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Konfidenzintervalle - Institut für Medizinische Statistik, Informatik und ...

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Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Medizinische</strong>n <strong>Statistik</strong><br />

Walter Lehmacher<br />

<strong>Institut</strong> für <strong>Medizinische</strong> <strong>Statistik</strong>, <strong>Informatik</strong> <strong>und</strong> Epidemiologie der Universität zu Köln<br />

1. Einleitung<br />

2. Deskriptive <strong>Statistik</strong><br />

3. Wahrscheinlichkeitsrechnung, Verteilungen<br />

4. Diagnostische Tests<br />

5. <strong>Konfidenzintervalle</strong><br />

6. Signifikanztests<br />

7. Nichtparametrische Tests<br />

8. Kontingenztafeln<br />

9. Überlebenszeitanalysen<br />

10. Korrelation, Regression<br />

11. Epidemiologie<br />

12. Versuchsplanung<br />

13. Klinische Studien<br />

14. Varianzanalysen, Verlaufskurven, Crossover, Verschiedenes<br />

2014


Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Medizinische</strong>n <strong>Statistik</strong><br />

Montag<br />

Deskriptive <strong>Statistik</strong><br />

Wahrscheinlichkeitsrechnung, Verteilungen, Diagnostische Tests<br />

Dienstag<br />

<strong>Konfidenzintervalle</strong><br />

Signifikanztests<br />

Mittwoch<br />

Nichtparametrische Tests<br />

Kontingenztafeln, Überlebenszeitanalysen<br />

Donnerstag<br />

Korrelation, Regression<br />

Epidemiologie<br />

Freitag<br />

Versuchsplanung, klinische Studien<br />

Varianzanalysen, Verlaufskurven, Crossover<br />

2


Schließende (inferentielle, konfirmatorische)<br />

<strong>Statistik</strong><br />

Aufgabe der inferentiellen <strong>Statistik</strong>:<br />

„Schluss von der Stichprobe auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit“<br />

D.h. Gewinnung von Aussagen, die allgemeingültig für die<br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheit sind<br />

Problem: Jede Stichprobe fällt anders aus. Wie weit ist die Stichprobe<br />

(zufällig) von der Realität entfernt<br />

3


Ziele der inferentiellen <strong>Statistik</strong><br />

• Schätzung <strong>und</strong> Eingrenzung, wo ein wahrer Wert (z.B. der<br />

Erwartungswert μ) zu vermuten ist<br />

Punktschätzer <strong>und</strong> <strong>Konfidenzintervalle</strong><br />

• Entscheidung, ob Phänomene (z.B. Unterschiede,<br />

Korrelationen) rein zufällig oder systematisch (überzufällig,<br />

„signifikant“) sind<br />

Statistische Signifikanz-Tests<br />

• Methodik: Wahrscheinlichkeitsrechnung <strong>und</strong> mathematische <strong>Statistik</strong><br />

4


Beziehung zwischen Gr<strong>und</strong>gesamtheit <strong>und</strong> Stichprobe<br />

Stichprobe<br />

Stichprobe x 1 ,x 2 ,...,x N<br />

Relative Häufigkeit f = h/N<br />

Empir. Verteilungsfunktion,<br />

Summenhäufigkeitsf. F(x)<br />

Histogramm<br />

Mittelwert<br />

Varianz s 2<br />

x<br />

Korrelationskoeffizient r<br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

Zufallsvariable X<br />

Wahrscheinlichkeit π<br />

Theor. Verteilungsfunktion F(x)<br />

Dichte<br />

Erwartungswert μ<br />

Varianz σ 2<br />

Korrelationskoeffizient ρ<br />

empirisch geschätzte Werte<br />

wahre Parameter<br />

Schätzung<br />

Wahrheit<br />

5


Punktschätzer, Schätzwert<br />

Unbekannter („wahrer“) Parameter der Gr<strong>und</strong>gesamtheit wird durch<br />

