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EN 197-1 - Holcim (Wien)

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Inhalt<br />

Erzeugung von Zement Seite 2<br />

Rohmaterialgewinnung Seite 5<br />

Rohmaterialaufbereitung Seite 7<br />

Brennvorgang Seite 9<br />

Mahlung von Zement Seite 11<br />

Qualitätskontrolle − Lagerung / Vertrieb Seite 13<br />

Zementchemie Seite 15<br />

Zementbezeichnung Seite 17<br />

Zementprüfung nach europäischer Norm Seite 17<br />

Erhärtung des Zements Seite 19<br />

Zemente mit besonderen Eigenschaften Seite 19<br />

Chromatreduktion bei Zement Seite 19<br />

Hautschutzinfo Seite 21<br />

Daten, Tabellen, Fakten Seite 23<br />

Zementsorten in Österreich Seite 23<br />

Zementproduktion in Österreich / Zementsortenanteil Seite 23<br />

Zement, das Bindemittel für Beton Seite 25<br />

Was ist Stahlbeton Seite 27<br />

Was ist Spannbeton Seite 29<br />

Zement und Beton im Wandel der Zeit Seite 31<br />

Antworten auf Fragen zu Beton Seite 32<br />

1


Zement ist ein hydraulisches Bindemittel. Das bedeutet, dass er durch Reaktion mit Wasser erhärtet und auch<br />

unter Wasser fest und beständig bleibt. Sein wichtigster Bestandteil ist Portlandzementklinker (siehe Seite 27).<br />

Die wesentlichen Ausgangsstoffe der Erzeugung des Portlandzementklinkers sind Kalkstein, Ton und Mergel. Als<br />

Korrekturmaterialien werden bei Bedarf Quarzsande und eisenoxidhältige Stoffe eingesetzt.<br />

Rohmaterialaufbereitung<br />

2<br />

Rohmaterialgewinnung<br />

1<br />

Luftstrom<br />

Feststoffstrom<br />

Brennstoffstrom<br />

ROHRDORFER<br />

ZEM<strong>EN</strong>T<br />

Zementwerk Eiberg<br />

ROHRDORFER<br />

ZEM<strong>EN</strong>T<br />

Zementwerk Gmunden<br />

2


Erzeugung von Zement<br />

Wesentliche Ausgangsstoffe der Zementerzeugung:<br />

Kalkstein CaCO 3<br />

Calciumcarbonat<br />

Tonbestandteile, z. B. Kaolinit Al 2<br />

O 3<br />

Aluminiumoxid<br />

Quarzsande SiO 2<br />

Kieselsäure<br />

eisenoxidhältige Stoffe Fe 2<br />

O 3<br />

Eisenoxid<br />

Mahlung von Zement<br />

4<br />

Brennvorgang<br />

3<br />

Qualitätskontrolle<br />

Lagerung/Vertrieb<br />

5<br />

3


4<br />

Rohmaterialtransport


1<br />

Rohmaterialgewinnung<br />

Die Rohstoffe werden in Steinbrüchen und Tongruben gewonnen. Das dort abgebaute Rohmaterial wird zerkleinert,<br />

ins Zementwerk transportiert und im so genannten Mischbett zwischengelagert. Das Mengenverhältnis<br />

der wesentlichen Ausgangsstoffe für die Zementherstellung beträgt im Schnitt zwei Teile Kalkstein und ein Teil<br />

Ton beziehungsweise Mergel.<br />

5


Förderung des Rohmaterials in das Zementwerk<br />

Lagerung des Rohmaterials im Mischbett<br />

6


2<br />

Rohmaterialaufbereitung<br />

Das Rohmaterial wird mit der Abwärme des Drehrohrofens (siehe Pkt. 3 ) getrocknet und gleichzeitig gemahlen.<br />

Die Abgase werden in modernen Entstaubungseinrichtungen gereinigt.<br />

Durch den Mahlvorgang entsteht das Rohmehl. Die Einstellung der exakten Zusammensetzung erfolgt mit Korrekturmaterialien.<br />

Diese Korrekturmaterialien erleichtern beim nachfolgenden Brennvorgang die erforderliche<br />

Sinterung.<br />

Das richtige Mischungsverhältnis der einzelnen Komponenten des Rohmehls wird laufend kontrolliert und<br />

korrigiert. Das Rohmehl wird in Silos homogenisiert, in einem Zwischensilo (siehe Pkt. 3 ) gelagert und für den<br />

Brennvorgang bereitgehalten.<br />

7


Blick ins Innere eines Drehrohrofens<br />

Der Leitstand der Produktionsanlage<br />

Der Drehrohrofen - das Herzstück der Zementerzeugung<br />

8


3<br />

Brennvorgang<br />

Der Brennvorgang erfolgt in zwei Stufen − der Entsäuerung und dem Sinterprozess.<br />

Für den Brennvorgang werden heizwertreiche Brennstoffe eingesetzt. In zunehmendem Maße werden die klassischen<br />

Brennstoffe wie Steinkohle und Heizöl durch Alternativbrennstoffe wie Altreifen, aufbereitete Kunststoffe<br />

und Altöle ersetzt.<br />

• Entsäuerung:<br />

Das Rohmehl wird im Vorwärmer auf ca. 900° C (Grad Celsius) erhitzt. Ab ca. 550 °C beginnt sich Kalkstein<br />

in Calciumoxid und Kohlendioxid zu zerlegen. Dieser Vorgang, bei dem das CO 2<br />

entweicht, wird als<br />

Entsäuerung bezeichnet:<br />

CaCO 3<br />

CaO + CO 2<br />

Kalkstein Calciumoxid (Branntkalk) Kohlendioxid<br />

Aus einer Tonne Rohmehl entweichen etwa 340 kg Kohlendioxid (CO 2<br />

). Die dabei entstehende Abwärme<br />

wird zur Trocknung von Kalk, Mergel und Ton eingesetzt (siehe Pkt 2 ) und somit vollständig genutzt.<br />

• Sintervorgang:<br />

Nach der Entsäuerung im Vorwärmer gelangt das Material in den Drehrohrofen. Durch die Drehbewegung<br />

des schräg gelagerten Ofens nimmt das Material eine kugelige Form an (Granalien). Hierbei gelangt es in<br />

immer heißere Ofenzonen. Bei Materialtemperaturen von etwa 1450° C bilden sich durch den Sinterprozess<br />

die Klinkermineralien (siehe Kapitel Zementchemie). Am Ofenauslauf fallen die Klinkergranalien auf den<br />

Rost des Klinkerkühlers. Anschließend wird das Material in einem Klinkersilo gelagert.<br />

