13.11.2012 Aufrufe

3.1.18.3 Chemische Kommunikationsarten ... - Imkerhof Salzburg

3.1.18.3 Chemische Kommunikationsarten ... - Imkerhof Salzburg

3.1.18.3 Chemische Kommunikationsarten ... - Imkerhof Salzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>3.1.18.3</strong> <strong>Chemische</strong> <strong>Kommunikationsarten</strong><br />

Bienen sind die wohl bekanntesten Vertreter sozialer Insekten. Sie zählen wie die Ameisen zu den<br />

Hautflüglern und auch ihr Volk besteht aus mehreren Tausend Individuen.<br />

Weltweit existieren ungefähr 20.000 verschiedene Arten, wobei schätzungsweise 560 in Mitteleuropa<br />

beheimatet sind. Nicht alle Bienenarten leben jedoch wie die bekannte Honigbiene.<br />

Die meisten Wildbienen leben außerhalb einer Gemeinschaft und bei den wenigen Arten in Europa die ein<br />

Volk bilden, überlebt jeweils nur ein begattetes Weibchen den Winter.<br />

Ihren hohen Bekanntheitsgrad erreicht die Honigbiene vor allem durch die schon im alten Ägypten<br />

betriebene Bienenzucht, um Honig und Wachs zu gewinnen. Aber auch wegen ihrer Uneigennützigkeit,<br />

Untertänigkeit, der Strenge und gleichzeitig auch der Milde des „Bienenkönigs“ und dem Irrglauben, dass<br />

Bienen ohne Zeugung entstehen, wurde die Biene unter anderem zu Emblem der Stadt Ephesos und von<br />

manchen Herrschern, wie z. B. Napoleon Bonaparte. Auch Münzen, Medaillen, Wappen und Briefmarken<br />

wurden mit Bienen oder Bienenkörben versehen. In Österreich war die Biene unter anderem Emblem der<br />

ersten Sparkasse.<br />

Körperbau<br />

Der Körperbau der Bienen unterscheidet sich eigentlich kaum vom Körperbau anderer flugfähiger<br />

Insekten.<br />

Der Körper der Bienen ist in drei Teile gegliedert: Kopf, Brust (Thorax) und Hinterlaib (Abdomen).<br />

Die gesamten Geruchs- und Geschmacksrezeptoren befinden sich auf den Fühlern, darunter auch<br />

Haarsensillen und Porenplatten, die für die Wahrnehmung von Botenstoffen notwendig sind.<br />

Es wird vermutet, dass erst das Zusammenspiel mehrerer dieser Rezeptoren die Wahrnehmung von<br />

Gerüchen ermöglicht. Versuche konnten zeigen, dass einzeln gereizte Sensillen noch keine Reaktion<br />

hervorrufen. Interessant hierbei ist, dass die Fühler der Drohnen mehr Rezeptoren für Lockstoffe<br />

aufweisen als die Fühler der Arbeiterinnen und deutlich mehr als die der Königin. Dadurch sind sie fähig<br />

Jungweiseln auch bei ungünstigen Verhältnissen schnell zu finden.<br />

Exokrine Drüsen<br />

Die Oberkieferdrüsen (Mandibeldrüsen) der Bienenkönigin produzieren die Königinnensubstanz, ein<br />

öliges Sekret das für das soziale Gefüge im Volk entscheidend ist.<br />

Die Oberkieferdrüsen der Arbeiterinnen stellen hingegen ein Wachs, Pollen und Propolis lösendes Sekret<br />

her das schon beim Schlüpfen für die Auflösung des Zelldeckels gebraucht wird. Nach der<br />

Ammenbienentätigkeit wird außerdem neben bakterien- und pilzabtötenden Sekreten auch ein Pheromon<br />

sezerniert, dass in geringen Mengen eine anlockende und in höheren Dosen eine Repellentwirkung<br />

erzielt.<br />

Die Produktion des hochwertigen Futtersaftes findet in der Futtersaftdrüse (Hypopharynxdrüse) der<br />

jungen Arbeiterinnen während der Ammenzeit (6. bis 12. Tage) statt.<br />

Die Drüsen der älteren Bienen geben nach ihrer Rückbildung nur mehr gewisse Sekrete ab die für die<br />

Umwandlung von Nektar zu Honig nötig sind. Falls aber zu wenige Ammenbienen in einem Stock<br />

vorhanden sind, nehmen sie die Produktion des Futtersaftes wieder auf um damit die Entwicklung der<br />

Larven zu sichern.


