Villen in der Berliner Vorstadt - Potsdam entdecken
Villen in der Berliner Vorstadt - Potsdam entdecken
Villen in der Berliner Vorstadt - Potsdam entdecken
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> 1<br />
Dieser Spaziergang<br />
führt vorbei an repräsentativen<br />
<strong>Villen</strong> und herrschaftlichen Mietshäusern.<br />
Die Sicht auf die Königsschlösser<br />
im Babelsberger Park und Neuen Garten üben<br />
bis heute e<strong>in</strong>en großen Reiz auf Zuzügler aus.<br />
Begonnen hatte die Bebauung des Viertels im ausgehenden<br />
18. Jahrhun<strong>der</strong>t, zunächst entlang <strong>der</strong><br />
neuen Chaussee nach Berl<strong>in</strong>. Später wurde die Fläche<br />
durch Stichstraßen erschlossen.<br />
Immer wie<strong>der</strong> stoppte die Bebauung, sei es wegen des<br />
morastigen Untergrundes o<strong>der</strong> wegen schlechter<br />
Zeiten. Inzwischen gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong><br />
ke<strong>in</strong>e unbebauten Grundstücke mehr. Entstanden<br />
ist e<strong>in</strong> Vorort mit bee<strong>in</strong>druckend<br />
vielfältiger Architektur, über den es<br />
viele spannende Geschichten<br />
Aus-<br />
zu erzählen gibt.<br />
gangs-<br />
punkt für<br />
unseren Spaziergang<br />
ist die Kleist<br />
Villa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Straße 130. Sie ist<br />
heute Sitz des Institute vor Advanced<br />
Susta<strong>in</strong>ability Studies e.V. mit dem<br />
ehemaligen Bundesforschungsm<strong>in</strong>ister<br />
Klaus Töpfer an <strong>der</strong> Spitze. Das Institut<br />
erforscht fachrichtungsübergreifend<br />
Strategien für die nachhaltige Lösung<br />
ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen. Das Gebäude<br />
wurde 1824 für den Oberst Malachowski,<br />
Kommandeur <strong>der</strong> Gardehusaren,<br />
errichtet. Nach mehrfachem Besitzerwechsel<br />
erwarb <strong>der</strong> Königliche Kammerherr<br />
Baron Ewald von Kleist die Villa<br />
und ließ sie durch den Architekten Otto<br />
Rehnig vergrößern.<br />
Nach mehrfachen<br />
Verkäufen<br />
g<strong>in</strong>g die<br />
Liegenschaft 1951<br />
<strong>in</strong> den Besitz <strong>der</strong><br />
Staatsbank <strong>der</strong> DDR über<br />
und gelangte damit <strong>in</strong> den<br />
Besitz <strong>der</strong> Bundesbank, die sie zum<br />
Sitz ihrer Landesfiliale und zu e<strong>in</strong>er<br />
Tagungsstätte ausbaute. Aus dieser Zeit<br />
stammen mehrere Gästehäuser und e<strong>in</strong><br />
mehrstöckiges Tresorhaus, das von <strong>der</strong><br />
Helmholtzstraße aus zugänglich ist.<br />
Das Oberstufenzentrum „Johanna Just“<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Straße 114/115 wurde<br />
1908 als Königliche Handels- und Gewerbeschule<br />
errichtet. Geplant wurde<br />
das Gebäude durch Oberbaurat Oskar<br />
Delius und Baurat Richard Bueck. Das<br />
Gebäude wurde 1999 saniert, Glanzstück<br />
ist <strong>der</strong> gläserne Turm, dessen<br />
Aufbauten im Krieg zerstört wurden.<br />
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong><br />
Das Verdienst von Johanna Just war es,<br />
Mädchen e<strong>in</strong>e Berufsbildung zu ermöglichen,<br />
was im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t noch<br />
nicht üblich war. Sie war Mitbegrün<strong>der</strong><strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er privaten Haushaltsschule für<br />
„Töchter gebildeter Stände“ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
1884 zog die Schule nach <strong>Potsdam</strong> um,<br />
1901 wurde sie e<strong>in</strong>e staatliche Schule<br />
und hieß „Königliche Handels und<br />
Gewerbeschule zu <strong>Potsdam</strong>“. Für den<br />
Neubau hatte sich die sozial engagierte<br />
Kaiser<strong>in</strong> Auguste Victoria e<strong>in</strong>gesetzt. Die<br />
Schule ist bis heute ihrem Themenspektrum<br />
treu geblieben. Gelehrt werden<br />
Ernährung und Hauswirtschaft sowie<br />
Gesundheit und Soziales. Die Schule<br />
verfügt über e<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>n ausgestattete<br />
Lehrküche, e<strong>in</strong>e Lehrgaststätte und e<strong>in</strong><br />
Pflegekab<strong>in</strong>ett.<br />
Auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden Straßenseite<br />
bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Aldi-Markt mit<br />
Geschichte. Der Discounter errichtete <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Straße 47/48 ke<strong>in</strong>en Typenbau,<br />
son<strong>der</strong>n sanierte die ehemalige
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> 2<br />
openstreetmap.de<br />
Enteignung nachträglich als rechtens<br />
anzuerkennen.<br />
Das Gebäude wurde 2001 an die Firma<br />
Semmelhaack verkauft. Heute ist Mon<br />
Repos e<strong>in</strong> Wohnhaus, im Erdgeschoss<br />
bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e Wohnstätte <strong>der</strong> Caritas<br />
für Demenzkranke.<br />
Ostermannsche<br />
Lichterfabrik, die<br />
unter Denkmalschutz steht.<br />
Bemerkenswert ist das Hofgebäude,<br />
das Elemente des Tudorstils aufgreift<br />
und damit mit dem Kle<strong>in</strong>en Schloss auf<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Havelseite harmoniert.<br />
Die Ecktürmchen <strong>der</strong> Lichterfabrik<br />
er<strong>in</strong>nern an Kerzenhalter. Direkt an den<br />
Markt grenzt das ehemalige Wohnhaus<br />
von Wilhelm Ostermann, <strong>der</strong> 1855 das<br />
Grundstück kaufte und damals wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
auch die Fabrik errichtete.<br />
1870 endete die Kerzenproduktion, was<br />
e<strong>in</strong>e Folge <strong>der</strong> aufkommenden Gasbeleuchtung<br />
war, und <strong>der</strong> Betrieb wurde<br />
verkauft. Danach wurde das Gelände als<br />
Lager für e<strong>in</strong>e Holz- und Kohlehandlung<br />
genutzt.<br />
Die ehemalige Ostermannsche Lichterfabrik<br />
steht unter Denkmalschutz.<br />
Beim Marktgebäude erkennt man die<br />
historische Bausubstanz allerd<strong>in</strong>gs nur<br />
noch im Inneren; die Deckenkonstruktion<br />
liegt auf gusseisernen Pfeilern. Bleibt<br />