einen aus der Stichprobe berechneten Wert (Punktschätzer,<br />

Schätzwert) geschätzt.<br />

6


Standard error of the mean (sem), Standardfehler<br />

ist die Standardabweichung des Mittelwertes:<br />

s(X) = sem<br />

<br />

<br />

n<br />

<br />

s<br />

n<br />

gibt die Genauigkeit des Mittelwerts X als Schätzwert für den<br />

Populationsmittelwert (Erwartungswert) µ an.<br />

Für N → ∞ gilt:<br />

s → σ<br />

sem = s/√n → 0<br />

7


Kastelein et al, N Engl J Med 2008; 358:1431-43<br />

8


Verteilung von<br />

X<br />

<strong>und</strong> Verteilung von X<br />

Verteilung von X<br />

m<br />

9


Verteilung von<br />

X<br />

<strong>und</strong> Verteilung von X<br />

Verteilung von X<br />

n = 4<br />

Verteilung von X<br />

m<br />

10


Verteilung von<br />

X<br />

<strong>und</strong> Verteilung von X<br />

Verteilung von X<br />

n = 9<br />

Verteilung von X<br />

n = 4<br />

Verteilung von X<br />

m<br />

11


Der zentrale Grenzwertsatz<br />

X ~ N(μ;σ 2 ) X ist normal-verteilt mit Erwartungswert μ <strong>und</strong> Varianz σ 2<br />

Z = (X - μ)/σ ~ N(0;1) Z-Transformation;<br />

Z ist normal-verteilt mit Erwartungswert 0 <strong>und</strong> Varianz 1<br />

“Standard-Normalverteilung”<br />

Z = (X - μ)/σ ~ N(0;1/N) oder Z = (X - μ)/(σ/√N) = √N (X - μ)/σ ~ N(0;1)<br />

Zentraler Grenzwertsatz:<br />

Z = √N (X - μ)/s = (X - μ)/sem ~> N(0;1)<br />

für wachsendes N<br />

gilt auch für nicht-normal-verteilte X<br />

12


Grobes 95%-Konfidenzintervall für den Mittelwert μ<br />

Ein grobes 95%-KI für den unbekannten Mittelwert μ bei einem<br />

normalverteilten Merkmal mit unbekannter Varianz σ 2 ist gegeben durch<br />

X + 2 sem<br />

d. h., der tatsächliche (aber unbekannte) Mittelwert μ der Population<br />

wird mit einer Sicherheits-(Konfidenz-)wahrscheinlichkeit von ca. 95%<br />

von diesem KI überdeckt.<br />

13


Beispiel: sem<br />

Finkelstein JS, Lee H, Burnett-Bowie S-AM, et al, 2013: Gonadal Steroids and Body Composition,<br />

Strength, and Sexual Function in Men. N Engl J Med 369, 1011-22<br />

14


Grobes 95%-Konfidenzintervall<br />

für den Erwartungswert μ eines normalverteilten Merkmals:<br />

<br />

<br />

x<br />

<br />

2<br />

; x 2<br />

≈<br />

x<br />

2s .e.m.; x 2<br />

n n <br />

s .e.m. <br />

enthält mit ca. 95%iger Sicherheit den Erwartungswert m<br />

des untersuchten Merkmals<br />

Nicht zu verwechseln mit 2-Regel:<br />

<br />

x<br />

2 ; x 2<br />

<br />

enthält ca. 95% der Werte des untersuchten Merkmals<br />

15


„sigma-Regeln“<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

Standardabweichungen<br />

-3 -2 -1 +1 +2 +3<br />

x<br />

68.3<br />

95.4<br />

99.7<br />

% der gesamten<br />

Verteilung<br />

16


Standard-Normalverteilung<br />

95%<br />

2,5% 2,5%<br />

-1,96 0 1,96<br />

17


Wichtige Quantile z q der Standard-Normalverteilung<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit α , Sicherheitswahrscheinlichkeit 1 - α<br />

