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Übungen zu ELEKTROTECHNIK I ... - Montanuniversität Leoben

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Literatur:<br />

INSTITUT FÜR <strong>ELEKTROTECHNIK</strong><br />

DEPARTMENT OF ELECTRICAL ENGINEERING<br />

MONTANUNIVERSITÄT LEOBEN<br />

UNIVERSITY OF LEOBEN, AUSTRIA<br />

Franz-Josef-Straße 18<br />

A-8700 <strong>Leoben</strong><br />

Österreich, Austria<br />

Tel.:+43/(0)3842/402/311<br />

Fax: +43/(0)3842/402/318<br />

http://www.unileoben.ac.at/~etechnik<br />

e-mail: etechnik@notes.unileoben.ac.at<br />

Vorstand: O.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Helmut Weiß<br />

Übungen <strong>zu</strong> <strong>ELEKTROTECHNIK</strong> I<br />

Laborunterlagen<br />

Version: 3.1<br />

02 / 2003<br />

Dipl.-Ing. Dr. mont. Andreas Schmidhofer<br />

[1] Weiß, H.: Vorlesungsunterlagen <strong>zu</strong> „Elektrotechnik I“, Institut für Elektrotechnik,<br />

Montanuniversität <strong>Leoben</strong>.<br />

[2] Krikava F., Ruhswurm H., Seiser J.: Grundlagen der Elektrotechnik, Band 1 und<br />

Band 2, R. Oldenbourg Verlag, Wien, 1990.<br />

Institut für<br />

Elektrotechnik


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

0 Inhalt der Laborübungen<br />

Es werden insgesamt acht verschiedene Übungen angeboten.<br />

Die Anzahl der <strong>zu</strong> absolvierenden Übungen hängt von der Anzahl der<br />

Semesterwochenstunden ab, die laut Studienplan vorgesehen sind:<br />

• Sechs Übungen für die Studienrichtungen B, IU, K, M, Mm, PE, W<br />

• Acht Übungen für die Studienrichtung G<br />

Die Termine für die Übungen sind im Aushang am Institut für Elektrotechnik und auf der<br />

Homepage angekündigt, wobei die Einteilung entsprechend der Übungsanzahl, dem<br />

Übungsinhalt und der Gruppe aus den reservierten Terminen (max. 8) laut Übungsplan<br />

erfolgt. Der Aushang dieser genauen Einteilung steht erst nach der Sicherheitsbelehrung <strong>zu</strong>r<br />

Verfügung.<br />

Die vorliegenden Unterlagen beinhalten die Lehrinhalte für das SS2003 und sind daher nur für<br />

diesen Zeitraum gültig. Die Unterlagen sind auch auf der Institutshomepage als pdf- Files<br />

verfügbar.<br />

0.1 Übersicht der Übungsinhalte<br />

Übung 1: " Elektrische Messtechnik, Messung von Widerständen"<br />

Bestimmung von Widerstandswerten mit der Anwendung<br />

- der strom-, bzw. spannungsrichtigen Messung<br />

- eines Digitalmultimeters<br />

- der Farbcodierung<br />

- Gleichstrom- Messbrücke<br />

Übung 2: "Oszilloskop, Schaltvorgänge"<br />

Ein- und Ausschaltvorgänge von R-C bzw. R-L Netzwerken<br />

- Messung des Spannungs- und Stromverlaufes<br />

- Bestimmung der Zeitkonstanten<br />

Übung 3: "R-L und R-C Netzwerke"<br />

Netzwerke bestehend aus Widerständen und Induktivitäten sowie aus Widerständen und<br />

Kondensatoren<br />

- Strom- und Spannungsmessungen<br />

- Anwendung der Kirchhoff’schen Gesetze<br />

- Rechnerische Überprüfung der Messwerte<br />

Seite 0.2 von 6


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

Übung 4: "Elektronik: Operationsverstärker- Grundschaltungen"<br />

Invertierende und nicht- invertierende Operationsverstärker (OPV)- Grundschaltung.<br />

- Aufnahme des Amplituden – und Phasengangs<br />

- Darstellung der Messwerte im logarithmischen Maßstab<br />

- Handhabung des Oszilloskops<br />

Übung 5: "Leistungsmessung im Dreileiter- und Vierleitersystem"<br />

Messung der Schein- Wirk- und Blindleistung von symmetrischen und unsymmetrischen<br />

Verbrauchern:<br />

- Messung mit drei Wattmeter,<br />

- Zwei-Wattmeter-Methode (Aron- Schaltung)<br />

- Messung mit einem Wattmeter<br />

Bestimmung des Leistungsfaktors<br />

Übung 6: "Resonanzkreise"<br />

Serien- und Parallelresonanzkreis<br />

- Messung der Spannungen und Ströme<br />

- Bestimmung der Resonanzfrequenz<br />

Übung 7: "Leistungsmessung im Einphasennetz"<br />

Messung der Schein- Wirk- und Blindleistung von einphasigen Verbrauchern:<br />

- Messung mit einem Wattmeter<br />

- Bestimmung des Leistungsfaktors<br />

- Kompensation<br />

Übung 8: "Magnetismus"<br />

Messung der Flussdichte<br />

Messung der Hysterese- Kurve<br />

Seite 0.3 von 6


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

0.2 Vorausgesetzte Kenntnisse<br />

Für ALLE ÜBUNGEN werden die Kenntnisse der<br />

Kapitel 1.1 ... 1.5<br />

Kirchhoff’sche Gesetze, Ohm’sches Gesetz, Serien- und Parallelschaltung von<br />

Widerständen,<br />

Spannungsquellen<br />

Kapitel 4<br />

Elektrische Messgeräte<br />

Kapitel 6<br />

Elektrische Energieverteilung, Sicherheitstechnik<br />

vorausgesetzt.<br />

Weiters werden noch folgende Kapitel für die jeweiligen Übungen vorausgesetzt:<br />

Übung Titel Kapitel<br />

Übung 1 Elektrische Messtechnik, Messung von<br />

Widerständen<br />

Übung 2 Oszilloskop, Schaltvorgänge 1.6<br />

Übung 3 R-L und R-C Netzwerke 2.1, 2.2, 2.3<br />

Übung 4 Elektronik - Operationsverstärker-<br />

Schaltungen<br />

Übung 5 Leistungsmessung im Dreileiter- und<br />

Vierleitersystem<br />

Übung 6 Resonanzkreise 2<br />

Übung 7 Leistungsmessung im Einphasennetz 3.2, 2.5<br />

Übung 8 Magnetismus 7<br />

Seite 0.4 von 6<br />

3.1<br />

5<br />

3.2


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

0.3 Inhaltsverzeichnis<br />

Kapitel 1<br />

1 Gleichstrom............................................................................................................1<br />

1.1 Kirchhoff’sche Gesetze....................................................................................1<br />

1.1.1 1. Kirchhoff´sches Gesetz (Knotenregel) ...................................................1<br />

1.1.2 2. Kirchhoff´sches Gesetz (Maschenregel)................................................2<br />

1.2 Ohm’sches Gesetz ..........................................................................................2<br />

1.3 Serienschaltung von Widerständen .................................................................3<br />

1.4 Parallelschaltung von Widerständen................................................................5<br />

1.5 Spannungsquellen ...........................................................................................8<br />

1.6 Schaltvorgänge................................................................................................9<br />

1.6.1 Allgemeines ...............................................................................................9<br />

1.6.2 Schaltvorgänge an einer Induktivität („Spule“) .........................................10<br />

1.6.3 Schaltvorgänge an einer Kapazität („Kondensator“) ................................15<br />

1.6.4 Allgemeine Erklärungen...........................................................................20<br />

1.6.5 Mess - Schaltung .....................................................................................22<br />

Kapitel 2<br />

2 Wechselstromkreise ..............................................................................................1<br />

2.1 Einführung komplexer Zeiger...........................................................................1<br />

2.1.1 Komplexe Spannung, komplexer Strom.....................................................1<br />

2.1.2 Komplexe Impedanz Z...............................................................................4<br />

2.1.3 Komplexe Admittanz Y...............................................................................5<br />

2.1.4 Komplexe Scheinleistung S .......................................................................5<br />

2.2 Einzelne komplexe Impedanzen für R, L, C.....................................................7<br />

2.3 Schaltungen von zwei komplexe Impedanzen.................................................8<br />

2.4 Schaltungen mit R, L und C Elementen - Resonanzkreise ....................12<br />

2.4.1 Reihenschaltung von R, L und C .............................................................12<br />

2.4.2 Parallelschaltung von R, L und C.............................................................15<br />

2.5 Blindleistungskompensation ..........................................................................18<br />

Kapitel 3<br />

3 Messtechnik ..........................................................................................................1<br />

3.1 Messung von Widerständen ...........................................................................1<br />

3.1.1 Strom- / Spannungsmethode ...................................................................1<br />

3.1.2 Widerstandscodierung .............................................................................4<br />

3.1.3 Messbereichserweiterung ........................................................................5<br />

3.1.4 Gleichstrom- Messbrücke (Wheatstone-Brücke)......................................7<br />

3.1.5 Wechselstrom-Messbrücke......................................................................9<br />

3.2 Leistungsmessung........................................................................................10<br />

3.2.1 Einphasiger Verbraucher .......................................................................10<br />

3.2.2 Dreiphasiger Verbraucher......................................................................11<br />

Seite 0.5 von 6


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

Kapitel 4<br />

4 Elektrische Messgeräte .........................................................................................1<br />

4.1 Allgemeines .....................................................................................................1<br />

4.1.1 Fehler bei analogen Messgeräten .............................................................1<br />

4.1.2 Fehler bei digitalen Messgeräten...............................................................3<br />

4.2 Analoge Messgeräte........................................................................................3<br />

4.2.1 Drehspul-Messgerät...................................................................................3<br />

4.2.2 Drehspul-Galvanometer.............................................................................7<br />

4.2.3 Dreheisen- Messgerät................................................................................7<br />

4.2.4 Elektrodynamisches Messgerät .................................................................9<br />

4.3 Digitale Messgeräte .......................................................................................12<br />

4.3.1 Digital-Multimeter (DMM) .........................................................................12<br />

4.3.2 Digitales Wattmeter .................................................................................12<br />

4.4 Oszilloskope ..................................................................................................13<br />

4.4.1 Analog- Oszilloskope ...............................................................................13<br />

4.4.2 Digital- Oszilloskope ................................................................................13<br />

4.4.3 Tastkopf, Tastteiler ..................................................................................17<br />

4.4.4 Erdungsproblematik bei Oszilloskopen....................................................19<br />

Kapitel 5<br />

5 Elektronik - Operationsverstärkerschaltungen .......................................................1<br />

5.1 Funktion des Operationsverstärkers...............................................................1<br />

5.2 Lineare Anwendungen...................................................................................3<br />

5.2.1 Nicht-invertierender Verstärker ................................................................4<br />

5.2.2 Spannungsfolger (Impedanzwandler) ......................................................5<br />

5.2.3 Invertierender Verstärker ........................................................................6<br />

5.3 Nichtlineare Anwendungen.............................................................................9<br />

5.3.1 Komparator ..............................................................................................9<br />

5.3.2 Schmitt- Trigger (Schwellwert-Schalter).................................................10<br />

5.3.3 Astabiler Multivibrator............................................................................12<br />

Kapitel 6<br />

6 Elektrische Energieverteilung, Sicherheitstechnik .................................................1<br />

6.1 Elektrische Energieverteilung ..........................................................................1<br />

6.2 Schutzmaßnahmen in Elektrischen Netzen .....................................................3<br />

6.2.1 „5 Sicherheitsregeln“..................................................................................3<br />

6.2.2 Berühren spannungsführender Teile .........................................................3<br />

6.2.3 Schutz vor indirektem Berühren.................................................................4<br />

6.2.4 Überstrom- Schutzeinrichtungen ...............................................................7<br />

Kapitel 7<br />

7 Magnetismus .........................................................................................................1<br />

7.1 Grundlagen magnetischer Kreise.........................................................................1<br />

7.2 Aufnahme der Hysteresekurve .................................................................................4<br />

Seite 0.6 von 6


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

1 Gleichstrom<br />

1.1 Kirchhoff’sche Gesetze<br />

Laborunterlagen<br />

Die Berechnung von verzweigten Stromkreisen erfolgt im einfachsten Fall durch Anwendung<br />

der beiden Kirchhoff’schen Gesetze. Für die Erläuterung der beiden Gesetze betrachten wir<br />

folgendes beispielhafte Schaltbild:<br />

U B<br />

U 1<br />

R 1<br />

U 2<br />

Abb. 1.1<br />

I 1<br />

Seite 1.1 von 22<br />

(1)<br />

I 2 I 3 I 4<br />

R 2 R 3 R 4<br />

1.1.1 1. Kirchhoff´sches Gesetz (Knotenregel)<br />

Ii<br />

= 0<br />

(1.1)<br />

Die Summe aller an einem Stromverzweigungspunkt („Knotenpunkt“) <strong>zu</strong>fließenden<br />

und aller wegfließenden Ströme ist gleich Null.<br />

Hierbei werden <strong>zu</strong>r Festlegung einer Be<strong>zu</strong>gsrichtung die <strong>zu</strong>fließenden Ströme mit positivem<br />

Vorzeichen („+“), und die wegfließenden Ströme mit negativem Vorzeichen<br />

(“-“) eingesetzt.<br />

Für den in Abb. 1.1 dargestellten Knoten (1) gilt folgende Gleichung:


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

I − I − I − I = 0<br />

(1.2)<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1.1.2 2. Kirchhoff´sches Gesetz (Maschenregel)<br />

Für dieses Gesetz werden die Maschen eines elektrischen Netzwerkes betrachtet, womit ein<br />

beliebiger, über die Zweige des Netzwerkes geschlossener Weg bezeichnet wird.<br />

U<br />

i<br />

= 0<br />

(1.3)<br />

Die Summe aller in einer Masche wirkenden Spannungen ist gleich Null.<br />

Vorgehen bei der Festlegung einer Zählpfeilrichtung:<br />

1. Alle Spannungsquellen der betreffenden Masche erhalten einen vom positiven Anschluss<br />

(+) <strong>zu</strong>m negativen Anschluss (-) weisenden Spannungszählpfeil.<br />

2. Die Ströme in den einzelnen Zweigen der Masche erhalten willkürlich gewählte Zählpfeile.<br />

3. Alle passiven Verbraucher erhalten Spannungszählpfeile in der selben Richtung wie der<br />

durch den betreffenden Verbraucher fließende Strom („Verbraucher-Zählpfeilsystem“).<br />

4. Es wird ein beliebiger Umlaufsinn als positive Umlaufrichtung festgelegt.<br />

5. Gemäß obiger Maschenregel wird nun die Summe aller Spannungen dieser Masche<br />

gebildet, wobei alle Spannungen in Richtung der gewählten Umlaufrichtung positiv, und<br />

alle entgegengesetzt gerichteten Spannungen negativ ein<strong>zu</strong>setzen sind.<br />

Für die in Abb. 1.1 strichliert eingezeichnete Masche gilt folgende Gleichung:<br />

− + U + U = 0<br />

(1.4)<br />

UB 2 1<br />

Wenn sich aufgrund der rechnerischen Auswertung der Kirchhoff´schen Gesetze eines<br />

Netzwerkes negative Werte für Ströme oder Spannungen ergeben, bedeutet dies nicht<br />

zwangsläufig einen Rechenfehler, sondern lediglich, dass die betreffende Zählpfeilrichtung<br />

eben in „falscher“ Richtung angenommen wurde, und daher die tatsächliche Richtung<br />

entgegen der angenommenen ist.<br />

1.2 Ohm’sches Gesetz<br />

U<br />

I = (1.5)<br />

R<br />

Der durch einen Verbraucherwiderstand R fließende Strom I ist umso größer, je<br />

größer die treibende Spannung U und je kleiner der - den Stromfluss bremsende -<br />

Widerstand R eines Verbrauchers ist.<br />

Seite 1.2 von 22


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

1.3 Serienschaltung von Widerständen<br />

U B<br />

I<br />

R 1 R 2 R 3<br />

U 1 U 2 U 3<br />

Abb. 1.2<br />

Ausgehend von Gleichung (1.3) folgt als Maschengleichung für Abb.1.2:<br />

− + U + U + U = 0<br />

(1.6)<br />

UB 2 1 3<br />

UB 1 2 3<br />

= ( IR<br />

) + ( IR<br />

) + ( IR<br />

)<br />

(1.7)<br />

Mit B IR<br />

Ges<br />

U = folgt: R = ( IR<br />

) + ( IR<br />

) + ( IR<br />

)<br />

I Ges 1 2 3<br />

Die Division durch I liefert den Gesamtwiderstand der Serienschaltung:<br />

R = R + R + R<br />

(1.8)<br />

Ges<br />

1<br />

2<br />

Spannungsteiler - Regel<br />

3<br />

Es ist offensichtlich, dass bei einer Serienschaltung von Elementen durch jedes Element<br />

derselbe Strom I fließt.<br />

I = I = I = I<br />

(1.9)<br />

R<br />

1<br />

R<br />

2<br />

R<br />

3<br />

Daraus folgt unmittelbar die Aufteilung der Gesamtspannung gemäß folgender<br />

„Spannungsteiler-Regel“:<br />

U<br />

R<br />

U<br />

U<br />

U<br />

B 1 2 3<br />

= = =<br />

(1.10)<br />

ges R1<br />

R 2 R3<br />

Seite 1.3 von 22


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

„Die Gesamtspannung durch den Gesamtwiderstand ist gleich der Teilspannung<br />

durch den Teilwiderstand“.<br />

Daraus erhält man z.B. für die Teilspannung U 2 :<br />

U<br />

2<br />

R 2<br />

= UB<br />

(1.11)<br />

R<br />

Ges<br />

•= Unbelasteter Spannungsteiler:<br />

Die Abb. 1.3 zeigt nochmals das Schaltbild eines unbelasteten Spannungsteilers und die<br />

<strong>zu</strong>gehörige Formel <strong>zu</strong>r Berechnung der Ausgangsspannung U2 des Spannungsteilers (z.B.<br />

die Teilspannung am Widerstand R2).<br />

U<br />

2<br />

ges<br />

U 1<br />

R 1<br />

R 2<br />

Abb. 1.3<br />

R 2 R 2<br />

= UB<br />

= UB<br />

(1.12)<br />

R R + R<br />

•= Belasteter Spannungsteiler:<br />

1<br />

2<br />

In Abb. 1.4 ist an den Anschlüssen der Ausgangsspannung U2 eine Last (in diesem Beispiel<br />

ein Ohm’scher Widerstand R3) angeschlossen. Nun gilt nicht mehr die oben angeführte,<br />

einfache Formel des unbelasteten Spannungsteilers, vielmehr muss auch der<br />

Ausgangsstrom I2 durch den Widerstand R3 berücksichtigt werden.<br />

In dem in Abb. 1.4 gezeigten Beispiel ist folglich für die Teilspannung U2 der Teilwiderstand<br />

R23 bestehend aus der Parallelschaltung von R2 und R3 <strong>zu</strong> berücksichtigen, wodurch sich die<br />

Gleichung (1.13) ergibt.<br />

Seite 1.4 von 22<br />

U 2


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

U<br />

2<br />

U 1<br />

R 1<br />

Laborunterlagen<br />

R 2<br />

Abb. 1.4<br />

R 23<br />

=<br />

R ges<br />

R 23<br />

UB<br />

= UB<br />

R 23 + R1<br />

R 2 R3<br />

R 2 + R3<br />

=<br />

UB<br />

R 2 R3<br />

+ R1<br />

R + R<br />

(1.13)<br />

2<br />

3<br />

Seite 1.5 von 22<br />

I 2<br />

U 2<br />

1.4 Parallelschaltung von Widerständen<br />

U B<br />

I ges I1 I 2 I 3<br />

U1 U2 U3 R1 R2 R3 U B<br />

R 3<br />

Abb. 1.5 Abb. 1.6<br />

I ges I1 I 2 I 3<br />

U1 U2 U3 R1 R2 R3 Die Schaltung in Abb. 1.6 ist identisch <strong>zu</strong>r Schaltung in Abb. 1.5, lediglich mit einer<br />

veränderten Zeichnungsweise für die Knoten, um die später angeführte Knotengleichung<br />

klar <strong>zu</strong> erkennen.<br />

Ausgangspunkt sind die drei Maschengleichungen:<br />

UB B<br />

− U1<br />

= 0 → U = U1<br />

(1.14)<br />

UB B<br />

− U2<br />

= 0 → U = U2<br />

(1.15)<br />

UB B<br />

− U3<br />

= 0 → U = U3<br />

(1.16)


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Mit dem Ohmschen Gesetz folgt:<br />

U = I<br />

1<br />

2<br />

1<br />

U = I<br />

U = I<br />

3<br />

B<br />

2<br />

3<br />

U = I<br />

R<br />

1<br />

R<br />

R<br />

Ges<br />

2<br />

3<br />

R<br />

Ges<br />

B<br />

1<br />

R1<br />

Laborunterlagen<br />

U<br />

I = (1.17)<br />

U<br />

I = (1.18)<br />

B<br />

2<br />

R 2<br />

U<br />

I = (1.19)<br />

B<br />

3<br />

R3<br />

U<br />

I = (1.20)<br />

B<br />

Ges<br />

RGes<br />

Durch Einsetzen in die Knotengleichung<br />

I = I + I + I<br />

(1.21)<br />

Ges<br />

folgt:<br />

U<br />

R<br />

1<br />

U<br />

2<br />

3<br />

U<br />

U<br />

B B B B<br />

= + +<br />

(1.22)<br />

Ges R1<br />

R 2 R3<br />

Der Gesamtwiderstand der Parallelschaltung berechnet sich mit<br />

R<br />

Ges<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Seite 1.6 von 22<br />

1<br />

R<br />

Ges<br />

1 1 1<br />

= + + <strong>zu</strong><br />

R R R<br />

1<br />

=<br />

1 1 1<br />

(1.23)<br />

+ +<br />

R R R<br />

Vereinfachung für zwei parallele Widerstände:<br />

R<br />

R<br />

1 2<br />

RGes = (1.24)<br />

R1<br />

+ R 2<br />

Daraus ergibt sich bei Parallelschaltung von Widerständen ein Gesamtwiderstand<br />

RGes, welcher kleiner ist als der kleinste der parallel geschalteten Einzelwiderstände.<br />

Beispiel: Parallelschaltung von zwei gleichen Widerständen (R1 = R2 = R)<br />

R<br />

RGes =<br />

2<br />

1<br />

2<br />

3


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Stromteiler - Regel<br />

Laborunterlagen<br />

Aus Abb. 1.5 ist ersichtlich, dass bei einer Parallelschaltung von Elementen an jedem<br />

Element dieselbe Spannung U anliegt.<br />

U = U = U = U<br />

(1.25)<br />

B<br />

R<br />

1<br />

R<br />

2<br />

R<br />

3<br />

Daraus folgt unmittelbar die Aufteilung des Gesamtstromes gemäß folgender „Stromteiler-<br />

Regel“:<br />

IGes RGes<br />

= I R = I R = I R<br />

(1.26)<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

3<br />

3<br />

„Gesamtstrom mal Gesamtwiderstand ist gleich dem Teilstrom mal Teilwiderstand“.<br />

Daraus erhält man z.B. für den Teilstrom I2:<br />

R<br />

I2<br />

= (1 27)<br />

R<br />

ges<br />

Iges<br />

2<br />

Rechnung mit Leitwerten<br />

Der Leitwert G eines ohmschen Elements ist der Kehrwert des Widerstandes R:<br />

1 I<br />

G =<br />

R U<br />

= ... Einheit: Siemens [S] = [Ω -1 ] (1.28)<br />

Je kleiner der Widerstand ist, desto größer ist dessen Leitwert, bzw. Strom-Leitfähigkeit und<br />

der Strom durch diesen Widerstand (bei gegebener Spannung).<br />

Der Gesamtleitwert der Parallelschaltung berechnet sich mit:<br />

1<br />

GGes<br />

= G1<br />

+ G2<br />

+ G3<br />

=<br />

(1.29)<br />

R<br />

Ges<br />

Bei Parallelschaltung von Widerständen addieren sich die Leitwerte.<br />

Seite 1.7 von 22


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

1.5 Spannungsquellen<br />

Laborunterlagen<br />

Eine ideale Spannungsquelle stellt eine konstante, vom fließenden Laststrom unabhängige<br />

Spannung Uq <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />

U q<br />

R i<br />

U Ri<br />

Abb. 1.8<br />

Jede reale Spannungsquelle (z.B. Batterie) weist jedoch durch ihren nicht idealen inneren<br />

Aufbau einen Innenwiderstand Ri auf, welcher als Serienwiderstand dargestellt wird (siehe<br />

Abb. 1.8). Die von der Spannungsquelle an ihren Anschlüssen („Klemmen“) dem<br />

Lastwiderstand RL (z.B. Glühbirne) <strong>zu</strong>r Verfügung gestellte „Klemmenspannung“ Ukl ist also<br />

um den Spannungsabfall URi, welcher durch den Strom I an Ri hervorgerufen wird, kleiner<br />

als die nominelle „Quellenspannung“ Uq der Spannungsquelle.<br />

U = U − U<br />

(1.30)<br />

kl<br />

q<br />

R<br />

i<br />

Die Größe dieser - die abgegebene Klemmenspannung Ukl vermindernden - Spannung URi<br />

ist über das ohmsche Gesetz<br />

U = IR<br />

(1.31)<br />

i<br />

R<br />

i<br />

direkt proportional <strong>zu</strong>m fließenden Laststrom I.<br />

U = U − IR<br />

(1.32)<br />

kl<br />

q<br />

i<br />

Je größer der vom Verbraucher RL aufgenommene Strom I ist, desto kleiner wird die von der<br />

Spannungsquelle abgegebene Klemmenspannung Ukl an ihren äußeren Klemmen k und l<br />

(„die Spannung geht bei Belastung in die Knie“).<br />

k<br />

Seite 1.8 von 22<br />

l<br />

U kl<br />

I<br />

R L


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

1.6 Schaltvorgänge<br />

1.6.1 Allgemeines<br />

Laborunterlagen<br />

Schaltvorgänge sind Einschwingvorgänge beim Ein- oder Ausschalten von Verbrauchern an<br />

einer Gleichspannungsquelle. Es muss hier mit - zeitabhängigen - Differenzialgleichungen<br />

gerechnet werden, da die komplexe Wechselstromrechnung nur für sinusförmige Vorgänge<br />

angewendet werden kann (siehe Kap. 2.1).<br />

Die Anzahl der unabhängigen Speicherelemente (L, C) in der Schaltung entspricht der<br />

Ordnung der entstehenden Differenzialgleichung - in unseren Fällen handelt es sich um ein<br />

Element (L oder C), so dass sich Differenzialgleichungen 1. Ordnung ergeben.<br />

Regeln für das Aufstellen der Differenzialgleichungen<br />

Bei Schaltvorgängen an Induktivitäten wird die Differenzialgleichung für den Strom i(t) durch<br />

die Schaltung aufgestellt, da bei Induktivitäten der Strom i(t) keine Unstetigkeiten aufweist<br />

(siehe Abb. 1.12 <strong>zu</strong>m Umschaltzeitpunkt t1). Dadurch ergeben sich definierte<br />

Randbedingungen (Anfangs- und Endbedingungen) <strong>zu</strong>r Lösung der Differenzialgleichung<br />

(siehe Kap. 1.6.2).<br />

Bei Schaltvorgängen an Kapazitäten wird die Differenzialgleichung für die Spannung uC(t) an<br />

der Kapazität aufgestellt, da bei Kapazitäten die Spannung uC(t) keine Unstetigkeiten<br />

aufweist (siehe Abb. 1.16 <strong>zu</strong>m Umschaltzeitpunkt t1). Dadurch ergeben sich definierte<br />

Randbedingungen (Anfangs- und Endbedingungen) <strong>zu</strong>r Lösung der Differenzialgleichung<br />

(siehe Kap. 1.6.3).<br />

Die nachfolgend beschriebenen Schaltvorgänge stellen den allgemeinen Fall von<br />

unterschiedlichen Widerständen (R1, R2) und somit unterschiedlichen Zeitkonstanten (τ1, τ2)<br />

im Lade- und im Entladekreis dar.<br />

Vorbemerkungen:<br />

Der Zählpfeil für i(t) wurde für das Laden (siehe Abb. 1.10, bzw. Abb. 1.14) und für das<br />

Entladen (siehe Abb. 1.11, bzw. Abb. 1.15) jeweils in derselben Richtung durch L, bzw. C<br />

gewählt, so dass ein unmittelbarer Vergleich der Stromrichtung durch L, bzw. C vor und<br />

nach dem Umschalten (Zeitpunkt t1) in der Darstellung des zeitlichen Verlaufs von i(t), bzw.<br />

uC(t) in der Übersicht der Abb. 1.12 und Abb. 1.16 möglich ist.<br />

Der Zählpfeil für uR2(t) im Entladekreis von L, bzw. C (siehe Abb. 1.11 und Abb. 1.15) wurde<br />

so gewählt, dass er in die selbe Richtung wie der durch R2 fließende Strom i(t) während des<br />

Entladens zeigt (übliches Zählpfeilsystem für Verbraucher: gleiche Richtung von<br />

Spannungszählpfeil und Stromzählpfeil).<br />

Seite 1.9 von 22


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

1.6.2 Schaltvorgänge an einer Induktivität („Spule“)<br />

+<br />

U E<br />

_<br />

R 1<br />

u R1 (t)<br />

+<br />

U E<br />

_<br />

i(t)<br />

u L (t)<br />

R 1 0<br />

1<br />

u R1 (t)<br />

L<br />

S<br />

L<br />

i(t)<br />

Abb. 1.9<br />

2<br />

Seite 1.10 von 22<br />

u L (t)<br />

L<br />

i(t)<br />

R 2<br />

u R2 (t)<br />

u L (t)<br />

Abb. 1.10 Abb. 1.11<br />

R 2<br />

u R2 (t)<br />

In Abb. 1.9 ist der komplette Schaltkreis für das Laden und Entladen der Induktivität L<br />

gezeigt.<br />

Der Schalter S wird <strong>zu</strong> Beginn des Ladens (Zeitpunkt t0) von der Ausgangsposition „0“ in<br />

Position „1“ bewegt, wodurch sich der in Abb. 1.10 dargestellte Schaltkreis ergibt.<br />

Bei Beginn des Entladens (Zeitpunkt t1) wird der Schalter S von Position „1“ unmittelbar in<br />