Diese rasche Abkühlung ist notwendig, um die hydraulischen Eigenschaften des Klinkers zu erhalten. Der<br />

größte Teil der dabei entstehenden heißen Abluft wird dem Ofen direkt zugeführt und beim Brennvorgang<br />

genutzt. Die Klinkerkühlerabluft wird in einem Filter entstaubt.<br />

9


Zementmahlung in der Kugelmühle<br />

Blick ins Innere der Zementmühle - Stahlkugeln vermahlen die Zementbestandteile bei rotierender Trommel<br />

10


4<br />

Mahlung von Zement<br />

Der Zementklinker wird gemeinsam mit Hüttensand, Flugasche, Kalkstein (siehe Seite 15) und Sulfatträger (z. B.<br />

Gips) (rund 5 %) in Walzen- und Kugelmühlen vermahlen. (Art und Menge der einzelnen Bestandteile werden in<br />

Abhängigkeit von der gewünschten Zementsorte gemäß der Zementnorm <strong>EN</strong> <strong>197</strong>-1 gewählt).<br />

Art und Menge der einzelnen Bestandteile und die Mahlfeinheit des Zements beeinflussen die physikalischen und<br />

zementtechnologischen Eigenschaften des Endproduktes. Die Mahlfeinheit wird durch die Art und Dauer des<br />

Mahlvorganges bestimmt. Die dabei entstehende Abluft wird in der Entstaubungsanlage gereinigt.<br />

Die Mahlfeinheit wird durch die spezifische Oberfläche (Blainewert) beschrieben. Sie beträgt im Allgemeinen<br />

3000-5000 cm²/g Zement.<br />

Prinzipiell gilt: Je größer die spezifische Oberfläche ist, desto rascher findet die Reaktion mit Wasser statt, desto<br />

höher ist die Wärmetönung (Hydratationswärme) bei der Erhärtung und desto rascher entwickelt sich die Festigkeit.<br />

Als Hydratationswärme wird jene Erwärmung bezeichnet, die bei der Reaktion des Zements mit Wasser<br />

(Hydratation) entsteht.<br />

Klinker<br />

11


Beladung eines Silo-LKWs<br />

Rotorpackmaschine zur Füllung der Zementsäcke im Werk<br />

12


5<br />

Qualitätskontrolle<br />

Während der Produktion und vor dem Verlassen des Werkes wird der Zement in werkseigenen Laboratorien<br />

überprüft. Die chemische und mineralogische Zusammensetzung der Rohstoffe sowie der Zwischenprodukte<br />

und insbesondere die mörteltechnischen Eigenschaften der Endprodukte werden ermittelt und überwacht.<br />

Zusätzlich werden von akkreditierten Prüf- und Überwachungsstellen Stichproben gezogen. Alle relevanten<br />

Qualitätsmerkmale werden geprüft und die Ergebnisse der werksinternen Überwachung kontrolliert. So kann<br />

der Verbraucher sicher sein, immer nur allerbeste Qualität zu erhalten. Auf jedem Lieferschein und jedem<br />

Zementsack befinden sich wichtige Bezeichnungen wie die genaue Normenbezeichnung und das CE-Konformitätszeichen,<br />

die Sicherheitshinweise und zusätzliche Angaben.<br />

Lagerung/Vertrieb<br />

Der fertige Zement wird aus den Silos heraus direkt in Silo-Transportfahrzeuge oder in 25-kg-Säcken verpackt.<br />

Und das praktisch staubfrei, weil die Zementindustrie modernste Füllautomaten und Packmaschinen verwendet.<br />

13


Klinker - der wichtigste Bestandteil des Zements<br />

Chemische Analyse - Basis der Qualitätskontrolle<br />

14


Zementchemie<br />

Haupt- und Nebenbestandteile der Zemente<br />

• Klinker<br />

• Gips<br />

• Hüttensand, Flugasche, Kalkstein<br />

• Nebenbestandteile<br />

Chemische Zusammensetzung des Portlandzementklinkers<br />

Die chemische Zusammensetzung von Portlandzementklinker bewegt sich in folgenden Grenzen:<br />

Calciumoxid (CaO) 60-67 %<br />

Kieselsäure (SiO 2<br />

) 18-24 %<br />

Aluminiumoxid (Al 2<br />

O 3<br />

) 4-9 %<br />

Eisenoxid (Fe 2<br />

O 3<br />

) 1-4 %<br />

Magnesiumoxid (MgO) 0,5-5 %<br />

Schwefeltrioxid (SO 3<br />

) 0,1-1,5 %<br />

Alkalien 0,5-2 %<br />

Glühverlust 0,1-1 %<br />

Klinkermineralien<br />

Bezeichnung Kurzform Summenformel<br />

Tricalciumsilikat (C 3<br />

S) 3CaO.SiO 2<br />

bis zu etwa 80 % der<br />

Dicalciumsilikat (C 2<br />

S) 2CaO.SiO 2<br />

Klinkermasse<br />

Tricalciumaluminat (C 3<br />

A) 3CaO.Al 2<br />

O 2<br />

Tetracalciumaluminatferrit (C 4<br />

AF) 4CaO.Al 2<br />

O 3<br />

.Fe 2<br />

O 3<br />

Zusammensetzung der Zemente<br />

Um bestimmte Eigenschaften der Zemente zu erreichen, ist eine Mischung der Bestandteile erforderlich. Die<br />

europäische Norm <strong>EN</strong> <strong>197</strong>-1 – Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien von Normalzement<br />

– legt die Grenzen der Anteile fest.<br />

• Klinker:<br />

Portlandzementklinker ist ein hydraulischer Stoff. Er wird durch Sinterung einer genau festgelegten Rohstoffmischung<br />

hergestellt.<br />

• Gips:<br />

Der zur Regelung der Verarbeitungszeit erforderliche Erstarrungsregler (Calciumsulfat) führt zu SO 3<br />

-Gehalten<br />

von rund 3 bis 4 % der Masse.<br />

• Hüttensand, Flugasche, Kalkstein:<br />

Je nach Zementsorte werden dem Portlandzement die Bestandteile Hüttensand, Flugasche oder Kalkstein<br />

in unterschiedlichen Mengen zugemahlen. Dadurch werden die erforderlichen Eigenschaften des Zements<br />

gesteuert.<br />

• Nebenbestandteile:<br />

Nebenbestandteile verbessern auf Grund ihrer Korngrößenverteilung die Eigenschaften des Zements. Ihr<br />

