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Die diskursive Verfasstheit der Ökonomie.<br />

Eine diskurstheoretische Perspektive<br />

von Joscha Wullweber<br />

<strong>Paper</strong> für die gemeinsame Tagung „Kapitalismustheorien“<br />

von ÖGPW und DVPW, Sektion Politik und Ökonomie, am 24. und 25. April 2009 in Wien<br />

http://www.oegpw.at/tagung09/<br />

<strong>Paper</strong> id: AG2b_wullweber<br />

(URL: http://www.oegpw.at/tagung09/papers/ AG2b_wullweber.pdf)


Die diskursive Verfasstheit der Ökonomie.<br />

Eine diskurstheoretische Perspektive<br />

<strong>Paper</strong> für die gemeinsame Tagung „Kapitalismustheorien“<br />

von ÖGPW und DVPW, Sektion Politik und Ökonomie, am 24. und 25. April<br />

Gliederung:<br />

2009 in Wien<br />

DRAFT VERSION<br />

Joscha Wullweber<br />

Fachgebiet "Globalisierung & Politik"<br />

Universität Kassel<br />

j.wullweber@jpberlin.de<br />

1. Die Regulationstheorie als Startpunkt................................................................2<br />

2. Kritik und Erweiterung des regulationstheoretischen Ansatzes.........................4<br />

3. Ansatz einer hegemonie- und diskurstheoretischen Perspektive......................8<br />

3.1 Ökonomie als Form...............................................................................................8<br />

3.2 Relationalität der Ökonomie................................................................................10<br />

3.3 Raum-zeitliche und historische Spezifität der Ökonomie.....................................11<br />

3.4 Krisen und historische Kontingenz......................................................................13<br />

3.5 Iterative Handlungen und das Primat des Politischen.........................................15<br />

4. Resümee und Ausblick.....................................................................................17<br />

5. Literatur.............................................................................................................19


Joscha Wullweber<br />

Zusammenfassung:<br />

"It is possible to say that IPE has been particularly resistant to poststructural<br />

intervention" (Goede 2006: 1).<br />

In meinem Beitrag möchte ich eine diskurstheoretische Perspektive auf die Ökonomie eröffnen.<br />

Im ersten Teil dieses <strong>Paper</strong>s steht die kritische Beschäftigung mit der Regulationstheorie im<br />

Vordergrund. Auf Grundlage dieser Auseinandersetzung wird im zweiten Teil eine hegemonie-<br />

und diskurstheoretische Perspektive auf die Politische Ökonomie entworfen.<br />

1. Die Regulationstheorie als Startpunkt<br />

Als Startpunkt einer diskurstheoretischen Perspektive bietet sich die kritische Auseinanderset-<br />

zung mit der Regulationstheorie aus verschiedenen Gründen an. Erstens liefert diese bestim-<br />

mte theoretische Werkzeuge zur Analyse konkreter, auf Profit orientierter und marktwirtschaft-<br />

lich organisierter Produktionsweisen. Zweitens begreift sie sozio-ökonomische Konstellationen<br />

als spezifische und prekäre raum-zeitliche Stabilisierungen, ist also offen für die Theoretisier-<br />

ung historischer sozio-ökonomischer Veränderungen. Und drittens ist die Regulationstheorie –<br />

wie noch zu zeigen ist – durch Dekonstruktion bestimmter essentialistischer Momente mit einer<br />

poststrukturalistischen und hegemonietheoretischen Ontologie vereinbar.<br />

Die Regulationstheorie, deren Grundsteine vor allem von Aglietta (1979), Boyer (1990a) und<br />

Lipietz (1987) gelegt wurden und die u.a. auf der Kritik des strukturellen Marxismus‘ Althussers<br />

basiert, hat sich zum Ziel gesetzt, die Veränderungsprozesse der, nach Ansicht der Regulation-<br />

stheorie, potenziell krisenhaften kapitalistischen Gesellschaften und deren Formen<br />

fortwährender Stabilisierungsarbeit zu beschreiben. 1 An dieser Stelle wird auf diejenigen<br />

Ansätze der Regulationstheorie rekurriert, die von der Grundannahme ausgehen, dass diese<br />

Entwicklung analytisch durch eine Abfolge voneinander unterscheidbarer Phasen differenziert<br />

werden kann. 2 Die Betonung liegt auf ‚analytisch‘, denn auf die Konzepte des Fordismus bzw.<br />

Postfordismus kann hier nur dann zurückgegriffen werden, wenn diese erstens nicht als objekt-<br />

1 Die ursprünglichen Ansätze der Regulationstheorie sind auf vielen Ebenen weiterentwickelt worden.<br />

Jessop (1990a: 18ff.) unterscheidet sieben verschiedene Schulen innerhalb der Regulationstheorie.<br />

Ob es sich um eine einheitliche Theorie oder eher um einen Ansatz der Regulation handelt, ist in<br />

Anbetracht der thematischen wie konzeptionellen Vielfalt der Publikationen strittig. Hier wird neben der<br />

französischen Schule vor allem auf Arbeiten der im deutschen Sprachraum weiterentwickelten Regulationstheorie<br />

und auf Jessops Publikationen im (kritischen) Anschluss an die Regulationstheorie zurückgegriffen.<br />

2 Vgl. ausführlicher Aglietta 1979, 2000; Esser/ Görg/ Hirsch 1994; Hübner 1989; Jessop 1997; Jessop/<br />

Sum 2006; Lipietz 1985a; 1987.<br />

1


Joscha Wullweber<br />

ive Beschreibungen verstanden werden und zweitens nicht stabile, in sich geschlossen Phasen<br />

darstellen. So führt Görg (1995: 631) aus, dass „institutionelle Konfigurationen niemals statisch<br />

sind [und] selbst als gültige Orientierungsmuster sozialen Kämpfen immer nur ein komprom-<br />

ißhaft stabilisiertes Terrain vorgeben.“ 3<br />

Bei der Verwendung der Regulationstheorie muss ein Objektivitätsüberhang der Konzepte ver-<br />

mieden werden, denn andernfalls sollte, wie Scherrer (1995: 480) betont, die „Denkfigur von<br />

distinkten, chronologisch durch Krisen markierten Akkumulationsregimen aufgegeben werden.“<br />

Das bedeutet, dass z.B. der Fordismus nur als Idealtypus und damit als Metapher existiert, und<br />

diese Metapher bestimmte empirische sozio-ökonomische Zusammenhänge in einer bestim-<br />

mten raum-zeitlich spezifischen Entwicklung innerhalb eines historischen Kontinuums bes-<br />

chreibt. Das heißt auch, dass es immer beliebig viele Möglichkeiten der Eingrenzung histor-<br />

ischer Perioden gibt, denn „there is no one best periodization: appropriate criteria vary with the-<br />

oretical and practical purpose“ (Jessop/ Sum 2006: 346). Gleichzeitig akzentuieren und poin-<br />

tieren die Begriffe Fordismus und Postfordismus als Heuristik bestimmte, empirisch untersuch-<br />

bare, Entwicklungen. 4 Aus diesen Typisierungen können jedoch keine konkreten sozio-öko-<br />

nomischen Begebenheiten einer bestimmten Ökonomie zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

abgeleitet werden.<br />

Für eine hegemonie- und diskurstheoretische Analyse der Ökonomie ist die Regulationstheorie<br />

u.a. deshalb verwendbar, da sie die Annahmen der klassischen bzw. der neo-klassischen Öko-<br />

nomie, dafür kritisiert, dass diese meinen, einzelne, transhistorische Mechanismen der öko-<br />

nomischen Entwicklung identifizieren zu können. Auch wird im Gegensatz zur neo-klassischen<br />

Ökonomie nicht davon ausgegangen, dass die ökonomische Sphäre allein über Marktbeziehun-<br />

gen reguliert werden könnte bzw. zum allgemeinen Gleichgewicht tendiert und betont, dass<br />

ergänzende Formen der Reproduktion, der Regulation und der Governance benötigt werden.<br />

Es werden Sichtweisen abgelehnt, die postulieren, dass der Markt von rationalen, nutzenmaxi-<br />

mierenden Individuen, mit gesellschaftlich vorgängigen und stabilen Präferenzen, angetrieben<br />

wird und die Ökonomie unabhängig von ihrem politischen, sozialen und kulturellen Kontext ana-<br />

lysiert werden könnte: „The study of capitalist regulation, therefore, cannot be the investigation<br />

of abstract economic laws. It is the study of the transformation of social relations“ (Aglietta<br />

1979: 16).<br />

3 Wenn Görg (1995: 641) allerdings darauf beharrt, dass sich kapitalistische Verhältnisse vom Konsens<br />

und dem Alltagsgewohnheiten der Individuen abgelöst hätten, kann diesem hier nur insofern gefolgt<br />

werden, als dass sedimentierte Strukturen erst wieder reaktiviert und damit politisiert werden müssen,<br />

um ihren kontingenten und damit veränderbaren Charakter zu offenbaren. Zu einer wirklichen<br />

