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1804 wurde die erste Post im Rontal eröffnet

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So kam <strong>die</strong> <strong>Post</strong> ins <strong>Rontal</strong> und Habsburgeramt<br />

<strong>1804</strong> <strong>wurde</strong> <strong>die</strong> <strong>erste</strong> <strong>Post</strong> <strong>im</strong> <strong>Rontal</strong> <strong>eröffnet</strong><br />

von Sig i Brügger, Luzern<br />

Die <strong>Post</strong> in privaten Händen<br />

Die Kantonalpost<br />

Das Bedürfnis nach Kommunikation ist so alt wie <strong>die</strong><br />

Menschheit selbst. Die Römer beispielsweise kannten als<br />

staatliche Verkehrsanstalt den «cursus publicusll, der<br />

auch Helvetien und Rhätien einbezog. Allerdings: öffentliche<br />

Dienste <strong>im</strong> heutigen Sinne waren <strong>die</strong>se «<strong>Post</strong>betriebeIl<br />

nicht. Sie <strong>die</strong>nten vor allem der Ausübung der staatlichen<br />

Macht. Im Mittelalter kennen wir vor allem <strong>die</strong><br />

Klosterboten. Auch ihre Aufgabe <strong>die</strong>nte in <strong>erste</strong>r Linie<br />

dem eigenen Interesse, der Kommunikation unter den<br />

Klöstern. Daneben besorgten in der «guten alten Zeib<br />

auch Pilger, fahrende Sänger und Studenten, reisende<br />

Kaufleute und Fuhrleute das Zustellen von Briefschaften<br />

und <strong>die</strong> Übermittlung von Nachrichten als Nebenbeschäftigung,<br />

gegen Entgelt natürlich. Ab dem 14. Jahrhundert<br />

hielten Orts- und Ständeregierungen in der Eidgenossenschaft<br />

Boten als sogenannte Standesläufer zur<br />

Beförderung amtlicher Briefe und Meldungen. Sie<br />

besorgten auch <strong>Post</strong>geschäfte für Privatleute. Die Standesläufer<br />

repräsentierten <strong>die</strong> Macht und das Ansehen des<br />

Standes und entsprechend war ihre Stellung. Sie waren<br />

gekleidet in den Standesfarben und ausgerüstet mit<br />

Wappenschild, Schwert, Spiess und der silbernen Briefbüchse.<br />

Neben kirchlichen Boten<strong>die</strong>nsten und den amtlichen<br />

Standesläufern war das <strong>Post</strong>wesen bis anfangs des<br />

19. Jahrhunderts grundsätzlich Sache der privaten Wirtschaft<br />

und Initiative, wobei dem Staat <strong>die</strong> Kontrolle<br />

zukam.<br />

Der Tagsatzungsbeschluss vom August 1803 versetzte <strong>die</strong><br />

Kantone in <strong>die</strong> Lage, eigene neue <strong>Post</strong>organisationen<br />

aufzuziehen. Mit den Schlagwörtern «Sicherheit, Schnelligkeit<br />

und Ersparnis» <strong>wurde</strong> <strong>die</strong> Luzerner Bevölkerung <strong>im</strong><br />

Kantonsblatt vom 28.6.<strong>1804</strong> auf <strong>die</strong>ses"Kantonalpostwesen<br />

vorbereitet. Das Luzerner Kantonsgebiet <strong>wurde</strong> in 6<br />

sogenannte «<strong>Post</strong>kreiseIl eingeteilt: <strong>die</strong> <strong>Rontal</strong>-Gemeinden<br />

gehörten zum Amt Luzern. Der Wunsch nach einer<br />

Zentralisierung des <strong>Post</strong>wesens tauchte an den Tagsatzungen<br />

öfters auf: <strong>im</strong> Jahre 1811 <strong>wurde</strong> <strong>die</strong> Zentralisation<br />

mit 11 :8 St<strong>im</strong>men abgelehnt. Mit dem Luzerner <strong>Post</strong>gesetz<br />

von 1834 sollte <strong>die</strong> Kantonalpost nochmals <strong>die</strong><br />

rechtlichen Bedingungen erhalten, um ihre Aufgabe klar<br />

wahrnehmen zu können. Das Gesetz war von kurzer Dauer:<br />

schwere politische Erschütterungen gingen der Gründung<br />

des Bundesstaates voraus, in welchem <strong>die</strong> <strong>Post</strong>zentralisierung<br />

klares Ziel war. Die Luzerner <strong>Post</strong> verfügte <strong>im</strong><br />

letzten Jahr ihres Bestehens über 67 <strong>Post</strong>stellen.<br />

Dieses prunkvolle Brustschild<br />

schmückte <strong>die</strong> Uniform der Kondukteure<br />

der Luzerner Kontonolpost<br />

bis Ende 1848<br />

Luzerner Stondeslöufer<br />

Die Eidgenössische<br />

<strong>Post</strong><br />

Eine eigenständige Luzerner <strong>Post</strong>organisation gibt es seit<br />

1849 nicht mehr. Es gelten jetzt <strong>die</strong> eidgenössischen Vorschriften<br />

und Tarife für den <strong>Post</strong>betrieb. Stadt und Kanton<br />

haben dazu nichts mehr zu sagen. Luzern <strong>wurde</strong> Sitz<br />

der Kreispostdirektion VII. Die Eidgenössische <strong>Post</strong> übernahm<br />

1848/1849 das gesamte <strong>Post</strong>stellennetz der Kantonalen<br />

<strong>Post</strong> und erhöhte <strong>die</strong> Zahl der <strong>Post</strong>stellen sukzessive.<br />

Grössere Reorganisationen fanden 1890 und<br />

wiederum 1924 statt: <strong>die</strong> Zahl der Ablagen und Büros <strong>im</strong><br />

Kanton Luzern <strong>wurde</strong> auf 136 erhöht. Dazu kamen noch<br />

24 <strong>Post</strong>agenturen.<br />

72


Zur Ebikoner <strong>Post</strong>geschichte:<br />

Bild oben: Die <strong>erste</strong> <strong>Post</strong>oblagesteIle soll sich <strong>im</strong> heute noch bestehenden<br />

Sigristenhaus befunden haben.<br />

Bild Mitte: <strong>Post</strong>haus des Kaspar Räber, rechts vom Eingang über dem Fenster<br />

ist das <strong>Post</strong>horn sichtbar.<br />

Bild unten: Ebikoner <strong>Post</strong>haus zur Zeit von Josef Leu. Heute steht hier das<br />

