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Biologische Hintergrundfakten zur Verletzlichkeit des Gehirns

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<strong>Biologische</strong> <strong>Hintergrundfakten</strong> <strong>zur</strong> <strong>Verletzlichkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Gehirns</strong><br />

“Schädelbrüche nach Sturz<br />

sind Ausdruck einer großen<br />

einwirkenden Energie.<br />

Diese Energie schädigt auch<br />

das Gehirn!“<br />

“KNOCHEN HEILEN, DAS<br />

GEHIRN NICHT:<br />

WAS WEG IST, IST WEG!“<br />

Fachliche Betreuung:<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann<br />

Leiter Bereich Pädiatrische<br />

Neurochirurgie der<br />

Klinik für Neurochirurgie am<br />

Universitätsklinikum Tübingen<br />

1<br />

Grafik: Timo Wuerz<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Prof. Dr. Martin Tübingen Schuhmann, Universitätsklinikum tübingen


Die Knochen <strong>des</strong> Schädels …<br />

… umgeben und schützen unser Gehirn<br />

Ein Schädelbruch an sich<br />

... ist kein Problem<br />

+++<br />

Ein Schädelbasisbruch an<br />

sich ... ist kein Problem<br />

+++<br />

Knochen heilen nach 3<br />

Monaten<br />

+++<br />

ABER<br />

Schädelbrüche sind<br />

Ausdruck einer großen<br />

einwirkenden Energie!<br />

2<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Knochen schützen …<br />

… brechen beim Aufprall und absorbieren Energie.<br />

Computertomographie nach Schädel-Hirn-Trauma zeigt Brüche<br />

(Frakturen) der Schädelbasis links bzw. der Hirnschale rechts<br />

3<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Diese Energie schädigt das Gehirn!<br />

durch Beschleunigung und Abbremsen<br />

+++<br />

durch das Anschlagen <strong>des</strong> <strong>Gehirns</strong> an der<br />

Knochenschale (Trägheit der Masse)<br />

+++<br />

durch Einreissen & Prellen <strong>des</strong> Gewebes<br />

Dies führt u.a. <strong>zur</strong><br />

Unterbrechung von Zellverbindungen (Axone)<br />

„Teile <strong>des</strong> <strong>Gehirns</strong> gehen offline“<br />

+++<br />

Lähmung der Zellkraftwerke (Mitochondrien)<br />

-dadurch Energiemangel (Ischämie)<br />

-dadurch Aufquellen der Zellen<br />

+++<br />

Auslösen von “Selbstmordprogramm” in Hirnzellen<br />

4<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Die “Totschlag”-Argumente<br />

Die Toleranz <strong>des</strong> Gehirnes in Bezug auf Energiemangel ist die geringste<br />

aller Organe <strong>des</strong> Menschen<br />

tote Zellen können praktisch nicht ersetzt werden<br />

unterbrochene Leitungen können nicht wieder auswachsen<br />

Knochen heilen, das Gehirn nicht:<br />

Was weg ist, ist weg.<br />

Mein Gehirn –<br />

der kostbarste<br />

Wackelpudding”<br />

der Welt! …<br />

5<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Pudding, der alle Funktionen enthält<br />

Riechen/Schmecken<br />

Hören<br />

Sehen<br />

Kraft/Bewegung<br />

Sensibilität (Hautgefühl)<br />

Sprache sprechen<br />

Sprache verstehen<br />

Gefühle/Emotionen<br />

Konzentration<br />

Gedächtnis<br />

Rechnen/Lesen<br />

Abstraktion<br />

und und und<br />

6<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Mein “Gehirnpudding” ist ...<br />

... alles was ich will +++ alles was ich mache +++ alles was ich denke<br />

+++ alles was ich fühle +++ alles was ich liebe +++ alles was ich hasse<br />

+++ alles was ich lerne +++ alles was ich spreche …<br />

... meine Zukunft<br />

... meine Vergangenheit<br />

... meine Besonderheit<br />

Ohne mein<br />

gesun<strong>des</strong> Gehirn<br />

bin ich....<br />

jemand anders.<br />

Bild: ZNS – Hannelore-Kohl-Stiftung<br />

7<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Formen <strong>des</strong> Schädel-Hirn-Traumas SHT<br />

