ich werde bei dieser präsentation weitgehend abwesend sein - N/K
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Romans mit Fetzen des Realen durchsetzt.<br />
,. Die Photographie - und darin liegt, glaube<br />
<strong>ich</strong>. die Originalität und Neuheit unseres Semimus<br />
-läßt den Trollttl. das Imaginäre (<strong>bei</strong>)<br />
der Lektüre, iwf das Reale treffen ... n Natürl<strong>ich</strong><br />
ist Barthes n<strong>ich</strong>t so nai v, in den Porträtierten.<br />
die um 1900 Nadars Pariser Atelier<br />
am Boulevard des Italiens betraten. die leibhaftigen<br />
.vorbilder. de~<br />
Romans zu erkennen.<br />
Eine solche ,Identifizierung< würde weder<br />
den von Nadar Portr!ltierten noch den Fi·<br />
guren des Romans gerecht. Ob der Marquis<br />
de Castellane (Abb. 1) .tilts!lchl<strong>ich</strong>. Robert de<br />
Saint· l oup ,ist" ob mit der umtriebigen und<br />
ein wenig intriganten Madame Verdurin des<br />
Romans .in Wahrheit. l)'die Aubemon de<br />
Ncrville (Abb. 2.) gemeint is t. bleibt eine uno<br />
eIltscheidbare und letztl<strong>ich</strong> auch sinnlose<br />
Frage. da es keinen Ort gibt. an dem die imaginjren<br />
Bewohner einer Romanwclt auf ihre<br />
erkennungsdienstl<strong>ich</strong> nachweisbaren Dou·<br />
bletten aus dem wirkl<strong>ich</strong>en Leben treffen<br />
könnten. In diesem Sinne erinnert Barthes<br />
daran. dass Proust "ein solches Durchei nan·<br />
der im Kopf haUe, eine sokhe delirierende,<br />
wuchernde Kraft, eine solche Mil(tur enor·<br />
mer und winziger Merkmale, daß eine Kryp·<br />
rologie <strong>dieser</strong> Welt gegenüber dem realen<br />
Einsatz. näml<strong>ich</strong> der Lekrü", ebensounmög.<br />
lieh wie I4nangtlUSSe/I wärc ... l1<br />
Andererseits wäre e~ n<strong>ich</strong>t weniger un~in·<br />
nig, zu behaupten, die Welt der Rt,htrdll: sei<br />
ein fiktionales Vakuum. das mit dem Paris<br />
der Jahrhundenv.·ende und <strong>sein</strong>en Bewohnern<br />
in keinerlei Verbindung stünde. Barthes'<br />
Betrachtung der Bilder r<strong>ich</strong>tet s<strong>ich</strong> also<br />
auf eine Art Zwischenzone. ein Als-Ob, in<br />
dem die Porträtierten zwar n<strong>ich</strong>t die fotografischen<br />
Abbilder von Romanfiguren sind,<br />
s<strong>ich</strong> in der Vorstellung aber doch mit ihnen<br />
mischen und eine dritte Dimension, näml<strong>ich</strong><br />
das imaginäre Potential der Lektüre<br />
selbst. erschließen ... Die Schlüssel verweisen<br />
n<strong>ich</strong>t auf Proust, sondern auf den Lese r,<br />
d~ SchJUssd. das Begehrtn noch Enlschlasselung.<br />
die Lusl daran, sind ein Symplomlkr Lek·<br />
Wre.[ ... [ Die Schlussei gehören ins Re<strong>ich</strong> des<br />
Trugs, doch liefern diese Trugbilder gle<strong>ich</strong>.<br />
sam einen Mehrwert (<strong>bei</strong>) der Lektüre, sie<br />
restigen und ent\\"ickeln die imaginarf Bin·<br />
dungan das Werk [_.. J ... lI Barthes geht e~ also<br />
n<strong>ich</strong>t um eine sachgerechte Entschlüsselung<br />
des Romans, sondern viel mehr um das .. De·<br />
gehren nach Entsc.hlusselung .. sowie um<br />
den Anteil, den die Fotografie an diesem Be·<br />
gehren sowie der »i maginären Bindung an<br />
das Werk« nehmen kann. Die Verd<strong>ich</strong>tung<br />
von Fotografie und Imagination kommt etwa<br />
in fol gender Beschreibung der Aufnahme de<br />
Castellane5 (Abb. 1) sehr schön zum Aus·<br />
druck: .. Saint-Loup sehr ähnl<strong>ich</strong>: elegante Er·<br />
scheinung, strahlender rosa Teint. kalte lapislazuliblaue<br />
Augen. helle Haut. Haare -so<br />
golden. als hätten sie alle Sonnenstrahlen<br />
aufgesogen