Traditionelle Urinfunktionsdiagnostik - ISO-Arzneimittel
Traditionelle Urinfunktionsdiagnostik - ISO-Arzneimittel
Traditionelle Urinfunktionsdiagnostik - ISO-Arzneimittel
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<strong>Traditionelle</strong><br />
<strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong><br />
Stefan Mair
<strong>Traditionelle</strong><br />
<strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong><br />
„Die Natur kennt keine Organe, sie kennt nur Funktionen und schuf<br />
sich das Organ als Werkzeug.“<br />
Diagnostisch betrachtet die traditionelle Naturheilkunde die Funktionszusammenhänge<br />
und -störungen, die hinter einem Krankheitsbild<br />
stecken und als ursächliches Phänomen behandelt werden sollten.<br />
Hierzu steht eine Vielzahl an Diagnoseverfahren, wie die Augendiagnose,<br />
Pulsdiagnose und traditionelle Urinfunktionsdiagnose, zur Verfügung..<br />
„Der Urin ist der Spiegel des inneren Chemismus und der innere<br />
Chemismus ist der Ausdruck in der Harmonie der Funktionen der<br />
einzelnen Organe. Deshalb werden wir durch die gründliche Beobachtung<br />
alles dessen, was im Urin zum Ausdruck kommt, am leichtesten<br />
imstande sein, den Organismus zu beurteilen.“<br />
(Hartung)<br />
Diese Broschüre zeigt die Methode und die Möglichkeiten der traditionellen<br />
<strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong>. Die Farbphänomene werden ausführlich<br />
beschrieben. Anhand von Patientenfällen werden die Phänomene<br />
diskutiert und die Therapiemöglichkeiten aufgezeigt. Praktische Hinweise<br />
erlauben das Erlernen der Diagnostik und die Umsetzung in der<br />
täglichen Praxis.
Anforderungen an den Urin 2<br />
Anforderungen an den Urin<br />
Welche Anforderungen müssen an den mitgebrachten Urin gestellt<br />
werden, damit er zur Diagnose verwendet werden kann:<br />
Es soll der morgendliche Mittelstrahl-Urin abgegeben werden:<br />
• dieser enthält im gesunden Zustand des Patienten keine<br />
Bakterien<br />
• dieser enthält nur vereinzelt Epithelien aus der Harnröhre<br />
• dieser enthält nur vereinzelt Epithelien aus der Vagina<br />
Die Aufbewahrung hat in einem sterilen Gefäß stattzufinden:<br />
• sterile Uringefäße (z.B. Urobox®) kann man in der Apotheke<br />
beziehen<br />
• ausgekochte Gläser sind nicht keimfrei und somit für einen<br />
Urin-Teststreifen gegen Infektionen nicht geeignet<br />
Die Untersuchung sollte am Vormittag stattfinden:<br />
• zur Urin-Teststreifen-Diagnose sollte der Urin nicht älter als<br />
2 Stunden sein<br />
Unter allen Sekreten ist aber der Harn das physiologisch wichtigste,<br />
denn es gibt kaum einen krankhaften Vorgang im Körper, von der<br />
leisesten Verdauungsstörung bis hin zur Cholera und Pyämie, der auf<br />
denselben nicht in bestimmter, regelmäßig wiederkehrender Weise<br />
modifizierend einwirkte. Zugleich bietet der Harn den Vorteil, dass er<br />
leichter als jedes andere Sekret rein von fremden Beimischungen und<br />
in genügender Quantität zur Untersuchung erhalten werden kann.<br />
Eine Besserung oder Verschlimmerung lässt sich oft aus dem Harn<br />
mit Bestimmtheit voraussagen, bevor die Beobachtung des Kranken<br />
etwas davon erkennen lässt.<br />
(Hartung)
3 Vorgehensweise<br />
Vorgehensweise<br />
Die Urinfunktionsdiagnose ist eine einfache und schnelle Methode.<br />
Innerhalb weniger Minuten kann man Aussagen über den Status des<br />
Stoffwechsels und die Funktion einiger Organe des Patienten treffen.<br />
1. Reagenzgläser ca. 5 cm hoch mit Urin füllen<br />
2. Von folgenden Reagenzien ca. 0,5 ml zugeben:<br />
(keine Zugabe bei den Reagenzgläsern 1 und 2):<br />
– Reagenzglas Nr. 3: Nylander-Reagenz<br />
– Reagenzglas Nr. 4: Ehrlich-Reagenz<br />
– Reagenzglas Nr. 5: Natronlauge 20%<br />
– Reagenzglas Nr. 6: Schwefelsäure 95-97%<br />
3. Reagenzgläser im Kaltzustand bewerten → Kaltprobe<br />
4. Reagenzgläser 2 bis 6 im Wasserbad 2 Minuten kochen<br />
5. Reagenzgläser im Warmzustand bewerten → Kochprobe<br />
6. Reagenzgläser nach der Diagnose mit Wasser reinigen
Übersicht der Funktionszusammenhänge 4<br />
Funktionszusammenhänge<br />
In der Kalt- und Kochprobe der traditionellen Urinfunktionsdiagnose<br />
erscheinen Farbphänomene, die Organsystemen und Funktionsstörungen<br />
zugeordnet werden können. Hierdurch wird eine sehr gute<br />
Hilfestellung für die Auswahl der richtigen Arzneien erhalten.<br />
• Reagenzglas 1: Kontrollröhrchen<br />
• Reagenzglas 2: Nierenfunktion<br />
• Reagenzglas 3: Darm- und Schleimhautfunktion<br />
• Reagenzglas 4: Galle- und Herz-Kreislauf-Funktion<br />
• Reagenzglas 5: Bauchspeicheldrüsenfunktion<br />
• Reagenzglas 6: Leberfunktion<br />
Der Harn des Patienten gehört zu den Erscheinungen, durch welche<br />
sich eine Krankheit äußerlich kund gibt, denn der Harn eines Kranken,<br />
und möge es sich nur um die leichteste Erkrankung handeln,<br />
sieht niemals so aus wie in gesunden Tagen desselben Menschen,<br />
sondern zeigt eine ganze Reihe mehr oder weniger hervortretender<br />
Veränderungen. Der Harn fehlt daher niemals unter den Symptomen,<br />
durch welche sich irgendeine Krankheit äußert.<br />
(Hartung)
5 Die Phänomene und deren Beurteilung<br />
Kaltprobe: Phänomene und deren Beurteilung im<br />
kalten Zustand<br />
Reagenzglas 1: Kontrollreagenz<br />
• ohne Zugabe von Reagenzien, wird nicht gekocht.<br />
• Phänomene werden nicht beurteilt, dient dem Farbvergleich<br />
zur Beurteilung der Phänomene mit der Kochprobe von Reagenzglas<br />
2.<br />
Hinweis: Der Urin soll klar und ohne Niederschläge<br />
oder Farbveränderungen sein. Ist dies nicht der Fall,<br />
werden die Phänomene zusätzlich mit Hilfe des Kapitels<br />
„klinische Urindiagnose“ beurteilt.<br />
Reagenzglas 2: Nierenfunktion<br />
• ohne Zugabe von Reagenzien<br />
• Phänomene werden im kalten Zustand nicht beurteilt.