8<br />

Primär - Schaden<br />

in der Sekunde <strong>des</strong><br />

Aufpralles<br />

Biomechanisches Trauma<br />

Kontakteffekte<br />

- Schädelbruch<br />

- direkter <strong>Gehirns</strong>chaden,<br />

- Blutungen im & am Gehirn<br />

Trägheitseffekte<br />

- Diffus verteilter Schaden im Netzwerk der Nervenzellen<br />

- indirekter Schaden an der gegenüberliegenden Stelle<br />

Sekundär-Angriffe zu niedriger Blutdruck<br />

am Unfallort – Sauerstoffmangel<br />

im Rettungswagen – erhöhter Druck im Kopf (Hirndruck)<br />

im Krankenhaus<br />

Sekundär-Schaden<br />

vom Unfallort bis Monate<br />

später<br />

Zellulärer Funktionsverlust<br />

Absterben von Hirnzellen<br />

(Neurone/Glia)<br />

mannigfaltige biochemische Kaskaden<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Mechanismen – primärer Hirnschaden<br />

Kontakteffekte<br />

-Schädelbruch an Aufprallstelle absorbiert Energie, aber oft nicht genug.<br />

<strong>des</strong>halb: unter gebrochenem Knochen oder unter Stelle der Gewalteinwirkung<br />

direkter <strong>Gehirns</strong>chaden: Quetschung, Einriss, Einblutung<br />

Folge: Funktionsverlust <strong>des</strong> betroffenen Gehirnareales<br />

- Blutungen zwischen Gehirn und Hirnhaut oder Knochen:<br />

Druck <strong>des</strong> Blutes auf Gehirn schädigt Gehirn an dieser Stelle oder Blutansammlung<br />

erzeugt hohen Druck im Schädel:<br />

Folge: Durchblutungsstörung für gesamtes Gehirn (wie Schlaganfall)<br />

Trägheitseffekte durch abruptes Beschleunigen oder Abbremsen <strong>des</strong> Kopfes<br />

- Gehirn wird verformt (stauchen, dehnen, verdrehen)<br />

Diffus verteilter Schaden im Netzwerk der Nervenzellen durch Unterbrechen vieler<br />

Verbindungen: Gehirn geht „offline“, Ausfall <strong>des</strong> „Intranet“<br />

Folge: Ausfall vieler Systeme, da Kommunikation im Netz die Funktion sichert.<br />

- indirekter umschriebener Schaden an der dem Aufschlag gegenüberliegenden Stelle, an der Gehirn anprallt<br />

2. direkter <strong>Gehirns</strong>chaden: Quetschung, Einriß, Einblutung<br />

Folge: Funktionsverlust <strong>des</strong> 2. betroffenen Gehirnareales<br />

9<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Formen <strong>des</strong> Schädel-Hirn-Traumas SHT<br />

Primär - Schaden<br />

Prävention hat Priorität<br />

denn eingetretener Schaden bleibt für immer<br />

Sekundär-Angriffe<br />

Verhinderung weiterer Schäden<br />

Aufgabe der Medizin<br />

Sekundär-Zellschaden<br />

keine Hilfe möglich<br />

zum Zuschauen verurteilt<br />

10<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Beispiel SHT … Schädelbasisbruch<br />

Hintergrund zum Bild:<br />

und Hirnhautriss<br />

14-jähriger Junge, Fahrrad-Sturz,<br />

Kopf gegen Schild (kein Helm)<br />

Folge:<br />

Operation wegen Hirnwasserleck<br />

Computertomographie nach Schädel-Hirn-Trauma<br />

zeigt Brüche (Frakturen) der Schädelbasis<br />

11<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Beispiel SHT … Blut<br />

zwischen Hirnhaut und Knochen<br />

Hintergrund<br />

zum Bild:<br />

13-jähriges<br />

Mädchen<br />

(kein Helm)<br />

Status nach<br />

Fahrrad-Sturz,<br />

anfangs<br />

bewusstlos,<br />

Schädelbruch re,<br />

Aufnahme ins<br />

Krankenhaus<br />

Computertomographie nach Schädel-Hirn-Trauma<br />

Blut zwischen<br />

Knochen und<br />

Hirnhaut<br />

verursacht<br />

Druck<br />

12:30 Uhr, wach 16:30 Uhr, bewusstlos durch<br />

hohen Druck im Kopf<br />

Folge: Operation, künstliches Koma<br />

12<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Beispiel SHT…..Netzwerkschaden<br />

