Burg und Schloss Rathsmannsdorf - auf ste-points.de
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Text: Dipl.Ing. Katja Sterzl,<br />
Birgit Geißler (M.A.)<br />
Gestaltung: Katja Sterzl<br />
Fotos: Katja Sterzl<br />
Zeichnungen: Dipl.Ing. Christoph Aurbach,<br />
Katja Sterzl<br />
Druck: Gutenberg - Druckerei Weimar GmbH<br />
<strong>Burg</strong> <strong>und</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Rathsmannsdorf</strong><br />
Ergebnisse einer B<strong>auf</strong>orschung
In belaubten Sommertagen völlig vom Wald umschlossen<br />
ist die mächtige <strong>und</strong> beeindrucken<strong>de</strong> <strong>Burg</strong>anlage in<br />
<strong>Rathsmannsdorf</strong>, am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s südlichen bayrischen<br />
Wal<strong>de</strong>s, kaum sichtbar.<br />
Erst im Winter öffnet sich <strong>de</strong>r Blick für <strong>de</strong>n Besucher o<strong>de</strong>r<br />
Wan<strong>de</strong>rer <strong>auf</strong> die imposanten Gebäu<strong>de</strong>.<br />
In dieser Jahreszeit ent<strong>de</strong>ckten wir, 3 Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s<br />
Ma<strong>ste</strong>rstudienganges Denkmalpflege <strong>de</strong>r Otto-Friedrich-<br />
Universität Bamberg, diese <strong>Burg</strong>. Überrascht <strong>ste</strong>llten wir<br />
fest, dass es sich hier um eine hochwertige, in <strong>de</strong>r Renaissance<br />
überformte Anlage han<strong>de</strong>lt, die in qualitätvoller Ausführung<br />
die Formensprache <strong>de</strong>r italienischen Renaissance<br />
zeigt.<br />
Lei<strong>de</strong>r mus<strong>ste</strong>n wir auch fest<strong>ste</strong>llen, dass diese <strong>Burg</strong> in<br />
einem sehr <strong>de</strong>solaten Zustand ist, was wohl <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong><br />
dafür sein könnte, dass sie in <strong>de</strong>n Reiseführern keine<br />
Erwähnung fin<strong>de</strong>t.<br />
Die vorgef<strong>und</strong>enen beson<strong>de</strong>ren Qualitäten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r gleichzeitig<br />
erschrecken<strong>de</strong> bauliche Zustand hat uns dazu<br />
bewegt, das Schloß <strong>Rathsmannsdorf</strong> als Thema für unsere<br />
Ma<strong>ste</strong>rarbeit zu bearbeiten.<br />
Inhalt <strong>und</strong> Aufgabe <strong>de</strong>r Ma<strong>ste</strong>rarbeit war eine genaue<br />
Aufnahme <strong>und</strong> Bewertung <strong>de</strong>r baulichen Anlage. Zu <strong>de</strong>n<br />
von uns durchgeführten Untersuchungen gehörten die<br />
Archivalienforschung, ein verformungsgerechtes Aufmaß<br />
in wesentlichen Bereichen, eine ausführliche B<strong>auf</strong>orschung<br />
<strong>und</strong> Scha<strong>de</strong>nsbewertung.<br />
Wir möchten uns mit dieser Broschüre bei <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>samt für Denkmalpflege Bayern für die<br />
finanzielle <strong>und</strong> beraten<strong>de</strong> Unterstützung bedanken, durch<br />
die unsere Forschungen erst durchführbar wur<strong>de</strong>n.<br />
Diese kleine Broschüre ist eine kurze Zusammenfassung<br />
unserer Forschungsergebnisse <strong>und</strong> soll Interesse bei <strong>de</strong>n<br />
Lesern wecken, <strong>de</strong>nn nur mit Interesse, Begei<strong>ste</strong>rung <strong>und</strong><br />
Anteilnahme <strong>de</strong>r Öffentlichkeit kann es hoffentlich möglich<br />
sein, <strong>de</strong>n rasanten Verfall <strong>de</strong>r <strong>Burg</strong> <strong>auf</strong>zuhalten.<br />
Katja Sterzl<br />
