Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie Ein ... - shiatsu im raum

Dr. Bibiane Ledebur,
Gruppenpsychoanalytikerin, Psychotherapeutin,
arbeitet bei Hemayat, Caritas und ESRA
Shiatsu in der Begleitung von
Traumatherapie
Ein Interview
Frühjahr 2011
Sie sind Psychotherapeutin und ich habe auch gelesen, dass Sie Gruppenpsychoanalytikerin sind.
Was ist Ihre ursprüngliche Ausbildung
Dr. jur. ,Sozialarbeiterin, Gruppenpsychoanalytikerin, Psychotherapeutin
Sie arbeiten unter anderem auch für den Verein Hemayat in der psychotherapeutischen Betreuung
von Kriegs- und Folteropfern. Im Betreuungsteam von Hemayat gibt es auch 2
ShiatsupraktikerInnen. Wurden Klienten von Ihnen vor diesem Projekt schon über längere Zeit mit
Shiatsu begleitet oder hat es bisher nur Einzelbehandlungen gegeben Welche Erfahrungen haben
Sie bisher mit Shiatsu als Begleitung Ihrer psychotherapeuischen Arbeit
Es hat Zuweisungen von mir gegeben und die Klienten wurden auch von einer Shiatsupraktikerin
behandelt. Die Zusammenarbeit klappte bisher aber irgendwie nicht so gut, es hat dann keinen
Austausch gegeben. Die Klienten sind dann irgendwann nicht mehr zu mir gekommen, die Praktikerin
hat dann nachgefragt und dann schließlich auch irgendwann wieder aufgehört.
Sie haben im Rahmen dieser Diplomarbeit 4 Klienten vom Verein Hemayat vermittelt, die alle mit
der Diagnose PTSD bei Ihnen in psychotherapeutischer Betreuung stehen. Ein klassischer
Shiatsuzyklus von 10 Behandlungen kann eigentlich nur ein Anfang in der Begleitung
traumatisierter Menschen sein. Können Sie nach dieser kurzen Zeit eine Aussage über Wirkungen
der Shiatsubegleitung machen
Alle Klienten waren hellauf begeistert, sie kamen mit einem Leuchten in den Augen zu mir, wie
herrlich das ist. Ich glaube, dass es ein Riesenschritt für diese Menschen ist, sich angreifen zu lassen.
Ich war überrascht, wie schnell das gegangen ist. Ich habe ihnen das vermittelt und sie haben auch
Dankbarkeit geäußert. Die Klienten haben sich körperlich gesehen gefühlt, eine wollte dann immer
mich behandeln.
In meinen Behandlungen mit kriegstraumatisierten Menschen arbeite ich nicht für oder gegen
Trauma, sondern nehme was sich aktuell körperlich zeigt, was die Menschen bedrückt, kümmere
mich mit voller Aufmerksamkeit und liebevoller Berührung aus energetischer und
shiatsutechnischer Sichtweise darum. Dadurch erhalten die KL neben der Verbesserung ihres
körperlichen Befindens auch das Gefühl, in ihren Bedürfnissen ernst genommen zu werden, das
vermittelt Wärme und kann auch Stabilität bringen, auf alle Fälle Vertrauen. Merkt man in der PT

