Änderung von Makulapigment und Drusenmorphologie unter ...

Der interessante Fall
Änderung von Makulapigment und Drusenmorphologie
unter Luteinsupplementation
Changes of Macular Pigment and Drusen Morphology
in Patients with Lutein Supplementation
Einleitung
!
Die Makulapigmentdichtemessung stellt
eine objektive Methode zur klinischen
Verlaufskontrolle bei Patienten mit trockener
AMD dar [1]. Neben einer Bestimmung
des Ausgangswerts der optischen
Dichte (OD) sind auch Änderungen
im klinischen Verlauf dokumentierbar
[2, 3]. Lutein und Zeaxanthin als
Hauptbestandteile des Makulapigments
sowie Omega-3-Fettsäuren stellen eine
Möglichkeit für eine mögliche positive
Beeinflussung des Verlaufs der trockenen
AMD dar und haben darüber hinaus
wichtige Funktionen für die physiologische
Funktion der Makula [4–6].
Nachfolgend werden an 2 Patienten der
klinische Verlauf und die Änderung der
Drusenmorphologie während einer 12-
monatigen bilanzierten Supplementation
mit Lutein, Zeaxanthin und Omega-3-Fettsäuren
dargestellt (im Rahmen der LUTE-
GA-Studie; Studienregistrierung: www.
clinicaltrials.gov: NCT00763659). Die Bestimmung
der Makulapigmentdichte erfolgte
nach der Methode von Schweitzer
et al. [3].
Fallbeschreibungen
!
Patient 1 ist 82 Jahre, weiblich und erhielt
täglich 10 mg Lutein, 1 mg Zeaxanthin
und 130 mg Omega-3-Fettsäuren
(DHA, EPA). Die bestkorrigierte Sehschärfe
betrug rechts mit + 2,25/–1,25/A 90° = 0,8
und links mit + 1,0/–0,25/A 75° = 0,16. Im
Spaltlampenbefund zeigte sich beidseits
ein reizfreier vorderer Augenabschnitt sowie
eine altersentsprechende Kern- und
Schalentrübung. Am rechten Auge zeigte
sich eine trockene altersbedingte Makuladegeneration
mit multiplen und konfluierenden
weichen Drusen, die im OCT
deutlich sichtbar waren (●▶ Abb. 1). Die
optische Dichte des Makulapigments am
rechten Auge ergibt zur Baseline folgende
Ergebnisse: Volumen: 0,790 ODU × grd 2 ;
Fläche: 6,844 grd 2 ; mittlere OD: 0,115;
maximale OD: 0,296 (●▶ Abb. 2). Am linken
Auge zeigte sich eine zentrale Atrophie
nach einer Astvenenthrombose, die
mittels Argonlaserkoagulation behandelt
wurde. Beidseits besteht ein medikamentös
gut eingestelltes primäres Offenwinkelglaukom.
Der intraokulare Druck lag
mit rechts 13 und links 14 mmHG im
Normbereich. Die Papille erschien beidseits
randscharf und vital und war mit
CDR 0,8 vermehrt excaviert. Zusätzlich
lag eine arterielle Hypertonie vor.
Patient 2 ist 80 Jahre alt, weiblich und
erhielt täglich 20 mg Lutein, 2 mg Zeaxanthin
und 260 mg Omega-3-Fettsäuren
(DHA, EPA). Die bestkorrigierte Sehschärfe
betrug rechts mit ± 0,00/–1,00/
A0° = 0,8 und links mit + 1,25/–1,75/
A94° = 0,8. Im Spaltlampenbefund zeigte
sich beidseits ein reizfreier vorderer Augenabschnitt
bei Pseudophakie. Funduskopisch
fielen beidseits multiple, konfluierende
Drusen im Bereich der Makula
auf, die bis über die Gefäßbögen
hinaus reichten (●▶ Abb. 5). Die Papille
erschien beidseits randscharf und vital
bei einer CDR von 0,4. Der intraokulare
Druck war beidseits mit 17 mmHG im
Normbereich. Die optische Dichte des
Makulapigments am rechten Auge ergibt
zur Baseline bei Patient 2 folgende
Ergebnisse: Volumen: 1,240 ODU × grd 2 ;
Fläche: 6,078 grd 2 ; mittlere OD: 0,204;
maximale OD: 0,5236 (●▶ Abb. 6). Bei
Patient 2 besteht eine arterielle Hypertonie,
eine Karotisstenose, eine Osteoporose
und eine Arthrose.
