Amalgame in der zahnärztlichen Therapie - BfArM
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In <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland liegen die durchschnittlichen Konzentrationen<br />
von Quecksilber im Blut bei 0,4 µg/l bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und 0,6 µg/l bei Erwachsenen sowie<br />
im Ur<strong>in</strong> bei 0,5 µg/l (Umwelt-Survey 1990/1992), wobei nicht berücksichtigt ist, ob<br />
Amalgamfüllungen vorhanden s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> nicht. Im Vergleich dazu werden für Län<strong>der</strong><br />
mit hohem Fischkonsum, wie z.B. Schweden, bedeutend höhere Werte, die im<br />
Bereich von 3 bis 4 µg/l liegen, berichtet.<br />
Von <strong>der</strong> Kommission „Human-Biomonitor<strong>in</strong>g” des Umweltbundesamtes wurden<br />
1998 als statistisch def<strong>in</strong>ierte Referenzwerte für Quecksilber angegeben: im Vollblut <br />
1,5 bzw. 2,0 µg/l für K<strong>in</strong><strong>der</strong> bzw. Erwachsene; im Ur<strong>in</strong> – 1,4 µg/l bzw. 1,0 µg/g<br />
Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Erwachsene. Ausgehend von diesen Referenzwerten und im<br />
H<strong>in</strong>blick darauf, dass <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong> exakter Wert e<strong>in</strong>er Quecksilber-Toxizitätsschwelle<br />
benannt werden kann, wurden folgende Human-Biomonitor<strong>in</strong>g(HBM)-Werte für<br />
Ur<strong>in</strong> festgelegt: 5 µg/g Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> als HBM-I-Wert („Prüfwert”) sowie 15 µg/g Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong><br />
als HBM-II-Wert („Interventionswert”). Es ist darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass <strong>der</strong> Wert von 5<br />
µg/g Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> für anorganisches Quecksilber im Ur<strong>in</strong> von Patienten mit Amalgamfüllungen<br />
<strong>in</strong> aller Regel deutlich unterschritten wird (Umweltbundesamt, 1999).<br />
Frage 5<br />
Welche Methoden zur Abschätzung e<strong>in</strong>er Quecksilberbelastung aus<br />
Amalgamfüllungen stehen zur Verfügung<br />
Nach <strong>der</strong>zeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand gibt es ke<strong>in</strong>e Indikation für<br />
rout<strong>in</strong>emäßige Untersuchungen zur Abschätzung e<strong>in</strong>er Quecksilberbelastung aus<br />
Amalgamfüllungen. Gleichwohl können <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen Blut- und Ur<strong>in</strong>untersuchungen,<br />
die sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei arbeitsmediz<strong>in</strong>isch-toxikologischen Fragestellungen<br />
bewährt haben, e<strong>in</strong> wichtiges Instrument zur Erfassung und Charakterisierung von<br />
Quellen e<strong>in</strong>er erhöhten Belastung darstellen.<br />
Die Bestimmung <strong>der</strong> Quecksilber-Konzentration im Vollblut spiegelt hauptsächlich<br />
die Exposition des Organismus mit organischem Quecksilber (Nahrung, <strong>in</strong>sbes.<br />
Verzehr von Meerestieren) wi<strong>der</strong>, während sich e<strong>in</strong>e Exposition mit anorganischem<br />
Quecksilber aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Halbwertzeit nur kurzfristig zeigt.<br />
Zur Beurteilung <strong>der</strong> Belastung mit anorganischem Quecksilber ist die Methode <strong>der</strong><br />
Untersuchung im Ur<strong>in</strong> (ohne Verabreichung e<strong>in</strong>es Komplexbildners, siehe unten)<br />
geeignet. Dabei sollte nach Möglichkeit <strong>der</strong> 24-Stunden Sammelur<strong>in</strong> verwendet werden.<br />
Ist dies nicht praktikabel, kann die Bestimmung im Morgenur<strong>in</strong> erfolgen. Da die<br />
Tagesur<strong>in</strong>menge sehr variabel se<strong>in</strong> kann, sollte parallel zur Quecksilber-Konzentration<br />
auch die Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong>-Konzentration gemessen werden. Die Quecksilber-Konzentrationen<br />
werden volumenbezogen (pro Liter) und kreat<strong>in</strong><strong>in</strong>bezogen (pro g Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong>) angegeben.<br />
Neben <strong>der</strong> Methodik <strong>der</strong> Quecksilber-Bestimmung <strong>in</strong> Blut bzw. Ur<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den weitere,<br />
wissenschaftlich umstrittene Verfahren, wie die Gabe von Komplexbildnern o<strong>der</strong><br />
Speicheltests, Anwendung.<br />
Komplexbildner, wie DMPS o<strong>der</strong> DMSA, besitzen e<strong>in</strong>e hohe B<strong>in</strong>dungsaff<strong>in</strong>ität zu<br />
Quecksilber- und an<strong>der</strong>en, zum Teil essentiellen Metallionen. Ihre Anwendung zur<br />
Beurteilung e<strong>in</strong>er Quecksilberbelastung aus Amalgamfüllungen ist nicht zu empfehlen,<br />
da we<strong>der</strong> die Wirksamkeit noch die Harmlosigkeit für dieses Anwendungsgebiet<br />
belegt s<strong>in</strong>d. Komplexbildner werden nach Applikation mit kurzer Halbwertzeit aus<br />
dem Organismus wie<strong>der</strong> ausgeschieden und führen daher vor allem zu e<strong>in</strong>er<br />
Komplexierung des <strong>in</strong> <strong>der</strong> Niere gebundenen Quecksilbers. Informationen, die mögliche<br />
Rückschlüsse auf die Quecksilberbelastung des Organismus <strong>in</strong>sgesamt o<strong>der</strong> auf<br />
Konzentrationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Organen zulassen, s<strong>in</strong>d nicht zu erwarten.<br />
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