Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Elena</strong> <strong>Uhlig</strong><br />
und<br />
„Jetzt erlebe ich Familie total bewusst<br />
und das macht mich schon sehr glücklich.“<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Karl</strong><br />
Actors MAGAZINE 1
Welche Erinnerung haben Sie, <strong>Fritz</strong> <strong>Karl</strong>, an die erste Begegnung<br />
Plötzlich ist mir eine Dame an einer Säule lehnend<br />
aufgefallen, die machte sich ständig mit<br />
Wortmeldungen wichtig. Ich dachte mir immer<br />
(spricht zornig): Werrrrr ist denn diese Person<br />
Das hat mir schon gut gefallen! So haben wir<br />
uns kennen gelernt.<br />
Am Schluss des Abends haben wir kurz voreinander<br />
gestanden, weil ich mich natürlich noch<br />
wahnsinnig einsetzen wollte und <strong>Fritz</strong> stand<br />
noch mit einem Freund zusammen. Dieser<br />
Freund vermutet bis heute, dass wir uns dort<br />
nicht das erste Mal gesehen haben, sondern<br />
bereits vorher eine wilde Affäre zusammen<br />
gehabt haben.<br />
Ja, schon. Ich war nur kurz für diese Veranstaltung<br />
angereist, und habe danach mit allen<br />
Mitteln versucht, <strong>Elena</strong>s Telefonnummer herauszubekommen.<br />
Ich muss dazu sagen, der eine Film, in dem ich<br />
zusammen mit <strong>Fritz</strong> hätte spielen können, den<br />
habe ich mir später angeschaut. Ich sehe mir<br />
einfach gerne Filme an - ich kann immer noch<br />
träumen dabei und sehe nicht die Kamera. An<br />
dem Abend saß ich allein zu Hause und habe<br />
mir diesen Film angeguckt. Dann gab es eine<br />
Szene, in der <strong>Fritz</strong> sich in dem Film umgedreht<br />
hat – und ich sitze da wie eine 15-Jährige und<br />
denke: Oh, da ist er! Das ist mein Mann! Völlig<br />
absurd! Natürlich habe ich diesen Traum später<br />
wieder vergessen, aber ich erinnere mich heute<br />
noch an diesen Abend. (strahlt)<br />
Und Sie, <strong>Elena</strong> <strong>Uhlig</strong>: Welche Erinnerung haben Sie an die erste Begegnung<br />
Als ich tatsächlich vor <strong>Fritz</strong> stand, hatte ich ein<br />
wirkliches Deja- vu-Erlebnis von eben jenem<br />
Abend.<br />
Schon diese erste Begegnung hat also bei Ihnen beiden<br />
einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen<br />
Wie war das<br />
Aber erst einmal ist alles im Sande verlaufen.<br />
Wir haben uns zwei Monate später beim<br />
,Münchner Filmfest‘ wieder gesehen.<br />
Das war total lustig.<br />
<strong>Fritz</strong> stand unten an der Treppe, ich komme herunter<br />
und sehe ihn. Von da an habe ich nichts<br />
mehr auf die Reihe gekriegt. Wir haben die<br />
ganze Zeit herumgealbert.<br />
2<br />
Actors MAGAZINE
Das geht mir alles zu schnell,<br />
da bin ich konservativ.<br />
Wir haben lange telefoniert<br />
und am Ende gesagt: Okay, ich komme jetzt<br />
nach Hamburg und wir treffen uns.<br />
<strong>Elena</strong> hat mich vom Flughafen abgeholt …<br />
(grinst) Sie hat sich Mut angetrunken.<br />
Ich habe <strong>Elena</strong> sofort gesagt, dass ich nach Hause,<br />
nach Österreich, muss, um dort mein Leben<br />
grundsätzlich zu klären. Ich musste die Affären<br />
oder Beziehungen auflösen.<br />
Hallo<br />
Da ist die Legende aber etwas größer als die<br />
