Hermannsburger Journal 5/2014
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Ihr gutes Recht<br />
Anzeige<br />
Zuviel Urlaub ist<br />
ein Geschenk, zu<br />
viel Lohn nicht<br />
von Rechtsanwalt und Fachanwalt<br />
für Arbeitsrecht Christian Schumann<br />
In der anwaltlichen Praxis taucht öfters<br />
die Frage auf, was passiert, wenn der<br />
Arbeitgeber dem Arbeitnehmer zu viel<br />
Urlaub gewährt hat und wie es sich verhält,<br />
wenn er darüber hinaus dem Arbeitnehmer<br />
zu viel Lohn gezahlt hat.<br />
Bei dem zu viel gezahlten Lohn oder<br />
Gehalt verhält es sich grundsätzlich so,<br />
dass der Arbeitnehmer gesetzlich dazu<br />
verpflichtet ist, den zu viel erhaltenen<br />
Lohn an den Arbeitgeber zurückzuzahlen.<br />
Hat der Arbeitgeber irrtümlich eine zu<br />
hohe Arbeitsvergütung gezahlt, ist der<br />
Arbeitgeber gemäß §§ 812 ff. BGB zur<br />
Rückzahlung verpflichtet. Es handelt sich<br />
dann nämlich um eine sog. ungerechtfertigte<br />
Bereicherung.<br />
Diese Rückzahlungsverpflichtung besteht<br />
insbesondere dann, wenn<br />
– der Arbeitgeber sich einfach<br />
verrechnet hat,<br />
– er irrtümlich glaubt, auf Grund<br />
tariflicher Vorschriften zur höheren<br />
Leistung verpflichtet zu sein<br />
– im öffentlichen Dienst der Arbeitgeber<br />
den Arbeitnehmer irrtümlich in eine zu<br />
hohe tarifliche Lohngruppe<br />
eingruppiert hat.<br />
Weitere Rückzahlungsansprüche<br />
des<br />
Arbeitgebers können<br />
sich dann ergeben,<br />
wenn das Arbeitsverhältnis<br />
irrtümlich als<br />
sogenanntes freies<br />
Mitarbeiterverhältnis<br />
behandelt worden ist<br />
und der Arbeitgeber<br />
deshalb ein Honorar<br />
bezahlt hat, das höher<br />
war, als die tarifvertraglichen<br />
Arbeitsentgeltansprüche<br />
aus dem<br />
Arbeitsverhältnis.<br />
Der Arbeitgeber kann den zu viel gezahlten<br />
Lohn allerdings nur dann zurückfordern,<br />
wenn er sich bei der Zahlung in<br />
einem Irrtum befunden hat. Wusste er<br />
dagegen, dass er zur Leistung nicht verpflichtet<br />
war, dann hat der Arbeitgeber<br />
keinen Rückzahlungsanspruch. Auch kann<br />
der Arbeitgeber keine Rückzahlung fordern,<br />
wenn der Arbeitnehmer nicht mehr<br />
bereichert ist, also das zu viel gezahlte<br />
Geld ersatzlos weggefallen ist und kein<br />
Überschuss mehr besteht. Dies muss<br />
jedoch der Abreitnehmer in einem möglichen<br />
Verfahren aktiv beweisen können.<br />
Anders verhält es sich bei vom Arbeitgeber<br />
zu viel gewährtem Urlaub und damit<br />
verbundenem Urlaubsgeld.<br />
In einem solchen Fall hat der Arbeitgeber<br />
grundsätzlich keinen Anspruch auf Rückzahlung<br />
des zu viel<br />
gewährten Urlaubsentgeltes.<br />
Der Arbeitgeber<br />
hat den Urlaub bewilligt<br />
und muss deshalb<br />
auch das Urlaubsentgelt<br />
für den gesamten<br />
Urlaub bezahlen; hätte<br />
nämlich der Arbeitgeber<br />
nicht zu viel Urlaub<br />
bewilligt, dann hätte<br />
der Arbeitnehmer in<br />
dieser Zeit gearbeitet<br />
und dadurch sein normales<br />
Gehalt erhalten.<br />
Der Arbeitgeber kann<br />
den zu viel gewährten<br />
Urlaub auch nicht im nächsten Urlaubsjahr<br />
vom Urlaub abziehen bzw. mit<br />
zukünftigen Ansprüchen verrechnen, da<br />
der Urlaubsanspruch mit jedem Jahr neu<br />
entsteht und jeweils unabhängig voneinander<br />
zu betrachten sind.<br />
Bezüglich ausführlicherer Beantwortung<br />
dieser und weiterer Fragen zu diesem<br />
Thema, sollten Sie jedoch einen Anwalt<br />
konsultieren. In allen arbeitsrechtlichen<br />
Angelegenheiten sind wir insoweit Ihr kompetenter<br />
Ansprechpartner vor Ort. SV<br />
Rechtsanwälte in Bürogemeinschaft – Zweigstelle Hermannsburg<br />
• Ehe- und Familienrecht • Verbraucherinsolvenz<br />
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<strong>Hermannsburger</strong> <strong>Journal</strong> 5-<strong>2014</strong> 39