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Ulrich Engelen, Evaluationsergebnisse der Laptop-Projekte im ...

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<strong>Ulrich</strong> <strong>Engelen</strong> - 2003<br />

<strong>Evaluationsergebnisse</strong> <strong>der</strong> <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong> <strong>im</strong> Evangelisch Stiftischen Gymnasium in<br />

Gütersloh<br />

<strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong> können wichtige pädagogische Ziele auf unterschiedlichen Ebenen erreichen<br />

helfen 1 , ohne dass – wie bei vielen an<strong>der</strong>en innovativen Bildungs-<strong>Projekte</strong>n – zunächst einmal<br />

eine mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> radikale Umstrukturierung <strong>der</strong> Institution Schule postuliert werden<br />

müsste. Mit an<strong>der</strong>en Worten: in je<strong>der</strong> regulären Schule können ohne übermäßigen<br />

zusätzlichen Aufwand - sogar <strong>im</strong> Rahmen des sicher nicht <strong>im</strong>mer opt<strong>im</strong>alen 45-Minuten-<br />

Rhythmus - Ziele angegangen und erreicht werden, die <strong>im</strong> Blick sowohl auf den<br />

gegenwärtigen Lehr- und Lernprozess nützlich als auch für die Qualifikation <strong>der</strong> Lernenden<br />

jetzt und zukünftig unerlässlich sind. Darüber hinaus för<strong>der</strong>n <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong> Arbeits-,<br />

Kommunikations- und Identifikationsprozesse, die für alle an Schule Beteiligten vorteilhaft<br />

sind.<br />

Die in Gütersloh seit 1998/1999 jeweils <strong>im</strong> siebten Jahrgang beginnenden <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong><br />

sind einer ausgefeilten Evaluation unterzogen worden, <strong>der</strong>en erste Ergebnisse nun vorliegen.<br />

Sie setzen sich aus methodisch elaboriert gewonnenen Erhebungen einer Gruppe externer<br />

Wissenschaftler und einer durch die Schule selbst vorgenommenen Innensicht zusammen, die<br />

<strong>im</strong> Folgenden zusammengefasst werden 2 .<br />

Kritisch-kreative Medienkompetenz für alle<br />

<strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong> dienen in <strong>der</strong> Schule zunächst einmal dem Ziel, allen Lernenden, Jungen und<br />

Mädchen, Schnellen und Bedächtigen, zu Hause reichlich Geför<strong>der</strong>ten und wenig Angeregten,<br />

eine wirklich fundierte kritisch-kreative Medienkompetenz zu vermitteln. Sie geht über die<br />

Fähigkeit, einen Computer mit den auf ihm vermittelten Texten, Bil<strong>der</strong>n und Tönen<br />

angemessen zu bedienen sowie einschlägige Software bewusst und gezielt einzusetzen,<br />

hinaus, insofern mit ihr auch die Fähigkeit verbunden ist, Informationen gezielt zu<br />

recherchieren, sie kritisch zu sichten, zu bewerten und konstruktiv weiterzuverarbeiten.<br />

Damit verbunden ist die Fähigkeit zu beurteilen, wann und in welchen Zusammenhängen <strong>der</strong><br />

Computer einzusetzen ist, wann er mit welchen Software-Werkzeugen hilft, die anstehenden<br />

Probleme zu lösen, wo er wenig nützt, wann sein Einsatz nur Zeitverschwendung bedeutet.<br />

Um diese Qualifikationen zu entwickeln, müssen Jungen und Mädchen kontinuierlich einen<br />

Computer zur Verfügung haben, um in den verschiedenen Sachzusammenhängen reflektieren<br />

zu lernen, mit welchen Methoden und Mitteln gearbeitet werden kann und soll.<br />

Unangemessene Formen von Glorifizierung o<strong>der</strong> Verteufelung mo<strong>der</strong>ner elektronischer<br />

Technologien scheinen nur durch ganz selbstverständlichen, aber bewussten Gebrauch<br />

