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Als Alexander von Reiswitz die Tiere des Zoologischen Gartens ...

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FOTOGRAFIEN <strong>von</strong> <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong><br />

Schloss Charlottenburg / Kleine Orangerie, Berlin<br />

ALEXANDER VON REISWITZ - ATELIER A - Heimstr. 5 - 10965 Berlin - Fon: + 49 (0)30-695 195 06 - Fax: + 49 (0)30-695 195 08 - www.<strong>von</strong>reiswitz.com - alexander@<strong>von</strong>reiswitz.com


BERLINER MORGENPOST<br />

Wochenendbeilage “Berliner Illustrirte”<br />

17.August 2003<br />

Text: Sylke Heun und Wolfgang Büscher<br />

ALEXANDER VON REISWITZ - ATELIER A - Heimstr. 5 - 10965 Berlin - Fon: + 49 (0)30-695 195 06 - Fax: + 49 (0)30-695 195 08 - www.<strong>von</strong>reiswitz.com - alexander@<strong>von</strong>reiswitz.com


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Auge in Auge<br />

Berliner Illustrirte Zeitung: Sie sind Berlins derzeit berühmtester Tierfotograf .<br />

. .<br />

<strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong>: Ganz sicher nicht. Ich habe eine kleine - na ja, eigentlich<br />

eine ziemlich große Aversion gegen Tierfotografie. Gegen <strong>die</strong>se Klischees<br />

vom maulaufreißenden Nilpferd. Das ist im Grunde ziemlich unverschämt.<br />

Eigentlich ist es eine Verarschung der <strong>Tiere</strong>. Das ist wie ein Trip nach Afrika, um<br />

Neger im Stil <strong>von</strong> den zehn kleinen Negerlein zu fotografieren. Man hat keinen<br />

Bezug zu den <strong>Tiere</strong>n und will auch keinen haben, wenn man sich damit begnügt,<br />

ein Teleobjektiv zu nehmen und das Tier zu knipsen - <strong>von</strong> ferne ganz nah. Aber<br />

das betrifft nicht nur <strong>Tiere</strong>, das betrifft auch Menschen, das betrifft je<strong>des</strong><br />

Porträtfoto. Das ist Einstellungssache.<br />

Was ist denn Ihre Einstellung? Was wollten Sie vom Tier?<br />

Was mich begeistert, ist <strong>die</strong> Wahrnehmung <strong>des</strong> Gegenübers. Wie sieht der<br />

mich?<br />

Das versuche ich einzufangen. Meine eigene Wahrnehmung habe ich, darüber<br />

muss ich mir nicht groß bewusst werden. Was der andere in <strong>die</strong>sem Moment<br />

sieht, finde ich faszinierend.<br />

Gab es bei den <strong>Tiere</strong>n im Zoo Momente, wo Sie das Gefühl hatten, <strong>von</strong> denen<br />

wahrgenommen zu werden?<br />

Ich hatte ein paar Regeln im Umgang mit den <strong>Tiere</strong>n. Ich wollte auf jeden Fall<br />

Blickkontakt haben. Der Blickkontakt ist das Fundament. Ich denke, dass ein Tier<br />

mich wahrnimmt, auch wenn es mich nicht anguckt. Aber als Fotograf habe ich<br />

Wert darauf gelegt, dass es mich anguckt. Das hat mich auch beruhigt. Genauso<br />

wie ich will, dass Menschen mich angucken, wenn ich sie fotografiere. Das ist<br />

eine Grundvoraussetzung für ein Porträt.<br />

Und?<br />

Es ist gar nicht so einfach zu wissen, wann ein Tier einen anguckt. Viele <strong>Tiere</strong><br />

haben <strong>die</strong> Augen an der Seite, schauen einen also nicht so frontal an wie<br />

Menschen das tun. Und dann guckt je<strong>des</strong> Tier auch noch anders - der Elefant<br />

anders als ein Nashorn. Und selbst da gibt's Unterschiede. Das<br />

Breitmaulnashorn<br />

kann nur seitlich gucken, aber das Spitzmaulnashorn hat einen fast frontalen<br />

Blick.<br />

Deswegen sind <strong>die</strong> Porträts auch immer unterschiedlich.<br />

Wonach haben Sie denn <strong>die</strong> <strong>Tiere</strong> ausgewählt - nach der Lage der Augen?<br />

Ich hatte keinen Plan. Ich bin einfach öfters in den Zoo gegangen und habe<br />

dabei eine besondere Sympathie für Dickhäuter empfunden und auch für ein<br />

paar andere <strong>Tiere</strong> wie den Marabu. Der Vogel hat mich fasziniert, weil er eigentlich<br />

nicht wahrgenommen wird. Der steht immer in der Ecke, rührt sich nicht und<br />

wird allgemein, auch <strong>von</strong> den Tierpflegern, als potthässlich empfunden. Viele<br />

<strong>von</strong> ihnen haben mich gefragt: "Warum wollen Sie denn so ein hässliches Tier<br />

porträtieren?"<br />

Aber darum ging es ja auch, <strong>Tiere</strong> zu zeigen, <strong>die</strong> sonst nicht so wahrgenommen<br />

werden.<br />

Wie ist der Marabu denn so?<br />

Ich weiß nur, wie er war, als ich ihn porträtierte. Ich habe das Studio aufgebaut<br />

und sogar mit einem Kreuz <strong>die</strong> Stelle markiert, wo der Marabu stehen sollte, so<br />

wie man das bei einer Modediva macht. Das war für mich auch ein Spiel.<br />

<strong>Als</strong> <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> <strong>die</strong> <strong>Tiere</strong> <strong>des</strong> <strong>Zoologischen</strong> <strong>Gartens</strong> porträtierte, suchte er vor allem eins: Blickkontakt.<br />

Ein Gespräch über das schlechte Benehmen <strong>des</strong> Flusspferds Bulette und <strong>die</strong> Allüren <strong>des</strong> Marabus<br />

Ich wollte es genauso machen bei einer Porträt-Session mit einem Star. Und<br />

dann führte der Tierpfleger einen verwirrten Marabu am Flügel herein. Das Tier<br />

spazierte sofort in <strong>die</strong> Hohlkehle vor <strong>die</strong> Leinwand, dann blickte er in <strong>die</strong> Kamera<br />

und rührte sich nicht mehr und starrte mich wirklich an. Ich habe wie ein Wilder<br />

ein Foto nach dem anderen geschossen, und der hat angefangen zu posieren<br />

und über seinen eigenen Schatten zu springen.<br />

Das meinen Sie jetzt bildlich?<br />

Nein, das meine ich so, wie ich es sage. Der Marabu hat <strong>die</strong> Schatten gesehen,<br />

