende“ <strong>Passung</strong> gegeben se<strong>in</strong> und<br />
ke<strong>in</strong>e „weniger hilfreichen“ Missverständnisse im S<strong>in</strong>ne de Shazer’s s<strong>in</strong>d dar-<br />
aus zu erwarten. Manchmal könnte aber e<strong>in</strong>e weniger als h<strong>in</strong>reichende Pas-<br />
sung gegeben se<strong>in</strong>. In diesen Fällen dürfte Lueger’s „zweite Skala“ e<strong>in</strong>en wert-<br />
vollen Ansatz bieten, das Missverständnis wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> hilfreicheres zu ver-<br />
wandeln.<br />
Der Coach o<strong>der</strong> lösungsorientierte Manager (und je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e an Verständnis<br />
aufbauen<strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong> Interessierte) wird also zunächst an se<strong>in</strong>er Hal-<br />
tung arbeiten. „<strong>Die</strong>nen wollen“ im S<strong>in</strong>ne aufrichtiger Wertschätzung sowohl <strong>der</strong><br />
- 75 -
Person des An<strong>der</strong>en als auch dessen Themen s<strong>in</strong>d als Grundvoraussetzung<br />
für gel<strong>in</strong>gende <strong>Kommunikation</strong> anzusehen. <strong>Die</strong>se Haltung wird <strong>in</strong> den meisten<br />
Fällen ausreichen, so zu kommunizieren, dass <strong>der</strong> Grad gegenseitigen Ver-<br />
ständnisses höher wird. E<strong>in</strong>e speziell zu erlernende Methodik <strong>der</strong> Gesprächs-<br />
führung, wie sie von den verschiedenen therapeutisch orientierten Schulen an-<br />
geboten wird, kann hilfreich se<strong>in</strong>, ist aber ke<strong>in</strong>e so zw<strong>in</strong>gende Voraussetzung<br />
wie die Haltung. Im Gegenteil ist sogar größte Vorsicht geboten, wo „Metho-<br />
den“ vertraut wird und diese angewendet werden, die nötige Haltung aber un-<br />
terentwickelt ist. Jedenfalls sollten die „Methoden“ dazu dienen, den Fokus auf<br />
„den Unterschied, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Unterschied macht“ zu richten, wo immer dieser<br />
auch zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong> mag. Hier bieten die e<strong>in</strong>zelnen Schulen mannigfaltige An-<br />
satzpunkte für Unterschiedsbildungen, die Suche nach dem „richtigen“ o<strong>der</strong><br />
auch nur „wichtigsten“ Unterschied führt sich im systemtheoretischen Denken<br />
selbst ad absurdum.<br />
Unterschiede an sich entfalten erst ihre „volle Wirkung“, wenn sie nicht nur ge-<br />
funden, son<strong>der</strong>n auch dem Gesprächspartner erlebbar gemacht werden. Des-<br />
halb ist speziell an dieser Stelle stets an szenische, handlungs-, spiel-, körper-,<br />
allgeme<strong>in</strong> eben „erlebnisorientierte“ Methoden zu denken. Da <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Pädagogik und noch mehr Andragogik (Erwachsenenbildung) Lernen immer<br />
mehr als Verän<strong>der</strong>ungsarbeit begriffen wird, schließt sich hier <strong>der</strong> Kreis zum<br />
„lebenslangen Lernen“, zur „lernenden Organisation“, zum Leben mit <strong>der</strong> dau-<br />
ernden Verän<strong>der</strong>ung. Der Coach o<strong>der</strong> lösungsorientierte Manager ist professio-<br />
neller Begleiter <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung – h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er erfolgreicheren <strong>Passung</strong> <strong>in</strong> den<br />
relevanten Umwelten.<br />
- 76 -
5 Experten-Interviews<br />
Der empirische Teil wird die theoretisch hergeleiteten Ansätze durch e<strong>in</strong>ige<br />
ausgewählte Praxiserfahrungen von Persönlichkeiten, welche als Coaches und<br />
Berater im H<strong>in</strong>blick auf „lösungsorientiertes Management“ tätig s<strong>in</strong>d und über<br />
entsprechend fundierte Ausbildungen ebenso wie über den Zugang zu e<strong>in</strong>er<br />
repräsentativen Auswahl an realen Klienten verfügen, untermauern.<br />
<strong>Die</strong> Methode wird daher trotz aller theoretischen Kontroversen 70 nach bestem<br />
Wissen als jene <strong>der</strong> „Experten-Interviews“ angesehen. Kurz zusammengefasst<br />
lässt sich von Bogner & Menz ableiten, dass die Qualität <strong>der</strong> zu erwartenden<br />
Daten von mehreren Faktoren abhängt, welche ihrerseits mit den allgeme<strong>in</strong><br />
gültigen Gütekriterien psychosozialer Untersuchungen zusammen hängen.<br />
� Der Auswahl <strong>der</strong> „Experten“ kommt zentrale Bedeutung zu. <strong>Die</strong> Experten<br />
sollten im H<strong>in</strong>blick auf den Untersuchungsgegenstand e<strong>in</strong>en gegenüber<br />
dem Durchschnitt <strong>der</strong> Gesellschaft auf Grund ihrer Funktion (!) <strong>in</strong> dieser<br />
Gesellschaft signifikanten Wissens- und Erfahrungsvorsprung (ohne<br />
dass dieser „messbar“ und konkret belegbar anzugeben ist, was zwar<br />
e<strong>in</strong>erseits als methodische Schwäche, an<strong>der</strong>erseits als viel geübte und<br />
„bewährte“ Praxis angesehen wird) aufweisen.<br />
� <strong>Die</strong> Interaktion zwischen Interviewer und Befragten sollte als Stärke (im<br />
S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Anpassung an die Situation und das Thema) und nicht als die<br />
Objektivität bee<strong>in</strong>trächtigendes H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis angesehen werden.<br />
� <strong>Die</strong> Auswertung sollte am besten so unverzüglich wie möglich erfolgen,<br />
wenn „die E<strong>in</strong>drücke noch frisch“ und im eigentlichen „Mess<strong>in</strong>strument“,<br />
dem Interviewer, noch lebendig vorhanden s<strong>in</strong>d. Dann s<strong>in</strong>d sogar hand-<br />
schriftlichen Stichwortnotizen 71 günstiger und „objektiver“ als vollstän-<br />
