Ausübung des Vorkaufsrechts nach dem ... - BLG
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<strong>Ausübung</strong> <strong>des</strong> Vorkaufsrechtes <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Grundstückverkehrsgesetz<br />
Landwirtschaftliche Flächenverkäufe unterliegen ab einer vom jeweiligen Bun<strong>des</strong>land<br />
festgelegten Untergrenze (Flächenumfang der Grundstücksverkäufe an einen Erwerber,<br />
sog. wirtschaftlicher Grundstücksbegriff) der Genehmigung <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Grundstückverkehrsgesetz.<br />
Freigrenzen für Genehmigungen<br />
Freigrenze Freigrenze Freigrenze<br />
Land Hektar Land Hektar Land Hektar<br />
BY 2,0 NRW 1,0 MV 2,0<br />
BW 2,0 ** NI 1,0 BB 2,0<br />
HE 0,25 HH 1,0 B 1,0<br />
RP 0,5* HB 0,25 ST 2,0<br />
SL 0,15 SH 2,0 SN 0,5<br />
* Bei Weinbergen 0,1 ha; TH 0,25<br />
** Weinbau, Gartenbau 0,5 ha; in einzelnen Gemarkungen der Landkreise Lörrach, Waldshut, Schwarzwald-Baar,<br />
Konstanz und Tuttlingen 0,1 ha wg. Abwehr einer erheblichen Gefahr für die Agrarstruktur<br />
Die Genehmigung kann von der Genehmigungsbehörde versagt werden, wenn<br />
- die Veräußerung eine ungesunde Verteilung <strong>des</strong> Grund und Bodens bedeutet oder<br />
- durch die Veräußerung das Grundstück oder eine Mehrheit von Grundstücken, die<br />
räumlich oder wirtschaftlich zusammenhängen und <strong>dem</strong> Veräußerer gehören, unwirtschaftlich<br />
verkleinert oder aufgeteilt würden oder<br />
- der Gegenwert in einem groben Missverhältnis zum Wert <strong>des</strong> Grundstücks steht.<br />
In der Regel liegt ein Versagungsgrund vor, weil landwirtschaftliche Flächen an einen<br />
Nichtlandwirt verkauft werden sollen. Dann kann auch das Vorkaufsrecht ausgeübt<br />
werden. Die gemeinnützigen Landgesellschaften/Landsiedlungsgesellschaften sind<br />
vorkaufsberechtigte Stellen <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Reichssiedlungs- und Grundstückverkehrsgesetz.<br />
Falls die Genehmigung zu versagen wäre, gibt die Genehmigungsbehörde den<br />
Verkaufsfall an die jeweilige Landgesellschaft ab. Die Landgesellschaft prüft die <strong>Ausübung</strong><br />
rechtlich und wirtschaftlich, denn sie trägt in der Folge das Risiko. Das Vorkaufsrecht<br />
wird ausgeübt, wenn min<strong>des</strong>tens ein aufstockungsbedürftiger, -williger<br />
und -fähiger landwirtschaftlicher Betrieb vorhanden ist oder die Fläche für eine kon-
krete Agrarstrukturverbesserungsmaßnahme (z. B. Flurbereinigungsverfahren) benötigt<br />
wird. Die Landgesellschaft tritt dann zu den ursprünglichen vertraglich vereinbarten<br />
Konditionen an die Stelle <strong>des</strong> Käufers (Ersterwerber). Da<strong>nach</strong> verkauft sie die<br />
Fläche an einen Landwirt, der die oben genannten Voraussetzungen erfüllt (Nacherwerber)<br />
bzw. führt sie der sonstigen agrarstrukturverbessernden Verwendung zu.<br />