<strong>die</strong> er im Studiolicht warf und hat angefangen, drüber zu springen. Für mich hat<br />

das ausgesehen wie ein Tanz.<br />

Und für ihn - was glauben Sie?<br />

Ihn hat das eben interessiert, er ist unheimlich neugierig. Er kam sogar ganz<br />

nahe an <strong>die</strong> Kamera und hat ins Objektiv gepickt. Ich konnte natürlich nicht wisssen,<br />

was der jetzt denkt oder fühlt. Aber was mich fasziniert hat war, dass er vor<br />

der Kamera blieb, nicht fliehen wollte und unheimlich viele Aspekte <strong>von</strong> sich<br />

preisgegeben hat.<br />

Der Marabu scheint ihre intensivste Bekanntschaft im Zoo gewesen zu sein.<br />

Nein, es gab noch <strong>die</strong> Begegnung mit Bulette, dem Flusspferd. Das war genau<br />

das Gegenteil. Geradezu eine Flucht vor der Kamera. Uwe Fritzmann, der<br />

Tierpfleger, hatte mich gewarnt. Sind Flusspferde nicht in ihrer gewohnten<br />

Umgebung, müsse man damit rechnen, dass sie alles, was sie nicht kennen, voll<br />

pissen und voll machen. Da kann man nichts tun. <strong>Als</strong>o haben wir das Studio aufgebaut,<br />

den Hintergrund, alles war wunderbar. Bulette kommt rein - macht den<br />

Hintergrund voll.<br />

Aber so richtig gesprenkelt. Das sah aus wie ein Gemälde <strong>von</strong> Jackson Pollock.<br />

Bulette muss wieder rausgeführt werden, wir machen alles sauber und warten,<br />

bis es wieder trocken ist. Dann kommt Bulette wieder rein, das Ganze geht <strong>von</strong><br />

vorne los.<br />

Und dann war Bulette endlich leer?<br />

Nee, dann war sie ein bisschen genervt, weil sie nicht kapiert hat, was wir da<br />

wollen. Nach dem dritten Mal hatte sie wohl auch keine Lust mehr, sie stellte<br />

sich immer neben den Hintergrund. Ganz provokativ hat sie immer ihr Hinterteil<br />

gezeigt.<br />

Wir haben tausend Mal "Bulette!" gerufen. "Bulette! Bulette!" Es war nur noch<br />

"Bulette" in der Luft. Uwe Fritzmann kam mit Heu, ein bisschen gemütlich<br />

machen, ein bisschen streicheln, aber sie fing an zu schwitzen. Dunkelrote<br />

Schweißperlen.<br />

Da habe ich mir gesagt, vergiss den Hintergrund. Und bin zwischen den<br />

Gitterstäben durch und habe sie vor der Wand porträtiert.<br />

Sie waren an den Wildtieren nahe dran. Wann haben Sie gemerkt: Hier ist <strong>die</strong><br />

Grenze - hier darf ich nicht weiter?<br />

Ich habe mich nach den Tierpflegern gerichtet. Die haben gesagt, wann es<br />

reicht. Anfangs haben <strong>die</strong> sich kaputt gelacht über uns. Ich habe viel Respekt vor<br />

<strong>die</strong>sen Menschen, <strong>die</strong> teilweise schon seit 40 Jahren mit den <strong>Tiere</strong>n arbeiten.<br />

Einem Hamburger Fotografen ist mal vom Pandabären Bao Bao ein Finger<br />

abgebissen worden. Daran habe ich mich oft erinnert. Beim Nashorn, da wartete<br />

draußen ein brünstiges Weibchen. Die Session war eine Katastrophe. Das Tier<br />

stieß mit seinem Horn gegen <strong>die</strong> Wand, da hat das Haus gewackelt. An dem Tag<br />

konnten wir nichts machen.<br />

Und warum nun das Ganze?<br />

Es fing an damit, dass ich in der Zeitung etwas über einen Affen gelesen habe.<br />

Effi.<br />

Effi ist wieder schwanger. Ich habe erst gar nicht kapiert, wer Effi ist, und dann<br />

gemerkt, dass es um einen Affen geht. Dann fiel mir auf, dass immer wieder über<br />

<strong>Tiere</strong> berichtet wird, <strong>die</strong> Effi, Bulette oder Schlampi heißen. Die kennt in Berlin<br />

anscheinend jeder - außer mir. Und kam dann auf <strong>die</strong> Idee, <strong>die</strong>se <strong>Tiere</strong> zu porträtieren<br />

wie Stars, weil sie ja auch so behandelt werden. Über <strong>die</strong> wird wie über<br />

Stars geschrieben. Das gehört ja zur Berliner Kultur und Allgemeinbildung. Das hat<br />

mit dem langen Eingesperrtsein zu tun. Berlin war ja eigentlich auch ein Zoo. Und<br />

der echte Zoo hatte einen gewissen Status, als <strong>die</strong> Mauer noch stand. Da ging<br />

man<br />

gerne hin, um ein bisschen Freiheit zu genießen. Ausgerechnet in einem Ort, der<br />

wiederum eingesperrt war. Eine Oase. Viele Leute kennen <strong>die</strong> <strong>Tiere</strong> noch <strong>von</strong><br />

damals, und darum wollte ich <strong>die</strong>se Helden oder Divas ebenbürtig abbilden.<br />

Und warum immer wieder Dickhäuter?<br />

Gefühlssache. Mit denen hatte ich einen guten Kontakt. Je näher ich an <strong>die</strong> ran<br />

ging, umso dichter wurde <strong>die</strong> Landschaft ihrer dicken Haut. Nicht wie beim<br />

Menschen: Je dichter man rangeht, umso weniger sieht man. Es war das totale<br />

Gegenteil. Darum habe ich ein paar Detailaufnahmen, wo man nur das Auge sieht.<br />

Ein Dickhäuter ist für mich wie eine Marslandschaft. Es war ein bisschen so, als<br />

wäre ich gerade auf Bulette gelandet, so wie man früher auf dem Mond gelandet<br />

ist. Ich sage dann auch den Spruch, nur leider hört mir keiner zu: Ein kleiner<br />

Schritt für mich, aber ein großer Schritt für <strong>die</strong> Menschheit. Oder für <strong>die</strong> Tierwelt.<br />

Es war wie eine Entdeckungsreise, wenn ich so nah ran ging. Und <strong>die</strong> roten<br />

Schweißperlen <strong>von</strong> Bulette waren fotografisch ein Luxus. So was könnte man<br />

künstlich gar nicht machen. Food-Fotografen verbringen Stunden damit, so was zu<br />

arrangieren.<br />

Gehen Sie noch in den Zoo?<br />

Momentan nur, um ein paar Tierpfleger zu besuchen. Manche sind wirklich<br />

Freunde geworden. Alle anderen Eindrücke muss ich erstmal verdauen. Ich bin<br />

kein regelmäßiger Zoogänger. Meist ging ich nur in den Zoo, wenn es mir nicht so<br />

gut ging. <strong>Tiere</strong> haben so etwas Beruhigen<strong>des</strong>. Man kann sie stundenlang<br />

anschauen.<br />

Das ist wie Meditieren. Bei Schauspielern ist es ja ein üblicher Trick, dass sie in<br />

den Zoo gehen, um sich mit <strong>Tiere</strong>n für eine Rolle zu identifizieren.<br />

Wer wären Sie, wenn Sie ein Tier wären?<br />

Ein Marabu.<br />

So verwirrt?<br />

So wesensnah. Der steht da und guckt wie einer, der schon alles gesehen hat.<br />

Irgendwie . . .<br />

Weise?<br />

Das Interview führten Sylke Heun<br />

und Wolfgang Büscher<br />

Ja, vielleicht. Und höflich. Ausgesprochen höflich ist der Marabu. Das alles färbt<br />

ab auf einen. Da ist eine starke Energie. <strong>Tiere</strong> können einen verändern. Und wenn<br />

es nur für ein paar Stunden ist.<br />

ALEXANDER VON REISWITZ - ATELIER A - Heimstr. 5 - 10965 Berlin - Fon: + 49 (0)30-695 195 06 - Fax: + 49 (0)30-695 195 08 - www.<strong>von</strong>reiswitz.com - alexander@<strong>von</strong>reiswitz.com