h<strong>in</strong>zuzufügen, dass <strong>der</strong> Aldi-Markt<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Straße <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong><br />
Deutschland ist, <strong>der</strong> über e<strong>in</strong>en Bootsanlieger<br />
verfügt.<br />
Das Palais Mon<br />
Repos <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />
Straße 49 wurde 1911 von<br />
dem Berl<strong>in</strong>er Bauunternehmer Bruno<br />
Geiseler als hochherrschaftliches<br />
viergeschossiges Mietshaus <strong>in</strong> neobarockem<br />
Stil errichtet. Auf je<strong>der</strong> Etage<br />
befanden sich damals zwei Wohnungen<br />
mit je 11 Zimmern, die jeweils e<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>en Innenhof umschlossen. Mieter<br />
waren hohe Offiziere und Adlige. Das<br />
Grundstück reicht bis an den Tiefen See,<br />
wo für die Bewohner e<strong>in</strong> Anlegesteg<br />
und e<strong>in</strong>e Badestelle angelegt wurden,<br />
Letztgenannte sogar mit getrennter<br />
Herren- und Damenabteilung.<br />
Das Gebäude blieb <strong>in</strong> Privatbesitz, auch<br />
als es ab 1947 durch die FDJ als Mieter<br />
genutzt wurde. 1973 war <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungsstau<br />
so groß, dass die Eigentümer<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> Kaufangebot von <strong>der</strong> Jugendorganisation<br />
erhielt. Da die Erb<strong>in</strong><br />
nicht reagierte, kam es 1976 zu e<strong>in</strong>er<br />
Enteignung nach dem Aufbaugesetz.<br />
Durch die neuen Eigentümer wurden<br />
dann mehr als e<strong>in</strong>e Million DDR-Mark<br />
<strong>in</strong>vestiert, was vor dem <strong>Potsdam</strong>er<br />
Verwaltungsgericht im Jahre 2004<br />
e<strong>in</strong> wesentliches Argument war, die<br />
Die Villa Bergmann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />
Straße 62 wurde im Jahr 1891 für den<br />
Berl<strong>in</strong>er Arzt Ernst von Bergmann errichtet.<br />
Bergmann hatte <strong>Potsdam</strong> durch<br />
e<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>er Patienten kennen gelernt,<br />
den Kaufmann Hermann Hoffbauer.<br />
Dieser ist durch die von se<strong>in</strong>er Witwe<br />
e<strong>in</strong>gerichtete Hoffbauerstiftung auf <strong>der</strong><br />
Insel Hermannswer<strong>der</strong> bekannt.<br />
1890 kaufte Bergmann das Grundstück<br />
von den Architekten Mart<strong>in</strong> Gropius<br />
und He<strong>in</strong>o Schmieden, und Letztgenannter<br />
entwarf vermutlich auch die<br />
Villa. Es kam zu e<strong>in</strong>er zeittypischen<br />
Mischung <strong>der</strong> Baustile. Auf <strong>der</strong> Straßenseite<br />
entstand e<strong>in</strong>e asymmetrische<br />
Turmvilla im italienischen Stil, auf <strong>der</strong><br />
Seeseite e<strong>in</strong>e neoklassizistische Fassade<br />
mit symmetrisch angebauter, repräsentativer<br />
Loggia – als hätten sich Kaiser<br />
Wilhelm I, Sch<strong>in</strong>kel und Semper den<br />
Bau geteilt.<br />
Der Chirurg Ernst von Bergmann<br />
verwirklichte sich mit se<strong>in</strong>er repräsentativen<br />
Villa mit Blick auf Schloss<br />
Babelsberg e<strong>in</strong>en Wunsch: Wohnen <strong>in</strong><br />
<strong>Potsdam</strong>, arbeiten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Er war ab<br />
Palais Mon Repos
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> 3<br />
zeitweilig das weltweit größte se<strong>in</strong>er<br />
Art. Für das e<strong>in</strong>fache Publikum entstand<br />
dort e<strong>in</strong>e „Allesschau“ mit historischen<br />
Personen, fremden Völkern und anatomischen<br />
„Monströsitäten“.<br />
Louis Castan hatte an <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />
Akademie bei Christian Daniel Rauch,<br />
dem Schöpfer <strong>der</strong> Quadriga auf dem<br />
Brandenburger Tor, Bildhauerei studiert.<br />
Die Idee für ihr Panoptikum hatten<br />
die Gebrü<strong>der</strong> Castan bei e<strong>in</strong>er Reise<br />
nach London bei <strong>der</strong> Besichtigung des<br />
Wachsfigurenkab<strong>in</strong>etts von Madame<br />
Tussaud. Anfangs kamen die lebensgroßen<br />
Exponate sogar noch aus London.<br />
1882 Professor für Chirurgie an <strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>ik<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und entwickelte<br />
zahlreiche Operationsverfahren weiter.<br />
Beson<strong>der</strong>e Verdienste erwarb er sich<br />
durch die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> aseptischen<br />
Wundbehandlung. Ernst von Bergmann<br />
ist auf dem Alten Friedhof <strong>in</strong> <strong>Potsdam</strong><br />
beigesetzt, das Krankenhaus <strong>der</strong> Stadt<br />
<strong>Potsdam</strong> ist nach ihm benannt.<br />
Nach dem Tod Bergmanns 1907 folgten<br />
mehrere Eigentümerwechsel, ab 1932<br />
war die Familie aber wie<strong>der</strong> im Besitz<br />
<strong>der</strong> Villa. 1934 verkaufte <strong>der</strong> Sohn Gustav<br />
von Bergmann das Grundstück an<br />
die Hitlerjugend, die für ihren BDM e<strong>in</strong>e<br />
Reichsführer<strong>in</strong>nenschule e<strong>in</strong>richtete.<br />
E<strong>in</strong>e entsprechende E<strong>in</strong>richtung für<br />
männliche Jugendliche gab es bereits,<br />
sie sollte aber erweitert werden. Für<br />
diese sollte Werner March, <strong>der</strong> Architekt<br />
des Berl<strong>in</strong>er Olympiastadions, neben<br />
<strong>der</strong> Bergmann-Villa den Neubau e<strong>in</strong>er<br />
Reichsführerschule mit Sportplatz errichten.<br />
Doch dazu kam es nicht mehr,<br />
<strong>der</strong> heutige Sportplatz wurde erst nach<br />
dem Krieg angelegt.<br />
Überbleibsel aus <strong>der</strong> Nazizeit ist e<strong>in</strong>e<br />
kreisförmige Baumpflanzung <strong>in</strong> Ufernähe,<br />
e<strong>in</strong> Th<strong>in</strong>gplatz, <strong>in</strong> Anlehnung an<br />
Villa Castan<br />
e<strong>in</strong>en germanischen Versammlungsort,<br />
die an landschaftlich e<strong>in</strong>drucksvollen<br />
Orten angelegt wurden. Auch die Berl<strong>in</strong>er<br />
Waldbühne war e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e solche<br />
Stätte. Neben dem Th<strong>in</strong>gplatz ragt e<strong>in</strong><br />