Position „2“ bewegt, womit sich der Stromkreis gemäß Abb. 1.11 ergibt.<br />

Einschalten einer Induktivität (Aufladen)<br />

Die Maschengleichung lautet:<br />

u<br />

L<br />

( t)<br />

+ u ( t)<br />

= U<br />

(1.33)<br />

R<br />

1<br />

E<br />

mit dem Zusammenhang zwischen Strom und Spannung an der Induktivität


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

di(<br />

t)<br />

uL ( t)<br />

= L<br />

(1.34)<br />

dt<br />

und am Ohm’schen Widerstand<br />

u R 1<br />

1 ( t)<br />

= R i(<br />

t)<br />

(1.35)<br />

Daraus ergibt sich für i(t) eine inhomogene Differenzialgleichung 1. Ordnung:<br />

di(<br />

t)<br />

L + R1<br />

i(<br />

t)<br />

= UE<br />

(1.36)<br />

dt<br />

mit der Randbedingung:<br />

U∞<br />

UE<br />

i ( t = ∞)<br />

= I∞<br />

= =<br />

(1.37)<br />

R R<br />

1<br />

1<br />

Die allgemeine Lösung dieser Differenzialgleichung ergibt:<br />

t � − U �<br />

E<br />

=<br />

� τ1<br />

i ( t)<br />

1−<br />

e<br />

R �<br />

(1.38)<br />

1 �<br />

wobei die Zeitkonstante mit der Definition<br />

L<br />

τ :=<br />

(1.39)<br />

1<br />

R1<br />

errechnet wird.<br />

Bestimmung der Spannung uL(t) an der Induktivität<br />

u<br />

L<br />

−<br />

−<br />

di(<br />

t)<br />

U � 1 �<br />

E � �<br />

�<br />

τ U<br />

1 E R1<br />

τ1<br />

( t)<br />

= L = L −<br />

=<br />

� �<br />

�−<br />

�<br />

� e L e<br />

dt R1<br />

� � τ1<br />

R1<br />

L<br />

t<br />

−<br />

τ<br />

t<br />

1<br />

u ( t)<br />

= U e<br />

(1.40)<br />

L<br />

E<br />

Bestimmung der Spannung uR1(t) am Widerstand R1:<br />

Seite 1.11 von 22<br />

t


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Laborunterlagen<br />

t � − �<br />

� τ1<br />

u R ( t)<br />

= R = 1−<br />

1 1 i(<br />

t)<br />

UE<br />

e<br />

�<br />

(1.41)<br />

�<br />

u ( t)<br />

+ u ( t)<br />

= U , bzw. ( t)<br />

= U − u ( t)<br />

Probe: L R E<br />

1<br />

u E L<br />

R 1<br />

... die Summe der Spannungen uR1(t) und uL(t) ergibt UE (= konstant).<br />

Ausschalten einer Induktivität (Entladen)<br />

Die Maschengleichung lautet:<br />

u<br />

L<br />

( t)<br />

+ u ( t)<br />

= 0<br />

(1.42)<br />

R<br />

2<br />

mit Gleichung (1.34) sowie mit<br />

u R 2<br />

2<br />

( t)<br />

= R i(<br />

t)<br />

(1.43)<br />

ergibt sich für i(t) eine homogene Differenzialgleichung 1. Ordnung:<br />

di(<br />

t)<br />

L + R2<br />

i(<br />

t)<br />

= 0<br />

(1.44)<br />

dt<br />

Randbedingung: 1 1<br />

i ( t = t ) = I aktueller Strom durch L beim Beginn des Entladens.<br />

Die allgemeine Lösung dieser Differenzialgleichung ist:<br />

2 i ( t)<br />

= I e<br />

(1.45)<br />

1<br />

t<br />

−<br />

τ<br />

wobei die Zeitkonstante<br />

L<br />

τ 2 :=<br />

(1.46)<br />

R<br />

2<br />

beträgt.<br />

Bestimmung der Spannung uL(t) an der Induktivität:<br />

u<br />

L<br />

( t)<br />

di(<br />

t)<br />

= L = L I<br />

dt<br />

1<br />

t<br />

� 1 � −<br />

−<br />

τ R<br />

2<br />

2 τ<br />

�<br />

�−<br />

e = −L<br />

I1<br />

e<br />

� τ2<br />

L<br />

2<br />

2<br />

u ( t)<br />

= − I R e = U e<br />

(1.47)<br />

L<br />

1<br />

2<br />

t<br />

−<br />

τ<br />

1,<br />

n<br />

t<br />

−<br />

τ<br />

(Index: U1,n ... U1 unmittelbar nach dem Umschalten)<br />

Seite 1.12 von 22<br />

t<br />

2


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Laborunterlagen<br />

Bestimmung der Spannung uR2(t) am Widerstand R2:<br />

t<br />

−<br />

τ<br />

2<br />

u R ( t)<br />

= R<br />

2 2 i(<br />

t)<br />

= I1<br />

R 2 e<br />

(1.48)<br />

Probe:<br />

u<br />

L<br />

( t)<br />

+ u ( t)<br />

= 0 , bzw. ( t)<br />

= −u<br />

( t)<br />

R<br />

2<br />

u L<br />

R 2<br />

... die Summe der Spannungen uR2(t) und uL(t) ergibt Null.<br />

U E<br />

U 1,v<br />

U 1,n =<br />

U E /R 1<br />

I 1<br />

u L (t), u R1 (t), u R2 (t)<br />

Einschalten Ausschalten<br />

τ 1<br />

= - (I 1 x R 2 )<br />

i(t)<br />

τ 1<br />

u R1 (t) u R2 (t)<br />

t 1<br />

Abb. 1.12<br />

t 1<br />

Seite 1.13 von 22<br />

τ 2<br />

τ 2<br />

u L (t)<br />

i(t)<br />

t<br />

t


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

Prinzipiell sei darauf hingewiesen, dass auf Grund unterschiedlicher Widerstände im<br />

Ladekreis (R1) und im Entladekreis (R2) die Lade-Zeitkonstante (τ1) im allgemeinen Fall<br />

ungleich <strong>zu</strong> jener während des Entladens (τ2) ist.<br />

Verlauf von uL(t):<br />

Bei Induktivitäten zeigt der Verlauf von uL(t) beim Umschalten vom Aufladen <strong>zu</strong>m Entladen<br />

(= Zeitpunkt t1) eine Unstetigkeit. Die Spannung springt von dem unmittelbar vor dem<br />

Umschalten vorhandenen Wert U1,v auf den negativen Wert U1,n unmittelbar nach dem<br />

Umschalten.<br />

Indizes 1,v, bzw. 1,n bedeuten: U1 unmittelbar vor, bzw. nach dem Umschalten.<br />

Die Spannung uL(t) an der Induktivität startet also beim Beginn des Entladens von einem<br />

negativen Startwert U1,n , welcher durch den Wert des <strong>zu</strong>m Umschaltzeitpunkt fließenden<br />

Stromes I1 und durch den im Entladekreis vorliegenden Widerstand R2 bestimmt wird (siehe<br />

Gleichung (1.47)).<br />

Vorsicht beim Entladen mit offenem Entladekreis (R2 = ∞):<br />

Das Entladen von Induktivitäten muss über einen Widerstand R2 < ∞ erfolgen, der die<br />

Spannung uL(t) auf einen tolerierbaren Wert begrenzt. Beim Abschalten eines induktiven<br />

Verbrauchers mit offenen Klemmen ohne parallelem R2 (R2 = ∞) entsteht kurzzeitig eine<br />

unendlich hohe Spannung an der Induktivität ( uL ( t)<br />

= −I<br />

⋅ ∞ nach Gleichung (1.47)), welche<br />

als Überschlag sichtbar sein und <strong>zu</strong>r Beschädigung des Verbrauchers und der Schaltorgane<br />

führen kann.<br />

Erkennbar ist dies z.B. im Haushalt beim Ausschalten induktiver Verbraucher (Heizlüfter, ...)<br />

durch kurzzeitige Funken am Schalter.<br />

Ebenso kann durch Spannungsmessung an induktiven Verbrauchern mit digitalen<br />

Messgeräten beim Ausschalten der induktiven Verbraucher ein Schaden des Messgerätes<br />

oder ein Auslösen der internen Sicherung durch die kurzzeitig hohe Ausschaltspannung<br />

verursacht werden.<br />

Verlauf von uR1(t), uR2(t):<br />

Die Spannung uR1(t) ist nur während des Ladens vorhanden, die Spannung uR2(t) nur<br />

während des Entladens. Es muss jeweils immer die Bedingung der Maschengleichung erfüllt<br />

sein, dass die Summe aus uL(t) und uR1(t) den konstanten Wert UE, bzw. die Summe aus<br />

uL(t) und uR2(t) den Wert Null ergibt.<br />

Verlauf von i(t):<br />

Der Strom i(t) verläuft während des gesamten Umschaltvorganges stetig ohne Sprungstelle.<br />

Darin zeigt sich die Begründung für die oben empfohlene Vorgangsweise, bei<br />

Schaltvorgängen an Induktivitäten die Differenzialgleichung für i(t) <strong>zu</strong> lösen.<br />

Seite 1.14 von 22


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

1.6.3 Schaltvorgänge an einer Kapazität („Kondensator“)<br />

+<br />

U E<br />

_<br />

R 1<br />

u R1 (t)<br />

+<br />

U E<br />

_<br />

R 1 0<br />

1<br />

u R1 (t)<br />

i(t)<br />

u C (t)<br />

C<br />

S<br />

C<br />

i(t)<br />

Abb. 1.13<br />

2<br />

Seite 1.15 von 22<br />

u C (t)<br />

C<br />

i(t)<br />

R 2<br />

u R2 (t)<br />

u C (t)<br />

Abb. 1.14 Abb. 1.15<br />

R 2<br />

u R2 (t)<br />

In Abb. 1.13 ist der komplette Schaltkreis für das Laden und Entladen der Kapazität C<br />

gezeigt.<br />

Der Schalter S wird <strong>zu</strong> Beginn des Ladens (Zeitpunkt t0) von der Ausgangsposition „0“ in<br />

Position „1“ bewegt, wodurch sich der in Abb. 1.14 dargestellte Schaltkreis ergibt.<br />

Bei Beginn des Entladens (Zeitpunkt t1) wird der Schalter S von Position „1“ unmittelbar in<br />

Position „2“ bewegt, womit sich der Stromkreis gemäß Abb. 1.15 ergibt.<br />

Einschalten einer Kapazität (Aufladen)<br />

Die Maschengleichung lautet:<br />

u<br />

C<br />

( t)<br />

+ u ( t)<br />

= U<br />

(1.49)<br />

R<br />

1<br />

E<br />

mit dem Zusammenhang zwischen Strom und Spannung an der Kapazität<br />

duC<br />

( t)<br />

i(<br />

t)<br />

= C<br />

(1.50)<br />

dt


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

und am Ohm’schen Widerstand<br />

u<br />

Laborunterlagen<br />

duC<br />

( t)<br />

( t)<br />

= R1<br />

i(<br />

t)<br />

= R C<br />

(1.51)<br />

dt<br />

R1 1<br />

Daraus ergibt sich für uC(t) eine inhomogene Differenzialgleichung 1. Ordnung:<br />

du ( t)<br />

+ 1 UE<br />

(1.52)<br />

dt<br />

C<br />

u C(<br />

t)<br />

R C =<br />

mit der Randbedingung: ( t = 0)<br />

= 0 .<br />

u C<br />

Die allgemeine Lösung dieser Differenzialgleichung ist<br />

t � − �<br />

� τ1<br />

u C(<br />

t)<br />

= UE<br />

1 − e<br />

�<br />

(1.53)<br />

�<br />

wobei die Zeitkonstante mit<br />

1 : R1C<br />

= τ (1.54)<br />

errechnet wird.<br />

Bestimmung des Stromes i(t):<br />

i ( t)<br />

duC<br />

( t)<br />

= C = C U<br />

dt<br />

t<br />

−<br />

E τ1<br />

e<br />

1<br />

E<br />

t<br />

� � 1 ��<br />

− −<br />

τ � 1 �<br />

� � 1<br />

τ<br />

=<br />

�<br />

�<br />

�<br />

−<br />

�<br />

� −<br />

�<br />

� e C U<br />

�<br />

E e<br />

� � τ1<br />

� R1<br />

⋅ C<br />

U<br />

i ( t)<br />

=<br />

(1.55)<br />

R<br />

Bestimmung der Spannung uR1(t) am Widerstand R1:<br />

t<br />

−<br />

τ<br />

1<br />

u R ( t)<br />

= R<br />

1 1 i(<br />

t)<br />

= UE<br />

e<br />

(1.56)<br />

u ( t)<br />

+ u ( t)<br />

= U , bzw. ( t)<br />

= U − u ( t)<br />

Probe: C R1<br />

E<br />

uR1 E C<br />

... die Summe der Spannungen uR1(t) und uC(t) ergibt UE (= konstant).<br />

Seite 1.16 von 22<br />

t<br />

1


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

Ausschalten einer Kapazität (Entladen)<br />

Die Maschengleichung lautet:<br />

uC R2<br />

( t)<br />

+ u ( t)<br />

= 0<br />

(1.57)<br />

mit Gleichung (1.50) und<br />

u<br />

R 2<br />

( t)<br />

duC<br />

( t)<br />

= R2<br />

⋅i(<br />

t)<br />

= R 2 ⋅ C ⋅<br />

(1.58)<br />

dt<br />

ergibt sich für uC(t) eine homogene Differenzialgleichung 1. Ordnung:<br />

u<br />

duC(<br />

t)<br />

( t)<br />

+ R C = 0<br />

dt<br />

C 2<br />

(1.59)<br />

Randbedingung: C 1 1<br />

u ( t = t ) = U aktuelle Spannung an C bei Beginn des Entladens<br />

Die allgemeine Lösung dieser Differenzialgleichung ist:<br />

2<br />

u ( t)<br />

= U e<br />

(1.60)<br />

C<br />

1<br />

t<br />

−<br />

τ<br />

wobei die Zeitkonstante<br />

τ = C R<br />

(1.61)<br />

2<br />

beträgt.<br />

2<br />

Bestimmung des Stromes i(t):<br />

i ( t)<br />

du<br />

− −<br />

C(<br />

t)<br />

� 1 � τ � 1 �<br />

2<br />

τ2<br />

= C = C U1�<br />

�−<br />

�<br />

� e = C U1�<br />

�−<br />

e<br />

dt � τ2<br />

� R 2 × C<br />

t<br />

t<br />

−<br />

−<br />

1 τ2<br />

τ2<br />

e = I1,<br />

n e<br />

2<br />

t<br />

U<br />

i ( t)<br />

= −<br />

(1.62)<br />

R<br />

(Index: I1,n ... I1 unmittelbar nach dem Umschalten)<br />

Bestimmung der Spannung uR2(t) am Widerstand R2:<br />

t<br />

−<br />

τ<br />

2<br />

u R ( t)<br />

= R<br />

2 2 i(<br />

t)<br />

= − U1<br />

e<br />

(1.63)<br />

Probe: ( t)<br />

+ u ( t)<br />

= 0 ( t)<br />

= −u<br />

( t)<br />

u C<br />

R 2<br />

u C<br />

R 2<br />

... die Summe der Spannungen uR2(t) und uC(t) ergibt Null.<br />

Seite 1.17 von 22<br />

t


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

U E<br />

U 1<br />

U E /R 1 =<br />

I 1,v<br />

I 1,n =<br />

u C (t), u R1 (t), u R2 (t)<br />

i(t)<br />

=I 0<br />

τ 1<br />

Laborunterlagen<br />

Einschalten Ausschalten<br />

τ 1<br />

= - U 1 /R 2<br />

i(t)<br />

u R1 (t)<br />

t 1<br />

Abb. 1.16<br />

τ 2<br />

t 1<br />

τ 2<br />

Seite 1.18 von 22<br />

u R2 (t)<br />

u C (t)<br />

Prinzipiell sei darauf hingewiesen, dass aufgrund unterschiedlicher Widerstände im<br />

Ladekreis (R1) und im Entladekreis (R2) die Lade-Zeitkonstante (τ1) im allgemeinen Fall<br />

ungleich <strong>zu</strong> jener während des Entladens (τ2) ist.<br />

Verlauf von i(t):<br />

Bei Kapazitäten zeigt der Verlauf von i(t) beim Umschalten vom Aufladen <strong>zu</strong>m Entladen<br />

(= Zeitpunkt t1) eine Unstetigkeit. Der Strom springt von dem unmittelbar vor dem<br />

Umschalten vorhandenen Wert I1,v auf den negativen Wert I1,n unmittelbar nach dem<br />

Umschalten.<br />

Indizes 1,v, bzw. 1,n bedeuten: I1 unmittelbar vor, bzw. nach dem Umschalten.<br />

t<br />

t


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

Der Strom i(t) im Entladekreis startet also beim Beginn des Entladens mit einem negativen<br />

Startwert I1,n , welcher durch den Wert der <strong>zu</strong>m Umschaltzeitpunkt an der Kapazität<br />

anliegenden Spannung U1 und durch den im Entladekreis vorliegenden Widerstand R2<br />

bestimmt wird (siehe Gleichung (1.62)).<br />

Vorsicht beim Entladen mit kurzgeschlossenem Entladekreis (R2 = 0):<br />

Das Entladen von Kapazitäten muss unbedingt über einen Widerstand R2 > 0 erfolgen, der<br />

den Strom i(t) auf einen tolerierbaren Wert begrenzt. Beim Entladen eines Kondensators<br />

über einen Kurzschluss (R2 = 0) würde kurzzeitig ein unendlich hoher Strom im Entladekreis<br />

entstehen ( i(t)= -U1/0, siehe Gleichung (1.56)), welcher <strong>zu</strong> Beschädigungen führen kann.<br />

Vorsicht beim Berühren von kapazitiven Verbrauchern kurz nach dem Abschalten:<br />

Weiters erkennt man, dass das Absinken der Spannung uC(t) am Kondensator bei einer<br />

großen Zeitkonstante (abhängig von τ2 = C R2) entsprechend langsam - der e-Funktion<br />

folgend - abläuft. Es kann also durchaus der Fall sein, dass ein Kondensator, der z.B. auf<br />

eine Spannung von 230 V aufgeladen wurde, nach Abschalten der Versorgungsspannung<br />

noch für einige Zeit (τ2 - abhängig) eine gefährlich hohe Spannung aufweist.<br />

Nach Abschalten der Versorgungsspannung ist vor Berühren von Schaltungen, bzw.<br />

Verbrauchern mit kapazitiven Elementen eine entsprechende Entladezeit ab<strong>zu</strong>warten, bzw.<br />

ist eine Entlade-Einrichtung vor<strong>zu</strong>sehen!<br />

Verlauf von uC(t):<br />

Die Spannung uC(t) verläuft während des gesamten Umschaltvorganges stetig ohne<br />

Sprungstellen. Darin zeigt sich die Begründung für die oben empfohlene Vorgangsweise, bei<br />

Schaltvorgängen an Kapazitäten die Differenzialgleichung für uC(t) <strong>zu</strong> lösen.<br />

Verlauf von uR1(t), uR2(t):<br />

Die Spannung uR1(t) ist ja nur während des Ladens vorhanden, die Spannung uR2(t) nur<br />

während des Entladens. Es muss jeweils immer die Bedingung der Maschengleichung erfüllt<br />

sein, dass die Summe aus uC(t) und uR1(t) den konstanten Wert UE, bzw. die Summe aus<br />

uC(t) und uR2(t) Null ergibt.<br />

Seite 1.19 von 22


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Laborunterlagen<br />

1.6.4 Allgemeine Erklärungen<br />

Das Einschalten, bzw. das Ausschalten einer Gleichspannung entspricht unmittelbar nach<br />

dem Schaltbeginn einer sehr steilen, hochfrequenten (da rechteckförmigen)<br />

Spannungsänderung (f -> ∞). Diese Frequenz- Wirkung ist bei Überlegungen <strong>zu</strong>m<br />

frequenzabhängigen Impedanzverhalten von L und C <strong>zu</strong> berücksichtigen.<br />

Induktivität L<br />

Die Impedanz einer Induktivität L ist proportional <strong>zu</strong>r Frequenz f.<br />

.... siehe Kap.2: komplexe Impedanz (bei Sinus-Spannung) = jω<br />

L = j2<br />

πf<br />

L<br />

Dadurch wirkt L für den ersten - hochfrequenten - Schaltaugenblick als unendlich hohe<br />

Impedanz, womit kein Strom fließt und die gesamte Spannung UE an L abfällt.<br />

i ( t = 0 ) =<br />

0<br />

u L ( t = 0 ) = U<br />

( t = 0 ) = 0<br />

u R<br />

E<br />

Mit <strong>zu</strong>nehmender Zeitdauer verliert der Rechtecksprung immer mehr an Frequenz-Wirkung,<br />

d.h. die Impedanzwirkung von L wird immer geringer, und für t = ∞ wirkt UE nur noch als<br />

Gleichspannung (f=0), bei der die Impedanz von L gleich Null ist und die gesamte Spannung<br />

UE an R1 abfällt, bzw. der Strom nur durch R1 begrenzt wird.<br />

uL ( t = ∞)<br />

= 0<br />

u R ( t = ∞)<br />

= UE<br />

UE<br />

i(<br />

t = ∞)<br />

=<br />

R1<br />

Die Zeitverläufe zwischen t = 0 und t = ∞ folgen einer e-Funktion gemäß der Lösung der<br />

Differenzialgleichung.<br />

Kapazität C<br />

Die Impedanz einer Kapazität C ist umgekehrt proportional <strong>zu</strong>r Frequenz f.<br />

1 1<br />

.... siehe Kap.2: komplexe Impedanz (bei Sinus-Spannung) ZC = =<br />

jω<br />

C j2πf<br />

C<br />

Dadurch wirkt C für den ersten - hochfrequenten - Schaltaugenblick als unendlich kleine<br />

Impedanz, d.h. die Spannung UE fällt <strong>zu</strong>r Gänze an R1 ab, bzw. der Strom wird nur noch<br />

durch R1 begrenzt.<br />

uC ( t<br />

( t<br />

=<br />

0)<br />

= 0<br />

u R = 0)<br />

= U<br />

UE<br />

i ( t =<br />

0)<br />

=<br />

R<br />

1<br />

E<br />

Seite 1.20 von 22<br />

Z L


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Laborunterlagen<br />

Mit <strong>zu</strong>nehmender Zeitdauer verliert der Rechtecksprung immer mehr an Frequenz-Wirkung,<br />

d.h. die Impedanzwirkung von C wird immer größer, und für t = ∞ wirkt UE nur noch als<br />

Gleichspannung (f = 0), bei der die Impedanz von C unendlich hoch ist, wodurch kein Strom<br />

fließt und die gesamte Spannung UE an C abfällt.<br />

u ( t = ∞)<br />

= U<br />

C<br />

uR ( t = ∞)<br />

= 0<br />

i ( t = ∞)<br />

= 0<br />

E<br />

Die Zeitverläufe zwischen t = 0 und t = ∞ folgen einer e-Funktion gemäß der Lösung der<br />

Differenzialgleichung.<br />

Zeitkonstante<br />

Die Zeitkonstante τ stellt eine Verkür<strong>zu</strong>ng der mathematischen Schreibweise dar, indem der<br />

Nenner des e-Exponenten mit τ abgekürzt wird. Daraus ergeben sich die verschiedenen<br />

Definitionen für τ bei Schaltvorgänge an L und an C.<br />

Durch diese Definition erkennt man, dass τ die Zeitdauer angibt, nach welcher der<br />

Zeitverlauf auf den e-ten Teil (= 36.8 %) des Startwertes abgesunken ist (bei fallender e-<br />

Funktion), bzw. auf den e-ten Teil (63.2 %) des Endwertes angestiegen ist (bei steigender<br />

e-Funktion).<br />

Bei steigender e-Funktion:<br />

1−<br />

e<br />

t=<br />

τ<br />

−<br />

τ<br />

= 1−<br />

e<br />

−1<br />

=<br />

0.<br />

632<br />

Bei fallender e-Funktion:<br />

e<br />

t=<br />

τ<br />

−<br />

τ<br />

1<br />

= e<br />

−<br />

=<br />

0.<br />

368<br />

=<br />

=<br />

36.<br />

8 %<br />

63.<br />

2 %<br />

Die Zeitkonstante τ kann auf folgende Weise ermittelt werden:<br />

Seite 1.21 von 22<br />

(1.64)<br />

(1.65)<br />

1. Einzeichnen des 63.2% Levels bei steigender e-Funktion bzw. 36.8 % Levels bei fallender<br />

e-Funktion vom stationären Wert (t >>). Mit Hilfe der Cursor – Funktion des Oszilloskops<br />

können die Zeitkonstanten sehr genau ermittelt werden.<br />

2. Tangente an den Zeitverlauf im Startzeitpunkt legen und den Schnittpunkt der Tangente<br />

mit dem stationären Wert bilden (Ausdruck muss vorhanden sein, ungenau).


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1.6.5 Mess - Schaltung<br />

Laborunterlagen<br />

In Abb. 1.17 ist beispielsweise die Mess- Schaltung <strong>zu</strong>r Darstellung des zeitlichen Verlaufs<br />

der Kondensatorspannung uc(t) auf einem Oszilloskop gezeigt.<br />

Ein Funktionsgenerator erzeugt einen rechteckförmigen Spannungsverlauf, welcher die<br />

Serienschaltung aus R und C speist. Die Rechteckflanken entsprechen dabei dem<br />

Einschalten einer Gleichspannung (bei der positiven Flanke) bzw. dem Ausschalten einer<br />

Gleichspannung (bei der negativen Flanke). Dadurch erspart man sich den Aufwand eines<br />

mechanischen Schalters, welcher in den vorangegangenen Abbildungen für das Ein- und<br />

Ausschalten verwendet wurde, und der Verlauf der Ein- und Ausschaltvorgänge kann als<br />

periodisches Signal dargestellt und die Zeitkonstante τ gemessen werden.<br />

FG<br />

R<br />

C<br />

u C (t)<br />

Seite 1.22 von 22<br />

Koaxial-Kabel<br />

FG ... Funktionsgenerator (Rechtecksignal)<br />

Abb. 1.17<br />

Ch1<br />

Oszilloskop<br />

Für die Messpraxis ist Erdungsproblematik der Oszilloskope <strong>zu</strong> beachten - siehe Kap. 4.4).


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Laborunterlagen<br />

2 Wechselstromkreise<br />

2.1 Einführung komplexer Zeiger<br />

2.1.1 Komplexe Spannung, komplexer Strom<br />

Zur Vereinfachung der mathematischen Behandlung von Wechselstromkreisen wird ein<br />

Be<strong>zu</strong>g zwischen sinusförmigen Zeitverläufen und Zeigerdiagrammen in der komplexen<br />

Zahlenebene hergestellt. Diese Möglichkeit ist auf sinusförmige Signale beschränkt, und z.B.<br />

nicht für Schaltvorgänge (z.B. in Kap. 1) verwendbar.<br />

û<br />

î<br />

ϕ i<br />

ϕ u<br />

0<br />

i(t)<br />

u(t)<br />

Abb. 2.1<br />

Seite 2.1 von 23<br />

t<br />

Im<br />

I U<br />

ϕi ϕu Wie das Beispiel in Abb. 2.1 zeigt, kann der zeitliche Sinusverlauf in die komplexe<br />

Zahlenebene projiziert werden.<br />

Es gilt folgende Zuordnung zwischen komplexer Größe U und realer Zeitgröße u(t):<br />

Komplexer Zeiger U: Realer Zeitverlauf u(t):<br />

Betrag (Länge des Zeigers) - Scheitelwert (Amplitude) oder Effektivwert<br />

Phase (Winkel des Zeigers) - Nullphasenwinkel ϕ0 (ϕu ,bzw. ϕi)<br />

Bei der gewählten Darstellung in Abb. 2.1 rotiert der Zeiger mit fortschreitender Zeit im<br />

Gegenuhrzeigersinn, und der Imaginärteil der komplexen Zahl entspricht dem physikalisch<br />

auftretenden Momentanwert u(t). Der Zeiger selbst gilt also immer nur für einen<br />

(ωt=0)<br />

(ωt=0)<br />

Re


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Laborunterlagen<br />

Zeitaugenblick, und dessen Imaginärteil ist die Momentaufnahme des gerade aktuellen<br />

Momentanwerts der Größe u(t).<br />

Üblicherweise wird das Zeigerbild für t = 0 gezeichnet, so dass die Winkel der komplexen<br />

Zeiger dem Nullphasenwinkel (ϕu und ϕi in Abb. 2.1) entsprechen.<br />

Für die Zeigerdarstellung können die Beträge der Zeiger entweder als Scheitelwerte oder als<br />

Effektivwerte der Sinusgrößen maßstäblich eingezeichnet werden. Üblicherweise wird die<br />

Darstellung in Effektivwerten verwendet (da z.B. auch die meisten Messgeräte den<br />

Effektivwert anzeigen).<br />

Veranschaulichung anhand Abb. 2.1<br />

Hier ist als Zeigerdiagramm die Momentaufnahme <strong>zu</strong>m Zeitpunkt (ωt = 0) gezeigt, womit die<br />

Winkel der Zeiger U und I den Null-Phasenwinkeln (= Phasenwinkel <strong>zu</strong>m Zeitpunkt t = 0) von<br />

u(t) und i(t) entsprechen. Der Imaginärteil der Zeiger repräsentiert den physikalisch realen<br />

Momentanwert von u(t), bzw. i(t) <strong>zu</strong>m Zeitpunkt t = 0.<br />

Zu späteren Zeitpunkten hin (also bei Fortschreiten entlang der ωt-Achse im Zeitdiagramm)<br />

wird in diesem Beispiel der Momentanwert von i(t) kleiner, während u(t) noch im Ansteigen<br />

begriffen ist. Das zeigt sich auch im Zeigerdiagramm, wo bei fortschreitender Zeit, also bei<br />

Weiterdrehen der Zeiger im Gegenuhrzeigersinn (z.B. mathematisch positive Richtung), der<br />

Imaginärteil des Zeigers I bereits absinkt, während jener von U noch ansteigt.<br />

Zur Darstellung einer Sinusgröße ist es ausreichend, den Zeiger für eine bestimmten<br />

Zeitaugenblick in der komplexen Ebene dar<strong>zu</strong>stellen. Daraus kann der Scheitelwert (oder<br />

der Effektivwert, je nach gewähltem Maßstab) und die Phasenverschiebung <strong>zu</strong>m Zeitpunkt<br />

t = 0 abgelesen werden und daraus die Sinusschwingung als zeitlicher Verlauf dargestellt<br />

werden. Die einzelnen Momentanwerte von u(t) <strong>zu</strong> verschiedenen Zeitpunkten werden für<br />

die komplexe Zeigerdarstellung also nicht benötigt.<br />

Man erkennt zeitlich voreilende Signale daran, dass diese im Zeigerdiagramm bei<br />

Umlauf in Uhrzeigerrichtung <strong>zu</strong>erst erreicht werden.<br />

Im gewählten Beispiel ist u(t) gegenüber i(t) um den Winkel u i ϕ − ϕ = ϕ Δ nacheilend.<br />

Um verschiedene sinusförmige Signale in einem Zeigerdiagramm dar<strong>zu</strong>stellen, wird jedes<br />

Signal mit Amplitude und Phasenwinkel des selben, beliebig gewählten Zeitpunkts des<br />

zeitlichen Verlaufs als Zeiger dargestellt - üblicherweise werden die Zeiger für den Zeitpunkt<br />

(ωt = 0), also mit den Null-Phasenwinkeln gezeichnet.<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ng für die Darstellung verschiedener Signale ist, dass alle Zeitsignale dieselbe<br />

Frequenz aufweisen, so dass also alle Zeiger mit der selben Geschwindigkeit rotieren, da<br />

die Zeiger nur dann für alle Zeitpunkte (für alle möglichen Zeigerlagen) einen fixen Be<strong>zu</strong>g<br />

<strong>zu</strong>einander aufweisen. In diesem Fall ist also die Darstellung eines einzelnen momentanen<br />

Zeigers jeder dar<strong>zu</strong>stellenden Sinusgröße ausreichend, um daraus die Amplitude (bzw.<br />

meist den Effektivwert) und die gegenseitige - zeitliche - Phasendifferenz der Signale<br />

ab<strong>zu</strong>lesen.<br />

Für diese Zeiger können alle Rechenregeln für komplexe Zahlen angewendet werden. So<br />

entspricht z.B. die Differenz der Phasenwinkel der beiden komplexen Zeiger U und I der<br />

tatsächlichen zeitlichen Phasendifferenz zwischen u(t) und i(t).<br />

Seite 2.2 von 23


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Laborunterlagen<br />

Phasenwinkel j:<br />

I<br />

Im<br />

ϕ ui<br />

ϕ i ϕ u<br />

Abb. 2.2<br />

U<br />

Re<br />

Seite 2.3 von 23<br />

Definition des Phasenwinkels<br />

zwischen u(t) und i(t):<br />

ϕ : = ϕ = ϕ − ϕ<br />

(2.1)<br />

Abb. 2.2 zeigt den allgemeinsten Fall eines Zeigerdiagramms von U und I. Daraus ist<br />

ersichtlich, dass mit der angeführten Definition der Phasenwinkel jui von I nach U gerichtet<br />

ist und in Gegenuhrzeiger-Richtung (also in mathematisch positiver Richtung) positiv gezählt<br />

wird.<br />

In Abb. 2.2 ist der Verbraucher als Beispiel Ohm’sch- kapazitiv, erkennbar aus der<br />

Nacheilung der Spannung und aus dem negativen Vorzeichen des Phasenwinkels ϕ.<br />

Unterstrichene Größen (z.B. U, I, Z, Y, S) symbolisieren komplexe Zahlen, bestehend aus<br />

Realteil und Imaginärteil, bzw. Betrag und Phase:<br />

U = U∠ϕu<br />

mit: U ..... komplexe Größe mit Betrag und Phase<br />

U ..... Effektivwert von u(t) „Betrag“<br />

ϕu .... Nullphasenwinkel von u(t) „Phase“<br />

Vorteile der komplexen Schreibweise<br />

Bei der Durchführung von mathematischen Operationen zeigt sich der große Vorteil einer<br />

komplexen Schreibweise, wie am Beispiel einer Division zweier Sinus-Signale gezeigt<br />

werden soll (dabei seien die Winkel ϕu und ϕi die Null-Phasenwinkeln von u(t) und i(t) ).<br />

Zeitdarstellung: Komplexe Darstellung:<br />

( ωt<br />

+ )<br />

u( t)<br />

= û sin ϕ<br />

u<br />

( ωt<br />

+ )<br />

i( t)<br />

= î sin ϕ<br />

u(<br />

t)<br />

i(<br />

t)<br />

i<br />

ui<br />

u<br />

i<br />

j(<br />

ωt+<br />

ϕ )<br />

= û∠ϕu<br />

= ( 2 Ueff<br />

) ∠ u<br />

u U = û e<br />

ϕ<br />

j(<br />

ωt+<br />

ϕ )<br />

= î∠ϕi<br />

= ( 2 Ieff<br />

) ∠ i<br />

i I = î e<br />

ϕ<br />

û sin(<br />

ωt<br />

+ ϕu<br />

)<br />

U Ueff<br />

∠ϕu<br />

Ueff<br />

= =<br />

= ∠(<br />

ϕu<br />

− ϕi<br />

)<br />

sin(<br />

ωt<br />

+ ϕ )<br />

I I ∠ϕ<br />

I<br />

î<br />

i<br />

eff<br />

i<br />

eff i


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Laborunterlagen<br />

In der Zeitdarstellung sind trigonometrische Formeln <strong>zu</strong>r weiteren Behandlung notwendig,<br />

während in der komplexen Schreibweise lediglich die Beträge <strong>zu</strong> dividieren und die<br />

Phasenwinkel <strong>zu</strong> subtrahieren sind.<br />

In der komplexen Rechnung ist es sinnvoll, für Additionen und Subtraktionen die Darstellung<br />

in Realteil und Imaginärteil, sowie für Multiplikationen und Divisionen die Darstellung in<br />

Polarkoordinaten (Betrag, Phase) <strong>zu</strong> verwenden. Ebenso können die mathematischen<br />

