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PRESSEMAPPE - Neurologische Klinik und Poliklinik - TUM

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<strong>PRESSEMAPPE</strong><br />

Deutscher Forschungsverb<strong>und</strong><br />

Neuropathischer Schmerz (DFNS)<br />

Pathophysiologie, Prävention and Therapie<br />

Sprecher: R. Baron and T.R. Tölle<br />

www.neuropathischer-schmerz.de


2<br />

INHALT<br />

Hintergr<strong>und</strong>informationen (S. 3 – 13)<br />

Auszug aus ausgewählten Publikationen (S. 14 – 17)<br />

CVs (S. 18 – 23)<br />

Ansprechpartner (S. 24 – 25)


3<br />

H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N<br />

―<br />

Deutscher Forschungsverb<strong>und</strong> Neuropathischer Schmerz


4<br />

D<br />

F<br />

N<br />

S<br />

Deutscher Forschungsverb<strong>und</strong><br />

Neuropathischer Schmerz<br />

Pathophysiologie, Prävention <strong>und</strong> Therapie<br />

Sprecher: R. Baron <strong>und</strong> T.R. Tölle<br />

Deutscher Forschungsverb<strong>und</strong> Neuropathischer Schmerz (DFNS)<br />

Der Deutsche Forschungsverb<strong>und</strong> Neuropathischer Schmerz (DFNS) wird seit 2002 im<br />

Rahmen der Fördermaßnahme "Forschungsverbünde für Schmerzforschung" durch das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) gefördert. Ziel des DFNS ist, die<br />

medizinische Versorgung von Patienten mit Nervenscherzen gr<strong>und</strong>legend zu verbessern.<br />

Die Aufgaben umfassen, die Mechanismen bei der Entstehung neuropathischer Schmerzen<br />

besser zu verstehen (Pathophysiologie), die Chronifizierung von Schmerzen durch ein frühes<br />

Eingreifen zu verhindern (Prävention) <strong>und</strong> die therapeutischen Möglichkeiten wesentlich zu<br />

verbessern (Therapie). Alle Projekte des DFNS sind darauf ausgerichtet, den klinischwissenschaftlichen<br />

Leitgedanken, dass jeder einzelne Schmerzmechanismus eine<br />

spezifische Therapie erfordert, die so genannte mechanismen-orientierte Therapie, in<br />

konkrete <strong>und</strong> zeitnah klinisch anwendbare Ergebnisse umzusetzen. Der DFNS vereinigt<br />

deutschlandweit auf dem Gebiet des neuropathischen Schmerzes alle wichtigen<br />

Institutionen, wissenschaftlichen Autoritäten sowie medizinischen Disziplinen <strong>und</strong> bündelt<br />

damit die vorhandene Expertise in der Patienten- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen-orientierten<br />

Schmerzforschung. Die beiden Sprecher des DFNS sind Prof. Ralf Baron, Kiel, <strong>und</strong> Prof.<br />

Thomas R. Tölle, München.<br />

Wichtige Forschungsstrategien <strong>und</strong> Aufgaben des DFNS sind:<br />

• Entwicklung einer Datensammlung von Patienten mit unterschiedlichen<br />

neuropathischen Schmerzbildern, die genaue quantitative Veränderungen der<br />

Hautsensibilität sowie psychologische Hintergründe einschließt.<br />

• Untersuchung pathophysiologischer Mechanismen, die die Entstehung <strong>und</strong><br />

Aufrechterhaltung der verschiedenen neuropathischen Schmerzbilder bedingen.<br />

• Untersuchung neuer <strong>und</strong> die Auswertung bereits verfügbarer Behandlungsstrategien.


5<br />

Projekte des DFNS<br />

Das zentrale, integrative Netzwerkprojekt ist der Aufbau einer Datenbank zu<br />

neuropathischem Schmerz. Diese Datenbank umfasst genaue quantitative Veränderungen<br />

der Hautsensibilität sowie psychologische Hintergründe von Patienten mit unterschiedlichen<br />

neuropathischen Schmerzbildern. Mitte 2007 enthielt die Datenbank r<strong>und</strong> 1200 Einträge von<br />

Patientendaten sowie etwa 180 Einträge eines ges<strong>und</strong>en Probandenkollektivs als<br />

Kontrollpatienten (Normdatenbank). Alle Verb<strong>und</strong>teilnehmer pflegen dabei vom DFNS genau<br />

definierte Patientendaten ein, die folgende Parameter einschließen: spezifische<br />