70 http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-04/04-3-1-d.pdf , 07-2007<br />
71 http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za3702/rpkg/experten<strong>in</strong>terview.pdf , 07-2007<br />
- 77 -
dige Transkripte, welche erst lange nach <strong>der</strong> aktuellen Interviewsituation<br />
ausgewertet werden.<br />
Experten-Interviews unterscheiden sich, zum<strong>in</strong>dest nach Me<strong>in</strong>ung mancher<br />
Autoren, von „normalen“ E<strong>in</strong>zelfallanalysen <strong>in</strong> qualitativen Studien <strong>in</strong> (zum<strong>in</strong>-<br />
dest) zweifacher Weise. E<strong>in</strong>e „M<strong>in</strong>destanzahl“ o<strong>der</strong> gar „optimale“ Anzahl<br />
durchzuführen<strong>der</strong> Interviews kann nicht s<strong>in</strong>nvoll angegeben werden. Während<br />
man im Allgeme<strong>in</strong>en von „m<strong>in</strong>destens zwanzig“ Probanden ausgeht, hängt<br />
beim Experten-Interview zu viel von den jeweiligen Umständen ab, auch e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>ziger, anerkannter Experte kann <strong>in</strong> entsprechend engen Untersuchungsfel-<br />
<strong>der</strong>n quasi e<strong>in</strong>er „Vollerhebung“ entsprechen. Es muss jedenfalls auf e<strong>in</strong> aus-<br />
reichendes „Erfahrungs- und Betriebswissen 72 “ <strong>der</strong> Experten geschlossen wer-<br />
den können und das „Informationsgefälle“ zwischen Interviewern und Befragten<br />
soll nicht zu groß se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e bewährte Faustregel besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Annahme, e<strong>in</strong>e<br />
„gute“ Anzahl an Interviewpartnern erhält man durch den Vergleich mit e<strong>in</strong>er<br />
entsprechend angelegten Gruppendiskussion, was methodisch ebenfalls mög-<br />
lich wäre. Das wären also nach dem allgeme<strong>in</strong>en Verständnis etwa sechs bis<br />
zwölf Interviewpartner. E<strong>in</strong> weiterer Anhaltspunkt ergibt sich aus <strong>der</strong> geplanten<br />
Auswertung als explorierende (und daher breiter anzulegende) o<strong>der</strong>, wie <strong>in</strong> un-<br />
serem Fall, systematisierende 73 Interviews.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Unterschied besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transkription, bzw. auf den Verzicht<br />
darauf. Überall dort, wo es nicht auf wörtlich exakte Formulierungen ankommt,<br />
sollte stark gerafften Zusammenfassungen 74 sowohl aus ökonomischen, wie<br />
auch aus Gründen <strong>der</strong> Verständlichkeit und <strong>der</strong> Konzentration auf das Wesent-<br />
liche <strong>der</strong> Vorzug gegeben werden. Manche Autoren sprechen sogar von „Ex-<br />
traktion 75 “, um dem nötigen hohen Ausmaß an Zusammenfassung und Straf-<br />
72 http://www.uni-trier.de/uni/fb4/vwl-apo/4302ws0304/efstudien.pdf , 07-2007<br />
73 http://www.uni-flensburg.de/geo/H_Seite_91-112_kanwischer.pdf , 07-2007<br />
74 http://www.uni-trier.de/uni/fb4/vwl-apo/4302ws0304/efstudien.pdf , 07-2007<br />
75 Gläser, Jochen & Laudel, Grit: Experten<strong>in</strong>terviews und qualitative Inhaltsanalyse; VS, Wiesbaden 2004<br />
- 78 -
fung gerecht zu werden. Gerade wegen <strong>der</strong> erwünschten Systematisierung ist<br />
es erfor<strong>der</strong>lich, nur die Aussagen zu berücksichtigen, welche auch den im In-<br />
terviewleitfaden zu Grunde gelegten Aspekten gegenüber relevant s<strong>in</strong>d.<br />
5.1 Vorgehensweise<br />
<strong>Die</strong> qualitativen Experten-Interviews mit erfahrenen Coaches erheben <strong>der</strong>en<br />
Erfahrungen mit Skalierungen, bzw. <strong>der</strong>en <strong>Passung</strong> und beleuchten diese <strong>in</strong><br />
zweifacher Weise näher: <strong>Die</strong> <strong>Passung</strong> zwischen Coach<strong>in</strong>g-Situation und Skala,<br />
aber auch die <strong>Passung</strong> zwischen Skala und <strong>der</strong> Fragestellung des Klienten<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressant. <strong>Die</strong> qualitative Methodik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialforschung erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e<br />
im H<strong>in</strong>blick auf den Untersuchungsgegenstand passende (!) Kooperation zwi-<br />
schen Forschenden und Erforschten. Hypothesen werden erst gegen Ende das<br />
Prozesses im Rahmen <strong>der</strong> Auswertung 76 ableitbar, daher kommt den narrativen<br />
Wie<strong>der</strong>gaben auch nur erhellende, ke<strong>in</strong>e „beweisende“ Eigenschaft zu.<br />
E<strong>in</strong> Interviewleitfaden (siehe Anhang 1) wurde entwickelt und <strong>in</strong> zwei Kurz<strong>in</strong>ter-<br />
views e<strong>in</strong>em Vortest unterzogen. <strong>Die</strong> Fragen bezogen sich auf die Aspekte <strong>der</strong><br />
<strong>Kommunikation</strong>, <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> und zwar vorrangig an Hand <strong>der</strong> Beispiele aus<br />
den ex post Erfahrungen mit Skalierungsfragen. Auf Grund <strong>der</strong> Erkenntnisse<br />
<strong>der</strong> Vorgespräche wurde e<strong>in</strong> strafferer, offenerer und mit erläuternden Beispie-<br />
len versehener Interviewleitfaden letztlich e<strong>in</strong>gesetzt. Gemäß diesem Leitfaden<br />
wurden die qualitativen Interviews durchgeführt, die Interviews wurden vom<br />
Autor mitprotokolliert. <strong>Die</strong> Protokolle wurden nach dem Verfahren <strong>der</strong> „qualitati-<br />
ven Inhaltsanalyse nach Mayr<strong>in</strong>g 77 “ (dieses Verfahren wurde dem Datenmate-<br />
rial „Experten-Interviews“ als am ehesten angemessen betrachtet) ausgewertet,<br />
und zwar <strong>in</strong> den folgenden drei Schritten:<br />