SCHWARZWEISS MAGAZIN NR. 38<br />

Ausgabe September 2003<br />

Text: <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> und Christian Stahlhut<br />

ALEXANDER VON REISWITZ - ATELIER A - Heimstr. 5 - 10965 Berlin - Fon: + 49 (0)30-695 195 06 - Fax: + 49 (0)30-695 195 08 - www.<strong>von</strong>reiswitz.com - alexander@<strong>von</strong>reiswitz.com


Text: <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> und Christian Stahlhut<br />

Wir stehen am Anfang <strong>des</strong> 3. Jahrtausends, große politische Veränderungen bestimmen das<br />

Leben in Europa, und ganz Berlin befindet sich nach der Wiedervereinigung auf dem Weg,<br />

eine moderne Metropole zu werden. Ganz Berlin? Nein. Mitten in der Stadt, nahezu unberührt<br />

<strong>von</strong> den politischen Entscheidungen um sie herum, trotzt eine Gemeinschaft <strong>von</strong> rund<br />

14.000 Einwohnern allen Veränderungen. Sie haben kein Wahlrecht, doch jeder kennt sie.<br />

Einige <strong>von</strong> ihnen sind prominenter als der Bürgermeister. Die Rede ist hier nicht <strong>von</strong> einem<br />

kleinen gallischen Dorf. Wir sprechen <strong>von</strong> den Bewohnern <strong>des</strong> Berliner <strong>Zoologischen</strong><br />

<strong>Gartens</strong>.<br />

Es gehört zur Grundbildung eines echten Berliners, zu wissen, dass Bulette <strong>die</strong> Tochter <strong>von</strong><br />

Knautschke ist, und Knautschke das einzige Berliner Flusspferd, das den zweiten Weltkrieg<br />

in einem ausgetrockneten Wasserbecken überlebt hat. Bulette hat gemeinsam mit ihrem<br />

Vater und ihrem ersten Sohn 20 Flusspferde in <strong>die</strong> Berliner Welt gesetzt. Der Älteste hat seinen<br />

Vater während eines berühmt gewordenen Rivalenkampfes so stark verletzt, dass<br />

Knautschke im Alter <strong>von</strong> 46 Jahren eingeschläfert werden musste. Ihm zu Ehren wurde sein<br />

Bildnis in Bronze gegossen und an zentraler Stelle im Zoo postiert.<br />

Der Berliner Zoo hat eine eigene und bis heute lebendige Mythologie, an der <strong>die</strong> Menschen<br />

der Stadt über Generationen hinweg Anteil nehmen. Je<strong>des</strong> Gehege hat eine besondere<br />

Geschichte und birgt Geheimnisse. Gleichzeitig drohen manche Zoogestalten zu<br />

Abziehbildern zu erstarren. <strong>Als</strong> maulaufreissender Wasserklops ist Bulette, das vielleicht<br />

meistfotografierteste Flusspferd Deutschlands, beinah zu Tode geknipst worden. Sie zu porträtieren,<br />

kam einem Wiederbelebungsversuch gleich.<br />

Die hier gezeigte Fotostrecke entstand aus der Idee, Tierprominenz in derselben Weise wie<br />

Menschenprominenz zu porträtieren. Da <strong>die</strong> <strong>Tiere</strong> nicht ins Studio kamen, mußte das Studio<br />

zu den <strong>Tiere</strong>n gebracht werden: ein großer neutraler Papier- bzw. Stoffhintergrund, zwei bis<br />

drei Kompaktblitzköpfe mit guter Lichtleistung (1500W/s) und verschiedenartige Reflektoren,<br />

eine große Softbox, ein der Größe <strong>des</strong> <strong>Tiere</strong>s angepasster Blitzschirm (bis 4 m<br />

Durchmesser), Stative, Autopole, Klemmen und ein großer Galgen. Das Ganze wurde so<br />

aufgebaut, dass alles, was dem Modell (und mir) gefährlich werden konnte, sich außerhalb<br />

seiner Reichweite befand. In glücklichen Tagen standen Freunde und Helfer am Galgen und<br />

sicherten eine präzise Lichtführung. Ansonsten wurden <strong>die</strong> Lichtquellen eher weiträumig verteilt.<br />

In manchen Käfigen (wie bei den Nashörnern) war auch das <strong>von</strong> oben diffus herabfalllende<br />

Tageslicht eine erfreuliche Lichtquelle <strong>die</strong> sich auf Haut und Falten spiegelte.<br />

Alle Motive wurden mit einer Mittelformatkamera (Rollei SLX) fotografiert, eigentlich eine<br />

Amateurkamera, <strong>die</strong> aber sehr leicht und handlich zu be<strong>die</strong>nen ist. <strong>Als</strong> einziges Objektiv<br />

wurde das absolut hochkarätige Distagon 50mm verwendet. Dieses Objektiv erlaubt (zwingt<br />

sogar), sehr nah an das Motiv heranzugehen. Und darum vor allem ging es auch: mit dem<br />

Tier in Blickkontakt zu treten, seinem Gesicht, ihm - bloß kein Teleobjektiv! - wirklich nahe zu<br />

kommen.<br />

Ein Infrarotauslöser am Blitzschuh <strong>des</strong> Kameragehäuses und ein paar in <strong>die</strong> Blitzköpfe eingebaute<br />

Sklaven (Infrarotsensoren) ermöglichten es, ein relativ kabelloses Ambiente zu<br />

schaffen. Und nun blieb nur noch eins zu tun: das Tier ins Studio zu locken, und beten, dass<br />

nichts kaputt geht.<br />

Wer schon mal einen Stierkampf erlebt hat, weiß um <strong>die</strong> Bedeutung eines sicheren<br />

Rückzugraumes, in den man flüchten kann, wenn es brenzlig wird. In <strong>die</strong>sem Fall war es<br />

der Zwischenraum der Gitterstäbe, durch <strong>die</strong> kein Dickhäuter hindurchkommt. Meine<br />

Wenigkeit passierte dankbar.<br />

Ein Porträtfotograf kann normalerweise da<strong>von</strong> ausgehen, dass das Modell nicht wegrennt.<br />

Es kommt in der Regel aus freien Stücken, oft sogar aus eitlem Drang, es ist ansprechbar<br />

und weitgehend berechenbar. Es respektiert <strong>die</strong> vom Fotografen installierten<br />

Räumlichkeiten, und es interessiert sich für das Ergebnis. Das erleichtert <strong>die</strong> Arbeit. Auf der<br />

anderen Seite sind es oft <strong>die</strong> unerwarteten Ereignisse während einer Fotosession, <strong>die</strong><br />

unkontrollierten Momente, in denen etwas wirklich Eigenes oder Außergewöhnliches sichtbar<br />

wird. Gerade Zufallstreffer oder Fehlschüsse können bei der Auswertung der<br />

Kontaktaufnahmen für den Fotografen richtungweisend sein und dem Thema der Strecke<br />

<strong>die</strong> eigentliche Bedeutung geben.<br />

Bei den endlosen Fotostrecken im Berliner <strong>Zoologischen</strong> Garten war mit Zwischenfällen zu<br />

rechnen, das Unerwartete zu erwarten. Abgesehen <strong>von</strong> einem guten Kilometer an zerfetzten<br />

und vollgeschissenen Papierhintergründen und den endlosen Stunden, in denen z.B.<br />

