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titel<br />
Luft- und Raumfahrt<br />
<br />
Hoch hinaus...<br />
Der kalte Krieg trieb manch seltsame<br />
Blüte. So wetteiferten die<br />
beiden Supermächte USA und<br />
UdSSR nicht nur um die schlagkräftigste<br />
Armee, Forscher und Militärs kämpften<br />
auch um die Vorherrschaft im All.<br />
Wer würde der Erste sein, der einen Satelliten<br />
in die Umlaufbahn schießt, oder<br />
gar auf dem Mond landet<br />
...europäische<br />
Spitzentechnologie im All<br />
Der russische Sputnik ist Geschichte,<br />
die ersten Schritte des Amerikaners Neil<br />
Armstrong im Staub des Erdtrabanten<br />
auch. Damit war das Wettrüsten über<br />
den Wolken beendet, es schien still zu<br />
werden um die Raumfahrt. Erst mit der<br />
Entwicklung und dem Jungfernflug<br />
eines Space-Shuttle 1981 rückte die<br />
Um den technologischen Anschluss<br />
an Russland und die USA nicht zu<br />
verlieren, gründeten die Europäer<br />
bereits in den 60er-Jahren die<br />
Raumfahrtagentur ESA. Heute sind<br />
Radar- und Satellitentechnologie<br />
„Made in Europe“ weltweit Spitze,<br />
die aus eigener Raketen-Entwicklung<br />
hervorgegangene Ariane als<br />
Trägersystem für kommerzielle<br />
Satellitenstarts Marktführer.<br />
8<br />
businesstoday Region Friedrichshafen
titel<br />
Luft- und Raumfahrt<br />
Raumfahrt wieder in das Blickfeld einer<br />
entzückten Öffentlichkeit.<br />
Auch heute noch wird Raumfahrt<br />
häufig gleichgesetzt mit NASA – der<br />
US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde<br />
(National Aeronautics<br />
and Space Administration). Tatsächlich<br />
begannen bereits in den frühen 60er<br />
Jahren auch die Europäer ein eigenes<br />
Raketenprogramm zu entwickeln. Antriebsfeder<br />
war die begründete Befürchtung,<br />
den Anschluss zu verlieren und<br />
technologisch ins Abseits zu geraten.<br />
Die Zusammenarbeit der europäischen<br />
Weltraum- und Raketenforschung gestaltete<br />
sich freilich – trotz früher<br />
„<br />
Erfolge – schwierig und unbefriedigend,<br />
geriet Anfang der 70er Jahre ins Stocken.<br />
Ein Neuanfang wurde notwendig.<br />
So wurde 1973 die ESA (European<br />
Enge Beziehungen und<br />
ein Rahmenabkommen mit<br />
der EU gewährleisten eine<br />
gemeinsame europäische<br />
Weltraumstrategie<br />
und -politik.<br />
“<br />
Space Agency) gegründet. Die ESA ist<br />
faktisch eine völlig eigenständige und<br />
unabhängige Organisation. Enge Beziehungen<br />
und ein Rahmenabkommen<br />
mit der EU gewährleisten eine gemeinsame<br />
europäische Weltraumstrategie<br />
und -politik. Ihre Aufgabe ist es, das<br />
europäische Weltraumprogramm zu<br />
konzipieren und umzusetzen. Die Zielsetzung<br />
ihrer Projekte ist dementsprechend<br />
vielfältig und umfasst nicht weniger<br />
als die Erforschung der Erde und<br />
ihres unmittelbaren Umfelds, des Sonnensystems,<br />
des gesamten Universums.<br />
Wachablösung: In Darmstadt befindet sich das Europäische Raumflugkontrollzentrum<br />
ESOC (European Space Operations Centre). Die Controller übernehmen das Kommando<br />
über die ESA-Satelliten, sobald diese die Kapsel der Trägerrakete verlassen.<br />
Vorläufige Höhepunkte der europäischen<br />
Raumfahrt sind zum einen die<br />
Entwicklung der Trägerrakete Ariane,<br />
die erstmals an Heiligabend 1979 vom<br />
ESA-eigenen Weltraumbahnhof in<br />
Kourou auf Französisch-Guayana startete.<br />
Aktuelles Modell ist die Ariane V<br />
mit einer Nutzlast von derzeit etwas<br />
mehr als sechs, in Zukunft bis zu elf<br />
Tonnen, und damit einer Transportkapazität,<br />
