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LIDIA Projektdokumentation<br />
Interkulturelle und antirassistische Bildung<br />
• Thesen zur Wirkung unserer Arbeit<br />
• Berichte der LIDIA Teilprojekte<br />
2002 - 2004<br />
München 2004
Impressum:<br />
München 2004<br />
Redaktion: LIDIA <strong>Bayern</strong> und Projektpartner<br />
Grafik, Layout: Juliane Ruster<br />
Herausgeber:<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong> – Landesinitiative für Demokratie, interkulturelle Verständigung und Antirassismus<br />
Träger: VIA <strong>Bayern</strong> – Verband für interkulturelle Arbeit e.V. / www.via-bayern.de<br />
Copyright by VIA <strong>Bayern</strong> e.V. - Alle Rechte vorbehalten<br />
Nachbestellung über die genannte Adresse.<br />
Diese Broschüre ist auch als Download im Internet erhältlich.<br />
Kontakt:<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong> / VIA <strong>Bayern</strong> e.V.<br />
Landwehrstr. 35<br />
80336 München<br />
Tel. 089 – 4190 2728<br />
Fax 089 – 4190 2727<br />
info@lidia-bayern.de<br />
www.lidia-bayern.de
Inhaltsverzeichnis:<br />
1 Inhalt<br />
3 Einleitung<br />
4 – 6 Thesen zur Wirkung unserer Arbeit<br />
LIDIA – Teilprojekte des VIA <strong>Bayern</strong><br />
7 – 9 1. Ausbildung zum/zur interkulturellen und antirassistischen TrainerIn<br />
10 – 13 2. MulitplikatorInnenfortbildungen<br />
Fortbildung BerufsschullehrerInnen<br />
Fortbildung AusbilderInnen<br />
Fortbildung ReferendarInnen<br />
14 – 16 3. Seminare für Auszubildende<br />
Projekttage in Schulen und Betrieben<br />
Seminare in der berufspraktischen Ausbildung<br />
17 – 18 4. Öffentlichkeitsarbeit, Info-Service und Vernetzung<br />
Teilprojekte der LIDIA-Projektpartner<br />
19 – 20 A<strong>KB</strong>V<br />
Teilprojekt Arbeiterkultur- und Bildungsverein Ingolstadt<br />
21 – 25 Initiativgruppe (IG)<br />
Teilprojekt „Culture Compass“, Initiativgruppe interkulturelle Begegnung und Bildung e.V.<br />
Teilprojekt Radioprojekt, Initiativgruppe interkulturelle Begegnung und Bildung e.V.<br />
26 – 27 Pädagogisches Institut München<br />
Teilprojekt Schulreferat der Landeshauptstadt München, Pädagogisches Institut (PI)<br />
28 BBJ Consult AG, NDL München<br />
Begleitende Innovationsentwicklung der Projektverbundes „LIDIA“<br />
29 – 30 Evaluation<br />
Auszug aus dem Bericht der Projektevaluation<br />
31 Adressen und AnsprechpartnerInnen<br />
Seite 1
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Einleitung<br />
Knapp drei Jahre intensive und erfolgreiche Projektarbeit von LIDIA <strong>Bayern</strong> gehen zu Ende. Nachdem ein<br />
Vorläuferprojekt 2001 bereits Netzwerkarbeit und Website begonnen hatte, startete LIDIA im März 2002 als<br />
XENOS – Projekt.<br />
Das Bundesprogramm XENOS (www.xenos-de.de) verfolgt das Ziel, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und<br />
Intoleranz durch konkrete Maßnahmen und Projekte zu bekämpfen.<br />
Der Name LIDIA - LandesInitiative für Demokratie, Interkulturelle Verständigung und Antirassismus - benennt<br />
zentrale konzeptionelle Grundsätze unserer Arbeit: Wir verstehen uns als landesweites Netzwerk. Und wir<br />
denken, die Bereiche interkulturelle Verständigung, Antirassismus sowie Demokratie- und Toleranzerziehung<br />
gehören unbedingt zusammen (vgl. Thesen zur Projektarbeit).<br />
Das LIDIA Netzwerk umfasste praktische Teilprojekte in München und Ingolstadt. Beteiligt waren neben dem<br />
Projektträger VIA <strong>Bayern</strong> die Projektpartner A<strong>KB</strong>V Ingolstadt, Initiativgruppe München (IG), INKOMM München<br />
(AWO), Schulreferat der LH München / Pädagogisches Institut (PI) und BBJ Consult München.<br />
Eine besonders enge Kooperation entstand unter dem Schlagwort „LIDIA München“ zwischen VIA, INKOMM und<br />
PI bezüglich Seminaren für Auszubildende und MultiplikatorInnen, Lernpaketen sowie in der Vernetzung in<br />
München.<br />
Dieser Bericht beginnt mit einigen Thesen zur Wirkung unserer Arbeit. Im Anschluss daran folgen die Berichte<br />
der einzelnen Teilprojekte von LIDIA.<br />
Eine Bemerkung zu Zahlen und Fakten: Insgesamt fanden eine Reihe von Seminaren und Workshops mit etwa<br />
6.000 TeilnehmerInnen statt. Dennoch ist dieser Bericht ein überwiegend qualitativer. Die Ergebnisse und<br />
Wirkungen von Projekten wie LIDIA lassen sich unseres Erachtens durch TeilnehmerInnenzahlen kaum erfassen.<br />
Und wer arbeitete am Projekt mit Insgesamt 12 festangestellte Personen in Teilzeit (vom Umfang ca. 4,5<br />
Vollzeitstellen) und eine Reihe von Honorarkräften und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen.<br />
Wir danken allen Personen und Organisationen, die durch ihre engagierte Zusammenarbeit zum großen Erfolg<br />
von LIDIA beigetragen haben: Projekt- und Kooperationspartner, MitarbeiterInnen in den Teilprojekten,<br />
TrainerInnen und ReferentInnen, Zuschussgeber und Verwaltung, insbesondere das Referat für Arbeit und<br />
Wirtschaft der Stadt München sowie alle sonstige Mitwirkenden.<br />
München, Dezember 2004<br />
Marianne Kindl / Anita Hedemann<br />
Vorstand des VIA <strong>Bayern</strong> e.V.<br />
Jakob Ruster<br />
Projektleiter LIDIA <strong>Bayern</strong><br />
Seite 3
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Thesen zur Wirkung unserer Arbeit<br />
Im Folgenden stellen wir einige exemplarische Thesen zur nachhaltigen Wirkung der Arbeit von LIDIA für<br />
interkulturelle Verständigung und gegen Diskriminierung und Rassismus vor. Dabei beziehen wir uns auf die<br />
Projektpraxis, v.a. auf die präventive Bildungsarbeit im Bereich Schule und Berufsausbildung. Die Thesen<br />
erheben keinesfalls den Anspruch, umfassend die Arbeit zu beurteilen. Die Praxis interkultureller und<br />
antirassistischer Bildung ist theoretisch zu wenig fundiert, noch weit von verbindlichen Qualitätsstandards<br />
entfernt und so tief in gesellschaftspolitische Debatten verwoben, dass sich hier nicht auf konkrete Standards<br />
bezogen werden kann.*<br />
Rassismus und Diskriminierung sind blinde Flecken<br />
in der Gesellschaft<br />
Diskriminierung und Rassismus werden in der deutschen<br />
Mehrheitsgesellschaft häufig nicht „erkannt“, es existiert<br />
kein ausgeprägtes Bewusstsein hierfür. Die Beschäftigung<br />
mit der Thematik Rassismus und Diskriminierung ist in der<br />
Mehrheitsgesellschaft überwiegend unerwünscht.<br />
Diskriminierung und Machtasymmetrien zwischen<br />
Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft und der<br />
Minderheiten werden vor allem auf Seiten von<br />
MigrantInnen erlebt und wahrgenommen.<br />
Mehrheitsangehörige sind häufig blind und unzugänglich<br />
für die vorgebrachten konträren Erfahrungen.<br />
Wir nehmen an, dass häufig als interkulturell beschriebene<br />
Missverständnisse und Konflikte ihre Wurzeln in der<br />
ungleichen Verteilung von Zugangschancen,<br />
Partizipationsmöglichkeiten und Handlungsspielräumen<br />
sowie der Nichtanerkennung von differenten sozialen<br />
Realitäten liegen. Deshalb behaupten wir, das<br />
interkulturelle Verständigung nicht ohne Antirassismus und<br />
Demokratieerziehung auskommt.<br />
Interkulturelle Verständigung braucht<br />
Antirassismus- und Demokratieerziehung<br />
Die Integration von antirassistischen Ansätzen und<br />
Elementen einer Demokratieerziehung ermöglicht es,<br />
Interkulturelle Pädagogik fernab von Kulturalisierungen,<br />
der Nichtbenennung von Ungleichheiten, Paternalismus und<br />
Exotismus neu zu denken.<br />
Demokratieerziehung vermittelt dabei Formen einer<br />
Konfliktregelung, die die Grundlagen eines gerechten<br />
Umgangs mit Differenz vorbereitet. Dabei handelt es<br />
sich um Differenzen die eng mit den alltäglichen<br />
Erfahrungen der Menschen verbunden sind.<br />
Antirassistische Pädagogik betont diese täglichen<br />
Erfahrungen der Menschen mit Rassismus. Damit spricht<br />
sie unterschiedliche Positionen innerhalb des<br />
rassistischen Systems sozialer Ungleichheit an:<br />
Personen, die potentiell Rassismuserfahrungen machen<br />
- die Minderheit - und Personen, die keine<br />
Rassismuserfahrungen machen - die Mehrheit.<br />
Es geht vor allem darum den Betroffenen das<br />
Wort zu erteilen, ihnen zu ermöglichen, ihre<br />
Erfahrungen zu beschreiben. Außerdem müssen<br />
Identitäten und Zugehörigkeiten hinterfragt<br />
werden. Die Mehrheit muss sich ihre Privilegien<br />
eingestehen, was schwer und nicht immer<br />
gewollt ist. Die Minderheit lebt im ständigen<br />
Bewusstsein der Differenz und der<br />
Fremdzuschreibung, macht die Erfahrung<br />
fehlender Macht und schwankt zwischen<br />
Widerstand und Unterwerfung. Sowohl<br />
Minderheit als auch Mehrheit haben starke<br />
Gefühle, aber sie erleben eben nicht dasselbe.<br />
Nur über das Hinterfragen von Identitäten und<br />
Zugehörigkeiten werden Dilemmata der Macht<br />
auf Seiten der Mehrheit und Dilemmata der<br />
Ohnmacht auf Seiten der Minderheit<br />
transparent. Pädagogik ist an dieser Stelle<br />
Konfliktaufarbeitung. Gerade durch das<br />
Aufarbeiten von Konflikten wird es möglich,<br />
Bildung als demokratische Praxis zu gestalten.<br />
Ohne diese Bewusstseinsbildung findet keine<br />
aufrichtige Verständigung zwischen den<br />
„Kulturen“ statt.<br />
Möglichkeiten und Grenzen präventiver<br />
interkulturell - antirassistischer<br />
Bildungsarbeit im Seminarkontext<br />
Der Seminarkontext ermöglicht es, im<br />
Gruppenprozess und persönlichen Lernprozess die<br />
Themen Diskriminierung und Rassismus teilnehmerund<br />
erfahrungsorientiert zu behandeln. Viele<br />
TeilnehmerInnen werden erstmalig mit der<br />
Wirkweise von Vorurteilen und Ausgrenzung und<br />
der eigenen Verquickung damit konfrontiert und<br />
erhalten gleichzeitig den Raum, nach eigenen<br />
Handlungsorientierungen zu suchen, die sie auf<br />
ihren Alltag übertragen können.<br />
*Zur weiteren Diskussion empfehlen wir die Zeitschrift „Überblick“ des IDA NRW, u.a. die Ausgabe 2-03, in der A. Broden einige Standards<br />
interkultureller Pädagogik vorschlägt, und die Diskussion dieser Standards in den Folgenummern (online erhältlich unter www.ida-nrw.de)<br />
Seite 4
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Heterogene Seminargruppen bieten die<br />
Möglichkeit verschiedene Alltagserfahrungen<br />
einzubeziehen, erfordern gleichzeitig aber sehr<br />
unterschiedliche Ziele zu verfolgen:<br />
• Personen mit Migrationshintergrund werden oft<br />
zum ersten Mal mit ihren alltäglichen<br />
Diskriminierungserfahrungen gehört und mit<br />
ihren Kompetenzen einbezogen. Es ist wichtig<br />
einen geschützten Raum herzustellen, dass<br />
TeilnehmerInnen mit Diskriminierungserfahrung<br />
– z.B. Rassismuserfahrungen – von diesen<br />
berichten können.<br />
• Personen, die sich gegen Rassismus und<br />
Rechtsextremismus wehren, können darin sowohl<br />
durch Inhalte/Argumente als auch durch<br />
Handlungsinstrumente gestärkt werden.<br />
• Personen, die stereotype Wahrnehmungen<br />
propagieren, Rassismus und Diskriminierung<br />
rechtfertigen, können in ihre Grenzen verwiesen<br />
werden. Präventive Bildungsarbeit wird jedoch<br />
durch die Präsenz von TeilnehmerInnen mit<br />
rechter Orientierung deutlich erschwert.<br />
Ziel von Seminaren ist die Sensibilisierung dafür,<br />
dass es Personen und Gruppen gibt, die<br />
diskriminiert werden und andere, die dies nicht<br />
erkennen können oder wollen. Hinzu kommt, dass<br />