Weimar, Dezember 2004.<br />
Vorwort<br />
Blick <strong>auf</strong> die <strong>Burg</strong> von O<strong>ste</strong>n, rechts das Herrenhaus aus <strong>de</strong>m 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
1<br />
Beschreibung<br />
Das Pfarrdorf <strong>Rathsmannsdorf</strong> liegt inmitten <strong>de</strong>r bewegten<br />
Hügellandschaft <strong>de</strong>s südlichen bayrischen Vorwal<strong>de</strong>s im<br />
Landkreis Passau, Regierungsbezirk Nie<strong>de</strong>rbayern.<br />
Der historische Ortskern sowie die <strong>Schloss</strong>anlage <strong>ste</strong>hen<br />
<strong>auf</strong> einer plateauartigen Fläche, die nach We<strong>ste</strong>n, Sü<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> O<strong>ste</strong>n hin abfällt. Das Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>Burg</strong> liegt am<br />
südlichen En<strong>de</strong> dieses Plateaus <strong>und</strong> am südlichen Rand <strong>de</strong>s<br />
Dorfes. An seinem Fuß befin<strong>de</strong>t sich ein v-förmiger Talkessel,<br />
an <strong>de</strong>ssem südlichen Ausgang ein Stück einer ehemaligen<br />
Staumauer zu erkennen ist. Diese war Teil eines<br />
mittelalterlichen Stauwerks, mit <strong>de</strong>ssen Hilfe das Wasser<br />
<strong>de</strong>s angrenzen<strong>de</strong>n Perlbaches <strong>auf</strong>gestaut wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Ob dieses Stauwerk jemals seine Funktion erfüllte, konnte<br />
nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />
<strong>Burg</strong> <strong>und</strong> Vorburg sind südlich, östlich <strong>und</strong> westlich von<br />
einem weitgehend intakt erscheinen<strong>de</strong>n Grabensy<strong>ste</strong>m umgeben.<br />
Nördlich ist <strong>de</strong>r frühere Zugang von <strong>de</strong>r <strong>Burg</strong> zum<br />
alten Dorfkern noch zu erkennen, <strong>de</strong>r aber durch die<br />
Teilung <strong>de</strong>r <strong>Burg</strong> nicht mehr die heutige Erschließung ist.<br />
Die Vorburg be<strong>ste</strong>ht aus einem dreischiffigen Stallbau in<br />
wesentlichen Teilen aus <strong>de</strong>m 16. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> einem<br />
Herrenhaus, das im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert nach <strong>de</strong>r Umnutzung<br />
<strong>de</strong>r <strong>Burg</strong> als Brauerei ausgebaut wur<strong>de</strong>.<br />
Die <strong>Burg</strong> ist ursprünglich eine dreiflügelige Anlage, die im<br />
16. Jahrh<strong>und</strong>ert unter Fürstbischof Urban von Trenbach in<br />
ein Renaissanceschloss umgebaut wur<strong>de</strong>. Der alte <strong>Burg</strong>kern<br />
mit <strong>Burg</strong>mauer <strong>und</strong> Turm wur<strong>de</strong> dabei in eine Vierflügelanlage<br />
umgeformt. Der rechteckige Innenhof war<br />
im Sü<strong>de</strong>n <strong>und</strong> We<strong>ste</strong>n von dreigeschossigen Arka<strong>de</strong>ngängen<br />
umgeben, von <strong>de</strong>nen lei<strong>de</strong>r nur noch <strong>de</strong>r westliche<br />
erhalten geblieben ist.<br />
Der Nordflügel ist von einem mächtigen Torturm in <strong>de</strong>r<br />
Mitte geprägt. Ein r<strong>und</strong>bogiges Tor öffnet sich zur Nord<strong>und</strong><br />
Südseite <strong>de</strong>s Turms.<br />
West- <strong>und</strong> Ostflügel sind nicht gleichmäßig. Während <strong>de</strong>r<br />
Westflügel <strong>de</strong>n nachweisbar älte<strong>ste</strong>n Bauteil einschließt,<br />
ist <strong>de</strong>r Ostflügel mit seinem R<strong>und</strong>turm an <strong>de</strong>r Nordo<strong>ste</strong>cke<br />