Grundoperation anschaulich in der komplexen Zahlenebene durch vektorielle<br />

Verschiebungen graphisch gelöst werden.<br />

Einschränkungen <strong>zu</strong>r komplexen Rechnung<br />

Wie bereits erläutert, ist die komplexe Zeigerdarstellung nur für harmonische (sinusförmige<br />

und kosinusförmige) Größen von Spannung und Strom möglich, wobei nur eine Frequenz<br />

auftreten darf und ausschließlich lineare Elemente (R, L oder C) vorhanden sein dürfen.<br />

2.1.2 Komplexe Impedanz Z<br />

Die Erweiterung des Ohm’schen Gesetzes auf sinusförmige Wechselsignale liefert<br />

folgende Grundgleichung für die komplexe Impedanz Z:<br />

U U∠ϕ<br />

U<br />

= =<br />

( ϕu<br />

− ϕi<br />

) = Z∠ϕZ<br />

= Z∠<br />

ui<br />

(2.2)<br />

I I∠ϕ<br />

I<br />

u<br />

Z = ∠<br />

ϕ<br />

i<br />

Der Winkel ϕZ der Impedanz Z entspricht also dem Phasenwinkel ϕui.<br />

Ohm’scher Verbraucher: = R∠0°<br />

Induktiver Verbraucher: = jω<br />

L = ω L∠90°<br />

Z R (2.3)<br />

Z L (2.4)<br />

1 1 1<br />

Kapazitiver Verbraucher: = = −j<br />

= ∠ − 90°<br />

jωC<br />

ωC<br />

ωC<br />

Impedanzdreieck<br />

Z C (2.5)<br />

Die Darstellung von Z in der komplexen Zahlenebene mit Realteil und Imaginärteil, bzw. mit<br />

Betrag und Phase wird als „Impedanzdreieck“ bezeichnet.<br />

Allgemeine Benennungen von Impedanzen:<br />

Z = R + jX<br />

(2.6)<br />

Z ... Scheinwiderstand (Impedanz)<br />

R ... Wirkwiderstand (Resistanz)<br />

X ... Blindwiderstand (Reaktanz)<br />

Seite 2.4 von 23


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Laborunterlagen<br />

2.1.3 Komplexe Admittanz Y<br />

Analog <strong>zu</strong>m rein Ohm’schen Leitwert G liefert die Erweiterung auf sinusförmige<br />

Wechselsignale folgende Gleichung für die komplexe Admittanz Y:<br />

I I∠ϕ<br />

I<br />

= =<br />

( ϕi<br />

− ϕu<br />

) = Y∠ϕY<br />

= Y∠<br />

− ui<br />

(2.7)<br />

U U∠ϕ<br />

U<br />

i<br />

Y = ∠<br />

ϕ<br />

u<br />

Der Winkel der Admittanz Y entspricht dem negativen Phasenwinkel ϕui.<br />

1<br />

Ohm’scher Verbraucher: = G∠0°<br />

= ∠0°<br />

R<br />

Y R (2.8)<br />

1 1 1<br />

Induktiver Verbraucher: = = −j<br />

= ∠ − 90°<br />

jωL<br />

ωL<br />

ωL<br />

Kapazitiver Verbraucher: = jωC<br />

= ωC∠90°<br />

Admittanzdreieck<br />

Y L (2.9)<br />

Y C (2.10)<br />

Die Darstellung von Y in der komplexen Zahlenebene mit Realteil und Imaginärteil, bzw. mit<br />

Betrag und Phase wird als „Admittanzdreieck“ bezeichnet.<br />

Allgemeine Benennungen von Admittanzen:<br />

Y = G + jB<br />

(2.11)<br />

Y ... Scheinleitwert (Admittanz)<br />

G ... Wirkleitwert (Konduktanz)<br />

B ... Blindleitwert (Suszeptanz)<br />

2.1.4 Komplexe Scheinleistung S<br />

Definition der Leistungen eines Verbrauchers bei sinusförmiger Wechselspannung:<br />

Scheinleistung [VA]<br />

U S = (2.12)<br />

eff eff I<br />

Wirkleistung [W]<br />

P = Ueff<br />

Ieff<br />

cosϕ<br />

= S cos ϕ<br />

(2.13)<br />

Seite 2.5 von 23


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Laborunterlagen<br />

Blindleistung [VAr]<br />

Q = Ueff<br />

Ieff<br />

sin ϕ = S sinϕ<br />

(2.14)<br />

Leistungsfaktor [-]<br />

P<br />

cos ϕ =<br />

(2.15)<br />

S<br />

Zur Überführung dieser Leistungsbegriffe in die komplexe Zeigerdarstellung wird die<br />

komplexe Scheinleistung S mit folgender Definition eingeführt:<br />

*<br />

eff<br />

u<br />

eff<br />

i<br />

eff<br />

eff<br />

( ϕu<br />

− ϕi<br />

) = S∠<br />

ui<br />

S : = UI<br />

= U ∠ϕ<br />

I ∠ − ϕ = U I ∠<br />

ϕ<br />

(2.16)<br />

mit<br />

*<br />

{} I − Im{}<br />

I = I∠<br />

− i<br />

I = Re<br />

ϕ<br />

(2.17)<br />

als konjugiert komplexe Zahl von I<br />

Die Verwendung des konjugiert komplexen Wertes von I ist rein mathematisch begründet,<br />

denn so ist gewährleistet, dass P und Q als Realteil und Imaginärteil von S dargestellt<br />

werden können, um in der komplexen Betrachtung die selben Gleichungen für die Beträge<br />

von P, Q und S <strong>zu</strong> erhalten, wie in der physikalisch realen Zeitdarstellung:<br />

Komplexe Scheinleistung [VA]<br />

S = P + jQ = S∠ϕ<br />

(2.18)<br />

Wirkleistung [W]<br />

ui<br />

P = Re{ S}<br />

= S cos ϕ = Ueff<br />

Ieff<br />

cos ϕ<br />

(2.19)<br />

Blindleistung [VAr]<br />

Q = Im{ S}<br />

= S sinϕ<br />

= Ueff<br />

Ieff<br />

sinϕ<br />

(2.20)<br />

Leistungsdreieck<br />

Die Darstellung von P in der reellen Achse, Q in der imaginären Achse und S als vektorielle<br />

Summe von P und Q wird als „Leistungsdreieck“ bezeichnet, wobei der Winkel von S gleich<br />

dem Phasenwinkel ϕui ist.<br />

Anmerkung:<br />

Würde man nicht I* sondern I für die Definition von S verwenden, wäre folgender Ausdruck<br />

das Ergebnis für S:<br />

eff<br />

u<br />

eff<br />

i<br />

eff<br />

eff<br />

( ϕ + ϕ ) = S∠(<br />

ϕ + )<br />

S : = UI<br />

= U ∠ϕ<br />

I ∠ϕ<br />

= U I ∠<br />

ϕ<br />

u<br />

i<br />

Das Ergebnis wäre eine komplexe Zahl S, deren Phasenwinkel nicht ϕ = ϕu - ϕi sondern ϕu +<br />

ϕi beträgt, wodurch sich für P und Q nicht die einfache Beziehung mittels Realteil und<br />

Imaginärteil von S ergeben würde.<br />

Seite 2.6 von 23<br />

u<br />

i


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Laborunterlagen<br />

2.2 Einzelne komplexe Impedanzen für R, L, C<br />

U<br />

I R<br />

R<br />

Im<br />

ϕ=0°<br />

I R U<br />

Im<br />

Re R Re<br />

G=1/R P=S<br />

Abb. 2.3<br />

Bei rein Ohm’schen Verbrauchern sind Strom und Spannung immer in Phase (ϕ = 0°).<br />

Die gesamte Leistung ist eine reine Wirkleistung (S = P).<br />

U<br />

I L<br />

L<br />

Im<br />

U<br />

ϕ=90°<br />

I L<br />

Re<br />

Im<br />

XL =jωL BL =1/XL =1/jωL<br />

Re<br />

Abb. 2.4<br />

Bei rein induktiven Verbrauchern ist die Spannung über L immer um 90° gegenüber dem<br />

Strom durch L voreilend (ϕui = +90°; positiv, da von I nach U im - mathematisch positiven -<br />

Gegenuhrzeigersinn gerichtet; vgl. Definition von ϕui).<br />

Die gesamte Leistung ist eine rein induktive Blindleistung (wurde mit positivem Vorzeichen<br />

festgelegt; S = jQL).<br />

U<br />

I C<br />

I C<br />

C ϕ=−90°<br />

U<br />

X C =1/jωC<br />

Abb. 2.5<br />

Seite 2.7 von 22<br />

B C =1/X C =jωC<br />

Bei rein kapazitiven Verbrauchern ist die Spannung über C immer um 90° gegenüber dem<br />

Strom durch C nacheilend (ϕui = -90°; negativ, da von I nach U im - mathematisch negativen<br />

- Uhrzeigersinn gerichtet; vgl. Definition von ϕui).<br />

Die gesamte Leistung ist eine rein kapazitive Blindleistung (wurde mit negativem Vorzeichen<br />

festgelegt; S = -jQC).<br />

Q L =S<br />

Q C =S


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Laborunterlagen<br />

2.3 Schaltungen von zwei komplexe Impedanzen<br />

Nachfolgend sind als Überblick über die komplexe Zeigerdarstellung jeweils zwei<br />

Möglichkeiten für Ohm’sch- induktives und für Ohm’sch- kapazitives Verhalten mit allen<br />

Zeigerdiagrammen (Spannungs-/Stromzeiger, Impedanzdreieck, Admittanzdreieck,<br />

Leistungsdreieck) dargestellt.<br />

U<br />

U<br />

U<br />

U<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

R L<br />

UR L U<br />

ϕ<br />

U<br />

UR<br />

UL<br />

I<br />

Z<br />

ϕ<br />

Seite 2.8 von 22<br />

R<br />

jωL<br />

− ϕ<br />

Re{<br />

Y}<br />

Y<br />

jIm{<br />

Y}<br />

Abb. 2.6 : Ohm’sch- induktives Verhalten mit Serienschaltung von R und L<br />

IR<br />

L I<br />

R L<br />

− ϕ<br />

I<br />

I<br />

R<br />

U<br />

IL<br />

Z<br />

ϕ<br />

R<br />

jωL<br />

Re{<br />

Y}<br />

− ϕ<br />

Y<br />

jIm{<br />

Y}<br />

Abb. 2.7 : Ohm’sch- induktives Verhalten mit Parallelschaltung von R und L<br />

R C<br />

UR<br />

UC<br />

ϕ<br />

UR<br />

U<br />

I<br />

UC<br />

Z<br />

1<br />

− j<br />

ωC<br />

Re{<br />

Y}<br />

jIm{<br />

Y}<br />

Abb. 2.8 : Ohm’sch- kapazitives Verhalten mit Serienschaltung von R und C<br />

IR C I<br />

R<br />

C<br />

ϕ<br />

I<br />

IR<br />

IC<br />

U<br />

− ϕ<br />

Re{<br />

Z}<br />

ϕ<br />

R<br />

jIm{<br />

Z}<br />

Abb. 2.9 : Ohmsch- kapazitives Verhalten mit Parallelschaltung von R und C<br />

Z<br />

− ϕ<br />

Y<br />

ϕ<br />

Y<br />

1<br />

R<br />

jωC<br />

ϕ<br />

− ϕ<br />

− ϕ<br />

ϕ<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

P<br />

P<br />

P<br />

P<br />

jQL<br />

jQL<br />

jQC<br />

jQC


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Laborunterlagen<br />

Proportionalität der Zeigerdiagramme<br />

Im folgenden wird die Proportionalität zwischen den einzelnen Arten von Zeigerdiagrammen<br />

(d.h. gleiche Winkel in den Zeigerdiagrammen) anschaulich hergeleitet.<br />

Bei Betrachtung der Serienschaltung von z.B. R und L in Abb. 2.6 (analoges gilt für R und C<br />

in Abb. 2.8) erhalten wir für die Beträge der Teilspannungen:<br />

UR = IR<br />

~ R<br />

U L = I XL<br />

UR L L X ~ U<br />

U = I Z<br />

U ~ Z<br />

Bei Serienschaltung sind die Beträge der Impedanzen R, X und Z proportional <strong>zu</strong> den<br />

Beträgen der Spannungen UR, UL (bzw. UC) und U.<br />

Weiters erhalten wir folgende Gleichungen für die Leistungen:<br />

P = UI<br />

cos ϕ = UR<br />

I<br />

R U ~ P<br />

Q = UI<br />

sinϕ<br />

= UL<br />

I<br />

L U ~ Q<br />

S = UI<br />

S ~ U<br />

Bei Serienschaltung sind die Beträge der Leistungen P, Q und S proportional <strong>zu</strong> den<br />

Beträgen der Spannungen UR, UL (bzw. UC) und U.<br />

Das Spannungsdreieck ist proportional <strong>zu</strong>m Impedanzdreieck und proportional <strong>zu</strong>m<br />

Leistungsdreieck.<br />

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Bei Betrachtung der Parallelschaltung von z.B. R und L in Abb. 2.7 (analoges gilt für R und C<br />

in Abb. 2.9) erhalten wir für die Beträge der Teilströme:<br />

U<br />

IR =<br />

R<br />

1<br />

IR ~ = G<br />

R<br />

U<br />

I L =<br />

X<br />

1<br />

IR<br />

~<br />

X<br />

= B<br />

L<br />

U<br />

1<br />

I = I ~ = Y<br />

Z<br />

Z<br />

L<br />

Bei Parallelschaltung sind die Beträge der Admittanzen G, B und Y proportional <strong>zu</strong> den<br />

Beträgen der Ströme IR, IL (bzw. IC) und I.<br />

Weiters erhalten wir folgende Gleichungen für die Leistungen:<br />

P =<br />

= UI<br />

cos ϕ UIR<br />

R I ~ P<br />

( ) L I U<br />

sin I U ϕ − = L I ~ Q<br />

Q =<br />

Seite 2.9 von 22


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Laborunterlagen<br />

S = UI<br />

S ~ I<br />

Bei Serienschaltung sind die Beträge der Leistungen P, Q und S proportional <strong>zu</strong> den<br />

Beträgen der Ströme IR, IL (bzw. IC) und I.<br />

(wobei Q in umgekehrter Richtung <strong>zu</strong> IL, bzw. IC weist, da S mit I* definiert ist).<br />

Das Stromdreieck ist proportional <strong>zu</strong>m Admittanzdreieck und proportional <strong>zu</strong>m<br />

Leistungsdreieck (letzteres mit umgekehrten Vorzeichen von ϕ).<br />

Spannungen, Ströme<br />

Bei einer Serienschaltung fließt durch alle Elemente derselbe Strom, so dass es sinnvoll ist,<br />

den Strom in die 0°- Richtung <strong>zu</strong> legen. Die Spannungen über den einzelnen Elementen<br />

ergeben sich aus den obigen Grundregeln, und addieren sich - komplex, bzw. vektoriell - in<br />

Summe <strong>zu</strong>r Gesamtspannung U.<br />

Bei einer Parallelschaltung liegt an allen Elementen die selbe Spannung an, so dass es<br />

sinnvoll ist, die Spannung in die 0°- Richtung <strong>zu</strong> legen. Die Ströme durch die einzelnen<br />

Elemente ergeben sich aus den obigen Grundregeln, und addieren sich - komplex, bzw.<br />

vektoriell - in Summe <strong>zu</strong>m Gesamtstrom I.<br />

Impedanzdreieck, Admittanzdreieck<br />

Bei Serienschaltungen (Abb. 2.6, Abb. 2.8) addieren sich die Impedanzen, so dass diese<br />

direkt gezeichnet werden können, während für das Admittanzdreieck die komplexe<br />

Impedanz Z <strong>zu</strong> invertieren ist.<br />

Folglich gilt nicht: Re{Y}=1/R, Im{Y}=1/X, sondern Re{Y} und Im{Y} ergeben sich aus der<br />

komplexen Invertierung von Z.<br />

Z = R + jX →<br />

1 1 1 1<br />

Y = = ≠ + !!!!!<br />

Z R + jX R jX<br />

Bei Parallelschaltungen (Abb. 2.7, Abb. 2.9) addieren sich die Admittanzen, so dass diese<br />

direkt gezeichnet werden können, während für das Impedanzdreieck die komplexe<br />

Admittanz Y <strong>zu</strong> invertieren ist.<br />

Folglich gilt nicht: Re{Z}=1/R, Im{Z}=1/X, sondern Re{Z} und Im{Z} ergeben sich aus der<br />

komplexen Invertierung von Y.<br />

1 1<br />

1<br />

1<br />

Y = G + jB = + → Z = = ≠ R + jX<br />

R jX<br />

Y 1 1<br />

+<br />

R jX<br />

Seite 2.10 von 22


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Laborunterlagen<br />

Leistungsdreieck<br />

Wie bereits gezeigt, ist das Leistungsdreieck proportional <strong>zu</strong>m Spannungsdreieck, bzw.<br />

proportional <strong>zu</strong>m Impedanzdreieck.<br />

Netzwerk: R-L Kombination<br />

Unabhängig davon, ob R und L in Serie oder parallel liegen (Abb. 2.6, Abb. 2.7), ergibt sich<br />

immer ein Ohm’sch- induktives Verhalten, d.h. ein positiver Phasenwinkel ϕui zwischen den<br />

Gesamtgrößen U und I, sowie ein Winkel mit selbem Vorzeichen und selber Größe für Z und<br />

S (bzw. ein negativer Winkel für Y).<br />

Netzwerk: R-C Kombination<br />

Unabhängig davon, ob R und C in Serie oder parallel liegen (Abb. 2.8, Abb. 2.9), ergibt sich<br />

immer ein Ohm’sch- kapazitives Verhalten, d.h. ein negativer Phasenwinkel ϕui zwischen den<br />

Gesamtgrößen U und I, sowie ein Winkel mit selbem Vorzeichen und selber Größe für Z und<br />

S (bzw. ein positiver Winkel für Y).<br />

Seite 2.11 von 22


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Laborunterlagen<br />

2.4 Schaltungen mit R, L und C Elementen -<br />

Resonanzkreise<br />

2.4.1 Reihenschaltung von R, L und C<br />

Serienresonanz, Spannungsresonanz<br />

U E<br />

I R L C<br />

U R<br />

U L<br />

Abb. 2.10<br />

Bei einer Serienschaltung von R, L und C addieren sich - analog <strong>zu</strong>m oben Gesagten<br />

(Kap. 2.3) - die Teilspannungen an den einzelnen Elementen (mit komplexer Rechnung oder<br />

vektoriell) <strong>zu</strong>r Gesamtspannung U.<br />

Für die gesamte Impedanz Z ergibt sich (vgl. Kap. 2.1.2 - komplexe Impedanzen):<br />

1 ⎛ 1 ⎞<br />

Z = R + jωL<br />

+ = R + j ⎜ωL<br />

− ⎟ = Re{ Z}<br />

+<br />

jωC<br />

⎝ ωC<br />

⎠<br />

jIm{<br />

Z}<br />

Seite 2.12 von 22<br />

U C<br />

(2.21)<br />

Aufgrund der Frequenzabhängigkeit ( ω = 2 πf<br />

) von Z lassen sich prinzipiell drei verschiedene<br />

Fälle mit folgenden beispielhaften Zeigerdiagrammen unterscheiden:<br />

U E<br />

U R<br />

U C<br />

U L<br />

I<br />

U R =U E<br />

U C<br />

U L<br />

I<br />

U E<br />

U L<br />

U R<br />

f < f 0 f = f 0 f > f 0<br />

Abb. 2.11<br />

U C<br />

I


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Laborunterlagen<br />

f < f0 :<br />

f = f0 :<br />

f > f0 :<br />

1<br />

ωL<br />

<<br />

ωC<br />

→ Im{Z} < 0, ϕ < 0°, ⎜UL⎜<br />

ωC<br />

→ Im{Z} > 0, ϕ > 0°, ⎜UL⎜>⎜UC⎜ Ohm’sch- induktiv (2.24)<br />

Bei kleinen Frequenzen (also kleinem ω) überwiegt die kapazitive Impedanz (1/ωC), es fällt<br />

ein größerer Teil der Gesamtspannung an C als an L ab (⎜UC⎜>⎜UL⎜), so dass die Schaltung<br />

in Summe Ohm’sch- kapazitiv wirkt (vgl. Abb. 2.11, links). Je kleiner nun die Frequenz wird,<br />

desto stärker wirkt die Kapazität, folglich strebt der Phasenwinkel ϕui (zwischen UE und I)<br />

gegen -90° (vgl. Abb. 2.12, rechts).<br />

Bei großen Frequenzen (also großem ω) überwiegt die induktive Impedanz (ωL), es fällt ein<br />

größerer Teil der Gesamtspannung an L als an C ab(⎜UL⎜>⎜UC⎜), so dass die Schaltung in<br />

Summe Ohm’sch-induktiv wirkt (vgl. Abb. 2.11, rechts). Je kleiner nun die Frequenz wird,<br />

desto stärker wirkt die Induktivität, folglich strebt der Phasenwinkel ϕui (zwischen UE und I)<br />

gegen +90° (vgl. Abb. 2.12, rechts).<br />

Resonanzfrequenz<br />

Als Resonanzfrequenz wird diejenige Frequenz bezeichnet, bei der die Spannung in Phase<br />

mit dem Strom ist. Das bedeutet, dass dabei die induktive Impedanz und die kapazitive<br />

Impedanz genau gleich groß sind (⎜XL⎜=⎜XC⎜), und sich somit aufgrund ihrer<br />

entgegengesetzten Phasenlage gegenseitig aufheben. Folglich heben sich auch die<br />

Teilspannungen an den Blindelementen (UL, UC) aufgrund ihrer entgegengesetzten<br />

Phasenlage auf. Es tritt somit eine „Spannungsresonanz“ (⎜UL⎜=⎜UC⎜) in dieser Schaltung<br />

auf.<br />

Die Teilspannungen an L und an C können auch sehr hohe Werte annehmen<br />

(„Resonanzüberhöhung“), ohne dass dies - aufgrund der gegenseitigen Aufhebung - bei<br />

einer Messung der äußeren Gesamtgrößen U und I bemerkt werden würde.<br />

Aus der Resonanzbedingung der gegenseitigen Aufhebung von XL und XC folgt:<br />

Resonanz-Kreisfrequenz ω0:<br />

1<br />

ω L =<br />

ωC<br />

→<br />

Resonanzfrequenz f0:<br />

ω 1<br />

= =<br />

2π<br />

2π<br />

1<br />

0<br />

LC<br />

= ω (2.25)<br />

f0<br />

(2.26)<br />

( LC)<br />

Seite 2.13 von 22


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Laborunterlagen<br />

Impedanz bei Resonanz<br />

Als gesamte Impedanz Z wirkt lediglich R, der Betrag von Z ist ein Minimum, und der<br />

gesamte Schaltkreis wirkt nach außen hin wie ein Ohm’scher Widerstand R:<br />

2<br />

⎛<br />

⎞<br />

Z ⎜ 2 ⎛ 1 ⎞<br />

R L ⎟ 2<br />

= + ⎜ω<br />

− ⎟ = 0 =<br />

⎜<br />

C ⎟<br />

⎝ ⎝ ω ⎠ ⎠<br />

( R + ) R<br />

0 (2.27)<br />

⎛ 1 ⎞<br />

Z<br />

⎜<br />

⎟<br />

0 = R + j ω0L<br />

− = R + j0<br />

= R∠0°<br />

(2.28)<br />

⎝ ω0C<br />

⎠<br />

Strom bei Resonanz<br />

Nachdem die Impedanz minimal wird, nimmt der Strom I ein Maximum an. Der Strom bei<br />

Resonanz beträgt<br />

I<br />

0<br />

U U<br />

= =<br />

(2.29)<br />

Z R<br />

0<br />

und ist in Phase <strong>zu</strong> U.<br />

In der folgenden Abb. 2.12 sind die charakteristischen Verläufe der Beträge der<br />

Gesamtimpedanz Z und des Gesamtstromes I sowie der Verlauf des Gesamt-<br />

Phasenwinkels ϕ in prinzipieller Form dargestellt.<br />

|Z|, |I|<br />

f 0<br />

|I|<br />

|Z|<br />

f<br />

Abb. 2.12<br />

ϕ<br />

+90°<br />

-90°<br />

Seite 2.14 von 22<br />

0<br />

kapazitiv induktiv<br />

f 0<br />

f


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Laborunterlagen<br />

2.4.2 Parallelschaltung von R, L und C<br />

Parallelresonanz, Stromresonanz<br />

Abb. 2.13<br />

Bei einer Parallelschaltung von R, L und C addieren sich - analog <strong>zu</strong>m oben Gesagten<br />

(Kap. 2.3) - die Teilströme durch die einzelnen Elemente (mit komplexer Rechnung oder<br />

vektoriell) <strong>zu</strong>m Gesamtstrom I.<br />

Für die gesamte Admittanz Y ergibt sich (siehe Kap. 2.1.3 - komplexe Admittanzen):<br />

1 1 1 ⎛ 1 ⎞<br />

Y = G + jBL<br />

+ jBC<br />

= + + jωC<br />

= + j ⎜ωC<br />

− ⎟ = Re{ Y}<br />

+<br />

R jωL<br />

R ⎝ ωL<br />

⎠<br />

Seite 2.15 von 22<br />

jIm{<br />

Y}<br />

(2.30)<br />

Aufgrund der Frequenzabhängigkeit ( ω = 2 πf<br />

) von Y lassen sich prinzipiell drei verschiedene<br />

Fälle mit folgenden beispielhaften Zeigerdiagrammen unterscheiden:<br />

f < f0 :<br />

I R<br />

I<br />

f < f 0<br />

U E<br />

I L<br />

I C<br />

I R =I<br />

f = f 0<br />

U E<br />

I L I C<br />

Abb. 2.14<br />

I<br />

I C<br />

I R<br />

f > f 0<br />

1<br />

ωC<br />

< → Im{Y} < 0, ϕ > 0°, ⎜IC⎜


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

f = f0 :<br />

f > f0 :<br />

1<br />

ωC<br />

=<br />

ω ⋅ L<br />

→ Im{Y} = 0, ϕ = 0°, ⎜IC⎜=⎜IL⎜ rein Ohm’sch (2.32)<br />

1<br />

ωC<br />

><br />

ωL<br />

→ Im{Y} > 0, ϕ < 0°, ⎜IC⎜>⎜IL⎜ Ohm’sch- kapazitiv (2.33)<br />

Bei kleinen Frequenzen (also kleinem ω) überwiegt die induktive Admittanz (1/ωL), es fließt<br />

ein größerer Teil des Gesamtstromes durch L als durch C (⎜IL⎜>⎜IC⎜), so dass die Schaltung<br />

in Summe Ohm’sch- induktiv wirkt (siehe Abb. 2.14, links). Je kleiner nun die Frequenz wird,<br />

desto stärker wirkt die Induktivität, folglich strebt der Phasenwinkel ϕui (zwischen UE und I)<br />

gegen +90° (siehe Abb. 2.15, rechts).<br />

Bei großen Frequenzen (also großem ω) überwiegt die kapazitive Admittanz (ωC), es fließt<br />

ein größerer Teil des Gesamtstromes durch C als durch L (⎜IC⎜>⎜IL⎜), so dass die Schaltung<br />

in Summe Ohm’sch- kapazitiv wirkt (siehe Abb. 2.14, rechts). Je größer nun die Frequenz<br />

wird, desto stärker wirkt die Kapazität, folglich strebt der Phasenwinkel ϕui (zwischen UE und<br />

I) gegen -90° (siehe Abb. 2.15, rechts).<br />

Resonanzfrequenz<br />

Als Resonanzfrequenz wird diejenige Frequenz bezeichnet, bei der die Spannung und der<br />

Strom in Phase sind. Das bedeutet, dass dabei die induktive Admittanz BL (=1/XL) und die<br />

kapazitive Admittanz BC (=1/XC) betragsmäßig genau gleich groß sind, und sich somit<br />

aufgrund ihrer entgegengesetzten Phasenlage gegenseitig aufheben. Folglich heben sich<br />

auch die Teilströme durch die Blindelemente (IL, IC) aufgrund ihrer entgegengesetzten<br />

Phasenlage auf. Es tritt somit eine „Stromresonanz“ (⎜IC⎜=⎜IL⎜) in dieser Schaltung auf.<br />

Die Teilströme durch L und C können auch sehr hohe Werte annehmen<br />

(„Resonanzüberhöhung“), ohne dass dies - aufgrund der gegenseitigen Aufhebung - bei<br />

einer Messung der äußeren Größen U und I bemerkt werden würde.<br />

Aus der Resonanzbedingung der gegenseitigen Aufhebung von BL und BC folgt:<br />

Resonanz-Kreisfrequenz ω0:<br />

1<br />

ω L =<br />

ωC<br />

→<br />

Resonanzfrequenz f0:<br />

f<br />

ω 1<br />

= =<br />

2π<br />

2π<br />

1<br />

0<br />

LC<br />

= ω (2.34)<br />

( LC)<br />

0 (2.35)<br />

Es ergibt sich also für diese Schaltung dieselbe Berechnung für die Resonanzfrequenz wie<br />

für die Serienschaltung aus R, L und C.<br />

Seite 2.16 von 22


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

Admittanz bei Resonanz<br />

1 ⎛ 1 ⎞ 1 1<br />

Y 0<br />

=<br />

R ⎜ 0<br />

L ⎟<br />

⎝ ω0<br />

⎠ R R<br />

( ω ) = + j ⎜ω<br />

C − ⎟ = + j 0 = G<br />

0 Y 0 = ∠0°<br />

(2.36)<br />

1<br />

1<br />

Z 0 = =<br />

= R∠0°<br />

(2.37)<br />

Y 0 1 ⎛ 1 ⎞<br />

+ j<br />

⎜<br />

⎜ω<br />

−<br />

⎟<br />

0C<br />

R ⎝ ω0L<br />

⎠<br />

Bei Resonanzfrequenz wirkt als gesamte Admittanz Y lediglich G (=1/R), der Betrag von Y<br />

ist ein Minimum, folglich die Impedanz Z ein Maximum, und der gesamte Schaltkreis wirkt<br />

nach außen hin wie ein Ohm’scher Widerstand mit G ( =1/R).<br />

Strom bei Resonanz:<br />

Nachdem die Impedanz maximal, bzw. die Admittanz minimal wird, nimmt der Strom I ein<br />

Minimum an. Der Strom bei Resonanz beträgt<br />

U U<br />

I = = U Y 0 = = U G<br />

Z<br />

R<br />

0 (2.38)<br />

0<br />

und ist in Phase <strong>zu</strong> U.<br />

In der folgenden Abb. 2.15 sind die charakteristischen Verläufe der Beträge der<br />

Gesamtimpedanz Z und des Gesamtstromes I sowie der Verlauf des Gesamt-<br />

Phasenwinkels ϕ in ihrer prinzipiellen Form dargestellt.<br />

|Z|, |I|<br />

f 0<br />

Realer Resonanzkreis<br />

|Z|<br />

|I|<br />

f<br />

Abb. 2.15<br />

1<br />

R<br />

ϕ<br />

+90°<br />

-90°<br />

Seite 2.17 von 22<br />

0<br />

induktiv<br />

f 0<br />

kapazitiv<br />

Bei Verwendung realer Bauelemente sind auch deren Verluste – welche bei der Spule und<br />

des Kondensators durch <strong>zu</strong>sätzliche Ohm’sche Widerstände repräsentiert werden - <strong>zu</strong><br />

berücksichtigen.<br />

f


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

2.5 Blindleistungskompensation<br />

Wie bereits in Kap. 2.4 gezeigt wurde, kann bei z.B. gegebener Frequenz durch geeignete<br />

Wahl der Blindelemente L und/oder C der Resonanzfall bestimmt werden, so dass sich die<br />

Gesamtschaltung wie ein rein Ohm’scher Verbraucher verhält. Das bedeutet, die<br />

Eingangsgrößen U und I sind in Phase und die Gesamtschaltung nimmt keine Blindleistung<br />

Q, sondern ausschließlich Wirkleistung P auf.<br />

Für die Betrachtungen in diesem Kapitel gehen wir nun von einem Ohm’sch- induktiven<br />

Verbraucher aus, welcher z.B. als Reihenschaltung von R und L beschrieben wird<br />

(Abb. 2.16). Diese kann z.B. einen Elektromotor symbolisieren.<br />

Es soll nun eine Kapazität C bestimmt werden, die parallel <strong>zu</strong> dieser R-L-Reihenschaltung<br />

an<strong>zu</strong>schließen ist, so dass die Gesamtschaltung keine Blindleistung aufnimmt, sich also wie<br />

ein rein Ohm’scher Verbraucher verhält (Abb. 2.17).<br />

Im Unterschied <strong>zu</strong>m vorigen Kapitel sind nun umgekehrt die notwendigen Blindelemente<br />

(<strong>zu</strong>mindest eines davon) gesucht, so dass sich bei gegebener Frequenz ein reiner<br />

Wirkleistungsverbraucher ergibt.<br />

Nachdem dabei die durch die Induktivität L hervorgerufene Blindleistung durch die parallel<br />

geschaltete Kapazität C <strong>zu</strong> Null kompensiert wird, spricht man allgemein von<br />

„Blindleistungskompensation“. Wenn, wie in diesem Beispiel, die Kompensation durch<br />