Handlungsperspektiven zur Intervention gegen<br />
Rassismus und Diskriminierung sowohl im Alltag als<br />
auch am Arbeitsplatz entwickelt werden müssen.<br />
Das Ideal der Freiwilligkeit für<br />
selbstreflexive Bildungsarbeit im<br />
Widerspruch zur Projektrealität<br />
Ein vollständig freiwilliger Rahmen ist in der<br />
interkulturell - antirassistischen Bildungsarbeit ein<br />
Ideal. Eine fruchtbare Arbeit kann nur dann<br />
passieren, wenn die Teilnehmer bereit sind sich auf<br />
selbstreflexive Lernprozesse einzulassen.<br />
Freiwilligkeit ist aber in der Projektrealität nur<br />
eingeschränkt realisierbar: Oft finden Seminare<br />
aufgrund von Entscheidungen der<br />
Organisationsleitung statt, die TeilnehmerInnen<br />
kommen nicht freiwillig. Die Anwendung von<br />
selbstreflexiven Methoden bei unfreiwilliger<br />
Teilnahme kann - abhängig vom Kontext der<br />
Gruppe und Organisation – Widerstand<br />
verursachen.<br />
Einbeziehung der Organisation:<br />
Interkulturelle und antidiskriminierende<br />
Organisationsentwicklung<br />
Ein einmaliger Impuls eines Seminares bewirkt<br />
sicher nur bedingt nachhaltige Veränderungen.<br />
Deshalb fällt – falls das Seminar mit klarer<br />
institutioneller Anbindung durchgeführt wird - der<br />
Blick vor allem auf die Organisation und ihr<br />
Umfeld. Je klarer ein solches Seminar von Beginn<br />
an als erwünscht und wichtig kommuniziert wird und<br />
je deutlicher die Organisationsleitung hinter der<br />
Thematik steht, desto höher ist die Akzeptanz.<br />
Sondermaßnahmen für bestimmte Gruppen („die<br />
Auszubildenden brauchen aufgrund (vermeintlicher)<br />
interkultureller Konflikte ein Seminar“) erhöhen<br />
deren Widerstände („Wieso müssen wir das<br />
machen“).<br />
Der Sensibilisierung von SchülerInnen und<br />
Auszubildenden muss eine entsprechende Schulung<br />
der AusbilderInnen und verantwortlichen Leitung<br />
vorangehen. Auszubildende als „schwächstes<br />
Glied“ in der Kette einer Organisation sind<br />
eingebunden in Hierarchien und Dynamiken denen<br />
sie aufgrund ihrer betrieblichen Stellung nicht<br />
entgehen können. Die von uns öfters gemachte<br />
Erfahrung, dass Jugendliche erst im Nachgespräch<br />
eines Trainings, wenn der institutionelle Rahmen klar<br />
verlassen ist, über Diskriminierungserfahrungen<br />
berichten, wirft die Frage auf: Was darf nach dem<br />
Seminar angesprochen werden, was ist tabu Was<br />
sollen und dürfen die TeilnehmerInnen denn in der<br />
Organisation verändern Wer ermächtigt und<br />
ermuntert sie dazu Ist Veränderung gewünscht<br />
Im Idealfall sind antirassistische Bausteine ein<br />
selbstverständlicher Teil der schulischen und<br />
beruflichen Ausbildung und gut in die<br />
Organisationsstruktur und -kultur eingebunden. Zur<br />
Nachhaltigkeit bedarf es deshalb unbedingt, dass<br />
sich die Organisationen interkulturell öffnen,<br />
antirassistische Leitbilder zur Prävention von Rechts<br />
entwickeln und sie langfristig in ihrer Einrichtungen<br />
mit Leben füllen. Das Projekt „Schule ohne<br />
Rassismus“ ist dazu ein gutes Beispiel.<br />
Seite 5
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Die Rolle von Minderheiten zwischen<br />
Selbstbestimmung und Fremdzuschreibung<br />
Der Blick der Mehrheitsgesellschaft auf<br />
MigrantInnen zeigt oft folgende Stigmatisierung:<br />
Entweder wirst du als MigrantIn ausschließlich als<br />
MigrantIn wahrgenommen oder deine weiteren<br />
Fähigkeiten werden dazu herangezogen, um zu<br />
demonstrieren, dass du nicht dem gängigen Bild<br />
des Ausländers in Deutschland entsprichst. Im<br />
Korsett dieser Fremdzuschreibung ist<br />
Selbstbestimmung fast unmöglich.<br />
Diese kontinuierliche Fremdzuschreibung der<br />
Betroffenen macht auch vor den - sehr wichtigen<br />
und sinnvollen - sozialpolitischen<br />
Förderprogrammen nicht halt: Diese erwarten ganz<br />
selbstverständlich, dass (z.B.) Jugendliche vor allem<br />
ihre Situation als Betroffene, als AusländerInnen<br />
thematisieren.<br />
Deshalb ist hier eine möglichst partizipative<br />
Ausrichtung der Projekte zentral: Es ist wichtig,<br />
MigrantInnen Möglichkeiten zu geben, ihre eigenen<br />
Perspektiven in die pädagogische Arbeit<br />
einzubringen und die pädagogische Arbeit kann<br />
auch eine verstärkte gesellschaftliche Partizipation<br />
der Minderheiten anregen.<br />
Grenzen der Bildungsarbeit<br />
Pädagogische Arbeit kann soweit erfolgreich sein,<br />
wie sie von anderen Verantwortungsbereichen wie<br />
z.B. Politik, Medien und Verwaltung nicht als<br />
Feuerwehr instrumentalisiert wird.<br />
Pädagogik kann das Problem des<br />
Rechtsextremismus nicht lösen. Mit Worten und<br />
Argumenten sind überzeugte Rechte nicht zu<br />
verändern. Doch kann Pädagogik alternative<br />
Denkweisen und neue Erfahrungen anbieten und<br />
gegen Rassismus und Rechtsextremismus Engagierte<br />
stärken.<br />
Auch strukturelle Diskriminierung kann nicht durch<br />
pädagogische Konzepte überwunden werden.<br />
Aber Bildungsarbeit kann ein Bewusstsein über<br />
strukturelle Diskriminierung und ihre Wirkweisen<br />
schaffen und Anstöße zu einer Veränderung geben.<br />
Zusammenfassung dieser Thesen<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, Jakob Ruster, Silke Schuster, Birte<br />
Weiß<br />
Seite 6
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
1. LIDIA Ausbildung zum/zur interkulturellen und<br />
antirassistischen TrainerIn<br />
Die berufsbegleitende LIDIA Ausbildung zum/r interkulturellen und antirassistischen TrainerIn richtete sich<br />
an Fachkräfte aus Sozialer Arbeit, beruflicher Ausbildung und Betrieb. Im Zeitraum von Februar 2003 bis<br />
Juni 2004 fanden 25 Ausbildungstage in 10 Modulen zu je 2 bis 4 Tagen statt. Die Ausbildungsgruppe<br />
umfasste 16 TeilnehmerInnen.<br />
Ziele der Ausbildung<br />
Die Teilnehmenden eigneten sich fachliche und<br />
persönliche Kompetenzen an, um im Arbeitsfeld<br />
berufliche Ausbildung und Betrieb eigenständig<br />
interkulturelle und antirassistische Trainings und<br />
Projekte durchzuführen. Die TeilnehmerInnen<br />
• erwarben interkulturelle Kompetenz und<br />
reflektierten das eigene Verwobensein in<br />
diskriminierende oder rassistische Strukturen.<br />
Zentrale Bestandteile interkultureller<br />
Kompetenz waren u.a. die Selbstreflexion<br />
eigener Handlungsmuster, Identität und Werte,<br />
Empathiefähigkeit, Fähigkeit zur konstruktiven<br />
Konfliktlösung und Ambiguitätstoleranz.<br />
• lernten verschiedene Konzepte und Strategien<br />
von interkulturellem Lernen und antirassistischer<br />
Bildung kennen. Sie lernten, diese Ansätze auf<br />
verschiedene Zielgruppen und Kontexte hin zu<br />
analysieren und anzupassen.<br />
• erwarben Leitungskompetenz im Umgang mit<br />
politisch und emotional besetzten Themen wie<br />
Rassismus und Diskriminierung und setzten sich<br />
diesbezüglich sowohl mit der eigenen Person<br />
und der TrainerInnenrolle als auch mit den<br />
Möglichkeiten und Grenzen pädagogischer<br />
Intervention auseinander.<br />
• sammelten und reflektierten während der<br />
Ausbildung eigene praktische Erfahrung.<br />
• entwickelten, adaptierten und erprobten<br />
eigene Bausteine und führten eigene<br />
Praxisprojekte durch.<br />
Qualitätsstandards der Ausbildung<br />
Bestimmte Standards waren für den Erfolg der<br />
Ausbildung maßgeblich.<br />
Das Verständnis von kritischer Bildung<br />
Kritische Bildung soll das Individuum dazu<br />
befähigen, die eigene gesellschaftliche Positionen<br />
in Frage zustellen, deren Entstehungszusammenhänge<br />
sowie die Verantwortung, die<br />
damit einhergeht, zu reflektieren. Für das<br />
Ausbildungskonzept ergab sich hieraus, dass<br />
Selbstreflexion, das Einnehmen verschiedener<br />
Perspektiven, die Bereitschaft die eigene Haltung<br />
immer wieder zu überprüfen und eventuell auch zu<br />
verändern, sich auszuprobieren und an die eigenen<br />
Grenzen zu stoßen als wesentlicher Bestandteil in<br />
allen Teilen der Ausbildung enthalten waren.<br />
Dadurch wurde Haltung verändert,<br />
Konfliktkompetenz aufgebaut, Kommunikationsbereitschaft<br />
gefördert und Ambiguitätstoleranz<br />
trainiert sowie intersubjektive Anerkennung<br />
eingelöst.<br />
Der Lernprozess vollzog sich anhand dieses<br />
Ablaufes (vgl. Ausbildungsverlauf Seite 9):<br />
• Die Grundlagen-Bausteine (GL)<br />
• Die Schwerpunktmodule (SPM)<br />
• Die Austauschforen (AF)<br />
• Eine Einheit Orientierungswissen (OW)<br />
• Die Praxiseinheiten (Beratung, Unterstützung,<br />
professionelles Feedback) P (ex)<br />
Es wurde als notwendig erachtet, Interkulturalität im<br />
pädagogischen Prozess reflexiv zu gestalten.<br />
Dadurch konnten bisherige Fallstricke der<br />
Interkulturellen Pädagogik überwunden werden.<br />
Festschreibungen von Stereotypen durch<br />
Kulturalisierung und exotische Zuschreibungen<br />
wurden vermieden, Paternalismus zugunsten einer<br />
Mitgestaltung aufgegeben und intersubjektive<br />
Anerkennung als Prämisse reflexiver interkultureller<br />
Pädagogik eingelöst. All das gelang nur, insofern<br />
Ungleichheiten in Frage gestellt und der Blick auch<br />
auf institutionelle Möglichkeiten der Veränderung<br />
gerichtet wurde.<br />
Seite 7
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Die durchgängige Moderation<br />
Die durchgängig, doppelt besetzte Leitung<br />
verstand sich als ModeratorInnenteam. Sie<br />
verknüpfte die inhaltlichen Ausbildungsteile und<br />
ermöglichte eine durchgängige Methodenreflexion.<br />
Gleichzeitig moderierte sie Gruppenkonflikte nach<br />
der Methode des Demokratie-Erziehungsprogramm<br />
Miteinander – Erfahrungen mit Betzavta*. So<br />
gelang es nicht nur in einzelnen Modulen<br />
demokratische Konfliktlösung zu unterrichten,<br />
sondern stetig im eigenen Gruppen- und<br />
Ausbildungsprozess anzuwenden.<br />
Die AusbilderInnenvielfalt<br />
Für die einzelnen inhaltlichen Module konnten<br />
externe AusbilderInnen gewonnen werden. Dadurch<br />
wurden den Teilnehmenden modellhaft<br />
unterschiedliche Moderationsstile, Methoden und<br />
Ansätze interkultureller und antirassistischer Bildung<br />
präsentiert.<br />
Durchführung und angewandte Methoden<br />
Im Mittelpunkt dieser Ausbildung standen die<br />
folgenden vier thematische Schwerpunktbereiche:<br />
• Demokratie und Toleranz (SPM 1)<br />
• Interkulturelle Verständigung (SPM 2)<br />
• Rassismus/Antirassismus (SPM 3)<br />
• Entwicklung von Organisationen (SPM 4)<br />
Die Teilnehmenden konnten jeweils einen<br />
Schwerpunkt aus der Kombination SPM1 und SPM2<br />
sowie einen aus der Kombination SPM3 und SPM 4<br />
auswählen. Gegen einen zusätzlichen finanziellen<br />
Beitrag stand es den Teilnehmenden offen, auch<br />
drei oder alle vier Schwerpunktmodule zu<br />
besuchen. Dieser inhaltliche Aufbau berücksichtigte<br />
u.a.:<br />
Die Wechselwirkung zwischen Struktur und<br />
Individuum<br />
Mit dem ersten Modul Demokratie und Toleranz<br />
wurden die anerkennungstheoretischen Grundlagen<br />
vermittelt, um Prozesse der Interkulturellen<br />
Verständigung zu ermöglichen. Anschließend wurde<br />
das Modell einer Interkulturellen Verständigung<br />
unterrichtet, wobei Formen der interkulturellen<br />
Kommunikation im Vordergrund standen.<br />
Interkulturelle Begegnungen sind immer auch<br />
machtasymmetrische Begegnungen, in denen die<br />
eine Seite die Chance hat ihre Definition über die<br />