Masseanteil ist mit höchstens 5 % Masse begrenzt.<br />

15


Bestandteile des Zements<br />

Zementprüfung zur Kontrolle der Druckfestigkeit an einem Prisam aus Normenmörtel<br />

16


Zementbezeichnung<br />

Die Bezeichnung der Normalzemente setzt sich aus einer genau definierten Folge von Ziffern und Zahlenkombinationen<br />

zusammen:<br />

Norm Zementtype Druckfestigkeit<br />

Frühfestigkeit<br />

<strong>EN</strong> <strong>197</strong>-1− CEM II/A - S 32,5 R<br />

Anteil der Zumahlstoffe<br />

Art der Zumahlstoffe<br />

Hüttensand: S<br />

Flugasche: V<br />

Kalkstein: L<br />

Kombination: M<br />

<strong>EN</strong> <strong>197</strong>-1.......<br />

CEM II ...........<br />

A .....................<br />

S .....................<br />

Nennung der Norm (ÖNORM <strong>EN</strong> <strong>197</strong>-1), Bindestrich<br />

Bezeichnung der Hauptzementart (CEM I - V), Schrägstrich<br />

Angabe der Menge der Anteile ( A, B, C), Bindestrich<br />

Angabe der Bestandteile [S, V, L und M als Gemisch mit Angabe der<br />

Komponenten z. B.: M(S-V)]<br />

42,5 ............... Angabe der Druckfestigkeitsklasse (32,5; 42,5; 52,5) in MPa [N/mm²] als Minimum der<br />

Druckfestigkeit der Probe nach 28 Tagen. Für die jeweilige Druckfestigkeitsklasse gelten<br />

auch Obergrenzen. Die Gültigkeitsbereiche der Festigkeitsklassen überlappen sich.<br />

Druckfestigkeitsklassen:<br />

52,5: Min. 52,5 MPa Max. unbegrenzt<br />

42,5: Min. 42,5 MPa Max. 62,5 MPa<br />

32,5: Min. 32,5 MPa Max. 52,5 MPa<br />

Druckfestigkeitsklasse<br />

= 52,5<br />

62,5<br />

52,5<br />

Druckfestigkeitsklasse<br />

= 42,5<br />

42,5<br />

Druckfestigkeitsklasse<br />

= 32,5<br />

32,5 CEM...32,5 CEM...42,5 CEM... 52,5<br />

R........................<br />

Angabe zur Frühfestigkeit (N ... Normal, R ... Rapid)<br />

Zementprüfung nach europäischer Norm<br />

Aus 225 g Wasser, 450 g Zement und 1350 g Normensand wird ein Normenmörtel hergestellt. Der W/Z-Wert<br />

(Wasser/Zement-Wert) beträgt damit 0,5. Normensand ist ein spezieller Quarzsand mit genau abgestuften<br />

Korngrößen. Unmittelbar nach dem Mischen wird der Mörtel in Formen eingebracht und zwei Minuten lang am<br />

Vibrationstisch verdichtet. Eine Form bietet Platz für drei Prismen mit den Abmessungen 40 x 40 x 160 mm. Die<br />

befüllte Form wird sofort abgestrichen, mit einer Glasplatte abgedeckt und in einem Feuchtschrank bei 20 ºC<br />

und mindestens 90 % Luftfeuchtigkeit für 24 Stunden gelagert. Danach werden die Prismen entformt, gewogen<br />

und in ein Wasserbecken bis zum Prüftermin nach 28 Tagen gelagert. Zur Prüfung werden die drei Prismen jeder<br />

Serie aus dem Wasserbecken entnommen, trockengewischt, gewogen und halbiert. Die so erhaltenen sechs Prismenhälften<br />

werden einer Druckfestigkeitsprüfung unterzogen. Die dabei festgestellten Druckfestigkeiten werden<br />

mit der geforderten Druckfestigkeitsklasse verglichen.<br />

17


Environmental Scanning Electron Microscope (ESEM) – Aufnahme von Zementstein nach drei Stunden Hydratation<br />

Environmental Scanning Electron Microscope (ESEM) – Aufnahme von Zementstein nach 28 Tagen Hydratation<br />

18


Die Erhärtung des Zements<br />

Die Reaktion von Zement mit Wasser nennt man Hydratation. Dabei entsteht der so genannte Zementstein. Für<br />

eine vollständige Hydratation des Zements sind 40 % der Masse des Zements erforderlich. Höhere Wassermengen<br />

erhöhen die Porosität des Zementsteins und verringern dadurch die Festigkeit.<br />

Die Festigkeit und Beständigkeit des Betons entsteht durch Auskristallisierung des Zements, wodurch sich kleinste<br />

Kristallnadeln bilden, die sich fest ineinander verzahnen.<br />

Die Erhärtungsreaktion des Zements ist mit Wärmeentwicklung verbunden („Hydratationswärme“). Bei der<br />

Erhärtung werden 420 kJ Energie pro kg Zement freigesetzt. Bei massigen Bauteilen führt diese Wärmetönung zu<br />

einer beträchtlichen Temperatursteigerung und kann in der Folge Temperaturrisse im Beton hervorrufen.<br />

Zemente mit besonderen Eigenschaften<br />

Die Zemente erfüllen alle Anforderungen der ÖNORM <strong>EN</strong> <strong>197</strong>-1 wie Abbindeverhalten, Druckfestigkeit und<br />

Zusammensetzung. Es gibt jedoch Betonanwendungen, die darüber hinaus zusätzliche Anforderungen an den<br />

Zement notwendig machen.<br />

Bei Sulfatangriff durch höhere Sulfatgehalte im Boden oder durch Gipsgewässer werden Zemente mit erhöhtem<br />

Widerstand gegen Sulfatangriffe eingesetzt. Dazu zählen Zemente, die nur einen geringen Anteil des Klinkerminerals<br />

Trikalziumaluminat (C 3<br />

A, siehe Zementchemie Seite 15) aufweisen oder denen dieses Mineral ganz fehlt.<br />

Zementbezeichnungen wie „CEM I......C 3<br />

A-frei“ und „CEM II......C 3<br />

A-frei“ weisen auf den entsprechenden Widerstand<br />

gegen Sulfatangriff hin. Diese Zemente weisen in der Regeln auch eine niedrigere Wärmetönung (Verlauf<br />

der Temperatur im Beton) auf.<br />

Eine weitere besondere Betonanwendung ist die Fahrbahndecke. Hoch belastete Betonfahrbahnen bedürfen<br />

eines „Deckenzementes“ als Bindemittel. Diese Zementart muss zusätzlich am Mörtelprisma auf Biegezug geprüft<br />

werden.<br />

Chromatreduktion bei Zement<br />

Am 17. Jänner 2005 trat eine neue EU-Richtlinie in Kraft, die vorschreibt, wie hoch der Chromatgehalt im<br />