<strong>der</strong>selben überwindbar.<br />

Die wissenschaftliche Evaluation <strong>der</strong> <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong> am Evangelisch Stiftischen Gymnasium<br />

in Gütersloh zeigt eindrucksvoll, dass es auf diesem Wege gelingt, nicht nur den sonst <strong>im</strong>mer<br />

zu beobachtenden Rückstand <strong>der</strong> Mädchen gegenüber den Jungen bezüglich <strong>der</strong><br />

1<br />

Siehe dazu: „Medienbildung in <strong>der</strong> Schule. Das Beispiel Evangelisch Stiftisches Gymnasium in Gütersloh, hg.<br />

von <strong>der</strong> Bertelsmann Stiftung und dem Ev. Stift. Gymnasium, Gütersloh 2001, S. 343 ff.; <strong>Ulrich</strong> <strong>Engelen</strong>, Über<br />

pädagogische Innovationen: Das <strong>Laptop</strong>-Projekt am Ev. Stift. Gymnasium in Gütersloh, in: B. Herzig, Medien<br />

machen Schule. Grundlagen, Konzepte und Erfahrungen zur Medienbildung, Bad Heilbrunn 2001, S. 227- 251.<br />

Ders., zuletzt in: Medien selbstbest<strong>im</strong>mt nutzen lernen. Zum Medienkonzept am Ev. Stift. Gymnasium in<br />

Gütersloh, in: Computer und Unterricht 48, 2002, S. 38-40. Michael Kerber, Mit <strong>Laptop</strong>s lernen für die Zukunft,<br />

in: Medien Praktisch 4, 2002, S. 34-38.<br />

2<br />

Heike Schaumburg, Ludwig J. Issing, Lernen mit <strong>Laptop</strong>s. Ergebnisse einer Evaluationsstudie, Gütersloh<br />

Dezember 2002; die Innensicht <strong>der</strong> Schule <strong>im</strong> selben Band, ab S. 177.


Computerkompetenz zu überwinden 3 , son<strong>der</strong>n allen Lernenden in ausgeprägt kooperativen<br />

Arbeitsverfahren verbesserte lernstrategische Fähigkeiten zu vermitteln: Schülerinnen und<br />

Schüler erlernen konsequenter als in herkömmlichen Unterrichtsverfahren, anstehende<br />

Probleme zu definieren und explizit nach geeigneten Methoden für <strong>der</strong>en Lösung zu fragen 4 .<br />

Dabei erlernen sie <strong>im</strong> regulären Unterricht verschiedener Fächer, <strong>im</strong>mer von den<br />

üblicherweise anstehenden Fachinhalten ausgehend, einzuschätzen, mit welchen Mitteln, auch<br />

mit welcher Software am günstigsten zu arbeiten ist: wenn <strong>der</strong> <strong>Laptop</strong> kontinuierlich und wie<br />

selbstverständlich in verschiedenen Fächern und zu Hause genutzt wird, erwerben die<br />

Schülerinnen und Schüler <strong>im</strong> Laufe von etwa drei Jahren alle Qualifikationen, wie sie <strong>im</strong><br />

„Europäischen Computerführerschein“ zusammengestellt sind, und die wesentlichen<br />

Funktionen für die Recherche, die elektronische Kommunikation, die Gestaltung von<br />

mult<strong>im</strong>edialen Produkten, ohne dass spezielle Schulungen in Software-Paketen o<strong>der</strong> für die<br />

Nutzung des Internet nötig wären. 5<br />

Stärkung schülerzentrierter Arbeitsformen<br />

Über diese die Medienkompetenz betreffenden Ziele hinaus bewirken <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong> in <strong>der</strong><br />

Schule spezifisch pädagogische Fortschritte. Indem Lehrkräfte die Lernenden zur Arbeit mit<br />

<strong>Laptop</strong>s anregen, verlagern sie mit größerem Nachdruck die Aktivitäten während des<br />