andere Seite durchzusetzen. Deshalb muss eine<br />
interkulturelle Bildung, die das Ziel der<br />
gegenseitigen intersubjektiven Anerkennung<br />
verfolgt, darüber nachdenken, inwieweit<br />
Dominanzverhältnisse unser Handeln und unser<br />
Selbstbild beeinflussen. Aus diesem Grund stand im<br />
weiteren Ausbildungsverlauf der Themenbereich<br />
Rassismus und Antirassismus an dritter Stelle. Mit<br />
dem letzten Schwerpunktmodul betrachteten wir<br />
Institutionen im Hinblick auf eine antirassistische und<br />
interkulturelle Organisationsentwicklung.<br />
Die Wechselwirkung zwischen Theorie und Praxis<br />
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung war die<br />
eigene Praxis der Teilnehmenden von großer<br />
Bedeutung. Es wurden vier Tage interne Praxis<br />
(Austauschforen) angeboten, d.h. in der<br />
Ausbildungsgruppe wurden eigene und/oder<br />
adaptierte Übungen angeleitet. Daneben fanden<br />
zeitlich versetzt zwei Tage zur externen<br />
Praxisbegleitung und Supervision statt.<br />
Während der Ausbildung entwickelten die<br />
TeilnehmerInnen eigene Praxiskonzepte, die im<br />
Rahmen der externen/internen Praxiseinheiten<br />
reflektiert, erprobt und nach Durchführung im<br />
Handlungsfeld evaluiert wurden.<br />
Wir verstanden kognitive und emotionale Elemente<br />
als gleichwertige Bestandteile des Lernprozesses.<br />
Deshalb wurden die einzelnen Bausteine in<br />
methodischer Hinsicht aus einer Einheit von<br />
Selbstreflexion, Theorievermittlung, Handlungskompetenz<br />
und Metadiskussion konzipiert.<br />
Partner und Vernetzung<br />
Folgende AusbilderInnen/ReferentInnen kamen im<br />
Rahmen der LIDIA - Ausbildung zum Einsatz:<br />
AusbilderInnen:<br />
• Sabine Handschuck<br />
• Marina Khanide<br />
• Hubert Kuhn<br />
• Jürgen Schlicher<br />
• Susanne Ulrich<br />
ReferentInnen:<br />
• Manfred Bosl<br />
• Sedat Cakir<br />
• Angela Kühner<br />
• Susanne Laaroussi<br />
• Jakob Ruster<br />
• Silke Schuster<br />
• Shelly Steinberg<br />
• Prof. Dr. Klaus Weber<br />
• Dr. Anja Weiß<br />
*Ein israelisches Bildungsprogramm zur Demokratieerziehung, das 1995 vom Centrum für angewandte Politikforschung mit Unterstützung der Bertelsmann<br />
Stiftung für die deutsche Bildungslandschaft adaptiert wurde.<br />
Seite 8
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Ergebnisse und Zielerreichung<br />
Alle Teilnehmenden haben die LIDIA Ausbildung<br />
vollständig absolviert. Es wurden 20 externe<br />
Praxisprojekte mit insgesamt 196 Maßnahme-<br />
Stunden realisiert. Diese Praxisprojekte fanden zu<br />
unterschiedlichen Themen mit jeweils<br />
unterschiedlichen Zielgruppen an fünf Standorten<br />
in <strong>Bayern</strong> statt.<br />
Bildungsarbeit ein innovatives, qualifiziertes<br />
Ausbildungskonzept für pädagogische Fachkräfte<br />
aus der Sozialen Arbeit, beruflicher Ausbildung und<br />
Betrieben vor.<br />
Wie geht’s weiter nach dem Abschluss<br />
Für Mitte 2005 ist ein zweiter<br />
Ausbildungsdurchgang geplant.<br />
Detailliertere Informationen zum<br />
Ausbildungskonzept können in der<br />
Gesamtdokumentation der LIDIA Ausbildung<br />
zum/zur interkulturellen und antirassistischen<br />
TrainerIn nachgelesen werden (erscheint<br />
voraussichtlich Anfang 2005).<br />
Verantwortliche Leitung<br />
Die Ausbildung wurde durchgängig organisatorisch<br />
und strukturell von Silke Schuster geleitet. Eine<br />
ebenfalls durchgängige inhaltliche Begleitung und<br />
Vernetzung einzelner Ausbildungsteile fand durch<br />
Marina Khanide statt. Für die Konzeptentwicklung<br />
sind beide verantwortlich.<br />
Weitere Ergebnisse vgl. Seite 28-29: Auszug aus<br />
dem Evaluationsbericht<br />
Kontakt<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, VIA <strong>Bayern</strong> e.V., Jakob Ruster<br />
info@lidia-bayern.de<br />
Lernerfahrungen – Innovationen –<br />
entwickelte Produkte<br />
Mit diesem Ausbildungsprogramm gelang es die<br />
meist getrennt behandelten Inhalte<br />
„Interkulturalität“ und „Antirassismus“ zueinander in<br />
Beziehung zu setzten und dadurch Fallstricke einer<br />
einseitig interkulturell orientierten Bildung zu<br />
überwinden. Somit liegt für die präventive<br />
Seite 9
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
2. LIDIA MultiplikatorInnenfortbildungen<br />
Mit der Qualifizierung von MultiplikatorInnen aus dem Bereich berufliche Ausbildung verfolgte LIDIA das<br />
Ziel Wissen über Gründe und Wirkweisen von Diskriminierung und Rassismus zu vermitteln sowie<br />
diesbezüglich pädagogische Strategien und Handlungskompetenzen in diesem Sektor nachhaltig zu<br />
implementieren.<br />
Wir arbeiteten nicht mit Standardangeboten, sondern entwickelten auf die jeweiligen Zielgruppen und<br />
Einsatzbereiche zugeschnittene Weiterbildungsangebote. Hierzu erstellten wir gemeinsam mit den<br />
Auftraggebern und/oder mit den Teilnehmenden Bedarfsanalysen, um den jeweiligen Kontext in die<br />
Erarbeitung pädagogischer Konzepte einbeziehen zu können.<br />
Der konzeptionelle Aufbau berücksichtigte immer Lernprozesse auf drei Ebenen:<br />
• Sensibilisierung und Selbstreflexion<br />
• Wissensvermittlung<br />
• Transfer in die eigene Berufspraxis<br />
Dies wurde durch den Einsatz von Übungen aus interkulturellen und antirassistischen Trainingsprogrammen<br />
sowie Methoden der klassischen politischen Bildungsarbeit erreicht. Der Transfer in die berufliche Praxis<br />
erfolgte u.a. durch theaterpädagogische Methoden, kollegiale Beratung, Fallarbeit und<br />
Zukunftswerkstätten.<br />
Die nachfolgenden Berichte dokumentieren die Vielfalt der im Rahmen des LIDIA Projektes entwickelten<br />
Fortbildungskonzepte. Neben den beschriebenen Veranstaltungen fanden noch mehrere Seminare zu den<br />
Themen „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen“ und „Blue eyed – brown eyed“<br />
(www.eyetoeye.org) statt.<br />
Insgesamt fanden 12 Seminare für MultiplikatorInnen mit über 170 TeilnehmerInnen statt.<br />
Fortbildung BerufsschullehrerInnen<br />
Fortbildung „Interkulturell - antirassistische Pädagogik für Toleranz und als Prävention<br />
gegen Rechts“<br />
In Zusammenarbeit mit dem beruflichen Schulzentrum Oskar-von-Miller in Schwandorf und dessen<br />
Partnerschulen in Hartberg/Österreich und Meran/Italien fand eine 6-tägige international besetzte<br />
Fortbildung in zwei Modulen statt.<br />
Ausgangslage und Ziele<br />
Rechtsextremismus in Deutschland wird in der<br />
Öffentlichkeit vor allem in Form von rassistischen<br />
Übergriffen und Anschlägen sichtbar und als<br />
Jugendproblem wahrgenommen. Dabei handelt es<br />
sich bei rassistisch motivierter Gewalt nur um die<br />
Spitze des Eisberges. Daneben existieren direkte<br />
und indirekte Formen rassistischer Diskriminierung,<br />
die aus der Mitte der Gesellschaft kommen und<br />
nicht strafrechtlich verfolgt werden. Im Umgang mit<br />
diesen alltäglichen Diskriminierungen zeigt sich der<br />
Grad der Liberalität einer Gesellschaft. Je offener<br />
und toleranter eine Gesellschaft mit den so<br />
genannten „Anderen“ umgeht, desto immuner ist sie<br />
gegenüber rechtsextremen Weltanschauungen.<br />
Deshalb haben wir in dieser Fortbildung<br />
Demokratie- und Toleranzerziehung mit<br />
Interkultureller und Antirassistischer Bildung<br />
verknüpft.<br />
Seite 10
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Durchführung und angewandte Methoden<br />
Die Fortbildung richtete sich an<br />
BerufsschullehrerInnen aus den beteiligten Ländern.<br />
Im ersten Modul stand die Auseinandersetzung und<br />
Sensibilisierung zu Rassismus und Diskriminierung,<br />
Kultur und interkultureller Kommunikation sowie das<br />
Erlernen unterschiedlicher Übungen und Methoden<br />
für den eigenen beruflichen Kontext im<br />
Vordergrund. Im zweiten Modul wurden<br />
exemplarisch Wege in die Rechte Szene vorgestellt<br />
und Hintergrundinformationen zu Rechtsextremismus<br />
geliefert. In einer anschließenden Zukunftswerkstatt<br />
entwickelten die TeilnehmerInnen selbständig<br />
Aktionen und Projekte für ihre Schulen. Dabei<br />
integrierten sie die bisherigen Fortbildungsinhalte in<br />
ihre Projekte.<br />
Verlauf der Umsetzung der eigenen Schulprojekte<br />
vorgeschlagen. Durch die selbstständige<br />
Entwicklung eigener Praxiskonzepte konnten wir<br />
Wissen und pädagogische Strategien in den<br />
Berufsschulalltag implementieren.<br />
Lernerfahrungen – Innovationen –<br />
entwickelte Produkte<br />
Mit diesem Fortbildungskonzept liegt ein inhaltlich<br />
fundiertes und umsetzungsorientiertes<br />
Schulungsprogramm vor, das interkulturelles Lernen<br />
mit antirassistischer Bildung verknüpft, an den<br />
beruflichen Handlungsfeldern der Teilnehmenden<br />
ansetzt und mit ihnen gemeinsame Praxiskonzepte<br />
entwickelt. Letztlich trug die Zusammenarbeit mit<br />
einer engagierten, freiwilligen Gruppe wesentlich<br />
zur beidseitigen Zufriedenheit und zur<br />
Zielerreichung bei.<br />
Verantwortlich für Konzeption und<br />
Durchführung<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, Silke Schuster, Sema Mühlig-Versen,<br />
Kontakt<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, VIA <strong>Bayern</strong> e.V., Jakob Ruster<br />
info@lidia-bayern.de<br />
Ergebnisse und Zielerreichung<br />
Die BerufsschullehrerInnen bewerteten die<br />
Fortbildung als sehr gelungen. Sie wünschen sich<br />
eine Fortführung. Es wurde ein drittes Modul zur<br />
Supervision der gesammelten Erfahrungen im<br />
Fortbildung AusbilderInnen<br />
Fortbildung „Zivilcourage in der Arbeit mit Auszubildenden“<br />
In Kooperation mit den Stadtwerken München und der MAN Nutzfahrzeuge AG führte LIDIA <strong>Bayern</strong> drei<br />
dreitägige Fortbildungen mit AusbilderInnen durch.<br />
Ziele und Zielgruppe<br />
Die wesentlichen Ziele dieser Fortbildungen<br />
bestanden darin, die AusbilderInnen für das Thema<br />
zu interessieren und sie zur Weiterarbeit zu<br />
motivieren. Außerdem wurden Umsetzungen für die<br />
praktische Ausbildertätigkeit vor allem für die<br />
Einführungswochen, die beide Unternehmen<br />
veranstalten, vermittelt. Zivilcouragiertes Handeln<br />
definieren wir als ein soziales Handeln, das im<br />
Widerspruch zur Ideologie der Ungleichheit auftritt<br />
Seite 11
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
und sich auf der Basis der Menschenrechte gründet.<br />
Die Fortbildungsreihe wurde von der<br />
Ausbildungsleitung angefragt und in<br />
Vorgesprächen auch mehrheitlich von den<br />
AusbilderInnen verlangt. Alle AusbilderInnen sowie<br />
die Ausbildungsleitungen von MAN und den<br />
Stadtwerken nahmen an den Fortbildungen teil.<br />
Ergebnisse und Zielerreichung<br />
Unsere Fortbildungen bewirkten, dass die<br />
AusbilderInnen einzelne Elemente und Methoden in<br />
ihren Einführungswochen mit den Auszubildenden<br />
anwenden. Auch ist es uns gelungen einzelne<br />
AusbilderInnen zur Weiterarbeit am Thema<br />
anzuregen. Insgesamt startete innerhalb der<br />
Ausbildungsabteilungen. eine pädagogische<br />
Diskussion zum Thema<br />
Lernerfahrungen – Innovationen –<br />
entwickelte Produkte<br />
Positiv ist die Tatsache, dass die Ausbildungsleitungen<br />
beider Unternehmen eine gemeinsame<br />
Fortbildung für alle Ausbilder initiierte und ihre<br />
damit verbundenen Absichten und Ziele offen<br />
legten.<br />
Durchführung und angewandte Methoden<br />
Über eine erste Arbeitsdefinition zu Zivilcourage<br />