Zentrum Hofmatt.<br />

Ebikon: das postalische Zentrum des <strong>Rontal</strong>s<br />

Seit <strong>1804</strong> gibt es in Ebikon eine Ablage der Kantonalen<br />

<strong>Post</strong>. Das <strong>Post</strong>büro befindet sich stets <strong>im</strong> Haus des jeweiligen<br />

<strong>Post</strong>halters. Im September 1849 wird Ebikon von<br />

der Eidgenössischen <strong>Post</strong>verwaltung übernommen. Zum<br />

Zustellgebiet gehören anfänglich auch Dierikon, Buchrain<br />

und Rathausen. Die <strong>Post</strong>vermittlung erfolgt täglich<br />

mit einem Vierspännerkurs mit 9-12 Sitzplätzen zwischen<br />

Luzern und Zürich. Erst mit der Aufnahme des<br />

Bahnbetriebes Luzern-Zürich auf den 1.6.1864 werden<br />

<strong>die</strong> <strong>Post</strong>kutschenkurse eingestellt. Fast 100 Jahre später<br />

(1958) wird <strong>die</strong> <strong>Post</strong>vermittlung wiederum auf <strong>die</strong> Strasse<br />

verlegt: nicht mehr romantische Kutschen sind es<br />

jetzt, sondern Motorfahrzeuge, <strong>die</strong> aufgrund der starken<br />

Verkehrszunahme nötig sind. Der starke wirtschaftliche<br />

Aufschwung ist auch <strong>die</strong> Ursache, dass <strong>die</strong> <strong>Post</strong>lokale<br />

sehr rasch zu klein werden. Während bis 1905 <strong>die</strong> <strong>Post</strong> in<br />

der Wohnung des jeweiligen Stelleninhabers integriert<br />

ist, baut <strong>im</strong> Jahre 1905 Frau <strong>Post</strong>halterin Weingartner an<br />

der Hauptstrasse ein eigenes <strong>Post</strong>haus, das seinem Zweck<br />

während nahezu einem halben Jahrhundert <strong>die</strong>nt. Am 4.<br />

Dezember 1950 bezieht <strong>die</strong> <strong>Post</strong> <strong>im</strong> Bründlerhof an der<br />

Bahnhofstrasse neue Räume. Noch ahnt niemand <strong>die</strong><br />

kurz darauf einsetzende rasche Entwicklung <strong>die</strong>ser Luzerner<br />

Vorortsgemeinde. Be<strong>im</strong> Bezug des Bründlerhofes<br />

be<strong>die</strong>nt <strong>die</strong> <strong>Post</strong> 420 Haushaltungen, zehn Jahre später<br />

sind es über 1000. Es werden Provisorien nötig: vorerst<br />

zieht der gesamte Paketpost<strong>die</strong>nst in eine Holzbaracke,<br />

später wird <strong>die</strong> <strong>Post</strong>aufgabe und <strong>Post</strong>zustellung in eine<br />

PTI-Holzbaute an <strong>die</strong> Riedmattstrasse verlegt. Am 27.<br />

Oktober 1980 werden an <strong>die</strong>ser Riedmattstrasse neue<br />

<strong>Post</strong>lokale <strong>im</strong> Stockwerkeigentum bezogen, <strong>die</strong> allerdings<br />

später wiederum vergössert werden müssen.Die <strong>Post</strong>chronik<br />

berichtet uns, dass <strong>die</strong> <strong>Post</strong> oft Mühe bei der<br />

Besetzu ng der Stellen hatte. Wir zitieren: «Im April 1850<br />

<strong>wurde</strong> <strong>die</strong> Stelle für <strong>die</strong> <strong>Post</strong>ablage in Ebikon ausgeschrieben.<br />

Verlangt <strong>wurde</strong> das Austragen von <strong>Post</strong>sachen<br />

dre<strong>im</strong>al wöchentlich in den Gemeinden Ebikon und<br />

Buchrain. Angeboten <strong>wurde</strong> ein Jahresgehalt von 40<br />

Franken. Dieser Lohn entsprach nach heutiger Berechnung<br />

einer Kaufkraft 1988 von 800 Franken <strong>im</strong> Jahr. Weil<br />

<strong>die</strong>se Ausschreibung zu keinem Resultat führte, <strong>wurde</strong> sie<br />

am 14. August des gleichen Jahres wiederholt. Die<br />

Bewerber mussten nun angeben, bei welcher jährlichen<br />

Bezahlung sie bereit wären, <strong>die</strong>sen Dienst auszuführenn.<br />

Die <strong>Post</strong> Ebikon <strong>wurde</strong> von folgenden Personen geleitet:<br />

1852 - 1858<br />

1858 -1863<br />

Räber Kaspar<br />

Z<strong>im</strong>mermann Alois<br />

1863 -1897<br />

1897 -1927<br />

1927 -1944<br />

1944 -1959<br />

1959 -1977<br />

1977 -1988<br />

1988 -1998<br />

seit 1998<br />

Meyer Xaver<br />

Weingartner-Meyer Anna<br />

Ulrich Johann<br />

Leu Josef<br />

Schwab Fritz<br />

Häller Robert<br />

Steinmann Werner<br />

Stadelmann Margrith.<br />

Gisikon: wohin mit der <strong>Post</strong><br />

Bis ins Jahr 1885 lautete der<br />

Name der <strong>Post</strong>stelle «Gislikonn<br />

und gehörte zum «<strong>Post</strong>kreisn<br />

Root (Roth). Weil Gisikon eine<br />

nicht unbedeutende Zollstation<br />

war, besass <strong>die</strong>ses Dorf seit <strong>1804</strong> eine Briefablage der<br />

kantonalen <strong>Post</strong>. Die Chronik der <strong>Post</strong>stelle Gisikon<br />

berichtet, dass Einbrüche in <strong>Post</strong>stellen schon damals ein<br />

Thema waren.<br />

73


Restaurant z. <strong>Post</strong>, Gisikon · . Stöckll·Eslermal1n . Telephon 10<br />