Zement sein darf. Mit dieser Maßnahme wird langfristig das Auftreten chromatbedingter Hauterkrankungen<br />

(„Maurerkrätze“) zurückgedrängt. Zement und zementhaltige Zubereitungen werden demnach seit 2005 nur<br />

mehr dann verkauft und verwendet, wenn ihr Gehalt an löslichem Chrom VI nicht mehr als 0,0002 Prozent<br />

(2 ppm) der Trockenmasse beträgt. Das gilt auch für Zement, der aus anderen Ländern in die EU eingeführt wird.<br />

Da die Wirkung der beigemengten Reduktionsmittel mit der Zeit nachlässt, hat Zement ein „Ablaufdatum“. Bei<br />

losem Zement wird die Wirksamkeit des Reduktionsmittel einen Monat, bei Sackware drei Monate ab Werksauslieferung<br />

garantiert. Zement, dessen Ablaufdatum überschritten ist, kann einen höheren Gehalt als 2 ppm an<br />

löslichem Chrom VI enthalten.<br />

Es ist daher für Händler, Endverbraucher und Betonhersteller besonders wichtig, auf Produktbeschreibung und<br />

Ablaufdatum zu achten. Kunden und Anwender können sich sehr leicht von der Einhaltung der EU-Richtlinie hinsichtlich<br />

des chromatarmen Zements überzeugen: Die erforderliche Produktinformation ist bei losem Zement in<br />

Form eines Beiblatts, bei Sackware direkt auf der Verpackung als Seitenaufdruck zu finden. Auf die Arbeitnehmerschutzvorschriften<br />

hat die Umstellung auf chromatarmen Zement keinen Einfluss. Auf jeder Zementverpackung<br />

sind Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge angebracht. Nach Überschreitung des Ablaufdatums ist jeder<br />

Hautkontakt zu vermeiden.<br />

19


20<br />

Hautschutz - ein Muss auf jeder Baustelle


Hautschutzinfo<br />

Richtiger Hautschutz bei der Arbeit mit Zement und Beton<br />

Unter Hautschutz versteht man Präventionsmaßnahmen und das Vermeiden von direktem Kontakt ungeschützter<br />

Haut mit Zement und Frischbeton, vor allem durch Handschuhe, Schutzbrille und Sicherheitsschuhe.<br />

Zur Prävention von Hauterkrankungen in der Bauwirtschaft zielt die Hautschutzinformation als umfassendes<br />

Maßnahmenpaket auf einen effizienten und nachhaltigen Hautschutz beim Umgang mit Zement und Frischbeton<br />

ab. Diese Information soll Bewusstsein für den Hautschutz schaffen und den Schutzgedanken zur Selbstverständlichkeit<br />

werden lassen.<br />

Sicherheitsregeln bei der Arbeit mit Zement oder Frischbeton<br />

Vor und bei der Arbeit<br />

- Arbeitskleidung<br />

- Hautschutzmittel<br />

- Schutzhandschuhe<br />

- Sicherheitsschuhe<br />

- Schutzbrille<br />

Nach der Arbeit<br />

- Reinigung der Werkzeuge und danach<br />

- Reinigung der Hände<br />

- Pfl ege der Hände<br />

HAUT SCHÜTZ<strong>EN</strong>!<br />

Mit Schutzhandschuhen<br />

Mit Schutzstiefeln<br />

Mit Schutzbrille<br />

HAUT REINIG<strong>EN</strong>!<br />

1. Reinigungsmittel sparsam dosieren<br />

2. Reinigungsmittel verteilen<br />

3. Schmutz abwaschen<br />

4. Mit reichlich Wasser abspülen<br />

Anschließend Hände gründlich abtrocknen.<br />

Hierzu möglichst saubere Stoff- oder Papierhandtücher verwenden.<br />

HAUT PFLEG<strong>EN</strong>!<br />

Stark gefährdete Hautbereiche wie<br />

• Nagelfalz<br />

• Fingerzwischenräume<br />

• Handrücken und<br />

• Handgelenke<br />

sind bei der Hautpflege besonders zu berücksichtigen.<br />

www.hautschutz-info.at<br />

21


22<br />

Zementwerke


Daten, Tabellen, Fakten<br />

Zementsorten in Österreich<br />

Bezeichnung<br />

Zusammensetzung: Masseanteil in Prozent<br />

Haupt<br />

zementart<br />

Kennzeichnung<br />

Portlandzementklinker<br />

K<br />

Hüttensand<br />

S<br />

Flugasche<br />

Nebenbestandteile<br />

kieselsäurereiche<br />

V<br />

Kalkstein<br />

L<br />

I Portlandzement I 95-100 - - - 0-5<br />

II Portlandhüttenzement<br />

II/A-S 80-94 6-20 - - 0-5<br />

II/B-S 65-79 21-35 - - 0-5<br />

Portlandfl ugaschezement<br />

II/A-V 80-94 - 6-20 - 0-5<br />

II/B-V 65-79 - 21-35 - 0-5<br />

Portlandkalksteinzement<br />

II/A-L 80-94 - - 6-20 0-5<br />

II/B-L 65-79 - - 21-35 0-5<br />

Portlandcompositzement<br />

II/A-M 80-94 6-20 0-5<br />

II/B-M 65-79 21-35 0-5<br />

III Hochofenzement III/A 35-64 36-65 - - 0-5<br />

III/B 20-34 68-80 - - 0-5<br />

Zementproduktion in Österreich seit 1957 [Tonnen] und<br />

Zementsortenanteile [Tonnen] im Jahre 2006<br />

7 Mio.<br />

6 Mio.<br />

5 Mio.<br />

4 Mio.<br />

3 Mio.<br />

85 %<br />

2 Mio.<br />

1 Mio.<br />

11 %<br />

2 %<br />

CEM I 562.390 11 %<br />

CEM II 4.306.290 85 %<br />

CEM III 109.310 2 %<br />

Sonstige 114.010 2 %<br />

2%<br />

1957 1960 1965 <strong>197</strong>0 <strong>197</strong>5 1980 1985 1990 1995 2000 2005<br />