76 http://www.iaw.ruhr-uni-bochum.de/imperia/md/content/iaw/vtpqualitativ.pdf , 07-2007<br />
77 Bortz, 2002<br />
- 79 -
� In <strong>der</strong> „zusammenfassenden Inhaltsanalyse“ wurden die Protokolle auf<br />
überschaubare, nur die wichtigsten Inhalte umfassende Kurzversionen<br />
reduziert. Der „Paraphrasierung“ (ausschmückende o<strong>der</strong> umgangs-<br />
sprachliche Redewendungen, aber auch grammatikalisch unvollständige<br />
Kurzformen werden „übersetzt“) und vor allem <strong>der</strong> „Reduktion“ (Weglas-<br />
sen von Wie<strong>der</strong>holungen o<strong>der</strong> sonstig redundanten Aussagen) kam da-<br />
bei beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />
� In <strong>der</strong> „explizierenden Inhaltsanalyse“ wurden unvollständige, sprachlich<br />
unklare Passagen analog zu an<strong>der</strong>en Interviewpassagen unter Heran-<br />
ziehen zusätzlicher Materialien <strong>in</strong> nachvollziehbare Inhalte übersetzt.<br />
<strong>Die</strong>s geschah zum größten Teil im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> bereits während<br />
<strong>der</strong> Interviews.<br />
� In <strong>der</strong> „strukturierenden Inhaltsanalyse“ wurde <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen<br />
Strukturierung nach den Hauptkategorien des Interviewleitfadens ge-<br />
genüber e<strong>in</strong>er typisierenden o<strong>der</strong> skalierenden Strukturierung <strong>der</strong> Vor-<br />
zug gegeben, obwohl Letztere angesichts <strong>der</strong> Fragestellung durchaus<br />
reizvoll gewesen wäre.<br />
<strong>Die</strong> Auswahl <strong>der</strong> Interviewpartner erfolgte an Hand <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung von <strong>der</strong>en<br />
„Expertise“, wobei sämtliche Persönlichkeiten (siehe Anhang 2) e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>schlä-<br />
gige Ausbildung genossen haben bzw. <strong>in</strong> manchen Fällen auch selbst als Lehr-<br />
coaches und / o<strong>der</strong> Tra<strong>in</strong>er tätig s<strong>in</strong>d, wodurch sie nicht nur über die eigenen<br />
Erfahrungen, son<strong>der</strong>n auch – zum<strong>in</strong>dest teilweise – über jene ihrer Schüler<br />
verfügen. In e<strong>in</strong>igen Fällen besteht überdies e<strong>in</strong>e Erfahrung, welche weit über<br />
den wirtschaftlichen Kontext h<strong>in</strong>aus, bis <strong>in</strong> den psychosozialen, ja therapeuti-<br />
schen Bereich reicht, bzw. e<strong>in</strong> sehr spezielles Feld, wie die Ernährung, ab-<br />
deckt. <strong>Die</strong> „Ursprungsberufe“ decken mit Jurist, Ärzt<strong>in</strong>, Techniker, Unterneh-<br />
mensberater, Personalmanager<strong>in</strong> und Psychologen e<strong>in</strong> relativ breites und am<br />
„Markt“ durchaus übliches Spektrum ab. Durch die Term<strong>in</strong>vergabe <strong>der</strong> zu Be-<br />
fragenden entstand e<strong>in</strong>e Art „Randomisierung zweiter Ordnung“ bezüglich <strong>der</strong><br />
letztlich tatsächlich durchgeführten Interviews. Über die grundsätzliche Eigen-<br />
- 80 -
schaft des „Expertentums“ und dessen Vielfalt besteht daher nur wenig Zweifel.<br />
Trotzdem ergab sich schon nach wenigen Gesprächen e<strong>in</strong> relativ homogenes<br />
Bild <strong>der</strong> Ergebnisse (mit nur wenigen „Ausreißern“), welches sich auch durch<br />
die noch folgenden Interviews nur mehr unwesentlich verän<strong>der</strong>te.<br />
Daher kann man von e<strong>in</strong>er relativ guten Absicherung <strong>der</strong> Erkenntnisse spre-<br />
chen. Dadurch, durch die transparente Beschreibung des gesamten empiri-<br />
schen Prozesses und dessen bewusst ger<strong>in</strong>g gehaltenen Ansprüche an die<br />
„Beweiskraft“ wurde dem Gütekriterium 78 <strong>der</strong> Objektivität Rechnung getragen.<br />
E<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Validität ist <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Authentizität <strong>der</strong> Befragten sowie de-<br />
ren <strong>in</strong>tersubjektiven Konsenses mit <strong>der</strong> Themenstellung an sich, sowie auch<br />
bei Konfrontation mit den beispielhaften Aussagen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Interviewten<br />
(dialogische Validierung) gegeben. Bei beiden obgenannten Kriterien wäre<br />
natürlich noch e<strong>in</strong>e konsensuelle Validierung durch an<strong>der</strong>e Forscher, z.B. die<br />
Beurteiler <strong>der</strong> gegenständlichen Arbeit, wünschenswert. Über die Reliabilität<br />
qualitativer Studien darf man sich laut Bortz ke<strong>in</strong>en Illusionen h<strong>in</strong>geben, die<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass an<strong>der</strong>e Interviewer bei den Befragten <strong>in</strong>haltlich sehr<br />
ähnliche Antworten erhalten würden, ersche<strong>in</strong>t aber sehr hoch.<br />
5.2 Auswertung<br />
<strong>Die</strong> zusammenfassende Darstellung <strong>der</strong> Befragungsergebnisse erfolgt nach<br />
<strong>der</strong> Fragenstruktur des Interviewleitfadens. Nur die wichtigsten Aussagen wer-<br />
den als „zusammenfassende Antwort“ auf die e<strong>in</strong>zelnen Fragen des Leitfadens<br />
wie<strong>der</strong>gegeben. Zur zusätzlichen Verdeutlichung s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>ige wörtliche<br />
Zitate (e<strong>in</strong>gerückt) e<strong>in</strong>gefügt, dort wo daraus beson<strong>der</strong>s prägnante Gedanken-<br />
flüsse abgeleitet werden können.<br />
78 Bortz, 2002<br />
- 81 -
5.2.1 E<strong>in</strong>satz von Skalierungen<br />
Werden Skalierungen e<strong>in</strong>gesetzt? Ja, praktisch immer, von allen Coaches. In<br />
