Die Pflanzenwelt am Pai Inácio und Fumaça-Wasserfall in der ...
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Im Gebiet s<strong>in</strong>d verschiedene Melastomataceae sowie Cuphea ericoides (Lythraceae) <strong>und</strong><br />
Sauvagesia semicyl<strong>in</strong>drifolia (Ochnaceae, Abb. 12) häufig, Beides s<strong>in</strong>d verholzte Arten mit<br />
nadelförmigen Blättern <strong>und</strong> rosa Blüten. Aus den Blättern von Sauvagesia-Arten (beson<strong>der</strong>s<br />
von S. erecta), kann Tee (so genannter Kreolentee) hergestellt werden. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />
dom<strong>in</strong>ierenden Gattungen auf dem Plateau ist Calliandra (Legum<strong>in</strong>osae). <strong>Die</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
Sträucher fallen durch ihre roten (C. mucugeana), zart rosa (C. sessilis) o<strong>der</strong> weißen (C.<br />
viscidula) P<strong>in</strong>selblumen auf. Ihre Schauwirkung beruht auf den farbigen Fil<strong>am</strong>enten.<br />
Verschiedene Sträucher s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>em mistelverwandten Parasiten mit weißen Beeren<br />
(Phoradendron spec.) befallen. <strong>Die</strong> knapp 200 Vertreter dieser Gattung aus <strong>der</strong> F<strong>am</strong>ilie <strong>der</strong><br />
Viscaceae s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Amerika, <strong>und</strong> dort beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> tropischen Gebieten, beheimatet.<br />
Phoradendron-Arten s<strong>in</strong>d es auch, die <strong>in</strong> den USA zu Weihnachten als Misteln gehandelt<br />
werden.<br />
Zwischen Sträuchern <strong>und</strong> auf freien Flächen wachsen verschiedene polsterförmige<br />
Velloziaceae. Mit ihren großen violettblauen Blüten er<strong>in</strong>nern sie etwas an die bei uns<br />
heimischen Küchenschellen. Obwohl Velloziaceae zu den e<strong>in</strong>keimblättrigen, meist krautigen<br />
Pflanzen gehören, bilden manche Arten verzweigte Stämmchen mit Blattschopf aus. E<strong>in</strong>e bis<br />
2 m hohe Art ist Vellozia s<strong>in</strong>corana. <strong>Die</strong>se weiß blühende Vellozia ist e<strong>in</strong> Endemit <strong>der</strong><br />
Chapada Di<strong>am</strong>ant<strong>in</strong>a <strong>und</strong> typisch für die C<strong>am</strong>po rupestre-Vegetation <strong>in</strong> 1000 m Höhe. Im<br />
Gegensatz zu den kle<strong>in</strong>eren Arten wird hier <strong>der</strong> St<strong>am</strong>m von Blattscheiden, die e<strong>in</strong> nicht<br />
brennbares Harz enthalten, umgeben. So kann die Art leicht Buschfeuer überstehen. <strong>Die</strong> fast<br />
mannshohe Begonia grisea ist ebenfalls e<strong>in</strong> typischer Vertreter <strong>der</strong> C<strong>am</strong>po rupestre-<br />
Vegetation. Ihre grau behaarten sukkulenten Blätter s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Anpassung an den zum<strong>in</strong>dest<br />
saisonalen Wassermangel.<br />
Auf den offenen Rasenflächen des Plateaus bildet Xyris spec. (Xyridaceae) zum Teil<br />
Massenbestände. Dazwischen, aber auch <strong>in</strong> Felsritzen, auf Sandflächen o<strong>der</strong> <strong>am</strong> Rand von<br />
kle<strong>in</strong>eren Tümpeln gedeihen verschiedene Eriocaulaceae. In den meist langgestielten, dichten<br />
Köpfchen s<strong>in</strong>d viele w<strong>in</strong>zig kle<strong>in</strong>e Blüten vere<strong>in</strong>igt. Vielerorts wurden die Blütenstände<br />
verschiedener Eriocaulaceae massenhaft ges<strong>am</strong>melt, um sie zu Trockensträußen zu b<strong>in</strong>den,<br />
die sich mitunter Jahrzehnte lang halten. <strong>Die</strong>se Trockenblumen erfreuten sich beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
ersten Hälfte des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts großer Beliebtheit, auch <strong>in</strong> Übersee. <strong>Die</strong><br />
getrockneten Blütenköpfchen, die man bei uns als nicht vergänglichen Blütenersatz<br />
gelegentlich auf Kakteen steckt, st<strong>am</strong>men ebenfalls von Eriocaulaceae. Durch das <strong>in</strong>tensive<br />
S<strong>am</strong>meln wurden e<strong>in</strong>ige Eriocaulaceae immer seltener. Fast ausgerottet wurde das im Osten<br />
<strong>der</strong> Chapada Di<strong>am</strong>ant<strong>in</strong>a beheimatete <strong>und</strong> e<strong>in</strong>st weit verbreitete “Sempre-viva“<br />
(Syngonanthus mucugensis). Nur durch großes Engagement von Naturschützern, die aus<br />
S<strong>am</strong>en <strong>der</strong> letzten Individuen Nachzuchten heranzogen, konnte die Art erhalten bleiben.<br />
Inzwischen konnten e<strong>in</strong>ige Exemplare wie<strong>der</strong> an den natürlichen Standorten etabliert werden.<br />
Das Sempre-Viva–Projekt ist heute e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> erfolgreichsten Naturschutzprojekte Brasiliens.<br />
In e<strong>in</strong>em Informationszentrum erfährt <strong>der</strong> Besucher viel über die Bedrohung <strong>und</strong> den Schutz<br />
von Syngonanthus mucugensis. Das Projekt trägt sich zu e<strong>in</strong>em großen Teil durch Verkauf<br />
von Produkten mit regionalem Bezug wie T-Shirts <strong>und</strong> Kappen mit dem Emblem des<br />
Schutzprojektes, botanische Literatur o<strong>der</strong> Honig. An feuchten Stellen s<strong>in</strong>d mit den<br />
Eriocaulaceae gelegentlich Karnivoren wie Sonnentau (z. B. Drosera montana) <strong>und</strong><br />
Wasserschlauch (Utricularia) vergesellschaftet.<br />
Baumfarne (hier Cyathea delgadii) s<strong>in</strong>d auf dem Plateau heute nur noch selten an Standorten<br />
mit ausreichen<strong>der</strong> Wasserversorgung anzutreffen. Denn durch die Weidewirtschaft <strong>und</strong> das<br />
Abbrennen <strong>der</strong> Vegetation wurden die Bestände stark dezimiert. Ähnlich wie auf dem <strong>Pai</strong>