Wir lesen in der Chronibln der Nacht vom 23. auf den<br />

24. März 1931 ist <strong>im</strong> <strong>Post</strong>bureau Gisikon eingebrochen<br />

worden. Der Täter drang durch ein eingeschlagenes Fenster<br />

in das Bureau, erbrach <strong>die</strong> Schalterkasse und entwendete<br />

das vorhandene Bargeld (Fr. 170.70). Die an<br />

einer Wand befestigte Kassenkiste <strong>wurde</strong> abgerissen,<br />

jedoch un<strong>eröffnet</strong> liegen gelassen.<br />

Der Schaden <strong>wurde</strong> von der<br />

Einbruchversicherung des <strong>Post</strong>halterverbandes<br />

gedeckt. Der<br />

Einbrecher konnte nicht ermittelt<br />

werden)). Die <strong>Post</strong> befand<br />

sich während vieler Jahrzehnte<br />

<strong>im</strong> Gasthaus zur <strong>Post</strong>, 150 m<br />

von der Bahnstation Gisikon­<br />

Root entfernt. Die Gasthausbesitzerin<br />

kündigte der <strong>Post</strong>halterin<br />

Bureau und Wohnung, weil<br />

sie <strong>die</strong>se Räume für sich<br />

benötigte. Doch zitieren wir<br />

nun wieder <strong>die</strong> <strong>Post</strong>chronibln<br />

der Nähe der Bahnstation sind<br />

weder Mieträume noch geeignete<br />

Bauplätze zu finden. Die Stelleninhaberin erwirbt<br />

ein Grundstück an der Hauptstrasse Gisikon-Honau-Rotkreuz,<br />

500 m von der Bahnstation entfernt, um dort ein<br />

<strong>Post</strong>haus zu <strong>erste</strong>llen. Die Generaldirektion ist wegen der<br />

bedeutend grösseren Entfernung von der Bahnstation<br />

Wirtshaus und Past gehörten vielerorts zusammen, wie hier in Gisikon<br />

vorerst nicht einverstanden. Die Gemeinderäte Honau<br />

und Gisikon unterstützen das Projekt der SteIleninhaberin,<br />

weil <strong>die</strong> <strong>Post</strong> für <strong>die</strong> Bewohner des Dörfchens Honau<br />

bedeutend günstiger zu liegen käme. Nach einem Augenschein<br />

durch einen Fachbeamten erklärt sich <strong>die</strong> Generaldirektion<br />

schliesslich mit der geplanten Verlegung des<br />

<strong>Post</strong>bureau in den Neubau einverstanden, das neue <strong>Post</strong>haus<br />

an der Hauptstrasse Gisikon-Honau konnte am 1.<br />

April 1935 bezogen werdemI. In der Standortfrage gilt<br />

noch nachzutragen, dass bereits 1969 <strong>erste</strong> Verlegungsprojekte<br />

für eine neue <strong>Post</strong> vorlagen, und dass in späteren<br />

Jahren sowohl für <strong>die</strong> Zentrumsüberbauung IIMühlehof))<br />

als auch für einen Standort ((Klausmattn an der<br />

Kantonsstrassse Interesse bestand. Es blieb stets bei den<br />

Projekten auf dem Papier.<br />

Dos 1935 <strong>erste</strong>llte <strong>Post</strong>haus Gisikan<br />

74


Mit der Papierfabrik kamen Bahn-, Kutschen- und <strong>Post</strong>betrieb<br />

nach Perlen, aber auch Restaurants und sogar der <strong>erste</strong> Caap-Verkaufsladen<br />

<strong>im</strong> Rantal. Es war hier der Beginn des «Industrie-Zeitalters/!.<br />

Perlen: ohne Papierfabrik keine <strong>Post</strong><br />

Am 1. Juli 1873 wird in Perlen eine «rechnungs- und<br />

geldanweisungspflichtige <strong>Post</strong>ablage)) <strong>eröffnet</strong>. Die Holzstofffabrik<br />

stellt das Lokal zur Verfügung, ebenso wird<br />

<strong>Post</strong>halter Gottfried Schmid durch <strong>die</strong>se Fabrik besoldet.<br />

An den lokalen Verhältnissen hat sich bis heute nichts<br />

verändert. Die Papierfabrik ist noch heute Vermieterin<br />

aller <strong>Post</strong>räumlichkeiten; der <strong>erste</strong> Mietvertrag trägt das<br />

Datum aus dem Jahre 1899. Damals weist das <strong>Post</strong>büro<br />

nur gerade 14 m2 auf. Eine <strong>erste</strong> Vergrösserung der<br />

Arbeitsräume erfolgt 1928 (neu 23 m2), und <strong>im</strong> Jahre<br />

1938 <strong>erste</strong>llt <strong>die</strong> Papierfabrik bei der Bus-Endstation für<br />

<strong>die</strong> <strong>Post</strong> «einen reinen Zweckbau mit eigener Zentralheizung,<br />

und dem Einbau von 8 <strong>Post</strong>fächern. Die Möblierung<br />

wird verbessertn. Erstaunlich ausführlich hält <strong>die</strong> <strong>Post</strong>chronik<br />

<strong>die</strong>se Baugeschichte fest. Bereits <strong>im</strong> Jahre 1945<br />

drängt sich erneut eine bauliche Verbesserung auhEin<br />

kleiner Anbau zur Unterbringung von Handfuhrwerken<br />

und Brennholz sollte <strong>erste</strong>llt werden. Die Vermieterin, <strong>die</strong><br />

Papierfabrik Perlen, will <strong>die</strong>sen Schuppen <strong>erste</strong>llen lassen,<br />

müsste aber <strong>die</strong> Miete um 30 Franken pro Jahr erhöhen.<br />

Daraufhin wird <strong>die</strong> ganze Angelegenheit nochmals überprüft<br />

und vorläufig fallen gelassen)). Dieser geplante<br />

Anbau eines«Gepäck- und Karrenraumes)) wird schliesslich<br />

1946 ausgeführt und der Mietzins um 150 Franken<br />

auf 900 Franken jährlich erhöht. In den <strong>erste</strong>n <strong>Post</strong>anfängen<br />

war es der Bote von Buchrain, der täglich zwe<strong>im</strong>al in<br />

Perlen <strong>die</strong> <strong>Post</strong> zustellte. Erst 1875 übernahm ein Perler<br />

Pöstler <strong>die</strong>se Aufgabe. Die <strong>Post</strong>sendungen hatte er in<br />