α 1 - α 1 - α/2<br />

(1 - α/2)-Quantil<br />

z (1-α/2)<br />

0,2 0,8 0,9 1,282<br />

0,1 0,9 0,95 1,645<br />

0,05 0,95 0,975 1,960<br />

0,02 0,98 0,99 2,326<br />

0,01 0,99 0,995 2,576<br />

90%-KI: z 1-α/2 = 1,645<br />

95%-KI: z 1-α/2 = 1,960<br />

99%-KI: z 1-α/2 = 2,576<br />

(Oft auch u q oder x q statt z q )<br />

18


Verteilungsfunktion von N(0;1)<br />

19


Approximatives Konfidenzintervall für Erwartungswert μ<br />

basierend auf Normal-Approximation<br />

Approximatives (1 – α)-KI:<br />

X + z (1 – α/2) sem<br />

z (1 –α/2) ist das (1 – α/2)-Quantil bzw. (1 – α/2)-Quantil der Standard-<br />

Normalverteilung N(0;1)<br />

z. B.:<br />

90%-KI: z 1- α/2 = 1,645<br />

95%-KI: z 1- α/2 = 1,960<br />

99%-KI: z 1- α/2 = 2,576<br />

20


Konfidenzintervall für den Mittelwert μ einer<br />

Normalverteilung mit unbekanntem 2<br />

Das (1-a) . 100%-KI für den unbekannten Mittelwert μ bei<br />

einem normalverteilten Merkmal mit unbekannter Varianz<br />

2 ist gegeben durch<br />

<br />

<br />

x<br />

t<br />

n<br />

s<br />

1 ( 1a<br />

/ 2 ) ; x t<br />

n1<br />

( 1a<br />

/ 2<br />

n<br />

) <br />

s<br />

n<br />

<br />

<br />

,<br />

wobei t n-1 (1-a/2) das (1-a/2) . 100%-Quantil der t-Verteilung mit<br />

n - 1 Freiheitsgraden bezeichnet.<br />

21


Dichte der Student t-Verteilung<br />

Standardnormalverteilung:<br />

t-Vtl. mit df<br />

t-Vtl. mit 12 df<br />

t-Vtl. mit 6 df<br />

t-Vtl. mit 3 df<br />

-3 -2 -1 0 1 2 3<br />

22


(1 - α/2)-Quantil t df<br />

(1 - α/2) der t-Verteilung<br />

(α/2) . 100%<br />

(1 - α) . 100%<br />

(α/2) . 100%<br />

- t df<br />

(1- α/2)<br />

0<br />

t df<br />

(1- α/2)<br />

23


Quantile der t-Verteilung t df<br />

(1 α) <strong>und</strong> t df<br />

(1 α/2) für<br />

ausgewählte a <strong>und</strong> Freiheitsgrade df<br />

a 0.10 0.05 0.01<br />

(1 a) (1 a/2) 0.90 0.95 0.95 0.975 0.99 0.995<br />

df t df (0.9) t df (0.95) t df (0.95) t df (0.975) t df (0.99) t df (0.995)<br />