Wirklichkeit.<br />
Und die haben Sie auch bekommen<br />
Was war das dann für eine Begegnung<br />
Wie ging es danach weiter<br />
Jedenfalls haben wir uns an diesem Abend auch<br />
wieder aus den Augen verloren. Aber danach<br />
habe ich zu meiner Freundin gesagt:<br />
Ich brauche unbedingt und sofort die Nummer<br />
von diesem Mann! Ich brauche diese Nummer,<br />
wir müssen die jetzt organisieren und ich muss<br />
diesen Mann anrufen.<br />
Richtig und dann habe ich <strong>Fritz</strong> auch angerufen,<br />
dreimal in einer Woche. Ich habe ihn auch noch<br />
nach Paris eingeladen, aber er hat darauf nicht<br />
wirklich reagiert.<br />
Also habe ich es erst einmal wieder sein lassen<br />
– und dann hat <strong>Fritz</strong> sich plötzlich, drei Tage<br />
später bei mir gemeldet.<br />
Das war waaahnsinnig unangenehm!<br />
(lacht laut)<br />
Sie waren sich von da an Ihrer Liebe sicher<br />
Ich war damals betrunken, obwohl ich niemals<br />
Alkohol trinke, das muss man dazu sagen.<br />
Ich hatte mir ganz viele Klamotten mitgenommen<br />
und meine beste Freundin lebt in Hamburg,<br />
die hat sich an dem Tag mit ihrem Mann<br />
gestritten. Ich habe ihr gesagt: Ich brauche<br />
dich. Du musst jetzt sofort kommen, denn ich<br />
weiß überhaupt nicht, was ich anziehen soll. Im<br />
Nachhinein hat sie mir erzählt, dass sie immer<br />
gedacht hat: Hier passiert heute etwas Großes!<br />
Dann bin ich zum Flughafen und wir sind essen<br />
gegangen.<br />
Das ist ja das Absurde an der Geschichte, <strong>Fritz</strong><br />
galt als großer Filou und Herzensbrecher, was<br />
ich nicht gewusst habe. (lacht laut)<br />
Actors MAGAZINE 3
4<br />
Actors MAGAZINE
Actors MAGAZINE 5
Dieser Moment ist jetzt achteinhalb Jahre her,<br />
es war die ganze Zeit wunderschön, und es wird<br />
immer besser!<br />
(strahlt)<br />
München ist vorbei, aber zuerst kam <strong>Elena</strong> nach<br />
Wien und wir haben dort gelebt. Ich bin damals<br />
gerade frisch in eine Männer-WG eingezogen.<br />
Zusammen mit zwei Freunden.<br />
Ich kam aus Hamburg zurück und war verliebt.<br />
Das war gleichzeitig das Ende der Männer-WG.<br />
Mich haben zu der Zeit Leute in den Arm genommen,<br />
die ich gar nicht weiter kannte, und sie<br />
haben zu mir gesagt: ,Genieße es, wir sind für<br />
dich da, wenn es vorbei ist.‘ Und das Komische<br />
ist bis heute, man kennt ja viele Liebesgeschichten<br />
von sich selber: Ruft man an Darf man nicht<br />
anrufen Muss man Spielchen spielen Bei uns<br />
beiden war das aber alles keine Frage. Es war<br />
überhaupt keine Frage, ob man anrufen kann<br />
oder nicht. Es war auch nie die Frage, sind wir<br />
jetzt zusammen oder nicht. Das war für mich<br />
vollkommen klar und eindeutig! Ich bin eine<br />
Woche später hingefahren, und einen Monat<br />
später zu <strong>Fritz</strong> gezogen.<br />
Dieses eindeutige Gefühl gibt aber auch die Sicherheit<br />
Sie leben in München und in Wien<br />
Wie ging es weiter<br />
Natürlich war ich auch kurz mal nervös und<br />
habe mich gefragt: Ruft der jetzt an Aber<br />
immer, wenn ich das Gefühl hatte, ich muss ihn<br />
anrufen, dann hat das Telefon schon geklingelt<br />
und <strong>Fritz</strong> war es.<br />
Das stimmt, ich habe das Gefühl, wir beide beflügeln<br />