Die in der Unterlippe mündenden Speichel- oder Labialdrüsen der Arbeiterinnen befinden sich vor dem<br />

Gehirn und sondern zwei verschiedene Sekrete ab. Die hergestellten Sekrete werden mit Wachs<br />

vermischt zum Bau der Waben benötigt, während die zum Lösen von Zucker und kandiertem Honig<br />

benützte Substanz in den in der Brust gelegenen Drüsen hergestellt und auf der Brutzelle aufgetragen<br />

wird. Die Labialdrüsen der Larve sind für die Produktion des Spinnsekretes zuständig, aus dem der<br />

Kokon gesponnen wird. Wofür die Labialdrüsen der Königin und der Drohnen zuständig sind, ist noch<br />

weitgehend unklar. Die Fußdrüsen, die auch als Anharndt´sche Drüsen oder Tarsaldrüsen bezeichnet<br />

werden, liegen im letzten Gliedes des Fußes. Sie scheiden ein Sekret aus, das durch den beinhalteten<br />

Wachsgehalt die Haftung des Haftlappens auf dem Untergrund verbessert. Zusätzlich zu diesem Vorteil<br />

kommen darin auch Pheromone vor, die unter anderem den Nesteingang markieren.<br />

Auf die Nassanoffdrüse, Tergittaschendrüse und die Koschefnikovsche Drüse werde ich unter den<br />

spezifischen Themenbereichen genauer eingehen.<br />

Weiters besitzt jede Biene auch Gift-, Wachs- und Geschlechts- und Schleimdrüsen.<br />

<strong>Chemische</strong> Kommunikation<br />

Die chemische Kommunikation ist für die Bienen ebenso wichtig wie für Ameisen.<br />

Interessant ist, dass Bienen – vermutlich durch chemische Reize – in der Lage sind, den<br />

Verwandtschaftsgrad der anderen im Stock lebenden Bienen und Larven abzuschätzen. Dies kann zu<br />

einer intensiveren Pflege der Vollschwestern und nah verwandten Weisellarven im Gegensatz zu den<br />

Halbschwestern (gemeinsame Mutter, verschiedene Väter) führen.<br />

Orientierung<br />

Obwohl Bienen in der Lage sind den Weg zu einer Futterquelle durch den Rund- oder Schwänzeltanz in<br />

Entfernung und Richtung genau zu beschreiben, verwenden sie auch chemische Botenstoffe um<br />

bestimmte Orte zu kennzeichnen. Die so genannten „Orientierungspheromone“ werden in den<br />

Nassanoffschen Drüsen gebildet, nach außen abgegeben und mit den Flügeln durch Fächeln verteilt. Am<br />

Flugloch dienen die Stoffe der sicheren Ankunft der heimkehrenden Bienen, während sie nach<br />

Markierung der Nektarquellen anderen Arbeiterinnen das Auffingen der Futterquellen erleichtern. Im<br />

Inneren des Stockes werden diese Pheromone ebenfalls verteilt.<br />

Von Zeit zu Zeit benutzen Bienen aber auch Wegmarkierungen. Um diese zu setzen landen sie in<br />

regelmäßigen Abständen auf festen Unterlagen. Dadurch bildet sich eine „Duftstraße“ zwischen Stock<br />

und Nahrungsquelle. Hierbei ist das „räumliche Riechen“ der Bienen die Vorraussetzung. Es bedeutet,<br />

dass sie in der Lage sind auch die Richtung des Duftes genau nachzuvollziehen.<br />

Alarmstoffe<br />

Die meisten der über 70 bisher entdeckten Substanzen die in Alarmpheromonen enthalten sind,<br />

entstammen den Mandibeldrüsen (Oberkieferdrüsen). Neben der reinen Alarmierung wird auch der<br />

Stoffwechsel erhöht und bei den Honigbienen ein Angriffsverhalten ausgelöst. Besonders Völker mit<br />

einer hohen Honigproduktion reagieren auf alle drei Eigenschaften dieser Pheromone stärker als jene mit<br />

einer niedrigeren. Ab einer gewissen Konzentration wirken sie als Repellens auf stockeigene Bienen.<br />

Ihre Produktion erfolgt verstärkt zum Beginn der Flugbienenzeit, das heißt wenn die Bienen im Frühjahr<br />

wieder beginnen auszufliegen.<br />

Die Witterung hat, neben den genetisch bedingten Unterschieden der verschiedenen Völker, Einfluss auf<br />

das Verteidigungsverhalten der heimischen Honigbienen. Die Verteidigungsbereitschaft steigt mit<br />

zunehmender Temperatur, Luftfeuchte und Helligkeit.