Gisikon zu holen. 1928 <strong>wurde</strong> ihm dafür ein Fahrrad<br />

zugeteilt. Im Jahre 1935 erfolgte <strong>die</strong> <strong>Post</strong>vermittlung mit<br />

den Autokursen der VBL. Die Papierfabrik ist natürlich<br />

Grosskunde. Das geht indirekt auch aus der <strong>Post</strong>chronik<br />

hervor, in der festgehalten ist, dass «1880 <strong>die</strong> <strong>Post</strong>sendungen<br />

dre<strong>im</strong>al täglich in <strong>die</strong> Fabrik zugestellt werden,<br />

und dass der dritte Gang nach Gisikon zur Abholung von<br />

<strong>Post</strong>sendungen auf Rechnung der Papierfabrik ausgeführt<br />

wird)). Die <strong>Post</strong>stellen-Leiter in Perlen:<br />

1873-1875 Schmid Gottfried<br />

1875-1880 HaasJo<br />

1880-1891 Frey Peter<br />

1891-1895 Huber Josef<br />

1895-1904 Niffeler Otto<br />

1904-1907 Hofel Marie<br />

1907-1908 LaubiTheodor<br />

1908-1932 Niffeler Verena Wwe<br />

1932-1960 Niffeler Otto<br />

1960-1989 Li ngg Josef<br />

seit 1989 Portmann Richard<br />

Eidesformel<br />

für <strong>die</strong> <strong>Post</strong>commis, <strong>Post</strong>ableger, Conducteure usw.<br />

aus dem Protokoll der Luzerner <strong>Post</strong>kommission vom<br />

30. März 1848<br />

Ich schwöre:<br />

Der vom Volk angenommenen Staatsverfassung meiner<br />

Regierung und der <strong>Post</strong>verwaltung treu zu sein;<br />

Die katholische Religion zu ehren und zu schützen;<br />

Die Gesetze, Verordnungen und Aufträge betreffend das<br />

<strong>Post</strong>wesen genau zu beobachten und zu vollziehen;<br />

Das <strong>Post</strong>gehe<strong>im</strong>nis unverbrüchlich zu wahren;<br />

Weder Miethe noch Gaben anzunehmen noch durch <strong>die</strong><br />

Meinigen annehmen zu lassen;<br />

Und überhaupt durch Wort und Beispiel nach bestem<br />

Wissen und Gewissen und aus allen Kräften des Vaterlandes<br />

Wohlfahrt und Ehre zu fördern und dessen Schaden<br />

und Nachteil zu wenden.<br />

Dieses alles schwöre ich als <strong>Post</strong>angestellter getreulich,<br />

fest und ohne Gefährde zu halten<br />

so wahr mir Gott helfe<br />

und seine lieben Heiligen.<br />

75


Bueri-Poscht -<br />

vom Kolbenhüsli zum Gemeindehaus<br />

gangenheit an, erst ab <strong>die</strong>sem Datum erfolgte auch <strong>die</strong><br />

<strong>Post</strong>vermittlung mit den Autobussen. Es fällt auf, dass <strong>die</strong><br />

<strong>Post</strong> in der Regel <strong>im</strong>mer dann den Standort wechselt,<br />

wenn es eng <strong>im</strong> Lokal wird. Vom Kolbenhüsli an der Leisibachstrasse<br />

1 (ab 1878) gings 1950 an <strong>die</strong> Leisibachstrasse<br />

8, später 1968 in ein Provisorium an den<br />

Kirchweg 2 und schliesslich am 25. Nuvember 1974 an<br />

<strong>die</strong> Hauptstrasse 18 ins neue <strong>Post</strong>- und Gemeindehaus.<br />

Es ist interessant, dass in den <strong>Post</strong>anfängen <strong>die</strong> Stelle des<br />

<strong>Post</strong>halters oft in einer Doppelfunktion besorgt <strong>wurde</strong>.<br />

Bernhard Buchmann (1869-1878) war gleichzeitig Organist,<br />

Johann Leu-Schilter (1878-1919) war Landwirt und<br />

Gemeindeschreiber und später sogar Gemeindeammann<br />

und Grossrat. Ihm folgten als <strong>Post</strong>stellenleiter Josef Leu­<br />

Schäfer (1919-1944), Frau Louise Leu (1944-1946), Richard<br />

Schnyder-Stöckli (1946-1968), Rudolf Pü ntener<br />

(1968-1992) und seit Sommer 1992 leitet Werner Hediger<br />

<strong>die</strong>se <strong>Post</strong>stelle, seit 1996 <strong>im</strong> Tschannhof.<br />

Dierikon: der <strong>Post</strong>beruf kann gefährlich sein<br />

Bevor <strong>im</strong> Jahre 1869 Dierikon «selbständig)) <strong>wurde</strong>,<br />

gehörte es zum «<strong>Post</strong>kreis)) Root (Roth) und zum Zustellkreis<br />

Dierikon-Buchrain. Täglich erfolgten zwei Botengänge<br />

nach Ebikon. Auch an Sonntagen <strong>wurde</strong> <strong>Post</strong> in<br />

Ebikon geholt und in Dierikon zugestellt: erst 1916 fiel<br />

<strong>die</strong> <strong>Post</strong>zustellung an Sonntagen weg. Schon damals und<br />

auch heute war und ist der Beruf des Pöstlers steten<br />

Gefahren ausgesetzt.<br />

Buchrain: früher stark mit Ebikon liiert<br />

Buchrain, das bis zur Übernahme des <strong>Post</strong>wesens durch<br />

den Bund zum «<strong>Post</strong>kreis)) Ebikon gehörte, musste um seine<br />

<strong>Post</strong>stelle kämpfen: Am 13. Mai 1869 stellte der<br />

Gemeinderat Buchrain der Eidgenössischen <strong>Post</strong> in Bern<br />

das Gesuch um «Errichtung einer eigenen <strong>Post</strong>ablage)) zu.<br />

Die Be<strong>die</strong>nung von Ebikon <strong>wurde</strong> als unzulänglich<br />

bezeichnet. Buchrain, das von 1869 - 1898 «Buchenrain))<br />

hiess, hatte Erfolg: <strong>die</strong> <strong>erste</strong> eigene <strong>Post</strong> konnte am 1.<br />

August 1869 errichtet und vom damaligen Organisten<br />

Bernhard Buchmann geführt werden. Doch da war<br />

nochmals eine Liaison von Buchrain zu Ebikon: seit 1869<br />

erfolgte täglich 1-2 Mal ein Botengang nach Ebikon für<br />

<strong>die</strong> Abholung bzw. Weiterleitung der <strong>Post</strong>. Dieser Zustand<br />

änderte sich erst mit der Einführung der Autobuslinie<br />

Luzern-Ebikon-Buchrain-Perlen <strong>im</strong> Jahre 1928. Die Ebikoner<br />

Abhängigkeit gehörte allerdings erst 1935 der Ver-<br />

Diese Ansicht zeigt 4 <strong>Post</strong>stellen-Standarte in Dierikon 1 - 4 in chronoligischer<br />

Reihenfolge. 1 steht für <strong>die</strong> <strong>erste</strong> <strong>Post</strong> <strong>im</strong> alten Wirtshaus<br />