Unterrichts auf Schülerinnen und Schüler und gewähren ihnen das für nachhaltiges Lernen<br />

nötige Mehr an Eigenaktivität und Selbstständigkeit. <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong> führen zu entschieden<br />

mehr schülerorientierten Verfahren in Einzel-, Gruppen- und Partnerarbeit, als dies in<br />

konventionellem Unterricht zu beobachten ist 6 . Phasen unnötiger Lehrerdominanz werden<br />

spürbar zurückgedrängt. Lehrkräfte stellen ausgeprägter als in herkömmlichem Unterricht<br />

zusammen mit den Lernenden die Frage nach den methodischen Wegen zur Lösung und<br />

wählen die geeigneten Werkzeuge für die Arbeit mit ihnen aus. Lehrkräfte sind nicht <strong>im</strong>mer<br />

die zentralen Best<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Lernprozess; sie werden zum Berater und Begleiter, nicht selten<br />

von den jungen Menschen angeregt und von ihnen lernend. Die Kommunikation zwischen<br />

Lehrenden und Lernenden verän<strong>der</strong>t sich, insofern gemeinsam an neuen, aktuellen<br />

Gegenständen in relativer Offenheit gelernt wird und beide Seite voneinan<strong>der</strong> anzunehmen<br />

bereit sind 7 .<br />

Verbesserte Kommunikation, intensivere Diskussion, gesicherte Ergebnisse<br />

Gruppen- und Partnerarbeit werden in <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong>n auch deswegen öfter gewählt und<br />

diskursive schülerorientierte Prozesse gestärkt, weil das Problem, die jeweiligen<br />

Einzelergebnisse zu sichern und den an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Lerngruppe zur Verfügung zu<br />

stellen, mit Hilfe <strong>der</strong> <strong>Laptop</strong>s besser als in konventionellen Verfahren gelöst werden kann.<br />

Je<strong>der</strong> Lernende kann sein Ergebnis durch die Funkverbindung <strong>der</strong> <strong>Laptop</strong>s untereinan<strong>der</strong> allen<br />

an<strong>der</strong>en leicht zur Verfügung stellen, eine gute Basis für die gemeinsame, aber verbindliche<br />

Debatte von individuellen Produkten und für die Verbreiterung sowie Sicherung <strong>der</strong><br />

Ergebnisse.<br />

3<br />

Evaluationsbericht, bes. S. 18, S. 140ff. Das Selbstbild <strong>der</strong> Mädchen bleibt gleichwohl problematisch.<br />

4<br />

Evaluationsbericht, bes. S. 17, S. 130ff.<br />

5<br />

Evaluationsbericht, S. 185f.<br />

6<br />

Evaluationsbericht, S. 15f., 78ff., 94ff. u.ö.<br />

7<br />

S. auch S. 185f.


För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> freien Rede und die Präsentation von Arbeitsergebnissen<br />

Durch <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong> wird schließlich ganz deutlich die freie Rede <strong>der</strong> Schüler geför<strong>der</strong>t: die<br />

technischen Möglichkeiten des PC erleichtern nicht nur die Darstellung des Gelernten,<br />

son<strong>der</strong>n för<strong>der</strong>n durch ihre Visualisierung vor <strong>der</strong> ganzen Lerngruppe die funktionale, das<br />

Vage überwindende Debatte zur Sache. Es ist dem Lernfortschritt dienlich, wenn die so<br />

erarbeiteten Ergebnisse nicht in einzelnen Heften und auf in <strong>der</strong> Regel wenig gepflegten<br />

Arbeitszetteln verschwinden, son<strong>der</strong>n planvoll, systematisch geordnet und dauerhaft für alle<br />

gesichert sind.<br />

Das Arbeiten an <strong>Projekte</strong>n hat in <strong>der</strong> Schule ferner zu neuen Formen <strong>der</strong> Präsentation von<br />

Ergebnissen 8 geführt: sowohl <strong>im</strong> Klassenverband als auch an<strong>der</strong>en Lerngruppen und nicht<br />

zuletzt den Lehrkräften und Eltern werden des Öfteren in eigenen Abendveranstaltungen die<br />

Produkte aus den oft fachübergreifenden Arbeitsprozessen vorgestellt. Die Ergebnisse bleiben<br />

dauerhaft gesichert und können später als Basis für eigene Überarbeitungen o<strong>der</strong> als<br />