Die Phänomene und deren Beurteilung 6<br />
Reagenzglas 3: Darm- und Schleimhautfunktion<br />
Beurteilung nach Zugabe von Nylander-Reagenz:<br />
Normalbefund: Urin unverändert, klar, ohne Niederschläge und ohne<br />
Farbveränderungen<br />
Phänomene:<br />
Milchige Ausflockung / milchiger Schleier in Teilen<br />
oder im gesamten Reagenzglas<br />
Beurteilung:<br />
• Primär als Zeichen einer „Fettstoffwechselstörung“.<br />
• Sekundär als Zeichen für eine Störung im<br />
Leber-System (siehe Reagenzgläser 6).<br />
• Sekundär als Zeichen für eine eventuell<br />
vorhandene Gallefunktionsstörung (siehe<br />
Reagenzglas 4).<br />
• Sekundär als Zeichen für eine Störung im<br />
Pankreas (siehe Reagenzglas 5).<br />
• Blutfette können erhöht sein.<br />
• Mögliche Ernährungsfehler sind abzuklären.<br />
Hinweis: Bei einer sofortigen dunkelbraunen Färbung des Urins nach<br />
Zugabe von Nylander-Reagenz liegt eine Alkaptonurie vor.
7 Die Phänomene und deren Beurteilung<br />
Reagenzglas 4: Galle- und Herz- Kreislauffunktion<br />
Beurteilung nach Zugabe von Ehrlich-Reagenz:<br />
Normalbefund: Urin unverändert, klar, ohne Niederschläge und ohne<br />
Farbveränderungen<br />
Phänomene:<br />
Roter Ring an der Urinoberfläche<br />
Beurteilung:<br />
• Kreislaufschwäche, im Sinne der<br />
Blutdruckregulationsstörung.<br />
• Durchblutungsveränderungen im Sinne der<br />
Gefäßdynamik (Plethora, Kongestion).<br />
Sofortige starke Rotfärbung<br />
Beurteilung:<br />
• herabgesetzte Herzleistung, Vergleich mit<br />
Kochprobe Reagenzglas 4, Ursache sollte<br />
genau abgeklärt werden.
Die Phänomene und deren Beurteilung 8<br />
Reagenzglas 5: Bauchspeicheldrüsenfunktion<br />
Beurteilung nach Zugabe von Natronlauge 20%<br />
Normalbefund: Urin unverändert, klar, ohne Niederschläge und ohne<br />
Farbveränderungen<br />
Phänomene:<br />
Milchiger Schleier, weiße Ausflockung<br />
Beurteilung:<br />
• Primär als Zeichen einer „Fettstoffwechselstörung“.<br />
• Sekundär als Zeichen für eine Störung im<br />
Leber-System (siehe Reagenzglas 6).<br />
• Sekundär als Zeichen für eine eventuell<br />
vorhandene Gallefunktionsstörung (siehe<br />
Reagenzglas 4).<br />
• Sekundär als Zeichen für eine Störung im<br />
Darm (siehe Reagenzglas 3).<br />
• Blutfette können erhöht sein.<br />
• Mögliche Ernährungsfehler sind abzuklären.<br />
Hinweis: Bei einer sofortigen dunkelbraunen Färbung des Urins liegt<br />
eine Alkaptonurie vor. Unbedingt abklären!
9 Die Phänomene und deren Beurteilung<br />
Reagenzglas 6: Leberfunktion<br />
Beurteilung nach Zugabe von Schwefelsäure 95 – 97%<br />
Normalbefund: Urin unverändert, klar, ohne Niederschläge und ohne<br />
Farbveränderungen<br />
Phänomene:<br />
Schwache bis intensive violette Farbe<br />
Beurteilung:<br />
• Toxische Leberbelastung exogenen<br />
Ursprungs zum Beispiel durch Alkohol,<br />
Medikamente und Fasten.<br />
Sofortige braune bis schwarze Verfärbung<br />
Beurteilung:<br />
• Hochgradige zur Dekompensation<br />
tendierende Leberstörung.
Die Phänomene und deren Beurteilung 10<br />
Sofortiges Aufschäumen des Urins<br />
Beurteilung:<br />
• Gewebsübersäuerung, Störungen im<br />
Säure-Basen-Haushalt.<br />
• Carbonat-Ausscheidung bei chronischer<br />
Zystitis, Abklärung durch Urin Teststreifen.