Schmerzsymptomatik, die mittels Quantitativ Sensorischer Testung (QST) erfasst wird, sowie<br />

sozioökonomische, psychosoziale <strong>und</strong> psychologische Hintergründe. Wichtiges Ziel zur<br />

Anwendung der QST-Testbatterie war die Entwicklung <strong>und</strong> Anwendung eines<br />

standardisierten Protokolls (Rolke R, Baron R, Maier C, Tölle TR, Treede RD et al. (2006) Quantitative Sensory<br />

Testing in the German Research Network on Neuropathic Pain (DFNS): Standardized Protocol and Reference Values. Pain<br />

123(3):231-243). Hierzu wurden die Mitarbeiter in zehn Zentren standardisiert ausgebildet<br />

(Mainz). Die auf diese Weise etablierte Datenbank liefert die Möglichkeit, die gewonnen<br />

Patientendaten mit denen des ges<strong>und</strong>en Probandenkollektivs zu vergleichen <strong>und</strong> so genaue<br />

Kriterien festzulegen, ab wann neuropathischer Schmerz vorliegt.<br />

Darüber hinaus wird eine Blut- <strong>und</strong> DNA-Bank erstellt, die es erlaubt, genetische Ursachen<br />

für die Entwicklung einer chronifizierten neuropathischen Schmerzkarriere sowie das<br />

verminderte Ansprechen auf bestimmte pharmakologische Behandlungen zu untersuchen.<br />

Die Koordination der Daten erfolgt durch ein zentrales Datenmanagementsystem QUAST<br />

(QUAlitätssicherung in der SchmerzTherapie), das gleichzeitig die Qualitätssicherung<br />

ermöglicht. Mit den Patientendaten lassen sich außerdem Kostenanalysen <strong>und</strong><br />

Symptombeschreibungen der jeweiligen Krankheit entwickeln sowie die Häufigkeit zusätzlich<br />

auftretender psychischer Erkrankungen feststellen.<br />

Gleichzeitig dienen diese Daten zur Beschreibung von Patientenmerkmalen <strong>und</strong> zur<br />

Einteilung in Patientengruppen, die in Studien zur primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Prävention der<br />

Schmerzchronifizierung eingeschlossen werden können. In diesen Präventionsstudien wird<br />

die Effektivität von verschiedenen Substanzen in der Verhinderung <strong>und</strong> Behandlung<br />

chronischer Schmerzen untersucht. Darüber hinaus bietet die zentrale Datenbank den<br />

Zugang zu Patienten, die in speziellen Verb<strong>und</strong>projekten ausführlicher untersucht werden<br />

können. In diesem Rahmen haben sich drei themenspezifische Untergruppen formiert.


6<br />

Integrative Verb<strong>und</strong>projekte des DFNS:<br />

• Datensammlung neuropathischer Schmerz<br />

• Primärprävention neuropathischer Schmerzen<br />

• Sek<strong>und</strong>ärprävention neuropathischer Schmerzen<br />

• Aufbau einer Blut- <strong>und</strong> DNA-Bank<br />

• Validierung der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) als klinischem Instrument<br />

zur Untersuchung neurobiologischer Mechanismen bei neuropathischem Schmerz<br />

Spezielle Verb<strong>und</strong>projekte des DFNS:<br />

• Pathophysiologische Mechanismen nach Kompression, Degeneration <strong>und</strong><br />

Regeneration peripherer Nerven<br />

• Zentrale Integration der Schmerzverarbeitung<br />

• Physiologische <strong>und</strong> psychologische Einflüsse auf die kortikale Reorganisation: Das<br />

komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS)


Zentren des DFNS<br />

7


8<br />

Beteiligte Fachdisziplinen<br />

• Neurologie<br />

• Anästhesie<br />

• Psychologie<br />

• Pharmakologie<br />

• Physiologie<br />

• Nuklearmedizin<br />

• Neuroradiologie<br />

• Neurochirurgie<br />

• Allgemeinmedizin<br />

• Interdisziplinäre Schmerzambulanzen<br />

Die einzelnen Projekte basieren ganz wesentlich auf einer b<strong>und</strong>esweit einheitlich<br />

durchzuführenden Untersuchung <strong>und</strong> Rekrutierung von Patienten mit neuropathischen<br />