Parallelschaltung eines Blindelements erfolgt, wird der Blindanteil des Stromes <strong>zu</strong> Null<br />

kompensiert, so dass hier auch der Ausdruck „Blindstromkompensation“ verwendet wird.<br />

U<br />

I<br />

R<br />

L<br />

Abb. 2.16 Abb. 2.17<br />

Zur Veranschaulichung der komplexen Rechnung sollen im folgenden zwei Möglichkeiten<br />

<strong>zu</strong>r Bestimmung der Kompensationskapazität C erläutert werden.<br />

U<br />

Seite 2.18 von 21<br />

I*<br />

R<br />

L<br />

I<br />

I C<br />

C


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

1. Möglichkeit: Spannungs-/Strom-Zeigerdiagramm<br />

Wenn Eingangsspannung und Eingangsstrom, d.h. ⎜U⎜ und ⎜I⎜gemessen werden, kann man<br />

anhand des Spannungs-/Strom- Zeigerdiagramms die Bestimmung von C in folgenden<br />

Schritten durchführen:<br />

a.) Ausgangspunkt<br />

Die Schaltung in Abb. 2.16 wird <strong>zu</strong>erst für die R-L-Kombination noch ohne C mit dem<br />

Zeigerdiagramm nach Abb. 2.18 betrachtet, und danach die kompensierte Schaltung mit<br />

paralleler Kapazität C (Abb. 2.17) mit dem <strong>zu</strong>gehörigen Zeigerdiagramm nach Abb. 2.19.<br />

Re{I}<br />

ϕ i<br />

ϕ ui<br />

I<br />

U<br />

Im{I}<br />

Seite 2.19 von 21<br />

ϕ ui =0°<br />

I*=Re{I}<br />

Abb. 2.18 Abb. 2.19<br />

Eine Größe darf in Zeigerdiagrammen beliebig angenommen werden, so dass z.B. in<br />

Abb. 2.18 der Strom I in die horizontale Richtung gelegt wird (so dass sich für U und I ein<br />

Zeigerdiagramm wie in Kap. 2.3, Abb. 2.6 ergibt).<br />

Im folgenden ist es einfacher, die Richtung von U in Abb. 2.18 als 0°- Richtung an<strong>zu</strong>sehen,<br />

um so für die Projektionen von I parallel, bzw. normal <strong>zu</strong> U die Bezeichnungen Re{I}, bzw.<br />

Im{I} verwenden <strong>zu</strong> können.<br />

U = U∠0°<br />

I = I∠ϕi<br />

= Re{ I}<br />

+<br />

j Im{ I}<br />

b.) Bestimmung des <strong>zu</strong> kompensierenden Phasenwinkels ϕ:<br />

Z = Z∠ϕZ<br />

= Re{ Z}<br />

+ j Im{ Z}<br />

= R + jωL<br />

(2.39)<br />

Im{ Z}<br />

ωL<br />

ϕ = arctan = arctan<br />

(2.40)<br />

Re{ Z}<br />

R<br />

c.) Bedingung für Kompensation<br />

Damit der neue Strom I* in Phase <strong>zu</strong> U ist, muss der <strong>zu</strong>sätzliche Strom IC betragsmäßig<br />

gleich groß sein wie Im{I} (siehe Abb. 2.19):<br />

IC = Im{ I}<br />

= I sinϕ<br />

⎜ (2.41)<br />

I C<br />

U


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Laborunterlagen<br />

Daraus ergibt sich unmittelbar die notwendige kapazitive Impedanz ZC:<br />

Z C = =<br />

jωC<br />

1<br />

U<br />

I<br />

C<br />

Der Betrag der Impedanz beträgt:<br />

Z<br />

C<br />

1 U U<br />

= = =<br />

ωC<br />

I I sinϕ<br />

C<br />

Somit ergibt sich die erforderliche Kompensationskapazität C <strong>zu</strong>:<br />

I sinϕ<br />

C =<br />

U 2πf<br />

mit<br />

ϕ =<br />

⎛ ωL<br />

⎞<br />

arctan ⎜ ⎟<br />

⎝ R ⎠<br />

und |U|, |I| als Messgrößen.<br />

2. Möglichkeit: Impedanz- und Admittanzdreieck<br />

Seite 2.20 von 21<br />

(2.42)<br />

(2.43)<br />

(2.44)<br />

Ohne Messung von Spannung und Strom kann die notwendige Kapazität C über die<br />

Impedanzen, bzw. Admittanzen berechnet werden.<br />

Damit I in Phase <strong>zu</strong> U ist, muss sowohl der Winkel der neuen Gesamtimpedanz Z* (inkl.<br />

parallelem C) als auch jener der neuen Gesamt- Admittanz Y* Null werden.<br />

R<br />

Z<br />

ϕ<br />

jωL<br />

Y<br />

Re{Y}<br />

− ϕ<br />

Im{Y}<br />

ϕ=0°<br />

Y*=Re{Y}<br />

Abb. 2.20 Abb. 2.21 Abb. 2.22<br />

Da in diesem Fall die Kapazität C parallel hin<strong>zu</strong>geschaltet wird, ist es einfacher, mit<br />

Admittanzen <strong>zu</strong> rechnen, da diese bei Parallelschaltungen einfach addiert werden können<br />

(siehe Kap. 2.3), so dass die Berechnung in folgenden Schritten abläuft:<br />

a.) Berechnen der Impedanz Z der Serienschaltung aus R und L (Abb. 2.20):<br />

Z =<br />

Z∠ϕZ<br />

= Re{ Z}<br />

+ j Im{ Z}<br />

= R + jωL<br />

jωC


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Laborunterlagen<br />

2 2 ( R + ( L)<br />

)<br />

Z = ω<br />

(2.45)<br />

b.) Umrechnen dieser Impedanz in eine Admittanz Y (Abb. 2.21):<br />

1 1<br />

Y = =<br />

Z R + jωL<br />

2 2 ( R + ( ωL)<br />

)<br />

Seite 2.21 von 21<br />

(2.46)<br />

1 1<br />

Y = =<br />

(2.47)<br />

Z<br />

c.) Bedingung für Kompensation<br />

Die - komplexe, bzw. vektorielle - Addition dieser Admittanz mit der Admittanz YC des<br />

parallelen Kondensators muss eine neue Gesamt- Admittanz Y* ergeben, deren Imaginärteil<br />

Null ist (Abb. 2.22). Somit müssen YC und Im{Y} betragsmäßig gleich groß sein, bzw. sich<br />

vektoriell gegenseitig aufheben:<br />

Y C<br />

1<br />

= Im{ Y}<br />

= Y sinϕ<br />

=<br />

sinϕ<br />

2 2 ( R + ( ωL)<br />

)<br />

Für sin ϕ folgt aus Abb. 2.20, bzw. Abb. 2.21:<br />

2 2 ( R + ( ωL)<br />

)<br />

(2.48)<br />

Im{ Y}<br />

Im{ Z}<br />

ωL<br />

ωL<br />

sinϕ<br />

= = = =<br />

(2.49)<br />

Y Z Z<br />

Damit ergibt sich für die notwendige Admittanz von C aus Gleichung (2.47) und (2.48):<br />

Y C<br />

2<br />

ωL<br />

= (2.50)<br />

R +<br />

( ) 2<br />

ωL<br />

Aus = ωC<br />

(siehe Kap. 2.1.3) folgt für die notwendige Kompensationskapazität C:<br />

Y C<br />

2<br />

L<br />

C = (2.51)<br />

R +<br />

( ) 2<br />

ωL


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3 Elektrische Messtechnik<br />

3.1 Messung von Widerständen<br />

Widerstände werden in der Elektrotechnik in vielfältigster Weise eingesetzt, z.B.<br />

- Schutztechnik, Strombegren<strong>zu</strong>ng<br />

- Messtechnik, Vor – und Nebenwiderstand <strong>zu</strong>r Messbereichserweiterung<br />

- Elektrowärme, Ausnut<strong>zu</strong>ng der Verlustwärme, (Bügeleisen, Wassererhit<strong>zu</strong>ng...)<br />

Es gibt aber auch „Anwendungen“, bei denen der Ohm’sche Widerstand nicht erwünscht ist,<br />

z.B. bei Erdungsanlagen oder Innenwiderstände von Spannungsquellen und<br />

Strommessgeräten.<br />

3.1.1 Strom- / Spannungsmethode<br />

Die Bestimmung des unbekannten Widerstandes RX erfolgt indirekt durch Messung der<br />

Spannung U über RX und des Stromes I durch RX.<br />

Im Idealfall ist der Innenwiderstand eines Strom-Messinstrumentes (Amperemeter) gleich<br />

Null und jener eines Spannungs-Messgerätes (Voltmeter) unendlich hoch.<br />

Reale Amperemeter weisen einen sehr kleinen, aber von Null verschiedenen<br />

Innenwiderstand und reale Voltmeter einen sehr großen, aber nicht unendlich hohen<br />

Innenwiderstand auf. Diese Eigenschaft führt da<strong>zu</strong>, dass je nach Anordnung der Messgeräte<br />

entweder die Messung des Stromes oder die Messung der Spannung verfälscht wird, und<br />

man zwei prinzipielle Messschaltungen unterscheidet.<br />

Spannungsrichtige Messung<br />

U B<br />

R A<br />

A<br />

I A<br />

I RV<br />

V<br />

Abb. 3.1<br />

R V<br />

Seite 3.1 von 19<br />

I X<br />

R X<br />

U X =U V


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Bei dieser Anordnung misst das Voltmeter die Spannung direkt am unbekannten Widerstand<br />

RX, also unverfälscht, während das Amperemeter nicht nur den durch RX fließenden Strom IX<br />

erfasst, sondern auch den durch das Voltmeter fließenden Strom IRV („Stromfehler“).<br />

IA ... vom Amperemeter angezeigter Strom<br />

UV ... vom Voltmeter angezeigte Spannung<br />

RV ... Innenwiderstand des Voltmeters<br />

IRV ... Strom durch das Voltmeter (da RV < ∞)<br />

Bestimmung von RX aus den Anzeigen:<br />

U<br />

V<br />

R X = (3.1)<br />

IA<br />

Bestimmung von RX durch exakte Berechnung:<br />

R<br />

U<br />

U<br />

U<br />

X V<br />

V<br />

X = = =<br />

(3.2)<br />

IX<br />

I<br />

U<br />

A − IRV<br />

V<br />

IA<br />

−<br />

R V<br />

Diese Methode wird <strong>zu</strong>r Messung kleiner Widerstände RX verwendet (RX


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Hier wird der Strom direkt am unbekannten Widerstand RX, also unverfälscht, gemessen,<br />

während das Voltmeter nicht nur die am Widerstand RX anliegende Spannung UX misst,<br />

sondern auch den Spannungsabfall URA, welcher durch den Strom IX an RA erzeugt wird.<br />

Bestimmung von RX aus den Anzeigen:<br />

U<br />

V<br />

R X = (3.3)<br />

IA<br />

Bestimmung von RX durch exakte Berechnung:<br />

R<br />

U<br />

U<br />

− U<br />

U<br />

− I<br />

R<br />

X V RA V A A<br />

X = = =<br />

(3.4)<br />

IX<br />

IA<br />

IA<br />

Diese Methode wird <strong>zu</strong>r Messung großer Widerstände RX verwendet (RX >> RA).<br />

•= Erklärung aus der Gleichung für RX:<br />

Je kleiner RA gegenüber dem gesuchten RX ist, desto geringer ist die verfälschende<br />

Auswirkung des Terms A R I ⋅ auf die Bestimmung von RX.<br />

•= Erklärung aus Überlegung:<br />

Je größer RX ist, umso kleiner wird der Strom IX und die von IX an RA erzeugte, die<br />

Spannungsmessung verfälschende Spannung URA, d.h. umso kleiner wird der Unterschied<br />

zwischen der tatsächlichen Spannung UX und der gemessenen Spannung UV.<br />

Bei der Messung von Widerständen mit Hilfe der spannungs- bzw. stromrichtigen<br />

Messmethode muss darauf geachtet werden, dass die Nennleistung des Widerstandes nicht<br />

überschritten wird. Eine deutliche Erwärmung des Widerstandes führen <strong>zu</strong> <strong>zu</strong>sätzlichen<br />

Fehlern.<br />

Mit Hilfe der Formeln<br />

U<br />

X<br />

R X = und P max > UX<br />

IX<br />

kann die max. mögliche Spannung UB<br />

IX<br />

errechnet werden, wenn die Widerstand annähernd bekannt ist:<br />

P<br />

max<br />

U X < (3.5)<br />

R X<br />

Innenwiderstände von Messgeräten<br />

Wie bereits angeführt, ist im Idealfall der Innenwiderstand eines Strom-Messinstrumentes<br />

(Amperemeter) gleich Null und jener eines Spannungs-Messgerätes (Voltmeter) unendlich<br />

hoch. Wenn nun z. B. bei Verwendung eines digitalen Multimeters (vgl. Kap. 4.3) eine<br />

Spannung gemessen werden soll und der Messart-Wahlschalter versehentlich auf Stellung<br />

„Strommessung“ (anstelle „Spannungsmessung“) eingestellt ist, dann fließt aufgrund des –<br />

im Idealfall unendlich kleinen Innenwiderstandes in der Strommess-Position - ein „unendlich“<br />

hoher Strom durch das Messgerät, bzw. unterbricht eine Überstrom-Schutzeinrichtung den<br />

Seite 3.3 von 19


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hohen Strom. Daraus folgt die Notwendigkeit einer sorgfältigen Einstellung des Multimeters<br />

auf die Messgröße.<br />

Beispiel: Innenwiderstände von Messgeräten<br />

1. Analoges Multimeter Normameter S2<br />

z.B. Spannungsmessung:<br />

Messbereich Innenwiderstand<br />

50 mV 167 Ω<br />

5 V 16.7 kΩ<br />

150 V 500 kΩ<br />

500 V 1.67 MΩ<br />

z.B. Strommessung:<br />

Bei der Strommessung wird der Spannungsabfall bei Vollausschlag (= Messbereichsendwert<br />

ME) angegeben, woraus der Innenwiderstand (bei Vollausschlag) berechnet werden<br />

kann:<br />

Messbereich Spannungsabfall Innenwiderstand<br />

Messbereichsendwert<br />

15 mA 0.1 V 6.67 Ω<br />

1.5 A 0.2 V 0.133 Ω<br />

25 A 0.15 V 0.006 Ω<br />

2. Digitales Multimeter (DMM): Unigor 355<br />

z.B. Spannungsmessung<br />

Messbereich Innenwiderstand Innenwiderstand<br />

Gleichspannung Wechselspannung<br />

300 mV > 20 MΩ 5 MΩ<br />

3 V 11 MΩ 5 MΩ<br />

30 V 10 MΩ 5 MΩ<br />

300 V 10 MΩ 5 MΩ<br />

z.B. Strommessung (Gleichspannung und Wechselspannung)<br />

Messbereich Innenwiderstand Innenwiderstand<br />

Messbereichsendwert<br />

30 mA 200 mV 6.67 Ω<br />

300 mA 300 mV 1 Ω<br />

3 A 110 mV 36.6 mΩ<br />

10 V 350 mV 35 mΩ<br />

Seite 3.4 von 19


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3.1.2 Widerstandscodierung<br />

Die in der Elektronik verwendeten Ohm’schen Widerstände sind farbcodiert. Der Wert sowie<br />

die Genauigkeitstoleranz werden in Form von Farbringen auf den Widerstandskörper<br />

aufgedruckt.<br />

Man legt den Widerstand so vor sich hin, dass das Ende links <strong>zu</strong> liegen kommt, welches<br />

einen kürzeren Abstand <strong>zu</strong>m ersten Farbring aufweist. Von links nach rechts betrachtet<br />

repräsentieren die ersten beiden Farbringe (bzw. die ersten drei, wenn fünf Ringe<br />

aufgedruckt sind) die ersten zwei (bzw. drei) Ziffern des Widerstandswertes. Der nächste<br />

Ring stellt den Multiplikator dar, und der letzte Ring (ganz rechts) zeigt die Toleranz des<br />

Widerstandswertes dar.<br />

In Abb. 3.3 ist die Widerstandscodierung graphisch dargestellt. Diese muss nicht auswendig<br />

gelernt werden, sondern kann jederzeit in Tabellen nachgeschlagen werden.<br />

Beispiele:<br />

Abb. 3.3<br />

•= Widerstand mit vier Farbringen, von links nach rechts:<br />

2<br />

rot - rot - rot – silber ... 22 ⋅ 10 = 2200 Ω , Toleranz: ± 10 %<br />

•= Widerstand mit fünf Farbringen von links nach rechts:<br />

6<br />

blau - grau - schwarz - blau - gold ... 680 ⋅10 = 680 MΩ<br />

Seite 3.5 von 19<br />

, Toleranz: ±<br />

5 %


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3.1.3 Messbereichserweiterung<br />

Wenn die <strong>zu</strong> messende elektrische Größe (z.B. Spannung oder Strom) größer als der<br />

Messbereich des verwendeten Messgerätes ist, dann kann man beispielsweise durch<br />

Zuschalten eines Ohm’schen Widerstandes eine Messbereichserweiterung durchführen. Bei<br />

Voltmetern wird dabei ein Ohm’scher Widerstand in Serie <strong>zu</strong>m Messgerät geschaltet<br />

(Vorwiderstand), bzw. bei Ampere-Metern ein Ohm’scher Widerstand parallel <strong>zu</strong>geschaltet<br />

(Nebenwiderstand, Shunt- Widerstand).<br />

Messbereichserweiterung bei Spannungsmessgeräten<br />

I<br />

U mess<br />

R vor<br />

U vor<br />

Abb. 3.4<br />

In Abb. 3.4 ist gezeigt, wie durch das Hin<strong>zu</strong>fügen eines Vorwiderstandes Rvor in Serie <strong>zu</strong>m<br />

Voltmeter aus der <strong>zu</strong> messenden Spannung Umess eine kleinere Spannung UV am Voltmeter<br />

wird. Hier wird das Prinzip des Spannungsteilers angewendet (siehe Kap. 1), welches wie<br />

folgt <strong>zu</strong>r notwendigen Größe des Vorwiderstandes Rvor führt.<br />

U U<br />

I =<br />

vor V<br />

= (3.6)<br />

Rvor<br />

R V<br />

Mit<br />

U = U − U<br />

(3.7)<br />

vor<br />

mess<br />

ergibt sich<br />

V<br />

� Umess<br />

�<br />

R vor = R V �<br />

� −1<br />

(3.8)<br />

� UV<br />

Man erhält somit bei gegebenen Werten des Voltmeters (Innenwiderstand RV und <strong>zu</strong>lässige<br />

Messgröße UV) sowie der <strong>zu</strong> messenden Spannung Umess den notwendigen Wert für den<br />

Vorwiderstand Rvor.<br />

Beispiel:<br />

Für die Messung einer Spannung von 1000 V ( = Umess) steht ein Voltmeter mit einem<br />

Messbereich von 0 ... 100 V und einem Innenwiderstand RV von 100 kΩ <strong>zu</strong>r Verfügung. Wie<br />

groß muss der ein<strong>zu</strong>fügende Vorwiderstand RV sein, damit am Messgerät maximal 100 V<br />

angezeigt werden?<br />

R<br />

vor<br />

� Umess<br />

�<br />

3<br />

�1000<br />

�<br />

= R V �<br />

� −1<br />

�<br />

� = 100 ⋅10<br />

� −1<br />

= 900 kΩ<br />

� UV<br />

� 100<br />

Seite 3.6 von 19<br />

R V<br />

V<br />

U V


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Messbereichserweiterung bei Strommessgeräten<br />

U<br />

I N<br />

Imess I A<br />

R N<br />

R A<br />

A<br />

Abb. 3.5<br />

In Abb. 3.5 ist gezeigt, wie durch Hin<strong>zu</strong>fügen eines Nebenwiderstandes Rvor (Shunt-<br />

Widerstandes) parallel <strong>zu</strong>m Amperemeter aus dem <strong>zu</strong> messenden Strom Imess ein kleinerer<br />

Strom IA am Amperemeter wird. Hier wird das Prinzip des Stromteilers angewendet (siehe<br />

Kap. 1), welches wie folgt <strong>zu</strong>r notwendigen Größe des Nebenwiderstandes RN führt:<br />

U = I R = I R<br />

(3.9)<br />

Mit<br />

N<br />

N<br />

mess<br />

N<br />

A<br />

A<br />

A<br />

I = I − I<br />

(3.10)<br />

ergibt sich:<br />

R A<br />

R N =<br />

(3.11)<br />

Imess<br />

−1<br />

I<br />

A<br />

Man erhält somit bei gegebenen Werten des Amperemeters (Innenwiderstand RA und<br />

<strong>zu</strong>lässige Messgröße IA) sowie des <strong>zu</strong> messenden Stromes Imess den notwendigen Wert für<br />

den Nebenwiderstand RN.<br />

3.1.4 Gleichstrom- Messbrücke (Wheatstone- Brücke)<br />

+<br />

_<br />

U B<br />

I<br />

I<br />

U 1<br />

U 2<br />

I 2<br />

Seite 3.7 von 19<br />

I 1<br />

R 1<br />

I 0~0<br />

R 2<br />

0<br />

U 0<br />

R 3<br />

R 4<br />

I 3<br />

I 4<br />

U 3<br />

U 4


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Abb. 3.6<br />

Vier Widerstände sind in der dargestellten Weise an eine bekannte Betriebsspannung UB<br />

geschaltet, wobei einer dieser Widerstände der unbekannte Widerstand RX ist. In der<br />

Brückendiagonale ist ein hochohmiges Galvanometer <strong>zu</strong>r Anzeige der Brückenspannung U0<br />

angeordnet.<br />

Für unsere Betrachtungen kann der Innenwiderstand des Galvanometers als unendlich hoch<br />

angesehen werden, d.h. I0 = 0 A.<br />

Prinzipiell unterscheidet man zwei Möglichkeiten des Betriebs:<br />

•= nicht-abgeglichene Brücke,<br />

•= abgeglichene Brücke.<br />

Nicht-abgeglichene Brücke<br />

Aus I0 = 0 A folgen zwei Knotengleichungen.<br />

I 1 = I2<br />

I 3 = I4<br />

U<br />

R<br />

1<br />

1<br />

U<br />

=<br />

R<br />

2<br />

2<br />

U1 = UB<br />

UB<br />

=<br />

R + R<br />

1<br />

1<br />

R1<br />

R + R<br />

2<br />

2<br />

U<br />

R<br />

3<br />

3<br />

U<br />

=<br />

R<br />

U3 = UB<br />

4<br />

4<br />

UB<br />

=<br />

R + R<br />

Seite 3.8 von 19<br />

3<br />

3<br />

R3<br />

R + R<br />

Als Maschengleichung ergibt sich für die obere Masche die Brückendiagonalspannung für<br />

die nicht-abgeglichene Messbrücke:<br />

� R3<br />

= U<br />

�<br />

�<br />

� R3<br />

+ R<br />

�<br />

�<br />

�<br />

R1<br />

� � 1 1<br />

−<br />

�<br />

� = U<br />

�<br />

−<br />

R1<br />

+ R<br />

R<br />

2<br />

4 R 2<br />

�� 1 + 1 +<br />

� R3<br />

R1<br />

U0 = U3<br />

− U1<br />

B B<br />

(3.12)<br />

4<br />

Wenn drei Widerstände bekannt sind und U0 gemessen wird, kann der unbekannte vierte<br />

Widerstand berechnet werden.<br />

Anwendung<br />

Die Brückenschaltung nach dem Ausschlagverfahren wird vor allem <strong>zu</strong>r Bestimmung von<br />

Widerstandsänderungen verwendet (z.B. Temperaturänderungen, Kraft- und Drehmoment-<br />

Messungen mit Dehnungsmessstreifen, indem die Veränderung der Brückendiagonal-<br />

Spannung U0 gemessen und daraus die Änderung ∆RX des unbekannten Widerstandes RX<br />

bestimmt wird. Dies ist weniger aufwendig, als ständig einen Abgleich der Brücke<br />

durchführen <strong>zu</strong> müssen.<br />

U<br />

0<br />

�<br />

�<br />

� 1<br />

= UB<br />

� R<br />

�� 1 +<br />

� R<br />

4<br />

3<br />

1<br />

−<br />

R 2<br />

1 +<br />

R + ∆R<br />

X<br />

X<br />

�<br />

4<br />

4<br />

(3.13)


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Beispiel: Temperaturmessung mit temperaturabhängigem Widerstand<br />

Bei einer kontinuierlichen Temperaturmessung wird bei einer Referenztemperatur (z. B.<br />

20 °C) einmal ein Abgleich der Brücke durchgeführt (d.h. U0 = 0). Danach wird jeweils die <strong>zu</strong><br />

einer veränderten Temperatur <strong>zu</strong>gehörige Spannung U0 gemessen und daraus gemäß<br />

Gleichung (3.13) die Widerstandsänderung ∆RX berechnet, welche in einem direkten<br />

Zusammenhang mit der Temperatur steht. Der genaue Wert des Widerstandes ist dabei von<br />

geringerer Bedeutung, da lediglich die Änderung ∆RX in die Berechnung eingeht.<br />

Abgeglichene Brücke<br />

Man spricht von einer abgeglichenen Brücke, wenn sich die Diagonalspannung U0 <strong>zu</strong> Null<br />

ergibt. Dies wird genau dann erreicht, wenn folgende Bedingung erfüllt ist (direkt ersichtlich<br />

bei Nullsetzen des Klammerausdrucks in Gleichung (3.12)<br />

R 1 3<br />

= (3.14)<br />

R<br />

2<br />

R<br />

R<br />

4<br />

Wenn einer dieser Widerstände der unbekannte Widerstand RX ist, dann kann dieser durch<br />

die drei anderen, bekannten Widerstände berechnet werden. Wenn z.B. R1 der unbekannte<br />

Widerstand RX ist, dann gilt:<br />

R<br />

3<br />

R X = R 2 (3.15)<br />

R 4<br />

In der Praxis wird einer der bekannten Widerstände als verstellbarer Widerstand<br />

(Potentiometer) ausgeführt und dann so lange verstellt, bis die Brückenspannung Null ist.<br />

Es geht weder die Speisespannung UB noch die Brückendiagonalspannung U0 in die<br />

Bestimmung von RX ein. Zum Erreichen der Abgleichbedingung ist kein Voltmeter im<br />

herkömmlichen Sinn notwendig, sondern es genügt ein Messgerät mit lediglich einer<br />

Nullanzeige und möglichst großer Empfindlichkeit im Bereich um den Ausschlag Null<br />

(Galvanometer, siehe Kap. 4).<br />

Anwendung:<br />

Die Brückenschaltung nach dem Abgleichverfahren wird <strong>zu</strong>r Messung von unbekannten<br />

Festwiderständen verwendet, indem der unbekannte Widerstand RX mit drei bekannten<br />

Widerständen verglichen wird, so dass obige Widerstandsbedingung erfüllt ist.<br />

3.1.5 Wechselstrom-Messbrücke<br />

Im Unterschied <strong>zu</strong>r Gleichstrom-Messbrücke wird diese mit Wechselspannung gespeist. An<br />

die Stelle der Ohm’schen Widerstände treten komplexe Impedanzen Z1, Z2, Z3, Z4, welche<br />

durch beliebige Kombination aus R, L und C realisiert sein können.<br />

Analog <strong>zu</strong>r Herleitung bei der Gleichstrom-Messbrücke ergibt sich als Bedingung für eine<br />

abgeglichene Brücke:<br />

Seite 3.9 von 19


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Laborunterlagen<br />

Z 1 3<br />

= (3.16)<br />

Z<br />

2<br />

Z<br />

Z<br />

4<br />

Für die Abgleichbedingung der Brücke gibt es nun zwei Gleichungen:<br />

Trigonometrische Form: Gleichsetzen der Realteile und Gleichsetzen der Imaginärteile<br />

Polarform: Gleichsetzen der Beträge und Gleichsetzen der Winkeln<br />

1. Bedingung: Amplitudenabgleich<br />

Z Z = Z Z<br />

(3.17)<br />

1<br />

4<br />

2<br />

3<br />

2. Bedingung: Phasenabgleich<br />

ϕ + ϕ = ϕ + ϕ<br />

(3.18)<br />

1<br />

4<br />

2<br />

3<br />

3.2 Leistungsmessung<br />

3.2.1 Einphasiger Verbraucher<br />

In Abb. 3.7 ist als Beispiel eine beliebige, einphasige R-L-C-Kombination dargestellt.<br />

P<br />

Abb. 3.7<br />

Zur Messung der Wirkleistung P werden Wattmeter (digital, analog) eingesetzt. Zur<br />

Messung benötigt das Wattmeter Informationen über den fließenden Strom und über die<br />

anliegende Spannung (siehe Kap. 4), welche dadurch gewonnen werden, dass das<br />

Wattmeter zwei Anschlüsse aufweist, welche in den Strompfad geschaltet werden, sowie<br />

zwei Anschlüsse, welche in den Spannungspfad geschaltet werden.<br />

P = c W α<br />

(3.19)<br />

3.2.2 Dreiphasiger Verbraucher<br />

Begriffe<br />

Seite 3.10 von 19


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Laborunterlagen<br />

Einphasiger Verbraucher<br />

.... zwei Anschlüsse (z.B. Glühbirne).<br />

Dreiphasiger Verbraucher<br />

- symmetrisch: identische Impedanz aller drei Phasen;<br />

- unsymmetrisch: verschiedene Impedanzen in den drei Phasen;<br />

- in Dreileitersystem: d.h. drei <strong>zu</strong>führende Leitungen (L1, L2, L3)<br />

(Dreieckschaltung; oder Sternschaltung ohne Mittelpunktsleiter);<br />

- in Vierleitersystem: d.h. vier <strong>zu</strong>führende Leitungen (L1, L2, L3, N)<br />

(Sternschaltung mit herausgeführtem Mittelpunktsleiter Mp - auch als Nulleiter N<br />

bezeichnet).<br />

Verkettete Spannung<br />

.... die außen zwischen zwei Zuleitungen des Dreiphasensystems anliegende Spannung.<br />

Phasenspannung (Strangspannung)<br />

.... die direkt über einer der drei Phasen anliegende Spannung (Wicklungsstrang - andere<br />

Bezeichnung für die einzelne Phase eines dreiphasigen Verbrauchers, in Anlehnung an die<br />

Wicklungen eines dreiphasigen Motors).<br />

Phasenstrom (Strangstrom)<br />

.... der in einer Phase (im „Wicklungsstrang“) fließende Strom.<br />

Leiterstrom (Außenleiterstrom)<br />

.... der von den äußeren Zuleitungen in den dreiphasigen Verbraucher fließende Strom.<br />

Dreileitersystem<br />

(z.B. Dreieckschaltung; Sternschaltung ohne Mittelpunktsleiter)<br />

Jeweils für Sternschaltung und für Dreieckschaltung ist beispielhaft in Abb. 3.8 ein<br />

symmetrischer und in Abb. 3.9 ein unsymmetrischer dreiphasiger Verbraucher dargestellt.<br />

L 1<br />

L 2<br />

L 3<br />

P 1<br />

P 2<br />

a a<br />

b<br />

c<br />

Seite 3.11 von 19<br />

b<br />

c


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

L 1<br />

L 2<br />

L 3<br />

P 1<br />

P 2<br />

a<br />

b<br />

c<br />

Abb. 3.8<br />

Abb. 3.9<br />

Wenn ein symmetrischer oder ein unsymmetrischer dreiphasiger Verbraucher an ein<br />

Dreileitersystem angeschlossen ist, dann werden zwei Wattmeter in der gezeigten Weise<br />

angeschlossen, dass der Spannungspfad der beiden Wattmeter jeweils mit einem Anschluss<br />

an der dritten, nicht mit einem Wattmeter versehenen Phase verbunden ist („Aron-<br />

Schaltung“).<br />

Pges = P1<br />

+ P2<br />

= c W α1<br />

+ c W α 2<br />

(3.20)<br />

Herleitung (unter Ausnüt<strong>zu</strong>ng der Kirchhoff’schen -Regel, so dass die Summe der drei<br />

Phasenströme I1, I2 und I3 gleich Null ist):<br />

Pges = Pph1<br />

+ Pph2<br />

+ Pph3<br />

=<br />

= U<br />

1<br />

I<br />

1<br />

+ U<br />

2<br />

I<br />

2<br />

+ U<br />

3<br />

I<br />

3<br />

= U<br />

Seite 3.12 von 19<br />

1<br />

I<br />

1<br />

+ U<br />

2<br />

I<br />

2<br />

+ U<br />

3<br />

a<br />

b<br />

c<br />

( − I − I )<br />

( U1<br />

− U3<br />

) I1<br />

+ ( U2<br />

− U3<br />

) I2<br />

= U13<br />

I1<br />

+ U23<br />

I2<br />

= P13<br />

+ P23<br />

= c α1<br />

+ c α 2<br />

1<br />

2<br />

W W<br />

(3.21)<br />

Als Gesamtleistung ergibt sich somit die Summe der beiden Wirkleistungen, welche mit den<br />

zwei Wattmetern gemessen wurden (in Abb. 3.9 mit P1, P2 bezeichnet), die in diesem<br />

Beispiel zwischen die Phasen 1 und 3, bzw. 2 und 3 geschaltet sind.<br />

Für die gesamte Wirkleistung des dreiphasigen Verbrauchers sind die beiden Wattmeter-<br />