11 Die Phänomene und deren Beurteilung<br />
Kochprobe: Phänomene und deren Beurteilung im<br />
gekochten Zustand<br />
Reagenzglas 1: Kontrollreagenz<br />
• ohne Zugabe von Reagenzien, wird nicht<br />
gekocht.<br />
• Phänomene werden nicht beurteilt, dient dem<br />
Farbvergleich zur Beurteilung der Phänomene<br />
mit der Kochprobe von Reagenzglas 2.<br />
Reagenzglas 2: Nierenfunktion<br />
Normalbefund: Urin unverändert, klar, ohne<br />
Niederschläge und ohne Farbveränderungen<br />
Phänomene:<br />
Aufhellung gegenüber dem kalten Urin<br />
(vergleiche Reagenzglas 1)<br />
Beurteilung:<br />
• Nebennierenschwäche<br />
• Nierenschwäche
Die Phänomene und deren Beurteilung 12<br />
Schaumkrone<br />
Beurteilung:<br />
• Gewebsübersäuerung, Störungen im Säure-<br />
Basen-Haushalt.<br />
• Steintendenzen, Kristallose.<br />
• Chronische Zystitis möglich, Abklärung durch<br />
klinische Urindiagnose.<br />
Milchige Trübung im gesamten Reagenzglas<br />
Beurteilung:<br />
• Genuss von übermäßig kalten Getränken am<br />
Abend zuvor.<br />
• Proteine im Urin – Abklärung durch klinische<br />
Urindiagnose.<br />
• Unspezifischer Hinweis auf eine<br />
Ausscheidungsschwäche der Nieren.<br />
• Harnsaure Diathese, Gewebsübersäuerung.<br />
• Hoher Anteil an Oxalatsäuren /<br />
Calciumoxalaten<br />
– Abklärung durch Zugabe von einigen<br />
Tropfen Salzsäure 38%: Klart hierbei<br />
der Urin auf gilt dieses Phänomen als<br />
diagnostiziert.<br />
• Hoher Anteil an Phosphaten (Calcium-,<br />
Magnesiumphosphate)<br />
– Abklärung durch einige Tropfen Essigsäure<br />
98-100%: Klart hierbei der Urin auf<br />
gilt dieses Phänomen als diagnostiziert.<br />
• Hyperparathyreoidismus.
13 Die Phänomene und deren Beurteilung<br />
Hinweis: Zur Abklärung von Oxalatsäuren/Calciumoxalaten oder<br />
Phosphaten immer erst Essigsäure, dann Salzsäure zugeben.<br />
Gelbbraune Ausfällung<br />
Beurteilung:<br />
• Erhöhte Harnsäure, Gicht.
Die Phänomene und deren Beurteilung 14<br />
Reagenzglas 3: Darm- und Schleimhautfunktion<br />
Normalbefund: Urin unverändert, klar, ohne Niederschläge und ohne<br />
Farbveränderungen<br />
Phänomene:<br />
Trübung des Urins<br />
Beurteilung:<br />
• Schleimhautreizungen und Katarrhe im Darm.<br />
Orange-gelbe bis bräunlich-orange Verfärbung<br />
Beurteilung:<br />
• „Massive Lymphbelastung“,<br />
gilt als Praecancerose.
15 Die Phänomene und deren Beurteilung<br />
Bräunlicher, brauner bis schwarzer Niederschlag<br />
Beurteilung:<br />
• Übersäuerung, Sauerstoffdefizit im Gewebe,<br />
Autointoxikation.<br />
Weißer Niederschlag, auch als Bodensatz<br />
Beurteilung:<br />
• Störung des Darmmilieus.<br />
• Als Zeichen einer Dysbakterie<br />
Ursachen hierfür können sein:<br />
– Störungen von Magen, Leber-Galle<br />
(siehe Reagenzglas 4 und 6),<br />
Pankreas (siehe Reagenzglas 5)<br />
– fehlerhafte Ernährung<br />
– Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
– Medikamente
Die Phänomene und deren Beurteilung 16<br />
Grauer Niederschlag, auch als Bodensatz<br />
Beurteilung:<br />
• Störung des Kohlehydratstoffwechsels.<br />
• Gärungsdyspepsie.<br />
• Fehlerhafte Ernährung.<br />
Schwarze Verfärbung, auch als Bodensatz<br />
Beurteilung:<br />
• Fäulnisdyspepsie.<br />
• Diabetes mellitus (siehe auch Reagenzglas<br />
Nummer 5). Abklärung durch Blutzuckerbestimmung,<br />
bzw. durch eine klinische<br />
Urinuntersuchung.
17 Die Phänomene und deren Beurteilung<br />
Reagenzglas 4: Galle- und Herz-Kreislauf-Funktion<br />
Normalbefund:<br />
Urin cognacfarben, klar, ohne Niederschläge<br />
Phänomene:<br />
Blass bräunliche bis gelbliche Verfärbung, deutliche<br />
Farbabschwächung<br />
Beurteilung:<br />
• Trägheit des Galleflusses,<br />
Steinbildungsgefahr.<br />
• Behinderung des Galleflusses,<br />
Einengung des Gallenganges.<br />
• Verminderte Galleabsonderung in der<br />
Leber (siehe auch Reagenzglas 6).
Die Phänomene und deren Beurteilung 18<br />
Intensiv rotbraune dunkle Färbung<br />
Beurteilung:<br />
• Galleflussbehinderung,<br />
Gallesteine als Ursache möglich.<br />
Leuchtendes Rot<br />
Beurteilung:<br />
• Massive Abwehrschwäche, Neigung zu<br />
rezidivierenden Infekten.
19 Die Phänomene und deren Beurteilung<br />
Feuerrot<br />
Beurteilung:<br />
• Pfortaderstauung (Vergleich mit Reagenzglas<br />
6).<br />
• Herzinsuffizienz, Vergleich mit Kaltprobe<br />
von Reagenzglas 4, Ursache muss genau<br />
abgeklärt werden.
Die Phänomene und deren Beurteilung 20<br />
Reagenzglas 5: Bauchspeicheldrüsenfunktion<br />
Normalbefund: Urin unverändert, klar, ohne Niederschläge und ohne<br />
Farbveränderungen<br />
Phänomene:<br />
Milchige Ausflockung, weiß-grauer Niederschlag<br />
Beurteilung:<br />
• Schwäche vor allem der exkretorischen<br />
Pankreasfunktion und der Dünndarmfunktion.<br />
• Mangelnde Bereitstellung der Pankreasenzyme.<br />
Braun bis schwarzer Niederschlag<br />
Beurteilung:<br />
• Massive Enzymschwäche.<br />
• Massive Schwäche vor allem der<br />
exkretorischen Pankreasfunktion und<br />
der Dünndarmfunktion.