wurde sich nacheinander den Themen<br />
Diskriminierung, Vorurteile, Rassismus und Kultur<br />
genähert. Dabei wurden mehrheitlich klassische<br />
Methoden der Bildungsarbeit und zu einem<br />
geringern Teil selbstreflexive Trainingsmethoden<br />
angewandt. Die Situation im Betrieb wie sie von<br />
den Ausbildern erlebt und beschrieben wurde als<br />
auch wie sie sich strukturell darstellt, spielte eine<br />
zentrale Rolle. Schließlich wurden das<br />
Betriebsverfassungsgesetz mit seinen rechtlichen<br />
Grundlagen zur Integration ausländischer<br />
ArbeitnehmerInnen besprochen und auf die<br />
Umsetzung im eigenen Betrieb hin befragt.<br />
Im Verlauf der Schulungen kam es innerhalb der<br />
Gruppen zu kontroversen Diskussionen und zu<br />
Widerstand. In den abschließenden<br />
Reflexionstreffen mit den Ausbildungsleitungen<br />
zeigte sich, dass in beiden Unternehmen fruchtbare<br />
Diskussionen angestoßen wurden.<br />
An der Konzeptarbeit und Realisierung<br />
beteiligt waren<br />
Gerhard Ameres, Dr. Ilhami Atabay, Songül<br />
Demren, Silke Schuster, sowie Marianne Seiler und<br />
Markus Nau (beide INKOMM)<br />
Verantwortlich für Organisation und<br />
Durchführungen<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, Silke Schuster<br />
Kontakt<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, VIA <strong>Bayern</strong> e.V., Jakob Ruster<br />
info@lidia-bayern.de<br />
Seite 12
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Fortbildung ReferendarInnen<br />
„Vom Umgang mit Unterschieden. Vorurteile und Diskriminierung im Schulalltag“<br />
– zwei Fortbildungen für Berufsschul-ReferendarInnen. LIDIA-München führte die Fortbildungen<br />
gemeinsam mit dem Pädagogischen Institut und in Kooperation mit dem Staatlichen Studienseminar<br />
<strong>Bayern</strong>-Süd durch.<br />
Ziele und Zielgruppe<br />
Die Fortbildung wurde im Rahmen der Ausbildung<br />
der ReferendarInnen des Staatlichen<br />
Studienseminars <strong>Bayern</strong>-Süd, gewerblichtechnischer<br />
Bereich angeboten. Die<br />
ReferendarInnen befanden sich am Ende des ersten<br />
Ausbildungsjahres. Die Fortbildung wurde für alle<br />
ReferendarInnen angeboten, die Teilnahme war<br />
freiwillig, wobei einer der beiden Fortbildungstage<br />
vom Studienseminar als Ausbildungstag<br />
angerechnet wurde. Wir führten zwei Durchgänge<br />
der Fortbildung mit etwa der Hälfte aller<br />
ReferendarInnen durch.<br />
Grundlegendes Ziel bestand darin, Diskriminierung,<br />
Rassismus und Ausgrenzung als für den Schulalltag<br />
relevante Themen ins Bewusstsein zu holen. Im<br />
zweiten Schritt ging es darum, Vorstellungen von<br />
Begrifflichkeiten und Wirkweisen von<br />
Diskriminierung zu entwickeln, den eigenen Blick zu<br />
schärfen, also an der eigenen Haltung als LehrerIn<br />
zu arbeiten. Schließlich soll ein Transfer auf den<br />
Schulalltag die eigene Handlungs- und<br />
Methodenkompetenz von angehenden LehrerInnen<br />
erweitern.<br />
Durchführung und angewandte Methoden<br />
Die Fortbildung bearbeitete im ersten Teil (1,5<br />
Tage) mit Übungen verschiedener interkulturellantirassistischer<br />
Trainingsprogramme und<br />
inhaltlichen Inputs die Themen Vorurteile, Kultur,<br />
interkulturelle Kommunikation und Diskriminierung.<br />
Dabei wurde als Ausgangspunkt die Reflexion<br />
eigener kultureller und sozialer<br />
Gruppenzugehörigkeiten gewählt. Eigene<br />
Erfahrung mit Stigmatisierung am Beispiel der<br />
Vorstellung, die in der Gesellschaft von LehrerInnen<br />
besteht und die Frage des Umgangs damit wurde<br />
übertragen auf Diskriminierungserfahrungen von<br />
SchülerInnen in Minderheitenposition. Diese<br />
Übertragung wurde in Richtung von<br />
Umgangsweisen und die Bedeutung der Haltung<br />
von LehrerInnen im Schulalltag konkretisiert.<br />
Erweitert wurde die Auseinandersetzung mit<br />
Entstehung, Auswirkungen und Konsequenzen von<br />
direkter Diskriminierung im Schulalltag mit Aspekten<br />
der institutionellen Diskriminierung am Beispiel<br />
Schule. Im zweiten Teil der Fortbildung bot die<br />
Vorstellung der vom Pädagogischen Institut<br />
entwickelten Lernpakete die Möglichkeit, Material<br />
für die konkrete Gestaltung von Unterrichtsstunden<br />
kennen zu lernen. Hierzu gehörte auch der für den<br />
Einsatz der Lernpakete vorgesehene „Schulbesuch“<br />
einer von Diskriminierung betroffenen Person.<br />
Ergebnisse und Zielerreichung<br />
Trotz der für den Themenkomplex kurzen<br />
Fortbildungszeit, ist es in beiden Gruppen<br />
gelungen, für die Relevanz von<br />
Diskriminierungserfahrungen und ihre Wirkweisen<br />
zu sensibilisieren und den angehenden LehrerInnen<br />
zugleich Angebote für die Reflexion der eigenen<br />
Haltung und eine damit verbundene erweiterte<br />
Handlungskompetenz zu vermitteln sowie einige<br />
konkrete Methoden und Unterrichtsmaterialien an<br />
die Hand zu geben. Es hat sich jedoch gezeigt,<br />
dass die Bearbeitung konkreter Erfahrungen der<br />
ReferendarInnen und der diesbezüglichen<br />
Fragesstellungen und Unsicherheiten mehr Zeit und<br />
Raum bräuchte.<br />
Lernerfahrung und Innovation<br />
Fragen der interkulturell-antirassistischen Bildung,<br />
des Umgangs mit Diskriminierung, Ausgrenzung und<br />
Rechtsextremismus sind in der Ausbildung der<br />
BerufsschullehrerInnen kaum verankert. Wenn<br />
überhaupt ist die Frage der Förderung der<br />
Deutschkenntnisse von Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergrund Thema. Die Fortbildung<br />
wurde von den TeilnehmerInnen als wichtige<br />
Ergänzung ihrer Ausbildungsinhalte<br />
wahrgenommen.<br />
Wie geht’s weiter<br />
Es handelte sich bei der Durchführung um ein<br />
Pilotprojekt, dessen Fortführung noch einen<br />
institutionellen Rahmen finden muß.<br />
Verantwortlich für Organisation und<br />
Durchführung<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, Birte Weiß,<br />
An der Konzepterarbeitung beteiligt waren:<br />
Andreas Foitzik, Birte Weiß<br />
Kontakt<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, VIA <strong>Bayern</strong> e.V., Jakob Ruster<br />
info@lidia-bayern.de<br />
Seite 13
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
3. Seminare für Auszubildende<br />
Projekttage in Schulen und Betrieben<br />
„Miteinander klarkommen! in Berufsschule und Betrieb“. Projekttage zum sozialen und<br />
interkulturellen Lernen.<br />
Ziele und Zielgruppen<br />
Bei Projekttagen mit einer Dauer von 1-2 Tagen<br />
arbeiteten wir direkt mit SchülerInnen in<br />
Berufsschulen oder Auszubildenden in Betrieben.<br />
Projekttage wurden entweder für ganze<br />
Klassenverbände angeboten oder im Rahmen schulbzw.<br />
betriebsweiter Projekttage in Form<br />
verschiedener übergreifender Workshops.<br />
Ausgrenzung und Diskriminierung zu erproben, die<br />
sich auf den Alltag übertragen lassen.<br />
Thematische Schwerpunkte der Projekttage waren<br />
Zivilcourage, Kulturbegriff und die Entstehung von<br />
Vorurteilen, Ausgrenzung, Rassismus und<br />
Rechtsextremismus. Die jeweilige Zielrichtung der<br />
Projekttage war abhängig von Gruppe und<br />
Institution sehr vielschichtig, richteten sich aber<br />
immer auf den Bereich der Sensibilisierung in Bezug<br />
auf Diskriminierung und Rassismus und Prävention<br />
von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus<br />
aus.<br />
Insgesamt fanden 45 Projekttage mit ca. 500<br />
TeilnehmerInnen statt.<br />
Durchführung und angewandte Methoden<br />
Die Projekttage fanden im Trainingsformat statt,<br />
d.h. neben der Vermittlung von Informationen stand<br />
erfahrungs- und handlungsorientiertes Lernen im<br />
Mittelpunkt. Methodisch griffen wir u.a. auf<br />
erprobte Übungen aus dem Bereich der<br />
interkulturell- antirassistischen Bildungsarbeit und<br />
Rollenspiele mit Situationen aus der<br />
Alltagserfahrung der Jugendlichen zurück. Hierbei<br />
entsteht Raum, eine konstruktive<br />
Auseinandersetzung mit Konflikten und<br />
Handlungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit<br />
Partner und Vernetzung<br />
Die Projekttage in Schulen fanden in Kooperation<br />
mit dem Pädagogischen Institut - Schulreferat der<br />
LH München statt. (vgl. S. 26-27) Organisiert und<br />
vorangetrieben wurden die Projekttage meist von<br />
engagierten Einzelpersonen: LehrerInnen,<br />
AusbilderInnen oder Berufsschul-<br />
SozialarbeiterInnen. Die Durchführung von<br />
Projekttagen hat jedoch in einigen Schulen dazu<br />
geführt, auf der Ebene der Schulsozialforen Pläne<br />
für eine institutionelle Verankerung der Thematik zu<br />
entwickeln, die wir in den letzten Monaten unseres<br />
Projektes begleitet haben.<br />
Lernerfahrung und Innovation<br />
Durch Projekttage wird die notwendige<br />
Auseinandersetzung mit Diskriminierung und<br />
Rassismus sowie mit Chancen interkulturellen Lernens<br />
in die Schulen und Betriebe hineingeholt.<br />
Problematisch kann sein, wenn nur die SchülerInnen<br />
und Auszubildenden angefragt sind, sich<br />
auseinanderzusetzen, während LehrerInnen und<br />
AusbilderInnen außen vor bleiben – also<br />
Projekttage nicht in der Institution Schule oder<br />
Betrieb verankert sind.<br />
Projekttage können auch keine Konflikte zwischen<br />
Klasse und Lehrer lösen.<br />
Deshalb ist die Einbindung von Schule bzw. Betrieb<br />
zentral. Wir haben es als unsere Aufgabe gesehen<br />
Seite 14
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
An der Konzepterstellung und Realisierung<br />
waren beteiligt<br />
Silke Schuster, Birte Weiß sowie Max Bassenhorst,<br />
Sevda Caliskan, Tina Dürr und Markus Nau<br />
Verantwortlich<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, Silke Schuster (2002-03)<br />
Birte Weiß (ab 2004)<br />
Kontakt<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, VIA <strong>Bayern</strong> e.V., Jakob Ruster<br />
info@lidia-bayern.de<br />
und damit vielfach Erfolg gehabt, mit SchülerInnen/<br />
Auszubildenden sowie LehrerInnen/AusbilderInnen<br />
und BerufsschulsozialarbeiterInnen nach<br />
Handlungskonzepten für die jeweilige Institution zu<br />
suchen.<br />
Wie geht´s weiter<br />
Das Schulreferat der LH München und einzelne<br />
Betriebe planen die Projekttage in eigener Regie<br />
weiterzuführen.<br />
Seminare in der berufspraktischen Ausbildung<br />
Seminarreihe „Was heißt hier fremdenfeindlich Seminar zur interkulturellen Kompetenz für<br />
Auszubildende der Stadt München“<br />
Ziele und Zielgruppen<br />
LIDIA führte in Kooperation mit dem Personal- und<br />
Organisationsreferat (POR)der Landeshauptstadt<br />
München (LHM) und INKOMM (AWO) eine Reihe<br />
von dreitägigen Seminaren mit Auszubildenden der<br />
Stadt durch. Grundlage dieser Zusammenarbeit<br />
war ein Stadtratsbeschluss, der anregte für<br />
Auszubildende bei der Stadt München - im Rahmen<br />
der interkulturellen Öffnung der Stadtverwaltung -<br />
Seminare gegen Fremdenfeindlichkeit<br />
durchzuführen.<br />
AusbilderInnen sowie Personalrat,<br />
Jugendausbildungsvertretung, Gleichstellungsstelle<br />
und Ausländerbeirat. Als Ergebnis legten wir drei<br />
Kernthemen fest:<br />
• Vorurteile, Gruppe und Identität<br />
• Diskriminierung, Rassismus und<br />
Fremdenfeindlichkeit<br />
• Wie kann ich Diskriminierung begegnen<br />
Die Ziele der Seminare waren, Bewusstsein für<br />
Diskriminierung und Rassismus zu schaffen und<br />
Handlungsperspektiven zur Intervention gegen<br />