"Sonne" von Josef Kost - heute Handlung S. Widler.<br />

76


links:<strong>Post</strong>korte von 1893<br />

zum Andenken on ,,50<br />

Jahre Briefmarken in der<br />

Schweiz».<br />

rechts: Brief von<br />

1916 nach Dierikon<br />

Archiv <strong>Rontal</strong>er Brattig<br />

Die Dierikoner <strong>Post</strong>chronik berichtet uns vom tragischen<br />

Unglücksfall des Stellenleiters wie folgh<strong>Post</strong>halter und<br />

Briefträger Josef Z<strong>im</strong>mermann ist am 10. Februar morgens<br />

7 Uhr <strong>im</strong> Dienste tödlich verunglückt. Er besorgte<br />

wie üblich den Botengang nach Ebikon mit Fahrrad und<br />

Anhänger. Auf der Rückfahrt <strong>wurde</strong> er auf offener übersichtlicher<br />

Strecke der neuen Strasse Luzern-Zürich von<br />

einem Auto von hinten angefahren. Durch den Zusammenprall<br />

<strong>wurde</strong> Herr Z<strong>im</strong>mermann vom Fahrrad in <strong>die</strong><br />

Wiese geschleudert, wo er auf der Stelle starb)). Erst am<br />

30. Mai 1965 <strong>wurde</strong> der Velo-Botengang nach Ebikon<br />

«wegen starken Verkehrs auf der Kantonsstrasse)) aufgehoben:<br />

das <strong>Post</strong>amt Ebikon brachte kü nftig <strong>die</strong> <strong>Post</strong>sendungen<br />

für Dierikon mit einem Zustellauto. Seit beinahe<br />

100 Jahren wird das <strong>Post</strong>büro Dierikon von der Familie<br />

Z<strong>im</strong>mermann geführt:<br />

1858 Kost Josef, Wirt<br />

1859 Wolfisberg Jakob<br />

1888 Wolfisberg Kaspar<br />

1908 Z<strong>im</strong>mermann Josef (Grossvater)<br />

1935 Z<strong>im</strong>mermann Josef (Vater)<br />

1959 Z<strong>im</strong>mermann Elisabeth (Witwe)<br />

1971 Z<strong>im</strong>mermann Josef (Sohn).<br />

Die heutigen <strong>Post</strong>räumlichkeiten <strong>wurde</strong>n 1983 eingeweiht<br />

und bezogen und sind mit 72 m2 gegenüber dem<br />

vorherigen <strong>Post</strong>lokal (29 m2) bedeutend grosszügiger. Ein<br />

Beweis, dass Dierikon aus postalischer Sicht schon längst<br />

kein «unberührtes und ruhiges Bauerndorf)) mehr ist.<br />

Steiger zum neuen Stellen leiter. Ihm folgten 1963 Albert<br />

Steiner und seit 1987 Alex Helfenstein. Root war von<br />

jeher <strong>die</strong> bedeutendste luzernische Ortschaft an der Verkehrsachse<br />

in Richtung Zug, Zürich und der Ostschweiz.<br />

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts sind wöchentlich<br />

zwei regelmässige Botel1kurse Luzern-Zug nachweisbar;<br />

eine <strong>die</strong>ser Botenlinien führte bis Konstanz. Heute noch<br />

weisen <strong>die</strong> hart an der Strasse gelegenen, verhältnismässig<br />

zahlreichen Gasthäuser darauf hin, dass man schon<br />

früher be<strong>im</strong> Reisen gerne gelegentlich einen Halt einschaltete<br />

um sich für <strong>die</strong> Weiterfahrt zu stärken. Dass auf<br />

allen wichtigen Strassen Pferdepostverbindungen entstanden,<br />

ist der fortschrittlichen Kantonalpost zu verdanken.<br />

Bei der Chronik von Root liegt ein Vertrag vom<br />

Jahre 1842 über <strong>die</strong> Führung eines täglichen Eilkurses<br />

Luzern-Zug, mit einem Vierspänner-Wagen zu 12 Plätzen.<br />

Die Reise dauerte 3 Stunden. 1864 <strong>wurde</strong> <strong>die</strong> Pferdepost<br />

von der Eisenbahn abgelöst. Root löste 1953 seine<br />

prekären Raumverhältnisse dadurch, dass dem<br />

bisherigen <strong>Post</strong>haus ein geräumiger Anbau angefügt<br />

<strong>wurde</strong>., Hier ist zu erwähnen, dass <strong>die</strong> Ursache der damaligen<br />

Platznot das Schuhversandhaus Gilli war: 1940 gab<br />

<strong>die</strong>se Firma 33'000 Pakete auf, 1952 waren es 109'000.<br />

Am 28. Juli 1993 hiess es erneut zügeln: der neue Standort<br />

war jetzt <strong>die</strong> Bahnhofstrasse 16. Dank der Grösse der<br />

neuen <strong>Post</strong>räumlichkeiten konnte ab <strong>die</strong>sem Datum <strong>die</strong><br />

<strong>Post</strong>zustellung für <strong>die</strong> Gisikoner Bevölkerung von Root<br />

aus erfolgen: Gisikon übernahm den Status eines <strong>Post</strong>annahmebüros.<br />

Root: vom <strong>Post</strong>kreis Roth zum <strong>Post</strong>büro Root<br />

Von <strong>1804</strong> bis 1849 bestand ein «<strong>Post</strong>kreis Roth)) der kantonalen<br />

<strong>Post</strong>, der <strong>die</strong> Gemeinden Root, Honau, Gisikon<br />

und Dierikon umfasste. Be<strong>im</strong> Übergang der <strong>Post</strong> an den<br />

Bund entstanden mit der Zeit selbständige Ablagen <strong>die</strong>ser<br />

Gemeinden. Erster eidgenössischer <strong>Post</strong>halter von<br />

Root war Alois Petermann. Zu seinem Pflichtenkreis<br />

gehörte <strong>die</strong> Annahme von <strong>Post</strong>sendungen und <strong>die</strong><br />

<strong>Post</strong>austragung in den Gemeinden Root und Dierikon.<br />

Sein 1858 gewählter Nachfolger, Johann Lustenberger,<br />

war Krämer und besorgte wie sein Vorgänger den <strong>Post</strong><strong>die</strong>nst<br />

nur nebenamtlich. Im Jahre 1869 übernahm Melchior<br />

Laubi den Dienst als <strong>Post</strong>halter von Root, den er bis<br />

1911, also während voller 42 Jahre, besorgte. Ebenso lang<br />

stand sein Sohn Gottfried Laubi <strong>im</strong> Dienste der Rooter<br />

<strong>Post</strong>. 1954 wählte <strong>die</strong> Kreispostdirektion Luzern Alois<br />