Hintergrund zum Bild:<br />

10 jähriger Junge<br />

Fahrrad-Sturz,<br />

Kopf auf Asphalt,<br />

kleiner Schädelbruch<br />

Kleine Einblutung als Zeichen<br />

für Netzwrkschaden,<br />

der größte Teil <strong>des</strong> Netzwerkschadens<br />

ist unsichtbar<br />

initial bewusstlos,<br />

Beatmung/Narkose<br />

durch Notarzt<br />

Computertomographie nach Schädel-Hirn-Trauma<br />

Folge:<br />

Hirndruck durch Wassereinlagerung, 7 Tage künstliches Koma, 3 Monate<br />

Rehabilitation<br />

13<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Beispiel SHT…<br />

“nur” Schädelfraktur dank Helm<br />

Hintergrund zum Bild:<br />

5-jähriges Mädchen<br />

(mit Helm) in voller Fahrt mit<br />

Kopf gegen Pfosten<br />

Folge:<br />

immer wach und orientiert,<br />

keine Dauerfolgen<br />

Delle im Helm Risswunde an der Stirn<br />

14<br />

kleiner Schädelbruch unter Risswunde kein Netzwerkschaden<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Fakten zum Schädel-Hirn-Trauma SHT<br />

Trauma (Verletzung durch Unfall) ist die weltweit häufigste Ursache für die<br />

Aufnahme eines Kin<strong>des</strong>/Jugendlichen ins Krankenhaus<br />

‣ 75% dieser Kinder haben ein assoziiertes SHT<br />

‣ 70% aller To<strong>des</strong>fälle nach Trauma resultieren aus SHT<br />

SHT häufigste Ursache von Krankheit & Sterben bei Kindern > 1 Jahr<br />

~ 130.000 Aufn./a USA , ~ 7.200 Aufn./a Schweden<br />

90% dieser Kinder haben ein leichtes SHT,<br />

USA/Jahr: 7.000 To<strong>des</strong>fälle & 29.000 permanentes Defizit<br />

unterschiedlicher Ausprägung<br />

g<br />

15 Bild: Gerd Altmann / pixelio.de<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


SHT und Fahrradunfälle<br />

Daten – USA<br />

10.700 Kinder / Jahr stationär behandelte Kinder nach Fahrradunfall<br />

je<strong>des</strong> 2 - 3. Kind hat ein SHT<br />

Coffman, S: Orthopaedic Nursing 2003; 22, 9-16, Shah S. et al., Inj Prev. 2007;13:316-21<br />

USA: ca. 4000 Kinder mit SHT nach Fahrradsturz/ Jahr<br />

Deutschland geschätzt:<br />

5000-6000 Kinder/Jahr mit SHT nach Fahradunfall<br />

SHT beim Fahrradunfall (FU):<br />

FU - häufigste Ursache für SHT bei Kindern < 15 Jahre<br />

SHT - häufigste schwerwiegende Folge <strong>des</strong> FU (50%)<br />

16 Bild: Gerd Altmann / pixelio.de<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Fahrradunfälle Deutschland<br />

Jahr<br />

Verunglückte<br />

Radfahrer<br />

Tödlich verunglückte<br />

Radfahrer<br />

1970 40.531 1.835<br />

1980 50.436 1.142<br />

1990 64.145 711<br />

2000 72.738 659<br />

2001 71.079 635<br />

2002 70.163 583<br />

2003 75.659 616<br />

2004 73.637 475<br />

Bild: digitalstock.de<br />

2005 78.434 575<br />

2006 76.468 486<br />

2007 78.579 425<br />

2008 78.967 456<br />

2009 75.335 462<br />

2010 65.192 381<br />

2011 76.351 399<br />

2012* 74.722 406<br />

Unbekannt:<br />

wieviele der verletzten Radfahrer hatten SHT<br />

Unbekannt:<br />

Wieviele Radfahrer sind am SHT verstorben<br />

Quellen: DESTATIS, DVR u.a. *vorläufige Zahlen von DESTATIS (Stand: 04-2013)<br />

17<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Fahrradunfälle Deutschland<br />

