An der Bar - Galerie Friedmann-Hahn
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21.05.2011 15:20 Uhr<br />
Von Christiane Meixner<br />
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<strong>An</strong> <strong>der</strong> <strong>Bar</strong><br />
Caroline Weihrauch stellt bei <strong>Friedmann</strong>-<strong>Hahn</strong> aus<br />
Unterwasser. Impressionen aus <strong>der</strong> Serie „Deep water horizont“. Foto: <strong>Friedmann</strong>-<strong>Hahn</strong><br />
Gewächse sind sie alle. Diese wun<strong>der</strong>samen, von Caroline Weihrauch „Quallen“<br />
genannte Formen, die dennoch wie barocke Ornamente über ihre Leinwände<br />
wuchern. Und jene ganz beson<strong>der</strong>e urbane Pflanze, die sie schon als Studentin an<br />
<strong>der</strong> ehemaligen Hochschule <strong>der</strong> Künste faszinierte: Wann immer die Malerin<br />
<strong>An</strong>fang <strong>der</strong> neunziger Jahre an <strong>der</strong> „Paris <strong>Bar</strong>“ auf <strong>der</strong> Kantstraße vorbeikam,<br />
verwandelte sich <strong>der</strong> Ort für sie in ein heilloses Versprechen. Das Licht, die Farben<br />
und natürlich die illustren Gäste.<br />
Irgendwann wurde Weihrauch selbst Teil dieser Szene. Parallel dazu hat sie sich ihr<br />
Sehnsuchts-Motiv malend erschlossen. Aus immer an<strong>der</strong>em Blickwinkel, aber mit<br />
einer Konstante: Im Fokus ihrer Gemälde, die aktuell in <strong>der</strong> <strong>Galerie</strong> <strong>Friedmann</strong>-<br />
<strong>Hahn</strong> zu sehen sind, steht das Interieur <strong>der</strong> <strong>Bar</strong>.<br />
Und mit ihm die seltsam gespannte Atmosphäre, die die Räumlichkeiten<br />
frühabends erfüllt, wenn alle Tische gedeckt sind, die weißen, zu Pyramiden<br />
gefalteten Servietten zarte Schatten werfen und sich das Licht in den Weingläsern<br />
spiegelt. Bereit zum großen Auftritt, den das Publikum wenig später garantiert.<br />
<strong>An</strong><strong>der</strong>e Arbeiten widmen sich den dunkel grundierten Wänden. Die Kunst in <strong>der</strong><br />
Paris <strong>Bar</strong> ist legendär und stammt von Stars wie Martin Kippenberger, Daniel<br />
Richter o<strong>der</strong> Sarah Lucas. Einiges davon versteht sich als Ausgleich für offene
Rechnungen, die die Wirte früher gern mit Bil<strong>der</strong>n begleichen ließen. „Let’s get lost“<br />
(19 500 Euro) heißt nun eines von Weihrauchs neuen Gemälden, das eine vertrackte<br />
Geschichte erzählt. Denn schon Kippenberger nahm sich die <strong>Bar</strong> zum Motiv für ein<br />
Gemälde, das lange dort hing. Als es 2009 versteigert werden musste, schuf Daniel<br />
Richter für die leere Stelle eine Kopie mit Varianten.<br />
Sie taucht auch in <strong>der</strong> <strong>An</strong>sicht <strong>der</strong> Künstlerin auf und vervielfältigt die Einrichtung<br />
im raffinierten Spiel von Bild und Abbild. Caroline Weihrauch fügt dem noch eine<br />
Facette hinzu, wenn sie die <strong>Bar</strong> in so prächtigen Farben schil<strong>der</strong>t, dass sie schöner<br />
erscheint als jede Wirklichkeit. Hier offenbart sich <strong>der</strong> Zauber <strong>der</strong> Malerei, die ihre<br />
eigenen Wege geht und Details in den Blick rückt, die es trotz aller gegenständlichen<br />
Rückbezüge so nicht gibt.<br />
Ganz ähnlich setzen sich die Landschaften <strong>der</strong> Künstlerin zusammen. Panoramen<br />
mit weitem Horizont und herausgehobenen Architekturen, die wie Schätze auf<br />
blauen Kissen liegen. Und selbst die „Quallen“ gehorchen diesem Prinzip: „Deep<br />
water horizont“ heißt die bislang dreiteilige Serie (je 8900 Euro), in <strong>der</strong> Caroline<br />
Weihrauch die zerstörten Schönheiten tief im Meer als fiktive Abstraktionen wie<strong>der</strong><br />
auferstehen lässt.<br />
<strong>Galerie</strong> <strong>Friedmann</strong>-<strong>Hahn</strong>, Wielandstr. 14; bis 4. Juni, Di–Fr 13–20 Uhr, Sa 13–18<br />
Uhr.