etwas von diesem Vertrauen das wiederentdeckt werden kann Und wie kann dieses neu
gewonnene Vertrauen in der Psychotherapie nutzbringend eingesetzt werden
Ja, unbedingt ist dieses neue Vertrauen merkbar.
Der Einsatz dieses neu gewonnenen Vertrauens in der Psychotherapie ist eine heikle Sache. Zuerst
war diese helle Freude, aber dann - ich musste mir die Klienten teilweise erst wieder zurückerobern.
Es war nicht einfach, dass ich da überhaupt Schritt halten konnte. Es ist mir aber dann schon
gelungen.
Es ist schon schwierig, sie bei dieser psychischen Arbeit zu halten. Aber so ist die therapeutische
Arbeit, die Leute sind nicht in jeder Stunde bereit mitzumachen. Es ist auch eine Herausforderung für
mich, viel hängt von meiner Kraft ab. Psychotherapie ist einfach eine schwierige Arbeit.
Es gibt nun die Idee, aus diesem Diplomarbeitsprojekt mehr zu machen. Mir schwebt in
Kooperation mit dem Hara-Shiatsu Institut Tomas Nelissen ein Sozial- und Studienprojekt vor, in
dem es gilt Praktiker zu gewinnen, die auf regelmäßiger Basis und möglichst kostensparend
kriegstraumatisierte Menschen mit Shiatsu behandeln. Würden Sie für diese Shiatsupraktiker eine
Einführung in das Thema PTSD aus psychotherapeuischer Sicht empfehlen und wie könnte eine
solche Einführung aus Ihrer Sicht aussehen
Ja, das würde ich. Eine ganz normale Lehrveranstaltung mit jemandem, der viel praktisch auf diesem
Gebiet arbeitet wäre gut. Ich würde möglichst viele anonymisierte praktische Beispiele nehmen, den
ganz normalen Wahnsinn jenseits unserer Grenzen, und was das mit den Menschen macht. Ein
bisschen Geschichte (Holocaust) wäre auch von Vorteil, denn damit hat die Forschung über diese
Thematik begonnen. Ein Wochenende sollte so eine Lehrveranstaltung mindestens umfassen.
Würden Sie neben Supervision aus Shiatsusicht auch eine psychotherapeutische Supervision für
diese Shiatsupraktiker empfehlen Ich spreche hier Themen wie Abgrenzung, Burn Out,
Übertragung etc an.
Da weiß ich nicht so. Da bin ich nicht so Feuer und Flamme. Das wird oft nicht angenommen,
Psychotherapie macht Menschen oft riesige Angst - ich glaube, es ist eine Vision, wenn wir Menschen
eine Psychotherapie verordnen wollen. Ich glaube, dass es sehr schwierig ist, aufzumachen. Anbieten
würde ich eine psychotherapeutische Begleitung unbedingt, verordnen kann man sie nicht.
Wie könnte aus Ihrer Sicht eine Zusammenarbeit von PsychotherapeuInnen und
ShiatsupraktikerInnen aussehen, z.b. Thema Intervision Wo liegen die Grenzen bezüglich der
Verschwiegenheit der PsychotherapeutInnen
Es gibt Grenzen die man in jedem Einzelfall ausdrücklich mit dem Klienten besprechen muss und er
muss auch tatsächlich die Wahl haben, ob er zustimmt oder nicht.
Ich finde es ganz wichtig, sich auszutauschen. Ideal wäre eine ganz enge Zusammenarbeit. Aber das
ist ein heikler Punkt, die Verschwiegenheit ist ein ganz wichtiges Element, das darf man nicht
unterschätzen.
Wie sind Sie als Psychotherapeutin in Berührung mit Körperarbeit gekommen
Ich habe an einem einwöchigen Workshop von Luise Reddemann in Baden Baden teilgenommen und
war dort mit der Tatsache konfrontiert, dass wir nur den halben Tag mit Luise Reddemann
verbringen konnten und den anderen halben Tag Körperarbeit machen mussten. Ich hatte da große
Widerstände zu überwinden, konnte dann aber trotzdem durch die feinen Übungen ein Werkzeug in
die Hand bekommen, mich selbst zu spüren. Diese Erfahrung war ganz toll, das ist ohne mein Hirn
gelaufen.

Ich wurde damit beglückt, habe mich wie ein trotziges Kind gesträubt, dann aber gemerkt, wie
hilfreich die Kombination von Psychotherapie und Körpertherapie ist.
Bei welchen weiteren Diagnosen können Sie Shiatsu als Begleitung eines psychotherapeutischen
Prozesses empfehlen
Ich kann es mir kaum NICHT vorstellen, Psychosen sind vielleicht auszunehmen, obwohl Sie ja in
Ihrem Projekt auch mit psychotischen Menschen arbeiten.
Werden Sie auch Klienten aus Ihrer Privatpraxis weiterempfehlen
Das würde ich sofort, das ist aber oft eine reine finanzielle Frage.
Sie nehmen seit einigen Wochen selbst auch Shiatsu in Anspruch. Was sind Ihre persönlichen
Erfahrungen
Shiatsu hilft mir sehr zu mir zu kommen, über Gefühle, auch über Schmerzen. Man kann über
Schmerzen kommunizieren. Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass wir uns über das
Außen näher gebracht werden, über die Mutter, und das ist eine Wiederholung. Das empfinde ich
ganz stark, als Begleitung von außen, dass man sich wahrnimmt.
Vielen Dank für das Gespräch!