21 Die Phänomene und deren Beurteilung<br />
Niederschlag, Wolken und Flocken mit eingeschlossenen<br />
Luftblasen (keine Abb.)<br />
Beurteilung:<br />
• akuter Enzymmangel, Enzymsubstitution<br />
evtl. notwendig.<br />
Gewölk und schwimmende Ausflockungen<br />
Beurteilung:<br />
• Chronisch entzündliche Pankreasreizung.<br />
• Neigung zur Degeneration.<br />
Hinweis: Die Einnahme von Enzymen, bzw. enzymhaltigen Medikamenten<br />
kann den Befund von Reagenzglas 5 abschwächen oder<br />
aufheben.
Die Phänomene und deren Beurteilung 22<br />
Reagenzglas 6: Leberfunktion<br />
Normalbefund: Urin cognacfarben, klar, ohne Niederschläge<br />
Phänomene:<br />
Schwache Verfärbung, blass rotbraun<br />
Beurteilung:<br />
• „Lebermüdigkeit“.<br />
• „Leberschwäche“.<br />
Dunkel, rotbraun bis schwarz<br />
Beurteilung:<br />
• Massive Überbelastung der Leber exogener<br />
oder endogener Natur.
23 Die Phänomene und deren Beurteilung<br />
Urinfarbe unten dunkler als oben (Stufenbildung)<br />
Beurteilung:<br />
• „Leberschwäche“.<br />
• Herabgesetzter Leberstoffwechsel<br />
(„kalte Leber“).<br />
Gelbe bis orange Verfärbung<br />
Beurteilung:<br />
• Degenerative bis zirrhotische Lebererkrankung.
Vom Phänomen zur Diagnose 24<br />
Vom Phänomen zur Diagnose:<br />
Die Diagnosestellung hängt natürlich bei der traditionellen <strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong>,<br />
genauso wie bei anderen Diagnoseverfahren, von der<br />
Konstitution, Disposition und Diathese des einzelnen Patienten ab,<br />
also von seinen individuellen Gegebenheiten. Hierzu ist selbstverständlich<br />
auch die genaue Anamnese in der Praxis – das Beschwerdebild<br />
des Patienten – mit einzubeziehen.<br />
Die Individualität zeigt sich in jedem einzelnen Urin. Trotzdem lassen<br />
sich gewisse Grundgegebenheiten als häufige Vorgehensweise darstellen.<br />
Damit wird eine Umsetzung von Phänomenen in Diagnose und<br />
Therapie erleichtert:<br />
• Als erstes gilt es immer die aktiven Verdauungsanteile (Magen,<br />
Leber, Pankreas) zu behandeln. Denn diese lösen, wenn Phänomene<br />
vorhanden sind, auch die Störungen in den passiveren<br />
Verdauungsanteilen (Darm) aus. Verständlicherweise, denn<br />
sicherlich lässt sich keine Gärungsdyspepsie ohne Pankreastherapie,<br />
sowie keine Fäulnisdyspepsie ohne Leber und Pankreastherapie<br />
bearbeiten.<br />
• Den Darm in der Behandlung in den Vordergrund zu stellen ist<br />
dann sinnvoll, wenn eine alleinige Zeichensetzung im Darmröhrchen<br />
zu sehen ist und somit alle anderen Röhrchen „phänomenfrei“<br />
sind. Dies ist der Fall, wenn die Belastung, z.B.<br />
durch übermäßige Medikamenteneinnahme oder starke Fehlernährung<br />
von außen verursacht wird. Außerdem zeigt sich<br />
dies bei speziellen klinischen Krankheiten, wie dem Morbus<br />
Crohn. Da es sich hierbei um ein immunpathologisches Geschehen<br />
handelt, ist zusätzlich eine Lymphbelastung im gleichen<br />
Röhrchen zu sehen.<br />
• Kreislaufregulationsstörungen und Blutverteilungsstörungen,<br />
wie wir Sie ebenfalls feststellen können, sollten durch eine Blutdruckmessung<br />
(Kreislaufstörung) oder in Verbindung mit den<br />
anderen Phänomenen beurteilt werden. Eine Leberstörung<br />
hinterlässt ja zum Beispiel häufig Zustände einer Plethora im
25 Vom Phänomen zur Diagnose<br />
Bauchraum, sowie als antagonistische Reaktion eine Kongestion<br />
im Kopfbereich. Hier wären die Phänomene der Leberstörung<br />
primär zu behandeln; die Kreislaufregulationsstörung nur<br />
in Akutfällen.<br />
• Die Phänomene am Herzen sind rein als Hinweisdiagnose zu<br />
sehen und bedürfen einer genauen diagnostischen Abklärung<br />
in der eigenen Praxis mittels Blutdruckmessung, dem Schellong<br />
Test oder anderen Diagnoseverfahren. Bei entsprechenden<br />
Auffälligkeiten ist eine klinische Abklärung erforderlich.<br />
• Ebenfalls sind Nierenzeichen in der traditionellen <strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong><br />
unspezifische Hinweise. Sie bedürfen einer weiteren<br />
Abklärung, zum Beispiel mit dem Urin-Teststreifen und<br />
bei Bedarf mit weiteren Untersuchungsverfahren.
