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2 January | Januar 2013<br />
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von der Schulleitung<br />
from the directors<br />
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January | Januar 2013 3<br />
Neuanfang<br />
Eröffnungsrede Herbst 2012<br />
Barbara Hanusa MA 1989|'90, '07|'08, Schulleitung seit 2009<br />
Jedes Jahr im September ist der Anreisetag der «Neuen» mit ihren<br />
Eltern. Ein spannender Tag für uns Alle. Wie wird es gehen Haben<br />
die Eltern mit ihren Kindern die richtige Wahl getroffen Stimmen<br />
unsere Einschätzungen, dass Schule und Jugendliche zusammenpassen<br />
Wie wird die Kooperation zwischen Schule und Elternhaus<br />
gelingen Wie sieht die Schulgemeinschaft im nächsten Jahr aus<br />
Ashley und ich versuchen in der jeweiligen Begrüssungsrede<br />
ein Stück der Arbeit in der <strong>Ecole</strong> transparent zu machen. In diesem<br />
Jahr ging es mir vor allem darum, wie wir Lernen organisieren:<br />
Liebe Eltern, liebe Gäste!<br />
Heute ist ein Neuanfang. Heute beginnt die Geschichte zwischen<br />
euch, euren Kindern und der <strong>Ecole</strong> so richtig. Angefangen hat sie<br />
schon etwas eher: Irgendwie habt ihr uns gefunden, habt ihr von<br />
uns gehört. Es gab ein erstes Kennenlernen bei einem Besuch,<br />
dazwischen haben Kontakte stattgefunden, vielleicht Telefonate<br />
und ein Vertrag. Heute fängt es an: Ihr seid mutige Menschen, ihr<br />
Eltern von unseren Neuen. Mutig, weil ihr auf einen anderen Weg<br />
des Lernens setzt!<br />
In bildungspolitischen Diskussionen hört man immer wieder<br />
Argumente, die um Effizienz kreisen. Da heisst es: SchülerInnen<br />
lernen nicht ohne einen gewissen Druck. Allein Selektion und<br />
Leistungsdruck bringen Leistungsträger und Trägerinnen hervor.<br />
Schule lehrt, was man später im Leben braucht. Kinder müssen<br />
marktfähig gemacht werden. Und dann, vielleicht sogar nur dann,<br />
können sie mithalten in einer globalisierten Welt. Das ist die eine<br />
Seite. Und es gibt eine zweite: Studien zufolge haben 40% aller<br />
SchülerInnen in Europa Angst vor der Schule, das fängt schon bei<br />
Table of Contents | Inhaltsverzeichnis<br />
Neuanfang 2<br />
Roughly Zones 4<br />
Naturwissenschaftliches Projekt – Der Traum vom Fliegen 6<br />
Von Findlingen und anderen Reisen 8<br />
Fest oder doch flüssig 9<br />
Pilz, pilziger, am pilzigsten… 10<br />
Impressum<br />
Editor | Redaktion<br />
Contact | Kontakt<br />
Foto Frontpage | Titelseite<br />
Reverse Side | Rückseite<br />
PrimarschülerInnen an. Nicht wenige werden krank, weil sie dem<br />
herrschenden Leistungsdruck oder dem angestrebten Tempo nicht<br />
gewachsen sind. Viele fallen aus dem System heraus.<br />
Entdeckungsfreude, Offenheit, Lust zum Gestalten und Lebensfreude<br />
ist der grösste Schatz, den Kinder mit auf diese Welt<br />
bringen. Niemand, so überlegt der Hirnforscher Gerald Hüther, hat<br />
bislang unter Effizienzgesichtspunkten berechnet, wie gross der<br />
Verlust für eine Gesellschaft beziffert werden muss, wenn einem<br />
Kind die Lern- und Lebensfreude schon in der Schule geraubt wird.<br />
Wenn er oder sie mit «Null Bock» weiter durch die Schule, die Ausbildung<br />
und weiter durchs Leben geht. Würde man das berechnen, so<br />
würde eventuell deutlich, dass die Folgekosten des gegenwärtigen<br />
Bildungssystems grösser sind als die dafür aufgewendeten Mittel.<br />
In der <strong>Ecole</strong> beschreiten wir andere Wege des Lernens:<br />
1. Lernen braucht keine Noten<br />
Über die Relativität von Noten ist schon unendlich viel geforscht und<br />
diskutiert worden. Es wurden immer wieder ähnlich strukturierte<br />
Versuche gemacht. Man gibt beispielsweise denselben Aufsatz 20<br />
verschiedenen Lehrpersonen, die ihn bewerten sollen. Am Ende<br />
gibt es die Noten von 6 bis 1 dafür und jede Note ist wirklich gut<br />
begründet.<br />
In Bayern hatte eine Primarschullehrerin grosse Probleme mit<br />
ihrer Dienstaufsicht, weil ihre gesamte Klasse in den landesweiten<br />