uns gegenseitig geradezu.<br />
lächelnd: Das hielt dann genau eine Woche.<br />
Der dritte Freund ist schon gar nicht mehr eingezogen<br />
in diese Wohngemeinschaft.<br />
Uns war wichtig, dass wir beide in dieser Stadt<br />
quasi neu anfangen und dass wir beide die<br />
Stadt kennen und mögen. Ich glaube, es ist<br />
wichtig, dass man als Paar neutral zusammen<br />
ein Leben neu anfangen kann.<br />
Damit wäre ich aber zu weit weg von meinen<br />
Kindern, die zwar längst groß sind, aber in<br />
Österreich leben. Außerdem sind in Hamburg<br />
für mich als Österreicher doch zu wenig Berge.<br />
(schmunzelt)<br />
Wir haben beide geguckt, welche Stadt für uns<br />
die richtige ist. Es musste eine Stadt sein, die wir<br />
beide mögen, in der wir vielleicht auch schon<br />
gearbeitet haben, in der wir aber ,neutral‘ sind.<br />
Hamburg war für uns auch eine Möglichkeit.<br />
6<br />
Actors MAGAZINE
Wir haben für drei Jahre in München gelebt,<br />
aber das war wahnsinnig stressig für uns beide.<br />
Das Leben in München ist einfach auch verdammt<br />
teuer. Um sich auch künstlerisch seine<br />
Freiheit zu schaffen, haben wir uns gesagt:<br />
Lass uns doch aufs Land gehen.<br />
Meine Frau sagt schon immer: ,Sag es bitte diesmal<br />
nicht!’<br />
Man weiß ja nie, wo man schließlich ankommt,<br />
aber letzten Endes ist es für <strong>Elena</strong>, ein Mensch<br />
der aus Düsseldorf kommt und jetzt auf einem<br />
Berg in Österreich wohnt, eine wahnsinnige<br />
Umstellung im Leben.<br />
Emil und Gustav.<br />
grinsend: Ich muss ehrlich sagen, die <strong>Uhlig</strong><br />
zeichnet sich durch mehrere Macken aus.<br />
Ich schätze an <strong>Elena</strong> ihre unglaubliche Energie<br />
und ihre Durchsetzungskraft.<br />
Aber dort leben Sie heute nicht mehr<br />
In der Zeit kam auch unser zweites Kind zur<br />
Welt.<br />
Und die Kinder sind in Österreich eingebürgert<br />
Wie alt sind Ihre Jungen und wie heissen sie<br />
Obwohl wir unseren Wohnsitz in München hatten,<br />
haben wir nur aus dem Koffer gelebt. Dazu<br />
hatten wir in Wien noch eine Wohnung – das<br />
war einfach zu viel. Ich habe mit zwei Kindern<br />
irgendwann gesagt, ich ertrage das nicht mehr.<br />
Dazu kam dann immer noch dieser Sog meines<br />
Mannes in Richtung seiner Heimat. <strong>Fritz</strong> hat eine<br />
sehr große Heimatverbundenheit. Wir fahren<br />
über die Grenze, passieren das Schild mit der<br />
Aufschrift Österreich, und mein Mann sagt laut:<br />
Ja! Ich finde das wunderbar! Der Österreicher<br />
hat einen Nationalstolz, der wirklich manchmal<br />
bewundernswert ist.<br />
Jedes Mal, wenn wir den Berg herunter fahren<br />
und ins Tal schauen, sagt <strong>Fritz</strong> zu mir: ,Ist das<br />
nicht schön Ist das nicht herrlich anzusehen<br />
Diese wunderbare Natur! Schau, der Berg! Hast<br />
du dir das je bewusst angesehen Ich sage nur:<br />
Ich mache das ständig! (lächelt wieder)<br />
Richtig und ich, als gebürtige Rheinländerin,<br />
passe auf, dass die deutsche Sprache erhalten<br />
bleibt. (lächelt) Ich liebe den österreichischen<br />
Sing-Sang und ich liebe auch das südliche Ansicht,<br />
Land und Leute dort mag ich sehr.“<br />
Emil ist der älteste, der ist sechs Jahre alt, und<br />