Anzeigen <strong>zu</strong> addieren, wobei ein eventuell negatives Vorzeichen einer Anzeige für die<br />

Summenbildung als negativ <strong>zu</strong> berücksichtigen ist.<br />

Bei digitalen Wattmetern wird ein negativer Wert durch ein „Minus“- Vorzeichen am Display<br />

dargestellt, während bei analogen Wattmetern die Spannungsanschlüsse um<strong>zu</strong>polen sind,<br />

um den entgegengesetzten Zeigerausschlag in den Ablesebereich <strong>zu</strong> invertieren (dieser<br />

umgepolte, ursprünglich negative Ausschlag ist mit einem negativen Vorzeichen in der<br />

Rechnung <strong>zu</strong> berücksichtigen).<br />

Vierleitersystem - symmetrischer Verbraucher<br />

(Sternschaltung mit herausgeführtem Mittelpunktsleiter)


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

L 1<br />

L 2<br />

L 3<br />

N(Mp)<br />

P 1<br />

Abb. 3.10<br />

Wenn ein dreiphasiger symmetrischer Verbraucher an ein Vierleitersystem (also<br />

Sternschaltung mit herausgeführtem Mp- Leiter) angeschlossen ist, dann genügt die<br />

Verwendung eines einzigen Wattmeters (mit dem Spannungspfad wie in Abb. 3.10 gegen<br />

den Mp- Leiter geschaltet) in einer der drei Phasen, dessen Wirkleistungsanzeige mit 3<br />

multipliziert wird.<br />

Pges = 3P1 = 3 c W α1<br />

(3.22)<br />

Vierleitersystem - unsymmetrischer Verbraucher<br />

(Sternschaltung mit herausgeführtem Mittelpunktsleiter)<br />

L 1<br />

L 2<br />

L 3<br />

N(Mp)<br />

P 1<br />

P 2<br />

P 3<br />

Abb. 3.11<br />

Wenn ein dreiphasiger, unsymmetrischer Verbraucher an ein Vierleitersystem (also<br />

Sternschaltung mit herausgeführtem Mp- Leiter) angeschlossen ist, dann sind drei<br />

Wattmeter notwendig, welche jeweils mit ihrem Spannungspfad gegen den Mp- Leiter <strong>zu</strong><br />

schalten sind. Die gesamte Wirkleistung des dreiphasigen Verbrauchers ergibt sich aus der<br />

Summe aller drei angezeigten Wirkleistungen.<br />

Pges = P1<br />

+ P2<br />

+ P3<br />

= c W α1<br />

+ c W α 2 + c W α 3<br />

(3.23)<br />

In diesem Fall ist keine negative Wattmeter-Anzeige möglich.<br />

Seite 3.13 von 19


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

Gesamtleistung eines dreiphasigen Verbrauchers<br />

Die gesamte Leistung (Wirk-, Blind- oder Scheinleistung) eines dreiphasigen Verbrauchers<br />

ergibt sich aus der Summe der einzelnen Leistungen in den drei Phasen (= Strängen).<br />

Es gilt für einen unsymmetrischen, dreiphasigen Verbraucher:<br />

P = P + P + P = U I cos ϕ + U I cos ϕ + U I cos ϕ<br />

(3.24)<br />

ges<br />

ges<br />

1 2 3 ph1<br />

ph1<br />

ph1<br />

ph2<br />

ph2<br />

ph2<br />

ph3<br />

ph3<br />

ph3<br />

Q = Q + Q + Q = U I sinϕ<br />

+ U I sinϕ<br />

+ U I sinϕ<br />

(3.25)<br />

ges<br />

1 2 3 ph1<br />

ph1<br />

ph1<br />

ph2<br />

ph2<br />

ph2<br />

ph3<br />

ph3<br />

ph3<br />

S = S + S + S = U I + U I + U I<br />

(3.26)<br />

1 2 3 ph1<br />

ph1<br />

ph2<br />

ph2<br />

ph3<br />

ph3<br />

Für einen symmetrischen, dreiphasigen Verbraucher sind die Effektivwerte Uph, Iph und der<br />

Phasenwinkel ϕph in jeder Phase identisch, so dass sich folgende Vereinfachungen ergeben:<br />

P = 3 U I cos ϕ<br />

(3.27)<br />

ges<br />

ges<br />

ph<br />

ph<br />

ph<br />

ph<br />

ph<br />

Q = 3 U I sinϕ<br />

(3.28)<br />

ges<br />

ph<br />

ph<br />

ph<br />

S = 3 U I<br />

(3.29)<br />

Dreieckschaltung<br />

Abb. 3.12 zeigt das Schaltbild eines symmetrischen, dreiphasigen Verbrauchers in<br />

Dreieckschaltung (mit beliebigen, aber in allen Phasen identischen Impedanzen Z).<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

U 12<br />

U 23<br />

U 31<br />

I L1<br />

I L2<br />

I L3<br />

Abb. 3.12<br />

Bei Dreieckschaltung ist der Betrag der Phasenspannung gleich der außen<br />

anliegenden, verketteten Spannung (z.B. U12). Der Betrag des Phasenstromes ist um<br />

den Faktor 1/√√√√3 kleiner als der Außenleiterstrom.<br />

Somit kann die Wirkleistung mit den außen <strong>zu</strong>gänglichen Größen (verkettete Spannung<br />

Uverk, Leiterstrom IL) wie folgt geschrieben werden:<br />

Seite 3.14 von 19<br />

U 12<br />

U 23<br />

I 23<br />

Z<br />

Z<br />

Z<br />

I 12<br />

I 31<br />

U 31


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

I<br />

3 (3.30)<br />

3<br />

L<br />

PGes = Uph<br />

Iph<br />

cos ϕph<br />

= 3 Uverk<br />

cos ϕph<br />

= 3 Uverk<br />

IL<br />

cos ϕph<br />

In Abb. 3.13 ist das Zeigerdiagramm der Spannungen und Ströme gezeigt, welches wie folgt<br />

entsteht:<br />

1. Für die außen anliegenden, verketteten Spannungen, welche bei Dreieckschaltung gleich<br />

den Phasenspannungen sind, kann die Richtung einer Spannung beliebig angenommen<br />

werden (in diesem Fall z.B. ϕ=0° für U12), die übrigen Spannungen ergeben sich durch<br />

Phasen-Nacheilung um jeweils 120°. Der Effektivwert der verketteten Spannungen sei<br />

z.B. 400 V.<br />

= 400∠(<br />

0°<br />

) V<br />

U 12<br />

U 23<br />

U 31<br />

= 400∠(<br />

−120°<br />

) V<br />

= 400∠(<br />

−240°<br />

) V = 400 ∠ ( 120°<br />

) V<br />

U 31<br />

I L2<br />

I 23<br />

U 23<br />

ϕ 2<br />

ϕ 3<br />

I 31<br />

I L1<br />

ϕ 1<br />

I L3<br />

I 12<br />

Abb. 3.13<br />

Seite 3.15 von 19<br />

U 12<br />

2. Die Phasenströme I12, I23, I31 seien in jeder Phase jeweils um den selben Winkel (da<br />

symmetrisch) gegenüber den Phasenspannungen phasenverschoben, z.B. um 45°<br />

nacheilend (also Z beispielhaft als Ohm´sch- induktiver Verbraucher angenommen). Der<br />

Effektivwert der Phasenströme sei z.B. 5 A.<br />

= 5∠(<br />

−45°<br />

) A<br />

I 12<br />

I 23<br />

I 31<br />

= 5∠(<br />

−165°<br />

) A<br />

= 5∠(<br />

75°<br />

) A


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Laborunterlagen<br />

3. Die Außenleiterströme IL1, IL2, IL3 erhält man durch vektorielle Addition der Phasenströme<br />

gemäß der Kirchhoff´schen Knotengleichung.<br />

= I −I<br />

= 5∠(<br />

−45°<br />

) − 5∠(<br />

75°<br />

) = 8.<br />

66∠(<br />

−75°<br />

) A<br />

IL 1 12 31<br />

IL 2 I23<br />

− I12<br />

IL 3 I31<br />

− I23<br />

= = 5∠(<br />

−165°<br />

) − 5∠(<br />

−45°<br />

) = 8.<br />

66∠(<br />

165°<br />

) A<br />

= = 5∠(<br />

75°<br />

) − 5∠(<br />

−165°<br />

) = 8.<br />

66∠(<br />

45°<br />

) A<br />

Aus der maßstäblichen, vektoriellen Addition oder aus der komplexen Rechnung erhält man<br />

für die Beträge (z.B. Effektivwerte) der Ströme folgende allgemeine Formel:<br />

Iph<br />

=<br />

IL<br />

3<br />

(3.31)<br />

Ferner gilt:<br />

U U = (3.32)<br />

ph<br />

verk<br />

Sternschaltung<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

U 12<br />

U 23<br />

U 31<br />

I L1<br />

I L2<br />

I L3<br />

Abb. 3.14<br />

Die Abb. 3.14 zeigt das Schaltbild eines symmetrischen, dreiphasigen Verbrauchers in<br />

Sternschaltung (mit beliebigen, aber in allen Phasen identischen Impedanzen Z)<br />

Bei Sternschaltung ist der Betrag der Phasenspannung um den Faktor 1/√√√√3 kleiner als<br />

die außen anliegende, verkettete Spannung. Der Betrag des Phasenstromes ist gleich<br />

dem Außenleiterstrom IL.<br />

Somit kann die Wirkleistung mit den außen <strong>zu</strong>gänglichen Größen (verkettete Spannung<br />

Uverk, Leiterstrom IL) wie folgt geschrieben werden:<br />

U<br />

3 (3.33)<br />

3<br />

verk<br />

PGes = Uph<br />

Iph<br />

cos ϕph<br />

= 3 IL<br />

cos ϕph<br />

= 3 Uverk<br />

IL<br />

cos ϕph<br />

In Abb. 3.15 ist das Zeigerdiagramm der Spannungen und Ströme gezeigt, welches wie folgt<br />

entsteht:<br />

Z<br />

U 2<br />

Seite 3.16 von 19<br />

U 1<br />

U 3<br />

Z<br />

Z<br />

I L1<br />

I L3


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Laborunterlagen<br />

1. Da für symmetrische Verbraucher in Sternschaltung auch die Phasenspannungen ein<br />

120°-System bilden, kann hier auch von den Phasenspannungen ausgegangen werden<br />

kann. Die Richtung einer Spannung kann beliebig angenommen werden (in diesem Fall<br />

z.B. ϕ=0° für U1), die übrigen Phasenspannungen ergeben sich durch Phasen-Nacheilung<br />

um jeweils 120°. Der Effektivwert der Phasen-Spannungen sei z.B. 230 V.<br />

= 230∠(<br />

0°<br />

) V<br />

U 1<br />

U 2<br />

U 3<br />

= 230∠(<br />

−120°<br />

) V<br />

= 230∠(<br />

−240°<br />

) V = 230 ∠(<br />

120°<br />

) V<br />

U 31<br />

I L2<br />

U 2<br />

U 3<br />

ϕ 2<br />

ϕ 3<br />

I L3<br />

U 23<br />

Abb. 3.15<br />

2. Die verketteten Spannungen ergeben sich gemäß Kirchhoff´scher Maschenregel:<br />

= U − U = 230∠(<br />

0°<br />

) − 230∠(<br />

−120°<br />

) = 400∠(<br />

30°<br />

) V<br />

U12 1 2<br />

U23 U2<br />

− U3<br />

U31 U3<br />

− U1<br />

45°=ϕ 1<br />

I L1<br />

Seite 3.17 von 19<br />

U 1<br />

U 12<br />

= = 230∠(<br />

−120°<br />

) − 230∠(<br />

−240°<br />

) = 400∠(<br />

−90°<br />

) V<br />

= = 230∠(<br />

−240°<br />

) − 230∠(<br />

0°<br />

) = 400∠(<br />

150°<br />

) V<br />

3. Die Phasenströme sind identisch <strong>zu</strong> den Außenleiterströmen IL1, IL2, IL3. Die Ströme sind<br />

jeweils um den selben Winkel (da symmetrisch) gegenüber den Phasenspannungen<br />

phasenverschoben, z.B. um 45° nacheilend (also Z beispielhaft als Ohm´sch- induktiver<br />

Verbraucher angenommen). Der Effektivwert der Phasenströme sei z.B. 5 A.<br />

= 5∠(<br />

−45°<br />

) A<br />

IL 1<br />

IL 2<br />

IL 3<br />

= 5∠(<br />

−165°<br />

) A<br />

= 5∠(<br />

75°<br />

) A<br />

Aus der maßstäblichen, vektoriellen Addition oder aus der komplexen Rechnung erhält man<br />

für die Beträge (z.B. Effektivwerte) der Spannungen folgende allgemeine Formel:<br />

U<br />

ph<br />

Uverk<br />

= (3.34)<br />

3<br />

Ferner gilt:


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Laborunterlagen<br />

I = I<br />

(3.35)<br />

ph<br />

L<br />

Seite 3.18 von 19


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Laborunterlagen<br />

Allgemeine Leistungsformeln für symmetrische Verbraucher<br />

Unabhängig von der Schaltung des Verbrauchers (Dreieckschaltung oder Sternschaltung)<br />

können folgende allgemeingültige Gleichungen für symmetrische Verbraucher aufgestellt<br />

werden, wenn ausschließlich die außen <strong>zu</strong>gänglichen Größen (verkettete Spannung Uverk,<br />

Leiterstrom IL) verwendet werden:<br />

Ges<br />

verk<br />

L<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

ph<br />

U verk<br />

U verk<br />

U verk<br />

I L<br />

I L<br />

I L<br />

Abb. 3.16<br />

Seite 3.19 von 19<br />

Dreiphasiger<br />

Verbraucher<br />

P = 3 U I cosϕ<br />

(3.36)<br />

Q = 3 U I sinϕ<br />

(3.37)<br />

Ges<br />

Ges<br />

verk<br />

verk<br />

L<br />

L<br />

ph<br />

S = 3 U I<br />

(3.38)


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Laborunterlagen<br />

4 Elektrische Messgeräte<br />

4.1 Allgemeines<br />

Fehler - Definitionen<br />

Absoluter Fehler Fa<br />

f = x − x<br />

(4.1)<br />

a<br />

A<br />

W<br />

Relativer Fehler Fr<br />

f<br />

r<br />

x A − x W<br />

= 100 [%] (4.2)<br />

x<br />

W<br />

mit xA .... angezeigter Wert (Istwert)<br />

xW .... wahrer Wert (Sollwert)<br />

4.1.1 Fehler bei analogen Messgeräten<br />

Die Klassengenauigkeit gibt den maximal auftretenden Fehler in [%] des Messbereichs-<br />

Endwertes des Messgerätes bei Nennbedingungen (Temperatur, Frequenz, Kurvenform, ...)<br />

an. Die Genauigkeitsklasse ist in der Anzeigeskala des analogen Messgerätes angegeben.<br />

Da sich die Klasse auf den Messbereichs-Endwert bezieht, bedeutet dies bei kleinen<br />

Zeigerausschlägen zwangsläufig einen höheren relativen Fehler (in [%]), während der<br />

absolute Fehler (in [A]) gleich bleibt!<br />

Dies soll folgendes Beispiel verdeutlichen (wobei der Messgeräte-Typ nicht untersucht wird).<br />

30<br />

20<br />

0<br />

40<br />

50<br />

60<br />

70<br />

80<br />

1,0<br />

90<br />

A<br />

Abb. 4.1<br />

100<br />

110 120<br />

Beispiel (Abb. 4.1):<br />

Genauigkeitsklasse Kl. = 1.0 (entspricht 1.1 A),<br />

Messbereichs-Endwert = 110 A<br />

Messbereich: 20 A ... 110 A<br />

Anzeigebereich: 0 A ... 120 A<br />

� nichtlinearer Anfangsbereich: 0 ... 20 A<br />

nichtlinearer Überlastbereich: 110 A ... 120 A<br />

Seite 4.1 von 24


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Laborunterlagen<br />

Beispiel: Fehlerbetrachtung<br />

Messwert (entspricht ME) : 110 A<br />

= 110A<br />

± 1.<br />

1A<br />

= 108.<br />

9 A ... 111.<br />

1A<br />

x A , min−<br />

max<br />

fa , max = x W ± 1.<br />

1A<br />

− x W<br />

( ) = ± 1.<br />

1A<br />

( x ± 1.<br />

1A<br />

) − x<br />

W<br />

W<br />

fr<br />

=<br />

100 = ± 1.<br />

1%<br />

x W<br />

Messwert: 50 A<br />

= 50A<br />

± 1.<br />

1A<br />

= 48.<br />

9 A ... 51.<br />

1A<br />

x A , min−<br />

max<br />

fa , max = x W ± 1.<br />

1A<br />

− x W<br />

( ) = ± 1.<br />

1A<br />

( x ± 1.<br />

1A<br />

) − x<br />

W<br />

W<br />

fr<br />

=<br />

100 = ± 2.<br />

2%<br />

x W<br />

Messwert: 25 A<br />

= 25A<br />

± 1.<br />

1A<br />

= 23.<br />

9 A ... 26.<br />

1A<br />

x A , min−<br />

max<br />

fa , max = x W ± 1.<br />

1A<br />

− x W<br />

f<br />

r<br />

=<br />

fr<br />

Fr 100<br />

10<br />

1<br />

( ) = ± 1.<br />

1A<br />

( x ± 1.<br />

1A<br />

) − x<br />

W<br />

[%]<br />

x<br />

W<br />

W<br />

100 =<br />

± 4.<br />

4%<br />

1 10 100 [%]<br />

Seite 4.2 von 24<br />

Absoluter Fehler:<br />

= ± 0.<br />

01ME<br />

= ± 1.<br />

1A<br />

f a<br />

Der absolute Fehler f a = fa,<br />

max von 1%<br />

bezogen auf den Messbereichsendwert bleibt<br />

konstant ( ± 1.<br />

1A<br />

).<br />

Der relative Fehler f r ändert sich als<br />

Funktion des Messwertes.<br />

fr<br />

Fr 10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

[%]<br />

XxA/ME A / ME<br />

xA/ME<br />

XA / ME<br />

20 40 60 80 100 [%]<br />

Abb. 4.2 Abb. 4.3<br />

Zur Veranschaulichung ist für ein Messgerät der Klasse 1.0 in Abb. 4.2 die starke Zunahme<br />

des relativen Messfehlers Fr bei kleinen Messwerten in logarithmischer Skalierung und in<br />

Abb. 4.3 in linearer Skalierung dargestellt. Auf der Abszisse ist der angezeigte Messwert XA<br />

bezogen auf den Messbereichs-Endwert ME in [%] angegeben. Für unser Beispiel ist 100 %<br />

also mit 110 A als Messbereichs-Endwert gleich<strong>zu</strong>setzen, bei welchem der angenommene<br />

Klassenfehler von 1 % Gültigkeit besitzt.<br />

Aus dieser Überlegung folgt die Forderung nach überlegter Auswahl der analogen<br />

Messgeräte:<br />

Der Messbereich des verwendeten Messgerätes sollte <strong>zu</strong>r Vermeidung großer Messfehler so<br />

eingestellt werden, dass die <strong>zu</strong> messende Größe größer als 1/3 des Messbereichsendwertes<br />

ist.


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Laborunterlagen<br />

4.1.2 Fehler bei digitalen Messgeräten<br />

Der Fehler von Digitalmultimetern wird durch einen proportionalen Anteil (% vom Messwert)<br />

und einen konstanten Anteil charakterisiert (Digits).<br />

f = ± (% v.<br />

M.<br />

+ Digits)<br />

(4.3)<br />

Beispiel: Fehler von Digitalmultimeter (DMM)<br />

1. Digitalmultimeter Unigor 355 (Quelle: Bedienungsanleitung)<br />

DC – Spannungs-Messbereich, 30 V: ± ( 0.<br />

05 % v.<br />

M.<br />

+ 3 D)<br />

, Auflösung 1 mV<br />

AC – Strom- Messbereich, 300 mA: ± ( 0.<br />

5 % v.<br />

M.<br />

+ 30 D)<br />

, Auflösung 10 μA<br />

2. Digitalmultimeter Fluke 189 (Quelle: Bedienungsanleitung)<br />

DC – Spannungs- Messbereich, 50 V: ± ( 0.<br />

03 % v.<br />

M.<br />

+ 3 D)<br />

, Auflösung: 1mV<br />

AC – Strom - Messbereich, 400 mA: ± ( 0.<br />

75 % v.<br />

M.<br />

+ 5 D)<br />

, Auflösung: 10 μA<br />

Beispiel: Berechnung vom maximalen absoluten und relativer Fehler<br />

Anzeige im 30 V DC Messbereich: 25.341 V<br />

= ± ( 0.<br />

0005 ⋅ 25.341+<br />

3 ⋅ 0.<br />

001)<br />

= ± ( 0.<br />

01267 + 0.<br />

003)<br />

fa , max<br />

x A , min−<br />

max<br />

fr , max<br />

=<br />

=<br />

25.<br />

341<br />

( 25.<br />

341<br />

Einstellzeit<br />

±<br />

±<br />

0.<br />

01567<br />

V =<br />

0.<br />

01567 V) - 25.<br />

341V<br />

25.<br />

341V<br />

25.325 V... 25.357<br />

=<br />

± 0.<br />

0618%<br />

V<br />

Seite 4.3 von 24<br />

=<br />

± 0.<br />

01567<br />

Die Zeit, die der Zeiger benötigt, bis er nach einer sprungartigen Änderung der Messgröße in<br />

den Toleranzbereich der Klassengenauigkeit eingeschwungen ist. Ursache sind bei<br />

analogen Messgeräten die mechanische Zeigerträgheit und bei digitalen Messgeräten die<br />

notwendigen internen Signalumset<strong>zu</strong>ngen.<br />

4.2 Analoge Messgeräte<br />

4.2.1 Drehspul-Messgerät<br />

Bildung des Zeigerausschlags<br />

Der Aufbau des Messgerätes ist in zwei verschiedenen Abbildungen (Abb. 4.4, Abb. 4.7)<br />

gezeigt. Eine drehbar gelagerte Spule befindet sich im radial homogenen Magnetfeld eines<br />

Permanentmagneten. Wenn nun die Spule von einem Strom durchflossen wird (in diesem<br />

Fall ist es der <strong>zu</strong> messende Strom) dann erfährt jeder Leiter der Spule eine Kraft gemäß<br />

r r<br />

( l × B)<br />

r<br />

F = I<br />

(4.4)<br />

V


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Laborunterlagen<br />

Abb. 4.4<br />

Wenn B und l normal aufeinander stehen, gilt<br />

Abb. 4.7<br />

Seite 4.4 von 24<br />

Abb. 4.5:<br />

Symbol für<br />

Drehspulmesswerk<br />

Abb. 4.6<br />

Symbol für<br />

Drehspulmesswerk<br />

mit Gleichrichter<br />

F = I l B<br />

(4.5)<br />

Gesamtkraft aller w Windungen der Spule<br />

Fges = w I l B<br />

(4.6)<br />

Jede Windung (zwei Leiter) bildet einen Hebelarm um die Drehachse des Zeigers, wodurch<br />

sich ein stromproportionales, elektrisches Moment Me auf die Spule ergibt:<br />

M e<br />

= 2 r w I l B = k I<br />

(4.7)


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Laborunterlagen<br />

Die Spule ist über eine Spiralfeder - welche sowohl der Strom<strong>zu</strong>führung als auch als<br />

mechanisches Gegenmoment dient - drehbar gelagert, wodurch die Spule ein<br />

drehwinkelproportionales Gegendrehmoment Mmech erfährt<br />

Mmech = D α<br />

(4.8)<br />

(... D: Drehfeder-Konstante, α: Drehwinkel)<br />

Die Spule wird durch den fließenden Strom I so weit verdreht, bis das elektrische,<br />

auslenkende Moment Me gleich dem rückstellenden Drehmoment Mmech wird.<br />

M M = (4.9)<br />

mech<br />

e<br />

2 r w I l B = D α<br />

(4.10)<br />

Somit ergibt sich ein Zeigerausschlagwinkel α, welcher proportional <strong>zu</strong>m Messstrom I ist:<br />

2 r w Il<br />

B<br />

α = = k1<br />

I<br />

(4.11)<br />

D<br />

α ~ i(<br />

t)<br />

(4.12)<br />

Dämpfung:<br />

Nachdem jedes Masse-Feder-System (in diesem Fall aus drehbar beweglicher Spulenmasse<br />

und Drehfeder bestehend) mechanische Schwingungen ausführt, bevor es den stationären<br />

Ruhe<strong>zu</strong>stand annimmt, wird auch der Zeiger des Messgerätes erst nach Ablauf dieser<br />

mechanischen Einstellzeit eine ruhende Anzeige des Messwerts ermöglichen. Die<br />

Gleichungen (4.9) und (4.10) stellen somit das statische Gleichgewicht der wirkenden<br />

Momente dar, welches sich erst nach Abklingen der Einschwingvorgänge einstellt.<br />

Zur Verkür<strong>zu</strong>ng dieser Einstellzeit wird die drehbare Spule auf einem Aluminiumrahmen<br />

gewickelt. Bei jeder zeitlichen Änderung des Magnetfeldes, welches ein magnetisch<br />

leitfähiges Material durchsetzt, werden in diesem Material Spannungen induziert, welche<br />

aufgrund des geringen magnetischen Widerstandes von Aluminium in diesem Ströme<br />

hervorrufen („induzieren“). Diese sogenannten „Wirbelströme“ erzeugen ein Magnetfeld,<br />

welches ihre Ursache (i.e. die Bewegung der stromdurchflossenen Spule) <strong>zu</strong> hemmen<br />

versucht, also dämpft.<br />

Diese dämpfende Wirkung ist proportional <strong>zu</strong>r Änderungsgeschwindigkeit des Magnetfeldes<br />

und somit proportional <strong>zu</strong>r Winkelgeschwindigkeit des Zeigers, wodurch ja eine<br />

Dämpfungseinrichtung charakterisiert ist.<br />

Abb. 4.8<br />

Seite 4.5 von 24


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Laborunterlagen<br />

In Abb. 4.8 sind drei typische Fälle gezeigt:<br />

• Kriechende Einstellung des Anzeigewertes (starke Dämpfung)<br />

• Aperiodischer Grenzfall (ideale Dämpfung)<br />

• Überschwingen (geringe Dämpfung)<br />

Es gilt also, einen Kompromiss zwischen hoher Empfindlichkeit (große Einstellzeit, geringe<br />

Dämpfung) und geringer Einstellzeit (geringe Empfindlichkeit, große Dämpfung) <strong>zu</strong> finden.<br />

Strommessung, Spannungsmessung<br />

Das Drehspulmessgerät ist prinzipiell ein Strom-Messgerät, wird jedoch weitverbreitet als<br />

Spannungsmesser verwendet, indem intern der Strom über einen definierten<br />

Messwerkwiderstand geführt wird, an welchem die Messspannung abfällt.<br />

Wechselgrößen<br />

Bei Wechselströmen sehr kleiner Frequenz folgt der Zeiger dem Momentanwert des<br />

Stromes, während bei genügend hohen Frequenzen (z.B. auch 50 Hz) der Zeiger aufgrund<br />

seiner mechanischen Trägheit nicht mehr folgen kann und den zeitlichen Mittelwert anzeigt,<br />

welcher bei sinusförmigen Wechselgrößen Null ist.<br />

Um dennoch den Effektivwert von sinusförmigen Wechselgrößen <strong>zu</strong> messen, wird im<br />

beschriebenen Messwerk ein Gleichrichter vorgeschaltet, so dass das Messwerk den<br />

zeitlichen Mittelwert der gleichgerichteten Stromes i ( t)<br />

erfasst.<br />

|i(t)|<br />

Abb. 4.9<br />

Der zeitliche Mittelwert i ( t)<br />

des von einem Vollweg-Gleichrichter gelieferten, pulsierenden<br />

Gleichstromes ⎪i(t)⎪ ( = Gleichrichtwert) lautet:<br />

i(<br />

t)<br />

1<br />

=<br />

T<br />

T<br />

∫<br />

0<br />

i(<br />

t)<br />

dt<br />

Daraus folgt für den Gleichrichtwert einer pulsierenden Gleichspannung (Abb. 4.9):<br />

T<br />

Seite 4.6 von 24<br />

t<br />

(4.13)<br />

T / 2<br />

1<br />

2 2<br />

i( t)<br />

= ∫ î(<br />

t)<br />

sin( ωt)<br />

dt = ..... = î = 2 Ieff<br />

= 0.<br />

9 Ieff<br />

(4.14)<br />

T<br />

π π<br />

0


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Laborunterlagen<br />

Damit ergibt sich für den Formfaktor F einer sinusförmigen Wechselgröße, welcher als<br />

Verhältnis von Effektivwert <strong>zu</strong> Gleichrichtwert definiert ist:<br />

Ieff<br />

F = = 1.<br />

11<br />

(4.15)<br />

| i(<br />

t)<br />

|<br />

Die Skala des Messgerätes ist nun so eingeteilt, dass dieser Formfaktor F = 1.11<br />

berücksichtigt wird. Somit wird der vom Zeiger gemessene Mittelwert des pulsierenden,<br />

gleichgerichteten Stromes aufgrund der Skaleneinteilung mit dem Formfaktor für<br />

sinusförmige Größen multipliziert.<br />

Das Drehspulmessgerät mit eingebautem Gleichrichter zeigt ausschließlich für sinusförmige<br />

Wechselgrößen den korrekten Effektivwert an, da der Formfaktor für andere Wechselgrößen<br />

(z.B. Dreieckspannung, Rechteckspannung) nicht 1.11 beträgt (... andere Kurvenform für die<br />

Integral-Berechnung gemäß Gleichung (4.12)).<br />

4.2.2 Drehspul-Galvanometer<br />

Galvanometer werden <strong>zu</strong>r Messung sehr kleiner Spannungen und Ströme vor allem als Null-<br />

Anzeigegeräte in Messbrücken (siehe. Kap. 3) verwendet.<br />

Für die geforderte Messung sehr kleiner Messgrößen ist eine große Empfindlichkeit<br />

notwendig, welche im Galvanometer durch ein schwache Dämpfung des Zeiger-Feder-<br />

Systems und eine Spule mit hoher Windungszahl (größere Ablenkkraft bei gleichem<br />

Messstrom; siehe Gleichung (4.6)) erreicht wird. Dafür muss jedoch eine größere Einstellzeit<br />

in Kauf genommen werden.<br />

4.2.3 Dreheisen- Messgerät<br />

Seite 4.7 von 24<br />

Abb. 4.11<br />

Symbol für<br />

Dreheisen-<br />

Messgerät


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Laborunterlagen<br />

Bildung des Zeigerausschlags<br />

Abb. 4.10<br />

Abb. 4.12<br />

Im Magnetfeld der vom Messstrom durchflossenen Spule befinden sich ein festes und ein<br />

bewegliches Blechplättchen, wodurch beide Plättchen vom selben Magnetfeld erfasst und<br />

magnetisiert werden. Folglich stoßen sich die Plättchen gegenseitig ab, wodurch das<br />

bewegliche, drehbar gelagerte Plättchen entsprechend der Größe des Messstromes<br />

ausgelenkt wird.<br />

Herleitung über Energiebilanz:<br />

Von der Spule aufgenommene magnetische Energie:<br />

1<br />

I<br />

2<br />

2<br />

Wmagn = L<br />

(4.16)<br />

Moment des bewegten Plättchens:<br />

M e<br />

dW 1 dL(<br />

α)<br />

2<br />

= = I<br />

(4.17)<br />

dα<br />

2 dα<br />

Rückstellendes, mechanisches Gegenmoment:<br />

Mmech = D α<br />

(4.18)<br />

Gleichsetzen des elektrischen, auslenkenden Moments Me mit dem rückstellenden<br />

mechanischen Moment Mmech liefert den Zeigerausschlagwinkel<br />

1 dL(<br />

α)<br />

2<br />

2<br />

α = ⋅ I = f(<br />

α)<br />

I<br />

(4.18)<br />

2 D dα<br />

Seite 4.8 von 24


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Laborunterlagen<br />

2<br />

α ~ i(<br />

t)<br />

(4.19)<br />

Der Zeigerausschlag ist direkt proportional <strong>zu</strong>m Quadrat des Momentanwerts i(t).<br />

Wechselgrößen<br />

Die gewünschte Anzeigegröße ist der Effektivwert des gemessenen Stromes<br />

( = Wurzel des quadratischen Mittelwerts):<br />

I<br />

eff<br />

=<br />

1<br />

T<br />

T<br />

∫<br />

0<br />

i(<br />

t)<br />

2<br />

dt<br />

Seite 4.9 von 24<br />

(4.20)<br />

Es gilt nun, aus der Zeigerausschlag-Proportionalität <strong>zu</strong>m quadratischen Mittelwert eine<br />

Proportionalität <strong>zu</strong>m Effektivwert her<strong>zu</strong>stellen, was durch folgende zwei Maßnahmen erreicht<br />

wird:<br />

a.) Aufgrund der mechanischen Trägheit des Messwerk-Zeigers folgt der Zeiger nicht dem<br />

schnell pulsierenden Quadrat i(t) 2 des Momentanwerts des Messstromes (z.B. 50 mal pro<br />

Sekunde bei einer Frequenz von 50 Hz), sondern folgt dem zeitlichen Mittelwert des<br />

quadratischen Momentanwerts:<br />

i(<br />

t)<br />

1<br />

=<br />

T<br />

T<br />

∫<br />

0<br />

i(<br />

t)<br />

2<br />

dt<br />

(4.21)<br />

b.) Die Skala des Messgerätes wird nun nicht proportional <strong>zu</strong> diesem Mittelwert eingeteilt,<br />

sondern durch spezielle Formgebung der Blechplättchen wird eine Wurzelabhängigkeit vom<br />

Mittelwert ( = Effektivwert; Gl. 4.16) erreicht.<br />

Das Dreheisen-Messgerät misst also ohne Umweg über Gleichrichter den echten<br />

Effektivwert von Wechselgrößen jeder Art (z.B. Sinus-, Dreieck-, Rechtecksignale).<br />

Das Dreheisen-Messwerk ist robust gegen Überlast, da es keine stromdurchflossenen<br />

bewegten Teile enthält, und weist gegenüber dem Drehspul-Messwerk einen wesentlich<br />

höheren Eigenverbrauch auf, da das magnetische Feld für die Zeigerauslenkung erst durch<br />

den durch die Spule fließenden Messstrom aufgebaut werden muss (bei<br />

Drehspulinstrumenten: Permanentmagnet).