e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Fall wurde zwar <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Skalierungen strikt geleugnet<br />
(„Skalierung schließt Erlebbarkeit aus“), <strong>in</strong> <strong>der</strong> nachfolgenden Diskussion<br />
stellte sich jedoch heraus, dass sich diese Aussage re<strong>in</strong> auf „vorgefertigte“,<br />
numerische Skalierungen komplexerer Konstruktion bezog. Simple, nicht-nu-<br />
merische, son<strong>der</strong>n bildhafte (z.B. „Smileys“) Skalen wurden sehr wohl e<strong>in</strong>ge-<br />
setzt.<br />
„Ne<strong>in</strong>, denn es geht ja um das Erleben für den Klienten, und die rationalisierenden Zah-<br />
lenspielereien schließen e<strong>in</strong>e Erlebbarkeit aus, das wäre ja das Gegenteil dessen, was<br />
wir wollen. …. Ja, e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Sache, wenn ich ihm Smileys h<strong>in</strong>lege, und er soll zur Si-<br />
tuation den passenden Smiley heraussuchen, das ist etwas an<strong>der</strong>es, da braucht er<br />
nicht nachzudenken, da spürt er <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktiv, was passt und was nicht.“<br />
5.2.2 Spezielle Anlässe und Zielsetzungen<br />
Bei welchen Anlässen, mit welcher Zielsetzung werden Skalierungen e<strong>in</strong>ge-<br />
setzt? Hier ergab sich e<strong>in</strong> sehr breites Spektrum <strong>der</strong> Angaben: Als Indikator für<br />
den Prozess, als Perspektivenwechsel, zur Verdeutlichung <strong>der</strong> Variabilität, als<br />
„Verbleiben an <strong>der</strong> Oberfläche“ im S<strong>in</strong>ne de Shazer’s, zum Entdecken von<br />
Ressourcen, zur Zielformulierung, zum Vergleich verschiedener Zeitpunkte und<br />
/ o<strong>der</strong> Umstände. Ganz konkrete Anlässe o<strong>der</strong> Situationen, welche sozusagen<br />
nach Skalierung „verlangen“ wurden kaum genannt, alle Coaches verlassen<br />
sich diesbezüglich auf ihre Intuition. Jedoch sche<strong>in</strong>t die Skalierung mehrheitlich<br />
als beson<strong>der</strong>s probates Mittel, den Klienten aus <strong>der</strong> Problemtrance („Jam-<br />
mern“) zu holen, gesehen zu werden. E<strong>in</strong> diesbezüglich beson<strong>der</strong>s kreatives<br />
Skalen-Beispiel steuerte Claudia Michalopulos bei: Aus e<strong>in</strong>em selbstreflexiven<br />
Spiel zum Bewusstmachen des „Coach<strong>in</strong>g-Jargons“ („hilfreich-B<strong>in</strong>go“) entstand<br />
die Idee, den Klienten e<strong>in</strong> „Strichliste“ anlegen zu lassen und ihn bei jedem<br />
Rückfall <strong>in</strong> den „problem talk“ an e<strong>in</strong>en Vermerk zu er<strong>in</strong>nern. Schon nach weni-<br />
gen Er<strong>in</strong>nerungen dieser Art bekommt <strong>der</strong> Klient e<strong>in</strong> ganz neues Bewusstse<strong>in</strong><br />
- 82 -
für das verhaftet Se<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Problemsprache und <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same Weg h<strong>in</strong> zur<br />
Lösungssprache fällt nun viel leichter.<br />
Manchmal kommen Klienten auch von selbst mit Skalenwerten (z.B. aus e<strong>in</strong>em<br />
Assessment), welche sie zu verbessern trachten. Erfahrungen wurden genannt,<br />
dass sich (wirtschaftlich orientierte) „Zahlenmenschen“ deutlich leichter tun mit<br />
Skalierungen, während technisch / naturwissenschaftlich Orientierte oft sogar<br />
„verweigern“, weil ihnen die rationale Begründung <strong>der</strong> „Messbarkeit“ fehlt.<br />
„… also am ehesten dann, wenn er nur mehr jammert, dann versuche ich ihn mit <strong>der</strong><br />
Skalierung an irgende<strong>in</strong>em positiven Unterschied d<strong>in</strong>gfest zu machen.“<br />
„Ich möchte me<strong>in</strong>en Kooperations-Score verbessern. Ich komme nur auf 40, während<br />
me<strong>in</strong>e wichtigsten Kollegen alle bei 70 liegen.“<br />
5.2.3 Nutzen für die Klienten<br />
Bei <strong>der</strong> Frage nach dem größten Nutzen für die Klienten spannte sich <strong>der</strong> Bo-<br />
gen von <strong>der</strong> Möglichkeit zum beson<strong>der</strong>s hilfreichen „Selbstkompliment“ bis zur<br />
„Gefahr <strong>der</strong> Stabilisierung“ auf e<strong>in</strong>em numerischen Wert (vom Kritiker numeri-<br />
scher Skalen). Hier müsste sogar die „<strong>in</strong>nere Skala“ des Klienten dekonstruiert<br />
werden, um wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Verflüssigung zu erreichen. Im Gegensatz dazu hob<br />
e<strong>in</strong> Coach hervor, dass <strong>in</strong> manchen Fällen auch das Verweilen auf e<strong>in</strong>em be-<br />
stimmten Wert bereits e<strong>in</strong> Erfolg für den Klienten se<strong>in</strong> kann. Jedenfalls besteht<br />
von jedem Skalenpunkt aus e<strong>in</strong> Blick nach vor und zurück! Mehrheitlich wird<br />
daher die „Fassbarkeit“ des vorher Unfassbaren als sehr positiv beschrieben.<br />
Ziele und auch die „kle<strong>in</strong>en Schritte“ auf dem Weg dorth<strong>in</strong> werden, beson<strong>der</strong>s<br />
bei erlebnisorientierten Skalen mit stark k<strong>in</strong>ästhetischer Komponente (symboli-<br />
sche Aufstellungen, „solution walk“), spür- und nachvollziehbar. Ferd<strong>in</strong>and Wolf<br />
berichtete über e<strong>in</strong>e Aussage von Steve de Shazer, wonach bei vielen Klienten<br />
vom gesamten Coach<strong>in</strong>g-Prozess gerade die Skalenfrage beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> hilfrei-<br />
cher Er<strong>in</strong>nerung verblieben sei.<br />
- 83 -
„… das könnte äußerst schädlich se<strong>in</strong>, denn so e<strong>in</strong> numerischer Wert verfestigt ja wie-<br />
<strong>der</strong> se<strong>in</strong>en Zustand. Bei solchen Klienten müsste man <strong>der</strong>en Skala sogar dekonstruie-<br />