Bulette neben dem Hintergrund stand und provokant ihr Hinterteil zeigte, gab es auch ungewollte<br />

technische Metamorphosen. Ein Beispiel: als Schlampi, das afrikanische<br />

Breitmaulnashorn, endlich <strong>die</strong> Nähe <strong>des</strong> Fotografen akzeptierte und der Abstand zwischen<br />

Objektiv und Nashornauge immer geringer wurde (der Entfernungsring war schon auf das<br />

Maximum aufgedreht), brach <strong>die</strong> Arretierung <strong>des</strong> Einstellrings und der vordere Teil <strong>des</strong><br />

Objektiv geriet aus der Fassung. Die Kamera mit dem fassungslosen Objektiv (bestehend<br />

aus zwei losen Teilen) in einer Hand und <strong>die</strong> andere Hand am Auslöser kam ich dem Auge<br />

<strong>des</strong> Nashorns so nah wie nie zuvor. Das Objektiv hatte sich zu einem fast unbe<strong>die</strong>nbaren<br />

Makro weiterentwickelt. Die fast schon nicht mehr vorhandene Schärfentiefe ließ sich zum<br />

Glück durch das 3000 W/S Licht und eine sehr kleine Blende (F:22) wieder herstellen.<br />

Während <strong>die</strong>ser verlegenen Sekunden blieb Schlampi erstaunlich ruhig, und das Foto war<br />

im Kasten!<br />

Die Entscheidung, <strong>Tiere</strong> unter gleichen Raum- und Lichtbedingungen wie Menschen zu porträtieren,<br />

gleicht dem Versuch, Menschen in einem geschlossenen Studio zu fotografieren,<br />

das gerade <strong>von</strong> einem Erdbeben erschüttert wird. In Extremsituationen geben <strong>die</strong><br />

Betroffenen mehr <strong>von</strong> sich preis als unter "normalen Umständen". Bei der Entstehung der<br />

Fotoserie "Zoogestalten" hat <strong>die</strong> Zusammenführung <strong>von</strong> Modell (unfreiwillig) und Fotograf<br />

(freiwillig) in einem Raum manchmal <strong>die</strong> Züge eines Gladiatorenkampfes angenommen.<br />

Bei Klapperkopp aber, dem Marabu, lief alles sehr menschlich ab. Er betrat vom Tierpfleger<br />

am Flügel geführt das Studio, stellte sich erhobenen Hauptes auf den hohlkehlenförmig ausgebreiteten<br />

Hintergrundkarton und starrte in <strong>die</strong> Kamera. Überrascht <strong>von</strong> <strong>die</strong>sem beinah<br />

menschlichen Verhalten und ausgestattet mit einem inzwischen reparierten Objektiv war <strong>die</strong><br />

Fotosession schon nach sehr kurzer Zeit erfolgreich beendet. Zum Abschluss gab es sogar<br />

noch einen kleinen Bonus-Tanz auf der Hohlkehle, mit ausgebreiteten Flügeln.<br />

Ganz Berlin befindet sich auf dem Weg, eine moderne Metropole zu werden. Ganz Berlin?<br />

Vielleicht nicht alle. Aber einige Zoogestalten wissen mit dem neuen Großstadtglamour<br />

offenbar mehr anzufangen als viele ihrer menschlichen Zeitgenossen.<br />

ALEXANDER VON REISWITZ - ATELIER A - Heimstr. 5 - 10965 Berlin - Fon: + 49 (0)30-695 195 06 - Fax: + 49 (0)30-695 195 08 - www.<strong>von</strong>reiswitz.com - alexander@<strong>von</strong>reiswitz.com


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FRANKFURTER RUNDSCHAU<br />

02. 09. 2003<br />

Text: Antje Hildebrand<br />

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Auf Fotosafari im Gehege<br />

<strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> hat <strong>die</strong> Stars <strong>des</strong> Berliner Zoos porträtiert<br />

Von Antje Hildebrandt<br />

Könnte sein, dass er schmollt. Den ganzen Tag steht er in der Ecke<br />

und guckt, ob keiner guckt. Und wenn sich doch mal ein Zoobesucher<br />

für ihn interessiert, behandelt er ihn wie Luft. Klapperkopp ist eben<br />

Klapperkopp - und nicht Bulette. Dem Marabu fehlt <strong>die</strong> Grandezza<br />

seiner Mitbewohnerin, der Tochter <strong>von</strong> Knautschke, dem berühmtesten<br />

Berliner Flusspferd. Und auch sonst hat es <strong>die</strong> Natur nicht gut mit<br />

ihm gemeint. Zum Aufplustern fehlen ihm <strong>die</strong> Federn, zum Posieren<br />

sind <strong>die</strong> Beine zu dünn, und am Trällern hindert ihn - nun ja - ein<br />

Kropf. Dennoch ist Klapperkopp das Lieblingsmodel eines Fotografen,<br />

der sonst prominente Charakterköpfe porträtiert, und wenn der Name<br />

<strong>des</strong> Kropfstorches eines Tages in einem Atemzug mit Ben Becker<br />

oder Ute Lemper genannt wird, ist er daran schuld.<br />

<strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong>. Ein nachdenklicher junger Mann, der <strong>von</strong><br />

sich selbst sagt, er besitze keine Haustiere, um Gottes willen, es<br />

gäbe<br />

schon genug Hunde in Berlin. Dieser Fotograf also hat den Lieblingen<br />

<strong>des</strong> Zoos ein Denkmal gesetzt. Bulette, dem Flusspferd. Sangha, der<br />

Gorilla-Göre. Oder Schlampi, dem Nashorn. Es sind keine<br />

Schnappschüsse, wie man sie aus der Zeitung kennt. Bambule im<br />

Affenhaus. Elefanten außer Rand und Band. Oder: Flusspferde beim<br />

Zahnarzt. Von <strong>Reiswitz</strong> hat sich Zeit genommen, seine Models kennnen<br />

zu lernen, Auge in Auge, mit dem Weitwinkelobjektiv.<br />

Bedingungen, <strong>von</strong> denen er sagt, sie seien ähnlich absurd wie bei<br />

einem Erdbeben, "denn es gibt wirklich keinen vernünftigen Grund,<br />

warum sich <strong>Tiere</strong> fotografieren lassen sollten".<br />

Zwei Jahre lang hat er sein mobiles Studio überall dort aufgebaut, wo<br />

Tierpfleger nicht um sein Leben fürchten mussten. Hat sich Nächte im<br />

Labor um <strong>die</strong> Ohren geschlagen, um an Details zu feilen, am<br />

Grashalm<br />

im Maul <strong>des</strong> Nashorns Mzima oder an der Träne im Auge <strong>von</strong> Bulette.<br />

Und alles nur, sagt er, weil ihn <strong>die</strong> Klischees aus den Kinderbüchern<br />

seines Sohnes geärgert haben: Bilder <strong>von</strong> tapsigen Elefanten, tröro,<br />

oder <strong>von</strong> kuscheligen Bären. Zum dritten Geburtstag wollte er Milan<br />

ein<br />

Buch mit Fotos schenken, <strong>die</strong> dichter an der Wirklichkeit sind. Die <strong>die</strong><br />

<strong>Tiere</strong> so abbilden, wie sie <strong>von</strong> den Berlinern wahrgenommen werden:<br />

"als Stars". Jetzt liegt es vor, eine Sammlung <strong>von</strong> 20 atemberaubend<br />

schönen Schwarz-Weiß-Porträts. Sie erzählen <strong>von</strong> "Zoogestalten,<br />

