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<strong>Ernesto</strong> <strong>Leal</strong> <strong>Basilio</strong><br />
Geboren 1971, Havanna, Kuba.<br />
Ausbildung<br />
1987-90, San Alejandro Academy, Kuba<br />
1983-86, Paulita Concepción, Fachschule für bildende Künste, Kuba<br />
Einzelausstellungen<br />
2006 "Higher Institute of Doubleagents (Audiovisuelles Department)", Cultural Center, ICAIC,<br />
Havanna<br />
2004 “Document” (mit Luis Gómez), La Casona Gallery. Havanna<br />
2003 Foto Septiembre. “Styrofoam Words”, Nina Menocal Gallery, Mexiko City<br />
2001 “Civilians in Shock” (mit Manuel Piña), Habana Gallery, Havanna<br />
1999 “With Silencer”. Fototeca de Cuba, Havanna<br />
1998 “Chemical Screens”. Sicardi-Sanders Gallery, Houston, USA<br />
“Ten days without speaking” Projekt “Obsessions”, Wifredo Lam Center, Havanna<br />
1997 “The stone falls”. Sicardi Gallery, Houston, USA<br />
“Discussion with Betara Desa” (mit Juan José Olavarría), Farish Gallery, Rice University,<br />
Houston, USA<br />
“Title: <strong>Ernesto</strong> <strong>Leal</strong>”. Teodoro Ramos Blanco Gallery, Havanna<br />
1996 “The uncreated”, Aglutinador Space, Havanna<br />
1995 “The Double (17 exercises)” (mit Juan José Olavarría). CDAV, Havanna<br />
1990 “Revolution is involution”. Haus des Künstlers, Cerro, Havanna<br />
Teilnahme an mehreren Gruppenaustellungen in Kuba, USA, Kanada, Mexiko, Brasilien, Argentinien,<br />
Venezuela, Peru, Ecuador, Nicaragua, Costa Rica, Türkei, Frankreich, Spanien, Portugal,<br />
Deutschland.<br />
Öffentliche Kunst und Performance<br />
(Mit der Gruppe Arte Calle (Street Art)).<br />
1987-89 “There is nothing” (mural), Víbora, Havanna, Kuba<br />
“Art at the cemetery gates”. Zapata Street, Havanna, Kuba<br />
“Building for growing”. Plaza Vieja, Havanna, Kuba<br />
“At the other side of the street”. Taller de serigrafía, Havanna, Kuba<br />
“Easy shopping” (performance). Havanna Hafen, Havanna, Kuba<br />
“From Cuba, its nature” (performance). Prado Street, Havanna, Kuba<br />
"Street Art Laboratory", Sala Villena, UNEAC, Havanna, Kuba
“Die Arbeit von <strong>Ernesto</strong> <strong>Leal</strong> (ex Arte Calle) kann in zwei verschiedenen Produktionsansätzen gesehen<br />
werden. Der erste Ansatz ist direkt verbunden mit seiner Aktivität in der Gruppe ARTE CALLE; größtenteils<br />
Graffiti und Performance Kunst, die in Havanna stattfand. Der zweite, außerhalb von ARTE CALLE, zielt auf<br />
eine intimere, vertiefendere Vision, wo <strong>Ernesto</strong> <strong>Leal</strong> an anderen Problemen interessiert ist.<br />
Im ersten Fall haben die Arbeiten, an welchen er teilnahm, im Allgemeinen einen flüchtigen Charakter; sie<br />
sind dürftig dokumentiert und meistens kritisieren sie die Institutionalisierung und das Ausbildungssystem<br />
von Kunst, die Kommunikation und Instrumentalisierung von Kulturpolitik. All das zielte darauf ab,<br />
soziokulturelle Reaktionen hervorzurufen. Die repräsentativste Arbeit dieser Jahre, welche die Erfahrungen<br />
und Überlegungen von <strong>Ernesto</strong> <strong>Leal</strong> bei ARTE CALLE verdichtet, ist Revolution is Involution (1990), die in<br />
