lehrermat.pdf
lehrermat.pdf
lehrermat.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Verschlüsselt, assoziativ oder angedeutet!<br />
Hendrick Ter Brugghen | Lautenspieler und Mädchen mit Glas, um 1624/26 Willem van Odekerken | Stillleben mit Laute, 1642<br />
Doch kann ein reines Stillleben tatsächlich erotische Gedanken transportieren? Kann ein Arrangement von Früchten,<br />
Gemüsen oder Gefäßen ohne Figurenszene ähnlich gelesen werden wie das links oben zu sehende Bildbeispiel? Es<br />
kann. Denn den Menschen des 17. Jahrhunderts war es aus der Literaturgattung der Emblematik bestens vertraut,<br />
Bedeutungen aus dem Handeln von Personen auf die Darstellung einzelner Gegenstände zu übertragen: Während das<br />
Gemälde Hendrick Ter Brugghens eine unbestritten erotische Situation formuliert, sind in dem Bild von Willem van<br />
Odekerken die auch bei Ter Brugghen zu sehenden Gegenstände - das Weinglas und die Laute - allein Träger der<br />
erzählten Geschichte und ihres pikant-unterhaltsamen Inhalts.<br />
Katalog Nr. 64 | Adriaen van Utrecht, FISCHBUDE, Leinwand, 215 x 298 cm, Gent, Museum voor Schone Kunsten<br />
Aufgeputzt ist die Dame, die sich einer Fischbude nähert. Will sie dort nur einkaufen<br />
oder tändelt sie mit dem Händler? Vieles deutet im Bild auf ihre tatsächliche<br />
Absicht: ihre koketten Schuhe, die hochgekrempelten Ärmel des Händlers, die Haltung<br />
seines Messers. Selbst die Auslage seines Standes enthält Hinweise auf die<br />
erotische Dimension der erzählten Geschichte. So interpretierten die Zeitgenossen<br />
des Malers Adriaen van Utrecht etwa die Darstellung von Austern als Metapher für<br />
das weibliche Geschlecht. Selbst aufgeschnittener Fisch konnte eine solche Deutung<br />
erfahren, zumal wenn er so geschildert in einem Gemälde erscheint, wie im<br />
rechten Bilddetail zu sehen.<br />
Quellen<br />
Unter dem Stichwort „Fische“ findet sich in<br />
Johann Heinrich Zedlers „Universallexikon<br />
aller Wissenschaften und Künste“ (1739):<br />
„Es ist auch würklich an keinem Orte in der<br />
Welt eine so starcke Neigung zur Fortpflanzung,<br />
als unter denen Einwohnern des Meeres.<br />
Man wird anderswo keinen Vater finden,<br />
der sich mit seiner so zahlreichen Nachkommenschaft<br />
prangen könnte, als unter denen<br />
Fischen.“