Fallbeispiele 26<br />
Fallbeispiele<br />
Patient: Männlich, 51 Jahre alt<br />
Beschwerdebild (seit 1 1 /2 Jahren)<br />
• plötzliche Durchfälle mit Darmkrämpfen nach dem Essen<br />
• anfallsartige Magenschmerzen unabhängig von der<br />
Nahrungsaufnahme<br />
• Refluxoesophagitis<br />
<strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong><br />
Spezifisches Gewicht: 1015<br />
Urin Teststreifen: ohne Befund<br />
Kaltprobe<br />
Reagenzglas 1: Kontrollröhrchen<br />
Reagenzglas 2: Im Kaltzustand ohne Beurteilung
27 Fallbeispiele<br />
Reagenzglas 3: Schleier<br />
Bedeutung: Fettstoffwechselstörung<br />
Reagenzglas 4: Roter Ring an der Urin Oberfläche<br />
Bedeutung: Kreislaufschwäche, im Sinne<br />
der Blutdruckregulationsstörung, oder<br />
Durchblutungsveränderungen im Sinne<br />
der Gefäßdynamik (Plethora, Kongestion)<br />
Reagenzglas 5: ohne Befund<br />
Reagenzglas 6: ohne Befund<br />
Kochprobe<br />
Reagenzglas 1: Kontrollröhrchen<br />
Reagenzglas 2: ohne Befund<br />
Reagenzglas 3: Grau schwarze Verfärbung mit Bodensatz<br />
Bedeutung: Fäulnisdyspepsie<br />
Reagenzglas 4: ohne Befund
Fallbeispiele 28<br />
Reagenzglas 5: Milchige Ausflockung, weiß-grauer Niederschlag<br />
mit leichtem orangen Ton<br />
Bedeutung: Schwäche vor allem der exkretorischen<br />
Pankreasfunktion und der Dünndarmfunktion,<br />
mangelnde Bereitstellung der Pankreasenzyme,<br />
Lymphbelastung<br />
Reagenzglas 6: dunkle Urinfarbe<br />
Bedeutung: Überbelastung der Leber exogener<br />
oder endogener Natur<br />
Diagnose<br />
• Darmfunktionsstörung, Störungen der Zottenpumpe im<br />
Darm, Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
• Meteorismus<br />
• Störung der exkretorischen Pankreasfunktion<br />
• Leberüberlastung im Sinne der Entgiftung, Stauungsleber<br />
Therapie<br />
• St3 Scrophularia cp JSO<br />
zur Reinigung der aufsteigenden Lymphe<br />
3-mal täglich 15 Globuli vor dem Essen im Mund zergehen<br />
lassen<br />
• Gw3 Mezereum cp JSO<br />
zur Regulation der Darmmotilität, Regeneration der<br />
Darmschleimhaut, gegen plötzliche Durchfälle<br />
3-mal täglich 15 Globuli vor dem Essen im Mund zergehen<br />
lassen<br />
• Sambucus cp-Fluid<br />
zur Regulation der Gallenwege, Abflussverbesserung der<br />
Galle<br />
3-mal täglich 15 Tropfen vor dem Essen in etwas Wasser<br />
• Biochemie <strong>ISO</strong> Nr. 10 Natrium sulfuricum D6<br />
zur Entstauung und Entgiftung der Leber<br />
3-mal täglich 3 Tabletten vor dem Essen im Mund zergehen<br />
lassen
29 Fallbeispiele<br />
Wiedervorstellung nach 5 Wochen<br />
• seit 3 Wochen keine Durchfälle oder Magen-Darm-Krämpfe<br />
• Meteorismus noch vorhanden<br />
• Magenschmerzen sind verschwunden<br />
• Refluxoesophagitis deutlich seltener<br />
<strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong><br />
Spezifisches Gewicht: 1014<br />
Stix: ohne Befund<br />
Kaltprobe<br />
Reagenzglas 1: Kontrollröhrchen<br />
Reagenzglas 2: Im Kaltzustand ohne Beurteilung<br />
Reagenzglas 3: ohne Befund<br />
Reagenzglas 4: Roter Ring an der Urin Oberfläche<br />
Bedeutung: Kreislaufschwäche, im Sinne<br />
der Blutdruckregulationsstörung, oder
Fallbeispiele 30<br />
Durchblutungsveränderungen im Sinne<br />
der Gefäßdynamik (Plethora, Kongestion)<br />
Reagenzglas 5: ohne Befund<br />
Reagenzglas 6: ohne Befund<br />
Kochprobe<br />
Reagenzglas 1: Kontrollröhrchen<br />
Reagenzglas 2: ohne Befund<br />
Reagenzglas 3: ohne Befund<br />
Reagenzglas 4: ohne Befund<br />
Reagenzglas 5: ohne Befund<br />
Reagenzglas 6: Urinfarbe unten dunkler als oben (Stufenbildung)<br />
Bedeutung: „Leberschwäche“, herabgesetzter<br />
Leberstoffwechsel
31 Fallbeispiele<br />
Diagnose<br />
• „Leberschwäche“ mit Stauungstendenzen<br />
• venöse Stauungszustände – Veränderung der<br />
Kreislaufdynamik<br />
Therapie<br />
• St2 Lycopodium cp JSO<br />
zur Verbesserung des Leberstoffwechsels, verbessert die<br />
Entgiftungsleistung der Leber<br />
3-mal täglich 15 Globuli vor dem Essen im Mund zergehen<br />
lassen<br />
• Populus cp-Fluid<br />
zur venösen Entstauung des Bauchraumes, reguliert die<br />
Lymphreinigung und -funktion<br />
3-mal täglich 15 Tropfen vor dem Essen in etwas Wasser<br />
• Biochemie <strong>ISO</strong> Nr. 6 Kalium sulfuricum D6<br />
zur Verbesserung der Leberentgiftung, regt den Leberstoffwechsel<br />
an<br />
3-mal täglich 2 Tabletten vor dem Essen im Mund zergehen<br />
lassen
Fallbeispiele 32<br />
Patient: Männlich, 42 Jahre alt<br />
Beschwerdebild (seit 5 Jahren)<br />
• Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
• starker Meteorismus<br />
• Schmerzen im Unterbauch und mittleren Bauchbereich<br />
• vikariierende Hauterscheinungen an den Armen und im<br />
Gesicht, juckend<br />
• Refluxoesophagitis<br />
<strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong><br />
Spezifisches Gewicht: 1020<br />
Stix: ohne Befund<br />
Kaltprobe<br />
Reagenzglas 1: Kontrollröhrchen<br />