aus Feldste<strong>in</strong> gemauertes halbrundes<br />
Bollwerk <strong>in</strong> die Havel h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>,<br />
Nach 1945 wurde die Bergmann-Villa<br />
von den Russen als Magaz<strong>in</strong> (Kaufhaus)<br />
genutzt, später durch die Gesellschaft<br />
für Sport und Technik. Der damalige<br />
Immobilienentwickler Groth + Gralfs<br />
kaufte das Grundstück und ließ es 1994<br />
durch den Architekten Carl August von<br />
Halle sanieren. Nach <strong>der</strong> Rekonstruktion<br />
wurde die Villa als Bürogebäude vermietet<br />
und zum Verkauf angeboten.<br />
Gegenüber <strong>der</strong> Bergmann-Villa liegt die<br />
Villa Castan, erbaut 1865 für den Ofenfabrikanten<br />
Engelmann. Dieser besaß <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Straße 102 e<strong>in</strong>e Fabrik mit<br />
Brennöfen für die Kachelherstellung.<br />
1881 kaufte Louis Castan die Liegenschaft<br />
und nutzte das Betriebsgelände<br />
zur Herstellung lebensgroßer Wachsfiguren.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit se<strong>in</strong>em Bru<strong>der</strong><br />
Gustave betrieb er bereits ab 1869 das<br />
Berl<strong>in</strong>er Wachsfigurenkab<strong>in</strong>ett. Das<br />
Panoptikum wurde mehrfach erweitert,<br />
nahm ab 1888 vier Etagen e<strong>in</strong> und war<br />
Weiter <strong>in</strong> Richtung Glienicker Brücke<br />
fällt e<strong>in</strong> klassizistisches Bürogebäude<br />
auf, das Dienstgebäude <strong>der</strong> ehemaligen<br />
Wasserbaudirektion Kurmark <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Berl<strong>in</strong>er Straße 98-101. Das Gebäude<br />
wurde 1939-1940 nach Plänen von<br />
Werner March, dem Architekten des<br />
Berl<strong>in</strong>er Olympiastadions, errichtet.<br />
Er entwarf e<strong>in</strong>en fast 70 Meter langen<br />
Bau mit zwei Seitenflügeln und e<strong>in</strong>em<br />
Querriegel. Ab 1950 wurde das Gebäude<br />
<strong>in</strong> angepasstem Stil um Anbauten<br />
für das Zentrale Staatsarchiv <strong>der</strong> DDR<br />
erweitert und mehr als verdoppelt. Das<br />
Hauptgebäude war zu dieser Zeit Sitz<br />
<strong>der</strong> Sowjetischen Kontrollkommission.<br />
Heute wird das Gebäude durch die<br />
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
Ehemalige Wasserbaudirektion
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> 4<br />
Motive dafür s<strong>in</strong>d nie richtig aufgeklärt<br />
worden. Bredow hatte als engster<br />
Mitarbeiter des früheren Reichskanzlers<br />
Kurt von Schleicher Kenntnis über viele<br />
Interna aus dem Machtapparat. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
ist ihm dieses Wissen zum<br />
Verhängnis geworden.<br />
In dem Haus trafen sich danach weiterh<strong>in</strong><br />
regelmäßig Offiziere und Diplomaten,<br />
die dem Hitlerregime kritisch<br />
gegenüberstanden. Auch das bevorstehende<br />
Attentat auf Hitler am 20. Juli<br />
1944 war <strong>in</strong> diesen Kreisen bekannt.<br />
Nach dem Krieg diente die Villa zusammen<br />
mit den Häusern Menzelstraße<br />
5, 13/14, 15 und 16 dem sowjetischen<br />
Soldatensen<strong>der</strong> Wolga als Studio.<br />
und den Bundesforstbetrieb Westbrandenburg<br />
genutzt.<br />
In <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Straße 90 befand sich die<br />
bereits erwähnte Reichsführerschule<br />
<strong>der</strong> Hitlerjugend. Das Gebäude wurde<br />
1896 durch den Maurermeister Carl<br />
En<strong>der</strong>s als neobarocke Villa mit repräsentativer<br />
Loggia errichtet. Ab März<br />
1929 wurde sie e<strong>in</strong> jüdisches Mädchenheim,<br />
Außenstelle des Mädchenhauses<br />
Pankow e.V. Am 12. Juli 1933 eröffnete<br />
Reichsjugendführer Baldur von Schirach<br />
an dieser Stelle e<strong>in</strong>e Reichsführerschule<br />
<strong>der</strong> Hitlerjugend. Im folgenden Jahr<br />
erfolgte e<strong>in</strong> Umbau, bei dem <strong>der</strong> Fassadenschmuck<br />
abgeschlagen wurde, <strong>der</strong><br />
„unnötige Zierrat“ galt bei den Nazis als<br />
„verlogen und kitschig“. Die monumentalen<br />
Säulen <strong>der</strong> Schaufassade entsprachen<br />
offenbar dem Geltungsbedürfnis<br />
<strong>der</strong> Nazis und wurden erhalten.<br />
Direkt daneben bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Berl<strong>in</strong>er Straße 89 das Wohnhaus des<br />
Fabrikanten Wilhelm Herre, <strong>der</strong> auf dem<br />
Grundstück schräg gegenüber e<strong>in</strong>e<br />
Papier- und Dachpappenfabrik führte.<br />
Errichtet wurde die Villa im neobarocken<br />
Stil, wahrsche<strong>in</strong>lich durch den<br />
Hofmaurermeister Carl Partik. Mit ihrem<br />
gedrungenen Baukörper auf kle<strong>in</strong>em<br />
Grundstück und dem ausgebauten<br />
Berl<strong>in</strong>er Straße 90<br />
Mansarddach ist sie e<strong>in</strong> Beispiel für die<br />
e<strong>in</strong>setzende Abkehr vom leichten, aufgelockerten<br />
<strong>Villen</strong>stil <strong>der</strong> <strong>Vorstadt</strong>.<br />
Das Wohnhaus wird heute durch als<br />
E<strong>in</strong>richtungshaus genutzt. Man kann<br />
das Gebäude somit auch von <strong>in</strong>nen besichtigen<br />
und sich an orig<strong>in</strong>alen Türen,<br />
Treppen und Wandtäfelungen erfreuen.<br />
Im Dachgeschoss hat <strong>der</strong> Rechtsanwalt<br />
Peter Michael Diestel se<strong>in</strong>e Kanzlei, er<br />
war 1990 <strong>der</strong> erste frei gewählte Innenm<strong>in</strong>ister<br />
<strong>der</strong> DDR.<br />
In <strong>der</strong> Menzelstraße 3 bef<strong>in</strong>det sich die<br />
zweite Villa Castan, für Gustave Castan<br />
gebaut. Das Gebäude entstand 1870<br />
und steht mit se<strong>in</strong>em asymmetrisch<br />
geglie<strong>der</strong>ten Baukörper noch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Tradition <strong>der</strong> italienischen Turmvillen.<br />
Der Architekt ist nicht bekannt.<br />
Das Wohnhaus Menzelstraße 15 wurde<br />
1898 durch den Architekten Fritz En<strong>der</strong>s<br />
gebaut. 1919 kaufte die Familie von Bredow<br />
die Villa und mo<strong>der</strong>nisierte 1929<br />