Trotz des geräumigen Anbaus be<strong>im</strong> <strong>Post</strong>haus in Root: es reichte nur<br />

gerade für 40 Jahre.<br />

77


Dorfansicht Inwil mit <strong>Post</strong> <strong>im</strong> Sigristenhous (bis 1925), später gegenüber<br />

der Kirche und <strong>im</strong> alten Schulhaus.<br />

Adligenswil: Modernes Dorf mit moderner <strong>Post</strong>.<br />

Inwil: einst Innwil und einst Inwyl<br />

Die <strong>Post</strong>stelle darf von sich behaupten, ihren Namen<br />

mehrmals angepasst zu haben. Im Jahre 1872 hiess <strong>die</strong><br />

<strong>Post</strong>stelle «Innwil», 1879 hiess sie «Inwyl» und der Zeitpunkt<br />

der Umbenennung in «Inwil» geht leider aus der<br />

<strong>Post</strong>chronik nicht hervor. Die Umwandlung in ein eigenständiges<br />

<strong>Post</strong>büro erfolgte am 1. Juli 1890. Zwar <strong>wurde</strong><br />

in Inwil bereits am 30. August 1856 «eine nichtrechnungspflichtige<br />

Ablage» errichtet und <strong>die</strong>se am 1. Januar<br />

1866 in «eine rechnungs- und geldanweisungspflichtige<br />

Ablage» geändert, doch Eschenbach blieb bis Mitte<br />

1890 Schirmherr <strong>die</strong>ser <strong>Post</strong>. Von 1856 bis 1864 fand <strong>die</strong><br />

<strong>Post</strong>vermittlung täglich in Eschenbach statt. Mit der<br />

Eröffnung der Bahnlinie Luzern-Zürich <strong>im</strong> Jahre 1864<br />

<strong>wurde</strong> eine <strong>Post</strong>verbindung Eschenbach-Inwil-Gisikon<br />

geschaffen. Der zwe<strong>im</strong>alige tägliche Pferdepostkurs <strong>wurde</strong><br />

1923 durch einen Autobetrieb abgelöst. 1935 <strong>wurde</strong><br />

<strong>die</strong>se Verbindung aufgehoben und Inwil an das Netz der<br />

Verkehrsbetriebe der Stadt Luzern angeschlossen. Johann<br />

Meyerhans war <strong>erste</strong>r <strong>Post</strong>stellenleiter in Inwil und<br />

gleichzeitig auch Sakristan. Das erklärt auch, dass das<br />

<strong>Post</strong>büro sich <strong>im</strong> Sigristenhaus befand. Erst mit der<br />

Ernennung von Ferdinand Stirn<strong>im</strong>ann zum <strong>Post</strong>halter und<br />

Briefträger <strong>wurde</strong> <strong>die</strong> <strong>Post</strong> <strong>im</strong> Erdgeschoss des alten<br />

Schulhauses eingerichtet. Über das <strong>erste</strong>, selbständige<br />

<strong>Post</strong>haus berichtet <strong>die</strong> Chronik wie folgt: «Am 8.12.1924<br />

brannte mitten <strong>im</strong> Dorf Inwil ein Haus bis auf den Grund<br />

nieder. Der Besitzer verzichtete auf den Wiederaufbau.<br />

<strong>Post</strong>halter Stirn<strong>im</strong>ann erwarb den Platz und errichtete<br />

dort ein neues <strong>Post</strong>haus. Es konnte <strong>im</strong> Laufe des Jahres<br />

1925 bezogen werden. Bodenfläche der <strong>Post</strong><strong>die</strong>nsträume<br />

31 m2.» Das jetzige <strong>Post</strong>haus an der Utigenstrasse konnte<br />

am 2. Juli 1973 bezogen werden.<br />

Adligenswil:<br />

Die Suche nach einem rechtschaffenen Mann<br />

Aufgrund der «Verordnung betreffend Errichtung des<br />

<strong>Post</strong>wesens <strong>im</strong> Kanton Luzern» vom 9.7.<strong>1804</strong> muss davon<br />

ausgegangen werden, dass <strong>die</strong> <strong>Post</strong> für Adligenswil in<br />

Udligenswil abgeholt werden musste. Erst 1815 <strong>wurde</strong><br />

beschlossen, eine <strong>Post</strong>ablage Adligenswil mit Meierskap-<br />

pel und Udligenswil in Betrieb zu nehmen. Zu <strong>die</strong>sem<br />

Zweck hatten <strong>die</strong> «Waisenvögte, Gemeinderäte und<br />

Gemeindeammänner einen rechtschaffenen Mann vorzuschlagen,<br />

für welchen sie gutstehen mussten und dem sie<br />

ein gut gelegenes Haus anzuweisen hatten, wo <strong>die</strong> <strong>Post</strong>sachen<br />

aufgenommen und abgelegt werden konntem>.<br />

Die Gründe, weshalb sich niemand für <strong>die</strong>sen <strong>Post</strong>en<br />

fand, sind dem <strong>Post</strong>chronisten nicht bekannt. Statt in<br />

Adligenswil blieb <strong>die</strong> <strong>Post</strong>ablage in Udligenswil. Am 1.<br />

April 1849 erhielt Adligenswil endlich doch eine <strong>Post</strong>ablage.<br />

Diese <strong>wurde</strong> während vieler Jahrzehnte von der<br />

Familie Weingartner <strong>im</strong> Tellenmätteli geführt. Von Josef<br />

Weingartner, der von 1848-1888 Gemeindeschreiber und<br />

Pöstler war, übernahm bis 1906 sein Sohn Alois Weingartner<br />

<strong>die</strong> <strong>Post</strong> und <strong>die</strong> Tätigkeit des Gemeindeschreibers.<br />

Von 1906 bis zum 1. April 1911 war seine Witwe<br />

Sophie Weingartner-Gebistorf Leiterin des <strong>Post</strong>büros. Die<br />

Chronik zählt als <strong>Post</strong>stellenleiter noch folgende Namen<br />

auf:<br />

ab 1911 Bieri Josef (vorher Wirt zum Rössli)<br />

ab 1914 Estermann Anselm<br />

ab 1927 Estermann Wwe<br />

ab 1952 Roth Ernst<br />

ab 1976 ImhofLeo.<br />

Adligenswil kennt nur drei <strong>Post</strong>standorte: das Tellenmätteli<br />

(1849-1911), das <strong>Post</strong>halterhaus von <strong>Post</strong>halter Ernst<br />

Roth (1911 - 1978) sowie seit dem 9. Oktober 1978 den<br />

Neubau des Gemeindehauses mit <strong>Post</strong> an der Dorfstrasse.<br />

Dass <strong>die</strong> <strong>Post</strong>mühlen oftmals wirklich langsam mahlten,<br />

wird darin bestätigt, dass <strong>Post</strong>halter Ernst Roth bereits<br />

1968 um eine Vergrösserung der Raumverhältnisse bat<br />

und am 22.1.1974 auf <strong>die</strong>se prekäre Raumnot erneut<br />

aufmerksam machte und auf einen raschen Neubau<br />

drängte: 1978 war es endlich soweit! Es mag in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang interessieren, dass keine 10 Jahre nach<br />