Schmerzen. Die zentrale Geschäftsstelle des DFNS sichert dabei die Koordination der<br />

einzelnen Netzwerkprojekte sowie den Daten- <strong>und</strong> Informationstransfer innerhalb des<br />

Verb<strong>und</strong>es.<br />

Weiterführenden Informationen zu den Zentren, Teilnehmern <strong>und</strong> einzelnen Projekten des<br />

DFNS sind auf der Website des DFNS unter www.neuropathischer-schmerz.de abrufbar.<br />

Ausblick<br />

Durch die Integration von Gr<strong>und</strong>lagenwissenschaft, klinischer Forschung <strong>und</strong><br />

Therapiestudien wird der DFNS das Verständnis der Entstehungsmechanismen<br />

neuropathischer Schmerzen wesentlich weiterentwickeln <strong>und</strong> die Therapieoptionen dieser<br />

schweren chronischen Schmerzzustände erheblich verbessern. Das Ziel ist, die Entwicklung<br />

von chronischen neuropathischen Schmerzen durch ein frühes Eingreifen zu verhindern oder<br />

bereits chronifizierte Schmerzen durch eine differenzierte Kombination verschiedener<br />

Behandlungsstrategien zu beheben. Da die am DFNS beteiligten Zentren über ganz<br />

Deutschland verteilt sind, wird ein problemloser Transfer der neuen Erkenntnisse in die<br />

klinische Praxis der Ärzteschaft im gesamten Land garantiert.


9<br />

Mechanismen-orientierte Therapie<br />

Für eine gute Therapie ist eine korrekte Klassifikation des neuropathischen<br />

Schmerzsyndroms unerlässlich. Bislang basierte die Klassifikation ausschließlich auf der<br />

verursachenden Gr<strong>und</strong>erkrankung.<br />

Einen entscheidenden Wandel der Sichtweise hat hier folgende Erkenntnis eingeleitet:<br />

Einerseits berichten viele Patienten von exakt identischen Schmerzformen, z.B. brennende<br />

Dauerschmerzen oder Schmerzen bei leichter Berührung der Haut (Allodynie), obwohl sie an<br />

ursächlich völlig unterschiedlichen Erkrankungen leiden. Andererseits können sie jedoch<br />

auch bei gleicher Gr<strong>und</strong>erkrankung ganz unterschiedliche Symptome zeigen.<br />

Dementsprechend ist es sinnvoller, sich bei der Behandlung nicht auf die Gr<strong>und</strong>erkrankung<br />

zu konzentrieren, sondern jede einzelne Schmerzform <strong>und</strong> damit jeden einzelnen<br />

Schmerzmechanismus isoliert mit geeigneten Medikamenten anzugehen. Diese neue Idee<br />

wird als „mechanismen-orientierte Therapie“ bezeichnet <strong>und</strong> ist heutzutage international als<br />

bahnbrechende Innovation der Schmerzforschung anerkannt. Viele der im Deutschen<br />

Forschungsverb<strong>und</strong> Neuropathischer Schmerz beteiligten Wissenschaftler haben<br />

maßgeblichen Anteil an der Entwicklung dieses Konzeptes.


10<br />

Quantitativ Sensorische Testung (QST)<br />

Die QST ist ein Untersuchungsverfahren, das eine genaue klinische Analyse der<br />

schmerzhaften Symptome von Patienten, die an neuropathischen Schmerzen leiden,<br />

ermöglicht. Gr<strong>und</strong>lage der QST ist die bei Patienten mit neuropathischem Schmerz<br />

charakteristisch veränderte Sensibilität, die z.B. häufig mit brennenden Spontanschmerzen<br />

<strong>und</strong> einschießenden Schmerzattacken einhergeht. Die genaue Analyse dieser Symptome<br />

liefert ein individuelles sensorisches Profil. Dieses erlaubt wiederum Rückschlüsse auf die<br />

jeweiligen, den Beschwerden zugr<strong>und</strong>e liegenden biologischen Mechanismen <strong>und</strong> damit die<br />

Ursachen der Schmerzen. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage soll künftig eine gezielte <strong>und</strong> auf den<br />

einzelnen Patienten zugeschnittene Therapie möglich werden.<br />

Der Deutsche Forschungsverb<strong>und</strong> Neuropathischer Schmerz (DFNS) konnte das QST-<br />

Verfahren durch Entwicklung <strong>und</strong> Anwendung eines standardisierten Protokolls optimieren<br />