4 1.533 2.132 2.132 2.776 3.747 4.604<br />

5 1.476 2.015 2.015 2.571 3.365 4.032<br />

6 1.440 1.943 1.943 2.447 3.143 3.707<br />

7 1.415 1.895 1.895 2.365 2.998 3.499<br />

8 1.397 1.860 1.860 2.306 2.896 3.355<br />

9 1.383 1.833 1.833 2.262 2.821 3.250<br />

10 1.372 1.812 1.812 2.228 2.764 3.169<br />

11 1.363 1.796 1.796 2.201 2.718 3.106<br />

12 1.356 1.782 1.782 2.179 2.681 3.055<br />

13 1.350 1.771 1.771 2.160 2.650 3.012<br />

14 1.345 1.761 1.761 2.145 2.624 2.977<br />

15 1.341 1.753 1.753 2.131 2.602 2.947<br />

20 1.325 1.725 1.725 2.086 2.528 2.845<br />

25 1.316 1.708 1.708 2.060 2.485 2.787<br />

30 1.310 1.697 1.697 2.042 2.457 2.750<br />

40 1.303 1.684 1.684 2.021 2.423 2.704<br />

60 1.296 1.671 1.671 2.000 2.390 2.660<br />

100 1.290 1.660 1.660 1.984 2.364 2.626<br />

200 1.286 1.653 1.653 1.972 2.345 2.601<br />

500 1.283 1.648 1.648 1.965 2.334 2.586<br />

1000 1.282 1.646 1.646 1.962 2.330 2.581<br />

1.282 1.645 1.645 1.960 2.326 2.576<br />

24


Beispiel<br />

In einem Labor werden bei der Bestimmung eines Enzyms die folgenden<br />

Messwerte (I.E.) ermittelt:<br />

23.9, 20.0, 22.3, 21.4, 22.9, 20.9<br />

Man berechne das 95%-KI für den Erwartungswert der Enzymbestimmung.<br />

Lösung<br />

n = 6 gegeben, unbekannt,<br />

x 21.9<br />

s<br />

<br />

6 1<br />

2<br />

2<br />

(<br />

23.<br />

9 21.<br />

9 ) ( 20.<br />

0 21.<br />

9 ) <br />

( 20.<br />

9 21.<br />

9 ) 1.<br />

416<br />

1 2<br />

<br />

<br />

95% - KI <br />

<br />

21.9 -<br />

<br />

20.<br />

41;<br />

23.<br />

39<br />

<br />

<br />

1.416<br />

2.571<br />

6<br />

1.416 <br />

; 21.9 2.<br />

571<br />

<br />

6<br />

<br />

<br />

25


Quantile der t-Verteilung (t df<br />

(1 a) <strong>und</strong> t df<br />

(1 a/2)) für<br />

ausgewählte a <strong>und</strong> Freiheitsgrade df<br />

a 0.10 0.05 0.01<br />

(1 a) (1 a/2) 0.90 0.95 0.95 0.975 0.99 0.995<br />

df t df (0.9) t df (0.95) t df (0.95) t df (0.975) t df (0.99) t df (0.995)<br />

4 1.533 2.132 2.132 2.776 3.747 4.604<br />

5 1.476 2.015 2.015 2.571 3.365 4.032<br />

6 1.440 1.943 1.943 2.447 3.143 3.707<br />

7 1.415 1.895 1.895 2.365 2.998 3.499<br />

8 1.397 1.860 1.860 2.306 2.896 3.355<br />

9 1.383 1.833 1.833 2.262 2.821 3.250<br />

10 1.372 1.812 1.812 2.228 2.764 3.169<br />

11 1.363 1.796 1.796 2.201 2.718 3.106<br />

12 1.356 1.782 1.782 2.179 2.681 3.055<br />

13 1.350 1.771 1.771 2.160 2.650 3.012<br />

14 1.345 1.761 1.761 2.145 2.624 2.977<br />

15 1.341 1.753 1.753 2.131 2.602 2.947<br />

20 1.325 1.725 1.725 2.086 2.528 2.845<br />

25 1.316 1.708 1.708 2.060 2.485 2.787<br />

30 1.310 1.697 1.697 2.042 2.457 2.750<br />

40 1.303 1.684 1.684 2.021 2.423 2.704<br />

60 1.296 1.671 1.671 2.000 2.390 2.660<br />

100 1.290 1.660 1.660 1.984 2.364 2.626<br />

200 1.286 1.653 1.653 1.972 2.345 2.601<br />

500 1.283 1.648 1.648 1.965 2.334 2.586<br />

1000 1.282 1.646 1.646 1.962 2.330 2.581<br />

1.282 1.645 1.645 1.960 2.326 2.576<br />

26


<strong>Konfidenzintervalle</strong> (KI) für einen Erwartungswert μ<br />

Grobes 95%-KI:<br />

X + 2 sem d. h. [X - 2 sem bis X + 2 sem ]<br />

Approximatives 95%- KI:<br />

(Normal-Approximation; zentraler Grenzwertsatz)<br />

X + 1,96 sem<br />

Approximative (1 – α)-KI:<br />

(basiert auf Normal-Approximation)<br />

X + z (1 – α/2) sem<br />

Exaktes (1 – α)-KI:<br />

(basiert auf t-Verteilung)<br />

X + t (N-1);(1 – α/2) sem<br />

27


Konfidenzintervall (KI)<br />

• Ein Konfidenzintervall beschreibt einen Wertebereich, der mit einer<br />

vorgegebenen hohen Wahrscheinlichkeit den Populationsparameter<br />

enthält<br />

• Allgemeines Konstruktionsprinzip eines KI:<br />

Stichproben-<strong>Statistik</strong> ± Kritischer Wert ● se<br />

x + 2 sem<br />

28


Dot plot for item asking patients how reassured they were by the exercise stress<br />