ren, bzw. sie dabei unterstützen, damit wie<strong>der</strong> Bewegung, weg von diesem øFaktum’<br />
des festen Wertes, möglich wird.“<br />
„Man muss aber auch sehen, dass es für manche Klienten schon e<strong>in</strong> Riesenerfolg se<strong>in</strong><br />
kann, e<strong>in</strong>e Weile auf e<strong>in</strong>em bestimmten Wert zu verweilen.“<br />
5.2.4 Nutzen für den Coach<br />
Der erkennbar größte Nutzen für den Coach dürfte im „Verbleiben an <strong>der</strong> Ober-<br />
fläche“ zu sehen se<strong>in</strong>. Ohne über die Details <strong>der</strong> näheren Umstände sprechen<br />
zu müssen, kann man die Unterschiede zwischen den Zuständen „3“ und „5“<br />
benennen, bzw. h<strong>in</strong>terfragen. <strong>Die</strong>se vere<strong>in</strong>fachende Begriffsbildung macht den<br />
Prozess „handlich“ und überschaubar, die Zeitersparnis ist enorm, sobald die<br />
Begriffsbildung geklärt ist und „passt“. Fortschritte im Prozess s<strong>in</strong>d leicht er-<br />
kenn- und verfolgbar, vor allem, wenn vom Klienten selbst „Sprünge“ <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Skala 79 o<strong>der</strong> sogar aus dieser h<strong>in</strong>aus vollzogen werden.<br />
„Da kann ich dann ganz e<strong>in</strong>fach mit ihm reden, øund was ist jetzt an<strong>der</strong>s für Sie bei <strong>der</strong><br />
5 im Unterschied zur 3’?“<br />
„… spätestens ab dem dritten Folgegespräch weiß er, wenn ich diese Frage stelle, soll<br />
es nicht so lang und breit werden … „<br />
5.2.5 „Ungewöhnliche“ Reaktionen<br />
Gibt es „ungewöhnliche“ Reaktionen? Sehr selten, bis auf gelegentliche Ableh-<br />
nung des Konzepts <strong>in</strong>folge „zu viel“ Rationalität auf Seiten des Klienten („so<br />
etwas kann man nicht genau messen“) o<strong>der</strong> „generelles“ Unverständnis <strong>der</strong><br />
79 Szabo, Peter: Brief Coach<strong>in</strong>g: Quick Occurrence of Last<strong>in</strong>g Change; http://www.briefcoach<strong>in</strong>g.com/en/pdf/DadCanYouCoachMe.pdf<br />
, 07-2007<br />
- 84 -
Aufgabenstellung wird nur von rascher, „e<strong>in</strong>facher“ und positiver Reaktion <strong>der</strong><br />
Klienten berichtet. Darunter fallen auch e<strong>in</strong>ige Fälle vollständiger Ablehnung<br />
<strong>der</strong> Skalierungsarbeit durch den Klienten, welche nicht aufgeklärt werden<br />
konnte.<br />
5.2.6 Verständnisprobleme für die Aufgabenstellung<br />
Gibt es Verständnisprobleme? Ja, durchaus, manchmal ersche<strong>in</strong>t die Aufgabe,<br />
speziell bei numerischen Skalen, als zu schwierig, manchmal ist es dem Klien-<br />
ten ansche<strong>in</strong>end nicht möglich, <strong>der</strong> „Eichung“ des Coaches zu folgen: positive<br />
Verän<strong>der</strong>ungen werden plötzlich mit niedrigeren Skalenwerten verknüpft. Oft<br />
werden auch von <strong>der</strong> Instruktion abweichende Extremwerte von den Klienten<br />
selbständig festgesetzt. Auch auf Nachfrage mit den Beispielen „Celsius / Fah-<br />
renheit“ und „Betriebstemperatur“ ergab sich e<strong>in</strong> hoch<strong>in</strong>teressanter H<strong>in</strong>weis:<br />
<strong>Die</strong> Instruktion „Betriebstemperatur“ suggeriert e<strong>in</strong>e bipolare Skala. Solche s<strong>in</strong>d<br />
mit beson<strong>der</strong>er Vorsicht zu genießen, weil ja letztlich beide Extreme unange-<br />
nehm, zum<strong>in</strong>dest unpassend erlebt werden und die „optimalen“ Skalenwerte ir-<br />
gendwo <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte liegen. Daher ist entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e viel e<strong>in</strong>fachere Skalenkon-<br />
struktion zu verwenden o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Instruktion erhöhte Aufmerksamkeit auf die<br />
<strong>Passung</strong> zwischen Anlass, Klientendisposition und <strong>der</strong> verwendeten Skala zu<br />
richten. Manches Mal können <strong>der</strong>artige Missverständnisse o<strong>der</strong> „schlechte<br />
<strong>Passung</strong>en“ gar nicht aufgeklärt werden, ohne <strong>in</strong> analytische „Ursachenfor-<br />
schung“ zu verfallen und damit dem Coach<strong>in</strong>gziel zuwi<strong>der</strong> zu handeln. In sol-<br />
chen Fällen empfiehlt es sich, e<strong>in</strong>fach das Thema, bzw. die Methode zu wech-<br />
seln. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> solchen Fällen manchmal überaus hilfreiche Intervention kann<br />
dar<strong>in</strong> bestehen, die „Annahme, <strong>der</strong> Sachverhalt ließe sich <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Ska-<br />
lenwerte von – bis abbilden“ zu vere<strong>in</strong>baren. <strong>Die</strong>s ist beson<strong>der</strong>s dann wichtig,<br />
wenn die Skalenkonstruktion des Klienten o<strong>der</strong> dessen Abweichungen von den<br />
Instruktionen zu Unverständnis / schlechter <strong>Passung</strong> auf Seite des Coaches<br />
führen würden.<br />
- 85 -
„Bei <strong>der</strong> Skalenkonstruktion sollte man sich immer bewusst an den „KISS-Approach“<br />
halten!“ (Anm.: Keep It Simple and Stupid, stammt aus <strong>der</strong> Marktkommunikation, als<br />
Faustregel für die Formulierung von Werbebotschaften gedacht)<br />
„Das ist, glaube ich, <strong>in</strong> jedem Fall zu kompliziert. Bei <strong>der</strong> Betriebstemperatur handelt es<br />
sich um e<strong>in</strong>e bi-polare Skala, wo es an beiden Extremen unangenehm zugeht. Das<br />
br<strong>in</strong>gt für kaum jemand e<strong>in</strong>en Erkenntnisgew<strong>in</strong>n, für mich auch nicht, mir wär’s auch zu<br />
kompliziert.“<br />
„… da kommt noch <strong>der</strong> spezielle Kontext dazu. Betriebstemperatur gibt es ja immer nur<br />