Veröffentlichte amtliche Statistiken über die Prüfungen der Genehmigungsbehörden<br />
gibt es nicht. Insofern können zu Erwerbern, deren Profession und ggf. daraus abzuleitende<br />
Kauf- und Nutzungsmotivation keine statistisch belegten und belastbaren<br />
Aussagen getroffen werden. Den Landgesellschaften sind nur die Fälle und die dahinterstehenden<br />
Flächen bekannt, die ihnen zur Prüfung der <strong>Ausübung</strong> <strong>des</strong> <strong>Vorkaufsrechts</strong><br />
von den Ämtern übergeben wurden.<br />
In <strong>nach</strong>stehender Tabelle ist die zahlenmäßige Entwicklung der durch die Landgesellschaften<br />
geprüften und ausgeübten Fälle dargestellt:<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
LG LG LG LG LG LG LG LG LG LG LG LG LG LG LG LG<br />
gepr. ausg. gepr. ausg. gepr. ausg. gepr. ausg. gepr. ausg. gepr. ausg. gepr. ausg. gepr. ausg.<br />
Land Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle<br />
BY 51 6 55 7* 68 11* 90 19<br />
BW 3 3 4 4 5 5 3 2 3 3 19 7 49 15 77 2<br />
HE 61 15 56 10 65 14 94 17 92 14 95 13 125 16 91 23<br />
NRW 5 3 11 5 12 9 7 6<br />
NI 40 16 42 16 53 21 97 39 24 20 121 40 160 66 306 58<br />
SH 5 4 14 2 18 7 33 14 43 15 60 13 50 22 69 18<br />
MV 4 2 10 6 8 5 5 3 34 16 66 30 83 27 75 21<br />
BB 3 1 0 0 10 6 10 2 7 6 11 8 30 17 21 14<br />
ST 21 10 23 11 25 10 29 10 74 10 84 23 69 18 65 24<br />
SN 88 4 77 3 142 11 122 12 67 8 72 10 74 10 47 13<br />
TH 17 15 36 16 19 16 37 17 43 13 41 23 81 30 64 46<br />
242 70 262 68 345 95 430 116 443 114 635 179 801 241 912 244<br />
Quelle: <strong>BLG</strong> Erhebungen, <strong>BLG</strong> Archiv<br />
Dem <strong>BLG</strong> liegen keine Zahlen aus Rheinland-Pfalz und <strong>dem</strong> Saarland vor<br />
Die LEG NRW hat bis 2007 Zahlen übermittelt, ab 2007 die LEG Stadtentwicklungsgesellschaft, seit 2009 die NRW Urban<br />
Brandenburg: Seit 1998 übt die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH das Vorkaufsrecht aus.<br />
Die Zahl der von den Genehmigungsbehörden den Landgesellschaften zur Prüfung<br />
der <strong>Ausübung</strong> <strong>des</strong> <strong>Vorkaufsrechts</strong> übergebenen Fälle steigt in nahezu allen Bun<strong>des</strong>ländern<br />
seit 2005. Ein gestiegenes Interesse von Nichtlandwirten an landwirtschaftlicher<br />
Fläche ist gegeben. Besonders ausgeprägt ist diese Entwicklung seit 2008.<br />
Die Bedeutung <strong>des</strong> <strong>Vorkaufsrechts</strong> hat 2012 erneut hohe Aufmerksamkeit erfahren.<br />
Die Landgesellschaften registrierten eine gestiegene Sensibilität und Professionalität<br />
der Genehmigungsbehörden. Information, Erfahrungsaustausche und Schulungsveranstaltungen<br />
zeigen <strong>dem</strong><strong>nach</strong> Wirkung. Mehrere Gesellschaften berichten von einer<br />
„Qualitätssteigerung“ bei den zur Prüfung übermittelten Vorlagen, was auch auf eine<br />
intensivere Bearbeitung der eingehenden Fälle schließen lässt.