die ausreicht, um kostengünstig<br />
zwei Satelliten auf einmal ins All zu<br />
befördern. Bereits das Vorgängermodell<br />
Ariane IV führte fast 50 Prozent der<br />
kommerziellen Satellitenstarts durch<br />
und übernahm damit die Marktführerschaft.<br />
Die Vorteile des so genannten<br />
Doppel- oder Cluster-Starts sichern der<br />
1980 gegründeten Vermarktungsgesellschaft<br />
Arianespace bis heute entscheidende<br />
Wettbewerbsvorteile.<br />
Zum anderen beteiligt sich die ESA<br />
durch die Zusammenarbeit mit außereuropäischen<br />
Raumfahrtagenturen an<br />
internationalen Projekten. So ließ die<br />
ESA – in Deutschland – das Spacelab<br />
entwickeln, welches im US-amerikanischen<br />
Space Shuttle bis 1999 als Weltraumlabor<br />
verwendet wurde. Seinen<br />
ersten Einsatz absolvierte das Spacelab<br />
1983. Mit an Bord war der deutsche<br />
Astronaut Ulf Merbold. Auch das Labormodul<br />
„Columbus“, das voraussichtlich<br />
noch in diesem Jahr seine Reise zur<br />
Internationalen Raumstation ISS antreten<br />
wird, stammt aus europäischen<br />
Hightech-Schmieden.<br />
Aktuell gehören der ESA 15 Mitgliedsstaaten<br />
an. Sie alle leisten ihre Beiträge<br />
gemäß ihres jeweiligen Bruttoinlandsprodukts<br />
zum so genannten „Pflichtprogramm“<br />
einschließlich der Weltraumforschungsprogramme<br />
und des allgemeinen<br />
Budgets. Darüber hinaus gibt<br />
es noch eine Reihe optionaler Programme<br />
– Teilnahme und Beitragshöhe liegen<br />
dabei im Ermessen der Mitglieder.<br />
Durch die Bündelung der Finanzmittel<br />
und des Know-hows der einzelnen Länder<br />
ermöglicht die europäische Raumfahrtbehörde<br />
die Realisierung von Programmen<br />
und Projekten, die keiner der<br />
Mitgliedsstaaten jemals im Alleingang<br />
auf die Beine stellen könnte. Damit ist sie<br />
jedoch auch verpflichtet sicherzustellen,<br />
dass die Investitionen aus den Forschungstöpfen<br />
und Staatshaushalten der<br />
Mitgliedsstaaten zu einem Großteil zurückfließen.<br />
Das spiegelt sich etwa in der<br />
Struktur der ESA wider.<br />
Das Hauptquartier steht in Paris.<br />
Darüber hinaus gibt es unter anderem<br />
verteilt auf die verschiedenen europäischen<br />
Länder mehrere Zentren, die<br />
unterschiedliche Aufgabenbereiche verantworten,<br />
zwei davon in Deutschland.<br />
So befindet sich in Darmstadt das<br />
Europäische Raumflugkontrollzentrum<br />
ESOC (European Space Operations<br />
Centre), das die ESA-Satelliten in erdnahem<br />
oder interplanetarem Orbit<br />
überwacht. In Köln werden im Europäischen<br />
Astronautenzentrum EAC<br />
(European Astronauts Centre) Astronauten<br />
für künftige Missionen trainiert.<br />
Außerdem funktioniert die ESA nach<br />
dem Prinzip eines so genannten „geografischen<br />
Mittelrückflusses“ (Geographic<br />
Return). Das bedeutet, dass die<br />
Agentur einen großen Teil ihres Budgets<br />
– immerhin rund 2,7 Milliarden Euro in<br />
2003 – im Rahmen der Raumfahrtprogramme<br />
in Form von Aufträgen an<br />
die Industrie-Unternehmen der Mitgliedsstaaten<br />
investiert. Die Beträge entsprechen<br />
mehr oder weniger den Beitragsgeldern<br />
des jeweiligen Landes.<br />
Die nationalen Raumfahrtunternehmen<br />
und -konzerne respektive Konsortien<br />
stehen bei der Vergabe der Aufträge<br />
miteinander im Wettbewerb. Damit soll<br />
gewährleistet werden, dass stets die besten<br />
und gleichsam wirtschaftlichsten Lösungen<br />
zum Einsatz kommen, um so den<br />
kommerziellen Erfolg der ESA-Projekte<br />
und -Missionen nachhaltig zu sichern. ■<br />
businesstoday Region Friedrichshafen 9