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4.2.4 Elektrodynamisches Messgerät<br />

Bildung des Zeigerausschlags<br />

Abb. 4.13<br />

Abb. 4.15<br />

Seite 4.10 von 24<br />

Abb. 4.14<br />

Symbol für<br />

elektrodynamisches<br />

Messgerät<br />

Dieses Messwerk kann als Sonderfall eines Drehspul-Messwerks angesehen werden,<br />

dessen feststehender Permanentmagnet durch eine von einem zweiten Messstrom<br />

durchflossene Spule ersetzt ist. Es fließt also ein Messstrom I2 durch die bewegliche Spule<br />

und ein Messstrom I1 durch die feststehende Spule.<br />

Die Herleitung der Gleichung für den Zeigerausschlag ist analog <strong>zu</strong> jener des Drehspul-<br />

Messwerks (siehe Gleichung (4.11)), so dass für den Zeigerausschlagwinkel gilt:


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2 r2<br />

w 2 I2<br />

l B1<br />

α =<br />

(4.22)<br />

D<br />

(Index 1: feststehende Spule, Index 2: bewegliche Spule)<br />

Für die magnetische Flussdichte B1 der feststehenden, von I1 durchflossenen Spule gilt<br />

(siehe Kap. 7)<br />

μ w I<br />

= k1<br />

w1<br />

I1<br />

(4.23)<br />

l<br />

1 1<br />

B 1 =<br />

Daraus folgt für den Zeigerausschlag:<br />

K<br />

1<br />

α = I1<br />

I2<br />

(4.24)<br />

D<br />

Der Zeigerausschlag ist proportional <strong>zu</strong>m Produkt der beiden Messströme I1, I2 (zwei<br />

Strompfade). Wenn einer der beiden Messströme zwischen die Spannungsanschlüsse eines<br />

Verbrauchers geschalten wird, ist dessen Stromfluss direkt proportional <strong>zu</strong>r Spannung U am<br />

Verbraucher.<br />

U ~ I (4.25)<br />

2<br />

1<br />

Wenn nun u1(t) und i1(t) sinusförmige Wechselsignale mit einer Phasenverschiebung ϕ<br />

<strong>zu</strong>einander sind, dann gilt<br />

K1<br />

1<br />

1<br />

α = u1(<br />

t)<br />

i1(<br />

t)<br />

= ... = K û î cos ϕ − K û î cos( 2ωt<br />

+ ϕ)<br />

D<br />

2<br />

2<br />

Seite 4.11 von 24<br />

(4.26)<br />

Aufgrund der mechanischen Trägheit kann der Zeiger dem zweiten - mit doppelter<br />

Kreisfrequenz pulsierenden - Term nicht folgen, so dass lediglich der zeitlich konstante,<br />

erste Term relevant ist.<br />

α = U I cosϕ<br />

= K P<br />

(4.27)<br />

K eff eff<br />

1<br />

α ~ P<br />

(4.28)<br />

Der Zeigerausschlag ist proportional <strong>zu</strong>r Wirkleistung P.<br />

Wattmeter-Konstante<br />

Die Skala von analogen Wattmetern weist eine dimensionslose Skalierung in „Skalenteilen“<br />

[Skte.] auf. Für die Anpassung an den Maximalwert der Messgröße sind verschiedene<br />

Messbereichsendwerte für Spannungspfad und für Strompfad einstellbar.<br />

Die Umwandlung der Anzeige in [Skte.] in die Einheit [W] erfolgt mit Hilfe der „Wattmeter-<br />

Konstante“ cW.<br />

c<br />

U<br />

I<br />

ME ME<br />

W = in [W/Skte.] (4.29)<br />

α ges<br />

mit: UME - Messbereichs-Endwert des Wattmeter-Spannungspfades [V]


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IME - Messbereichs-Endwert des Wattmeter-Strompfades [A]<br />

αges - Gesamt-Skalenteile der Wattmeterskala [Skte.]<br />

Die Wattmeter-Konstante hängt also vom gewählten Messbereich am Wattmeter ab.<br />

⎡ W ⎤<br />

P = c W α Einheiten: [ W] = ⎢ [ Skte.<br />

]<br />

Skte.<br />

⎥ (4.30)<br />

⎣ ⎦<br />

Die am Wattmeter abgelesene Leistung in [Skte.] wird mit der aus den Wattmeterdaten<br />

berechneten Wattmeter-Konstante cW multipliziert und ergibt die Wirkleistung in [W].<br />

Aus der Anzeige der Wirkleistung allein erkennt man nicht, wie groß die anliegende<br />

Spannung oder der durch das Messgerät fließende Strom ist (ob also das Wattmeter<br />

spannungsmäßig oder strommäßig bereits überlastet ist).<br />

Folglich ist auf eine sorgfältige Wahl der Spannungs- und Strom-Messbereiche des<br />

Wattmeters bezüglich der maximal auftretenden Messwerte <strong>zu</strong> achten.<br />

4.3 Digitale Messgeräte<br />

4.3.1 Digital-Multimeter (DMM)<br />

U-Eingang<br />

I-Eingang<br />

R-Eingang<br />

_<br />

+<br />

ADU<br />

Abb. 4.16<br />

Seite 4.12 von 24<br />

Verarbeitung<br />

Digitalanzeige<br />

Abb. 4.16 zeigt stark vereinfacht das Schema eines Digital-Multimeters (DMM) <strong>zu</strong>r Messung<br />

von elektrischen Größen (z.B. Spannung, Strom, Widerstand).<br />

Die Eingangsschaltung wirkt als Spannungsteiler, um die Eingangsspannung auf ein<br />

verarbeitbares Niveau <strong>zu</strong> senken. Hier erfolgt auch die (automatische oder manuelle)<br />

Umschaltung der Messbereiche des DMM entsprechend der Höhe der Messgröße. Der<br />

Analog-Digital-Umsetzer (ADU) erzeugt aus der analogen Messgröße ein digitales Signal <strong>zu</strong>r<br />

Anzeige am LCD-Display.


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Laborunterlagen<br />

Man unterscheidet grundsätzlich:<br />

• DMM mit eingebautem Gleichrichter („Effektivwertgleichrichter“), welche wie bei<br />

Drehspulinstrumenten bei Wechselsignalen nur für sinusförmigen Verlauf den korrekten<br />

Effektivwert anzeigen � Aufschrift „RMS“ (root-mean-square, Wurzel des quadratischen<br />

Mittelwerts = Effektivwert; vgl. Gl. 4.16).<br />

• DMM mit eingebautem Effektivwert-Umformer, welche den „echten“ Effektivwert<br />

unabhängig von der Kurvenform, also auch von nichtsinusförmigen Größen anzeigen<br />

besitzen die Aufschrift „True RMS“- oder „TRMS“ („Echt-Effektivwert-Messgeräte“).<br />

4.3.2 Digitales Wattmeter<br />

Dieses ermöglicht neben der eigentlichen Messung der Wirkleistung (direkt in [W]<br />

angezeigt) auch die direkte Messung von Spannung, Strom und Leistungsfaktor cos ϕ ,<br />

wobei bei letzterem <strong>zu</strong>sätzlich eine Anzeige erfolgt, ob der <strong>zu</strong>gehörige Phasenwinkel ϕ<br />

positiv oder negativ (also induktiv oder kapazitiv) ist.<br />

Seite 4.13 von 24


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Laborunterlagen<br />

4.4 Oszilloskope<br />

Das Oszilloskop dient <strong>zu</strong>r Darstellung zeitabhängiger Signale, nachdem mit - analogen und<br />

digitalen - Messinstrumenten lediglich ein konstanter Wert - in der Regel der Effektivwert -<br />

jedoch nicht der zeitliche Verlauf der Messgröße erfasst werden kann.<br />

4.4.1 Analog- Oszilloskope<br />

Die Analog- Oszilloskope beruhen auf dem Prinzip der Elektronenstrahl – Ablenkung in einer<br />

evakuierten Röhre. Das Mess – Signal wird auf Ablenkplatten geführt, der Elektronenstrahl<br />

erfährt eine proportionale Ablenkung in y – Richtung. Der fluoreszierend wirkende Schirm<br />

macht den Strahl sichtbar. Prinzipbedingt haben die Analog - Oszilloskope eine große<br />

Bauform und niedrige Grenzfrequenzen. Diese entsprechen daher nicht mehr dem Stand<br />

der modernen Messtechnik.<br />

4.4.2 Digital- Oszilloskope<br />

Bei Digital- Oszilloskope werden die Messwerte mit Hilfe von schnellen Analog – Digital<br />

Umsetzer (ADU) zeitlich und amplitudenmäßig diskretisiert. Die Messwerte können<br />

abgespeichert und weiterverarbeitet werden. Man spricht daher auch von<br />

Digitalspeicheroszilloskope (DSO).<br />

Vertikaleinstellung, Vertikalmenü<br />

Die Abb. 4.17 zeigt das grundsätzliche Schema eines Digitaloszilloskops. Die Messwerte der<br />

einzelnen Kanäle werden je nach der gewünschten Dehnung in Vertikalrichtung<br />

[VOLTS/DIV, Spannung pro Skalenteilung] verstärkt und dem ADU <strong>zu</strong>geführt.<br />

Kanäle<br />

Ext.<br />

Netz<br />

Vertikal:<br />

Verstärkung<br />

und position<br />

Trigger<br />

Datenerfassung:<br />

Modus und<br />

Zeitbasis<br />

Seite 4.14 von 24<br />

Signalaufzeichnung<br />

Anzeige<br />

Schnittstelle


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Kopplung<br />

Abb. 4.17<br />

In Zusammenhang mit den Einstellungen <strong>zu</strong>r Vertikalablenkung des Messsignals ist ein<br />

Wahlschalter für die Kopplung des Eingangssignals vorgesehen:<br />

GND In Position GND wird intern im Oszilloskop Null Volt als Eingangsspannung angelegt,<br />

wodurch am Bildschirm die Nulllinie dargestellt wird und somit die Lage der Nulllinie<br />

am Bildschirm entsprechend der gewünschten Darstellung gewählt werden kann.<br />

AC In Position AC wird das Eingangssignal über eine interne „Hochpass“-Schaltung<br />

eingekoppelt, welche die hochfrequenten Anteile des Eingangssignals „passieren“<br />

lässt („Hochpass“), die niederfrequenten Anteile bzw. einen eventuellen Gleichanteil<br />

des Eingangssignals sperrt. Wenn das Messsignal z.B. aus einem Sinusverlauf mit<br />

einem Gleichanteil besteht, dann gelangt in der Position AC lediglich der<br />

Wechselanteil <strong>zu</strong>r Bildschirmanzeige, nicht jedoch der Gleichanteil.<br />

DC In Position DC wird das Eingangssignal direkt eingekoppelt, d.h. das Signal wird<br />

vollständig (inklusive Gleichanteil) dargestellt.<br />

Datenerfassung<br />

Die Messdaten können mit verschiedenen Methoden erfasst werden.<br />

Normaler Abtastmodus (Standard)<br />

Die Messsignale werden in gleich großen Intervallen ab. Dieser Modus erfasst jedoch keine<br />

schnellen Änderungen im analogen Signal, die möglicherweise zwischen den Abtastwerten<br />

auftreten.<br />

Spitzenwert<br />

Das Oszilloskop sucht die höchsten und niedrigsten Werte des Eingangssignals innerhalb<br />

eines Abtastintervalls. Auf diese Weise können kurze Impulse erfasst werden, die im<br />

normalen Abtastmodus nicht erfasst worden wären. Es tritt aber erhöhtes Rauschen auf.<br />

Mittelwert<br />

Die Messwerte werden über mehrere Signalwerte gemittelt, das Rauschen wird unterdrückt,<br />

führt aber dadurch <strong>zu</strong> einem Informationsverlust bei z.B. kurzen Signalen.<br />

Zeitbasis<br />

Mit der Zeitbasis ist die zeitliche Abtastung mit der Auswahl SEC/DIV einstellbar.<br />

Beispiel: Digitales Echtzeit- Oszilloskop Tektronix TDS 210<br />

Horizontaleinstellung 5 ns/DIV – 5 s/DIV<br />

Triggerung<br />

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Laborunterlagen<br />

Zur Erzeugung eines stehenden Bildes auf dem Bildschirm ist es erforderlich, dass die<br />

Ablenkung in X- und in Y- Richtung in einer festen Beziehung <strong>zu</strong>einander stehen. Dies wird<br />

durch die Triggerung ( = engl. Auslösung) erreicht.<br />

Die Funktion des Triggers entspricht somit grundsätzlich der des Analog – Oszilloskop.<br />

Während jedoch beim Analog – Oszilloskop vom Trigger ein Sägezahngenerator ausgelöst<br />

wird, der die X- Ablenkung steuert, wird beim Digital Oszilloskop die Speicherung gesteuert.<br />

Die Triggerung kann sowohl intern über die Messsignale der Kanäle (üblich) oder über<br />

externe Signale ausgelöst werden. Als weiterer Triggersignaleingang steht nochein Signal<br />

<strong>zu</strong>r Verfügung, das einen Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong>r Frequenz der Versorgungsspannung des Oszilloskops<br />

hat (siehe Abb. 4.17).<br />

Beispiel: Digitales Echtzeit- Oszilloskop Tektronix TDS 210<br />

Max. Abtastrate: 1GS/s (1 Gigasample/s = 10 9 Abtastungen/s)<br />

Aufzeichnungslänge: 2500 Abtastungen/ Kanal<br />

Der Triggerzeitpunkt wird über den Trigger – Level (einstellbarer Amplitudenwert) festgelegt.<br />

Weiters ist an<strong>zu</strong>geben, ob die Triggerung bei steigender oder bei fallender Flanke erfolgen<br />

soll. Mit dem Pretrigger kann die „Vorgeschichte“ vor dem Triggerereignis aufgezeichnet<br />

werden. Es können mit Hilfe des Posttriggers Signalverläufe dargestellt werden, die nach<br />

dem Triggerereignis auftreten. Je nach Speichertiefe ist aber nur eine bestimmte<br />

Aufzeichnungsdauer möglich.<br />

Aliasing<br />

Dieser Effekt tritt auf, wenn das Oszillokop die Signale nicht schnell genug abtastet, um eine<br />

präzise Signalaufzeichung <strong>zu</strong> ermöglichen. Beim Aliasing wird ein Signal angezeigt, das eine<br />

niedrigere Frequenz als das eigentliche Eingangssignal aufweist. Um das Aliasing <strong>zu</strong><br />

vermeiden, muss das Signal mit einer Frequenz abgetastet werden, die mehr als doppelt so<br />

hoch ist, wie die höchste Frequenz der Komponenten des Eingangssignals.<br />

Beispiel: Ein Eingangssignal mit Frequenzkomponenten von 5 MHz muss mit mindestens<br />

10 Millionen Abtastungen pro Sekunde abgetastet werden.<br />

Mit Hilfe der Zeitbasis kann die entsprechende Einstellung getätigt werden, um den Aliasing<br />

– Effekt <strong>zu</strong> vermeiden. Je kleiner die Zeitbasis eingestellt ist, umso höher muss die<br />

Abtastrate gewählt werden.<br />

Beispiel: Digitales Echtzeit- Oszilloskop Tektronix TDS 210<br />

Zeitbasis Abtastungen/s Maximale Signalfrequenz<br />

1μ s<br />

250.0 MS/s 125.0 MHz<br />

10 μ s 25.0 MS/s 12.5 MHz<br />

5 ms 50.0 kS/s 25.0 kHz<br />

5 s<br />

50.0 S/s 25.0 Hz<br />

Seite 4.16 von 24


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Laborunterlagen<br />

Beispiel eines Oszilloskop- Bildes:<br />

Abb. 4.18<br />

Abb. 4.18 zeigt den Ausdruck eines digitalen Speicheroszilloskops (DSO), wobei folgende<br />

Informationen abgelesen werden können:<br />

Zeitablenkung: M5.00ms, d.h. 5 ms/DIV → 5 ms pro Rastereinheit<br />

→ Abmessen der Periodendauer: T = 4 Einheiten = 20 ms<br />

→ Frequenz (f = 1/T) = 50 Hz<br />

Die Frequenz des Signals kann auch vom Oszilloskop errechnet<br />

werden. Die erforderliche Einstellung ist über die Mathematik – Menüs<br />

<strong>zu</strong> tätigen.<br />

Signal-Ablenkung: 1.00 V, d.h. 1 V/DIV → 1 V pro Rastereinheit<br />

→ Scheitelwert (= Amplitude): û = 3 Einheiten = 3 V<br />

Trigger-Level: - 0.58 V<br />

Trigger-Flanke: fallend<br />

Abtastrate: 50.0 kS/s. Der dargestellte Signalverlauf hat eine Frequenz f = 50 Hz,<br />

die deutlich unter der maximalen theoretischen Frequenz von 25 kHz<br />

liegt (Vermeidung des Aliasing Effekts)<br />

Schnittstelle<br />

Die vorhandene Schnittstelle ermöglicht die Bedienung des Oszilloskops über den PC, die<br />

Abspeicherung der Messdaten, sowie die bequeme Einbindung in ein automatisiertes<br />

Messsystem. Auf Grund der vorliegenden, intern gespeicherten Daten können auch<br />

Mathematikfunktionen aufgerufen, die von einfachen Funktionen wie z.B. Additionen, Min-<br />

Max Auswertungen, Mittelwertbildung, Invertierungen bis <strong>zu</strong>r Fourieranalyse von Signalen<br />

reichen.<br />

Seite 4.17 von 24


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Laborunterlagen<br />

Anzeige<br />

Die Darstellung der Messsignale erfolgt im auf elektronische Weise auf einem<br />

Flüssigkristallschirm. Somit gibt es keine Störeinflüsse durch magnetisch verseuchte<br />

Messumgebungen (im Gegensatz <strong>zu</strong> Analog – Oszilloskope).<br />

4.4.3 Tastkopf, Tastteiler<br />

Durch diese Frequenzkompensation werden außerdem die durch lange Messkabel oder<br />

hohe Messfrequenzen möglichen kapazitiven Einstreuungen beseitigt.<br />

Um kapazitive Einstreuungen bei langen Messkabeln oder hohen Messfrequenzen <strong>zu</strong><br />

vermeiden, werden sogenannte Tastköpfe eingesetzt.<br />

Wenn der Tastkopf <strong>zu</strong>sätzlich einen Spannungsteiler aufweist, welcher hohe<br />

Messspannungen auf einen für das Oszilloskop verarbeitbaren Wert teilt, spricht man von<br />

einem Tastteiler. Da<strong>zu</strong> wird das Prinzip des Spannungsteilers angewendet (siehe Kap. 1),<br />

indem der Tastkopf mit dem eingebauten Widerstand RT vor das Oszilloskop geschaltet<br />

wird.<br />

Würde das Oszilloskop lediglich einen Ohm’schen Eingangswiderstand RO aufweisen, dann<br />

würde der Tastkopf nur einen Widerstand RT enthalten müssen, d.h. der Spannungsteiler in<br />

Abb. 4.19 wäre rein Ohm’sch mit RT und RO. Für diesen Fall würde die Formel des<br />

Ohm’schen Spannungsteilers wie folgt lauten:<br />

R<br />

T<br />

U<br />

1<br />

+ R<br />

O<br />

U<br />

=<br />

R<br />

2<br />

O<br />

Seite 4.18 von 24<br />

(4. 31)<br />

Die am Oszilloskop anliegende Spannung U2 würde damit gemäß folgender Formel reduziert<br />

werden:<br />

U<br />

U<br />

1<br />

2 = RO<br />

(4.32)<br />

R T + RO<br />

Da das Oszilloskop jedoch - wie in Abb. 4.23 und Abb. 4.24 gezeigt - <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong> RO eine<br />

Eingangskapazität CO aufweist, muss im Tastkopf parallel <strong>zu</strong> RT eine Kapazität CT<br />

geschaltet sein, damit der Spannungsteiler für alle Frequenzen dasselbe Teilerverhältnis<br />

zwischen U1 und U2 aufweist. Damit dies erfüllt wird, ist folgende Bedingung ein<strong>zu</strong>halten:<br />

R C = R C<br />

(4.33)<br />

T<br />

T<br />

O<br />

O<br />

„frequenzkompensierter, kapazitiver Spannungsteiler“<br />

Abb. 4.19 zeigt das Prinzip eines Tastkopfes mit den internen Elementen RT und CT, wobei<br />

CT mittels Drehknopf veränderlich ausgeführt ist, und die Eingangsschaltung eines<br />

Oszilloskops mit RO und CO.


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Laborunterlagen<br />

Abb. 4.20 zeigt nochmals das elektrische Schaltbild des entstehenden kapazitiven<br />

Spannungsteilers anschaulich herausgezeichnet.<br />

Signal<br />

Masse<br />

R T<br />

C T<br />

Tastkopf<br />

R O<br />

Oszilloskop<br />

C O<br />

Seite 4.19 von 24<br />

Signal<br />

Masse<br />

Abb. 4.19 Abb. 4.20<br />

Wenn der Tastkopf verschiedene Stufen bietet (z.B. 10:1, 100:1), dann ist auch die in ihm<br />

enthaltene Kapazität CT für jede Einstellung so <strong>zu</strong> verändern, dass Gleichung (4.33) erfüllt<br />

ist. Da<strong>zu</strong> weist der Tastkopf einen Drehknopf <strong>zu</strong>r Verstellung von CT auf.<br />

Vor Verwendung eines Tastkopfes sollte stets ein Abgleich <strong>zu</strong>r Überprüfung der korrekten<br />

Einstellung von CT durchgeführt werden.<br />

Durchführung des Tastkopf-Abgleichs:<br />

Am Oszilloskop befindet sich ein Anschluss, welcher eine Rechteckspannung <strong>zu</strong><br />

Testzwecken liefert (meist mit „Cal“ bezeichnet - Kalibrierknopf). Der Tastkopf wird mit<br />

seinem Koaxial-Kabelende an einen Signaleingang des Oszilloskops angeschlossen, und<br />

die Tastkopf-Spitze wird mit dem Kalibrieranschluss verbunden. Dadurch wird am<br />

Oszilloskop das Rechtecksignal dargestellt.<br />

Der Drehknopf des Tastkopfes wird nun so lange verstellt, bis das Rechtecksignal am<br />

Leuchtschirm als exaktes Rechteck auftritt (also keine gekrümmten Ecken zeigt). Wenn dies<br />

erreicht ist, dann liegt Frequenzkompensation vor, d.h. es werden alle Frequenzen ohne<br />

Verzerrungen am Oszilloskop dargestellt.<br />

U 1<br />

R T<br />

R O<br />

C T<br />

C O<br />

U 2


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Laborunterlagen<br />

4.4.4 Erdungsproblematik bei Oszilloskopen<br />

1. Sicherheitsproblematik<br />

Beispiel:<br />

Darstellung der Wechselspannung einer 230 V-Steckdose mittels Oszilloskop.<br />

Zwischen dem Phasenleiter (z.B. L1) und dem Nulleiter (N-Leiter) liegt die Phasenspannung<br />

230 V. Das Oszilloskop- Messkabel ist <strong>zu</strong>r besseren elektrischen Abschirmung (Schutz vor<br />

Einkopplung von Störspannungen) als Koaxial-Kabel ausgeführt, d.h. ein Anschluss ist als<br />

Innenleiter ausgeführt, welcher vom zweiten, als Außenleiter ausgeführten Anschluss<br />

umgeben ist. Der Außenleiter ist der Masseleiter, da er im Oszilloskop mit dem metallischen<br />

Gehäuse des Oszilloskops verbunden ist. Das Gehäuse seinerseits ist über den Schutzleiter<br />

(PE-Leiter, „Protection Earth“; siehe Kap. 6) mit dem Nullpunkt des speisenden Dreiphasen-<br />

Transformators (dessen Sekundärseite in den Abbildungen dargestellt ist) verbunden.<br />

Es ist also darauf <strong>zu</strong> achten, dass lediglich am Innenleiter die <strong>zu</strong> messende Spannung<br />

anliegen darf, während am Masseleiter immer Nullpunktsspannung als Be<strong>zu</strong>gsspannung<br />

anliegen muss. Die folgenden Erläuterungen beziehen sich auf die Problematik, wenn der<br />

Masseleiter an die <strong>zu</strong> messende Spannung (hier: Phase L1) und nicht an die Nullspannung<br />

angeschlossen wird.<br />

Prinzipiell ist an<strong>zu</strong>merken, dass für den ordnungsgemäßen und sicheren Betrieb von<br />

elektrischen Geräten ein vorhandener PE-Leiter (gelb-grüner Schutzleiter) nicht<br />

unterbrochen werden darf !<br />

230 V L1<br />

L 2<br />

L 3<br />

N<br />

PE<br />

Abb. 4.21<br />

Seite 4.20 von 24<br />

Koaxial-Kabel<br />

Oszilloskop<br />

Wenn der Masseleiter des Oszilloskop- Kabels mit dem 230 V - Phasenleiter verbunden<br />

wird, wird somit die 230 V - Spannung über Masseleiter, Oszilloskop- Gehäuse und PE-<br />

Leiter mit dem Nullpunkt des speisenden Trafos verbunden. Dadurch fließt ein hoher<br />

Kurzschlussstrom über den PE-Leiter, wodurch der Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-<br />

Schalter) den Stromkreis unterbricht, um bei Berühren des Gehäuses einen gefährlich<br />

hohen Strom über den Körper <strong>zu</strong> verhindern.


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Laborunterlagen<br />

230 V L1<br />

L 2<br />

L 3<br />

N<br />

PE<br />

Abb. 4.22<br />

Seite 4.21 von 24<br />

Koaxial-Kabel<br />

Oszilloskop<br />

Eine gefährliche und daher un<strong>zu</strong>lässige Möglichkeit stellt die Unterbrechung des PE-Leiters<br />

dar.<br />

Das Gehäuse des Oszilloskops liegt auf dem selben Potenzial wie die gerade gemessene<br />

Spannung, so dass bei Berührung des Gehäuses abhängig von der Höhe der gemessenen<br />

Spannung (sowie vom Körper- und Bodenwiderstand) ein gefährlich hoher Strom über den<br />

Körper fließen kann (nachdem der vorgesehene Fehler-Stromweg über den PE-Leiter<br />

unterbrochen ist).<br />

Und selbst wenn lediglich ungefährlich kleine Ströme über den Körper fließen (aufgrund<br />

kleiner Messspannung oder großen Bodenwiderstandes), kann das Messergebnis durch den<br />

abfließenden Strom verfälscht werden (Einkopplung eines Magnetfeldes in den<br />

geschlossenen Stromkreis).<br />

230 V L1<br />

L 2<br />

L 3<br />

N<br />

PE<br />

Abb. 4.23<br />

Trenntrafo<br />

Koaxial-Kabel<br />

Oszilloskop<br />

Ebenso un<strong>zu</strong>lässig ist die Verwendung eines Trenntrafos in der Versorgungsleitung des<br />

Oszilloskops, da dieser auch eine Unterbrechung des PE-Leiters bewirkt und wiederum die<br />

im vorigen Beispiel angeführten Probleme auftreten können.


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Laborunterlagen<br />

230 V L1<br />

L 2<br />

L 3<br />

N<br />

PE<br />

Abb. 4.24<br />

Seite 4.22 von 24<br />

Koaxial-Kabel<br />

Oszilloskop<br />

Eine mögliche und sichere Abhilfe für obige Problematik stellt die Verwendung eines<br />

<strong>zu</strong>sätzlichen, isolierten Gehäuses dar (Prinzip der Schutzisolierung), wodurch die am<br />

Oszilloskop -Gehäuse anliegende Spannung keinen Stromfluss über den Körper hervorrufen<br />

kann, nachdem kein geschlossener Stromkreis vorliegt.<br />

In diesem Zusammenhang ist die neueste Generation von tragbaren Oszilloskopen <strong>zu</strong><br />

erwähnen, welche keinen Masse-Be<strong>zu</strong>g mehr aufweisen, über Batterie oder Akku versorgt<br />

werden und mit einem schutzisolierten Gehäuse versehen sind. Dadurch sind keine<br />

Probleme hinsichtlich Erdung und Spannungsverschleppung <strong>zu</strong> erwarten.<br />

230 V L1<br />

L 2<br />

L 3<br />

N<br />

PE<br />

Koaxial-Kabel<br />

Spannungswandler<br />

Abb. 4.25<br />

Oszilloskop<br />

Die sicherste und somit empfehlenswerte Möglichkeit ist die Verwendung eines<br />

Spannungswandlers (oder eines elektronischen Trennverstärkers) im Messkreis,<br />

wodurch eine Potenzialtrennung erfolgt. Es kann über den Trafo, bzw. über den<br />

Trennverstärker kein Strom von der Primärseite auf die Sekundärseite fließen. Es wird also<br />

ein geschlossener Stromkreis verhindert, so dass die Spannung am Masseleiter keinen<br />

Stromfluss über den PE-Leiter oder über den Körper hervorrufen kann.


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Laborunterlagen<br />

2. Messproblematik<br />

Selbst wenn, wie oben empfohlen, die Messschaltung galvanisch vom versorgenden<br />

Spannungsnetz getrennt ist, können bei der gleichzeitigen Darstellung mehrerer Signale<br />

aufgrund der Oszilloskop- internen Masseverbindung Messprobleme auftreten, welche im<br />

folgenden erklärt werden sollen.<br />

Mehrkanal- Oszilloskope ermöglichen die gleichzeitige Darstellung mehrerer Signale (z.B.<br />

Zweikanal- oder Vierkanal- Oszilloskop). Für den Aufbau einer Messschaltung mit mehreren<br />

Signalen ist jedoch <strong>zu</strong> beachten, dass - wie oben angeführt - jeder Signaleingang des<br />

Oszilloskops mit einem Koaxial-Anschluss versehen ist, dessen Außenleiter intern im<br />

Oszilloskop mit dem Gehäuse verbunden ist („Masse-Punkt“). Das bedeutet also, dass<br />

jeweils alle am Außenleiter angeschlossenen Punkte eines Messsignals intern am<br />

gemeinsamen Massepunkt verbunden sind.<br />

Die dabei auftretende Problematik zeigen Abb. 4.26 und Abb. 4.27. Hierbei sollen als<br />

Messaufgabe die beiden Spannungen U1 über R1 und U2 über R2 auf zwei vertikalen<br />

Kanälen eines Zweikanal- Oszilloskops gleichzeitig dargestellt werden.<br />

U 1<br />

U 2<br />

R 1<br />

R 2<br />

Abb. 4.26<br />

Seite 4.23 von 24<br />

Koaxial-Kabel<br />

Masse<br />

Ch1<br />

Koaxial-Kabel<br />

Ch2<br />

In Abb. 4.26 sind die beiden Messspannungen so an das Oszilloskop angeschlossen, dass<br />

das jeweils im Schaltbild „obere“ Potenzial an den Innenleiter und das jeweils „untere“<br />

Potenzial an den Außenleiter („Masseleiter“) des Koaxial-Kabels angeschlossen wird.<br />

Man erkennt, dass aufgrund der internen Verbindung der Außenleiter jedes Koaxial-Kabels<br />

mit dem gemeinsamen Masse-Anschluss auf diese Weise der Widerstand R2 widerstandslos<br />

überbrückt (kurzgeschlossen) wird. In diesem Fall wird somit als Signal des Kanals 2 (Ch 2)<br />

Null Volt anstatt der Messspannung U2 dargestellt.