e<strong>in</strong>e genau richtige, im Humanbereich zwischen 36 und 37 Grad, das ist sehr eng. Da<br />
kommt man mit e<strong>in</strong>facheren Skalenkonstruktionen sicher weiter. Außerdem muss die<br />
Instruktion immer ganz e<strong>in</strong>fach se<strong>in</strong>.“<br />
5.2.7 Interventionen zur Verständnissicherung<br />
Mit welchen Interventionen begegnet man den Verständnisproblemen? Am<br />
besten im Vorfeld, <strong>in</strong>dem man dem Klienten weitgehend die Skalenkonstruktion<br />
überlässt. Erst werden die Extremwerte festgelegt („Was würde das für Sie be-<br />
deuten?“), dann <strong>der</strong> gegenwärtige Zustand dazwischen, sowie die weiteren<br />
Entwicklungsschritte e<strong>in</strong>gefügt. Wenn sich e<strong>in</strong> Verständnisproblem an e<strong>in</strong>er<br />
bereits <strong>in</strong> Verwendung bef<strong>in</strong>dlichen Skala ergibt, sollte <strong>in</strong> jedem Fall mit e<strong>in</strong>er<br />
Komplexitätsreduktion reagiert werden: weniger Abstufungen, e<strong>in</strong>fachere In-<br />
struktionen, weg von Zahlen h<strong>in</strong> zu Bil<strong>der</strong>n. Als e<strong>in</strong>fachste Form, welche dann<br />
auch von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n problemlos annehmbar ist, kann die „Wegmetapher“ gese-<br />
hen werden: Nur e<strong>in</strong>e Richtung „von da nach da“, ohne Abstufungen. <strong>Die</strong>se<br />
Wegmetapher ist auch hervorragend kompatibel mit den „kle<strong>in</strong>en Schritten“<br />
und diese s<strong>in</strong>d auch auf diese Weise k<strong>in</strong>ästhetisch e<strong>in</strong>fach aber prägnant er-<br />
lebbar zu machen. Hier spielt zweifellos die Kreativität und Intuition des jeweili-<br />
gen Coaches e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Wenn Peter Szabo fragt, „wie viele Packun-<br />
gen Taschentücher werden wir brauchen, um die Tränen zu trocknen?“, wenn<br />
Leo Falt<strong>in</strong> die Hände ausbreiten lässt und fragt, „was wiegt schwerer?“, wenn<br />
Ra<strong>in</strong>er Buchner die Frage stellt. „wie viele Kugeln hätten Sie denn gerne da-<br />
für?“, wenn Ruth Krumböck Größen zwischen Floh und Elefant schätzen lässt,<br />
- 86 -
dann s<strong>in</strong>d das nur e<strong>in</strong>ige, aber beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>drucksvolle Beispiele für wirk-<br />
same, e<strong>in</strong>fache und <strong>der</strong> Situation hervorragend angepasste Skalierungen.<br />
Beim letztgenannten Beispiel ergibt sich sofort wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> <strong>Passung</strong><br />
– die Erfahrung zeigte, dass die Instruktion „Größenvergleich“ von manchen<br />
Klienten ganz leicht <strong>in</strong> „Stärkenvergleich“ umgedeutet werden kann. So nützlich<br />
metaphorische Skalen“werte“ auch se<strong>in</strong> mögen, Vorsicht ist geboten, damit<br />
ke<strong>in</strong>e weniger nützlichen Missverständnisse auftreten. Daher ist auch allen<br />
befragten Coaches <strong>der</strong> Dialog über die je<strong>der</strong>zeitige (!) <strong>Passung</strong> <strong>der</strong> Skalierung<br />
immens wichtig: „Passt das so für Sie?“ war die spontan am häufigsten ge-<br />
nannte Intervention. „Wie soll die Skala heißen“, „wie benennen wir das worst<br />
case und best case Szenario?“, „wie hoch möchten Sie überhaupt kommen?“<br />
s<strong>in</strong>d ganz wichtige Fragen, um die Klienten bei <strong>der</strong> Konstruktion ihrer eigenen<br />
Skala zu unterstützen.<br />
„Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie bef<strong>in</strong>den sich im schlimmsten überhaupt vorstellba-<br />
ren Zustand, wie würden Sie den benennen? Und dann stellen Sie sich vor, Sie s<strong>in</strong>d<br />
am totalen Traumziel angelangt, am allerbesten für Sie noch vorstellbaren Zustand,<br />
wie sollte <strong>der</strong> heißen, so dass es für Sie passt?“<br />
„… ne<strong>in</strong>, dann lassen wir das e<strong>in</strong>fach, machen wir es nicht so kompliziert. Stellen Sie<br />
sich e<strong>in</strong>fach vor, irgendwo hier <strong>in</strong> dieser Ecke ist <strong>der</strong> nicht so schöne Zustand, und dort<br />
drüben am Fenster ist Ihr erwünschter Zielzustand. Wo ungefähr stehen Sie zur Zeit?“<br />
5.2.8 „Sonstige“ Verständnisprobleme<br />
Gibt es weitere Verständnisprobleme, abgesehen von Skalen und <strong>der</strong>en Ei-<br />
chung? Ja, auch solche gibt es, zumeist aus Zeitgründen wurden aber diese<br />
Beispiele <strong>in</strong> den Interviews nicht weiter verfolgt. Als wichtigste Intervention<br />
wurde stets genannt, immer im Dialog zu verbleiben, immer beim Klienten zu<br />
se<strong>in</strong> und nicht bei sich selbst. Je erfahrener e<strong>in</strong> Coach, desto ausgeprägter das<br />
Bewusstse<strong>in</strong>, das jedwedes „vorgefertigte“ <strong>Kommunikation</strong>sangebot den Keim<br />
<strong>der</strong> „vorauseilenden“ Interpretation <strong>in</strong> sich birgt. Und dies trifft nicht nur auf<br />
Skalierungen zu.<br />
- 87 -
5.3 Diskussion<br />
<strong>Die</strong> zunächst etwas tautologisch anmutende Def<strong>in</strong>ition „professioneller Kom-<br />
munikation“ diente zur Abgrenzung des näheren Untersuchungsgegenstandes,<br />
welchen wir auf „Coach<strong>in</strong>g und lösungsorientiertes Management“ e<strong>in</strong>zugrenzen<br />
gedachten. Dadurch ist sicher gestellt, dass die letztlich befragten Experten<br />
aus wertschätzen<strong>der</strong> Haltung sich selbst als die Experten des Prozesses, den<br />
Klienten jedoch als Experten dessen Lösung verstehen und ihre Arbeitsweise<br />
dialogisch, an Unterschieden orientiert anlegen.<br />