Ablösung kommt es nach dem hier verfolgten theoretischen Ansatz allerdings nicht, denn Strukturen<br />

und Institutionen reproduzieren sich allein über das (Alltags-)Handeln der Subjekte.<br />

4 Es wird hier also nicht dem Argument von Wæver (2005: 204) gefolgt, der die Verwendung von Idealtypen<br />

generell ablehnt, da diese ‚undiskursiv‘ seien. Seine Argumentation greift nur dann, wenn ein<br />

Idealtypus als universelles ahistorisches Konzept – und nicht wie hier als Heuristik – verstanden wird.<br />

2


Joscha Wullweber<br />

Weiterhin werden Ansätze zurückgewiesen, die Krisen erklären aufgrund der „irrationality of<br />

consumers and workers ..., inadequate information, or the blockage or market mechanisms by<br />

monopolies, labor unions, or interest groups that introduce rigidities leading to inflation and<br />

unemployment“ (Boyer 1990b: xxv). In der Regulationstheorie werden Krisen vielmehr als ein<br />

permanenter und inhärenter Bestandteil gesellschaftlicher und insbesondere kapitalistischer<br />

Entwicklung gesehen und die Analyse auf die dynamischen Prozesse der Regulation dieser<br />

Krisen gerichtet (siehe hierzu auch Abschnitt 3.4). Es wird davon ausgegangen, dass der Markt<br />

immer schon gesellschaftlich eingebettet ist und dass das Kapitalverhältnis ein konkretes,<br />

gegliedertes gesellschaftliches Verhältnis darstellt. Begriffe wie die Ware, das Geld, die<br />

Lohnarbeit, das Eigentum an Produktionsmitteln und die Arbeitsorganisation werden jeweils als<br />

spezifische gesellschaftliche Formen begriffen (vgl. Demirović 2003: 46).<br />

Hierbei ist der Prozess der Regulation ein komplexer Zusammenhang von gesellschaftlicher<br />

und ökonomischer Struktur, Institutionen, Normen und Wertvorstellungen und beschreibt, wie<br />

sich ein bestimmtes soziales Verhältnis ohne steuerndes Zentrum „trotz und wegen seines kon-<br />

fliktorischen und widersprüchlichen Charakters reproduziert“ (Lipietz 1985b: 109, Herv.i.O.,<br />

Übersetzungsfehler korrigiert). Der Begriff der Regulation beschreibt eine prozessurale System-<br />

veränderung bei gleichzeitigem Systemerhalt (vgl. Scherrer 2005: 8f.). Er bezeichnet also den<br />

Prozess als solchen und ist vom Begriff der Regulierung zu unterscheiden, da Letzterer nur auf<br />

die aktive Intervention von (staatlichen) Akteuren fokussiert (vgl. Brand et al. 2000: 51).<br />

Eine gelungene Regulation schafft hegemoniale Strukturen, die wiederum bestimmte Regula-<br />

tionsmuster begünstigen. Die Objekte der Regulation sind also gleichermaßen der Regulation<br />

vorgängig und durch (hegemoniale) Formen der Regulation entstanden: „[M]odes of regulation<br />

and their objects can be seen as structurally coupled and historically co-evolving and no a priori<br />

primacy would (or could) be accorded to one or the other“ (Jessop 1990b: 311). Der Prozess<br />

der Regulation ist demnach immer partiell, temporär und permanent in Bewegung und kann als<br />

Gesamtheit als ein mehr oder weniger kongruentes Set an hegemonialen Artikula-<br />

tionsstrategien verstanden werden.<br />

2. Kritik und Erweiterung des regulationstheoretischen Ansatzes<br />

Trotz vieler Vorteile, die die Regulationstheorie für eine hegemonie- und diskurstheoretisch<br />

basierte Analyse der sozio-ökonomischen Strukturen bietet, bringen die regulationstheoret-<br />

ischen Ansätze einige theoretische Probleme mit sich. So handelt es sich weiterhin vor allem<br />

um eine ökonomische Theorie, deren Einbettung in einen gesellschaftlichen und staatstheoret-<br />

ischen Kontext noch auszuarbeiten ist (diesbezüglich stammen wichtige Arbeiten z.B. von<br />

Brand 2000; 2005; Brand et al. 2000; Brand/ Görg 2003a; Brand/ Raza 2003; Görg 2003;<br />

Jessop/ Sum 2006).<br />

3


Joscha Wullweber<br />

Weiterhin sind regulationstheoretische Ansätze in der Tendenz strukturalistisch und ökonom-<br />

istisch konnotiert. Für die Akteure bleibt wenig Gestaltungsspielraum, wenn beispielsweise<br />

Brand und Görg (2003b: 22) schreiben: „Krisen des Kapitalismus treten dann auf, wenn ein<br />

bestehender Akkumulations-Regulations-Zusammenhang infolge der durch seine eigene Struk-<br />

tur geformten Dynamik sozialer Kämpfe zerbricht.“ Oder wenn konstatiert wird: „Die Ursache<br />

der ... Krise des ‚atlantischen Fordismus‘ ... muss vor allem darin gesehen werden, dass die in<br />

diesem Akkumulationsregime liegenden Produktivitätsreserven nicht mehr ausreichten ... die<br />

Stabilität des Kapitalprofits zu gewährleisten“ (Brand/ Görg 2003b: 23). Auch Lipietz (1985a)<br />

spricht von der Erschöpfung („exhaustion“) eines bestimmten Wachstumsmodells und schreibt:<br />

„Towards the end of the 1960s the Fordist compromise broke up because of two chains of<br />

events – the crisis of the model itself and the increasing interpenetration of national economies”<br />

(Lipietz 1992: 14). Habermann kritisiert daher (sich auf Joachim Hirsch beziehend): „Als<br />

geschichtlicher Bewegungsmotor gelten ausschließlich die aus dem Widerspruch zwischen<br />

Kapital und Arbeit entwickelten Kämpfe um Hegemonie“ (Habermann 2008: 51).<br />

Allerdings finden sich in der Regulationstheorie, zum Teil bei den gleichen AutorInnen, auch<br />

Ansätze, die die Kontingenz (vgl. Abschnitt 3.4) historischer Entwicklung betonen: „Der grundle-<br />

gende Erhalt bürgerlich-kapitalistischer Strukturmerkmale, ihre historisch unterschiedliche Aus-<br />

formung ... und relative Stabilisierungen [ist] ... weder notwendig noch zufällig“ (Brand 2000:<br />

90). Auch Lipietz betont, dass es sich bei stabilen Entwicklungsweisen (s.u.) um eine glückliche<br />

Fundsache handelt (vgl. Lipietz 1987: 15). Gleichwohl wird der Kontingenz häufig nur Raum im<br />

Übergang von einem Akkumulationsregime zum nächsten eingeräumt (vgl. Scherrer 1995:<br />

473). Letzteres ist außerhalb systemtheoretischer Denkweisen nicht haltbar, weswegen hier mit<br />

Görg (1995: 630) betont wird: „Handlungsoptionen entstehen keineswegs erst in der Krise.“<br />

Das strukturalistische Bias kann jedoch nicht durch die Referenz auf die Bedeutung von<br />

Akteuren innerhalb dieser Strukturen gelöst werden. Wenn Brand (2000: 96) schreibt, „Krisen<br />

der Entwicklungsweise sind daher umfassende Hegemoniekrisen, deren Kern zwar eine<br />

unzureichende Akkumulationsdynamik ist, die jedoch umfassend ökonomische, politische und<br />

ideologische Krisen sind“, so verbleibt diese Theoretisierung, zumindest in der Tendenz, in der<br />

Althusserschen Konzeption der Determinierung durch die Ökonomie in letzter Instanz. Diese<br />

Privilegierung der ökonomischen Sphäre gegenüber anderen Diskursorganisationen ist weit<br />

verbreitet. Auch bei Jessop kommt diese Akzentuierung über sein Konzept der ökologischen<br />

Dominanz – gewissermaßen durch die ‚Hintertür‘ – zum Tragen (vgl. Jessop 2002: 24ff.). Aus<br />

der Biologie stammend, wendet er dieses Konzept an, um zu zeigen, dass die Ökonomie die<br />

anderen gesellschaftlichen Bereiche zwar nicht dominiert – „there is no last instance“ (Jessop<br />

2002: 26) –, aber doch irgendwie wirkungsmächtiger als andere gesellschaftliche Institutionen<br />

ist. Mit den kritischen Worten von Scherrer (1995: 460) ausgedrückt: „Während die sozialen<br />