Ausgangspunkt für das Lernen an<strong>der</strong>er Lerngruppen genutzt werden.<br />

Mehr fachübergreifendes Arbeiten<br />

Diese durch die mo<strong>der</strong>ne Technik erleichterte Form von Sicherung und Vermittlung<br />

unterschiedlicher Einzelergebnissen an alle Beteiligten ist die Voraussetzung und Begründung<br />

dafür, dass in <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong>n entschieden mehr interdisziplinär gearbeitet wird als in<br />

konventionellem Unterricht 9 . Ein Zusammenwirken zwischen Deutsch, Englisch und<br />

Geschichte z.B. gelingt trotz ihrer Platzierung an unterschiedlichen Stellen <strong>im</strong> Stundenplan,<br />

weil es einfacher ist, die jeweiligen Resultate aus den verschiedenen Fachkontexten<br />

zusammenzubringen, zu überarbeiten und abschließend zu sichern.<br />

Verbesserte Textarbeit<br />

Das Schreiben und Gestalten von Texten <strong>der</strong> unterschiedlichsten Sorten gelingt mit Hilfe des<br />

<strong>Laptop</strong>s leichter, schneller und in ansehnlicherer Gestalt, zumal dann, wenn vorab das<br />

Zehnfingerschreiben erlernt worden ist. An<strong>der</strong>s als be<strong>im</strong> sonst üblichen Notieren <strong>im</strong><br />

individuellen Schreibheft gehen die Lernenden -bewusst und unbewusst- davon aus, dass ihre<br />

Produkte an<strong>der</strong>en „gezeigt“ und mit ihnen ausgetauscht werden. Diese Form erweiterter<br />

Öffentlichkeit motiviert Schülerinnen und Schüler zu mehr Gründlichkeit und Genauigkeit<br />

be<strong>im</strong> Verfassen und Gestalten von Produkten.<br />

Rechtschreibhilfen machen die Lernenden auf Fehler aufmerksam und steigern ihre<br />

Fähigkeiten in <strong>der</strong> Orthographie, wie nach ersten englischen Untersuchungen nun auch die<br />

Evaluation des <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong>s in Gütersloh zeigt. Die Leichtigkeit des Korrigierens von<br />

Texten mit Hilfe des Computers und die gegenüber herkömmlichen Unterrichtsverfahren<br />

deutlich verbesserte Möglichkeit, Texte und an<strong>der</strong>e Produkte einzelner Schüler <strong>im</strong> Plenum zu<br />

betrachten, zu debattieren und zu verbessern, tun ein Übriges, um die Qualität von<br />

schriftlichen Ergebnissen zu verbessern. Absätze und Argumentationen können ohne großen<br />

Aufwand umgestellt, eine Gesamt-Gedankenführung sowie <strong>der</strong> passende Ausdruck leicht<br />

opt<strong>im</strong>iert werden. Es wun<strong>der</strong>t von daher kaum, dass die wissenschaftliche Evaluation be<strong>im</strong><br />

Vergleich von Deutscharbeiten zu dem Ergebnis kommt, dass nach kontinuierlichem Einsatz<br />

von <strong>Laptop</strong>s Schülerinnen und Schüler deutlich ausführlichere Arbeiten schreiben, die in<br />

8<br />

Evaluationsbericht S. 185, 187 u.ö.<br />

9<br />

Evaluationsbericht S. 185.


Aufbau, Ausdruck und Gedankenführung besser gestaltet sowie orthographisch korrekter<br />

sind 10 .<br />

Anschaulichkeit, Authentizität und bessere Formen fürs Sichern und Üben<br />

Wenn alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse kontinuierlich am Computer arbeiten<br />

können, erschließen sich die Möglichkeiten eines anschaulichen, lebendigen und<br />

authentischen Lernens leichter und nachdrücklicher. Es erscheint günstig, dass Jungen und<br />

Mädchen auch außerhalb <strong>der</strong> jeweils knapp bemessenen Unterrichtszeit abstrakte Phänomene<br />

o<strong>der</strong> Vorgänge vielleicht vor allem aus dem Bereich <strong>der</strong> Mathematik o<strong>der</strong><br />