test after testing and at one month follow-up in experimental groups, including<br />

means (95% confidence intervals)<br />

Petrie, K. J et al. BMJ 2007;334:352<br />

Copyright ©2007 BMJ Publishing Group Ltd.<br />

29


Total Hamilton depression scores over time (intention to<br />

treat analysis, means and 95% confidence intervals)<br />

Szegedi, A et al. BMJ 2005;330:503<br />

Copyright ©2005 BMJ Publishing Group Ltd.<br />

30


Beispiel: 95%-KI für unbekannte Mittelwerte μ<br />

Tewes et al, 2006: Insulinpflichtiger Typ-2-Diabetes: Patientenzentrierte Schulung verbessert die<br />

Stoffwechsellage. Dtsch Ärztebl 2006, A341-5<br />

31


Graph summarizes the data from Figure 1<br />

Copyright ©Radiological Society of North America, 2003 Medina, L. S. et al. Radiology 2003;226:297-301<br />

32


Auch im Fall nicht normalverteilter Daten kann bei<br />

genügend großem Stichprobenumfang die Formel<br />

<br />

<br />

x<br />

t<br />

s<br />

n1 ( 1a<br />

/ 2 ) ; x t<br />

n1<br />

( 1a<br />

/ 2<br />

n<br />

) <br />

s<br />

n<br />

<br />

<br />

zur Berechnung des Konfidenzintervalls für den<br />

Erwartungswert m benutzt werden.<br />

Gr<strong>und</strong>: Zentraler Grenzwertsatz<br />

Faustregel: n 30<br />

33


du Prel J-B, Hommel G, Röhrig B, Blettner M, 2009:<br />

Konfidenzintervall oder p-Wert Teil 4 der Serie zur Bewertung<br />

wissenschaftlicher Publikationen. Dtsch Arztebl 106, 335–9<br />

Breite des Konfidenzintervalls<br />

34


Konfidenzintervall für μ 1 - μ 2<br />

bei 2 unabhängigen Stichproben<br />

X 1 ,X 2 ,...,X n <strong>und</strong> Y 1 ,Y 2 ,...,Y m 2 unabhängige Stichproben eines normalverteilten<br />

Merkmals mit Mittelwerten μ 1 bzw. μ 2 <strong>und</strong> Varianz σ 2<br />

Konfidenzintervall für μ 1 - μ 2 :<br />

x<br />

<br />

y<br />

<br />

t<br />

nm<br />

1<br />

2(1<br />

a / 2) s <br />

n<br />

1<br />

m<br />

Beispiel: Krankheitsdauer in Tagen:<br />

Gruppe 1 (neue Therapie): 9, 7, 9, 11, 6, 11, 11, 8 (9)<br />

Gruppe 2 (Standard): 7, 8, 11, 11, 10, 9, 11, 13 (10)<br />

p = 0,317<br />

1 1<br />

95%-KI = 1<br />

2.145 3.71<br />

[ 3.066 ;1.066 ]<br />

8 8<br />

95%-KI enthält die 0, („kein Effekt“), deshalb kann die Nullhypothese „kein<br />

Effekt“ nicht abgelehnt werden.<br />

35


Beispiel: Krankheitsdauer<br />

Gruppenstatistiken<br />

Krankheitsdauer<br />

Gruppe<br />

Neue Therapie<br />

Standard-Therapie<br />

N<br />

Standardf e<br />

Standardab hler des<br />

Mittelwert weichung Mittelwertes<br />

8 9,0000 1,92725 ,68139<br />

8 10,0000 1,92725 ,68139<br />

Krankheitsdauer<br />

Varianzen sind gleich<br />

Varianzen sind nicht<br />

gleich<br />

Lev ene-Test der<br />

Varianzgleichheit<br />

Test bei unabhängigen Stichproben<br />

T-Test f ür die Mittelwertgleichheit<br />

95% Konfidenzintervall<br />

Mittlere Standardfehle der Dif f erenz<br />

F Signif ikanz T df Sig. (2-seitig) Dif f erenz r der Dif ferenz Untere Obere<br />