<strong>de</strong>r Ausstattung <strong>de</strong>r Räumlichkeiten <strong>de</strong>r weitaus repräsentativere<br />
Teil. Die Gebäu<strong>de</strong> sind dreigeschossig, im Westflügel<br />
wer<strong>de</strong>n die Räume über <strong>de</strong>n Arka<strong>de</strong>ngang erschlossen,<br />
im Ostflügel über eine breite repräsantive Treppe <strong>und</strong><br />
einem Flur im Inneren. Die repräsentativ<strong>ste</strong>n Räume sind<br />
die Kapelle im 1.OG <strong>de</strong>r ehemalige Gerichtssaal im EG <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Saal im 2.OG <strong>de</strong>s Ostflügels. Ein <strong>ste</strong>iles Satteldach bekrönt<br />
die Gebäu<strong>de</strong>.<br />
<strong>Burg</strong> <strong>auf</strong> einer Postkarte von 1926, rechts das Herrenhaus <strong>de</strong>r Vorburg<br />
2
Ostflügel<br />
Kapelle<br />
ehemaliger<br />
Gerichtssaal<br />
Tordurchfahrt<br />
Westflügel<br />
Die Ent<strong>ste</strong>hungsgeschichte <strong>de</strong>r <strong>Burg</strong> <strong>Rathsmannsdorf</strong> ist<br />
unklar.<br />
Es wird geschrieben, dass die Grafen von Hals bereits im<br />
Jahr 1207 das <strong>Schloss</strong> zu Lehen gehabt hätten. In <strong>de</strong>n<br />
Kunst<strong>de</strong>nkmälern wird eine be<strong>ste</strong>hen<strong>de</strong> <strong>Burg</strong> in <strong>Rathsmannsdorf</strong><br />
im Jahr 1268 vermutet. Bei<strong>de</strong> Vermutungen lassen<br />
sich nicht belegen.<br />
Den er<strong>ste</strong>n sicheren Hinweis <strong>auf</strong> eine be<strong>ste</strong>hen<strong>de</strong> <strong>Burg</strong> fan<strong>de</strong>n<br />
wir einigen Quellen zufolge in einem darin beschriebenen<br />
Rechtsstreit um die ungeklärten Lehensverhältnisse<br />
1448. Aus <strong>de</strong>m Zusammenhang um die Erbstreitigkeiten<br />
geht hervor, dass um das Jahr 1400 die <strong>Burg</strong> <strong>Rathsmannsdorf</strong><br />
bereits bestan<strong>de</strong>n hat. Für 1502 ist eine Kapelle<br />
beurk<strong>und</strong>et.<br />
Die für das heutige Erscheinungsbild entschei<strong>de</strong>n<strong>ste</strong> Zeit<br />
<strong>de</strong>r <strong>Burg</strong> <strong>Rathsmannsdorf</strong> lag wohl in <strong>de</strong>n 1570er Jahren,<br />
als sie unter Fürstbischof Urban von Trenbach in ein<br />
Renaissanceschloss umgebaut wur<strong>de</strong>. Dieses wur<strong>de</strong> zum<br />
Sommer<strong>auf</strong>enthalt <strong>de</strong>s Fürstbischofs, nach einigen Quellen<br />
zufolge sogar zum Lieblingssitz. In dieser Bauperio<strong>de</strong> entstand<br />
<strong>de</strong>r Südflügel, die Arka<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Turm <strong>und</strong> das Eingangsportal,<br />
wur<strong>de</strong>n sämtliche Räume, auch <strong>de</strong>r Vorburg<br />
mit einem einfachen spätgotischen Kreuzgratgewölbe eingewölbt,<br />
Ost- <strong>und</strong> Westflügel in <strong>de</strong>r Höhe angeglichen <strong>und</strong><br />
neu überdacht. Die Kapelle im Ostflügel bekam ein Kreuzgratgewölbe<br />
<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> in spätgotischer Manier ausgemalt.<br />
Zahlreiche Wappen Urban von Trenbachs, z.B. in <strong>de</strong>r Kapelle,<br />
im ehemaligen Gerichtssaal, aber auch im Stallgebäu<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Vorburg zeugen von dieser Bautätigkeit.<br />
Beim Einfall <strong>de</strong>r Husaren <strong>auf</strong> das Gebiet <strong>de</strong>s Hochstifts<br />