Naturwissenschaften noch einmal in Ruhe zu Hause ansehen und bearbeiten; auch jenseits <strong>der</strong><br />

Schule den Kontakt mit dem englischen o<strong>der</strong> französischen Partner pflegen; das in <strong>der</strong> Gruppe<br />

Erarbeitete noch einmal nacharbeiten; das in Musik Gehörte und Analysierte individuell<br />

angepasst noch einmal hören und wirken lassen können. Schülerinnen und Schüler sind<br />

motiviert und in <strong>der</strong> Lage, neuen Fragestellungen mit Lexika, Suchmaschinen o<strong>der</strong> durch<br />

geeignete Internetrecherche selbstständig nachzugehen, die Ergebnisse zu sichern und <strong>im</strong><br />

Klassenverband auszutauschen. Sie formulieren <strong>im</strong> <strong>Laptop</strong>-Projekt eigenständig Regeln,<br />

Merksätze und Paradigmen in Mathematik und Latein ebenso wie in Biologie und Politik, ehe<br />

sie in <strong>der</strong> Gruppe besprochen, korrigiert und abgespeichert werden. So entsteht <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong><br />

Zeit ein <strong>im</strong> Klassenverband debattierter, in <strong>der</strong> Sache kontrollierter systematischer<br />

Wissensfundus, auf den nach Bedarf individuell zurückgegriffen werden kann, ein wichtiger<br />

Beitrag zur verbesserten Übung und Sicherung 11 , was in herkömmlichem Unterricht nur selten<br />

zu beobachten ist.-<br />

Es erscheint von daher kaum verwun<strong>der</strong>lich, dass die <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Evaluation<br />

kontrollierten Vergleichsarbeiten in Mathematik Vorsprünge für die <strong>Laptop</strong>-Schüler <strong>im</strong><br />

Problemlösen konstatieren 12 . Es steht zu erwarten, dass sich analoge Ergebnisse auch in<br />

an<strong>der</strong>en – jetzt noch nicht untersuchten - Fachzusammenhängen zeigen werden, dies umso<br />

mehr, wenn sich nach <strong>der</strong> ersten Pilotphase des <strong>Projekte</strong>s noch mehr Kontinuität, Gelassenheit<br />

und Routine einstellen.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Lehrerschaft<br />

Auch auf Seiten <strong>der</strong> Lehrerschaft zeigen <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong> günstige Wirkungen: bei allem<br />

zusätzlichem Arbeitsaufwand 13 motiviert <strong>der</strong> Neuansatz zu intensiven Diskussionen über<br />

didaktische und methodische Neuansätze, mit <strong>der</strong>en Hilfe den offenkundigen Lernproblemen<br />

vieler Schülerinnen und Schüler besser beizukommen ist und die sie in den Stand setzen, den<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Mediengesellschaft kompetenter begegnen zu können. Das<br />

gemeinsame Lernen neuer didaktischer Wege und am Computer lässt Lehrende erneut zu<br />

Lernenden werden, die aus <strong>der</strong> Rolle des Einzelkämpfers heraustreten und entschieden mehr<br />

fachübergreifend und kollegial zusammenarbeiten. Es gelingt, durch geeignete<br />

Fortbildungsmaßnahmen die Kompetenz des Kollegiums in den Fragen von Didaktik und<br />

Methodik erneut zu aktivieren, wie dies auch hinsichtlich <strong>der</strong> allgemeinen Medienkompetenz<br />

<strong>der</strong> Fall ist. Binnen vier Jahren konnte die aktive Beteiligung am <strong>Laptop</strong>-Projekt mit <strong>der</strong><br />

entsprechenden Anhebung <strong>der</strong> Medienkompetenz bei <strong>der</strong> Lehrerschaft von unter 10 % auf<br />

etwa 60 % des Gesamtkollegiums gesteigert werden.<br />

10<br />

Vgl. den Evaluationsbericht, S. 19 und S. 151ff.<br />

11<br />

Hier S. 185f.<br />

12<br />

Hier S. 18f.; 145ff.<br />

13<br />

Hier S. 177ff., bes. S. 180.