Bezug der neuen <strong>Post</strong>lokalitäten erneut ein Hilferuf aus<br />

Adligenswil an <strong>die</strong> Kreispostdirektion Luzern kam:«Die<br />

Betriebsräume des 1978 bezogenen <strong>Post</strong>büros vermögen<br />

nicht mehr zu genügen. Insbesondere <strong>die</strong> Botenarbeits-<br />

7R


79<br />

Der Beweis mit zwei<br />

Stempeln: <strong>die</strong>ser Brief<br />

war von Udligenswil<br />

noch Ebikon vom 3.<br />

bis 11. April 1887<br />

unterwegs.<br />

Original <strong>im</strong> Archiv<br />

<strong>Rontal</strong>er Brattig.<br />

plätze für <strong>die</strong> Zustellung der <strong>Post</strong>sendungen sind zu<br />

knapp und <strong>die</strong> <strong>Post</strong>fachanlage ist vollständig besetzt)).<br />

Solche Alarme überraschen in Berücksichtigung der Adligenswiler<br />

Bautätigkeit überhaupt nicht ....<br />

Udligenswil: Wenn Tote reden könnten<br />

alte <strong>Post</strong> in Udligenswil<br />

Meierskappei: 1850 oder 1851 oder 1852<br />

Oft finden sich in der Chronik Berichte, <strong>die</strong> zum Schmunzeln<br />

einladen. Bei der Pensionierung der damaligen Stellenleiterin<br />

Fräulein Babette Rigert (Tochter des <strong>im</strong> Amt<br />

verstorbenen <strong>Post</strong>halters) schrieb <strong>die</strong> <strong>Post</strong>halterin am 30.<br />

März 1943 an <strong>die</strong> «Titl. Kreispostdirektion Luzern)) u.a.<br />

folgende Zeilen :«Über <strong>die</strong> Entwickl u ng des <strong>Post</strong>verkehrs<br />

in hier können wir leider keine genaue Angaben machen.<br />

Wir haben uns noch bei der Gemeindekanzlei erkundigt,<br />

ob eventl. <strong>die</strong>sbezüglich Dokumente oder Veröffentlichungen<br />

etc. vorhanden seien; wir erhielten den Bericht,<br />

dass dort gar nichts so vorliege. Ältere Leute, <strong>die</strong> viell.<br />

noch etwas genauere Auskünfte hätten geben können,<br />

sind keine mehr am Leben)) . Ja eben, wenn Tote reden<br />

könnten und insbesondere helfen würden, statistische<br />

Zahlen zu suchen und wahrheitsgetreu festzuhalten. Die<br />

<strong>Post</strong>stelle, <strong>die</strong> schon 1832 eine Ablage der Kantonalen<br />

<strong>Post</strong> war, nannte sich zu Beginn «Udligenschwyl)) . Am<br />

1.9.1849 ging <strong>die</strong>se Ablage an <strong>die</strong> Eidgenössische <strong>Post</strong>;<br />

Sie <strong>wurde</strong> schliesslich auf den 1. Juli 1890 in ein eigentliches<br />

<strong>Post</strong>bureau umgewandelt. Reklamationen gab es<br />

natürlich auch in früheren Jahren. Wir publizieren einen<br />

Auszug aus einem Schreiben der Gemeinderäte Udligenswil<br />

und Meierskappel vom 6. Juni 1832 an <strong>die</strong> Oberpostdirektion<br />

des Kantons Luzern :«Schon am 18. Jenner fl.<br />

Jahrs haben wir an <strong>die</strong> Hohe Finanz-Kommission mitte1st<br />

Schreiben das Ansuchen gestellt, dem <strong>Post</strong>enlauf in<br />

unsern zwei Gemeinden einen schleunigern und besser<br />

geregelten Gang verschaffen zu wollen. Da aber <strong>die</strong>ses<br />

bis zur Stunde nicht erfolgt ist, so finden wir uns verpflichtet,<br />

jene geführten Beschwerden und das damit<br />

verbundene Ansuchen hiermit nochmals zu erneuern. Für<br />

<strong>die</strong> Gemeinde Udligenswil war ein <strong>Post</strong>besorger angestellt,<br />

der verpflichtet war, alle Diensttage <strong>die</strong> <strong>Post</strong>gegenstände<br />

für Udligenswil und Meierskappel in Luzern abzuholen<br />

und sodann <strong>die</strong> für Udligenswil zuzustellen. Jene<br />

für Meierskappel aber blieben in Udligenswil liegen bis<br />

sie von dort her jemand holte. Es war somit nur ein einziger<br />

geregelter <strong>Post</strong>tag. Alle Briefe und Gegenstände, <strong>die</strong><br />

Dienstags nach 11 Uhr in Luzern auf <strong>die</strong> <strong>Post</strong> kamen, blieben<br />

also dort 8 Tage lang liegen, kommen dann erst nach<br />

Udligenswil, und vom Tage an, an welchem sie geschrieben<br />

<strong>wurde</strong>n, ging es <strong>im</strong>mer wenigstens 14 Tage bis zur<br />

Stunde, wo sie am Ort ihrer Best<strong>im</strong>mung anlangten)).<br />

Die <strong>Post</strong>stellenchronik von Meierskappel geht davon aus,<br />

dass <strong>im</strong> Jahre 1852 eine nichtrechnungspflichtige Ablage<br />

errichtet <strong>wurde</strong>, und dass <strong>die</strong>se zuerst Gisikon, später<br />

Rotkreuz unt<strong>erste</strong>llt war. Da findet sich aber auch ein<br />

Zusatzvermerk: «Es ist möglich, dass <strong>die</strong> <strong>Post</strong>stelle schon<br />

1850 oder 1851 errichtet <strong>wurde</strong>. Der Nachweis kann<br />

nicht erbracht werden)). Die <strong>Post</strong>vermittlung erfolgte bis<br />

1859 direkt mit Luzern, wobei auch Adligenswil und<br />

Udligenswil einbezogen <strong>wurde</strong>n. Später fanden Botengänge<br />

nach Rotkreuz statt, und ab dem 5. Juni 1925<br />

<strong>wurde</strong> erstmals auch <strong>die</strong> neue SBB-Haltestelle Meierskappel-Risch<br />

in <strong>die</strong> <strong>Post</strong>zuleitung und <strong>Post</strong>ableitung<br />

einbezogen.<br />

<strong>Post</strong> Meierskappel bis 4. Juni 1925<br />

<strong>Post</strong>halter-Familie Wismer vor dem 1925 neu erbauten und bezogenen<br />