Glamour & Dösen".<br />

Es ist eine clevere PR-Kampagne für einen Zoo, <strong>von</strong> dem Kritiker<br />

sagen, er habe seine besten Zeiten gehabt, als <strong>die</strong> Mauer noch<br />

stand.<br />

Damals war er eine grüne Oase inmitten der Stadt. Die<br />

Eingeschlossenen schauten auf <strong>die</strong> Eingeschlossenen - und erfreuten<br />

sich an der Artenvielfalt. Um andere Gesichter zu sehen, müssen<br />

sie heute nicht mehr in den Zoo gehen. An den <strong>Tiere</strong>n ist <strong>die</strong> neue<br />

Zeit jedoch nahezu spurlos vorbeigegangen. Der Nachwuchs<br />

bekommt noch immer Namen, <strong>die</strong> den Geist <strong>des</strong> alten Berlins atmen:<br />

Stulle, Schrippe<br />

oder Plumps. Ihr Exotenbonus ist lange aufgezehrt, doch <strong>die</strong> Berliner<br />

kratzt das nicht. Immerhin hat das Kulturamt <strong>die</strong> Fotos der Lieblinge<br />

im Schloss Charlottenburg ausgestellt, <strong>Tiere</strong> wie du und ich, 1,50<br />

Meter mal 1,50 Meter.<br />

Es ist <strong>die</strong> Ausbeute einer abenteuerlichen Safari, zwei Jahre lang ist<br />

<strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> wie ein Großwildjäger durch den Zoo<br />

gepirscht,<br />

den Finger am Auslöser, immer auf der Jagd nach dem Augenblick, in<br />

dem seine Models etwas <strong>von</strong> sich preisgeben, was der Fotograf ihr<br />

Geheimnis nennt. Ein Wimpernschlag, eine Geste oder eine<br />

Bewegung.<br />

Er ist ein geduldiger Typ, einer, der stundenlang philosophieren<br />

könnte, über den Unterschied zwischen dösen und meditieren. Doch<br />

<strong>die</strong>ser Job hat ihn Nerven gekostet, daraus macht er keinen Hehl.<br />

Er hatte sich in den Zoo gewagt, weil er <strong>von</strong> einer posenfreie Zone<br />

träumte. Doch zwischen Affenhaus und Flusspferdbecken erwarteten<br />

ihn Probleme ganz anderer Natur. Heute fragt sich der 37-Jährige<br />

manchmal, warum er <strong>die</strong> Flinte nicht ins Korn geworfen hat, wenn<br />

sich<br />

Gorillamädchen Sangha mal wieder <strong>von</strong> der Hand ihres Pflegers<br />

Raimon Opitz losriss, um ihm das Ersatzobjektiv zu mopsen. Wenn<br />

ihm<br />

Bulette, <strong>die</strong> Flusspferdmutter, zum x-ten Male <strong>die</strong> Kulisse eingerannt<br />

hat, um ihm am Ende das Hinterteil entgegenzustrecken. So, als<br />

wolle<br />

sie sagen: "Lass jut sein, Alter." An <strong>die</strong> Launen der Berliner, sagt er<br />

schmunzelnd, sei er eigentlich gewöhnt gewesen. "Aber so etwas ist<br />

mir noch nicht passiert." Es sind echte Dramen, <strong>die</strong> sich hinter den<br />

Kulissen abgespielt haben. Doch den Fotos merkt man <strong>die</strong> Aufregung<br />

nicht an.<br />

Raimon Opitz findet <strong>die</strong> Porträts seiner "Gorilla-Tochter" jedenfalls<br />

äußerst gelungen. Er hat <strong>die</strong> Dreijährige mit dem Fläschchen<br />

großgezogen, er sagt: "Das ist Sangha pur." Anlehnungsbedürftig und<br />

neugierig. <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> hat sie eher als frech erlebt. Auf<br />

einem Bild streckt sie ihm sogar <strong>die</strong> Zunge heraus. Die Interpretation<br />

überlässt er jedoch dem Betrachter. Auf einem anderen Bild sieht<br />

man<br />

Bulette, wie sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel quetscht.<br />

Vielleicht ist es auch nur H2O, eine Flüssigkeit zum Schutz der<br />

Netzhaut, wer weiß das schon. Bulettes Haut, das ist ein zerklüfteter<br />

Planet, ihr Auge, ein milchiger Kratersee. Selten hat man einen<br />

Dickhäuter so verletzlich gesehen.<br />

<strong>Als</strong> Shooting-Star unter den <strong>Tiere</strong>n entpuppte sich der<br />

Eckensteher.<br />

Klapperkopp. Vor seinem Gehege gerät der Fotograf ins<br />

Schwärmen.<br />

Irgendwie haben sie sich ohne Worte verstanden, der Künstler<br />

und der<br />

Kropfstorch. Vielleicht verbindet sie eine Art <strong>von</strong><br />

Seelenverwandtschaft. Vielleicht wollten sie <strong>die</strong> Session aber<br />

auch nur<br />

so schnell wie möglich über <strong>die</strong> Bühne bringen. Jedenfalls hat<br />

der<br />

Marabu genau das gemacht, wo<strong>von</strong> der Fotograf geträumt hat.<br />

Er hat<br />

sich auf das Diven-Kreuz gestellt, jenen Punkt vor der Kamera,<br />

den er<br />

schon ausgeleuchtet und mit Klebeband markiert hatte. "Beim<br />

ersten<br />

Blitz", frohlockt <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong>, "hat Klapperkopp<br />

getanzt." Ein<br />

Bild zeigt den Vogel, wie er <strong>die</strong> Schwingen ausbreitet und zu den<br />

Klängen einer geheimnisvollen Musik das rechte Bein in <strong>die</strong> Luft<br />

schwingt. Schwanensee im Flusspferdgehege.<br />

Am Ende verraten <strong>die</strong> Bilder mehr über den Künstler als über <strong>die</strong><br />

Models. In gewisser Weise haben ihm <strong>die</strong> <strong>Tiere</strong> sogar einen<br />

Spiegel<br />

vorgehalten. Eine Erfahrung, <strong>die</strong> er offenbar mit seinem Freund<br />

Jim<br />

Rakete teilt. Anstelle einer Widmung hat ihm der Popfotograf<br />

einen<br />

Witz ins Vorwort seines Buches geschrieben: Sitzen zwei<br />

Forscher vor<br />

dem Affenkäfig und kritzeln auf Formularblöcke. Sagt der eine<br />

Affe<br />

zum anderen: "Ein wirklich interessantes Experiment. Je<strong>des</strong>mal,<br />

wenn<br />

ich eine Banane pelle, macht der Mensch sich eine Notiz."<br />

ALEXANDER VON REISWITZ - ATELIER A - Heimstr. 5 - 10965 Berlin - Fon: + 49 (0)30-695 195 06 - Fax: + 49 (0)30-695 195 08 - www.<strong>von</strong>reiswitz.com - alexander@<strong>von</strong>reiswitz.com


LUFTHANSA MAGAZIN<br />

NR. 02/2004<br />

Ausgabe Februar 2004<br />

Text: Angelika Janßen<br />

ALEXANDER VON REISWITZ - ATELIER A - Heimstr. 5 - 10965 Berlin - Fon: + 49 (0)30-695 195 06 - Fax: + 49 (0)30-695 195 08 - www.<strong>von</strong>reiswitz.com - alexander@<strong>von</strong>reiswitz.com