23


Beton ist ...<br />

Normalbeton<br />

Recyclingbeton<br />

Blähbeton - geschlossenes Gefüge<br />

Blähbeton - offenes Gefüge<br />

Ziegelsplittbeton<br />

Steinsplittbeton<br />

Porenbeton<br />

Holzspanbeton<br />

... Vielfalt: Schnittbilder von Normal- und Leichtbetonarten<br />

24


Zement, das Bindemittel für Beton<br />

Zement und Wasser gemischt ergeben den Zementleim. Dieser erhärtet zu Zementstein.<br />

Beton besteht hauptsächlich aus Gesteinskörnern (Sande und Kiese) und<br />

Zementstein. Seine Festigkeit entsteht durch Erhärten des Zementleims (siehe Seite<br />

9 %<br />

Wohin ging der Zement 2006<br />

55 %<br />

18 %<br />

18 %<br />

Ins Transportbetonwerk<br />

Als Sackware auf Baustellen<br />

In Betonfertigteilwerke<br />

Als Siloware auf Baustellen der Bauindustrie<br />

19). Beton widersteht Hitze, Feuer<br />

und Kälte. Er ist unempfindlich<br />

gegen Trockenheit, Nässe sowie<br />

viele chemische und physikalische<br />

Beanspruchungen. Im frischen<br />

Zement<br />

+ Wasser<br />

= Zementleim<br />

+ Gesteinskörnung<br />

= Beton<br />

Zustand ist er beliebig formbar und lässt sich in Schalungen<br />

gießen. Bauteile können somit direkt auf der Baustelle hergestellt<br />

werden oder sie werden als Fertigteile auf die Baustelle<br />

geliefert und zum Bauwerk zusammengefügt.<br />

Der Verwendungszweck und die gestellten Anforderungen an<br />

das Bauwerk bestimmen die Zusammensetzung des Betons. Beton<br />

kann den Erfordernissen des jeweiligen Bauteiles angepasst<br />

werden. Darin liegt eine der Stärken des Baustoffes.<br />

Je nach der Dichte des Betons (= Masse pro Kubikmeter), die vor allem durch die verwendeten Gesteinskörnungen<br />

oder durch Treibmittel bestimmt wird, unterscheidet man die Betonarten:<br />

• Normalbeton mit einer Dichte von 2000 bis 2600 kg/m³ (mit Gesteinskörnungen aus Kiessand, Felsbrechgut,<br />

Brechgut aus Altbeton) für alle üblichen Anwendungen des Betonbaus.<br />

• Leichtbeton mit einer Dichte unter 2000 kg/m³ mit Leichtgesteinskörnungen (aus Blähton, Holzspäne,<br />

Ziegelsplitt, Steinsplitt, Polystyrol bzw. Treibmittel beim Porenbeton u. a.) kommt dort zum Einsatz, wo die<br />

Druckfestigkeiten nicht vorrangig sind und andere Eigenschaften wie z. B. die Wärmedämmung gefordert<br />

werden.<br />

• Schwerbeton mit einer Dichte über 2600 kg/m³ aus besonderen, sehr schweren Gesteinskörnungen (wie<br />

zum Beispiel Basalt, evtl. Stahlspäne) – für Spezialanwendungen, z. B. für den Strahlenschutz in Krankenhäusern.<br />

Bei Normal- und Schwerbeton sind die zwischen den einzelnen Gesteinskörnern vorhandenen Hohlräume mit<br />

Zementstein ausgefüllt. Nach dem Verdichten mit speziellen Geräten ist der Beton praktisch hohlraumfrei: Wir<br />

sprechen von Beton mit einem „geschlossenen Gefüge“.<br />

Sind die Gesteinskörner jedoch nur punktweise miteinander „verklebt“ und die Hohlräume dazwischen offen, so<br />

spricht man von haufwerksporigem Beton oder von „offenem Gefüge“. Anwendung findet diese Art von Leichtbeton<br />

für Betonsteine im Hochbau.<br />

Recyclingbeton bringt den Umweltgedanken ein: Seine Gesteinskörnungen bestehen zum Großteil aus wieder<br />

aufbereitetem Altbeton und Baurestmassen. Er wird sowohl im Hoch- wie auch im Tiefbau eingesetzt.<br />

25


Anwendungsbeispiel für Stahlbeton<br />

Funktionsweise der Stahlbetonbauweise<br />

Bahnbrücke als Zweifeldträger in Stahlbetonbauweise<br />

26


Was ist Stahlbeton<br />

Unbewehrter Beton<br />

Die wesentlichen Bestandteile des ausgehärteten Betons sind die Gesteinskörnungen und der Zementstein.<br />

Dieser umhüllt jedes einzelne Korn, füllt die verbleibenden Hohlräume zwischen den Gesteinskörnern aus und<br />

erzeugt einen homogenen mineralogischen Baustoff. Viele Materialeigenschaften des Betons sind durch spezielle<br />

Zusammensetzungen der Ausgangsstoffe steuerbar. Darüber hinaus ist Beton im frischen Zustand beliebig formbar<br />

und kann sowohl für massige als auch für feingliedrige Bauteile eingesetzt werden. Unbeschadet der vielen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten ist eine wesentliche mechanische Eigenheit des Betons nicht änderbar, nämlich dass die<br />

Zugfestigkeit um etwa den Faktor 10 niedriger ist als die Druckfestigkeit.<br />

Für konstruktive Bauteile kommt unbewehrter Beton heutzutage vor allem im Kraftwerksbau zum Einsatz.<br />

Stahlbeton<br />

Treten in einem Bauteil aus Beton Zugspannungen auf, müssen zusätzliche Maßnahmen zur Überbrückung der<br />

geringen Zugfestigkeit des unbewehrten Betons getroffen werden. Dies geschieht in der Regel durch die Einlage<br />

von Bewehrungsstäben aus Baustahl. Diese Bewehrungsstäbe werden vor dem Betonieren nach eigens angefertigten<br />

Plänen verlegt. In diesen Bewehrungsplänen ist festgehalten, wo und wie viel Baustahl einzulegen ist.<br />

Beim Betonieren werden die gerippten Bewehrungsstäbe vollständig mit Beton umhüllt. Die vollständige und<br />

ausreichende Überdeckung der Bewehrung ist notwendig, um die Kraftübertragung vom Baustahl in den Beton<br />

(und umgekehrt) und um den Korrosions- und Brandschutz der Bewehrungsstäbe sicherzustellen.<br />

Die Wirkungsweise der Stahleinlagen im Beton wird am Beispiel eines Balkens auf zwei Stützen erklärt:<br />

An der Oberseite des Balkens treten Druckspannungen, an der Unterseite des Balkens treten Zugspannungen<br />

auf. Die Zugbewehrung wird also an der Unterseite des Balkens eingelegt.<br />

Als äußere Kraft wirkt vorerst nur das Eigengewicht. Bei ordnungsgemäßer Herstellung wird weder eine nennenswerte<br />