(Rolke R et al. (2006) Quantitative Sensory Testing in the German Research Network on Neuropathic Pain (DFNS):<br />

Standardized Protocol and Reference Values. Pain 123(3):231-243). Mithilfe eines ges<strong>und</strong>en<br />

Probandenkollektivs konnten zudem für jeden Test standardisierte Normwerte ermittelt<br />

werden. Der Vergleich der einzelnen QST-Messwerte mit den Normwerten erlaubt Aussagen<br />

darüber, ob neuropathischer Schmerz <strong>und</strong> welche Schmerzformen hier genau vorliegen.<br />

Die standardisierte QST-Testbatterie des DFNS geht den neuropathischen Schmerzen mit 7<br />

Tests, bei denen insgesamt 13 Parameter erfasst werden, auf den Gr<strong>und</strong>. Die Messungen<br />

für ein betroffenes Körperareal beanspruchen etwa 30 Minuten. Zur Kontrolle wird eine QST-<br />

Messung des gleichen Areals der entsprechenden ges<strong>und</strong>en Körperseite durchgeführt. Die<br />

Anwendungen erfolgen ausschließlich auf der Haut:<br />

1) Mit Hilfe einer Thermode (Peltier-Element) werden<br />

computergesteuerte Temperaturreize verabreicht <strong>und</strong> folgende<br />

