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pen-Algorithmus, nennen wir ihn sukzessives<br />

Ausrichten <strong>de</strong>r Adressen (sAdA).<br />

Nun stellt sich heraus: Wenn man die Zieladressen<br />

unglücklich wählt, entstehen beim<br />

sAdA lange Warteschlangen. Wie das im Einzelnen<br />

aussieht, damit wollen wir uns hier<br />

nicht auseinan<strong>de</strong>rsetzen, nur so viel sei gesagt:<br />

Bei ungünstiger Konstellation <strong>de</strong>r Zieladressen<br />

braucht man min<strong>de</strong>stens 2 n/2 /n Schritte,<br />

bis schließlich alle Pakete zugestellt sind. In<br />

sehr großen Netzwerken wird diese Zahl sehr<br />

groß, im Fall n = 100 größer als 10 13 . Dabei<br />

hat man zwischen zwei beliebig ausgewählten<br />

Adressen einen Verbindungsweg, <strong>de</strong>ssen<br />

Länge höchstens 100 ist!<br />

Es stellt sich weiter heraus: Dieses entmutigen<strong>de</strong><br />

Resultat gilt für je<strong>de</strong>n <strong>de</strong>terministischen<br />

Scheuklappen-Algorithmus. Immer lassen<br />

sich Zieladressen angeben, so dass zumin<strong>de</strong>st<br />

<strong>de</strong>r Größenordnung nach die beschriebene<br />

ungünstige Situation besteht.<br />

Mit zufällig gewählten Zwischenstopps<br />

schneller ans Ziel<br />

Der Zufall macht es möglich, diesen schwer<br />

zu fassen<strong>de</strong>n ungünstigen Konstellationen<br />

auszuweichen. Zum Beispiel auf die folgen<strong>de</strong><br />

Weise: Zu je<strong>de</strong>r Adresse wähle man, zusätzlich<br />

zu <strong>de</strong>r Zieladresse, noch eine Zwischenadresse.<br />

Diese Zwischenadressen wer<strong>de</strong>n rein zufällig<br />

gewählt, unabhängig von Knoten zu Knoten.<br />

Dann verschicke man die Pakete durch sAdA,<br />

jedoch erst einmal an die Zwischenadressen!<br />

Sind diese erreicht, so verschicke man erneut<br />

die Pakete durch sAdA, nun an die Zieladressen.<br />

Es zeigt sich: Dieser randomisierte<br />

Scheuklappen-Algorithmus braucht, mit kleiner<br />

Ausnahmewahrscheinlichkeit, nur höchstens<br />

6.2 × n Schritte, bis alle Pakete zugestellt<br />

sind. Genauer lässt sich die Ausnahmewahrscheinlichkeit<br />

abschätzen als<br />

Ws(mehr als 6.2 × n Schritte) < 2 –(n–1) .<br />

Im Fall n = 100 benötigt also <strong>de</strong>r randomisierte<br />

Algorithmus höchstens 620 Schritte,<br />

abgesehen vom Ausnahmefall, <strong>de</strong>r eine Wahrscheinlichkeit<br />

von weniger als 10 –29 besitzt.<br />

Dieses Resultat be<strong>de</strong>utet: Auch wenn es<br />

schwer zu sagen ist, welche Zieladressen zu<br />

langen Wartezeiten führen, so ist ihre relative<br />

Häufigkeit gering. Man kann ihnen daher<br />

durch rein zufällige Wahl <strong>de</strong>r Zieladressen<br />

ausweichen.<br />

Kann das <strong>de</strong>nn Zufall sein<br />

Ein Beispiel aus <strong>de</strong>r Statistik<br />

Die Statistik hat das Anliegen, kausale Zusammenhänge,<br />

<strong>de</strong>terministische Einflüsse, die<br />

in irgendwelchen Daten zum Ausdruck zu<br />

kommen scheinen, glaubhaft zu machen. Dabei<br />

ist es nicht ihr Weg, solche kausalen Beziehungen<br />

aufzuzeigen, sie möchte umgekehrt aufzeigen,<br />

dass <strong>de</strong>r Zufall als Erklärungsmuster für<br />

die Daten nicht taugt.<br />

Wir wollen diese Vorgehensweise <strong>de</strong>r Statistik<br />

an einem Beispiel <strong>de</strong>monstrieren: Eine Botschaft<br />

ein und <strong>de</strong>sselben Inhalts (es ging um<br />

<strong>de</strong>n Vergleich <strong>de</strong>s Erfolgs zweier Therapiemetho<strong>de</strong>n<br />

(T1 und T2)) wur<strong>de</strong> in zwei unterschiedliche<br />

Darstellungsformen verpackt. In<br />

Form A wur<strong>de</strong> herausgestellt, wie groß jeweils<br />

<strong>de</strong>r Prozentsatz <strong>de</strong>r Patienten ist, bei <strong>de</strong>nen<br />

Behandlung T1 erfolglos bzw. Behandlung T2<br />

erfolgreich war, in Form B wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Akzent<br />

gera<strong>de</strong> umgekehrt gesetzt.<br />

Von insgesamt 167 Ärzten, die an einer Sommerschule<br />

teilnahmen, wur<strong>de</strong>n rein zufällig 80<br />

ausgewählt, <strong>de</strong>nen die Botschaft in <strong>de</strong>r Form

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