seinem Haus stattfand. Im Großen und Ganzen bestand die Aktion aus einem Rundgang durch sein Haus,<br />
geleitet durch einen Orientierungstext, manchmal unnötig dicht und hermetisch, in welchem verschiedene<br />
Räume (Stiegenhaus, Spiegel, etc.) als Metaphern für Stadien und Reflexionen über eine Rede, die die<br />
Authentizität der Werte des künstlerischen Ausbildungssystems der Revolution in Frage stellte. In seiner<br />
didaktischen und pädagogischen Einführung liest man: ‚Stoppt Auto-Zirkulation und lächerliche Selbst-<br />
Hingabe in eine ‚Avantgarde Elite’. Funktionen wurden durcheinander gebracht, die Wertigkeit von<br />
revolutionärer Kunst wurde abgewandelt in ‚Werte’ von ‚revolutionärer’ ‚Kunst’ und in ‚Künstler’, die sich<br />
‚einlassen’ auf Probleme, die in der Kunst selbst und ihrem Bewegungssystem keimen und sterben durch<br />
einen Teufelskreis.’ Ab 1995 beginnt sich <strong>Leal</strong>´s Arbeit zu verschieben in Territorien von Solipsismus und<br />
Intimität, zu Reflexionen darüber, wie seine Individualität und Perzeption von verschiedenen Umständen<br />
des Sozialraumes und der natürlichen Umgebung beeinflusst werden. Beweis dafür sind die Ausstellungen<br />
Ten days without speaking (1998), im Wilfredo Lam Art Centre als Teil des Projekts Obsessions; oder The<br />
grass beneath my feet (2000), im Visual Art Development Centre. In Ten days without speaking wird eine<br />
Reflexion über das Abnutzen der Worte angestellt, deren Inhalt darunter leidet und deren Konsequenz der<br />
Verlust der Kommunikationsfähigkeit der Sprache wegen ihres automatisierten und einseitigen Gebrauchs<br />
darstellt.<br />
Text: Denis Matos
1993<br />
Die Arbeit beinhaltet ein Banner, gleich jenen, die in öffentlichen Kundgebungen<br />
verwendet werden, gemacht aus einem alten Bettlaken. Paracelso´s Formel für die<br />
Herstellung eines kleinen menschlichen Wesens im Labor eines Alchemisten ist auf das<br />
Laken gedruckt. Die winzige Größe der Schrift bildet einen Kontrast zum Gebrauch<br />
eines Banners, das normalerweise verwendet wird, um eine Idee zu vergrössern und<br />
publik zu machen. 1993 war eines der schwierigsten Jahre für Kuba (Mängel und<br />
Repressionen) und ich schuf dieses Stück, um ein kollektives Verlangen nach<br />
Manifestation zu beschwören, das ständig selbst unterdrückt wird.<br />
The Uncreated
Chemical Screens<br />
Chlor und Textilfarbe auf Kawanaka Papier auf<br />
Leinwand<br />
Diese Serie basiert auf der Arbeit des<br />
russischen Elektrikers und Erfinders Semyon<br />
Kirlian. Im Jahre 1939 schuf er eine Arbeit auf<br />
Photofilm, die darin bestand, seltsame<br />
leuchtende Ausstrahlungen von scheinbarer<br />
‘Aura’, welche verschiedene Objekte umgibt,<br />
einzufangen. Ich erhielt diese Serie von<br />
Zeichnungen, auf die ich persönliche Objekte<br />
oder Dinge aus meiner unmittelbaren<br />
Umgebung projizierte. Anstatt von Aura<br />
umgeben zu sein wie in Kirlians Arbeit, wollte<br />
ich den Objekten in meinen Zeichnungen den<br />
Eindruck verleihen, dass sie die Aura<br />
beinhalten und so aussehen, als ob sie aus der<br />
Materie gemacht worden wären.