Verlauf
!
Die Patienten wurden über ein Jahr in
der angegeben Dosierung supplementiert.
Die Kontrollen erfolgten nach dem
Abb. 1 Patient 1: Farbbild und OCT zur Baseline A und nach 12 Monaten Supplementation B.
Abb. 2 Patient 1: Messung des Makulapigments zur Baseline A und nach 12 Monaten Supplementation
B.
Heruntergeladen von: Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.
Dawczynski J et al. Änderung von Makulapigment… Klin Monatsbl Augenheilkd

Der interessante Fall
relative Änderung in %
20%
10%
0%
Änderung der Makulapigmentdichte
0 3 6 9 12
Supplementationsdauer in Monaten
mitt OD
max OD
Volumen
Fläche
Abb. 3 Patient 1: prozentuale
Änderung der Makulapigmentdichte.
Im OCT bestätigt sich dieser Befund.
Das Makulapigment erhöhte sich am
rechten Auge auf: Volumen: 1,688 ODU
× grd 2 ; Fläche: 7587 grd 2 ; mittlere OD:
0,222; maximale OD: 0,590 (●▶ Abb. 6).
Die prozentualen Änderungen der Makulapigmentdichte
sind in ●▶ Abb. 7 dargestellt.
Die Sehleistung änderte sich in
den Kontrolluntersuchungen von –2 bis
+ 2 gelesene Buchstaben (●▶ Abb. 8) und
blieb somit stabil.
Änderung in Buchstaben
8
6
4
2
Änderung der Sehschärfe (ETDRS- Tafeln)
0
0 3 6 9 12
Supplementationsdauer in Monaten
Abb. 4 Patient 1: Änderung
der Sehschärfe mittels
gelesener Buchstaben.
Abb. 5 Patient 2: Farbbild und OCT zur Baseline A und nach 12 Monaten Supplementation B.
Diskussion
!
Bei beiden dargestellten Verläufen war
unter Supplementation mit Lutein, Zeaxanthin
und Omega-3-Fettsäuren ein
deutlich messbarer Anstieg des Makulapigments
nachweisbar. Verbunden war
dies mit einer Änderung der Drusenmorphologie
im Bereich der Makula
und einer Visusstabilisierung bzw. einem
Visusanstieg. Die genauen Mechanismen
der Änderung der Drusenmorphologie
im Rahmen der AMD sind bisher
nicht abschließend geklärt [7].
Neben der überwiegend beobachteten
Zunahme der Drusenanzahl und -fläche
sind auch Fälle von spontanen Drusenregressionen
beschrieben [8]. In den
aufgezeigten Fällen deutet die rasche
Abnahme der Drusen auf einen Zusammenhang
mit der Supplementation hin.
Bezogen auf die Omega-3-Fettsäuren
konnte ein deutliches Defizit in Netzhaut
und Aderhaut von Patienten mit
AMD aufgezeigt werden [9]. Gleichzeitig
existieren Hinweise auf eine mögliche
Dosisabhängigkeit der Luteinzufuhr und
dem Anstieg des Makulapigments [10].
Interessenkonflikt: Nein
J. Dawczynski 1 , S. Jentsch 2 ,
D. Schweitzer 2 , M. Hammer 2 , J. Strobel 2
1 Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde,
Universitätsklinikum Leipzig
2 Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum
Jena
Heruntergeladen von: Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.
1. Monat, 3, 6 und 12 Monaten. Bei beiden
Patienten zeigte sich nach 12 Monaten
Supplementation ein Rückgang der
weichen Drusen im Bereich der Makula
bei gleichzeitig deutlichem Anstieg des
Makulapigments.
Patient 1 zeigte vor allem im temporalen
und inferioren Bereich des rechten Auges
weniger Drusen. Im OCT waren die
Drusen ebenfalls rückläufig (●▶ Abb. 1b).