<strong>Post</strong>haus Meierskappel


<strong>Post</strong>büra Meggen 1873 - 1904<br />

Letzte Kutschenfahrt Meierskappe/-Ratkreuz vom 4. Juni 1925. Kutscher<br />

Kandid Schwarzenberger, Briefträger v.l.n.r. Binzegger, Ineichen, Brunner­<br />

Ulrich<br />

Interessant <strong>die</strong> Feststellung in der Chronik, dass {(1940<br />

<strong>die</strong> Aufhebung der Autobotenvermittlung nach Rotkreuz<br />

wegen Benzinknappheit angeordnet <strong>wurde</strong>». Die <strong>Post</strong>vermittlung<br />

erfolgte seither ausschliesslich mit der Bahn.<br />

Nicht <strong>im</strong>mer ist <strong>die</strong> Verkehrszunahme Ursache eines<br />

<strong>Post</strong>neubaus. In der Chronik der <strong>Post</strong> Meierskappel lesen<br />

wir, dass sich 1924 <strong>die</strong> <strong>Post</strong>halterwohnung und das <strong>Post</strong>lokal<br />

in gemieteten Räumen befinden. {(Die Zweiz<strong>im</strong>merwohnung<br />

ist für <strong>die</strong> Familie zu klein, weshalb sich <strong>Post</strong>halter<br />

Wismer einen sehr günstig gelegenen Bauplatz<br />

erwirbt und <strong>im</strong> Laufe des Jahres 1925 ein neues <strong>Post</strong>haus<br />

bautn Eine Erweiterung des <strong>Post</strong>büros <strong>im</strong> Jahre 1962 war<br />

wiederum notwendig, allerdings nicht mehr familiär<br />

begründet, sondern weil {(es den Anforderungen und der<br />

Zunahme des <strong>Post</strong>verkehrs nicht mehr genügte». Auch<br />

menschliche Schicksale sind in den Chroniken nachzulesen:{(Am<br />

4. April 1848 meldet ein J.M.Haas, Gerichtsschreiber<br />

von Habsburg in Udligenswil dem Regierungsrat<br />

Ed. Schnyder vertraulich: Heinrich Knüsel sei ein<br />

ultraroter <strong>Post</strong>besorger und man könne ihn, dem Sonderbündler<br />

<strong>erste</strong>r Klasse, nicht mehr trauem). Über <strong>die</strong> Konsequenzen<br />

<strong>die</strong>ser vertraulichen Korrespondenz liegt leider<br />

nichts vor.<br />

Meggen und Vordermeggen:<br />

einst zwei <strong>Post</strong>stellen in der Gemeinde<br />

Seit 1815 besitzt Meggen seine <strong>erste</strong> <strong>Post</strong>stelle. Und<br />

Meggen darf sich rühmen, vom 1.1.1893 bis 1.2.1925 in<br />

Vordermeggen eine zweite <strong>Post</strong>stelle in ihrem Gemeindegebiet<br />

gehabt zu haben. Mit allen Mitteln versuchte<br />

damals der Gemeinderat von Meggen <strong>die</strong> Schliessung von<br />

Vordermeggen zu verhindern. Schliesslich war es das<br />

Eidg. <strong>Post</strong>- und Eisenbahndepartement, welches <strong>die</strong> Aufhebung<br />

verfügen musste. Die damaligen Zeiten sind den<br />

heutigen <strong>Post</strong>stellen-Aufhebungen so ähnlich! Meggen<br />

darf sich auch rühmen, auf vielfältigste Art den <strong>Post</strong>sendungswechsel<br />

ausgeführt zu haben. Bis 1845 erfolgte <strong>die</strong><br />

<strong>Post</strong>vermittlung ab Luzern mit Ruderbooten, von 1845 -<br />

1863 mit der Pferdepost. Von 1863 - 1897 benutzte <strong>die</strong><br />

<strong>Post</strong> <strong>die</strong> Dampfschiffkurse. Die Chronik weiss zu berichten,<br />

dass <strong>die</strong> Dampfschiffe vorerst auf offenem See hielten,<br />

weil keine Anlagen zum Anlegen bestanden. Reisende<br />

und <strong>Post</strong>gut <strong>wurde</strong>n mit Ruderbooten ans Ufer<br />

<strong>Post</strong>büra Meggen 1904 - 1952<br />

<strong>Post</strong>büra Meggen ab 1952<br />

gebracht und umgekehrt. Ab 1897 <strong>wurde</strong> <strong>die</strong> neu <strong>eröffnet</strong>e<br />

Bahnlinie für den <strong>Post</strong>sachentransport benutzt bis<br />

1929 <strong>die</strong> Autokurse der VBL den <strong>Post</strong>transport übernahmen.<br />

Heute sind es eigene <strong>Post</strong>fahrzeuge, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Post</strong>stelle<br />

Meggen mit <strong>Post</strong>sendungen anfahren und von dort<br />

das <strong>Post</strong>gut wieder abholen. Das <strong>erste</strong> <strong>Post</strong>lokal war in<br />

Benzeholz, bevor 1859 <strong>die</strong> Verlegung nach Binsböschen<br />

erfolgte. Bereits 1904 konnte ein neues <strong>Post</strong>haus be<strong>im</strong><br />

Bahnhof bezogen werden, womit der <strong>Post</strong><strong>die</strong>nst wirtschaftlich<br />

und zweck<strong>die</strong>nlich geführt werden konnte.<br />

Eher unfreiwillig musste <strong>die</strong> <strong>Post</strong> knapp fünfzig Jahre<br />

später wieder neue <strong>Post</strong>lokale suchen. Sie fand 1952 an<br />

der Hauptstrasse einen neuen Standort. {(Als Folge der<br />

enormen Verkehrszunahme in allen Sparten» vermochten<br />

<strong>die</strong> neuen <strong>Post</strong>räume den kunden<strong>die</strong>nstlichen und<br />

betrieblichen Bedürfnissen bereits 20 Jahre später wiederum<br />

nicht mehr zu genügen. Die Verkehrs- und Bevölkerungsentwicklung<br />

beweist es. Ab 1973 begannen<br />

Verhandlungen und es <strong>wurde</strong>n verschiedene Angebote<br />

geprüft. Am 8. Juli 1991 konnten neue <strong>Post</strong>lokale <strong>im</strong><br />

Dorfzentrum an der Hauptstrasse bezogen werden.<br />

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