Durchbiegung noch werden Risse an der Unterseite feststellbar sein.<br />

Wird die Last erhöht, nehmen sowohl die Spannungen im Balkenquerschnitt als auch die Durchbiegung zu.<br />

Durch den Verbund zwischen Beton und Bewehrungsstahl verformen sich die beiden Materialien um das gleiche<br />

Maß. Dieser Zustand bleibt so lange erhalten, bis die auftretenden Zugspannungen im Balken höher sind als die<br />

aufnehmbaren, vergleichsweise niedrigen Zugspannungen des Betons.<br />

Wären keine Stahleinlagen im Beton, würde zu diesem Zeitpunkt der Balken versagen.<br />

Die eingelegten Stahlstäbe verhindern jedoch nicht nur das Herunterfallen des Balkens, sie erlauben sogar eine<br />

weitere wesentliche Lasterhöhung bis zu jenem Zustand, wo entweder die Tragfähigkeit des Baustahls durch<br />

Zugkräfte oder die Tragfähigkeit des verbleibenden Betonquerschnittes durch Druckkräfte überschritten wird. In<br />

der Baupraxis werden diese Spannungen mit entsprechenden Sicherheitskoeffizienten abgemindert, sodass es zu<br />

keinem Versagen von Bauteilen kommen kann.<br />

Die gute Verbundwirkung zwischen Beton und Stahleinlagen sorgt dafür, dass die Risse im Beton in kleinen<br />

Abständen und über die gesamte Zugzone regelmäßig verteilt auftreten.<br />

Der Korrosionsschutz der Bewehrung wird durch das alkalische Milieu des Zementsteins im Beton (pH-Wert<br />

von 10 bis 12) dauerhaft sichergestellt. Für den Korrosionsschutz und auch für den Brandschutz reichen im<br />

Regelfall eine Überdeckung der Stahleinlagen von 2-3 cm aus.<br />

27


Brückenkonstruktion in Spannbetonbauweise<br />

Funktionsweise der Spannbetonbauweise<br />

Vorspannung der Spannlitzen mit einer hydraulischen Presse<br />

28


Was ist Spannbeton<br />

Spannbeton<br />

Die Spannbetonbauweise wurde entwickelt, um die technischen und wirtschaftlichen Grenzen des Betonbaues<br />

deutlich erweitern zu können. Der Grundgedanke dieser Bauweise besteht darin, in Bauteile äußere<br />

Druckkräfte einzuleiten und damit Biegespannungen zu erzeugen, welche durch Eigengewicht und/oder<br />

Nutzlasten reduziert/neutralisiert werden.<br />

Auch hier soll die Funktionsweise wiederum am einfachen Balkenmodell erklärt werden:<br />

Durch das Eigengewicht und durch eine spätere Belastung treten an der Unterseite des Balkens Zugspannungen,<br />

an der Oberseite des Balkens Druckspannungen auf. Wird nun am Balkenende in der Nähe der<br />

Unterseite dieses Balkens eine äußere Druckkraft aufgebracht, erzeugt diese Druckkraft durch die exzentrische<br />

Krafteinleitung an der Oberseite des Balkens eine Zugspannung, an der Unterseite des Balkens hingegen<br />

eine Druckspannung. Die beiden Lastzustände können überlagert werden und zeigen nun folgendes Bild: Die<br />

Zugspannung an der Unterseite des Balkens ist kleiner geworden, die Druckspannung an der Oberseite des<br />

Balkens ist größer geworden. Diese Beanspruchung kommt dem Tragvermögen des Betons sehr entgegen.<br />

Die Einleitung der äußeren Druckkräfte erfolgt durch so genannte Spannglieder. Diese Spannglieder werden<br />

in der Regel in etwa dem Momentenverlauf entsprechend eingelegt. Sie können bei Bedarf im Zuge der<br />

Bauherstellung auch verlängert werden und erreichen im Brückenbau so oft eine Länge von einigen hundert<br />

Metern. Als Material für die Spannglieder werden Drähte aus Stahl hoher Festigkeit verwendet. Die einzelnen<br />

Drähte werden zu Spanndrahtlitzen verarbeitet. Die Litzen wiederum werden je nach Erfordernis entweder<br />

als Einzellitzen oder als Litzenbündel eingesetzt.<br />

Die Spannglieder werden entweder in Hüllrohren verlegt oder im direkten Verbund mit dem Beton eingebaut.<br />

Diese beiden Bauweisen unterscheiden sich in wichtigen Punkten.<br />

Die Verwendung von Spannlitzen im direkten Verbund erfolgt in der industriellen Herstellung von<br />

Fertigteilen wie z. B. Hohldielen für Decken oder Schwellen für den Eisenbahnbau. In Spannbetten mit Längen<br />

über 100 m werden die Litzen vor dem Betonieren gespannt. Um den Verbund zwischen Spannstahl und Beton<br />

zu gewährleisten, muss jede Litze beim anschließenden Betoneinbau sorgfältig in den Beton eingebettet<br />

werden. Nach dem Erhärten des Betons wird der Spannrahmen des Spannbetts entlastet, die Horizontalkraft<br />

ist in die Elemente eingeleitet. Deckenelemente werden in Längen von über 100 m gefertigt und nach dem<br />

Erhärten des Betons auf die erforderliche Länge geschnitten.<br />

Bei der Vorspannung mit nachträglichem Verbund werden die Spannglieder in Hüllrohre eingefädelt und nach<br />

dem Erhärten des Betons mit hydraulischen Pressen vorgespannt. Die Spannglieder bestehen in der Regel aus<br />

mehreren Litzen und können bei Bedarf in Längen von über 100 m in einem Stück geliefert und eingebaut<br />

oder bei der Bauherstellung vor Ort gekoppelt werden. Die Einleitung der Horizontalkräfte in den Beton<br />

erfolgt über Ankerköpfe und Ankerplatten. In den Ankerköpfen ist jede einzelne Litze mittels Keilen verankert.<br />

Nach dem Spannen werden die Hüllrohre mit einem quellfähigen Mörtel verpresst. Damit werden der kraftschlüssige<br />

Verbund zwischen Spannstahl und Beton und der Korrosionsschutz für die Spannglieder hergestellt.<br />

Mit der Spannbetonbauweise können Bauwerke mit großen Spannweiten, schlanken Abmessungen und kleinen<br />

