21.01.2015 Aufrufe

Working Poor in der Schweiz Zahlen, Fakt - Caritas Thurgau

Working Poor in der Schweiz Zahlen, Fakt - Caritas Thurgau

Working Poor in der Schweiz Zahlen, Fakt - Caritas Thurgau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

noch e<strong>in</strong>e deutlich über dem Durchschnitt<br />

liegende <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Poor</strong>­Quote.<br />

<strong>Fakt</strong>or «Ausbildung»<br />

Die <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Poor</strong>­Quote hängt auch<br />

stark vom Ausbildungsniveau ab. Beson<strong>der</strong>s<br />

stark gefährdet s<strong>in</strong>d Personen, die<br />

ke<strong>in</strong>e nachobligatorische Ausbildung absolviert<br />

haben. Sie machen über e<strong>in</strong> Viertel<br />

aller Erwerbstätigen aus, die <strong>in</strong> <strong>Work<strong>in</strong>g</strong><br />

<strong>Poor</strong>­Haushalten leben. Es überrascht darum<br />

auch nicht, dass Auslän<strong>der</strong><strong>in</strong>nen<br />

und Auslän<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s häufig von Erwerbsarmut<br />

betroffen s<strong>in</strong>d. Doch Tieflohn<br />

heisst nicht gleich <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Poor</strong>. Nur gerade<br />

e<strong>in</strong> Achtel aller Arbeitskräfte, die zu<br />

niedrigen E<strong>in</strong>kommenssätzen arbeiten,<br />

s<strong>in</strong>d auch <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Poor</strong>!<br />

<strong>Fakt</strong>or «Wohnort»<br />

Armut hängt auch vom Wohnort ab.<br />

E<strong>in</strong>e Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>erischen<br />

Konferenz für Sozialhilfe über das frei verfügbare<br />

E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> zeigt<br />

sehr deutlich, wie gross die Unterschiede<br />

bei <strong>der</strong> steuerlichen Belastung tiefer E<strong>in</strong>kommen<br />

und bei den staatlichen Transferleistungen<br />

(Prämienverbilligung bei <strong>der</strong><br />

Krankenversicherung, K<strong>in</strong><strong>der</strong>­ und Familienzulagen,<br />

Alimentenbevorschussung)<br />

zwischen den Kantonshauptorten s<strong>in</strong>d.<br />

So kann es passieren, dass e<strong>in</strong> Haushalt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Kanton zu den <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Poor</strong> gehört,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Kanton aber bei<br />

gleichem Erwerbse<strong>in</strong>kommen dank besserer<br />

Transferleistungen nicht zu den armutsbetroffenen<br />

Haushalten gerechnet werden<br />

müsste.<br />

Lebenslauforientierte<br />

Sozialpolitik<br />

<strong>Caritas</strong> ist <strong>der</strong> sozialen und beruflichen Integration armutsbetroffener<br />

Menschen verpflichtet. Wir unterstützen sie bei<br />

den Übergängen im Lebenslauf.<br />

Schulstart +<br />

jeunes adultes<br />

en difficulté<br />

«<strong>in</strong>cluso»<br />

Time-out im<br />

Berggebiet<br />

Nur mit frühen und gezielten Interventionen<br />

kann verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

mit schulischen Defiziten später nicht<br />

zu den <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Poor</strong> gehören. E<strong>in</strong>e solche<br />

<strong>in</strong>vestitionsorientierte Sozialpolitik,<br />

die auf e<strong>in</strong> gutes Management <strong>der</strong> Übergänge<br />

im Lebenslauf ausgerichtet ist, rechnet<br />

sich. <strong>Caritas</strong> hat zahlreiche Projekte,<br />

um armutsbetroffene Familien bei diesen<br />

Übergängen zu unterstützen.<br />

<strong>Caritas</strong>-Markt<br />

espace de<br />

montagnes<br />

«mit mir»<br />

Ritec<br />

(Sozialfirmen)<br />

Grafik 2<br />

Die Palette an Projekten reicht von Informationsveranstaltungen<br />

für Familien<br />

mit schulpflichtigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n über Mentor<strong>in</strong>g­Programme<br />

für Migrant<strong>in</strong>nen und<br />

Migranten auf Lehrstellensuche bis zu Integrationsprogrammen<br />

für ausgesteuerte<br />

Langzeitarbeitslose, dem <strong>Caritas</strong>­Markt<br />

und Sozialberatungsstellen für junge Familien.<br />

E<strong>in</strong>e nationale Armutsstrategie<br />

Seit dem Jahr 2002 hat die <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Poor</strong>­Quote tendenziell zugenommen. Und<br />

dies, obwohl im gleichen Zeitraum die Wirtschaft immer gewachsen ist (Grafik 1).<br />

Darum braucht es e<strong>in</strong>e nationale, mit den Kantonen abgestimmte Armutsstrategie.<br />

Sie muss drei Elemente umfassen:<br />

• Die Familienpolitik muss sich noch stärker auf armutsbetroffene Familien ausrichten.<br />

Die Ergänzungsleistungen s<strong>in</strong>d auf <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Poor</strong> auszudehnen.<br />

• Die kantonalen Transferleistungen, zum Beispiel die Alimentenbevorschussung<br />

für Alle<strong>in</strong>erziehende, s<strong>in</strong>d zu erhöhen und sollten <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen <strong>Schweiz</strong> harmonisiert<br />

werden.<br />

• Bildung und Berufsbildung s<strong>in</strong>d noch stärker auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche auszurichten,<br />

die <strong>in</strong> armutsbetroffenen und bildungsfernen Haushalten leben.<br />

Zum Thema<br />

www.bfs.adm<strong>in</strong>.ch<br />

<strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Poor</strong> (Suche nach «<strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Poor</strong>»)<br />

www.skos.ch<br />

Studie zu den frei verfügbaren E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> (unter «Publikationen»)<br />

Kehrli Christ<strong>in</strong>, Knöpfel Carlo:<br />

Handbuch Armut <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

<strong>Caritas</strong>-Verlag. Luzern 2006.<br />

Bonoli Giuliano, Bertozzi Fabio:<br />

Neue Herausfor<strong>der</strong>ungen für den<br />

Sozialstaat. Haupt-Verlag, Bern 2008.<br />

1/08 Nachbarn <strong>Caritas</strong><br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!