Eigenschaften des Temperaturempfindens gemessen:<br />

o die Warm- <strong>und</strong> Kalt-Detektionsschwellen<br />

(Wahrnehmungsschwelle für warme <strong>und</strong> kalte Reize),<br />

o das Thermisch Sensorische Limen (Fähigkeit wechselnde<br />

warme <strong>und</strong> kalte Reize voneinander zu unterscheiden),<br />

o die paradoxe Hitzeempfindung (kalte Reize werden als heiß<br />

empf<strong>und</strong>en) sowie<br />

o die Schwellen für Kälte- <strong>und</strong> Hitzeschmerz.<br />

Thermische QST-Testung<br />

2) Mittels so genannter von Frey Haare (dünne Nylonfilamente)<br />

wird die Schwelle für Berührungswahrnehmung (taktile<br />

Detektionsschwelle) getestet.<br />

Mechanische QST-Testung<br />

mit v. Frey Nylonfilament


11<br />

3) Die mechanische Schmerzschwelle wird mittels Pinprick –<br />

Untersuchung erfasst. Beim Pinprick-Verfahren werden<br />

„Nadelreize“ mit Hilfe stumpfer Nadeln verabreicht. Die stumpfen<br />

Nadeln könne durch ihr variables Gewicht unterschiedliche<br />

Reizempfindungen bis hin zu einem spitzen pieksenden<br />

Schmerz erzeugen. Die Haut wird dabei nicht verletzt.<br />

Mechanische QST-Testung<br />

mit Pinprick<br />

4) Weiterhin werden die mechanische Schmerzsensitivität<br />

(Pinprick Hyperalgesie) <strong>und</strong> die dynamisch mechanische<br />

Allodynie (leichte Berührungsreize werden als schmerzhaft<br />

empf<strong>und</strong>en) bestimmt:<br />

o Mittels Pinprick-Untersuchung wird die Antwortkurve der<br />

Schmerzsensitivität auf Nadelreize bestimmt. Der Proband<br />

beurteilt dabei die Schmerzhaftigkeit der einzelnen<br />

Nadelreize auf einer Skala von 0-100.<br />

o Die Allodynie wird nach dem gleichen Schema untersucht,<br />

doch soll der Proband hier bewegte Berührungsreize mittels<br />

Wattebausch, Q-Tip oder Pinsel, die beim Ges<strong>und</strong>en keinen<br />

Schmerz auslösen, auf die jeweilige Schmerzintensität hin<br />

beurteilen.<br />

Mechanische QST-Testung<br />

mit Wattebausch zur<br />

Bestimmung der Allodynie<br />

Mechanische QST-Testung<br />

mit Pinsel zur Bestimmung<br />

der Allodynie<br />

5) Die Untersuchung von Veränderungen des zentralen<br />

Nervensystems, die zu einer anhaltenden Schmerzverstärkung<br />

führen – so genanntes Wind-up-Phänomen – erfolgt ebenfalls<br />

mittels Pinprick-Verfahren: Der Proband bewertet die<br />

Schmerzintensität eines einzelnen Nadelreizes auf einer Skala<br />

von 0-100 <strong>und</strong> vergleicht diese mit der einer Serie von 10<br />

Nadelreizen hintereinander.<br />

6) Die Bestimmung der Vibrationsschwelle<br />

(Wahrnehmungsschwelle für Vibration) erfolgt mit einer<br />

standardisierten Stimmgabel. Der Test ermöglicht, Störungen<br />

des Tastsinns aufzudecken.<br />

Mechanische QST-Testung<br />

mit Stimmgabel<br />

7) Die Druckschmerzschwelle wird mit Hilfe eines<br />

Druckalgometers gemessen. Damit lässt sich eine<br />

Überempfindlichkeit gegen stumpfen Druck bestimmen.<br />

Mechanische QST-Testung<br />

mit Druckalgometer


12<br />

Neuropathischer Schmerz<br />

Nach der Definition der Internationalen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (IASP)<br />

spricht man von neuropathischem Schmerz, wenn eine Läsion oder Dysfunktion des<br />

zentralen oder peripheren Nervensystems die Ursache der Schmerzen darstellt.<br />

Umgangssprachlich werden neuropathische Schmerzen auch als "Nervenschmerzen"<br />

bezeichnet. Neuropathische Schmerzen sind meist chronisch. Patienten, die an<br />

neuropathischen Schmerzen leiden, weisen eine charakteristisch veränderte Sensibilität auf.<br />

Diese äußert sich häufig in brennenden Spontanschmerzen <strong>und</strong> einschießenden<br />

Schmerzattacken. Generell können sowohl negative sensorische Phänomene (sensible<br />

Ausfälle) als auch positive (Missempfindungen, z.B. Parästhesie, oder Überempfindlichkeit<br />

auf Reize, z.B. Allodynie) entstehen.<br />

In Deutschland leiden etwa 6 Prozent der Bevölkerung an neuropathischen Schmerzen.<br />

Circa 20 Prozent aller Patienten, die wegen Schmerzen eine schmerztherapeutische<br />

Spezialeinrichtung aufsuchen, leiden unter ungenügend therapierten neuropathischen<br />

Schmerzen. Studien belegen, dass etwa ein Fünftel aller Patienten die operiert wurden,<br />

langanhaltend, zum Teil lebenslang unter Nervenschmerzen leiden. Dabei können diese<br />

Schmerzen nach einem „leichten“ Eingriff genauso chronifizieren wie nach einem<br />

„schweren“.<br />

Zu den neuropathischen Schmerzen zählen z.B. Phantomschmerzen. 60 Prozent aller<br />

Menschen, denen Gliedmaßen amputiert wurden, sind davon betroffen. Neben den<br />

unerträglichen Schmerzen müssen sie zusätzlich mit dem Unverständnis ihrer Umgebung<br />

zurechtkommen: „Wie kann denn ein Bein schmerzen, das gar nicht mehr da ist“. Neue<br />

Studienergebnisse belegen, dass Nervenschmerzen bei 8 Prozent der Patienten mit<br />

Schlaganfällen, 20 Prozent der Diabetiker, 28 Prozent der Patienten mit Multipler Sklerose,<br />

ca. 33 Prozent der Patienten mit Tumorschmerzen, 37 Prozent der Patienten mit<br />

Rückenschmerzen <strong>und</strong> 67 Prozent der Patienten mit Rückenmarksverletzung vorkommen.<br />

Weitere Ursachen neuropathischer Schmerzen sind beispielsweise Alkoholmissbrauch,<br />

Chemotherapie <strong>und</strong> virale Erkrankungen wie die Gürtelrose.<br />

Im Verlauf der Beschwerden suchen Patienten mit neuropathischen Schmerzen über einen<br />

Zeitraum von zehn Jahren im Durchschnitt acht verschiedene Ärzte auf <strong>und</strong> sind während<br />

dieser Zeit für 72 Tage stationär im Krankenhaus untergebracht. Eine neue Erhebung aus<br />

den USA ergab, dass sich unter den Neurologen nur 30 Prozent in der Lage sahen,<br />

neuropathische Schmerzen sicher zu diagnostizieren. Nur 20 Prozent kannten eine adäquate<br />

Therapie.