Passau im ö<strong>ste</strong>rreichischen Erbfolgekrieg wird auch das<br />
<strong>Schloss</strong> <strong>Rathsmannsdorf</strong> beschädigt.<br />
Geschichte<br />
Blick <strong>auf</strong> die <strong>Burg</strong> von O<strong>ste</strong>n, rechts das Herrenhaus aus <strong>de</strong>m 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
Gr<strong>und</strong>riss <strong>de</strong>r Kernburg Erdgeschoss<br />
3<br />
2<br />
Wappen Urban von Trenbachs im Stallgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorburg<br />
1763 lässt Fürstbischof Firmian die beschädigten Zimmer<br />
im 2. Obergeschoss neu ausstatten. Das Zifferblatt <strong>de</strong>r<br />
heute fehlen<strong>de</strong>n Turmuhr trug die gleiche Jahreszahl.<br />
Der letzte Landrichter, <strong>de</strong>r <strong>auf</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Rathsmannsdorf</strong><br />
Recht sprach, war Leo<strong>de</strong>gar Plazari, <strong>de</strong>r 1798 <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m<br />
Otterskirchener Friedhof begraben wur<strong>de</strong>.<br />
Nach <strong>de</strong>r Säkularisation kam <strong>Schloss</strong> <strong>Rathsmannsdorf</strong> in<br />
Besitz <strong>de</strong>s bayrischen Staates <strong>und</strong> blieb bis zunächst unbewohnt.<br />
Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wechselte das <strong>Schloss</strong> mehrmals<br />
die Besitzer. Am Folgenreich<strong>ste</strong>n für das <strong>Schloss</strong> ist<br />
<strong>de</strong>r Umbau <strong>de</strong>s Westflügels zu Brauereizwecken <strong>und</strong> die<br />
Unterkellerung <strong>de</strong>s <strong>Burg</strong>vorplatzes unter Wilhelm von<br />
Ruffin um 1870. Von 1911 bis 1989 sind die Grafen von<br />
Preysing <strong>Schloss</strong>besitzer. Nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>r Gräfin von<br />
Preysing, die bis 1989 das Herrenhaus <strong>de</strong>r Vorburg bewohnte,<br />
wur<strong>de</strong> das Gr<strong>und</strong>stück geteilt <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich <strong>de</strong>r<br />
alten <strong>Burg</strong> verk<strong>auf</strong>t.<br />
Geschichte<br />
ehemaliger Gerichtssaal im EG <strong>de</strong>s Ostflügels<br />
4
mittlerer Teil <strong>de</strong>s Westflügels- nach 1578<br />
Bauten vor 1578<br />
Da die Quellenlage <strong>und</strong> die vorgef<strong>und</strong>ene Bausituation<br />
relativ ein<strong>de</strong>utig ist, was die Bauphasen nach 1578 betrifft,<br />
haben wir unsere B<strong>auf</strong>orschungen vor allem <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n mittelalterlichen<br />
Vorgängerbau fokussiert.<br />
In <strong>de</strong>r <strong>Burg</strong>enforschung gilt es als gesichert, dass es im 14.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert eine Erweiterung <strong>de</strong>r <strong>Burg</strong>en gegeben hat, ihre<br />
Wehrhaftigkeit ausgebaut wur<strong>de</strong>. Darum ist anzunehmen,<br />
dass auch in <strong>Rathsmannsdorf</strong> die Außenanlagen, wie die<br />
Zwingermauer mit <strong>de</strong>n R<strong>und</strong>türmen, die Grabenanlagen,<br />
<strong>de</strong>r Zwinger <strong>und</strong> das Stauwerk um das 14. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
angelegt wur<strong>de</strong>.<br />
Dendrochronologische Untersuchungen <strong>de</strong>r Eichenstämme,<br />
die in Querrichtung zur Staumauer liegen, ergaben das<br />
Fälldatum 1398.<br />
Sicher ist auch, dass <strong>Burg</strong> <strong>und</strong> Vorburg durch einen Halsgraben<br />