Von den Landgesellschaften geprüfte <strong>Vorkaufsrechts</strong>fälle<br />
2005 - 2012<br />
350<br />
Anzahl<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
2012<br />
0<br />
bbv-LS LSBW HLG NRW<br />
Urb.<br />
NLG LGSH LGMV LGSA LGSA SLS ThLG<br />
BY BW HE NRW NI SH MV BB ST SN TH<br />
In den Landgesellschaften wurde das Vorkaufsrecht in 912 Fällen mit rund 6.215<br />
Hektar geprüft. Die Zahl der geprüften Kauffälle stieg gegenüber <strong>dem</strong> Vorjahr um<br />
rund 14 Prozent an, besonders ausgeprägt war die Zunahme in Niedersachsen mit<br />
nahezu einer Verdoppelung der Vorlagen.<br />
2010 2011 2012<br />
ge prüft aus geübt je ge prüft aus geübt je ge prüft aus geübt je<br />
Fälle Fälle Fall Fälle Fälle Fall Fälle Fälle Fall<br />
LG /<br />
SU Anz. ha Anz. ha ha Anz. ha Anz. ha ha Anz. ha Anz. ha ha<br />
bbv-LS 55 750 7 20 2,9 68 587 11 63 5,7 90 611 19 74 3,9<br />
LSBW 19 137 7 61 8,7 49 159 15 36 2,4 77 277 2 6 3,0<br />
HLG 95 172 13 34 2,6 125 230 16 31 1,9 91 150 23 78 3,4<br />
LEG<br />
Urb 11 105 5 28 5,6 12 60 9 48 5,3 7 33 6 28 4,7<br />
NLG 121 740 40 335 8,4 160 900 66 572 8,7 306 918 58 371 4,8<br />
LGSH 60 439 13 68 5,2 50 494 22 213 9,7 69 446 18 81 4,5<br />
361 2.343 85 546 464 2.430 139 963 640 2.435 126 638<br />
LGMV 66 1.174 30 384 12,8 83 2.002 27 311 11,5 75 1.299 21 200 9,5<br />
LGSA 11 90 8 69 8,6 30 479 17 198 11,6 21 255 14 142 10,1<br />
LGSA* 84 984 23 231 10,0 69 867 18 185 10,3 65 1.500 24 260 10,8<br />
SLS 72 776 10 101 10,1 74 568 10 74 7,4 47 499 13 115 8,8<br />
ThLG 41 146 23 81 3,5 81 221 30 77 2,6 64 226 46 109 2,4<br />
274 3.170 94 866 337 4.137 102 845 272 3.779 118 826<br />
Sa. D 635 5.513 179 1.412 801 6.567 241 1.808 912 6.214 244 1.464<br />
Quelle: <strong>BLG</strong> Erhebungen, <strong>BLG</strong> Archiv<br />
* In Brandenburg ist die LGSA vorkaufsberechtigte Stelle <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>
In 244 Fällen mit rund 1.465 Hektar Fläche (Vorjahr 241 Fälle mit 1.808 Hektar) wurde<br />
das gesetzliche Vorkaufsrecht <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Reichssiedlungs- und Grundstückverkehrsgesetz<br />
ausgeübt. Auffällig ist die Diskrepanz zwischen den geprüften Fällen<br />
und der Zahl der tatsächlichen <strong>Ausübung</strong> <strong>des</strong> <strong>Vorkaufsrechts</strong>. Hierzu berichten alle<br />
Landgesellschaften, dass mögliche Zweiterwerber zwar erwerbsbereit sind, aber aufgrund<br />
der hohen Kaufpreise und/oder der eigenen finanziellen Situation in zunehmenden<br />
Maß wirtschaftlich nicht in der Lage sind, die Flächen zu erwerben.<br />
Ausgeübte <strong>Vorkaufsrechts</strong>fälle 2005 - 2012<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
2012<br />
0<br />
bbv-LS LSBW HLG NRW<br />
Urb.<br />
NLG LGSH LGMV LGSA LGSA SLS ThLG<br />
BY BW HE NRW NI SH MV BB ST SN TH<br />
Quelle: <strong>BLG</strong> Erhebungen, <strong>BLG</strong> Archiv<br />
■ Bei der <strong>Ausübung</strong> <strong>des</strong> <strong>Vorkaufsrechts</strong> durch das gemeinnützige Siedlungsunternehmen<br />
und <strong>dem</strong> späteren Erwerb der Flächen durch einen Landwirt fällt jeweils<br />
Grunderwerbsteuer an. Die Nebenkosten für den Flächenerwerb erhöhen sich dadurch<br />
für Landwirte um bis zu 5 Prozent. Die hohen Nebenkosten durch die „doppelt“<br />
anfallende Grunderwerbsteuer bei der <strong>Ausübung</strong> <strong>des</strong> <strong>Vorkaufsrechts</strong> werden<br />
von Landwirten immer wieder beklagt. Dies ist auch im Kontext mit der zunehmend<br />
zurückhaltenden Kaufbereitschaft der Landwirte bei <strong>Vorkaufsrechts</strong>fällen zu<br />
sehen.<br />
06.05.2013<br />
Goetz / <strong>BLG</strong>