Verän<strong>der</strong>ungen auf Seiten <strong>der</strong> Eltern<br />

Das in Gütersloh erprobte Finanzierungsmodell von <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong>n zielt auf die<br />

Einbeziehung <strong>der</strong> Eltern. In dem Maße, in dem dies nicht nur aus finanziellen Erwägungen<br />

heraus geschieht, gelingt es, die Eltern wie<strong>der</strong> verstärkt an die Belange <strong>der</strong> Schule und an das<br />

Lernen ihrer Kin<strong>der</strong> heranzuführen. Wenn Eltern auch an <strong>der</strong> inhaltlichen Debatte, an <strong>der</strong><br />

Gestaltung des Unterrichtsablaufs beteiligt werden, entwickeln sie mehr Interesse an <strong>der</strong><br />

Ausbildung und auch mehr an Empathie für die möglichen Problemstellungen und<br />

Schwierigkeiten. Das ESG kann nach über vier Jahren berichten, dass die Elternschaft<br />

ausgesprochen loyal und solidarisch mitarbeitet und je<strong>der</strong>zeit Verständnis für Probleme<br />

aufbringt und sich entsprechend auch den an<strong>der</strong>en Eltern und den Schülerinnen und Schülern<br />

gegenüber verhält 14 .<br />

Verän<strong>der</strong>ungen auf Seiten <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

Nach längerfristiger Beobachtung kann festgestellt werden, dass die Schülerinnen und Schüler<br />

<strong>im</strong> Ganzen die <strong>Laptop</strong>-<strong>Projekte</strong> mit viel Freude und Engagement sowie mit hohem<br />

Arbeitseinsatz betreiben. Sie arbeiten intensiver und nachhaltiger. Sie spüren, dass die neue<br />

Technologie ihnen greifbare Vorteile bringt, sie klagen freilich auch über das Gewicht <strong>der</strong><br />

Geräte und die mit dem Gebrauch verbundenen Umstände, so den Transport, die ärgerlichen<br />

technischen Pannen, mitunter auch über die relative Strenge <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Schule auferlegten<br />

Regeln <strong>im</strong> Umgang mit dem <strong>Laptop</strong>, <strong>der</strong> als reines Arbeitsgerät nicht <strong>im</strong>mer den „Spaß“ mit<br />

sich bringt, den sie ursprünglich erhofft hatten 15 .<br />

Im Ganzen verhalten sich die Schülerinnen und Schüler sehr regelbewusst, ausgeprägte<br />

Disziplinarfälle sind äußerst selten (unter 2 %). Vandalismus und Diebstahl sind bis heute<br />

nicht vorgekommen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen agieren die Schülerinnen und<br />

Schüler wohl nicht zuletzt deswegen vorbildlich, weil sie das <strong>Laptop</strong>-Projekt als das ihre<br />

ansehen und es ihnen spürbare Vorteile bringt.<br />

Die Schülerinnen und Schüler haben sehr schnell als ihre Aufgabe angenommen, <strong>im</strong><br />

Klassenverband kooperativ zu sein und darüber hinaus für an<strong>der</strong>e helfend zu arbeiten 16 . Von<br />

Anfang an haben sich die Jugendlichen an <strong>der</strong> Behebung von Störfällen o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />

Ersteinrichtung <strong>der</strong> <strong>Laptop</strong>s beteiligt. Mittlerweile haben sie eine Service-<br />

Arbeitsgemeinschaft von knapp 20 Mädchen und Jungen gebildet, die allen Lernenden<br />

während großer Pausen o<strong>der</strong> nachmittags zur Seite steht, die Probleme mit ihrem Gerät o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Software haben, ein wichtiger Beitrag zur Schulkultur und zur konkreten Wahrnehmung<br />

von Verantwortung für das Ganze.<br />

14<br />

Näheres <strong>im</strong> Evaluationsbericht S. 189f.<br />

15<br />

Einzelheiten <strong>im</strong> Evaluationsbericht S. 180ff.<br />

16<br />

Beson<strong>der</strong>s S. 186ff.

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