getrennt waren, welcher später <strong>auf</strong>geschüttet wur<strong>de</strong>.<br />
Ein ein<strong>de</strong>utiger Bef<strong>und</strong> ist <strong>de</strong>r <strong>ste</strong>inmetzmäßig sehr sorgfältig<br />
bearbeitete Sockel <strong>de</strong>s nordöstlichen R<strong>und</strong>turmes<br />
3 m unter <strong>de</strong>r jetzigen Gelän<strong>de</strong>oberfläche.<br />
Aufgr<strong>und</strong> vielfältiger Bef<strong>und</strong>e ist einer <strong>de</strong>r wahrscheinlich<br />
älte<strong>ste</strong>n Teile <strong>de</strong>r <strong>Burg</strong> <strong>de</strong>r mittlere Teil <strong>de</strong>s Westflügels.<br />
Massive spätgotische Bohlen-Balken<strong>de</strong>cken mit kräftiger<br />
Profilierung in <strong>de</strong>n Obergeschossen (sh.Zeichnung oben)<br />
<strong>und</strong> eine spätgotische Kielbogentür in <strong>de</strong>r westlichen Aus-<br />
senwand <strong>de</strong>s 2.Obergeschosses <strong>und</strong> viele an<strong>de</strong>re Details<br />
1<br />
weisen <strong>auf</strong> ein mittelalterliches "hohes Haus" hin, das in<br />
<strong>de</strong>r Umbauphase von 1578 vollständig überformt wur<strong>de</strong>.<br />
2<br />
spätgotische Kielbogentür im 2.OG <strong>de</strong>s<br />
Westflügels<br />
- Rekonstruktion vor 1578<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r B<strong>auf</strong>orschung<br />
Eckkonsole für mittelalterliche Decke<br />
5<br />
Die verzierten Öffnungen zu <strong>de</strong>n westlichen Außenwän<strong>de</strong>n,<br />
sowie die Spuren an <strong>de</strong>r Außenseite <strong>de</strong>r Westwand lassen<br />
eine frühere Erweiterung, eventuell sogar eine Öffnung<br />
<strong>de</strong>r mittelalterlichen <strong>Burg</strong> zur Westseite vermuten.<br />
Re<strong>ste</strong> einer Bohlenstube <strong>und</strong> Ritzungen von Wandmalereien<br />
unter massiven, abgebrochenen Putzschichten machen<br />
vor<strong>ste</strong>llbar, dass die Räume einigermaßen prachtvoll<br />
ausgestattet waren, wenn sie auch- zumin<strong>de</strong>st im 2.Obergeschoss<br />
niedrigere Deckenhöhen besaßen, von <strong>de</strong>r eine<br />
eingemauerte Eckkonsole zeugt.<br />
Im Ostflügel ist die Kapelle vermutlich in dieser Form schon<br />
aus <strong>de</strong>r Zeit vor 1578. Gesichert ist, dass Netzgewölbe<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen spätgotische Ausmalung aus <strong>de</strong>r Trenbachschen<br />
Ära ist.<br />
Unter dieser Farbschicht sind Ritzungen einer älteren<br />
Malerei, irritieren<strong>de</strong>rweise im Stil <strong>de</strong>r Renaissance zu erkennen.<br />
Schießscharten <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re kleine zugesetzte Öffnungen in<br />
<strong>de</strong>r Ostwand <strong>de</strong>s Ostflügles lassen durch ihre ungewöhnliche<br />
Brüstungshöhe an Öffnungen in einem ehemaligen<br />
Wehrgang <strong>de</strong>nken.<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r B<strong>auf</strong>orschung<br />
Obergeschoss <strong>de</strong>r Kapelle im Ostflügel - im 19.Jhrdt. wur<strong>de</strong> hier ein Kappengewölbe zu Lagerzwecken<br />
eingezogen<br />
zugesetzte Schießscharte in <strong>de</strong>r Westwand .... ...in <strong>de</strong>r Nordwand <strong>de</strong>s Ostflügels<br />
6
2<br />
Zustandsanalyse<br />
Bewuchs an <strong>de</strong>r Ostfassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Westflügels<br />
Seit <strong>de</strong>r Säkularisierung <strong>de</strong>s 19. Jhrdt. wur<strong>de</strong> das <strong>Schloss</strong><br />