Durchbiegungen sehr wirtschaftlich hergestellt werden. Einsatzgebiete sind vornehmlich der Brückenbau,<br />

der Silo- und Behälterbau, der Industriebau sowie die Herstellung von vorgespannten Deckenelementen und<br />

Eisenbahnschwellen. Zunehmend erfolgt aber auch der Einsatz von Spannstahl in Flachdecken aus Ortbeton.<br />

29


30<br />

Das Pantheon in Rom - viel bestaunt und bewundert


Zement und Beton im Wandel der Zeit<br />

Die Römer entwickelten den opus caementitium. Dieser Baustoff, auch als römischer Beton bezeichnet, bestand<br />

aus vulkanischen Aschen, gebranntem Kalk, Wasser und Sand, dem mortar (Mörtel) und Bruchsteinen. Er zeichnete<br />

sich durch eine hohe Druckfestigkeit aus. Damit wurden unter anderem die Kuppel des Pantheons, Wasserund<br />

Abwasserleitungen und Hafenanlagen in Rom hergestellt.<br />

1796 erfand der Engländer J. Parker mit dem Romanzement den ersten selbsterhärtenden Zement aus stark<br />

tonhaltigem Kalkmergel. Sein Landsmann J. Aspdin entwickelte im Jahre 1824 den Portlandzement (der Name<br />

leitet sich von einem Landstrich in England ab).<br />

Ab 1844 konnte der Brennprozess zur Klinkererzeugung bei ausreichend hoher Temperatur (ca. 1450 °C) durchgeführt<br />

werden. Den Portlandzementklinker im heutigen Sinne gibt es erst seit gut 150 Jahren.<br />

1856 wurde die Zementerzeugung in Österreich erstmalig erwähnt (Fa. Kraft im Perlmoos bei Kufstein). In<br />

der Monarchie wurden knapp 50 Werke betrieben, heute wird noch an neun Standorten Klinker gebrannt. Der<br />

Standort der Zementwerke ist eng an die Rohstoffvorkommen geknüpft.<br />

Zuerst wurden Bauwerke aus Stampfbeton erzeugt, aber auch Mauersteine und Betonwaren gefertigt. Die<br />

Erkenntnis, dass Beton - wie jeder Stein - hohe Druckfestigkeit, aber nur geringe Biegezugfestigkeit hat, führte ab<br />

etwa 1860 zum Einlegen von Eisenstäben und Draht und damit zur Erfindung des Eisenbetons (später Stahlbeton):<br />

Der Stahl übernimmt im Bauwerk die auftretenden Zugkräfte, der Beton die auftetenden Druckkräfte.<br />

Die Entwicklung hochfester Stähle führt ab 1920 zur Weiterentwicklung des Stahlbetons zum Spannbeton. Spannbeton<br />

ermöglicht schlankere und damit leichtere Konstruktionen und große Spannweiten.<br />

Ein Schub in der Entwicklung der Betontechnologie ist seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts festzustellen.<br />

Der Einsatz von exakt abgestimmten Betonkomponenten führte zum Hochleistungsbeton (HL-Beton) und in der<br />

Folge zum SCC (self compacting concrete), einem Fließbeton, der sich, in die Schalung gegossen, selbst nivelliert.<br />

Aktuelle Entwicklungen sind der UHPC, ein ultrahochfester Beton und auch ein „transparenter“ Beton, bei dem<br />

Glas- oder Kunststofffasern Licht durch den Beton leiten können.<br />

Beton zählt zu den am häufigsten verwendeten Materialen unserer Zeit. Er hat sich zu einem Designbaustoff<br />

entwickelt, der in allen Lebensbereichen einsetzbar und auch wiederverwendbar ist.<br />