In <strong>der</strong> Literatur wird die Methode des Experten-Interviews kontroversiell be-<br />
trachtet. <strong>Die</strong> möglichen Nachteile, allen voran die Gefahr „impressionistischer“<br />
Deutung <strong>der</strong> Ergebnisse, werden nach Me<strong>in</strong>ung des Autors durch den an<strong>der</strong>s<br />
kaum zu erreichenden Zugang zur tatsächlich gelebten Praxis <strong>der</strong> im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong><br />
Untersuchung „professionellen <strong>Kommunikation</strong>“ mehr als aufgewogen. Impres-<br />
sionistischer Deutung wurde auf zweifacher Weise vorgebeugt:<br />
� <strong>Die</strong> Haltung, „beim Gesprächspartner zu se<strong>in</strong>“ und sich selbst als Ex-<br />
perte des Prozesses zu verstehen und sich <strong>in</strong>haltlich weitestgehend zu-<br />
rück zu halten, wurde vom Autor gerade während des nunmehr abzu-<br />
schließenden Lehrgangs nach Kräften weiter entwickelt und bietet, wie<br />
im theoretischen Teil gezeigt werden konnte, e<strong>in</strong>en hervorragenden<br />
„Schutz“ gegen diagnostische, be-wertende E<strong>in</strong>drücke und Interpretatio-<br />
nen. <strong>Die</strong> „<strong>Passung</strong>“ allfällig vorzunehmen<strong>der</strong> Interpretationen ist abzu-<br />
fragen. Da dies dem Interviewer und den Befragten sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Inter-<br />
wiew-Situation als auch <strong>in</strong> den betrachteten Coach<strong>in</strong>g-Situationen den<br />
Klienten gegenüber e<strong>in</strong> Anliegen war, kann man e<strong>in</strong>en mit hoher Wahr-<br />
sche<strong>in</strong>lichkeit durchgängigen Prozess <strong>der</strong> <strong>Passung</strong>s-Optimierung an-<br />
nehmen.<br />
� Obwohl sich aus <strong>der</strong> Literatur ke<strong>in</strong>e absolut e<strong>in</strong>deutigen<br />
Handlungsanleitungen für die „richtige“ Anwendung und Auswertung von<br />
Experten-Interviews ergeben, wurde durch pragmatische Annäherung an<br />
die am besten abgesicherte Methode (thematische Nähe zu den <strong>in</strong>halt-<br />
- 88 -
lich bedeutsamen Aspekten des Interviewleitfadens <strong>in</strong> Befragung und<br />
Auswertung) für am ehesten vergleichbare Fälle versucht, nur für die<br />
Fragestellung relevantes Datenmaterial zu verwenden. <strong>Die</strong> solcherart<br />
gewonnen Hypothesen können dadurch als theoretisch fundiert und<br />
praktisch h<strong>in</strong>reichend abgesichert betrachtet werden.<br />
Es muss natürlich bewusst se<strong>in</strong>, dass diese Hypothesen erst <strong>der</strong> Überprüfung<br />
mittels quantitativer Methoden bedürfen, um wirklich Bestand im wissenschaftli-<br />
chen S<strong>in</strong>ne zu erlangen. E<strong>in</strong>e weitere, überaus reizvolle Möglichkeit wäre, wie<br />
von Günter Lueger vorgeschlagen, Orig<strong>in</strong>algespräche auf Video aufzuzeichnen<br />
und anschließend durch „Reflect<strong>in</strong>g Teams“ auf den Grad <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> im De-<br />
tail untersuchen zu lassen. Auch dürfen wir uns nicht darüber h<strong>in</strong>weg täuschen,<br />
dass aus e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>sgesamt gewaltig breiten und tiefen Themenbereich e<strong>in</strong> w<strong>in</strong>-<br />
ziger Ausschnitt (Methode „Skalierungsfragen“) durch e<strong>in</strong>e ganz kle<strong>in</strong>e, <strong>der</strong><br />
Willkürlichkeit nur „dünn“ argumentierbar enthobene Auswahl von Subjekten<br />
näher beleuchtet wurde. Beson<strong>der</strong>e Vorsicht ist daher bei jedem Versuch <strong>der</strong><br />
Generalisierung an den Tag zu legen.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund seien hier die Kernaussagen, welche guten Gewissens<br />
auf Grund <strong>der</strong> gegenständlichen Arbeit getroffen werden können, nochmals<br />
kurz zusammen gefasst.<br />
5.3.1 <strong>Kommunikation</strong>sregeln<br />
<strong>Kommunikation</strong>, welche <strong>in</strong>sofern „gel<strong>in</strong>gen“ soll, dass e<strong>in</strong> „höheres Niveau“ ge-<br />
genseitigen Verständnisses erreicht wird, noch besser ausgedrückt, e<strong>in</strong> vergrö-<br />
ßerter geme<strong>in</strong>samer Verständnisraum entsteht, sollte folgenden Kriterien ent-<br />
sprechen:<br />
Aus e<strong>in</strong>er wertschätzenden Haltung heraus wird dialogisch orientiert versucht,<br />
mit Hilfe aktiven Zuhörens mögliche Ansatzpunkte für Unterschiedsbildungen,<br />
- 89 -
welche bisher noch nicht (so) bewusst waren, zu f<strong>in</strong>den und diese dem Ge-<br />
sprächspartner <strong>in</strong> erlebbare, also auch emotional zugängliche Form zu „über-<br />
setzen“.<br />
5.3.2 „Fit“ fûr den Gesprächspartner und die Situation<br />
Das Konzept <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> legt nahe, stets auf gute <strong>Passung</strong> sowohl <strong>der</strong> In-<br />
halte, als auch <strong>der</strong> Methoden zu achten. „<strong>Passung</strong>“ bezieht sich dabei, speziell<br />
im Kontext nach unserer Def<strong>in</strong>ition „professioneller <strong>Kommunikation</strong>“ auf die<br />
aktuelle Situation zwischen „Coach“ und „Coachee“ (= „Rapport“), wie auch auf<br />
das jeweilige Umfeld <strong>der</strong> Themenstellung, das „Problemfeld“ des Klienten.<br />
Konkret ergibt sich daraus <strong>der</strong> Auftrag, nach <strong>der</strong> <strong>Passung</strong> immer zu fragen,<br />
Konstruktionen und Begriffsbildungen so weit wie möglich immer vom Klienten<br />
vornehmen zu lassen. Allerd<strong>in</strong>gs hat die <strong>Passung</strong> natürlich auch auf <strong>der</strong> Seite<br />
des Coaches berücksichtigt zu werden. <strong>Die</strong> „Zumutbarkeit“ kann auf Seite des<br />