Verunglückte Radfahrer<br />

2012<br />

Radfahrer<br />

Im Jahr 2012 sind auf den Straßen Deutschlands insgesamt<br />

406 Radfahrer (Vorjahr 399) tödlich verunglückt.<br />

Fast jeder 9. tödlich Verunglückte in Deutschland war 2012<br />

ein Radfahrer.<br />

Davon waren<br />

• 16 (= 4%) unter 15 Jahren (Kinder)<br />

• 6 (= 1%) Jugendliche<br />

• 163 (= 40%) Erwachsene bis 65<br />

• 221 (= 54%) Senioren über 65<br />

18<br />

Von den Schwerverletzten waren:<br />

• 1272 (=9%) unter 15 Jahren (Kinder)<br />

• 605 (=4%) Jugendliche<br />

• 8455 (=61%) Erwachsene bis 65<br />

• 3514 (=25%) Senioren über 65<br />

Quelle: DESTATIS – vorläufige Zahlen 04-2013<br />

Bild: über www.schuetze-dein-bestes.de<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Fahrradunfälle Baden-Württemberg<br />

Im Jahr 2012 ereigneten sich auf Baden-Württembergs Straßen<br />

• 9.124 Unfälle (Vorjahr 9.635), bei denen Fahrradfahrer beteiligt waren<br />

• dabei verunglückten 45 (Vorjahr 47) Menschen tödlich<br />

• davon 42 Fahrradnutzer (Vorjahr 44)<br />

• darunter 2 Kinder (6-13 Jahre)<br />

• 7.755 Radfahrer (Vorjahr 8.306) wurden hierbei verletzt,<br />

• davon 2.014 Radfahrer schwer (Vorjahr 1.957)<br />

• davon 5.889 Radfahrer leicht (Vorjahr 6.349)<br />

Quelle:<br />

Verkehrssicherheits<br />

-lagebild<br />

BW – 12.02.2013<br />

2012<br />

Radunfälle<br />

Baden-Württemberg<br />

33 von 42 tödlich<br />

verunglückten Radfahrer<br />

trugen keinen Radhelm<br />

19<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

Pädiatrische Neurochirurgie Universitätsklinikum Tübingen


Fahrradunfälle – Verletzungen am Kopf<br />

Rund 37% der bei<br />

Verkehrsunfällen<br />

verletzten<br />

Radfahrer erleiden<br />

Kopfverletzungen.<br />

Mit einem Radhelm hätten bis zu 80% der schweren Kopfverletzungen<br />

vermieden werden können!<br />

Quelle: nach Schätzungen von Experten , so auch der ZNS–Hannelore-Kohl-Stiftung<br />

- Pressemitteilung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministers für Verkehr vom 6.5.2010<br />

Die überwiegende Anzahl aller<br />

Radfahrer, rund 95%, die nach einem<br />

Unfall an ihren Kopfverletzungen<br />

gestorben sind, hätten mit einem<br />

Radhelm überlebt!<br />

b Quelle: Aktion “Risiko raus” und ZNS – Hannelore-Kohl-Stiftung<br />

20<br />

Bild: digitalstock.de<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

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Radhelm – was bringt er <br />

Eine Literaturauswahl<br />

Cochrane Database Systematic Review<br />

<strong>zur</strong> Helmeffektivität:<br />

Thompson DC et al., Cochrane Database Syst Rev. 2000;(2): CD001855<br />

bis 88% Risikoreduktion für SHT<br />

bis 65% Risikoreduktion für Gesichtsverletzungen<br />

Meta-Analyse mehrerer Studien <strong>zur</strong> Helmeffektivität:<br />

Attewell RG et al. Accid Anal Prev. 2001;33:345–352<br />

min<strong>des</strong>tens 42% Risikoreduktion ik kti für Schädelverletzung<br />

l min<strong>des</strong>tens 33% Risikoreduktion für Gehirnverletzung<br />

min<strong>des</strong>tens 27% Risikoreduktion für Gesichtsverletzungen<br />

min<strong>des</strong>tens 29% Risikoreduktion für tödlichen Ausgang<br />

21<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

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Radhelm – was bringt er <br />

Eine Literaturauswahl<br />

Victoria/Australia: 1 Jahr nach Helmpflicht: 50% Reduktion der getöteten oder<br />

wegen SHT stationär behandelter Radfahrer<br />

Morb Mortal Wkly Rep. 14; 42 :359-63, 1993<br />

Seattle: schweres SHT von 29% auf 11% nach Helmkampagne<br />

Rivara FP et al., Pediatrics 93, 567-9, 1994<br />

West Berkshire, UK: Abfall von SHT Rate um ca 50% von 21% auf 11% nach<br />

Helmkampagne über 6 Jahre, Helmquote angestiegen von 23% auf 71%<br />

Mann NP, Lee AJ, Current pediatrics 9, 173-76, 1999<br />

Canada: nach Einführung der gesetzlichen Helmpflicht für < 18-Jährige<br />

Reduktion der Fälle von Kindern & Jugendlichen mit SHT nach Fahrradunfall um<br />