,000 1,000 -1,038 14 ,317 -1,0000 ,96362 -3,06677 1,06677<br />

-1,038 14,000 ,317 -1,0000 ,96362 -3,06677 1,06677<br />

36


HOPE-Studie<br />

Beispiel:<br />

K = 6<br />

α/6 = 0,833%<br />

99,2%-KIs<br />

The CATT Research Group, 2011: Ranibizumab and<br />

Bevacizumab for Neovascular Age-Related Macular Degeneration. N Engl J Med 364, 1897-908<br />

37


Forest Plot of the long term effect of Orlistat<br />

compared with placebo on weight change<br />

Sedgwick P BMJ 2011;342:bmj.d540<br />

©2011 by British Medical Journal Publishing Group<br />

38


Beispiel<br />

71 von 207 Uni-Bediensteten leiden an Rückenschmerzen.<br />

f = r = p = 71/207 = 34,3 % .<br />

Wie genau ist diese Schätzung bzw. rel. Häufigkeit<br />

In welchem Bereich/Intervall liegt die tatsächliche Prävalenz π <br />

39


Approximatives KI für eine Rate π<br />

Grobes 95%-KI:<br />

r = p = f = h/N , se(r) = [r(1 – r)/N] ½<br />

r + 2 se(r) [ r - 2 se(r) bis p + 2 se(r) ]<br />

Approximatives 95%-KI: (basiert auf Normal-Approximation; zentraler Grenzwertsatz)<br />

r + 1,96 se(p)<br />

Approximatives (1 – α)-KI:<br />

(basiert auf Normal-Approximation)<br />

r + z (1 – α/2) se(p)<br />

40


Approximatives KI für eine unbekannte Rate π<br />

Für genügend großes n ist<br />

<br />

<br />

<br />

f<br />

u<br />

<br />

f<br />

(<br />

1<br />

f)<br />

;f<br />

n<br />

u<br />

1a<br />

2<br />

1a<br />

2<br />

<br />

f<br />

(<br />

1<br />

f)<br />

n<br />

<br />

<br />

<br />

ein approximatives (1 - a) . 100%-KI für p.<br />

f = H/n<br />

Faustregel: n 30<br />

41


Beispiel<br />

71 von 207 Uni-Bediensteten leiden an Rückenschmerzen.<br />

Berechnen Sie das 95%-KI für die Prävalenz der Rückenbeschwerden.<br />

Lösung<br />

r = h/n = 71/207 = 0,343<br />

Approx. 95%-KI für π:<br />

<br />

0.<br />

343 (<br />

1<br />

0.<br />

343 )<br />

0.<br />

343 (<br />

1<br />

0.<br />

343 ) <br />

0. 343 1.<br />

96<br />

; 0.<br />

343 1.<br />

96<br />

<br />

207<br />

207<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

0.<br />

278 ; 0.<br />

408<br />

<br />

42


<strong>Konfidenzintervalle</strong> für Prävalenzen: Beispiel<br />

Schmitz R, Poethko-Müller C, Reiter S, Schlaud M, 2011:<br />

Impfstatus <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen: Ergebnisse des Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendges<strong>und</strong>heitssurveys (KiGGS) Dtsch Arztebl Int 108, 99-104<br />

43


Binomial-Verteilung<br />

P(X = x), with n = number of trials, π = probability of success<br />

n!<br />

x<br />

P( X x)<br />

p<br />

<br />

x!(<br />

n x)!<br />

<br />

n<br />

x<br />

1p<br />

, for x 0,1,2,...n<br />

44


P(X=k)<br />

π = 0,5 , N = 20, Anzahl der Erfolge X ist binomial-verteilt<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Ablehnbereich Annahmebereich<br />

k<br />

Ablehnbereich<br />

45


Exakte <strong>Konfidenzintervalle</strong>: Ablese-Beispiele<br />

N = 100 , A = 0 Nebenwirkungen: Nebenwirkungsrate = 0 %<br />

95%-KI = ( 0,0 % - 3,62 % )<br />

N = 100 , A = 60 Erfolge: Erfolgsrate = 60 %<br />

95%-KI = ( 49,72 % - 69,67 % )<br />

47


Additional Analyses on Diagnostic Accuracy of Computed Tomographic<br />

Angiography and Magnetic Resonance Angiography<br />

Vasbinder GBC et. al. Ann Intern Med 2004;141:674-682<br />

48


Löwel, Meisinger, Heier, Hörmann, von Scheidt, Dtsch Ärztebl 2006, 616-622<br />

49


<strong>Konfidenzintervalle</strong> für Prävalenzen: Unterschiede<br />

Schmitz R, Poethko-Müller C, Reiter S, Schlaud M, 2011: Impfstatus <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen: Ergebnisse des Kinder- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitssurveys (KiGGS). Dtsch Arztebl 108, 99-104<br />