Das Makulapigment am rechten Auge
erhöhte sich auf: Volumen: 1,030 ODU
×grd 2 ; Fläche: 7995 grd 2 ; mittlere OD:
0,129; maximale OD: 0,325 (●▶ Abb. 2b).
Die prozentuale Änderung ist für alle
4 Parameter der Makulapigmentdichte
dargestellt (●▶ Abb. 3). Die Sehleistung
verbesserte sich um 7 Buchstaben an, gemessen
mittels ETDRS-Charts (●▶ Abb. 4).
Patient 2 hat am rechten Auge temporal
der Makula weniger weiche, konfluirende
Drusen als zur Baseline (●▶ Abb. 5b).
Literatur
1 Dawczynski J, Schweitzer D, Lang GE. Möglichkeiten
der objektiven Messung der optischen
Dichte der Makula. Klin Monatsbl Augenheilkd
2011; 228: 57–61
2 Wolf S. Macular pigment measurements:
which method should we use Graefes Arch
Clin Exp Ophthalmol 2006; 244: 1562–1564
3 Schweitzer D, Jentsch S, Dawczynski J et al.
Simple and objective method for routine detection
of the macular pigment xanthophyll.
J Biomed Opt 2010; 15: 061714
Dawczynski J et al. Änderung von Makulapigment… Klin Monatsbl Augenheilkd

Der interessante Fall
Abb. 6 Patient 2: Messung des Makulapigments zur Baseline a und nach 12 Monaten Supplementation
b.
relative Änderung [%]
Änderung in Buchstaben
30%
20%
10%
0%
5
4
3
2
1
-2
-3
Änderung der Makulapigmentdichte
0 3 6 9 12
Supplementationsdauer in Monaten
Änderung der Sehschärfe (ETDRS- Tafeln)
0
0
-1
3 6 9 12
Supplementationsdauer in Monaten
mitt OD
max OD
Volumen
Fläche
Abb. 7 Patient 2: prozentuale
Änderung der Makulapigmentdichte.
Abb. 8 Patient 2: Änderung
der Sehschärfe mittels
gelesener Buchstaben.
4 Trieschmann M, Beatty S, Nolan JM et al.
Changes in macular pigment optical density
and serum concentrations of its constituent
carotenoids following supplemental lutein
and zeaxanthin: the LUNA study. Exp Eye
Res 2007; 84: 718–728
5 San Giovanni JP, Chew EY, Agron E et al. The
relationship of dietary omega-3long-chain
polyunsaturated fatty acid intake with incident
age-related macular degeneration-
AREDS report No. 23. Arch Ophthalmol
2008; 126: 1274–1279
6 Schweigert FJ, Reimann J. Mikronährstoffe
und ihre Relevanz für das Auge – Wirkungsweise
von Lutein, Zeaxanthin und Omega-
3-Fettsäuren. Klin Monatsbl Augenheilkd
2010: [Epub ahead of print]
7 Bressler NM, Munoz B, Maguire MG et al.
Five-Year incidence and disappearance of
drusen and retinal pigment epithelial abnormalities.
Arch Ophthalmol 1995; 113:
301–308
8 Sallo FB, Rechtman E, Peto T et al. Functional
aspects of drusen regression in age-related
macular degeneration. Br J Ophthalmol
2009; 93: 1345–1350
9 Liu A, Chang J, Lin Y et al. Long-chain and
very long-chain polyunsaturated fatty acids
in ocular aging and age-related macular degeneration.
J Lip Res 2010; 51: 3217–3229
10 Bone RA, Landrum JT. Dose dependent response
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optical density to supplementation
with lutein esters. Arch Biochem Biophys
2010; 504: 50–55
Bibliografie
DOI 10.1055/s-0031-1273339
Klin Monatsbl Augenheilkd
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ∙ New York
ISSN 0023-2165
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Jens Dawczynski
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde,
Universitätsklinikum Leipzig
Liebigstr. 10 – 14
04103 Leipzig
Tel.: ++ 49/3 41/9 72 16 48
Fax: ++ 49/3 41/9 72 16 59
Jens.Dawczynski@medizin.uni-leipzig.de
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Dawczynski J et al. Änderung von Makulapigment… Klin Monatsbl Augenheilkd