Rassismus und Diskriminierung sowohl im Alltag als<br />
auch am Arbeitsplatz zu entwickeln.<br />
Durchführung und angewandte Methoden<br />
Die Konzeptentwicklung erfolgte in enger<br />
Zusammenarbeit mit dem POR. Darüber hinaus<br />
diskutierten wir zu Beginn Hypothesen und<br />
Grobkonzept mit „Feld-ExpertInnen“ der LHM und<br />
erstellten eine Bedarfsanalyse mit Auszubildenden,<br />
Seite 15
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Ablauf und Methodik<br />
Nach dem Einstieg in Situation und in Thema<br />
ermöglichten Übungen mit selbstreflektiven<br />
Methoden subjektive Zugänge zu den einzelnen<br />
Themen. Danach folgten theoretische Inputs und<br />
deren Diskussion sowie zum Abschluss der Transfer<br />
in den Alltag und die eigene berufliche Praxis.<br />
Methodisch arbeiteten wir vor allem mit Übungen<br />
aus Trainingsprogrammen der interkulturellen und<br />
antirassistischen Bildungsarbeit*, der<br />
Theaterpädagogik und der politischen<br />
Bildungsarbeit.<br />
Bei der Zusammensetzung der Gruppen wurde<br />
soweit möglich auf die kulturelle Vielfalt der<br />
TeilnehmerInnen geachtet, um Lernprozesse durch<br />
Reflexion der verschiedenen Erfahrungen zu<br />
ermöglichen.<br />
Ergebnisse und Zielerreichung<br />
Es erfolgten insgesamt sechs Durchgänge dieses<br />
Seminarkonzepts mit etwa 90 Auszubildenden.<br />
Durch die Rückkoppelung mit den verschiedenen<br />
Referaten der LHM konnte eine hohe Aufmerksamkeit<br />
bei den Ausbildungsverantwortlichen erreicht<br />
werden. Durch interne und externe<br />
Öffentlichkeitsarbeit wurden auch der Stadtrat und<br />
die Verwaltung informiert und auf die Thematik<br />
aufmerksam gemacht.<br />
Im Idealfall sind antirassistische Bausteine ein<br />
selbstverständlicher Teil der Ausbildung und gut in<br />
die Organisationsstruktur und -kultur eingebunden.<br />
Dazu gehört auch die Einbindung bestehender<br />
Anlaufstellen für Diskriminierung/Benachteiligungen<br />
wie Anti-Diskriminierungsstelle, Frauengleichstellungsstelle,<br />
Stelle für gleichgeschlechtliche<br />
Lebensweisen in die Seminararbeit.<br />
Wie geht es weiter<br />
Die Landeshauptstadt München / Personal- und<br />
Organisationsreferat hat beschlossen, die<br />
Thematiken dieses Seminarkonzepts in die<br />
Regelausbildung aufzunehmen. Zur Steuerung<br />
dieses Prozesses wurde eine Stelle im POR<br />
eingerichtet. In der Auswertung wurde ebenfalls<br />
betont, dass die Schulung der AusbilderInnen<br />
notwendig erscheint und dies im weiteren Verlauf<br />
entwickelt wird.<br />
Verantwortlich<br />
INKOMM, Marianne Seiler<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, Birte Weiß<br />
Kontakt<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, VIA <strong>Bayern</strong> e.V., Jakob Ruster<br />
info@lidia-bayern.de<br />
Lernerfahrungen – Innovationen –<br />
entwickelte Produkte<br />
Das Seminarkonzept wurde entwickelt,<br />
bedarfsbezogen angepasst und steht dem Partnern<br />
zur Verfügung. Dabei sind die Einbindung der<br />
Betroffenen und Feld-ExpertInnen von der<br />
Konzeptentwicklung bis hin zur Auswertung und die<br />
Strategie der Stadt München zur Integration dieser<br />
Arbeit in die Ausbildung sehr positiv zu bewerten.<br />
* U.a. „betzavta-Miteinander“, „Eine Welt der Vielfalt“ oder „Achtung (+) Toleranz“ Das israelische Demokratie-Erziehungsprogramm „Betzavta“ sowie<br />
das US-amerikanische interkulturelle Trainingsprogramm „A World of Difference“ (Eine Welt der Vielfalt) wurden vom Centrum für angewandte<br />
Politikforschung (CAP) mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung für die deutsche Bildungslandschaft adaptiert. Achtung (+) Toleranz wurde eigenständig<br />
vom CAP entwickelt.<br />
Seite 16
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
4. Öffentlichkeitsarbeit, Info-Service und Vernetzung<br />
Ziele und Zielgruppen<br />
Ein zentrales Ziel von LIDIA war neben den<br />
Bildungsmaßnahmen der Aufbau eines fachlichen<br />
Netzwerkes von Anbietern und InteressentInnen im<br />
Bereich berufliche Bildung, Schule und Jugendarbeit<br />
und die Information der Fachöffentlichkeit in<br />
<strong>Bayern</strong> über bedarfsorientierte Bildungsmaterialien<br />
und praxisorientierten Konzepte der interkulturellen<br />
und antirassistischen Bildung.<br />
oder Trainingsmodule wurden im Kreis der<br />
Projektpartner vernetzt und ausgetauscht.<br />
Eine kleine Bibliothek mit Fachbüchern und externen<br />
Informationsmaterialien steht für TrainerInnen und<br />
Projektpartnern zur Verfügung.<br />
Partner und Vernetzung<br />
Die Vernetzung von LIDIA <strong>Bayern</strong> stützte sich vor<br />
allem auf die breite Internet-Präsenz und die<br />
lokalen Netzwerke in München und Ingolstadt.<br />
Für Einzelmaßnahmen wurden dabei vielfältige<br />
Kooperationen genutzt, u.a. mit dem bayerischen<br />
Jugendring (LIDIA – Fortbildungsübersicht), mit den<br />
bayerischen XENOS- Projekten (Treffen,<br />
Presseerklärung, Tagung) und der LH München<br />
(Plakate/Postkarten).<br />
Durchführung<br />
Folgende Informationsmaterialien für<br />
MultiplikatorInnen wurden erstellt und verbreitet:<br />
• Eine Fortbildungsübersicht und TrainerInnenliste<br />
für interkulturelle und antirassistische<br />
Bildungsangebote in <strong>Bayern</strong> in Form einer<br />
Broschüre.<br />
• Ein kommentierter Interkultureller Kalender in<br />
Druckform (2004) und als Online- Ausgabe.<br />
• Kommentierte Literaturempfehlungen<br />
ausgewählter ExpertInnen.<br />
• Diverse Infobroschüren, Postkarten und Plakate<br />
u.a. zum Thema Toleranz.<br />
Es wurden sowohl Angebote von LIDIA als auch von<br />
anderen Anbietern veröffentlicht und damit eine<br />
breite Übersicht interkultureller und antirassistischer<br />
Bildung in <strong>Bayern</strong> erstellt.<br />
Die erstellten Materialien und Angebote wurden<br />
über die LIDIA-Webseite und durch einen<br />
regelmäßigen Online- Newsletter mit aktuellen<br />
Informationen veröffentlicht. Materialien und<br />
Konzepte der LIDIA-Teilprojekte wie Lernpakete<br />
LIDIA präsentierte sich mit Infoständen und<br />
Workshops auf mehreren Messen und Ausstellungen<br />
sowie auf der Tagung „Kleine Schritte gegen rechte<br />
Tritte – Konzepte gegen Rechtsextremismus“ der<br />
Seite 17
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Akademie für politische Bildung Tutzing (28.-<br />
29.11.03).<br />
LIDIA München gründete einen Beirat mit<br />
VertreterInnen von Stadt, Arbeitsagentur,<br />
Technischer Universität, Handwerkskammer und<br />
Ausländerbeirat. In Ingolstadt existiert ein<br />
vergleichbares Gremium, der „runde Tisch“.<br />
Wie geht’s weiter<br />
Die LIDIA-Webseite und die Bildungsübersicht wird<br />
auch nach Projektende durch den VIA <strong>Bayern</strong><br />
weitergeführt und aktualisiert und in neue Projekte<br />
des Verbands eingebracht. Materialien und<br />
Broschüren werden weiterhin online oder über VIA<br />
<strong>Bayern</strong> und Partner (u.a. BJR) erhältlich sein.<br />
Verantwortlich:<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, Jakob Ruster, Juliane Ruster<br />
Kontakt<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong>, VIA <strong>Bayern</strong> e.V., Jakob Ruster<br />
info@lidia-bayern.de<br />
Ergebnisse und Zielerreichung<br />
Durch breite Kooperationen mit Projektpartnern<br />
und die Erstellung und Verbreitung von Materialien<br />
wurde ein fachbezogenes Netzwerk der<br />
interkulturellen und antirassistischen Bildung in<br />
<strong>Bayern</strong> etabliert. Ansätze antirassistischer und<br />
interkultureller Bildung in der Praxis der schulischen<br />
und beruflichen Bildung und im Rahmen der<br />
Berufsorientierung in <strong>Bayern</strong> wurden bekannt<br />
gemacht. LIDIA- Materialien wie der interkulturelle<br />
Kalender, Plakate und Postkarten wurden in großer<br />
Anzahl verbreitet.<br />
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LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Teilprojekt Arbeiterkultur- und Bildungsverein Ingostadt<br />
In Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern führte der Arbeiterkultur- und Bildungsverein in Ingolstadt und<br />
Umgebung 3 Jahre lang spezielle Seminare und Workshops mit Auszubildenden und SchülerInnen der<br />
Abgangsklassen, sowie Betriebsratsmitgliedern und LehrerInnen durch. Über 3000 TeilnehmerInnen haben die<br />
Seminare gegen Rassismus, Antisemitismus und gegen Diskriminierung besucht. Ziel dieser Seminare, neben der<br />
Sensibilisierung zum Thema Rassismus, war den TeilnehmerInnen die Möglichkeit zur Diskussion und Aufarbeitung<br />
von Alltagssituation von Rassismus und Diskriminierung zu geben und gemeinsame und individuelle Positionen<br />
und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Dabei wurden für die Zielgruppen eigene Bausteine entwickelt,<br />
eingesetzt, evaluiert und neu erprobt. Besonderes Augenmerk lag auf der Beteiligung von Frauen, so wurden<br />
auch hier eigene Bausteine entwickelt und eingesetzt. Der Frauenanteil lag bei über 60% der TeilnehmerInnen.<br />
Auszubildende Schülerabgangsklassen<br />
Bei den Seminaren mit Jugendlichen, die zum<br />
großen Teil an Wochenenden (18 Stunden)<br />
stattfanden, nahmen zu 60% Auszubildende teil.<br />
Die restlichen 40% bestanden aus SchülerInnen der<br />
Abgangsklassen 9. und 10. sowie TeilnehmerInnen<br />
aus Gymnasien. Unter den TeilnehmerInnen waren<br />
ca. 45% ausländische Jugendliche, 12 aus der<br />
Minderheit der Sinti und 5 Jugendliche jüdischen<br />
Glaubens. Der Großteil der Jugendlichen besuchte<br />
in den 3 Jahren 3 Wochenendseminare und<br />
mehrere Treffen zur Nachbereitung und Vertiefung<br />
der Themenlage Diskriminierung und Handeln<br />
gegen Rassismus und Gewalt. Von diesen<br />
TeilnehmerInnen zwischen 15 und 18 Jahren<br />
befinden sich momentan 36 in einer einjährigen<br />
Multiplikatorenausbildung zum Thema<br />
„Jugendarbeit und Rassismus/Gewalt“ und pro<br />
Jahr befanden und befinden sich 22 Jugendliche in<br />
einer Ausbildung zum/zur StreitschlichterIn. Im<br />
Projektzeitraum wurden unsere Jugendleiter und<br />
Beschäftigte der Kooperationspartner zu den<br />
Themen Rassismus / Diskriminierung / Gewalt und<br />
zu deren jugendgerechten Bearbeitung des Themas<br />
ausgebildet.<br />
Betriebsräte<br />
Betriebsratsmitglieder und Jugend- und<br />
AusbildungsvertreterInnen wurden zu fragen von<br />
Diskriminierung am Ausbildungs- und Arbeitsplatz<br />
sensibilisiert und geschult. Schwerpunkte dabei<br />
waren die Antidiskriminierungsrichtlinie der EU<br />
sowie das Diskriminierungsverbot im<br />
Betriebsverfassungsgesetz. Vor allen Fragen der<br />
Erkennung von Diskriminierung und der Umgang mit<br />
Diskriminierung, der kein statischer sein sollte wurde<br />
an Hand von Beispielen und rechtlichen<br />
Möglichkeiten, aber auch aus sozialpädagogischer<br />
und politischer Sicht erarbeitet. Es ist undienlich,<br />
wenn sich Auszubildende im Betrieb „verstellen“,<br />
weil sie sonst gekündigt werden und ihre Positionen<br />
dann in der Freizeit von sich geben. Während der<br />
Ausbildungszeit gibt es geniale Möglichkeiten<br />
gegen Rassismus zu sensibilisieren und gegen<br />
autoritäre und antidemokratische Vorstellungen zu<br />
informieren und diese aufzuarbeiten. Diese Chance<br />
haben JugendvertreterInnen und Betriebsräte,<br />
sowie die AusbilderInnen. Sie müssen geschult<br />