13<br />

Chronischer Schmerz<br />

Laut einer europäischen Schmerzstudie (Pain in Europe Survey) leiden etwa 17 Prozent der<br />

deutschen Bevölkerung an chronischen Schmerzen, das entspricht knapp 14 Millionen<br />

Betroffenen. Bei 600.000 bis 800.000 dieser Patienten liegt ein schwer zu therapierendes<br />

Schmerzsyndrom vor: Der Schmerz hat sich verselbständigt <strong>und</strong> ist zu einer eigenständigen<br />

Krankheit, der Schmerzkrankheit, geworden. Nach einer weit verbreiteten Definition spricht<br />

man von chronischem Schmerz, wenn er länger als sechs Monate andauert oder immer<br />

wiederkehrt. Eine 1997 von der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) durchgeführte<br />

Untersuchung in acht Metropolen der Erde ergab, dass 30 Prozent aller Patienten, die eine<br />

Allgemeinarztpraxis aufgesucht hatten, im zurückliegenden Jahr mindestens sechs Monate<br />

lang an Schmerzen gelitten hatten. Chronischer Schmerz ist also eine Volkskrankheit.<br />

Trotzdem ist die Versorgung eines erheblichen Teils der Betroffenen bis heute nicht<br />

optimal. Schmerzen beeinträchtigen oft ganz erheblich das Verrichten alltäglicher Dinge.<br />

Zum Teil kann der Beruf nicht mehr ausgeübt werden, aber auch Freizeitbeschäftigungen,<br />

Partnerschaften oder Fre<strong>und</strong>schaften werden vernachlässigt. Die Folgen sind Isolation,<br />

Resignation, Verlust der Lebensfreude <strong>und</strong> Depression. Viele Betroffene begehen aus<br />

Verzweiflung Selbstmord: Mindestens 17 Prozent aller geklärten Selbstmorde wurden<br />

aufgr<strong>und</strong> chronischer Schmerzen verübt. Neben diesen enormen psychosozialen Folgen für<br />

den Einzelnen, verursacht der chronische Schmerz auch enorme Kosten für das<br />

Ges<strong>und</strong>heitssystem. Die Kosten für medizinische Leistungen <strong>und</strong> Arbeitsausfälle sowie<br />

Frühberentungen sind zu einem volkswirtschaftlichen Faktor geworden, der sich in kaum zu<br />

überblickenden Milliardensummen bewegt. Allein schmerzbedingte Arbeitsausfälle<br />

verursachen schätzungsweise Kosten von r<strong>und</strong> 20 Milliarden Euro pro Jahr.<br />

Die meisten Patienten mit chronischen Schmerzen werden in allgemeinärztlichen,<br />

internistischen <strong>und</strong> orthopädischen Praxen versorgt. Für die Mehrzahl der Betroffenen mag<br />

diese Behandlung ausreichend sein. Doch die 600.000 bis 800.000 Menschen mit schwer<br />

therapierbaren Schmerzen benötigen eine interdisziplinäre Behandlung an spezialisierten<br />

Schmerzzentren in Krankenhäusern <strong>und</strong> Praxen. Davon existieren zur Zeit in Deutschland<br />

aber nur etwa 400. Und diese können nach Einschätzungen von Experten den Bedarf<br />

lediglich zu einem Bruchteil decken.<br />

Von den klinischen Krankheitsbildern, die sich bei chronischen Schmerzpatienten zeigen,<br />

sind Kopf- <strong>und</strong> Rückenschmerzen die häufigsten. An dritter Stelle stehen neuropathische<br />

Schmerzen, die damit auch eine ges<strong>und</strong>heitspolitische Relevanz haben.


14<br />

Auszug aus ausgewählten<br />

P U B L I K A T I O N E N<br />

―<br />

Deutscher Forschungsverb<strong>und</strong> Neuropathischer Schmerz


18<br />

C U R R I C U L U M<br />

V I T A E<br />

―<br />

der Sprecher des<br />

Deutschen Forschungsverb<strong>und</strong>es Neuropathischer Schmerz


19<br />

CURRICULUM VITAE<br />

Prof. Dr. med. Ralf Baron<br />

WISSENSCHAFTLICHER WERDEGANG<br />

1979 – 1986 Studium der Humanmedizin an der Christian-Albrechts-<br />

Universität Kiel<br />

1986 – 1988 Wissenschaftlicher Angestellter am Physiologischen Institut,<br />

Christian-Albrechts-Universität Kiel<br />

(experimentelle Neurophysiologie)<br />

1987 Promotion (summa cum laude)<br />

1988 – 1995 Wissenschaftlicher Assistent an der <strong>Klinik</strong> für Neurologie <strong>und</strong><br />