Gustav wird im März vier Jahre alt.<br />
Was schätzen Sie jeweils am anderen Partner und wo haben Sie eine Macke entdeckt<br />
Und Du hälst genau dagegen! Ich möchte sagen,<br />
das hält sich die Waage.<br />
Actors MAGAZINE 7
8<br />
Actors MAGAZINE
Actors MAGAZINE 9
Aber auch das passiert bei uns<br />
mit großer Passion und Hingabe.<br />
E.U.: „Meine Tendenz zur Übermutter ist gleich<br />
Null. Als Mutter bin ich eher eine Rabenmutter.<br />
Sagen wir es doch mal ehrlich, und das meine<br />
ich jetzt ganz wertfrei: Ich leiste mir jemanden,<br />
der mir wöchentlich im Haushalt hilft. Warum<br />
mache ich das Das war bei mir im Studium<br />
schon so, denn – und das möchte ich in aller<br />
Deutlichkeit sagen –, ich hasse putzen und ich<br />
kann nicht putzen!“<br />
Wir sind beide lebensbejahend und das verbindet<br />
uns. Wir sind beide sehr positiv eingestellt<br />
und sehr energetisch. Wir können aber auch<br />
mal total depressiv sein und den Weltschmerz<br />
durchleiden.<br />
Meistens ist es dann so, dass <strong>Fritz</strong> mich anruft,<br />
um mir das mitzuteilen – und ich sage ihm:<br />
Mir geht es gerade ähnlich. Mein Mann besteht<br />
dann aber darauf: Jetzt hat er ein Wehwehchen<br />
und da soll es mir nicht schon wieder genauso<br />
gehen. Mir ist aufgefallen, dass wir oft an gleichen<br />
Tagen über den Weltschmerz leiden.<br />
Meine Tendenz zur Übermutter ist gleich Null.<br />
Als Mutter bin ich eher eine Rabenmutter. Sagen<br />
wir es doch mal ehrlich, und das meine ich jetzt<br />
ganz wertfrei: Ich leiste mir jemanden, der mir<br />
wöchentlich im Haushalt hilft. Warum mache ich<br />
das Das war bei mir im Studium schon so, denn<br />
– und das möchte ich in aller Deutlichkeit sagen<br />
–, ich hasse putzen und ich kann nicht putzen!<br />
Eigentlich macht man das aber nicht, nicht<br />
einmal, weil man es sich finanziell nicht leisten<br />
kann, sondern weil man sowieso besser putzt,<br />
als jemand, der dafür ins Haus käme.<br />
Nein, das stimmt nicht.<br />
Wirklich<br />
Ich bin schon während meines Studiums kellnern<br />
gegangen, habe zehn Mark verdient, und<br />
die gleich meiner Putzfrau gegeben. Sie hat<br />
putzen geliebt und ich habe kellnern geliebt.<br />
Ich hatte zwar kein Geld verdient, aber jeder<br />
hat das getan, was er gerne getan hat. Mir tat<br />
überhaupt nicht weh, dieses Geld auszugeben<br />
– und so ist es heute noch. Ich kann nicht putzen<br />
und ich brauche auch jemanden, der mir bei den<br />
Kindern hilft.<br />
Ich weiß aber ganz genau, jeder putzt besser als<br />
ich! Und ich muss auch sagen, dass <strong>Fritz</strong> teilweise<br />
die bessere Mutter ist als ich.<br />
Doch! Wie Du dich gegenüber den Kindern<br />
verhältst und wie Du mit den Jungs zusammen<br />
spielst. Ich sitze mitunter nur da, sehe mir das<br />
an, auch mit unserer Kinderfrau, und denke:<br />
Wahnsinn! Schau dir das an. Ich habe manchmal<br />
die Geduld nicht und ich gehe mitunter auch zu<br />
schnell hoch. Ich liebe unsere Kinder über alles<br />
und ich bin auch bestimmt total verrückt mit<br />
den Jungs. Ich hätte am liebsten noch 20 Kinder,<br />
so ungefähr, aber ich brauche Hilfe dazu, denn<br />
10<br />
Actors MAGAZINE