Akteure ihre Geschichte machen, wird der soziale Wandel, im Sinne der Abfolge geschicht-<br />

licher Phasen, durch den dem Kapitalismus innewohnenden Antagonismus angetrieben.“<br />

4


Joscha Wullweber<br />

Dieses Problem wird auch nicht gelöst, wenn der Fokus rein auf die Akteure ausgerichtet und<br />

von der Betonung der strukturellen Zwänge abgesehen wird. Stattdessen wird im vorliegenden<br />

<strong>Paper</strong> durch den Rekurs auf die Hegemonietheorie von Laclau & Mouffe (1985) die rigide<br />

Gegenüberstellung von Struktur und Akteur aufgegeben. Auch wenn der Hegemoniebegriff<br />

zumindest für die Anfänge der Regulationstheorie keine Rolle spielte (vgl. Brand 2000: 247),<br />

wird seit den 1990er Jahren verstärkt mit diesem Theorem gearbeitet und damit struktural-<br />

istischen oder funktionalistischen Erklärungsmustern (tendenziell) begegnet. Hiernach sind<br />

Akkumulationsregime und Regulationsweise „immer das umkämpfte Produkt sozialer Ausein-<br />

andersetzungen und damit historisch veränderbar. Jede Entwicklungsphase beinhaltet jeweils<br />

spezifische politisch-soziale Konfliktachsen, in denen die Klassen-, Geschlechter- und<br />

Naturverhältnisse (wie auch andere) und mit ihnen verbundene soziale Antagonismen zum<br />

Ausdruck kommen“ (Brand/ Görg 2003b: 22).<br />

Aus dem strukturalistischen Bias folgt schließlich eine Tendenz zum Funktionalismus 5 , denn die<br />

Regulationstheorie zielt „trotz ihrer grundsätzlichen Überlegungen zu sehr auf die Kohärenz der<br />

(neuen) Formation“ (Demirović 2003: 55, Klammer eingefügt), womit der Fokus auf die wider-<br />

sprüchliche und kontingente Dynamik gesellschaftlicher Entwicklung zugunsten gelingender<br />

Reproduktion privilegiert wird. 6 Dadurch schimmert bisweilen die Annahme durch, dass einem<br />

Akkumulationsregime oder einer Regulations- oder Entwicklungsweise eine bestimmte Funktion<br />

(der Stabilisierung) zukommen würde. Auch liegt der Schwerpunkt der Untersuchungen häufig<br />

auf den sich historisch verändernden Verbindungen und Kombinationen institutioneller Formen,<br />

weswegen Sichtweisen motiviert werden, die Krisen(-tendenzen) vor allem als den Institutionen<br />

inhärente Fehlfunktionen bzw. Fehlanpassungen zu sehen. Damit gerät aus dem Blick, dass<br />

diese Institutionen selbst das kontingente Produkt hegemonialer Kämpfe sind. Ein Akkumula-<br />

tionsregime hat also nicht eine bestimmte Funktion, sondern stellt eine analytische Bes-<br />

chreibung empirischer Begebenheiten dar, deren absolute Kohärenz nur in der Abstraktion<br />

gefunden werden kann, die in der Empirie bestenfalls in der Tendenz existiert. Auch Jessop<br />

(2001: 290) betont daher: „No [accumulation] strategy can ever be completely coherent or fully<br />

institutionalized.“<br />

Für eine hegemonie- und diskurstheoretische Verwendung der Regulationstheorie muss also<br />

funktionalistischen Tendenzen begegnet und die „Destruktion der vermeintlichen Funktionalität<br />

eines Zusammenhangs“ (Görg 1995: 639) verfolgt werden, denn die „Funktionen ... bilden sich<br />

historisch konkret erst durch Auseinandersetzungen hindurch aus“ (Brand/ Görg/ Wissen 2007:<br />

5 Dass Voluntarismus und Funktionalismus Hand in Hand gehen, hat Borg (2001) an der Kritik der Regulationstheorie,<br />

und insbesondere an den Arbeiten Joachim Hirschs (1995; 1998), schön ausgearbeitet.<br />

6 Die strukturalistischen und funktionalistischen Tendenzen der Regulationstheorie sind ihr allerdings<br />

nicht notwendigerweise inhärent, wie unten ausgeführt wird.<br />

5


Joscha Wullweber<br />

224). Die – vor allem aus der Systemtheorie entlehnte – Kategorie der Funktion sollte also mit<br />

Bedacht angewandt werden. Denn eine Funktion zu haben bedeutet zu Ende gedacht, dass<br />

etwas (nur) zur Erfüllung bestimmter Aufgaben existiert.<br />

Es sollte also unterschieden werden zwischen einem Ansatz, der die Anwesenheit von sozialen<br />

Systemen aus der Notwendigkeit ihrer Existenz zur Übernahme bestimmter Funktionen erklärt<br />

(und damit funktional ableitet), und einem Ansatz, der die kontingente – also die nicht not-<br />

wendige und nicht zufällige – Entwicklung der Gesellschaft betont und dementsprechend davon<br />

ausgeht, dass kongruente Institutionen und soziale Gebilde nicht aus einer bestimmten Funk-<br />

tion heraus ableitbar sind. Anders ausgedrückt: Es ist ein Unterschied zu sagen, der Staat ist<br />

dafür da, bestimmte Machtverhältnisse aufrechtzuerhalten (funktionalistisch) als zu sagen, im<br />

Staat haben sich über historisch kontingente hegemoniale Kämpfe verschiedene Machtverhält-<br />

nisse eingeschrieben (hegemonietheoretisch). Gesellschaftliche Auseinandersetzungen können<br />

zu kontingenten, partiellen und prekären Strukturierungen des Sozialen führen, die mehr oder<br />

weniger kongruent verschiedene gesellschaftliche Institutionen miteinander in Verbindung brin-<br />

gen (artikulieren). Eine glückliche Fundsache kann also durchaus bestimmte (Aus-)Wirkungen<br />

haben (z.B eine relative Stabilisierung bestimmter gesellschaftlicher Bereiche). Sie ist aber aus<br />

keiner funktionalen Anforderung heraus entstanden, auch wenn sie sich ex-post vielleicht als<br />

‚funktional‘ erweisen könnte.<br />

Problematisch für eine diskurstheoretische Herangehensweise ist weiterhin, dass innerhalb der<br />

Regulationstheorie ein starker Realismus vorherrscht. Es wird davon ausgegangen, dass es<br />

eine Realität als solche gibt, der bestimmte Bedeutungen innewohnen würden, die, auch wenn<br />

sie sich im Sozialen brechen, doch unabhängig von diskursiver und damit sozialer und gesell-<br />

schaftlicher Vermittlung existieren (vgl. Jessop 1990a: 162ff.). Diese Vorstellung einer dem<br />

sozialen Raum vorgängigen Bedeutung ist aus diskurstheoretischer Sicht nicht haltbar. Viele<br />

sich als realistisch bzw. materialistisch bezeichnete Ansätze sind zum großen Teil idealistisch –<br />

es handelt sich daher um Varianten eines Essentialismus – da die Form der Dinge auf ihre<br />

Substanz reduziert und gleichzeitig davon ausgegangen wird, dass es einen direkten kognitiven<br />

Zugang zu dieser Substanz, zu der Natur der Dinge, gäbe (vgl. ausführlich Abschnitt 3.1).<br />

Die Regulationstheorie ist aber, so die hier vertretene These, nicht auf diese Form des Idealis-<br />

mus angewiesen. Auch innerhalb der Regulationstheorie wird an einigen Stellen betont, dass<br />

die Distanz zwischen Diskurs und physischen Objekt, zwischen den Bedeutungszuschreibun-<br />

gen (der Form) und der bloßen Existenz, nicht aufgelöst werden kann (vgl. Lipietz 1985a: 19).<br />

Es wird hier also davon ausgegangen, dass die Kategorien der Regulationstheorie keine<br />

Realobjekte beschreiben, wie auch Görg (1995: 634) ausführt, sondern analytische Kategorien<br />

von spezifisch und hegemonial sedimentierten Formen einer Diskursorganisation darstellen,<br />

6


Joscha Wullweber<br />

und dass „die Tendenz, sich auf die interne Logik eines geschlossenen begrifflichen Modells zu<br />

berufen und dann dieses Modell zum (begrifflichen) Wesen des Realen zu transformieren“<br />

(Scherrer 1995: 467) korrigiert werden kann. 7<br />

An dieser Stelle wird daher die Annahme vertreten, dass die Theoreme der Regulationstheorie<br />

mit einem hegemonie- und diskurstheoretischen Ansatz kompatibel sind und die hier vorgen-<br />

ommenen anti-essentialistischen Korrekturen nicht dem ‚Geist‘ der Theorie zuwiderlaufen.<br />