Reagenzglas 2: Im Kaltzustand ohne Beurteilung
33 Fallbeispiele<br />
Reagenzglas 3: ohne Befund<br />
Reagenzglas 4: Roter Ring an der Urin-Oberfläche<br />
Bedeutung: Kreislaufschwäche, im Sinne<br />
der Blutdruckregulationsstörung, oder<br />
Durchblutungsveränderungen im Sinne<br />
der Gefäßdynamik (Plethora, Kongestion)<br />
Reagenzglas 5: ohne Befund<br />
Reagenzglas 6: ohne Befund<br />
Kochprobe<br />
Reagenzglas 1: Kontrollröhrchen<br />
Reagenzglas 2: ohne Befund<br />
Reagenzglas 3: grauer bis schwarzer Niederschlag, Flocken<br />
Bedeutung: Fäulnisdyspepsie<br />
Reagenzglas 4: ohne Befund<br />
Reagenzglas 5: Gewölk, grau verfärbt, teilweise schwimmend<br />
Exokrine Pankreasschwäche mit entzündlicher<br />
Reizung
Fallbeispiele 34<br />
Reagenzglas 6: etwas dunkler als normal<br />
Bedeutung: Leberüberlastung, exogenen oder<br />
endogenen Ursprungs<br />
Diagnose<br />
• Gärungs- und Fäulnisdyspepsie<br />
• Meteorismus<br />
• Störung der exkretorischen Pankreasfunktion<br />
• Leberüberlastung im Sinne der Entgiftung, Stauungsleber<br />
Therapie<br />
• St9 Nasturtium cp JSO<br />
zur Anregung der exkretorischen Pankresfunktion, zur<br />
Verminderung der Pankreasreizung<br />
3-mal täglich 15 Globuli vor dem Essen im Mund zergehen<br />
lassen<br />
• W1 Allium cp JSO<br />
zur Regulation der Darmtätigkeit, Entgiftung des Darmes<br />
3-mal täglich 15 Globuli vor dem Essen im Mund zergehen<br />
lassen<br />
• Biochemie <strong>ISO</strong> Nr. 10 Natrium sulfuricum D6<br />
zur Verbesserung der exkretorischen Pankreasfunktion<br />
3-mal täglich 3 Tabletten vor dem Essen im Mund zergehen<br />
lassen
35 Fallbeispiele<br />
Wiedervorstellung nach 4 Wochen:<br />
• Nahrungsmittelunverträglichkeiten deutlich besser<br />
• Meteorismus deutlich leichter<br />
• keinerlei Schmerzen im Bauchbereich mehr<br />
• Hauterscheinungen noch etwas sichtbar, Juckreiz in Ordnung<br />
• Refluxoesophagitis in Ordnung<br />
<strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong><br />
Spezifisches Gewicht: 1015<br />
Stix: ohne Befund<br />
Kaltprobe<br />
Reagenzglas 1: Kontrollröhrchen<br />
Reagenzglas 2: Im Kaltzustand ohne Beurteilung<br />
Reagenzglas 3: ohne Befund<br />
Reagenzglas 4: Roter Ring an der Urin-Oberfläche<br />
Bedeutung: Kreislaufschwäche, im Sinne
Fallbeispiele 36<br />
der Blutdruckregulationsstörung, oder<br />
Durchblutungsveränderungen im Sinne<br />
der Gefäßdynamik (Plethora, Kongestion)<br />
Reagenzglas 5: ohne Befund<br />
Reagenzglas 6: ohne Befund<br />
Kochprobe<br />
Reagenzglas 1: Kontrollröhrchen<br />
Reagenzglas 2: ohne Befund<br />
Reagenzglas 3: weißer Niederschlag mit leichter oranger<br />
Verfärbung<br />
Bedeutung: Dysbakterie mit leichter Lymphbelastung<br />
Reagenzglas 4: ohne Befund<br />
Reagenzglas 5: ohne Befund<br />
Reagenzglas 6: Urinfarbe unten dunkler als oben (Stufenbildung)<br />
Bedeutung: Leberüberlastung, exogenen oder<br />
endogenen Ursprungs
37 Fallbeispiele<br />
Diagnose<br />
• Dysbakterie mit leichter Lymphbelastung<br />
• Leberüberlastung im Sinne der Entgiftung, Stauungsleber<br />
Therapie<br />
• St2 Lycopodium cp JSO<br />
zur Anregung des Leberstoffwechsels<br />
3-mal täglich 15 Globuli vor dem Essen im Mund zergehen<br />
lassen<br />
• W1 Allium cp JSO<br />
Regulation der Darmtätigkeit, Entgiftung des Darmes<br />
3-mal täglich 15 Globuli vor dem Essen im Mund zergehen<br />
lassen<br />
• Populus cp-Fluid<br />
zur venösen Entstauung des Bauchraumes, reguliert die<br />
Lymphreinigung und -funktion<br />
3-mal täglich 15 Tropfen vor dem Essen in etwas Wasser
Klinische Urindiagnose 38<br />
Klinische Urindiagnose<br />
Bei der klinischen Urindiagnose werden die Farbe, die Trübung und der<br />
Geruch des Urins beurteilt. Da diese drei Qualitäten wichtige Hinweise<br />
auf Erkrankungen geben können, sollen die häufigsten Phänomene<br />
im Folgenden kurz beschrieben werden.<br />
Normalbefund<br />
• Urin ist klar, enthält kaum sichtbare Bestandteile, nur bei<br />
Frauen kann er durch Schleimhautepithelien leicht getrübt<br />
sein.<br />
• Dunkler Urin spricht für ein hohes spezifisches Gewicht,<br />
heller Urin spricht für ein niedriges spezifisches Gewicht.<br />
• Der Geruch des frischen Urins ist nicht unangenehm. Er wird<br />
erst durch längeres Stehen unangenehm (Ammoniak).<br />
Physiologische Farbveränderungen möglich durch:<br />
• Alter und Geschlecht<br />
• Ernährungsweise<br />
• Trinkmenge<br />
• Jahreszeit<br />
• Tageszeit<br />
• Medikamenteneinnahme<br />
• Energiemangelsyndrom („Schwäche-Urin“)<br />
Trübungen<br />
• Erythrozyten<br />
• Spermien<br />
• Bakterien, Leukozyten<br />
• Eiweiß<br />
• Lipide<br />
• Chylurie<br />
• Schleim / Schleimwölkchen bei Abkühlung<br />
• Salze (Oxalate Urate)<br />
• Phosphaturie
39 Klinische Urindiagnose<br />
Pathologische Farbänderungen<br />
Farblos bis Blassgelb:<br />
Polyurie<br />
• Niereninsuffizienz<br />
• Diabetes insipidus<br />