Wir organisieren wahnsinnig viel.<br />
Wenn es dazu kommt, dass wir beide gleichzeitig<br />
drehen, dann haben wir für die Kinder<br />
natürlich eine ganz wunderbare Kinderfrau, die<br />
bei uns angestellt ist.<br />
Sarah ist ein Teil unserer Familie. Ohne Sarah<br />
würde unser Leben nicht funktionieren.<br />
Für die Kinder ist das in Ordnung so, aber natürlich<br />
macht man sich selbst als Mutter und<br />
Vater ständig Gedanken und mitunter auch ein<br />
schlechtes Gewissen. Mit Sarah funktioniert das<br />
wunderbar. Und ansonsten achten wir beide<br />
darauf, dass wir nicht allzu oft parallel zueinander<br />
arbeiten. Momentan ist <strong>Elena</strong> gerade abgedreht<br />
und ich drehe noch einen Film in Wien.<br />
Danach beginnt unsere Zeit als Familie, bis das<br />
nächste Projekt wieder anfängt.<br />
Was heißt das<br />
ich brauche auch die Chance, mich selber zu<br />
haben.<br />
Ich brauche die Chance, arbeiten zu können,<br />
denn nur dann kann ich eine gute Mutter sein.<br />
Ich habe in Bezug auf Kinder aber immer gesagt,<br />
ich möchte nicht aufwachen und mir sagen:<br />
Die ersten fünf Jahre waren wie im Nebel.<br />
Ich mag diese Sätze von anderen überhaupt<br />
nicht: Ich schlafe gerade nicht durch, aber das<br />
geht vorbei. So möchte ich nicht leben – und<br />
dabei hilft mir mein Mann wunderbar. Wenn wir<br />
alle zuhause sind, dann steht er morgens auf<br />
und bereitet das Frühstück vor und ich brauche<br />
meinen Schlaf. Das finde ich einfach toll! Andere<br />
Mütter würden sich aus dem Bett quälen,<br />
weil man das so macht und weil man das auch<br />
machen muss – und sie können auch nichts<br />
abgeben.<br />
Sie arbeiten beide viel. Sie. Müssen Sie als Familie Zeit zu viert organisiert bekommen<br />
Ja, unser Leben ist Organisation!<br />
Das ist Sarah – und ich möchte an dieser Stelle<br />
mal ein Hoch auf Sarah aussprechen! Sarah ist<br />
nicht nur unsere Kinderfrau, sie ist auch meine<br />
Freundin – und sie ist einer der feinsten Menschen,<br />
die ich jemals kennen gelernt habe.<br />
Sarah will das immer nicht wahrhaben und<br />
sagt, sie würde nichts machen. Aber ohne Sarah<br />
würde einer von uns beiden nicht arbeiten können.<br />
Das ist mein Ernst und das muss ich ganz<br />
klar so sagen.<br />
Zu Sarah muss ich aber noch ganz kurz sagen:<br />
Wir haben auch noch eine Kinderfrau dazu,<br />
dann kann sich eine um die Kinder und die andere<br />
um das Essen kümmern.<br />
Actors MAGAZINE 11
Wir planen das schon, so dass wir sagen,<br />
in diesem Zeitraum ist eine Pause. Da sind wir<br />
nur für uns und die Kinder da. Das ist aber – wie<br />
gesagt – Organisationen und Logistik, die man<br />
planen muss und das muss man auch lernen.<br />
Man muss aber auch lernen, im Beruf Nein zu<br />
sagen und Angebote abzusagen. Ich habe in<br />
diesem Jahr viel abgesagt und für meine Verhältnisse<br />
wenig gearbeitet – und das war wirklich<br />
toll. Einen Sommer frei zu haben – das war<br />
für mich der Wahnsinn! (strahlt)<br />
Uns ist auch ganz wichtig, dass unsere Kinder<br />
wissen, was wir arbeiten. Unser Beruf ist so<br />
abstrakt. Auch viele Erwachsene wissen nicht<br />
genau, wie Dreharbeiten ablaufen. Dadurch<br />
kriegen unsere Kinder einen Einblick, wo sind<br />