3. Ansatz einer hegemonie- und diskurstheoretischen Perspektive<br />

Im Folgenden sollen skizzenhaft die Umrisse einer hegemonie- und diskurstheoretischen Per-<br />

spektive auf die Politische Ökonomie dargestellt werden. Der im Folgenden dargestellte post-<br />

strukturalistische Ansatz ist vor allem als Theorie zu verstehen, die davon ausgeht, dass sich<br />

das Soziale und das Ökonomische über Diskurse und dementsprechend über hegemoniale<br />

Auseinandersetzungen um die Durchsetzung bestimmter Handlungen und Bedeutungen her-<br />

stellt. Der Kern einer diskurstheoretischen Perspektive auf die Ökonomie liegt in der Betonung<br />

der Ökonomie als spezifische Organisation von Diskursen und damit als diskursive Form.<br />

3.1 Ökonomie als Form<br />

Der Kern einer diskurstheoretischen Perspektive auf die Ökonomie liegt erstens in der<br />

Betonung der Ökonomie als Form 8 und nicht als objektive Realität, denn „there is no single and<br />

unambiguous ‚logic of capital‘“ (Jessop 2001: 291). Oder anders ausgedrückt: Die Ökonomie<br />

besitzt kein Wesen (im Sinne von physischer Substanz), das sich uns direkt vermitteln würde,<br />

sondern artikuliert sich ausschließlich in konkreten Erscheinungen, die es zu analysieren gilt.<br />

Diese durch soziale Prozesse und Auseinandersetzungen entstandenen Formen enthalten,<br />

reproduzieren und konstituieren allgemeine Wahrnehmungs- und Verhaltensorientierungen<br />

einer bestimmten Gesellschaft, was auch heißt, „dass das Kapital als soziales Verhältnis nicht<br />

vor seiner Regulation existiert, sondern dass in der Regulation und durch sie dem Kapital erst<br />

Form ... verliehen wird“ (Jessop 2003: 90).<br />

Der Auffassung von einer Realität mit inhärenter und fixierter Bedeutung fehlt die analytische<br />

Unterscheidung zwischen Form und Substanz. Nach dem hier verfolgten theoretischen Ansatz<br />

wird die Form eines Objektes (dessen Bedeutung) innerhalb von Diskursen artikuliert und ver-<br />

7 Allerdings gibt es innerhalb der Regulationstheorie bei einigen AutorInnen starke Tendenzen hin zur<br />

Objektivierung von analytischen Kategorien. Hirsch (1990: 31) schreibt beispielsweise: „Unter ‚Produktionsweise‘<br />

ist ... kein gedankliches Abstraktum zu verstehen. Sie bezeichnet vielmehr einen realen<br />

und objektiven, sich hinter dem Rücken der Individuen herstellenden Struktur- und Entwicklungszusammenhang,<br />

der für die kapitalistische Gesellschaft allgemein und ungeachtet aller raum-zeitlichen<br />

Besonderheiten bestimmend ist.“ Für eine Kritik an dem Versuch einer werttheoretischen<br />

Fundierung der Regulationstheorie siehe Scherrer (1995: 468ff.).<br />

8 Der hier verwendete Formbegriff unterscheidet sich von der marxistischen Formanalyse, die unter<br />

Form ein grundlegendes gesellschaftliches Strukturierungsprinzip kapitalistischer Gesellschaften versteht.<br />

7


Joscha Wullweber<br />

ändert sich historisch. Die Form ist demnach zu unterscheiden von der ‚bloßen Existenz‘ dieser<br />

Objekte (deren Substanz), die sich nicht direkt vermittelt (vgl. Laclau/ Mouffe 1990: 104). Zu<br />

propagieren, dass sich Realität diskursiv vermittelt, bzw. Objekte einen diskursiven Charakter<br />

haben, stellt nicht deren Existenz in Frage. Doch aus der bloßen Existenz von Objekten folgt<br />

nichts Bedeutungsvolles bzw. Sinnhaftes. Die Form eines Objektes ist demnach historisch<br />

kontingent und diskursiv konstruiert und es existiert eine nicht reduzierbare Distanz zwischen<br />

Form und Substanz: „[W]hat is significant from a deconstructive viewpoint is that the sensible<br />

thing ... is itself unthinkable except in relation to intelligible form“ (Staten 1984: 7). 9<br />

Dem hier verfolgten Ansatz liegt ein Diskursverständnis zugrunde, das Diskurse als aus<br />

sprachlichen und nicht-sprachlichen Artikulationen konstituiert versteht. Mit Artikulation bzw.<br />

artikulatorischen Handlungen ist hier wiederum ganz allgemein ein In-Beziehung-Setzen (z.B.<br />

von Bedeutungen oder von Handlungen) gemeint (in Abschnitt 3 wird auf den Begriff zurück-<br />

kommen). Eine Artikulation wird von interessengeleiteten Akteuren ausgeführt und kann<br />

durchaus strategisch sein, muss sie aber nicht. Mit Diskurs wird hier demnach eine in sich dif-<br />

ferenzierte, aus Artikulationen entstandene Gesamtheit relationaler Momente bezeichnet, die<br />

zur Stabilisierung eines bestimmten Handlungs- und Wahrheitshorizonts führt. Diskurs und<br />

(gesellschaftliche) Struktur entsprechen sich also. Damit unterscheidet sich der hier vorgestellte<br />

Ansatz von der klassischen Diskursanalyse. Letztere beschränkt sich auf die Analyse von<br />

Sprache, Text, und Ähnlichem, während der sozio-ökonomische und kulturelle Kontext bzw. die<br />

Handlungen der Akteure kaum oder gar keine Berücksichtigung finden. Um diese Abgrenzung<br />

zu betonen, wird hier statt von Diskursanalyse von Diskurstheorie bzw. Hegemonietheorie<br />

gesprochen.<br />

Eine direkte Schlussfolgerung aus obigen Ausführungen ist, dass die Bedeutung eines Ereign-<br />

isses diesem nicht inhärent ist, sondern permanent produziert wird: „Der metaphysische Begriff<br />

des ‚Objektiven‘ will anscheinend eine Objektivität bedeuten, die auch außerhalb des Menschen<br />

besteht, ... . Wir kennen die Realität [aber] nur in Beziehung zum Menschen, und da der<br />

Mensch ein geschichtliches Werden ist, sind auch Erkenntnis und Realität ein Werden, ist auch<br />

Objektivität ein Werden“ (Gramsci 1991: 1412). Es gibt demnach auch keine Analysen, die<br />

objektiver als andere wären, wohl aber Erklärungen, die plausibler sind als andere. Ob fünf<br />

junge Männer, die keiner (staatlichen) Armee angehören und einen Militärposten überfallen,<br />

einen ‚verabscheuungswürdigen, terroristischen Angriff‘ begehen oder ‚heldenhaft für die<br />

Freiheit‘ streiten, sind Bedeutungen, die nicht dem Akt als solchem eingeschrieben sind.<br />

Insbesondere der ‚spätere‘ Wittgenstein (2003) kritisierte die Annahme, dass es Sprache und<br />

Handlung auf der einen Seite, und eine ‚wirkliche‘ Welt mit feststehender Bedeutung auf der<br />

anderen Seite gäbe. Auch brach er mit der Illusion der Unmittelbarkeit der analytischen Philo-<br />

sophie, also mit der Vorstellung, es gäbe einen direkten Zugang zu den Dingen an und für sich.<br />

9 Vgl. auch Laclau/ Mouffe 1990: 111; hinsichtlich der Opposition Realismus/ Idealismus siehe ebd.<br />

S.106ff.<br />

8


Joscha Wullweber<br />

Bedeutung ist weder einfach präsent, noch durch das ‚Sein‘ des Objekts bestimmt. Hieraus<br />

erschließt sich jedoch nicht, dass es keine Bedeutung – und damit auch keine ‚Wahrheit‘ –<br />

gäbe. Vielmehr werden Wahrheit und Bedeutung bzw. Bedeutungszusammenhänge ständig<br />

hergestellt und verändern sich historisch: Farbig bedrucktes Papier, auf dem D-Mark steht, hat<br />

heute eine gänzlich andere Bedeutung als vor Einführung des Euro-Bargeldes im Jahr 2002<br />

und vor der Einführung des Euro als Buchgeld und damit der de facto Abschaffung der D-Mark<br />

im Jahr 1999, die nur noch als Recheneinheit weiter existierte. Dasselbe farbig bedruckte<br />