• Diabetes mellitus<br />
• bei Einnahme von Diuretika<br />
• „Schwäche-Urin“<br />
Intensiv Gelb:<br />
Durch Einnahme verschiedener Substanzen:<br />
• Vitamin B2<br />
• verschiedene Abführmittel<br />
Orange Gelb:<br />
• zu geringe Flüssigkeitszufuhr<br />
• bei hohen Flüssigkeitsverlusten durch z.B. Schweiß, Fieber,<br />
Durchfälle und Erbrechen<br />
Rotgelb bis Orange:<br />
• Urobilinogen vermehrt im Harn<br />
• erhöhter Galleerguss in den Darm<br />
• vermehrte Galleproduktion<br />
• verschiedene Abführmittel<br />
• Carotine<br />
Rot:<br />
Hämaturie – Vorkommen bei:<br />
• Nierentumoren<br />
• Blasentumoren<br />
• Zystennieren<br />
• Nephrolithiasis<br />
• Blasensteinen<br />
• hämorrhagischer Zystitis<br />
• hämorrhagischer Diathese<br />
• Glomerulonephritis<br />
• Herdnephritis
Klinische Urindiagnose 40<br />
Hämoglobinurie – Vorkommen bei:<br />
• Marsch-Hämoglobinurie<br />
• Kälte-Hämoglobinurie<br />
• Vergiftungen mit Phenylhydrazin<br />
Hinweis: Bei normalem Erythrozytenabbau des Gesunden tritt eine<br />
Hämoglobinurie nicht auf, da das dabei freiwerdende Hämoglobin<br />
völlig an das im Serum vorhandene Haptoglobin gebunden und dem<br />
Abbau zugeführt wird.<br />
Unterscheidung zur Erythrozyturie: Im Sediment hat die Erythrozyturie<br />
nur Bodensatz, während die Hämoglobinurie eine gleichmäßige<br />
Rotfärbung aufweist.<br />
Myoglobinurie:<br />
• Haffkrankheit<br />
• langes Marschieren<br />
Porphirinurie:<br />
• Blutbildungsstörungen<br />
Uraturie:<br />
• harnsaure Salze (Ziegelmehlsediment)<br />
• Medikamente – Salicylsäure<br />
• kann physiologisch sein nach übermäßigem Genuss von<br />
Heidelbeeren und Roter Beete<br />
Rotbraun bis Dunkelbraun:<br />
• Phenolvergiftung<br />
• Bilirubinurie<br />
• Ikterus<br />
Braun bis Schwarz:<br />
• starke Hämoglobinurie<br />
• Hämaturie<br />
• Salicylsäure<br />
• Melaninurie<br />
• übermäßiger Genuss an Foliae Uvae ursi
41 Klinische Urindiagnose<br />
Grünlich:<br />
• bei Kindern normal<br />
• lymphatische Fehlsteuerung bei Erwachsenen<br />
Weißlich leuchtende Schaumblasen auf dem Urin, die bald wieder zerspringen:<br />
• unspezifischer Nierenhinweis<br />
Schaumkegel an der Harnoberfläche mit der Spitze nach unten zeigend<br />
(„Zuckersäule“):<br />
• Frühhinweis auf eine Schwäche der Bauchspeicheldrüse im<br />
Hinblick auf die Insulinproduktion<br />
• latenter, unter Umständen manifester Diabetes mellitus
Urin-Teststreifen 42<br />
Urin-Teststreifen<br />
Da der Urin für die traditionelle Urinfunktionsdiagnose in einem sterilen<br />
Gefäß vorliegt, sollte diese einfache Methode immer mit genutzt<br />
werden um klinische Diagnosen auszuschließen.<br />
Bei den gängigen Urin-Teststreifen finden wir folgende Testfelder:<br />
Leukozyten<br />
Leukozyten finden sich im Urin bei akuten Entzündungen der abführenden<br />
Harnwege, besonders bei:<br />
• Pyelitis<br />
• Zystitis<br />
Nitrit<br />
Bakterien reduzieren Nitrat zu Nitrit. Daher weist Nitrit auf eine Infektion<br />
hin.<br />
• bei bakterieller Zystitis<br />
pH-Wert<br />
Steht in Relation zur Wasserstoffionen-Konzentration des Harns.<br />
• Nahrungsmittelabhängig: Eiweißreiche Kost liefert stark sauren<br />
Urin, pflanzenreiche Kost liefert stark basischen Urin.<br />
• pH-Wert ist normal bei 4,8 – 7,4 / Mittelwert liegt bei ca. 6<br />
Eiweiß<br />
• Zystitis<br />
• Schwangerschaft<br />
• Pyelitis<br />
• Glomerulonephritis<br />
• Niereninsuffizienz<br />
Glucose<br />
Die natürliche Nierenzuckerschwelle liegt bei 150 – 160 mg % und wird<br />
durch einen Adrenalinstoß herabgesetzt auf 120 mg %. Erst über diesen<br />
Wert hinaus lässt sich Glukose im Urin nachweisen:<br />
• Diabetes mellitus<br />
• Schwangerschaft
43 Urin-Teststreifen<br />
Ketonkörper<br />
Dieses Testfeld zeigt die Glykogenarmut in der Leber infolge eines<br />
Versagens des Leberstoffwechsels.<br />
• Diabetes mellitus<br />
• lang andauerndes Erbrechen<br />
• Hungerzustände<br />
• nach Operationen<br />
• im Fieber<br />
Urobilinogen<br />
• bei vermehrter Galleproduktion<br />
• bei Erkrankungen des Leberparenchyms<br />
• bei erhöhtem Galleerguss in den Darm<br />
• bei allen mit Blutzerfall einhergehenden Krankheiten<br />
Bilirubin<br />
• bei intrahepatischem Ikterus<br />
• bei posthepatischem Ikterus<br />
• bei Gallengangsverschluss<br />
Blut<br />
• hämorrhagische Diathese<br />
• hämorrhagische Zystitis<br />
• Blasensteine<br />
• Nephrolithiasis<br />
• Zystennieren<br />
• Glomerulonephritis<br />
• Herdnephritis<br />
• interstitielle Nephritis<br />
• Blasentumor<br />
• Nierentumor<br />
Hämoglobin<br />
• bei Hämolysen<br />
• bei Transfusionen
Urin-Teststreifen 44<br />
Ascorbinsäure<br />
Muss gemessen werden, da es aufgrund seiner reduzierenden Eigenschaften<br />
zu falsch niedrigen bzw. negativen Ergebnissen bei den Parametern<br />
Blut, Glucose, Bilirubin und Nitrit führen kann. Es stört enzymatische<br />
Reaktionen.