50


Konfidenzintervall für Differenz von 2 Raten π I <strong>und</strong> π K<br />

r I = a / N I <strong>und</strong> r K = c / N K relative Häufigkeiten<br />

(1 – α)-KI = r I – r K ± z 1–a/2 se( r I – r K )<br />

= r I – r K ± z 1–a/2 [r I (1 – r I )/N I + r K (1 – r K ) / N K ] 1/2<br />

1 – a = 0,95: z 1–a/2 = 1,96<br />

51


Beispiel<br />

Interventions-Gruppe: r I = 90 / 100<br />

Kontroll-Gruppe: r K = 78 / 100<br />

(1 – α) = 0,95 Konfidenzwahrscheinlichkeit<br />

d = r I – r K = 0,90 – 0,78 = 0,12 = 12 %<br />

0,12 ± 1,96 (0,78 x 0,22 / 100 + 0,9 x 0,1 / 100) 1/2<br />

± 1,96 (0,05)<br />

± 0,1<br />

95%-KI = (0,02 – 0,22) = (2 % – 22 %)<br />

p = 0,0327<br />

52


E<br />

Dabi<br />

183<br />

36,4%<br />

320 503<br />

Enox<br />

193<br />

37,7%<br />

319 512<br />

RD = -1,3% , 95%-KI = (-7,3% – +4,6%)<br />

53


Beispiel<br />

Riva<br />

E<br />

18<br />

1,1%<br />

1577 1595<br />

RD = -2,6% , 95%-KI = (-3,7% – -1,5%)<br />

RR = 18/1595 / 58/1558 = 0,303<br />

Enox<br />

58<br />

3,7%<br />

1500 1558<br />

OR = 18/1577 / 58/1500 = 0,295<br />

95%-KI = (0,173 – 0,503)<br />

Eriksson BI et al for the RECORD1 Study Group, 2008: Rivaroxaban versus Enoxaparin for<br />

Thromboprophylaxis after Hip Arthroplasty. N Engl J Med 358, 2765-75<br />

54


Beispiel<br />

Margolis KL et al, 2013: Effect of Home Blood Pressure Telemonitoring and Pharmacist Management<br />

on Blood Pressure Control. A Cluster Randomized Clinical Trial. J Am Med Ass 310, 46-56<br />

55


Konfidenzintervall für relatives Risiko bei Kohortenstudien<br />

Relatives Risiko:<br />

RR = [A / (A + B)] / [C / (C + D)]<br />

Var (ln RR) = B/(A(A + B)) + D/(C(C + D))<br />

se (ln RR) = [ B/(A(A + B)) + D/(C(C + D)) ] 1/2<br />

(1 - α)-Konfidenzintervall:<br />

KI RR<br />

= exp { ln RR ± z 1-α/2<br />

[ B/(A(A + B)) + D/(C(C + D)) ] 1/2 }<br />

= RR exp { ± z 1-α/2 [ B/(A(A + B)) + D/(C(C + D)) ] 1/2 }<br />

z 1–α/2 ist das (1-α/2)-Quantil einer Standard-Normalverteilung,<br />

z. B.: α = 0,05: z 1–α/2 = 1,96<br />

W Lehmacher 2014-01-16<br />

56


Beispiel: KI für RR<br />

Forest plot of the effectiveness of dexamethasone compared with placebo in preventing the<br />