die Fassade. Auf Wunsch <strong>der</strong> Hausherr<strong>in</strong><br />
Hannah von Bredow wurde sämtlicher<br />
Stuck entfernt.<br />
Generalmajor a. D. Ferd<strong>in</strong>and von Bredow<br />
wurde 1934 im Zusammenhang<br />
mit dem so genannten Röhm-Putsch<br />
von <strong>der</strong> SS verhaftet und ermordet. Die<br />
Nach dem Abzug <strong>der</strong> Russen wurde das<br />
Gebäude an die Familie von Bredow<br />
rückübertragen und dann an e<strong>in</strong> Bauunternehmen<br />
verkauft, das es sanierte<br />
und um e<strong>in</strong>en Anbau ergänzte.<br />
Menzelstraße 15 und Menzelstraße<br />
13/14 haben ihre Schauseite nicht auf<br />
die Straße, son<strong>der</strong>n sie stehen diagonal.<br />
Zwischen beiden war nämlich e<strong>in</strong>e<br />
Querstraße geplant, die aber nie gebaut<br />
wurde. So ist auch <strong>der</strong> große parkähnliche<br />
Garten zu erklären. Das Haus wurde<br />
ebenfalls durch Bauunternehmer Fritz<br />
Menzelstraße 13/14
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> 5<br />
billigen, schnell zu errichteten Häusern<br />
gab. Es entstanden Typen wie „bürgerliches<br />
Wohnhaus“ und „oberbayrisches<br />
Ferienhaus“. Das Haus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bert<strong>in</strong>istraße<br />
ist im nordischen Stil gehalten, mit<br />
Anklängen an die Matrosenstation <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Schwanenallee.<br />
Ab 1926 war Konrad Wachsmann<br />
bereits Chefarchitekt bei Christoph &<br />
Unmack. Er ist bekannt als Architekt<br />
des E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>hauses <strong>in</strong> Caputh, errichtet<br />
1928/29. Auch Stülzel arbeitete zu<br />
dieser Zeit für die Holzbaufirma.<br />
En<strong>der</strong>s errichtet, <strong>in</strong> diesem Fall aber für<br />
den Eigenbedarf. Der markante Giebel<br />
und Schmuck im üppigen Neobarock<br />
s<strong>in</strong>d erhalten und wurden liebevoll<br />
restauriert.<br />
Die kle<strong>in</strong>e Villa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Menzelstraße 12 b<br />
war das Haus des <strong>Potsdam</strong>er Bauvere<strong>in</strong>s,<br />
das 1873/74 als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> ersten<br />
nach <strong>der</strong> Villa Schön<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> dieser<br />
Gegend entstand. Hofmaurermeister<br />
Ernst Petzholtz war Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />
Vere<strong>in</strong>s, <strong>der</strong> allerd<strong>in</strong>gs – abgesehen von<br />
dem Vere<strong>in</strong>shaus – wenig zum Zuge<br />
kam und 1990 aufgelöst wurde. Erbaut<br />
wurde die Villa vom Hofmaurermeister<br />
Ernst Petzholtz, <strong>der</strong> <strong>in</strong> dieser frühen<br />
Phase se<strong>in</strong>es Schaffens noch vom Klassizismus<br />
bee<strong>in</strong>flusst war. So entstand<br />
e<strong>in</strong> schlichter Bau mit e<strong>in</strong>er zentralen<br />
vorspr<strong>in</strong>genden Loggia.<br />
Die Villa Menzelstraße 11 wurde 1894-<br />
95 durch den Hofmaurermeister Ernst<br />
Petzholtz <strong>in</strong> eigenem Auftrag entworfen<br />
und ausgeführt. Turm mit Rundhelm,<br />
Mansardwalmdach, ovale Fenster<br />
und stützende Frauenskulpturen <strong>in</strong> den<br />
Fensterstürzen s<strong>in</strong>d kennzeichnend für<br />
diesen Bau im Stile des Historismus und<br />
den Hofmaurer.<br />
Bemerkenswert an dieser Stelle ist <strong>der</strong><br />
Übergang zur Kle<strong>in</strong>serie im <strong>Villen</strong>bau.<br />
Böckl<strong>in</strong>straße 5<br />
So steht e<strong>in</strong>e nach gleichem Grundriss<br />
1897 bis 1898 errichtete Villa <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Alleestraße 6a <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nauener <strong>Vorstadt</strong>,<br />
jedoch ist diese im normannischen Burgenstil<br />
<strong>in</strong> Backste<strong>in</strong> und mit Ecktürmchen<br />
ausgeführt worden. Außerdem<br />
fehlt dort <strong>der</strong> Saalanbau.<br />
Zu DDR-Zeiten wurde die Menzelstraße<br />
11 als Fachschule für Archivwesen<br />
genutzt, <strong>der</strong>en Ausbildung ab 1992 <strong>in</strong><br />
die Fachhochschule <strong>Potsdam</strong> <strong>in</strong>tegriert<br />
wurde.<br />
Die Menzelstraße mündet <strong>in</strong> die Böckl<strong>in</strong>straße,<br />
rechts liegt <strong>der</strong> Jungfernsee,<br />
l<strong>in</strong>ks verläuft sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igem Abstand parallel<br />
zum Hasengraben. Nach etwa 300<br />
Metern stößt man auf e<strong>in</strong> Holzhaus mit<br />
auffälligen Spitzgauben und weiteren<br />
expressionistischen Details. Die Böckl<strong>in</strong>straße<br />
5 wurde 1927 von Karl Stützel<br />
für den Teltower Kronenapotheker Otto<br />
Mersmann errichtet.<br />
Realisiert wurde das Projekt von <strong>der</strong><br />
Holzbaufirma Christoph & Unmack aus<br />
Niesky <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Holzwandbauweise,<br />
wobei vorgefertigte Platten vor Ort zu<br />
e<strong>in</strong>em Haus zusammengefügt wurden.<br />
Diese zuerst durch das preußische Militär<br />
genutzte Technologie war überaus<br />
erfolgreich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nach dem 1.<br />
Weltkrieg, als es e<strong>in</strong>en großen Bedarf an<br />
Die Böckl<strong>in</strong>straße mündet <strong>in</strong> die Seestraße.<br />
Diese Straße ist noch verhältnismäßig<br />
jung. Die <strong>Villen</strong>kolonie wurde<br />
durch Stichstraßen von <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />
Straße aus erschlossen, <strong>der</strong>en Vorläufer<br />
die Mühlenwege waren. Wegen<br />
<strong>der</strong> guten W<strong>in</strong>dverhältnisse standen<br />
Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts mehrere<br />
W<strong>in</strong>dmühlen am Ufer des Heiligen<br />
Sees. Benannt waren diese Straßen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> nach den Orten<br />
siegreicher Schlachten im deutsch-französischen<br />
Krieg 1870/1871. Die Umbenennung<br />
nach berühmten Malern<br />
erfolgte 1950.<br />
Die Seestraße bildete die Verb<strong>in</strong>dung<br />