45 Spezifisches Gewicht<br />
Spezifisches Gewicht<br />
Das spezifische Gewicht des Urins hängt von der Menge der im Harn<br />
gelösten Teile ab. Die Bestimmung des spezifischen Gewichts ist für<br />
die traditionelle <strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong> unerlässlich. Denn die Intensität<br />
der Farbphänomene steht in Relation hierzu, z.B. hat ein blasses<br />
Ergebnis in Reagenzglas 6 (Leber) eine größere Bedeutung, wenn der<br />
Urin ein hohes spezifisches Gewicht hat. Außerdem kann ein von der<br />
Norm abweichendes spezifisches Gewicht auf Krankheiten hindeuten.<br />
Das spezifische Gewicht kann zudem in Relation zum Ausscheidungsvermögen<br />
des Organismus stehen. So kann einem niedrigen spezifischen<br />
Gewicht eine verminderte Ausscheidungskraft zugrunde liegen.<br />
Bei manchen Urin Teststreifen (siehe Kapitel Urin Teststreifen) lässt<br />
sich das spezifische Gewicht gleich mitbestimmen.<br />
Messgeräte:<br />
Benötigt wird ein Urometer mit einer Skala von 1000 bis 1040, bei dem<br />
die Temperatur für seine Eichung draufsteht. Zur Messung verwendet<br />
man einen Glaszylinder, in dem das Urometer frei schwimmen kann<br />
und ein Thermometer.<br />
Vorgehensweise:<br />
• Harn von Raumtemperatur in den Glaszylinder füllen<br />
• Harnschaum mit Filterpapier beseitigen<br />
• Harntemperatur messen<br />
• Urometer frei schwebend eintauchen lassen<br />
• Skalenwert am Urometer in Höhe des unteren Meniskus<br />
ablesen<br />
Berechnung für die tatsächliche Temperatur:<br />
Für je 3 Grad mehr als die Eichtemperatur beträgt das spezifische Gewicht<br />
0,001 mehr.<br />
Für je 3 Grad weniger als die Eichtemperatur beträgt das spezifische<br />
Gewicht 0,001 weniger.<br />
Normalwert:<br />
1015-1025 bei normaler Kost und Flüssigkeitszufuhr.<br />
Morgenharn hat eine größere Dichte als der Abendharn.
Benötigtes Material 46<br />
Material<br />
Allgemein:<br />
• Handschuhe<br />
• Messbecher oder 10ml Spritzen zum Umfüllen des Urins<br />
Zur klinischen Diagnostik:<br />
• Urin Teststreifen<br />
• ggf. Glaszylinder mit passender Spindel zur Messung des spezifischen<br />
Gewichts
47 Benötigtes Material<br />
Zur „traditionellen Urinfunktionsdiagnose“:<br />
• Wasserkocher<br />
• Reagenzglasgestell oder Reagenzglasklammern<br />
• Reagenzgläser<br />
• 6 Pipettenflaschen 50 ml, zur Aufbewahrung der entsprechenden<br />
Reagenzien<br />
• 6 Reagenzien:<br />
– Nylander-Reagenz<br />
– Ehrlich-Reagenz<br />
– Natronlauge 20%<br />
– Schwefelsäure 95-97%<br />
– Essigsäure 98-100%<br />
– Salzsäure 38%<br />
Die technischen Hilfsmittel hat der medizinische Großhandel und Laborbedarf.<br />
Die Reagenzien sind in der Apotheke zu beziehen.
Literatur 48<br />
Literaturhinweise<br />
Hartung: Zitat aus der „Semiotik oder die Lehre von den Krankheitszeichen“;<br />
von Ad. Alf. Michaelis; Aken an der Elbe 1907.<br />
Schwenk, Anton: <strong>Traditionelle</strong> Harndiagnostik, Conmedia Verlag, vergriffen.<br />
Krack, Niels: Die Harnschau, Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1986.<br />
Brauner, Doris: Urinfunktionsdiagnose, Broschüren der Firmen Heel<br />
und Kattwiga.<br />
Hemm, Werner; Mair, Stefan; Schünemann, Michael; Wagner, Ralph<br />
(2003): Die JSO-Komplex-Heilweise: Das Rezeptierbuch. Foitzick<br />
Verlag München, ISBN 3-929338-25-4.<br />
Krauß, Theodor (1997): Die Grundgesetze der JSO-Komplex-Heilweise,<br />
Sonntag Verlag, Stuttgart, vergriffen.<br />
Richter, Herta; Schünemann, Michael (2003): Spagirisch heilen: Die<br />
JSO-Komplex-Heilweise. 2. Auflage, Foitzick Verlag München, ISBN<br />
3-929338-26-2.<br />
Hemm, Werner; Mair, Stefan; Praktische Biochemie nach Dr. Schüßler:<br />
Alt bewährt neu bearbeitet, 1. Auflage, Foitzick Verlag München,<br />
ISBN 3-929338-19-X.<br />
www.ihre-heilpraktiker.de<br />
Danksagung<br />
Mein besonderer Dank gilt Frau Marita Schirrmacher, die mich die traditionelle<br />
<strong>Urinfunktionsdiagnostik</strong> in der Josef-Angerer-Schule, München,<br />
lehrte. Ganz herzlich danken möchte ich auch meinem Kollegen<br />
Stefan Krauls, der mir einige seiner „Urin-Bilder“ zur Verwendung in<br />
dieser Broschüre zur Verfügung gestellt hat.
„Der Urin ist der Spiegel des inneren Chemismus und der<br />
innere Chemismus ist der Ausdruck in der Harmonie der<br />
Funktionen der einzelnen Organe. Deshalb werden wir<br />
durch die gründliche Beobachtung alles dessen, was im Urin<br />
zum Ausdruck kommt, am leichtesten imstande sein, den<br />
Organismus zu beurteilen.“<br />
(Hartung)