Ausgabe 04/2013 als PDF - ms-club-risch
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wissenswertes<br />
Geschichte<br />
neue horizonte<br />
Die Geschichte der Multiplen Sklerose<br />
OA Dr. Helmut Rauschka<br />
MS-Ambulanz/Neurologische Abteilung, SMZ-Ost – Donauspital, Wien<br />
Teil 2<br />
Die eigentliche „Entdeckung“ der Erkrankung, die<br />
später den Namen „Multiple Sklerose“ erhalten sollte,<br />
begann erst im 19. Jahrhundert. In dieser frühen Zeit<br />
der wissenschaftlichen Medizin gab es nur zwei Möglichkeiten,<br />
einer Erkrankung auf die Spur zu kommen.<br />
Die Anfänge der diagnostischen Methoden …<br />
Die eine Methode war die genaueste Untersuchung<br />
des Patienten, die Beschreibung seiner Erkrankungserscheinungen<br />
und die Beobachtung des Verlaufs über<br />
Jahre, wenn möglich, über Jahrzehnte. Die Labormedizin<br />
war erst in den Anfängen, es gab keine Röntgendiagnostik<br />
und auch keine elektrophysiologischen<br />
Untersuchungen, wie z.B. die Elektroenzephalografie<br />
(EEG, <strong>als</strong>o die „Hirnstromanalyse“). Kurz gesagt: Ein<br />
Blick in das Innere des Körpers des Patienten, in das<br />
Innere seines Nervensyste<strong>ms</strong> war unmöglich.<br />
Dies leistete die andere Methode, die der Medizin zur<br />
Verfügung stand: die pathologische Untersuchung<br />
verstorbener Patienten, die genaue Beschreibung der<br />
an den Organen durch die Erkrankung erzeugten Veränderungen,<br />
sowohl mit dem freien Auge <strong>als</strong>o auch<br />
unter immer leistungsstärkeren Mikroskopen.<br />
Die fleckigen, plaqueförmigen Verhärtungen (= Sklerose)<br />
an Gehirn und Rückenmark bei MS wurden<br />
erstm<strong>als</strong> um 1835 entdeckt. Der Engländer Robert<br />
Carswell und der Franzose Jean Cruveilhier veröffentlichen<br />
etwa zeitgleich Zeichnungen davon in ihren<br />
anatomischen und pathologischen Atlanten. In diesen<br />
Jahrzehnten gab es auch die ersten ärztlichen Beschreibungen<br />
von Patienten, die an einer seltsamen<br />
neurologischen Erkrankung mit unvorhersehbarem<br />
schubförmigem Verlauf litten.<br />
Zusammengefasst wurde schließlich sowohl das klinische<br />
<strong>als</strong> auch das pathologische Wissen über diese<br />
Erkrankung vom großen französischen Neurologen<br />
und Psychiater Jean-Martin Charcot, der MS <strong>als</strong><br />
eigenständige Erkrankung erkannte und ab 1865 in<br />
der medizinischen Welt bekannt machte. Er nannte<br />
die Erkrankung „sclérose en plaques“, übersetzt<br />
„plaqueförmige Verhärtung“.<br />
Alle Abbildungen dieses Artikels © wikimedia-commons<br />
Robert Carswells Zeichnung eines Gehirns mit MS-Plaques von 1838<br />
24 neue horizonte 4 • <strong>2013</strong>