45% - Reduktion der To<strong>des</strong>fälle nach Radunfall bei Kindern ≤ 16 Jahre um 55%<br />

Macpherson AK et al., Pediatrics 2002;110(5).<br />

22<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

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Gründe, keinen Helm zu tragen …<br />

fehlende Anerkennung durch “peer group”<br />

uncool<br />

fehlender Tragekomfort<br />

… wissenschaftlich dokumentiert<br />

Frisuren -<br />

Schwitzen<br />

fehlende Vorbildfunktion der Eltern und<br />

anderer ….<br />

negativer Druck durch Eltern<br />

Helmkosten<br />

Bild: digitalstock.de<br />

23<br />

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“Helm-fördernde” Faktoren<br />

gesetzliche Helmpflicht - strikte Umsetzung<br />

… wissenschaftlich dokumentiert<br />

städtische Umgebung - Risikozone Land<br />

höheres Einkommen der Eltern<br />

Klare Regeln + Beratung + Vorbildfunktion<br />

der Eltern<br />

Unterstützung durch<br />

Kameraden/Schule/Lehrer<br />

24<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

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Der wesentliche “Helm-fördernde” …<br />

Einsicht … kommt selten von selbst; sie kommt nie<br />

zwanghaft von außen<br />

… kommt aus eigener Erfahrung, z.B. Sturz mit<br />

SHT gehabt<br />

… kommt aus eigenem Verstehen, z.B. aus Filmen,<br />

aus Experimenten, aus Präsentationen, aus …<br />

… Faktor EINSICHT!<br />

… aus der Beschäftigung mit dem Gehirn und<br />

seiner <strong>Verletzlichkeit</strong><br />

25<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

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EINSICHT – aus eigener Erfahrung<br />

Ich trage in Zukunft einen Helm!<br />

Zu ihren eigenen Erfahrungen bei schweren Unfällen mit<br />

unterschiedlichen Ursachen und Folgen konnten wir<br />

Unfallopfer nur wenige Tage nach der OP interviewen.<br />

Beispiel Manuel (14 Jahre, 5 Tage nach seiner OP):<br />

Manuel hat „Glück gehabt“ – dauerhafte Folgen konnten durch die OP verhindert<br />

werden. Er hat bei den Unfall keinen Radhelm getragen. Eigentlich trug er bisher<br />

nie einen Radhelm wie viele seiner Kameraden und andere Kinder im Dorf. Dafür<br />

hat er viele Erklärungen, u.a. wird man von den anderen als „Looser“ bezeichnet,<br />

wenn man mit dem Radhelm <strong>zur</strong> Schule fährt. Nur die „Kleinen“ von der<br />

Grundschule tragen Radhelme.<br />

Manuel hat aus der Erfahrung gelernt und will das nie wieder haben...<br />

Wir danken Manuel sowie den weiteren Verantwortlichen, Eltern und Beteiligten für Ihre<br />

Bereitschaft, Mitwirkung und Zustimmung <strong>zur</strong> Verwendung dieses Interviews für unsere<br />

Präventionskampagne!<br />

Manuel ist nach dem Fußballspiel<br />

mit dem Fahrrad bergabwärts<br />

gefahren, an einem Randstein<br />

„hängen geblieben“ und dabei mit<br />

dem Kopf gegen ein Verkehrsschild<br />

geprallt. An den Aufprall kann sich<br />

Manuel noch erinnern, an die<br />

Ereignisse unmittelbar nach dem<br />

Aufprall nicht mehr.<br />

Manuel wurde nach dem Unfall<br />

operiert.<br />

Diagnose: Schädelbasisfraktur mit<br />

Hirnhauteinriss<br />

26<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

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Mein “Gehirn” ist mein Thema<br />

Mein Wackelpudding und ich<br />

Protect your Pudding<br />

Schütze Dein BESTES.<br />

„Cogito ergo sum“<br />

-Ich denke, also bin ich = Mein Gehirn bin ich.<br />

- eigentlich. lat. „ego cogito, ergo sum“ - „Ich denke, also bin ich.“ - Philosoph René Descartes<br />

27<br />

Prof. Dr. Martin Schuhmann, Universitätsklinikum Tübingen<br />

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