Vor Stürmen – Bienen nehmen die Luftdrucksenkung wahr – nimmt sie ebenfalls zu, wogegen der Sturm<br />

selbst durch die hohe Windgeschwindigkeit die Pheromonkonzentration in der Luft abschwächt und damit<br />

auch die Verteidigungsbereitschaft abnehmen lässt.<br />

Jungweiseln, das heißt die noch unbefruchteten Königinnen, geben manchmal (sofern sie in einem<br />

fremden Stock gesetzt werden) Stresspheromone ab, die ebenfalls zu den Alarmstoffen gezählt werden.<br />

Diese bewirken bei den Arbeiterinnen Aggressivität gegenüber der fremden Königin. Diese Hypothese ist<br />

aber noch durchaus umstritten.<br />

Die Verteilung der Alarmpheromone erfolgt durch so genanntes „Sterzeln“:<br />

Sexuallockstoffe<br />

Alle Substanzen, die in Sexualpheromonen enthalten sind werden in den Mandibeldrüsen der Weisel<br />

produziert. Bisher konnte man 32 verschiedene feststellen, wobei jede Einzelne einem bestimmten<br />

Zweck dient, sei es zur Anlockung von fliegenden Drohnen oder zur Förderung des<br />

Kopulationsverhaltens.<br />

Letzteres, natürlich nur in der Nähe der Weisel stattfindendes Verhalten, wird auch durch die von den<br />

Tergal- oder Tergittentaschendrüsen sezernierten Stoffe hervorgerufen.<br />

Bei der Gattung Apis wirken die Sexualpheromone interspezifisch.<br />

Königinnensubstanz<br />

Sie wird, wie der Name schon sagt, nur von der Königin ausgeschieden. Wie bereits beschrieben wird sie<br />

in den Mandibeldrüsen produziert. Ihre volle Wirkung erzielt sie nur, wenn sie ständig vom Hofstaat der<br />

Königin aufgenommen und im gesamten Stock verteilt wird.<br />

Die Königinnensubstanz verhindert den Bau von Weiselzellen und die Entwicklung der Eierstöcke der<br />

Arbeiterinnen. Des Weiteren hat sie auch eine lebensverlängernde Wirkung auf Arbeiterinnen, lockt die<br />

Jungbienen zur Pflege an und hält das Volk beim Schwärmen zusammen.<br />

In Zusammenhang mit der Königinnensubstanz sollte das Fußabdruckpheromon erwähnt werden.<br />

Dieses wird in den Tarsaldrüsen (Anhardt´schen Drüsen) der Königin produziert, also in jenen Drüsen,<br />

die bei den Arbeiterinnen für die Produktion der für die Markierung des Nesteinganges benötigten<br />

Pheromone sind. (siehe 3.1.2)<br />

Die von den Drüsen der Königin hergestellten Pheromone nehmen unter anderem Einfluss auf die<br />

Bildung von Weiselzellen und somit auch auf die Entwicklung von Jungweiseln.<br />

Wenn die Individuenanzahl eines Volkes stark zugenommen hat ist im Stock die Bewegungsfreiheit der<br />

Arbeiterinnen und auch der Königin stark eingeschränkt. Letztere hält sich in solchen Fällen vermehrt in<br />

der oberen Hälfte der Waben auf. Sobald dies der Fall sein sollte, beginnen die Arbeiterinnen in dem Bau<br />

von Weiselzellen in der unteren Hälfte des Stockes.<br />

Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass die Königin auf ihren Wanderungen zweierlei Pheromone<br />

abgibt, wobei eines in den Tarsaldrüsen und das in der Mandibeldrüse hergestellt wird. Das Gemisch<br />

verhindert den Bau besagter Zellen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!