Die Serie Satellite View ist eine Gruppe von Gemälden, die beabsichtigt, fotografische Bilder von<br />
fiktiven Gebieten oder abstrakten Räumen zu erzeugen. Mein Interesse gilt dem Bilden einer Analogie<br />
zwischen dem Satelliten als Produzenten von Bildern und dem Publikum als Produzenten von<br />
Bedeutungen dieser abstrakten Bilder. Auf der anderen Seite basiert diese Serie auf der Frustration<br />
des Individuums auf Kuba weil er/sie keine globale Vision (Satellitensicht) der Welt hat, sondern nur<br />
eine unvollständige Sicht in Fragmenten. Darum produziere ich diese fiktiven Versionen des Globalen.
Ten days without speaking.<br />
Zehn C-Print-Silhouetten auf Hartschaumplatten,<br />
Wassertank, Lautsprecher, Geräusch einer sich<br />
räuspernden Person.<br />
Diese Aktion basiert auf der Überzeugung, dass die<br />
gewöhnliche (kartesische, ontologische, exklusive,<br />
begriffliche) Sprache unfähig ist, den<br />
unzusammenhängenden, chaotischen Charakter der<br />
Realität völlig darzustellen.<br />
Title: <strong>Ernesto</strong> <strong>Leal</strong><br />
In dieser Ausstellung wollte ich das Vertauschen von Räumen durch den Tausch von<br />
Namen verdeutlichen. Ich wollte Überraschung durch den Tausch des Galerienamens der<br />
Teodoro Ramos Blanco Galerie (eine offizielle Galerie des kubanischen Kulturministeriums)<br />
schaffen. Der Tausch von Namen bestand im Benennen dieser Galerie als Barbara<br />
Gladstone Gallery (New York) mit einer Beschriftung, die ich an der Fassade der Galerie<br />
anbrachte. Im Inneren der Galerie konnte man den ‘richtigen’ Namen der Galerie<br />
vergrössert längs der drei Wände lesen: Teodoro Ramos Blanco. Die Ausstellung war nach<br />
mir benannt, um die benutzte Strategie satirisch darzustellen. Die Ausstellung beabsichtigt<br />
eine Kontamination von Räumen, die interaktive Kommunikation unter ihnen als Möglichkeit<br />
Hindernisse zu lösen, die Depersonalisierung der Räume, um Kultur als System zu<br />
verstehen und daran zu arbeiten.
Silencer<br />
Die Arbeit dokumentierte eine stumme Unterhaltung zwischen zwei Leuten. Die Konversation fand<br />
auf kleinen Tafeln statt, mit welchen sie kommunizierten. Diese zwei Menschen waren nicht<br />
stumm, sondern wählten die Tafeln, um zu vermeiden, abgehört zu werden. Sie verdeckten ihre<br />
Identitäten. Später installierte ich diese Bilder so, dass der Dialog desorganisiert wurde, indem ich<br />
die Reihenfolge der Aussagen veränderte. So wurde jede Rede in ihrer Einzigartigkeit gezeigt; die<br />
angenommene zeitliche Linearität der Konversation wurde zerlegt und Aussagen wurden anders<br />
arrangiert. Irgendwie wurde ein problematisches Double der Konversation geschaffen.<br />
‚Ich denke, etwas zu wissen ist ein gewagter, unvollständiger und sich ständig verändernder Prozess. Es<br />
geht nicht darum, etwas zu füllen, das vorher leer war, oder um einfache Updates. Wie wir dazu kommen,<br />
zu wissen, was wir wissen, beinhaltet ein sehr ausgedehntes und unvermutetes Netz; oft wird das ‚Objekt’<br />
des Wissens undurchsichtig, wenn man dem Zustand der Erscheinung Aufmerksamkeit schenkt. Ich<br />
interessiere mich dafür, wie wir den Punkt erreichen, zu wissen, was wir wissen, und Spekulationen<br />
aufzustellen, über andere Wege Wissen zu erlangen (möglich und unmöglich).’<br />
<strong>Ernesto</strong> <strong>Leal</strong>