Papier besaß also innerhalb weniger Jahre gänzlich unterschiedliche Bedeutungen. Ein kon-<br />

sequent angewandter Formalismus führt also zur Aufgabe der substanziellen Unterscheidung<br />

von sprachlichen und nicht-sprachlichen Handlungen. Das heißt auch, dass die Möglichkeit von<br />

extra- oder nicht-diskursiven Bedeutungen verneint wird.<br />

3.2 Relationalität der Ökonomie<br />

Die hier vorgeschlagene Theoretisierung der Ökonomie als Form betont zweitens deren Rela-<br />

tionalität. Auch Marx hob hervor, dass das Kapital als soziale Beziehung zu verstehen sei,<br />

indem er ausführte, „daß das Eigentum an Geld, Lebensmitteln, Maschinen und andren<br />

Produktionsmitteln einen Menschen noch nicht zum Kapitalisten stempelt, wenn die Ergänzung<br />

fehlt, der Lohnarbeiter, der andre Mensch, der sich selbst freiwillig zu verkaufen gezwungen ist“<br />

(Marx 2001: 793). Er betonte, „daß das Kapital nicht eine Sache ist, sondern ein durch Sachen<br />

vermitteltes gesellschaftliches Verhältnis zwischen Personen“ (ebd.). Nach Aglietta (1979: 16)<br />

ist die Ökonomie „solely a methodological demarcation within the domain of social relation.“ Die<br />

Ökonomie wird hier daher als ein hegemonial separiertes und mehr oder weniger stabilisiertes<br />

Ensemble menschlicher Beziehungen verstanden werden, das sich überwiegend über Waren<br />

ausdrückt. Diesen Objekten kommt keine Bedeutung außerhalb eines diskursiven Kontextes<br />

zu: „[T]echnical and economic objects are always socially constructed [and] historically specific“<br />

(Jessop/ Oosterlynck 2008: 1157).<br />

Auf dem diskursiven Charakter der Realität zu beharren bedeutet nicht, dass diese keine Aus-<br />

wirkungen hätte. Es bedeutet, dass diesen Auswirkungen erst eine Bedeutung innerhalb eines<br />

diskursiven Kontextes zukommt. Um im Beispiel oben zu bleiben: Der Angriff der Männer auf<br />

den Militärposten hat Auswirkungen (z.B. den Tod von Soldaten). Diese Auswirkungen tragen<br />

aber noch keine Bedeutung in sich. Hinzu kommt, dass bereits die Auswirkungen - einer Hand-<br />

lung, eines Ereignisses - (meist) nicht eindeutig sind. Auch führt der diskursive Charakter der<br />

Realität nicht dazu, dass diese beliebig gestaltbar wäre. Auch wenn richtig ist, dass keine<br />

Bedeutung für immer fixiert ist, sind doch der Gestaltbarkeit Grenzen gesetzt: Denn welche<br />

Artikulationen und Diskurse sich durchsetzen, ist nach dem hier verfolgten Ansatz das Resultat<br />

hegemonialer Auseinandersetzungen. Diese finden wiederum vor dem Hintergrund einer immer<br />

schon strategisch-selektiven Organisation von Diskursen statt, die in unterschiedlichen Aus-<br />

maßen verfestigt (im Sinne von verstetigt) und daher nicht einfach zu verändern sind: „the<br />

9


Joscha Wullweber<br />

‚structural‘ moment in social relations is now seen to comprise those elements in a given tem-<br />

poral-spatial context that cannot be altered by a given agent (or set of agents) pursuing a given<br />

strategy during a given time period“ (Jessop 2007: 42).<br />

3.3 Raum-zeitliche und historische Spezifität der Ökonomie<br />

Aus der Konzeptualisierung der Ökonomie als Form folgt, in Übereinstimmung mit regulations-<br />

theoretischen Annahmen, drittens, dass es nicht die Ökonomie als solche gibt, sondern immer<br />

nur konkrete, historisch-spezifische Formen der Ökonomie, verstanden als spezifische Organ-<br />

isation eines Diskursraums, ‚vorzufinden‘ sind.<br />

Der keynesianische Wohlfahrtsstaat basierte beispielsweise auf einer relativen Kongruenz<br />

zwischen tendenziell eher geschlossenen und national organisierten Ökonomien und National-<br />

staaten, deren staatliche Institutionen verhältnismäßig erfolgreich ökonomisches Wachstum mit<br />

der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen verbinden konnten. Hierbei wurden die Löhne<br />

hauptsächlich als Quelle von einheimischer Nachfrage gesehen. International eingebettet war<br />

die fordistische Regulation u.a. in das Bretton-Woods Währungsabkommen und das GATT-<br />

Handelsabkommen, die beide sicherstellen sollten, dass die (limitierte) Zirkulation von<br />

Währungen das ökonomische Management der Nationalstaaten nicht störte.<br />

Die Diskursorganisation des Fordismus und des Wohlfahrtsstaates waren allerdings keine in<br />

sich geschlossene Phasen. Der Begriff des Fordismus ist wie der des Wohlfahrtsstaates eine<br />

ideal-typisierte Metapher, die aus empirischen Begebenheiten abgeleitete Kategorien beinhal-<br />

tet, die wiederum bestimmte Entwicklungen bzw. Stabilisierungen akzentuieren und damit ‚steri-<br />

lisieren‘. Es handelt sich um eine Momentaufnahme eines gesellschaftlichen Zustands, den es<br />

in dieser Reinform nicht gegeben hat und der zu keiner Zeit den gesamten sozio-ökonomischen<br />

Bereich umfasste. Dieses Modell sollte daher nicht zum (begrifflichen) Wesen des Realen<br />

transformiert werden: „Fordism à la Henry Ford was not widely diffused and was never fully rea-<br />

lised even in Ford‘s own plants in North America - let alone those in Europe“ (Jessop/ Sum<br />

2006: 68).<br />

Bei der Ökonomie handelt es sich um eines von vielen – wie z.B. patriarchalen, rassistischen,<br />

religiösen u.a. – gesellschaftlichen Organisationsprinzipien. Keine dieser Formen gesellschaft-<br />

licher Organisation ist a priori wichtiger oder dominanter als die anderen. Es wird hier vielmehr<br />

davon ausgegangen, dass in einer spezifischen Gesellschaft eine Vielzahl dieser Prinzipien<br />

vorhanden sind und sich gegenseitig bedingen: „[T]he social relation we call capitalist are far<br />

from exhausting the complex of practices which make up all actually existing societies. In fact,<br />

other social relations or practices are the very condition of existence ... of capitalist relations“<br />

(Lipietz 1985a: 19).<br />

10


Joscha Wullweber<br />

In erster Annäherung ist die vorherrschende Realität das Resultat ständiger Auseinanderset-<br />

zungen zwischen konkurrierenden Artikulationen: „Es gibt daher einen Kampf um die Objektiv-<br />

ität“ (Gramsci 1991: 1412). Da Diskurse voraussetzen, dass die produzierte Wahrheit zumind-<br />

est von einem Teil der Menschen als wahr angesehen wird, handelt es sich bei dem Versuch<br />

der Durchsetzung von bestimmten Bedeutungskonstruktionen um hegemoniale Auseinander-<br />

setzungen. Der entstehende Diskurs ist allerdings kaum kontrollierbar. Auch ist ein Diskurs<br />

nicht bloßes Abbild von (strategischen) Artikulationen, sondern entwickelt eine eigene Dynamik,<br />

ist also gleichzeitig auch konstitutiv und gestaltet (strategisch-selektiv, s.u.) die Wahrnehmung,<br />

das Denken und die Aktionen der Individuen.<br />

Die soziale Struktur einer Gesellschaft, das heißt, die spezifische hegemoniale Organisation<br />

der Diskurse, entsteht in einem konflikthaften und häufig gewaltförmigen Prozess. Da sich die<br />

gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse in die verstetigten Handlungen und Bedeutungen einer<br />

Gesellschaft eingeschrieben haben, ist diese aber nicht zu jedem Zeitpunkt reaktivier- und ver-<br />

änderbar. Die verstetigten Kräfteverhältnisse haben somit eine gewisse Festigkeit, im Sinne<br />

von Dauerhaftigkeit, erlangt. Das bedeutet zugleich, dass nicht von einer neutralen sozialen<br />

Struktur einer Gesellschaft ausgegangen werden kann. Eine hegemoniale Diskursorganisation<br />

ist also nicht nur das, wohlgemerkt kontingente Resultat historischer Kräfteverhältnisse. Diese<br />

Kräfteverhältnisse wirken dadurch, dass sie sich in die soziale Struktur, in die Institutionen und<br />

täglichen Praktiken der Subjekte dieser Gesellschaft eingeschrieben haben, zugleich strukturi-<br />

erend auf die Möglichkeiten der Artikulation neuer Relationen und dementsprechend auf die<br />

Gestaltung des Wahrheitshorizonts einer Gesellschaft ein. Das bedeutet auch, dass eine spezi-<br />

fische Diskursorganisation nicht nur Ausdruck historischer Kräfteverhältnisse einer Gesellschaft<br />

ist, sondern retroaktiv auf die Konstituierung dieser Gesellschaft einwirkt. Da hegemoniale<br />