Mama und Papa und was arbeiten sie. Am Set<br />
sind die Kinder aber nicht zu lange, da reicht<br />
eine Stunde völlig aus.<br />
Nein.<br />
Richtig, Fernsehen dürfen unsere Kinder gar<br />
nicht, aber generell dürfen sie einmal in der<br />
Woche DVD schauen.<br />
Meist passiert das am Wochenende.<br />
Das ist Ihnen wichtig<br />
Ich möchte, dass der Mensch, der sich um meine<br />
Kinder kümmert, niemals in den Stress kommt,<br />
in den ich als Mutter durchaus gerate, sondern<br />
ich möchte, das die Betreuung Hand in Hand<br />
geht, so, als wäre eine Familie zuhause, so, als<br />
wären <strong>Fritz</strong> und ich daheim und wir sagen: Der<br />
eine kümmert sich darum und der andere um<br />
das!<br />
Kommt es vor, dass Ihre Kinder mit an den Drehort nehmen<br />
Gucken Ihre Jungs Filme mit Ihnen an<br />
Ja, das passiert fast bei jedem Dreh.<br />
Als ihr mich allerdings im Sommer in München<br />
bei den Dreharbeiten zu ,Die Familiendetektivin‘<br />
besucht habt, da wollte unser großer<br />
Sohn gar nicht mehr gehen. An dieser Stelle ein<br />
Hoch auf den Regisseur Ulli Baumann, der hat<br />
unseren Jungen auf seinen Schoß genommen<br />
und gesagt: ,Kinder stören mich nie, die dürfen<br />
immer kommen!‘ Das ist normal nicht so. Ich<br />
werde dann eher nervös, denn da sitzt mein<br />
Kind hinter der Kamera und guckt auf mich –<br />
und kommt hinterher zu mir und sagt: ,Mama,<br />
du hast da vorhin dies und das gemacht …‘<br />
(grinst)<br />
Doch, Emil war zuletzt im Kinofilm ,Im weißen<br />
Rössl am Wolfgangsee‘.<br />
Sie, Herr <strong>Karl</strong>, haben auch schon in einem Märchenfilm der ARD mitgespielt.<br />
12<br />
Actors MAGAZINE
Emil und du, ihr seid aneinander geraten, weil<br />
er richtig frech geworden ist. Und da haben wir<br />
gesagt: Wenn das so ist, dann gibt es für zwei<br />
Wochen Fernsehverbot! Wenn man sich andere<br />
Kinder im Alter unserer anschaut, dann sitzen<br />
die oft stundenlang vor dem Fernsehgerät – und<br />
das wollten wir beide für unsere Kinder nicht.<br />
Gustav ist gerade total glücklich, weil er eine<br />
Werkbank hat. Der Junge werkelt daran so vor<br />
sich hin und hat zuletzt ein U-Boot gebaut.<br />
Nein, unsere Kinder können ein Mobiltelefon<br />
nicht bedienen. Ich habe zuletzt mit einem Kind<br />
gedreht, das gerade mal zweieinhalb Jahre alt<br />
gewesen ist – und das erste, was dieses Kind<br />
hinterher gemacht hat, als ich mein Handy aus<br />
der Tasche genommen habe, es fragte mich:<br />
,Hast Du Mails‘ Hallo Dieses Kind konnte schon<br />
mit einer PlayStation spielen.<br />
Nein, nein, die Geschichte ist völlig anders. Ich<br />
habe gesagt: ,Cap und Cappa‘, ein herrlicher,<br />
alter Disney-Film, den dürfen sie unsere Jungs<br />
anschauen. <strong>Elena</strong> sagte: ,Nein, der ist so traurig,<br />
wenn der Hund und der Fuchs sich begegnen<br />
Im Moment ist Fernsehverbot für zwei Wochen,<br />
aber normalerweise dürfen sie am Wochenende<br />
schauen und das wissen die beiden auch.<br />
Jetzt eben nicht, stattdessen sind wir alle zusammen<br />
ins Kino gegangen. Es gibt aber auch<br />
mal Wochen, in denen sie an drei Tagen hintereinander<br />
jeden Tag eine halbe oder eine Stunde<br />