Vergleichstests sehr gut abgeschlossen hatte. Statt Gaussscher Normalverteilung<br />
Lernerfolg auf der ganzen Linie, das würde heissen,<br />
dass in ihrem Fach die gesamte Klasse das Gymnasialniveau erreicht<br />
hat. Das wollte und konnte man seitens der Schulbehörde so nicht<br />
Physik ist lebendig… 14<br />
Nachruf auf Rigmor Poeschel 14<br />
People | Leute 15<br />
Natalie Lüthi-Peterson 16<br />
Come and celebrate LPC's 65th Birthday 17<br />
Neue Mitarbeiter | New Mitarbeiter 2012 18<br />
Guido Bieri<br />
ecolianer@ecole.ch<br />
Guido Bieri Kleiner Nesterdstern | four-footed earthstar (Geastrum quadrifidum)<br />
Arjuna Brütsch Balm bei Brienz<br />
akzeptieren. Das konnte nicht mit rechten Mitteln zustande<br />
gekommen sein. Die Lehrerin gibt ihre Unterrichtsmethoden<br />
als Begründung des Erfolgs aller an. Noten sollen aber differenzieren<br />
und sortieren.<br />
Was sagt eine Note eigentlich über das Lernen aus Was<br />
darüber, wie ein Kind arbeitet, die Welt entdeckt und versteht<br />
Was haben Noten damit zu tun, ob jemand kompetent,<br />
teamfähig, verantwortungsbewusst, kreativ oder engagiert<br />
ist Denn das sind die Fähigkeiten, die wir Menschen für<br />
die Zukunft brauchen. Lernen passiert bei uns ohne Noten<br />
aber nicht ohne Anstrengung. Dass die <strong>Ecole</strong> anstrengend<br />
ist, werden Sie zukünftig von ihren Kindern hören. Es ist<br />
anstrengend, in einer kleinen Gruppe zu lernen. Man kann<br />
sich nicht abducken. Es ist anstrengend, selbst zu wählen und<br />
zu entscheiden, was ich lernen will. Ohne Noten, aber nicht<br />
ohne Anstrengung!<br />
2. Lernen braucht Begeisterung<br />
Lernen, eigenes Entdecken und Gestalten kann Freude machen.<br />
Angst und Druck sind keine Gelingensbedingungen für<br />
nachhaltiges Lernen. Das weiss man in der Pädagogik schon<br />
lange und seit der Hirnforschung kann man es neurophysiologisch<br />
auch beweisen. Begeisterung wirkt wie Dünger fürs<br />
Gehirn! (Gerald Hüther). Denn nur dann, wenn SchülerInnen<br />
mit Freude und Begeisterung neues Wissen erwerben, sich<br />
neue Fertigkeiten aneignen, nur dann werden im Gehirn<br />
die wichtigen Zentren für echtes Lernen aktiviert. Solche<br />
Begeisterung kann man nicht erzwingen. Wir laden dazu ein,<br />
sich hier auf Neues einzulassen. Zu fragen, was interessiert<br />
mich wirklich Wie will ich die Welt begreifen und auf sie<br />
zugehen Jugendliche erleben in der <strong>Ecole</strong>, dass sie starke und<br />
kompetente Persönlichkeiten sind, die ihre Potenziale entfalten<br />
dürfen. Jede und jeder kann etwas richtig gut. Werde der<br />
Mensch, der du bist, das heisst auch: Finde dein Potential.<br />
Wenn ich das finde, wenn ich Erfolg habe, dann traue ich<br />
mich später auch an für mich schwierigere Sachen heran.<br />
3. Lernen braucht den ganzen Menschen<br />
Gelernt wird niemals nur mit dem Kopf, sondern mit Hand,<br />
Herz, Kopf und Fuss. Hier bietet das Internat Möglichkeiten,<br />
die es sonst in der anders organisierten Schule weniger gibt.<br />
Lernen findet rund um die Uhr statt: Neben den Kursen<br />
bietet die <strong>Ecole</strong> unzählige Möglichkeiten in Begegnungen zu<br />
lernen. Wie gehen andere Jugendliche mit Streit um Wie mit<br />
Freundschaften Wie mache ich meinem Tutor verständlich,<br />
was ich gerne lernen will Wie artikuliere ich in der Familiengruppe<br />
was mich stört Wie kommen wir am Esstisch als<br />
Grossfamilie miteinander aus Lernen passiert über Bücher,<br />
Begegnung und Gespräch, beim Handwerken, beim Wandern<br />
und beim Skifahren.<br />
Die <strong>Ecole</strong> ist ein riesiges Lerntreibhaus, zu dessen Fenstern<br />
die Berge hereinschauen und das Ihrige zum Lernen dazu<br />
tun. Lernen ohne Noten, mit Begeisterung, mit dem ganzen<br />
Menschen. Lernen wird unterstützt von einem heterogenen,<br />
bunten und engagierten Team von PädagogInnen. Ihr mutigen<br />
Eltern topft eure Kinder heute in dieses Lerntreibhaus<br />
ein. Wir freuen uns auf gute gemeinsame Lernjahre und auf<br />
Wachstum mit euren Kindern und mit euch.<br />
Fichten-Keimling