Psychiatrie, Christian-Albrechts-Universität Kiel<br />

1994 Facharzt für Neurologie<br />

Februar 1995<br />

Seit April 1995<br />

Seit 1996<br />

Habilitation für Neurologie<br />

Oberarzt an der <strong>Klinik</strong> für Neurologie, Christian-Albrechts-<br />

Universität Kiel<br />

Leitender Oberarzt der <strong>Klinik</strong> für Neurologie, Christian-<br />

Albrechts-Universität Kiel<br />

1998 Visiting Professor of Neurology an der University of California,<br />

San Francisco, USA (Prof. Dr. H. L. Fields)<br />

Seit 1999<br />

Stellvertretender Direktor der <strong>Klinik</strong> für Neurologie, Christian-<br />

Albrechts-Universität Kiel


20<br />

CURRICULUM VITAE<br />

Prof. Dr. med. Ralf Baron<br />

Februar 2000<br />

Oktober 2001<br />

August 2004<br />

Ernennung zum außerplanmäßigen Professor<br />

C3-Professor an der <strong>Klinik</strong> für Neurologie, Christian-Albrechts-<br />

Universität Kiel<br />

Leiter der Sektion „<strong>Neurologische</strong> Schmerzforschung <strong>und</strong><br />

Therapie“, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus<br />

Kiel<br />

WISSENSCHAFTLICHE SCHWERPUNKTE<br />

• Pathophysiologie<br />

• Elektrophysiologie<br />

• <strong>Klinik</strong> <strong>und</strong> Therapie von Erkrankungen des autonomen<br />

Systems<br />

• <strong>Klinik</strong> <strong>und</strong> Therapie peripherer Neuropathien <strong>und</strong><br />

neuropathischer Schmerzsyndrome sowie anderer<br />

Schmerzsyndrome<br />

• Funktionelle Bildgebung (fMRI, MEG) bei experimentellen<br />

<strong>und</strong> neuropathischen Schmerzsyndromen<br />

AUSZEICHNUNGEN<br />

1993 Förderpreis für Schmerzforschung der „Deutschen Gesellschaft<br />

zum Studium des Schmerzes“ (DGSS)<br />

2001 Heinrich Pette Preis der<br />

„Deutschen <strong>Neurologische</strong>n Gesellschaft“<br />

2003 Deutscher Schmerzpreis<br />

2003 Sertürner Preis<br />

MITGLIEDSCHAFTEN<br />

1999 – 2002 Committee on Research (International Association for the<br />

Study of Pain, IASP)


21<br />

CURRICULUM VITAE<br />

Prof. Dr. med. Ralf Baron<br />

Seit 1996<br />

Seit 1996<br />

Seit 1996<br />

Seit 1998<br />

Beirat Arbeitskreis Autonomes Nervensystem<br />

(Deutsche <strong>Neurologische</strong> Gesellschaft)<br />

Forschungskommission (Deutsche Gesellschaft zum<br />

Studium des Schmerzes)<br />

Vorstand der „Special Interest Group“ der IASP<br />

– Sympathetic Nervous System and Pain<br />

Beirat des Arbeitskreises Schmerz (Deutsche <strong>Neurologische</strong><br />

Gesellschaft)<br />

1999 - 2004 Generalsekretär (Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für<br />

Schmerztherapie, DIVS)<br />

Seit 2005<br />

Beirat der „Special Interest Group" der IASP<br />

Neuropathic Pain


22<br />

CURRICULUM VITAE<br />

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Thomas R. Tölle<br />

Professor Thomas R. Tölle, ausgebildeter Neurologe <strong>und</strong> Psychologe, hat verschiedene<br />

Positionen an der <strong>Neurologische</strong>n <strong>Klinik</strong> der Technischen Universität München inne: Er ist<br />

Facharzt für Neurologie, Oberarzt in der <strong>Klinik</strong>, Geschäftsführender Oberarzt des Zentrums<br />

für Interdisziplinäre Schmerztherapie sowie Extraordinarius für Neurologie. Zum<br />

außerplanmäßigen Professor für medizinische Psychologie <strong>und</strong> Neurobiologie wurde Herr<br />

Tölle von der Ludwig-Maximilians-Universität München ernannt.<br />

Herr Professor Tölle absolvierte das Studium der Medizin <strong>und</strong> Psychologie an den<br />