gucken. Unsere Kinder dürfen auch Langstrecke<br />
im Auto schauen. Wir haben einen Multi-Van0<br />
von VW mit einem Fernseher in den Kopfstützen<br />
– und das finde ich herrlich. Zack setzt du den<br />
Kindern die Kopfhörer auf und du hast Ruhe auf<br />
der Autofahrt. (lächelt)<br />
Was ist passiert, dass Sie ein TV-Verbot erteilen mussten<br />
Das war, weil wir uns gestritten haben, nicht<br />
wahr<br />
Sogar bei Filmen, die extra für Kinder sind, sind<br />
die Schnitte so schnell hintereinander, dass<br />
unsere beiden da gar nicht hinterher kommen<br />
können. Deswegen sind wir uns einig: Das muss<br />
man als Eltern nicht unterstützen. Die Kinder<br />
werden früh genug noch an Computer und Handy<br />
geraten.<br />
Ja, aus einer alten Taschenlampe! Das ist ganz<br />
wunderbar! Unsere Kinder kriegen auch nicht<br />
unsere Handys.<br />
Wir haben zuhause eine Sammlung von<br />
Walt-Disney-Filmen. Ich liebe diese Filme, ich<br />
kenne diese Filme und ich entscheide, welche<br />
die Kinder sehen dürfen. Einige habe ich verboten,<br />
aber die Kinder haben den Film ,Cap und<br />
Cappa‘ mit <strong>Fritz</strong> geguckt. Ich breche bei diesem<br />
Film aber nach wie vor in Tränen aus.<br />
Actors MAGAZINE 13
14<br />
Actors MAGAZINE
Actors MAGAZINE 15
und dann sagen: ,Wir bleiben für Immer Freunde!‘<br />
Und dann streiten sie – das ist alles so traurig.<br />
Das ist für die Kinder fürchterlich! Schnitt:<br />
<strong>Elena</strong> dreht einen Film mit dem Titel ,Butter bei<br />
die Fische‘ in Kappeln, an der Schlei. Die Buben<br />
und ich, wir kommen sie dort besuchen. Da war<br />
ein Bücherflohmarkt und auf dem habe ich ein<br />
Bilderbuch ,Cap und Cappa‘ entdeckt und sofort<br />
gekauft.<br />
Am Abend legt sich meine Frau mit den Kindern<br />
ins Bett, ich gehe draußen an der Tür vorbei,<br />
höre <strong>Elena</strong> vorlesen und immer wieder schluchzen.<br />
Ich schaue rein – und da liegt die <strong>Uhlig</strong> mit<br />
dem Buch im Bett, die Tränen rinnen ihr runter,<br />
rechts und links unsere Kinder – etwas verstört,<br />
was denn wohl mit der Mutter los ist. Das war<br />
ein Bild zum Schreien! (lacht laut)<br />
Ich kann nur sagen: ein äußerst emotionales<br />
Mädchen, diese Frau <strong>Uhlig</strong>!<br />
Das ist doch nur ein Buch!<br />
Das ist nicht so einfach.<br />
Was brauchen Sie beide<br />
Was<br />
zum<br />
brauchen<br />
Glücklich<br />
Sie<br />
sein<br />
beide zum Glücklich sein<br />
Den <strong>Fritz</strong>! (strahlt)<br />
Oh, Gott, für mich ist Familie total wichtig.<br />
Familie und, ich muss es leider sagen, auch das<br />
Land, die Natur und die Familie dazu. Ich finde<br />
es ganz toll, wenn wir alle zusammen bei uns<br />
in den Bergen herum marschieren. Wenn wir<br />
Die Kinder wollten dieses Buch unbedingt von<br />
mir vorgelesen bekommen und ich habe immer<br />
Nein gesagt.<br />
Also ,Bambi‘ dürfen unsere Kinder zum Beispiel<br />
nicht schauen.<br />
Ja, aber ich werde zu sehr in die Geschichte<br />
hinein gezogen. Bei ,Bambi‘ ist es leider so,<br />
dass die Mutter sehr früh stirbt – und das will<br />
ich für unsere Kinder nicht, weil das für mich ein<br />
schreckliches Bild ist. Neulich durfte Gustav das<br />
erste Mal ins Kino, als Ältester darf er natürlich<br />