recurrence of acute severe migraine headache in adults<br />

©2011 by British Medical Journal Publishing Group<br />

Sedgwick P BMJ 2011;342:bmj.d45


Beispiel<br />

• Meta-Analyse von 7 Studien (Crowley, P. et al., 1990)<br />

– Behandlung drohender Frühgeburtlichkeit<br />

– Induktion der kindlichen Lungenreifung mit Kortikosteroiden<br />

– Primärer Endpunkt: Kindes-Mortalität; die Kinder von<br />

steroidbehandelten Müttern starben 30-50% seltener als die Kinder von<br />

Kontrollmüttern.<br />

• Eine der ersten Meta-Analysen, die heutigen Qualitätsansprüchen genügt.<br />

• Logo der Cochrane Collaboration:<br />

58


Beispiel: Subgruppenanalyse<br />

Yusuf et al, 2000, N Engl J Med, 145-53<br />

59


Interpretation des Konfidenzniveaus<br />

Man hat eine Methode verwendet, die mit Wahrscheinlichkeit 1 - α richtig<br />

ist,<br />

d.h. dass das (1 - α)-KI den unbekannten Parameter auch tatsächlich<br />

enthält.<br />

Anders ausgedrückt:<br />

Berechnet man sehr viele <strong>Konfidenzintervalle</strong> aus derselben<br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheit, so liegt in ungefähr<br />

(1 - α) . 100% der <strong>Konfidenzintervalle</strong> der wahre Parameter darin.<br />

„Häufigkeitsinterpretation des Konfidenzniveaus“<br />

60


(1 – α-Konfidenzintervall<br />

Ein Konfidenzintervall (Vertrauensintervall) zur<br />

Konfidenzwahrscheinlichkeit 1 - a (z. B. = 95%) ist ein Intervall, das<br />

den gesuchten Wert (Parameter) (mindestens) mit Wahrscheinlichkeit<br />

1 - α enthält.<br />

„Für den wahren Wert gilt, dass er mit einer Wahrscheinlichkeit von<br />

95% durch das KI überdeckt wird“<br />

☞<br />

Der wahre Wert (Parameter) liegt mit 95% Sicherheit im 95%-KI.<br />

(z. B. ein Erwartungswert μ oder eine Wahrscheinlichkeit π der<br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheit)<br />

61


95%-<strong>Konfidenzintervalle</strong> für unbekannten Mittelwert μ<br />

μ<br />

<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

Stichprobe<br />

In ca. 95% der <strong>Konfidenzintervalle</strong> ist der wahre Parameter μ tatsächlich enthalten<br />

62


Verschiedene Entscheidungen in Abhängigkeit der<br />

Lage des Konfidenzintervalls<br />

– d 0 d tatsächlicher Unterschied D<br />

<<br />

| | | ><br />

(------------) Überlegenheit<br />

Superiority<br />

(------------) Relevante Überlegenheit<br />

Relevant Superiority<br />

(------------) Äquivalenz<br />

Equivalence<br />

(------------------------) Nicht-Unterlegenheit<br />

Non-Inferiority<br />

63


Possible Scenarios of Observed Treatment Differences for<br />

Adverse Outcomes (Harms) in Noninferiority Trials<br />

Copyright restrictions may apply.<br />

Piaggio, G. et al. JAMA 2006;295:1152-1160.<br />

64


Äquivalenz<br />

65


Superiority/Equivalence/Non-Inferiority<br />

66


Literatur<br />

Medina LS, Zurakowski D, 2003: Measurement Variability and Confidence<br />

Intervals in Medicine: Why Should Radiologists Care Radiology 226, 297–<br />

301<br />

du Prel J-B, Hommel G, Röhrig B, Blettner M, 2009: Konfidenzintervall oder p-<br />

Wert Teil 4 der Serie zur Bewertung wissenschaftlicher Publikationen. Dtsch<br />

Arztebl 106, 335–9<br />

67


Übersicht<br />

• Konfidenzintervall: Definition <strong>und</strong> Interpretation<br />

• KI für (unbekannte) Mittelwerte<br />

• KI für Differenzen von 2 Mittelwerten<br />

• KI für (unbekannte) Raten (Wahrscheinlichkeiten)<br />

• KI für Differenzen von 2 Raten (Wahrscheinlichkeiten)<br />

Statistics is the only profession which demands the<br />

right to make mistakes 5% of the time<br />

Anonymous quotation<br />

68

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