31


WUSST<strong>EN</strong> SIE SCHON, DASS ...<br />

... es ohne Beton keine unterirdischen Bauten<br />

wie Tunnels, Kanäle, Tiefgaragen und auch<br />

keine U-Bahnen gäbe<br />

… auch das Kolosseum und das Pantheon in Rom zu<br />

einem großen Teil aus „römischem“ Beton besteht<br />

… intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />

über Eigenschaften und Weiterentwicklung<br />

des Betons betrieben werden Daraus entstanden<br />

Spezialbetone wie der Faserbeton für hohe<br />

Brandbeständigkeit, Hochleistungsbeton für<br />

höchste Beständigkeit und SCC, ein Fließbeton,<br />

der ohne Verdichtungsarbeit in alle Winkeln<br />

einer Schalung fließt.<br />

… Orientierungsplatten aus Beton eine<br />

wichtige Hilfe zur Integration Blinder<br />

und Sehbehinderter sind So wurden<br />

Gehwegplatten mit ca. 30 cm Seitenlänge<br />

entwickelt, die von Blinden und Sehbehinderten<br />

mit dem Langstock ertastet werden<br />

können.<br />

32


Fragen und Antworten zu Beton<br />

WUSST<strong>EN</strong> SIE SCHON, DASS ...<br />

... die Skyline von<br />

<strong>Wien</strong>, das ,,Hundertwasser<br />

Haus“<br />

und die Kirche<br />

,,Zur heiligsten<br />

Dreifaltigkeit“ von<br />

Fritz Wotruba in<br />

<strong>Wien</strong> zu großen<br />

Teilen aus Beton<br />

bestehen<br />

…das Prinzip der Beton-Temperierung<br />

eine Klimaanlage ersetzen<br />

kann Über Bohrungen oder<br />

Fundamente mit einbetonierten<br />

Kühlschlangen kann das enorme<br />

Energiepotential der Erdwärme<br />

genutzt werden. Das Prinzip<br />

beruht auf der Nutzung der Speichermasse<br />

von Betonteilen die<br />

große Wärme- und auch Kältemengen<br />

aufnehmen und langsam<br />

wieder abgeben können.<br />

… Zemente strengen<br />

Kontrollen unterworfen<br />

sind und dass die<br />

Produzenten regelmäßig<br />

die hohe Qualität ihrer<br />

Zemente nachweisen<br />

müssen Und was für<br />

Zement gilt, gilt natürlich<br />

auch für Beton.<br />

… Beton nicht<br />

nur die großartige<br />

Olympia-Eishalle in<br />

Calgary ermöglicht,<br />

sondern auch dem<br />

klassischen Tennis-<br />

Mekka Wimbledon zu<br />

neuem Glanz verholfen<br />

hat Auch der<br />

Fußballsport profitiert<br />

von der Leistungsfähigkeit<br />

des Betons,<br />

wie die Allianz-Arena<br />

in München eindeutig<br />

unter Beweis stellt.<br />

…sich Beton zum Lieblingsmaterial<br />

moderner Designer mausert,<br />

wie es dieser Küchenblock aus<br />

Betonfertigteilen zeigt.<br />

33


WUSST<strong>EN</strong> SIE SCHON, DASS ...<br />

… Beton problemlos, dauerhaft<br />

und kostengünstig durchgefärbt<br />

werden kann Dadurch fügen sich<br />

z. B. Dachsteine optimal in eine<br />

Dachlandschaft und Bodenbelage in<br />

ein bestehendes Ortsbild ein.<br />

… Beton auch im Bootsbau eine große<br />

Rolle spielt Segel- und Motorboote aus<br />

Ferrozement sind heute keine Seltenheit<br />

mehr, es werden eigene Betonkanu-Regatten<br />

veranstaltet.<br />

… heute 100 % des normgerechten Transportbetons<br />

vollautomatisch und elektronisch<br />

gesteuert hergestellt werden<br />

... Beton auch<br />

den Sportkletterern<br />

einiges zu<br />

bieten hat Die<br />

künstlichen Kletterbrocken<br />

und<br />

Klettertürme<br />

sind dauerhaft,<br />

müssen nicht<br />

gewartet werden<br />

und bieten den<br />

Alpinisten eine<br />

Vielzahl von<br />

Halte- und Stehmöglichkeiten.<br />

… Zement, Beton und andere zementgebundene<br />

Baustoffe biologisch neutral sind<br />

34


Fragen und Antworten zu Beton<br />

WUSST<strong>EN</strong> SIE SCHON, DASS ...<br />

… sowohl<br />

die zur<br />

Stabilität<br />

notwendigen<br />

Gewichte<br />

bei Waschmaschinen<br />

als auch die<br />

Gegengewichte<br />

bei<br />

Seilbahnen<br />

aus Beton<br />

bestehen<br />

… Fahrbahnen aus Beton immer<br />

leiser werden Neue Herstellungsmethoden<br />

und Oberflächen machen<br />

Betonfahrbahnen extrem leise<br />

- und das bei einer extrem hohen<br />

Lebensdauer.<br />

… Beton nach Wasser das zweithäufigst<br />

gebrauchte Material auf der Welt ist<br />

... Beton bei der Bewahrung wertvoller<br />

Bausubstanz hilft, da mit ihm kostengünstig<br />

saniert oder Fassadenelemente historischer<br />

Bauwerke nachgegossen werden<br />

können<br />

… Beton nicht nur<br />

tragfähig und dauerhaft<br />

ist, sondern dank der<br />

hohen Schalldämmung<br />

und der guten Wärmespeicherung<br />

die besten<br />

Voraussetzungen für<br />

angenehmes, zeitgemäßes<br />

und vor allem<br />

günstiges Wohnen<br />

bietet<br />

35


IMPRESSUM:<br />

Medieninhaber und Herausgeber:<br />

Zement+Beton Handels- und Werbeges.m.b.H<br />

im Auftrag der<br />

Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie<br />

A -1030 <strong>Wien</strong>, Reisnerstraße 53<br />

Tel.: 01/714 66 85-0,<br />

Fax: 01/714 66 85-26<br />

Redaktion:<br />

Felix Friembichler<br />

Frank Huber<br />

Peter Nischer<br />

Sebastian Spaun<br />

Johannes Steigenberger<br />

Produktion und Graphik:<br />

Frank Huber<br />

Lisa Rothenthal/Brigitte Nerger<br />

2. Aufl age – September 2007<br />

unveränderter Nachdruck September 2009<br />

Druck:<br />

Friedrich VDV, Linz - <strong>Wien</strong><br />

Bildnachweise:<br />

Seite 2,3: Grafi k Zementerzeugung von ABB-Schweiz<br />

zur Verfügung gestellt, Grafi kmontage Lisa Rothenthal,<br />

Zement+Beton<br />

Seite 4: Rohmaterialtransport (<strong>Holcim</strong> Vbg.)<br />

Seite 6: Förderung von Rohmaterial (Z+B)<br />

Silo-Rohmateriallager (Lafarge CTEC)<br />

Seite 8: Leitstand (<strong>Holcim</strong> Vbg.)<br />

Drehrohrofen (Kirchdorf)<br />

Seite 10: Kugelmühle (<strong>Holcim</strong> Vbg.)<br />

Stahlkugeln (Kirchdorf)<br />

Seite 12: Silo LKW (<strong>Holcim</strong> Vbg.)<br />

Rotorpackmaschine (Haver& Boecker)<br />

Seite 14: Hand mit Klinker (Z+B)<br />

Chemische Analyse (Z+B)<br />

Seite 16: Zementbestandteile (Z+B)<br />

Mörtelprüfung (Z+B)<br />

Seite 18: Elektronenmikroskopaufnahmen<br />

(Verein Deutscher Zementwerke e.V.)<br />

Seite 20: Hautschutz am Bau (Z+B)<br />

Seite 22: Zementwerke (Z+B)<br />

Seite 24: Schnittbilder von Betonsorten (Z+B)<br />

Seite 26: T-Mobile Center, <strong>Wien</strong> (© Paul Ott, Graz)<br />

Grafi k (Z+B)<br />

Bahnbrücke (Z+B)<br />

Seite 28: Vorgespannte Brückenkonstruktion (H. Andorfer)<br />

Grafi k (Z+B)<br />

Vorspannvorgang (Vorspann-Technik)<br />

Seite 30: Panteon (H.-O. Lamprecht)<br />

Seite 32: U-Bahnschacht (Z+B)<br />

Kolosseum (H.-O. Lamprecht)<br />

Mirkoskopaufnahmen-Faserbeton (VÖZfi)<br />

Orientierungsplatten ( Weissenböck)<br />

Seite 33: Beton-Temperierung (Insond)<br />

Allianz-Arena: (Z+B)<br />

Wotrubakriche (Z+B)<br />

Laborbild (<strong>Holcim</strong> Vbg.)<br />

Küchenblock aus Beton (Michael Steinwender)<br />

Seite 34: Betonkanuregatta<br />

(Verein Deutscher Zementwerke e.V.)<br />

Transportbetonfahrzeug (GVTB)<br />

Bodenplatten (Semmelrock)<br />

Kletterturm (Schretter&Cie)<br />

Skyline Unocity (Z+B)<br />

Seite 35: Gegengewicht einer Seilbahn (Seilbahnen AG)<br />

Südosttangente (Z+B)<br />

Gesimse (Fa. Puletz)<br />

Wasserkraftwerk (Z+B)<br />

EF- Haus (© Jens Ellensohn, Koblach)<br />

36


www.zement.at

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