schon mehr. Es lief ,Turbo, die Schnecke‘ in 2-D –<br />
und selbst dieser Film ist so schnell, dass er die<br />
Kinder teilweise überfordert sind.<br />
Ich möchte aber noch etwas Positives sagen.<br />
Emil, unser Großer, war neulich in Hamburg mit<br />
zu dem Musical ,Der König der Löwen‘. Unser<br />
Sohn stand auf dem Sitz, er war eingepinkelt<br />
und hat nichts davon bemerkt, weil ihm die<br />
Darbietung so sehr gefallen hat. Er wollte<br />
zwischendrin überhaupt nicht auf die Toilette<br />
gehen und das Erlebnis war für unseren Großen<br />
drei Stunden lang das Allergrößte!<br />
16<br />
Actors MAGAZINE
an den Bach herunter gehen und dort einen<br />
Staudamm bauen, dann finde ich das herrlich.<br />
Vielleicht liegt das ein bisschen daran, dass ich<br />
mit meinen ersten Kindern sehr jung Vater geworden<br />
bin, und dann vielleicht das, was <strong>Elena</strong><br />
gesagt hat, mit den ersten fünf Jahren im Nebel,<br />
diese Zeit nicht so intensiv miterlebt habe. Jetzt<br />
erlebe ich Familie total bewusst und das macht<br />
mich schon sehr glücklich.<br />
Es gibt Zeiten, da sehen wir uns dauernd, aber<br />
in den letzten drei der vier Wochen zum Beispiel,<br />
da haben wir uns nur sehr sporadisch<br />
gesehen. Wenn andere Kollegen übers Wochenende<br />
lieber im Hotel bleiben, um dann am<br />
Montag weiter zu drehen, stehen wir um fünf<br />
Uhr morgens auf, fahren zum Flughafen und<br />
dann fliegt man zur Familie. Genauso macht es<br />
<strong>Elena</strong>, sie dreht bis spät in die Nacht und fährt<br />
dann entweder selbst oder mit einem Fahrer<br />
nach Hause. So können wir zumindest eineinhalb<br />
Tage miteinander verbringen.<br />
Also, wir sparen nicht, sondern wir hauen das<br />
Geld zum Fenster heraus … (schmunzelt)<br />
Zeit ist für uns ein sehr kostbares Gut.<br />
Und dann kann <strong>Elena</strong> wieder etwas Neues kaufen!<br />
Das ist der wirkliche Grund! (lächelt)<br />
Gibt es trotzdem Inseln für Sie jeweils alleine<br />
Gehen Sie, Herr <strong>Karl</strong>, alleine Fliegenfischen und Sie, Frau <strong>Uhlig</strong>, allein mit Ihren Freundinnen aus<br />
Zeit für uns gibt es schon, auch, weil wir uns<br />
streckenweise gar nicht so oft sehen können.<br />
Obwohl wir beide, für uns privat, nicht viel davon<br />
haben, sondern wir sind dann in erster Linie<br />
als Eltern für die Kinder da. Unsere Zeit zu zweit<br />
müssen wir uns an anderen Stellen suchen, weil<br />
sonst einfach unsere Kinder Vorrang haben. Ich<br />
brauche zum Glück auch finanzielle Mittel, die<br />
machen mich vielleicht nicht glücklicher, aber<br />
sie machen mich freier.<br />
Das ist natürlich Quatsch, aber Zeit zu gewinnen<br />
ist für uns wertvoller, als Geld anzuhäufen.<br />
Ich kaufe zum Beispiel wahnsinnig gerne Kleidung<br />
und Sachen für unsere Kinder. Ich bin ein<br />
absoluter Konsum-Mensch. Ich bin jemand, der<br />
die Wirtschaft ankurbelt. Aber ich verkaufe die<br />
Sachen danach nicht im Internet, weil mir das<br />
viel zu anstrengend ist, sondern ich verschenke<br />
sie an Menschen, die Freude daran haben. Ich<br />
konnte es mir leisten und ich finde es schön, es<br />
dann wieder zu verschenken.<br />
Actors MAGAZINE 17
18<br />
Actors MAGAZINE