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GEOFOKUS<br />
Abb. 6: Der Kamarujuk in Westgrönland<br />
diente den Teilnehmern<br />
der Deutschen Grönlandexpedition<br />
als Aufstieg auf<br />
das Inlandeis. Foto: U. Wutzke<br />
überprüfungswürdige Hypothese, so vor allem<br />
der Direktor des Geodätischen Instituts in Potsdam,<br />
Friedrich Robert Helmert (1843–1917).<br />
Leider stellte sich heraus, dass die geodätischen<br />
Messmethoden in den 1930er Jahren zu ungenau<br />
für die Überprüfung waren. Eine Ausnahme<br />
bildete die Gruppe von Niemczyk, die nach<br />
Island ging, um zu messen, ob sich das Land von<br />
den tektonisch aktiven Spaltenschwärmen her<br />
weitet. Leider aber war vor dem 2. Weltkrieg nur<br />
eine Nullmessung möglich (Niemczyk, 1943).<br />
Nach dem Krieg, als Alfred Wegener in Hamburg<br />
arbeitete, zog das junge Ehepaar in das Haus<br />
von Elses Eltern ein, <strong>und</strong> es entwickelte sich<br />
eine enge Kooperation mit Wladimir Köppen.<br />
Else schreibt (E. Wegener, 1960: 161–164): „Hatte<br />
sich mein Vater den neuen Ideen gegenüber<br />
zuerst sehr ablehnend verhalten, so gewann er<br />
jetzt, je mehr er sich damit befaßte, immer mehr<br />
die Überzeugung, daß sie das Mittel bot, den<br />
Weg durch das Labyrinth der Paläoklimatologie<br />
zu finden. Es entwickelte sich eine ungemein<br />
fruchtbare Zusammenarbeit. Oft wartete mein<br />
Vater schon ungeduldig auf Alfreds Rückkehr ...,<br />
um neu gef<strong>und</strong>ene Argumente mit ihm zu besprechen“.<br />
Im Vorwort zur zweiten Auflage (Wegener, 1920:<br />
vi) schrieb er selbst über ihre Zusammenarbeit<br />
in sehr anerkennender Weise: „Wie die erste<br />
Auflage durch die selbstlose geologische Beratung<br />
<strong>und</strong> Mitarbeit von Cloos gefördert, um<br />
nicht zu sagen, ermöglicht wurde, so ist die<br />
zweite gekennzeichnet durch die nicht minder<br />
wertvolle Mitarbeit eines Klimatologen; ihre<br />
Ausarbeitung geschah nämlich in täglichem Gedankenaustausch<br />
mit W. Köppen, <strong>und</strong> ich hatte<br />
die Genugtuung, daß dieser, anfangs kühl <strong>und</strong><br />
zweifelnd, sich mit wachsender Wärme in die<br />
Ideenwelt der Verschiebungstheorie vertiefte<br />
<strong>und</strong> schließlich mit hoher Freude zu der Überzeugung<br />
durchrang, daß hier der rote Faden im<br />
Labyrinth der Paläoklimatologie gef<strong>und</strong>en sei.<br />
Mehrere Kapitel entstanden in so engem Gedankenaustausch<br />
mit ihm, daß die Grenze des<br />
geistigen Eigentums nicht mehr feststellbar ist.“<br />
Vier Jahre gegenseitiger Kritik <strong>und</strong> auch Unterstützung<br />
wie harter Arbeit führten zum gemeinsamen<br />
Buch: „Die Klimate der geologischen Vorzeit<br />
(Köppen & Wegener, 1924).<br />
Wegener dachte gründlich über die Antriebskräfte<br />
nach. Jedoch war es ihm beim Verfassen<br />
seiner ersten Veröffentlichung zuerst wichtiger,<br />
das Phänomen selbst zu beschreiben <strong>und</strong> dann<br />
erst nach Erklärungen zu suchen. Nach ausführlicher<br />
Diskussion von Isostasie <strong>und</strong> Plastizität<br />
<strong>und</strong> einer äußerst modernen Beschreibung von<br />
Geosynklinalen als isostatische Reaktion von<br />
Kontinentalrändern auf die Belastung durch<br />
Sedimente, schreibt er (Wegener, 1912a: ): „Die<br />
Frage, welche Kräfte die von uns geforderten<br />
12 <strong>GMIT</strong> · NR. 54 · DEZEMBER 2013