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Laborunterlagen<br />

U 1<br />

U 2<br />

R 1<br />

R 2<br />

Abb. 4.27<br />

Seite 4.24 von 24<br />

Koaxial-Kabel<br />

Masse<br />

Koaxial-Kabel<br />

Ch1 Ch2<br />

"invertiert"<br />

Die beschriebene Problematik wird bei Anwendung einer Messschaltung nach Abb. 4.27<br />

vermieden. Die Messung der Spannung U1 erfolgt auf die selbe Weise wie in Abb. 4.26. Die<br />

Messspannung U2 wird nun jedoch in umgekehrter Art so an das Oszilloskop<br />

angeschlossen, dass das im Schaltbild „obere“ Potenzial an den Außenleiter („Masseleiter“)<br />

und das „untere“ Potenzial an den Innenleiter des Koaxial-Kabels angeschlossen wird.<br />

Auf diese Weise bleibt die Oszilloskop - bedingte Verbindung der Außenleiter beider Koaxial-<br />

Kabel mit dem gemeinsamen Massepunkt ohne Auswirkung, da nun zwei Punkte der<br />

Schaltung über die Oszilloskop- Masse kurzgeschlossen werden, welche auch in der<br />

Schaltung selbst ohnedies direkt verbunden sind, sich also auf gleichem Potenzial befinden<br />

(„unterer“ Punkt von R1 und oberer“ Punkt von R2).<br />

Da bei dieser Anschlussart die Messspannung U2 negativ (bei Gleichspannung), bzw. mit<br />

180° Phasenverschiebung (bei Wechselspannung) am Bildschirm dargestellt werden würde,<br />

muss <strong>zu</strong>r Vorzeichenumkehr der INV – Modus (Invertierung) am Oszilloskop eingestellt<br />

werden.<br />

Bei der Darstellung mehrerer Signale ist also <strong>zu</strong> berücksichtigen, dass alle Masse-<br />

Anschlüsse (Außenleiter) der koaxialen Signaleingänge am Oszilloskop intern mit dem<br />

gemeinsamen Massepunkt verbunden sind. Eventuell ist aus diesem Grund ein Signal<br />

invertiert am Oszilloskop dar<strong>zu</strong>stellen.<br />

Grundsätzlich sollte man die Koaxial – Messleitungen so kurz als möglich halten, um<br />

Einstreuungen (kapazitive und induktive Beeinflussung) auf diese Messleitungen weitgehend<br />

<strong>zu</strong> vermeiden.


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5 Elektronik - Operationsverstärkerschaltungen<br />

5.1 Funktion des Operationsverstärkers<br />

Die Arbeitsweise von Operationsverstärkern wird von ihrer äußeren Beschaltung bestimmt,<br />

während der innere Aufbau in weitem Maß für das Verständnis seiner Anwendungen<br />

unerheblich ist. Der Operationsverstärker wird je nach äußerer Beschaltung entweder in<br />

linearen Anwendungen als Verstärker für Spannungen und Ströme verwendet (siehe<br />

Kap. 5.2) oder in nichtlinearen Anwendungen als Schalter (siehe Kap. 5.3), wobei dieser<br />

sowohl für Gleichsignale als auch für Wechselsignale Verwendung findet. Für<br />

Wechselsignale hoher Frequenz sind jedoch gewisse Einschränkungen <strong>zu</strong> beachten.<br />

U 1+<br />

U D<br />

U 1-<br />

I 1+<br />

I 1-<br />

- U B<br />

Abb. 5.1<br />

Der Operationsverstärker (kurz OPV) weist die in Abb. 5.1 gezeigten Anschlüsse auf.<br />

Zur Versorgung der inneren Elektronik des OPV sind an die bestimmungsgemäßen<br />

Anschlüsse die positive Versorgungsspannung (+UB, „Betriebsspannung“) und die negative<br />

Versorgungsspannung (-UB) an<strong>zu</strong>schließen. Die Größe dieser Spannung ist vom jeweiligen<br />

OPV- Typ abhängig und wird im entsprechenden Datenblatt angegeben (z.B. ± 12 V, ± 15<br />

V). Die Null Volt-Anschlüsse für Versorgungsspannung, Ein- und Ausgangsspannung sind<br />

miteinander verbunden.<br />

Die Eingangsklemmen werden invertierender (-) Eingang, bzw. nicht-invertierender (+)<br />

Eingang genannt, was sich aus folgender prinzipiellen Funktion des OPV erklärt:<br />

U2 = V0(<br />

U1+<br />

− U1−<br />

) = V0<br />

UD<br />

(5.1)<br />

V0 ist die offene Verstärkung, d.h. Verstärkung des unbeschalteten OPV.<br />

(im Gegensatz <strong>zu</strong>r Verstärkung mit Gegenkopplung)<br />

Der OPV verstärkt die unmittelbar an seinen Eingängen anliegende Differenzspannung UD<br />

um den Verstärkungsfaktor V0.<br />

Die Verstärkung V0 beträgt im realen Fall ca. 10 4 - 10 7 , für idealisierte (und in der Praxis<br />

ausreichend genaue) Überlegungen kann sie jedoch als unendlich groß angesehen werden.<br />

Seite 5.1 von 14<br />

0 V<br />

+ U B<br />

U 2


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Wenn nun als U1+ eine positive Gleichspannung (gegenüber 0 V) und als U1- die Spannung 0<br />

V angelegt wird, dann ergibt sich eine positive Eingangsdifferenzspannung UD. Diese wird<br />

vom OPV mit V0 verstärkt an den Ausgang gelegt (U2), wie folgendes Zahlenbeispiel zeigt:<br />

Beispiel: U1+ = 1 V, U1- = 0 V, V0 = 10 6 → U2 = 10 6 1 = 1000000 V = 1 MV (??)<br />

Der OPV würde also an seinem Ausgang eine Spannung von 1 Mio. Volt erzeugen, was<br />

natürlich nicht möglich ist, wie folgenden Überlegung zeigt:<br />

Abb. 2 zeigt vereinfacht, dass im Inneren des OPV der Ausgang über Transistoren<br />

(vereinfacht als steuerbare Stromquellen an<strong>zu</strong>sehen) mit +UB, bzw. -UB verbunden ist. Somit<br />

kann U2 in positiver Richtung maximal +UB minus ca. 2 V als Spannungsabfall am Transistor<br />

aufweisen, bzw. in negativer Richtung maximal einen Wert, welcher um den<br />

Transistorspannungsabfall von ca. 2 V positiver ist als -UB.<br />

Beispiel: +UB = +15 V → U2,max = 15 - 2 = 13 V<br />

-UB = -15 V → U2,min = -15 - (-2) = -13 V<br />

U2,max und U2,min müssen nicht notwendigerweise betragsmäßig gleich groß sein.<br />

U 1+<br />

U D<br />

U 1-<br />

Abb. 5.2<br />

Daraus ergibt sich, dass der OPV die Eingangsdifferenzspannung UD um den Faktor V<br />

verstärkt an den Ausgang (U2) liefert (und dies in einem linearen Verhältnis zwischen UD und<br />

U2; linearer Bereich des OPV), dies jedoch nur soweit es ihm von der ihn versorgenden<br />

Betriebsspannung ermöglicht wird. Sobald also UD so groß ist, dass U2 den maximalen Wert<br />

in positiver oder negativer Richtung erreicht, kann U2 nicht weiter steigen (die Transistoren<br />

sind bereits voll durchgesteuert).<br />

+ U B<br />

Abb. 5.3 zeigt diese Begren<strong>zu</strong>ng für folgende Werte: +UB = +15 V, -UB = -15 V, V0=10 6<br />

Begren<strong>zu</strong>ng<br />

U 2<br />

+13<br />

[V]<br />

-15 +15<br />

ideal<br />

real<br />

-13<br />

linear Begren<strong>zu</strong>ng<br />

U D<br />

[μV]<br />

--U B<br />

Seite 5.2 von 14<br />

U 2<br />

U 2<br />

ideal real<br />

U 0<br />

U D


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Laborunterlagen<br />

Abb. 5.3<br />

Es wird deutlich, dass bereits bei einer sehr kleinen Eingangs-Differenzspannung UD von<br />

lediglich ca. 10 μV (= 10 10 -6 V) der OPV an den Anschlag getrieben wird.<br />

Für Anwendungen als linearer Verstärker (d.h. <strong>zu</strong>m Erzeugen einer <strong>zu</strong>r Eingangsspannung<br />

UD proportionalen Ausgangsspannung) ist der OPV ohne äußere Zusatzbeschaltung nicht<br />

verwendbar.<br />

Kleinste Eingangsspannungen, wie z.B. durch elektrostatische Aufladung der Luft, führen<br />

bereits <strong>zu</strong>m „Endausschlag“ des OPV (Übersteuerung). Für das lineare, definierte<br />

Verstärken von Spannungen ist also der OPV von außen mit einer geeigneten Beschaltung<br />

<strong>zu</strong> versehen (z.B. Gegenkopplung mit Ohm’schen Widerständen)<br />

Ohne äußere Beschaltung mittels Gegenkopplung ist der OPV nur in nichtlinearer<br />

Anwendung als Komparator einsetzbar (siehe Kap. 5.3).<br />

Wechselspannungen:<br />

Die Ausführungen bezüglich Linearität gelten natürlich ebenso für Wechselspannungen,<br />

welche bei Übersteuerung sowohl im positiven als auch im negativen Bereich auf den<br />

Maximalwert begrenzt werden.<br />

Weiters ist für hohe Frequenzen eine Abnahme der Verstärkung und eine<br />

Phasenverschiebung fest<strong>zu</strong>stellen.<br />

Offsetspannung:<br />

Wie die Detailansicht der Abb. 5.3 zeigt, verläuft die Kennlinie nur für idealisierte<br />

Betrachtungen durch den Koordinaten-Nullpunkt, während in Realität die sogenannte<br />

Offsetspannung U0 berücksichtigt werden muss.<br />

Erklärung:<br />

Der OPV weist zwei separate Eingänge (+,-) auf, die im Inneren zwei verschiedenen<br />

Verstärkerstufen <strong>zu</strong>geführt werden. Nichtideale Eigenschaften des OPV (z.B.<br />

Bauteiltoleranzen, nicht exakt identische Eigenschaften der beiden Stufen) führen nun da<strong>zu</strong>,<br />

dass bei Anlegen der Spannung UD = 0 V der OPV am Ausgang eine von Null verschiedene<br />

Spannung U2 erzeugt (siehe Abb. 5.3 rechts). Die Offsetspannung U0 ist nun jene<br />

Spannung, welche als Differenzspannung UD am Eingang des OPV an<strong>zu</strong>legen ist, um U2 auf<br />

Null <strong>zu</strong> bringen.<br />

5.2 Lineare Anwendungen<br />

Gegenkopplung<br />

Wie bereits in Kap. 5.1 erläutert, ist der OPV als linearer Verstärker nur dann einsetzbar,<br />

wenn er außen in Form einer Gegenkopplung beschaltet wird. Gegenkopplung bedeutet,<br />

dass ein Teil der Ausgangsspannung an den invertierenden (-) Eingang rückgeführt wird,<br />

und dort somit die verursachende Eingangsdifferenzspannung UD verringert.<br />

Im Unterschied da<strong>zu</strong> wird bei einer Mitkopplung (siehe Kap. 5.3) ein Teil der<br />

Ausgangsspannung des OPV auf den nicht-invertierenden (+) Eingang rückgeführt.<br />

Seite 5.3 von 14


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5.2.1 Nicht-invertierender Verstärker<br />

Wirkungsweise<br />

U 1<br />

0V<br />

I 1+ ~ 0<br />

U D ~ 0<br />

I 1- ~ 0<br />

+ 15 V<br />

- 15 V<br />

U g<br />

Abb. 5.4<br />

Aufgrund des inneren OPV- Aufbau (unendlich hoher Eingangswiderstand) können die<br />

Eingangsströme I1+, I1- mit Null angesetzt werden.<br />

Der Ausgangsstrom der Schaltung (I2) ist im Leerlauf Null (d.h., wenn keine weiteren<br />

Verbraucher, bzw. wenn Verbraucher mit unendlich hohem Eingangswiderstand an U2<br />

angeschlossen sind).<br />

Gegenkopplung:<br />

Die folgenden Betrachtungen gelten für den ersten, unmittelbar dem Einschalten der<br />

Eingangsspannung U1 ( =U1+) folgenden Zeitabschnitt. Der OPV weist eine begrenzte<br />

Reaktionsgeschwindigkeit auf, d.h., die Anstiegsgeschwindigkeit der Ausgangsspannung<br />

(dU2/dt) ist aufgrund der Innenschaltung des OPV limitiert (z.B. 5 V/μs).<br />

1. Zeitpunkt:<br />

Es sei z.B. die Eingangsspannung U1 (=U1+, nicht-invertierend) ein positiver<br />

Gleichspannungswert von +5 V, und U1- gleich 0 V. Der OPV verstärkt diese positive<br />

Eingangsdifferenzspannung UD = + 5 V mit der Verstärkung V = ∞. Im ersten Augenblick<br />

wird nun U2 auf einen positiven Wert ansteigen, und entsprechend dem Spannungsteiler-<br />

Verhältnis der beiden Widerstände R1, R2 wird auch die Gegenkopplungsspannung Ug<br />

ansteigen:<br />

U<br />

R<br />

g<br />

2<br />

= (5.2)<br />

2<br />

R<br />

1<br />

U<br />

R<br />

+ R<br />

2<br />

2<br />

Ug = U2<br />

(5.3)<br />

R1<br />

+ R 2<br />

Da Ug = U1- ist, wird die Spannung UD mit diesem Anstieg von Ug wie folgt kleiner:<br />

R 1<br />

I A<br />

I A<br />

R 2<br />

Seite 5.4 von 14<br />

I 2<br />

U 2


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.0, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

U −<br />

D = U1+<br />

− U1−<br />

= U1+<br />

Ug<br />

(5.4)<br />

2. Zeitpunkt:<br />

Somit steigt U2 um einen gegenüber dem vorigen Zeitpunkt kleineren Wert an, was durch<br />

den Spannungsteiler R1, R2 auch für Ug gilt, so dass UD ebenfalls geringer wird.<br />

3. Zeitpunkt:<br />

Der selbe Vorgang wiederholt sich nun mit einer wiederum kleineren Spannung UD.<br />

Die geschilderten Vorgänge setzen sich solange fort, bis die Ausgangsspannung U2 des<br />

OPV gerade so groß geworden ist, dass die Eingangsdifferenzspannung UD durch die von<br />

U2 verursachte Gegenkopplungsspannung Ug <strong>zu</strong> Null geworden ist (bei unendlich hoher<br />

Verstärkung V0 des OPV; bei realen Werten für V0 wird UD einen von Null verschiedenen,<br />

aber sehr kleinen Wert annehmen).<br />

R 2<br />

= V0<br />

UD<br />

= V0<br />

( U1<br />

− U ) = V0<br />

( U1<br />

− U2<br />

)<br />

(5.5)<br />

R + R<br />

U2 g<br />

1<br />

2<br />

Dieser „Einschwingvorgang“ der Gegenkopplung wurde zeitlich gedehnt geschildert und ist<br />

in Realität wenige μs nach dem Zuschalten von U1 (=U1+) abgeschlossen.<br />

Resümee:<br />

Bei Beschaltung des OPV in Form einer Gegenkopplung kann unmittelbar nach dem<br />

Einschalten mit UD ≈ 0 V gerechnet werden. Daraus folgt (z.B. durch Ansetzen der<br />

Kirchhoff´schen Maschengleichung für den Eingangskreis: U1 - Ug - UD = 0, mit UD = 0), dass<br />

die Eingangsspannung U1 gleich der Gegenkopplungsspannung Ug ist.<br />

Für den als nicht-invertierender Verstärker beschalteten OPV gilt somit folgender<br />

Zusammenhang zwischen Ausgangsspannung U2 und Eingangsspannung U1:<br />

R<br />

U = +<br />

(5.6)<br />

1<br />

2 ( 1 ) U1<br />

R 2<br />

Der Eingangsstrom I1 in dieser Schaltung ist gleich dem OPV- Eingangsstrom I1+ und somit<br />

näherungsweise gleich Null, so dass der Eingangswiderstand des nicht-invertierenden<br />

Verstärkers als unendlich hoch betrachtet werden kann.<br />

5.2.2 Spannungsfolger (Impedanzwandler)<br />

U 1<br />

0V<br />

I 1+ ~ 0<br />

U D ~ 0<br />

+ 15 V<br />

I 1- ~ 0<br />

- 15 V<br />

Abb. 5.5<br />

I 2<br />

Seite 5.5 von 14<br />

0V<br />

U 2<br />

R L


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Laborunterlagen<br />

Ein Vergleich der Abb. 5.5 mit Abb. 5.4 zeigt, dass der Spannungsfolger lediglich einen<br />

Sonderfall des nicht-invertierenden Verstärkers mit R 0 und ∞ → R darstellt.<br />

Seite 5.6 von 14<br />

1 →<br />

Daraus folgt für den Zusammenhang zwischen U2 und U1<br />

U<br />

2<br />

2<br />

0<br />

= ( 1 + ) U1<br />

(5.7)<br />

∞<br />

U U = (5.8)<br />

1<br />

Es „folgt“ also die Ausgangsspannung U2 direkt und mit selbem Vorzeichen der<br />

Eingangsspannung U1.<br />

Der Sinn der Schaltung erklärt sich aus der zweiten Bezeichnung „Impedanzwandler“, denn<br />

dieser weist einen sehr hohen (für „ideale“ OPV: unendlich hohen) Eingangswiderstand und<br />

einen sehr kleinen (für „ideale“ OPV: Null Ohm) Ausgangswiderstand auf. Dadurch wird z.B.<br />

eine dem OPV vorgeschaltete Schaltung nicht belastet, da von dieser kein Strom in<br />

Richtung der hochohmigen OPV- Schaltung abfließt.<br />

Die Energie <strong>zu</strong>r Versorgung der Last RL (P = U2 I2) wird über die OPV- Versorgung<br />

<strong>zu</strong>geführt.<br />

5.2.3 Invertierender Verstärker<br />

U 1<br />

0V<br />

R 1<br />

I e<br />

U g<br />

I g<br />

I 1- ~0<br />

U D ~0<br />

I 1+ ~0<br />

Abb. 5.6<br />

R 2<br />

+ 15 V<br />

- 15 V<br />

Hier wird wiederum eine Gegenkopplung angewendet, d.h. Rückkopplung des Ausgangs auf<br />

den invertierenden (-) Eingang.<br />

I a<br />

2<br />

I 2 =0<br />

U 2


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Laborunterlagen<br />

Wirkungsweise<br />

Auf Grund seines inneren Aufbaus (unendlich hoher Eingangswiderstand) können die<br />

Eingangsströme I1+, I1- mit Null angesetzt werden.<br />

Der Ausgangsstrom der Schaltung (I2) ist im Leerlauf Null (d.h., wenn keine weiteren<br />

Verbraucher an U2, bzw. wenn Verbraucher mit unendlich hohem Eingangswiderstand<br />

angeschlossen sind).<br />

Gegenkopplung:<br />

Die folgenden Betrachtungen gelten für den ersten, unmittelbar auf das Einschalten der<br />

Eingangsspannung U1 folgenden Zeitabschnitt.<br />

1. Zeitpunkt:<br />

Es sei z.B. die Eingangsspannung U1 ein positiver Gleichspannungswert von +5 V, während<br />

U1+ durch die Verbindung <strong>zu</strong>r Masse (0 V) immer Null Volt beträgt, so dass im ersten<br />

Zeitpunkt UD gleich -5V ist. Der OPV verstärkt nun diese negative UD mit V0 = ∞. Im ersten<br />

Augenblick wird nun U2 auf einen negativen Wert ansteigen, d.h., dass nun folgender<br />

Ersatzstromkreis vorliegt:<br />

U 1<br />

0V<br />

R 1<br />

I e<br />

U g<br />

I g<br />

Abb. 5.7<br />

Da nun U1 positiv ist und U2 negativ wird, verschiebt sich auch die Gegenkopplungs-<br />

Spannung Ug ( = U1- des OPV) mit negativer werdender U2 in negative Richtung<br />

(entsprechend dem Spannungsteiler-Verhältnis der beiden Widerstände R1, R2).<br />

Durch die negativer werdende OPV- Eingangsspannung U1- (= Ug) wird UD kleiner, so dass<br />

auch der Anstieg von U2 (=V0 UD) kleiner wird.<br />

Dieser Vorgang wiederholt sich nun solange, bis die Ausgangsspannung U2 des OPV<br />

gerade so groß geworden ist, dass die Eingangsdifferenzspannung UD durch die von U2<br />

verursachte Gegenkopplungsspannung Ug <strong>zu</strong> Null geworden ist (bei unendlich hoher<br />

Verstärkung V0 des OPV), bzw. bei realen Werten für V0 wird UD einen von Null<br />

verschiedenen, aber sehr kleinen Wert annehmen.<br />

Anmerkung: Für negative Eingangsspannungen ergeben sich negative Werte für die Ströme<br />

entsprechend dem Stromzählpfeilsystem von Abb. 5.7, d.h. der Strom (positive<br />

Ladungsträger) fließt physikalisch entgegengesetzt <strong>zu</strong>r Richtung der Strompfeile.<br />

Dieser ganze „Einschwingvorgang“ der Gegenkopplung wurde zeitlich gedehnt geschildert<br />

und ist in der Realität unmittelbar nach dem Einschalten der Eingangsspannung U1<br />

abgeschlossen.<br />

Seite 5.7 von 14<br />

R 2<br />

0V<br />

I a<br />

U 2


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Laborunterlagen<br />

Resümee<br />

Bei Beschaltung des OPV mit einer Gegenkopplung kann unmittelbar nach dem Einschalten<br />

mit UD ≈ 0 V, also mit Ug ≈ 0 V gerechnet werden.<br />

Durch Anwendung der Kirchhoff´schen Knotenregel erhält man folgende Beziehung:<br />

I = I<br />

1<br />

U<br />

U<br />

R<br />

1<br />

1<br />

1<br />

R<br />

g<br />

− U<br />

1<br />

g<br />

− U<br />

=<br />

R<br />

− ( U2<br />

− Ug<br />

)<br />

=<br />

R<br />

2<br />

2<br />

2<br />

mit Ug = 0 V<br />

Für den als invertierender Verstärker beschalteten OPV gilt somit folgender Zusammenhang<br />

zwischen Ausgangsspannung U2 und Eingangsspannung U1:<br />

R<br />

U −<br />

2<br />

2 = U1<br />

(5.9)<br />

R1<br />

U1 wird also mit dem Faktor R2/R1 verstärkt und invertiert, das bedeutet für<br />

Gleichspannungen eine Vorzeichenumkehr, bzw. für Wechselspannungen eine<br />

Phasenverschiebung von 180°.<br />

Der Eingangsstrom I1 in diese Schaltung ist, wie die Abb. 5.6 zeigt, im Gegensatz <strong>zu</strong>m nichtinvertierenden<br />

Verstärker nicht gleich dem OPV- Eingangsstrom (I1-) sondern gleich dem<br />

über die Gegenkopplung fließenden Strom Ig und somit auch nicht näherungsweise gleich<br />

Null. Folglich ist der Eingangswiderstand des invertierenden Verstärkers nicht unendlich<br />

hoch.<br />

Linearität<br />

Man sieht bei den bisherigen Schaltungen, dass die Ausgangsspannung U2 jeweils durch die<br />

äußere Beschaltung mit Widerständen bestimmt in einem linearen (proportionalen)<br />

Verhältnis <strong>zu</strong>r Eingangsspannung U1 steht. Dies gilt jedoch immer nur für den Fall, dass der<br />

OPV nicht übersteuert wird, also U2 sich immer zwischen Ua,max und Ua,min bewegt.<br />

Beispiel: Invertierender Verstärker, U1 = 2 V, Scheitelwert, Sinus,<br />

R1 = 1 kΩ, R2 = 10 kΩ<br />

10 1<br />

--> U2 = U = 20V,<br />

Scheitelwert,<br />

Sinus (siehe Abb. 5.8)<br />

1<br />

Es ergibt sich ein sinusförmiger, <strong>zu</strong> u1(t) proportionaler Verlauf von u2(t)<br />

lediglich in jenen Zeitintervallen, in welchen der OPV nicht übersteuert wird,<br />

während in den übrigen Bereichen die Sinus-Spannung „abgekappt“ wird.<br />

Seite 5.8 von 14


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Laborunterlagen<br />

20<br />

13<br />

2<br />

-2<br />

-13<br />

-20<br />

u(t)<br />

[V]<br />

10<br />

20<br />

Abb. 5.8<br />

Seite 5.9 von 14<br />

u 2 (t)<br />

t<br />

[ms]<br />

u 1 (t)<br />

Bei Übersteuerung des OPV verliert jede linear angewendete OPV- Schaltung ihre<br />

Linearität!<br />

5.3 Nichtlineare Anwendungen<br />

5.3.1 Komparator<br />

I 1- ~0<br />

I 1+ ~0<br />

+ 15 V<br />

- 15 V<br />

I 2 =0<br />

Ue1 Ue2 U2<br />

Abb. 5.9<br />

Wie bereits in Kap. 5.1 angeführt, kann der unbeschaltete OPV nicht als linearer Verstärker<br />

verwendet werden. Die einzige Anwendung des OPV ohne äußere Beschaltung stellt der<br />

Vergleich zweier Spannungen dar („Komparator“).<br />

In dieser Schaltung erzeugt der OPV am Ausgang - abhängig vom Vorzeichen der<br />

Eingangsdifferenzspannung UD und somit abhängig davon, ob Ue1 größer oder kleiner als<br />

Ue2 ist - entweder die maximale Spannung U2,max = UB - 2 V, oder die minimale Spannung<br />

U2,min = -UB - (- 2 V).<br />

0V


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Laborunterlagen<br />

U2 2,<br />

max B<br />

= U = + U − 2V<br />

..... für U e1<br />

> Ue2<br />

(5.10)<br />

U2 2,<br />

min B<br />

= U = −U<br />

+ 2V<br />

..... für e1<br />

e2<br />

U U < (5.11)<br />

Dieser Sachverhalt ist in Abb. 5.10 graphisch dargestellt.<br />

U 2,max<br />

U 2,min<br />

U 2<br />

ΔU ~ 20 μV<br />

U e1=U e2<br />

Abb. 5.10<br />

5.3.2 Schmitt- Trigger (Schwellwert-Schalter)<br />

Die Schaltung als Schmitt- Trigger ist derzeit nicht Inhalt und Lernstoff der Laborübungen<br />

und dient hier lediglich <strong>zu</strong>r Abrundung des Themas.<br />

Die äußere Beschaltung zeigt große Ähnlichkeit mit jener des nicht-invertierenden<br />

Verstärkers, mit dem wichtigen Unterschied, dass die Rückführung des Ausgangssignals<br />

<strong>zu</strong>m nicht-invertierenden (+) -Eingang hin erfolgt (Prinzip der Mitkopplung).<br />

U 1<br />

0V<br />

I 1- ~ 0<br />

U D<br />

I 1+ ~ 0<br />

+ 15 V<br />

- 15 V<br />

U m<br />

Abb. 5.11<br />

Beachte: UD ≠ 0 V (wie die folgenden Erklärungen zeigen).<br />

Wirkungsweise<br />

Der OPV an sich hat wiederum einen unendlich hohen Eingangswiderstand, so dass die<br />

Eingangsströme mit Null angesetzt werden können (I1+ = I1- = 0).<br />

R 1<br />

I A<br />

I A<br />

R 2<br />

Seite 5.10 von 14<br />

0V<br />

U e1<br />

U 2


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Laborunterlagen<br />

Wie beim nicht-invertierenden Verstärker kann somit das Spannungsteiler-Verhältnis der<br />

Widerstände R1, R2 aufgestellt werden:<br />

Mitkopplung:<br />

Negativer Schwellwert:<br />

Es sei z.B. die Eingangsspannung U1 ( = U1-, invertierend) eine positive Gleichspannung von<br />

+5 V, und U1+ gleich Null V. Der OPV verstärkt nun diese negative Eingangsspannungs-<br />

Differenz UD = - 5 V mit der Verstärkung V0 = ∞. Im ersten Augenblick wird nun U2 auf einen<br />

negativen Wert ansteigen und entsprechend dem Spannungsteiler-Verhältnis der beiden<br />

Widerstände R1, R2 wird auch die Mitkopplungsspannung Um ansteigen:<br />

R<br />

2<br />

Um = U2<br />

(5.12)<br />

R1<br />

+ R 2<br />

Da Um = U1+ ist, wird UD jedoch mit diesem Anstieg von Um vergrößert:<br />

U<br />

D = U1+<br />

− U1−<br />

= Um<br />

− U1−<br />

Das bedeutet, dass der OPV seine Ursache, i.e. die Spannung UD, vergrößert, und dadurch<br />

eine größere Spannung U2 erzeugen will (im Gegensatz <strong>zu</strong>m nicht-invertierenden<br />

Verstärker, welcher UD bis auf Null verkleinert). Aus Kap. 5.1 ist bereits bekannt, dass U2<br />

betragsmäßig begrenzt ist, und bei der kleinsten Abweichung der Spannung UD von Null - je<br />

nach Polarität - den maximalen oder den minimalen Wert annimmt. Der OPV nimmt also bei<br />

positiver Eingangsspannung U1 ( = U1-) sofort den minimalen Wert (-UB + 2V), z.B. -13 V, an.<br />

Daraus ergibt sich für Um ein von den Widerständen R1, R2 abhängiger, ebenfalls negativer<br />

Wert.<br />

R<br />

= (5.13)<br />

2<br />

Um, min<br />

U2,<br />

min<br />

R1<br />

+ R 2<br />

Solange nun U1 positiver ist als dieser negative Wert von Um („negativer Schwellwert“), ist UD<br />

< 0 V und U2 = U2,min bzw. Um = Um,min.<br />

Positiver Schwellwert:<br />

Wenn nun U1 negativer wird als der genannte negative Wert von Um, dann wird UD > 0 V,<br />

und U2 springt sofort auf den maximalen Wert (+UB - 2 V), bzw. Um daraus resultierend<br />

ebenfalls auf einen maximalen, positiven Wert.<br />

R<br />

= (5.14)<br />

2<br />

Um, max<br />

U2,<br />

max<br />

R1<br />

+ R 2<br />

Solange nun U1 negativer ist als dieser positive Wert von Um („positiver Schwellwert“), ist<br />

UD > 0 V und U2 = U2,max, bzw. Um = Um,max.<br />

Im folgenden Beispiel sind diese Ausführungen exemplarisch für eine sinusförmige<br />

Eingangsspannung U1 skizziert. Dabei ist die sehr hohe Übergangsgeschwindigkeit, welche<br />

durch den OPV- Typ bestimmt wird, durch Doppelpfeile dargestellt.<br />

Seite 5.11 von 14


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.0, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

-2<br />

U 2<br />

+13<br />

-13<br />

2<br />

U 1<br />

u(t)<br />

Abb. 5.12 Abb. 5.13<br />

13<br />

2<br />

-2<br />

-13<br />

[V]<br />

Beispiel: (Abb.5.12 und 5.13):U1 = 2 Veff, Sinus<br />

Seite 5.12 von 14<br />

u 2 (t)<br />

u1 (t)<br />

t<br />

U2,max = +13 V R1 = 5.5 kΩ<br />

U2,min = -13 V R2 = 1 kΩ<br />

1<br />

Um,<br />

max = 13 = + 2 V<br />

5.<br />

5 + 1<br />

1<br />

Um,<br />

min = ( −13)<br />

= −2<br />

V<br />

5.<br />

5 + 1<br />

Im Unterschied <strong>zu</strong>m Komparator, welcher für positive und für negative Richtung ein und<br />

denselben Schwellwert aufweist, sind diese beim Schmitt- Trigger unterschiedlich. Es<br />

besteht eine Schalthysterese zwischen positivem und negativem Schwellwert (siehe Abb.<br />

5.10, Abb. 5.12).<br />

5.3.3 Astabiler Multivibrator<br />

Die Schaltung als astabiler Multivibrator ist derzeit nicht Inhalt und Lernstoff der<br />

Laborübungen und dient hier lediglich <strong>zu</strong>r Abrundung des Themas.<br />

R 3<br />

C<br />

U 1<br />

0V<br />

I 1- ~ 0<br />

U D<br />

I 1+ ~ 0<br />

+ 15 V<br />

- 15 V<br />

Abb. 5.14<br />

U m<br />

R 1<br />

I A<br />

I A<br />

R 2<br />

0V<br />

U 2<br />

[ms]


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Laborunterlagen<br />

Die Schaltung des astabilen Multivibrators ist ein Schmitt- Trigger, dessen<br />

Ausgangsspannung über einen RC- Tiefpass wieder auf den Eingang rückgeführt wird<br />

(Abb. 5.14).<br />

Zur Erläuterung sei Abb. 5.15 betrachtet:<br />

Das bereits bekannte Kippen der Ausgangsspannung ist strichpunktiert dargestellt, wie es<br />

für einen reinen Schmitt- Trigger auftreten würde, wobei für die Anschaulichkeit dieselben<br />

Kippspannung (+2 V, -2 V) wie in Abb. 5.13 gewählt wurde.<br />

Wenn man vom Schmitt- Trigger ausgeht, dann würde die Ausgangsspannung des OPV<br />

immer dann auf -13 V springen, wenn U1 größer wird als +2 V, bzw. auf +13 V, wenn U1<br />

kleiner als -2 V wird.<br />

U 1<br />

13<br />

2<br />

-2<br />

-13<br />

[V]<br />

τ<br />

5 10 15 20 25 30<br />

Abb. 5.15<br />

Seite 5.13 von 14<br />

U 2,Schm.-Tr.<br />

Nun ist jedoch die Wirkung des Kondensators C <strong>zu</strong> berücksichtigen, welcher über den<br />

Widerstand R3 von der Ausgangsspannung U2 des OPV aufgeladen. In Abb. 5.16 ist dieses<br />

Detail der Aufladung eines Kondensators über einen Widerstand nochmals gezeichnet (mit<br />

denselben Spannungsbezeichnungen wie in Abb. 5.14), für welches bekanntermaßen gilt:<br />

