Chronischer Unterbauchschmerz der Frau - DGPFG
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3. Häufigkeit:<br />
Etwa 10-15% aller Patientinnen, die ambulant einen <strong>Frau</strong>enarzt konsultieren (Mathias et al.<br />
1996, Elliott 1996, Scialli 1999).<br />
4. Diagnostik:<br />
4.1. Hintergrund <strong>der</strong> Diagnostik:<br />
4.1.1.Psychologische Merkmale <strong>der</strong> Patientinnen:<br />
Es fand sich eine Korrelation zwischen niedrigerer Bildung und stärkeren Schmerzen,<br />
Besorgtheit, emotionalem Leid und funktioneller Eingeschränktheit. Keine Unterschiede<br />
ergaben sich bezüglich Alter, Schmerzdauer und depressiven Symptomen (Roth et al. 2001,<br />
Querschnittsstudie). Besteht eine gewalttätige Partnerbeziehung, so steigt das relative Risiko,<br />
chronische <strong>Unterbauchschmerz</strong>en zu entwickeln (Coker et al. 2000, Querschnittstudie).<br />
1980 veröffentlichten Gross et al. eine Untersuchung, die bei 25 Patientinnen ausgeprägte<br />
psychopathologische Befunde erhob. Walker et al. beobachteten 1988 an einer Gruppe von 25<br />
<strong>Frau</strong>en eine erhöhte Prävalenz von Depression, Drogenmissbrauch, sexuellen<br />
Funktionsstörungen, Somatisierung und sexuellem Missbrauch, sowohl in <strong>der</strong> Kindheit als<br />
auch im Erwachsenenalter im Vergleich zur Kontrollgruppe. Walker et al. (1992) vermuteten<br />
eine stärkere Dissoziierungstendenz bei <strong>Unterbauchschmerz</strong>patientinnen. 1995 fanden Walker<br />
et al. signifikant erhöhte Raten für psychiatrische Erkrankungen, Somatisierungstendenz und<br />
sexuellen Mißbrauch, sowohl in <strong>der</strong> Kindheit als auch im Erwachsenenalter.<br />
Beard et al. (1988) beobachteten bei <strong>Unterbauchschmerz</strong>patientinnen eine größere Anzahl von<br />
Krankheiten und Todesfällen in <strong>der</strong> Familie. In mehreren Untersuchungen werden eine<br />
erhöhte Inzidenz von physischem und sexuellem Mißbrauch sowie Hinweise auf frühe<br />
Störungen und depressive Gestimmtheit gefunden (Campbell et al. 2002, Fall-Kontroll-<br />
Studie; Romans et al. 2002; Black 1988, Bodden-Heidrich et al. 1999; Caldirola et al. 1983;<br />
Hodgkiss & Watson 1994; Toomey et al. 1993; Collett et al. 1998; Ehlert et al. 1999; Lampe<br />
et al. 2000; Reiter et al. 1990; Walling 1995).<br />
Rapkin et al. (1990) fanden keine spezifisch erhöhte Rate an sexuellen<br />
Missbrauchserfahrungen. Eine Tendenz zu Dissoziation, Somatisierung und Drogenabusus<br />
wurde in einer weiteren Studie gefunden (Badura et al. 1997).<br />
Abschließend betrachtet lässt sich sagen, dass die Forschung zur psychologischen Morbidität<br />
problematisch ist. Viele Studien weisen Mängel auf wie zu kleine Gruppengröße, ungleiche<br />
Kontrollgruppen, Einsatz von unstandardisierten psychiatrischen Instrumenten, die die<br />
Validität <strong>der</strong> Ergebnisse beeinträchtigen (Savidge und Slade 1997).<br />
4.2.Psychologische Diagnostik:<br />
Beson<strong>der</strong>es Augenmerk in <strong>der</strong> Vorgeschichte <strong>der</strong> Patientinnen sollte auf sexuellen und<br />
körperlichen Mißbrauch und Zeichen einer depressiven Erkrankung gelegt werden (siehe<br />
psychologische Merkmale <strong>der</strong> Patientinnen) (Reisner 1997).<br />
4.3. Medizinische Diagnostik:<br />
4.3.1. Ärztliches Gespräch gemäß <strong>der</strong> Psychosomatischen Grundversorgung (Mögliche Foci:<br />
auslösende Situation, Belastungen, Partnerschaft, Sexualität, Verluste, frühe Traumata,<br />
subjektive Krankheitstheorie).<br />
4.3.2. Gynäkologische Untersuchung: Anschließend an die Anamneseerhebung wird eine<br />
gynäkologische Untersuchung durchgeführt (Reisner 1997).