LUFTHANSA MAGAZIN<br />

NR. 02/2004<br />

Ausgabe Februar 2004<br />

Text: Angelika Janßen<br />

- Deutsche Fassung-<br />

STARS OHNE ALLÜREN:<br />

Der Fotograf <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong><br />

lichtete <strong>die</strong> Diven <strong>des</strong> Berliner Zoos ab.<br />

Anfangs war er nur irritiert. Seit geraumer Zeit<br />

lebte der in Malaga geborene Fotograf <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Reiswitz</strong>, 38, in Berlin und las immer wieder in den<br />

Tageszeitungen Nachrichten über Effi, Bulette oder Sangha.<br />

Weil <strong>die</strong> Namen ganz selbstverständlich in den Titelzeilen<br />

auftauchten, schloss der Fotograf, es müsse sich wohl um<br />

prominente Persönlichkeiten handeln. Alle schienen sie zu<br />

kennen, nur er nicht. Wie sollte der Neuberliner auch wisssen,<br />

dass der Zoologische Garten seit Generationen <strong>Tiere</strong><br />

<strong>des</strong> öffentlichen Lebens hervorbringt. Die Berliner kennen<br />

und lieben sie, jeder Schnupfen weckt Anteilnahme, und<br />

jede Geburt bringt <strong>die</strong> Millionenstadt aus dem Häuschen. So<br />

haben <strong>die</strong> Affenmutter Effi, das Flusspferd Bulette, das<br />

Gorilla-Mädchen Sangha und viele andere Zoogestalten tierische<br />

Berühmtheit erlangt. Die Berliner pilgern regelmäßig<br />

in den Zoo, um ihre Lieblinge zu besuchen. Trotz der wechselvollen<br />

Geschichte <strong>des</strong> <strong>Zoologischen</strong> <strong>Gartens</strong> hat sich bis<br />

heute daran nichts geändert.<br />

Friedrich Wilhelm IV. schenkte den Berlinern 1842<br />

seine königliche Tiersammlung. Sie wurde zum Grundstock<br />

<strong>des</strong> Zoos an der Budapester Straße, der zwei Jahre später<br />

eröffnet wurde - als Deutschlands erster Tiergarten. Heute<br />

ist er der artenreichste Zoo der Welt.<br />

In Zeiten <strong>des</strong> Krieges teilten <strong>die</strong> Zootiere das schwere<br />

Schicksal der Stadtmenschen, litten mit ihnen in den<br />

Bombennächten, erfuhren mit ihnen Hunger und Not. So<br />

wuchsen sie den Berlinern ans Herz, Knautschke beispielsweise.<br />

Das Flusspferd, während <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs<br />

geboren, wurde im Laut seines Lebens berühmter als mancher<br />

Bürgermeister, und <strong>des</strong>halb ist auch heute noch <strong>die</strong><br />

Berliner Redensart gebräuchlich: ,,Der ist bekannt wie<br />

Knautschke.'<br />

In den sechziger Jahren war der Zoo das Naherholungsgebiet für<br />

<strong>die</strong> Westberliner, <strong>die</strong> durch den Bau der Mauer am 13. August<br />

1961 vom Ostteil der Stadt ebenso abgeschnitten waren wie<br />

vom brandenburgischen Umland. Man ging gern zu Knautschke<br />

und Co., um ein bisschen Freiheit zu genießen -ausgerechnet<br />

dort, wo andere eingeschlossen sind, Seelen-verwandte sozusagen.<br />

Der Fotograf <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> ließ sich <strong>von</strong><br />

<strong>die</strong>ser Liebesbeziehung faszinieren. Früher ging er höchstens<br />

mal in den Zoo, wenn es ihm nicht gut ging. In Berlin wurde er<br />

ständiger Gast im tierischen Park. Er, der ansonsten prominente<br />

menschliche Charakterköpfe ablichtete, setzte nun alle Mittel<br />

der klassischen Portraitfotografie ein, wie sie üblicherweise nur<br />

für Glamour-Diven angewendet werden. <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong><br />

gab der Berliner Tierprominenz ein Gesicht.<br />

Über zwei Jahre dauerte das Projekt ,,Zoogestalten", das <strong>die</strong> tierischen<br />

Berühmtheiten ins Rampenlicht stellt (siehe Kasten<br />

rechts). Die ausdrucksstarken Schwarzweißbilder, <strong>die</strong> im<br />

Original 125 mal 125 Zentimeter messen, zeigen <strong>die</strong> <strong>Tiere</strong> nicht<br />

als Vertreter ihrer Art, sondern als einzigartige Individuen. Da<br />

ist der Affe nicht ein behaarter Verwandter, sondern <strong>die</strong> freche<br />

Gorilla-Göre Sangha. Das Flusspferd ist nicht irgendein Hippe,<br />

sondern <strong>die</strong> verletzliche Bulette, <strong>die</strong> sich eine Träne aus den<br />

Augenwinkeln quetscht. Der Elefant ist nicht ein Klischee-<br />

Dumbo mit großen Ohren, sondern Yioti, der sich köstlich zu<br />

amüsieren scheint. Und selbst ein Marabu, der gemeinhin als<br />

potthässlicher Vogel empfunden wird, entpuppt sich als wahrer<br />

Fotoprofi, der sich in ständig wechselnden Posen für den<br />

Fotograten in Szene setzte: Klapperkopp eben.<br />

Mit seinen Nahaufnahmen, <strong>die</strong> mit einer Mittelformatkamera im<br />

6x6-Format aufgenommen wurden, sind ihm faszinierende<br />

Blickkontakte mit den <strong>Tiere</strong>n gelungen. <strong>Tiere</strong> haben eine starke<br />

Energie, stellte <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> fest: ,,Sie können einen verändern<br />

und wenn es nur für ein paar Stunden ist.<br />

- English version-<br />

UNSEXY CELEBRITIES: Photographer <strong>Alexander</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong><br />

has captured the Berlin Zoo's inhabitants on film<br />

At first, he didn't get lt. Malaga-born photographer<br />

<strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong>, 38, had been living in Berlin for a while<br />

but every time he read about Effi, Bulette or Sangha in the newspapers,<br />

he was puzzled.<br />

He concluded that because the names cropped up so often they<br />

must be celebrities. Everyone seemed to know them - except him.<br />

How could he have known that animals from the Berlin Zoo have<br />

been part of public life in Berlin for generations? People know and<br />

love them well, and the birth of a successor makes people in the<br />

German capital go wild. Effi the monkey, Bulette the hippo and<br />

Sangha the gorilla gin are just some of the animal stars Berliners<br />

regularly visit their darlings, and the chequered history of the zoo<br />

has done nothing to alter this fact.<br />

The royal menagerie donated by King Friedrich<br />

Wilhelm IV in 1842 formed the initial Stock of the zoo that<br />

opened two years later and today has one ot the broa<strong>des</strong>t collections<br />

of animal species in the world.<br />

During the war years, the animals shared the same fate as<br />

Berlin's human population, suffering hunger and distress. The<br />

people grew attached to them - like Knautschke the hippopotamus.<br />

He was born during the Second World War and became<br />

more famous than many a mayor, which gave rise to an expresssion<br />

still widely used amongst Berliners: ,,He's as well-known as<br />

Knautschke."<br />

During the 1960s the zoo was used as a recreational area by West<br />

Berlin residents cut oft from East Berlin and the surrounding<br />

countryside by the Berlin Wall. They liked going to say hello to<br />

Knautschke and co. because there, you could stretch your legs -<br />

in the zoo of all places where the wild animals were confined.<br />

Kindred spirits, so to speak?<br />

This love affair fascinated <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Reiswitz</strong>. In a project lasting over two years, he photographed<br />

the animals in a way that is usually reserved for glamour girls. He<br />

gave the city's famous animals a face.<br />

The black-and-white photographs (originally 125 x 125 cm),<br />

depict the animals as individuals rather than as representatives of<br />

a species. The monkey is more than just a hairy distant cousin:<br />

it's the saucy gorilla gin, Sangha. Bulette is not just a hippo, hut<br />

a sensitive creature with a tear in the corner of its eye. And the<br />

marabou, generally considered an exceptionally ugly fowl, has<br />

taken full advantage of the photo opportunity.<br />

<strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> has produced some fascinating eyeball-toeyeball<br />

contacts with the animals in his 6x6 close-ups. And he has<br />

discovered that animals give oft a lot of energy. "They can chan-<br />

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DIE WELT<br />

08.01.2005<br />

Text: Veit Stiller<br />

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Berlin via Paris - und zurück<br />