durch Fehlnutzung <strong>und</strong> Vernachlässigung <strong>de</strong>m Verfall<br />
preisgegeben.<br />
In <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 19. Jhrdt. wur<strong>de</strong>n Teilbereiche <strong>de</strong>s Nordflügels,<br />
<strong>de</strong>s Turm <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Südflügels für Brauereizwecke<br />
unterkellert, was zu gravieren<strong>de</strong>n Stabilitätsproblemen<br />
geführt hat. Der gesamte Südflügel ist dadurch abgegangen.<br />
Rißbildungen in fast allen Bereichen <strong>de</strong>r <strong>Burg</strong> sind zu<br />
beobachten.<br />
Das Herausreißen einiger Deckenbereiche in <strong>de</strong>n Obergeschossen<br />
<strong>de</strong>s Westflügels für die Anlagen <strong>de</strong>r Brauerei<br />
verschärfte das Problem. In <strong>de</strong>r Kapelle wur<strong>de</strong> für die spätere<br />
landwirtschaftliche Nutzung- die Brauerei ging nach<br />
einem Jahrzehnt Konkurs - ungeachtet <strong>de</strong>s kunsthistorischen<br />
Wertes <strong>de</strong>r Wandmalereien eine Stahlbeton<strong>de</strong>cke<br />
eingebaut.<br />
In seiner Autobiografie <strong>de</strong>s Grafen von Preysing ist zu<br />
lesen, dass 1945 im <strong>Schloss</strong> Aussiedler untergebracht<br />
waren <strong>und</strong> "... <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Weg zum Abort einen <strong>de</strong>r Wind<br />
durch die vielen Risse <strong>und</strong> Fugen entgegenpfiff." Dennoch<br />
wur<strong>de</strong> das Schloß in dieser Zeit noch bewohnt <strong>und</strong> notdürftig<br />
gepflegt.<br />
Seit<strong>de</strong>m das Gr<strong>und</strong>stück 1989 geteilt <strong>und</strong> die alten Gebäu<strong>de</strong>teile<br />
verk<strong>auf</strong>t wur<strong>de</strong>n, ist das <strong>Schloss</strong> sy<strong>ste</strong>matisch<br />
"ausgeschlachtet" wor<strong>de</strong>n.<br />
Risse in <strong>de</strong>r Kapellen<strong>de</strong>cke<br />
7<br />
Seit<strong>de</strong>m sind die Kaminumrandung aus <strong>de</strong>r Renaissance,<br />
<strong>de</strong>r Fließenfußbo<strong>de</strong>n im Festsaal, die Bohlen-Balken<strong>de</strong>cken<br />
im 2. OG <strong>de</strong>s <strong>und</strong> sogar die Turmuhr aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s<br />
18.Jhrdt. verschw<strong>und</strong>en.<br />
Nach jahrelanger unterlassener Pflege <strong>und</strong> fehlen<strong>de</strong>m Ausschnitt<br />
ist die <strong>Schloss</strong>anlage regelrecht zugewachsen.<br />
Laubbäume <strong>und</strong> Buschwerk reichen bis an die Außenmauern<br />
heran, Verwurzelungen sprengen Mauerwerk <strong>und</strong><br />
Putz, Ä<strong>ste</strong> zerstören bei Wind <strong>und</strong> Wetter Dachkanten,<br />
Rinnen <strong>und</strong> Fen<strong>ste</strong>r. Die mei<strong>ste</strong>n Fen<strong>ste</strong>rscheiben sind<br />
kaputt o<strong>de</strong>r fehlen, Feuchtigkeit dringt in das Innere.<br />
Ebenso durch die Löcher in <strong>de</strong>r Dachhaut. In vielen Teilen<br />
<strong>de</strong>s Daches sind die tragen<strong>de</strong>n Hölzer bis zu 80% durchfeuchtet<br />
<strong>und</strong> erfüllen somit kaum noch die erfor<strong>de</strong>rliche<br />
Stabilität. In sämtlichen Gebäu<strong>de</strong>teilen sind alle möglichen<br />
Arten von Algen, Schimmelpilzen <strong>und</strong> auch tierischen Befall<br />
zu ent<strong>de</strong>cken. Viele Räume im 2.Obergeschoss sind nur<br />
unter Lebensgefahr zu begehen, da die Decken durchfeuchtet<br />