Universitäten Bochum, Frankfurt, Düsseldorf <strong>und</strong> München. Er promovierte zum Dr. rer. nat.<br />

an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität in Düsseldorf. Seinen medizinischen<br />

Doktorgrad erhielt er an der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit Arbeiten, die er<br />

in der Gr<strong>und</strong>lagenforschung am Max-Planck-Institut für Psychiatrie zu Themen der<br />

Chronifizierung von Schmerzen durchführte. In dieser Zeit absolvierte er wissenschaftliche<br />

Auslandsaufenthalte am Institut für Histologie, Universität Porto, Portugal <strong>und</strong> am MRC,<br />

Cambridge, England in der Abteilung für Neurobiologie. Nach klinischer Tätigkeit am Max-<br />

Planck-Institut für Psychiatrie wechselte er 1995 an die <strong>Neurologische</strong> <strong>Klinik</strong> der<br />

Technischen Universität München <strong>und</strong> baute eine interdisziplinäre Forschungsgruppe für<br />

klinische <strong>und</strong> experimentelle Schmerzforschung mit Schwerpunkten zu neurobiologischen<br />

Mechanismen neuronaler Plastizität bei Schmerz, pharmakologischer Behandlung <strong>und</strong><br />

zentraler Bildgebung mit fMRI (funktionelle Magnetresonanz-Tomographie) <strong>und</strong> PET<br />

(Positronen-Emissions-Tomographie) auf.


23<br />

CURRICULUM VITAE<br />

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Thomas R. Tölle<br />

Herr Professor Tölle ist Mitglied verschiedener nationaler <strong>und</strong> internationaler Gesellschaften<br />

auf den Gebieten Neurologie <strong>und</strong> Schmerz. Als ehemaliger Vizepräsident ist er im Beirat der<br />

Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS), deren Jahreskongress er<br />

1999 in München leitete. Im Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF) ist er Sprecher des Deutschen Forschungsverb<strong>und</strong>es Neuropathischer Schmerz<br />

(DFNS). Er hat eine Vielzahl von Fachartikeln, Reviews <strong>und</strong> Buchkapiteln veröffentlicht, ist<br />

international unter anderem Mitglied im Editorial Board der Fachzeitschrift Pain <strong>und</strong> Tutor für<br />

die Alexander-von-Humboldt-Stiftung.


24<br />

A N S P R E C H P A R T N E R<br />

―<br />

Deutscher Forschungsverb<strong>und</strong> Neuropathischer Schmerz


D<br />

F<br />

N<br />

S<br />

25<br />

Deutscher Forschungsverb<strong>und</strong><br />

Neuropathischer Schmerz<br />

Pathophysiologie, Prävention <strong>und</strong> Therapie<br />

Sprecher: R. Baron <strong>und</strong> T.R. Tölle<br />

Sprecher des DFNS<br />

Prof. Dr. med. Ralf Baron<br />

Sektion für <strong>Neurologische</strong> Schmerzforschung <strong>und</strong> -therapie<br />

<strong>Klinik</strong> für Neurologie<br />

Campus Kiel<br />

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein<br />

Haus 41, Arnold-Heller-Straße 3<br />

24105 Kiel<br />

Tel.: +49-431-597-8504<br />

Fax: +49-431-597-8530<br />

e-mail: r.baron@neurologie.uni-kiel.de<br />

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Thomas R. Tölle, Dipl. Psych.<br />

<strong>Neurologische</strong> <strong>Klinik</strong> <strong>und</strong> <strong>Poliklinik</strong> im Neuro-Kopf-Zentrum<br />

<strong>Klinik</strong>um rechts der Isar der Technischen Universität München<br />

Ismaninger Str. 22<br />

81675 München<br />

Tel.: +49-89-4140-4658<br />

Fax: +49-89-4140-4659<br />

e-mail: toelle@lrz.tum.de<br />

Pressekontakt DFNS:<br />

Vedrana Romanovic<br />

Geschäftsstelle DFNS<br />

<strong>Neurologische</strong> <strong>Klinik</strong> <strong>und</strong> <strong>Poliklinik</strong> im Neuro-Kopf-Zentrum<br />

<strong>Klinik</strong>um rechts der Isar der Technischen Universität München<br />

Ismaninger Str. 22<br />

81675 München<br />

Tel.: +49-89-4140-4628<br />

Fax: +49-89-4140-4659<br />

e-mail: romanovic@lrz.tum.de

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