Kämpfe immer strategische und interessengeleitete Kämpfe sind, schreiben sich diese<br />

Strategien und Interessen nicht eins zu eins, sondern gebrochen und kontingent, in die aus<br />

diesen Kämpfen resultierende historisch-spezifische Diskursorganisation ein.<br />

Eine raum-zeitlich spezifische Diskursorganisation ist also immer eine strategisch-selektive<br />

Matrix (vgl. Jessop 1990a; 2007), die als Handlungs- und Orientierungsraster auf aktuelle<br />

Handlungen einwirkt. Das bedeutet, dass einige Artikulationen oder hegemoniale Projekte priv-<br />

ilegiert und andere benachteiligt werden. Auch richten sich die Strategien der Akteure nach<br />

dieser Matrix aus, wodurch diese reflexiv reorganisiert wird. Das Artikulations- und Handlungs-<br />

feld wird dadurch eingeschränkt. Sicherlich können weiterhin alle möglichen Artikulationen<br />

vollzogen werden. Doch die Möglichkeit, hegemonial zu werden, wird eingeschränkt.<br />

11


Joscha Wullweber<br />

3.4 Krisen und historische Kontingenz<br />

Die konkreten verstetigten Formen der Ökonomie entstehen viertens weder zufällig noch aus<br />

einer bestimmten, systemimmanenten Notwendigkeit heraus, sondern sind das kontingente<br />

Resultat historisch vorgängiger hegemonialer Auseinandersetzungen. Eine fundamentale<br />

Grundlage der hier vorgestellten Hegemonietheorie ist dementsprechend die Dimension der<br />

Kontingenz, die zwischen Zufall (verstanden als die komplette Abwesenheit von Struktur) und<br />

Notwendigkeit (verstanden als komplette Strukturierung) angesiedelt wird: Wäre alles zufällig,<br />

ohne dass es irgendeine Form der Strukturierung gäbe, würden wir in einer chaotischen und<br />

unstrukturierten Welt leben, in der alles unbestimmt und keine Gesellschaft möglich wäre.<br />

Wären umgekehrt alle Handlungen notwendig und daher determiniert, gäbe es keine Freiheits-<br />

grade mehr für das handelnde Subjekt und die gesellschaftliche Entwicklung wäre vollständig<br />

vorbestimmt. Letzteres würde auch bedeuten, dass es ein ahistorisches und transzendentes<br />

Strukturierungsprinzip geben müsste, nach dem diese Strukturierung vollzogen wird. Solch ein<br />

Strukturierungsprinzip beinhaltet notwendigerweise immer die Einführung eines Essentialismus<br />

(z.B. Gott, die unsichtbare Hand des Marktes bzw. die Ökonomie o.ä.).<br />

Mit dem Theorem der Kontingenz wird ein theoretischer Mittelweg eingeschlagen, indem zum<br />

einen die Anwesenheit einer Struktur, im Sinne einer Verstetigung von Handlungen und Verfes-<br />

tigung von Bedeutungen, anerkannt und zum anderen betont wird, dass die vollständige Struk-<br />

turierung immer fehlschlägt und beständig von Krisen ‚heimgesucht‘ wird, da sie vom Zufall<br />

unterlaufen wird. 10 Derrida führte hierfür den Begriff der Subversion ein um zu betonen, dass<br />

das gleichzeitige Wirken zweier unvereinbarer Logiken nicht zu deren Aufhebung, sondern zu<br />

deren beidseitiger ‚Deformation‘ führt. Dieses Unterlaufen findet wiederum in einem immer<br />

schon strukturierten Raum statt (vgl. Laclau 1990a: 21). Gramsci paraphrasierend ist Kontin-<br />

genz also gewissermaßen Zufall gepanzert mit Zwang.<br />

Der keynesianische Wohlfahrtsstaat war als spezifische Organisation von Diskursen in der<br />

Lage, zumindest für einen bestimmten Zeitraum, die Krisen der fordistischen Entwicklungs-<br />

weise hegemonial zu bearbeiten. Fordismus und Wohlfahrtsstaat können als äußerst dynami-<br />

sche Formen einer spezifischen Organisation von Diskursen angesehen werden, in denen es<br />

stets zu Dislokationen (Krisen) kam, die jedoch über einen gewissen Zeitraum erfolgreich hege-<br />

monial bearbeitet werden konnten. Auch kommt es nicht erst im Verlauf der Krise zu einem<br />

konflikthaften gesellschaftlichen Suchprozess neuer Regulierungsformen. Vielmehr handelt es<br />

sich um einen permanenten hegemonialen Suchprozess nach Formen der Stabilisierung ten-<br />

denziell immer prekärer gesellschaftlicher Verhältnisse, in dem wiederum verschiedene hege-<br />

moniale Projekte miteinander um die Besetzung des Allgemeinen ringen.<br />

10 Genauer: Jeder Struktur ist eine Unentscheidbarkeit inhärent (vgl. Derrida 1991: 49f.).<br />

12


Joscha Wullweber<br />

Ende der 1960er und verstärkt Anfang der 1970er Jahre konnten die verschiedenen Krisenmo-<br />

mente innerhalb der Diskursorganisation des Fordismus und des keynesianischen Wohlfahrts-<br />

staates immer weniger hegemonial bearbeitet werden. Es kam zu einer Krise und Umstrukturie-<br />

rung großer Teile der sozio-ökonomischen Diskursorganisation. Über die vielfältigen Ursachen<br />

und Faktoren der Krise besteht keine Einigkeit. In der Regulationstheorie wird mit dem Begriff<br />

der ‚Krise‘ vor allem eine Krise der vorherrschenden Akkumulations- und Regulationsweisen<br />

bezeichnet. Hiernach beruhte die Krise des Fordismus insbesondere auf nicht ausreichenden<br />

Produktivitätsreserven, also in nicht ausreichenden Wachstumsbedingungen des fordistischen<br />

Akkumulationsmodells, und in der fehlenden Flexibilität, um auf die qualitativen und quantitati-<br />

ven Veränderungen der Nachfrage nach Konsumgütern einzugehen.<br />

Allerdings ist der Krisenbegriff innerhalb der Regulationstheorie bisweilen ökonomisch verkürzt.<br />

Es greift zu kurz, Krisen auf die nicht mehr ausreichenden Produktivitätsreserven eines Akku-<br />

mulationsregimes zur Stabilität des Kapitalprofits zu reduzieren. Es wird innerhalb der Regulati-<br />

onstheorie zwar auf den verstärkten Widerstand der Industriearbeiter (blue-collar worker)<br />

gegen die Arbeitsbedingungen in den Fabriken und auf die veränderten Strukturen des interna-<br />

tionalen Systems (z.B. Zusammenbruch des Bretton-Woods-Abkommens, steigende Ölpreise,<br />

Internationalisierung des Handels, (Kapital-)Investitionen und Finanzwirtschaft) hingewiesen<br />

und auch angemerkt, dass Frauen verstärkt Lohnarbeit nachgingen und so das vorherrschende<br />

Familienbild in Frage stellten. Diese Sachverhalte werden in der Tendenz aber eher als Beiwerk<br />

zur eigentlichen ökonomischen Krise – einer unzureichenden Akkumulationsdynamik bzw.<br />

einem tendenziellen Fall der Profitrate – gesehen (zur Kritik am verkürzten Krisenbegriff vgl.<br />

Borg 2001: 54ff. und Habermann 2008: 55ff.).<br />

Aus einer hegemonie- und diskurstheoretischen Perspektive ist ein solcher Krisenbegriff unbe-<br />

friedigend. Auch in den neueren Arbeiten der Regulationstheorie wird der Krisenbegriff erwei-<br />

tert und von umfassenderen sozio-ökonomischen Hegemoniekrisen ausgegangen (vgl. Brand<br />

2000; Brand et al. 2000; Brand/ Görg 2003a; Brand/ Raza 2003). Den hegemonie- und diskurs-<br />

theoretischen Begrifflichkeiten folgend, kann gesagt werden, dass der Prozess der Regulation<br />

immer vor dem Hintergrund von Dislokationen vonstattengeht und den Versuch beinhaltet, die<br />

von Krisen begleitete Organisation der Diskurse durch temporäre Fixierung bestimmter Bedeu-<br />

tungen und Relationen in einem von Antagonismen durchzogenen Diskursfeld zu stabilisieren.<br />

Wenn eine Krise kein objektives Phänomen darstellt, sondern abhängig ist von diversen<br />

Bedeutungszuschreibungen, die wiederum nicht beliebig, sondern eingebettet sind in ein spezi-<br />

fisches raum-zeitlich diskursives Feld, das durch diverse Diskursorganisationen strukturiert wird<br />