<strong>und</strong> nicht mehr tragfähig sind. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
konnte in diesen Räumen nicht mehr <strong>auf</strong>gemessen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Je<strong>de</strong>r neue Regen, Schnee o<strong>de</strong>r Sturm trägt weiterhin zum<br />
rasanten Verfall <strong>de</strong>r <strong>Burg</strong> <strong>Rathsmannsdorf</strong> bei, es sind<br />
dringen<strong>de</strong> Notsicherungsmaßnahmen notwendig, sonst<br />
zeugt in einigen Jahren nur noch ein Trümmerh<strong>auf</strong>en von<br />
<strong>de</strong>r ehemaligen <strong>Burg</strong>.<br />
Zustandsanalyse<br />
ehemaliger Festsaal im 2.OG <strong>de</strong>s Ostflügels - im Hintergr<strong>und</strong> die Re<strong>ste</strong> <strong>de</strong>s Renaissance- Kamins<br />
8
Bauer, Josef: <strong>Rathsmannsdorf</strong> <strong>und</strong> sein Schloß in: Höltl,<br />
Karl (Hrsg.): 100 Jahre Waldverein Sektion Ebersberg<br />
1886 – 1986. Festschrift, Vilshofen 1986<br />
Böhme, Horst Wolfgang, Dollen, Busso von <strong>de</strong>r, Kerber,<br />
Dieter, Meckseper, Cord, Schock-Werner, Barbara <strong>und</strong><br />
Zeune, Joachim: <strong>Burg</strong>en in Mitteleuropa, ein Handbuch,<br />
hrsgg. von <strong>de</strong>r Deutschen <strong>Burg</strong>envereinigung e. V.,<br />
Stuttgart, 1999<br />
Erhard, Alexan<strong>de</strong>r: Die <strong>Burg</strong>en <strong>und</strong> Schlösser im<br />
bayerischen Antheile <strong>de</strong>s ehemaligen Für<strong>ste</strong>nthume<br />
Paßau in: Verhandlungen <strong>de</strong>s historischen<br />
Vereins für Nie<strong>de</strong>rbayern, X. Band, 4. Heft, Landshut 1865<br />
Hei<strong>de</strong>r, Josef: Rege<strong>ste</strong>n <strong>de</strong>s Passauer Abteilan<strong>de</strong>s,<br />
Veröffentlichungen <strong>de</strong>s Instituts für ostbairische<br />
Heimatforschung in Passau, Nr. 3,<br />
München 1934<br />
Literatur<br />
Hemmeter, K: Der Nationalpark Bayerischer Wald <strong>und</strong> sein Vorfeld:<br />
Das Gebiet als historisch geprägtes Kulturlandschaftsgefüge, in:<br />
Bayerisches Lan<strong>de</strong>samt für Denkmalpflege (Hrsg.):<br />
Jahrbuch <strong>de</strong>r Bayerischen Denkmalpflege<br />
Forschungen <strong>und</strong> Berichte Band 38 für das Jahr 1984,<br />
München 1987<br />
Heuwieser, Max: Die Traditionen <strong>de</strong>s Hochstifts Passau,<br />
Quellen <strong>und</strong> Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF 6,<br />
München 1930; ND: Aalen<br />
2. Neudruck 1988<br />
Jahn, Gustav: Die alte Pfarrei Otterskirchen, Vilshofen 1926<br />
Klämpfl, Joseph: Der ehemalige Schweinach- <strong>und</strong> Quinzingau.<br />
Eine historischtopographische Beschreibung,<br />
2 Abtheilungen, Passau, 2. Auflage 1855; ND:<br />
Passau 1993<br />
Mün<strong>ste</strong>r, Dietrich Freiherr von: Eine <strong>de</strong>utsche Jugend<br />
1930 –1955, Landshut 1999<br />
Preysing, August Graf: Schloß <strong>Rathsmannsdorf</strong>.<br />
Ein nie<strong>de</strong>rbayerisches Renaissanceschloß, in: Der Zwiebelturm.<br />
Monatsschrift für das bayerische Volk <strong>und</strong> seine Fre<strong>und</strong>e,<br />
Nr. 7/1952<br />
Regensburg 1952, S.259 - 261<br />
Wagner, Wolfgang: Das älte<strong>ste</strong> Salbuch <strong>de</strong>r Grafschaft Hals,<br />
Neue Veröffentlichungen <strong>de</strong>s Instituts für ostbairische<br />
Heimatforschung <strong>de</strong>r Universität Passau, Bd. 50,<br />
Passau, 2003<br />
Wild, Karl: Landkreis Vilshofen, Vilshofen 1966<br />
9