professionellen Kommunikators jedoch erheblich größer se<strong>in</strong>. Wie Übungen<br />
des z.B. „problemlosen Coach<strong>in</strong>gs“ zeigen, kann e<strong>in</strong> guter, hilfreicher Prozess<br />
gesteuert werden, ohne auch nur ansatzweise Kenntnis des Problems zu ha-<br />
ben.<br />
5.3.3 Skalierungen s<strong>in</strong>d (oft) hilfreich<br />
Skalierungen s<strong>in</strong>d zu Recht e<strong>in</strong> gerne und oft e<strong>in</strong>gesetztes Instrument <strong>in</strong><br />
professioneller <strong>Kommunikation</strong>. Werden die oben angeführten Grundsätze <strong>der</strong><br />
<strong>Passung</strong> beachtet, ergeben sich folgende Anwendungsgebiete, wo man be-<br />
son<strong>der</strong>e Nützlichkeit erwarten darf:<br />
Als Übergangshilfe aus <strong>der</strong> Problemtrance <strong>in</strong> die Lösungssprache, zur erlebba-<br />
ren Verflüssigung verfestigter Zustände s<strong>in</strong>d sie vielen Klienten sehr rasch<br />
dienlich. Kle<strong>in</strong>e Schritte h<strong>in</strong> zur Lösung können damit beson<strong>der</strong>s gut metapho-<br />
risch verdeutlicht werden. Über – vom Klienten – benannte Skalenwerte kann<br />
- 90 -
<strong>in</strong> prägnanter Weise „ohne Tiefgang“ gesprochen werden. <strong>Die</strong> dadurch e<strong>in</strong>ge-<br />
tretene „Rationalisierung“ hilft, gegen das immer wie<strong>der</strong> kehrende tiefe E<strong>in</strong>tau-<br />
chen <strong>in</strong> die „Problemebene“. Skalierungen mit stark erlebnisorientierten, z.B.<br />
k<strong>in</strong>ästhetischen Assoziationen s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s gut geeignet, die Erlebbarkeit<br />
des Wandels, <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>barkeit, zu för<strong>der</strong>n.<br />
5.3.4 Schluss<br />
Abschließend muss aber auch an die Regel vom „Maß und Ziel“ er<strong>in</strong>nert wer-<br />
den. „Vorgefertigte“, nicht vom Klienten konstruierte Skalen können gelegent-<br />
lich nicht passen. Aber auch nach unseren Hypothesen „schulmäßig“ gestaltete<br />
Instrumente passen manchmal nicht. Im S<strong>in</strong>ne optimaler <strong>Passung</strong> muss man<br />
je<strong>der</strong>zeit bereit se<strong>in</strong>, alles auch wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Frage zu stellen. Im systemisch-kon-<br />
struktivistischen Denken kann immer auch das Gegenteil wahr se<strong>in</strong>. Daher<br />
möchte ich im letzten Satz Ra<strong>in</strong>er Buchner zitieren, als er He<strong>in</strong>z von Foerster’ s<br />
„Imperativ von <strong>der</strong> Vermehrung <strong>der</strong> Optionen“ wi<strong>der</strong>sprach: „Manchmal muss<br />
man aber auch die Anzahl <strong>der</strong> Optionen verr<strong>in</strong>gern. Wenn <strong>der</strong> Klient sich ohne-<br />
h<strong>in</strong> bereits als entscheidungsunfähig angesichts <strong>der</strong> Vielzahl an Wahlmöglich-<br />
keiten sieht, muss ich ihn dabei unterstützen, se<strong>in</strong>e möglichen Optionen e<strong>in</strong>zu-<br />
schränken.“<br />
- 91 -
Abbildungsverzeichnis<br />
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Abb. 4: <strong>Die</strong> 4 Aspekte e<strong>in</strong>er Nachricht, aus Schulz von Thun 1981, Seite 16<br />
Abb. 5: <strong>Die</strong> 4 Ohren des Empfängers, aus Schulz von Thun 1981, Seite 17<br />
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Seite 19<br />
Abb. 7: Sach-, Ich, und Wir- Pol des TZI-Dreiecks, aus Stangl’s Arbeitsblätter,<br />
Seite 25<br />
Abb. 8: <strong>Die</strong> 4 Grundpr<strong>in</strong>zipien des Harvard-Konzepts, aus Schawarz, Seite 29<br />
Abb. 9: <strong>Die</strong> 4 Phasen des Kundengespräches, aus Herdlitzka 1990, Seite 34<br />
Abb. 10: <strong>Die</strong> Klassifikation <strong>der</strong> wichtigsten Kundenreaktionen, aus Herdlitzka<br />
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- 97 -
Anhang 1<br />
Gesprächsleitfaden:<br />
1. Setzen Sie Skalierungen e<strong>in</strong>?<br />
a. Wenn ja, wann, wofür?<br />
b. Woraus erwächst <strong>der</strong> größte Nutzen für den Klienten?<br />
c. Woraus erwächst <strong>der</strong> größte Nutzen für den Coach?<br />
d. Waren dabei schon „ungewöhnliche“ Reaktionen zu beobachten?<br />
2. Gab es Verständnisprobleme?<br />
a. War dies e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> <strong>Passung</strong>? (Als Nachfrage Nennung <strong>der</strong><br />
Beispiele „Celsius / Fahrenheit“ und „Betriebstemperatur“)<br />
b. War dies e<strong>in</strong>e grundsätzliche „Ablehnung“ seitens des Klienten?<br />
c. Mit welcher Intervention wurde weiter verfahren?<br />
3. Gab es Phänomene analog 2. bei an<strong>der</strong>en Interventionen?<br />
- 98 -
Anhang 2<br />
Interviewpartner:<br />
Dr. phil. Ferd<strong>in</strong>and Wolf, kl<strong>in</strong>ischer Psychologe, Therapeut, Mediator;<br />
Lehrcoach, Autor; 18. 07. 2007, 15:30 – 16:30, Wien<br />
Dr. phil. Ra<strong>in</strong>er Buchner, Wirtschaftspsychologe, Lehrmediator, Lehrcoach,<br />
Autor; 19. 07. 2007, 15:30 – 16:30, Salzburg<br />
Dr. jur. Peter Szabo, früher Personalverantwortlicher, MCC (ICF), Lehrcoach,<br />
Autor; 23. 07. 2007, 10:15 – 11:00, Basel, per Skype<br />
Dr. med. Claudia Michalopulos, Projektleiter<strong>in</strong>, Coach, 24. 07. 2007, 20:00 –<br />
20:45, Wien<br />
Dr. techn. Leopold Falt<strong>in</strong>, Unternehmensberater, Lebens- und Sozialberater,<br />
Coach, 25. 07. 2007, 09:00 – 09:45, Wien<br />
Mag. phil. Ruth Krumböck, Personalmanager<strong>in</strong>, Psycholog<strong>in</strong>, Therapeut<strong>in</strong>,<br />
Lehrcoach; 07. 08. 2007, 15:00 – 16:00, Wien<br />
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