zwischen den Stichstraßen. Noch um<br />
1920 war sie nur abschnittsweise ausgebaut.<br />
Der jüngste Straßenabschnitt<br />
zwischen <strong>der</strong> Ludwig-Richter-Straße<br />
Villa Rumpf
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> 6<br />
Besitzern: Villa Metz, Villa Kamenke.<br />
Heute ist sie Sitz <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>k<strong>in</strong>d Verwaltungs<br />
GmbH und weiterer Firmen.<br />
Das Gebäude stammt aus dem Jahr<br />
1913. Wanda und Otto Metz hatten<br />
das Grundstück mit e<strong>in</strong>em Haus im<br />
Rohbau erworben. Diesen ließ die<br />
Familie aber teilweise wie<strong>der</strong> abreißen,<br />
um e<strong>in</strong> würdiges Gegenüber für das<br />
Marmorpalais zu schaffen. Die eigentliche<br />
Schaufassade mit e<strong>in</strong>em Saal und<br />
bodentiefen Rundbogenfenstern liegt<br />
auf <strong>der</strong> Seeseite.<br />
Villa Wun<strong>der</strong>k<strong>in</strong>d<br />
Ausführen<strong>der</strong> Architekt war <strong>der</strong> junge<br />
Paul Renner, <strong>der</strong> hier noch im neoklassizistischen<br />
Stil baute. Später verwirklichte<br />
er mo<strong>der</strong>ne Industriebauten wie das<br />
“Eternit”-Haus am Ernst-Reuter-Platz <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>. Die Architektur war aber nur e<strong>in</strong>es<br />
se<strong>in</strong>er Tätigkeitsfel<strong>der</strong> – als Typograf<br />
entwickelte er die Schriftart “Futura”.<br />
und dem Mühlenweg wurde erst 1926<br />
ausgebaut.<br />
An <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Kreuzung mit <strong>der</strong><br />
Ludwig-Richter-Straße liegt mit <strong>der</strong><br />
Hausnummer 17 die Villa Rumpf. Das<br />
Haus liegt etwas versteckt am Seeufer.<br />
Errichtet wurde es im Stile des holländischen<br />
Neobarock für den aus Würzburg<br />
zugezogenen Kunstmaler Fritz Rumpf.<br />
Rumpf war <strong>Potsdam</strong>er Stadtverordneter<br />
sowie Vorstandsmitglied im Museumsvere<strong>in</strong><br />
und im Kunstvere<strong>in</strong>. Er stammte<br />
aus e<strong>in</strong>er Frankfurter Bankiersfamilie,<br />
die ihm se<strong>in</strong>e vielfältigen künstlerischen<br />
Ambitionen f<strong>in</strong>anziell ermöglichte.<br />
Rumpf <strong>in</strong>itiierte den „<strong>Potsdam</strong>er<br />
Kunstsommer“ und sorgte so dafür,<br />
dass <strong>in</strong> den 1920er Jahren Künstler <strong>der</strong><br />
Avantgarde zu Ausstellungen <strong>in</strong> die<br />
Orangerie von Sanssouci kamen. Dazu<br />
gehörten die Maler Max Liebermann,<br />
Max Slevogt und Lovis Cor<strong>in</strong>th. Im Vere<strong>in</strong><br />
des 1909 gegründeten Stadtmuseums<br />
kümmerte er sich um den Ankauf<br />
von Kunstwerken und stellte außerdem<br />
rund 500 Werke aus se<strong>in</strong>em Privatbesitz<br />
zur Verfügung.<br />
Auch die Architekten Peter Behrens und<br />
Henry van de Velde sowie Gustav Meyer<br />
gehörten zum Freundeskreis von des<br />
vermögenden Hausbesitzers und Mäzens.<br />
Meyer war es auch, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>erzeit<br />
die Villa Rumpf errichten durfte. Zuvor<br />
hatte er die Innenausstattung des<br />
Reichstages gestaltet. Für acht massive,<br />
gewundene Eichensäulen im Inneren<br />
<strong>der</strong> Villa verwendete er angeblich Hölzer,<br />
die auf <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Großbaustelle<br />
übriggeblieben waren.<br />
Das Haus ist aus rotem Backste<strong>in</strong>, auf<br />
<strong>der</strong> Seeseite bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Turm mit<br />
glockenförmig gestalteter Haube. Damit<br />
nimmt es Bezug auf die Torhäuser<br />
zum Neuen Garten, die geschweiften<br />
Giebel er<strong>in</strong>nern an das Holländische<br />
Etablissement. Villa Rumpf ist Beispiel<br />
dafür, wie königliche Bauten <strong>in</strong> <strong>Potsdam</strong><br />
stilbildend wirkten.<br />
1945 brannte die Villa aus und wurde<br />
mit Verän<strong>der</strong>ungen wie<strong>der</strong>hergestellt.<br />
Zu DDR-Zeiten und bis <strong>in</strong> die 1990er<br />
Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> war die Villa Rumpf wie<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong> Künstlerhaus. Teilweise restauriert<br />
wurde sie durch Mieter wie den Szenenbildner<br />
Peter Wilde, den Maler Christian<br />
He<strong>in</strong>ze und den Grafiker Manfred<br />
Nitsche, die dort ihre Ateliers hatten. Im<br />
Jahr 2000 ersteigerte <strong>der</strong> Designer Wolfgang<br />
Joop die Villa aus e<strong>in</strong>er Insolvenz<br />
heraus und sanierte sie.<br />
Die Villa Wun<strong>der</strong>k<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seestraße<br />
35-37 wechselte ihren Namen mit den<br />
In den 20er Jahren kaufte Otto Kamenke<br />
die Villa, Senatspräsident am<br />
preußischen Oberverwaltungsgericht.<br />
Im Haus wohnte Ende 1943 bis zum<br />
28. Juli 1944 Ulrich von Hassell. Der<br />
Diplomat vermittelte ab 1939 zwischen<br />
verschiedenen konservativen Wi<strong>der</strong>standsgruppen.<br />
Er unterstützte das<br />
Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944,<br />
<strong>in</strong>dem er Kontakte zu den Westalliierten<br />
herstellte. Bei Erfolg <strong>der</strong> Operation wäre<br />
er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übergangsregierung deutscher<br />
Außenm<strong>in</strong>ister geworden. Hassell<br />
wurde vom Volksgerichtshof zum Tode<br />
verurteilt und <strong>in</strong> Plötzensee gehängt.<br />
Von 1958 bis zum Tag <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igung<br />
war die Seestraße 35-37 Sitz <strong>der</strong><br />
britischen Militärverb<strong>in</strong>dungsmission.<br />
Die E<strong>in</strong>richtung dieser Dienststellen<br />
geht auf zweiseitige Verträge zurück,<br />
abgeschlossen zwischen <strong>der</strong> Sowjetunion<br />
und <strong>der</strong> jeweiligen Westmacht.<br />
Die Missionen wurden 1946 und 1947<br />
e<strong>in</strong>gerichtet, um nach vermissten Soldaten<br />
zu suchen und die Demilitarisierung<br />
Deutschlands zu überwachen. Im<br />
Kalten Krieg wurden sie zur Spionage<br />