(und doch immer an der völligen Strukturierung scheitert), dann folgt daraus, dass es weder zu<br />

automatischen Reaktionen auf die Krise kommen kann, noch objektiv bestimmte Reaktionen<br />

optimale Krisenlösungsstrategien darstellen. Vielmehr führt das (re-)aktive Handeln der Akteure<br />

13


Joscha Wullweber<br />

beständig zu Veränderungen des Diskursfeldes, weswegen nicht nur keine Situation einer<br />

vorhergehenden vollkommen gleicht, sondern genauere Voraussagen gesellschaftlicher<br />

Entwicklung unmöglich sind.<br />

Bezogen auf die Krisenelemente der fordistischen Diskursorganisation und mögliche postford-<br />

istische Krisenlösungsstrategien ist daraus zu schlussfolgern, dass diese „not so much involve<br />

a new solution to old Fordist problems as solutions to a new set of after-Fordist problems. ...<br />

even where old problems survive in new guises they typically need addressing at different<br />

scales and/ or over different time horizons“ (Jessop/ Sum 2006: 347). Zugleich ist das Diskur-<br />

sfeld hegemonial strukturiert, was dazu führt, dass dieses strategisch-selektiv auf mögliche<br />

Krisenreaktionen einwirkt und einige privilegiert und andere, zwar nicht vollkommen verhindert,<br />

aber doch zumindest erschwert.<br />

Der Begriff des Postfordismus benennt daher vor allem diverse hegemoniale und zum Teil auch<br />

widersprüchliche Versuche der Krisenbearbeitung und weniger ein kongruentes Set an optima-<br />

len Lösungsstrategien. Ob der Begriff des Postfordismus angemessen ist zur Beschreibung der<br />

vielfältigen gesellschaftlichen und makroökonomischen Veränderungen seit Ende des 20. Jahr-<br />

hunderts, ist umstritten. 11 Denn historisch hat sich bislang kein ähnlich stabiles Akkumulations-<br />

regime, geschweige denn eine stabile Entwicklungsweise, wie die des Fordismus, herausgebil-<br />

det. Jessop (2003: 96) führt aus, dass der Begriff Postfordismus insofern als analytische Kate-<br />

gorie sinnvoll ist (und mehr bedeutet als schlicht ‚Nachfordismus‘), als dass er zum einen auf<br />

die Kontinuitäten zwischen Fordismus und Postfordismus aufmerksam macht (ansonsten würde<br />

es sich um einen ‚Nichtfordismus‘ handeln). Zum anderen wird durch den Begriff betont, dass<br />

es einschneidende historische Veränderungen und Diskontinuitäten gibt, die nicht einfach nur<br />

als neu belebter Fordismus gefasst werden können (andernfalls könnte auch von Neofordismus<br />

gesprochen werden). Mit dem Begriff der postfordistischen Diskursorganisation kann daher ein<br />

gesellschaftlicher Suchprozess bezeichnet, der sich in verschiedenen hegemonialen Strategien<br />

zur Lösung zentraler Probleme des fordistischen Wachstums- und Gesellschaftsmodells und<br />

zugleich auch in neuen (postfordistischen) Krisenelementen ausdrückt.<br />

3.5 Iterative Handlungen und das Primat des Politischen<br />

Bestimmte Bereiche innerhalb der Diskursorganisation einer Gesellschaft, wie die Unter-<br />

scheidung zwischen Staat, Ökonomie und (Zivil-)Gesellschaft, werden hegemonial als separate<br />

Räume artikuliert. Der Staat, als spezifische Diskursorganisation, ist dementsprechend Aus-<br />

druck historisch-hegemonialer Auseinandersetzungen um die Artikulation einer bestimmten<br />

Form sozio-politischer Organisation und, daraus folgend, spezifischer raum-zeitlicher Strukturi-<br />

11 Zurzeit findet verstärkt auch der Begriff des Postneoliberalismus Verwendung (vgl. Brand/ Sekler 2009;<br />

Demirovic 2009).<br />

14


Joscha Wullweber<br />

erungen. Ähnlich verhält es sich mit der Ökonomie. Hier haben sich bestimmte gesellschaft-<br />

liche Verhältnisse (das Waren-, das Geld-, das Kapitalverhältnis etc.) historisch so stark ver-<br />

festigt, dass bestimmten Teilbereichen der Ökonomie, z.B. der Warenform, quasi ein Eigen-<br />

leben, ein Fetisch-Charakter, zugeschrieben wird. Da eine Diskursorganisation, wie z.B. die des<br />

Staates, nicht ohne weiteres wieder abgelöst werden kann, besitzt diese eine relative Auto-<br />

nomie gegenüber täglichen Handlungen. Es ist dies aber nur eine scheinbare Autonomie, da<br />

die Organisation der Diskurse jeden Tag, jeden Moment von einer Vielzahl von Subjekten<br />

reartikuliert werden muss, um Bestand zu haben. Der Staat, die Ökonomie oder auch Globalis-<br />

ierungsprozesse existieren nur aus dem Grund, da sie von den in der Gesellschaft lebenden<br />

Menschen täglich reproduziert werden und sich tief in das Denken und den Wahrheitshorizont<br />

der Subjekte eingeschrieben haben. Hieraus folgt die Betonung des inhärent Politischen in der<br />

Instituierung von Staat, Ökonomie und Gesellschaft.<br />

Allerdings wird hier nicht von einem rationalen Subjekt/ Akteur ausgegangen, dass vor- oder<br />

extradiskursive Eigenschaften besäße. Grundlage einer poststrukturalistischen Konzeptualisier-<br />

ung des Subjektes ist die Annahme einer ‚Zerstreuung‘, einer ‚Spaltung‘ des Subjekts. Hierbei<br />

wird, angelehnt an Laclau & Mouffe (1985; Laclau 1990b), die Idee der Foucault‘schen Subjek-<br />

tpositionen aufgegriffen und durch Lacans Psychoanalyse erweitert. Mit dem Strukturalismus<br />

verbindet die Ablehnung eines autonomen Subjekts. Der entscheidende Punkt ist nun aber,<br />

dass Lacans Idee der Zerstreuung beibehalten, diese allerdings nicht auf das Subjekt, sondern<br />

auf die Struktur angewendet wird. In diesem Sinne ist das Subjekt der Struktur inhärent, die<br />

Struktur selbst ist allerdings aufgrund der Unmöglichkeit ihrer kompletten Schließung nicht in<br />

der Lage, das Subjekt vollständig zu determinieren. Das Subjekt existiert also nicht etwa, weil<br />

es eine essenzielle, vor- oder extradiskursive Substanz besäße, sondern weil die Struktur<br />

selbst darin scheitert, sich zu schließen, ihr eigener Grund zu sein. Das Subjekt ist demnach<br />

weder wirklich außerhalb, noch wirklich innerhalb der Struktur: „... the subject is nothing but this<br />

distance between the undecidable structure and the decision“ (Laclau 1990a: 30). Es ist also<br />

nicht die abwesende strukturelle Identität, sondern die fehlgeschlagene strukturelle Identität,<br />

die das Subjekt ermöglicht.<br />

Das Politische nimmt in in dem hier vorgestellten hegemonie- und diskurstheoretischen Ansatz<br />

eine privilegierte Stellung ein. Die dieser Privilegierung zugrunde liegende These lautet, dass<br />

das Politische und das Ökonomische bzw. das Soziale nicht eindeutig voneinander trennbare<br />

Bereiche sind. Soziale Beziehungen können demnach als politische Handlungen verstanden<br />

werden, die sich historisch über gesellschaftliche Prozesse und hegemoniale Auseinanderset-<br />

zungen verstetigt haben, deren ursprüngliche politische Wurzeln in Vergessenheit gerieten. Es<br />

gibt demnach keine grundsätzliche Unterscheidung zwischen dem Politischen und dem<br />

Sozialen, sondern nur eine graduelle. Daraus folgt, dass alle sozialen Beziehungen bzw. das<br />

Feld des Sozialen als Ganzes politischen Ursprungs sind. Soziale Handlungen und Beziehun-<br />

15


Joscha Wullweber<br />

gen bilden sich heraus, indem über hegemoniale Auseinandersetzungen bestimmte Handlun-<br />

gen und Beziehungen privilegiert und andere unterdrückt werden. In dem Moment, in dem sich<br />

bestimmte Handlungen gegenüber konkurrierenden Handlungen durchsetzen und hegemonial<br />

werden, gerät der ursprünglich politische Charakter dieser Handlungen über die Zeit in Ver-<br />

gessenheit – und damit auch das Wissen um Alternativen. Der Moment der Verstetigung ents-<br />

pricht dem Moment, in dem eine bestimmte gesellschaftliche Organisationsform sozialer Bez-<br />

iehungen den Charakter einer Objektivität annimmt und damit ihren politischen Charakter<br />

verliert (vgl. Laclau 1990a: 34).<br />

Das Primat des Politischen bedeutet demnach, Politik nicht auf einen bestimmten Bereich von<br />