werden und das Thema Rassismus muss in den<br />
Unterrichtseinheiten der Berufsausbildung und in<br />
Aktionsplänen der JAV in Großbetrieben<br />
aufgenommen werden.<br />
LehrerInnen<br />
In mehreren Fortbildungen wurden LehrerInnen über<br />
das Projekt XENOS informiert und der Begriff<br />
Rassismus und seine verschiedenen Fassetten sowie<br />
Organisationen die den Rassismus predigen<br />
dargelegt. Interessant ist, dass nahezu alle<br />
LehrerInnen der Meinung waren, dass es<br />
Menschenrassen gibt und völlig überrascht waren,<br />
dass wissenschaftliche Untersuchungen heute etwas<br />
anderes sagen. Viele LehrerInnen haben dieses<br />
Projekt unterstützt und SchülerInnen aufgefordert<br />
sich an diesem Programm zu beteiligen.<br />
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LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
„Runder Tisch“<br />
Zur Koordinierung und zur Bestandsaufnahme von<br />
Problemen im Stadtbereich zu den<br />
Themenbereichen Einwanderung. AussiedlerInnen,<br />
Fremdenfeindlichkeit, Gewalt, Drogen, Kriminalität<br />
und Ausbildungsplätze gibt es einen „Runden Tisch“,<br />
in dem sowohl die Stadt mit Bürgermeister,<br />
Stadträten und Verwaltung, Migranten- und<br />
Aussiedlervereine, Polizei und SchuldirektorInnen,<br />
Jugend- und Sozialamt sitzen.<br />
Diese Themen wurden behandelt, wobei es weniger<br />
um die inhaltliche Aufarbeitung des Themas<br />
Rassismus ging , sondern um die Auswirkungen im<br />
Stadtteil, wer mit den Jugendlichen arbeitet und<br />
welche Auswirkungen diese Aktionen haben. Zum<br />
anderen wurden auch Aktionen zur Vermittlung von<br />
Ausbildungsplätzen von Schulen zu Betrieben und<br />
HandwerksmeisterInnen durchgeführt, um die<br />
durchgängig schlechte Versorgung mit<br />
Ausbildungsplätzen im Stadtteil zu verbessern.<br />
Antisemitismus<br />
Besonders bemerkenswert und von uns nicht<br />
erwartet, war der Antisemitismus bei Jugendlichen<br />
zwischen 14 und 17 Jahren. Dieser Antisemitismus<br />
wurde von den Jugendlichen nie als solcher<br />
begriffen, weil er selbstverständlich für sie war.<br />
Aussehen von JüdInnen, Gleichsetzung von Juden<br />
mit Israel und Palästina, nichts sagen dürfen gegen<br />
Juden, Juden und „Weltfinanz“ wurde von allen<br />
vorgetragen. Wenn wir es nicht abgefragt hätten,<br />
hätten wir diese Fassette von Rassismus nie erfasst.<br />
Der Begriff Menschen mit jüdischem Glauben war<br />
uns ein wichtiges Argument in dieser Klarstellung. Es<br />
stellt sich die Frage, woher Jugendliche diese<br />
Einstellung haben und welche Gefahr der<br />
unbekümmerte Umgang mit Antisemitismus darstellt.<br />
Wir halten es für unabdingbar diese Fragen in die<br />
Jugendarbeit und Schule einzubringen und können<br />
nur laut warnen vor dieser Unbekümmertheit.<br />
Kontakt<br />
A<strong>KB</strong>V Ingolstadt, Herbert Seebauer<br />
ikubez@t-online.de<br />
Seite 20
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Teilprojekt „Culture Compass“ / Initiativgruppe<br />
Modul 1<br />
Modul 8 Modul 2<br />
Modul 7<br />
Modul 3<br />
Modul 6<br />
Modul 4<br />
Modul 5<br />
Das Aufeinandertreffen verschiedener Ethnien am Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz ist in unserer Gesellschaft<br />
längst Alltagsrealität. Die Unkenntnis kultureller Unterschiede kann jedoch zu Kommunikations- und<br />
Orientierungsschwierigkeiten führen, die sich störend im Betrieb und in der Berufsschule bemerkbar machen<br />
können.<br />
Beim „Culture Compass“-Training ging Wissensvermittlung mit dem Trainieren von interkulturellen Fähigkeiten<br />
Hand in Hand. Neben Informationen wurden mit spielerischen Methoden die Jugendlichen in ihrer Ganzheit<br />
angesprochen, so wurde interkulturelles Lernen nicht nur kognitiv, sondern auch affektiv gefördert und somit<br />
nachhaltig verankert. Interkulturelles Lernen heißt lernen voneinander.<br />
Zielgruppen<br />
• überwiegend Auszubildende, die an<br />
ausbildungsbegleitenden Hilfen in der<br />
Initiativgruppe e.V. teilnahmen<br />
• Multiplikatoren der IG (PraktikantInnen,<br />
Zivildienstleitende u.ä.)<br />
Ziele<br />
• Solidaritäts- und Konfliktfähigkeit<br />
• Neugierde auf „das Fremde“ wecken<br />
• Sich in fremde Kulturen einfühlen können<br />
(Empathie)<br />
• Wahrnehmungsfähigkeit erhöhen und<br />
Sensibilität für Unterschiede und<br />
Gemeinsamkeiten in Kulturen wecken<br />
• Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen<br />
und letztere auch akzeptieren können<br />
(Akzeptanz)<br />
• Bereitschaft wecken, sich eigene Vorurteile<br />
einzugestehen, sich Konflikten zu stellen und<br />
konstruktiv mit ihnen umzugehen (Schwerpunkt:<br />
Arbeitswelt)<br />
• die Stärkung der eigenen kulturellen Identität<br />
und die Entwicklung von Toleranz und Respekt<br />
gegenüber anderen Kulturen.<br />
Durchführung und angewandte Methoden<br />
Es wurden im „Culture Compass“-Training<br />
verschiedene Themenschwerpunkte in Form von<br />
Modulen / Workshops angeboten. Dafür wurden<br />
v.a. Rollenspiele, interkulturelle Spiele,<br />
Seite 21
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Filmvorführungen und Diskussion, Fotoworkshops<br />
ausgesucht. Die TeilnehmerInnen konnten wählen,<br />
an welchem Thema und in welcher Weise sie<br />
mitwirken wollen. Die Durchführung war den<br />
Bedürfnissen der abH-Zielgruppe angepasst. Die<br />
Auszubildenden haben neben ihrer Ausbildung und<br />
privaten Interessen und Verpflichtungen wenig Zeit<br />
zur Verfügung. Deshalb wurde die Beteiligung der<br />
Jugendlichen so konzipiert, dass sie in einem den<br />
Jugendlichen angemessenen Zeitrahmen stand (z.B.<br />
zwei- bis dreistündige Module nach Feierabend,<br />
Wochenendseminare).<br />
Partner und Vernetzung<br />
• Jugendorganisation der Initiativgruppe e.V.<br />
„IG Jugend“<br />
• Lehrkräfte und SchülerInnen der Berufsschulen<br />
für Metallbau und Fertigungstechnik<br />
• Lehrkräfte und SchülerInnen der Berufsschule<br />
für Fahrzeugtechnik und Kfz-Technik<br />
• Lehrkräfte und SchülerInnen der Berufsschule<br />
für Elektroinstallationstechnik und<br />
Elektromechanik<br />
• SchülerInnen der Berufsschule für das Hotelund<br />
Gaststättengewerbe<br />
Lernerfahrungen, Innovationen, entwickelte<br />
Produkte<br />
• “Kulturelle Identität und interkulturelle<br />
Verständigung“ – Eine Befragung von<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen in<br />
Ausbildung, BerufsschullehrerInnen und<br />
Ausbildungsbetrieben (Broschüre erhältlich in<br />
der IG, Abteilung abH)<br />
• “Azubis am Arbeitsplatz“ Broschüre zur<br />
Fotoausstellung und CD mit Radiointerviews<br />
erhältlich in der IG<br />
• “Culture Compass“ - Module für Workshops<br />
mit Auszubildenden (auf Anfrage erhältlich in<br />
der IG, Abteilung abH)<br />
Kontakt<br />
Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) in der<br />
Initiativgruppe, Karin Kraus:<br />
abh@initiativgruppe.de<br />
Ergebnisse und Zielerreichung<br />
Insgesamt nahmen 180 Personen an den<br />
Aktivitäten des Projekts „Culture Compass“ teil<br />
(Befragungen und Workshops). Einige<br />
Auszubildende besuchten im Projektverlauf<br />
mehrere Workshops, da sie mit den Angeboten<br />
zufrieden waren. Sie hatten dabei Anregungen<br />
erhalten, wie sie bei Problemen im<br />
Ausbildungsalltag mit KollegenInnen und<br />
MeisterInnen besser agieren könnten. Insgesamt<br />
wirkte sich die Seminarteilnahme positiv auf ihr<br />
Verhalten aus.<br />
Seite 22
Teilprojekt „Radioprojekt“ / Initiativgruppe<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Zielgruppe<br />
Zielgruppe für das LIDIA-Radioprojekt sind Kinder<br />
und Jugendliche mit und ohne<br />
Migrationshintergrund, für die sich der Zugang zu<br />
medienpädagogischen Bildungsangeboten auf<br />
Grund ihrer gesellschaftlichen Benachteiligung<br />
erschwerend gestaltet. Vor allem in Deutschland ist<br />
der bestehende Zusammenhang von sozialer<br />
Herkunft und Bildungserfolg sehr ausgeprägt.<br />
Beispielhaft dafür wurde im 11. Kinder- und<br />
„Jugendbericht 2002“ angeführt, dass der<br />
Anspruch, Bildungserfolg unabhängig von Herkunft<br />
und Lebenslage zu ermöglichen, nicht eingelöst<br />
wurde. Für Jugendliche aus Zuwanderer-Familien ist<br />
die mangelnde Sprachkompetenz die<br />
entscheidende Hürde in ihrer Bildungskarriere. Fast<br />
50% der Jugendlichen aus solchen Familien<br />
kommen im Lesen über die unterste Kompetenzstufe<br />
nicht hinaus, obwohl sie in großer Mehrheit<br />
deutsche Schulen vollständig durchlaufen haben.<br />
Hinzu kommt, dass SchülerInnen in ihrer<br />
Jugendphase widersprüchlichen Zielen, Motiven und<br />
Anforderungen gerecht werden müssen. Einerseits<br />
wird von ihnen verlangt, mit dem erhöhten<br />
Leistungsdruck in Schule, Ausbildung und schließlich<br />
Erwerbsarbeit umzugehen. Andererseits haben sich<br />
die Möglichkeiten der Freiheitsnutzung im Prozess<br />
der Identitätsfindung mit Gleichaltrigen stark<br />
ausgeweitet.<br />
Etiketten wie Jugendliche/r, SchülerIn oder<br />
MigrantIn mit den erwarteten Verhaltensweisen<br />
wirken wie Stigmatisierungen, die individuelle<br />
Eigenschaften und Fähigkeiten überdecken.<br />
Dennoch bleibt - als Voraussetzung für unsere<br />
Bildungsarbeit – festzuhalten, dass soziale<br />
Benachteiligung ernst zu nehmen ist. Vor diesem<br />
Hintergrund ist unser Bildungsauftrag für das LIDIA-<br />
Radioprojekt der aktive, nicht nur analytischrezeptive<br />
Umgang mit den Neuen Medien.<br />
Ziele<br />
Vermittlung von Schlüsselqualifikationen:<br />
Folgende Schlüsselqualifikationen der Jugendlichen<br />
wurden durch die aktive Mitarbeit im LIDIA-<br />
Radioprojekt geschult:<br />
• kognitive Fähigkeit: durch die Recherchen zu<br />
aktuellen Themen schärfen Jugendliche ihren<br />
Blick auf Alltag und Tagesgeschehen, weil in<br />
der Medienarbeit immer eine möglichst<br />
objektive Sicht der Dinge angestrebt werden<br />
sollte. Als Medienschaffende die<br />
möglicherweise eigene Betroffenheit nicht<br />
einräumen zu müssen, hilft hierbei ebenso wie<br />
der Rollen- und Statuswechsel der<br />
Jugendlichen.<br />
• sprachliche Kompetenz: Jugendliche setzen sich<br />
im Verlauf des Projektes mit Sachthemen<br />
auseinander und entwickeln als<br />
MultiplikatorInnen die Fähigkeit, das<br />
Verstandene für Dritte aufzubereiten und zu<br />
vermitteln. Dazu gehört auch ein spezifischer<br />
Sprachgebrauch, der den besonderen<br />
Anforderungen der jeweiligen Medien und<br />
Zielgruppen entspricht.<br />
• aktive und analytisch-rezeptive<br />
Medienkompetenz: Die aktive<br />
Medienkompetenz beinhaltet das Wissen um<br />
die technischen Möglichkeiten und<br />
Bearbeitungsmittel, also z.B. allgemeine PC-<br />
Kenntnisse, Audio-Schnittprogramm, Bedienen<br />
eines Aufnahmegerätes, Interviewtechnik etc.<br />
Aktive Medienkompetenz beinhaltet aber auch<br />
den bewussten Einsatz verschiedener Elemente<br />
mit verschiedenen Zielsetzungen, so z.B. welche<br />
Beitragsformen gibt es und zu welchen<br />
Zwecken ist ihr Einsatz sinnvoll (z.B. Reportage,<br />
Glosse, Meinung, Interview) Wo und wie<br />
können Informationen beschafft werden und<br />
wie sind diese zu bewerten Wie und wodurch<br />
können beim Rezipienten welche Stimmungen<br />
ausgelöst werden Wie kann durch gezielten<br />
Medieneinsatz manipuliert werden Was<br />
bewirken Veröffentlichungen im Meinungsbild<br />