im jeweils an<strong>der</strong>en Teil Deutschlands<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Mit ihrer vertraglich geregelten<br />
Stärke von 31 Mann war die<br />
britische Militärverb<strong>in</strong>dungsmission die<br />
größte <strong>in</strong> <strong>der</strong> sowjetischen Besatzungs-
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> 7<br />
e<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>wochenheim, dann e<strong>in</strong>e<br />
normale städtische Kita. Seit dem Jahr<br />
2000 ist das Evangelische Jugend- und<br />
Fürsorgewerk (EJF) Träger <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung.<br />
zone. Die amerikanische Mission hatte<br />
ihren Sitz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Villa von Dir<strong>in</strong>gshofen<br />
<strong>in</strong> Neu Fahrland.<br />
Die französische Militärverb<strong>in</strong>dungsmission<br />
befand sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seestraße 40<br />
und Seestraße 41/42, wobei das kle<strong>in</strong>ere<br />
Backste<strong>in</strong>haus Nr. 40 als Wohnhaus<br />
diente. Bauherr und Architekt für das<br />
Haus war im Jahre 1925 <strong>der</strong> damalige<br />
Stadtbaudirektor von Luckenwalde, Josef<br />
Bischof. Die Bauart mit geschwungenem<br />
Bodenb<strong>in</strong><strong>der</strong>dach kommt aus dem<br />
ländlichen Siedlungsbau und bietet den<br />
Vorteil e<strong>in</strong>es hohen, ausbaubaren Dachgeschosses.<br />
E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvolles Beispiel<br />
dafür ist die Siedlung “Am Anger” <strong>in</strong><br />
Luckenwalde.<br />
Vor dem Haus Seestraße 41/42 weht die<br />
Fahne von Equador, es ist die Residenz<br />
des Botschafters. Das Gebäude wurde<br />
1925 als Landhaus Prölls durch den<br />
Architekten Paul Karchow errichtet.<br />
Seestraße 40<br />
Das Landhaus Rub<strong>in</strong>ski <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seestraße<br />
45 wurde 1912 für den jüdischen<br />
Kaufhausbesitzer Julius Rub<strong>in</strong>ski erbaut.<br />
Später lebte dort e<strong>in</strong> jüdisches Arztehepaar.<br />
Nach <strong>der</strong> Enteignung durch die<br />
Nazis hatte <strong>der</strong> <strong>Potsdam</strong>er Polizeipräsident<br />
He<strong>in</strong>rich Dolega-Kozierowski dort<br />
se<strong>in</strong>en Wohnsitz. Zu DDR-Zeiten war es<br />
das „Haus des Lehrers“. 2005 kaufte <strong>der</strong><br />
Modedesigner Wolfgang Joop die Immobilie<br />
bei e<strong>in</strong>er Zwangsversteigerung.<br />
Wo <strong>der</strong> Mühlenweg die Seestraße<br />
kreuzt, ist <strong>der</strong> Heilige See frei zugänglich.<br />
In <strong>der</strong> Seestraße 43 bef<strong>in</strong>det sich<br />
das Landhaus Andreae. Es wurde für<br />
den Rittmeister August Andrae gebaut.<br />
Zum Ensemble gehören e<strong>in</strong> zweigeschossiger<br />
Pferdestall mit Kutscherwohnung,<br />
sowie als Verb<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
Küchentrakt. Andreae war <strong>der</strong> Chef des<br />
Fuhrparks <strong>der</strong> Hohenzollern. Das Haus<br />
war bereits mit e<strong>in</strong>er Zentralheizung,<br />
mehreren Bä<strong>der</strong>n und e<strong>in</strong>em Küchenaufzug<br />
ausgestattet.<br />
Gebaut wurde Landhaus Andreae durch<br />
den Architekten Paul Schultze-Naumburg,<br />
<strong>der</strong> zeitgleich Schloss Cecilienhof<br />
errichtete. Er gehörte zu den führenden<br />
Architekten <strong>der</strong> Heimatschutzbewegung,<br />
die nach dem Ersten Weltkrieg<br />
e<strong>in</strong>e regional verbundene Material- und<br />
Formensprache entwickelte. Zur Zeit<br />
des Faschismus war er Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />
„Kampfbundes für die deutsche Kultur“<br />
und lieferte mit se<strong>in</strong>em Buch „Kunst und<br />
Rasse“ die Grundlage für die Verfolgung<br />
„entarteter Kunst“.<br />
Anfang <strong>der</strong> 1940er Jahre verkaufte die<br />
Familie das Grundstück an die Stadt<br />
und zog weg. Ab 1951 war das Landhaus<br />
Andreae zunächst e<strong>in</strong> Heim für<br />
elternlose Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>, er, später kurzzeitig<br />
An <strong>der</strong> nächsten Ecke mündet die Seestraße<br />
<strong>in</strong> die Mangerstraße e<strong>in</strong>. Sie ist<br />
nach He<strong>in</strong>rich Ludwig Manger benannt,<br />
<strong>der</strong> als Bau<strong>in</strong>spektor unter Friedrich II.<br />
wirkte und für die Kostenkalkulationen<br />
verantwortlich war. Beim Neuen Palais<br />
mit <strong>der</strong> Folge, dass Friedrich II. ihm Untreue<br />
und schlechte Geschäftsführung<br />
vorwarf und ihn <strong>in</strong>haftieren ließ. Wenig<br />
später starb Friedrich II. Unter se<strong>in</strong>em<br />
Nachfolger Friedrich Wilhelm II. kam<br />
Manger frei und bekam e<strong>in</strong>e Stelle als<br />
Garten<strong>in</strong>spektor. Er hatte sich aber auch<br />
schon zuvor mit Obstbau und Gärtnerei<br />
beschäftigt. Mangers Garten befand<br />
sich ganz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe, Berl<strong>in</strong>er Straße/<br />
Ecke Behlertstraße.<br />
Das zweite Haus auf <strong>der</strong> Seeseite ist die<br />
Villa Kellermann, Mangerstraße 34-36.<br />
Gebaut wurde sie 1914 für den Zeremonienmeister<br />
W. von Hardt durch den<br />
Architekten A. Günther. Das Haus wurde<br />
mit e<strong>in</strong>em Speisenaufzug und sogar<br />
e<strong>in</strong>er eigenen Tankstelle ausgestattet.<br />
Zeitweilig wohnte dort Erbpr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />
Christ<strong>in</strong>a zu Salm Salm, die e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong><br />
von Kronpr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Cecilie war.<br />
Kronpr<strong>in</strong>z Friedrich-Wilhelm ließ die<br />
italo-amerikanische Sopranist<strong>in</strong> Gerald<strong>in</strong>e<br />
Farrar dort unterbr<strong>in</strong>gen. Die Sänge-<br />
Landhaus Rub<strong>in</strong>ski
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> 8<br />
Eigentümer se<strong>in</strong>en Mieter Maximilian<br />
Dreier, <strong>der</strong> als Pächter mit langfristigem<br />
Vertrag ab 1990 <strong>in</strong> dem Haus e<strong>in</strong><br />