U<br />

C<br />

mit<br />

t<br />

−<br />

= U = U ( − e τ<br />

1 2 1 )<br />

(5.15)<br />

τ = C<br />

(5.16)<br />

R 3<br />

Daraus wird deutlich, dass sich die Kondensatorspannung (d.h. die Eingangsspannung U1<br />

des Multivibrators) gemäß einer e-Funktion an die vorne anliegende, rechteckförmige<br />

Spannung (d.h. Ausgangsspannung U2 des OPV) annähert (Abb. 5.17).<br />

t<br />

[ms]


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U 2<br />

R 3<br />

C<br />

0V<br />

U 1<br />

u(t)<br />

13<br />

[V]<br />

τ<br />

Seite 5.14 von 14<br />

5 10 15<br />

Abb. 5.16 Abb. 5.17<br />

20 25<br />

Der Ladevorgang in der Abb. 5.17 ist im Spannungsverlauf des Multivibrators (siehe<br />

Abb. 5.15) deutlich wieder<strong>zu</strong>erkennen. Bei einem gerade aktuellen Wert der OPV-<br />

Ausgangsspannung U2 von +12 V steigt die Eingangsspannung U1 ausgehend von -2 V<br />

gemäß einer e-Funktion mit dem Endwert +12 V an (punktierter Verlauf), und sobald U1 den<br />

Wert der positiven Kippspannung (in diesem Beispiel +2 V) erreicht, springt U2 auf -12 V.<br />

Nun gelangt diese negative Spannung an den Tiefpass (bestehend aus R3, C), so dass sich<br />

der Kondensator C unmittelbar auf den Wert -12 V um<strong>zu</strong>laden beginnt, und die Spannung<br />

U1 gemäß einer e-Funktion mit dem Endwert -12 V absinkt, bis diese den Wert der<br />

negativen Kippspannung (-2 V) erreicht hat und sich das Spiel wiederum umkehrt.<br />

Der astabile Multivibrator weist keinen stabilen Zustand auf, er erzeugt vielmehr eine<br />

Dauerschwingung mit dem in Abb. 5.15 gezeigten Verlauf, wobei der Wert des<br />

Umschaltpunktes (im gezeigten Beispiel +2 V, -2 V) von den Werten des Widerstandsteilers<br />

R1, R2 abhängt, die Frequenz wird weiters auch von den Werten R3 und C bestimmt wird<br />

τ = RC .<br />

u 2 (t)<br />

u 1 (t)<br />

t<br />

[ms]


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Laborunterlagen<br />

6 Elektrische Energieverteilung, Sicherheitstechnik<br />

6.1 Elektrische Energieverteilung<br />

Kraftwerks-<br />

Generator<br />

G<br />

Höchstspannungsnetz<br />

(220 kV)<br />

Trafo Trafo Trafo<br />

Hochspannungsnetz<br />

(110 kV)<br />

Seite 6.1 von 8<br />

Mittelspannungsnetz<br />

(20 kV)<br />

Abb. 6.1<br />

Haushalt<br />

Niederspannungsnetz<br />

(400 V)<br />

Abb. 6.1 zeigt das prinzipielle Schema der Energieübertragung vom Kraftwerksgenerator<br />

bis hin <strong>zu</strong>m Hausanschluss. Dabei werden für die Überwindung der längsten Distanzen<br />

höchste Spannungsniveaus verwendet, die dann <strong>zu</strong>r Feinverteilung auf niedrigere Niveaus<br />

transformiert werden, bis hin <strong>zu</strong>r 400 V - Spannungsverteilung (verkettete Spannung im<br />

unmittelbaren Siedlungsbereich.<br />

Die elektrische Energieübertragung über große Distanzen erfolgt auf möglichst hohem<br />

Spannungsniveau, um die Verluste in den Zuleitungen gering <strong>zu</strong> halten.<br />

Diese Aussage soll anhand folgender Abb. 6.2 veranschaulicht werden:<br />

I<br />

R L<br />

U L<br />

U G U N<br />

Abb. 6.2<br />

Ausgangspunkt der Überlegungen ist als Verbraucher z.B. eine Transformatorstation mit<br />

einer bestimmten Leistungsaufnahme PN, die als konstante Größe vorgegeben sei (z.B.<br />

200 kW <strong>zu</strong>r Versorgung einer Siedlung). UN bezeichnet die „Netzspannung“, mit welcher der<br />

Verbraucher gespeist werden soll.<br />

P N


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Laborunterlagen<br />

Die Formel für die vorgegebene Leistungsaufnahme des Verbrauchers lautet:<br />

P = IU<br />

(6.1)<br />

N<br />

N<br />

Der gesamte Leitungswiderstand der Hin- und Rückleitung ist durch RL symbolisiert und wird<br />

durch folgende allgemeine Formel berechnet:<br />

R L<br />

wobei<br />

ρ l<br />

= (6.2)<br />

A<br />

ρ .... spezifischer Widerstand des Leitermaterials<br />

l ..... gesamte Leitungslänge<br />

A ... Leitungsquerschnittsfläche<br />

Die gesamte Verlustleistung PL der Leitung (Hin- und Rückleitung) ergibt sich <strong>zu</strong>:<br />

PL = IUL<br />

= I R = I<br />

2<br />

2<br />

ρ l<br />

A<br />

Mit Berücksichtigung der Gleichung (6.1) folgt für die Leitungsverluste PL:<br />

P<br />

L<br />

⎛ P<br />

=<br />

⎜<br />

⎝ U<br />

N<br />

N<br />

2<br />

⎞ ρ ⋅ l<br />

⎟<br />

⎠ A<br />

Nachdem der spezifische Widerstand ρ für ein bestimmtes Leitermaterial und die<br />

Leitungslänge l vorgegeben sind, kann eine Verringerung der Verlustleistung PL in der<br />

Leitung lediglich durch Erhöhung der Spannung UN oder durch Erhöhung des<br />

Leitungsquerschnittes A erfolgen.<br />

Da einerseits der Erhöhung des Querschnittes A naturgemäß Grenzen gesetzt sind und<br />

andererseits durch die quadratische Abhängigkeit die Beeinflussung der Spannung größere<br />

Auswirkung auf eine Verringerung von PL besitzt, werden <strong>zu</strong>r Energieübertragung über weite<br />

Distanzen hohe Spannungsniveaus verwendet.<br />

Anmerkung:<br />

Im Zuge einer Harmonisierung der Spannungsniveaus verschiedener Staaten wurde vor<br />

einigen Jahren das damalige Niveau 220 V, bzw. 380 V auf das Niveau 230 V, bzw. 400 V<br />

geändert.<br />

Seite 6.2 von 8<br />

(6.3)<br />

(6.4)


Institut für Elektrotechnik Übungen <strong>zu</strong> Elektrotechnik I Version 3.1, 02/2003<br />

Laborunterlagen<br />

6.2 Schutzmaßnahmen in Elektrischen Netzen<br />

6.2.1 „5 Sicherheitsregeln“<br />

Für das Arbeiten an elektrischen Anlagen sind folgende fünf Sicherheitsregeln in der<br />

angegebenen Reihenfolge unbedingt ein<strong>zu</strong>halten:<br />

1. Allpolig und allseitig abschalten !<br />

2. Gegen Wiedereinschalten sichern !<br />

3. Auf Spannungsfreiheit prüfen !<br />

4. Erden und Kurzschließen !<br />

5. Benachbarte spannungsführende Teile abdecken und<br />

Gefahrenstellen eingrenzen !<br />

Vor dem Wiedereinschalten der Anlage ist sinngemäß in umgekehrter Reihenfolge<br />

vor<strong>zu</strong>gehen !<br />

6.2.2 Berühren spannungsführender Teile<br />

In der einführenden Sicherheitsbelehrung wurde erklärt, dass international genormt<br />

Spannungen über 50 V (Effektivwert) als gefährlich eingestuft werden, so dass deren<br />

Berühren unter allen Umständen verhindert werden muss.<br />

Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, mit spannungsführenden Teilen von elektrischen<br />

Verbrauchern in Berührung <strong>zu</strong> kommen.<br />

Direktes Berühren<br />

Damit wird das Berühren von betriebsmäßig unter Spannung stehenden Teilen verstanden,<br />

wie z.B. beim Öffnen des Gerätegehäuses <strong>zu</strong> Reparaturzwecken. Dieses Berühren setzt<br />

also ein Fehlverhalten des Bedieners voraus, indem die fünf Sicherheitsregeln für Arbeiten<br />

an elektrischen Anlagen nicht vollständig eingehalten wurden.<br />

Indirektes Berühren<br />

Dies bezeichnet das Berühren von betriebsmäßig nicht unter Spannung stehenden<br />

Anlagenteilen, wie z.B. das Metallgehäuse eines Heizstrahlers. Hier liegt also kein<br />

Bedienungsfehler vor, sondern es ist die Folge eines Isolationsfehlers zwischen inneren<br />

spannungsführenden Geräteteilen und dem außen <strong>zu</strong>gänglichen Gehäuse.<br />

Seite 6.3 von 8


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Laborunterlagen<br />

6.2.3 Schutz vor indirektem Berühren<br />

Wenn auch jedes elektrische Gerät mit einer Isolation versehen ist, so muss doch davon<br />

ausgegangen werden, dass diese im Lauf der Zeit altert und schadhaft werden kann.<br />

Folglich sind <strong>zu</strong>sätzliche Maßnahmen notwendig, um indirektes Berühren von<br />

spannungsführenden Geräteteilen <strong>zu</strong> verhindern, wobei man - abhängig vom verwendeten<br />

Gerätetyp - prinzipiell drei Schutzprinzipien unterscheidet.<br />

Schutzkleinspannung<br />

Geräte, die mit Spannungen bis maximal 42 V betrieben werden ( = „Schutzkleinspannung“),<br />

benötigen keinen besonderen Berührungsschutz. Derartige Verbraucher<br />

finden für kleine Leistungen sowie bei besonderen Sicherheitsauflagen Anwendung (z.B.<br />

Klingel, Türöffner, Kinderspielzeug mit max. 24 V).<br />

Da die Leistung gleich ist dem Produkt aus Spannung und Strom, würden beim Betrieb<br />

eines Verbrauchers mit größerer Leistung (z.B. Heizstrahler) bei Verwendung einer derart<br />

kleinen Spannung große Ströme fließen. Dies würde größere Verluste erzeugen und höhere<br />

Leitungsquerschnitte erfordern, so dass deren Betrieb an kleiner Spannung nicht sinnvoll ist.<br />

Die Anschlussstecker dürfen keinesfalls in Steckdosen für höhere Spannung (z.B. 220 V -<br />

Steckdose) passen, um Beschädigungen des Geräts <strong>zu</strong> vermeiden !<br />

Schutzisolierung<br />

Unterwerk<br />

(Drehstromtrafo)<br />

230 V L1<br />

L 2<br />

L 3<br />

N<br />

PE<br />

400 V<br />

Haushalts-Stromkreis<br />

Sicherungen<br />

Schuko-Steckdose<br />

("Schutzkontakt")<br />

Verlängerungskabel<br />

Abb. 6.3<br />

Seite 6.4 von 8<br />

Geräte-<br />

Anschlußkabel<br />

elektrischer<br />

Verbraucher<br />

Basisisolierung<br />

(Betriebsisolierung) Schutzisolierung


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Laborunterlagen<br />

Geräte mit Schutzisolierung weisen <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong>r Betriebsisolierung (Basisisolierung) eine<br />

zweite Isolierung auf, womit selbst bei der oben angeführten Möglichkeit einer schadhaften<br />

Betriebsisolierung weiterhin Berührungsschutz besteht (Abb. 6.3).<br />

Die Anschlusskabel dieser Geräte weisen keinen Schutzleiter (s.u.) auf und sind somit mit<br />

dem typischen, zweipoligen Flachstecker versehen.<br />

Da der Schutz durch die <strong>zu</strong>sätzliche Isolierung erfolgt, darf kein Kabel mit Schutzleiter (s.u.)<br />

direkt an das Gerät angeschlossen werden. Die Anschlusskabel dieser Geräte bilden also<br />

eine untrennbare Einheit mit dem Gerät und können nicht vom Gerät abgesteckt werden.<br />

Dadurch wird gewährleistet, dass ein Kabel mit Schutzleiter (z.B. herkömmliches<br />

Verlängerungskabel, wie in Abb. 6.3 gezeigt) nicht direkt an das Gerät sondern lediglich an<br />

das geräte- eigene Anschlusskabel angeschlossen wird und der Schutzleiter (PE-Leiter; s.u.)<br />

nicht <strong>zu</strong>m Gerät gelangt.<br />

Abb. 6.4: Symbol auf schutzisolierten Geräten<br />

Das Symbol in Abb. 6.4 gibt an, dass das betreffende Gerät schutzisoliert ist.<br />

Schutzleiter<br />

Geräte mit elektrisch leitfähigem Gehäuse müssen über einen sogenannten Schutzleiter an<br />

die Versorgungsspannung angeschlossen werden. Dieser Schutzleiter stellt eine elektrisch<br />

leitende Verbindung zwischen Gehäuse und dem Mittelpunkt (Nullpunkt) des speisenden<br />

Transformators dar. Der Schutzleiter wird auch als PE- Leiter bezeichnet („Protection<br />

Earth“).<br />

Der Schutzleiter hat eine genormte, grün-gelb gestreifte Farbe und darf keinesfalls an<br />

spannungsführende Leitungen angeschlossen werden !<br />

Die Anschlusskabel weisen rundliche Schutzkontakt-Stecker („Schuko“-Stecker) auf, welche<br />

neben den zwei Betriebsleitungen für den Stromhinfluss und Stromrückfluss den<br />

Schutzleiterkontakt in doppelter Ausführung enthalten.<br />

Als Beispiel wird in den Abb. 6.5 und 6.6 ein einphasiger 230 V - Verbraucher betrachtet, für<br />

welchen die Spannung der angedeuteten 230 V - Steckdose durch Verbindung der<br />

Hausanschlussleitung mit Phase und Mittelpunkt im Unterwerk hergestellt wird (siehe Kap. 3<br />

- dreiphasige Verbraucher). Vom Unterwerk ist die in Stern geschaltete Sekundärseite des<br />

speisenden Drehstromtransformators dargestellt. Bei Sternschaltung eines dreiphasigen<br />

Erzeugers oder Verbrauchers liegt zwischen zwei Außenleitern (Phasen) die „verkettete“<br />

Spannung (400 V für das Haushalts-Stromnetz) und zwischen einer Phase und dem<br />

Mittelpunkt (Nullpunkt) die Phasenspannung (= Uverk/√3 = 230 V bei Uverk = 400 V) an.<br />

Daraus ergeben sich die beiden in Haushalten verfügbaren Spannungsniveaus (230 V für<br />

einphasige Steckdosen und 400 V für Drehstromsteckdosen, z.B. Waschmaschine).<br />

FI- Schutzschalter<br />

Seite 6.5 von 8


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Laborunterlagen<br />

Der FI- Schutzschalter, auch Fehlerstrom-Schutzschalter genannt (F ... für Fehler, I ... für<br />

Stromstärke), dient <strong>zu</strong>r Differenzstrom-Überprüfung (siehe Abb. 6.5 und Abb. 6.6). Wenn I1<br />

gleich I2 ist, dann bleibt der FI- Schutzschalter inaktiv, wenn jedoch I1 ≠ I2 wird, dann ist dies<br />

auf jeden Fall ein Fehlerfall, da der Strom nicht mehr betriebsmäßig über den N-Leiter<br />

<strong>zu</strong>rückfließt, und der FI- Schutzschalter löst aus, d.h. er unterbricht die Strom<strong>zu</strong>fuhr <strong>zu</strong>m<br />

Verbraucher (strichliert eingezeichneter Wirkpfeil am FI- Schutzschalter in Abb. 6.5,<br />

Abb. 6.6).<br />

Der FI- Schutzschalter ist im Haushalts-Verteilerkasten montiert und sollte monatlich einmal<br />

mit der Prüftaste ( = bewusste, gezielte Auslösung mittels kleinem Prüf-Differenzstrom) auf<br />

Funktionsfähigkeit überprüft werden.<br />

FI- Schutzschalter im Normalbetrieb<br />

Unterwerk<br />

(Drehstromtrafo)<br />

230 V L1<br />

L 2<br />

L 3<br />

N<br />

PE<br />

400 V<br />

Haushalts-Stromkreis<br />

Sicherungen<br />

FI-Schutzschalter<br />

I 1<br />

I 2<br />

Seite 6.6 von 8<br />

Schuko-Steckdose<br />

("Schutzkontakt")<br />

Abb. 6.5: Normalbetrieb: FI- Schutzschalter löst nicht aus<br />

elektrischer<br />

Verbraucher<br />

Im normalen Betriebsfall fließt der Strom von L1-Anschluss des Unterwerkes über den FI-<br />

Schutzschalter, Verbraucher und wieder FI- Schutzschalter <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong>m Mittelpunkt des<br />

speisenden Trafos.<br />

In diesem Fall ist die Größe des hinfließenden Stromes I1 gleich jener des rückfließenden<br />

Stromes I2, der FI- Schutzschalter löst nicht aus und der Stromkreis bleibt aktiv.<br />

FI- Schutzschalter im Fehlerfall<br />

Wenn ein Isolationsfehler auftritt, so dass die innen im Verbraucher vorhandene Spannung<br />

an das äußere Gehäuse gelangt (in Abb. 6.6 symbolisch durch den Strompfeil dargestellt),<br />

dann fließt der eigentliche Rückstrom I2 entweder teilweise oder vollständig über das<br />

Gehäuse und den Schutzleiter <strong>zu</strong>m Mittelpunkt des Trafos <strong>zu</strong>rück.


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Laborunterlagen<br />

Unterwerk<br />

(Drehstromtrafo)<br />

230 V L1<br />

L 2<br />

L 3<br />

N<br />

PE<br />

400 V<br />

Sicherungen<br />

Haushalts-Stromkreis<br />

FI-Schutzschalter<br />

I F<br />

I 1<br />

I 2<br />

Seite 6.7 von 8<br />

Schuko-Steckdose<br />

("Schutzkontakt")<br />

Abb. 6.6: Fehlerbetrieb: FI- Schutzschalter löst aus<br />

Das Wirkungsprinzip des FI- Schutzschalters hat zwei Vorteile:<br />

elektrischer<br />

Verbraucher<br />

• Die Spannung bleibt nicht am Gehäuse bestehen (was den Bediener bei Berührung<br />

gefährden würde), sondern die Spannung wird durch den Stromfluss über den<br />

Schutzleiter sofort abgebaut.<br />

• Der über den FI- Schutzschalter rückfließende Strom I2 ist nicht mehr gleich groß wie<br />

der hinfließende Strom I1, sondern wesentlich kleiner, so dass der FI- Schutzschalter<br />

sofort bei Erkennen der Ungleichheit auslöst und den Stromkreis unterbricht.<br />

6.2.4 Überstrom- Schutzeinrichtungen<br />

Während FI- Schutzschalter als Fehlerstromschutz fungieren, wirken Sicherungen und<br />

Sicherungsautomaten als Überstromschutz.<br />

Die Überstrom-Schutzorgane sind in Abb. 6.3, 6.5 und 6.6 vereinfacht mit „Sicherungen“<br />

bezeichnet, obwohl im Haushaltsbereich die früher verwendeten Schmelzsicherungen<br />

vielfach durch Sicherungsautomaten ersetzt wurde.<br />

Leitungsschutzsicherungen (Schmelzsicherungen)<br />

Die Sicherungspatrone aus Porzellan ist in ihrem zylindrischen Hohlraum mit trockenem<br />

Sand gefüllt, in welchem der stromführende Leiter als feiner „Schmelzdraht“ verlegt ist.<br />

Wenn durch einen Fehler ein über dem Nennstrom der Sicherung fließender Strom auftritt,<br />

dann „schmilzt“ der feine Draht innerhalb der Sicherung durch und unterbricht somit den<br />

Stromfluss. Der umgebende Sand ist ein schlechter Wärmeleiter, um <strong>zu</strong> verhindern, dass


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sich der Schmelzdraht bei einem Überlaststrom abkühlt, noch bevor er abschmilzt und den<br />

Stromkreis unterbricht.<br />

Leitungsschutzschalter (Sicherungsautomaten)<br />

Diese vereinigen ebenso wie die Sicherungsautomaten die zwei Funktionen Überlastschutz<br />

und Kurzschlussschutz in folgender Weise:<br />

Überlastschutz:<br />

Bei kleineren Überströmen unterbricht der Automat erst verzögert den Stromfluss, wenn<br />

diese Überströme länger andauern.<br />

Kurzschlussschutz:<br />

Bei einem großen Überstrom (z.B. Kurzschluss im angeschlossenen Gerät) löst der Automat<br />

sofort aus und unterbricht den Stromfluss.<br />

Der Vorteil der Sicherungsautomaten ist ihre Wieder-Einschaltbarkeit nach Behebung des<br />

Störfalles gegenüber dem notwendigen Sicherungstausch bei Schmelzsicherungen.<br />

Seite 6.8 von 8


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7 Magnetismus<br />

7.1 Grundlagen magnetischer Kreise<br />

Im folgenden wird die Vorgehensweise bei der Untersuchung eines magnetischen Kreises<br />

erläutert.<br />

a.) Magnetische Durchflutung<br />

Ausgangspunkt sei ein stromdurchflossener Leiter. Wenn ein Leiter aus mehreren<br />

Windungen besteht, dann trägt der Stromfluss jeder Windung <strong>zu</strong>m Erzeugen eines<br />

Magnetfeldes bei.<br />

Daraus ergibt sich die Definition für die magnetische Durchflutung<br />

Θ = w I [A] (7.1)<br />

welche die „Ursache“ des Magnetfeldes (= Summe aller in den Windungen fließenden<br />

Ströme) darstellt. Die magnetische Durchflutung ist umso größer, je mehr<br />

stromdurchflossene Windungen vorhanden sind.<br />

b.) Magnetische Erregung<br />

Aus dem Durchflutungsgesetz (vereinfacht für einen geschlossenen Kreis aus nur einem<br />

Material, z.B. geschlossener Eisenring)<br />

H lm<br />

= w I<br />

(7.2)<br />

folgt für magnetische Erregung (auch magnetische Feldstärke genannt) :<br />

w I<br />

H = [A/m] (7.3)<br />

l<br />

m<br />

wobei lm die mittlere Länge des magnetischen Pfades ist.<br />

Die magnetische Erregung ist bei gegebener Geometrie und Windungszahl proportional <strong>zu</strong>r<br />

Stromstärke I.<br />

c.) Magnetische Flussdichte, Hysteresekurve<br />

Die magnetische Erregung H erzeugt nun eine magnetische Flussdichte B, deren Größe<br />

sich aus der Hysteresekurve ergibt.<br />

Seite 7.1 von 6


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Laborunterlagen<br />

Der Zusammenhang zwischen erzeugender magnetischer Erregung H und erzeugter<br />

Flussdichte B lautet:<br />

w I<br />

B μ H = μ<br />

l<br />

= [T] oder [Vs/m 2 ] (7.4)<br />

m<br />

Für die Permeabilität μ gilt:<br />

μ = μ0<br />

μr<br />

(7.5)<br />

wobei<br />

μ0 ... Permeabilitätskonstante in Vakuum (= 4π 10 -7 [Vs/Am])<br />

μr ... Permeabilitätszahl des verwendeten Materials:<br />

μr = 1 in Luft,<br />

μr >> 1 in ferromagnetischer Materie (gemäß Hysteresekurve).<br />

H C<br />

B R<br />

B<br />

μ r<br />

>> 1<br />

Abb. 7.1<br />

Seite 7.2 von 6<br />

Sättigungsbereich<br />

Neukurve<br />

in ferromagnetischer Materie<br />

Luft<br />

μ r<br />

= 1<br />

μr = 1<br />

Für Luft ergibt sich also ein proportionaler Zusammenhang zwischen B und H mit sehr<br />

kleinen erzeugten Flussdichten B gemäß dem kleinen Proportionalitätsfaktor μ=μ0 (strichliert<br />

eingezeichnete Gerade in Abb. 7.1).<br />

In einem geschlossenen, ferromagnetischen Kreis (z.B. Eisenring) ist μr nicht konstant,<br />

sondern von H abhängig und wesentlich größer als in Luft. Daher ist auch die erzeugte<br />

Flussdichte B nicht konstant, sondern verläuft entlang der werkstoffabhängigen<br />

Hystereseschleife des verwendeten Materials mit wesentlich höheren Werten als in Luft.<br />

H


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Laborunterlagen<br />

Man kann sich dies veranschaulichen, wenn man bedenkt, dass die magnetische<br />

Permeabilität μ auch magnetische Leitfähigkeit genannt wird, da eben bei hohen Werten für<br />

μr (also bei ferromagnetischen Materialien) aus einer gegebenen magnetischen Erregung H<br />

ein großes Magnetfeld B erzeugt wird (siehe Gleichung (7.4)), das Material also magnetisch<br />

leitfähiger ist.<br />

d.) Magnetischer Fluss<br />

Der magnetische Fluss Φ symbolisiert die Summe aller magnetischen Feldlinien in der<br />

betrachteten Materie.<br />

Die magnetische Flussdichte B ist der magnetische Fluss Φ bezogen auf die betrachtete<br />

Querschnittsfläche A, also die Summe der magnetischen Feldlinien pro Querschnittsfläche.<br />

φ<br />

B = (7.6)<br />

A<br />

Durch Umformung von (7.6) errechnet sich der magnetische Fluss mit<br />

φ = B A [Vs] (7.7)<br />

Die Hysteresekurve gibt den Magnetisierungsbedarf, d.h. die notwendige magnetische<br />

Erregung H, an, um eine bestimmte magnetische Flussdichte B (und in der Folge einen<br />

magnetischen Fluss φ) <strong>zu</strong> erzeugen.<br />

Der Zusammenhang zwischen B und H ist lediglich für Luft linear (in Abb. 7.1 strichliert<br />

eingezeichnet), jedoch ist das von einer bestimmten magnetischen Erregung erzeugte<br />

Magnetfeld (Flussdichte B) in Luft wesentlich geringer als in ferromagnetischen Materialien.<br />

Bei ferromagnetischen Materialien verläuft B in Abhängigkeit von H lediglich beim<br />

erstmaligen Magnetisieren des Materials vom Koordinaten-Nullpunkt beginnend<br />

(strichpunktiert eingezeichnete Kurve in Abb. 7.1, auch „Neukurve“ genannt).<br />

Der Normalfall ist, dass im Material auch bei Abschalten der magnetischen Erregung H noch<br />

ein Restmagnetismus erhalten bleibt (Remanenzflussdichte BR in Abb. 7.1). Erst bei einer<br />

Magnetisierung des Materials in der Größe der sogenannten „Koerzitiv- Erregung“ HC mit<br />

entgegengesetzter Polarität (z.B. Änderung der Stromflussrichtung) geht die Flussdichte B<br />

gegen Null.<br />

Bei Wechselströmen erfolgt ein ständiger Wechsel der Stromflussrichtung (siehe<br />

Sinusschwingung), so dass also in ferromagnetischer Materie ständig die Hysteresekurve<br />

entlang der Schleife durchfahren wird („Hystereseschleife“)..<br />

Die Fläche der Hysterese- Schleife ist ein Maß für die auftretenden Verluste durch das<br />

Ummagnetisieren.<br />

Materialien mit schmaler Hysterese- Schleife können mit geringeren Verlusten<br />

ummagnetisiert werden („weichmagnetische Materialien“) und werden folglich für<br />

Maschinen, Transformatoren verwendet, welche Wechselströmen ausgesetzt sind.<br />

Seite 7.3 von 6


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Laborunterlagen<br />

Materialien mit breiter Hystereseschleife verursachen bei Wechselströmen größere Verluste<br />

(„hartmagnetische Materialien“) und werden deshalb für Dauermagnete verwendet, welche<br />

das Magnetfeld beibehalten sollen. Denn je breiter die Hystereseschleife ist, desto größer ist<br />

die Remanenzflussdichte BR auf der Ordinate, welche nach Abschalten der Magnetisierung<br />

(H=0) erhalten bleibt.<br />

Das magnetische Wechselfeld ist lediglich dann ebenfalls sinusförmig (sinusförmiger Verlauf<br />

von B und φ), wenn der die Erregung H erzeugende Strom nur so groß ist, dass die<br />

Flussdichte B noch im näherungsweise linearen Bereich liegt (andernfalls geht die<br />

Proportionalität zwischen H und B verloren, und ein sinusförmiger Strom erzeugt keine<br />

sinusförmige Flussdichte B mehr → Sättigungsbereich der Hysteresekurve, „das<br />

ferromagnetische Material geht in Sättigung“).<br />

7.2 Aufnahme der Hysteresekurve<br />

Die Darstellung der Hysteresekurve erfolgt mit dem Oszilloskop (siehe Abb. 7.2), welches<br />

lediglich Spannungen als Eingangsgrößen verarbeiten kann. Daher ist es notwendig,<br />

spannungsproportionale Zusammenhänge der Größen B und H her<strong>zu</strong>stellen:<br />

• zwischen der magnetischen Erregung H und einer Spannung ux, welche an den<br />

horizontalen Signaleingang des Oszilloskops angeschlossen wird,<br />

• sowie zwischen der magnetischen Flussdichte B und einer Spannung uy, die an den<br />

vertikalen Signaleingang des Oszilloskops angeschlossen wird.<br />

u 1<br />

i1 i2 R2<br />

u x<br />

R 1<br />

Zusammenhang zwischen H und ux<br />

u 2<br />

Abb. 7.2<br />

Seite 7.4 von 6<br />

C<br />

i 2<br />

u y<br />

i=0<br />

Oszi<br />

Das Magnetfeld in der gezeigten Messanordnung wird vom Strom i1 erzeugt, welcher<br />

<strong>zu</strong>sammen mit den w Windungszahlen die magnetische Durchflutung Θ bildet. Die dadurch<br />

hervorgerufene magnetische Erregung H ergibt sich gemäß Gleichung (7.3) <strong>zu</strong>:<br />

w i1<br />

H = (7.8)<br />

l<br />

m


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Laborunterlagen<br />

Der Strom i1 ruft am Widerstand R1 gemäß Ohm’schen Gesetz eine proportionale Spannung<br />

ux hervor:<br />

u x<br />

i = (7.9)<br />

1 1 R<br />

Somit erhält man den gesuchten proportionalen Zusammenhang zwischen der<br />

dar<strong>zu</strong>stellenden Größe H und der darstellbaren Spannung ux:<br />

w<br />

H = ux<br />

(7.10)<br />

l R<br />

m<br />

1<br />

Zusammenhang zwischen B und uy<br />

Das Induktionsgesetz gibt die Spannung ui an, welche bei einer zeitlichen Änderung des<br />

einen Leiter durchsetzenden Magnetfeldes im Leiter erzeugt („induziert“) wird. In unserem<br />

Fall ist die induzierte Spannung die auf der Sekundärseite vorherrschende Spannung u2,<br />

welche vom magnetischen Wechselfeld (sinusförmig, wenn im ungesättigten Bereich der<br />

Hysteresekurve) der Primärwicklung erzeugt wird.<br />

( B A)<br />

dφ<br />

d<br />

dB<br />

= w 2 = w 2 = w A<br />

(7.11)<br />

dt dt<br />

dt<br />

u2 2<br />

wobei w2 die Windungszahl der Sekundärwicklung ist.<br />

Damit erhalten wir für die magnetische Flussdichte B:<br />

1<br />

= ∫ u dt<br />

w A<br />

B 2<br />

2<br />

Seite 7.5 von 6<br />

(7.12)<br />

Wir benötigen nun eine Beziehung, mit deren Hilfe die Spannung uy proportional <strong>zu</strong>m<br />

Integral von u2 wird. Dies wird in zwei Stufen erreicht:<br />

1. Die Maschengleichung für den Sekundärkreis liefert in komplexer Schreibweise:<br />

⎛ 1 ⎞<br />

U2<br />

= I2<br />

⎜<br />

⎜R<br />

2 + ⎟<br />

(7.13)<br />

⎝ jωC<br />

⎠<br />

Wenn R2 >> (1/ωC) gewählt wird, gilt näherungsweise:<br />

U 2 = I2<br />

R 2 , bzw. in Zeitdarstellung: 2 i2<br />

R 2<br />

u = (7.14)<br />

2. Es wird ein Kondensator C <strong>zu</strong> Hilfe genommen, dessen grundlegende Gleichung für die<br />

Messanordnung lautet:


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Laborunterlagen<br />

du du<br />

c y<br />

i2<br />

= C = C (siehe Schaltvorgänge in Kap. 1) (7.15)<br />

dt dt<br />

Durch Umformung erhält man:<br />

1<br />

= ∫ i dt<br />

C<br />

u y 2<br />

Seite 7.6 von 6<br />

(7.16)<br />

Durch Einsetzen von Gleichung (7.13) erhalten wir eine Spannung uy, die proportional <strong>zu</strong>m<br />

Integral von u2 ist (wie oben angeführt):<br />

1<br />

= ∫ u dt<br />

R C<br />

uy 2<br />

2<br />

Somit ergibt sich folgender proportionaler Zusammenhang zwischen B und uy:<br />

(7.17)<br />

R 2C<br />

B = uy<br />

(7.18)<br />

w A<br />

2

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