der Öffentlichkeit Wie schreibt man fürs<br />
Radio Die aktive Medienarbeit verändert<br />
zwangsläufig dann auch die analytischrezeptive<br />
Medienkompetenz. Jugendliche<br />
lernen die teilweise immense Arbeit schätzen,<br />
Seite 23
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
• die hinter jedem Medienauftritt steckt, sie<br />
stellen aber auch entscheidende Fragen beim<br />
Medienkonsum, so z.B.: Welche und wessen<br />
Interessen werden verfolgt und bedient Soll<br />
der/die RezipientIn manipuliert werden<br />
Warum wurde welche Darstellungsform<br />
gewählt<br />
• Fähigkeit zu gezieltem und selbständigem<br />
Arbeiten<br />
• Motivation und Fähigkeit zur Gruppen- und<br />
Teamarbeit<br />
• kreative Kompetenz: die Entdeckung der<br />
Möglichkeiten, der spielerische Einsatz, der<br />
Raum für neue Ideen, die Erweiterung des<br />
Horizonts.<br />
• interkulturelle Kompetenz: zwangsläufig schult<br />
Medienarbeit die Fähigkeit Sachverhalte von<br />
mindestens zwei Seiten aus zu beurteilen. Das<br />
ist eine wichtige Voraussetzung für den<br />
•<br />
•<br />
• Schlüssel aller interkulturellen Kompetenz: die<br />
Empathie, die Fähigkeit, sich in andere, deren<br />
Situationen und Gefühlswelten hineindenken<br />
und –fühlen zu können: der Instinkt, dass ein<br />
Konflikt möglicherweise ein interkultureller ist<br />
und auf der Gefühlsebene nicht gelöst, weil<br />
nicht erklärt werden kann; das Grundwissen<br />
über kulturell geprägte Verhaltensmuster.<br />
Die vermittelten Schlüsselqualifikationen werden<br />
den Jugendlichen auf Wunsch mittels<br />
Teilnahmebestätigung bescheinigt, nicht in einem<br />
Top-Down-Prozess ähnlich wie im Zeugnis, sondern<br />
in gemeinsamer Erarbeitung seitens<br />
prozessbeteiligter PädagogInnen und Jugendlichen.<br />
Mit der qualifizierten Teilnahmebestätigung in<br />
Ergänzung zu den herkömmlichen Schul- und<br />
Arbeitszeugnissen erhöhen die Jugendlichen ihre<br />
Chancen auf dem Berufs- und Ausbildungsmarkt.<br />
Durchführung und angewandte Methoden<br />
Inhalt<br />
Vorstellung des Senders und der Sendung<br />
Themenfestlegung und -einschränkung<br />
Einführung in die Interviewtechnik<br />
Recherche<br />
Straßenumfragen<br />
Interviews<br />
Schnitt des Rohmaterials<br />
Einführung in die wichtigsten Beitragsformen<br />
Erstellung eines Sendekonzeptes<br />
Gestaltung einzelner Beiträge in die gewünschte<br />
Form<br />
Musikauswahl<br />
Einführung in die Moderationstechnik<br />
Erstellen der Moderation<br />
Live-Sendung + Vorbereitung Ort<br />
Nachbereitung<br />
Methode<br />
Vortrag und Diskussion<br />
Diskussion<br />
Übung mit Aufnahmegerät, inhaltliche Einführung<br />
Praktische Arbeit in Kleingruppen<br />
Înhaltliche Tipps zur Durchführung, Arbeit in<br />
Kleingruppen<br />
Fahrt zu den jeweiligen InterviewpartnerInnen,<br />
Durchführung mit Assistenz in Kleingruppen<br />
Einführung in die Schnitt-Technik am PC, Schnitt und<br />
Tonbearbeitung (Kleingruppen!)<br />
Vorstellung der Charakteristika von „Gebautem<br />
Beitrag“, Reportage, Feature u.ä.<br />
moderierte Festlegung der Reihenfolge der Beiträge<br />
und der Beitragsformen (gesamte Gruppe)<br />
Schnitt, Mischung und Bearbeitung am PC, Einsatz<br />
von Atmos, Musik etc. (Kleingruppe)<br />
Auswahl von inhaltlich passender bzw.<br />
senderkompatibler Musik, kurzer Einblick in das<br />
Abrechnungswesen bei der Nutzung von Musik<br />
(GEMA)<br />
Einführung ins Schreiben und Sprechen fürs Radio<br />
Texte schreiben, Betonungen markieren,<br />
Sprechübungen<br />
Einführung in die Studiotechnik vor Ort, Sendung<br />
Anhören und Auswerten der Sendung<br />
Seite 24
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Partner und Vernetzung<br />
Zu Beginn des Projektes war „Arbeit und Leben<br />
Süd“ wichtigster Kooperationspartner, weil sie uns<br />
mit Geräten und Know-How unterstützen konnten.<br />
Leider ist dann im Frühjahr 2003 „Arbeit und<br />
Leben“ aufgelöst worden. Dankenswerterweise<br />
wurden uns jedoch noch einige Geräte für die<br />
weitere Arbeit überlassen. Gleichzeitig fiel mit<br />
Arbeit und Leben Süd unsere Sendeplattform „Die<br />
Kanalratten“ zunächst weg, denn Voraussetzung für<br />
die institutionelle Mitarbeit beim Münchner Aus- und<br />
Fortbildungskanal M 94.5 ist die Mitgliedschaft im<br />
AFK-Anbieterverein. Eine Münchner Einrichtung für<br />
bildungsbenachteiligte Jugendliche, das ETC<br />
(European Trainings Center), ist dann in Absprache<br />
mit der IG stellvertretend dem Anbieterverein<br />
beigetreten, und hat uns fortan den Sendeplatz für<br />
das LIDIA-Radioprojekt überlassen.<br />
CD gebrannt werden. Wir werden bis zum<br />
Projektende noch eine CD mit den besten<br />
Sendebeiträgen aus dem Projekt brennen lassen.<br />
Außerdem haben wir einen Beitrag zur Jugend-<br />
Multikultur in München geleistet, indem wir<br />
MusikerInnen mit Migrationshintergrund, die in<br />
München leben, gebeten haben, für einen CD-<br />
Sampler ohne Gage eigene Musik einzuspielen.<br />
Auch diese CD wird bis zum Projektende<br />
fertiggestellt und anschließend im Radio vorgestellt<br />
werden.<br />
An den Radiosendungen aktiv mitgewirkt haben im<br />
Verlauf des Projektes ca. 90 Jugendliche. Wie<br />
viele HörerInnen es gab, ist schwer einzuschätzen.<br />
Der Sender M 94.5 hat durchschnittlich etwa<br />
10.000 HörerInnen am Tag. Auch die<br />
Auswirkungen, die das Projekt auf den<br />
Arbeitsmarkt hat, sind uns unbekannt.<br />
Kontakt<br />
Jugendarbeit in der Initiativgruppe, Michael<br />
Kröger: m.kroeger@initiativgruppe.de<br />
Ergebnisse und Zielerreichung<br />
Innerhalb des Projektes sind zahlreiche Sendungen<br />
und Sendebeiträge über den Äther gegangen, die<br />
entweder komplett von den Jugendlichen unter<br />
medienpädagogischer Hilfestellung erarbeitet<br />
wurden oder in denen Jugendliche die Chance<br />
hatten und nutzten, ihre Anliegen öffentlich<br />
darzustellen. Themen waren und sind z.B. das<br />
Fasten im Christentum und Islam, das<br />
Kopftuchverbot, das Leben als Lesbe in München,<br />
binationale Beziehungen, Jugendkultur im<br />
interkulturellen Kontext oder die Abschiebepolitik in<br />
Deutschland. Die Sendungen sind allesamt<br />
mitgeschnitten worden und können auf Wunsch auf<br />
Seite 25
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Teilprojekt Pädagogisches Institut München<br />
Entwicklung und Einsatz von Lernpaketen zum Thema „Diskriminierung“ am Beispiel<br />
verschiedener gesellschaftlicher Randgruppen.<br />
Ziele und Zielgruppen<br />
In enger Zusammenarbeit mit dem Bereich<br />
Projekttage (vgl. S. 14 ) wurden verschiedene<br />
Projekte an Münchner Schulen (v.a. Berufsschulen)<br />
durchgeführt. Im Zentrum stand dabei die<br />
Entwicklung und Erprobung von Methoden, welche<br />
über den Projektzeitraum hinaus Eingang in die<br />
tägliche Arbeit der angesprochenen Lehrkräfte an<br />
Münchner Schulen finden sollten. Sowohl die<br />
Entwicklung der verschiedenen Produkte<br />
(Projekttage und Lernpakete) als auch die<br />
Vernetzung mit Schulen und Fachöffentlichkeit<br />
erfolgte Hand in Hand. Im Laufe des<br />
Projektzeitraums entwickelten sich verschiedene<br />
Schulen zu Zentren unserer Arbeit.<br />
Das Pädagogische Institut (PI) konzentrierte sich auf<br />
den Lernort Schule und hierbei auf Entwicklung und<br />
Einsatz von Lernpaketen für den Regelunterricht.<br />
Ziel der Lernpakete ist es, positive Impulse im<br />
Umgang mit "Anderen", oft diskriminierten<br />
Menschen, zu setzen und Einstellungsveränderungen<br />
bei den SchülerInnen zu ermöglichen. Bisher wurden<br />
exemplarisch die Problemlagen dreier<br />
Randgruppen dieser Gesellschaft thematisiert:<br />
Menschen mit Behinderung, homosexuelle Menschen<br />
und Obdachlose. Die Übertragung der Methode<br />
auf die Probleme ethnischer Minderheiten ist<br />
angedacht und soll in den nächsten Jahren<br />
erfolgen.<br />
Durchführung und angewandte Methoden<br />
Die Lernpakete wurden vor allem im<br />
Deutschunterricht aber auch im Religions- und<br />
Ethikunterricht als neue, problem- und<br />
handlungsorientierte Unterrichtskonzepte von den<br />
Lehrkräften verwendet.<br />
Die Verwendung der Lernpakete erstreckt sich über<br />
6 Unterrichtsstunden und verfolgt dabei eine<br />
Spannungskurve: Vom Satzpuzzle als<br />
Einstiegsstunde, in dem Aussagen und<br />
Beschreibungen von Betroffenen über ihren<br />
Lebensalltag behandelt werden, über das<br />
Personenpuzzle, in dem verschiedene Biografien mit<br />
der ganzen Bandbreite von Lebenssituationen<br />
dargestellt werden, bis hin zum direkten Kontakt<br />
mit behinderten, homosexuellen oder obdachlosen<br />
Menschen im Rahmen eines Unterrichtsbesuches.<br />
Diese Stunden stellen das „Standardprodukt“ dar,<br />
das nach einer kurzen Unterweisung durch den<br />
Mitarbeiter des PI von jeder interessierten Lehrkraft<br />
ohne großen zusätzlichen Arbeitsaufwand in den<br />
regulären Unterrichtstunden, auch mit<br />
Lehrplanbezug und der Möglichkeit Noten zu<br />
machen, eingesetzt werden kann. Vertiefend<br />
werden vom PI auch Stadterkundungen und<br />
Literatur im Klassensatz angeboten. Bei den<br />
Stadterkundungen handelt es sich um ganze<br />
Unterrichtstage, an denen die SchülerInnen mit<br />
ExpertInnen und Betroffenen außerhalb der Schule<br />
in Kontakt kommen. Zwei Beispiele: Zum Thema<br />
Homosexualität beginnt der Tag im Lesbenzentrum<br />
und endet im Schwulenzentrum. Dazwischen<br />
interviewen die SchülerInnen in Kleingruppen z.B.<br />
PolitikerInnen im Rathaus, MitarbeiterInnen der<br />
AIDS-Hilfe oder eine/n PfarrerIn. Zum Thema<br />
Menschen mit Behinderung erkunden die<br />
SchülerInnen in Rollstühlen und mit Blindenstöcken<br />
ihre Stadt. Sie versetzen sich in die Lage der<br />
Betroffenen und lernen so auch geeignete<br />
Hilfestellung.<br />
Partner und Vernetzung<br />
Sowohl bei der Entwicklung der Lernpakete, als<br />
auch bei der Vermittlung von Betroffenen für<br />
Unterrichtsbesuche, arbeitet das PI eng mit<br />
Einzelpersonen und Organisationen der jeweiligen<br />
Seite 26
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Fachdienste und Betroffenenorganisationen<br />
zusammen. Bei der Bewerbung wurde der enge<br />
Kontakt mit den zentralen Fachbetreuern vor Ort<br />
an den Schulen gesucht und natürlich mit den<br />
Fachabteilungen im Schulreferat.<br />
Das Lernpaket „Leben mit behinderten Menschen“<br />
wurde dem ISB, einer Genehmigungsbehörde für<br />
Lernmaterial des Bayerischen Staatsministeriums für<br />
Unterricht und Kultus, mit sehr positiver Resonanz<br />
vorgelegt.<br />
Im Projektzeitraum wurden vom Mitarbeiter des PI<br />
im Rahmen eines Lehrauftrages am Lehrstuhl für<br />
Soziologie an der TU München zwei Seminare für<br />
angehende BerufsschullehrerInnen gehalten, in<br />
welchen Lernpakete entwickelt und analysiert<br />
wurden. Dieser sehr praxisbezogene Ansatz in der<br />
LehrerInnenausbildung wurde von den StudentInnen<br />
zum Teil begeistert aufgenommen.<br />
Im Europäischen Jahr der Menschen mit<br />
Behinderung 2003 konnte durch die<br />
Zusammenarbeit mit der ISL e.V., einem bundesweit<br />
tätigen Verband für Menschen mit Behinderung,<br />
finanziert durch EU-Gelder, eine große Auflage<br />
(600 St.) des Lernpaketes „Leben mit behinderten<br />
Menschen“ hergestellt werden und an 360 Schulen<br />
im Rahmen von dezentralen Fortbildungen in ganz<br />