gut gehendes italienisches Restaurant<br />
betrieb. So verschreckte Rey e<strong>in</strong>e Hochzeitsgesellschaft,<br />
<strong>in</strong>dem er Autonome<br />
zur Party <strong>in</strong> den Garten e<strong>in</strong>lud und Bier<br />
und Hundefutter spendierte.<br />
Ab 2002 stand die Villa Kellermann<br />
unter Zwangsverwaltung, 2005 wurde<br />
an Hans-Joachim San<strong>der</strong> verkauft, <strong>der</strong><br />
mit e<strong>in</strong>er Wella-Erb<strong>in</strong> verheiratet ist. Das<br />
Gebäude steht zurzeit leer. Dreier war<br />
noch bis 2008 Pächter <strong>der</strong> Villa, danach<br />
führte er für e<strong>in</strong>ige Zeit das Restaurant<br />
„Massimo 18“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mittelstraße 18<br />
(Hollän<strong>der</strong> Viertel).<br />
r<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Oper wurde nachts über<br />
den See geru<strong>der</strong>t, um sie unerkannt <strong>in</strong>s<br />
Marmorpalais zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Später wechselten die Eigentümer<br />
häufig. Der letzte private Besitzer war<br />
<strong>der</strong> jüdische Bankier Emil Wittenberg,<br />
e<strong>in</strong> zeitweiliges Vorstandsmitglied <strong>der</strong><br />
Nationalbank. Er g<strong>in</strong>g 1932 nach Südfrankreich<br />
und von dort nach New York.<br />
Nach <strong>der</strong> Enteignung durch die Nazis<br />
nutzte die Oberste Heeresleitung die<br />
Villa. In den letzten Kriegswochen hatte<br />
<strong>der</strong> Kommandant <strong>der</strong> eilig zusammengestellten<br />
„Infanterie-Division <strong>Potsdam</strong>“,<br />
Gustav Adolf von Wulffen, dort se<strong>in</strong>en<br />
Dienstsitz.<br />
Mit großer Geste schenkte <strong>der</strong> sowjetische<br />
Kulturoffizier, General Scharow, die<br />
Villa an den proletarischen Maler Otto<br />
Nagel, <strong>der</strong> gerade mit se<strong>in</strong>er russischen<br />
Ehefrau Wally aus dem Moskauer Exil<br />
zurückgekehrt war. Nagel, <strong>der</strong> zu den<br />
Grün<strong>der</strong>n des Kulturbundes zählte,<br />
übertrug die Villa dem Kulturbund.<br />
Bernhard Kellermann war von 1945<br />
bis kurz vor se<strong>in</strong>em Tod 1951 <strong>der</strong> erste<br />
Vorsitzende des „Kulturbund zur demokratischen<br />
Erneuerung Deutschlands“.<br />
Ab 1956 wurde das Kulturbundhaus<br />
<strong>in</strong> <strong>Potsdam</strong> nach dem Schriftsteller<br />
benannt. In diesem Haus trafen sich Natur-<br />
und Heimatforscher, Philatelisten,<br />
Villa Kellermann<br />
Hobbyfotografen und an<strong>der</strong>e mehr. Die<br />
Russen wollten Kellermann für das Amt,<br />
weil dieser <strong>in</strong>ternationalen Ruf genoss.<br />
Se<strong>in</strong> 1913 erschienener Roman „Der<br />
Tunnel“ wurde <strong>in</strong> 25 Sprachen übersetzt<br />
und brachte dem Autoren alle<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> den ersten zehn Jahren mehr als e<strong>in</strong>e<br />
Million Euro Goldmark Honorar e<strong>in</strong>. „Der<br />
Tunnel“ ist e<strong>in</strong> düster-utopischer Roman,<br />
<strong>der</strong> vom Bau e<strong>in</strong>er unterirdischen<br />
Verb<strong>in</strong>dung von Europa nach Amerika<br />
handelt. Kellermann wurde von den Nazis<br />
wegen se<strong>in</strong>es kommunismusfreundlichen<br />
Romans „Der neunte November“<br />
geächtet.<br />
Als jüdisches Eigentum g<strong>in</strong>g die Villa<br />
nach <strong>der</strong> Wende <strong>in</strong> den Besitz <strong>der</strong> Jewish<br />
Claims Conference über. Diese<br />
verwertete weltweit jüdischen Besitz,<br />
<strong>der</strong> von den Nazis enteignet wurde,<br />
und entschädigte die Opfer und <strong>der</strong>en<br />
Nachkommen.<br />
Die Villa Kellermann war nach dem<br />
Verkauf durch den Fonds im Besitz des<br />
dubiosen Unternehmensberaters Johannes<br />
Rey, dem gleich mehrere <strong>Villen</strong><br />
am Heiligen See gehörten, nämlich<br />
auch noch die hier bereits vorgestellte<br />
Villa Rumpf und das Landhaus Rub<strong>in</strong>ski.<br />
Rey und die Villa Kellermann s<strong>in</strong>d<br />
aber noch mal e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Kapitel.<br />
Vor aller Öffentlichkeit mobbte <strong>der</strong><br />
Der letzte Abschnitt des Spazierganges<br />
steht für den herrschaftlichen Wohnungsbau,<br />
dazu gehen Sie wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
paar Schritte zurück und folgen <strong>der</strong><br />
Mangerstraße <strong>in</strong> Richtung Berl<strong>in</strong>er<br />
Straße. Mietpaläste für Adel und hohe<br />
Staatsbeamte mit <strong>der</strong> üppigen Formenvielfalt<br />
<strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit wurden dort<br />
gebaut. Geprägt wurde diese Straße<br />
durch den Bauherrn und Hofbau- und<br />
Hofmaurermeister Friedrich Ernst Petzholtz.<br />
Er f<strong>in</strong>anzierte und baute die <strong>Villen</strong><br />
und Mietpaläste, um sie zu verkaufen.<br />
Rund 200 Angestellte arbeiteten im<br />
ausgehenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>t für den<br />
größten <strong>Potsdam</strong>er Bauunternehmer.<br />
Im Bemühen, es se<strong>in</strong>en Kunden recht zu<br />
machen, gestaltete er die Mangerstraße<br />
zu e<strong>in</strong>em Schaufenster des Eklektrizismus.<br />
Das erfolgte mit Phantasie, viel<br />
Liebe zum Detail und handwerklichem<br />
Geschick, so dass es alle im folgenden<br />
vorgestellten Häuser auf die Denkmalliste<br />
schafften.<br />
Das Mietshaus Mangerstraße 14 wurde<br />
1895 von Friedrich Ernst Petzholtz erbaut,<br />
ist lebhaft geglie<strong>der</strong>t und reich im<br />
neobarocken Stil geschmückt. Die Lage<br />
auf e<strong>in</strong>em Eckgrundstück ist mit e<strong>in</strong>em<br />
sechseckigen Wohnturm betont. Im<br />
Gebäude bef<strong>in</strong>den sich elf Wohnungen,<br />
ke<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>er als 115 Quadratmeter. Das<br />
Gebäude wurde 2002 grundlegend saniert.<br />
Hauptproblem war dabei e<strong>in</strong> um<br />
26 Zentimeter abgesackter Seitenflügel<br />
– das Haus stand auf e<strong>in</strong>er Torfl<strong>in</strong>se.
