15.01.2015 Aufrufe

Ethik-Charta der DGSS Schmerz in Deutschland

Ethik-Charta der DGSS Schmerz in Deutschland

Ethik-Charta der DGSS Schmerz in Deutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Ethik</strong>-<strong>Charta</strong> <strong>der</strong> <strong>DGSS</strong><br />

<br />

Thesen zur <strong>Schmerz</strong>therapie bei Patienten<br />

mit akuten und perioperativen <strong>Schmerz</strong>en<br />

1. Die <strong>Schmerz</strong>behandlung von Patienten nach<br />

Verletzungen und Operationen weist <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

immer noch gravierende Defizite auf.<br />

2. Etwa 30% Prozent <strong>der</strong> Patienten s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> perioperativen<br />

<strong>Schmerz</strong>therapie unzufrieden.<br />

3. E<strong>in</strong>e gute postoperative <strong>Schmerz</strong>therapie för<strong>der</strong>t<br />

die frühzeitige Mobilisierung und Erholung,<br />

senkt die Komplikationsrate und verkürzt die<br />

Verweildauer auf <strong>der</strong> Intensivstation und im<br />

Krankenhaus.<br />

4. Alle<strong>in</strong> <strong>Schmerz</strong> als fünftes Vitalzeichen zu prüfen,<br />

reicht nicht aus. Auch mögliche Nebenwirkungen<br />

<strong>der</strong> Therapie und die körperliche Funktion<br />

s<strong>in</strong>d zu prüfen.<br />

5. Durch e<strong>in</strong>e effektive postoperative <strong>Schmerz</strong>therapie<br />

können Behandlungskosten erheblich<br />

gesenkt werden.<br />

6. Akutschmerzdienste gehören <strong>in</strong> jedes Krankenhaus.<br />

Thesen zur <strong>Schmerz</strong>therapie bei<br />

Patienten mit chronischen <strong>Schmerz</strong>en<br />

1. <strong>Schmerz</strong> ist e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong>sphänomen, das sich<br />

<strong>in</strong> den Dimensionen <strong>der</strong> Wahrnehmung, des Verhaltens<br />

und Erfahrung ausdrückt.<br />

2. <strong>Schmerz</strong> hat stets auch e<strong>in</strong>e kommunikative Bedeutung.<br />

3. Die Therapie chronischer <strong>Schmerz</strong>en sollte mit<br />

klaren, erreichbaren Zielen verknüpft werden.<br />

4. Je<strong>der</strong> Patient sollte, wenn erfor<strong>der</strong>lich, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres<br />

Therapieangebot erhalten.<br />

5. Aktivität, Kreativität und Entspannung können<br />

<strong>Schmerz</strong>en erleichtern.<br />

6. <strong>Schmerz</strong> und Freude schließen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nicht<br />

aus.<br />

7. Chronischer <strong>Schmerz</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t soziale Kontakte.<br />

8. Der <strong>Schmerz</strong> des e<strong>in</strong>en Menschen betrifft auch<br />

die Mitmenschen. Alternativen zu Isolation und<br />

E<strong>in</strong>samkeit sowie die Unterstützung von gesundem<br />

Verhalten s<strong>in</strong>d zu för<strong>der</strong>n.<br />

9. E<strong>in</strong>e regelmäßige <strong>in</strong>dizierte Medikamentene<strong>in</strong>nahme<br />

zur Prophylaxe ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel besser als<br />

e<strong>in</strong>e Medikation nach Bedarf.<br />

Thesen zur <strong>Schmerz</strong>therapie bei Patienten<br />

mit Tumorschmerzen<br />

1. Der <strong>Schmerz</strong> bei Menschen mit Tumorerkrankungen<br />

ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong> Spätsymptom, das<br />

häufig auf die Irreversibiliät <strong>der</strong> Tumorerkrankung<br />

h<strong>in</strong>weist.<br />

2. Bei Tumorpatienten ist <strong>der</strong> <strong>Schmerz</strong> meist mit e<strong>in</strong>er<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit ihrer existenziellen<br />

Situation verbunden.<br />

3. Gerade bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen<br />

weist <strong>Schmerz</strong> häufig auf die Bef<strong>in</strong>dlichkeit<br />

h<strong>in</strong> und nicht nur auf die physische Verfassung<br />

des Patienten.<br />

4. In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Tumorschmerztherapie stehen<br />

sehr effektive Methoden zur Verfügung, die es<br />

erlauben, die <strong>Schmerz</strong>en weitestgehend zu l<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

5. Im Vergleich zu an<strong>der</strong>en <strong>Schmerz</strong>erkrankungen<br />

ist die Erfolgsrate <strong>der</strong> Tumorschmerztherapie<br />

beson<strong>der</strong>s hoch.<br />

6. <strong>Schmerz</strong>- und Leidensl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung haben <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

mediz<strong>in</strong>ischen Betreuung des sterbenskranken<br />

Menschen e<strong>in</strong>en höheren Stellenwert als die Erhaltung<br />

des Lebens um jeden Preis.<br />

Thesen zur <strong>Schmerz</strong>therapie bei Patienten<br />

<strong>in</strong> extremen Altersgruppen<br />

1. Neugeborene und Frühgeborene haben e<strong>in</strong>en<br />

Anspruch auf adäquate <strong>Schmerz</strong>therapie.<br />

2. Intensive <strong>Schmerz</strong>reize können auch bei Neugeborenen<br />

und Säugl<strong>in</strong>gen chronische <strong>Schmerz</strong>en<br />

auslösen.<br />

3. Chronische <strong>Schmerz</strong>en bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen die Ausbildung und damit<br />

das gesamte Leben.<br />

4. Der <strong>Schmerz</strong>forschung bei Säugl<strong>in</strong>gen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und alten Menschen s<strong>in</strong>d aus ethischer Sicht<br />

engere Grenzen gesetzt als <strong>der</strong> Forschung mit<br />

Erwachsenen. Umso wichtiger ist es, das vorhandene<br />

Wissen auch zum Wohle dieser Patienten<br />

e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

5. Wegen <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Verletzlichkeit von Patienten<br />

<strong>in</strong> extremen Altersgruppen müssen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schmerz</strong>therapie die Beson<strong>der</strong>heiten dieser<br />

Patientengruppen berücksichtigt werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!