Gesellschaft zu reduzieren, sondern das Politische als konstitutiv für jede soziale Identität und<br />

Handlung und damit für die Strukturierung der Gesellschaft insgesamt zu verstehen.<br />

Gleichzeitig folgt hieraus nicht, dass alles zu jedem Zeitpunkt politisch wäre. Vielmehr sind nur<br />

solche gesellschaftlichen Bereiche politisiert, die gesellschaftlich verhandelt werden, die Teil<br />

hegemonialer Auseinandersetzungen sind. Im Gegensatz hierzu steht das in einem bestimmten<br />

raum-zeitlichen Moment institutionalisierte Ensemble aus (ökonomischen) Regeln, Normen und<br />

Werten, aus verfestigten Modi der Verhaltensorientierung, -routinisierung und -koordinierung,<br />

dessen politische Wurzeln nicht offenkundig sind und daher innerhalb eines bestimmten Raum-<br />

Zeit-Horizonts für selbstverständlich gehalten werden. Jede Gesellschaft benötigt ritualisierte<br />

und damit akzeptierte und institutionalisierte Grundlagen der menschlichen Interaktion, um eine<br />

relative Stabilität der Gemeinschaft zu gewährleisten und nicht in einem Chaos zu versinken.<br />

Politik kann demnach als Kampf um hegemoniale Stabilisierungen verstanden werden, als<br />

Kampf um die „symbolische Instituierung einer gesellschaftlichen Identität“ (Marchart 1998: 97).<br />

4. Resümee und Ausblick<br />

Mit dem Ansatz einer hegemonie- und diskurstheoretischen Perspektive auf die (Politische)<br />

Ökonomie sollte in diesem <strong>Paper</strong> die Bedeutung von Diskursen für die Strukturierung von<br />

Gesellschaft und Ökonomie betont werden. Diskurse und Realität sind demnach untrennbar<br />

miteinander verwoben. Das heißt auch, dass das Kapital als soziales Verhältnis nicht vor seiner<br />

Artikulation existiert, sondern dass dem Kapital erst durch die Artikulation hindurch Form ver-<br />

liehen wird. Die hier vorgeschlagene Theoretisierung der Ökonomie betont zweitens deren<br />

Relationalität. Aus der Konzeptualisierung der Ökonomie als Form folgt drittens, dass es nicht<br />

die Ökonomie als solche gibt. Vielmehr sind immer nur konkrete, historisch-spezifische Formen<br />

der Ökonomie, verstanden als eine spezifische Organisation eines Diskursraums, anzutreffen.<br />

Diese konkreten Formen sind viertens das kontingente Resultat historisch vorgängiger hege-<br />

monialer Auseinandersetzungen. Das bedeutet auch, dass die alltäglichen Handlungen und<br />

ebenso das Politische in der Konstituierung der Ökonomie im Allgemeinen und einer kapital-<br />

istisch organisierten Diskursorganisation im Besonderen zu betonen.<br />

16


Joscha Wullweber<br />

Abschließend soll anhand einiger ausgewählter Publikationen angedeutet werden, welche Per-<br />

spektiven durch poststrukturalistische Herangehensweisen im Bereich der Politischen Öko-<br />

nomie eröffnet werden. Auch wenn sich sehr verschiedene Arbeiten unter dem Begriff ‚Post-<br />

strukturalismus‘ finden, teilen diese Ansätze die Einschätzung, „that an appreciation of the way<br />

value is deployed in the dynamics of political economy cannot be derived from an inspection of<br />

the way an object's materiality satisfies a need or want“ (Shapiro 2006: 43). Shapiro dekonstru-<br />

iert beispielsweise die ökonomischen Annahmen Adam Smiths, in dem er herausarbeitet,<br />

welche spezifischen historischen und kulturellen Annahmen in dessen Theorie verarbeitet und<br />

von ihm anschließend ahistorisch verallgemeinert werden (vgl. Shapiro 1993).<br />

Einige Publikationen beschäftigen sich mit der Wirtschaftsprüfung (accounting und auditing),<br />

also z.B. die Frage, wie Rating-Agenturen die Zahlungsfähigkeit von Schuldnern abschätzen<br />

und welche sozio-politischen Interessen und kulturelle Codes in diese Bewertungen eingehen<br />

(vgl. Sinclair 2005; Power 1997; 2005). Andere führen eine Genealogie der Finanzmärkte<br />

(Goede 2001; 2005) oder der sozio-ökonomischen Bedeutung der Nanotechnologie (Wullweber<br />

2008) durch. Genealogien durchzuführen bedeutet in diesem Zusammenhang auf den Prozess<br />

zu fokussieren, „by which we have constructed origins and given meaning to particular repres-<br />

entations“ (Bleiker 2000: 25). Es handelt sich bei einer Genealogie um eine Untersuchungs-<br />

methode, „die explizit nach den äußeren Bedingungen, Beschränkungen und Institutionalisier-<br />

ungen von Diskursen fragt“ (Lemke 1997: 55) und so einen Gegen-Entwurf zur hegemonialen<br />

Erzählung in Form einer alternativen Rekonstruktion historischer Ereignisse beinhaltet, ohne<br />

allerdings für sich zu reklamieren, die einzig wahre Erzählung zu liefern.<br />

Gender-Themen markieren eine wichtige Säule poststrukturalistischer Analysen. Judith Butler<br />

(1993; 1997; 2004) ist eine der Vorreiterinnen auf diesem Gebiet. Sie zeigt beispielsweise auf,<br />

wie durch den Ausruf: ‚Es ist ein Junge‘, „one is also, paradoxically, given a certain possibility<br />

for social existence, initiated into a temporal life of language that exceeds the prior purposes<br />

that animate the call“ (Butler 1997: 2). Andere Analysen arbeiten die hegemoniale Konstruktion<br />

des Homo oeconomicus als gesellschaftliches Leitbild heraus (vgl. Williams 1999; Bröckling<br />

2002; Habermann 2008). Oder analysieren z.B. ein spezifisches Geschlechterwissen innerhalb<br />

der globalen politischen Ökonomie (vgl. Çaglar 2009).<br />

Weitere poststrukturalistische Arbeiten fokussieren auf die kulturellen Praktiken innerhalb der<br />

Politischen Ökonomie. Diese gehen davon aus, dass „economic and cultural categories are<br />

logically and practically interdependent ... . In practice, social actors cannot actually define a<br />

market or a competitor, let alone act in relation to them, except through extensive forms of cul-<br />

tural knowledge“ (Slater 2002: 59). Hier deutet sich bereits ein eigener Forschungsbereich –<br />

cultural economy – an (vgl. Sayer 2001; Du Gay/ Pryke 2002; Amin/ Thrift 2003).<br />

17


Joscha Wullweber<br />

Insgesamt liegt der Fokus auf der Produktion von Bedeutung und deren Verschiebungen:<br />

„Understanding finance as performative practice suggests that processes of knowledge and<br />

interpretation do not exist in addition to, or are of secondary importance to, ‚real‘ material finan-<br />

cial structures, but are precisely the way in which ‚finance‘ materializes“ (Goede 2006: 10f.).<br />

Abschließend kann resümiert werden, dass poststrukturalistische Ansätze die analytischen und<br />

theoretischen Herangehensweisen der IPE ergänzen und erweitern, indem diese den nicht-<br />

objektiven Charakter von Realität (Strukturen, Ereignissen, Identitäten) hervorheben, die<br />

Kontingenz historischer Entwicklungen betonen, den hegemonialen Prozess der Konstruktion<br />

von Realität aufzeigen und, daraus folgend, die spezifischen Macht- und Herrschaftsverhältn-<br />

isse, Interessen und Strategien in den Vordergrund rücken, die sich in bestimmten Realitätsvor-<br />

stellungen durchgesetzt und eingeschrieben haben.<br />

5. Literatur<br />

Aglietta, Michel (1979): A Theory of Capitalist Regulation. The US Experience, London: NLB.<br />

Aglietta, Michel (2000): Ein neues Akkumulationsregime. Die Regulationstheorie auf dem Prüfstand,<br />

Hamburg: VSA.<br />

Amin, Ash/ Thrift, Nigel J. (Hrsg.) (2003): The Cultural Economy Reader, Oxford: Blackwell.<br />

Bleiker, Roland (2000): Popular Dissent, Human Agency and Global Politics, Cambridge: Cambridge<br />

University Press.<br />

Borg, Erik (2001): Projekt Globalisierung. Soziale Kräfte im Konflikt um Hegemonie, Hannover:<br />

Offizin.<br />

Boyer, Robert (1990a): The regulation school: a critical introduction, New York: Colombia University<br />

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