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> 9<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mangerstraße<br />
23 e<strong>in</strong>e komprimierte Ausgabe geworden,<br />
nicht mehr ländliche Villa, wie sie<br />
Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts noch gebaut<br />
werden konnte, son<strong>der</strong>n städtisches<br />
Miethaus.<br />
Mangerstraße 14<br />
Das Haus Mangerstraße 15-19 ist <strong>der</strong><br />
jüngste Petzholtz-Bau <strong>in</strong> diesem Ensemble.<br />
Es entstand 1901 bis 1902 mit<br />
Hauptgebäude und zwei Seitenflügeln.<br />
H<strong>in</strong>ter dem Mittelrisalit verbirgt sich e<strong>in</strong><br />
zentrales Treppenhaus, von dem jeweils<br />
zwei Acht-Zimmer-Wohnungen zu erreichen<br />
s<strong>in</strong>d. Wegen dieser Großzügigkeit<br />
ist das Haus auch als Mietpalast bekannt.<br />
Der neoklassizistische Baukörper<br />
tritt h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er Vielzahl von Schmuckelementen<br />
<strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund. Wir<br />
Zwischen Tiefem und Heiligem See ist<br />
e<strong>in</strong> morastiger Grund und für Bauten<br />
auf diesem Gelände waren immer<br />
massive Erdaufschüttungen und/o<strong>der</strong><br />
Pfahlgründungen nötig. Zur Reparatur<br />
des Schadens erfolgte unter <strong>der</strong> historischen<br />
Bausubstanz e<strong>in</strong>e Neugründung<br />
mit Stahlbohrpfählen. Außerdem war<br />
das Kuppeldach neu zu bauen, das<br />
nach Kriegszerstörung durch e<strong>in</strong> flaches<br />
Behelfsdach ersetzt worden war.<br />
Bauherren für die Generalsanierung <strong>der</strong><br />
Mangerstraße 14 sowie 15-19 waren die<br />
Mangerstraße 26<br />
Journalist<strong>in</strong> Georgia Tornow und <strong>der</strong> als<br />
Sat.1-Mo<strong>der</strong>ator bekannte Ulrich Meyer.<br />
Das Haus verfügt mit Gesims, Stuckornamenten<br />
und Säulen, Türmchen,<br />
Kuppel und Gauben über reichlich<br />
Schmuck.<br />
Nicht m<strong>in</strong><strong>der</strong> augenfällig ist das Wohnhaus<br />
Mangerstraße 26. Auf dem Run<strong>der</strong>ker<br />
thront e<strong>in</strong> Adler, die Mittelachse<br />
ist durch e<strong>in</strong>en tempelförmigen Aufbau<br />
betont und Frauenfiguren wurde e<strong>in</strong>e<br />
tragende Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Architektur zuteil,<br />
als Stütze <strong>der</strong> Balkone. Gelber Backste<strong>in</strong><br />
ist <strong>in</strong> Dekorationen aus rotem Sandste<strong>in</strong><br />
gefasst. Die eisernen Türornamente s<strong>in</strong>d<br />
mit Blattgold belegt. Das denkmalgeschützte<br />
Gebäude wurde 1996 durch<br />
e<strong>in</strong>en Bochumer Unternehmer orig<strong>in</strong>algetreu<br />
restauriert.<br />
Das Doppelhaus Mangerstraße 24/25<br />
war das älteste im Petzholtzschen Ensemble.<br />
Erbaut wurde es 1892-1893 mit<br />
e<strong>in</strong>er spätklassizistischen Grundstruktur<br />
mit vorspr<strong>in</strong>genden Eckrisaliten. Die<br />
schlichte Bauform wurde jedoch durch<br />
venezianische Rundbogenfenster und<br />
Figurenschmuck dem grün<strong>der</strong>zeitlichen<br />
Geschmack angepasst.<br />
Für das Wohnhaus Mangerstraße 23<br />
hat Petzholtz <strong>in</strong> den Jahren 1893-1894<br />
Anleihen beim Tudorstil genommen.<br />
Schloss Babelsberg o<strong>der</strong> noch mehr die<br />
Villa Thummeley (Berl<strong>in</strong>er Straße 29)<br />
sche<strong>in</strong>en als Vorlage gedient zu haben.<br />
Mangerstraße 15-19<br />
f<strong>in</strong>den wie<strong>der</strong> Frauenskulpturen <strong>in</strong> den<br />
Fensterstürzen, muschelförmige Balkone,<br />
und e<strong>in</strong>e Loggia mit e<strong>in</strong>er gemalten<br />
griechischen Landschaft.<br />
Die Mangerstraße macht jetzt e<strong>in</strong>en<br />
Knick und führt zurück an den Ausgangspunkt<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Straße. Nach<br />
dem langen Spaziergang haben Sie<br />
sich Erholung verdient, e<strong>in</strong>e Pause am<br />
Havelufer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schiffbauergasse o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>en Restaurantbesuch.
<strong>Villen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Vorstadt</strong> 10<br />
Gaststätten-Tipp<br />
• „Lokalität“, Berl<strong>in</strong>er Straße 67,<br />
deutsche Küche, Biergarten mit<br />
Blick auf den Tiefen See , Kegelbahn,<br />
Öffnungszeiten Di. ab 16 Uhr,<br />
Mi. bis So. ab 11:30 Uhr,<br />
feiertags ab 12 Uhr<br />
• „Garage du Pont “, historische<br />
Tankstelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Straße 88,<br />
Angebot mit vorwiegend französischen<br />
Speisen,<br />
Öffnungszeiten Mo. bis Fr. 11 bis<br />
23 Uhr,<br />
Sa. + So. 9 bis 23 Uhr,<br />
feiertags: 9 bis 23 Uhr<br />
Ausruhen<br />
• Am kreisrunden Ufer neben <strong>der</strong><br />
Vila Schön<strong>in</strong>gen, großflächiger Rasen<br />
mit Sitzmöglichkeiten am Ufer<br />
des Tiefen Sees<br />
Toiletten<br />
• Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
(zu den Bürozeiten)<br />
Wall-Toilette Am Lustgarten<br />
Anreise<br />
• ab : S <strong>Potsdam</strong> Hbf mit<br />
Tram 93/ Glienicker Brücke<br />
bis : Haltestelle Schiffbauergasse/<br />
Berl<strong>in</strong>er Str.<br />
Impressum<br />
Bouché Medienservice<br />
www.bouche-medienservice.de<br />
Dennis-Gabor-Str. 2<br />
14469 <strong>Potsdam</strong><br />
post@bouche-medienservice.de<br />
Tel.: 0331 2803845<br />
• Text: Bolko Bouché<br />
• Fotos: Stefan Specht,<br />
Juliane Polgar<br />
• Grafik: Susann Koschnick<br />
Redaktionsschluss: Juni 2013