Gespräch mit dem Fotografen <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong><br />

08. 01. 2005<br />

<strong>von</strong> Veit Stiller<br />

Der Schimpanse sieht wie ein gequälter Familienvater in <strong>die</strong><br />

Welt, als sage er: "Ach, Kinder..."; der Pinguin geriert sich als<br />

stan<strong>des</strong>bewußt gestrenger Oberkellner; der Marabu gebärdet<br />

sich wie ein Philosoph, der im Disput auf seinen Kontrahenten<br />

einhackt und der Tapir lacht über sie alle... Die <strong>Tiere</strong> vom<br />

Berliner Zoo erscheinen als Individuen (und unwillkürlich deutet<br />

man<br />

menschliche Regungen hinein) in den Fotos <strong>von</strong> <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Reiswitz</strong>, <strong>die</strong> in der Ausstellung "Zoogestalten" in Berlin an<br />

verschiedenen Orten ausgestellt wurden.<br />

Der Fotograf, Jahrgang 1965, ist mit den Aufnahmen gleichsam<br />

zum Shooting-Star geworden. Zu-recht. Geboren wurde er in<br />

Malaga als Sohn eines Maler-Ehepaares, Mutter Spanierin,<br />

Vater Deutscher. "Ich bin also durch <strong>die</strong> Familie, man kann es<br />

Belastung nennen, zur Kunst gekommen. Malaga an sich hat<br />

weniger mit Kunst zu tun, obwohl Picasso da geboren ist".<br />

<strong>Als</strong> <strong>Reiswitz</strong> schulpflichtig wurde, stand Spanien noch unter der<br />

Fuchtel Francos, also schickten ihn <strong>die</strong> Eltern auf <strong>die</strong> Schule<br />

der Französischen Gemeinde. "Die Eltern sprachen nicht<br />

Französisch, das mußte ich da erst lernen. Außerdem wurde ich<br />

mit französischer Kultur regelrecht bombar<strong>die</strong>rt. Das war<br />

anfangs alles recht schwer zu begreifen - aber es war <strong>die</strong> einzige<br />

liberale Schule."<br />

Von <strong>Reiswitz</strong> ging, da er Architektur stu<strong>die</strong>ren wollte, nach<br />

München - und schloß dort das französische Abitur ab.<br />

"Außerdem wollte ich <strong>die</strong> "Erblast' hinter mich bringen, ich hatte<br />

überhaupt keine Ambitionen, in <strong>die</strong> Spuren meiner Eltern zu treten."<br />

<strong>Als</strong> er das Abi in der Tasche hatte, waren <strong>die</strong><br />

Anmeldefristen für Architektur verstrichen und er stu<strong>die</strong>rte in<br />

München erst einmal Kunstgeschichte. Nach vier Jahren aber,<br />

halb zog es ihn, halb sank er hin, ging er 1982 nach Paris. "Ich<br />

bin ziemlich Hals über Kopf weg. Ich hatte plötzlich ein<br />

Identitätsproblem: Bin ich Deutscher? Kunstgeschichte wollte<br />

ich in Paris abschließen.<br />

Da begegnete ich einer Schulfreundin aus Malaga, <strong>die</strong><br />

Architektur stu<strong>die</strong>rte und mir zuredete. Aber wieder waren <strong>die</strong><br />

Fristen verstrichen. Ich schrieb ans Kulturministerium, durfte<br />

mich noch bewerben und wurde genommen."<br />

Nun wäre, nach so viel Ringen, der Weg für den Architekten<br />

gebahnt. Der aber traf während <strong>des</strong> Studiums auf seine<br />

eigentliche Bestimmung. "Ich hatte <strong>die</strong> erste Begegnung mit der<br />

Fotografie. Die Franzosen haben <strong>die</strong> Fotografie erfunden,<br />

und das merkt man überall." Es stand zunächst gar nicht zur<br />

Debatte, selbst zu fotografieren, <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> jobbte in<br />

Fotolabors. "Da lernte ich, quasi nebenbei, das Handwerk. Vor<br />

allem aber bekam ich Kontakte und Negative <strong>von</strong> berühmten<br />

Leuten in <strong>die</strong> Hand, Salgado oder Lindbergh beispielsweise. Ich<br />

konnte ganz pur erleben, was man mit Fotografie alles<br />

machen kann und wo <strong>die</strong> Grenzen sind. Und ich erfuhr, daß <strong>die</strong><br />

Leute in den Labors Künstler sind, daß zwischen Fotograf und<br />

Laboranten zuweilen Freundschaften entstanden waren, <strong>die</strong> ein<br />

Leben lang hielten. Es gibt Fotografen, <strong>die</strong> ihre Arbeiten nur<br />

<strong>von</strong> "ihrem tireur" entwickeln ließen."<br />

Neben dem Handwerk auch <strong>die</strong> Philosophie berühmter<br />

Fotografen zu erleben war das eine, <strong>die</strong> Wertschätzung, <strong>die</strong><br />

Fotografie<br />

in Paris erfuhr, das andere: <strong>die</strong> jährlich stattfindende große<br />

Aktion "Mois de la Foto" zum Beispiel, an der <strong>die</strong> ganze Stadt<br />

teilhat. "Der Boulevard Beaumarchais hieß damals im<br />

Volksmund "Boulevard Foto'. Ich machte dann <strong>die</strong> ersten<br />

Reportagen<br />

und 1987 hatte ich in Malaga, damals noch unter dem Namen<br />

"Runghholt", meine erste Ausstellung, unter anderem über<br />

verlassene Villen im Stadtviertel <strong>von</strong> "Santa Theresa" in Rio, <strong>die</strong><br />

nur noch <strong>von</strong> Katzen bewohnt wurden."<br />

Später war er, begeistert <strong>von</strong> Carlos Castanedas Büchern, in<br />

Mexiko, um über Zauberer zu reportieren. "Die Bücher waren so<br />

voller Licht! Das war für mich <strong>die</strong> beste Fotoschule. Es ging um<br />

Wahrnehmungen und Zauberei. Dabei fand ich meine<br />

Motivation, ich bin ja Autodidakt. Mir war klar: Ich bin Fotograf."<br />

Die in Mexiko entstandenen Bilder zeigte <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> dann<br />

zur "Mois de la Foto", bekam erste Aufträge und hatte recht<br />

schnell einen Namen. "In Paris ist <strong>die</strong> Konkurrenz viel größer als<br />

in Berlin und es ist härter, sich durchzusetzen."<br />

Dann folgte <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> aber Mitte der 1990er Jahre<br />

seiner Freundin, einer Französin, nach Berlin, und arbeitete<br />

in der damals im Um- und Aufbruch befindlichen Stadt mit all<br />

ihren Wirren und Lockungen zunächst in einem Architekturbüro,<br />

um sich ein Labor aufzubauen. "Ich war vorher schon in Berlin<br />

gewesen und begeistert <strong>von</strong> der Weite und den großen<br />

Räumen hier. Vor allem aber hatte ich das Gefühl: Das ist <strong>die</strong><br />