<strong>Bayern</strong> abgegeben werden. Im Zuge dieser Aktion<br />
erhielt die Stadt München für jede Schule ein<br />
kostenloses Lernpaket. Zum Thema Homosexualität<br />
ist eine Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für<br />
politische Bildung für ein ähnliches Projekt geplant.<br />
Ergebnisse und Zielerreichung<br />
Die Lernpakete werden mit Erfolg und positiver<br />
Resonanz an verschiedenen Schulen eingesetzt.<br />
Nachdem sich die Bewerbung der Lehrkräfte zu<br />
Beginn des Projekts auf die beruflichen Schulen<br />
konzentriert hatte, wurden gegen Ende auch die<br />
Realschulen mit ihrem realitätsnahen und in den<br />
Abschlussklassen berufsorientierten Ansatz<br />
miteinbezogen. Zunehmend übernehmen einzelne<br />
Lehrkräfte die Lernpakete in ihre Unterrichtsroutine.<br />
Durch die Kooperation mit LIDIA konnte der<br />
Umfang der Implementierung der Lernpakete an<br />
den Berufs- und Realschulen enorm erweitert und<br />
sogar auf ganz <strong>Bayern</strong> ausgedehnt werden. Es<br />
existiert ein Verteiler von ca. 50 Lehrkräften an 20<br />
Schulen in München, die im Projektzeitraum mit den<br />
Lernpaketen gearbeitet haben und es zu einem<br />
großen Teil regelmäßig in Zukunft tun werden.<br />
Die Lernpakete wurden auf den<br />
Direktorenkonferenzen der beruflichen und der<br />
Realschulen in München mit positiver Resonanz<br />
vorgestellt. Auch in einem eigens von LIDIA<br />
organisierten Seminar im Rahmen der<br />
BerufsschullehrerInnenausbildung wurden sowohl<br />
die Lernpakete als auch die Projekttage<br />
vorgestellt.<br />
Wie weiter<br />
Über die Zusammenarbeit mit überregional tätigen<br />
Organisationen wie der Bundeszentrale für<br />
politische Bildung sollen in Zukunft die nötigen<br />
Zuschüsse und eine ausreichend große Anzahl an<br />
interessierten Lehrkräften geworben werden.<br />
Kontakt<br />
Schulreferat der Landeshauptstadt München,<br />
Pädagogisches Institut, Peter Ruch:<br />
peter.ruch@muenchen.de<br />
Seite 27
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Begleitende Innovationsentwicklung des<br />
Projektverbundes „LIDIA“<br />
Das Projekt LIDIA stand vor mehreren Herausforderungen, die Innovationsentwicklungen in konzeptionellen<br />
Ansätzen und Organisationsstruktur verlangten: Dabei ging es um die Übertragung von Bildungsansätzen und<br />
Projektmodellen aus der politischen Bildung in die Maßnahmestruktur der beruflichen Bildung, die<br />
Implementierung der Arbeit in die Projektlandschaft der Arbeitsförderung, die Entwicklung der Kooperation mit<br />
der Wirtschaft und die trägerübergreifende Kooperation im Verbund von mehreren Projektträgern.<br />
Elemente der Beratung<br />
BBJ Consult übernahm die Begleitung, Zuspitzung<br />
und Reflexion der Innovationsentwicklung.<br />
Ansatzpunkte waren dabei:<br />
- Ein inhaltlicher Input bezogen auf<br />
Förderformen, Trägerstrukturen,<br />
konzeptionellen Ansätzen u.a. der<br />
deutschen Arbeitsmarktpolitik,<br />
- Dokumentation der Projektpraxis und<br />
Begleitung bei der Neuerarbeitung der<br />
Konzeptionen der Teilprojekte,<br />
- Beratung bei Außendarstellung und<br />
„Politik“ des Trägerverbundes im<br />
regionalen Kontext,<br />
- Coaching auf Leitungsebene und<br />
- Unterstützung der Selbstevaluation in<br />
Kooperation mit der Wissenschaftlichen<br />
Begleitung.<br />
Kontakt<br />
BBJ Consult AG, NDL München<br />
Wolfgang Hillenbrand<br />
hillenbrand@bbj.de<br />
Seite 28
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Auszug aus dem Bericht der Projektevaluation<br />
Die Evaluation der von LIDIA <strong>Bayern</strong> im Rahmen der XENOS-Förderung angebotenen Projekte konzentrierte sich<br />
auf drei Bereiche:<br />
• das Ausbildungsprogramm zur/zum Interkulturellen und Antirassistischen TrainerIn<br />
• die Fort- und Weiterbildung von ProjektmitarbeiterInnen im Bereich Selbstevaluation und die<br />
Implementierung von Selbstevaluationsmaßnahmen in der laufenden Projektpraxis<br />
• sowie der von A<strong>KB</strong>V Ingolstadt im Jugendbereich durchgeführten Maßnahmen<br />
Inhalt der Evaluation ist die prozessbegleitende Beratung und Qualifizierung der MitarbeiterInnen von LIDIA<br />
<strong>Bayern</strong>, die Reflexion und Evaluation von Maßnahmekonzepten sowie die explorative Erfassung von<br />
Maßnahmewirkungen unter dem Gesichtspunkt ihrer Nachhaltigkeit und alltags- bzw. berufspraktischen<br />
Bedeutung für die TeilnehmerInnen. Aus der Dokumentation und der Diskussion von Folgen und Wirkungen sollen<br />
– im Sinne eines formativen Ansatzes – praxisrelevante Rückschlüsse für die Weiterentwicklung des Angebotes<br />
von LIDIA <strong>Bayern</strong> gewonnen werden. Den Schwerpunkt bildet hierbei das Ausbildungsangebot "Interkulturelle<br />
und Antirassistische TrainerIn" für Fachkräfte aus Sozialer Arbeit, beruflicher Ausbildung und Betrieb. Hierzu<br />
lassen sich folgende zentrale Befunde aus der im Abschluss befindlichen Evaluation vorläufig zusammenfassen:<br />
Das von LIDIA <strong>Bayern</strong> konzipierte und<br />
durchgeführte Ausbildungsprogramm ist in<br />
besonderem Maße dazu geeignet, methodisch<br />
fundiert und nachhaltig die Qualifikation zur<br />
"Interkulturellen und Antirassistischen TrainerIn" zu<br />
vermitteln.<br />
Die Gründe hierfür liegen in der gelungenen<br />
Kombination der<br />
• fachlich-theoretisches wie methodischdidaktisches<br />
Wissen verbindenden inhaltlichen<br />
Ausrichtung,<br />
• der klar gegliederten, sinnvoll aufeinander<br />
aufbauenden modularen Struktur,<br />
• der konsequenten Praxisorientierung und<br />
• der im Verhältnis zu den vermittelten Inhalten<br />
vergleichsweise geringen Ausbildungsdauer.<br />
In konzeptioneller Hinsicht zielt das<br />
Ausbildungsangebot auf die Integration der sonst<br />
meist getrennt behandelten Inhalte<br />
"Interkulturalität" und "Antirassismus". Diese beiden<br />
Themenfelder zueinander in Beziehung zu setzen, ist<br />
ein sinnvoller und zielführender Ansatz. So werden<br />
die im alltäglichen Umgang von Menschen mit<br />
unterschiedlichen Erfahrungshintergründen und<br />
kulturellen Prägungen auftretenden<br />
Verständigungs- und Verständnisprobleme nicht<br />
lediglich als Fragen mehr oder weniger 'guter'<br />
kommunikativer Praxen und individueller situativer<br />
Verstehensleistungen behandelt. Vielmehr werden<br />
diese Probleme des alltäglichen Umgangs auf jene<br />
strukturellen Prozesse bezogen, welche einerseits<br />
auf verschiedenen Handlungsfeldern eine<br />
unterschiedliche Positionierung kulturell differenter<br />
Menschen hervorbringen, andererseits dadurch erst<br />
jenen konflikt- bzw. problembezogenen<br />
Verständigungsbedarf erzeugen, der den Anlass<br />
der integrativen Bemühungen um 'interkulturelle<br />
Verständigung' bildet. Des weiteren ist die<br />
Einbeziehung inhaltlicher Bausteine zu Fragen der<br />
Organisationsentwicklung auch mit Blick auf<br />
mögliche spätere Praxisfelder und eine<br />
selbständige Berufsausübung der zukünftigen<br />
TrainerInnen positiv zu sehen.<br />
Positiv zu bewerten ist auch die praxisbezogene<br />
Ausrichtung des Ausbildungsangebots. Das betrifft<br />
zunächst die didaktische Durchführung des<br />
Ausbildungsganges selbst. Hier erweist es sich als<br />
vorteilhaft, dass für einzelne inhaltliche Module<br />
verschiedene externe ReferentInnen gewonnen<br />
werden konnten, die den TeilnehmerInnen neben<br />
den jeweiligen Inhalten zugleich unterschiedliche<br />
praxisbezogene Vorgehensweisen modellhaft<br />
präsentieren. Dieser Vorteil stellt sich jedoch erst<br />
dadurch ein, dass die kontinuierliche Ko-Moderation<br />
durch LIDIA nicht nur die inhaltliche Vernetzung<br />
einzelner Ausbildungsbestandteile erleichtert und<br />
verstärkt, sondern auch die Möglichkeit einer<br />
Seite 29
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
durchgängigen Methodenreflexion gewährleistet.<br />
Insbesondere trägt die Einbeziehung von externen<br />
Praxisprojekten, die von den TeilnehmerInnen selbst<br />
zu konzipieren und durchzuführen sind, dazu bei,<br />
dass innerhalb des Ausbildungsganges theoretisches<br />
und methodisches Wissen sowie die für die spätere<br />
Trainingspraxis erforderlichen planenden und<br />
didaktischen Kompetenzen durch Erfahrungslernen<br />
aufeinander bezogen werden. Diese Kompetenzen<br />
werden durch das Angebot angeleiteter<br />
Praxisreflexionen systematisch weiter entwickelt.<br />
Die Bereitstellung umfangreicher<br />
ausbildungsbegleitender Unterlagen und<br />
Dokumentationen zu den einzelnen inhaltlichen<br />
Modulen runden das Bild ab.<br />
Aufgrund der Mischung von kognitiver<br />
Wissensvermittlung und interaktiven Übungen<br />
innerhalb der einzelnen Ausbildungsmodule,<br />
ergänzt durch integrierte eigenständige<br />
Praxiserfahrungen und angeleitete Praxisreflexion<br />
liegen die Stärken des Ausbildungsangebots -<br />
neben der sinnvollen thematisch-inhaltlichen<br />
Ausrichtung - vor allem auch in seiner didaktischen,<br />
am Anspruch der TrainerInnenausbildung<br />
orientierten, Durchführung. Dafür spricht nicht zuletzt<br />
auch die hohe TeilnehmerInnenzufriedenheit.<br />
Kontakt<br />
Institut für Soziologie der LMU München,<br />
Dr. Andreas Hirseland:<br />
andreas.hirseland@soziologie.uni-muenchen.de<br />
Seite 30
LIDIA <strong>Bayern</strong> - Projektdokumentation<br />
Adressen von LIDIA, VIA e.V. und den Projektpartnern<br />
LIDIA <strong>Bayern</strong><br />
VIA <strong>Bayern</strong> e.V.<br />
Landwehrstraße 35<br />
80336 München<br />
Jakob Ruster<br />
Tel. 089 – 4190 2728<br />
Fax 089 – 4190 2727<br />
jakob.ruster@via-bayern.de<br />
www.lidia-bayern.de<br />
www.via-bayern.de<br />
A<strong>KB</strong>V Arbeiterkultur und Bildungsverein<br />
Münzbergstraße 6<br />
85049 Ingolstadt<br />
Herbert Seebauer<br />
Tel. 0841 – 93 11 213<br />
Fax 0841 – 93 11 225<br />
ikubez@t-online.de<br />
www.akbv.de<br />
Initativgruppe interkulturelle Begegnung<br />
und Bildung e.V.<br />
Herrmann-Lingg-Straße 12 Rgb.<br />
80336 München<br />
www.initiativgruppe.de<br />
Ausbildungsbegleitende Hilfen<br />
Karin Kraus<br />
Tel. 089 – 514 103 -16<br />
abh@initiativgruppe.de<br />
INKOMM – Projektzentrum Interkulturelle<br />
Kommunikation, Beratungsdienste der<br />
AWO München gGmbH<br />
Rupprechtstraße 25-27<br />
80636 München<br />
Tel. 089 - 12 16 4306<br />
Fax 089 - 1216 4307<br />
inkomm.xenos@awo-muenchen.de<br />
www.awomuenchen/beratungsdienste/inkomm.de<br />
www.jumpintojobs.de<br />
Schulreferat der Landeshauptstadt<br />
München, Pädagogisches Institut<br />
Herrnstraße 19<br />
80539 München<br />
Peter Ruch<br />
Tel. 089 - 233-28279<br />
Fax. 089 - 233-21941<br />
peter.ruch@muenchen.de<br />
www.pi.musin.de<br />
BBJ Consult Ag, NDL München<br />
Landwehrstraße 37<br />
80336 München<br />
Wolfgang Hillenbrand<br />
Tel. 089 - 59 15 22<br />
Fax 089 – 550 15 65<br />
hillenbrand@bbj.de<br />
www.bbj.de<br />
Jugendarbeit<br />
Michael Kröger<br />
Tel. 089 – 514 103 -19<br />
m.kroeger@initiativgruppe.de<br />
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Träger von LIDIA ist der VIA <strong>Bayern</strong> e.V. LIDIA wird u.a. gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />
im Rahmen des Programmes Xenos aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, durch die Landeshauptstadt München und<br />
das Bundesministerium des Inneren aus Mitteln zur Förderung von MigrantInnen.