Stadt, in der man ganz neu anfangen kann."<br />

Ein gutes Gefühl. Ein <strong>von</strong> ihm initiiertes Projekt, eine Brücke<br />

zum Künstleraustausch zwischen Paris und Berlin zu schlagen<br />

("Ich kann nicht ohne Paris, also pendle ich."), brachte vor allem<br />

Erfahrungen, und seit dem ist er, was er ist: Fotograf.<br />

ALEXANDER VON REISWITZ - ATELIER A - Heimstr. 5 - 10965 Berlin - Fon: + 49 (0)30-695 195 06 - Fax: + 49 (0)30-695 195 08 - www.<strong>von</strong>reiswitz.com - alexander@<strong>von</strong>reiswitz.com


BILD<br />

Februar 2004<br />

DIE WELT<br />

09.08.2003<br />

Text: sheu<br />

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<strong>Tiere</strong> sind auch nur Menschen<br />

Köpfe mit Charakter - Zweieinhalb Jahre lang hatPorträtfotograf <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> <strong>die</strong><br />

Bewohner <strong>des</strong>Berliner Zoos fotografiert.<br />

Jetzt stehen sie in einer Reihe mit Marlene Dietrich und Humphrey Bogart: "Alfonso", "Bulette" und<br />

"Schlampi". Die <strong>Tiere</strong> aus dem Berliner Zoo als Individuen und nicht bloß als Vertreter ihr Art darzustellen,<br />

hat der Berliner Porträtfotograf <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> sich zweieinhalb Jahre lang als<br />

Aufgabe gestellt. Ergebnis: eine Reihe glamouröser Porträtaufnahmen der bekanntesten Zoo-<br />

Bewohner im Stil der klassischen Schwarz- Weiss-Fotografie. 20 da<strong>von</strong> sind vom 22. August an in<br />

der Kleinen Orangerie <strong>von</strong> Schloss Charlottenburg ausgestellt.<br />

Die Idee <strong>des</strong> Fotokünstlers klingt simpel: "Dem Namen ein Gesicht geben, sonst nichts."<br />

Viel Zeit verbrachte <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> nicht nur mit den Zoo-Bewohnern, sondern auch mit ihren<br />

Pflegern. Sie halfen ihmbei der schwierigen Aufgabe, <strong>Tiere</strong> unter Studio-Bedingungenzu fotografieren.<br />

Ihre Kenntnis und Verbundenheit mit den<strong>Tiere</strong>n war für <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> unersetzlich:<br />

"Ich wusste auch um<strong>die</strong> Gefahr, so nah an <strong>die</strong> <strong>Tiere</strong> heranzugehen."<br />

Mit überdimensionaler Leinwand und Lichtreflektoren schaffte sich der Fotograf Bedingungen, wie<br />

sie für Porträtaufnahmen <strong>von</strong> Stars üblich sind. Die Arbeit mit den Zootieren erwies sich manchmal<br />

als schwierig: "Ich musste oft auf den richtigen Augenblick warten", sagt <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong>. "<strong>Tiere</strong> sind<br />

unberechenbar, aber das ist eben auch das Schöne an ihnen."<br />

Während der Marabu Klapperkopp und der Nashorn Schlampi in der Nähe <strong>des</strong> Fotografen gelasssen<br />

blieben, kam <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> nur auf einen Abstand <strong>von</strong> 60 Zentimeter an Bulette heran: "Das<br />

Flusspferd blieb unnahbar."<br />

Das überraschende Ergebnis seiner Portraits erklärt <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> sich so: Weil er <strong>von</strong> Beruf eben<br />

nicht Tierfotograf ist, sind aus den Begegnungen auch nicht <strong>die</strong> üblichen Tierfotos entstanden.<br />

Amélie Fidric<br />

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Alfonso und Klapperkopp<br />

Berlin, 14. 02 2004<br />

Die Wall-Unternehmenszentrale zeigt Fotos <strong>von</strong> "Zoogestalten"<br />

STADTMENSCHEN<br />

"Alfonso" ist Peter Raues Liebling. Das bekannte der Vorsitzende der Freunde der<br />

Nationalgalerie am Donnerstagabend bei Hans Wall vor Gästen wie RBB-<br />

Talkmasterin Liane Pein, Alt-Zoodirektor Heinz Klös und<br />

Naturkundemuseumsdirektor Hans-Peter Schultze. Anlass war <strong>die</strong> dritte Vernissage<br />

im Firmensitz der Wall AG. Dort können <strong>die</strong> Mitarbeiter <strong>des</strong> Unternehmers, der Berlin<br />

mit Wartehäuschen, Litfasssäulen und Toiletten möbliert, jetzt bei der Arbeit<br />

Glamourgestalten der besonderen Art in <strong>die</strong> Augen blicken. Die auf vier Etagen ausgestellten<br />

Porträtfotos zeigen unter anderen "Bulette", "Schlampi" oder<br />

"Klapperkopp" und sind als Flusspferd, Nashorn und Marabu Zoofreunden bestens<br />

bekannt, wie auch der Pinguin "Alfonso". <strong>Alexander</strong> <strong>von</strong> <strong>Reiswitz</strong> hat sie als Stars in<br />

Szene gesetzt. Dabei ist der 1965 in Malaga geborene und seit 1994 in Berlin lebende<br />

Fotokünstler selbst kein Zoogänger - sein Tierbilder liebender dreijähriger Sohn<br />

regte <strong>die</strong> auch als Buch erschienene Porträtreihe "Zoogestalten - Glamour & Dösen"<br />

an. Bis Ende März kann man sie im Wall-Tower in der Friedrichstraße 118 während<br />

der Bürozeiten <strong>von</strong> 9 bis 17 Uhr besichtigen - und nebenbei <strong>die</strong><br />

Unternehmenszentrale <strong>des</strong> Stadtmöblierers aus Baden. In Berlin hat der 61-Jährige<br />

dabei längst Wurzeln - zur Vernissage mit der ganzen Familie war auch seine fünfjährige<br />

Tochter Johanna dabei. Die 15- jährige Elisabeth brachte ihm Claudia Wall<br />

mit in <strong>die</strong> Ehe, als sie vor sieben Jahren ihren einstigen Chef heiratete. Heute leitet<br />

<strong>die</strong> 36-Jährige bei Wall <strong>die</strong> Unternehmenskommunikation. Ihr Stiefvater brachte sie<br />

jüngst in <strong>die</strong> Schlagzeilen - ihre Mutter Andrea ist <strong>die</strong> dritte Ehefrau <strong>des</strong> DDR<br />

Spionagechefs Markus Wolf .<br />

hema<br />

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PHOTOGRAPHIE MAGAZIN NR. 9<br />

Ausgabe September 2003<br />

Text: Sako<br />

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Erste Ausstellung der Zoogestalten am 23. August 2003 im Schloss Charlottenburg Berlin / Kleine Orangerie<br />

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen<br />

Prof. Dr. Christoph Stölzl und Kurator Matthias Niehoff<br />

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